Hilfe bei Depression – ein Impuls Vor einiger Zeit wies mich ein Freund darauf hin, dass er in dem größten deutschen Forum zum Thema Depressionen trotz der gewaltigen Größe der Webseite, keinen Eintrag finden konnte, der über einen nachhaltigen Heilerfolg berichtete. Das gibt zu denken. Sicherlich muss es sie geben, die Erfolgsgeschichten, sie scheinen aber sehr rar und vereinzelt zu sein. Mein Bekannter zumindest war nach 2 Stunden erfolgloser Recherche ziemlich niedergeschlagen und frustriert. Warum gibt es bei der Bewältigung von Depression nur so wenig Erfreuliches zu berichten? Die vorhandenen Statistiken sind entmutigend, eigentlich erschreckend. Eine amerikanische Statistik besagt, dass 50% der Patienten, die mit konventionellen Methoden behandelt worden sind überhaupt keine Verbesserung verspüren. Die konventionellen Methoden umfassen auf der einen Seite den medikamentösen Ansatz und auf der anderen Seite die nicht-medikamentöse Gesprächstherapie, die wiederum grob in Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie unterteilt werden kann. Bei dem medikamentösen Ansatz geht der Experte (meist Arzt, Psychiater, Neurologe) davon aus, dass die Ursache einer Depression das Fehlen spezieller Neurotransmitter (chem. Botenstoffe im Gehirn), wie Serotonin oder Dopamin, ist. Ist diese reduzierte Ausschüttung dieser Botenstoffe aber wirklich ursächlich? Erzeugt das fehlende Serotonin die depressive Stimmung oder die depressive Stimmung die geringere Ausschüttung von Serotonin? Das Serotonin als Ursache, das wäre schön einfach, aber die Realität sieht anders aus, was Statistiken und persönliche Erfahrungswerte von Betroffenen auch belegen. Zuerst ist da der Umstand, dass 40% der Betroffenen die Medikamente aus unterschiedlichen Gründen bereits innerhalb eines Monats absetzen. 70 % der Menschen, die Antipressiva zu sich nehmen, haben weiterhin begleitende Symptome einer Depression und 50 bis 85% der Menschen, die eine Depression hatten, erleben später einen Rückfall in die Depression. Eine viel beachtete englische Studie aus dem Jahr 2008 zufolge, zeigte sogar, dass Antipressiva bei leichter und mittlerer Depression kaum wirksamer sind als ein Placebopräparat. Zusammengefasst heißt dies wohl, dass das Medikament die Menschen nicht heilt, sondern „bestenfalls“ die Symptome temporär unterdrücken und somit temporär eine Erleichterung mit sich führen kann. Auf der positiven Seite, bei manchen, wenigen Menschen scheint diese Erleichterung auszureichen, damit das System sich wieder nachhaltig heilt. Aber das ist eher die Ausnahme und nicht die Regel. Der Mensch muss die Heilung scheinbar doch selber in die Hand nehmen. Und das ist gut so. In der Gesprächstherapie geht der Therapeut (meist ein Psychologe) davon aus, dass wir ein Produkt unserer persönlichen Geschichte und Erfahrungen sind und das durch das kognitive Verstehen und die linearen Einsichten in die Zusammenhänge von Erfahrenem, Beziehungen und Verhalten die psychische Störung aufgelöst werden kann. In diesem Ansatz sind nicht die Neutransmitter Schuld an der psychischen Störung, sondern die „Mutter“. Studien über die Wirksamkeit dieser Therapieformen haben gezeigt, dass sie ähnlich wirksam in der Bewältigung von Depressions-Symptomatik sind, wie Medikamente, also leider nicht besonders. Glücklicherweise aber sind sie zumindest ohne die möglichen medikamentösen Nebeneffekte. Obwohl es natürlich auch Menschen gibt, die durch die konventionellen Therapieformen eine wesentliche Erleichterung, Halt und Verbesserung, manche sogar nachhaltige Heilung erfahren haben, stellt sich einem die Frage, warum sind die Erfolge in der Depressionsbewältigung statistisch gesehen so selten und die Betroffenen quälen sich trotz Therapie oft verzweifelt und hilflos durchs Leben? Mir zumindest stellte sich diese Frage und so gehe ich ihr seit einiger Zeit nach. Unweigerlich muss man sich als Patient oder Therapeut für die Beantwortung dieser Frage mit alternativen Behandlungsansätzen beschäftigen, es sei denn, man behauptet, dass die Erkrankung nicht oder nur in Ausnahmefällen heilbar ist. Manche (hilflose) Therapeuten, behaupten dies jedenfalls und rauben manchen Patienten somit die letzte Perspektive. Eigentlich tragisch. Wie könnte ein alternativer Heilungsansatz bei Depression denn aussehen? Was auch immer dieser Ansatz wäre, eines ist klar, es gibt keine Wunderpille, die passiv wirkt und eine nachhaltige Wirkung entfaltet. Wenn es die nämlich geben würde, dann wären die Depressions-Statistiken anders und dieser Text mehr als überflüssig. Eine bewusste Mitarbeit durch den Betroffenen scheint imperativ, denn Veränderung kommt nicht von außen, sondern von innen. Eine grundlegende Frage: Wie entsteht Heilung in einem Menschen? Man kann dies gut am Beispiel der körperlichen Wundheilung beobachten. Man muss im Grunde nichts machen. Das System weiß was zu tun ist und heilt sich selbst. Der Organismus ist ein Selbstheilsystem. Man kann den natürlichen Heilprozess aber unterstützen, indem man die Wunde sauber hält und andere Hürden aus dem Wege räumt. Man kann zum Beispiel etwas Desinfektionsmittel auf die Wunde geben und vielleicht ein Pflaster, um den Wundbereich zu schützen. Aber die eigentliche Arbeit der Heilung macht der Organismus mit seinen eigenen inhärenten Ressourcen. Ist dieses Prinzip der Selbstheilung ebenfalls auf der psychischen Ebene gegeben? Ja, selbstverständlich. Die wichtigsten zwei Fragen sind: wie ist heute morgen nach dem Aufwachen meine Depression entstanden und was steht dem Normalzustand und der Selbstheilung im Wege? Man kann durch genaues Beobachten herausfinden, was einem gut tut und was nicht. Wenn man sich selbst genau beobachtet, jedes kleine innere Detail, ohne Wertung, fast so wie ein Wissenschaftler, kann man diesen Prozess und die Zusammenhänge sehen und verstehen. Die Antwort ist, dass die Depression aus meinen Gedanken entsteht und nicht, obwohl es so scheint, aus meinen Umständen. Es sind die Gedanken über die Umstände, die das regelmäßige oder permanente Gefühl der Schwermüdigkeit entstehen lassen, das Körper, Geist und Seele mit einem dunklen Schleier belegen. Den meisten Depressionen gehen Gedanken voraus bis das Gefühl zur Gewohnheit geworden ist. Bei Angst und vielen anderen psychischen Störungen übrigens auch. Denken ist die Ursache einer Depression, vor allem "schweres und einengendes“ Denken. Wenn man genau hinschaut, findet man heraus, dass das Denken und Analysieren einem als Ganzes nicht gut tun, denn sie verursachen die Depression. Könnte man die destruktiven und schweren Gedanken abstellen, würde die Depression ihren Nährboden verlieren. Nach spätestens ein paar Tagen, würde das System beginnen sich zu erholen und die Schwere würde die Person loslassen. Aber so einfach ist das natürlich meist nur in der Theorie. Seine Gedanken kann man nicht einfach abstellen, zumindest nicht längerfristig. Sie entstehen und laufen automatisch. Die Inhalte sind gelernt und durch die konditioniert Gewohnheit und Prägung vorgegeben. Es ist sozusagen ihre Aufgabe in Bewegung zu sein. Wenn sie sich einmal zu einer Depression oder chronischen Angstzuständen verdichtet haben, kann man das Problem nicht mehr auf der Ebene des Problems lösen. Innerhalb der Kreisläufe kommt man nicht mehr aus den geistigen Erschöpfungsmustern heraus. Es ist wie ein Hamster im Rad, der rennt und rennt, aber nicht mehr weiter kommt. Abhängig von den Umständen, fühlt man sich dann vielleicht mal besser und dann wieder schlechter. Die Batterie aber lädt sich nicht mehr richtig auf. Lebensfreude und Lebenskraft stehen nicht mehr ausreichend zur Verfügung. Das zieht nach unten. Die Störung hat einen im Griff und die Symptome nehmen zu. Ab einem gewissen Punkt können sich Verzweiflung und Ausweglosigkeit breit machen. Der Vorteil an diesem Zustand: er kann zu einer hohen Bereitschaft für Veränderung führen. Aber was und wie kann man etwas verändern? Da man nichts erzwingen kann, beginnt man am besten auf eine sanfte aber bestimmte Art und Weise Impulse zu setzten, um das, was dem Heilprozess im Wege steht die Kraft zu entziehen. Man beginnt den Gedanken die Macht zu entziehen. Dies ist ein mechanischer Prozess des Disziplinierens, ohne Zwang und Druck, der meist nicht von heute auf morgen geht, aber direkt zu mehr innerer Ruhe und Leichtigkeit führt. Dabei geht es nicht darum Gedanken zu unterdrücken oder wegzuschieben, sondern darum sie nicht mehr zu vertiefen. Es geht darum ein Gefühl zu entwickeln hier zu sein, in sich zu ruhen, ohne falsch oder richtig, ohne Worte, jetzt in diesem Moment: nicht-Denken. Was passiert, wenn man für 5 Minuten nicht analysieren würde und den latenten Gedankenstrom nicht mehr aktiv belebt und vertieft? Was würde passieren, wenn ich für 3 Tage lang, so gut ich kann, nicht meinen Tag, meine Vergangenheit, meine Zukunft und meine Gesamtsituation bewerte und innerlich mich weniger mühe? Wenn ich tagsüber innerlich nichts mehr mache, innerlich nirgendwo mehr hin muss, nicht mehr flüchte oder kämpfe, sondern mich in den gegenwärtigen istZustand fallen lasse (nicht in die Depressions-Geschichte), aufgeben, mich tragen lasse, was passiert dann? Darüber zu denken ist eher müssig. Die Praxis im Alltag macht den Unterschied aus. Und sowieso, was hätte man durch diese Übung zu verlieren? In dem Prozess der einsetzt, beginne ich zuerst meine gedankliche Aktivität bewusst wahrzunehmen, mal mehr und mal weniger. Ich sehe meine vielen Gedanken und sehe, wie eng und destruktiv sie sind. Bald schon erfahre ich mich wie ein Beobachter oder Zeuge meiner Gedanken, ohne Wertung. Es gibt Gedanken und es gibt mich, den Denker sozusagen. Zu diesem Zeitpunkt ist es meist bereits bedeutend ruhiger in mir, zumindest erfahre ich regelmäßige Phasen von innerer Ruhe und Freiraum. Schließlich beginne ich einen wachen Zustand reines Beobachtens zu erfahre, ohne ich oder du: pure Anwesenheit. Für den Organismus ist dies äußerst heilsam. Das System entkrampft und der Selbstheilung wird unterstützt, geistig, emotional und auch körperlich, ohne dass die Person etwas machen müsste. Lebenskraft sammelt sich wieder an. Sie ist die Basis der Lebensfreude. Was somit wieder entstehen kann Momente von mehr Stille und Liebe, manchmal vielleicht sogar absolute Stille und grenzenlose Liebe. Dies kann sich wie ein tiefes inneres Annehmen anfühlen, ein Lieben von dem was ist, ohne Bedingungen oder Widerstand gegen den "Schmerzkörper". Immer mehr, ganz sanft mit sich und dem Schmerzkörper. Auch innere, ruhige Kommunikation mit dem "Schmerzkörper" kann diesen Prozess vertiefen. Es ist wie ein einladen und vorsichtiges in den Arm nehmen, von allem, was sich zeigen will und innerlich schreit. Beobachten Sie, was der "Depressionskörper" in solch einer Umgebung macht. Wie lange kann er ohne die nährenden Gedanken "leben"? Was passiert wenn Lebenskraft sich wieder ansammelt? Autor: Falk Mieschendahl www.humanflow.de