Spektroskopie 109 ÉDaSS – Échelle-Data-Simulation Software von Daniel P. Sablowski Da die Anforderungen der Messpräzision und Stabilität für wissenschaftliche Messungen stetig zunehmen, ist es von wachsender Bedeutung, die Eigenschaften der neu zu entwickelnden Instrumente schon lange vor der Bauphase ausgiebig zu simulieren und zu analysieren. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn unterschiedliche Design-Ansätze für die Messaufgabe vorliegen und eine Entscheidung getroffen werden muss. Die allgemeinen Parameter wie Auflösung, Dispersion, Sampling, um nur einige zu nennen, sind vom zu Grunde liegenden „science goal“ vorgegeben. Des Weiteren darf bei der Analyse nicht nur das Messgerät selbst untersucht werden, sondern das Zusammenspiel mit der gesamten Messkette, welche beim Objekt selbst beginnt und über die interstellare bzw. intergalaktische Materie, Erdatmosphäre, Teleskop, Messgerät, beim Detektorsystem und äußeren Einflüssen endet. Die hier vorgestellte Software wurde in C++ geschrieben und basiert auf einem Eingabe-File, welches alle wichtigen Grundparameter des optischen Systems beinhaltet. Als Quelle wird a priori eine Planckverteilung angenommen. Es können jedoch auch über Linienlisten Emissionsspektren erzeugt werden. Auch Absorptionsspektren sind über entsprechende Linienlisten erzeugbar. Die Erdatmosphäre wird ebenfalls berücksichtigt und die wellenlängenabhängige Extinktion wird durch Angabe der Zenitdistanz errechnet. Außerdem können optische Flächen wie Spiegel, Linsen und Beschichtungen spezifiziert werden. Auch Spektren für klassische Spektrografen können erzeugt werden. 60° Winkeln verwendet. Im Eingabe-File stehen die Sellmeier-Koeffizienten für F2-Glas, was aber leicht an jedes andere Glas angepasst werden kann. Es sollen noch zwei weitere Optionen folgen: Volumen-Phasen-Holografische (VPH) Gitter und VPH-Grism. Als nächstes wird die Anzahl der optischen Flächen abgefragt, welche dann näher spezifiziert werden müssen. Unbeschichtete Flächen werden über den Brechungsindex und den Einfallswinkel charakterisiert und die Transmission bzw. Reflexionsverluste errechnet und angezeigt. Nun werden die Daten im Eingabe-File gelesen, wobei zwei Files vorliegen: eines für die Konfiguration mit Prisma-CD und eines für Gitter-CD. In diesem File stehen alle notwendigen Parameter und technische Angaben, die zur Berechnung notwendig sind. Die Effizienz des CCD-Chips wird auf Grund mangelnder guter Quanteneffizienzdaten mit einer planckförmigen Kurve angenähert. Spezifiziert werden hierzu die PeakEffizienz und die Wellenlänge, bei der diese auftritt. Für den Nutzer von Gnuplot werden einige Hinweise zum Plotten sowie zu den gespeicherten Daten auf die Konsole geschrieben. Die Zentralwellenlänge und der maximale Feldwinkel an der Bildebene des Spektrografen werden ebenfalls ausgegeben. Weiterhin wird die kleinste und größte, vom CCD-Chip noch erfasste Wellenlänge angegeben, wie auch die Nummer der höchsten und niedrigsten Beugungsordnung und deren Zentralwellenlängen. Damit ist die Berechnung der Übersichtsparamter abgeschlossen und die Berechnung der Parameter und die Erzeugung des CCD-Bildes beginnt. Nach 1 3D-Landschaft eines typischen Échellespektrums, wie es von ÉdaSS erzeugt wird 2 Plot durch eine einzelne Pixelzeile der Beugungsordnung 140 des Spektrums aus Abb. 1 Das Programm Wird das Programm ausgeführt, fragt es zunächst nach der Wahl für einen CrossDisperser (CD). Momentan stehen die Optionen Gitter und Prisma zur Verfügung. Das Gitter wird als Transmissionsgitter mit einer Peak-Effizienz von 75 % angenommen, dieser Wert kann im EingabeFile angepasst werden. Das Prisma wird als equilaterales Dispersionsprisma mit VdS-Journal Nr. 57 110 Spektroskopie Nun können Parameter aus dem entsprechenden Ausgabefile geplottet werden. Diese sind: Auflösungsvermögen, Anzahl registrierter Photonen, Dispersion, Anamorphismus, Nyquist-Faktor, Transmission der Erdatmosphäre, Effizienz des Systems und die projizierte Spaltbreite. Abschließend zeigen wir noch eine instruktive Analyse, die aus solchen Daten gewonnen werden kann. An erzeugte Absorptionsspektren mit gaußförmigen Linien wurden Gaußfunktionen angefittet und der Standardfehler in Abhängigkeit des Rauschens und des Samplings untersucht. Die Abbildung 4 zeigt das Ergebnis auf grafische Weise. Die Legende oben rechts gibt das Sampling der FWHM der Gaußkurve an. Die blaue Linie korrespondiert also zu einer Abbildung der FWHM auf zwei Pixel und gehört damit zur Nyquist-Bedingung. Wir sehen aber, dass der Standardfehler mit zunehmendem Sampling abnimmt. Eine wesentliche Reduktion wird jedoch durch die Reduktion des Rauschens erreicht. 3 Échellogramm für (oben) 79 l/mm- und (unten) 31,6 l/mm-Échellegitter Abschluss der Berechnungen wird die Halbwertsbreite des Seeingscheibchens, der Spektralbereich, und die CPU-Rechenzeit ausgegeben. Ergebnisse und Diskussion Mit den erzeugten CCD-Bildern lassen sich Datenreduktionsroutinen prüfen bzw. entwickeln. Es können bereits, da die dominierenden Rauschquellen ebenfalls berücksichtigt werden, Stabilitätsbetrachtungen der Linienpositionen durchgeführt und es können Belichtungszeiten abgeschätzt werden. Als Rauschquellen werden das Photonenrauschen und das Ausleserauschen der CCD berücksichtigt. Weitere Rauschquellen können berücksichtigt werden, indem der Eingabewert für das Ausleserauschen angepasst wird. In der Abbildung 1 ist beispielhaft ein 3D-Landschaftsplot eines typischen Échellespektrums (Prisma-CD) gezeigt. Ein Plot durch eine einzelne Pixelzeile der Ordnung 140 in diesem Échellespektrum ist in der Abbildung 2 gezeigt. Hier sieht man gut die leicht asymmetrische Form der Blazefunktion, wenn nicht in Littrow-Konfiguration gearbeitet wird. Die Wellenlängenskalen je Beugungsordnung werden mit ausgegeben und VdS-Journal Nr. 57 können daher, wie in der Abbildung 2 geschehen, praktischerweise mitgeplottet werden. Die Draufsicht des Échellespektrums wird als Échellogramm bezeichnet und ist beispielhaft in der Abbildung 3 gezeigt. Das obere zeigt ein Spektrum berechnet für ein 79 l/mm- und das untere für ein 31,6 l/mm-Échellegitter. 4 Schlussbemerkung Neben den bereits verfügbaren Features sollen noch die beiden anderen Optionen für den CD-Typ implementiert werden. Außerdem soll noch die Möglichkeit für äquidistante Emissionssignale, wie sie von einem Laserkamm oder einem Fabry-Pérot bereit gestellt werden, eingearbeitet werden. Eine Testversion der Software kann von [1] kostenlos geladen werden. Web-Link: [1] astro-spec.com Abhängigkeit des Standardfehlers der Linienposition in Abhängigkeit des Rauschens und des Samplings der Spektren