Quelle: Südwest Presse am 29. Dezember 2011 Auf der Zielgeraden Ehingen. Die Bauarbeiten am neuen Bierkulturhotel der Familie Miller sind auf der Zielgeraden. Am 1. März soll - zunächst in aller Stille - Eröffnung sein. Die Gäste werden eine bemerkenswerte Architektur erleben. Ein sehenswertes Gebäude: Michael Miller vor seinem Bierkulturhotel in der Schwanengasse. An der Fassade werden noch Balkonbrüstungen aus Holz angebracht. Die Passanten bleiben stehen, treten an den Bauzaun, schauen, diskutieren und weisen einander auf Details hin. Derzeit ist in der Schwanengasse immer wieder dasselbe Bild zu sehen: Der Neubau des Bierkulturhotels der Familie Miller gegenüber ihres Gasthauses "Schwanen" ist Gesprächsthema in Ehingen. Der Bau in einem wichtigen historischen Teil der Ehinger Altstadt soll am 1. März eröffnet werden - ohne Festakt. "Wir schauen zunächst, dass alles gut läuft und optimieren in den ersten Wochen den Betrieb", sagt Bauherr Michael Miller. Erst dann werde die offizielle Eröffnung geplant. An den Plänen für das neue Bierkulturhotel ist lange getüftelt worden - das spürt der Betrachter auf Schritt und Tritt bei einer Besichtigung des Gebäudes. Von außen ist dem in drei Teile gegliederten Bau etwa kaum anzusehen, dass er über sechs Stockwerke reicht. Doch die von der Lindenstraße aus erreichbare Tiefgarage mit 22 Stellplätzen ist von der Schwanengasse aus nicht zu sehen. Auch das Dachgeschoss tritt für den Betrachter optisch kaum in Erscheinung. Beim Rundgang fällt zudem immer wieder auf, wie geschickt die Umgebung in die Planungen einbezogen wurde. Das benachbarte, mittelalterliche Hohe Haus ist etwa durch die große Glasfassade in vielen der insgesamt 50 Gästezimmer zu sehen. Fast wirkt es, als sei eine romantische Fototapete aufgespannt worden. Das Hohe Haus, berichtet Michael Miller, werde übrigens nach dem Ende der Arbeiten am Bierkulturhotel von den Eigentümern voraussichtlich ebenfalls renoviert, die Fassade gestrichen. Im Innenhof zwischen Bierkulturhotel und dem mittelalterlichen Gebäude wird dann ein schönes Eckchen in Ehingen entstehen. Die Familie Miller wird dort wieder ihren Biergarten eröffnen, auch seine Hopfenpflanzen stellt Braumeister Miller dort auf. Von einigen Zimmern aus geht der Blick noch weiter über Ehingen, der Turm der Stadtpfarrkirche St. Blasius ist etwa zu sehen. Wer im zum "Best Western"-Verband gehörenden Hotel eine der über zwei Stockwerke reichenden Suiten bucht, hat sogar einen Blick bis hin zum Liebherr-Gelände mit den mächtig aufragenden Kranen. In Teilen des Hotels sollen, wie berichtet, die Zimmer so gestaltet werden, dass sie an hölzerne Bierkisten erinnern. Das Holz für die Bierkisten-Inneneinrichtung stammt aus dem alten, abgerissenen Stadel des "Schwanen", derzeit wird es für den Einbau aufbereitet. Eine kleine Sensation ist es, wie die alte Ehinger Stadtmauer in das Gebäude eingebunden wurde. Im Stadtmauer-Teil des Bierkulturhotels bestehen Zimmerwände komplett aus dem ehemaligen, bis zu 1,50 Meter dicken Ehinger Verteidigungswall. Statt Fenstern geben mächtige Schießscharten den Blick in Richtung Lindenstraße frei. Familie Miller und ihr Architekt Ulrich Schwille haben viel getan, um das möglich zu machen. Die Reste der alten, teilweise brüchigen Stadtmauer haben auf rund 20 Metern im so genannten Pilgerschritt-Verfahren ein neues, tiefes Betonfundament erhalten. So ist gesichert, dass die Mauer - jetzt als Teil eines Hotelbaus - weitere Jahrhunderte besteht. Außerdem wurde sie, wo nötig, ausgebessert. Ein Fachmann der Baufirma Brotbeck hat dazu auch alte Steine aus dem Ehinger Franziskanerkloster verwendet, dort ist die Firma derzeit ebenfalls tätig. Passend sind die Zimmer im Stadtmauer-Teil des Hotels nicht im Bierkisten-Stil ausgestaltet. Sondern Treppen, Geländer und Zwischenstockwerke aus massivem Metall lassen den Eindruck entstehen, in einer mittelalterlichen - aber mit allem modernen Komfort ausgestatteten - Kammer zu sein. Ohne Zweifel ein Erlebnis. Doch das sind nicht die einzigen Entdeckungen. Bei der Einfahrt der Tiefgarage, die Michael Miller mit Freunden übrigens selbst gepflastert hat, ist der Raum für die Haustechnik. Ein Blockheizkraftwerk erzeugt dort nicht nur Wärme, sondern auch Strom. Mittelalterliche Atmosphäre: Michael Miller vor der Ehinger Stadtmauer, die in den Hotelneubau mit einbezogen wurde. Für die Sanierung der Mauer wurden auch alte Steine aus dem Franziskanerkloster benutzt. und den Turm der Stadtpfarrkirche. Reizvolle Blicke bieten sich aus den Hotelzimmern – etwa auf das Hohe Haus Fotos: Bernhard Raidt