technik VHF Antwort in extrovertierter Form Energie und Technik Das gesamte Gebäude ist in Massivbauweise errichtet. Die kassettierten Fassadenbleche werden in eine Unterkonstruktion eingehängt. Der Gebäudeentwurf wurde energetisch an den KFW 70 Standard angelehnt. Der sommerliche Wärmeschutz wird mittels Dreischeiben-Sonnenschutzverglasung erreicht. Das Gebäude wird durch Luftwärmepumpen – für jeden Raum einer Nutzungseinheit individuell steuerbar – sowohl geheizt als auch kontrolliert belüftet und gekühlt. Ein durch den Hersteller der Anlage installiertes Mess- und Auswertungssystem setzt einerseits Nutzer in die Lage, ihre energetischen Verbräuche kontinuierlich und tag-genau zu überprüfen, um einen Selbstlernprozess zur eigenverantwortlichen Optimierung ihres Energieeinsatzes zu unterstützen. Andererseits stehen dem Wartungsunternehmen kontinuierlich Daten über den aktuellen Betriebsstatus und den Betriebsverlauf jeder Einheit zur Verfügung, so dass schleichende Systemineffizienzen zeitnah erkannt und behoben werden. Durch den Einsatz regenerativer Energie und die technische Begleitung des Betriebes wird der Gesamtenergieverbrauch niedriger ausfallen, als bei einem möglicherweise kostengünstiger errichteten Gebäude mit konventioneller Technik. Bilder: Ulrich Deimal, Deimel+Wittmar Fotografie, Essen orientieren sich zum gemeinsamen Parkplatz, an dem sich das Ensemble aus dem bestehenden Supermarkt und dem Gesundheitshaus gegenüberstehen. Über das großzügige, auf seinen drei Ebenen unterschiedlich gestaltete und natürlich belichtete Treppenhaus, werden vier Einheiten im Obergeschoss Auskragungen und und drei Einheiten im DachgeArkaden strukturieren schoss erschlossen. Die barrieden Baukörper und akrefreie Nutzung des Gebäudes ist zentuieren Zuwegungen durch einen Aufzug sichergestellt. und Eingangsbereich. Bauaufgabe war es, auf einem teils brachliegenden, teils als Parkplatz eines angrenzenden Supermarktes genutzten Grundstück ein Gebäude mit gemischter Nutzung zu errichten. Neben einem Drogeriemarkt im Erdgeschoss sollten Räumlichkeiten für Praxen und Büros geschaffen werden. Zudem galt es, die zergliederte städtebauliche Situation zu ordnen. Eine Kubatur als Parallelogramm mit strukturierter Fassade war die Antwort der Planer vom Büro Format Architektur, Köln auf diese Aufgabenstellung. Diese ungewöhnliche Grundrissgeometrie ist somit eine planerische Antwort auf den ungewöhnlichen Grundstückszuschnitt, die städtebauliche Situation, sowie die gesetzten Flächenbedürfnisse des Ankermieters im Erdgeschoss. Außerdem mussten die benötigten Stellplätze sowohl für das neue Gebäude, als auch für den bestehenden Supermarkt auf dem engen Grundstück untergebracht werden. Die extrovertierte Form des Parallelogramms, wird durch das in Teilen eingezogene Erdgeschoss und das auskragende Flugdach des Staffelgeschosses, weiter plastisch herausgearbeitet. Auskragendes Obergeschoss Die beiden Zugänge des Gebäudes liegen in durch das auskragende Obergeschoss überdeckten Bereichen, die als Arkade ausgebildet sind. Die Anlieferung des Marktes und die Tiefgaragenzufahrt sind getrennt von der Erschließung der Kundenparkplätze. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion der Lärmimmission für die Nachbarschaft. Die Eingänge zum Drogeriemarkt und zu den Praxen und Büros 2 fassadentechnik 4/2016 fassadentechnik 4/2016 3 technik Gemeinsame VisualisieSchnitt. …in Fenster aufgelöst Für das Gesundheitshaus galt es, die unterschiedlichen Ansprüche der Nutzung im Erdgeschoss und in den Obergeschossen miteinander zu vereinen. Der Drogeriemarkt benötigt minimal geöffnete Fassaden, wohingegen für die Nutzungen in den Obergeschossen ein höherer Fensteranteil nötig ist. Für diese Anforderungen wurde ein geschlossenes Sockelgeschoss mit einzelnen, sorgfältig platzierten und dafür großen Öffnungen entwickelt. Die Fassade des Obergeschosses wird hingegen fast vollständig in Fenster aufgelöst. Das Dachgeschoss springt umlaufend in unterschiedlichen Tiefen zurück und ermöglicht so großzügige Terrassen, teils plattiert, teils begrünt. Sowohl aus den großen Fensteröffnungen des Obergeschosses als auch von den umlaufenden Terrassen des Staffelgeschosses haben die Nutzer im Süden und Westen einen freien Blick auf die Ruhr und die bewaldeten Ausläufer der Ruhrhöhen. Die Gerüstanker wurden verdeckt liegend in die Fugen integriert die Dach-Notüberläufe durch die Fassadenbleche geführt. Beim Flugdach kamen verzinkte, auskragende Stahlschwerter mit L=1,50m zum Einsatz. Bekleidet wurde es mit 3 mm gekanteten Aluminium- und Stoßblechen. Fenster und Türen Die Fensterelemente bestehen aus hochwärmegedämmten Aluminiumprofilen mit 75 mm Bautiefe, die teilweise einbruchhemmend in RC2 ausgeführt wurden. Als Verglasung wurde eine absturzsichende Dreifach-Isolierverglasung mit thermisch verbessertem Randverbund und integriertem Sonnen- und Wärmeschutz montiert. Auch hier kamen zum Teil einbruchhemmende Elemente der Widerstandsklasse P4A zum Einsatz. Da in Teilbereichen die Fensterbrüstung nur zirka 25 cm hoch ist, wurden vor den öffenbaren Dreh-/ Kippfenstern absturzsichernde Glasbrüstungen eingebaut. Für die Türelemente kamen ebenfalls hochwärmegedämmte Aluminiumprofile mit 75 mm Bautiefe zum Einsatz. Auch hier wurde teilweise eine einbruchhemmend Ausführung der Widerstandsklasse RC3 gewünscht. Malte Schnetger, Köln Bild: Ulrich Deimal, Deimel+Wittmar Fotografie, Essen Die Fassade: Feine Gliederung hinter Großform Die Wahl des Materials für die vielschichtig gegliederte Fassade erfolgte aus dem Ensemble-Gedanken des Städtebaus heraus. Die Fassade des benachbarten Supermarkts ist mit pulverbeschichteten schwarzen Blechkassetten bekleidet. Bei der Planung des Gesundheitshauses fiel die Entscheidung deshalb ebenfalls auf eine Metallfassade, hier jedoch als gegliederte, eloxierte Aluminiumfassade im Farbton dunkelbronze (E6/C34). Realisiert wurde die Gebäudehülle gemeinsam mit dem Fassaden-Fachplanungsbüro Dreising, Messingen. Vertikale Lisenen und horizontale Kantungen rhythmisieren nun die Fassade, so dass hinter der Großform eine feine Gliederung sichtbar wird. Ziel war es, zusammen mit dem Schattenwurf der scharfkantigen, horizontalen und vertikalen Gliederungen und der lebendigen Eloxierung ein je nach Blickwinkel und Sonneneinstrahlung immer wieder unterschiedlich wirkendes Gebäude zu entwickeln. Besonders im Streiflicht kommt es zu einem Farbspiel, das bei der ansonsten homogen erscheinenden Fassade überrascht. Malte Schnetger, Dipl.-Ing Architekt, (Jahrgang 1981) studierte Mitarbeit in den Büros Jessenvollenweider, Basel; Lorenz Architektur an der TU Kaiserslautern. Er absolvierte sein Diplom als Architekten, Basel; Jutta Heinze, Duisburg. Seit 2009 ist er Jahrgangsbester und Auszeichnung mit dem Bauwelt Stipendium. Projektarchitekt im Büro Format Architektur in Köln. Bild: Format Architektur Bild: Format Architektur, Köln rung von Gebäude und Fassadendetails Bei der Fassade handelt es sich um eine vorgehängte hinterlüftete Einhang-Blechkonstruktion mit flächiger, gekanteter Aluminiumfassade aus 3 mm starken Blechen. Die U-Profile sind wasserführend ausgebildet. Die Halter der Unterkonstruktion sind thermisch getrennt. An einigen Stellen wurde diese Konstruktion auch als Unterdecke ausgeführt. Für die Wärmedämmung kam 160 mm dicke, vlieskaschierte Mineralwolle mit WLG 035 in nichtbrennbar Ausführung A1 zum Einsatz. Die vertikale und horizontal teils weit vorstehenden Zargen und Lisenen wurden aus 2 mm dicken, gekanteten Aluminiumblechen stumpf gestoßen und mit Stoßblechen hinterlegt. Detailschnitt der Fassade 4 fassadentechnik 4/2016 fassadentechnik 4/2016 5