Die österreichische Anpassungsstrategie im Finale Dr. Helmut Hojesky Abteilung Immissions- und Klimaschutz 17. November 2011 Seite 1 18.11.2011 „Es geht darum, das Unbeherrschbare zu vermeiden und das Unvermeidbare zu beherrschen“ « Professor Hans Joachim Schellnhuber, 2006 (Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung) Seite 2 18.11.2011 Ziele der Anpassung an den Klimawandel in Österreich ¾ Verwundbarkeit gegenüber negativen Folgen des Klimawandels mindern ¾ die Anpassungsfähigkeit natürlicher, gesellschaftlicher und ökonomischer Systeme erhalten bzw. steigern ¾ mögliche Chancen nutzen Die Anpassung an die Klimaänderung erfolgt ergänzend zur Verminderung des Treibhausgasausstosses ! quickly-player.com Seite 3 18.11.2011 Österreichische Anpassungsstrategie – was soll sie bringen? (1) • Frühzeitige Erkennung spezifischer Risiken • Abwägung der Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, sozialer Verantwortung und Schutz der Umwelt • • • Gesamtheitliche Bewertung/Einschätzung der Verwundbarkeit Formulierung von Empfehlungen Bewusstseinsbildung mit dem Ziel, auch unter veränderten klimatischen Rahmenbedingungen zukunftsfähig zu sein. Seite 4 18.11.2011 Österreichische Anpassungsstrategie – was soll sie bringen? (2) • Schaffung eines bundesweiten Orientierungsrahmens (Systematische Darstellung, Komplexe Zusammenschau, klare Artikulation von Schnittstellen zwischen einzelnen Handlungsfeldern und Maßnahmen, Nutzung von Synergien durch mögliche Kooperationen, Aufzeigen von Chancen; vorausschauendes Handeln in der Vorbereitung auf künftige Klimaauswirkungen) • Balance zwischen unterschiedlichen Anforderungen (Vermeidung von Anpassungsaktivitäten, die anderen wesentlichen Zielen, z.B. Klimaschutz, Naturschutz, sozialen/ ethischen Werten zuwider laufen) 18.11.2011 Seite 5 Ausgleich zwischen Klimaschutz und Anpassung Als ein Beispiel für Zielkonflikte, insgesamt aber viel-dimensional Kampagne pro klima 2011 Seite 6 18.11.2011 Anpassung als präventives Handeln Gezielte und frühzeitige Initiativen zur Anpassung an den Klimawandel sind dringend notwendig! Gegenläufiger Prozess: Je deutlicher die Auswirkungen des Klimawandels spürbar bzw. fassbar werden, umso geringer werden die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Anpassung! Und die damit verbundenen Kosten könnten dramatisch steigen. Zitat Grünbuch 2007: „Wenn zugelassen wird, dass die Temperaturen um 5-6°C ansteigen, muss damit gerechnet werden, dass sich die Kosten der Anpassungsmaßnahmen drastisch erhöhen und die relative Wirksamkeit dieser Maßnahmen entsprechend sinkt.“ 18.11.2011 Seite 7 Wesentliche Prinzipen • • • • Seite 8 Bei der Anpassung an die Klimaänderung werden bestehende Unsicherheiten bezüglich künftiger Klimaentwicklungen und Auswirkungen der Klimaänderung berücksichtigt. Im Sinne des Vorsorgeprinzips sind Unsicherheiten kein Grund zum Nichthandeln! Verantwortung übernehmen! Es sollen robuste Massnahmen entwickelt werden, die innerhalb der Spanne möglicher klimatischer Entwicklungen jedenfalls sinnvoll sind und einen Nutzen aufweisen – win-win, no-regret Die Anpassung an die Klimaänderung ist ein dynamischer Prozess, ->natürliche Entwicklungsprozesse zulassen, Chancen für die Zukunft öffnen! 18.11.2011 Kriterien der Priorisierung von Maßnahmen • Ein Kriterienkatalog kann helfen, die Vor- und Nachteile von Maßnahmen/Handlungsempfehlungen der Klimawandelanpassung übersichtlich darzustellen und gewisse Vergleiche zu ziehen; • Das erleichtert der Politik eine Reihung der Handlungsempfehlungen vorzunehmen und Prioritäten zu benennen; derartige Kriterien sind in der österreichischen Anpassungsstrategie angeführt. • Erste Ansätze für eine Bewertung und Priorisierung von Maßnahmen der Klimawandelanpassung wurden im Rahmen eines StartClim-Projekts erarbeitet (Projektleitung Wegener Center) Seite 9 18.11.2011 „Einbettung“ in internationale, europäische und nationale Politik • Verpflichtung aus Klimarahmenkonvention • Grünbuch der EK zur Anpassung an den Klimawandel in Europa (2007) Weißbuch der EK zur Anpassung an den Klimawandel (2009) • • Regierungsprogramm 2008-2013 Seite 10 18.11.2011 Schritte auf dem Weg zu einer Klimawandelanpassungsstrategie…… Startschuss durch das Lebensministerium im September 2007 Inhaltliche Studien im Auftrag des BMLFUW bzw. KliEn, mit dem Ziel, Handlungsempfehlungen aus der Sicht der Wissenschaft zu erarbeiten, unterschiedliche Projektteams tätig, -> Literaturrecherche, schriftliche Befragungen, Expertenworkshops; » vorgeschaltet und parallel dazu Vulnerabilitätsabschätzungen für die einzelnen Aktivitätsfelder (Umweltbundesamt) Informelle Workshops des BMLFUW Präsentationen zum Stand der Arbeiten und zur internationalen Entwicklung (September 2007, März 2008, November 2008, Juni 2010, Oktober 2010, November 2011) 18.11.2011 Seite 11 Erfolgreicher Verlauf des Beteiligungsprozesses Der vom Klima- und Energiefonds beauftragte „Beteiligungsprozess“ des Umweltbundesamtes unterstützte die Erstellung der Strategie. Rund 100 Organisationen (VertreterInnen aus Bund und Ländern, Umweltorganisationen und weiteren Institutionen wie z.B. Rotes Kreuz und Österreichische Bundesforste, Interessenvertretungen) waren eingebunden! • • • • Seite 12 Implementierung notwendige Ressourcen Forschungsbedarf Detailfragen Foto: Umweltbundesamt 18.11.2011 Erstes politisches Grundsatzpapier • Auf Basis der inhaltlichen Studien erfolgte im Jahr 2009 die Erstellung eines „Policy Papers“, welches laufend erweitert wurde und zweimal eine allgemeine Begutachtung (Ressorts, Länder, Stakeholder und NGOs) durchlaufen hat . • Das Policy Paper wurde nun in die österreichische Anpassungsstrategie übergeführt. Infos zu diesen Aktivitäten http://klimaanpassung.lebensministerium.at sowie www.klimawandelanpassung.at 18.11.2011 Seite 13 Aufbau der zukünftigen Strategie Strukturierung des Dokuments Aus dem Policy Paper wird die Anpassungsstrategie - bestehend aus zwei Teilen: I. Kontext II. Aktionsplan mit Handlungsempfehlungen für die Umsetzung http://www.9p-strategy.com Seite 14 18.11.2011 Teil I - Kontext • • • • • Politisches Umfeld Zielsetzung Der Weg zur Strategie Klimawandel in Österreich Herausforderungen und Leitprinzipien der Anpassung • Soziale Aspekte • Kriterien für eine Priorisierung • Status Quo in Österreich • Forschungslandschaft und Forschungsbedarf • Good Practice • Kommunikation und Bildung • Ausblick 18.11.2011 Seite 15 Teil II - Aktionsplan Handlungsempfehlungen für 14 Aktivitätsfelder • • • • • • • • • • Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserhaushalt und -wirtschaft, Tourismus Energie Bauen und Wohnen Schutz vor Naturgefahren Ökosysteme/Biodiversität Verkehrsinfrastruktur Gesundheit • • • • Katastrophenmanagement Wirtschaft/Industrie/Handel Raumplanung im Bezug zur Anpassung Stadt – Urbane Grün- und Freiräume …Themen des heutigen Workshops …bereits in Informellen Workshops vorgestellt Seite 16 18.11.2011 Aktionsplan Systematik pro Aktivitätsfeld • Allgemeines (Beschreibung und Eingrenzung des Aktivitätsfeldes) • Vulnerabilitätsabschätzung • Allgemeine sektor-spezifische Handlungsempfehlungen (prinzipiell gültig für den jeweiligen Bereich) 18.11.2011 Seite 17 Systematik der Einzelempfehlungen Spezifische Handlungsempfehlungen – Aufbau – – – – – – – – – – – Seite 18 Titel Ziel Bedeutung Bezug zu anderen Aktivitätsfeldern Bezug zu bestehenden Instrumenten Stand der Umsetzung Notwendige weitere Schritte Möglicher Ressourcenbedarf Mögliches Konfliktpotenzial HandlungsträgerInnen Zeithorizont 18.11.2011 Kosten der Anpassung (1) • Über die tatsächlichen Kosten der Anpassung kann man prinzipiell derzeit noch keine verlässlichen Aussagen treffen. • Zitat „Weißbuch 2009“: „Obgleich über die Kosten der Anpassung spezifischere Informationen erforderlich sind, deuten verschiedene Quellen bereits heute darauf hin, dass die Kosten des Handelns zur Bewältigung des Klimawandels (einschließlich Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen) sehr viel niedriger sein werden als die mittel- bis langfristigen Kosten des Nichthandelns.“ Seite 19 18.11.2011 Kosten der Anpassung (2) Derzeit wird in nationalen und internationalen Studien, speziell auch auf Ebene der EU, intensiv an einer Methodik zur Darstellung der Netto-Anpassungskosten gearbeitet. Seite 20 18.11.2011 Kosten der Anpassung (3) Die Herausforderung liegt darin: nicht die absoluten Zahlen/Kostenangaben sind von Bedeutung, sondern jene, die u.a. folgendes mitberücksichtigen oAktivitäten, die auch ohne direkten Bezug zu Klimawandelanpassung gesetzt werden, jedoch zur Anpassung beitragen oSchadenskosten- bzw. allenfalls auch „bezifferbarer“ Nutzen aufgrund des Klimawandels, die sich ohne rechtzeitige Gegensteuerung ergeben werden oZusatznutzen der Anpassungsmaßnahmen 18.11.2011 Seite 21 Großer Forschungsbedarf zur Methodik von Kostenabschätzungen • Zitat Grünbuch 2007: „Es muss ein integrierter, sektorübergreifender und holistischer Ansatz gefördert werden, mit Internalisierung der durch die Verschlechterung physikalischer und biologischer Systeme bedingten Umweltkosten. Forschungsarbeiten sollten sich auf die Komplexität zusammenhängender Faktoren konzentrieren, die unabhängig voneinander nicht analysiert werden können.“ Seite 22 18.11.2011 Ressourcenbedarf • Umsetzung der Handlungsempfehlungen im Rahmen der bestehenden Zuständigkeiten • soweit als möglich durch Prioritätensetzungen und Umschichtungen innerhalb der für die einzelnen Themenbereiche verfügbaren Budgets aufzufangen • Im Falle darüber hinaus gehender Anforderungen: Prüfung möglicher (innovativer) Finanzierungsinstrumente Seite 23 18.11.2011 Aktuelle Arbeiten betreffend die österreichische Anpassungsstrategie „Climate-Proofing“ bestehender Instrumente als erster Schritt zur Umsetzung der österreichischen Klimawandel-Anpassungsstrategie“ Leitung: Umweltbundesamt; Erste Ergebnisse April 2012 •Auflistung jener Maßnahmen aus der Klimawandel-Anpassungsstrategie, die bereits durch bestehende Instrumente umgesetzt werden; •Abschätzung, welcher finanzielle Rahmen dafür aufgewendet wird; •Empfehlungen, welche Handlungsoptionen in bestehende Instrumente integriert werden können (=Synergien); •Identifizierung jener Handlungsoptionen aus der Anpassungsstrategie, die nicht durch bestehende Instrumente umgesetzt werden können und somit eine zusätzliche Finanzierung benötigen; Seite 24 18.11.2011