Elemente der deutschen Anpassungsstrategie

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Meere und Klima
Elemente der deutschen Anpassungsstrategie
Harry Lehmann
Die Bundesregierung hat im Dezember 2008 die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel beschlossen und schafft damit einen Rahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Deutschland.
Die Anpassungsstrategie stellt vorrangig den Beitrag des Bundes dar und bietet auf diese Weise eine Orientierung für andere Akteure. Sie legt den Grundstein für einen mittelfristigen Prozess, in dem schrittweise mit
den Ländern und den gesellschaftlichen Gruppen die Risiken identifiziert, der mögliche Handlungsbedarf
benannt, die entsprechenden Ziele definiert sowie mögliche Anpassungsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.
In der Anpassungsstrategie werden die Grundsätze der Strategie, der aktuelle Kenntnisstand zu den erwarteten Klimaänderungen (weltweit und für Deutschland) und den damit verbundenen möglichen Auswirkungen sowie der Umgang mit Unsicherheiten dargelegt. Darüber hinaus werden für 15 Handlungsfelder
und ausgewählte Regionen – u. a. die Küstenregionen Deutschlands – mögliche Klimafolgen konkretisiert
und Handlungsoptionen skizziert, der internationale Kontext und der deutsche Beitrag zur Anpassung in
anderen Teilen der Welt umrissen sowie die nächsten Schritte zur Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie beschrieben. Ziel der Anpassungsstrategie ist es die Verwundbarkeit gegenüber den
Folgen des Klimawandels zu mindern bzw. die Anpassungsfähigkeit natürlicher, gesellschaftlicher und ökonomischer Systeme zu erhalten oder zu steigern und mögliche Chancen zu nutzen.
Es bestehen durchaus noch Wissenslücken und Unsicherheiten, wie sich unser Klima zukünftig im Einzelnen
verändern wird. Allerdings zeigen die aktuellen Auswertungen der regionalen Klimamodelle für Deutschland,
dass dort, wo die verschiedenen Modelle zu ähnlichen Ergebnissen kommen, erste belastbare Aussagen
über die Richtung bzw. die Spannbreite der möglichen Änderungen möglich sind. Auf dieser Grundlage
kann aufgebaut werden, um die Folgen für Sektoren und Regionen abschätzen und Handlungserfordernisse
ableiten zu können.
Als zentraler nächster Schritt in der Weiterentwicklung der Strategie wird ein Aktionsplan Anpassung in Zusammenarbeit mit den Ländern und den relevanten Akteuren erarbeitet und dem Bundestag sowie dem
Bundesrat bis März 2011 vorgelegt werden. Dazu wird eine Interministerielle Arbeitsgruppe Anpassung (IMA
Anpassungsstrategie) eingerichtet. Inhalte des Aktionsplans sollen Grundsätze und Kriterien für eine Priorisierung von Handlungserfordernissen, eine daraus abgeleitete Konkretisierung von Maßnahmen des Bundes,
ein Überblick über konkrete Maßnahmen anderer Akteure, Aussagen zur Finanzierung der Anpassung sowie
Vorschläge zur Erfolgskontrolle sein.
In Bezug auf die Küstenregionen von Nord- und Ostsee erwarten die regionalen Klimamodelle aufgrund des
relativ ausgeglichenen und gemäßigten Küstenklimas bis zum Ende des 21. Jahrhunderts einen vergleichsweise geringen Lufttemperaturanstieg. Allerdings könnte sich die Häufigkeit so genannter Temperaturkenntage, also Eis-, Frost- und Sommertage oder Tropennächte, verändern. Es wird davon ausgegangen, dass
die Sommer trockener werden. Die Küstenregionen könnten in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zunehmend durch den Meeresspiegelanstieg und eine Änderung des Sturmklimas gefährdet werden. Durch
die Erhöhung des Meeresspiegels sowie eine Änderung des Sturmregimes kann sich langfristig die Erosion
vor allem an Lockermaterialküsten (derzeit etwa 0,3 bis 0,4 m pro Jahr) sowie das Eindringen von Salzwas-
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ser in das Grundwasser verstärken. Ein hohes Niveau der Küstenschutzmaßnahmen bestimmt die aktuelle
sowie künftig möglicherweise zunehmende Verwundbarkeit dieser Region. Es bestehen allerdings große
Unsicherheiten darüber, wie stark sich Meeresspiegelniveaus und Sturmklima verändern. Die norddeutschen Küstenländer und der Bund sind daher intensiv dabei, mögliche Gefährdungen des Küstenraums
durch integrale Ansätze im Küstenschutzmanagement bzw. Küstenzonenmanagement zu verringern. Eine
hervorgehobene Bedeutung spielt dabei die mögliche Gefährdung von Feucht- und Niederungsgebieten
sowie von Regionen mit einem hohen Schadenspotenzial wie dem Hamburger Hafen oder Nutzungen auf
dem offenen Meer.
Anschrift des Verfassers:
Dr. Harry Lehmann
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau
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