Das Gartenhaus noch einmal verzaubert.

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Das Gartenhaus noch einmal verzaubert.
Wundersätze sind kursiv hervorgehoben.
Das kulturelle Leben in Freienwil ist
seit dem 14. November 2015 um ein
grosses Stück ärmer: Zum letzten
Mal lud Hanspeter Heri zu einem
Konzert in sein Gartenhaus ein. An
der Dernière verzauberte das
«Pacific Quartet Vienna» das
Publikum mit Stücken von Haydn,
Mayuzumi und Brahms.
Etwas Wehmut schwang mit, als Hanspeter Heri um 21.15 Uhr vor die gut 50
Zuhörerinnen und Zuhörer im «ausverkauften» Gartenhaus trat. Heri, der sein
grosszügiges Haus verkaufen und im Laufe des kommenden Jahres nach Baden
ziehen wird, bedankte sich bei seinem treuen Publikum: «Euer Kommen war für
mich immer Ansporn, aber auch Verpflichtung, ein gutes Programm auf die
Beine zu stellen.»
Spannende Kontraste
Das war dem pensionierten Vermessungsingenieur auch am vergangenen
Samstag anlässlich des letzten Hauskonzerts gelungen. Das preisgekrönte
«Pacific Quartet Vienna» verzauberte das Publikum mit Streichquartetten von
Joseph Haydn (C-Dur, Op 54 Nr. 2) und Johannes Brahms. Dazwischen
präsentierten die Taiwanesin Chin-Ting Huang (Viola), Cellistin Sarah
Weilenmann, der Japaner Yuta Takas (1. Geige) und die Ungarin Eszter Major
(Violine) spannende Klänge, die man in Freienwil wohl noch nicht oft gehört
hat: Eine Prelude des japanischen Komponisten T. Mayuzumi von 1961. Ein
äusserst spannender Kontrast zu den beiden europäischen Vorträgen! «Dieses
Stück ist eine Mischung aus Buddhismus und Sinitismus» (Hää?), erklärte Yuta
Takas. Auch das gehörte zu den Hauskonzerten: Die Künstler erzählten dem
Publikum jeweils etwas über ihre Darbietungen und liessen sie an ihren
Gedanken teilhaben.
Als die letzten Töne von Johannes Brahms‘ Streichquartett Nr. 2 in a-Moll
verklungen waren, hiess es Abschied nehmen. Und zum letzten Mal sagte Heri:
«Manne und Fraue, ad Säck!» Denn im Gartenhaus gehörte es dazu, dass die
Gäste nach dem Konzert halfen, die Stühle ineinander zu stapeln, um Platz für
die Tische zu schaffen, die mit liebevoll angerichteten Apéro-Platten und
Speckzopf von Heris Lebenspartnerin Sonja gedeckt wurden.
Cembalo gehört jetzt einem Siebenjährigen
Elf Hauskonzerte hat der ehemalige Gemeinderat Heri seit dem 14. Juni 2013
organisiert. Der Zufall wollte es, dass auch die Premiere vom Pacific Quartet
Vienna gestaltet wurde. «Ein schöner Zufall», wie Heri findet. Mit dem
renommierten Cembalisten und Organisten Oskar Birchmeier erwies ein
anderer Weggefährte dem Freienwiler am letzten Abend die Ehre. «Oskar war
es, der mir damals den Anstoss für dieses Projekt gegeben hat», verriet Heri.
Birchmeier trat 2013 auch selber im Gartenhaus auf und spielte dabei auf dem
Cembalo, das Heri mit seiner verstorbenen Frau Christine einst gekauft hatte.
Das Tastinstrument steht jedoch nicht mehr im Gartenhaus: Am vergangenen
Dienstag wurde es von seinem neuen Besitzer, dem siebenjährigen Samuel aus
Windisch, abgeholt. Er sei froh, sagte Heri, dass es nun in besten Händen sei.
«Ich werde es vermissen»
Hanspeter Heri, der selbst nie ein Instrument spielen lernte (!), genoss den
Kontakt mit den Musikern und die Einblicke in eine neue Szene, die ihm sein
Projekt ermöglichten: «Ich habe es immer sehr gern gemacht und werde es
vermissen!» Auch dem Publikum wird die Veranstaltungsreihe fehlen.
Nirgendwo ist man näher dran. Kann den Künstlern in die Notenhefte blicken,
ihre Atemzüge hören und ihre Blicke verfolgen, mit denen sich die Musiker ohne
Worte verständigen. Auch für die Musizierenden ist diese Intimität befruchtend:
«Der Kontakt zum Publikum ist uns wichtig», sagt Cellistin Sarah Weilenmann:
Ihr Quartett tritt genauso gern im Gartenhaus vor 50 Zuhörenden auf wie vor
Hunderten in der Oji Hall in Tokyo.
Klassische Musik künftig auch im Weissen Wind?
Das Ende von «Kultur im Gartenhaus» ist ein Verlust für das kulturelle Leben in
Freienwil. Gemeinderat Daniel Aeschbach bedauerte dies in seiner Ansprache
und dankte Heri für sein «grosses Engagement: Du hast die Kulturtätigkeit
grossartig mit stilvollen, klassischen Elementen ergänzt. Es ist bewundernswert,
wie Du das Gartenhaus mit dieser Kultur belebt und ihm eine neue Funktion
gegeben hast!»
Bereits gebe es Bestrebungen, damit die Freunde klassischer Musik auch in
Zukunft in Freienwil auf ihre Kosten kommen, verriet Gemeinderat Aeschbach:
«Wir prüfen derzeit, ob es im Weissen Wind nach dem Umbau Möglichkeiten
gäbe, dies anzubieten.» Ab Frühjahr 2016 soll das traditionsreiche Wirtshaus, in
dem regelmässig moderne und volkstümliche Bands auftreten sowie Lesungen
stattfinden, neu eröffnet werden. «Wir würden uns freuen, wenn Du uns dann
mit Deinen Kontakten unterstützen würdest, auch wenn Du dann nicht mehr
direkt im Dorf wohnst», sagte Daniel Aeschbach zu Hanspeter Heri. Die vielen
Stammgäste zeigen, dass das Interesse dafür im Dorf und auch in der weiteren
Region durchaus vorhanden ist.
Von Ilona Scherer
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