TECHNIK ERRICHTUNG DES VERLAGSHAUSES VON AGORA IN WARSCHAU Ing. Richard Binder BUILDING THE NEW AGORA PUBLISHING HOUSE IN WARSAW On July 7, 2000, AGORA S.A., publishers of the largest Polish daily, Gazeta Wyborcza, awarded to Porr Polska S.A. a general contractor’s contract for building a new publishing house at the site of the former printing works and the old office building. PORR won this contract by offering a particularly tight time schedule. The contract included a special payment scheme. The whole building was divided into about 1000 elements and payment was to be made for each individual element following its completion. The project was constructed in two phases. Work was started on August 1st 2001 with the demolition of the old printing works. The completion date for Phase I was December 17th 2001, that is, after 16.5 months. Following the somewhat delayed move in, Phase II was commenced on February 4th 2002. The contractual completion date, end of September 2002, has also be met. The building consists of two underground parking floors, Main Hall and Mezzanine with public areas such as cafeteria, advertisement office, bookshop as well as social rooms, such as library, multi-purpose room, swimming-pool hall, sauna, fitness room, canteen with kitchen, as well as three office floors, and a services and technical equipment floor. The building totals approx. 43,000 m2 in gross area. The main architectural feature of this building is its extraordinary façade made of galvanised steel, aluminium, glass, African Iroko wood, and Canadian Western Red Cedar. The glazed Canadian cedar window and door elements are optically separated floor by floor by horizontal aluminium blinds. All around the stair-type south façade are runways of galvanised grating and IROKO covering. By this building, AGORA has added a prominent architectural landmark to the cityscape of Warsaw. Mit Schreiben vom 7. Juli 2000 erhielt die Porr Polska S.A. von AGORA S.A., dem Verleger der größten polnischen Tageszeitung, der Gazeta Wyborcza, den Auftrag, ein neues Verlagsgebäude am ehemaligen Standort der Druckerei und des alten Bürohauses als Generalunternehmer zu errichten. Dieser Auftrag beinhaltete den Abbruch des bestehenden Druckereigebäudes und – nach Fertigstellung der Etappe I – den Abbruch des alten Verlagshauses und die Errichtung der zweiten Etappe des Bürogebäudes. Novität war die Errichtung eines Musterhauses, das einen PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 Foto: Deopito EINLEITUNG Südfassade 7 Norden Süden BAUGRUBENUMSCHLIESSUNG GEMÄSS VERTRAG Ableitung des Wassers in den Kanal Stahlholme Steifen aus Stahlrohren Steifen aus Stahlrohren 6,225 m über Weichsel-0 Grundwasserspiegel Spundwand an der Nordwand als verlorene Schalung Brunnen Sand Tegel 1,95 m über Weichsel-0 Fundamentplatte Wasserabdichtung aus Bentonitmatten Sauberkeitsschichte Spundwand Brunnen © 2002 · PORR-GRAFIKDIENST · P0702A10 Ausschnitt des Hauptgebäudes im Maßstab 1:1 darstellte. Es sollte sowohl dem Bauherrn als auch dem Architekten die Möglichkeit geben, einen Großteil der geplanten Details, Materialien und Farben im Inneren und auch an der Fassade in Natur zu sehen und sie eventuell verändern zu können. Der Vorteil der PORR gegenüber den Mitbewerbern war die angebotene extrem kurze Ausführungszeit. Vertragsbestandteil war auch ein spezielles Finanzierungsprogramm. Zu diesem Zweck wurde das gesamte Objekt bereichs- und gewerksweise in etwa 1.000 Einzelleistungen zerlegt und für jedes dieser Einzelteile dessen Fertigstellung terminlich fixiert. Jede dieser Arbeiten musste mittels Protokoll, in dem eine genaue Beschreibung der jeweiligen Leistung, die angewandten Normen, Plangrundlagen und Qualitätsanforderungen festgehalten wurden, für abgeschlossen erklärt werden. Anschließend bestätigte der Prüfingenieur nach Besichtigung die Einhaltung von Termin und Qualität. Dieses unterschriebene Protokoll erwirkte die Freigabe der Bezahlung. TERMINE Der offizielle Baubeginn wurde laut Vertrag mit 1. August 2000 festgelegt und betrug für die Etappe I 16,5 Monate. Die Fertigstellung war am 17. Dezember 2001 vorgesehen. Die Etappe II begann nach Übersiedlung des Redaktionspersonals vom alten in das neue Verlagsgebäude am 4. Februar 2002 und endete im September 2002. GEBÄUDESTRUKTUR Das langgestreckte west-ost-orientierte Gebäude besteht aus vier funktionalen, horizontal getrennten Bereichen: • die beiden Tiefgaragengeschosse beinhalten insgesamt 364 Abstellplätze und sind über zwei Rampen, jeweils vom Westen und vom Osten her, erreichbar. Auf Ebene –2 wurden unter anderem auch zwei Sprinklertanks mit zugehöriger Pumpenstation, die Trafostation, ein Dieselaggregat und einige Lager untergebracht. Die 8 Niederspannungshauptanlage, Magazine und Pumpstation für das Schwimmbecken liegen auf Ebene –1 • Erd- und Halbgeschoss haben soziale und wirtschaftliche Funktionen; Bibliothek, Schwimm- und Fitnessbereich, Sauna, Multifunktionsraum, Betriebskantine befinden sich hier, aber auch öffentlich zugängliche Bereiche, wie Buchhandlung, Café und das Inseratbüro der Gazeta Wyborcza • drei Bürogeschosse, die in drei Funktionsbereiche – fixe Kerne mit Stiegenhäusern, Sanitärräumen und Zellenbüros, Open-Space-Büros und Konferenzsaalbereiche – geteilt sind • dem Dachgeschoss mit den technischen Räumen Es besteht ein System offener Stahltreppen, die zur Kommunikation zwischen den Bürogeschossen dienen sollen. Zusätzlich befinden sich in der Mittelachse des Gebäudes drei Fluchtstiegenhäuser. Die Aufzugsanlagen haben eine zweitrangige Funktion und sollen hauptsächlich zum Erreichen der oberen Bürogeschosse dienen. GEBÄUDEKENNDATEN FÜR PHASE I UND II Verbaute Fläche .............................................. 7.830 Bruttogeschossfläche ..................................... 42.670 Nutzfläche .................................................... 38.480 umbauter Raum .......................................... 202.030 Parkplätze ......................................................... 364 Grundstücksgröße ......................................... 11.048 Aushub ........................................................ 58.535 m2 m2 m2 m3 m2 m3 MUSTERHAUS Wie bereits erwähnt, war die Errichtung des Musterhauses eine Novität. Das hergestellte Gebäude hat eine Nettofläche von rund 100 m2. Es zeigt außer einem Fassadenausschnitt auch einen Teil eines Bürogeschosses inklusive Möblierung. Die von uns ausgewählten Firmen hatten hier die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen und für das Hauptgebäude Erfahrungen zu sammeln. Besonders wichtig war für Bauherren und Architekten der Fassadenausschnitt, da dieser das Zusammenspiel der verschieden verwendeten Materialien – Beton, PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 Norden Süden BAUGRUBENUMSCHLIESSUNG GEMÄSS AUSFÜHRUNGSPROJEKT Ableitung des Wassers in den Kanal Bentonitmatten auf Kelleraußenwand Bentonitmatten auf Schaltafeln befestigt 6,225 m über Weichsel-0 Grundwasserspiegel 0,8 m 1m Spundwand, tlw. Schlitzwand als verlorene Schalung Sand Brunnen 1,95 m über Weichsel-0 Brunnen Spundwand Tegel © 2002 · PORR-GRAFIKDIENST · P0702A11 tionstüchtigkeit dieses Gebäude-„Ausschnittes“ zeigt sich auch jetzt noch, da es seit dem Abbruch des alten Redaktionsgebäudes vom Prüfingenieur mit seinem Team als Büro verwendet wird. ABBRUCH Am 1. August 2000 wurde die Phase I mit dem Abbruch der Druckerei begonnen. Sie bestand aus drei Abschnitten. Der erste Teil war ein viergeschossiger Stahlbetonskelettbau, der relativ einfach zu beseitigen war. Die Teile 2 und 3 waren jeweils Hallen mit einem Traggerüst aus Säulen und Riegeln aus 1.000-mm-Stahlprofilen und mit Ausfachungen aus Hohlziegel- und Gasbetonsteinwänden. Die Stahlbeton-Plattendecken hatten 20 cm Dicke. Die Gesamthöhe der Objekte betrug bis zu 14,50 m. Zuerst musste das Stahlskelett komplett frei- Foto: P. Parczewski Stahl, Glas, Holz und Aluminium – zeigen sollte. Infolge der hier gewonnen Erfahrungen wurde die Fassade so umgeplant, dass die Verglasung von der inneren Fassadenebene nach außen verlegt wurde: Die ursprünglich vorgesehenen stark gegliederten Holzflächen an der Außenseite waren zu empfindlich gegen Niederschläge und die dadurch entstandenen Wasserflecken wirkten sich negativ auf das Aussehen aus. Eine weitere große Erfahrung machte man mit den Holzflächen der Laufstege. Diese waren ursprünglich aus amerikanischer Eiche. Nach Niederschlägen wurde jedoch die im Holz befindliche Gerbsäure ausgewaschen und verunreinigte alle angrenzenden Bauteile, weshalb anstelle der Eiche das afrikanische Iroko-Holz ausgewählt wurde. Weiters diente dieses Musterhaus verschiedenen Testzwecken, wie Schallschutzprüfungen, Rauchtests, Wasserdichtheits-Prüfung der Fassade usw. Die Funk- Musterhaus PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 9 BAUGRUBENUMSCHLIESSUNG / AUSHUB Parallel zu den Abbrucharbeiten wurde mit der Baugrubenumschließung begonnen. Diese bereitete besondere Schwierigkeiten. Vertraglich vorgegeben war eine die Baugrube umschließende Spundwand, die an der Nordseite gleichzeitig als äußere Schalung der Kelleraußenwand verwendet werden sollte. Sie sollte außerdem mit horizontalen Holmen aus HEB-Trägern, die den Erddruck auf Stahlstützen ableiten sollten, gegen den vorher zu betonierenden Innenteil des neuen Kellers abgestützt werden. Zusätzlich zu diesem sich auf die Bauzeit negativ auswirkenden Verfahren war erschwerend, dass die nördliche Spundwand nur etwa 1,50 m von den Nebengebäuden entfernt war. Um die Belästigung der Nachbarn durch Lärm und Untergrundschwingungen einzuschränken, war die Spundwand laut Auftrag nicht mittels Rammen, sondern durch Vibration abzuteufen. Um die sich abzeichnenden Schwierigkeiten zu vermindern, vergaben wir die Leistung an ein international erfahrenes Unternehmen. Die Dielen der Spundwand wurden gegenüber dem Vertragsprojekt so weit verstärkt, dass sie ohne zusätzliche Aussteifung dem Erddruck standhalten konnten. Um die Arbeiten zu beschleunigen, wurden werksmäßig jeweils zwei Dielen zu einem Element wasserdicht zusammengeschweißt. Die Dielenlänge wurde so berechnet, dass die Elemente in den in 5 bis 8 m Tiefe entstehenden Tegel eingerammt werden konnten und so eine wasserdichte Wanne entstand. Die Dielenlänge betrug zwischen 8 und 10 m. Es zeigte sich jedoch bereits bei der Abteufung der ersten Dielen, dass die durch das Rütteln erzeugten Schwingungen an den benachbarten Gebäuden zu teilweise erheblichen Beschädigungen führten. Noch dazu wurde festgestellt, dass ein ebenerdiges Gebäude entlang der Nordseite lediglich ein Ziegelfundament hatte, dessen Unterkante über der Voraushubsohle lag. Das probeweise Einrütteln zweier Elemente führte in diesem Gebäude bereits zu so großen Schäden, dass es einsturzgefährdet war. Es wurde daher kurzfristig von der Rüttel- zur Pressmethode mit Wasserspülung gewechselt. Stahl-Doppelsäulen 10 Zu diesem Zweck musste der Subunternehmer eine von zwei der größten in Europa vorhandenen Pressmaschinen kurzfristig nach Polen importieren. Außerdem wurden anstelle der bereits auf der Baustelle vorhandenen „Zwillingsbohlen“ einfache Dielen geordert. Begonnen wurde das Einpressen der Dielen mit einem Spüldruck von 20 bar, was auch nicht zum gewünschten Erfolg führte. Erst bei einer Erhöhung der Wassermenge und dem hohen Druck von 200 bar konnte das Einpressen in den sehr harten Tegel erfolgen. Letztere Methode wurde aber wiederum von den Statikern angezweifelt, da sie bei so starker Spülung die Einspannung der Spundwand in den Tegel nicht als sicher ansahen. Aus diesem Grund wurde für die noch fehlenden 80 m – an der heikelsten Strecke, nämlich neben den sehr baufälligen Nachbarhäusern – auf die sichere Methode der Schlitzwand übergegangen. Gleichzeitig wurde der Bauherr veranlasst, auf Grund der Erkenntnisse die Baugrubenumschließung für die Etappe II von Spundwand auf Schlitzwand zu ändern. Der Aushub konnte ohne nennenswerte Probleme durchgeführt werden. In der Baugrube befand sich lediglich ein Druckereimaschinenfundament 38,55 x 6,35 m groß, das mit einem Berliner Verbau über die Höhe von beiden Garagengeschossen eingefasst werden sollte. Hier konnte der Bauherr überzeugt werden, dass er durch das Entfernen eine große Garagenfläche mit einigen zusätzlichen Parkplätzen dazugewinnen würde und außerdem konnte nach genauer Kalkulation auch nachgewiesen werden, dass keine Mehrkosten entstanden. Das Fundament wurde durch einen lizenzierten Sprengexperten weggesprengt. Dadurch wurde die bei der Baugrubenumschließung verlorene Zeit großteils wieder aufgeholt. GEBÄUDEKONSTRUKTION Die Gründung des Gebäudes erfolgte auf einer 80 bis 100 cm dicken Stahlbetonplatte. Die unterschiedliche Foto: P. Parczewski gelegt werden. Anschließend wurden die Stahlsäulen nach genauen statischen Berechnungen abschnittsweise sorgfältig mit mehreren Schweißbrennern eingeschnitten und die gesamte Halle mit zwei Stahlseilen, die an schweren Raupen befestigt wurden, umgelegt. PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 Plattendicke wurde durch die unterschiedliche Fundamentbelastung erforderlich. Die meisten Geschosse befinden sich an der Gebäude-Nordseite, während sich an der Südseite die offenen Atrien befinden. Hier ist zu erwähnen, dass durch das Open-SpaceSystem Abweichungen von den Geraden äußerst stark zu Tage treten würden, und daher die Stahlträger über eine Länge von 120 m fluchten müssen. Aus diesem Grund wurden strenge Toleranzvorgaben gemacht, die weit über die entsprechenden Normen hinausgingen. Sie mussten genau eingehalten und mittels Vermessungsprotokollen nachgewiesen werden. Foto: P. Parczewski INNENAUSBAU Open-Space-Büro und Zellenbüros Da der Keller nach Abschaltung der Wasserhaltung bis zu 3 m im Wasser liegt, wurde eine Isolierung mit Bentonitmatten ausgewählt, die sowohl gegen das vorhandene Grundwasser als auch gegen die in diesem Wasser befindlichen ölhaltigen Verunreinigungen schützen sollte. Als Horizontalisolierung wurden auf einer Sauberkeitsschicht Bentonitmatten verlegt. Darüber kam eine 5 cm dicke Schutzbetonschicht zu liegen, bevor mit der Bewehrung für die Fundamentplatte begonnen werden konnte. Die Kelleraußenwände wurden ebenfalls an der Außenseite mit Bentonitmatten versehen und an den Übergängen zu den horizontalen Isolierungen zusätzlich mit einem Quellfugenband verbunden. Die beiden Garagengeschosse wurden in Stahlbetonbauweise hergestellt, wobei jedoch auf eine genaue Rasterteilung der Schalung sowohl bei den Wänden als auch bei den Decken Rücksicht genommen werden musste. Ab dem Erdgeschoss wurde besonderes Augenmerk auf die Sichtbeton-Oberflächen gelegt, die nicht nur wie bereits in den Untergeschossen einen systematischen Schalungsraster, sondern auch eine einheitliche Farbe des Sichtbetons aufweisen musste. Um die einheitliche Farbe zu gewährleisten, wurden die Wandabschnitte von den Architekten so festgelegt, dass ein Betonierabschnitt genau der Füllung eines Fahrmischers entsprach. Das vertikale Traggerüst im Inneren der Bürogeschosse besteht im Wesentlichen aus verzinkten Doppelstahlsäulen, die in den Hauptlängsachsen mittels C-240-Profilen und aufgesetzten Winkeln verbunden sind, die gleichzeitig die vertikale Schalung für die auf die Säulen aufgesetzten Unterzüge bilden. Um eine entsprechende Oberflächenqualität der Stahlsäulen zu erreichen, wurden nahtlos gezogene Rohre verwendet. PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 Die Kriterien des Innenausbaues sind unterschiedlich bei den drei terrassenartig angelegten Bürogeschossen und im Erd- und im Halbgeschoss. Die Böden der Bürogeschosse bestehen im Wesentlichen aus einem dem Open-Space-System entgegen kommenden Doppelbodensystem, das mit Teppichfliesen so belegt ist, dass bei Verschiebung der im Doppelbodenraster eingebauten Elemente des Lüftungssystems eine normale Bodenplatte samt Teppich gegen ein solches Element ausgetauscht werden kann, ohne dass der Teppich von der Platte entfernt werden muss. Die Zwischenwände für die Zellenbüros bestehen aus Holz-Glas-Wänden, die auf den Teppich aufgesetzt sind. Die verbleibenden offenen Büros sind mit einer segelartigen, einem vorgegeben Raster entsprechenden abgehängten Stoffdecke versehen, in die nach genauen Achsangaben die Innenleuchten und die Sprinklerköpfe eingebaut sind. Die Kernzonen beinhalten die Sanitärgruppen. Die WCZellen bestehen aus Systemwänden mit Oberflächen aus schwarzem Laminat. Auch die gemauerten Wände der Sanitärgruppen wurden mit Laminatplatten gleicher Farbe verkleidet. Der Bodenbelag besteht aus einem der Wandfarbe angeglichenen grauen PVC. Die den WCs vorgelagerten Waschräume bilden gleichzeitig die Querverbindung der offenen Büroflächen an der Nord- und der Südseite und sind von beiden Seiten durch Ganzglastüren begehbar. Der von West nach Ost verlaufenden Kernzone vorgelagert befinden sich sowohl im Norden als auch im Süden begehbare Garderoben. Diese bestehen aus Holzkonstruktionen mit speziell strukturierter Birkenholzfurnier. Diese Furniere werden nur von einer einzigen Firma in Europa erzeugt. Dieses Unternehmen besitzt Maschinen, die es ermöglichen, verschiedene Furnierstrukturen mit immer wiederkehrenden Mustern zu schneiden. Dies war insofern von Bedeutung, da diese Holzoberflächen auf Wunsch der Architekten auch bei den Möbeln sowie bei 11 darauf liegenden Mineralwolle belegt ist. Auch diese Paneele sind mit Birkenholz furniert. Außerdem dient die Unterkonstruktion als Traggerüst für die Stromschienen, in denen die Beleuchtungskörper eingehängt sind. Die Perforierung der Platten wirkt sich erheblich auf die Akustik aus. Da Betriebskantine, Café etc. gegen die Halle hin offen sind, ist, um ein angenehmes Kommunikationsklima zu schaffen, eine besonders gute Schallabsorption erforderlich. Auch die Wände sind großteils mit perforierten Holzpaneelen verkleidet. In den sich in die Obergeschosse fortsetzenden Innenatrien befinden sich Blumentröge, in die aus Portugal importierte Bambusstauden eingepflanzt sind, die bereits jetzt eine Höhe von bis zu 6 m erreichen und in Zukunft bis in das erste Bürogeschoss empor wachsen werden. Für diese Pflanzen steht eine eigene Wassersprühanlage zur Verfügung, die so gesteuert ist, dass die erforderliche Luftfeuchtigkeit von etwa 60 % in diesen Bereichen immer vorhanden ist. An der Ostseite ist der Eingang zu den sozialen Räumen. Die Böden bestehen hier aus einem graublauen PVCBelag. Die Wände sind großteils ebenfalls aus Holzpaneelen und teilweise aus bemalten Glasfasertapeten. Als abgehängte Decken sind Gipskartonplatten verlegt und in der selben Farbe wie die Glasfasertapeten bemalt. Foto: P. Parczewski speziellen Holzschiebefaltwänden, Paneelen für Wandund Deckenverkleidungen und auch für die Innenholztüren Verwendung finden sollten. Schwierigkeiten bereitete der Schutz der Doppelbodenplatten, die in den Bereichen der Verkehrswege verlegt werden mussten. Die Oberfläche besteht aus Buchenholz. Trotz Abdeckung mit PVC-Folien, darüber gelegten Spanplatten und trotz täglichem Absaugen des laufend anfallenden Baustaubes gelang es nicht, die Oberfläche der Platten so zu schützen, dass sie nicht beschädigt wurden. Es mussten mehr als 30 % des Buchenholzplattenbelags erneuert werden. Dies entspricht einer größeren Fläche als jener, die in Etappe II zu verlegen war. Deshalb wurde vorgesehen, die vorhandenen beschädigten Platten in der Etappe II als Provisorium zu verlegen und erst knapp vor Übergabe durch neue zu ersetzen. In den abgetreppten Bereichen sind jeweils innen liegende Blumentröge aus Stahlbeton eingebaut, die von den darüber liegenden Geschossen von Balkonen und Laufstegen aus eingesehen werden können. Das Erdgeschoss ist im Prinzip in zwei Bereiche geteilt. Vom Westeingang aus betritt man die Haupteingangshalle mit den öffentlich zugänglichen Räumen, wie Warteraum, Inseratbüro, Cafe, Buchhandlung und Kiosk. Von der Ostseite her betreten die Mitarbeiter von AGORA die Halle, die Zugänge zu den Aufzügen und Stiegenhäusern und den sozialen Räumen. Der Fußboden besteht aus skandinavischem schwarzem Schiefer, der in Streifenform gebäudelängsachsig verlegt ist. Die Fläche auflockernd, trennen diesen Steinboden Holzstreifen aus amerikanischer Eiche. Die abgehängte Decke besteht aus einer Stahlunterkonstruktion, die mit perforierten Schichtpaneelen und einer 12 Foto: P. Parczewski Blumentrog mit Bambus Stahltreppe Das Mezzanin besteht entlang der Südseite aus einem stählernen Laufsteg, der mittels einer Stahltreppe mit dem Erdgeschoss und den darüber liegenden Bürogeschossen verbunden ist. Der Steg hat eine Holzbodenunterkonstruktion mit einem PVC-Belag. Die Stiegenstufen sind mit amerikanischen Eichenholzbohlen belegt. Im nördlichen Teil des Mezzanins befinden sich einige PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 Büronebenräume und neben einer Kasse auch ein großer Server-Raum. Diese Räume haben ebenfalls einen PVCBodenbelag, bemalte Glasfasertapeten und Gipskartondecken FASSADE Foto: P. Parczewski Repräsentativster und ungewöhnlichster Teil des Gebäudes ist die Fassade, die sich völlig von jener konventioneller Büroprojekte unterscheidet. Sie beeindruckt vor allem durch die reiche Verwendung von geschosshohen Elementen aus kanadischer Zeder, die durch horizontale Alu-Jalousien geschossweise optisch getrennt ist. Außerdem befinden sich auf der Südfassade vom Erdgeschoss bis zum letzten Obergeschoss abgetreppte Rücksprünge der Fassade, die entlang der Wände von Laufstegen aus verzinktem Stahl umgeben wird. Deren Belag besteht teilweise aus afrikanischem Iroko-Holz und teilweise aus verzinkten Gitterrosten. Die Laufstege können durch in die Südfassade eingebaute Türen betreten werden. Die Fassaden- und die Laufsteg-Holzelemente sind nicht imprägniert, was erst nach vielen Überlegungen, Besichtigungen und Diskussionen entschieden wurde. Einerseits sind sowohl das Zedern- als auch das Iroko-Holz sehr wasserfest und witterungsbeständig. Andererseits wird die unbehandelte Zeder unter Witterungseinfluss allmählich silbergrau, was jedoch zum Konzept der Architekten gehörte. Schließlich ist ein weiteres Argument die Wartungsfreiheit bei Wegfall der Imprägnierung. Die Verwendung von nicht imprägniertem Zedernholz ist in England, Kanada und in den USA durchaus üblich. Hohe Anforderungen wurden bereits bei der Koordination der Werkstattplanung gestellt, da die Fassade von drei verschiedenen Subunternehmern – für Holzbau und Atrium Südfassade Verglasungen, für die Aluminiumteile sowie für die Stahlkonstruktion – ausgeführt werden musste. PORR POLSKA entschloss sich daher, zur Vermeidung von Schnittstellenproblemen zuerst die Fassade als Gesamtes von einem Fassadenspezialisten planen zu lassen und anschließend die einzelnen Elemente den drei Gewerken zuzuteilen. Gleichzeitig wurde eine detaillierte Montagefolge festgelegt, was äußerst wichtig war, da die drei Firmen Hand in Hand arbeiten mussten. QUERSCHNITT DURCH EIN ATRIUM + 23,20 Akustikwand Fertigteil-Blumentrog Dachgeschoss + 18,25 Kältemaschinen Maschinenraum HolzJalousien 3. Büroobergeschoss + 14,625 2. Büroobergeschoss + 10,725 abgehängte Stoffdecken 1. Büroobergeschoss Doppelstahlsäulen + 6,825 Holzschichtplatten LaminatVerkleidung Structural Glazing Fassade Holzschichtplatten Mezzanin MainhallErdgeschoss ±0 + 0,65 gelochte Holzschichtplatten –1,10 Garage –1 – 2,925 Garage –2 – 5,85 – 6,75 © 2002 · PORR-GRAFIKDIENST · P0702A09 PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 13 Foto: P. Parczewski HAUSTECHNIK Vertikale Zedernholzjalousien 14 Das gesamte Gebäude ist mit Lüftungs- und Klimaanlagen ausgestattet. Die Anlagen bereiten die Frischluft je nach Bedarf auf, indem diese gefiltert, beheizt oder gekühlt und – wo erforderlich – auch befeuchtet wird. Dann wird sie mittels Lüftungskanälen über Deckenauslässe und Gitter den jeweiligen Bereichen zugeführt und anschließend auch wieder abgesaugt. Die Versorgung der Bürogeschosse erfolgt über ein spezielles flexibles Fußbodensystem. Die Luft wird hier über Klimaschränke in den Hohlraum eines luftdichten Doppelbodensystems eingeblasen. Um die Dichtheit des Bodens zu erreichen, sind die Auflagerstützen mit Stahlprofilen verbunden, auf denen ein Dichtungsband klebt. Außerdem sind die einzelnen Bodenplatten an den Stirnseiten zusätzlich mit einem Moosgummiband versehen. Im Doppelbodenhohlraum sind nach einem vorgegebenen System Kunststoffleitwände eingebaut, womit die Zuluft zu im Boden montierten Sekundärgeräten geleitet PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 Foto: P. Parczewski Das Gebäude wurde in seiner vollen Höhe eingerüstet. Die Verankerungen mussten so gewählt werden, dass sie mit den Stahlunterkonstruktionen und den Kragarmen für die Laufstege nicht kollidierten. Hauptbestandteil der Außenhaut sind die Holzfenster, die im Werk zu einzelnen Modulen zusammengebaut und dort auch verglast wurden. Besondere Sorgfalt bei der Montage war nötig, da Zeder eine sehr weiche Holzart ist. Um die entsprechende Qualität zu erzielen, wurden von PORR periodische Kontrollen im Erzeugerwerk durchgeführt, Protokolle erstellt und die Mitarbeiter auf eventuelle MänGeschosshohe Elemente aus kanadischer Zeder gel hingewiesen. Die Eleten, die nur einmal in der Mitte durch einen Riegel geteilt mente wurden mittels Tieflader zur Baustelle transporsind. tiert. Auch hiefür wurde ein genauer Lieferterminplan Um eine gute Beschattung der Südfassade zu erreichen, erstellt, da die Transportwege etwa 500 km betrugen. Der wurde von den Architekten der Fassade eine zusätzliche Einbau erfolgte von oben nach unten. Um die FertigstelEbene vorgesetzt, die aus vertikalen Zedernholzjalousien lung aller horizontaler Jalousien und Abdeckungen zu besteht. Der Abstand ist so gewählt, dass im Winter das ermöglichen, musste nach Herstellung der UnterkonSonnenlicht maximal eindringen kann und während den struktionen das Fassadengerüst um ein Geschoss abgeanderen Jahreszeiten eine bestmögliche Beschattung der tragen und nach Einbau der Fensterelemente wieder Fensterflächen ermöglicht wird. Diese Jalousien helfen, montiert werden. die Klimatisierung im Gebäudeinneren funktionstüchtig Das Erdgeschoss und das Mezzanin bestehen aus einem zu erhalten. Pfosten-Riegeltragwerk mit mehr als 6 m hohen ElemenZur Weiterführung der Innenausbauarbeiten wurde die komplette Fassade temporär mit PVC-Folien und Spanplatten abgedeckt und dadurch vor mechanischen Beschädigungen und Verstaubung geschützt. und in die Räume geblasen wird. Diese Geräte behandeln die Luft individuell nach, sodass die Temperatureinstellung der einzelnen Büros verändert werden kann. Die verbrauchte Luft wird über Absauggeräte durch den durch die Leitwände geteilten Doppelboden wieder zu den Klimaschränken geführt. Eine rasche Anpassung an die Einrichtung ist durch Verschiebung einzelner Sekundärgeräte und Leitwände im Boden möglich, ohne dass das gesamte System ausgetauscht werden muss. Die Heizung des Gebäudes erfolgt über eine zentrale Fernwärmeübergabestation aus dem Fernwärmenetz der Stadt Warschau. In den Geschossen wurden standardmäßige Heizkörper beziehungsweise Konvektoren mit Stützventilatoren geplant. Die Konvektoren sind im Erd- und in den Bürogeschossen in einem der Innenfront der Fassade folgenden Kanal eingebaut und mit einem Kunststoffrost abgedeckt. Für die Klimazentralen am Dach stehen vier Kompaktkältemaschinen zur Verfügung. Zwei davon sind mit einem Free-Cooling-System ausgestattet, das während der Übergangszeit und in den Wintermonaten eine energiesparende Kühlung gewährleistet. Das Warmwasser wird an zentraler Stelle erwärmt und über Rohrleitungen mit Begleitheizung den Endverbrauchern zugeführt. Die Kaltwasserversorgung erfolgt über das Warschauer Stadtnetz. Als Speicher hiefür ist ein Wassertank hergestellt worden. Für das Schwimmbad steht eine eigene Wasseraufbereitungsanlage zur Verfügung. Die Entwässerung des Gebäudes erfolgt durch das „Pluvia“-Unterdrucksystem. Das gesamte Haus ist mit einer Nasssprinkleranlage ausgestattet. Zum Schutz wichtiger Anlagen, die bei einer Löschung durch die Nässe zerstört würden, stehen Gaslöschanlagen zur Verfügung. Außerdem sind für den Brandfall Brandentrauchungsund Frischluftventilatoren gemäß den Richtlinien der Warschauer Feuerwehr installiert. ELEKTROTECHNIK Es wurde eine übliche Lösung der Stromversorgung angewandt: Zwei 15-kV-Versorgungslinien führen den Strom einem Hauptverteiler zu, der in zwei Sektionen getrennt ist. Dieser Hauptverteiler ist im Besitz der städtischen Stromversorgungsanstalt STOEN. Von dort wird der Strom einem weiteren Hauptverteiler (im Besitz von Agora) zugeführt und über zwei Transformatoren mit je 1.600 kVA zum Niederspannungshauptverteiler geschickt. Weiters ist ein Diesel-Notstromaggregat mit einer Kapazität von 650 kVA installiert. Zusätzlich wurden jedoch einige Funktionen eingebaut, wie Zweisektionen-Notstromverteiler, automatische Abschaltung der Lasten durch die BMS-Anlage und doppelte Reserve beim Feuerwehrverteiler, die das energetische System in Störfällen flexibel machen. Besonderes Augenmerk legte AGORA auf die strukturierte Verkabelung. Neben der Verkabelung im Doppelbodenhohlraum wurden ein zentraler Serverraum, ein Hilfsserverraum und mehrere Verteilerpunkte in den Geschossen installiert. Das Gebäude ist außerdem mit Systemen ausgerüstet, die seine sichere Nutzung erlauben. Unter anderem sind dies eine Zutritts- und Garagenkontrolle, Kameraüberwachung, Beschallungsanlage, Einbruch- und Überfallschutzanlage, Brandmeldeanlage, Parkabfertigungsanlage und ein integriertes Gebäudeschutzsystem (Zentrale Leittechnik). Besonders nützlich ist ein Feuerwehrcomputer, in dem am Bildschirm sämtliche Feuerwehralarme und technischen Störmeldungen von Brandschutzanlagen örtlich abgebildet werden. Eine automatische Beleuchtungsregelung erlaubt es, die Abwärme der künstlichen Beleuchtung zu verringern und Energie zu sparen. Unabhängig davon ist die Beleuchtung für den jeweiligen Arbeitsplatz, diese wird händisch je nach Bedarf ein und ausgeschaltet. Foto: P. Parczewski NACHWORT Atrium mit Ruhebereich PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002 Wie der heutige Chefredakteur Adam Michnik bei der Eröffnung der ersten Etappe erläuterte, hat im Jahre 1989 die damalige Macht der Gründung der GAZETA WYBORCZA zugestimmt, obwohl diese Zeitung der Opposition angehörte. Sie hat ihr jedoch kein Druckpapier geliefert. Der damalige Sportminister und heutige Präsident Aleksander Kwasniewski vermittelte damals einen Lieferanten und half somit indirekt bei der Entstehung der Zeitung mit. Heute ist die Gazeta Wyborcza eine der wichtigsten Institutionen und fast ein Symbol für den Aufstieg Polens nach der Wende. AGORA hat sich mit diesem Gebäude ein ungewöhnlich elegantes Denkmal gesetzt und PORR ist stolz darauf, den in seiner Erscheinung einmaligen Bau errichtet zu haben. 15 Foto: Deopito Verlagshaus Agora in Warschau – Foyer 16 PORR-Nachrichten Nr. 140, 2002