Die Rolle von Chlamydophila pneumoniae und Mycoplasma

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Aus der
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
des St. Josef-Hospitals
- Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. C. Rieger
Die Rolle von
Chlamydophila pneumoniae und Mycoplasma pneumoniae
bei Kindern mit chronischen Atemwegserkrankungen
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität- Bochum
vorgelegt von
Corinna Hedwig Inge Schmidt
aus Hagen
2008
Dekan:
Referent:
Koreferent:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Prof. Dr. med. C. Rieger
Prof. Dr. med. A. Bufe
Tag der mündlichen Prüfung: 9.Dezember 2008
Abstract
Schmidt
Corinna
Die Rolle von Chlamydophila pneumoniae und Mycoplasma pneumoniae bei
Kindern mit chronischen Atemwegserkrankungen.
Problem: Chlamydophila pneumoniae (CP) und Mycoplasma pneumoniae (MP) sind
atypische Bakterien, die in der Pathogenese von chronischen Atemwegserkrankungen
eine wichtige Rolle spielen. Diese Studie untersucht, ob CP und MP bei Kindern mit
Asthma bronchiale und chronisch eitrigen Bronchitiden nachweisbar sind und ob eine
Infektion zu einer Veränderung der Lungenfunktion führt.
Probanden und Methodik: Es wurden insgesamt 142 Proben von 80 Kindern im Alter
von
sechs
bis
sechzehn
Jahren
untersucht.
Als
Probenmaterial
dienten
Nasenbürstenabstriche sowie induziertes Sputum. Mittels nested PCR erfolgte eine
Analyse der Proben auf CP und MP. Die Lungenfunktion wurde durch eine Spirometrie
in einem Draeger Bodyplethysmographen über die Bestimmung der FEV1 und der
VCmax ermittelt. Drei verschiedene Probandengruppen, darunter Kinder mit Asthma
bronchiale (n=26), chronisch eitriger Bronchitis (n=12) und Lungengesunde (n=42),
wurden in Bezug auf die Häufigkeit von CP und MP sowie auf Veränderungen der
Lungenfunktion miteinander verglichen.
Ergebnis: CP konnte bei 11% der an Asthma bronchiale erkrankten Kinder und 17%
der Probanden mit chronisch eitrigen Bronchitiden nachgewiesen werden. Keiner der
lungengesunden Probanden war positiv für CP (p=0,0021). MP war in 4 Proben (5,5%)
der kranken Kinder nachweisbar, ebenfalls bei keinem Proband der Kontrollgruppe
(p=0,1221). Ein Zusammenhang zwischen einem positiven Erregernachweis und einer
verschlechterten Lungenfunktion konnte nicht festgestellt werden.
Diskussion: Bisher wurde die Prävalenz von CP und MP mittels unterschiedlich
sensitiver Nachweismethoden bei Erwachsenen mit COPD untersucht. Es gibt wenige
Daten über den Nachweis und die Pathogenese von CP und MP bei Kindern. Unsere
Untersuchung hat gezeigt, dass eine signifikant höhere Prävalenz der Erreger bei
lungenkranken Kindern besteht, jedoch kein Zusammenhang mit einer verschlechterten
Lungenfunktion. Außerdem konnte gezeigt werden, dass durch eine nicht-invasive
Probengewinnung die atypischen Erreger
isoliert werden können. Mittels dieser
Methoden können Therapiekontrollen bei Interventionsstudien erfolgen.
Meinen Eltern gewidmet
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung
S. 1
1.1.
Obstruktive Atemwegserkrankungen bei Kindern
S. 1
1.1.1. Asthma bronchiale bei Kindern
S. 1
1.1.2. Bronchiektasen
S. 3
1.2.
S. 4
Chlamydophila pneumoniae und Mycoplasma pneumonie
1.2.1. Chlamydophila pneumoniae
S. 4
1.2.2. Mycoplasma pneumoniae
S. 7
1.3.
Fragestellung und Zielsetzung
S. 10
2.
Probanden und Methodik
S. 11
2.1.
Probandenkollektiv
S. 11
2.2.
Erfasste Daten
S. 12
2.3.
Ausschlusskriterien
S. 13
2.4.
Durchführung des induzierten Sputums
S. 14
2.5.
Nasenschleimhautabstrich
S. 14
2.6.
Aufbereitung der Proben und Analyse mittels PCR
S. 15
2.6.1. Extraktion von Mycoplasma pneumoniae DNA
S. 15
2.6.2. Extraktion von Chlamydophila pneumoniae DNA
S. 16
2.7.
Statistik
S. 18
3.
Ergebnis
S. 19
3.1.
Ergebnis der Lungenfunktionsprüfung
S. 20
3.2.
Nachweis von Chlamydophila pneumoniae
S. 21
3.2.1. Unterschiede der Lungenfunktion unter den Atemwegskranken S. 22
3.3.
Nachweis von Mycoplasma pneumoniae
S. 22
3.3.1. Unterschiede der Lungenfunktion unter den Atemwegskranken S. 23
3.4.
Zusammenfassung der Ergebnisse
S. 24
I
4.
Diskussion
S. 26
4.1.
CP und MP bei Erwachsenen
S. 27
4.2.
CP und MP bei Kindern
S. 29
4.3.
Bewertung der erhobenen Daten
S. 31
4.4.
Diskussion der Studienergebnisse
S. 32
5.
Zusammenfassung
S. 35
6.
Literatur
S. 38
II
Abkürzungen:
BAL
Broncho-alveoläre Lavage
BMI
Body-mass-Index
CFTR
Cystic-fibrosis-transmenbrane-conductance-regulator
COPD
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
CP
Chlamydophila pneumoniae
DNA
Desoxy-Ribo-Nukleinsäure
ELISA
Enzyme-linked-immuno-assay
FEV1
Forciertes exspiratosiches Volumen in der 1. Sekunde
ISSAC
International Study on Asthma an Atopy in children
MOMP
Major outer transmenbrane protein
MEF
Maximale exspiratorische Flussgeschwindigkeit bei 25% und
50% der Vitakapazität
MP
Mycoplasma pneumoniae
m/w
männlich/weiblich
NaCl
Natrium Chlorid
PCR
Polymerase-Ketten-Reaktion
RNA
Ribonukleinsäure
RSV
Respiratory-Syncytial Virus
SD
(engl.) Standardabweichung
VC
Vitalkapazität
III
1.
Einleitung
1.1.
Obstruktive Atemwegserkrankungen bei Kindern
1.1.1. Asthma bronchiale bei Kindern
Als Asthma bronchiale bezeichnet man eine episodisch auftretende
Symptomatik mit Pfeifen oder Husten, hervorgerufen durch eine
chronische Entzündung und Obstruktion der Bronchialschleimhaut (Riedel,
2004). In Mitteleuropa liegt die Prävalenz unter Kindern bei ca.10% (Asher
et al., 2006).
Man unterteilt die Erkrankung in drei Formen, das atopische/extrinsische
Asthma, das nicht-atopische/intrinsische Asthma und eine Mischform.
Pathogenetisch liegt bei allen drei Formen eine chronische Entzündung der
Bronchialschleimhaut zu Grunde. In der Schleimhaut zeigen sich
Entzündungszellen wie Mastzellen, Eosinophile und Lymphozyten sowie
eine Veränderung des Bronchialwandaufbaus. Diese Veränderungen führen
zur einer Hyper- und Dyskrinie mit einer reversiblen Symptomatik, die
tageszeitlichen Schwankungen unterliegen kann.
Das nicht-atopische Asthma kann durch Infektionen, körperliche
Anstrengung, chemisch-toxische Stoffe, z.B. Ozon, gastroösophagealen
Reflux und pseudoallergische Reaktionen auf Analgetika ausgelöst werden.
In vielen Fällen kann keine Ursache gefunden werden.
Als
atopisches
oder
extrinsisches
Asthma
bezeichnet
man
die
Manifestationsform, die durch Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben,
Pilze und Tierproteine hervorgerufen wird. Diese Form macht den größten
Teil der kindlichen Asthmaanfälle aus, wobei auch in diesen Fällen nichtallergische
Faktoren
eine
wichtige
Rolle
als
Auslöser
der
Krankheitssymptome spielen.
1
Bei allen Asthmaformen können Exazerbationen durch virale und seltener
bakterielle Infekte der oberen Atemwege ausgelöst werden. Hierbei spielen
als Erreger vor allem Parainfluenzaviren, Adenoviren, RespiratorySyncytial-Viren (RSV) und Rhinoviren eine Rolle. Auch Chlamydophila
pneumoniae (CP) und Mycoplasma pneumoniae (MP) können zu einer
Verschlechterung des Krankheitsverlaufes führen (Johnston and Martin,
2005)
Die Diagnosestellung des Asthmas erfolgt neben Anamnese und klinischer
Untersuchung durch die Lungenfunktionsprüfung mittels Spirometrie und
Bodyplethysmographie. Letztere dient ebenfalls der Verlaufskontrolle. Der
klinisch
wichtigste
Parameter
zur
Beurteilung
der
obstruktiven
Ventilationsstörung ist das forcierte exspiratorische Volumen in der ersten
Sekunde (FEV1) als Parameter der zentralen Atemwege und die maximalen
exspiratorischen
Flussgeschwindigkeiten
bei
25%
bzw.
50%
der
Vitalkapazität (MEF 25 bzw. 50) als Parameter der mittleren und kleinen
Bronchien.
Eine kausale Therapie der chronischen Erkrankung ist nur bedingt durch
Meidung des auslösenden Agens möglich. Die symptomatische Therapie
erfolgt nach dem Stufenplan der deutschen Atemwegsliga (Buhl et al.,
2006).
Die
Therapie
soll
eine
Verringerung
der
chronischen
Entzündungsaktivität durch inhalative, seltener systemische Steroide,
Mastzellstabilisatoren und Leukotrienantagonisten herbeiführen. Bei einer
akuten
Exazerbation
kommen
zusätzlich
bronchodilatatorische
Medikamente, insbesondere inhalative Beta-2-Sympathomimetika, zum
Einsatz. Antibiotika spielen eine untergeordnete Rolle. Physikalische
Maßnahmen wie Atemschulung sind ebenfalls wichtig.
2
1.1.2. Bronchiektasen
Als Bronchiektasen werden irreversible Aussackungen der mittelgroßen
Bronchien durch eine chronische, eitrige Entzündung bezeichnet (King et
al., 2006). Bronchiektasen treten vor allem bei Patienten mit humoralen
Immundefekten, primärer Ziliendyskinesie und zystischer Fibrose auf.
Häufig kann keine Ursache der Erkrankung diagnostiziert werden. Schwere
oder unzureichend behandelte, bronchiale Infektionen, z.B. durch
Mycoplasmen, Masern, Tuberkulose oder Pertussis liegen diesen
idiopathischen Formen häufig zu Grunde.
Die zystische Fibrose, auch Mukoviszidose genannt, ist eine der häufigsten
angeborenen Erkrankungen in Nord- und Mitteleuropa, bei der es zur
Bildung von Bronchiektasen kommt (Tümmler, 2004). Es handelt sich um
eine autosomal-rezessive Erbkrankheit, bei der durch einen Defekt des
cystic-fibrosis-transmembrane-conductance-regulator-(CFTR)-Gen
ein
wichtiger Chloridkanal in der apikalen Epithelmembran der Bronchien
fehlt oder unzureichend arbeitet. Dieses führt zur Bildung zähen Schleims
in vielen exokrinen Drüsen. Die Mukoviszidose tritt mit einer Inzidenz von
1:3000
Neugeborenen
bei
Mitteleuropäern
auf.
Die
Heterozygotenhäufigkeit liegt bei 1:25. Das Gen wird auf dem langen Arm
des Chromosoms Nr.7 (7q31,2) codiert. Es sind über 1500 CFTR
Mutationen bekannt (Cystic Fibrosis Mutation Database, 2008), wovon die
homozygote Mutation Delta-F-508 bei Patienten mitteleuropäischer
Herkunft die häufigste ist. Besonders betroffen sind das Bronchialsystem,
Pankreas, Gallenwege, Gonaden und Schweißdrüsen. Durch die damit
verbundene,
eingeschränkte
Funktion
der
Organe
kommt
es
zu
unterschiedlichen Komplikationen. Im Bereich des Respirationstraktes
spielen Infektionen mit pyogenen Keimen eine große Rolle. Neben
Staphylococcus aureus und Haemophilus influenza lässt sich vor allem
3
Pseudomonas aeruginosa nachweisen (Lyczak et al., 2002). Durch die
chronische Entzündung kommt es zur Ausbildung von Bronchiektasen mit
einer zunehmenden Zerstörung des Lungengewebes, die schließlich zur
respiratorischen Insuffizienz führt.
Zur Diagnostik der zystischen Fibrose steht neben der Genanalyse die
Iontophorese als einfache, physikalische Methode im Vordergrund. Hierbei
wird mittels Pilocarpin in einem kleinen Hautareal die Schweißproduktion
angeregt und der Chloridgehalt im Schweiß bestimmt. Ist der Wert erhöht,
liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine zystische Fibrose vor.
Eine kausale Therapie der Erkrankung steht zur Zeit noch nicht zur
Verfügung. Wichtigste symptomatische Maßnahmen im Bereich der
Atemwege sind medikamentöse und physikalische Sekretolyse und die
rechtzeitige antibiotische Therapie. Substitution von Pankreasenzymen,
Vitaminen und hochkalorische Kost sollen die Maldigestion ausgleichen.
Im
Verlauf
können
eine
Sauerstoff-Langzeittherapie
und
eine
Lungentransplantation notwendig werden.
1.2.
Chlamydophila pneumoniae und Mycoplasma pneumoniae
Sowohl bei Asthma bronchiale als auch bei chronisch eitrigen
Bronchitiden, wie der Mukoviszidose, spielen atypische Erreger als
Ursache für Exazerbationen eine Rolle. Hierzu gehören Chlamydophila
pneumoniae und Mycoplasma pneumoniae.
1.2.1. Chlamydophila pneumoniae
Bei Chlamydophila pneumoniae (CP) handelt es sich um einen obligat
intrazellulär lebenden Erreger aus der Gruppe der Chlamydien, der akute
Infektionen der oberen und unteren Atemwege, wie Pharyngitis, Bronchitis
4
und Pneumonien verursachen kann (Grayston et al., 1990). Chlamydien
gehören aufgrund der Teilungsform und des Wandaufbaus zu den
gramnegativen Bakterien. Zur Vermehrung benötigen sie aufgrund einer
fehlenden, eigenen ATP-Synthese den intrazellulären Stoffwechsel des
Wirts. Die Teilung findet in Form eines biphasischen Zyklus statt, der in
die inaktive, extrazelluläre Form, das Elementarkörperchen, und die
intrazelluläre, aktive Form, das Retikularkörperchen, aufgeteilt wird
(Abbildung 1).
Abbildung 1:
Elektronenmikroskopisches Bild von Chlamydophila pneumoniae (A) und
Chlamydia trachomatis (B) E: Elementarkörperchen; R:
Retikularkörperchen; om: Außenmembran (Johnston and Martin, 2005)
Die extrazelluläre Form, das Elementarkörperchen, kann über einen
unbestimmten Zeitraum im Körper persistieren und neue Zellen infizieren.
Die Übertragung von CP findet über Aerosole statt (Falsey et al., 1993).
Der Erreger infiziert Zellen des Bronchialepithels und verursacht so eine
ziliäre Dysfunktion (Shemer-Avni and Lieberman, 1995). In vitro Versuche
zeigen,
dass
Chlamydien
neben
respiratorischem
Epithel
auch
5
Makrophagen, Endothelzellen und Zellen der glatten Muskulatur infizieren
können (Gaydos et al., 1996).
CP
verursacht
Tracheobronchitiden,
Sinusitiden
und
atypische
Pneumonien. Die Durchseuchungsrate der Bevölkerung mit CP ist sehr
hoch. Der erste Kontakt erfolgt oft schon im Schulkindesalter.
Epidemiologische Daten bei Kindern im Alter von 10 Jahren haben in über
60% der Fälle eine Seropositivität für CP ergeben (Heiskanen-Kosma et al.,
1999). Die Großzahl der Erkrankungen verläuft inapparent. Man geht
davon aus, dass bei Erwachsenen 10% der ambulant erworbenen
Pneumonien und 5% der Sinusitiden und Bronchitiden durch CP verursacht
werden. Bei über 50% der Erwachsenen lassen sich Antikörper gegen CP
nachweisen (Kuo et al., 1995).
Neben Atemwegserkrankungen wird eine Infektion mit CP im Rahmen von
Atherosklerose, Multipler Sklerose und chronischer Polyarthritis diskutiert
(Klayoglu et al., 2002, Munger et al., 2003, Villareal et al., 2002). Speziell
in der Pathogenese der Atherosklerose ist die Bedeutung einer
Chlamydieninfektion
seroepidemiologischen
lange
Zeit
Studien
untersucht
konnte
eine
worden.
In
Assoziation
großen
zwischen
Atherosklerose und CP gezeigt werden (Grayston, 2000). Zusätzlich konnte
der atypische Erreger in Gefäßplaques mittels Polymerase-Ketten-Reaktion
(PCR) nachgewiesen werden (Wohlschlaeger et al., 2005).
Der Nachweis von CP ist aufgrund des biphasischen Zellzyklus und der
Tendenz zur Persistenz der inaktiven Form sehr schwierig. Die
Standardmethode, die auch in den meisten Studien verwendet wird, ist die
serologische Bestimmung des Antikörpertiters. Eine kulturelle Anzüchtung
wird aufgrund einer zu geringen Sensitivität nicht durchgeführt.
Die serologische Methode der Wahl ist der Mikroimmunofloureszenz-Test,
der einen spezifischen Nachweis von CP-Antikörpern in Abgrenzung zu
anderen Chlamydien Subspezies ermöglicht. Die Interpretation der
6
einzelnen Antikörpertiter (IgG, IgM, IgA) ist sehr schwierig. Patienten mit
chronisch obstruktiver Lungenerkrankung weisen z.B. häufig hohe IgGTiter auf, ohne dass eine Infektion vorliegt (Dowell, 2000). Im Gegensatz
dazu sind bei Kindern oft noch keine serologischen Reaktionen in der
Akutphase der CP-Infektion nachweisbar (Kuttlin et al., 1998). Der
Nachweis von CP mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) erweist sich
im Gegensatz zur Serologie als sensitiver. Die bisher eingesetzten PCR
untersuchen unterschiedliche Desoxyribonukleinsäure (DNA)-Sequenzen
auf dem CP-Genom, wurden jedoch noch nicht in kontrollierten Studien
miteinander verglichen.
1.2.2. Mycoplasma pneumoniae
In die Gruppe der Mycoplasmen gehören rund 180 Subspezies. Es sind
zellwandlose Bakterien, die über Aerosole übertragen werden. Der
extrazelluläre Erreger benötigt den intrazellulären Stoffwechsel der
Wirtszellen und tritt über spezielle Zellorganellen mit der Wirtzelle in
Verbindung (Razin et al., 1998). Neben apathogenen Vertretern der Gruppe
wie M. orale, M. salivarium, M. buccale, M. faucium, die zur normalen
Flora der oberen Atemwege gehören, ist MP ein wichtiger pathogener
Erreger, der für Infektionen der oberen und unteren Atemwege wie
Pharyngitis, Tracheobronchitis und interstitielle Pneumonie verantwortlich
sein kann. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass sich MP bei 1520% der ambulant erworbenen Pneumonien nachweisen lässt (Foy, 1993).
Zusätzlich wird ein endemisches Auftreten von MP in zyklischen
Abständen von 3-5 Jahren beschrieben (Lind et al., 1997).
Die nicht endemisch auftretenden Infektionen betreffen vor allem Patienten
im Kindes- und Jugendlichenalter. Hier lässt sich in 20-40% der Fälle MP
als Ursache für eine ambulant erworbene Pneumonie nachweisen (Baer et
7
al., 2003, Esposito et al., 2000). Als weniger schwere Krankheitsbilder bei
Kindern und Jugendlichen treten Tracheobronchitiden und Pharyngitiden
auf (Esposito et al., 2002).
Zusätzlich
kann
MP
zahlreiche
extrapulmonale
Manifestationen
hervorrufen, die sich begleitend oder unabhängig von einer pulmonalen
Symptomatik manifestieren. Oft treten Erkrankungen des zentralen
Nervensystems auf. Diese schließen unter anderem Polyradikulitis,
Meningoenzephalitis, Neuritis nervi optici und Psychosen mit ein (Gilberg,
1980, Lin et al., 2002, Ponka, 1980). Enzephalitiden sind die häufigste
Komplikation im Kindesalter (Koskiniemi, 1993). Klinisch ebenfalls
relevant sind dermatologische Begleiterscheinungen wie makulopapulöse
Exantheme (Cherry, 1993) und in seltenen Fällen schwere Verlaufsformen
im Sinne eines Steven-Johnson Syndroms (Stutman, 1987). Kardiale
Erkrankungen, hämolytische Anämien oder akute Glomerulonephritiden
gehören zu den seltenen Erkrankungen, die durch MP hervorgerufen
werden. Die Diagnose der extrapulmonalen Manifestationen während einer
MP-Infektion war vor Einführung der PCR-Diagnostik sehr schwierig. Erst
durch die PCR gelang der Erregernachweis in verschiedenen Geweben und
Sekreten, wie Liquor, Synovialflüssigkeit oder Hautbiopsien.
Der frühere Nachweis von MP mittels aufwendiger, kultureller Anzucht
wird heute aufgrund der niedrigen Sensitivität und des großen
Zeitaufwandes nicht mehr durchgeführt. Der serologische Nachweis einer
MP-Infektion erfolgte früher mittels Komplementfixation. Diese Methode
wurde jedoch nach Einführung des ELISA (enzyme-linked immunsorbent
assay) verlassen. Erhöhte IgM-Titer stehen in der Routinediagnostik für
eine akute oder abgelaufene MP-Infektion. Insbesondere bei Erwachsenen
hat sich gezeigt, dass die IgM-Titer nicht immer bei einer akuten Infektion
oder Reinfektion erhöht sein müssen. Daher ist der kombinierte Nachweis
von IgM- und IgG-Titer notwendig. Ein erhöhter Titer >1:80 wird
8
gewöhnlich als Beweis einer akuten Infektion interpretiert. Die
Verlaufskontrolle
innerhalb
von
2-3
Wochen
ermöglicht
eine
weitergehende Einschätzung, ob es sich um eine akute oder abgelaufene
Infektion handelt (Daxboeck et al., 2003). Durch die Verwendung der PCR
kann zusätzlich der Nachweis des Erregers aus verschiedenen Geweben
erfolgen. Es stehen verschiedene PCR zur Verfügung, die unterschiedliche
Zielsequenzen im Bereich der MP-DNA (Desoxy-Ribo-Nukleinsäure)
amplifizieren. Der Nachweis einer MP-Infektion mittels PCR kann bereits
innerhalb eines Tages erfolgen und gelingt somit früher als der mit
serologischen Methoden (Talkington et al., 1998). Ein Nachteil der PCRDiagnostik liegt in der fehlenden Differenzierung zwischen lebensfähigen
und nicht mehr aktiven Bakterien. Neuere Ribonucleinsäure (RNA)basierte
PCR-Methoden
können
diesbezüglich
eine
genauere
Differenzierung liefern (Daxboeck et al., 2003).
9
1.3.
Fragestellung und Zielsetzung
Mit dieser Arbeit soll die Prävalenz von CP und MP bei chronisch
atemwegskranken Kindern und einem lungengesunden Vergleichskollektiv
bestimmt werden.
Der Nachweis der Erreger erfolgte durch eine sensitive nested-PCR. Als
Material dienten nichtinvasiv gewonnene Proben mittels induziertem
Sputum und Nasenschleimhautabstrichen. Die Probanden wurden in einem
klinisch stabilen Zustand ohne Anzeichen einer akuten Infektion
untersucht.
Folgende Fragen sollen geklärt werden:
1. Gelingt mittels nicht-invasiver Probengewinnung der Nachweis
intrazellulärer Erreger (CP und MP) bei Kindern.
2. Besteht eine höhere Prävalenz von CP und MP unter chronisch
atemwegskranken Kindern im Vergleich zu dem lungengesunden
Kollektiv.
3. Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer eingeschränkten
Lungenfunktion und dem Nachweis von CP und MP.
10
2.
Probanden und Methodik
2.1.
Probandenkollektiv
In die Studie wurden 80 Kinder im Alter von sechs bis sechzehn Jahren
eingeschlossen, die sich in der Zeit von 1998 bis 2001 in der ambulanten
oder stationären Behandlung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des
St. Josef-Hospital der Ruhr-Universität Bochum befanden. Einige Kinder
nahmen im Verlauf der Studie mehrfach an der Probengewinnung teil,
jeweils in einem Abstand von mindestens einem halben Jahr.
Die Probanden wurden mittels eines Anamnesebogens erfasst, der in
Anlehnung an einen gut validierten Fragebogen einer internationalen
epidemiologischen Studie zum kindlichen Asthma (International Study on
Asthma and Atopy in childhood - ISAAC) erstellt wurde (Asher et al.,
1995). Die Probanden wurden in drei Untergruppen aufgeteilt:
1. Kinder mit allergischem Asthma bronchiale; diese wurden aus der
pulmologischen
Ambulanz
der
Kinderklinik
rekrutiert.
Asthma
bronchiale wurde bei Kindern mit rezidivierenden, obstruktiven
Episoden in den vergangenen 12 Monaten diagnostiziert.
Der
Einschluss in die Studie als Proband erfolgte in einem klinisch stabilen
Zustand ohne akute Exazerbation zum Zeitpunkt der Untersuchung
2. Kinder mit chronisch eitriger Bronchitis, darunter zystische Fibrose,
primäre Ziliendyskinesie, Bronchiektasen und kindliche, chronische
Bronchitis (COPD). Letztere wurde wie folgt definiert: Täglicher
produktiver Husten über mehr als ein Jahr ohne Zeichen der
Exazerbation zum Zeitpunkt der Untersuchung.
3. Anamnestisch
lungengesunde
Kinder,
die
sich
aufgrund
von
Verhaltensstörungen, Diabetes mellitus, neurologischen Erkrankungen
11
wie Epilepsie, Brandverletzungen im Stadium der Vernarbung und
einfachen Gastroenteritiden in der stationären oder ambulanten
Behandlung befanden.
Die
Kinder
wurden
erst
nach
erziehungsberechtigten
Person
Einverständniserklärung
untersucht.
ausführlicher
und
Die
nach
Studie
Aufklärung
Unterschrift
wurde
der
einer
durch
die
Ethikkommission der Ruhr-Universität Bochum geprüft und genehmigt.
2.2.
Erfasste Daten
Die erhobenen Daten umfassen
1)
Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI) (Tabelle 1)
2)
Diagnostizierte Erkrankung, eingenommene Medikamente (z.B.
inhalative oder systemische Kortikoide, Beta-Sympatomimetika,
Mastzellstabilisatoren, Leukotrienantagonisten) (Tabelle 1)
3)
Anamnese: Klinische Symptome wie Belastungsdyspnoe, Hustenund Auswurffrequenz
4)
Spirometrisch erfasste Daten: Forcierte-exspiratorische Volumen in
der ersten Sekunde (FEV1[%]/ Soll), Vitalkapazität (VC[%]/ Soll)
5)
Nasenbürstenabstriche
6)
Induziertes Sputum
7)
Mittels PCR ermittelte mikrobiologische Befunde
12
Tabelle 1: Erhobene Daten
Asthma
Chronisch eitrige
Gesunde
Bonchitiden
Kontrollgruppe
(n=26)
(n=12)
(n=42)
10,8 (7-15)
11,8 (7-15)
12,1 (6-15)
Geschlecht (m/w)
12/14
6/6
24/18
BMI (kg/m²)
19,1 (SD 4,945)
18,08 (SD 3,796)
18,72 (SD 3,923)
Inhalative Steroide 15
3
0
Antibiotika
12
0
Mittleres Alter in
Jahren
2.3.
0
Ausschlusskriterien
An den Untersuchungen nahmen keine Kinder teil, die unter aktueller
Luftnot oder Zeichen einer akuten Infektion litten oder Kinder, die in den
letzten drei Monaten Antibiotika eingenommen haben, die effektiv gegen
Chlamydien und Mycoplasmen wirksam sind (Makrolide, Tetrazykline,
Chinolone). Patienten mit einem Immunmangelsyndrom wurden ebenfalls
ausgeschlossen.
13
2.4.
Durchführung des induzierten Sputums
Das induzierte Sputum wurde nach einer standardisierten Methode und
festgelegtem Protokoll durchgeführt (Popov et al., 1995).
Die
Kinder
inhalierten
jeweils
sieben
Minuten
mittels
eines
Vernebelungsgerätes, PariBoy®, mit Kochsalzlösung. Im ersten bis dritten
Schritt wurde dies mit ansteigender Konzentration von 0,9%iger, 3,0%iger
und 4,5%iger Natrium-Chlorid (NaCl)-Lösung durchgeführt. Während der
Inhalation wurden die Kinder alle zwei bis drei Minuten aufgefordert zu
husten und das produzierte Sputum in eine Petrischale zu expektorieren.
Vor Beginn der Inhalation und nach jedem Schritt erfolgte die
spirometrische Messung zur Bestimmung von VC und FEV1 mittels FlußVolumen-Kurve (Jaeger Bodyscreen®, Viasys Healthcare, Würzburg)
Das so gewonnene Sputum wurde makroskopisch vom Speichel getrennt
und bei –80°C bis zur weiteren Aufbereitung eingefroren.
Die Sputuminduktion wurde bei subjektivem Unwohlsein der Kinder wie
zum Beispiel Schwindel, Übelkeit oder Luftnot abgebrochen. Außerdem
erfolgte ein Abbruch bei Absinken des FEV1 um mehr als 20% vom
Ausgangswert.
2.5.
Nasenschleimhautabstrich
Zur Gewinnung von zusätzlichen Epithelzellen aus dem oberen
Respirationstrakt erfolgte ein Abstrich mittels einer 2mm-Biospiebürste
(BC-15 AE, Olympus) von der Nasenschleimhaut. Die so gewonnen Zellen
wurden in normotoner Kochsalzlösung gelöst und bei –80°C gefroren.
14
2.6. Aufbereitung der Proben und Analyse mittels PCR
Die Proben zur Aufbereitung mittels PCR wurden in Bezug auf Name und
Erkrankung verblindet.
Zur Weiterverarbeitung wurden 500µl der Sputumproben und der gelösten
epithelialen Zellen aus den Nasenabstrichen in sterile Gefäße verbracht und
bei 15000 Umdrehungen 30 min zentrifugiert. Die viskösen Sputumproben
wurden mit 0,5%igem Acetylcystein für eine Minute vorbehandelt.
Die DNA wurde aus den Proben mittels des QIAamp DNA Mini Kit
(Quiagen, Hilden, Deutschland) extrahiert. Die Durchführung erfolgte
bezugnehmend auf die Protokolle zur nested PCR des Herstellers.
2.6.1. Extraktion von Mycoplasma pneumoniae DNA
Zunächst wurde das Primer Paar MP-1 5`-GAA GCT TAT GGT ACA
GGT TGG -3` und MP-2 5`-ATT ACC ATC CTT GTT GTA ACG-3`
(MWG-Biotech, Ebersburg, Deutschland) für die erste PCR verwandt, und
nach Bernet (Bernet et al.,1989) durchgeführt; dieser Primer kodiert einen
Teil des ATPase Operon Gens. Fünf Mikroliter der DNA wurde mit 45µl
der ersten PCR Mischung zu einem Gesamtvolumen von 50µl ergänzt. Die
Reaktionsmischung enthält 10-fache PCR Pufferlösung mit 1,5mM MgCl2
(Amersham Bioscences, Freiburg Deutschland), 0,2 mM von jedem
Desoxyribonukleosidtriphosphat (Amersham Biosciences), 1µM von jedem
Primer und 1,25 U einer Taq DNA-Polymerase (Amersham Biosciences).
5µl Lösung der ersten PCR, welche 1:10 verdünnt wurde, wurde mit dem
Primer-Paar MUH-1 5`- TGA CTG GAA GGA TGT TAA GC-3` und
MUH-2 5`-TTG TAA TCG TCT TTA TTT CG –3` (Abele-Horn et al.,
1998) für die zweite PCR unter gleichen Bedingungen verwandt.
15
Jede Amplifikation wurde im Perkin Elmer Gene Amp 2400 Thermocycler
durchgeführt. Diese beinhaltet 40 Zyklen mit einer Denaturierung bei 95°C
für 2s, Abkühlen auf 52°C für 2min und Erwärmen auf 72°C für 1min; der
letzte Zyklus wird mit 7min bei 72°C durchgeführt und endet bei 18°C.
Die Produkte aus der ersten und zweiten PCR haben eine Größe von 144bp
und 104bp und werden in einem 2%igen, Ethidiumbomid-haltigen Agarose
Gel dargestellt.
2.6.2. Extraktion von Chlamydophila pneumoniae DNA
Die PCR zur Extraktion von Chlamydophila pneumoniae - DNA wurde in
der oben beschriebenen
Weise, mit Ausnahme der unterschiedlichen
Primer, durchgeführt.
Für die erste PCR wurde das Primerpaar CpHL-1 5`-GTT GTT CAT GAA
GGC CTA CT-3`und CpHR-1 5`-TGC ATA ACC TAC GGT GTG TT3`verwandt (Campbell et al., 1992); für die zweite PCR das folgende Paar:
CpIn 5`-AGT TGA GCA TAT TCG TGA GG-3`und CpIn-2 5`-TTT ATT
TCC GTG TCG TCC AG-3` (Maass et al., 1997). Diese Primer haben ein
Genprodukt unklarer Funktion und kodieren keine DNA der normalen,
bakteriellen Flora oder anderer pathogener Keime. Die DNA-Amplifikation
wurde in einem Perkin Elmer Gene Amp 2400 Thermocycler nach dem
folgenden Schema durchgeführt: 95°C für 1:30 min, 55°C für 1:45min,
72°C für 1:45 min, mit dem letzten Zyklus von 72°C für 7min endend bei
18°C. Die entstehenden Produkte wiesen eine Größe von 438bp und 128bp
auf und wurden ebenfalls im Agarose Gel aufgetrennt (Abbildung 2).
Jede aufgetrennte DNA und jede PCR wurden durch eine Negativ-Probe
(QIAamp, sterile water, PC-master mix) und eine Positiv-Probe ergänzt
(M. pneumoniae FH ATCC 15531, freundlicherweise zur Verfügung
16
gestellt durch K. Oberle, Freiburg und C. pneumoniae ATCC VR 2282
freundlicherweise zur Verfügung gestellt von M. Maass, Lübeck).
Jede Probe wurde auf das Vorhandensein eines Inhibitors mittels pACYC
177 (New England Biolabs, Beverly, MA, USA) überprüft.
Zur Vermeidung von Kontamination durch Reagenzien wurden allgemeine
Vorkehrungen unternommen. Darunter Pipettenspitzen mit Filtern,
ausgedehntes Reinigen der Oberflächen mit Hypochlorit und räumliche
Trennung von Extraktion der Proben, Vorbereitung und Durchführung der
PCR.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Abbildung 2: CP nested PCR
Banden 1 und 10 100bp DNA Leiter von CP, 2-5 klinische Proben, 6
positive Kontrolle, 7-9 negative Kontrolle, Bande 3 und 6 zeigen positive
Ergebnisse für 128 bp von CP
17
2.7.
Statistik
Die Daten wurden mittels GraphPad Prism 4.0 für Windows ausgewertet.
Für kontinuierliche Daten wurden das arithmetische Mittel und die
Standardabweichung berechnet. Zur Kalkulation signifikanter Unterschiede
wurde der zweiseitige t-test für unabhängige Stichproben und der FisherExakt-Test für kategoriale Daten verwendet. Ein p-Wert <0,05 wurde als
signifikant gewertet. Das Erstellen der Grafiken erfolgte ebenfalls mittels
GraphPad Prism 4.0.
18
3.
Ergebnis
Es wurden insgesamt 142 Proben, sowohl Sputum als auch Nasenaspirate,
von insgesamt 80 Probanden untersucht. Die Probanden wurden in drei
Gruppen unterteilt: Lungengesunde Kinder, chronisch Atemwegskranke
mit eitrigen Bronchitiden und Patienten mit Asthma bronchiale.
Es konnten 44 Sputumproben und Nasenaspirate von 26 Kindern mit
Asthma bronchiale gewonnen werden. 29 Proben von insgesamt 12
Kindern mit chronisch eitrigen Bronchitiden wurden mittels nested PCR
auf CP und MP untersucht. Aus der Gruppe der 42 lungengesunden Kinder
wurden 69 Proben analysiert.
Die Gruppen unterscheiden sich nicht bezüglich des mittleren Alters oder
der Geschlechterverteilung.
Bei 76% der erkrankten Kinder und bei 64% der lungengesunden
Probanden war die Durchführung eines induzierten Sputums mit
Gewinnung einer ausreichenden Materialmenge möglich. Es zeigt sich
somit kein signifikanter Unterschied in der Möglichkeit einer nichtinvasiven Probengewinnung zwischen kranken und gesunden Probanden (p
= 0,3). Bei allen Probanden wurde ein Nasenbürstenabstrich gewonnen.
Mit einem mittleren Alter von 10 Jahren besteht kein Unterschied zwischen
den positiv und den negativ getesteten Probanden. Die Häufigkeit
verwendeter inhalativer Steroide war in den beiden Gruppen der chronisch
kranken Probanden mit 40% bzw. 50% gleich.
19
3.1.
Ergebnis der Lungenfunktionsprüfung
Lungengesunde hatten eine signifikant höhere FEV1 und Vitalkapazität als
die chronisch atemwegskranken Kinder ohne Nachweis von CP und MP,
hier zunächst zusammengefasst in einer Gruppe aller chronisch
Lungenkranken (Abbildung 3 und 4).
mittleres FEV1[%/soll]
150
100
50
p< 0,001
0
Lungengesunde
Lungenkranke
Abbildung 3: Mittlere Einsekunden-Kapazität
mittlere VC[%/soll]
125
100
75
50
25
p< 0,001
0
Lungengesunde
Lungenkranke
Abbildung 4: Mittlere Vitalkapazität
20
3.2.
Nachweis von Chlamydophila pneumoniae
Chlamydophila pneumoniae konnte in insgesamt 10 von 142 Proben
nachgewiesen werden. Diese unterteilten sich in je fünf Proben aus Sputum
und Nasenabstrichen bei lungenkranken Kindern. CP war zu gleichen
Teilen sowohl bei Asthmakranken, wie auch bei Patienten mit chronisch
eitriger Bronchitis nachweisbar (Tabelle 2). Ein signifikanter Unterschied
zwischen der Inzidenz von CP bei Asthmatikern und der bei Probanden mit
chronisch eitriger Bronchitis besteht nicht (p=0,5).
In den Proben der lungengesunden Probanden konnten keine Chlamydien
nachgewiesen werden (p = 0,0021).
Tabelle 2: Inzidenz von CP (positiv/negativ)
Nasenabstrich
Sputum
Gesamt
Asthma
2/22
3/22
5/44
Chr.eitr.Bronchitits
3/15
2/14
5/29
Lungengesunde
0/42
0/27
0/69
Fünf von 44 Proben (11%) der Asthmatiker waren für CP positiv, darunter
drei Sputumproben und zwei Nasenabstriche. Kein Proband war sowohl im
Sputum als auch im Nasenbürstenabstrich positiv.
In fünf von 29 Proben (17%) der Kinder mit chronisch eitriger Bronchitis
lässt sich CP nachweisen. Auch hierbei kann der Erreger nicht aus beiden
Medien isoliert werden.
21
3.2.1 Unterschiede der Lungenfunktion unter den Atemwegskranken
Bezüglich der Spirometrie stellt sich der Vergleich der chronisch kranken
Probanden ohne Chlamydiennachweis mit den chronisch Kranken mit
Chlamydiennachweis in Nasenabstrich oder Sputum wie folgt dar:
Das mittlere FEV1 der negativ getesteten Probanden von 89% (SD:19,46)
im Vergleich zu den positiv getesteten mit einem FEV1 von 97,8%
(SD:14,09) weist keinen Unterschied in Richtung einer verschlechterten
Lungenfunktion auf; p= 0,1533.
Das gleiche gilt für die Vitalkapazität bei Kranken ohne Nachweis in der
PCR mit einer mittleren VC von 91,1% (SD:13,84) und bei Kindern mit
Nachweis von Chlamydophila pneumoniae mit einer mittleren VC von
98,3% (SD:13,28) p = 0,1514.
3.3.
Nachweis von Mycoplasma pneumoniae
Mycoplasma pneumoniae konnte in insgesamt vier von 142 Proben
nachgewiesen werde (Tabelle 3). Davon ließ sich der Erreger in drei
Proben aus Nasenabstrichen isolieren und aus einer Sputumprobe. Bei
keinem Probanden waren beide Medien positiv auf MP geprüft worden.
In den Proben der lungengesunden Kinder konnten keine Mycoplasmen
nachgewiesen werden. Auf alle Proben gesehen waren 5,5% der
Lungenkranken positiv für Mycoplasma pneumoniae und keiner der
Lungengesunden (p= 0,1221)
Es zeigte sich keine Korrelation zwischen Alter und der Gabe inhalativer
Steroide.
22
Tabelle 3: Inzidenz von MP (positiv/negativ)
Nasenabstrich
Sputum
Gesamt
Asthma
2/22
1/22
3/44
Chr.eitr.Bronchitits
1/15
0/14
1/29
Lungengesunde
0/42
0/27
0/69
Drei von 44 Asthmatikern, das heißt 6,8%, waren für Mycoplasma
pneumoniae positiv in der PCR, darunter eine Sputumprobe und drei
Nasenbürstenabstrichen. Es konnte in einer Probe eines Nasenabstrichs bei
einem Proband mit chronisch eitriger Bronchitis Mycoplasma pneumoniae
nachgewiesen werden.
Kein Proband war sowohl im Sputum als auch im Nasenabstrich positiv für
Mycoplasma pneumoniae.
3.3.1. Unterschiede der Lungenfunktion unter den Atemwegskranken
Stellt man die mittleren Messwerte aus der Lungenfunktion der Patienten
mit positivem und negativem Mycoplasmennachweis in der PCR einander
gegenüber, so zeigt sich folgendes Ergebnis:
Das mittlere FEV1 der Kranken ohne Mycoplasmennachweis liegt bei
89%, (SD 19,5), das der positiv getesteten Probanden bei 92% (SD 19,9),
p= 0,7749. Die mittlere Vitalkapazität bei kranken Kindern ohne Nachweis
von MP beträgt 91% vom Soll (SD 13,8), die VC der positiv getesteten
99% vom Soll (SD 8,7); p= 0,2754.
23
3.4.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Es konnte ein signifikanter Unterschied gezeigt werden, hinsichtlich der
Lungenfunktion der Gesamtheit aller Lungenkranken im Vergleich zu
denen der lungengesunden Kinder. Ein signifikanter Unterschied besteht
sowohl in Bezug auf die mittlere Forcierte-Einsekunden-Kapazität und die
Vitalkapazität.
Bei Kindern mit Atemwegserkrankungen konnte signifikant häufiger
Chlamydophila pneumoniae nachgewiesen werden. Es besteht kein
signifikanter Unterschied bezüglich des Nachweises von Mycoplasma
pneumoniae. Bei insgesamt drei Probanden konnte sowohl CP als auch MP
nachgewiesen werden.
Die Gewinnung von Keimen konnte sowohl mittels induziertem Sputum als
auch durch Nasenbürstenabstriche erfolgen. Ein Vorteil einer der beiden
Methoden zeigte sich nicht.
Bei keinem der gesunden oder kranken Kinder musste die Sputuminduktion
aufgrund einer Verschlechterung der Lungenfunktion abgebrochen werden.
In dem Vergleich der Lungenfunktionsergebnisse der lungenkranken
Kinder mit und ohne Nachweis der beiden untersuchten Erreger konnte
bezüglich der untersuchten Parameter (FEV1, VC) kein signifikanter
Unterschied gezeigt werden (Abbildungen 5 und 6). Die sehr große
Standardabweichung sowohl bei FEV1 und VC in der Gruppe der
lungenkranken Kinder ist durch einen Patienten mit einem schweren
Verlauf einer CF zu begründen, der eine schwerste respiratorische
Einschränkung in der Spirometrie zeigte.
24
FEV1[%/soll]
150
100
50
0
Gesunde
Kranke CP positiv MP positiv
Abbildung 5:
Mittlere forcierte Einsekunden-Kapazität, FEV1 [%/soll]
125
VC[%/soll]
100
75
50
25
0
Gesunde
Kranke CP positiv MP positiv
Abbildung 6:
Mittlere Vitalkapazität, VC [%/soll]
25
4.
Diskussion
Allergisches Asthma bronchiale und chronisch eitrige Bronchitiden sind
die häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.
Atopische Erkrankungen, wie allergisches Asthma, haben an Häufigkeit in
den letzten Jahren zugenommen (Lau et al., 2002, Maziak et al., 2003).
Obwohl die Pathogenese der Erkrankungen gut beschrieben ist, sind
insbesondere die Faktoren noch nicht geklärt, die den Schweregrad des
Krankheitsverlaufs bestimmen. In den Mittelpunkt der Untersuchungen
rücken hierbei virale und bakterielle Erreger, darunter Parainfluenzavirus,
Respiratory-Syncytial
Virus,
Staphylokokken,
Streptokokken
und
Hämophilus influenza (Gern, 2000, Gern, 2004, Oehling, 1999).
Von
besonderem
Interesse
sind
auch
die
atypischen
Bakterien
Chlamydophila pneumoniae und Mycoplasma pneumoniae (Clementsen et
al., 2002, Montalbano and Lemanske, 2002). Man weiß aus vielen,
vorwiegend seroepidemiologischen Studien, dass CP und MP häufige
Auslöser akuter Atemwegsinfekte im Kindes– und Jugendalter sind
(Oehling, 1999, Blasi et al., 2005). Durch die Neigung zur Persistenz und
die Fähigkeit zur Ausbreitung im Körper verursachen sie komplexe
immunologische Reaktionen (Dallo and Baseman, 2000). Es wird vermutet,
dass sie auf diese Weise Einfluss auf die Pathogenese chronischer
Atemwegserkrankungen haben können.
Drei verschiedene Wege der Einflussnahme auf den Krankheitsverlauf sind
denkbar. Erstens wird vermutet, dass die Infektion zu einer Initiierung der
obstruktiven Veränderung führt. Zweitens besteht die Möglichkeit der
Auslösung von Exazerbationen und drittens die Verstärkung der
Erkrankung durch persistierende Infektionen. Da initial die Bedeutung von
CP und MP bei erwachsenen Patienten mit Asthma und COPD entdeckt
wurde, geht der erste Abschnitt der Diskussion auf diese ein.
26
4.1.
CP und MP bei Erwachsenen
Untersuchungen bei Erwachsenen belegen, dass CP und MP den Verlauf
einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und allergischem
Asthma bronchiale negativ beeinflussen können.
Als
erste
zeigten
Hahn
et
al.
in
einer
klinisch
prospektiven
Beobachtungsstudie mit über 300 erwachsenen Patienten, dass ein
Zusammenhang zwischen einer Infektion mit CP und dem Ausmaß der
Bronchialobstruktion besteht (Hahn, 1991). Die Probanden wurden im
Rahmen einer akuten Atemwegserkrankung und im weiteren Verlauf
untersucht. Die Diagnose einer CP-Infektion wurde serologisch gestellt, die
Schwere des Verlaufs an klinischen Symptomen festgelegt. Ein
signifikanter Zusammenhang konnte zwischen dem Vorliegen einer
Chlamydieninfektion und der Entstehung einer asthmatischen Bronchitis
nach Ablauf der akuten Infektion gezeigt werden. Ein Zusammenhang mit
dem Vorkommen von MP konnte in dieser Studie nicht nachgewiesen
werden. Diese Studie unterstreicht die Überlegung, dass eine Infektion
durch CP zu einer Initiierung einer obstruktiven Erkrankung führen kann.
In einer Studie von Cook et al. wurden drei Gruppen untersucht: Patienten
mit akutem Asthma bronchiale, mit schwerem chronischen Asthma
bronchiale mit höher dosierter, inhalativer Steroidtherapie und gesunde
Probanden. Die Diagnose einer CP-Infektion wurde ebenfalls mittels
serologischer Tests gestellt. Es konnte gezeigt werden, dass bei 37% der
Patienten mit schwerem, chronischem Asthma erhöhte CP-Antikörpertiter
vom IgG- und IgA-Typ als Zeichen einer chronischen Infektion vorlagen
(Cook, 1998) und somit eine mögliche Einflussnahme durch Persistenz des
Erregers aus den Krankheitsverlauf besteht. Die Gruppen der Asthmatiker
mit akuter Symptomatik und der gesunden Probanden unterschieden sich
27
nicht. Außerdem konnte bei keinem Patienten eine Korrelation zwischen
einer akuten Infektion mit CP und einer Exazerbation gezeigt werden.
In einer anderen Studie mit kleinen Fallzahlen wurde erstmals der
Nachweis von MP mittels PCR aus bronchoalveolären Lavagen (BAL)
vorgenommen. Bei 10 von 18 Probanden mit stabilem Asthma bronchiale
konnte MP in der BAL nachgewiesen werden. Es bestand ein signifikant
häufigeres Vorkommen von Mycoplasmen in der BAL von Patienten mit
chronischem Asthma im Vergleich zu einem gesunden Vergleichskollektiv
(Kraft et al., 1998). Auffällig bei dieser Studie ist, dass sämtliche
Untersuchungen mittels Serologie und Kultur keine Infektion durch den
Erreger ergaben.
In einer Studie mit erwachsenen COPD-Patienten konnten Blasi et al.
zeigen, dass eine Kolonisation der Bronchien mit CP mit erniedrigter
Lungenfunktionskapazität und häufigeren Exazerbationen einhergeht (Blasi
et al., 2002). In der ersten Stufe der Studie konnte bei Patienten mit
stabiler, chronischer Bronchitis in 38% der Fälle CP mittels PCR aus dem
Sputum nachgewiesen werden. Diese Patienten hatten zusätzlich eine
signifikant schlechtere Lungenfunktionskapazität. In der zweiten Stufe der
Studie wurden aus einem ähnlichen Patientenkollektiv 141 Probanden
rekrutiert, unter denen 43% PCR-positiv für CP waren. Im Verlauf von
zwei Jahren entwickelte diese Patientengruppe signifikant häufiger
Exazerbationen. Die Studie konnte also zeigen, dass es eine Korrelation
zwischen der Besiedlung durch CP und der Schwere des Verlaufs einer
chronischen Bronchitis gibt.
28
Zusammengefasst gibt es nach aktueller Studienlage bei Erwachsenen
keine eindeutige Korrelation zwischen einer akuten CP- oder MP-Infektion
und einem schlechteren Krankheitsverlauf. Die Daten lassen jedoch
vermuten, dass eine Besiedlung oder eine chronisch persistierende
Infektion durch die atypischen Erregern Einfluss auf die Klinik haben. Der
Vergleich
der
beschriebenen
Studien
ist
jedoch
erschwert,
da
unterschiedliche Methoden, Kultur, Serologie und PCR, verwendet wurden.
4.2.
CP und MP bei Kindern
Bis heute gibt es nur wenige Studien, die das Vorkommen von Chlamydien
und Mycoplasmen bei chronisch atemwegskranken Kindern untersuchen.
Principi et al. untersuchten CP und MP als Auslöser von akuten, tiefen
Atemwegerkrankungen. In einer großen Untersuchung mit über 600
Kindern konnte eine Prävalenz von 34,3% durch MP und 14,1% durch CP
gezeigt werden (Principi et al., 2001). Diese Studie unterstreicht die
Bedeutung der Erreger MP und CP bei akuten Atemwegserkrankungen im
Kindesalter.
1994 wiesen Emre et al. bei 11% der untersuchten Kinder mit akuter
Luftnot CP mittels Kultur nach. Bei 60% der Kinder mit CP-Infektion
zeigten sich keine Antikörper gegen den Keim. Diese prospektive Studie
mit 118 Probanden zeigt auch die Problematik der Diagnosestellung mittels
unterschiedlicher Verfahren. In der gleichen Studie konnte auch die
Tendenz zu einer persistierenden Infektion belegt werden. Bei 14% der
Probanden konnte der Erreger über bis zu fünf Monaten nachgewiesen
werden. (Emre et al., 1994).
In einer longitudinalen Studie von Cunningham et al. wurde gezeigt, dass
die Prävalenz von CP bei Kindern mit Asthma in etwa gleich hoch bei den
symptomatischen (23%) wie bei den asymptomatischen (28%) Patienten
29
war (Cunningham et al., 1998). Aus anderen Studien ist bekannt, dass
Infektionen mit atypischen Erregern häufig inapperent verlaufen (Miyashita
et al., 2001). In der Studie von Cunningham wurde eine PCR zum
Nachweis von CP aus nasalen Aspiraten verwendet. Die Patienten, die PCR
positiv waren, berichteten signifikant häufiger über Episoden mit Dyspnoe.
Auch war bei den Patienten mit gravierenderem Verlauf der Erkrankung
der Titer des sekretorischen IgA-Antikörpers mehr als siebenfach höher
verglichen mit Patienten mit geringen Exazerbationsraten. Die erhöhten
IgA-Titer wurden in dieser Studie als Zeichen einer chronischen Infektion
gewertet. Bei nur sehr geringen Prävalenzzahlen wurde MP in dieser Studie
keine Bedeutung beigemessen.
Im Jahr 2000 konnten Esposito et al. bei Kindern mit Asthma bronchiale
und Exazerbation eine hohe Infektionsrate durch CP und MP nachweisen
(Esposito et al., 2000). In 22,5% der Fälle wurde eine akute Infektion mit
MP festgestellt, im Vergleich zu 7,5% bei gesunden Kindern. Eine akute
Infektion mit erhöhtem IgM-Titer gegen CP wurde bei 15,5% der an
Asthma erkrankten Kinder im Vergleich zu 2,5% bei Gesunden ermittelt.
Der
Nachweis
erfolgte
mittels
Serologie
und
PCR
aus
Nasenschleimhautaspiraten. Es wurde außerdem eine Verlaufskontrolle
aller Probanden durchgeführt. Kinder mit Asthma bronchiale und einer
Infektion durch MP oder CP, die nicht antibiotisch behandelt wurden,
erlitten mehr Rezidive in Form von wiederholten Exazerbationen und
mussten häufiger hospitalisiert werden.
In einer ähnlichen prospektiven Studie konnten 2003 Biscardi et al.
(Biscardi et al., 2004) die Ergebnisse bezogen auf den Nachweis von MP
bestätigen. Die Kinder mit schwerem Asthma bronchiale waren zu einem
signifikant größeren Teil mit dem Erreger infiziert. Im Verlauf konnte
außerdem gezeigt werden, dass genau diese Kinder eine erhöhte Rate an
Rückfällen erlitten.
30
Zusammengefasst konnte bei Kindern ein Zusammenhang zwischen
gehäuften Exazerbationen und dem Nachweis von CP und MP gezeigt
werden. Es handelte sich um den Nachweis akuter Infektionen und nicht
um eine Besiedlung. Weiterhin scheint bei Kindern eine hohe Persistenz
der Erreger über Monate vorzuliegen (Emre et al., 1994, Cunningham et
al., 1998).
4.3.
Bewertung der erhobenen Daten
Im Vergleich zu anderen Studien ist diese Untersuchung, der Kenntnis
nach, die erste, die an klinisch stabilen Kindern mit Asthma bronchiale und
chronisch eitriger Bronchitis den Nachweis von CP und MP mittels PCR
erbringt. Mittels PCR aus Sputum und Nasenschleimhautabstrichen
konnten sowohl CP als auch MP ausschließlich bei chronisch
atemwegskranken Kindern nachgewiesen werden. In keinem der bei
lungengesunden Kindern entnommenen Proben waren die Erreger
nachweisbar.
Da die Kinder frei von Symptomen einer akuten Infektion waren, muss
man eine Persistenz der Erreger in den Atemwegen vermuten. In anderen
Studien ließ sich sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern CP über bis
zu einem Jahr nach Infektion in Sputum und Nasen-Rachen-Abstrichen
nachweisen (Blasi et al., 2002, Cunningham et al., 1998). Allerdings ist die
Prävalenz der beiden Erreger im Vergleich zu anderen Studien
verhältnismäßig gering.
Eine mögliche Ursache dafür kann sein, dass ausschließlich Kinder in
einem klinisch stabilen Zustand untersucht wurden. Anzeichen einer
Exazerbation oder akuten Infektion wie Dyspnoe, Husten oder verminderte
Leistungsfähigkeit galten als Ausschlusskriterien. In den aufgeführten,
31
vergleichbaren Studien wurden fast ausschließlich Probanden im Stadium
der akuten respiratorischen Verschlechterung untersucht.
Außerdem beeinflusst die Wahl der unterschiedlichen Methoden die
Ergebnisse. In den meisten älteren Studien wurde ausschließlich eine
serologische Diagnostik verwendet. Vereinzelt wurde der Nachweis mittels
Kultur geführt, was heutzutage als obsolet gilt.
Die Studien, die eine PCR verwendeten, unterschieden sich in dem
Material
aus
welchem
die
DNA
isoliert
wurde.
Sowohl
Nasenschleimhautaspirate, Sputum, BAL wie auch Bronchialbiopsien
wurden untersucht. Aufgrund der Heterogenität der einzelnen Studien und
den unterschiedlichen Studiendesigns, lässt sich nicht beurteilen, ob eine
Methode oder ein Material größere Nachweisraten ergab als eine andere.
In unserer Studie wurden zwei verschiedene Materialen untersucht. Keine
der beiden gewählten Medien, weder das induzierte Sputum noch der
Nasenschleimhautabstrich, stellte sich als überlegen, im Sinne einer
höheren Nachweisrate, heraus. Die Kombination beider Methoden erhöht
jedoch
die
Nachweisrate
und
könnte
als
Kontrollparameter
für
Interventionsstudien eine nützliche Hilfe sein. Sowohl bei kranken als auch
bei lungengesunden Kindern war eine Sputuminduktion gleich häufig
möglich. In Schleimhautabstrichen und in induziertem Sputum konnten CP
und MP nachgewiesen, jedoch nie bei einem Probanden in beiden Proben,
so dass eine Kombination aus beiden Medien sinnvoll erscheint.
4.4.
Diskussion der Studienergebnisse
Vor allem seroepidemiologischen Studien müssen kritisch betrachtet
werden. So zeigten Kern et al. 1994, dass die IgA- und IgG-Antikörper
nicht spezifisch für CP sind und vermutlich Kreuzreaktionen mit anderen
Chlamydien sp. wie Chlamydia trachomatis auftreten (Kern et al., 1993).
32
Eine Studie, die den bisher aufgeführten Ergebnissen widerspricht, ist von
Graham et al. In dieser konnte keine Korrelation zwischen erhöhten
Antikörpertitern und bekanntem Asthma bronchiale bei Probanden im
Kindes– und Jugendalter gezeigt werden. Die Antikörpertiter unterschieden
sich bei Patienten mit nachgewiesenem Asthma bronchiale und dem
gesunden Vergleichskollektiv nicht (Graham et al., 2000). Graham et al.
geben allerdings auch in der Diskussion der Ergebnisse zu bedenken, dass
dies am ehesten an der Nachweismethode und nicht an einem mangelnden
Zusammenhang zwischen atypischen Erregern und ihrer Rolle in der
Pathogenese chronischer Atemwegserkrankungen liegen könnte. So konnte
z.B. eine Studie zeigen (Kuttlin et al., 1998), dass eine Infektion mit CP
nicht zwingend mit einer Serokonversion einhergeht, und somit auch bei
stattgehabter
Infektion
diese
nicht
durch
eine
Veränderung
der
Antikörpertiter nachgewiesen werden kann.
Ein weiterer Nachteil ist die in einigen Studien dokumentierte Tatsache,
dass bei durch Mycoplasmen hervorgerufenen, akuten Infektionen die IgMAntikörper erst nach zwei bis drei Wochen ansteigen, während der Erreger
mittels PCR bereits früher nachgewiesen werden kann (Marmion et al.,
1993, Waris et al., 1998).
Trotz der unterschiedlichen Studiendesigns zeigen viele Untersuchungen
und auch die vorliegende, dass ein Zusammenhang zwischen dem
Vorkommen der beiden atypischen Erreger CP und MP und chronischen
Atemwegserkrankungen besteht.
Es müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, ob es sich
um eine persistierende Infektion oder eine Besiedlung handelt, wenn die
Erreger nachgewiesen werden können. Und ob diese Persistenz für eine
Erkrankung
steht
oder
ob
sie
vielmehr
Ausdruck
vermehrter
Entzündungszellen ist, die CP latent beherbergen.
33
Eine Möglichkeit die Besiedlung in ihrer Wertigkeit zu beurteilen, besteht
in der neueren PCR-Methode, die auf dem Nachweis der RNA beruht.
Biscione et al haben in ihrer Studie eine reverse transcrpitase PCR
verwendet, die die RNA des Major outer membrane protein (MOMP)
nachweist. Ein Protein, welches nur von CP während einer aktiven
Infektion produziert wird. Biscione konnte in dieser Studie eine gehäuftes
Vorkommen von MOMP-RNA im Nasensekret von klinisch stabilen
Patienten mit atopischem Asthma nachweisen im Vergleich zu einem
gesunden Vergleichskollektiv (Biscione et al., 2004).
Zur weiteren Einschätzung der Rolle der CP und MP-Infektion werden
außerdem Interventionsstudien benötigt, die die Therapie der Infektion und
deren Einflussnahme auf den Krankheitsverlauf bei Kindern untersuchen.
Interventionsstudien bei erwachsenen Patienten haben unterschiedliche
Ergebnisse gezeigt. So konnte eine Studie an Patienten mit chronischem
Asthma bronchiale belegen, dass eine Therapie mit Clarithromycin zur
einer signifikanten Verbesserung der Lungenfunktion bei denen führte, die
positiv für CP und MP in der PCR der BAL und Bronchialbiopsien waren
(Kraft et al., 2002). Eine andere Studie, die die Wirkung einer
Roxithromycintherapie auf die Lungenfunktion von Asthmapatienten mit
positivem Nachweis von CP prüfte, konnte lediglich marginale
Veränderungen aufweisen (Black et al., 2001). In keiner der beschriebenen
Interventionsstudien wurde überprüft, ob die intrazellulären Erreger durch
die Therapie eradiziert werden konnten.
Unsere Studie hat gezeigt, dass zur Erfolgskontrolle nach Therapieende die
nicht-invasiven
Techniken
wie
induziertes
Sputum
und
Nasenbürstenabstriche zum Keimnachweis mittels PCR verwendet werden
können. Durch diese Methoden können Interventionsstudien insbesondere
mit pädiatrischen Patienten abschließend beurteilt und eine größere Anzahl
von Patienten untersucht werden.
34
5. Zusammenfassung
Chronische Atemwegserkrankungen spielen bereits im Kindes- und
Jugendalter eine große Rolle. So beträgt die Prävalenz von Asthma
bronchiale bei Kindern in Mitteleuropa ca. 10%. Chronisch eitrige
Bronchitiden,
darunter
kindliche
COPD,
Bronchiektasen,
primäre
Ziliendyskinesie und zystische Fibrose verursachen ebenfalls schwere
chronische Atemwegserkrankungen bei Kindern.
Der Krankheitsverlauf wird beeinflusst durch das Auftreten von
Exazerbationen in Form von geringer körperlicher Belastbarkeit und
Dyspnoe. Hierfür verantwortlich sind unter anderem Infektionen der
Atemwege durch pathogene Erreger. Hierzu gehören neben anderen die in
dieser
Studie
untersuchten
atypischen
Bakterien
Chlamydophila
pneumoniae und Mycoplasma pneumoniae.
CP und MP sind atypische, intrazelluläre Erreger, die über Aerosole
übertragen werden und deren Infektionen häufig inapperent verlaufen. Sie
verursachen im Kindes- und Jugendalter häufig akute Infektionen der
oberen und unteren Atemwege. Es wird die Möglichkeit der Einflussnahme
dieser
atypischen
Erreger
auf
chronische
Atemwegserkrankungen
diskutiert.
Unsere Studie hat Kinder im Alter von sechs bis sechzehn Jahren mit
Asthma bronchiale und chronisch eitriger Bronchitis, darunter Kinder mit
kindlicher
COPD,
Bronchiektasen,
primärer
Ziliendyskinesie
und
zystischer Fibrose, untersucht. Die Probanden befanden sich zum Zeitpunkt
der Untersuchung in einem klinisch stabilen Allgemeinzustand ohne
Anzeichen einer akuten Exazerbation. Die Ergebnisse wurden mit den von
lungengesunden Kindern gewonnenen Befunden verglichen.
Es wurden insgesamt 80 Kinder untersucht und 142 Proben mittels
Sputuminduktion und Nasenschleimhautabstrichen gewonnen. Parallel
35
erfolgte die Messung der Lungenfunktionskapazität mittels Spirometrie.
Die Proben wurden anschließend mittels einer nested PCR auf das
Vorliegen von MP- und CP- DNA untersucht.
Eine
Probengewinnung
induzierten
Sputums
mittels
war
bei
der
nicht-invasiven
chronisch
kranken
Methode
des
Kinder
und
Lungengesunden mit 76% bzw. 64% gleich häufig möglich (p=0,3).
CP war in 10 von 73 Proben der Kinder mit Asthma und chronisch eitriger
Bronchitis nachweisbar (13,7%); bei keinem Proband der lungengesunden
Vergleichsgruppe konnte CP-DNA isoliert werden (p=0,0021).
MP konnte aus 4 von 73 Proben der chronisch Kranken nachgewiesen
werden, jedoch aus keiner Probe der lungengesunden Kinder. Da nur eine
sehr geringe Probenanzahl positiv für Mycoplasmen war, zeigte sich hier
kein signifikanter Unterschied (p= 0,1221) hinsichtlich einer gehäuften
Prävalenz von Mycoplasma pneumoniae bei Kindern mit Asthma
bronchiale und chronisch eitriger Bronchitis.
Eine Korrelation zwischen dem mikrobiologischen Nachweis von CP und
MP und einer Verschlechterung der Lungenfunktion bestand nach Analyse
der Ergebnisse der Spirometrie nicht. Es konnte lediglich eine insgesamt
schlechtere Lungenfunktion bezogen auf die VC und FEV1 der chronisch
atemwegskranken Kinder im Vergleich zu den lungengesunden Probanden
nachgewiesen werden.
Bisherige Studien zeigten vor allem an erwachsenen COPD Patienten, dass
eine chronische Besiedlung bzw. Infektion mit CP und MP zu einer
Verschlechterung des Krankheitsverlaufs führen kann. Die Ergebnisse in
Studien mit Kindern ergaben bisher keine eindeutigen Ergebnisse. Die
Beurteilung der Ergebnisse ist insbesondere durch die unterschiedlichen
Nachweismethoden erschwert. Der serologische Nachweis erscheint
fehlerhaft, da aufgrund einer fehlenden oder verzögerten Serokonversion
falsch negative Ergebnisse resultieren. Die verwendeten PCR Methoden
36
sind ebenfalls uneinheitlich. Die bisherigen Studien konnten zeigen, dass
eine
Besiedlung
oder
chronische
Infektion
Einfluss
auf
den
Krankheitsverlauf chronisch atemwegskranker Patienten hat. In Studien
konnte außerdem die Neigung zu einer langen Persistenz der Erreger im
Organismus nachgewiesen werden.
Schließlich fehlen Interventionsstudien, die zum einen den Erfolg einer
antibiotischen
Therapie
bezüglich
einer
Eradikation
der
Erreger
überprüfen, zum anderen eine Beurteilung bezüglich eines verbesserten
Krankheitsverlaufes ermöglichen.
Mittels der in dieser Studie verwendeten nicht-invasiven Methoden können
Interventionsstudien
an
größeren
pädiatrischen
Patientenkollektiven
durchgeführt werden.
37
6.
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48
Danksagung:
Bei Herrn Prof. Dr. med. Christian Rieger, Direktor der Klinik für Kinderund Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum, bedanke ich mich für
die Bereitstellung des Themas und des Arbeitsplatzes.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. med. Norbert Teig für seine
freundliche und fachkompetente Unterstützung während des gesamten
Zeitraums der Entstehung dieser Arbeit.
Herrn Prof. Dr. med. Sören Gatermann und Frau Dr. med. Agnes Anders
danke ich für die besondere Unterstützung bei der Durchführung der
laborchemischen Analysen.
Besonderer Dank gilt Karin Kogelheide und den Arzthelferinnen und
Krankenschwestern der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die mich in
der praktischen Umsetzung der Arbeit unterstützt haben.
Insbesondere möchte ich mich bei den Kindern und ihren Eltern bedanken,
die mit so viel Freude an meiner Studie teilgenommen haben, und ohne die
diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre.
Lebenslauf
Persönliche Daten:
Name:
Geburtsdatum:
Geburtsort:
Familienstand:
Nationalität:
Corinna Hedwig Inge Schmidt
22.06.1977
Hagen
ledig
deutsch
Schulausbildung:
1983- 1987
Robert-Bonnermann Grundschule, Herdecke
1987- 1996
Friedrich-Harkort-Gymnasium, Herdecke
Erlangung der allgemeinen Hochschulreife
Studium:
1996-2002
Studium der Humanmedizin
An der Ruhr-Universität-Bochum
August 1998
August 1999
August 2001
2001/2002
Herbst 2002
Physikum
1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Praktisches Jahr im St. Josef Hospital Bochum
3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Facharztausbildung:
Seit 1. Dez. 2002 Assistenzärztin der Medizinischen Klinik I
Abteilung Prof. Dr. med. W.E. Schmidt
St. Josef Hospital Bochum
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