cScS - Bauinventar

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ENSEMBLE
ENSEMBLE
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441
9
UNIBEZIRK
FREIESTRASSE
Freiestr. 23-29,
31-33, 20, 28-30 I Muesmattstr. 29, 34
Das Ensemble an der Kreuzung Freiestrasse - Muesmattstrasse verdankt seine hohen räumlichen Qualitäten hauptsächlich der besonderen Ausstrahlung der vorhandenen Bausubstanz. Im Alignementsplan
von 1873 nämlich war der Platz der eher zufällige Treffpunkt der
vorderen Freie- und Muesmattstrasse. Die damals geplante Fortsetzung der Muesmattstrasse sollte mit der Freiestrasse und der geplanten Bühlstrasse ein gleichseitiges Dreieck bilden. Verwirklicht
wurden vorerst gegen 1880 die Teilstücke zwischen der heutigen Kreuzung und dem Bühlplatz und der Länggassstrasse, kurz darauf die Verlängerung der Freiestrasse bis an die Fabrikstrasse. Die Fortsetzung der Muesmattstrasse nach Südwesten war zwar schon um 1890 auf
deren heutigem Trassee vorgesehen, wurde aber erst gegen 1910 ausgebaut.
Im Winkel zwischen der geplanten Muesmattstrasse und der hinteren
Freiestrasse wurde 1897-98 der reiche Neurenaissance-Block Freiestrasse Nrn. 23-29 errichtet. Dessen vis-a-vis, Freiestrasse Nrn.
28, 30, Muesmattstrasse Nr. 34 kam 1904-05 dazu. Zusammen formen
die beiden Bauten mit ihren abgeschnittenen Ecken eine eindringliche Platzsituation, welche zwar später nicht im Konzept der beiden
historischen Palazzi umbaut wurde, von diesen dennoch nachhaltig
geprägt wird. Besonders wichtig ist im Ensemblezusammenhang die Ecklösung von Muesmattstrasse Nr. 34, deren Erker bis zum Bühlplatz
und zur Depotstrasse gut sichtbar ist.
Dieser städtische Bestand blieb Einzelfall. Als 1933 die Uebungsschule des damaligen Oberseminars (Muesmattstrasse Nr. 21) und
1938-39 das Kirchgemeindehaus zur Kreuzung hinzukamen, wurde mit
bedeutend geringerer Bebauungsdichte operiert; nicht zuletzt dank
der aufwendigen Treppenanlage der Uebungsschule konnte die Geschlossenheit des Ensembles indessen bewahrt werden. Die heutige Platzgestaltung mit Verkehrsfall~n und Kioskhäuschen wird leider den guten
architektonischen Ansätzen nicht gerecht.
Balzerstr. 1-5, 2 I Bühlplatz 5 I Bühlstr. 20, 26, 28 I
Muesmattstr. 19, 25
Im vorliegenden Ensemble wirken zahlreiche bemerkenswerte bis hervorragende Staatsbauten hauptsächlich der Universität zusammen. Die
einzelnen Bauten dokumentieren sowohl wichtige architektonische
Stiltendenzen zwischen Historismus und Gegenwart wie auch das räumliche Wachstum des Quartiers von der Freiestrasse aus nach Südwesten. Der bauliche Ausgangspunkt des Ensembles liegt demzufolge am
Bühlplatz: Der Winkelbau des Physiologischen Institutes (Bühlplatz
Nr. 5) definiert 1891 die Lage künftiger Institutsneubauten im Bezirk und kündigt das Ensemble dem von der Stadt her nahenden Publikum an. 1896 folgt vom gleichen zeichnenden Architekten, Kantonsbaumeister Franz Stempkowski, das Anatomische Institut Bühlstrasse
Nr. 26. Der Bau eignet der damals kaum 10jährigen Bühlstrasse als
Tangente hohen urbanistischen Stellenwert zu.
Die Ausdehnung des Ensembles in den Raum der "Mulde", der Geländesenke im Bereich der ehemaligen "Mussmatte", wird lange Zeit aufgeschoben. 1910 wird mit der Muldenstrasse (heute Sahlistrasse) das
Geviert eingegrenzt, 1930-31 lösen Salvisberg und Brechbühl mit ihrem grandiosen Neubau (Baltzerstrasse Nrn. 1-5 u.a.) das Geländeproblem: Der Bau überspannt brückenartig die Mulde und legt als
deutlicher Riegel die SW-Grenze des Ensembles fest. Als Kontrapunkt
sowohl topographischer als auch stilistischer und bedeutungsmässiger Art zieht der Neubau das Observatorium Muesmattstrasse Nr. 25
hinzu. 1949-50 wird das Institut für Biochemie und Molekularbiologie (Bühlstrasse Nr. 28) errichtet. Der Bau ordnet sich auf verständige Art den dominierenden Bauten des Physiologischen und des
Anatomischen Institutes unter. Am unlängst Baltzerstrasse getauften
Erschliessungsweg des Salvisberg-Baues folgt schliesslich 1979-81
der jüngste Bau des Ensembles, der Sichtbetonblock Baltzerstrasse
Nrn. 2, 4.
c.S.
Auch an der Kreuzung Freiestrasse - Gewerbestrasse sollte ein städtischer Platz, umgeben von einer historischen Umbauung entstehen.
Der aufwendige neubarocke Block Freiestrasse Nrn. 31, 33 bleibt mit
seinen räumlichen Vorgaben allerdings Einzelfall, die jüngeren Nachbarbauten reagieren auf die Situation eher indifferent und zufällig.
Der Blick von der hinteren Kreuzung aus nach Südosten fällt zwischen den städtischen Randbebauungen der Freiestrasse im Ensemble
auf den NW-Quergiebel der Pauluskirche, welcher als Point-de-vue
vom Kirchenarchitekten Karl Moser nicht zufällig gesetzt worden
sein dürfte.
c.S.
© 2010 Denkmalpflege der Stadt Bern, www.bern.ch
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