Pleura und Atemmechanik Pleura: • Aufbau Pleurahöhle o vizerales u. parietales Blatt (mit Pleura costalis, mediastinalis, diaphragmatica u. Recessus) • Innervation (Pleura parietalis) • Adhäsionskräfte im Pleuraspalt • Klinik: Pleuraerguss/Pleurapunktion, Pneumothorax Atemmechanik: • Brust- und Bauchatmung • Atemmuskulatur → insbesondere Diaphragma (Aufbau mit Durchtrittsstellen, Innervation, Gefäßversorgung) Allgemein: • die Pleura umgibt die Lungen und ist essentiell für deren Funktionstüchtigkeit • man unterscheidet Atemmuskeln und Atemhilfsmuskeln • Atembewegungen o Inspiration: schräger Verlauf der Rippen, sternale Rippenenden werden bei Inspiration angehoben → Thoraxerweiterung Sagittaldurchmeser und nach lateral ausgeschwenkt → Thoraxerweiterung im Transversaldurchmesser („Flankenatmung“) kraniokaudaler Belüftungsgradient durch Zunahme der Rippenlänge o Exspiration Absenken der sternalen Rippenenden → Abflachung des Thorax, Volumenabnahme, elastische Rückstellkräfte der bei der Inspiration verformten Rippenknorpel und Bänder unterstützt die Exspiration Pleura: 1. Aufbau Pleurahöhle ◦ Pleurablätter o viszerales Blatt (Lungenfell): bedeckt Lunge o parietales Blatt (Rippen-/Brustfell): bedeckt die Wand der Brusthöhle ◦ Pleurahöhle (Pleuraspalt) o = Raum zwischen dem viszeralen und parietalen Blatt o i.d.R. 5 ml/Lunge o Dient der Lunge als Verschiebespalt und Reserveraum bei Atembewegungen ▪ durch Mesothel ▪ durch seröse Flüssigkeit ▪ durch Reserveräume ◦ Abschnitte und Lage der Pleura parietalis Abschnitt Lokalisation Anliegendes Bindegewebe Pars costalis Innenseite der Brustwand Fascia endothoracica Pars diaphragmatica Auf dem Zwerchfell Fascia phrenicopleuralis Pars mediastinalis Lateral vom Mediastinum Direkter Übergang in das Bindegewebe des Mediastinums Pars cervicalis mit Pleurakuppeln Apikal, oberhalb der oberen Thoraxaperatur Membrana suprapleuralis (Gibson-Faszie) ◦ 2. Topographie Pleurakuppeln • überragen die obere Thoraxaperatur um etwa 3cm • topographische Nähe: Tr. sympathicus mit Ggl. Stellatum, Ansa subclavia Plexus brachialis, A/V. Brachialis A./V. Thoracica interna N. phrenicus ◦ Pleuragrenzen • eine Rippe tiefer als die Lungengrenzen ◦ Umschlagfalten der Pleura parietalis = Recessus pleurales (Reserveräume für die Ausdehnung der Lunge bei der Inspiration) Recessus costodiaphragmaticus (wird selbst bei max. Inspiration nicht komplett ausgefüllt) Recessus costomediastinalis (anterior) Recessus vertebromediastinalis (Recessus costomediastinalis posterior) Recessus phrenicomediastinalis ◦ Pleurafreie Dreiecke oberhalb und unterhalb der ventralen Zusammenkunft der 2-4 Rippe ▪ Thymusdreieck ▪ Herzdreieck 3. Innervation (+Gefäßversorgung) nerval: Nur die Pleura parietalis ist sensibel innerviert! → Nn. Intercostales (Pars costalis) und N. Phrenicus (Partes mediastinalis und diaphragmatica) arteriell Pleura visceralis: Rami der Aa. Bronchiales Pleura parietalis: Aa. Intercostales, Aa. Pericardophrenica venös gleichnamige Venen wie Arterien 4. Adhäsionskräfte im Pleuraspalt ◦ ◦ Umkehr der Druckverhältnisse zwischen Umwelt und Lunge notwendig für Atmung (Aufgabe der Atemmuskulatur) Thoraxvolumenänderung wird mittels dem negativen Donders-Unterdruck im Pleuraspalt auf die Lunge übertragen (wirkt den elastischen Rückstellkräften entgegen) → durch den Unterdruck folgt die Lunge den Thoraxbewegungen und verhindert, dass die Lunge kollabiert → Negativer Unterdruck essentiell für Atmung Inspiration: • Unterdruck nimmt zu (noch negativer!) : -8mmHg • Ausdehnung der Lunge bis in die Recessus pleurales Exspiration • Unterdruck wird positiver (-3mmHg) 5. Klinik 1. Pleuraerguss/Pleurapunktion Ursachen Herzinsuffizienz Rippenverletzungen TBC Viren, Pilze Symptome Kleine Ergüsse bis 500ml teilweise unbemerkt Flüssigkeit sammelt sich beim stehenden Patienten im Recessus costodiaphragmaticus 2. Größere Ergüsse 1.Atemnot (zunächst nur bei Anstrengung, später auch bei Ruhe) 2.Hustenreiz Durchführung der Pleurapunktion (Bülau-Drainage) Gefäß-Nerven-Straße am Unterrand der Rippe → Punktion oberhalb der Rippe mittlere Axillarlinien nicht tiefer als 5-7 Rippe Pneumothorax Ursachen innere Verletzungen der Pleura Rippenbrüche → Zerstörung des intakten, in sich abgeschlossenen Pleuraspalts → Luft dringt in den Pleuraspalt, der negative Unterdruck fällt weg Symptome Lunge kollabiert aufgrund ihrer Eigenelastizität auf der verletzten Seite 1.Offener Pneumothorax 2.Geschlossener (Spannungspneumothorax) Luft kann dem Pleurapspalt nicht mehr entweichen (Ventilmechanismus) Mediastinum wird immer mehr auf die gesunde Seite gedrückt → gesunde Lunge wird ebenfalls in ihrer Funktion beeinträchtigt Verlagerung behindert venösen Zustrom ins Herz (Einflussstauung) Therapie Entlastungspunktion am Oberrand der 2./3. Rippe in der MCL = Monaldi-Punktion Atemmechanik: • Brust- und Bauchatmung Brustatmung (essenziell in der Schwangerschaft) Bauchatmung (Funktion des Zwerchfells : Inspiration; Bauchmuskeln : Exspiration; gleichzeitige Kontraktion von Bauchmuskeln und Zwerchfell: Bauchpresse/ Erhöhung des intraabdominalen Drucks; 70% der ruhigen Atmung eines Erwachsenen; essenziell bei Säuglingen, Neugeborenen und bei behinderter Brustatmung (im Alter,bei Rippenserienfrakturen) • Atemmuskulatur Übersicht: Inspiratorische und Exspiratorische Muskeln Muskel Ursprung Ansatz Innervation Mm. intercostales externi Rippenunterrand vom Tuberculum costae bis KnorpelKnochen-Grenze Etwas ventral/distal vom Ursprung am Oberrand der nächsttieferen Rippe Nn. intercostales Inspiration I-XI Mm. intercostales interni Rippenoberrand vom Angulus costae bis zum Sternum Etwas ventral/distal vom Ursprung am Unterrand der nächsthöheren Rippe Mm. intercartilaginei Mm. intercostales intimi Mm. subcostales Rippenoberrand Ventral vom im dorsalen Ursprung am Bereich Unterrand 2-3 Rippen höher M. transversus thoracis Rückseite vom Corpus sterni und Prox. xiphoideus Rückseite der Rippenknorpel Funktion Exspiration Inspiration Externi Exspiration Nn. intercostales Exspiation II-VI Diaphragma Allgemein • in Form einer Doppelkuppe zwischen Brust- und Bauchhöhle aufgespannt • rechte Zwerchfellkuppe höher als linke (aufgrund der rechts liegenden Leber) ▪ Lage der Kuppen in Atemruhelage: 5-6 ICR ▪ wichtigster inspiratorischer Muskel Inspiration → Abflachung der Zwerchfellkuppen, Bauchorgane werden verdrängt, Bauchdecke ist erschlafft ▪ diaphragmale Durchtrittsstellen können Öffnungen für (innere) Hernien sein ▪ über dem M. Psoas major bildet das Zwerchfell das Lig. Arcuatum mediale (Psoasarkade) und über dem M. Quadratus lumborum das Lig. Arcuatum laterale (Quadratusarkade) Aufbau ▪ • Randsehnen und (höhergelegenes) Centrum tendineum Teile der Pars muscularis Abschnitt Ursprung Pars lumbalis Ansatz Medialer Anteil Rechts: WK L 1- Centrum der 4 tendineum Zwerchfellpfeiler Links: L1-3 * Innervation N. phrenicus (C3-C5) Lateraler Anteil Psoasarkade der QuadratusZwerchfellpfeiler arkade * Pars costalis Innenfläche der Knorpel der Rippen 7-12 Pars sternalis Innenfläche des Prox. xiphoideus • Zwerchfellpfeiler: Crus dextrum und Crus sinistrum der Pars lumbalis Innervation, Gefäßversorgung nerval (autonome und willkürliche Kontrolle) • N. phrenicus • Zwerchfell verlagert sich in der Embryonalentwicklung nach kaudal (durch Streckung von Herz und Hals) und nimmt seine nervale Versorgung mit arteriell ◦ Arteria phrenica superior (Aorta thoracia) ◦ Arteria phrenica inferior (Aorta abdominalis) ◦ Arteria musculophrenica (A. Thoracica interna ← A. subclavia) ◦ Arteria pericardiacophrenica (A. Thoracia interna ← A. subclavia) Durchtrittsstellen Muskellücke Lokalisation Durchziehende Strukturen Höhe Trigonum sternocostale (Larrey-Spalte: links; MorgagniLoch: rechts) Zwischen Pars costalis und Pars sternalis Vasa epigastrica superiora (Fortsetzung der Vasa thoracica interna) BWK 8-9 Trigonum Zwischen Pars lumbocostale costalis und Pars (Bochdalek-Dreieck) lumbalis (muskelschwache Stelle) Sonstiges Ort von (angeborenen) Bochdalek-Hernien Foramen venae cavae Centrum tendineum, V. cava inf. etwas rechts der R. phrenicoMitte abdominalis (des rechten N. phrenicus) Hiatus oesophageus Im medialen Anteil des Crus dextrum BWK 8 Oesophagus BWK 10-12 Truncus vagalis ant./post R. phrenicoabdominalis (des linken N. phrenicus) Verankerung im Centrum tendineum verhindert Kollaps der Vene kurz vor deren Einmündung in den rechten Vorhof Wird bei inspiratorischer Kontraktion eingeengt: Verhindert Reflux von Mageninhalt (Teil des unteren Oesophagussphinkters!) Fixation des Oesophagus via Ligamentum phrenicooesophageale (Laimer-Membran) Klinik: Hiatushernien Hiatus aorticus Zwischen Crus dextrum und Crus sinistrum Aorta Ductus thoracicus LWK 1 Spalt zwischen Ursprungssehnen der medialen Anteile der Zwerchfellpfeiler V. azygos (rechts) LWK1 bzw. V. Hemiazygos (links) N. splanchnicus major Spalt zwischen medialem und lateralem Anteil der Zwerchfellpfeiler Truncus sympathicus N. splanchnicus minor LWK2 Öffnung durch Lig. Arcuatum medianum verstärkt: verhindert Einklemmung der Aorta bei Kontraktion des Zwerchfells Abb b. Zwerchfell in der Ansicht von kaudal. Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie, Thieme Verlag Stuttgart • Atem(hilfs)muskeln Allgemein • • • werden bei gesteigertem Atemminutenvolumen rekrutiert teilweise sind aber auch Atemhilfsmuskeln in Ruheatmung aktiv (Mm. Scaleni) sämtliche Muskeln, die an Rippen oder Sternum ansetzen haben atemmechanische Funktionen Übersicht Exspiratorische → durch Schwerkraft begünstigt, auch passiv obligate: Mm. intercostales interni Mm. subcostales M. transversus thoracis auxilläre: M. latissimus dorsi (Hustenmuskel) Bauchwandmuskeln Inspiratorische obligate: Diaphragma Mm. intercostales externi Mm. intercartilaginei Mm. scalene auxilläre: M. serratus anterior M. serratus post. Sup. (M. serratus post. Inf.) M. pectoralis major M. pectoralis minor M. sternocleidomastoideus M. erector spinae