zukunft wohnen - Stadt Viersen

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zukunft wohnen
PraxisProjekt „Zukunft Wohnen“
Siedlung Viersen „Im Rahser“. Strategische Bestandsentwicklung, Architekturconsulting, Modernisierung.
Kooperation
Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und Grundlagen
des Entwerfens, Lehrstuhl und Institut für Städtebau
und Landesplanung, Lehrstuhl für Planungstheorie
und Stadtentwicklung, Stadt Viersen, VAB - Viersener
Aktien-Baugesellschaft AG, GWG - Gemeinnützige
Wohnungsgenossenschaft eG.
Praxisnahe Ausbildung im Fachbereich Architektur an der RWTH Aachen im Sommersemester 2009.
Dokumentation studentischer Lösungsansätze zu
aktuellen Problemstellungen von Unternehmen der
Wohnungswirtschaft.
Impressum
Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und Grundlagen
des Entwerfens
Univ.-Prof. ir. Wim van den Bergh
Dipl.-Ing. Ben Beckers
Dipl.-Ing. Alexander Bartscher
Schinkelstraße 1, 52062 Aachen
http://wohnbau.arch.rwth-aachen.de
Lehrstuhl und Institut für Städtebau
und Landesplanung
Dipl.-Ing. Michael Kloos
Wüllnerstraße 5-7, 52062 Aachen
www.isl.rwth-aachen.de
Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung
Dipl.-Ing. Gisela Schmitt
Wüllnerstraße 5-7, 52062 Aachen
www.pt.rwth-aachen.de
Redaktion und Gestaltung
Ben Beckers
Alexander Bartscher
Lynn Cosyn
Renate Morawietz
Die Texte der studentischen Beiträge wurden im
Original übernommen und nicht redaktionell überarbeitet.
© Lehrstuhl für Wohnbau, Aachen, September 2009
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inhalt
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einführung
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vorwort
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stadt viersen, kooperationspartner im praxisprojekt 2009
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portrait wohnsiedlung „im rahser“
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aufgabe
ergebnisse
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rahser ring
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rahser evolution
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notburga update
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einer für alles - alles für einen
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barrieren abbauen
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offene räume - geschlossene gemeinschaft
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denkmalbereichssatzung und modernisierung
anhang
108
quellen
4
einführung
Vorwort
Dieses Jahr wurde das „Praxisprojekt Zukunft Wohnen“ bereits zum fünften Mal
an der RWTH Aachen durchgeführt. Das Praxisprojekt entsteht aus der Erfahrung heraus, dass es für die Wohnungswirtschaft trotz eines „Überangebots“
von Hochschulabsolventen oftmals schwierig ist, für die spezifischen Planungsaufgaben der Bestandsentwicklung geeigneten Nachwuchs an Planern und
Architekten zu finden. Seit dem Jahr 2004 wird daher an der RWTH Aachen ein
Entwurfsprozess „unter Praxisbedingungen“ organisiert. Basis dieses Projekts
ist die enge Kooperation der drei Lehrstühle Wohnungsbau, Planungstheorie
und Stadtentwicklung, sowie Städtebau und Landesplanung mit dem Verband
für Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen (VdW). Daneben ist auch das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen (ILS) in das
Projekt mit eingebunden.
Ziel dieses kooperativen Ansatzes ist es, Fragestellungen der strategischen Entwicklung von Wohnungsbeständen als zentrale Planungsaufgabe der Zukunft
in der Ausbildung von Architekten und Stadtplanern an der RWTH Aachen zu
verankern. Damit wird in der Lehre der Fakultät für Architektur an der RWTH
Aachen ein Thema aufgegriffen, dass sowohl in Bezug auf die Stadtplanung
als auch der Architektur höchste Aktualität hat. Denn aufgrund des demographischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandels ist in vielen Teilen Deutschlands die Nachfrage nach Wohnraum deutlich zurückgegangen und die Qualitätsansprüche an das Wohnen haben sich stark verändert. Hierdurch hat sich
der Schwerpunkt des Wohnungsbaus deutlich vom Neubau zur Bestandsentwicklung verschoben. Vor diesem Hintergrund nimmt die Bestandsentwicklung
auch eine immer wichtigere Rolle innerhalb des Berufsfeldes von Architekten
und Stadtplanern ein.
Viele Planungsaufgaben erfordern mittlerweile eine intensive Auseinandersetzung mit Siedlungs- und Gebäudebeständen auf verschiedenen Ebenen, aber
auch fundierte Kenntnisse über Zusammenhänge der Wohnungswirtschaft und
der Stadtentwicklung. Mittlerweile stehen die Wohnungsunternehmen vor der
Aufgabe, den vorhandenen Wohnungsbestand, insbesondere denjenigen der
Ära des „Massenwohnungsbaus“ der Nachkriegsjahre, vermietungssicher und
rentabel zu halten. Dabei reicht die Spanne möglicher Entscheidungen von der
zukunftsgerechten Modernisierung bis hin zum Totalabriss bestehenden Wohnraums. Dies verdeutlicht, dass derzeit vor allem aufgrund des wirtschaftlichen
und demographischen Strukturwandels sowie den steigenden Anforderungen
an den Energiehaushalt von Gebäudebeständen immer komplexere Aufgaben
an die Wohnungswirtschaft herangetragen werden. Daneben spielt das Thema
der zukunftsgerichteten Entwicklung von Wohnungsbeständen derzeit auch
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für Städte und Kommunen eine außerordentlich wichtige Rolle. Denn die Sicherung bestehender und zukünftiger Qualitäten in einzelnen Stadtquartieren
und gesamtstädtischen Zusammenhängen ist eine zentrale Aufgabe der aktuellen Stadtentwicklung. Dies verdeutlicht, dass sich derzeit die Zielstellungen
von Kommunen und der Wohnungswirtschaft auf vielfältige Art und Weise
überlagern.
Praxisprojekt Zukunft Wohnen 2009
Vor diesem Hintergrund wird das Praxisprojekt 2009 in enger Kooperation mit
zwei Wohnungsunternehmen und einer Kommune durchgeführt. Diesjährige
Partner im Rahmen des Projekts ist die Stadt Viersen, vertreten von Frau Becker
und Herrn Jenniches, die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft zu Viersen
eG (GWG), vertreten durch Herrn Fels, sowie die Viersener Aktien-Baugesellschaft AG (VAB), vertreten von Herrn Becker und seinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern.
Hiermit wird die Grundlage dafür geschaffen, dass Studentinnen und Studenten anhand konkreter Wohnungsbestände Ideen zur strategischen Bestandsentwicklung erarbeiten können, auf die sie von den Projektpartnern ein
direktes Feedback erhalten. Durch diesen unmittelbaren Kontakt wird zwischen
den Studentinnen und Studenten, deren Projekte innerhalb dieser Publikation
dokumentiert sind, sowie den „professionellen Vertretern“ der Wohnungswirtschaft und der Stadt Viersen ein gegenseitiger Austausch über die Ideen und
Konzepte zur strategischen Bestandsentwicklung ermöglicht. Dieses gegenseitige Geben und Nehmen ist ein zentraler Bestandteil des Praxisprojektes Zukunft Wohnen ohne den das Projekt nicht das wäre, was es ist – eine „Win-WinSituation“ für alle Beteiligten.
Für das Projekt wird uns die Siedlung „Rahser“ in Viersen zur Bearbeitung zur
Verfügung gestellt, deren Gebäudebestand in mehreren Bauphasen hauptsächlich zwischen den 20iger und den 80iger Jahren errichtet wurde. Dieser
Siedlungsbestand weist in mehrerer Hinsicht spezifische Charakteristika auf,
die es im laufenden Bearbeitungsprozess zu beachten gilt:
t Der Gebäudebestand ist relativ heterogen und unterliegt teilweise einer
Denkmalbereichssatzung. Dennoch gilt es, das Wohnungsangebot vor dem
Hintergrund der derzeitigen demographischen und energetischen Anforderungen für zukünftige neue Bewohnergruppen attraktiv zu halten ohne den
besonderen Wert der Siedlung zu beeinträchtigen.
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Starttermin in Viersen
Ortsbegehung
Wohnungsbesichtigung
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t Ebenfalls gilt es, diejenigen Gebäudebestände in die Überlegungen mit einzubeziehen, die nicht der Denkmalbereichssatzung unterliegen, um auch hier
eine zukunftsgerechte Entwicklung zu ermöglichen.
t Die Außen- und Frei- und Grünräume, insbesondere die charakteristischen
Schrebergartenanlagen der Siedlung bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit, weil sie die Charakteristik des Quartiers maßgeblich bestimmen, einen
wesentlichen Bestandteil der Denkmalbereichssatzung ausmachen und daneben eine wichtige Rolle für die Wohnqualität spielen.
t Die Bearbeiterinnen und Bearbeiter haben sich ebenfalls mit der Bevölkerungsstruktur und die spezifische Lebenssituation der Bewohnerinnen und
Bewohner innerhalb der Siedlung intensiv auseinander zu setzen. Denn die
beste technische oder städtebauliche Analyse des Bestandes ist sinnlos, wenn
sie nicht in den Bezug gesetzt wird mit den Bewohnern vor Ort, die „ihr“ Lebensumfeld, seine Qualitäten, Defizite und Potenziale am allerbesten kennen.
t Strategische Bestandsentwicklung bedeutet jedoch auch, all diese verschiedenen Faktoren mit in ein konzeptionelles Gedankengerüst mit einzubeziehen
und dennoch nicht die Kosten, die die getroffenen Entscheidungen nach sich
ziehen, aus dem Auge zu verlieren.
Diesen und noch viel mehr Fragen widmen sich unsere Studentinnen und Studenten, deren Projekte innerhalb dieser Publikation in Auszügen – unabhängig
von der hochschulinternen Bewertung – in zufälliger Reihenfolge vorgestellt
werden. Entsprechend vielfältig wie die unterschiedlichen Frage- und Aufgabenstellungen in der Siedlung „Rahser“ sind auch die Projekte und ihre konzeptionellen Ansätze, die sich mit den bestehenden Rahmenbedingungen und
der zukünftigen Entwicklung dieses charakteristischen Stadtteil Viersens auseinandersetzen.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Stadt Viersen, insbesondere bei Frau
Becker und Herrn Jenniches, die große organisatorische Teile des Projektes geschultert und viele Fäden zusammengeführt haben. Ebenfalls bedanken wir uns
bei der GWG und der VAB, vor allem bei Herrn Fels und Herrn Becker sowie ihren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Insbesondere bedanken wir uns darüber
hinaus für das Engagement und die Gastfreundschaft, die den Studentinnen
und Studenten der RWTH Aachen vor Ort im Rahmen eines mehrtägigen Workshops und eines persönlichen Empfangs von Herrn Bürgermeister Thönnessen
entgegengebracht wurde. Ohne die intensive Beratung und Unterstützung aller Beteiligten hätte weder das Praxisprojekts 2009 noch die hier vorgelegte
Publikation realisiert werden können.
Aachen, im September 2009, Alexander Bartscher, Ben Beckers, Michael Kloos,
Gisela Schmitt
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Stadt Viersen
Grußwort
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Das Rahser ist ein liebenswerter Stadtteil Viersens, der über viele Jahre gewachsen ist. Trotz oder gerade wegen der verschiedenen Baustufen hat sich hier eine
gemeinsame Identität entwickelt, die die Bewohner spüren und erleben. Im
Rahser fallen verschiedene Themen der Stadtgestaltung und Wohnungswirtschaft zusammen. Es gilt nun, an einem Strang zu ziehen und die Aktivitäten
der Stadt – z.B. im Bereich des öffentlichen Raums – mit den zahlreichen Maßnahmen der Wohnungsgesellschaften in ihrem Wohnungsbestand zu bündeln.
Für die Entwicklung der Siedlung sind in den kommenden Jahren gemeinsam
Entscheidungen zu treffen, die das Rahser als beliebten Wohnstandort stärken.
Das„Praxisprojekt Zukunft Wohnen“ hat den Stadtteil Rahser aus verschiedenen
Blickwinkeln analysiert. Dabei ist das Spannungsverhältnis zwischen Denkmalschutz und energetischer Modernisierung, aber auch Barrierefreiheit und kindgerechtes Wohnen als Themen von großem Interesse, damit den Bürgerinnen
und Bürgern in jeder Lebenslage ein angepasster und qualitativ hochwertiger
Wohnraum mit einer optimalen Infrastruktur geboten werden kann.
Mein Dank gilt den Studentinnen und Studenten der RWTH Aachen, die mit ihrem vielfältigen und umfassenden Studienprojekt wichtige Ideen erarbeiteten,
die Impulse für eine zukünftige Gesamtstrategie geben.
Sehr herzlich bedanke ich mich auch bei der Viersener Aktien-Baugesellschaft
AG (VAB) und der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) für die
gute Zusammenarbeit. Die intensive Auseinandersetzung mit unserem Stadtteil Rahser eröffnet zahlreiche positive Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft.
Günter Thönnessen
Bürgermeister
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Der Bürgermeister Günter Thönnessen
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Remigiusplatz
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Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG Viersen
gegründet 1900 – GWG Stadt Viersen
Kooperationspartner im Praxisprojekt
In diesem Jahr besteht unsere Genossenschaft 109 Jahre, 109 Jahre zum Wohl
unserer Mitglieder.
Grundlagen
Unsere Wohnungsgenossenschaft hat einen eigenen Wohnungsbestand von
133 Häusern mit 531 Wohnungen, 3 Gewerbeeinheiten und 145 Garagen/
Carports/ Stellplätzen. Der Wohnungsbestand liegt überwiegend innerhalb
der Stadt Viersen. Ein Großteil unseres Wohnungsbestandes liegt im Ortsteil
Rahser, der von unserer Geschäftsstelle fußläufig erreichbar ist.
46 % unseres Wohnungsbestandes wurde zwischen 1900 und 1940 errichtet,
der Rest wurde nach 1950 erbaut.
Bei einer Untersuchung der Altersstruktur der bei uns wohnenden Mitglieder
wurde festgestellt, dass 51,5 % der Bewohner jünger als 50 Jahre alt sind.
Der Anteil der Bewohner, der älter als 60 ist, liegt bei 35 %. Die Verwaltung ist
transparent, flexibel und mieternah. Diese Aussage wird auch durch unsere
Bewohnerbefragung aus dem Jahre 2005 bestätigt. Als Ergebnis können wir
festhalten, dass die Bewohner der Genossenschaft mit uns zufrieden sind. Die
Mitarbeiter wurden als sehr freundlich und hilfsbereit beschrieben. Obgleich
es auch Punkte zur Kritik gab, äußerten mehr als 90 % der an der Befragung
teilnehmenden Bewohner, dass sie noch einmal eine Wohnung bei der Wohnungsgenossenschaft anmieten würden.
Die genossenschaftliche Unternehmensform ist ein weiterer Pluspunkt, unsere
Wohnungsgenossenschaft schließt überwiegend Dauernutzungsverträge ab.
Die Eigenkapitalquote unserer Wohnungsgenossenschaft liegt bei 47 %.
Unsere Ziele
Die Wohnungsversorgung der Mitglieder durch gute, zeitgemäße und bezahlbare Wohnungen ist unsere oberste Verpflichtung. Wir pflegen mit unseren
Vertragspartnern faire Geschäftsbeziehungen und verfolgen eine korrekte
Immobilienverwaltung, die frei von Immobilienhandel ist.
Die Wohnungsbestände unserer Wohnungsgenossenschaft werden ständig
modernisiert und auf einen aktuellen Stand gehalten. In den letzten Jahren
wird verstärkt auf die energetische Optimierung geachtet, um den Bewohnern
angenehme klimatische Verhältnisse innerhalb der Wohnungen zu schaffen.
Wärmedämmung und Energieeinsparung führt auch zu tragfähigen Mieten.
Erdgeschosswohnungen in unseren Wohnungsbeständen werden barrierearm modernisiert, so dass auch ältere Menschen in der Wohnungsgenossenschaft ein Zuhause finden.
Neubauprojekte sehen grundsätzlich Barrierefreiheit in allen Erdgeschosswohnungen vor.
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Schon heute beschäftigt sich die Genossenschaft mit der Entwicklung neuer
Wohnformen. In den nächsten Jahren werden hierzu Projekte angestoßen,
die ökologisch optimiert sind, gleichzeitig durch Wohnumfeldgestaltung und
Bauweise Kommunikation und Begegnung der Nachbarschaften fördern.
Schon heute bieten wir barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen, Kleinwohnungen für junge Haushalte, 4-Zimmerwohnungen für Familien, aber
auch attraktiven Wohnraum in aufwändig sanierten Altbauwohnungen.
Mit außerordentlicher Neugier erwarten wir die Beiträge der Studenten, um
aus deren Ausarbeitungen zukünftige Projektansätze zu gestalten.
Wir danken den Projektbeteiligten und verbinden dies mit dem Wunsch, für
weitere zukunftsweisende Ideen sowie berufliche und persönliche Erfolge.
Busch, Fels, Neumann
Vorstand der Wohnungsgenossenschaft
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Portrait Wohnsiedlung „Im Rahser“
Viersen
Die Wohnsiedlung „Im Rahser“, unser diesjähriges Planungsgebiet, ist ein nördlich gelegener Stadtteil Viersens. Viersen, mit ca. 77 000 Einwohnern, ist eine
zwischen den Großstädten Düsseldorf, Mönchengladbach und Krefeld, zentral
gelegene, mittelgroße Kreisstadt.
Als niederrheinisches Mittelzentrum bietet die Stadt vielfältige Freizeitmöglichkeiten, zentrale Dienstleistungseinrichtungen und Einzelhandel. Ein weiteres
besonderes Merkmal ist die gut ausgebaute Grünvernetzung von zahlreichen
Parks und Gärten. Ehemals ein Standort der Textilindustrie hat sich die Stadt
durch ihre Zentralität zum Sitz renommierter Firmen entwickelt.
Ein Blick auf den demographischen Wandel zeigt uns, dass die Einwohnerzahl
Viersens zurückgeht, der Altersdurchschnitt jedoch zunimmt. Mit einer Arbeitslosenquote von 17,3% liegt diese deutlich höher als ihr Umkreis. Geschätzt
wird, dass 15% aller Viersener Bürger einen Migrationshintergrund haben oder
keine deutsche Staatsangehörigkeit haben. Durch diese Fakten wird darauf aufmerksam gemacht, dass dies gravierende Auswirkungen auf das erforderliche
Wohnraumangebot mit sich bringt. Es ist von großer Notwendigkeit, dass man
diesen Problemen, die durch die Veränderungen herangeführt wurden, entgegenwirkt.
Rahser
Die nah gelegenen Landschaftsschutzgebiete bzw. Naturschutzgebiete, und
die unmittelbare Stadtnähe heben die besondere Lage Rahsers hervor. Bemerkenswert ist die Bahntrasse, die einerseits eine Trennung zwischen der Wohnsiedlung und der Innenstadt darstellt, andererseits jedoch zur Identitätsbildung
der Wohnsiedlung beiträgt.
Nicht zuletzt sind auch die Kleingartenanlagen, mit ihrer atypischen Lage, mit
ein Grund für die Identifizierung der Bewohner mit ihrem Wohnviertel. Die auf
den ersten Blick kaum zu erkennenden Mietgärten, innerhalb der jeweiligen
Wohnblöcke, bieten den Fußgängern eine angenehme und autofreie Wegeführung durch die Siedlung.
Beim Durchqueren des Stadtteils Rahsers fallen einem die unterschiedlichen
Bautypologien auf. Die Wohnsiedlung ist hauptsächlich von zwei verschiedenen Leitbildern geprägt. Die auf das Leitbild der 20er Jahre zurückzuführenden
Gebäude, sind durch stringente Achsen, geschlossene Straßenräume, strenge
Reihungen und Symmetrien gekennzeichnet.
An den Gebäuden der 50er Jahre, die sich vor allem im östlichen Bereich der
Siedlung befinden, erkennt man die Idee der aufgelockerten und durchgrünten Stadt. Das Hauptmerkmal dieser Epoche bestand darin, möglichst viel
Wohnraum auf wenig Grundfläche unterzubringen.
Das sogenannte Herz der Siedlung ist ein festgelegter Bereich innerhalb Rahsers, der unter die Denkmalbereichssatzung fällt. Dieser gilt als ein besonders
schützenswertes Ensemble, welches erhalten bleiben soll.
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Süchteln
Dülken
Viersen
Mönchengladbach
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Lage der Siedlung
Denkmalbereichssatzung
Notburgakirche
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Siedlung „Im Rahser“ 1963
Katasterplan von Rahser
Luftbild der Siedlung
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Grundsätzlich kann man noch erwähnen, dass die Siedlung an sich, eine gut
durchmischte Bevölkerung hat, in welcher alle möglichen sozialen Gruppen
vertreten sind.
Siedlung + Baustruktur
Wie vorhin schon erläutert, zeigt sich die Stadtgeschichte und die städtebauliche Entwicklung in diesem Wohnviertel. Die Großvermieter dieses Stadtteils
sind die VAB und die GWG.
Rund 200 Wohnungen werden von der Viersener Aktienbaugesellschaft vermietet. Nordwestlich der St.-Notburga-Kirche sind einige Mehrfamilienhäuser,
die der VAB gehören.
Der andere Großvermieter, die Gemeinnützige Wohngenossenschaft vermietet
im Rahser ca. 130 Wohneinheiten an. Ein großer Teil dieser Wohnungen liegt im
Bereich der Denkmalsatzung. Das Wohnangebot der GWG besteht tendenziell eher aus kleineren Gebäuden, im Gegenteil zu den grösseren Objekten der
VAB.
Viele Gebäude sind allerdings sanierungsbedürftig. Hier sind die Nebenkosten
oft sehr hoch, wodurch die Zufriedenstellung der Bewohner abnimmt.
Vor allem die Objekte der Denkmalbereichssatzung stehen der Problematik der
Sanierungsmaßnahmen gegenüber.
Durch das diesjährige Praxisprojekt werden Vorschläge von uns Studenten herausgearbeitet, um zum einen die Wohnqualität der Bewohner zu verbesseren
und zum anderen, um das Wohnangebot der Immobiliengesellschaften attraktiver zu gestalten.
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Mietgärten
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Übersicht der Siedlung „ Rahser“
Wohngebäude der 50er Jahre,
Dechant-Stroux Straße
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Wohnhaus der
Denkmalbereichssatzung.
Nauenstraße
Laubenganghaus der 50er Jahre,
Oberrahserstraße
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Aufgabe
Im Rahmen dieses Praxisprojektes bestand die Aufgabe darin, ein zukunftsorientiertes Konzept für die Siedlung „Im Rahser“ in Viersen zu entwickeln. Das
Spannungsverhältnis zwischen dem Schutz der vorhandenen baulichen und
städtebaulichen Qualitäten und einer zeitgemäßen Entwicklung war ebenso
Thema wie die mögliche Nachverdichtung in Abwägung mit der qualitativen
Aufwertung der Freiräume.
Zur Aufgabe gehörte eine kompakte Analyse des örtlichen Wohnungsmarktes,
der städtebaulichen Situation und der Gebäudetypologien. Die Analyse diente
den Projektteilnehmerinnen als Basis für die individuelle Ideen- und Konzeptfindung. Modernisierung, Umbau, Rückbau und Neubau waren mögliche Strategien, die jeweils das Zusammenspiel von nachfrageorientierter Qualität und
kostengünstiger Realisierung berücksichtigen sollten.
Bei der Konzeptentwicklung orientierten sich die BearbeiterInnen an den folgenden Kernfragen:
t Gibt es ein einheitliches, gestalterisches Leitbild für die Siedlung oder lassen sich charakteristische Teilbereiche herausarbeiten? Wo liegen die gestalterischen und funktionalen Qualitäten der Siedlung? Lässt sich eine eigene „Siedlungsidentität“ herauslesen?
t Welche unterschiedlichen Freiräume prägen die Siedlung? Welche Entwicklungspotentiale stecken in den unterschiedlichen Freiraumtypen? Wie prägend sind die Straßenräume und die öffentlichen Plätze für die Identität der
Siedlung?
t Was sind erhaltenswerte, räumliche, funktionale und gestalterische Qualitäten des Gebäudebestandes? Welche Spielräume lassen die Vorgaben der
Satzung für den Denkmalbereich zu? Was sind denkbare Szenarien für eine
energetische Ertüchtigung der Bestände unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte und den bautechnischen Eigenheiten der jeweiligen Gebäudetypologie?
t Wie ist die vorhandene Bausubstanz der Gebäudestände im Hinblick auf
zeitgemäße bautechnische Anforderungen – über die energetische Ertüchtigung hinaus – zu beurteilen? Wie ist die Qualität der Wohnungszuschnitte vor
dem Hintergrund der aktuellen Tendenzen auf dem Wohnungsmarkt zu sehen?
Welchen zeitgemäßen Wohnqualitäten müssten für welche Zielgruppen (neu)
geschaffen werden (Wohnungsmix)? Wie sind die Modernisierungskosten mit
Blick auf die Qualitätsverbesserungen zu beurteilen?
t Welche Siedlungsbereiche bieten sich in Abwägung mit der jeweiligen Freiraumqualität für eine Nachverdichtung an? Welche baulichen Erweiterungsmöglichkeiten bieten die einzelnen Gebäudetypologien in der Siedlung?
t Ist die Versorgung des Quartiers durch die vorhandene Infrastruktur gewährleistet? Entspricht das Versorgungsangebot der augenblicklichen und zukünftigen Nachfragesituation? Sind alle Zielgruppen gleichermaßen gut bedacht?
Bildet die „Geschäftzeile“ das/ein Zentrum der Siedlung? Welche Nutzungsalternativen bietet der Standort der Evangelischen Kirche bei Umnutzung, Abriss
oder Teilrückbau der vorhandenen Gebäude?
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t Identifizieren sich die Bewohner mit dem Gesamtquartier oder bilden sich
eher „sozialhomogene“ Teilquartiere heraus? Gibt es innerhalb der Siedlung ein
aktives Nachbarschafts- und/oder Vereinsleben? Können zusätzliche (baulich/
räumliche) Angebote die Siedlungsidentität und den sozialen Zusammenhalt
innerhalb der Siedlung stärken?
Die Bearbeitung dieser Fragenstellungen ließ verschiedene inhaltliche und
räumliche Perspektiven zu. Im Rahmen des diesjährigen Praxisprojektes standen drei Handlungsfelder im Vordergrund:
Nachfrageorientierte Wohnqualität
Bei der Konzepterarbeitung sollte ausgehend von gesellschaftlichen Trends
und allgemeinen Tendenzen auf dem Wohnungsmarkt auf die örtliche Nachfragesituation in Viersen und speziell auf die derzeitige Bewohnerstruktur in
der Siedlung „im Rahser“ eingegangen werden. Es sollte der Frage nachgegangen werden, wie die Wohnbedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen oder
Lebensstile in Zukunft aussehen. Aus den Erkenntnissen der Recherche waren
konkrete Schlüsse für die Qualitäten des Wohnungsangebotes in der Siedlung
„Im Rahser“ zu ziehen. Im Ergebnis wurden Vorschläge für zeitgemäße und zukunftsorientierte Wohnformen abgestimmt auf verschiedene Gebäudetypologien, Wohnungszuschnitte und Freiraumkategorien innerhalb der Siedlung
erwartet.
Städtebauliche Situation
Unter städtebaulichen Fragestellungen sollte vor allem die großräumliche
städtebauliche und landschaftliche Einbindung der Siedlung, die Siedlungsstruktur und die vorhandenen Freiraumqualitäten untersucht werden. Auf dieser Basis galt es, städtebauliche Leitideen für die zukünftige Gebietsidentität
der Siedlung zu entwickeln. Bei der Konzeptentwicklung sollte auf die Anforderungen der Denkmalbereichssatzung eingegangen und die Position der
Siedlung innerhalb des gesamtstädtischen Gefüges in Viersen berücksichtigt
werden. Insbesondere war eine Aussage darüber zu treffen, inwieweit auf Basis
des vorhandenen Bestandes städtebauliche Qualitäten definiert, gesichert und
ggf. verbessert werden können. Dabei sollte für „Impulsprojekte“ und „Schlüsselgrundstücke“ eine detaillierte Betrachtung erfolgen.
Gebäudebestand
Anhand einer architektonischen und bautechnischen Analyse des Gebäudebestandes sollten verschiedene hochbauliche Aspekte untersucht werden
(Wohnungsgrundrisse, Erschließung, private Freibereiche, Bausubstanz, Konstruktion, Materialität etc.). Die auf die analytischen Erkenntnisse aufbauenden Konzepte sollten die Spielräume und Grenzen der Entwicklung für die
vorhandenen Gebäudetypologien aufzeigen. Gestalterische und funktionale
Qualitäten sollten in den Konzepten mit belastbaren Kostenberechnungen
und Wirtschaftlichkeits-Abschätzungen verknüpft und so im Hinblick auf ihre
Realisierbarkeit überprüft werden. Ziel war es, derzeitige und zukünftige Möglichkeiten im Umgang mit der vorhandenen Gebäudesubstanz auszuloten. Die
Planungen sollten neben den architektonischen Qualitäten auch ökologische,
ökonomische und soziale Anforderungen einbeziehen.
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1-3 Impressionen aus dem Workshop
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Die inhaltlichen Eingrenzungen und Fragen der Aufgabenstellung dienten allen
TeilnehmerInnen des Projektes als Leitlinien für die individuelle Ideenfindung
und eigenständige Schwerpunktsetzung. Es konnte entweder das gesamte Planungsgebiet oder auch nur ein ausgewählter Teilraum behandelt werden. Die
unterschiedlichen Bearbeiterteams oder Einzelbearbeiter verfolgten in diesem
Rahmen jeweils eine eigene inhaltliche Ausrichtung, so dass nicht immer alle
Aspekte der Aufgabenstellungen behandelt wurden. In der Zusammenschau
aller Arbeiten wird jedoch die Komplexität der Gesamtaufgabe wieder deutlich.
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ergebnisse
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marina frentzen
Rahser Ring
marina frentzen
Vorwort
„Im Rahser“ ist ein Stadtteil im Norden von Viersen und zählt zu dessen ältesten
Bezirken. Er grenzt direkt an die Innenstadt an und erstreckt sich in Richtung
des Stadtteils Süchteln weiter nördlich.
Kommt man als Außenstehender in den Rahser, wird schnell klar, dass der Rahser anders ist als übliche vergleichbare Stadtteile. Viersen „Im Rahser“ ist eine
eigene kleine Einheit. Abgeschottet durch Bahngleise im Süden und Felder
und Wiesen im Norden bekommt der Rahser den Charakter einer Stadt in der
Stadt.
Die Abgetrenntheit zur Stadt und der fehlende räumliche Bezug kann vom Außenstehenden durchaus als Nachteil aufgefasst werden. Die Rahser Bewohner
allerdings nehmen dies hauptsächlich als Vorteil wahr.
Nicht zuletzt ist die durch die abgeschottete Lage geschaffene Intimität mit ein
Grund für die starke Identifizierung der Bewohner mit ihrem Wohnort, für die
gut funktionierende Nachbarschaft und für das starke Vereinsleben.
Fragt man genauer nach, stellt man jedoch fest, dass die vorhandene Identifikation der Bewohner mit dem Rahser fast ausschließlich auf einer sozialen,
nachbarschaftlichen Ebene stattfindet. Nur wenige Bewohner können räumliche oder architektonische Gegebenheiten nennen, die für sie den Rahser ausmachen. Außer der St. Notburga Kirche, die zwar bekannt ist, aber nicht immer
positiv bewertet wird, und den für den Rahser typischen Kleingartenanlagen
gibt es keine für die Anwohner nennenswerten Punkte.
Der Rahser lebt derzeit von seiner sozialen Stärke, nicht von einer städtebaulichen oder architektonischen.
rahser ring
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Analyse
Erschließung
Bei der Analyse der Erschließung
im Viersener Stadtteil Rahser fällt
erst einmal auf, dass es sich um einen durchgängig wenig befahrenen
Stadtteil handelt.
„Im Rahser“ befindet sich zwischen
zwei stark frequentierten Ausfallstraßen Viersens, der Süchtelner Straße
im Südwesten und der Sittarder Straße im Nordosten. Diese funktionieren
als Haupterschließungswege stadtauswärts.
Im Rahser selbst gibt es keine wirklich
viel befahrenen Straßen. Im Allgemeinen kann man die vorhandenen
Straßenstrukturen in 2 Gruppen unterteilen, die Nebenstraßen und die
Feinwege, worunter Anwohnerstraßen und Fußwege zu verstehen sind.
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Infrastruktur
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1
2
Analyse _ Erschließung
Analyse _ Infrastruktur
Bezüglich der Versorgungs-Infrastruktur im Rahser ist anzumerken,
dass im gesamten Stadtteil nur wenig Einzelhandel vorhanden ist. Die
Hauptversorgung findet durch einen
ALDI-Markt an der Süchtelner Str.
statt, bzw. durch weitere Discounter
die sich außerhalb des Rahsers befinden. Im Stadtteil selber gibt es bis auf
2 Kioske keine weiteren Lebensmittelmärkte.
Der spärlich vorhandene Einzelhandel scheint zudem nur schlecht zu
funktionieren, was zum Teil an den
verstreuten Standorten liegt.
Was Bildungseinrichtungen betrifft ist
Rahser ausreichend ausgestattet. Es
sind Kindergärten, eine Grundschule
und eine Gesamtschule vorhanden,
die auch von Kindern aus anderen
Stadtteilen besucht werden.
Ebenfalls gibt es zwei Kirchen im
Rahser, von denen jedoch nur noch
die Katholische für Messen genutzt
wird. Die evangelische Kirche an der
Oberrahser Straße wurde bereits profaniert und in das „Dietrich-Bonhoeffer-Dienstleistungszentrum“ umgewandelt.
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marina frentzen
Leitbilder
Der Stadtteil Rahser wird stark durch
die zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Gebäude geprägt.
Im südlichen Bereich - geschützt
durch eine Denkmalbereichssatzung
- befinden sich typische Siedlungshäuser von vor 1920 bis hin zu den
1930er Jahren. An der Abbildung ist
zu erkennen, wie sich der Ortsteil
Rahser von hier aus entwickelt hat.
Das städtebauliche Leitbild hier ist
das der Gartenstadt.
Weiter nördlich befinden sich in den
1940er und 50er Jahren entstandene
Geschosswohnungsbau-Riegel. Deren Hauptmerkmal ist die Unterbringung von viel Wohnraum auf wenig
Grundfläche und dadurch entstehende großzügige Zwischenräume,
in denen sich weiträumige Wiesen
befinden.
Zwischendrin gibt es verteilt immer
wieder Neubaugebiete in denen Reihenhaussiedlungen bzw. freistehende Einfamilienhäuser angelegt sind.
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Fazit Analyse
_ Es ist keine räumliche Identifikation
der Bewohner mit städtebaulichen
oder architektonischen Gegebenheiten vorhanden.
_ Durch die vielen verschiedenen
Teilbereiche mit unterschiedlichen
Gebäudetypologien gibt es nur wenig räumlichen Zusammenhalt.
_ Anders als in vergleichbaren Stadtvierteln gibt es im Rahser keinen öffentlichen Raum wie z.B. einen Dorfplatz oder Ähnliches.
_ Die Versorgungs-Infrastruktur ist
nur mangelhaft vorhanden und die
Vorhandene ist gefährdet.
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Konzept
Rahser Ring
Ziel meines Entwurfs ist es, die bei
der Analyse festgestellten momen-
3
4
Analyse _ Entstehungsjahre
Konzept Piktogramm
rahser ring
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tan vorhandenen Defizite im Rahser
auszugleichen.
Dies geschieht, indem der vorhandene Straßenring (Nauenstraße,
Dechant-Stroux-Straße, Oberrahser
Straße) von einem bloßen Erschließungsring zu einer identitätsprägenden Hauptstraße aufgewertet
wird. An diesem Straßenring soll vor
allem öffentlicher Raum geschaffen,
und an verschiedenen Punkten der
Einzelhandel zentriert und dadurch
gestärkt werden. Dies geschieht in
Form von kleineren Plätzen beziehungsweise öffentlichen Grünanlagen zur Naherholung.
Der Rahser Ring soll ein Rückgrat für
das Viertel sein und es vernetzen und
räumlich zusammenhalten.
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Rahser Bubbles
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5
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Rahser Bubbles
Schwarzplan mit neuer Bebauung
Wie schon in der Analyse beschrieben, wird der Rahser vor allem durch
seine vielen unterschiedlichen städtebaulichen bzw. architektonischen
Typologien geprägt.
Fährt man die in meinem Entwurf
thematisierte Ringstraße entlang,
werden die verschiedenen typologischen Teilbereiche besonders deutlich (siehe Bilderreihe auf den nächsten Seiten).
Am südlichen Ende wird das Straßenbild durch die Siedlungshäuser
der 20er und 30er Jahre geprägt, hier
wirkt die Straße fast wie ein „Nadelöhr“. Dem Straßenverlauf folgend
gelangt man in einen eher infrastrukturell geprägten Bereich mit der
Notburgakirche. Dem schließt sich
die nächste „Zelle“ mit dem für die
50er Jahre typischem Geschosswohnungsbau an. Am nördlichen Ende
der Oberrahser Straße befindet sich
ein sehr heterogener Teilbereich, in
dem der Straßenraum nur wenig gefasst ist. Von hier aus entwickelt sich
die Straße zu einer dörflichen, und
endet schließlich an einem ehemaligen Bauernhof an der Ecke Süchtelner Straße.
Auf den nächsten Seiten findet sich
eine ausführlichere Beschreibung der
einzelnen Teilbereiche.
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marina frentzen
Teilbereiche des Rahser Rings
Um geeignete Maßnahmen zur Gestaltung des Rahser Rings und damit zur Verbesserung der Situation im Rahser zu finden, musste ich mich erst einmal mit
den verschiedenen Teilbereichen der Ringstraße befassen und diese genauer
in Augenschein nehmen.
Teilbereich 1.1 _ Anfang Nauenstraße
Thema:
20er Jahre Kleinstadtstraße
Charakter:
Urban
Qualitäten:
Denkmalbereichssatzung, Charme der 20er Jahre Bebauung,
gefasst, hart, städtisch,„Nadelöhr“
Teilbereich 1.2 _ Quartiersplatz Nauenstraße
Thema:
20er Jahre Kleinstadtstraße
Charakter:
Urban
Qualitäten:
Denkmalbereichssatzung, Charme der 20er Jahre Bebauung,
Straße öffnet sich in Platzsituation mit Potential, Übergang
zwischen harten und aufgelockerten Strukturen
Teilbereich 1.3 _ Kreuzung Regentenstraße
Thema:
20er Jahre Kleinstadtstraße
Charakter:
Urban
Qualitäten:
Denkmalbereichssatzung, Charme der 20er Jahre Bebauung,
Schulgebäude,„dörflicher“ Einzelhandel, Kreuzungssituation,
aufgelockerte Bebauung
Teilbereich 2.1 _ Kirchenplatz Dechant-Stroux-Straße
Thema:
Urbanes Zentrum
Charakter:
Urban
Qualitäten:
Räumlichkeiten für Einzelhandel, Grün durch große Baumreihe, Potential des unbebauten Grundstücks,
Notburgakirche als identitätsstiftendes Element
Teilbereich 2.2 _ Notburgaviertel
Thema:
Kirchengarten
Charakter:
Privat, Garten
Qualitäten:
Grün, gepflegt,„historisch“, abgeschlossen, Notburgakirche
als identitätsstiftendes Element, Kindergarten, grün durch
Baumreihe
Teilbereich 3 _ Wohnen am Nordkanal
Thema:
50er Jahre Geschosswohnungsbau
Charakter:
Suburban
Qualitäten:
offen, großzügige Grünbereiche, große Abstände zur
Nachbarbebauung, viel Wohnen auf wenig Grundfläche
Fahrradweg am Nordkanal -> Besucher
Teilbereich 4.1 _ Ortseingang Oberrahser Straße
Thema:
heterogene Mischung
Charakter:
Suburban
Qualitäten:
lockere Gebäudestrukturen, Mischung zwischen
Geschosswohnungsbau und Reihenhäusern Mischung aus
alt und neu, Eingangssituation in den Rahser
rahser ring
Teilbereich 4.2 _ Oberrahser Straße Mitte
Thema:
Charakter:
Qualitäten:
heterogene Mischung
Suburban
heterogene Gebäudemischung, Grün,
offene Gebäudestrukturen
Teilbereich 4.3 _ Oberrahser Straße - Dietr. Bonhoeffer Zentrum
Thema:
Charakter:
Qualitäten:
heterogene Mischung
Suburban
heterogene Gebäudemischung, sehr Grün, offene
Gebäudestrukturen, Freistehende Einfamilienhäuser
Dietrich Bonhoeffer Zentrum / Kindergarten
Teilbereich 5 _ Oberrahser Dorf
Thema:
Charakter:
Qualitäten:
Dorfstraße
Dörflich
enge, kurvige Straße, lockere Gebäudestrukturen,
ungebunden an Straßenraum,„chaotisch“, Bauernhof
Potenzielle Eingangssituation
Unbebautes Grundstück -> Neubau Tagesklinik
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7
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Fotos vom Straßenverlauf der
Ringstraße, Ausgangspunkt Anfang
Nauenstraße bis hin zur Kreuzung
Oberrahser Straße / Süchtelner Straße
Nummerierung Teilbereiche
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marina frentzen
Maßnahmen
Gestaltung der Ringstraße - übergreifendes Leitbild
Um den Rahser Ring als solchen zu
verdeutlichen, muss es ein übergreifendes Erscheinungsbild geben,
welches in allen Teilbereichen gleich
bleibt. Dies ist sozusagen die „Kette“,
auf der die „Perlen“ aufgezogen werden.
Das wichtigste Element dieser „Kette“
ist der Bodenbelag der Fußgängerbereiche. Die Bürgersteige sollen mit
einem einheitlichen, hellen Pflaster
gepflastert werden, das sich an den
Aufweitungen der Straße in die Plätze ziehen soll. Hierdurch grenzt sich
der neu gestaltete öffentliche Raum
von den übrigen Straßen des Rahsers
ab. Die Fahrbahnen bleiben u.a. aus
Kostengründen wie gehabt mit Asphalt bezogen.
Zur zusätzlichen Stärkung der Ringstraße werden die konkurrierenden
Querstraßen (z.B. die Regentenstraße) an den Kreuzungen verkehrsberuhigt.
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Straßenquerschnitt Anfang Nauenstraße
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Straßenquerschnitt Quartiersplatz Nauenstraße
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Straßenquerschnitt Kirchenplatz Dechant-Stroux-Straße
12
Straßenquerschnitt 50er Jahre Bebauung Dechant-Stroux-Straße
Baum- und Lichtkonzept
Ein weiteres Mittel zur Gestaltung
der Ringstraße ist das Baum- und das
Lichtkonzept. Bäume und eine einheitliche Straßenbeleuchtung funktionieren sowohl als Mittel um die
Ringstraße hervorzuheben, als auch
zur Fassung des Straßenraums in jenen Bereichen, die diese benötigen
(z.B. an der Oberrahser Straße).
Die Abstände der Bäume bzw. der
Straßenlaternen reagieren somit auf
den jeweiligen spezifischen Teilbereich. In der Nauenstraße z.B. gibt es
keine Bäume, da sie nicht ins Straßenbild passen würden. Anderswo hingegen sind sie wichtig für das Straßenbild. Die Laternen reagieren auf die
Urbanität der Gegend, d.h. je Urbaner,
desto mehr Laternen gibt es.
Die Beleuchtung wird an der äußeren
Seite des Bürgersteigs montiert, d.h.
zwischen Gebäude und Fußgängerbereich, um diesen mit einzufassen.
rahser ring
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Bäume Bestand
Bäume Neu
Gebäude Neu
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Maßnahmenplan Rahser gesamt
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Straßenquerschnitt Ortseingang Oberrahser Straße
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Straßenquerschnitt Oberrahser Straße Mitte
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Straßenquerschnitt Dietr. Bonhoeffer Zentrum
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Straßenquerschnitt Oberrahser Dorf
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marina frentzen
Maßnahme 01
Kirchenplatz St. Notburga
Oberste Priorität hat meiner Meinung nach die Umgestaltung der
Kreuzungssituation Dechant-StrouxStraße / Notburgastraße, da sie einen
typischen Ort darstellt, an dem sich
öffentlicher Raum befinden sollte,
bis jetzt aber keiner vorhanden ist.
Es sind an diesem Standort beste Voraussetzungen für ein „öffentliches“
Zentrum des Rahsers geschaffen, die
ausgenutzt werden sollten. Es gibt
keinen Kirchenplatz oder ähnliches
und die Platzsituation vor der bestehenden Ladenzeile wird ausschließlich als Parkfläche genutzt.
Für das bis jetzt unbebaute Grundstück existieren bereits Planungen für
einen Neubau mit seniorengerechten
Wohnungen. Dies ist an dieser Stelle
meiner Meinung nach ein sehr geeigneter Standort, weswegen ich daran
festhalten will. Anders als geplant will
ich allerdings in dem Gebäude nicht
ausschließlich Senioren-Wohnungen
unterbringen, sondern im Erdgeschoss soll eine öffentliche Funktion
in Form eines Cafés unterkommen.
Dieses soll sowohl von den Senioren
als auch von anderen Bewohnern des
Rahsers genutzt werden und als soziale Schnittstelle dienen. Zudem soll
es über einen Außenbereich auf der
neu gestalteten Platzsituation verfügen.
Der neue Kirchenplatz soll - wie der
Name schon sagt die Notburgakirche
mit einbeziehen. Aus diesem Grund
entferne ich Teile der Mauer, die den
Kircheneingang bis jetzt umgibt und
füge an dieser Stelle eine (Sitz-)Treppe ein. Über das Podest am Kircheneingang gelangt man jetzt auch in
den vorhandenen Kirchengarten.
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19
Maßnahme 02
Wohnprojekt St. Notburga
Der in der Dechant-Stroux-Straße
vorhandene Spiel- und Bolzplatz
wird in einen neuen Park am Nordkanal verlegt (siehe nächste Seite). Auf
18 Maßnahmen Kirchenplatz
St. Notburga (Teilbereich 2.1)
19 Perspektive Kirchenplatz
20 Modellfoto Kirchenplatz
20
rahser ring
Bäume Bestand
Bäume Neu
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21 Maßnahmen Wohnprojekt
St. Notburga (Teilbereich 2.2)
22 Perspektive Wohnprojekt
23 Modellfoto Wohnprojekt
23
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dem durch die Spielplatzverlegung
frei gewordenen Grundstück besteht
die Möglichkeit einer Neubebauung.
In meinem Entwurf vorgesehen ist
an dieser Stelle ein Wohnprojekt mit
Mehrgenerationenwohnen,
sowie
Betreutem Wohnen. Zusammen mit
dem Kirchengelände und dem Kindergarten sollen die neuen Wohngebäude eine Einheit bilden.
Die Idee ist die der 3 Höfe.
Der erste Hof ist der vorhandenen
Kirchengarten, der für die Öffentlichkeit geöffnet wird und als Grünfläche genutzt werden kann. Seinen
abgeschlossenen Charakter behält
er jedoch, da der Zugang nur über
das Kircheneingangspodest erfolgen
kann. Die den Garten umgebende
Mauer bleibt bestehen.
Die vorhandene Treppe stellt einerseits den Zugang, andererseits aber
auch die „Schwelle“ zum zweiten Hof
dar. Sie bestimmt den Übergang zu
einer deutlich privateren Atmosphäre. An diesem mittleren Hof soll die
Möglichkeit zu betreutem Wohnen
bestehen. Dieses kann sowohl in einem Neubau als auch im bestehenden Gebäude des ehemaligen Jugendzentrums realisiert werden.
Über eine informelle Wegeführung
gelangt man in den nördlichen dritten Hof. Hier soll ein Neubau Wohnmöglichkeiten für Mehrgenerationenwohnen bieten. Zudem gibt es
ein Gebäude mit gemeinschaftlichen
Funktionen an der Dechant-StrouxStraße. Die Wohngebäude werden
über den Hof erschlossen, weswegen
sich eine Laubengang-Erschließung
anbieten würde.
Um auf den auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen Eingang
zum Nordkanal-Park zu reagieren, befindet sich vor dem Gemeinschaftsgebäude mit dem Eingang zum Hof
wieder um eine kleine Platzsituation.
Der Eingang zum Hof erfolgt über
eine Öffnung im Gebäude.
Straßenseitig werden die vorhanden
Bäume mit drei Neupflanzungen ergänzt um die Straße deutlicher um
die Kurve zu leiten.
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marina frentzen
Maßnahme 03
Wohnen am Nordkanal
Eine weitere Stelle an der dringender Handlungsbedarf besteht, sind
die Grünflächen hinter der nördlichen Bebauung der Dechant-StrouxStraße. Diese liegen hinter den Geschosswohnungsbauten versteckt
und bieten keinerlei Aufenthaltsqualität. Zur Südseite werden sie von der
Bebauung eingegrenzt, nach Norden
hin besteht eine dichte Baumreihe
die regelrecht wie eine „grüne Wand“
wirkt. Diese hat zur Folge, dass die
Doppelhäuser „Am Nordkanal“ regelrecht vom Rahser abgetrennt stehen.
Mein Ziel ist es die Bebauung „Am
Nordkanal wieder näher an den
Rahser „zu rücken“ und die bis jetzt
nicht genutzten Wiesen nutzbar zu
machen. An dieser Stelle soll eine Art
Park entstehen, der sowohl den Fahrradtouristen des Nordkanal-Radwegs
eine Rastmöglichkeit bietet, als auch
für die Rahser Bewohner eine öffentliche Grünfläche darstellt. Es sollen
ausreichend Sitzmöglichkeiten geschaffen werden, die zum Verweilen
einladen.
Mit parallel zum Nordkanal laufenden
Wasserbecken greife ich die KanalThematik auf und schaffe Spielmöglichkeiten für Kinder.
Damit die Bewohner der Geschosswohnungsbauten auch private
Bereiche erhalten, werden hinter den
Gebäuden Mietergärten geschaffen.
Im neu gestalteten Park findet sich
genügend Platz um den bis jetzt an
der Kurve der Dechant-Stroux-Straße
bestehenden Spiel- und Bolzplatz
hierhin zu verlegen. Für die Kinder
bietet der Park einen ruhigeren und
sichereren Ort zum spielen, als direkt
an der Straße.
Um die Fußwegeverbindungen zu
optimieren schaffe ich an einigen
Stellen neue Vernetzungen, z.B. einen
Fußweg zur Sittarder Straße. Ebenfalls
ergänze ich einige Wege, die bis jetzt
Sackgassen sind, zu durchgehenden
Fußwegevernetzungen (im Plan gelb
gekennzeichnet).
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rahser ring
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Maßnahme 04
Quartiersplatz Nauenstraße
Eine weitere Maßnahme zur Gestaltung öffentlichen Raums ist die Umgestaltung der Platzsituation in der
Nauenstraße.
Die Straße öffnet sich an dieser Stelle
und bildet eine Platzsituation, die allerdings im Moment ebenfalls nur als
Parkplatz genutzt wird. Aufenthaltsqualität wird nicht geboten.
In meinem Konzept soll der Platz vom
Parkplatz zu einem Quartiersplatz
umgestaltet werden. Er soll als Übergang zwischen den harten, kantigen
Strukturen der Nauenstraße und den
aufgelockerten grüneren Strukturen
in der Dechant-Stroux-Straße dienen.
Aus diesem Grund verändere ich die
Anordnung der Bäume und schaffe
somit zwei Zonen des Platzes.
In den Gebäuden um den Platz herum könnte sich neuer und bestehender Einzelhandel zentrieren, bzw. sind
auch andere Nutzungen, zum Beispiel
Arztpraxen oder ähnliches denkbar.
In seiner Funktion als Quartiersplatz
benötigt er nur wenig Bespielung. Es
könnte zum Beispiel einen Außenbereich für den bestehenden Kiosk geben und Sitzmöglichkeiten wie Bänke oder ähnliches. Integriert werden
sollte auch das vorhandene Kriegsdenkmal.
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Resümee
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24 Maßnahmen Park am Nordkanal
25 Modellfoto Park am Nordkanal
26 Maßnahmen Quartiersplatz
Nauenstraße (Teilbereich 1.2)
27 Perspektive Quartiersplatz
28 Modellfoto Quartiersplatz
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Durch die Umgestaltung des Straßenrings Nauenstraße/Dechant-StrouxStraße/Oberrahser Straße wird ein
öffentlicher Bereich geschaffen, der
sich durch den ganzen Rahser zieht.
An der Straße bilden sich Plätze die
viel Aufenthaltsqualität bieten und
als Treffpunkte der Bewohner genutzt werden können.
Der Besucher wird entlang der Straße
durch den Rahser geleitet und lernt
auf diesem Wege alle Facetten des
Stadtteils kennen. Durch den Rahser
Ring wird er aufgewertet und es findet eine räumliche Identifikation der
Bewohner mit dem Rahser statt.
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renate morawietz, lynn cosyn
Rahser Evolution
Lynn Cosyn, Renate Morawietz
Vorwort
Gegenstand des Praxisprojekts 09 „Zukunft Wohnen“ war die Siedlung „Im Rahser“, ein Ortsteil von Alt-Viersen. Die Aufgabe bestand darin die Siedlung zu
analysieren und ein Konzept zu entwickeln um die Wohnqualität auch in der
Zukunft zu erhalten beziehungsweise zu verbessern.
An erster Stelle mussten hierfür die städtebaulichen Fragestellungen für die
Siedlung „ Im Rahser“ näher betrachtet werden. Dabei wurde die großräumliche, städtebauliche und landschaftliche Einbindung der Siedlung untersucht.
Hinzu kamen die vorhandenen Siedlungsstrukturen und Freiraumqualitäten.
Angelehnt an die Viersener Leitideen, wurde ein ergänzendes städtebauliches
Leitbild für die Siedlung entwickelt.
Ziel war es die zukünftige Gebietsidentität der Siedlung zu entwickeln, aber
auch zu erhalten und zu sichern.
Rahmenbedingungen
Räumliche Analyse
Die Siedlung Rahser liegt in unmittelbarer Nähe von mehreren Natur- und
Landschaftsschutzgebieten.
So befinden sich westlich von Rahser zum einen die Süchtelner Höhen, welche
rahser evolution
sich besonders für Waldspaziergänge eignen. Unter anderem ist dort auch eine
Minigolfanlage oder ein Wildgehege mit unterschiedlichen Tierarten (Damwild,
Hirsche, Wildschweine) aufzufinden. Nicht nur für Spaziergänger bietet dieses
Gebiet eine gute Erholungsmöglichkeit, sondern Radfahrer finden hier interessante Fahrradstrecken.
Im südlichen Bereich dieses Landschaftsschutzgebietes schließt sich das Naherholungsgebiet Hoher Busch an. Dieses Gebiet ist durch ein großes Erholungsund Sportangebot geprägt. So findet man hier mehrere Sportplätze mit einer
großzügigen Sportwiese vor. Zusätzlich werden den Besuchern ein Fitnessparcours und verschiedene Wander- und Radfahrwege geboten. Sehenswürdigkeiten wie der Bismarckturm und das Viersener Labyrinth bieten eine lohende
Anlaufstelle für Besucher. Das Gebiet zeichnet sich besonders durch den dichten Waldwuchs aus.
Östlich von Rahser befindet sich das Landschaft-und Naturschutzgebiet,
welches geprägt ist durch seine niedrigere Vegetation, den Feuchtwiesen. Diese bieten unterschiedlichen Vogelarten einen Lebensraum.
Eine weitere Punkt, welcher das Erscheinungsbild Rahsers ausmacht sind die
großzügigen Ackerflächen. Diese heben den Ländlichen Charakter hervor.
Die nördliche Straße bildet eine direkte Verbindung zu nächstgelegenen Stadt
Süchteln und im Süden schließt die Siedlung an die Stadt Viersen an.
Durch die kurzen Wege und die zentrale Lage der Siedlung sind die umliegenden Gebiete bequem erreichbar, was die Qualität von Rahser steigert.
1
Historische Analyse/ Bestandsanalyse
Schaut man sich die zeitliche Entwicklung (Abb. 2) von Rahser genauer an so
ist zu erkennen, dass die ersten Gebäude an der Süchtelner Straße und an der
Sittarder Straße erbaut worden sind. Hier waren es vor allem Bauernfamilien die
sich niedergelassen haben. Diese dörfliche Charaktere, die kleinteilige Architektur an diesen Stellen ist auch heute noch erkennbar.
Im Jahre 1940 entwickelte sich Rahser immer mehr von den Hauptverkehrswegen zum Inneren von Rahser. Mit dem Bau der Notburga-Kirche wollte man
eine gewisse Zentralität innerhalb der Siedlung erhalten.
In den 60 Jahren war dann schlussendlich ein ausgebautes Verkehrs- und
Wegenetz mit den verschiedenen Gebäudetypen zu erkennen. In den letzten
Jahren bis zur heutigen Zeit haben sich neue Wohngebiete entwickelt, die von
„außen“ an Rahser anknüpfen, wie zum Beispiel das Wohngebiet „Römerfeld“
und „Buschfeld“.
Diese Entwicklung zeigt, dass Rahser immer weniger eine klare Grenze zum Außenraum bildet. Dies kann langfristig zu einem Identitätsverlust führen.
Ein Blick auf den Bestand zeigt die typischen Merkmale der Siedlung Rahser.
Die vorhandene Denkmalbereichsatzung ist ein Zeugnis des Kleinwohnungswesens in Siedlungsform. Bereichsprägende Elemente sind der Grundriss, aufgehende Bausubstanz und die zugehörigen Freiflächen, hier insbesondere die
Gartenflächen. Diese sind von den anliegenden Wohngebäuden umschlossen,
wodurch sie vor äußeren Einblicken geschützt werden. Diese Elemente fügen
sich zusammen zu einer strukturellen städtebaulichen Einheit, die flächenhaft,
räumlich und im Erscheinungsbild erfahrbar ist.
Die Versorgung erfolgt bis auf einen Lebensmittellieferanten und einen sehr
kleinen Gastronomiebereich durch die Innenstadt Viersens und durch das im
südöstlichen Bereich angrenzende Gewebegebiet.
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renate morawietz, lynn cosyn
Leitidee/ Siedlungsrand
Wie aus der Analyse hervorgeht sind die Grenzen zum Außenraum nicht klar
erkennbar. Um jedoch die Zukunft, die Identität und die Sicherheit von Rahser
zu gewährleisten und zu sichern, muss der Siedlungsrand thematisiert und definiert werden.
Ein erster Schritt besteht darin, dass Äußere von Rahser zu erkennen und Ansatzpunkte für einen Siedlungsrand ausfindig zu machen. Um dies zu erreichen
werden zuvor die Siedlungsrandbereiche thematisiert und charakterisiert.
Wie bereits aus der historischen Analyse ersichtlich ist, haben sich in den Jahren
nach 1960 zwei Wohngebiete im Osten und im Westen Rahsers gebildet. Hier
sind erste Ansätze eines Siedlungsrandbereiches wahrnehmbar.
Das im Westen gelegene Römerfeld hat als Identifikationsmerkmal die anliegenden Maisfelder, welche die Siedlung einschließen. Zusätzlich knüpft das
in unmittelbarer Nähe gelegene Naturschutzgebiet an, zu welchem sich das
Wohngebiet orientiert.
Der Siedlungsrandbereich Buschfeld, welcher sich östlich befindet, umrahmt
die dort vorhandenen Lauch- und Kamillenfelder. Wie auch bereits das zuvor
genannte Wohngebiet orientiert sich auch dieses zu den Natur- und Landschaftsschutzgebieten (Feuchtwiesen).
3
Nun stellt sich die Frage nach einem Siedlungsrandbereich im Norden und im
Süden Rahsers, wo es an einer klaren Definition mangelt.
Ein möglicher Ausgangspunkt hierfür ist die Bebauungsstruktur an diesen
Standorten. So ist fest zu stellen, dass der nördliche Teil einen ländlichen bzw.
dörflichen Charakter besitzt, welcher sich durch die kleinteilige Bebauung
und die unterschiedlichen Parzellenformen und –größen auszeichnet. Dieser
Charakter wird zusätzlich durch die landwirtschaftlich genutzten Flächen unterstrichen. Im Gegensatz dazu steht der städtische Charakter, durch welchen
der südliche Teil Rahsers (Rahserstraße) geprägt ist. Dieser zeichnet sich durch
identische Parzellengrößen, enge und äußerlich stimmige Bebauung aus.
4
Ein markantes Merkmal ist die vorhandene Bahntrasse zwischen der Siedlung
Rahser und der Innenstadt von Viersen. Diese lässt eine klare Grenze erkennen
ohne dass eine räumlich thematische Trennung vorhanden ist. Dadurch bleibt
die Zugehörigkeit zu Viersen erhalten.
Entwicklungsziele
1
2
3
4
großräumliche Analyse
Denkmalbereichschatzung,
Grünflächenplan,
Nutzungsplan,
Erschließungsplan
Piktogramm, Darstellung der zwei
Siedlungsbereiche
Siedlungsrandbereiche
Im nächsten Schritt war es das Ziel den Siedlungsrand zu bestimmen. Die Visualisierung erfolgt dabei, indem das Verhältnis zum Außenraum festgelegt
wird. Die Motivation zur Charakterisierung eines Siedlungsrandes ist psychologischer Art, denn dieser bietet zum einen Sicherheit und zum anderen trägt
es zur Gemeinschaftsbildung bei. Außerdem wird die Identität der Siedlung
gestärkt und für die Zukunft gesichert. Der nördliche und südliche Außenraum
Rahsers stellen das Büssenfeld und das Rahserfeld dar.
Durch Bildung von Schwellenräumen ist ein Eintreten als ein räumlich-zeitlicher
Prozess wahrnehmbar. Diese Räume bilden Zwischenzonen mit verschiedenen
Aufenthaltsräumen und somit auch unterschiedlichen Funktionen. Außerdem
bringen sie interessante Verbindungselemente zwischen den Außenräumen
hervor.
rahser evolution
SWOT-Plan
Nachdem die einzelnen wichtigen
Punkte sowohl im Inneren als auch
im äußeren Bereich von Rahser näher
betrachtet wurden, ist das nächste
Vorgehen bedeutungsvolle Stellen
und Orte nach ihren Stärken, Schwächen, Potenzialen und Bedrohungen
auszuwerten.
Zu den Stärken von Rahser gehören
die Schrebergärten und der historische Nordkanal. Sie spiegeln die Geschichte dieser Siedlung wieder und
fördern nicht nur die Gemeinschaft
sondern festigen auch den Wiedererkennungswert. Weiterhin kann als
positiv der weiträumige Schulcampus und die abwechslungsreichen
Erholungsflächen gewertet werden.
Ferner sind die angrenzenden Naturund Landschaftsschutzgebiete und
die Viersener Innenstadt über kurze
Strecken angenehm zu erreichen. Somit ist ein breit gefächertes Angebot
für Freizeit und Erholung gegeben.
Siedlungsbereiche definieren
> Zwischenzonen (Verbindung)
> Eintreten als räumlich-zeitlicher Prozess
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6
Nicht nur viele Stärken prägen das
Siedlungsbilds Rahsers. So können
zum Beispiel die stark befahrene
Süchtelnerstraße und die Bahntrasse
als Schwächen aufgelistet werden,
da diese eine Lärmbelästigung für
das Umfeld darstellen und die Luftqualität in diesen Bereich senken.
Der Mangel an Rad und Fußgängerwegen im Bereich der Rahserstraße
(beim Schulcampus) und in Richtung
der Naturschutzgebiete ist offensichtlich und sollte deshalb behoben werden. Zusätzlich ist der Spielplatz an der Oberrahserstraße stark
durch Bewuchs verdeckt, weshalb er
schlecht einsehbar ist und somit keine Sicherheit für die dort spielenden
Kinder gewährleistet.
Neben den zuvor genannten Schwächen weist die Bahntrasse jedoch
auch ein Potenzial auf. So bildet sie
wie bereits zuvor erwähnt einen klaren Rand der Siedlung gegenüber
der Stadt. Weiterhin bergen die im
Norden angrenzenden Ackerflächen
Schwellenräume
> Psychologische Motivation (Sicherheit)
> Verhältnis zum Außenraum visualisieren
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renate morawietz, lynn cosyn
eine Grundlage für das Anlegen eines Fahrrad- und Fußgängerstrecke, welche zum einen die Verbindung der beiden Natur- und Landschaftsgebieten
und zum anderen einen Siedlungsrand hervorhebt. Vorhandene Freiflächen
innerhalb Rahser bilden die Möglichkeit für vielfältige Nutzungsarten. Der angestrebte Bau einer Tagesklinik an der Süchtelnerstraße kann dazu genutzt
werden den Rad und Fußweg in dieser Gegend auszubauen, um zum einen
die Tagesklinik zu integrieren und zum anderen einen sichereren Übergang für
Passanten zu schaffen.
Die Gastronomie und das denkmalgeschützte Gebäude im Rahserfeld fallen
unter die Kategorie bedrohte Objekte. Durch eine ungünstige Lage der Gastronomie besteht für diese die Gefahr in Zukunft unter zu gehen.
Das denkmalgeschützte Gebäude im Rahserfeld erfüllt die beiden Absätze des
§1 des DSchG nicht im vollen Umfang.
§1 Absatz 1: „Denkmäler sind zu schützen, zu pflegen, sinnvoll zu nutzen und
wissenschaftlich zu erforschen. Sie sollen der Öffentlichkeit im Rahmen des Zumutbaren zugänglich gemacht werden.“
§1 Absatz 3: „Ihrerseits wirken Denkmalschutz und Denkmalpflege darauf hin,
dass die Denkmäler in die Raumordnung und Landesplanung, die städtebauliche Entwicklung und die Landespflege einbezogen und einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden.“
Durch die schlechte Anbindung an das Wegenetzt Rahsers ist zum einen der
Zugang der Öffentlichkeit nicht gewährleistet und der städtebauliche Bezug
zur Siedlung nicht vorhanden.
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Piktogramm, Darstellung aller
Siedlungsbereiche
Piktogramm, Darstellung der
Schwellenräume
SWOT-Plan
Funktionale Entwicklungsziele
rahser evolution
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Funktionale Entwicklungsziele
Nachdem zuvor die Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Bedrohungen
festgestellt wurden, war es jetzt die Aufgabe Entwicklungsziele mit der Funktion das Optimum aus der vorherigen Analyse heraus zu arbeiten.
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So soll im oberen (nördlichen) Teil von Rahser das landwirtschaftliche Leitbild
gestärkt werden, indem die Naturverbundenheit gefördert wird. Dies soll durch
Anlegen einer Obstallee erfolgen, welcher eine direkte Verbindung zwischen
den Natur- und Landschaftsschutzgebiet ermöglicht.
Im südlichen Teil Rahsers ist das Leitbild eine Bewegungszone, wo die Aktivität
im Vordergrund steht. So kann durch eine artifiziell angelegte Freifläche Bewegung gefördert werden, was besonders durch die Nähe zum Schulcampus
angemessen ist. Durch eine Joggingstrecke die ähnlich der Obstallee (Verbindung zwischen Osten und Westen) verläuft wird der Bewegungsraum in das
Wegenetz aufgenommen.
Die in ihrer Thematik gegensätzlichen Routen werden durch eine historische
Strecke, die Fietsallee, miteinander verbunden und somit ein Glied einer überregionalen Verbindung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Schwellenräume, die auch eine funktionale Rolle im Bezug auf die Entwicklungsziele einnehmen. Sie stellen die Zwischenzonen und somit die Verbindung zwischen Innen- und Außenraum dar.
So werden bei dem landwirtschaftlichen Leitbild die Schwellenräume zum einen mit der Funktion Obsterlebnis und zum anderen mit der Funktion Waldgebiet bekräftigt.
Die Funktion des Schwellenraumes „Waldgebiet„ besteht darin, die Thematik
des hier anknüpfenden Waldgebietes aufzugreifen und den Bewohnern dies
an dieser Stelle deutlich zu machen.
Beim Schwellenraum mit der Thematik „Obsterlebnis“ ist es naheliegend, dass
das hierzu gehörige Ziel die Obstallee ist. Die Bewohner sollen auf diese neue
„Allee“ durch den Spielplatz an der Oberrahserstraße aufmerksam gemacht
werden, aber auch durch eine kleine Erholungswiese mit Sitzgelegenheiten an
der nordöstlichen Seite der Siedlung.
Ein dritter Schwellenraum greift die Thematik „Aktivität/ Bewegung“auf. Diese
Zwischenzone knüpft an die denkmalgeschützte Fabrikhalle in Rahserfeld an,
welches so wieder ins Bewusstsein der Bewohner gerufen werden soll.
Durch die zuletzt genannte Funktion wird das Leitbild der Bewegungszone
bestärkt.
Beim Realisieren der geplanten Räume muss unterschieden werden, ob dabei
ein Eingriff in privaten oder öffentlichen Besitz stattfindet. Dies spielt deshalb
eine Rolle, da so die Chancen für das Zustandekommen eines Projekts besser abgeschätzt werden können. Das heißt ein Vorhaben, welches auf einem
Grundstück, welches sich im Besitz der Stadt befindet, hat reellere Aussichten
durchgeführt zu werden, als die auf einem Grundstück einer Privatperson.
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renate morawietz, lynn cosyn
Die Leitthemen
Einleitung
Nachdem wir die funktionalen und gestalterischen Maßnahmen festgelegt haben, wollen wir nun die Umsetzung der Leitideen präziser herausfiltern.
Da wir von vier verschiedenen Anhängseln ausgehen, legen für jeden dieser
Siedlungsbereiche ein passendes Leitthema fest. Die Tatsache, dass die Wohnsiedlung Rahser von zwei Naturschutzgebieten, östlich und westlich, umgeben
ist, zeigt die Notwendigkeit diese besondere Lage zu stärken. Eine deutliche
Verbesserung der außenräumlichen Qualität soll geschaffen werden und ein
funktionierendes Verknüpfungssystem soll den Bewohnern die Möglichkeit
bieten, die nahegelegenen Ziele besser erreichbar zu machen. Ziel ist es also,
die Nutzungsqualität vor allem am Siedlungsrand hervorzuheben und zu steigern.
Beim Begründen der Auswahl unseres Titel, ist zum einen die historische Entwicklung zu erwähnen, aus der wir zahlreiche Informationen herleiten konnten,
die für die Identität Rahsers von Wichtigkeit sind. Zum anderen wird auf die
Entwicklung von der Wohnsiedlung hingedeutet. Das „Gute“ von damals soll
erneut zum Vorschein kommen, um so dem Ziele die Rahseridentität zu stärken
und zu schützen, näher kommen.
Zuerst zur Umsetzung der Leitthemen...
„Natur kennenlernen im frühen Alter“
Westlich der Süchtelner Straße sehen wir die Freifläche als Potenzial, die Schnittstelle zwischen Rahser und Röhmerfeld zu bilden. An dieser Stelle sehen wir
durch das Errichten eines Waldkindergarten die Möglichkeit, Rahser funktional
mit dem Naherholungsgebiet, den Süchtelner Höhen und dem Hohen Busch zu
verknüpfen. Nicht nur die Verbindung ist hier von großer Bedeutung, sondern
auch, dass bei Kindern das Bewusstsein entwickelt wird, die Natur im späten
Alter zu schützen.
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„Alte Traditionen wieder aufgreifen“
Nördlich der Wohnsiedlung verschwimmt die Grenze in die Ackerlandschaft.
Um auch hier den Außenraum zu visualisieren, muss eine ablesbare Grenze
her. Ein kohärenter Übergang soll durch eine geplante Obstallee geschaffen
werden. Eine Obstallee, aus dem einfachen Grund, die landschaftlich geprägte
Siedlung an dieser Stelle zu stärken. Die Landschaftsästhetik- und der Charakter werden somit bewahrt und aufgewertet. Außerdem wird eine Verbindung
der beiden Naherholungsgebiete gewährleistet. Als Rad-und Fußweg wird die
Allee an das überregionale Fahrradnetz, die Fietsallee gebunden.
Folgende Obstbäume und deren Gründe sind hier aufgelistet:
- Da zum Teil schon Kirschbäume auf dem Spielplatz an der Oberrahser vorhanden sind, wollen wir diesen Bestand weiterführen.
- Als zweite Sorte haben wir uns für die pflegeleichten und beliebten Apfelbäume entschieden
- Und zu guter Letzt die Mispelbäume. Zum einen, weil der Anbau gefördert
wird und Mispeln als traditionelle Frucht in Viersen bekannt sind, und zum andern, weil auf dem Viersener Wappen drei Mispeln abgebildet sind. Dies würde
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Thematische Siedlungsrandsequenzen
Schwellenräume
Vernetzung
Siedlungsränder mit Rahser verbinden
Städtisches und privates Eingreifen
Waldkindergarten
Auswahl der Obstsorten
rahser evolution
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auch wiederum zur Stärkung der Identität Rahsers führen.
Eventuelle Akteure wären Bauern, Vizereien, Brennereien, Obstbaumbesitzer
oder sonstige Vereine.
Auch für die Bewohner bietet die Obstallee so Einiges an. So könnten zum Beispiel schulische Projekte am Anbau teilnehmen. Ein eigener Saft könnte hergestellt werden und auf „Rahserfesten“ verkauft werden.
„Neue Ackerflächen für die Bewohner“
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Kommen wir jetzt zum östlichen Teil der Siedlung, zum Buschfeld. Auch hier
wird durch eine funktionale Verbindung zwischen Rahser und Buschfeld, den
Bewohnern ein neues Erlebnis angeboten. Eine Selbstpflückanlage, genauer
gesagt, ein Erdbeerfeld soll für jede Zielgruppe in Rahser aber auch im näheren Umfeld (Entfernung 5-10 km) als jährlich, sommerliches Erlebnis zur Verfügung gestellt werden. Somit wird nicht nur Rahser selbst, funktional mit dem
Siedlungsrand an dieser Stelle verbunden, sondern auch die Obstallee findet
hier einen Anschlusspunkt. Der Fußgänger oder Radfahrer wird gleich weiter zu
dem Naherholungsgebiet geleitet.
Interessente wären auch hier wieder die Bauern oder Obstfeldbesitzer.
„Ein Highlight für Rahser“
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16 Selbstpflückanlage
17 Outdoor-Amphitheater
Das Rahserfeld, anfangs noch unser Problemkind, wird jetzt in ein ganz neues
Licht gerückt. An diesem bewegungsreichen und innenstadtnahen Ort sehen
wir das Potenzial hier einen vielseitig nutzbaren Platz zu schaffen. Durch ein
kleines Outdoor-Amphitheater wird dieser Platz zu einem identitätsstiftenden
Ort für Rahser. Da sich im südlichen Teil vom Rahserfeld ein denkmalgeschütztes
Gebäude befindet, das nicht städtebaulich integriert ist und den Anschein einer vergessenen Fabrikhalle hat, bietet sich die zu Rahser hin, gerichtete Fassade, vor allem nachts als interessante Hintergundkulisse an. Durch Sichtbezüge
und Wegeführungen die daran vorbei laufen, wird das Gebäude wieder in das
Bewusstsein der Rahserbewohner geholt und könnte somit zu einem neuen
attraktiven Ziel werden. Das Outdoor-Amphitheater, als Platz für interkulturelle
Märkte (Flohmarkt, Weihnachtsmarkt), für Schulaufführungen, außerschulische
Aktivitäten, als Ort zum Verweilen und im Winter als Eislaufpiste umnutzbar,
wäre sicherlich ein städtebaulicher Höhepunkt für die Bewohner in Rahser. Als
Interessent sehen wir die Stadt Viersen.
Wir sehen nicht nur am äußeren Siedlungsrand die Potenziale die zu nutzen sind
und die unterschiedliche Maßnahmen die wir treffen um das Innere Rahsers
zu schützen. Von gleicher Notwendigkeit, muss das „Verlassen“ des Siedlungsrandbereiches und das „Eintreten“ des Wohngebietes selbst, auch berücksichtigt werden. Die sogenannten Schnittstellen oder auch noch Schwellenräume
sollen sichtbar gemacht werden.
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renate morawietz, lynn cosyn
Zum Entwurf
Die Obstallee
Angefangen mit den wichtigsten
Entwurfvorschlägen, gehen wir über
zu den etwas kleineren Maßnahmen
und kommen dann zum Fazit.
Die Obstallee, als Pufferzone zwischen
der Wohnsiedlung und den Ackerflächen, nimmt durch geschwungene,
ungerichtete Linienführung die ländliche Ästhetik auf. Die Anbindung an
das überregionale Fahrradnetz führt
zur Notwendigkeit die Obstallee
auch dementsprechend als Fahrradweg auszubilden. Eine Breite von 2 m,
gewährleistet sowohl den Fußgängern, als auch den Radfahrern ein ungestörtes „Aneinandervorbeilaufen“.
Kleinere Obstbaumeinbuchtungen
laden die Bewohner dazu ein, hier zu
verweilen und in Ruhe Obst zu pflücken. Außerdem wird so der Fuß- und
Radweg nicht durch störendes Laub
bedeckt. Als Bodenfläche ist hier eine
gebundene Sanddecke vorgesehen
und die Radfahrstrecke wird mit Betonplatten ausgelegt.
Ein Gehölz entlang der Gärten dient
als Abstand, um die Privatsphäre
der Bewohner zu sichern. Da die
Äpfelbäume und Mispelbäume
windgeschützt sein müssen, werden Ahornbäume angebaut. Durch
ihre Höhe von ca. 6-8 m schützen sie
die kleineren Obstbäume (ca. 3-4m
Höhe) von Windkräften und bieten
den Fußgängern einen angenehmen
Schatten im Sommer. Rundförmige
Holzbänke rund um den Baumstamm
angelegt, sorgen dafür, dass auch Kinder oder etwas kleinere Menschen ihren Spaß beim Pflücken haben.
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20
Die Selbstpflückanlage
Die Obstallee endet mit einer Freifläche, die ebenfalls zum Ausruhen einlädt. Hat man noch nicht genug vom
Obstpflücken läuft man weiter zur
Erdbeerfläche.
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19
20
21
Gestalterische Maßnahmen
Obstalle, Grundriss
Obstalle, Ansicht
Gestaltungselemte
rahser evolution
45
Die einen Hektar große Fläche die
man dazu benötigt, fügt sich unter
die anderen zahlreichen Ackerflächen (Kamille und Lauch) ein.Einige
Parkplätze sind vorgesehen,
für diejenigen die aus weiterer Entfernung kommen. Ein Stellplatz für den
Verkaufsplatz von 10 qm ist ebenfalls
geplant.
Der Rahserpark
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22
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26
26
Erdbeerfeld
Edrbeerstand
Outdoor-Amphitheater, Grundriss
Outdoor-Amphitheater, Schnitt
Gestaltungselemte
Das Outdoor-Amphitheater fügt sich
in die hier vorhandene Topographie
ein. Allerdings steht hier nicht nur
dieses Element im Vordergrund. Da
es sich um einen sehr bewegungsreichen Ort handelt und der Fußweg
zur Innenstadt hier entlang führt,
wird vor allem auf eine neue Wegeführung fokussiert. Im Gegensatz zur
Obstallee, an der nördlichen Seite der
Wohnsiedlung, sollen die Wege gerichtet und eher künstlich, parkähnlich angelegt werden. Hier soll die
Verbindung zwischen den Naherholungsgebieten im südlichen Teil Rahsers geschaffen werden. Da die immer
wieder auftretende Frage zu einer
weiteren Errichtung einer Bahntrasse auftritt, wollen wir der Schule ihre
ruhige Lage sichern. Der sogenannte
Siedlungsrand bildet sich dann sozusagen aus einem Fußwegenetz in
parkähnlicher Situation zusammen.
Das Gewerbegebiet liegt außerhalb
der Siedlung, nur die Fabrikhalle wird
als neuer Zielort zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Noch zu den Details des OutdoorAmphitheaters:
6 Stufen von jeweils 40 cm Höhe, sind
als Betonblöcke in die Rahsenfläche
eingearbeitet.
46
renate morawietz, lynn cosyn
Die Oberrahserstraße
Die Oberrahserstraße soll mit
kleineren
Kugelbäumchen
beschmückt werden. Läuft man entlang
dieser Straße müssen einige Bäume
weggenommen werden, um den
vorhanden Spielplatz sichtbar zu machen. Dies ist für die Sicherheit der
Kinder wichtig; der Spielplatz öffnet
sich so der Oberrahserstraße, er ist
nicht abgeschottet und unbemerkt
und vorbeilaufende Fußgänger nehmen den Anfang der Obstallee zum
Teil hier schon wahr.
Die Joggingstrecke
27
An der Süchtelner Straße führt ein
mehr oder weniger direkter Weg zum
Naherholungsgebiet. Sinnvoll ist es,
diese Zugänglichkeit für die Bewohner erkennbar zu machen. Hier bietet
sich die Möglichkeit an, eine Joggingallee hier anfangen zu lassen, die
bis zum Sportplatz hinführt. Somit
rücken auch die Schrebergärten zum
Vorschein, deren Zugang wird qualitativ aufgewertet und verliert somit
den Charakter der „vergessenen Hintergärten“. Straßenlaternen sorgen
nachts für die nötige Sicherheit.
Die Tagesklinik
28 & 29
Da an der Süchtelner Straße eine
Tagesklinik geplant ist, ist es von Bedeutung die kleinteilige Architektur
die dort vorzufinden ist, den dörflichen Charakter nicht zu zerstören.
Das Gebäude der Tagesklinik soll
städtebaulich gesehen diese kleinteilige Architektur aufnehmen. Ein in
mehrere Teile gegliedertes Gebäude
würde diesen Dorfcharakter stärken.
27 Oberrahserstraße
28 Spielplatz
29 Tagesklinik
rahser evolution
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Die Bahntrasse
An verschiedenen Stellen, läuft man
an der Bahntrasse entlang. Nimmt
man die Böschung weg oder entkrautet diese, so entsteht ein hellerer Gehweg. Die Ziegelwand der Bahntrasse,
die ca. 4 m hoch ist, gesäubert und
mit Straßenlaternen und kleineren
Begleitbäumchen umgestaltet wird,
bietet dem Fußgänger angenehmere
Laufwege.
Die Rahserstraße
30
Als letzte Maßnahme wäre die qualitative Umänderung der Rahserstraße.
Die relativ gut befahrene Straße, wird
sehr stark von Schulkindern überquert. Um die Sicherheit an dieser
Straße zu erhöhen, sollen der Fahrradweg, die Fahrbahn und der Fußweg klar von einander differenziert
und dementsprechend markiert werden, durch ein Begleitgrün, und/ oder
einen Abstandsstreifen.
31 Jogginstrecke
32 Bahntrasse
33 Rahserstraße
31
Fazit
Bei der Aufgabe des Praxisprojektes,
ein zukunftorientiertes Konzept für
die Wohnsiedlung Rahser zu entwickeln, haben wir uns städtebauliche
orientiert. Durch eine gründliche
Analyse sind wir auf Defizite gestoßen, die wir allerdings als Potenziale
nutzen. Die Identität Rahsers soll für
die Zukunft gesichert werden. Somit
zeigt unser Konzept, dass durch die
Schaffung einer Grenze und einer
Definition der verschiedenen Siedlungrandbereiche, die Identität Rahsers geschützt, bzw. gestärkt wird.
48
bikash palikhey
Notburga Update
Bikash Palikhey
Vorwort
In den ersten drei Jahrzenten der Nachkriegszeit lag die Nachfrage weit über
dem Wohnangebot. Das wohnungsbaupolitische Ziel war es, dem entgegen
zu wirken durch die Errichtung standardisierter „Massenwohnungsbauten“, die
möglichst kostengünstig eine ausreichende Grundversorgung an Wohnraum
sicher zu stellen hatten. Die Normierung der Wohngebäude und ihre Vervielfältigung begründen sich durch Wirtschaftlichkeit und den dringenden Bedarf
an einfachem Wohnraum nach dem 2. Weltkrieg. Mittlerweile stehen die Wohnungsunternehmen vor der Aufgabe, den vorhandenen Wohnungsbestand,
insbesondere diejenigen der Nachkriegsjahre, vermietungssicher und rentabel
zu halten. Denn aufgrund des demographischen, sozialen und wirtschaftlichen
Wandels ist in vielen Teilen Deutschlands die Nachfrage nach Wohnraum deutlich zurückgegangen und die Qualitätsansprüche an das Wohnen haben sich
stark verändert. Hierdurch hat sich der Schwerpunkt des Wohnungsbaus deutlich vom Neubau zur Bestandsentwicklung verschoben.
notburga update
Bestand
Der Stadtteil „im Rahser“ grenzt direkt an den nördlichen Teil der Innenstadt
Viersens und hat somit eine relativ zentrale Lage. Zu Fuß beträgt die Entfernung zum Zentrum (Rathaus) ca. 1.5km. Trotz der stadtnahen Lage wird Rahser durch die im Süden und Osten verlaufenden Bahnlinien deutlich von der
Innenstadt abgegrenzt. Im Norden des Gebietes gibt es hauptsächlich Landwirtschaft und die ersten größeren Siedlungen befinden sich erst wieder in
Süchteln. Westlich des Gebietes befindet sich ein Landschaftsschutzgebiet, der
Naturpark Schwalm-Nette.
Rahser ist ein natürlich gewachsenes Viertel. In den verschiedenen Straßenzügen findet man unterschiedliche städtebauliche Leitbilder, wie z.B. Siedlungshäuser der 20er Jahre, 50er Jahre Geschosswohnungsbau. Durch diesen durchgemischten Gebäudetypen hat Rahser einen eher kleinstädtischen Charakter.
Wie auch in den meisten anderen Stadtteilen ist Rahser auch von einer starken
Tendenz an Suburbanisierung getroffen bzw. größtenteils der Neubauten in
Rahser sind Einfamilienhäuser.
Die Gebäude im Notburga Viertel sind in der 50’er Jahre entstanden. Nach den
städtebaulichen Leitbilder der 50’er-60’er Jahren sind die vier Zeilenbebauung
auf großzügigen Grünflächen positioniert. Private Gärten gibt es nicht. Bei der
Anordnung der Gebäude ist hier kein eindeutiges Konzept zu erkennen. Die
Bausubstanz ist entsprechend dem Bauzustand dieser Bauzeit. In 1992 wurden die Wohnungen saniert (Wärmedämmung auf der Fassade, Einbau von
Kunststoff-Fenstern). Zusammenfassend kann man sagen, dass Notburga eine
typische 50’er Jahre Wohnsiedlung ist, in der bis heute nicht viel geändert hat.
Die Haupterschließung ist entlang der Nord, Ost und West Seite mit
Nebenstraßen(Feinwegen) auf der Südseite und zwischen die Zeilenbauten.
Es gibt insgesamt vier Zeilenbauten die Nord-West/ Sud-Ost gerichtet ist. Jede
Zeile hat zwei Geschosswohnungen, die Obere ist eine Drei- und die Untere
eine Zwei-Geschosswohnung. Um es besser verständlich zu machen habe ich
die obere Geschosswohnung als Gebäudetyp-1 und die unteren als Gebäudetyp-2 bezeichnet.
1
2
Gebäudetyp-1
Dies ist ein 2-Spanner mit vier Wohnungen auf jeder Etage mit jeweils zwei
Treppenhäusern. Die EG Wohnungen liegen 1,2m über dem Gelände. Die zwei
Wohnungen sind 66m²(A) und 94m²(B) groß.
Gebäudetyp-2
Dies ist eine 1-Spanner-Wohnung mit jeweils einer Wohnung in jeder Etage.
Die Wohnung im EG hat auch einen eigenen Eingang. Die Wohnungen sind alle
gleich groß, 63m², und mit einem privaten Garten(45m ²) in den EG Wohnungen
ausgestattet.
1
2
3
4
5
Rahser Luftbild
Schwarzplan
Erschließung
Gebäudetyp-1
Gebäudetyp-
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3
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bikash palikhey
Defizite/Konflikte
Der 50‘er Jahre Zeilenbau steht im
starken Kontrast zu den anderen Einzelhäusern. Notburga leidet momentan unter einem schlechten Image.
Wenn man von der Spielhofstr. auf
der Westseite, aus der Richtung Notburga kommt, ist man sofort mit dem
Problem des Viertels konfrontiert. Es
fehlt eine Raumkante, die Gebäudefront entlang der Spielhofstr wirkt
leer. Es gibt zu viel Freifläche, aber
keine privaten Gärten. Der grösste
Teil der Grünfläche bleibt unbenutzt.
Die Wohnungen sehen auch kahl
und banal aus, die Eingänge sind
unauffällig. Die Grundrisse weisen
auch einige Probleme auf. Diese sind
zu kleinteilig und entsprechen nicht
den heutigen Bedürfnissen. Es fehlt
an Außenräumen. Ein kleiner Balkon
ist vorhanden, aber der liegt an der
Nord-Ost Seite und kriegt wenig Sonneneinstrahlung.
6
Potenzial
Den großen unbenutzten Freiraum
kann man nicht nur als Defizit sondern auch als Potenzial sehen. Davon kann man sowohl ganz leicht
Privatgärten für die EG-Wohnungen
schaffen, als auch gemeinsame Mietergärten. Die Gebäude haben eine
akzeptable Bausubstanz und die Erschließung ist auch größtenteils in
Ordnung. Die Wohnhäuser bieten
eine Alternative zu den Einzelfamilienhäusern, die sich nicht jeder leisten
kann oder welche auch nicht immer
gewollt sind. Die Nähe zur Innenstadt
macht Rahser zu einem optimalen
Wohnort. Die Freiflächen, Kindespielplätzte und zahlreichen Kindergärten
machen Rahser für Familien sehr attraktiv.
7
8
notburga update
51
Ziele
Quartier bilden, Durchgemischte
Mieterstruktur
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Das erste städtebauliche Ziel war ein
Quartier zu bilden. Der Grundstück
soll eine klare Kante kriegen. Dazu
kommen auch die Freiräume, welche
besser organisiert und gestaltet werden sollen. Die Eingänge der Gebäude sollen stärker betont werden und
die Erschließungsfläche sollte nicht
nur für den Verkehr zu nutzen sein,
sondern ebenfalls Aufenthaltsplätze anbieten. Die Wohnungsgrundrisse sollen aufgelockert werden mit
Wohnräumen auf der Südseite und
Schlafräumen auf der Nordseite. Das
allgemeine Ziel besteht darin, das
Quartier und die Wohnungen auszuwerten, damit eine langfristige Vermietbarkeit garantiert ist.
Konzept
10
6 Spielhofstrasse
7 Blick auf Notburga von der Spielhofstrasse
8 Abstandsgrün vor Gebäudetyp-2
9 Nelkenweg
10 Konzept pictos
Das Notburga Viertel macht allgemein einen schlechten Eindruck. Der
Bestand weist einige Gegebenheiten
auf, die nicht mehr den aktuellen
Wohnbedürfnissen
entsprechen.
Meine Vorgehensweise war eine Aufwertung zu schaffen, jedoch ohne
in das Gefüge einzudringen. Der
Bestand und die Struktur bleiben
erhalten und nur die Organisation
wird umgeändert. Ich würde das mit
einem Software Update vergleichen.
Notburga kriegt ein Update. Dieses
Update bezieht sich auf das heutige
Wohnbedürfnis. Da es sich auch um
das Bauen im Bestand handelt, ist es
wichtig zu fragen ob die Maßnahmen
einen Mehrwert schaffen, und nur
dann ist es sinnvoll diese durchzusetzen. Die Wohnungen haben keine
einheitliche Orientierung, deswegen
werden die Maßnahmen auch auf die
individuellen Grundrisse angepasst
Dies bezieht sich sowohl auf die Freiraumplanung als auch auf die Grundrissänderungen.
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bikash palikhey
Wohnsituationen der 50er Jahre
Anfang der 1950 fehlten in der Bundesrepublik ca. 4,5 bis 5 Millionen Wohnungen. Das wohnungspolitische Ziel bestand darin, diesem riesigen Mangel
an Wohnungen zu verringern, durch die Errichtung standardisierter „Massenwohnungsbauten“, die möglichst kostengünstig eine ausreichende Grundversorgung an Wohnraum sicher zu stellen hatten. Der politische Druck trägt
maßgeblich dazu bei, dass sich innerhalb der Bundesrepublik, vor allem im
allgemeinen Wohnungsbau, eine Architektur durchsetzt, die sich stark an Normierung, Typisierung und Rationalisierung orientiert. Dies äußert sich in der
Addition gleicher Hauszeilen, Wohnungstypen und Fensterelemente. Als städtebauliches Leitbild entwickelt sich die Idee der gegliederten, durchgrünten
und aufgelockerten Stadt; es wurde jedoch stringente Achsen, geschlossene
Straßenräume, strenge Reihungen und Symmetrien vermieden. Der Standard
dieser Neubauwohnungen war allerdings relativ niedrig. Die durchschnittliche
Wohnungsgröße liegt bei ca. 60m². Viele Wohnungen besitzen darüber hinaus
keine eigenen Balkone oder vergleichbare Außenräume. Auch der bautechnische Standard war niedrig, was sich in bauphysikalischen Mängeln wie Kältebrücken äußert.
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.....und heute
12
Der Bevölkerungsrückgang, wirtschaftliche Umstrukturierung von der Industrie- zur Informations- und Dienstleistungsgesellschaft und technische Entwicklungen wie die Entstehung des Internets beeinflussen unsere Gesellschaft
derzeit stark. Viele Städte werden in den kommenden Jahren zehn bis zwanzig
Prozent ihrer jetzigen Einwohnerzahlen verlieren. Aber es gibt auch gleichzeitig einen deutlichen Zuwachs an Bevölkerungszahlen in vielen deutschen Innenstädten. Die Verringerung der Pendlerpauschale und Eigenheimpauschale,
immer weiter steigenden Energiepreise und neue Lebensformen wie Alleinerziehende, Singles, Ältere und „Patchworkfamilien“ tragen dazu bei, dass immer
mehr Menschen in die Innenstädte einziehen. Das soziale Umfeld hat sich seit
den 50‘er Jahren stark verändert. Durch den durchschnittliche Gehalt von heute, kann man sich viel mehr leisten als in den 50‘er Jahren. Mit dem steigenden
Konsum und Image-Bewusstseins haben sich auch die Ansprüche an Wohnungen geändert. Jetzt wird mehr Wert an die Wohnqualität gelegt. Fragen
wie – Größe(m² und m³), Außenfläche(Balkon/Terrasse), Privatgärten, Nähe zur
Innenstadt und Einkaufszentren sind heute wichtiger denn je. Die rückgängige
Nachfrage an neuen Wohnungen hat die Konkurrenz zwischen den Anbietern
sehr verschärft. Die Herausforderung heute für die Wohnungsanbieter ist nicht
mehr die, um neue Kunden gewinnen zu können, sondern die, die Kunden die
man schon hat beibehalten zu können.
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14
11 Verteilung der Haushalte 1961
12 Verteilung der Haushalte 2010
13-14 Constructa Hannover,Ausstellungsteil
Hildesheimer Straße, Karl Gutschow,
1951-53, Situation 1939 und Lageplan1953,
Gebäudetypologien
15 Hansaviertel, Lageplan 1957, Modell
und Luftbilder
16 Geplante Bebauung des Luisenhofs an
der Frankfurter Straße, Offenbach
15
16
notburga update
53
Maßnahmen
Freiraum
17
Die Freiraumplanung spielt hier eine
Schlüsselrolle. Ein besonderer Charakter der 50‘er Jahre Bauten sind die
offenen Grünflächen. Dieses Grün
bleibt größtenteils beibehalten. In
die Mitte der offenen Freifläche werden ein paar Bäume gepflanzt, damit
es nicht leer wirkt und damit auch
das Sonnenlicht auf der Nordfassade
reflektiert wird. Die Bäume sind bilden ausserdem eine „durchsichtige
Wand“ die die unterschiedlichen Räume trennt - Privat-Gemeinschaftlich
und Erschließung-Freifläche-.
Der erste Schritt bestand darin, den
Freiraum zu zonieren. Um das zu
realisieren habe ich drei Elemente
ausgesucht- Bäume, Hecken und
Wände. Die Baumallee entlang der
Spielhofstr. schirmt Notburga ab und
bildet eine klare ablesbare Kante. Es
werden weitere Bäume gepflanzt um
dem „leeren Grün“ entgegen zu wirken. Die vorhandene Erschließung
bleibt größtenteils erhalten. Die zwei
rechts gelegenen Zeilenbauten haben eine gemeinsame Erschließungden Rosenpfad. Die alte zerfallene
Asphaltstraße wird mit Betonsteinpflaster ersetzt. Die niedrigen Wände und die Hecken dahinter bilden
gemeinsam eine Vorkulisse die, die
Gebäude dahinter in den Hintergrund drängt. Die dadurch resultierenden privaten Räume werden für
die EG-Wohnungen als Privatgärten
benutzt. Die niedrige Mauer (50 cm
hoch) kann auch als Sitzgelegenheit
benutzt werden.
Die zweite Zeile (v. Links) hat eine
Erschließung die ungünstig nah an
den Gebäuden liegt. Dies wurde ein
bisschen nach links verschoben um
mehr Platz für die Südgärten auf der
Südseite des Gebäudes zu gewinnen
Die Freiräume rund um den EG Wohnungen bieten ein großes Potenzial
an. Die Maßnahmen die dort getroffen werden, sind genau so individuell wie die Orientierung des Grundrisses.
54
bikash palikhey
Parken
Das Parken findet ausschließlich entlang der Erschließung statt. Die Stellplätze werden in regelmäßigen Abständen mit Bäume durchpunktiert.
Die Oberfläche der Stellplätze ist
aus Rasengitterstein die das Wasser
versickern lässt. Dort wo Rasengitterplatten eingesetzt werden, entstehen
Flächen mit einem hohen Grünanteil
was die Stellplätze von der Straße klar
unterscheidet.
18
Außenräume
Die oberen Etagen werden mit großzügigen Balkonen ausgestattet. In
dien meisten Fällen handelt es sich
nur um einen Umbau des Balkons
der schon vorhanden ist. Die neuen
Balkone sind alle auf der Südseite.
Die Balkone sind alle mit dem Wohnzimmer verknüpft. Die Trennwände
zwischen dem Wohnzimmer und
dem Balkon ist größtenteils verglast,
damit ein fließender Übergang zwischen den Innen- und Außenräume
gewährleistet ist.
19
20
Maßnahmen Gebäudetyp-1
Wohnungen im EG
Das Abstandsgrün vor den EG Wohnungen wird zu Privatgärten umgewandelt. Die einzige Ausnahme zu
dieser Regel sind die EG Wohnungen
der zweiten Zeile von rechts. Die
Gärten hier sind als Gemeinschaftsgarten vorgesehen. Die Eingänge
werden durch Hecken und ein Tor
besser gegliedert. Es gibt vor jedem
Eingang einen Müllplatz und einem
Fahrradstellplatz. Die Türklingel und
die Briefkästen befinden sich neben
der überdachten Haustür. Es gibt
zwei Hauseingänge, einen Eingang
im Treppenhaus (Haupteingang)
und den anderen durch den Garten
(Hintereingang). Die neuen aufgelockerten Grundrisse verbessern den
Wohnkomfort. Die Küche-Wohn-Ess-
21
Küche
A - 66 m²
22
Bad
Schlafzimer
Wohnzimmer
Küche-Wohn-Block
Esszimmer
Nebenräume
B - 94 m²
notburga update
23
76 m²
24
106 m²
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Bereiche sind jetzt alle zur Südseite
gerichtet, mit einem direkten Zugang
zu den Gärten. Da das EG 1,2m über
dem Gelände liegt, gibt es eine Treppe zum Garten von der Außenterrasse aus. Diese Außenterrasse ist eine
Erweiterung des Wohnraumes. Große
Öffnungen zwischen den Wohnbereichen und dem Garten sorgen für
mehr Licht in die Wohnung und verbinden die Außen- und Innenräume.
Die Eltern können auch dadurch ihre
Kinder besser beaufsichtigen während der Hausarbeit. Der größte Umbau findet in der Wohnung B statt.Dies
war auch notwendig um die Zimmer
besser anzuordnen. Die Schlafräume
lagen auf der Südwest-Seite und das
Küche-Wohnzimmer ungünstig auf
der Nord-Ostseite. Nach dem Umbau
liegen der Küche-Ess-Wohnblock auf
der Südseite mit direktem Zugang zu
der Gartenterrasse und dem Privatgarten.Die Schlafräume liegen jetzt
auf der Nordseite. Die 3-ZimmerWohnungen werden zu 2-ZimmerWohnungen umgewandelt. Die frei
gewonnene Fläche kommt dem
Wohnräumen zugunste.
Wohnungen in OG
Die Wohnungen im OG sind ähnlich
denen vom EG. Als Kompensation für
die Gärten ist die großzügige Außenfläche. Die Balkone sind alle nach Süden gerichtet, 2m tief und die Länge
variiert jeweils. Die Balkone sind mit
dem Wohnzimmer verknüpft.
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17 Lageplan
18 Schnitt Gebäudetyp-1
19 Ansicht Gebäudetyp-1 Bestand
20 Ansicht Gebäudetyp-1 nach Umbau
21 Plan Gebäudetyp-1 Bestand
22 Plan Gebäudetyp-1 Bestand picto
23 Plan Gebäudetyp-1 nach Umbau(a)
24 Plan Gebäudetyp-1 nach Umbau(a)
picto
25 Plan Gebäudetyp-1 nach Umbau(b)
26 Plan Gebäudetyp-1 nach Umbau(b)
picto
56
bikash palikhey
Maßnahmen Gebäudetyp-2
Die zweigeschossige Wohnungen am
Südende der Zeile ist vom Erscheinungsbild her eher ein Reihenhaus
als ein Geschosswohnungsbau. Weil
die Nachfrage für Einfamilienwohnungen immer noch wächst und
damit auch das Wohnangebotsspektrum verbreitet wird, habe ich entschieden die zwei Geschosse zu einer
Wohneinheit zu machen. Damit entstehen für jede Zeile zwei Maisonetten-Wohnungen die für kleine Familien gedacht sind. Die Sanierung von
1992 beschränkte sich auf die Fassade und das Dach blieb unsaniert. Das
Dach ist nicht gedämmt. Das Dachgeschoss kann man sanieren und als
Wohnraum nutzten, wenn Bedarf da
ist. Ein anderer Mehrwert ist der Privatgarten.
Die Aufteilung der Zimmer ist wie
folgend- Wohnen im Erdgeschoss
und Schlafen im Obergeschoss. Die
Trennwände von dem Erdgeschoss
werden abgerissen um einen große
n hellen Raum zu schaffen mit Küche,
Wohnzimmer und Esszimmer drin.
Die alte Küche wird zum Bad umgewandelt. Die Schlafzimmer sind alle
in dem 1 OG. Dir Loggia im 1OG wird
zugemauert um ein Arbeitszimmer
zu schaffen.
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Küche
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Bad
Schlafzimer
Wohnzimmer
Küche-Wohn-Block
Esszimmer
Nebenräume
notburga update
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Schnitt Gebäudetyp-2
Ansicht Gebäudetyp-2 Bestand
Ansicht Gebäudetyp-2 nach Umbau
Plan Gebäudetyp-2 Bestand(EG/OG)
Plan Gebäudetyp-2 Bestand picto
Plan Gebäudetyp-2 EG Umbau
Plan Gebäudetyp-2 EG Umbau picto
Plan Gebäudetyp-2 Umbau 1OG
Plan Gebäudetyp-2 Umbau 1OG picto
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bikash palikhey
Fazit
Das besondere Merkmal in dieser
Entwicklung des Wohnungstrends
der 1950‘er bis heute, ist die Individualisierung der Gesellschaft und dementsprechend auch des Wohnens. Die
Wohnungsnot nach dem Kriegsende
ist längst vorbei. Der größte Teil der
Wohnungen ist auch in dieser Zeit
entstanden. Die rückgängige Bevölkerungszahl, die demografische
Entwicklung und der Wunsch nach
maßgefertigten Konsumartikel beeinflussen auch das Wohnen. Die
meisten 50’er Jahre Wohnungen sind
heute nicht mehr auf dem aktuellen,
bautechnischen Stand und auch
dieWohnqualität lässt zu wünschen
übrig. Die Verantwortung der Architekten und Stadtplaner liegt jetzt darin, so weit wie möglich die vorhandenen Wohnungen zu „reparieren“
anstatt sie abzureißen und neuzubauen. Derzeit sind 40% des Gesamtmülls Bauschutt. Das Bauwesen verbraucht weltweit die meiste Energie.
Dies sind genügend Gründe, um alle
zu überzeugen, dass Sanierung der
richtige Weg ist. Die Herausforderung
liegt jetzt darin die zukünftige Mieter
in dieser sanierte Wohnungen zu locken.
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Modellfoto
Modellfoto
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Perspektiv Rosenpfad
Vogelperspektiv Rosenpfad
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