Wettbewerb Vorwort ÖAMTC Zentrale, Wien 3 Foto: beigestellt Neue ÖAMTC Zentrale in Wien Erdberg DI Peter Hirner, M.O.O.CON Der ÖAMTC ist mit rund 1,9 Mio. Mitgliedern Österreichs größter Verein und der siebtgrößte Mobilitätsclub weltweit. Aktuell sind die Bürostandorte des ÖAMTC auf vier Standorte in den Wiener Bezirken 1, 15, 20 und 22 verteilt, was den Anforderungen eines modernen Dienstleistungsunternehmens nicht mehr gerecht wird. Mit der neuen Zentrale in der Baumgasse 131 soll ein gemeinsames, innovatives Arbeitsumfeld für rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein modernes Dienstleistungszentrum mit allen Angeboten des Clubs unter einem Dach für die Mitglieder entstehen. Alles unter ein Dach zu bringen, war auch die spannende Aufgabenstellung an die Teilnehmer des kürzlich stattgefundenen Generalplanerwettbewerbs, den wir organisiert haben. Von der Bedarfsplanung über die Standortfindung, die Raum- und Funktionsplanung, die Organisation des Wettbewerbs bis hin zum Umzug der Mitarbeiter begleiten wir als Strategie- und Objektberater das Projekt umfassend. Die Aufgabenstellung lautete: auf 27.000 m² Bruttogeschoßfläche ein Begegnungs- und Servicezentrum für Mitarbeiter und Mitglieder zugleich entstehen zu lassen, das Wachstum und Veränderung problemlos zulässt. Konkret sollen hier Büroflächen mit Konferenz- und Schulungsräumen, ein Callcenter, ein technischer Stützpunkt sowie ein Heliport entstehen. „Scheinbar mühelos und souverän“, so die Jurybegründung, schafft das Siegerprojekt von Pichler & Traupmann Architekten das anspruchsvolle Raumprogramm umzusetzen. Um ein zentrales Atrium herum wird das gesamte Raumprogramm sternförmig angebracht, was eine übersichtliche und kommunikationsfördernde Struktur schafft. Nach außen hin zur Autobahn präsentiert sich das markante Gebäude mittels einer transparenten kreisförmigen Fassade, in der auch die Fluchtwege vorgesehen sind. Neben diesen sozialen und kulturellen Aspekten wurde auch auf die Ökologie und Ökonomie des neuen Hauses Wert gelegt. Es soll ein energieoptimiertes Gebäude werden, das dank intelligenter Planung und Errichtung niedrige Kosten im Betrieb aufweisen wird. Dabei wird Passivhausstandard angestrebt. Um dies sicher zu stellen, wurden die Entwürfe auch im Hinblick auf ihre Energieeffizienz und die optimierten Investitionskosten durch M.O.O.CON evaluiert. 2015 soll mit dem Bau begonnen werden, 2016 soll der Einzug der rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgen. 1 wettbewerbe 311 2016 feiert der ÖAMTC, Österreichs führender Mobilitätsclub, sein 120-jähriges Jubiläum. Bis dahin soll auch das neue Mobilitätszentrum in der Baumgasse 131 im 3. Wiener Gemeindebezirk fertig gestellt werden. Eine spannende Aufgabenstellung für Planer und Architekten, denn hier soll nicht bloß ein Bürogebäude, sondern auch ein Stützpunkt mit umfassendem Service für die Mitglieder inklusive Heliport entstehen. Aus dem von M.O.O.CON koordinierten Generalplanerwettbewerb ging das Büro Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH als Sieger hervor. Wettbewerb ÖAMTC Zentrale, Wien 3 Auslober Österreichischer Automobil-, Motorrad- und Touring Club (ÖAMTC), 1010 Wien Verfahrensorganisation M.O.O.CON GmbH, 1010 Wien Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von konzeptionellen Vorentwürfen für die Realisierung der neuen ÖAMTC Zentrale in der Baumgasse 131 zur anschließenden Vergabe von Generalplanerleistungen. In Wien ist der Verwaltungsbereich des ÖAMTCs zurzeit auf vier verschiedene Standorte (Schubertring, Donaustadt, Schanzstraße, Dresdnerstraße) verteilt. Im Rahmen seiner Immobilienstrategie plant der ÖAMTC die bestehenden Standorte in einem zentralen Gebäude zu konzentrieren. Die neue ÖAMTC Zentrale beherbergt den Bürobereich, Supportfunktionen sowie Mitgliederservice. Mit Hilfe eines Generalplanerwettbewerbs soll die ÖAMTC Zentrale (inklusive Mitgliederservice) für rund 900 Mitarbeiter | rund 800 Arbeitsplätze (1. Bauabschnitt) und 250 Mitarbeiter | 250 Arbeitsplätze (2. Bauabschnitt) entwickelt werden. Zusätzlich wird eine Hochgarage mit rund 500 Stellplätzen (1. Bauabschnitt) angedacht. Für spätere Entwicklungsmöglichkeiten am Grundstück ist ein eigenständiges Bürogebäude sowie eine Erweiterung der Hochgarage (3. Bauabschnitt) zu konzipieren. Alle drei angedachten Bauphasen müssen am Grundstück möglich sein und im Gestaltungskonzept bereits von Anfang an berücksichtigt werden. Art des Wettbewerbes Einstufiger österreichweiter anonymer Generalplanerwettbewerb mit einem vorgeschalteten, offenen Bewerbungsverfahren und einem anschließenden Verhandlungsverfahren. Beurteilungskriterien Städtebauliche, funktionale, wirtschaftliche, ökologische, soziokulturelle Kriterien. Beteiligung 10 Projekte Preisgerichtssitzung 24. Juli 2013 2 Preisgericht Arch. DI Peter Riepl (Vorsitzender), Arch. DI Bettina Götz (stv. Vorsitzende), DI Hans Peter Graner (MA 21A), DI Martin Steiner (MA 19), DI Rudolf Zabrana (BV-Stv. 3. Bezirk), Werner Kraus (Präsident ÖAMTC), Gottfried Wanitschek (Vizepräsident ÖAMTC), DI Oliver Schmerold wettbewerbe 311 (Verbandsdirektor ÖAMTC), Mag. Christoph Mondl (stv. Verbandsdirektor ÖAMTC) Vorprüfung M.O.O.CON GmbH (Funktionale Prüfung unter Beiziehung Nutzervertreter ÖAMTC, Flächenprüfung, Kostenprüfung, Soziokulturelle Qualitäten), e7 Energie Markt Analyse GmbH (Energieeffizienz und Nachhaltigkeit), ARWAG (Funktionale Prüfung / Hochgarage) Aufwandsentschädigung Jeder Teilnehmer erhält netto € 18.000,–. Lageplan, Siegerprojekt Beurteilung / Auszug aus dem Juryprotokoll: Es wurden 10 Wettbewerbsprojekte inklusive Modelle vollständig und fristgerecht eingereicht. Anhand eines Projektes wird die gesamte Bauaufgabe vertieft betrachtet; anschließend werden alle Projekte in einer Sichtungsrunde vorgestellt. In der ersten Wertungsrunde erfolgt die Abwahl eines Projektes durch Einstimmigkeit. Die in der ersten Runde ausgeschiedenen Projekte müssen entweder in der grundsätzlichen Entwurfshaltung bzw. städtebaulich oder logistisch so gravierende Mängel bzw. Differenzen zur Unternehmensphilosophie aufweisen, sodass diese nicht als realisierbare Beiträge aufgefasst werden können. Die Projekte 1, 6, 8, 9 und 10 scheiden einstimmig aus; die anderen Projekte verbleiben einstimmig in der Wertung. In der zweiten Wertungsrunde erfolgt die Abwahl eines Projektes einstimmig oder mit hoher Mehrstimmigkeit. Die Projekte 2 (einstimmig) und 4 scheiden aus. Projekt 4 wird einstimmig als Nachrücker nominiert. Die dritte Wertungsrunde beginnt. Der Vorschlag des Vorsitzenden, das siegreiche Projekt in dieser Finalrunde zu ermitteln und im Anschluss den 2. und 3. Platz zu nominieren, wird von der Jury einstimmig angenommen. Die verbleibenden Teilnehmer sind Projekt 3, 5 und 7. Die verbleibenden Projekte werden noch einmal, anhand der Pläne und Modelle, eingehend analysiert und diskutiert, wobei neben den städtebaulichen Qualitäten nun noch einmal, im Detail, die funktionellen Vor- und Nachteile bewertet werden. Die Jury trifft ihre Entscheidung: Das Projekt 5 wird einstimmig mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Das Projekt 7 wird einstimmig auf den 2. Platz gereiht. Das Projekt 3 wird einstimmig auf den 3. Platz gereiht. Die Jury empfiehlt dem Auslober mit dem Verfasser des Projekts 5 in eine Überarbeitungsrunde zu gehen – mit dem Ziel, das Projekt gemäß Empfehlungen der Jury zu optimieren. Die Jury formuliert die in der detaillierten Beschreibung definierten Hinweise zur Überarbeitung. Verfasserliste: Projekt 1: LAAC ZT GmbH • Projekt 2: Nieto Sobejano Architectos S.L.P. + eep architekten ZT GmbH • Projekt 3: Neumann + Partner Architekten • Projekt 4: LP architektur ZT GmbH • Projekt 5: Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH • Projekt 6: ARGE caramel architekten ZT GmbH, DI Werner Hackermüller • Projekt 7: Geiswinkler & Geiswinkler Architekten ZT GmbH, Atelier Hayde Architekten ZT GmbH • Projekt 8: Treusch architecture ZT GmbH, Michael Tribus architecture • Projekt 9: the nextENTERPRISE-architects ZT GmbH • Projekt 10: Atelier Thomas Pucher ZT GmbH, kadawittfeldarchitektur GmbH 3 wettbewerbe 311 © Pichler & Traupmann Architekten Wettbewerb Wettbewerb ÖAMTC Zentrale, Wien 3 Pichler & Traupmann Architekten Wien 1. Platz Projekt Nr. 5 Projektteam: Pichler & Traupmann Architekten, Christoph Degendorfer, Clemens Hasler, Bartosz Lewandowski, Milan Suchánek Renderings/Fotos: Visualisierung © Tomaselli . VISUAL SENSATIONS, Wien Modell: Harald Schmidt, Wien Bürofunktionsplanung: Matthias Schmid, NOVARC Architekten, Wien Tragwerksplanung: FCP – Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH, Wien Brandschutz: Norbert Rabl ZT GmbH, Graz Haustechnik: DIE HAUSTECHNIKER Technisches Büro GmbH, Jennersdorf Bauphysik: Schöberl & Pöll GmbH, Wien wettbewerbe 311 4 Projektbeurteilung / Auszug aus dem Juryprotokoll: Den Architekten gelingt es, das komplexe Raumprogramm und die anspruchsvolle städtebauliche Situation scheinbar mühelos und souverän zu bewältigen. Entstanden ist ein betont eigenständiges Bauwerk, das die spezifischen Eigenschaften des ÖAMTCs eindrucksvoll verkörpert und an der Autobahn die notwendige Präsenz entfaltet. Für das periphere Quartier bedeutet das Projekt eine architektonische und stadträumliche Aufwertung. Das Umfeld wird in besonderer Weise eingebunden. Es gelingt die unterschiedlichen Höhenlagen spannungsvoll miteinander zu verknüpfen. Die Orientierung ist allerorts problemlos gegeben, Zugänge und Zufahrten erfolgen auf selbstverständliche Weise. Die damit verbundenen räumlichen Abfolgen sind außen wie innen abwechslungsreich, immer wieder überraschend und dennoch wohl kalkuliert den jeweiligen Inhalten angemessen. Die Mitglieder werden auf angenehme Weise empfangen. Den hoch gesteckten Zielen in der Servicequalität wird ein adäquater Raum geboten. Die innere Zonierung und Offenheit stärkt die spezifische Unternehmenskultur. Das scheinbar so eigenwillige Haus entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein vielschichtiges funktionales Gebilde, das auf zahlreiche ge- stellte und latente Fragen stimmige Antworten findet: Die Beziehung Kundenzentrum – technischer Service ist in diesem Zusammenhang ebenso zu nennen wie die zentrale Erschließung in einer alle Geschoße verbindenden, offenen Halle. Sämtliche Bürotrakte sind daran angebunden, sodass sich gezielte, kurze Wege ergeben. Das System ist gleicher Maßen übersichtlich und kommunikativ. Auch die weiteren Bauetappen sind überzeugend konzipiert. Im zweiten Schritt gelingt eine stimmige Arrondierung des Bauwerks. Im dritten Schritt ist es möglich ein betont eigenständiges und attraktives Gebäude zu errichten, das städtebaulich hervorragend eingebunden ist. Die Jury ist von dem sehr überzeugenden Vorschlag beeindruckt, dennoch sind bei weiterer Bearbeitung folgende Forderungen zu beachten: 1. Das Projekt beinhaltet Mehrflächen von ca. 3.000 m². Diese sind zu reduzieren, sodass die Gesamtkosten dementsprechend gesenkt werden. 2. Im Weiteren sind zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um dem bekanntgegebenen Kostenziel näher zu kommen. 3. Das Projekt ist gegebenenfalls so zu adaptieren, dass es auch ohne Hochgarage errichtet werden kann. Wettbewerb Büro Hangar Flugfeld 3 Büroregelgeschosse NIS Sozial Büro Konferenz Bistro Callcenter Eingang Lobby Konferenz Schalter 5 Service wettbewerbe 311 ÖAMTC Zentrale, Wien 3 Wettbewerb ÖAMTC Zentrale, Wien 3 Geiswinkler & Geiswinkler Architekten, Atelier Hayde Architekten Wien © Schreiner Kastler 2. Platz Projekt Nr. 7 Mitarbeit: Geiswinkler & Geiswinkler: Roland Radda, Blagovesta Dimitrova, Alen Suljic, Iris Kiesenhofer, David Palus Atelier Hayde: Peter Herzog, Sarah Richter, Torsten Weingartner Tragwerksplanung, Bauphysik, Haustechnik: Woschitz Engineering Visualisierung: Schreiner Kastler – Perspektive bei Nacht © Schreiner Kastler Büro für Kommunikation Schnittperspektive wettbewerbe 311 6 Erdgeschoß Projektbeurteilung / Auszug aus dem Juryprotokoll: Das neu geschaffene Gebäudeensemble mit von der Tangente abgerückter ÖAMTC Zentrale, einem solitären Bürogebäude als dritter Bauetappe und Hochgarage entlang der Tangente schafft eine adäquate, kleinmaßstäbliche Einbindung der großen Neubaukubatur in das bestehende Niemandsland. Städtebaulich entsteht so ein neuer (Park-)Platz zwischen Tangente und ÖAMTC Zentrale, der für die hohe Besucherfrequenz des ÖAMTC angemessen und gut brauchbar erscheint. Die Zonierung des ÖAMTC-Gebäudes entspricht den Funktionen im Inneren: im Sockel Werkstätten und öffentliche Nutzungen, darüber gut nutzbare, flexible Büroflächen. Die Aufgliederung in die einzelnen Bauetappen ist prinzipiell gut durchdacht. Leider ermöglicht die vom Platz abgekoppelte Lage der dritten Bauetappe nur schwer eine individuelle Adressbildung. Die innenräumlichen Qualitäten des ÖAMTC-Gebäudes entsprechen bekannten, pragmatischen Mustern: begrünter, glasüberdeckter Atriumsbereich für die Büros und ein von oben belichteter Sockel für die öffentlichen Bereiche. Eine räumliche Vernetzung zwischen Werkstätten und Büros ist leider nur ansatzweise gegeben. Das zeigt sich auch in der Außenerscheinung des Gebäudes. Ein gut strukturiertes Bürogebäude, das die gewünschte, eigene Identität des ÖAMTC zu wenig thematisiert. ÖAMTC Zentrale, Wien 3 Wettbewerb Neumann + Partner Architekten Wien © isochrome 3. Platz Projekt Nr. 3 Wettbewerbsteam: Arch. Oliver Oszwald, Arch. Florian Rode, Johannes Elias, Michael Golda, Ernest Kucer, Zuzanna Nagelova, Reinhard Zeh Konsulenten: Tragwerksplanung: PCD ZT GmbH Gebäudetechnik: ZFG Projekt GmbH Projektbeurteilung / Auszug aus dem Juryprotokoll: Die neue ÖAMTC Zentrale positioniert sich direkt an der Brandschutz: DI Erich Röhrer Verkehrsplanung: Rosinak & Partner Tangente und entwickelt hier starke Präsenz. Entlang des gesamten Grundstücks wird ein Schallschutzschirm Ziviltechniker GmbH errichtet, der einerseits Durchblicke in die dahinter liegenden Bürotrakte ermöglicht, andererseits ein (zu) Visualisierungen: ausgeprägtes ÖAMTC Branding in Richtung Tangente isochrome Bauphysik: iC consulenten ZT GmbH betreibt. Die Bürotrakte hinter dem Schallschutz sind parallel zur Baumgasse organisiert, darunter befindet sich ein verbindender Sockel, in dem Werkstätten und öffentliche Nutzungen untergebracht sind. Die Garagen werden flächig entlang der Safargasse untergebracht, das Dach begrünt und für den Übergang zur U-Bahn genutzt. Funktionell gibt es einige Schwachstellen in den Erschließungsbereichen und auch Größe und Lage des Callcenters werden kritisiert. Die dritte Bauetappe verlängert lediglich die Bürotrakte der ÖAMTC Zentrale, eine eigenständige Adressbildung ist somit schwer möglich. Das strukturelle Grundkonzept mehrerer, addierter Bürotrakte ohne Differenzierung der dritten Bauetappe erweckt den Eindruck einer zusammenhängenden, sehr großen Verwaltungseinheit. Dies spiegelt nicht unbedingt die Intentionen des Auslobers wider. Hangar Hochgarage Werkstatt Büro ■ ■ ■ ■ 1. OG Mitgliedsbereich Sonderflächen Konferenz Büro EG ■ Empfang/Mitgliedsbereich ■ Sonderflächen 7 wettbewerbe 311 © isochrome Lageplan