SANIERUNGSPROZESS & DENKMALWERT, 1965 - 2015 ERSTE SANIERUNG: 1989 - 1991 Fakultät Architektur Technische Universität Dresden Professur für Denkmalpflege und Entwerfen Das Hauptkriterium für die Sanierung war, die Energieverluste durch eine Erneuerung der Fassade zu reduzieren. Dazu sollte ebenfalls die Haustechnik (Aufzüge und Heizhaus) modernisiert werden. Es wurde entschieden, die vorgehängte Alufassade zu entfernen und dafür eine Dämmfassade mit mineralischer Oberfläche (eingefärbter Putz) anzubringen. Die gesamten Fenster des Ensembles wurden durch Fenster mit Doppelverglasung ersetzt. Abb. 6: Außenansicht von der Hofseite nach der 2. Sanierung, 2015 (J. Luce) ERKENNTNIS DES DENKMALWERTES UND UNTERSCHUTZSTELLUNG: 1995 Julika Luce HAUPTPOSTAMT N°6, DRESDEN From 60’ to 90’ Zur Erhaltung eines Baudenkmals der Vorwendezeit Das Hauptpostamt 6 in der Dresdner Neustadt hat einen architektonischen, baugeschichtlichen, bautechnischen und künstlerischen Wert. 1995 wurde ein Teil des Hauptpostamtes Neustadt auf der Kulturdenkmalliste eingetragen: die Schalterhalle, der Speisesaal und der Eingangsbereich des Sonderbaus. Wegen der erheblichen Änderungen der Fassaden für das Hauptgebäude wurde 2007 eine Denkmaleigenschaft abgelehnt. ZWEITE SANIERUNG: 2014 - 2015 Die zweite Sanierung wurde von den Architekten Giesinger und Schreiner (Berlin) durchgeführt. Diese Sanierung sollte auch eine bessere zeitgemäße Nutzung ermöglichen. Die wichtigste Änderung an der Fassade des Hauptgebäudes bestand in der neuen Fassadengliederung durch blaue Streifen zwischen den Fenstern. Diese horizontal gegliederte Fassade erinnert wieder an die ursprüngliche Bandstruktur des Gebäudes (Abb. 6). Die Obergeschosse, die damals offene Bürobereiche anboten, sind jetzt hauptsächlich in Zellenbüros mit Varianten (Kombibüros) aufgeteilt worden (Abb. 5). 1964 1991 2014 Abb. 7: Vergleich der unterschiedlichen Fassadengliederungen, 2015 (J. Luce) 1964 Abb. 5: Unterschied zwischen Bestand und Sanierungsmaßnahmen, 2015 (J. Luce) KRITISCHE BILANZIERUNG Das Post-Ensemble ist für die Architektur der 1960er Jahre in der DDR sehr repräsentativ. Die Fassade des Hauptgebäudes hat aber unter den verschiedenen Sanierungen gelitten (Abb. 7-8). Die Innenraumgestaltung wurde ebenfalls stark geändert. Trotz der Ablehnung des Landesamtes für Denkmalpflege, das Hauptgebäude auf der Denkmalliste einzutragen, besitzt das Gebäude wichtige Denkmalwerte. So wie die Schalterhalle und der Speisesaal hat das Hauptgebäude einen städtebaulichen, architektonischen und bautechnischen Wert. Die DDR ist Geschichte geworden und so sollten ihre architektonischen Zeugnisse es auch werden, damit man sie auf technischer und baulicher Ebene weiter studieren und erforschen kann. 2014 2014 Abb. 8: Vergleich der unterschiedlichen Fensterstrukturen, 2015 (J. Luce) Außenansicht des Hauptgebäudes, 1964 (Deutsche Fotothek) ENTSTEHUNG & ENTWICKLUNG, 1956 - 1964 HAUPTPOSTAMT 6, DRESDEN-NEUSTADT Das Hauptpostamt Dresden-Neustadt wurde von den Architekten Kurt Nowotny, Wolfram Starke, Günter Biermann und Lothar Heinrich zwischen 1955 und 1962 entworfen und dann von 1962 bis 1964 erbaut (Abb. 1). Die Hauptidee der Architekten war es, ein langgestrecktes Gebäude zu schaffen, das sich von der Königsbrücker Straße zurücksetzt und der Kurve der Straße nicht folgt. Infolgedessen steht das Gebäude eigenständig im Straßenknick. Dank dieser städtebaulichen Gestaltung bezieht sich die Nord-Ost Stirnseite zur Königsbrücker Straße und zum Alaunpark und die Süd-West Stirnseite kann man schon vom Albertplatz sehen (Abb. 2). Der Gebäudekomplex besteht hauptsächlich aus einem hohen Hauptbau und einem niedrigen Anbau. Das Hauptgebäude ist ein Bürogebäude, das sich fünfgeschossig über einem Sockelgeschoss erhebt und als Riegel mit seiner Gesamtlänge an der Königsbrücker Straße orientiert. Im zweigeschossigen Anbau befinden sich die Schalterhalle und der Speisesaal. Dieser Baukörper ist für den Publikumsbetrieb (Abb. 3). Abb. 2: Lageplan und Blickbeziehungen, 2015 (J. Luce) Vorentwurf Entwurf 1961 1. Sanierung Bauzeit 1962 1989 Hauptpostamt, Schalterhalle und Büros 1956 1991 Leerstand Unterschutzstellung Das Verwaltungsgebäude besteht aus einem Stahlbetonskelett, das aus Fertigteilen montiert wurde. Die Fertigteile bestehen aus H-Profilen und L-Profilen (Abb. 4). Die Fassade ist eine vorgehängte Aluminium-Glas Fassade mit Wärmedämmung. Das Aluminium ist goldeloxiert und unter den Fenstern befinden sich gesickte Blechstreifen (Wellblech), welche die Horizontalität betonen und zwischen den Fenstern grau gefärbt sind. Die lange Fassade wird beidseitig von vertikal betonten Treppenhäusern abgeschlossen. 1995 EG 2. Sanierung 2014 Post- und Bürogebäude 1964 2015 Abb. 1: Zeitstrahl der Entstehungs- und Veränderungsgeschichte des Hauptpostamtes (J. Luce) OG ZWEI HAUPTARCHITEKTEN DES POST- UND FERNMELDEWESENS ZUR DDR-ZEIT Abb. 3: Grundrisse EG und OG, 1962 (W. Starke) In Blau: Teil des Ensembles, der auf der Denkmalliste steht Kurt Nowotny (1908-1984) war ein deutscher Architekt, der in der DDR zahlreiche Bauten des Post- und Fernmeldewesens entworfen hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er eine Arbeit als Bauleiter und Konstrukteur in der Sowjetunion an. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück und avancierte zum Chefarchitekten im Ministerium für Post- und Fernmeldewesen in Berlin. Für seine Verdienste im Post- und Fernmeldewesen erhielt er diverse Auszeichnungen. Wolfram Starke (geb. 1932) ist ein deutscher Architekt. Nach seinem Studium arbeitete er bis 1965 in Dresden unter Leitung von Kurt Nowotny. Dann arbeitete Wolfram Starke bis zur Wende als Architekt für die Einrichtung der Deutschen Post in Berlin, Magdeburg und Dresden. Abb. 4: Stahlbetonfertigteile, H-Profil und L-Profil, 1962 (W. Starke) Detailfoto des Eingangsbereiches des Sonderbaus, 2015 (J. Luce)