Regierung von Oberbayern Planen und Bauen in Oberbayern Energieeffizientes Bauen Mit dem Begriff des energieeffizienten Bauens verbindet man Schlagworte wie Niedrigenergie- oder Passivhaus. Dazu gehören ein energetisch ausgerichteter Entwurf, optimierte Materialien und eine moderne Haustechnik. Energiesparendes Bauen ist nicht gebunden an eine bestimmte Bauweise. Für integrierte Maßnahmen im Neubau wie bei der Modernisierung von Gebäuden stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Damit kann Fotograf: Myrzik und Jarisch, München Infobrief 6 auch immer ein Weg zwischen der Wirksamkeit und der Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen gefunden werden. In diesem Infobrief wollen wir aufzeigen, dass gelungene Architektur und energetisch erstklassige Gebäude kein Widerspruch sein müssen. Planung und Realisierung von energiesparenden Gebäuden stellen hohe Ansprüche an die Planungsbeteiligten. Eine gute Zusammenarbeit von Bauherren, Planern und Ausführenden ist entscheidend bei der Durchführung eines Projekts. Sporthalle Unterschleißheim Leben und Arbeiten in RosenheimEin energie- und kostensparendes Modellvorhaben Bauherr: Duschl Ingenieure, Rosenheim Architekt: Hirner & Riehl, Architekten, mit P. Kunze, München Baujahr: 2000 Das Anwesen eines großen Planungsbüros für technische Ausrüstung und Energietechnik am Rande von Rosenheim im Gewerbegebiet Schwaig gliedert sich in zwei Teile, einen Wohnbereich mit 24 Wohneinheiten und dem Büro. Das Architekturbüro Hirner und Riehl ist aus einem der seltenen privaten Architekturwettbewerbe als erster Preisträger hervorgegangen und wurde auch mit der Ausführung betraut. Aus Sicht des Himmelsleiter Bauherrn haben sich diese Zusatzinvestitionen in einen Wettbewerb mehr als ausgezahlt. Der Wohnbereich mit den über Laubengänge erschlossenen Wohnungen, die sich zum Teil über zwei Geschosse erstrecken, öffnet sich mit kleinen Hausgärten nach Westen zur Landschaft, während der kammartig gegliederte Bürotrakt nach Osten, zum Gewerbegebiet hin, orientiert ist. Die strenge Lärchenholzverschalung der Fassaden vermittelt dabei zwischen den benachbarten Häusern regionaler Bautradition und der Industriearchitektur des Gewerbegebietes. Zwischen den beiden Gebäuden erstreckt sich eine Begegnungszone, die durch Begrünung, eine das Mikroklima regulierende Wasserfläche sowie Sitz- und Spielflächen gegliedert ist. Im Sommer können große Stoffsegel, so genannte Toldos, als Schattenspender über den gesamten Gemeinschaftsbereich ausgefahren werden. Hier lassen sich prächtig Feste feiern. Im Bürotrakt werden alle Geschosse aus der zentralen Halle über eine lange „Himmelsleiter“ und die daran angeschlossenen Galerien erschlossen. Die Halle dient zugleich als Klimapuffer. Bauteilaktivierung: Für die Temperierung des Büroteils werden die massiven Betondecken verwendet. Dies ist durch den Verzicht auf die sonst übliche abgehängte Decke möglich. Durch ein System von einbetonierten, mit Wasser gefüllten Leitungen kann je nach Bedarf gekühlt oder geheizt werden. Zudem ermöglicht dies den Ausgleich von Temperaturunterschieden innerhalb des Gebäudes, also der wärmeren Südseite und der kälteren Nordseite. Sämtliche Geschossebenen des Bürogebäudes inklusive der Bodenplatte und der Deckenplatte im zweiten Obergeschoss sind in die Speicherkernaktivierung einbezogen. Gegenüber einer Ausrüstung des Gebäudes mit konventionellen Heizflächen steht zum einen mehr Hauptnutzfläche zur Verfügung und zum anderen wird der Wartungs- und Reinigungsaufwand gemindert. Durch die verstärkten Bodenplatten für die Betonkernaktivierung wurde zudem auch der Trittschall optimiert. Bei diesem Projekt ist besonders der Innovationswille und die Bereitschaft des Bauherrn hervorzuheben auch neue, ungewöhnliche Methoden zu erforschen (und das am „eigenen Leibe“). Energiegewinnung: Die Grundlast an Wärmebedarf wird abgedeckt durch fünf erdgasbetriebene Kleinblockheizkraftwerke, die jeweils 5 kW elektrische und 12 kW thermische Leistung zur Verfügung stellen. Ein 9,5 m³ großer Pufferspeicher optimiert die Laufzeiten der Blockheizkraftwerke. Zusätzlich gibt es einen konventionellen Spitzenlastkessel. Kleinblockheizkraftwerke Neues Leben für ein altes Haus Der Kotterhof in Böhmfeld Bauherr: Gemeinde Böhmfeld, Landkreis Eichstätt Architekt: Peter Braun, Ingolstadt Baujahr: um 1860 / 2001 Foto: H. Adam Das Hauptgebäude vor der Sanierung Was durch die Sanierung eines Altbaues alles möglich ist, zeigt eindrucksvoll das Beispiel des Kotterhofes in Böhmfeld: Die Gemeinde hat einen neuen Mittelpunkt in repräsentativen Räumen erhalten, ortsbildprägende Bausubstanz wurde gerettet - und ökologisch beispielhaft ist die Sanierung noch dazu. Ein Haus der ganzen Gemeinde: Das historische ehemalige Wohnstallhaus aus Jurabruchstein wurde behutsam saniert und mit geringen Eingriffen der neuen Nutzung angepasst. Hier finden seit 2001 örtliche Vereine und ein Bürgertreff Platz, der Stallbereich und die Scheune werden für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Die Gemeinde erwarb das um 1860 entstandene Anwesen nach jahrelangem Leerstand. 1997 wurden in einem Plangutachten von Architekturbüros aus der Region konkrete Nutzungs- und Sanierungskonzepte entwickelt. Das endgültige Konzept und die Ausführung war dann ein Gemeinschaftswerk von Planern, Gemeindeverwaltung und der örtlichen Gemeinschaft aus Bürgern und Vereinen - so erbrachte die Gruppe der „Rüstigen Rentner“ einen Gutteil der Bauarbeiten in Eigenleistung. Gerade weil das Gebäude kein eingetragenes Baudenkmal ist, aber in jedem Fall erhaltenswert, ist das Engagement von Bürgern, Gemeinde und Planern besonders hervorzuheben. Von den Gesamtkosten in Höhe von nur rd. 1,3 Mio. € wurden rd. 0,5 Mio. € durch die Städtebauförderung von EU und Freistaat Bayern finanziert. Energetisches und ökologisches Konzept: Am Beispiel Kotterhof wird deutlich, wie viel Potential in der Kombination von alten Bautraditionen und modernen Erkenntnissen steckt. Die 50 cm dicke Bruchsteinmauerwand wurde im Inneren zur Gestaltung teilweise offengelegt, aber von außen durch einen Dämmputz energetisch deutlich verbessert. Vervollständigt wird diese leistungsfähige Gebäudehülle durch neue Fenster, einen erneuerten Bodenaufbau und einen neuen Dachaufbau unter Erhaltung des alten Dachstuhles. Die Heizung erfolgt durch Erdwärme: Unter dem Hof liegende Erdreichkollektoren speisen eine Wärmepumpe, die für behagliche Raumtemperaturen sorgt. Auch dafür gab es eine Förderung. Die Verteilung erfolgt über Sockelleisten, die gleichzeitig das Mauerwerk gegen aufsteigende Feuchtigkeit schützen. Die unverputzte Scheune erhielt keine Heizung und wird nur saisonal genutzt. Dafür erbringt die auf ihrer rückseitigen Dachfläche angebrachte Photovoltaik-Anlage eine Leistung von 5000 kWh pro Jahr und deckt damit rechnerisch ca. 2/3 des gesamten Jahresbedarfes. Der Versammlungsraum im Obergeschoss Foto: T. Lauer Ergänzt wird das ökologische Konzept durch die Regenwassernutzung zur Toilettenspülung und Bewässerung. Bei der Gestaltung der Außenanlagen wurden heimischer Jurastein und selten gewordene standorttypische Pflanzen verwendet. Foto: T. Lauer Mehrzweckhalle Unterschleißheim Bauherr: Landkreis München, Stadt Unterschleißheim Architekt: P S A Pfletscher und Steffan, München Baujahr: 2003 Fotograf: Myrzik und Jarisch, München Die Sport- und Mehrzweckhalle in Unterschleißheim ist ein Erweiterungsbau der Rupert-Egenberger-Schule, einer Förderschule des Landkreises München. Die Planung wurde vom Passivhaus Institut begleitet und erhielt als erste Turnhalle ein PassivhausZertifikat. Der Energieverbrauch für Raumwärme beträgt bei diesem Gebäude nur ca. 25% des Grenzwertes nach Energieeinsparverordnung. Die Halle wird über ein Foyer, das die gesamte Hallenbreite einnimmt, erschlossen. Die Gestalt des Baukörpers spiegelt die innere Organisation und die Außenbezüge wider. Das Gebäude ist modular organisiert und die einzelnen Bauteile wurden nach dem Prinzip eines Baukastens zusammengefügt. Tragwerk, Gebäudehülle und Ausbauten sind als eigenständige Subsysteme konzipiert. Die Verwendung ökologisch unbedenklicher, langlebiger und weitestgehend wiederverwertbarer Materialien mit jeweils guter Ökobilanz war ein wichtiger Faktor bei den planerischen Überlegungen. Das Erdgeschoss ist vollständig in Holzskelettbauweise errichtet. Das Dachtragwerk ist eine Brettschichtholzkonstruktion. Die Seitenwände, das Dach und die geschlossenen Teile der Gebäudehülle sind als 2-schichtige Holzständerkon- Fotograf: Myrzik und Jarisch, München struktion mit jeweils zwischen den einzelnen Ständern liegender Wärmedämmung (40 cm) ausgeführt. An der Außenseite sind die Wände mit einer hinterlüfteten Leistenschalung aus Lärchenholz verkleidet. Auf den Innenseiten sind die Wände durchgehend mit Fichte 3- Schichtplatten verblendet, um die einzelnen Raumbereiche zu einer Einheit zusammenzufassen. Die Oberfläche der Paneele ist weiß lasiert, die Tageslichtausbeute ist optimiert. Die Glasfassade, eine Pfosten-Riegel-Konstruktion mit einer dreifach-Wärmeschutzverglasung (U=0,6W/m²k), ist ebenfalls eine Holzkonstruktion und wurde speziell für den Passivhausstandard entwickelt. Die fünfte Fassade, das Dach, ist extensiv begrünt. Aktuelles: Personalien: Ltd. Baudirektor Hans Bock Neuer Bereichsleiter 3 „Planen und Bauen“ bei der Regierung von Oberbayern seit 01.11. 2006, bisher Sachgebietsleiter 30.3 „Nichtstaatlicher Hochbau, Hochschulbau“ bei der Regierung von Oberbayern Ltd. Baudirektorin Ursula Kirchner Neue Sachgebietsleiterin 34.1 „Städtebau, Bauordnung“ bei der Regierung von Oberbayern seit 01.10.2006 Publikationen, Literatur: Ltd. Baudirektor Rudolf Heinle Neuer Sachgebietsleiter 30.3 „Nichtstaatlicher Hochbau, Hochschulbau“ bei der Regierung von Oberbayern seit 01.11.2006 Ltd. Baudirektor Dr.-Ing. Hubert Schmid Neuer Sachgebietsleiter 34.2 „Städtebau, Bauordnung“ bei der Regierung von Oberbayern seit 01.01.2007 Der Umweltbericht in der Praxis Leitfaden zur Umweltprüfung in der Bauleitplanung 2. ergänzte Auflage Januar 2007 Die ergänzte Fassung des Leitfadens „Der Umweltbericht in der Praxis“ beinhaltet nun auch ein Beispiel eines Umweltberichts zur Neuaufstellung eines Flächennutzungsplans. Die Broschüre kann bezogen werden bei: Druck und Verlag Ernst Vögel; E-Mail: [email protected] Impressum: Herausgeber und Kontaktadresse: Regierung von Oberbayern Bereich 3 Bauwesen Projektgruppe Sonderaufgaben Städtebau (PSS) 80538 München Tel.: 089/2176-0, Fax: 089/2176-2854 E-mail: [email protected] Redaktion und Beiträge: Christian Schiebel, Achim Schröer, Ulrike Sebald-Kirsch, Thomas Sendtner Gestaltung: Rositha Bergold Druck: Regierung von Oberbayern März 2007 Dieser Infobrief ist auch auf der Internetseite der Regierung abrufbar unter der Rubrik „Wir für Sie“. www.regierung.oberbayern.bayern.de Beilage zum Infobrief / Baubrief der Bezirksregierungen in Bayern Energiesparendes Bauen – Grundlagen, Vorschriften und Beratungsangebote Handlungsfelder zur Energieeinsparung und zur Verminderung des CO2 - Ausstoßes bei Gebäuden Energieeinsparung Energiesparen – Gut für Umwelt und Geldbeutel In den letzten Jahren sind die Energiepreise weltweit stark gestiegen, ein dauerhafter Rückgang ist wohl nicht mehr zu erwarten. Die fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas sind nach derzeitigen Erkenntnissen nur noch wenige Jahrzehnte verfügbar und müssen schrittweise durch alternative und umweltschonende Energien ersetzt werden. Das gelingt nur bei einem geringeren Pro-Kopf-Verbrauch. Aber auch aus Gründen des Klimaschutzes sind Energieeinsparung und die zunehmende Umstellung auf erneuerbare Energiequellen notwendig. Insbesondere das bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen freigesetzte Treibhausgas CO2 gilt als Hauptursache für den weltweiten Klimawandel. 12 8 11 10 Primärenergieverbrauch in Mrd t SKE/a Primärenergieverbrauch in Mrd t SKE/a Weltbevölkerung in MrdinMenschen Weltbevölkerung Mrd Menschen 9 6 Reduktion der gebäudebezogenen Verluste durch Reduktion der Verluste außerhalb des Gebäudes durch • Wärmedämmung der Außenbauteile • • Reduzierung der Lüftungswärmeverluste - Gebäudedichtheit - kontrollierte Lüftung - Wärmerückgewinnung • Reduzierung der Anlagenverluste durch - moderner Heizkessel (Brennwertkessel) - Kessel im gedämmten Gebäudebereich anordnen - keine Rohrleitungen in den Außenwänden - optimierte Regelung und Verteilung Kraft-Wärme-Kopplung Nutzung der Abwärme bei der Stromerzeugung durch - Blockheizkraftwerk (BHKW) - Fernwärme Energieorientierter Städtebau durch • Zentralität des Baugebiets • Berücksichtigung der Topographie • Dichte Bebauung und Kompaktheit der Baukörper Staat und Kommunen sind beim Energiesparen durch Vorschriften und Planungen, aber auch durch Förderungen und Beratung aktiv. Gesetzliche Grundlagen 8 Energiegewinnung Gewinnung erneuerbarer Energien durch • BHKW mit biologischer Energie (Biogas, Rapsöl) • BHKW als Brennstoffzelle (zukünftig) • Heizung durch Biomasse (z.B. Holzhackschnitzel) • „passive“ Solarenergienutzung • Solarthermie • Photovoltaik durch die Verwendung einer regenerativen Energiequelle kompensiert werden. Für den Baubestand werden Nachrüstungen wie die Dämmung der obersten Geschoßdecke und der Austausch alter Heizkessel gefordert. 7 6 4 5 4 3 2 2 1 1800 1800 1840 1840 1880 1880 1920 1920 1960 1960 2000 2000 Der Primärenergieverbrauch und die Weltbevölkerung steigen seit dem 20. Jahrhundert signifikant an Energie im Bauwesen – Hohe Einsparpotentiale Gebäude sind neben Verkehr und Industrie die größten Energieverbraucher. Ca. 40 % des gesamten Verbrauchs in Bayern werden für Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung verwendet. Neubauten können heute von Grund auf energieorientiert geplant werden, die größten Einsparpotentiale liegen jedoch im Baubestand. Zur Lösung der Energieproblematik gibt es zwei wesentliche Ansätze: Energieeffizienz und der Ersatz von konventionellen durch erneuerbare Energien. Im Bauwesen liegen die größten Potentiale in der Effizienzsteigerung durch eine Minimierung der Verluste, einschließlich der sog. Anlagenverluste innerhalb und außerhalb von Gebäuden. Ergänzend können die Energiegewinne optimiert werden, etwa durch die aktive (über Kollektoren) oder passive Nutzung der Sonnenenergie. 02-2007 Als Antwort auf die Energiekrise der 1970er Jahre stellte das Energieeinsparungsgesetz von 1976 erstmals Anforderungen an den Wärmeschutz und die Anlagentechnik von Gebäuden. Auf seiner Grundlage und in Verbindung mit der Umsetzung von EU-Richtlinien wurden zunächst die Wärmeschutzverordnungen und als Weiterentwicklung dann die Energieeinsparverordnung (EnEV) erlassen. In Zukunft gültig: EnEV 2007 / 2008 Derzeit gültig: EnEV 2002 / 2004 Eine wichtige Neuerung ist auch der verpflichtende Energieausweis für Gebäude bei Bau, Verkauf oder Vermietung, d.h. auch für Altbauten. Dieser ist dem Eigentümer bzw. potentiellen Käufer oder Mieter auf Verlangen vorzulegen und bildet für ihn eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Er muss ihm eine vergleichende Beurteilung der energetischen Qualität des Gebäudes ermöglichen sowie Empfehlungen für eine kostengünstige Verbesserung enthalten. Es gibt Berechnungsmethoden nach Bedarf oder nach bisherigem Verbrauch, in den meisten Fällen besteht hier ein Wahlrecht. In der EnEV steht neben einer Erhöhung der Anforderungen vor allem die ganzheitliche Betrachtung des JahresPrimärenergiebedarfs im Mittelpunkt. Wichtige Gebäudekennzahlen fließen in die Betrachtung mit ein: • Verhältnis Gebäudehüllfläche zu Volumen (A/V-Verhältnis) • Wärmedurchgangskoeffizienten der Bauteile (U-Werte) • Verluste aus Lüftung • Anlagenaufwandszahl • Primärenergiefaktor, abhängig von der verwendeten Energiequelle • solare und interne Wärmegewinne. Durch die Orientierung am Primärenergiebedarf ist Bauherren und Planern bei Neubauten ein großer Spielraum überlassen, so kann z.B. eine eher schwächere Dämmung Auf Grundlage der EU-Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden werden in eine Novellierung der EnEV, die derzeit vorbereitet wird, weitere Handlungsfelder aufgenommen. Änderungen ergeben sich insbesondere für neue Nichtwohngebäude durch Einbeziehung des Energieaufwands für Kühlung und Beleuchtung. Fördermöglichkeiten Für Bauherren sehr interessant sind die finanziellen Anreize, insbesondere die Förderprogramme der Kredit- anstalt für Wiederaufbau (KfW) für Sanierungen und Neubauten sowie das Bayerische Modernisierungsprogramm für die Modernisierung von Mehrfamilienhäusern. Energiesparen im Städtebau Energiesparendes Bauen fängt nicht erst an der Fassade an, auch die städtebauliche Planung kann erheblich dazu beitragen. Hier sind Planer und kommunale Entscheidungsträger gefordert, denn im Städtebau werden meist sehr langfristige Weichenstellungen vorgenommen. Umso größere Einsparpotentiale liegen somit in den folgenden Bereichen: • Zentralität von Baugebieten (Leitungsverluste, Verkehr) • Topographische Lage von Baugebieten (Kleinklima, Wind und Sonne) • Baukörperstruktur, Dichte, Kompaktheit der Baukörper (Leitungsverluste, A/V-Verhältnis) • passive und aktive Solarenergiegewinne im Baugebiet (Baukörperorientierung, Verschattung) • Energieversorgungskonzepte von Baugebieten (Nahwärme, Blockheizkraftwerke) Transmissionswärmeverluste je m² beheizte Nutzfläche bei vergleichbarem Dämmstandard Von Landkreisen, Kommunen, Verbraucherzentralen, Energieagenturen oder auch Energieversorgungsunternehmen werden üblicherweise zu festen Zeiten Energieberatungen in Beratungsstellen angeboten. Diese grundsätzliche und allgemeine Beratung ist meist kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr zu haben. Das aus der Gebäudeplanung bekannte A/V-Verhältnis spielt auch im Städtebau eine Rolle – so weist ein freistehender Bungalow fast doppelt so hohe Wärmeverluste über die Außenhülle auf wie ein Reihenmittelhaus! Gemeinschaftliche Energiekonzepte z.B. zur Nahwärmeversorgung sind nicht nur über Bauträger, sondern auch im Rahmen einer Bauherrengemeinschaft möglich, wie bereits einige Beispiele aus Bayern zeigen. 70 Realität 2006 Erdgas ct/m3 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit www.bmu.de/energieeffizienz Rubrik Fördermittel Weitere Informationen finden Sie im Faltblatt „Energieberatung“, zu beziehen über Ihren Bezirkskaminkehrermeister Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie Landratsamt Landshut Herr Hans Sölch Abteilung für Arbeitssicherheit und Erneuerbare Energien Veldener Strasse15 84036 Landshut Telefon 0871 408350 80 Prognose aus dem Jahr 2004 40 Herr Sölch kann Ihnen ausgebildete Energieberater in Ihrer Nähe nennen und bei grundsätzlichen Fragen zur energetischen Sanierung weiterhelfen. 30 Rohöl ct/Liter 10 Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern www.wohnen.bayern.de Rubrik Förderungen Wenden Sie sich am besten zuerst an einen unabhängigen Ansprechpartner in Ihrem Landratsamt oder Ihrer Stadtverwaltung: Energiepreise – Prognose und Realität ct 20 Überblick über Förderprogramme Je nach Berufsbild – z.B. Architekt, Ingenieur, Techniker, Handwerker oder auch Kaminkehrer – bieten die Energieberater unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Beratungstätigkeit. Dies sollten Sie bei der Auswahl eines für Sie geeigneten Energieberaters berücksichtigen. Das merken Sie an der Tankstelle, aber zunehmend auch an der Heizkostenabrechnung Ihres Hauses. Überlegen Sie, wie sehr und wie schnell es sich lohnt, in die Zukunft zu investieren und die Energiekosten Ihres Hauses zu senken – gerade, wenn bei Ihnen eine neue Heizung fällig ist, Fenster oder Fassade erneuert werden müssen. Dabei gewinnen Sie dazu noch deutlich mehr Wohnkomfort. 50 Deutsche Energie-Agentur www.dena.de Vor-Ort-Energieberatung Bei einer Vor-Ort-Beratung kommt ein Energieberater zum Bauherrn ins Haus, um speziell auf sein Gebäude einzugehen. So erfährt der Bauherr etwa, ob er vielleicht seine Heizanlage umstellen sollte, beispielsweise um mit Holzpellets heizen zu können, ob sich eine Solaranlage rechnet oder wie viel es bringt, sein Haus zusätzTipps zur Energieberatung lich zu dämmen. Wird die Beratung Energie wird immer teurer! Wie finde ich (m)einen Energieberater? von einem anerkannten Fachmann Viele Bauherren stehen bei ihren Überdurchgeführt (BAFA-Zulassung), so legungen zum Energiesparen vor dem ist sie förderfähig. Problem, wie sie eine qualifizierte und neutrale Beratung bekommen können. Weitergehende Beratung Faltblatt Energieberatung der Bei weitergehenden SanierungsObersten Baubehörde plänen empfehlen sich klassische Planungsleistungen durch Architekten Deshalb hat die Oberste Baubehörde und Ingenieure, wobei die Vergütung in Zusammenarbeit mit dem Bayedurch die HOAI (Honorarordnung für rischen Staatsministerium für WirtArchitekten und Ingenieure) geregelt schaft, Infrastruktur, Verkehr und wird. Technologie ein Faltblatt „Energieberatung“ herausgegeben. Dieses nennt unabhängige Stellen auf LandkreisWeiterführende Informationen ebene, die bei Fragen zur energetischen Modernisierung weiterhelfen und LisAllgemeine Informationen zur EnEV ten ausgebildeter Energieberater in und zum Energiesparen der Region ausgeben. 60 Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern www.gebaeude-und-energie.bayern.de www.bauen.bayern.de Rubriken Bautechnik und Städtebau www.stmwivt.bayern.de/energie/ merkblaetter.html Energieberatung in Beratungsstellen Jahr 0 ‘00 ‘05 ‘10 ‘15 Ihr Arbeitskreis für energieeffizientes Bauen an der Obersten Baubehörde im September 2006 ‘20 ‘25 ‘30 Quelle: nach KfW, DIW, dena und Stadtwerke München Herausgeber Arbeitskreis für energieeffizientes Bauen an der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern Franz-Josef-Strauß-Ring 4 80539 München weitere Informationen unter www.gebaeude-und-energie.bayern.de Foto Thomas Clausing ‘95 Gestaltung Stauss & Pedrazzini, München ‘90 Doch aufgepasst: Ein Haus ist ein komplexes System, bei dem Technik und Bauwerk gemeinsam betrachtet werden müssen. Holen Sie vorher eine kompetente, unabhängige Energieberatung ein. Die Kosten dafür haben Sie schnell hereingeholt. Ein erfahrener Energieberater hilft Ihnen, die für Sie besten Maßnahmen auszuwählen und Schäden am Bauwerk durch einseitige Betrachtung zu vermeiden. Außerdem hilft er Ihnen bei der Beantragung von möglichen Zuschüssen und Förderungen. Energieberatung Konzeption: Regierung von Oberbayern, 3/PSS • Redaktion und Beiträge: Christian Schiebel, Achim Schröer, Ulrike Sebald-Kirsch, Thomas Sendtner • Gestaltung: Rositha Bergold