2 Bauen Neue Wege ökologischer Wärmedämmung beim innerstädtischen Bauen Moderner Passivholzbau in der Altstadt In Biberach wurde vor wenigen Monaten ein dreieinhalbgeschossiges Passivhaus nach dem Passivhaus Projektierungs Paket (PHPP) – einem Tool für die Planung von Passivhäusern von Dr. W. Feist, Passivhaus Institut in Darmstadt – zum Leben und Arbeiten gebaut. Eingezogen sind mit dem Versicherungshaus Hiller eine der größten deutschen Allianzagenturen sowie fünf Familien. Das in der Altstadt gelegene Gebäude wurde an die bestehende Bebauung äußerlich harmonisch angepasst. Die 23 Beschäftigten des Versicherungsbüros freuen sich über eine angenehme und energietechnisch hochmoderne Arbeitsatmosphäre. Text: Sabine Euler Fotos, Zeichnung: GUTEX, Holzbau Walser 1 Harmonisch fügt sich das mehrgeschossige Wohn- und Geschäftshaus in die Architektur der Biberacher Altstadt ein. Gebaut wurde es in Holzrahmenbauweise. 2 Relaxen auf dem Dach – die großzügige Terrasse macht’s möglich 1 Die Konstruktion gliedert sich ein in das Ambiente der Altstadt von Biberach, ein L-förmiges Hauptgebäude ist über ein Flachdach mit dem Wohngebäude verbunden. Mit dem mehrgeschossigen Holzbau, für den das Gebäude-Gütesiegel in Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) angestrebt wird, geht das Allianz Versicherungshaus Hiller als Bauherr neue Wege mit ökologischer Wärmedämmung aus Holzfaserdämmplatten. Die vom Holzbaubetrieb Walser (www.holzbau-walser.de) geplante und umgesetzte Holzrahmenkonstruktion hält viele Überraschungen und interessante Details bereit. Wert gelegt wurde vor allem auf die Verwendung naturnaher Baustoffe und Minimierung des Energieverbrauchs mit der Reduzierung des üblichen Heizungs- und Kühlungsbedarfs sowie des Stromverbrauchs für den gesamten Gebäudekomplex. 2 Hohe Anforderungen an den Brandschutz Die mehrgeschossige Holzkonstruktion stellt hohe Ansprüche an Planung und ausführende Zimmerei. Vor allem brandschutzrechtliche Anforderungen waren abzustimmen. Die tragenden raumabschließenden Außenwände sind konsequent als F 90-B Konstruktionen ausgeführt inkl. der Fenster. Erfahrung und Prüfnachweise belegen, dass folgender Aufbau die Anforderungen an ein Bauteil der Feuerwiderstandsklasse F 90-B erfüllt (Aufbau von außen nach innen): GUTEX Thermowall-gf, Stärke 120 mm, Rohdichte mind. 120 kg/m3, verputzt, Putzdicke ca. 10 mm, Hohlraumdämmung aus Mineralwolle (Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000°C), Stärke 160 mm, 30 kg/m3, G G 12|10 greenbuilding Bauen 1 34 2 7 5 6 3 Außenwand mit GUTEX Thermowall 120 mm U = 0,14 W/m2K von innen 1 FERMACELL Gipsfaserplatte 12,5 mm 2 Mineralwolle MW 040 3 FERMACELL Gipsfaserplatte 15 mm 4 FERMACELL Vapor 15 mm 5 Mineralwolle MW 040 6 GUTEX Thermowall 120 (WDVS)/N+F 7 GUTEX Putzsystem innen 4 3 3 Skizze für den Wandaufbau. Prüfnachweise GUTEX Holzfaserdämmplatten P-172 34405-ift und P-SAC 02/III-321 sowie allg. bauaufsichtliche Prüfzeugnisse P-3165/1558-MPA BS. 4, 5 Die vormontierten Wandelemente werden auf der Baustelle zusammengefügt. 5 G G G Beplankungen aus FERMACELL VAPOR 15 mm und zusätzlich 15 mm FERMACELL Gipsfaser-Platten, Mineralwolldämmung, ca. 60 mm, Beplankung zum Innenraum aus FERMACELL Gipsfaserplatte, Dicke 12,5 mm. Zusätzlich sind die tragenden raumabschließenden Holzbalkendecken als F 90-B Konstruktion ausgeführt. Vormontierte Außenwände mit ökologischem Wärmedämmverbundsystem Im Holzbaubetrieb werden die einzelnen Wandelemente vorgefertigt. Die Wärmedämmung aus Holzfaserdämmplatten wird im Werk auf der Außenseite der Wandelemente angebracht. Innerhalb von ca. vier Wochen wird die Fassade vor Ort komplett mit mineralischem Putz attraktiv gestaltet. Die Gebäudehülle kann aufgrund der exakten Vorfertigung zügig aufgebaut und gegen Wettereinflüsse geschützt werden. Durch Überlappungen der Bautafel Mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus in Holzrahmenbauweise in Biberach Baujahr: 2008 / 2009 Bauherr: Allianz Versicherungshaus Hiller, Biberach Planung: Rainer Walser Ausführung: Franz Walser Holzbau GmbH, Bad Schussenried 12|10 greenbuilding 4 Bauen 6 Die DGNB Zertifizierung für das neue Wohn- und Geschäftshaus in Biberach ist zum Jahresende 2010 zu erwarten. Außendämmung bei den einzelnen Bauteilen werden Wärmebrücken vermieden. Eine rundum intakte Gebäudehülle entsteht. Die Vorteile von GUTEX Holzfaserdämmplatten (www.gutex.de) sind der Zimmerei aus Erfahrung bekannt. Die maßgenauen Dämmplatten sind gut zu verarbeiten und heben sich durch eine hohe Zug- und Druckstabilität hervor. Die Profilierung ermöglicht eine optimale, stabile Verbindung der Plattenelemente. In punkto Hitze- und Kälte- sowie Schallschutz leisten die Dämmplatten aus Schwarzwaldholz weit mehr als herkömmliche, leichtere Dämmstoffe. Die natürliche Holzfaser nimmt im Sommer die auf die Fassade treffende Hitze auf und gibt sie zum Großteil in den kühleren Nachstunden wieder an die Außenluft ab. Nur ein geringer Teil der Wärme gelangt ins Rauminnere. Die offenporige Faserstruktur puffert Luft- und Trittschallwellen und mindert so erheblich die Lärmbelastung aus der Altstadt. Minimaler Energieverbrauch und Entlastung der Umwelt Objektdaten Wohnfläche für fünf Wohneinheiten: 478,15 m2 Büro Nettogrundfläche für 23 Beschäftigte: 1028,27 m2 Energiebezugsfläche nach PHPP: 1.334 m2 Heizwärmebedarf nach PHPP: 14 kWh/m2a Primärenergiebedarf nach PHPP inkl. Strombedarf: 110 kWh/m2a Primärenergiebedarf für Heizung / Lüftung / Warmwasser: 20 kWh/m2a U-Wert Außenwand Holzständer mit Holzfaserdämmung: 0,138 W/m2K U-Wert Dach mit Wärmedämmung: 0,148 W/m2K U-Wert Flachdach: 0,128 W/m2K U-Wert Boden: 0,123 W/m2K Das gesamte Gebäude liegt bei Heizkosten unter 600 Euro pro Jahr, d. h. geringer als ein herkömmliches Einfamilienhaus. Möglich wird das durch eine starke und dämmtechnisch hervorragende Außenhülle sowie eine innovative Kälte- und Wärmepumpentechnik mit einer (JAZ) Jahresarbeitszahl 8. Die Anlage sorgt im Sommer auch für die Kühlung der Räume, im Bürobereich wichtig für effizientes Arbeiten. Die Abwärme der Computer wird bei Bedarf für die Beheizung und die Warmwasserbereitung der Wohnungen genutzt. Die Verwendung von ca. 440 cbm Holz im Gesamtobjekt inkl. Holzfaserdämmung, Konstruktionsholz, Holzfenstern und Böden entlastet die Umwelt um ca. 325.000 kg CO2, welches dauerhaft im Holz gespeichert ist. T Heizungs- und Kühlsystem: G Wärmepumpe mit Kühlwasserzisterne und Schicht-Wärmespeicher, Verteilung über Induktions-Deckensegel in den Büroräumen für Heizung, Kühlung und Lüftung, G in Wohneinheiten über Zuluft der Lüftungsanlage und elektrische Fußbodenerwärmung in den Bädern, Warmwasserbereitung über Wärmepumpe. Lüftung: Zentrale Lüftungsanlage mit Kreuzgegenstrom-Wärmeübertrager, G Wasser/ Luft-Wärmetauscher zum Heizen und Kühlen. G Dämmung in der Konstruktion: G Außenwand in Holzrahmenkonstruktion mit Installationsebene, G Gefachdämmung mit Mineralfaser, Stärke 22 cm und Wärmedämmverbundsystem aus GUTEX Thermowall Holzfaserdämmplatten, Stärke 12 cm. G Dach als Holzkonstruktion mit Installationsebene, Firsthöhe maximal 15,55 m Gefachdämmung aus Mineralfaser, Stärke 36 cm. G Bodenplatte aus Stahlbeton mit PS-Dämmung zum Erdreich, Stärke 28 cm. G Fenster: Holzprofil mit Aluminium-Vorsatzschale, 3fach-Wärmeschutzverglasung mit Argonfüllung, Ug = 0,70 W/m2K, g-Wert = 48 % 12|10 greenbuilding