Medizinische Betreuung, menschliche Begleitung

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Medizinische Betreuung,
menschliche Begleitung
Patienten, die auf eine Organtransplantation angewiesen sind, kommen viele Jahre ans ukL
n Eine Organspende bedeutet ein geschenktes Leben. Doch ein Spenderorgan
zu bekommen, ist nicht nur die Transplantation selbst. Schon im Vorfeld und auch
nach dem Eingriff werden am Uniklinikum
Leipzig Patienten, die auf eine Transplantation angewiesen sind, umfassend betreut. Jahre-, zum Teil jahrzehntelang
kümmern sich die Spezialisten in der
Nephrologie, Hepatologie und Pneumologie um Patienten mit geschädigten Nieren,
Bauchspeicheldrüsen, Lebern oder Lungen.
Ob ein Patient auf ein Spenderorgan angewiesen ist und auf die Warteliste gesetzt werden
kann, hängt von vielen Faktoren ab – Vorerkrankungen und die Ursache der Organschädigung spielen beispielsweise eine Rolle. „Wir
prüfen individuell für jeden dauerhaft dialysepflichtigen Patienten, ob eine Nierentransplantation zur Verbesserung der Lebensqualität in
Frage kommt“, erklärt Prof. Tom Lindner, der
die Sektion Nephrologie an der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie
leitet. „Bei allen Patienten, deren Leber irreparabel geschädigt ist, muss eine Transplantation
in Betracht gezogen werden“, fügt Prof. Thomas Berg hinzu, Leiter der Sektion Hepatologie
in der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Hepatologie.
Während es beispielsweise auch bei jungen Patienten zu einem akuten Leberversagen durch
eine Hepatitis-Infektion oder eine Knollenblätterpilz-Vergiftung kommen kann, sind
zahlreiche der Leber- oder Nierenpatienten,
die ein Spenderorgan benötigen, im mittleren
Alter oder über 60 Jahre und haben zum Teil
zahlreiche Begleiterkrankungen. Das schließt
eine Transplantation jedoch nicht automatisch
aus.
Bevor die Patienten jedoch an Eurotransplant
zur Aufnahme auf die Warteliste Organtransplantation gemeldet werden können, sind umfangreiche Voruntersuchungen notwendig. Um
deren mühevolle „Abarbeitung“ zu erleichtern,
können Patienten am UKL für eine kurze Zeit
stationär aufgenommen werden. „Um alle Untersuchungen entsprechend zu organisieren,
brauchen wir eine Vorlaufzeit von ein bis zwei
Wochen. Anschließend folgt der Krankenhausaufenthalt von drei bis sieben Tagen, in denen
nacheinander verschiedenste Befunde erhoben
werden. So umfassend von Kopf bis Fuß werden die Patienten vermutlich nie wieder in ihrem Leben untersucht“, sagt Nephrologe Professor Lindner.
Die Entscheidung, ob ein Patient auf die Warteliste bei Eurotransplant gesetzt werden soll,
treffen die Leipziger Mediziner gemeinsam in
einer fachübergreifenden Transplantationskonferenz. Neben Leber- und Nierenfachärzten
sind dort unter anderem auch die Transplantationschirurgen, ein Vertreter des Medizinischen
Vorstandes und Ärzte anderer Fachdisziplinen,
die nicht unmittelbar mit einer Transplantation zu tun haben, vertreten.
Für Nierenpatienten heißt es nach erfolgter
Meldung dann in der Regel erst einmal:
warten. Durchschnittlich fünf bis zehn Jahre
dauert es heute, bis Patienten eine lebensrettende Spenderniere bekommen. Während dieser Zeit werden sie am UKL und in den niedergelassenen Dialyse-/Nierenzentren weiter
betreut und regelmäßig untersucht, bis ein
passendes Organ zur Verfügung steht. Gleiches
Prof. Dr. Tom Lindner (r.), Leiter der Nephrologie am UKL, betreut Nierenpatienten, die auf ein neues Organ angewiesen sind.
gilt für Leberpatienten, bei denen die WarteTage auf der Intensivstation, dann auf der sozusammen, die in regelmäßigen Abständen
zeit allerdings nicht ganz so lang ist, da die
genannten Normalstation betreut – anfangs
Blut nehmen und die Untersuchungsergebnisse
Dringlichkeit der gelisteten Patienten in der
noch sehr engmaschig mit täglichen, später
an uns schicken. Daran können wir sehen, ob
Regel höher ist und entscheidend vom sogewöchentlichen Untersuchungen. Gleichzeitig
die transplantierte Leber richtig arbeitet“, sagt
nannten MELD-Score abhängt, der den Schwewerden sie intensiv geschult, denn gerade zu
Professor Berg. Bei Patienten, die mit einer
regrad der Lebererkrankung angibt und die
Beginn gibt es neben der regelmäßigen Einneuen Niere leben, können die Blutwerte nicht
wahrscheinliche Überlebenszeit ohne eine
nahme der Medikamente, die eine Abstoßung
eindeutig zeigen, ob das Organ zuverlässig
Transplantation.
des Organs verhindern sollen, einiges zu befunktioniert. „Selbst der Hauptparameter
Verkürzen kann die Wartezeit eine Lebendachten. „Um Infekte zu vermeiden, sollte auf
Kreatinin ist so unzuverlässig, dass ab einem
spende, wie sie am Uniklinikum Leipbestimmten Anstieg in Verbindung
zig seit Jahren erfolgreich vorgenommit einer entsprechenden Klinik die
men wird. Enge Verwandte, aber auch
Transplantatniere zur histologischen
andere nahestehende Personen komUntersuchung bioptiert werden muss.
men nach eingehender fachlicher und
Wir müssen uns mit zusätzlichen Unethischer Prüfung und ausführlicher
tersuchungen die Informationen wie
Untersuchung als Spender einer ihrer
bei einem Puzzle zusammenstellen,
Nieren oder eines Teils ihrer Leber in
denn es gilt, die richtige Dosis der imFrage und werden dann ebenfalls in
munsuppressiven Medikamente zu
der Nephrologie und Hepatologie am
finden, um einerseits Infekte, andererUKL betreut. Die Nieren-Lebendseits eine Abstoßung des Spenderorspende wird am Universitätsklinikum
gans zu verhindern. Das geht nur mit
Leipzig mit der sogenannten Schlüsviel Erfahrung und Fingerspitzengeselloch-Chirurgie durchgeführt. Dabei
fühl“, erklärt Professor Lindner.
kommt der sonst in der Urologie einIm Schnitt funktioniert eine Spendergesetzte Operationsroboter DaVinci
niere trotz verbesserter Immunsupzum Einsatz, um den Eingriff für den
pression bis zu zehn Jahre und mehr.
Spender noch schonender zu gestal„Es gibt aber auch einige wenige PaLeberspezialist Prof. Dr. Thomas Berg, Leiter der Hepatologie am UKL, tienten, die Mitte der 80er Jahre transten.
Selbst wenn die Blutgruppe zwischen im persönlichen Gespräch mit einem Patienten. Fotos: Stefan Straube plantiert wurden und denen es bis
Spender und Empfänger nicht überheute sehr gut geht“, sagt Professor
einstimmt, ist am UKL eine Transplantation
Fernreisen, Genuss von rohem Fleisch bezieLindner. Auch Lebertransplantierte leben heute
möglich. „Bei einer sogenannten AB0-inkomhungsweise Fisch und auch Topfpflanzen ver30 Jahre und länger mit ihrem Organ. „Junge
patiblen Organspende ist eine enorme Logistik
zichtet werden. Außerdem sollte es in der ersten
Frauen können nach einer Transplantation
notwendig. Etwa vier Wochen vor der geplanZeit keinen engen Kontakt zu Haustieren gewieder schwanger werden“, ergänzt Professor
ten Transplantation muss der Patient Medikaben“, nennt Professor Berg einige Beispiele.
Berg. „Durch jede Transplantation wird einem
mente nehmen, die sein Immunsystem unterNach dem ersten Jahr, das als kritische Phase
Patienten ein zweites Leben geschenkt. Es ist
drücken. Außerdem müssen aktiv Antikörper
gilt, werden nicht nur die genannten Einimmer wieder beeindruckend, wie fit und geentfernt werden. Dabei wird auf einen beschränkungen weniger, auch die Abstände für
sund viele der Patienten nach zwei Jahren ausstimmten Termin hingearbeitet, der sich dann
Kontroll-Untersuchungen werden immer grösehen, die zuvor durch ihre Lebererkrankung
kaum noch verschieben lässt“, erklärt Professor
ßer, bis sie schließlich nur noch ein- bis zweiabgemagert und geschwächt waren.“ Daran
Lindner.
mal jährlich notwendig sind. In der Abteilung
haben die Mediziner am Uniklinikum einen
Ist schließlich ein passendes Organ gefunden,
für Hepatologie am Uniklinikum gehört zur
maßgeblichen Anteil, denn ihrer Teamarbeit ist
nimmt die Klinik für Viszeral-, Transplantatistandardisierten Nachsorge auch ein alle zwei
es zu verdanken, dass die Patienten, die am
ons-, Thorax- und Gefäßchirurgie die TransJahre stattfindender Check, bei dem beispielsUniklinikum eine neue Niere, Bauchspeichelplantation vor. Interdisziplinäre Teams kümweise die Gefäße und das Herz intensiv unterdrüse oder Leber oder in Zusammenarbeit mit
mern sich bei der Einpflanzung der
sucht werden, um mögliche Erkrankungen
dem Herzzentrum eine neue Lunge bekomlebensrettenden Spenderorgane um die Patienfrühzeitig erkennen und behandeln zu können.
men, ihr zweites Leben auch leben können.
ten. Anschließend werden sie zunächst einige
„Dabei arbeiten wir eng mit den Hausärzten
Ines Christ
|
LiebigStraSSe aktueLL
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