M E D I Z I N KURZBERICHT/FÜR SIE REFERIERT lyse führen (7). Die Bluthirnschranke wird nicht durchbrochen, daher ist Ivermectin für den Menschen nicht toxisch, allerdings bei Erkrankungen des ZNS mit Störungen der Bluthirnschranke kontraindiziert (8). Die wichtigsten beschriebenen Nebenwirkungen wie Gesichtsödeme, Fieber, Juckreiz und allgemeines Krankheitsgefühl beziehen sich auf die Anwendung bei Onchozerkose und beruhen auf dem massenhaften Absterben der Mikrofilarien in den Lymphwegen. Solche Nebenwirkungen sind bei der Skabiesbehandlung naturgemäß nicht zu erwarten. Aus toxikologischer Sicht ist die Einmalbehandlung mit Ivermectin nach allen bisherigen Erfahrungen unbedenklich. Mehrfachbehandlungen wurden in Einzelfällen beschrieben, ohne daß Nebenwirkungen auftraten (6, 7), wie auch in unseren drei oben enthaltenen Fällen. Bei Kindern unter fünf Jahren wird Ivermectin bisher nicht eingesetzt, prospektive Studien sind geplant. Ein aufsehenerregender Leserbrief im New England Journal of Medicine berichtete im April 1997 über gehäufte Todesfälle in einem Pflegeheim innerhalb von sechs Monaten nach Behandlung aller Patienten mit Ivermectin wegen einer hartnäckigen Skabiesendemie (2). Ein Zusammenhang erscheint allerdings unwahrscheinlich, wie auch in einem weiteren Leserbrief in der gleichen Zeitschrift im Juni 1997 dargelegt wird (4). Ausblick Besonders attraktiv erscheint nach unseren Erfahrungen die orale Einmaltherapie für ältere oder körperlich ebenso wie geistig behinderte Patienten, insbesondere in Heimen, bei Rezidiven infolge unzureichender Compliance, auch bei Endemien in Großfamilien unter schwierigen hygienischen Bedingungen. Voraussetzung für die Therapie sollte die eindeutige Diagnosestellung durch Nachweis der Milbe sein; dies gilt nicht streng für Kontaktpersonen. Die Erfolgsrate dürfte nahe bei 100 Prozent liegen; Rezidive sind natürlich in Fällen von weiter bestehender Infektion bei Kontaktpersonen zu erwarten. Es wäre wünschenswert, wenn weitere klinische Studien die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Präparates erhärten würden und das Präparat generell für die Indikation Skabies bei uns offiziell zugelassen werden könnte. Entbehrungen in der Kindheit beeinflussen die spezifische Mortalität im Erwachsenenalter Ob das soziale Umfeld einen Einfluß auf den Gesundheitszustand im Erwachsenenalter hat wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Diese Studie zeigt, daß schlechte sozioökonomische Lebensbedingungen im Kindesalter einen spezifischen Einfluß auf die Mortalität an Schlaganfall und Magenkrebs im Erwachsenenalter haben. Dieser Zusammenhang ist nicht auf eine möglicherweise kontinuierliche soziale Benachteiligung im späteren Leben zurückzuführen. Entbehrungen in der Kindheit beeinflussen weiterhin die Sterblichkeit an koronarer Herzkrankheit und respiratorischen Erkrankungen, obwohl bei diesen Krankheitsbildern ein additiver Effekt der Le- bensumstände im Erwachsenenalter sichtbar wird. Die Sterblichkeit an Lungenkrebs, anderen Krebsarten, Unfällen oder Gewalt wird dagegen überwiegend von den Lebensbedingungen als Erwachsener beeinflußt. Dies konnte in einer prospektiven Studie in Schottland gezeigt werden, an der 5 645 Männer im Alter von 35 bis 64 Jahren teilnahmen. Die Häufigkeit der Sterblichkeit an koronarer Herzkrankheit, Lungenkrebs, Magenkrebs und Atemwegserkrankungen war am geringsten in der Gruppe, deren Väter in akademischen oder leitenden Positionen beschäftigt waren, und stieg bei den Männern an, deren Väter angelernte oder ungelernte Arbeiter waren. Sterblichkeit an Unfäl- Zitierweise dieses Beitrags: Dt Ärztebl 1998; 95: A-2095–2097 [Heft 36] Literatur 1. Agathos M: Skabies. Hautarzt 1994; 45: 889–903. 2. Barkwell R, Shields S: Deaths associated with Ivermectin treatment of scabies. Lancet 1997; 349: 1144–1145. 3. Braun-Falco O, Plewig W, Wolff HH: Dermatologie und Venerologie: Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1995; 328–331. 4. Diazgranados GA, Costa JL: Deaths after Ivermectin treatment. Lancet 1997; 349: 1698. 5. Glaziou P, Cartel JL, Alzieu P, Briot C, Moulia-Pelat JP, Martin PMV: Comparison of Ivermectin and benzylbenzoate for treatment of scabies. Trop Med Parasitol 1993; 44: 331–332. 6. Meinking TL, Taplin D, Hermida JL, Pardo R, Kerdel FA: The treatment of scabies with Ivermectin. N Engl J Med 1995; 333: 26–30. 7. Quadripur SA, Schauder S: Orale Therapie einer lindanresistenten Scabies crustosa mit Ivermectin. Z Hautkr 1997; 72: 121–126. 8. Schulz-Key H: Ivermectin. Arzneim Ther 1994; 4: 896–897. 9. Tzenow I, Wjehmeier M, Melnik B: Orale Behandlung der Scabies mit Ivermectin. Hautarzt 1997; 48: 2–4. Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Helmut H. Wolff Klinik für Dermatologie und Venerologie Medizinische Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160 23538 Lübeck095 len und gewaltsame Todesursachen zeigten dagegen keine Assoziation mit der sozialen Schicht des Vaters. Nachdem die Studiendaten für die aktuellen sozioökonomischen Lebensbedingungen der Probanden adjustiert worden waren, stellte sich der Zusammenhang zu Lungenkrebs jedoch nicht mehr dar, auch die Risiken für koronare Herzkrankheit und Atemwegserkrankungen nahmen ab. Die Analyse der Daten ergab jedoch, daß die signifikant erhöhten Risiken für Magenkrebs und Schlaganfälle unverändert blieben. silk Smith GD, Hart C et al.: Adverse socioeconomic conditions in childhood cause specific adult mortality: prospective observational study Br Med J 1998; 316: 1631–1635. George Davey Smith, Department of Social Medicine, University of Bristol, Canynge Hall, Bristol BS8 2PR, Großbritannien. Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 36, 4. September 1998 (49) A-2097