Neue Methode entlarvt Noroviren auf Lebensmitteln

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Neue Methode entlarvt Noroviren auf Lebensmitteln
Erbrechen, Durchfall, Fieber: Ein Partybuffet hat schon so manchem Gast ein böses
Erwachen beschert. Schuld daran ist oft das Norovirus. Doch woher genau die Viren
kommen, bleibt häufig unerkannt. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt
Stuttgart (CVUA) hat nun eine Methode entwickelt wie die tückischen Viren auch auf
Lebensmitteln nachgewiesen werden können.
Bei dem Partybuffet kommt es nicht nur auf den Geschmack an. (Foto: Claus Ableiter) © Claus Ableiter
Ein typischer Fall für Matthias Contzen und sein Team vom Chemischen und
Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA). Den Forschern ist es gelungen, eine Methode zu
entwickeln, mit der Noroviren auf Lebensmitteln nachgewiesen werden können. Von allen
Speisen, die zum Beispiel bei einer Party verzehrt wurden, kommt eine Probe ins Labor nach
Fellbach. Je nach Angebot der Speisen müssen die Biologen und Veterinärmediziner zwischen
50 und 200 Proben untersuchen.
Der Vorbericht des Lebensmittelkontrolleurs gibt den Forschern einen ersten Anhaltspunkt.
„So stecken wir bereits das Spektrum ab, wonach wir suchen müssen“, sagt Contzen. Nachdem
die Speisen abgepackt und registriert sind, beginnt der heikle und aufwändige Prozess, das
Viren-Erbgut auf den Lebensmitteln nachzuweisen. Schon 25 Gramm der verdächtigen Speisen
reichen aus, um eine konzentrierte Viruslösung zu extrahieren. Die Lösung ist jedoch extrem
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anfällig. „Wenn wir hier nicht sorgfältig arbeiten, ist die Probe für den Nachweis nicht mehr
brauchbar“, erklärt Contzen.
Dem Norovirus auf der Spur
Nun wird nach ganz typischen Merkmalen für das Norovirus gesucht. Bekommen die Forscher
das richtige Signal, bestätigt sich der Verdacht. In einem späteren Verfahren bestimmen die
Experten dann ganz genau, um welche Art von Norovirus es sich handelt. Denn die „winter
vomiting disease“ - so die englische Bezeichnung für die durch das Norovirus verursachte
Erkrankung - verbreitet sich nicht nur rasend schnell, sondern verändert sich auch innerhalb
kürzester Zeit. Vorbeugen durch Impfen ist deshalb nicht möglich.
Sobald die Ergebnisse der Lebensmittelanalyse vorliegen, werden die Resultate mit dem
Virenbefund der Stuhlproben der Kranken verglichen. „Wenn es Übereinstimmungen gibt, ist
der Sündenbock gefunden. Dann ist unser Job erledigt.“
Projektleiter Dr. Contzen und seine Mitarbeiterin Mandy Krönert auf der Spur der Noroviren. (Foto: Dr. Contzen)
Bedarf gibt es genug
Gefördert durch Mittel der Landesstiftung Baden-Württemberg hat Contzen mit seinen
Kollegen rund vier Jahre an der Methode gearbeitet. Bis zu 40 Prozent der Erkrankungen durch
Noroviren werden laut Schätzungen über Lebensmittel übertragen. Bisher gab es noch kein
routinetaugliches Verfahren die Viren zuverlässig auf Lebensmitteln nachzuweisen. Die
Fellbacher Methode hat damit Vorreiterfunktion. Doch ein Schnelltest, etwa für
Lebensmittelkontrolleure, die unangemeldete Tests in Restaurants oder Supermärkten
durchführen, liegt noch in weiter Ferne. „Unser Baukastensystem liefert uns aber die
allerbesten Ergebnisse. Damit können wir einen bundesweiten Standard zum Nachweis von
Noroviren auf Lebensmitteln entwickeln“, sagt Projektleiter Contzen nicht ohne Stolz.
Bedarf an Prüfverfahren gibt es genügend. Noch vor einem Jahrzehnt war das Norovirus
lediglich bei Wissenschaftlern bekannt. In der Zwischenzeit verbreitet sich der Erreger, der nur
von Mensch zu Mensch übertragen wird, mit rasender Geschwindigkeit. Das Robert-KochInstitut rechnet allein in diesem Jahr in Deutschland mit über einer Million Erkrankungen.
Erbrechen und Durchfall hören zwar nach zwei bis drei Tagen wieder auf. Der enorme
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Flüssigkeitsverlust kann aber vor allem für Kinder oder alte Menschen lebensgefährlich
werden. Auch wer das Virus einmal gehabt hat, ist in Zukunft nicht immun.
Das Einzige, das wirklich vor einer Infektion durch Noroviren schützt, ist Sauberkeit. Das gilt für
Köche, Kellner oder Party-Service-Angestellte. Ebenso wie für Gastgeber. Denn: Wo viele
Menschen zusammen kommen und viel mit Lebensmitteln hantiert wird, fühlt sich das Virus
äußerst wohl und hält es gerne auch länger aus.
Nach dem Vergleich der Testergebnisse des Partybuffets stellte sich heraus: Die Viren kamen
an diesem Abend nicht vom Partyservice. Der Caterer hat demnach alle Hygienevorschriften
vorbildlich eingehalten. Wer seine schmutzigen Finger im Spiel hatte, blieb in diesem Fall offen.
Fachbeitrag
13.05.2008
tt
Weitere Informationen
Dr. Matthias Contzen
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart
Schaflandstraße 3/2
70736 Fellbach
E-Mail: Poststelle(at)cvuas.bwl.de oder Matthias.Contzen(at)cvuas.bwl.de
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