Denkmalgeschütztes Kloster

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Putz + Trockenbau
1 Links: Hochwertige Materialien kamen im
Inneren der Benediktinerabtei Plankstetten
zum Einsatz: Kalk für die Wände, Leinölfarben für das Holz und Solnhofener Natursteinplatten für den Boden.
2 Unten: Vor der Sanierung. Die kurze
Nordfassade war im schlechten Zustand.
Hier wurde als Putzträger ein Streckmetall
aus Edelstahl verwendet.
Denkmalgeschütztes Kloster
Das Kloster der Benediktinerabtei Plankstetten im Naturpark Altmühltal wurde hochwertig saniert. In Abstimmung mit der Denkmalpflege erhielt es einen sechs Zentimeter
starken mineralischen Wärmedämmputz. Die Mönche legten Wert auf ökologische
Materialien. So wurden neben dem Energiebedarf auch die Behaglichkeit optimiert.
Die ökologische Konsequenz mit der die
Benediktinerabtei Plankstetten ihre
Gebäude generalsaniert hat, ist vorbildlich. Die aufwendige Sanierung wurde
unter anderem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Die Abtei
wurde im Jahr 1129 gegründet. Der
überwiegende Teil des jetzigen Gebäudebestandes stammt aus der Zeit zwischen 1690 und 1710. Gute 300 Jahre
später war eine Generalsanierung notwendig. Schöpfungsnah und nachhaltig
sollte das Kloster wieder werden. Hochwertig optimiert werden sollten der
Energiebedarf, die Bauphysik und die
Behaglichkeit.
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Denkmalgerechter Dämmputz
Ambitioniert und denkmalgerecht sollte
Energie eingespart werden. Deshalb
wurde in enger Abstimmung mit dem
Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege kooperiert. Für die Fassade
wurde ein ökologischer Dämmputz ausgewählt, der dem unebenen Mauerwerk
folgen kann. Er wurde auf einen Putzträger aufgetragen, so dass der feste
Altputz erhalten werden konnte.
Ausgewählt wurde das System »Biotherm« der Schweizer Firma Haga. Als
Dämmzuschlag enthält es unterschiedlich große Perlite. Möglich wäre auch
ein Dämmputz von »Climasan« gewe-
sen, dessen Perlite eine einheitlichere
Größe haben. Der Dämmputz von
Häsler enthält feuchtigkeitsresistentes
Schaumglasgranulat, das weniger
Wasser aufnimmt. Von Haga wurde ein
Dämmputz mit Schaumglas für den
durch Feuchte beanspruchten Sockelbereich eingesetzt.
Verarbeitung
Den ersten Bauabschnitt - 700 m² führte die Firma Klingert und Walter
von Juli bis November aus. Den zweiten
Abschnitt – 1100 m² – vollendete die
J. Englmann Bau GmbH aus Berching
mit vier bis fünf Mann von Mai bis
Ökologisches Bauen
MACH’S
CLEVER
3 Denkmalgerecht: handwerklich bewegte Oberfläche, gezogene Gesimse, leuchtende Kalkfarbe, al fresco aufgetragen sowie eingeritzte und aufgemalte Faschen.
November (siehe Interview). Für beide
Bauabschnitte wurden zirka 3000 Sack
Dämmputz, das entspricht 102 000 Liter
Mörtelmasse, und zirka 3000 kg Sumpfkalkputz verarbeitet.
Die Handwerker entfernten nur den
losen Altputz. Etwa 98 Prozent des
Bestandputzes konnten erhalten
werden. Die Leerstellen spritzten sie mit
3 cm Trasskalkmörtel aus. Danach
dübelten sie Streckmetall als Putzträger
auf die gesamte Fassade. Meist verwendeten sie verzinktes Streckmetall, seltener nicht rostenden Edelstahl. Für die
230 m² große Nordfassade etwa kam
Edelstahl zum Einsatz. Sie steht deutlich mehr im Wetter, was sich daran
zeigte, dass sie veralgt gewesen war.
Nachdem der Trasskalk getrocknet war,
spritzten sie den Dämmputz mit einer
PFT G4, ausgerüstet mit einer Dämm-
4 Die Heizkörpernischen wurden
nicht nur gedämmt,
sondern auch temperiert – ebenso wie
die Kehle zwischen
Sockel und Boden.
(Foto: Stefan Lerzer)
(Foto: Haga)
putz-Mischwelle, in zwei Schichten auf.
Für den Sockelbereich enthielt der Putz
Schaumglasgranulat. Da er dadurch
etwas schwerer und nicht maschinengängig ist, wurde er dort dreilagig von
Hand angeworfen. Im Mittel war die
Dämmstärke mit 6 cm ausgeschrieben –
es wurden 4 bis 8 cm.
Sumpfkalkputz als Deckputz
Mit einer Metall-Latte zogen die Facharbeiter die Flächen planeben ab. Damit
der Einbettmörtel für die Armierung
aufgezogen werden konnte, arbeiteten
sie mit der Talosche sauber nach. Nach
acht Wochen Standzeit spachtelten sie
6 mm Gewebespachtelung auf und legten das Gewebe ein. Nach einer Woche
Trockenzeit trugen sie 3 mm Sumpfkalkputz als Deckputz auf und ritzten
die Begrenzung der Faschen um die
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Putz + Trockenbau
5 Links: Die erste Schicht Dämmputz
wird auf das Streckmetall aufgetragen.
(Fotos 1, 5: Kloster Plankstetten/Spahn)
6 Rechts: Die Gebäude der Benediktinerabtei Plankstetten wurden ökologisch konsequent saniert. Materialwahl
und energetische Aspekte erfüllen auch
baubiologische Anforderungen.
(Fotos: 2, 6: Abtei)
Fenster ein. Die letzte Lage strichen sie
freskal »nass in nass« mit einer Kalkfarbe. Ein Kirchenmaler malte die
Faschen aus, die wichtig für den Ausdruck des Gebäudes sind. Eine Besonderheit waren die Gesimse unter dem
Dach. Sie wurden zweilagig aufgezogen.
Ausgeklügelte Dämmdetails
An thermisch beanspruchten Stellen –
insgesamt 200 m² – wurde der Dämmputz auch innen verwendet. Erdberüh-
rende Bauteile, wie Wände und Böden,
erhielten aufwendige Dämmungen, teils
als Perimeterdämmung mit Glasschaumschotter. Die Dächer wurden mit
20 beziehungsweise 30 cm Holzfasern
gedämmt, die Dachgauben mit einer
hocheffizienten Vakuumdämmung (VIP),
so dass sie immer noch so schlank wie
früher sind. Die Fensternischen wurden
mit Porotonziegeln ausgemauert und
temperiert. Durch diese Maßnahmen
wurden die energetischen Vorgaben des
»Die Gesimse waren eine Herausforderung«
Die Redaktion von ausbau + fassade
führte ein Interview mit Hans Englmann, einem der Geschäftsführer der
ausführenden J. Englmann Bau GmbH.
Herr Englmann, hatten Sie schon
Erfahrungswerte mit Dämmputzen?
Mit anderen Fabrikaten ja. Doch mit
dem Dämmputz von Haga haben wir
zum ersten Mal gearbeitet.
Auf was galt es besonders zu achten?
Die drei wichtigsten Punkte waren die
Standzeiten, der Putzuntergrund mit
dem Putzträger und die exakte Verarbeitung nach den Vorschriften.
War es eine Herausforderung, den
Putz denkmalgerecht aufzubringen?
Die normalen Flächen waren für uns
eine Standardsituation. Aber die Einteilung der Fensterfaschen und die
Gesimse waren eine Herausforderung.
Die Gesimse haben wir mit dem
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Dämmputz vorgezogen und mit Kalkputz feingezogen.
Wie sind sie mit den langen Standzeiten umgegangen?
Die Standzeit des Dämmputzes betrug
sechs Wochen. Wir haben Abschnitt
für Abschnitt so koordiniert, dass wir
keine Wartezeiten hatten. Durch einen
klaren Terminplan hat es bei uns auf
den Tag genau funktioniert.
Es gab zum Ende keine Probleme mit
der Witterung?
Nein, durch den ausreichenden Dachüberstand konnten wir auch bei leichtem Regenwetter arbeiten.
Wie hat Ihnen diese Arbeit und das
Ergebnis gefallen?
Die Arbeit mit einem neuen Produkt
war interessant. Die Sanierung der
Fassade ist mängelfrei gelungen. Wir
sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
KfW-Energieeffizienzhauses 70 nach
EnEV 2007 unterschritten.
Damit keine Erdfeuchte in den alten,
erdreichberührenden Bruchsteinwänden
mehr nach oben steigt und es zu Salzausblühungen kommt, wurde die
Sockelkehle innen über zwei Kupferrohre temperiert. So kann das Mauerwerk dort und darüber trocknen – ein
weiteres Aufsteigen der Feuchtigkeit
wird verhindert. Die trockenen Mauern
dämmen zudem besser als die feuchten.
Baubiologische Behaglichkeit
Wichtig war den Mönchen auch ein
gesundes Raumklima und der Einsatz
möglichst vieler ökologischer Materialien. Nach einer baubiologischen Beratung wählten sie zum Beispiel für die
Fenster Leinölfarben und Stopfhanf für
die Anschlussfugen. Für das Dach entschieden sie sich für besonders baubiologische Holzfasermatten mit einer
Stützfaser aus Maisstärke. Die Kanäle
im Technikbereich wurden mit Hanffaser gedämmt, durch Feuchte beanspruchte Bauteile mit recyceltem
Schaumglas. Schließlich verbesserten
die Mönche das Wasser- und Abwassermanagement. Das Kloster ist in allen
Details so schöpfungsnah, wie es nur
geht. Neben massiver Eiche wurde in
allen hochwertigen Fluren und Räumen
einheimischer Solnhofener Naturstein
verwendet, für die Außenanlagen
Pfraundorfer Dolomit. Die neue Farbgebung für den Konventbau mit mineralischen Pigmenten basiert auf restauratorischen Untersuchungen. Sie gibt
der Klosteranlage ihre imposante
Erscheinung zurück.
Achim Pilz,
Fachjournalist
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