Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort. Joseph von Eichendorff Musik-Gedichte Ungezählt sind die Gedichte, die von Musik handeln, die Frau Musica selbst besingen, die einzelne Komponisten, bestimmte Gattungen und Genres, spezielle Instrumente, ausgesuchte Werke oder vertraute Aspekte des Konzertlebens zum Thema haben. Musik-Gedichte sind aber nicht unbedingt Lieder, in denen Wortsinn und Wortklang mit Vokalund/oder Instrumentalklang engste sinnliche Verbindungen knüpfen. Die Autoren von Musik-Gedichten haben bei dieser besonderen Lyrik zumeist auch gar nicht an Vertonungen gedacht, wiewohl es dem einen oder anderen Poem durchaus widerfahren ist. Vor Musik lassen sich die Worte ebenso wenig schützen wie die Musik vor den Wörtern. Und das ist auch gut so. Sprache, zumal Poesie, und Musik sind ganz nahe Verwandte und vermögen sich gegenseitig zu durchdringen und zu erhellen. Das »Lied«, das laut Joseph von Eichendorff (1788 - 1857) einem jedweden »Ding« innewohnt, liest sich übrigens heute so, als habe der Literat mit dem 1838 im »Deutschen Musenalmanach« der Weidmann‘schen Buchhandlung in Leipzig veröffentlichten Gedicht die Exkursionen und Expeditionen der musikalischen Avantgarde ins stetig tönende Milieu des Normalen geradezu vorweggenommen. »Wünschelrute« überschrieb Eichendorff seinen kurzen Vers, der uns alle zur akustischen Alltagserkundung einlädt. Überhaupt gewähren uns viele Musik-Gedichte eine ganz neue Sicht auf die (Kunst-)Klänge um uns herum und im Konzertsaal. Stefan Fricke Eine Ausstellung der KölnMusik