Zum Spielplan 2015.2016 - Premierenübersicht der Spielzeit 2015.2016 - Eröffnungsfest „Grenzgänge“ - Stückbeschreibungen der Produktionen von HAUS EINS, HAUS ZWEI und REDOUTENSAAL - HAUS 3 - EXTRAS - European Theatre Convention (ETC) - Theaterpädagogisches Vermittlungsangebot - Kurzbiografien der Ensemblemitglieder & Gäste - Kurzbiografien der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 1 Die Premieren der Spielzeit 2015.2016 - HAUS EINS MERLIN ODER DAS WÜSTE LAND Tankred Dorst, Mitarbeit Ursula Ehler Regie: Jan-Christoph Gockel Premiere 24.09.2015, HAUS EINS KASIMIR UND KAROLINE Ödön von Horváth Regie: Dominic Friedel Premiere 11. 12. 2015, HAUS EINS ADOLF HITLER: MEIN KAMPF, BAND 1 & 2 (AT) Österreichische Erstaufführung Rimini Protokoll In Zusammenarbeit mit steirischer herbst Regie: Helgard Haug, Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) Premiere 01.10.2015, HAUS EINS TRÜMMERFRAUEN, BOMBENSTIMMUNG Uraufführung Ein musikalischer Theaterabend von Sandy Lopičić Regie und Musik: Sandy Lopičić Premiere 15. 01. 2016, HAUS EINS DER STURM William Shakespeare Regie: Stephan Rottkamp Premiere 06. 02. 2016, HAUS EINS VOLPONE ODER DER FUCHS Ben Jonson, Fassung von Stefan Zweig Regie: Claudia Bauer Premiere 11.10.2015, HAUS EINS FREQUENZEN Uraufführung Nach dem Roman von Clemens J. Setz Regie: Alexander Eisenach Premiere 12. 03. 2016, HAUS EINS CACTUS LAND Uraufführung Nach Motiven von Anthony Loyds „My War Gone By, I Miss It So“ Regie: Lily Sykes Premiere 24.10.2015, HAUS EINS STRUWWELPETER Junk Opera von Julian Crouch, Phelim McDermott, Martyn Jaques Regie: Markus Bothe Premiere 02. 04. 2016, HAUS EINS KREISE / VISIONEN Joël Pommerat Regie: Dominique Schnizer Premiere 20. 11. 2015, HAUS EINS BETRUNKENE Österreichische Erstaufführung Iwan Wyrypajew Regie: Bernadette Sonnenbichler Premiere 13. 05. 2016, HAUS EINS 2 - HAUS ZWEI ZERSPLITTERT Deutschsprachige Erstaufführung Alexandra Badea Regie: Nina Gühlstorff Premiere 25. 09. 2015, HAUS ZWEI WARTERAUM ZUKUNFT Oliver Kluck Regie: Jan Stephan Schmieding Premiere 31. 12. 2015, HAUS ZWEI IDOMENEUS Österreichische Erstaufführung Roland Schimmelpfennig Kooperation mit dem Institut für Schauspiel der Kunstuniversität Graz Regie: Jérôme Junod Premiere 04. 10. 2015, HAUS ZWEI LUPUS IN FABULA Österreichische Erstaufführung Henriette Dushe Regie: Claudia Bossard Premiere 21. 01. 2016, HAUS ZWEI JOHNNY BREITWIESER Thomas Arzt Regie: Mathias Schönsee Premiere 31.03.2016, HAUS ZWEI ICH WÜRDE ALLES FÜR DIE LIEBE TUN, ICH MACH’S ABER NICHT Eine Performance von und mit Julia Gräfner Premiere 22. 10. 2015, HAUS ZWEI DOSENFLEISCH Ferdinand Schmalz Regie: Jan Stephan Schmieding Premiere 12. 05. 2016, HAUS ZWEI BUNNY Jack Thorne Regie: Jan Stephan Schmieding Premiere 07. 11. 2015, HAUS ZWEI - HAUS DREI STARTBLOCK 100 Tage Schauspielhaus & Friends Ab 12. September 2015, HAUS DREI VIGYÁZAT, SZOMSZÉD! – VORSICHT, NACHBAR! Ein Projekt von András Dömötör Ab Jänner 2016, HAUS DREI JEDER ... NIEMAND Graz und die Menschenrechte Ein Rechercheprojekt von Clemens Bechtel Ab Dezember 2015, HAUS DREI - REDOUTENSAAL BENEFIZ ODER JEDER RETTET EINEN AFRIKANER Ingrid Lausund Regie: Mathias Schönsee Premiere 19. 11. 2015, REDOUTENSAAL 3 Saisoneröffnung 2015.2016 am 12. September „Grenzgänge“ – Eröffnungsfest mit 13 Uraufführungen Querfeldein durchs ganze Haus: So beginnt die Spielzeit. Vier Wege durch das Schauspielhaus, vier Wandergruppen, auf getrennten Pfaden unterwegs (einer davon barrierefrei), die sich zwei Stunden später im HAUS Eins treffen. Alle Schauspielerinnen und Schauspieler sowie einige Gäste werden auf dem Weg theatralisch Grenzen auflösen, einreißen, überwinden – oder auch ziehen und sich dem Publikum als Abschluss auf der Bühne vorstellen. 14 Autorinnen und Autoren, denen man in der einen oder anderen Form im Laufe der Spielzeiten begegnen wird, haben kurze Stücke geschrieben zu „Grenzen“ – ein Thema, das sich durch die ganze Spielzeit ziehen wird. Denn die Grenze, so behauptete der Theologe und Philosoph Paul Tillich, sei „der eigentlich fruchtbare Ort der Erkenntnis“: ein Ort, wo scheinbar Widersprüchliches aufeinandertreffe, wo bisherige Klarheiten revidiert und neue Möglichkeiten aufgetan werden. Der Parcours beginnt um 14 Uhr und wird um 19 Uhr wiederholt. Karten kosten € 8 / ermäßigt 4.- und sind ab September an der Kasse im Vorverkauf erhältlich. Texte von: Thomas Arzt, Alexandra Badea, Henriette Dushe, Nicoleta Esinencu, Rob de Graaf, Philipp Löhle, Moritz Rinke, Mario Salazar, Ferdinand Schmalz, Clemens J. Setz, Roman Sikora, Małgorzata Sikorska-Miszczuk, Peter Turrini, Emilio García Wehbi Konzeption: Nina Gühlstorff 12.09.2015 / GANZES Haus DIE 13 KURZSTÜCKE DES ERÖFFNUNGSFESTES KAISERLEIDEN Thomas Arzt (Österreich) Die Monarchie ist lange abgewickelt und doch nicht totzukriegen. Opa Pankraz jedenfalls ist sicher: Sein Vater war ein unehelicher Sohn des guten alten Kaisers Franz Joseph. Was wiederum seinen Enkel Ferdinand bei den Besuchen am Krankenbett vor enorm schwierige Aufgaben stellt. HASS (AT) Nicoletta Esinencu (Republik Moldau) Was passiert, wenn die ethnische Zugehörigkeit wichtiger wird als die gemeinsame Vergangenheit? Von einem Tag auf den anderen hören Nachbarn auf, miteinander zu reden, Eltern verbieten ihren Kindern, mit Freunden von der anderen Straßenseite zu spielen. Viel wichtiger ist es, patriotische Gedichte zu lernen und aufzusagen und so bald wie möglich die eigene Hälfte des Vaterlands mit Waffen zu verteidigen. GRAND VOYAGER JERUSALEM oder WORUM GEHT ES Moritz Rinke, Mario Salazar (Deutschland) Sechs junge Leute in einem Kleinbus auf dem Weg von Hamburg nach Jerusalem. Wahrend die angehende Kulturwissenschaftlerin Martha die Tour als Bildungsreise betrachtet, geht es Fahrer Tilmann mehr darum seine Ex-Freundin Johanna zurückzuerobern. Schon vor Wien liegen die Nerven aller Reisenden blank. AUGUST MUSGER (AT) Clemens J. Setz (Österreich) Wie kommen wir in unserer schnelllebigen Welt noch zurecht? Ist Entschleunigung ein probates Mittel der Überforderungen der Postmoderne Herr zu werden? Das von August Musger in Graz erdachte Prinzip und die dazu erfundene Technik der Zeitlupe wird in der Zukunft zu einer Form der Therapie mit ganz eigenen Tücken. 4 VARISIA – 13. JULI Alexandra Badea (Frankreich / Rumänien) Zwei Frauen im Niemandsland zwischen griechischem und türkischem Territorium auf Zypern: Adra wartet jahrelang als Einsiedlerin auf die Rückkehr ihres verschollenen Geliebten, während Iva 40 Jahre später ihre Arbeit für die UNO auf die Spur von Adra führt. CAN I WORK NOW? Rob de Graaf (Niederlande) Der Fernfahrer Storm findet beim Loschen seiner Ladung den Flüchtling Adam in seinem Lkw. Seine Frau beschließt, den illegalen Zuwanderer bei sich aufzunehmen – ein Akt der Nächstenliebe, der schon bald zum Problem wird. AM APPARAT Ferdinand Schmalz (Österreich) Das rote Telefon aus dem Büro von Jimmy Carter, der heiße Draht zwischen Moskau und Washington, hat seinen Platz im Museum gefunden. Das Ende der Geschichte? Plötzlich fängt das Telefon wieder an zu klingeln, sehr zum Ungemach des Museumswärters. AUF DEM WEG ZUM SIEG Roman Sikora (Tschechien) Tonda und Alois, zwei tschechische Soldaten in Diensten der k.u.k.-Armee im Ersten Weltkrieg, reisen nachts mit dem Zug an die ukrainische Front. Der eine wird von seinen Erlebnissen im Krieg und geheimen Sehnsüchten wachgehalten, als ihm der andere ein makabres Mitbringsel aus Thalerhof unter die Nase hält. HORVÁTHS GEBEINE Peter Turrini (Österreich) Ein halber Schädel mit einem Loch und sieben vereinzelte Knochen. Ohnehin schon ein eher trauriger Rest, ein bloßes Häufchen von Horváth. Was aber den sterblichen Überresten des berühmten Dramatikers bei ihrer Heimholung von Paris nach Heiligenstadt widerfährt, könnte grotesker und morbider nicht sein. Typisch österreichisch eben. ES GAB KEINEN ZWEIFEL UND ANGST HATTE ICH FAST NIE (AT) Henriette Dushe (Deutschland) Flucht nach vorne? Eine Mutter und ihre vier Töchter erzählen die Geschichte ihrer (Aus)Reise in ein gelobtes Land, einer unsanften Ankunft in der Realität und von Koffern voller Erinnerungen, die aus der Familie eine melancholische Schicksalsgemeinschaft werden lassen. PARANOIA Philipp Löhle (Deutschland) Wie leicht laufen unsere Gedanken Amok? Wie schnell drängen tief in uns verwurzelte Ängste an die Oberfläche? Um diese Geister zu wecken, braucht es gar nicht viel. Und sind sie erst einmal wach, ist es schwer, sie wieder loszuwerden, im Leben – und im Theater. Besonders, wenn es voll ist. LA LOBA – GESANG ÜBER KNOCHEN Małgorzata Sikorska-Miszczuk (Polen) Eine Schlange verspeist mühevoll ein riesiges Ei. War das aber den enormen Aufwand wert? Besser, das Ei wieder auszuspeien! Was dann schließlich aus dem Ei schlüpft, zeigt auf, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst – und umgekehrt. MEINE MINIMALE SEELE Emilio García Wehbi (Argentinien) Der Seemann Jason treibt in einem kleinen Boot einsam auf dem Mittelmeer; sein einziger Begleiter: ein Schaf. Wie sind die beiden seltsamen Gefährten vom Kurs abgekommen? Was war ihr Plan, gab es überhaupt einen? „Meine Minimalseele“ ist eine transatlantische Reflexion über Einsamkeit und die Ziele europäischer Einigung. 5 HAUS EINS / Premiere Do, 24. September 2015 MERLIN ODER DAS WÜSTE LAND Tankred Dorst Mitarbeit Ursula Ehler „Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, jedoch herrscht am Anfang der neuen Weltordnung erst einmal nichts als Chaos und Dunkelheit: Die heidnischen Götter sind vertrieben und Christus erleuchtet nur schwach die Welt. An dieser Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit versucht der visionäre König Artus zusammen mit dem Zauberer Merlin ein friedlicheres Miteinander und eine neue Ordnung zu etablieren; seine Tafelrunde ist ein runder Tisch, an dem jede Stimme gehört wird. Aber Merlin wurde vom Teufel gezeugt mit der Absicht, die Menschen zum Bösen zu verführen. Seine Mutter war eine fromme Hure, und so streiten sich in diesem Teufelsspross das Böse und das Gute, und alle Versuche, das „wüste Land“ zu zivilisieren, enden in neuer Konfusion. Die einflussreichen Ritter der Tafelrunde verfolgen ihre jeweils eigenen Interessen, bis schließlich Artus’ Sohn mit seinem Machtgelüst die ganze Welt in den Untergang reißt. Die heidnischen Götter kehren zurück und streichen erneut um das Schlachtfeld. Tankred Dorsts monumentales Drama, uraufgeführt 1981, verwebt verschiedene mittelalterliche Mythen zu einer großen Erzählung von Anfang und Ende einer Zivilisation, und es berichtet in nicht weniger als 97 Szenen von einer Zeitenwende, in der die alten Götter abgelöst worden sind von einer neuen Religion mit einem Gott, der sich nirgendwo manifestiert. Darin spiegelt sich unsere Gegenwart, die dringend neue Werte und Orientierungen benötigt. Jan-Christoph Gockel, geboren kurz nach der Uraufführung von „Merlin“, ist einer der gefragtesten jüngeren deutschen Regisseure, der komplexe literarische Stoffe mit Fantasie, Spielfreude und großer theatraler Sinnlichkeit umsetzt. Gockel studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin und ist Hausregisseur am Staatstheater Mainz. Am Konzert Theater Bern inszenierte er zur Eröffnung der Schauspieldirektion von Iris Laufenberg Philipp Löhles „Trilogie der Träumer“ und zuletzt in einem Steinbruch eine so opulente wie scharfsinnige Adaption des Romans „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ von Christian Kracht. In der Inszenierung von „Merlin“ werden neben den Schauspielerinnen und Schauspielern die Puppen von Michael Pietsch, mit dem Jan-Christoph Gockel regelmäßig zusammenarbeitet, eine entscheidende Rolle spielen. Tankred Dorst, der am 19. Dezember 2015 seinen 90. Geburtstag feiern wird, schreibt seit 1960 Theaterstücke. Darüber hinaus ist er als Marionettenspieler, Prosa-, Hörspiel- und Kinderbuchautor, als Librettist, Regisseur für Schauspiel, Oper und Film, als Festivalleiter, Professor und Empfänger zahlloser Preise bekannt. Ursula Ehler begleitet Tankred Dorst seit Anfang der 70er-Jahre durch sein Leben und Werk als Lebensgefährtin und Co-Autorin. REGIE Jan-Christoph Gockel BÜHNE Julia Kurzweg KOSTÜME Sophie du Vinage PUPPENBAU Michael Pietsch DRAMATURGIE Karla Mäder 6 HAUS ZWEI / Premiere Fr, 25. September 2015 ZERSPLITTERT Alexandra Badea Deutschsprachige Erstaufführung Vier Menschen auf drei Kontinenten am Morgen eines neuen Tages; sie alle arbeiten für das gleiche weltweit operierende Kommunikationsunternehmen. Auf den ersten Blick könnten die Jobs und Arbeitsbedingungen dieser Vier unterschiedlicher nicht sein. Der französische Qualitätsmanager weiß morgens nicht mehr, in welcher Stadt er sich befindet. 48 der nächsten 122 Stunden wird er im Flieger verbringen, um in den Bereichen Entwicklung, Produktion und Kundenbetreuung nach dem Rechten zu sehen. Die chinesische Fertigungskraft steht ihre 10-Stunden-Schichten auf weniger als einem Quadratmeter Fläche am scharf überwachten Fließband durch. Tausende Kilometer westlich, in Dakar, drillt ein senegalesischer Teamleiter seine Callcenter-Mitarbeitenden auf ganz für den französischen Absatzmarkt ausgerichtete Kundenfreundlichkeit. In Bukarest versucht derweil eine Entwicklungsingenieurin, dem Unternehmenscredo „Unser Ziel ist Exzellenz“ nachzukommen – ein neuer Job in der Firmenzentrale in Frankreich winkt. Was diese vier Menschen eint: Der globalisierte Arbeitsmarkt hat ihr privates Leben quasi pulverisiert. Die Arbeit allein bestimmt ihren Tagesablauf. Durch Liefer- und Leistungsdruck, Selbstverwirklichungszwang und menschenverachtenden Routinen haben sie die Fähigkeit verloren, echte Beziehungen zu leben und sich daran zu erinnern, was sie sich eigentlich wünschen. Wie weit sie dabei von ihren Familien, Freunden und Lebensträumen weggedriftet sind, wird ihnen in einem fast zwanghaften Alltag nur schemenhaft deutlich. Der gefühllos gewordene Vielflieger und die Fließbandarbeiterin, der verboten wird, auf die Toilette zu gehen, werden in Alexandra Badeas Collage zu plastischen Beispielen dafür, wie der globalisierte Wettbewerb Menschenleben in grotesker Weise deformiert und entfremdet. Sie wirft die Frage auf: Gibt es eine Exit-Strategie? Schaffen wir es, aus dem Karussell auszusteigen, bevor es überdreht? Alexandra Badea, 1980 in Rumänien geboren, studierte in Bukarest Regie. Seit 2003 lebt sie in Paris und arbeitet als Regisseurin, Drehbuchautorin und Bühnenbildnerin. Ihr Stück „Zersplittert“ wurde 2013 mit dem Grand Prix de Littérature Dramatique ausgezeichnet, am Théâtre National de Strasbourg uraufgeführt und ist im Sommer 2015 zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens eingeladen. REGIE Nina Gühlstorff BÜHNE Frank Holldack KOSTÜME Myriam Casanova DRAMATURGIE Elisabeth Geyer, Jan Stephan Schmieding 7 HAUS EINS / Premiere Do, 1. Oktober 2015 ADOLF HITLER: MEIN KAMPF, BAND 1 & 2 (AT) Rimini Protokoll (Helgard Haug / Daniel Wetzel) Österreichische Erstaufführung In Zusammenarbeit mit steirischer herbst „Mein Kampf“ von Adolf Hitler wurde 1925/26 erstmals veröffentlicht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Propagandaschrift in einer Millionenauflage vertrieben. Sie gilt als stümperhaft geschriebenes und wirres Traktat, dem seit Jahrzehnten, nicht zuletzt durch das Verhalten von Politik und Justiz, die Aura des „verbotenen Buches“ anhaftet. Dadurch übt es bis heute einen gewissen Reiz aus. Ende 2015, gut 70 Jahre nach Hitlers Tod, laufen die vom Freistaat Bayern verwalteten Urheberrechte aus. Die Debatte, ob und in welcher Form das Buch neu veröffentlicht werden darf, hat längst begonnen – obwohl die Hetzschrift in Österreich antiquarisch erhältlich ist, im Internet problemlos heruntergeladen werden kann und weltweit in vielen Ländern einen stabilen Absatzmarkt hat. Der Besitz ist legal. Was wird durch das symbolische Verbot verhindert? Rimini Protokoll begibt sich nun gemeinsam mit dem Schauspielhaus Graz und dem steirischen herbst auf die Spurensuche nach einem Buch, das seine geschichtspolitische Brisanz bis heute nicht verloren hat. Doch worauf gründet eigentlich der Mythos von „Mein Kampf“? Und was ist mit den zwölf Millionen an deutschsprachigen Exemplaren nach 1945 geschehen? Wer hat das Buch gelesen, wer würde es heute lesen wollen? Was steht darin überhaupt geschrieben? Geht davon Gefahr aus? In ihrer neuen Produktion suchen die Theatermacher Helgard Haug und Daniel Wetzel nach Antworten auf diese Fragen – in universitären Giftschränken, auf heimischen Dachböden oder ausländischen Flohmärkten. Die beiden Künstler arbeiten unter dem Label Rimini Protokoll in unterschiedlichen Konstellationen und zählen zu den renommiertesten Theatermachern im deutschsprachigen Raum. Ihre Arbeiten basieren auf umfassenden Recherchen und der Probenarbeit mit Experten, die auch in diesem Projekt auf der Bühne stehen. Die weltweit gezeigten Inszenierungen wurden vielfach prämiert und zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2011 wurde das Gesamtwerk von Rimini Protokoll mit dem Silbernen Löwen der 41. Theaterbiennale Venedig ausgezeichnet. Produktion Kunstfest Weimar, Deutsches Nationaltheater Weimar & Rimini Apparat Koproduktion steirischer herbst, Münchner Kammerspiele, Nationaltheater Mannheim, Gessnerallee Zürich & HAU Hebbel am Ufer In Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Graz Mit Unterstützung durch das Düsseldorfer Schauspielhaus Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten REGIE Helgard Haug, Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) 8 HAUS ZWEI / Premiere So, 4. Oktober 2015 IDOMENEUS Roland Schimmelpfennig Österreichische Erstaufführung Kooperation mit dem Institut für Schauspiel der Kunstuniversität Graz Idomeneus, König der Kreter, gerät auf der Rückreise von Troja in einen fürchterlichen Sturm, bei dem sämtliche Schiffe seiner Flotte zerstört werden. In höchster Not glaubt er eine Stimme zu hören, die ihm folgenden Handel anbietet: Will er das Ufer lebend erreichen, so muss er das erste Lebewesen opfern, das ihm dort begegnet. Idomeneus überlebt und der erste, den er am heimatlichen Strand trifft, ist – sein Sohn. Zwei Menschenopfer stehen am Anfang und am Ende des Trojanischen Krieges. Zwei Väter versprechen etwas, dessen Folgen sie nicht absehen können; blind ist der antike Mensch, sei er Täter, sei er Opfer, dem ihm von den Göttern auferlegten Schicksal ausgeliefert, welches er ertragen, in dem er leiden, agieren und scheitern muss. 2500 Jahre nach dem Trojanischen Krieg wirft Roland Schimmelpfennig einen neuen Blick auf den alten Mythos und fragt nach den Möglichkeiten, die der Mensch hat, seinem Schicksal zu entgehen. Und diese Frage bewegt – damals wie heute, wo das Mittelmeer wieder zum Massengrab geworden ist und Menschen an vermeintlich rettenden Ufern stranden. Mit seiner minimalistischen Sprache schafft Schimmelpfennig es, eine Welt entstehen zu lassen, die historisch und geografisch fern und nah zugleich ist. In großer poetischer Verdichtung evoziert er den tödlichen Sturm auf dem Meer, die karge Landschaft der Insel, die bekannten mythologischen Figuren und deren komplexe psychologische Dispositionen. Der österreichisch-Schweizer Regisseur Jérôme Junod, geboren 1979 in Lausanne, studierte Philosophie, Geschichte und Indologie und absolvierte ein Regiestudium am Max Reinhardt Seminar in Wien. Als Regisseur arbeitet er sowohl im französischen als auch im deutschen Sprachraum und ist auch als Autor und Übersetzer aktiv. Roland Schimmelpfennig, geboren 1967 in Göttingen, lebt in Kuba. Er ist einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands – nicht weniger als 40 Stücke stammen bisher aus seiner Feder. Schimmelpfennig studierte nach einem längeren Aufenthalt als Journalist in Istanbul Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seit 1996 arbeitet er als Regisseur und Autor, seit 2000 verfasst er vornehmlich Auftragsarbeiten. „Idomeneus“ entstand 2008 als Auftragswerk für das Bayerische Staatsschauspiel zur Wiedereröffnung des Münchner Cuvilliéstheaters. REGIE Jérôme Junod BÜHNE und KOSTÜME Nathalie Lutz DRAMATURGIE Karla Mäder 9 HAUS EINS / Premiere So, 11. Oktober 2015 VOLPONE ODER DER FUCHS Ben Jonson Fassung von Stefan Zweig Die sprechenden Namen in dieser um 1600 entstandenen bösen Komödie sind deutlich: Schmeißfliege, Geier, Habicht, Rabe und Krähe wittern das Aas des Fuchses und vergessen darüber, was das Menschsein eventuell auch ausmacht. Geiz, Gier, Geilheit, Vorteilsdenken und Opportunismus sind die Charakterzüge, anhand derer die Zuschauenden hier erkennen dürfen, dass der Mensch in ungünstigen Situationen ein schlimmes Untier ist. Volpone, der Fuchs, hat keine Erben und zwei Leidenschaften: die Vermehrung seines Vermögens und die schöne Colomba, die er ins Bett kriegen will. Und er glaubt, er sei schlauer als alle, die da in sein Haus kommen, um ihm vermeintlich beim Sterben zuzuschauen und an deren Dummheit und Unterwürfigkeit er sich ergötzt. Überwacht und geleitet wird die Prozession der Erbschleichenden von Mosca, der Schmeißfliege, die ihrerseits hofft, an das Geld ihres Dienstherren zu gelangen. Beim herbeiintrigierten Stelldichein mit Colomba verhindert jedoch Leone, der Löwe, mit gezücktem Degen das Tête-à-Tête. Vor Gericht wird der Fall aufgerollt, doch nach wie vor ist die Gier nach Gold größer als der Wahrheitssinn der Zeugen, und es braucht einige Zeit, bis der alles durchschauende weise Oberrichter konstatiert: „Verbrecher mästen sich am Bösen wie am Gras das Vieh, bis sie die Schlachtbank ruft. Dann bluten sie.“ Die Regisseurin Claudia Bauer, geboren 1966 in Landshut, inszenierte den „Volpone“ in der Spielzeit 2013.2014 am Konzert Theater Bern in einer eigenen Fassung und ihrer kräftigen und von den biodynamischen Prinzipien Meyerholds inspirierten Spielweise. Für Graz wird sie die Inszenierung adaptieren und neu einrichten. REGIE Claudia Bauer BÜHNE und KOSTÜME Patricia Talacko MUSIK Peer Baierlein DRAMATURGIE Sabrina Hofer, Karla Mäder 10 HAUS ZWEI / Premiere Do, 22. Oktober 2015 ICH WÜRDE ALLES FÜR DIE LIEBE TUN, ICH MACH’S ABER NICHT Eine Performance von und mit Julia Gräfner Wir sind umstellt von idealisierten Körperbildern, Liebeskonzepten und erfolgsversprechenden Lebensmodellen, denen wir oft nicht einmal ansatzweise gerecht werden können. Der Druck, den das vorherrschende Schönheitsideal und der Erfolgszwang ausüben, ist für den normalen Menschen enorm und kaum zu ertragen. Die Kunst kann das Spannungsfeld zwischen einem Körper, der zum Beispiel keinem gängigen Schönheitsideal entspricht und der unstillbaren Sehnsucht, die darin wohnt, fruchtbar machen: Denn dass die Sehnsucht unerfüllt bleibt, ist seit jeher ein Motor, der Kunstschaffende zur Kunstproduktion treibt. Meat Loaf, der wie jeder Popstar Pose und Person zu einer unauflöslichen und faszinierenden Einheit verschmilzt, hat sich als Schnulzenpoet, Motorradrocker, Mann mit großen Gefühlen, großem Körper und großer Stimme als „bat out of hell“ oder als „wolf with the red roses“ zum hoffnungslosen Romantiker stilisiert, der singend alles für die Liebe tun würde: „I’d do anything for love.“ Ausgehend von der Kultfigur des beleibten Musikers und Schauspielers macht sich die junge Schauspielerin Julia Gräfner in ihrer sehr persönlichen und mutigen Performance Gedanken über Körperbilder und Geschlechterkonstruktionen. Zwischen Extro- und Introvertiertheit schwankend, auf dem schmalen Grat zwischen der für den Darstellungsprozess notwendigen Schutzlosigkeit und professionellen Schutzmechanismen balancierend, mit dem eigenen Exhibitionismus der Schauspielerin und dem Voyeurismus des Publikums spielend, bedient sie sich aus dem Themen-, Gesten- und Gefühlsrepertoire des Popstars, das sie verwandelt und sich anverwandelt, so dass man einen intimen Blick in das Innere der jungen Schauspielerin zu erahnen glaubt. Julia Gräfner, neues Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz, entwickelte die Performance 2014 gemeinsam mit der Dramaturgin Anna Wille als Abschlussprojekt ihres Masterstudiums an der Berner Hochschule der Künste. KÜNSTLERISCHE LEITUNG und KONZEPT Julia Gräfner, Anna Wille PROJEKTENTWICKLUNG Cora Frost, Julia Gräfner, Anna Wille 11 HAUS EINS / Premiere Sa, 24. Oktober 2015 CACTUS LAND Nach Motiven von Anthony Loyds „My War Gone By, I Miss It So“ Uraufführung „Die Gründe, warum junge Fotografen in Kriegsgebiete gehen, unterscheiden sich oft nicht so sehr von den Gründen, aus denen andere in den Krieg ziehen. Das darf man nicht totschweigen. Es gibt schon einen gewissen Abenteuergedanken, eine gewisse Unvernunft. Man will sich beweisen, man sucht nach Bedeutung, will ausbrechen.“ Was der deutsche Kriegsfotograf Christoph Bangert im Februar 2015 in einem Interview in „Die Zeit“ zu Protokoll gab, würde wahrscheinlich auch Anthony Loyd bestätigen. Auch ihn zieht es seit fast dreißig Jahren immer wieder an die Krisenherde der Welt. Der Engländer hat mittlerweile zwei autobiografische Porträts über seine Erfahrungen vorgelegt, die ein schonungsloses Zeugnis nicht nur der Gräuel abgeben, die Menschen im Krieg in der Lage sind zu begehen, sondern die auch über die komplexen Motive berichten, die Unbeteiligte in solche Auseinandersetzungen treibt. „My War Gone By, I Miss It So“ beschreibt nicht bloß die Normalität des Krieges, sondern auch den ganz persönlichen Krieg eines Menschen mit der Normalität, mit der Familie. Aus äußerst wohlhabenden Verhältnissen stammend und von einer bedrückenden Ahnenreihe männlich-soldatischen Heldenmutes umzingelt, sucht der am Leben gelangweilte Eton-Abbrecher nach dem echten Kick, dient kurz in der Armee, bis er nach einem Foto-Crashkurs als Kriegsfotograf 1991 erstmals nach Sarajewo reist. Bis heute ist er von seinen ganz persönlichen „Kriegs-Geistern“ umgeben: von seinem Vater, der ihm kurz vor dessen Tod die Versöhnung verweigerte, dem charismatischen Killer „Darko“ oder der einzigen Überlebenden des Massakers von Stupni Do, einer streunenden Kuh. „Der Krieg ist wie der Konsum harter Drogen oder eine flatterhafte Geliebte, ein offensichtlich widersprüchlich aufblitzender Zwang, eine Qual und Ekstase, die dich wider besseres Wissen immer und immer wieder anzieht.“ Die englische Regisseurin Lily Sykes, geboren 1984 in London, die zuletzt am Schauspiel Frankfurt, am Deutschen Theater in Berlin sowie am Schauspielhaus Zürich inszenierte, hat ein ganz besonderes Verhältnis zu diesem Thema: Ihre Mutter hat in den 90er Jahren für die BBC mehrere Dokumentationen über den Balkankrieg gedreht. Die Erlebnisse, die sie von dort mitbrachte, wurden zum festen Bestandteil des Familiengedächtnisses und fließen in Sykes’ Arbeit für das Schauspielhaus Graz mit ein. Anthony Loyd gehört zu den profiliertesten Kriegsjournalisten der Gegenwart. 1966 im englischen Guildford geboren, kam er über Umwege zu seinem Metier, das ihn seit 1991 in die größten Krisengebiete, von Bosnien über den Irak und Tschetschenien bis nach Syrien, brachte. Für seine Fotos und Reportagen wurde er unter anderem mit dem „British Press Award“ (1993) und dem „Amnesty International Award“ (2013) ausgezeichnet. 2014 wurde er in Syrien von Rebellen gekidnappt und schwer verwundet. Er arbeitet u. a. regelmäßig für das „New York Times Magazine“, den “Daily Telegraph“ und „The World Today“. REGIE Lily Sykes DRAMATURGIE Jan Stephan Schmieding 12 HAUS ZWEI / Premiere Sa, 7. November 2015 BUNNY Jack Thorne Die Teenager von heute müssen morgen das Zusammenleben der Gesellschaft organisieren und gestalten: Sie müssen die Herausforderungen von multiethnischen, demografisch schwierigen Situationen in enger werdenden städtischen Räumen meistern und die vielfältigen ökologischen, wirtschaftlichen und ethischen Probleme lösen, die ihnen aus den heutigen neoliberalen, globalisierten, egoistischen, unsolidarischen und korrupten Zusammenhängen einer Welt voller konsumsüchtiger Individualistinnen und Individualisten erwachsen. Viel Druck, Erwartung, Hoffnung lastet auf ihnen. Die 18-jährige Katie steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden und ist ein nach außen hin wohlgeratenes Kind einer Mittelschichtsfamilie. Eigentlich ist Katie aber ein unsicheres Mädchen ohne echte Freunde, das klaut und heimlich Schaden anrichtet und in sexueller Freizügigkeit einen Weg gefunden hat, Anschluss zu finden und Anerkennung zu genießen. An einem ganz normalen Tag gerät Katie erst in ein Auto mit drei Jungs und später in das Wohnzimmer einer pakistanischen Familie, wo sie plötzlich entscheiden muss, auf wessen Seite sie stehen, an welchen Werten sie sich künftig orientieren will. Wie Katie im Laufe des Stückes unbewusst über ihre Handlungsoptionen in Gegenwart und Zukunft nachzudenken beginnt, ist spektakulär und bewegend – nicht nur für Alters- und Geschlechtsgenossinnen der Heldin. Der 1975 in Oberhausen / Rheinland geborene Regisseur Jan Stephan Schmieding arbeitete die letzten drei Jahre in der Dramaturgie des Konzert Theater Bern unter der Schauspieldirektion von Iris Laufenberg, wo er mit der Schauspielerin Henriette Blumenau „Bunny“ inszeniert hat. In Graz wird er einer der festen Dramaturgen am Haus sein und auch hier weiterhin Ausflüge ins Regiefach unternehmen. Der britische Autor Jack Thorne, geboren 1978 in Bristol, schreibt neben Theaterstücken, Hörspielen und Büchern auch Drehbücher, unter anderem für die erfolgreichen Fernsehserien „Skins“ und „This is England“. 2009 wurde er mit dem Best British Newcomer Award des Londoner Film Festivals ausgezeichnet. Kritiker attestieren ihm, er sei „ein poetischer Autor mit einem Gefühl für das Ende der Welt und der Gabe, Geschichten zu erzählen.“ REGIE Jan Stephan Schmieding BÜHNE Elisa Alessi KOSTÜM Senta Amacker DRAMATURGIE Karla Mäder MIT Henriette Blumenau 13 REDOUTENSAAL / Premiere Do, 19. November 2015 BENEFIZ ODER JEDER RETTET EINEN AFRIKANER Ingrid Lausund Es ist komisch und tragisch zugleich: Man ist willens, aber hilflos. Man fühlt sich mitschuldig an der Misere der Welt und ist theoretisch bereit abzugeben vom eigenen Reichtum, um die Not in anderen Teilen der Welt wenigstens ein bisschen zu mildern. Aber man ist überfordert, wenn es darum geht, einen geeigneten Spendenempfänger zu finden; misstrauisch, ob das gespendete Geld denn auch wirklich die Richtigen erreicht; unsicher, wie man positiven Rassismus vermeiden kann. Und dann stellt sich noch die Frage: Wie schafft man es, dass sich erst die Herzen öffnen und dann die Portemonnaies? Vielleicht fällt man gleich mit der Tür ins Haus? „Schön, dass Sie da sind, schön, dass Sie viele sind, ernstes Thema heute: Afrika.“ Afrika braucht Hilfe, Afrika braucht Geld. Zum Beispiel, um eine Schule in GuineaBissau zu bauen, in einem der ärmsten Länder der Welt. Fünf Schauspielerinnen und Schauspieler proben eine Benefiz-Veranstaltung. Sie sind Profis im Herstellen von Öffentlichkeit, können Emotionen hervorrufen, mit Sprache umgehen, sind politisch denkende Menschen, haben ein Konzept und ihre Hausaufgaben gemacht. Aber bei allem Bemühen um Inhaltlichkeit und die richtigen Mittel dafür, geht es bald um die wirklich wichtigen Fragen: Wieso ist die Probebühne immer so versifft, wer tut eigentlich mal Geld in die Kaffeekasse, und warum klemmt der Diaprojektor schon wieder? Dass das Stück lustvoll so manches Klischee des Schauspieleralltags zelebriert, tut der Ernsthaftigkeit seines Anliegens keinen Abbruch. Auf unterhaltsame und hintersinnige Weise wird der Finger auf die Wunde des Spendenwilligen gelegt, der aufgrund der Komplexität der Sachlage kapituliert, sich verkrampft und verschließt. „Benefiz“ wird gespielt im Redoutensaal des Schauspielhauses, der im laufenden Betrieb des Theaters als Probenraum benutzt und für diese Aufführung vor wechselnder (Proben)Kulisse zum authentischen Aufführungsort werden wird. Mathias Schönsee, geboren 1967 in Hamburg, ist Autor, Dramaturg, Produzent und Regisseur. Er hat sich zuletzt mit Stücken verschiedener Gattungen und Genres beschäftigt, von „Cabaret“ bis zu Kleists „Der zerbrochne Krug“, vom Weihnachtsmärchen bis zum zeitgenössischen Stück. Seine Berner Inszenierung von Moritz Rinkes „Wir lieben und wissen nichts“ wurde 2013 bei den Berliner Autorentheatertagen und bei den Mülheimer Theatertagen gefeiert. Ingrid Lausund, geboren 1965 in Ingolstadt, studierte Schauspiel und Regie an der Theaterakademie Ulm und gründete 1992 mit Mitstudierenden ein freies Theater in Ravensburg, das ihre ersten Texte und Stücke produzierte. Inzwischen ist sie als Autorin von Theaterstücken und Prosa, Regisseurin eigener Texte und Dozentin an diversen Theaterhochschulen etabliert. 2008 gründete sie eine eigene Produktionsfirma, mit der sie unter anderem 2009 „Benefiz“ als freie Produktion in Salzburg uraufführte. KONZEPT Mathias Schönsee BÜHNE Frank Holldack DRAMATURGIE Karla Mäder 14 HAUS EINS / Premiere Fr, 20. November 2015 KREISE / VISIONEN Joël Pommerat Diese Konflikte gehören zum thematischen Fundus unserer Gegenwart: zwei Paare, die über ihre Kinderlosigkeit streiten; ein Manager, der mit seiner Frau Aufstiegschancen in der Firma erörtert; ein verzweifelter Vater, der einen Organspender sucht. Man kennt solche Geschichten aus den Medien. Aber im Theater streiten sich die Paare in einem immer bedrohlicher wirkenden Wald; der Manager glaubt, in zwei obdachlosen Frauen ein Orakel für seine überraschenden Karrieresprünge zu erkennen; der Vater handelt das gesuchte Organ einer Gruppe Junkies ab. Und damit nicht genug, neben den verstörenden Szenen einer mystisch überhöhten Gegenwart tauchen Bilder aus dem Nebel unseres kulturellen Gedächtnisses auf, die scheinbar unverbunden neben den bereits geschilderten stehen: ein Ritter, der 1352 mit seinem Gott hadert, eine Aristokratenfamilie, die 1913 eine neue Form des sozialen Miteinanders ausprobiert. Was alle Episoden vereint, ist die Formulierung von Sehnsuchtsbewegungen: hinauf! Weg! Weiter! Sei es Gott, die Konzernspitze, die Liebe – der Mensch begehrt etwas und bezahlt dafür. Bestenfalls spiralförmig um ein leeres Zentrum kreisend, schraubt sich die Ohnmachtserfahrung unaufhaltsam höher. Oder tiefer? Es zerfallen festgefügte soziale Ordnungen, es verfällt der Glaube an Gott, bis nur noch der Glaube an sich selbst übrig bleibt. Und im leeren Zentrum der Kreisbewegung sitzt das Publikum, das ein diabolischer Conférencier daran erinnert, dass alles nur in seinem Kopf existiert. „Kreise / Visionen“ ist ein Stück über Machtverhältnisse und die Macht der Verhältnisse. Ein elegantes, poetisches, opulentes und rätselhaftes Abbild unserer Welt, das die gefühlsmäßige Evolution des modernen Menschen in Episoden zergliedert. Der Regisseur Dominique Schnizer, 1980 geboren und aufgewachsen in Graz, arbeitete am Hamburger Schauspielhaus, am Nationaltheater Weimar, am Theater Osnabrück sowie am Staatstheater Karlsruhe. Darüber hinaus ist er dem von Henning Mankell geleiteten Teatro Avenida in Maputo, Mosambik, als Regisseur verbunden. Ab der Spielzeit 2016.2017 wird Dominique Schnizer Leitender Schauspielregisseur am Theater in Osnabrück sein. Joël Pommerat, geboren 1963 in Frankreich, arbeitete zunächst als Schauspieler. Da er sich von jeglicher Abhängigkeit lösen wollte, begann er zu schreiben und gründete 1990 seine eigene Compagnie Louis Brouillard. Der Dramatiker, Regisseur und Tourneeunternehmer bezeichnet sich als „petit patron“, da seine Truppe ausschließlich die Stücke spielt, die er für sie geschrieben hat. Bis heute sind es 24 Texte, das heißt, im Durchschnitt einer pro Jahr. „Cercles / fictions“ entstand 2010. Für sein Theaterschaffen wurde Joël Pommerat mehrfach mit dem Prix Molière ausgezeichnet. REGIE Dominique Schnizer BÜHNE und KOSTÜME Christin Treunert DRAMATURGIE Elisabeth Geyer 15 HAUS EINS / Premiere Fr, 11. Dezember 2015 KASIMIR UND KAROLINE Ödön von Horváth Nur widerwillig begleitet Kasimir seine Verlobte Karoline aufs Oktoberfest, ist er doch eben als Chauffeur „abgebaut“ worden und nicht in der richtigen Stimmung für das ach so bunte und lustige Treiben rund um Zeppeline, Achterbahnen und Jahrmarktkuriositäten. Ganz im Gegensatz zu Karoline, die nach einer besseren Zukunft strebt und das Leben genießen will. So kommt es schnell zum Streit und die beiden trennen sich: Karoline stürzt sich ins Vergnügen – zunächst mit dem Zuschneider Schürzinger, von dem sie sich gesellschaftlichen Aufstieg erhofft, den sie aber bald zugunsten seines Vorgesetzten, dem Kommerzienrat Rauch, stehen lässt. Währenddessen trifft Kasimir auf seinen alten Bekannten, den Merkel Franz, einen brutalen Kleinkriminellen, von dem er sich überreden lässt, bei Autoeinbrüchen Schmiere zu stehen. Im allgemeinen Trubel kreuzen sich die Wege von Kasimir und Karoline immer wieder. Dabei nähern sie sich an, kämpfen umeinander, missverstehen sich und verfehlen sich – jedes Mal aufs Neue, bis sie sich ganz verlieren. „Eine Ballade von stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heißt durch die Erkenntnis: Sterben müssen wir alle!“, schrieb Ödön von Horváth über sein 1932, auf dem Höhepunkt der Massenarbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise uraufgeführtes Volksstück. Schonungslos zeigt er darin, wie der Verlust von Arbeit Menschen nicht nur materiell, sondern auch seelisch verkrüppelt und ruiniert, und entwirft dabei ein hoffnungslos-düsteres Bild von Liebe und Solidarität in Zeiten der Not: „Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wäre man nie dabei gewesen.“ Dominic Friedel, geboren 1980 in Ansbach, war von 2007 bis 2011 Regieassistent am Maxim Gorki Theater, wo er auch zahlreiche eigene Regiearbeiten realisierte. Friedel arbeitete in Stuttgart, Bonn, Bern und als Hausregisseur am Nationaltheater Mannheim. 2015 wurde die Berner Inszenierung von „Seymour oder Ich bin nur aus Versehen hier“ von Anne Lepper vom Schweizer Theatertreffen und vom Heidelberger Stückemarkt eingeladen. REGIE Dominic Friedel BÜHNE und KOSTÜME Peter Schickart DRAMATURGIE Jan Stephan Schmieding 16 HAUS ZWEI / Premiere Do, 31. Dezember 2015 WARTERAUM ZUKUNFT Oliver Kluck Man findet sie überall auf den Bürofluren mittlerer und großer Unternehmen, eine Elite im Wartestand: jung, motiviert, gut ausgebildet, reichlich ausgestattet mit Praxiserfahrung, Stresstoleranz und Idealismus – ganz kurz vor dem Karrieresprung. Der Ingenieur Daniel Putkammer ist so einer. Wie so viele andere wartet auch er schon einige Zeit auf seine Beförderung, den Lohn für jahrelange Ausbildung und das Ende eines Lebens in prekären Verhältnissen. Nur wann ist es endlich soweit? Als der Chef ihn eines Morgens einbestellt, ist das Erwachen böse: Der von Pendelverkehr, Kantinenmuff und neurotischen Kollegen ohnehin längst abgestumpfte, zum Zyniker mutierte Putkammer wird nicht etwa befördert, sondern bloß in die Walachei versetzt. Was wie ein ganz normaler Tag voller Routinen und Rituale beginnt, endet in einer albtraumartigen Flucht vor der eigenen Niederlage. In seinem 2010 mit dem Kleist-Förderpreis für neue Dramatik ausgezeichneten Stück „Warteraum Zukunft“ nutzt Oliver Kluck die Spanne eines einzigen Arbeitstages, um in seiner gewohnt ätzend-pointierten Manier ein bitterböses Panorama westeuropäischer Arbeits- und Lebensrealität zu entwerfen. Mit dem Stück gelingt Kluck eine schonungslose und groteskkomische Bestandsaufnahme, ein greller, rauschhafter Tanz auf dem schmalen Grat zwischen sozialem Aufstieg und Fall. Im Kampf um die heutzutage überlebenswichtigen Alleinstellungsmerkmale und die Einhaltung von Karrierezielen wird im Einzelschicksal des Daniel P. die kollektive Erfahrung einer ganzen Generation erkennbar. Die Inszenierung von Jan Stephan Schmieding entstand 2012 in einer Kooperation zwischen dem Theater der Brotfabrik in Bonn mit dem dortigen Stadttheater und wird für das Schauspielhaus Graz neu eingerichtet. Oliver Kluck, geboren 1980 auf der Insel Rügen, hat sich in den vergangenen Jahren mit seinen schnoddrigen, wütend-zeitkritischen Texten, für die er u. a. 2011 den Literaturpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft erhielt, einen Namen in der deutschsprachigen Theaterszene gemacht. Seine Stücke verbinden ätzenden Witz mit scharfer Beobachtungsgabe, haben die Beschwerde zur Kunst erhoben, beharren mit großer Leidenschaft auf Subjektivität und entwickeln auf der Bühne eine ganz eigene spielerische Dynamik. REGIE Jan Stephan Schmieding BÜHNE und Kostüme Anne Brüssel MIT Nico Link, Ralph Püttmann 17 HAUS EINS / Premiere Fr, 15. Jänner 2016 TRÜMMERFRAUEN, BOMBENSTIMMUNG Ein musikalischer Theaterabend von Sandy Lopičić Uraufführung Und plötzlich ist er wieder da: der Krieg. Die Flüchtlinge, die inzwischen an unserer Seite leben, sind sichtbare Realität; die Bilder, die aus dem Fernsehen an uns heranbranden, sind es ebenso. 70 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges beunruhigt das Wort vom Krieg unser Denken und Fühlen, denn wieder ist die Welt an zahlreichen Schauplätzen in Aufruhr. 41 bewaffnete Konflikte zählt das International Institute for Strategic Studies derzeit weltweit. „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“, so lautet als Fazit der Buchtitel einer Reportage, in der die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch Soldatinnen der Sowjetarmee des Zweiten Weltkrieges porträtierte. Mag der Krieg, mag die Zerstörung männlich sein; die Nachkriegszeit ist ganz sicher weiblich. Der mühsame Wiederaufbau aus den Trümmern, das Über- und Weiterleben in den in Schutt und Asche gebombten Städten und Landschaften verdankt sich nach jedem Krieg dem Lebenswillen, der Kraft und Geschicklichkeit unzähliger Frauen. Ihnen zur Seite stehen die Verrückten, Versehrten, die zu jungen, zu alten, all diejenigen, die als untauglich gelten für das schmutzige Geschäft des Krieges und im harten Nachkriegsalltag nur Last sind und wenig Hilfe. Wie sehr Frauen dabei über sich hinauswachsen, sich emanzipieren und zahlreiche Rollen ausfüllen können, zeigt die Erinnerung an die Trümmerfrauen, die vor 70 Jahren begannen, die deutschen und österreichischen Städte wiederaufzubauen. Sandy Lopičić, 1973 geborener, in Graz lebender Musiker und Regisseur mit bosnischen Wurzeln, deutscher Kindheit und österreichischem Pass, ist bekannt für das hohe energetische Niveau seiner Musik, die er zuletzt auf seiner Platte „Bye Bye Balkan“ (2014) in neue musikalische Richtungen erweiterte. In diesem musikalischen Theaterstück wird er inmitten von Trümmern eine Welt aus Klang erschaffen und den Frauen in (Nach)Kriegsgebieten ein musikalisches Denkmal setzen. Dass bei aller Ernsthaftigkeit des Themas schwarzer Humor, Poesie, Slapstick und Situationskomik nicht zu kurz kommen werden, versteht sich bei Lopičić von selbst. REGIE und MUSIK Sandy Lopičić DRAMATURGIE Karla Mäder 18 HAUS ZWEI / Premiere Do, 21. Jänner 2016 LUPUS IN FABULA Henriette Dushe Österreichische Erstaufführung Ein Vater liegt im Sterben und seine drei Töchter versammeln sich ein letztes Mal an seinem Bett. Die Älteste hat ihr eigenes Leben aufgegeben, um den Vater zu pflegen, musste hautnah miterleben, wie er wieder zum bedürftigen Kleinkind wurde und feilt bereits an seiner Grabrede. Die Mittlere ist eben Mutter geworden und will nicht wahrhaben, dass der Tod nicht aufhaltbar ist, weswegen sie der unerträglichen Realität fantastische Träumereien entgegenstemmt. Die Jüngste hadert mit ihrer beruflichen wie privaten Erfolglosigkeit und ist unfähig, Zugang zu ihren Gefühlen zu finden. Überforderung und Hilflosigkeit machen sich breit: In ihrem Versuch, der Lage Herr zu werden, ringen die drei Schwestern um Fassung, Haltung, Worte, Trost. Denn an diesem Übergang zwischen Leben und Tod werden schöne und schmerzvolle Erinnerungen wachgerufen, reißen alte Wunden wieder auf. Jede wird mit ihrem Verhältnis zum Vater, zueinander, aber auch zu ihrer eigenen Lebenssituation konfrontiert – und vor allem mit der Endlichkeit des Lebens, der Hässlichkeit des Sterbens. Henriette Dushe hat mit „Lupus in Fabula“ eine kunstvoll verdichtete Todesfuge geschaffen und greift damit ein Thema aus der Mitte des Lebens auf, das von uns dennoch mehr denn je an den Rand gedrängt und tabuisiert wird. Der Autorin gelingt es, uns behutsam unsere Ohnmacht angesichts von Krankheit und Sterben nahestehender Menschen bewusst zu machen. Der titelgebende „Lupus in Fabula“ ist wohl der Tod, der lauert, dem man sich stellen muss und von dem es im Stück heißt: „Der Tod, der Tod, der Tod … ist eine blöde Sau.“ Claudia Bossard, 1985 in Zug geboren, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft. Bereits in dieser Zeit inszenierte sie mit dem „Berner StudentInnen Theater“ erste eigene Arbeiten, die mit dem Publikumspreis an den Theatertagen Aarau ausgezeichnet wurden. Sie ist Mitglied in diversen Theaterkollektiven, wie „deRothfils“, mit denen sie bei Festivals gastierte, und arbeitet vor allem in der Freien Szene in der Schweiz. Henriette Dushe, in Halle/Saale geboren, studierte nach langjähriger Tätigkeit als Erzieherin und Theaterpädagogin Kulturarbeit in Potsdam und belegte Szenisches Schreiben bei uniT Graz. Währenddessen arbeitete sie als Dramaturgin und Autorin beim freien Autoren und Schauspielkollektiv unitedOFFproductions. Henriette Dushe wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Retzhofer Dramapreis 2009, und erhielt 2013 den renommierten Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes für „Lupus in Fabula“. REGIE Claudia Bossard DRAMATURGIE Jennifer Weiss 19 HAUS EINS / Premiere Sa, 6. Februar 2016 DER STURM William Shakespeare Der gelehrte und von den Mächten des Okkulten faszinierte Herzog von Mailand, Prospero, wurde von seinem Bruder Antonio gestürzt und mitsamt seiner Tochter Miranda auf dem Meer ausgesetzt. Auf einer geheimnisvollen Insel gestrandet, wartet Prospero seit zwölf Jahren auf die Gelegenheit, sich an seinen Feinden zu rächen. Als Antonio und der König von Neapel, Alonso, auf dem Weg von Tunis nach Italien an der Insel vorübersegeln, ist es soweit: Mit Hilfe seines Luftgeistes Ariel beschwört der Meister der Magie einen Sturm herauf, der seine Gegner unversehrt an die Gestade der Insel spült. Während zwei betrunkene Höflinge mit Prosperos Diener Caliban ein groteskes Bündnis eingehen, um dessen Herrn zu stürzen, herrscht auch in der Runde der königlichen Schiffbrüchigen Zwietracht – ein Mordanschlag auf den König von Neapel durch seinen Bruder kann nur knapp von Ariel vereitelt werden. Prospero zieht alle Register seiner magischen Fähigkeiten, um seine ehemaligen Widersacher genüsslich vor sich herzutreiben, bis er ihnen schließlich vergibt, „seine Geschöpfe“ Ariel und Caliban in die Freiheit entlässt und in einem tief berührenden Epilog der Magie abschwört. „Der Sturm“, eines der poetischsten Werke William Shakespeares (1564-1616), wird gerne als das „Selbstporträt des Dichters als alter Mann“ bezeichnet, mit dem sich der Autor von der Bühne verabschiedet. Dennoch ist die letzte der vier Shakespeare-Romanzen weit mehr als eine Autobiografie des berühmtesten Bühnenschriftstellers der Geschichte. Das Stück kreist beständig um die Ausübung und die Sicherung von Macht, um die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Illusion, die Kraft und Gefahren der Magie. In Graz wird im 400. Todesjahr des großen Dichters die österreichische Burgschauspielerin Barbara Petritsch in die Rolle des Prospero schlüpfen und damit erstmals auf der Bühne ihrer Heimatstadt stehen. Stephan Rottkamp, geboren 1971 in Köln, arbeitet seit 2001 als freier Regisseur und hat Inszenierungen u. a. am Schauspiel Stuttgart, am Wiener Burgtheater, am Münchner Residenztheater und am Staatstheater Braunschweig herausgebracht. Von 2006 bis 2010 war er leitender Regisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus. REGIE Stephan Rottkamp BÜHNE Ralph Zeger KOSTÜME Esther Geremus DRAMATURGIE Jan Stephan Schmieding 20 HAUS EINS / Premiere Sa, 12. März 2016 FREQUENZEN Nach Motiven aus dem Roman „Die Frequenzen“ von Clemens J. Setz Uraufführung Alexander Kerfuchs lebt in einem Zustand ständiger Verwirrtheit. Nicht nur, weil seine synästhetische Wahrnehmung in Frequenzbereiche vordringt, die anderen Menschen verborgen bleiben. Auch, weil er als Kind erleben musste, wie sein Vater im Keller des Einfamilienhauses einen Riss entdeckt und bald darauf die Familie verlässt. 700 Seiten später taucht der erwachsene Kerfuchs auf der zweiten Hochzeit des Vaters auf, mit jahrzehntelanger Wut im Bauch. Dazwischen passiert allerhand, aber eigentlich geht es nicht darum, die Geschichte von Kerfuchs stringent zu erzählen; es geht um die Geschichten zahlreicher Gestalten, die sein Leben in Graz kreuzen oder in zeitlichen oder räumlichen Paralleluniversen daran vorbeileben. Figuren sind Spielbälle des Schicksals und ihres Autors: wie der fingergroße Bruchpilot, der auf Kerfuchs’ Schreibtisch landet und in einer Flasche gefangen gehalten wird; wie die herrenlos gewordene Hündin, die sich die Kartografie der Stadt erschnuppert. Im Theater nicht darstellbar? Selbstverständlich ist es unmöglich, diesen Roman angemessen zu dramatisieren, und der Theaterabend kann keinesfalls die Lektüre ersetzen. Aber das Theater sendet auf einer eigenen Frequenz und gibt mit seinen Mitteln den Kosmos des Romans wieder. Es kann in einen Diskurs mit dem Publikum treten, der Stadt, dem Autor, dem Roman. So wird über eine reine Dramatisierung hinaus ein weit größerer thematischer Kosmos aufgezogen, der unter anderem Sinn und Unsinn, Möglichkeit oder Unmöglichkeit, Chancen und Gefahren von Romanadaptionen thematisieren könnte. Welche Rolle könnte die theatrale Situation, in der wir uns zwischen Zuschauerraum und Bühne befinden, in diesem düsteren Graz-Puzzle spielen, das Setz uns vorlegt? Welches Paralleluniversum ist uns zugedacht? Alexander Eisenach, geboren 1984 in Ost-Berlin, bezeichnet „Die Frequenzen“ als eines seiner Lieblingsbücher. Er wird sich ihm mit Respekt und Furchtlosigkeit nähern und aus den Erfahrungen schöpfen, die er u.a. am Centraltheater Leipzig, am Schauspiel Frankfurt und am Schauspielhaus Hannover mit der Inszenierung von formal herausfordernden Stücken, Romanen und Filmadaptionen gemacht hat. Clemens J. Setz, geboren 1982 in Graz, gilt als eines der größten Erzähltalente unter den jüngeren deutschsprachigen Autoren. Er selbst bezeichnet sich als „Provinzautor“: Seine Heimatstadt und deren Umgebung spielen in all seinen Werken eine wichtige Rolle. Der studierte Germanist und Mathematiker veröffentlichte bisher drei umfangreiche Romane, einen Erzählband und mehrere Gedichtbände. Er arbeitet auch als Übersetzer und schreibt u. a. für „Die Zeit“. REGIE Alexander Eisenach BÜHNE Daniel Wollenzin KOSTÜME Julia Wassner DRAMATURGIE Karla Mäder 21 HAUS ZWEI / Premiere Do, 31. März 2016 JOHNNY BREITWIESER Eine Verbrecherballade von Thomas Arzt Mit Musik von Jherek Bischoff Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf, die Grenze zwischen oben und unten wird klarer definiert. Der Staat zieht sich aus seiner Verantwortung zurück, delegiert sozialstaatliche Aufgaben an gemeinnützige Organisationen und Freiwillige, die Gentrifizierung ganzer Stadtteile schreitet voran. Längst sind die Bettelnden auf den Straßen der teuren Innenstadt ein vertrauter Anblick, bleibt die Empörung angesichts von so viel Ungleichheit aus, reagiert man mit Gleichgültigkeit oder Misstrauen. Die Zeit vor hundert Jahren war „ein nüchternes Jahrzehnt“ und „keine Zeit für große Taten“. Wenn man nicht in der richtigen Gegend geboren wurde, waren Armut, Hunger, Kälte, Krankheit und Bettelei an der Tagesordnung, sicherte man sein Überleben als Leichenfledderer, Prostituierte, Engelmacher oder Bettler. Oder wurde kriminell. Wie Johann Breitwieser, 1891 hineingeboren in dieses Milieu und aufgewachsen auf den Straßen im Wiener Arbeiterbezirk Meidling. Bekannt als Wiener Robin Hood stiehlt der kleinkriminelle Rebell von den Reichen für die Armen (und natürlich auch für sich selbst), raubt Banken und Waffenfabriken aus und entkommt immer wieder der Polizei und Besatzungsmacht. Und da er es geschickt versteht, sich zu einer Ikone zu stilisieren – als Revolutionär, Anarchist, Gangsterboss, Dandy und Bourgeois – erobert Breitwieser die Herzen breiter Bevölkerungsschichten am unteren Ende des Gesellschaftspanoramas. Zahlreiche Affären verstärken das Faszinosum, das von ihm ausgeht, bis er auf ein junges, bettelarmes Mädchen trifft und sich vom Herzens- und Gesetzesbrecher zum Ehemann und Hausbesitzer wandelt. Allerdings währt das bürgerliche Glück nur kurz: 1919 wird Breitwieser auf der Flucht erschossen, von einem Polizeibeamten, mit dem er sich jahrelang ein Katzund-Maus-Spiel geliefert hatte. Der Legende nach folgten seinem Leichenzug Tausende von Menschen. Jedes Land kennt sie, die romantischen Helden, deren eigentlich verbrecherisches, amoralisches Handeln geadelt wird durch die Umstände, aus denen sie ausbrechen, und die Erinnerung an die guten Werke, die sie dabei (auch) getan haben. Thomas Arzt hat dem „Meidlinger Einbrecherkönig“ ein an den Stücken von Brecht geschultes Denkmal gesetzt, das in der Form einer Moritat daherkommt. Seine „Verbrecherballade“ erinnert an die „Dreigroschenoper“, an „Lulu“, an „Cabaret“, an jene großen Stücke, die die gefährlichen Jahrzehnte um die vorletzte Jahrhundertwende in all ihrer Zerrissenheit schildern und eine bemerkenswerte Brücke zum Hier und Jetzt schlagen. Thomas Arzt, geboren 1983 in Schlierbach / Oberösterreich, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Germanistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Wien. 2008 entstand sein erstes Theaterstück „Grillenparz“ im Rahmen des Autorenprojekts „stück/für/stück“ am Schauspielhaus Wien. Es wurde mit dem von der Literar-Mechana gestifteten Hans-GratzerStipendium ausgezeichnet und im April 2011 am Schauspielhaus Wien uraufgeführt, wo Thomas Arzt in der Spielzeit 2010.2011 als Hausautor arbeitete. Ebenfalls dort wurde im November 2014 „Johnny Breitwieser“ uraufgeführt. REGIE Mathias Schönsee DRAMATURGIE Elisabeth Geyer 22 HAUS EINS / Premiere Sa, 2. April 2016 STRUWWELPETER Junk Opera von Julian Crouch und Phelim McDermott Musik von Martyn Jacques Bizarrer könnte das Trüppchen von jugendlichen Rebellen nicht sein, das der Frankfurter Arzt Dr. Heinrich Hoffmann 1845 in seinem zur Legende gewordenen Bilderbuch „Der Struwwelpeter“ versammelte. Der böse Friederich, das zündelnde Paulinchen, oder Konrad, der Daumenlutscher – sie alle sind wie für die Bühne geschaffen, um uns mit ihren grotesken Geschichten von Auflehnung und Anarchie mächtig zum Gruseln zu bringen. Oft ist „Der Struwwelpeter“ als Paradebeispiel sogenannter schwarzer Pädagogik gegeißelt worden. Aber ist Hoffmanns kleiner Horrorladen nicht auch Ausdruck der zum Albtraum geronnenen Ängste von Eltern? Oder Dokument überlebenswichtiger Unangepasstheit und Verweigerung, denen eine Gesellschaft gestern wie heute häufig bloß mit Strafandrohung und Abschreckung begegnet? Sind Diätcamps und Ritalin nicht ebenso bittere Arznei, wie die, die Hoffmanns böse Buben verabreicht bekamen? Und überhaupt: Haben wir nicht auch ein Anrecht darauf, einmal ein arger Wüterich, einmal „Hans guck in die Luft“ zu sein? In der gefeierten Bühnenadaption von Phelim McDermott und Julian Crouch aus dem Jahre 1998, für die die Londoner Band „The Tiger Lillies“ Hoffmanns Texte kongenial vertonte, führt der Struwwelpeter einen bitter-komischen Reigen zwischen Vaudeville, Gruselkabinett und Punk-Musical an. Anleihen bei Kurt Weill und Tom Waits sind bei den „Tiger Lillies“ um Martyn Jacques kein Zufall, genauso wenig wie tiefschwarzer englischer Humor. Mal böse provozierend, mal melancholisch und sehnsüchtig verführt diese grell-verzaubernde „Junk Opera“ in die Abgründe der Seele zwischen Auflehnung und Gehorsam, Traum und Wirklichkeit. Und so wird aus dem berühmten, oft parodierten und ebenso viel gescholtenen Kinderbuch ein Ausflug auf die dunkle Seite der Seele, jenseits von Vernunft und Folgsamkeit, die in uns allen steckt. Markus Bothe, geboren 1970, ist ein Spezialist für das fantasievolle Erzählen von großen romantischen Stoffen. Die Inszenierung seines Stückes „Roter Ritter Parzival“ am Schauspiel Frankfurt wurde 2010 mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. Der in Basel lebende Regisseur arbeitete u. a. am Schauspielhaus Frankfurt, an der Deutschen Oper Berlin und am Schauspielhaus Hamburg. Julian Crouch und Phelim McDermott sind Regisseure, Gründungsmitglieder und künstlerische Leiter von „Improbable Theatre“, einem Londoner Theaterkollektiv. Crouch, der als Puppenspieler begann und auch als Ausstatter arbeitet, und McDermott, gelernter Schauspieler, haben neben dem Sensationserfolg „Shockheaded Peter“ u. a. auch Victor Hugos „Der Glöckner von Notre Dame“ für die Bühne bearbeitet. Crouch inszenierte 2013 für die Salzburger Festspiele den „Jedermann“ neu. REGIE Markus Bothe BÜHNE Robert Schweer KOSTÜME Justina Klimczyk DRAMATURGIE Jan Stephan Schmieding 23 HAUS ZWEI / Premiere Do, 12. Mai 2016 DOSENFLEISCH Ferdinand Schmalz Der Zwang zur Effizienz lässt Menschen zu Zahlen werden, die wir medial Tag für Tag durch das Fernsehen und die Presse konsumieren: eine Vielzahl an Unglücksopfern, die wir nicht fassen können. Das System schafft keinen Platz für das Unfassbare; zum Beispiel für Menschen, die nicht erfassbar sind, weil sie keinen chronologischen Lebenslauf oder Formulare vorzuweisen haben, die demnach praktisch gar nicht existieren. Ferdinand Schmalz’ „dosenfleisch“ thematisiert die Flucht und die Heimatlosigkeit, das Ankommen, die Suche nach dem vertrauten Ich im fremden Wir. Und das in einer sehr vertrauten Umgebung: der Autobahn. An einer Autobahnraststation im Nirgendwo treffen drei Personen aufeinander und erwarten den nächsten Unfall. Der Versicherungsvertreter Rolf beobachtet sensationslüstern das an ihm vorbeiziehende Geschehen und ahnt schon, dass ihm trotz Versicherung das Unvorhersehbare bevorsteht. Jayne und Beate, zwei Frauen, die an der Tankstelle arbeiten, sind von der Autobahn gezeichnete Körper, deren Erinnerungen überfahren und zubetoniert wurden. Nun lassen sie auch Rolf, den Zuseher, ihre Wunden am eigenen Leib spüren und zertrümmern seine voyeuristische Schutzscheibe. Ihre Narben erzählen Geschichten, die nicht mit Tinte auf Papier, sondern mit Blut auf Haut gedruckt wurden. Und so „atmet der Asphalt“, während jedes Leben endet und nur die Spuren davon endlos weitergehen. In diesem „Roadmovie“ für das Theater tauchen festgefahrene Figuren auf, die von ständiger Bewegung und Raserei in einer kontinuierlich beschleunigten Welt umgeben sind. Immer schneller läuft das Leben; der menschliche Körper verfällt wie der abgelaufene Inhalt einer Konservendose. Der junge Grazer Autor Ferdinand Schmalz entwirft mit „dosenfleisch“ ein bizarr-komisches Endzeitszenario auf der Raststation, für das Quentin Tarantino Pate gestanden haben könnte. Ferdinand Schmalz, 1985 in Graz geboren, studierte Philosophie und Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und ist bis 2016 Teilnehmer am Lehrgang FORUM Text von uniT. Sein Erstlingsstück „am beispiel der butter“ gewann 2013 den Retzhofer Dramapreis und wurde 2014 bei den Mülheimer Theatertagen gezeigt. „dosenfleisch“ wurde 2015 zu den Autorentheatertagen in Berlin eingeladen. REGIE Jan Stephan Schmieding DRMATURGIE Jennifer Weiss 24 HAUS EINS / Premiere Fr, 13. Mai 2016 BETRUNKENE Iwan Wyrypajew Österreichische Erstaufführung Vierzehn Gestalten torkeln durch die Nacht. Betrunkene sind es, die je nach Anlass den König Alkohol zum Feiern, Trauern, Vergessen oder Gedenken gebraucht haben. In verschiedenen Situationen treffen sie aufeinander, und es treffen auch jene aufeinander, die sich nüchtern nicht begegnet wären, sich nichts zu sagen gehabt hätten, oder die sich unter normalen Umständen nichts gesagt hätten. Wir begegnen Ehepaaren und Junggesellen, einer Prostituierten, dem Direktor eines Filmfestivals, Bankern, Managern, Gutverdienenden – es sind nicht die Verlierer der Gesellschaft, die hier schwanken, sondern die Gewinner, die Bestimmer, die Entscheider, die Stützen der Gesellschaft. Bei allen hat der Alkohol vorübergehend die Kontrolle übernommen, lockert die Zungen, löst Geständnisse aus, macht den Weg frei zu umfassender Ehrlichkeit. Und zeigt den schutzlosen, liebesbedürftigen, verletzlichen Menschen in seiner ganzen tragikomischen Lächerlichkeit. Dass das Stück aus der Feder eines Russen stammt, verwundert nicht, sagt man diesem Volk doch eine besonders große Begabung zu alkoholbasierter tieferer Erkenntnis nach. Dass es mehr ist als eine heitere Posse, versteht sich von selbst: Schon im alten Griechenland war Dionysos, der Gott des Rausches, verantwortlich für die Entstehung dessen, was wir bis heute Theater nennen und das wie manches religiöse Ritual die Grenze zur Transzendenz zu überschreiten versucht. Und so macht der Rausch die Grenze zwischen dem Selbst und dem Anderen durchlässig und vereint die unterschiedlichen Gestalten der Nacht in einer Feier der Liebe und der Erkenntnis des Göttlichen innerhalb und außerhalb ihrer selbst. So, dass am Ende der Spielzeit, die mit „Merlin“ und der Zerstörung einer alten Ordnung und dem gescheiterten Versuch einer neuen Gesellschaft begann, die Utopie einer Welt steht, in der alle – und sei es nur eine berauschte Nacht lang – Brüder und Schwestern und von Gott geliebte Kreaturen sind. Na sdarowje! Bernadette Sonnenbichler, geboren 1982 in München, studierte Regie am Max Reinhardt Seminar in Wien und war anschließend am Schauspielhaus Graz als Regieassistentin engagiert, wo sie erste Regiearbeiten realisierte (u. a. „Leonce und Lena“, „Biedermann und die Brandstifter“, „Blind Date“, „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“). Regelmäßig inszeniert sie u. a. am Theater Aachen und an den Bühnen der Stadt Münster, daneben ist sie Hörspielregisseurin und tritt als Musikerin auf. Iwan Alexandrowitsch Wyrypajew wurde 1974 in Irkutsk geboren, einem der politischen und wirtschaftlichen Zentren Sibiriens im Süden des Baikalsees. Er ist einer der wichtigsten russischen Dramatiker seiner Generation und arbeitet als Schauspieler, Regisseur, Autor und Drehbuchschreiber. Seit 2001 lebt er in Moskau. Seine Stücke sind im deutschsprachigen Theaterraum seit 2003 zu sehen. REGIE Bernadette Sonnenbichler BÜHNE Wolfgang Menardi KOSTÜME Tanja Kramberger MUSIK Cico Beck DRAMATURGIE Elisabeth Geyer 25 HAUS DREI / Ab 12. September 2015 STARTBLOCK 100 Tage Schauspielhaus & Friends Das Theater ist ein öffentlicher Ort, so lautet eine viel zitierte Definition, die prinzipiell natürlich nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat. Aber anstatt nur im Dunklen nebeneinanderzusitzen, wollen wir am Beginn der neuen Intendanz 100 Tage lang die Gelegenheit nutzen, Euch Auge in Auge zu begegnen, Euch kennenzulernen, uns mit Euch auszutauschen, mit Euch zu diskutieren, zu streiten, zu feiern. Dazu laden wir Institutionen der Stadt – sei es die Kombüse, sei es die Uni, seien es Kunstschaffende oder Kolleginnen und Kollegen aus der freien Theaterszene – ein. Einige altbekannte Veranstaltungen werden hier auch weiterhin stattfinden: „Uni im Theater“, Nachgespräche, dazu kommen Premierenfeiern, neue Diskussionsformate wie der „Host Club“, Ausstellungen, Werkstätten, theaterpädagogische Formate, Konzerte, Poetry-Slams – you name it. Der Anfang wird bunt und ruht auf vielen Schultern. HAUS DREI heißt ab sofort die oberste Ebene des Schauspielhauses, die am Beginn der Spielzeit 100 Tage lang als Begegnungszone, Dialogwerkstatt, intermedialer Raum, Aktionsraum für alle offen sein wird und die Stadt ins Theater bringen soll. www.schauspielhaus-graz.com Ab 1. September 2015 STARTBLOG Die ersten 100 Tage im Web Was jeweils ansteht und dann auf dem Programmsteht, erfahrt Ihr in unserem STARTBLOG unter www.schauspielhaus-graz.com, der ab dem 1. September 2015 online sein wird. Federführend beteiligt sein am STARTBLOG wird der Grazer Autor Martin G. Wanko. 26 HAUS DREI, IN GRAZ UND UM GRAZ HERUM / Ab Dezember 2015 JEDER … NIEMAND GRAZ UND DIE MENSCHENRECHTE Ein Rechercheprojekt von Clemens Bechtel Graz nennt sich „Stadt der Menschenrechte“. Warum eigentlich? Ist das Werbekampagne, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder ernstzunehmendes Engagement? Und wenn die Menschenrechte universell sind, warum schmückt sich ausgerechnet diese Stadt mit dem Titel? Oder will Graz, wollen die Grazerinnen und Grazer die Menschenrechte, die fast alle mit „jeder“ oder „niemand“ beginnen, weltweit durchsetzen? Kämpft man hier auf besondere Weise gegen die Diskriminierung der Schwulen in Uganda, für die Gleichberechtigung der Frauen in Indien, gegen Kinderarbeit in Brasilien? Soll man das überhaupt? Oder laufen Menschenrechte, die ja auf westlichen Werten beruhen, dann nicht Gefahr, zu einem postkolonialen Herrschaftsinstrument zu werden? Wollen wir anderen Gesellschaften vorschreiben, nach welchen Regeln sie zu leben haben? Oder beschränken wir uns erst einmal besser auf unsere Lebenswelt? Aber auch da ist die Lage kompliziert: Brauchen Salafisten in Österreich das Recht auf freie Religionsausübung? Ist das Recht auf Schutz der Privatsphäre angesichts von immer mehr Überwachungskameras in Graz nicht Schnee von gestern? Und lacht nicht ein Obdachloser, wenn er vom Recht auf angemessenes Wohnen hört? Offensichtlich stellt sich also nicht nur die Frage, wo Menschenrechte gelten, sondern auch für wen. Und welche. Und wann. Das Schauspielhaus Graz setzt sich in diesem Rechercheprojekt über mehrere Spielzeiten mit diesem Themenkomplex auseinander. Es erzählt dabei Geschichten von Menschen, deren Lebenswirklichkeit unseren gewohnten Blick infrage stellt. Dazu sucht es gezielt den Austausch mit Einwohnerinnen, Einwohnern und Institutionen der Stadt Graz. In dieser Spielzeit beschäftigen wir uns insbesondere mit Kinderrechten. Ein Ausgangspunkt ist dabei die (rechtliche) Situation der zahlreichen minderjährigen Flüchtlinge, die unbegleitet nach Graz kamen und nun hier leben. Unsere Arbeit können Sie Schritt für Schritt verfolgen, in mehreren Etappen und in unterschiedlichen Formaten. Mit Expertinnen und Experten, Betroffenen und Schauspielerinnen und Schauspielern. Im Theater, außerhalb und anderswo. Die genauen Termine und Inhalte der Veranstaltungen finden Sie im Leporello, im Newsletter und auf der Website. Clemens Bechtel, geboren 1964 in Heidelberg, arbeitet als freier Regisseur in Deutschland, Ungarn, der Schweiz, Rumänien, Dänemark, Mali und Malawi. In den vergangenen Jahren beschäftigte er sich viel mit politischem Dokumentartheater und entwickelte Theaterabende über kriegsähnliche Konflikte, Migration, Diktaturen und den Nahrungsmittelmarkt. In der Spielzeit 2013.2014 war er künstlerischer Leiter des globalen Theaternetzwerks „Hunger for Trade“, dessen Schweizer Partner das Konzert Theater Bern war. IDEE und REALISATION Clemens Bechtel DRAMATURGIE Jennifer Weiss 27 HAUS DREI / Ab Jänner 2016 VIGYÁZAT, SZOMSZÉD! – VORSICHT, NACHBAR! Ein Projekt von András Dömötör Österreich und Ungarn – zwei Nationen, durch eine gemeinsame Geschichte getrennt. So könnte man in Anlehnung an ein berühmtes Bonmot von George Bernard Shaw die bewegte, hochkomplexe und nur selten in ruhigen Bahnen verlaufene Beziehung dieser beiden Länder beschreiben. Ob zu Zeiten des Habsburgerreiches, der Doppelmonarchie, oder nach zwei großen, die Welt von Grund auf verändernden Kriegen: Die beiden so verschiedenen Nachbarn mussten sich immer wieder neu miteinander arrangieren. Zuletzt waren es die Ungarn, deren sozialistischer Sonderweg erste nicht mehr zu flickende Löcher im Eisernen Vorhang aufriss, wonach sich die Grenzen zwischen Ost und West aufzulösen begannen – beziehungsweise zu verschieben. Mit bis heute nachwirkenden Folgen. Für das Schauspielhaus Graz wird sich der ungarische Regisseur András Dömötör auf die Suche nach ganz persönlichen Geschichten entlang alter und neuer Grenzen und Fluchten machen, dabei kleine und große menschliche Sehnsüchte aufspüren und das Besondere im alltäglichen Nebeneinander über die Zeiten hinweg verfolgen. Flüchtlingsgeschichten werden dabei ebenso Thema sein wie die Absurditäten des kleinen Shopping-Grenzverkehrs ohne Visumspflicht zu Zeiten des ungarischen Gulasch-Kommunismus oder die Frage danach, was der Eiserne Vorhang mit den Grenzen der EU zu tun hat. Dömötörs Blick richtet sich jedoch nicht nur von Budapest nach Westen, sondern immer wieder auch zu den östlichen Nachbarn Ungarns. Seine These: Wenn irgendwo eine Grenze verschwindet, entsteht meist irgendwo anders eine neue. András Dömötör, geboren 1978, ein ungarischer Regisseur, der an der Theaterakademie in Budapest auch als Schauspiellehrer tätig ist. Den Schwerpunkt seiner Arbeit sieht er im Bereich der zeitgenössischen Dramatik. Neben regelmäßigen Regiearbeiten am Katona József Theater in Budapest, wo er u. a. eine monatliche Theater-Soap namens „Trusteeship“ zur aktuellen politischen Lage in Ungarn herausbrachte, inszeniert Dömötör auch am Berliner Maxim Gorki Theater und am Staatstheater Karlsruhe. REGIE András Dömötör DRAMATURGIE Elisabeth Geyer 28 EXTRAS HAUS EINS / Im Herbst 2015 ACH, DIESE LÜCKE, DIESE ENTSETZLICHE LÜCKE JOACHIM MEYERHOFF LIEST Seit Jahren macht der Burgschauspieler Joachim Meyerhoff auch als Autor von sich reden. Seine zwei faszinierenden Romane über die eigene Kindheit und Jugend auf dem riesigen Gelände einer psychiatrischen Anstalt wurden mehrfach ausgezeichnet. Im Herbst erscheint nun der dritte Teil „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, in dem Meyerhoff einen sicher nicht minder unterhaltsamen Blick auf seine Zeit an der Schauspielschule wirft. Im Herbst ist der hinreissende Erzähler am Schauspielhaus Graz zu erleben. HAUS EINS / So, 25. Oktober 2015 DIE MÄRCHEN DER ROMA MICHAEL KÖHLMEIER ERZÄHLT Michael Köhlmeier ist ein fantastischer Erzähler: fesselnd und poetisch, musikalisch und hintersinnig. Seit Jahren sammelt er Märchen aus aller Welt, eine der Urformen mündlich tradierter Erzählungen, die jede und jeder versteht. Er hat sie im Radio vorgetragen, es gibt Hörbücher davon; aber Köhlmeier live erzählen zu hören, ist ein besonderes Erlebnis. Und da es schon eine schöne Tradition ist, ihn um den Nationalfeiertag in Graz zu begrüßen, wird er auch heuer (einen Tag davor) Märchen der Roma im Schauspielhaus erzählen. HAUS EINS / So, 19. Dezember 2015 MARIA BILL SINGT PIAF DAS KONZERT Am 19. Dezember 2015 wäre Edith Piaf 100 Jahre alt geworden. Wir feiern den Geburtstag mit einem Konzert, das die Schauspielerin Maria Bill im Grazer Schauspielhaus geben wird. „In Zukunft wird man nicht mehr Edith Piaf sagen können, ohne gleichzeitig Maria Bill denken zu müssen“, meinte die Neue Zürcher Zeitung, denn 1982 wurde die junge Schauspielerin durch ihre Piaf-Darstellung am Wiener Schauspielhaus berühmt. Seitdem begleiten die Lieder der Piaf sie durch ihr Theaterleben. HAUS EINS / So, 13. Dezember 2015 / So, 20. Dezember 2015 F.ZAWREL – ERBBIOLOGISCH UND SOZIAL MINDERWERTIG FIGURENTHEATER VON SIMON MEUSBURGER UND NIKOLAUS HABJAN Friedrich Zawrel, geboren 1929, war ein Überlebender des NS-Euthanasie-Programms und zweimaliges Opfer des gleichen Täters – als Kind und 1975. Der Zeitzeuge erzählte nach seiner Rehabilitierung unermüdlich von seinem Schicksal. Im Februar 2015 starb er hochbetagt. Er lebt weiter in der Puppe des jungen Grazer Puppenspielers und NestroyPreisträgers Nikolaus Habjan, der in einem eindrucksvollen Soloabend Zawrels Lebensgeschichte auf die Bühne bringt. 29 EUROPEAN THEATRE CONVENTION (ETC) Das Schauspielhaus Graz ist ab der Spielzeit 2015.2016 als einziges österreichisches Theater Mitglied in der European Theatre Convention, kurz ETC. Die ETC wurde 1988 auf französische Initiative als gemeinnützige Vereinigung europäischer Theater gegründet und vertritt zurzeit über 40 öffentlich geförderte Theater in mehr als 20 Ländern. Damit ist die ETC das größte derartige Netzwerk, das an die 11.000 Theaterangestellte und tausende Künstlerinnen und Künstler in ganz Europa vertritt und dessen Mitglieder ca. 16.000 Vorstellungen pro Jahr anbieten. Eines der zentralen Ziele der ETC ist die Stärkung zeitgenössischer Dramatik sowie die Entwicklung und Unterstützung insbesondere junger Autorinnen und Autoren. Darüber hinaus fördert die ETC generell die kulturelle Vielfalt des Theaters, den interkulturellen Dialog, den professionellen Austausch von Theaterschaffenden und nicht zuletzt die Mobilität von Zuschauenden. Aus diesem Grund genießen Abonnentinnen und Abonnenten des Schauspielhaus Graz gegen Vorlage ihres Aboausweises freien Eintritt in den Mitgliedstheatern. Das Graz am nächsten liegende Mitgliedstheater ist das Schauspielhaus des Slowenischen Nationaltheaters in Maribor. Weitere Häuser sind in Albanien, Belgien, BosnienHerzegowina, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, im Kosovo, in Kroatien, Luxemburg, Montenegro, den Niederlanden, in Norwegen, Rumänien, Serbien, in der Slowakei, in der Schweiz, in der Türkei, in Ungarn, Weißrussland und auf Zypern zu finden. Eine detaillierte Liste aller Mitgliedstheater finden Sie unter: www.etc-cte.org, und wie Sie in den Genuss von Freikarten in einem der Mitgliedstheater kommen, erklären Ihnen gerne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ticketzentrums. In den kommenden Spielzeiten wird das Schauspielhaus Graz internationale Kooperationsprojekte mit Mitgliedstheatern aus dem Netzwerk der ETC realisieren. www.etc-cte.org 30 SCHAUSPIELHAUS FÜR ALLE THEATERPÄDAGOGISCHES VERMITTLUNGSANGEBOT Ein offenes Haus hat offene Türen: Wir wollen ein Schauspielhaus für alle sein. Stürmt das Haus und teilt mit uns die Freude an einer lebendigen, fragenden, diskursiven, kritischen Theaterleidenschaft. Werdet Teil des Schauspielhaus Graz. Seid mehr als Zuschauende. Seid mehr als passive Konsumenten: Werdet aktiv und sprengt die Grenzen! SCHAUSPIELHAUS FÜR JEDEN UND JEDEN VORBEREITUNG – FINDET DIE VERBORGENEN SCHÄTZE! In inszenierungsvorbereitenden Workshops laden wir ein, den Stücken auf den Grund zu gehen, unter die Inszenierungsoberfläche abzutauchen, Rollen am eigenen Leib zu erleben, sie zu erspielen und ihre Gedanken und Situationen zu den eigenen zu machen. NACHBEREITUNG – REFLEKTIERT, WAS DA WAR! In inszenierungsnachbereitenden Workshops können im Theater erlittene Traumata und Glücksmomente spielerisch geteilt, ausgelebt, neu erlebt oder lustvoll therapiert werden. SPIELSAMSTAG – SPIELT MIT UNS! An ausgewählten Samstagen veranstalten wir offene Workshops, zu denen alle eingeladen sind, ausgewählte Stücke spielend zu sezieren, zu filetieren und anschließend vom Zuschauerraum aus zu verkosten. BAR – REDET MIT UNS! Zu ausgewählten Produktionen finden gemütliche Abende statt, an denen die Theaterleute über die jeweilige Inszenierung plaudern und mit dem Publikum ins Gespräch kommen, insbesondere während der ersten 100 Tage im HAUS DREI. DATE – FREUNDET EUCH AN! Bei diesem generationsübergreifenden Angebot spannen wir interessierte Erwachsene und Jugendliche zu zweit zusammen, die zu einem Sonderpreis ausgewählte Inszenierungen gemeinsam besuchen. Bei einem Extratermin können sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nochmals austauschen. EINFÜHRUNGEN – HÖRT ZU! An vielen Terminen finden eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Foyer (für Vorstellungen im HAUS EINS) oder in der Kantine (für Vorstellungen im HAUS ZWEI) Einführungen für jede und jeden statt. NACHGESPRÄCHE – FRAGT NACH! Ebenso veranstalten wir auf Wunsch und / oder zu ausgewählten Vorstellungen bzw. Terminen Nachgespräche mit Schauspielerinnen und Schauspielern, Mitgliedern des Produktions- und Dramaturgie-Teams. HOST CLUB – REDET MITEINANDER! Das Gespräch als Kunstform: Der Host Club ist ein innovatives Diskussionsformat, bei dem einander unbekannte Menschen zu Themen des Spielplans miteinander ins Gespräch kommen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen der Stadt. KOOPERATIONEN MIT DER UNI – ERWEITERT EUREN HORIZONT! Von der Dramaturgie geleitetes Seminar in Zusammenarbeit mit dem Germanistik-Institut; „Uni im Theater“: Vortragsreihe zu Themen der Stücke; „Zugabe“: Vortragsreihe in Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität und der Akademie Graz. 31 SCHAUSPIELHAUS FÜR SCHULKLASSEN VOR- UND NACHBEREITUNG – HABT MEHR DAVON! Wir bieten theaterpädagogische Workshops zu Inszenierungen an, entweder im Klassenzimmer oder im Theater, die einen besseren Zugang zum Theaterabend ermöglichen. In Zusammenarbeit mit den Theatercoaches. PROJEKT 22 – MACHT SELBST KUNST! Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Bereichen arbeiten eine Woche lang mit 22 Schulgruppen zu einem gemeinsamen Thema. Die Ergebnisse werden an einem Tag Ende Juni im Schauspielhaus präsentiert. In Kooperation mit TaO!, Next Liberty und Oper Aktiv!. PROBENBESUCH – RISKIERT EINEN EINBLICK! Schon vor der Premiere kann man einen Blick auf die Inszenierung werfen und erleben, wie ein Stück eigentlich auf die Bühne kommt. Zu ausgewählten Produktionen werden die Türen geöffnet und Probeneinblicke ermöglicht. BACKSTAGE – BLICKT HINTER DIE KULISSEN! Auch hinter den Kulissen findet viel Theater statt. Unter sachkundiger Führung können Proberäume, Werkstätten, Bühnen, Seitenbühne und Geheimgänge erforscht werden. SCHAUSPIELBEZIEHUNG – GEHT ALS KLASSE EINE BEZIEHUNG EIN! Einzelne Theatermitarbeiterinnen und -mitarbeiter werden Paten von Schulklassen, die sie über einen größeren Zeitraum hinweg begleiten und aus ihrer ganz persönlichen Situation heraus ans Theater heranführen. 32 SCHAUSPIELHAUS FÜR LEHRPERSONEN INFORMATIONEN – LERNEN SIE UNS KENNEN! Ende Juni und Anfang September 2015 laden wir Lehrpersonen ins Schauspielhaus ein, um über den neuen Spielplan und unsere Angebote rund um die Schule zu informieren. SPIELZEIT – WORKSHOP – BASTELN SIE SICH EINE SPIELZEIT-PREVIEW! Wir beschäftigen uns spielerisch mit dem Thema „Individuen und Grenzen“, erarbeiten einige Szenen aus verschiedenen Stücken, die uns in der neuen Spielzeit erwarten. SCHAUKISTE – BLEIBEN SIE AUF DEM LAUFENDEN! Wir stellen in Ihrer Schule eine Kiste auf, in der sich die aktuellen Informationen rund um das Angebot des Schauspielhauses befinden. BERATUNG – FRAGEN SIE RUHIG NACH! Sie möchten mit Ihrer Klasse ins Theater und wissen nicht, was anschauen? Sie interessieren sich konkret für eine Produktion und wollen mehr darüber erfahren? Bei einem individuellen Beratungsgespräch erfahren Sie alles Wissenswerte und können bei Bedarf eine Probe besuchen. INSIDER – WERDEN SIE SCHAUSPIELHAUS-INSIDER! Als Kontaktperson an Ihrer Schule oder Hochschule sind Sie Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Schauspielhaus. Bei regelmäßigen Treffen kommen Sie mit uns ins Gespräch und sind so stets am neuesten Stand. Zu ausgewählten Inszenierungen werden Proben für Sie geöffnet oder eine Freikarte verschenkt. FRISCHLUFT – BILDEN SIE SICH WEITER … In insgesamt sechs Fortbildungs-Modulen laden wir Sie ein, sich mit theaterpraktischem Arbeiten zu beschäftigen, um damit Ihren Unterricht zu bereichern. Kooperation mit Oper Aktiv!, Next Liberty und TaO!. FORTBILDUNGEN – … UND NOCH WEITER! Inszenierungsvorbereitende Workshops sind auch als Schulinterne LehrerInnenfortbildung (SCHILF) buchbar und beschäftigen sich neben der Inszenierungserforschung auch mit theaterpädagogischen Methoden im Schulalltag. In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule. SCHAUSPIELHAUS FÜR JUGENDLICHE SPIELCLUB – SPIELT MIT! Ein Jugendclub des TaO! beschäftigt sich mit einem Stück des Schauspielhauses, erarbeitet dazu eine Inszenierung und bringt diese im Juni 2016 in beiden Theatern zur Aufführung. In Kooperation mit dem TaO!. NACHWUCHSKRITIK! – KRITISIERT UNS! Willst Du Dich über das Medium Schreiben mit dem Theater auseinandersetzen? Junge Kritikerinnen und Kritiker erforschen Inszenierungen des Schauspielhauses. In Zusammenarbeit mit dem steirischen herbst und der Kleinen Zeitung. PRAKTIKA – ARBEITET MIT! Als Produktionshospitantin oder -hospitant oder als Praktikantin oder Praktikant in der Dramaturgie erlebt Ihr, wie es am Theater zugeht. So bekommt ihr über die Zeit des Praktikums einen umfassenden Einblick in den Theateralltag. 33 PREISE Viele Angebote sind gratis. Inszenierungsvor- und nachbereitende Workshops sind an einen Vorstellungsbesuch gekoppelt und kosten € 2 pro Person. Zusätzlich gewähren wir 25% Ermäßigung auf den Jugendpreis der entsprechenden Vorstellungen. Der Spezialpreis für Schulklassen & Studierendengruppen beträgt im Vorverkauf 50% des Normalpreises. Ab 20 Personen ist der Eintritt für eine Begleitpersonen frei, ab 42 für zwei und ab 63 für drei Begleitpersonen. INFORMATIONEN Genauere Infos, Termine, alles Aktuelle und vieles mehr gibt es auf unserer Website, die laufend aktualisiert wird, unter www. schauspielhaus-graz.com/vermittlung. Auf der Homepage kann man sich auch für den Newsletter der Vermittlung registrieren. KONTAKT DIPL.-PÄD. VIOLA NOVAK (LEITUNG) Tel: +43 (0) 316 8008 3333 Mobil: +43 (0) 664 81 85 671 [email protected] MAG.A NINA HÄUSLER Tel: +43 (0) 316 8008 1234 Mobil: +43 (0) 664 88 42 23 15 [email protected] IN KOOPERATION MIT DEN THEATERCOACHES MAG.A. BIRGIT BISCHOF-GAIG MAG. STEFAN EGGER PATRICK FLEITH Das Schauspielhaus Graz dankt dem Bundesministerium für Bildung und Frauen für die Bereitstellung der Berater für theatralische Bildung an den Schulen sowie dem Land Steiermark, Abteilung Kultur sowie Abteilung Bildung, Familie und Jugend. 34 ENSEMBLE & GÄSTE Kammerschauspieler Prof. Gerhard Balluch*, Henriette Blumenau, Philine Bührer*, Jan Brunhoeber, Henriette Cejpek, Daniel Doujenis*, Veronika Glatzner*, Pascal Goffin, Julia Gräfner, Benedikt Greiner, Fredrik Jan Hofmann, Florian Köhler, Nico Link, Sarah Sophia Meyer, Raphael Muff, Barbara Petritsch*, Ralph Püttmann*, Clemens Maria Riegler, Evamaria Salcher, Andri Schenardi*, Tamara Semzov, Franz Solar, Werner Strenger*, Margarethe Tiesel*, Silvana Veit, Susanne Konstanze Weber*, Franz Xaver Zach* & Studierende des Studiengangs Schauspiel der Kunstuniversität Graz *Gast KURZBIOGRAFIEN DER ENSEMBLE-MITGLIEDER UND GÄSTE Gerhard Balluch 1954 In diesem Jahr habe ich – als Schüler – nach dem Besuch einer Aufführung von Goethes „Urfaust“ beschlossen, Schauspieler zu werden. 1972 Das ist der Beginn meiner Zugehörigkeit zum Grazer Schauspielhaus, wo mir ermöglicht wurde, mir eine persönliche Rollen-Galerie aufzubauen, die ihresgleichen suchen muss. 2015 Viele Jahreszahlen haben große Bedeutung, aber wichtig ist für mich jedes weitere neue Jahr, für das ich jedesmal hoffe, dass es ein Gutes Jahr sein wird. Kammerschauspieler Gerhard Balluch ist seit 1972 Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Dem gingen Engagements am Burgtheater Wien, Stadttheater Klagenfurt und am Landestheater Salzburg voraus; Gastverpflichtungen u. a. in Stuttgart, Bremen und Wien und Lesungen und Rezitationen im In‐ und Ausland. Er wurde mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Stadt Graz und dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet und der Berufstitel „Professor“ wurde ihm verliehen. Henriette Blumenau 2005 Gast auf der eigenen Geburtstagsparty 2007 Wiener Zukunftsgarten 2010 Taxifahrt von Leipzig nach Frankfurt Henriette Blumenau, 1987 geboren in Halle an der Saale, studierte Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien. Während ihres Studiums gastierte sie u. a. am Burgtheater Wien, am Schlosstheater Schönbrunn und am Schauspiel Frankfurt. Von 2010 bis 2012 war sie Ensemblemitglied im STUDIO am Schauspiel Frankfurt und von 2012 bis 2015 am Konzerttheater Bern, wo sie u. a. Sally Bowles in „Cabaret“ (Regie: Mathias Schönsee), Katie im Solostück „Bunny“ (Regie: Jan Stephan Schmieding), Gretchen in „Faust“ (Regie: Claudia Bauer) und Eve in „Der zerbrochne Krug“ (Regie: Matthias Schönsee) spielte. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Henriette Blumenau festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. 35 Jan Brunhoeber 1983 schwimmen gelernt 1998 Urs Troller am MOZARTEUM als Dozenten bekommen 2009 mit Familie und Bulldogge Bob ins Haus am Wald gezogen Jan Brunhoeber wurde 1974 in Siegburg/Köln geboren und studierte Schauspiel am Mozarteum in Salzburg. Ab 1996 folgten Engagements u. a. bei den Salzburger Festspielen, am Hans-Otto-Theater Potsdam, am Stadttheater Heilbronn und zuletzt von 2004 bis 2015 am Stadttheater Trier. Zu seinen wichtigsten Rollen zählen u. a. Peider in „Andorra“ (Regie: Horst Ruprecht), Romeo in „Romeo und Julia“ (Regie: Gerhard Weber), Jürgen Bartsch in „Bartsch, Kindermörder“ (Regie: Britta Benedetti) und Der Schupo in „Glaube Liebe Hoffnung“ (Regie: Charles Muller). Jan Brunhoeber ist ab der Spielzeit 2015.2016 festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Henriette Cejpek 1999 erstes internationales Theaterprojekt. Beginn der Zusammenarbeit mit dem Acco theater center 2009 Begegnung mit meiner großen Liebe 2015 langsame Heimkehr, Entscheidung für Graz Henriette Cejpek wurde in Graz geboren und studierte Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien. Danach war sie u. a. am Burgtheater Wien, Schauspielhaus Bochum, an der Freien Volksbühne Berlin, am Staatsschauspiel Dresden, Staatstheater Hannover, am Bremer Theater und zuletzt am Schauspiel Leipzig engagiert und war an Filmproduktionen beteiligt. Sie arbeitete u. a. mit den Regisseuren Thomas Bischoff, Manfred Karge, Johann Kresnik, Konstanze Lauterbach, Shimon Levy, Hans Neuenfels, Claus Peymann, Erich Sidler, Michael Talke und Michael Simon zusammen. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Henriette Cejpek festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Pascal Goffin 1992 4. Klasse wiederholt 2005 Balkonsturz überlebt und Schauspielstudium angefangen 2009 erste und letzte Thaimassage Pascal Goffin, 1982 in Schleswig-Holstein geboren, beendete 2010 sein Schauspielstudium an der Zürcher Hochschule der Künste. Bereits als Student hat er am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Theater Neumarkt in Zürich und in freien Produktionen gespielt, wurde mit Förderpreis der Armin-Ziegler-Stiftung ausgezeichnet und erhielt ein Stipendium der Alexis Victor Thalberg Stiftung. Danach folgten Engagements am Jungen Theater Göttingen und zuletzt am Konzert Theater Bern, wo er u. a. mit den Regisseuren Stephan Rottkamp, Claudia Bauer, Markus Bothe und Dominic Friedel arbeitete. Pascal Goffin wechselt ab der Spielzeit 2015.2016 als festes Ensemblemitglied ans Schauspielhaus Graz. Julia Gräfner 1995 erste Bühnenerfahrung als „Großvater“ in einer Kindergartenaufführung von „Das Märchen von der Rübe“ gesammelt 2004 Theater spielen statt Spanisch-Wahlpflichtunterricht: Theatergruppe am GoetheGymnasium Schwerin 2015 Umziehen von Bern in der Schweiz nach Graz in Österreich 36 Julia Gräfner wurde 1989 in Schwerin geboren und hat 2015 ihr Studium an der Berner Hochschule der Künste abgeschlossen. Bereits während ihres Studiums war sie als freie Schauspielerin u. a. am Konzert Theater Bern, Luzerner Theater und am Ballhaus Ost Berlin tätig, wurde mit dem ADRIANA AWARD (beste Partnerrolle) ausgezeichnet und war Stipendiatin der Armin-Ziegler-Stiftung. Sie arbeitete u. a. mit Claudia Bauer, Cora Frost, Claudia Meyer, Lisa Nielebock, Moritz Sostmann und der Theatergruppe DAS HELMI zusammen. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Julia Gräfner festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Benedikt Greiner 1999 Pfingsthochwasser im Oberallgäu 2009 Erstes Bungee Jumping 2013 Geburt meiner Patentochter Benedikt Greiner wurde 1985 in Immerstadt im Allgäu geboren und studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Es folgten Engagements am Schauspiel Frankfurt und am Konzert Theater Bern, wo er u. a. mit Jan-Christoph Gockel („Trilogie der Träumer“), Stephan Rottkamp („Maria Stuart“), Claudia Bauer („Faust“) und Dominic Friedel („Seymour oder ich bin nur aus Versehen hier“) zusammenarbeitete und derzeit eine Jugendclub-Produktion von Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ inszeniert. Benedikt Greiner ist ab der Spielzeit 2015.2016 festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Fredrik Jan Hofmann 1983 angefangen Fußball zu spielen 1991 angefangen Basketball zu spielen 1997 angefangen Theater zu spielen Fredrik Jan Hofmann wurde 1977 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien, und war während dem Studium bereits am Staatstheater Mainz, am Théâtre National du Luxembourg und an den Ruhrfestspielen in Recklinghausen engagiert. Dem folgten Engagements am Theater Heidelberg und am Theater Aachen. Seit 2009 ist er freier Schauspieler und war am Theater St. Gallen, am Schauspielhaus Köln, am Theater Rampe und an der Oper Dortmund sowie in diversen Fernsehproduktionen tätig. Ab der Spielzeit 2015.2015 ist Fredrik Jan Hofmann festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Florian Köhler 2008 Zusammenkunft 2012 Ankunft 2013 Ankunft Florian Köhler wurde 1985 in Göttingen geboren und studierte Schauspielo am Max Reinhardt Seminar in Wien. Schon während seiner Studienzeit und darüber hinaus trat er Gastengagements am Volkstheater Wien, Dschungel Wien und WUK Wien und Kabelwerk Wien an und wirkte auch später in zahlreichen Fernsehproduktionen mit. Seit 2009 ist Florian Köhler festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz und war hier u. a. in „Holzfällen“, „Das Missverständnis“ und zuletzt als Autor Tennessee Williams in „Vieux Carré“ zu sehen. 37 Nico Link 1990 ich durfte endlich die Welt sehen. (Deutsche Wiedervereinigung) 2002 ich lertne meine bessere Hälfte kennen 2015 es beginnt wieder alles von vorn und ich bin sehr gespannt, was passieren wird! Ich ziehe nach Graz..... Nico Link, geboren 1976 in Plauen/Vogtlandkreis, studierte Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam. Nach seinem Studium arbeitete er für Film und Fernsehen und war am Grillo Theater Essen, am Staatstheater Kassel und am Theater Bonn sowie als freischaffender Schauspieler am Konzert Theater Bern engagiert. Er arbeitete u. a. mit Mario Matthias, Markus Kubesch, Lukas Langhoff, Ulrich Rasche, Markus Dietz und Klaus Weise zusammen. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Nico Link festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Sarah Sophia Meyer 1988 erster Kuss im Gebüsch – 3 Sekunden 1997 erster Liebeskummer – 3 Monate 2002 erster Kurzhaarschnitt – 3 Millimeter Sarah Sophia Meyer, 1984 in der Schweiz geboren, studierte an der Otto-FalckenbergSchule München und spielte währenddessen bereits an den Münchner Kammerspielen. Von 2009 bis 2013 folgte ein Engagement am Staatstheater Stuttgart, wo sie u. a. in „Einsame Menschen“ (Regie: Stephan Rottkamp), „Emilia Galotti“ (Regie: Barbara David-Brüesch) und „Das Spiel ist aus“ (Regie: Sebastian Baumgarten) zu sehen war. Von 2013 bis 2015 arbeitete sie als freie Schauspielerin u. a. am Schauspielhaus Bochum, Theater Bern und Theater Heidelberg sowie in Filmproduktionen. Sarah Sophia Meyer ist ab der Spielzeit 2015.2016 festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Raphael Muff 1994 zum ersten Mal die Tatami (Matten) im Judo betreten, 16 Jahre später den 1. Kyu (Gurtfarbe: braun) 2005 bei 3-wöchigem Sprachaufenthalt in Nizza (Frankreich) für einen Tag meine Stimme verloren 2010 Haare wachsen lassen, um mit fast perfektem Film-Outfit als Joker (The Dark Knight) in Luzern (Schweiz) Karneval zu feiern Raphael Muff, geboren 1987, studierte an der Schauspielschule Zürich und an der Hochschule für Künste Bern sowie am Center for Young Professionals in Banking. Seit 2010 ist er als freischaffender Schauspieler, Sprecher und Moderator tätig und wirkte in diversen Filmen mit. Außerdem arbeitete er u. a. mit den Regisseuren Dirk Vittinghoff („Der himmelblaue Speck / AUAWIRLEBEN“), Alexandra Portmann („Wurzelzeit“) Laurent Chétouane („Shakespeare’s Sonnets“) und Volker Lösch („Angst“) zusammen. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Raphael Muff festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Clemens Maria Riegler 1996 Ich darf zum ersten Mal den Rasenmäher benutzen und musste nicht mehr nur mit der kleinen Grasschere die Ränder stutzen. Ein stolzer Moment. 2003 Ich bekomme zum Geburtstag ein Moped und fahre am ersten Tag gleich mal 100 Kilometer. Die Welt steht mir ab jetzt offen. Ein Moment purer Freiheit. 2008.2009 Ich feiere mit Freunden in Berlin Silvester und lasse einen chinesischen Wunschleuchtballon in die Luft steigen, gefüllt mit allen meinen Wünschen fürs kommende 38 Jahr, und gut über hundert Menschen erleben mit mir, wie er nach wenigen Metern Feuer fängt und in der Spree untergeht. Ein komisch tragischer Moment. Clemens Maria Riegler wurde 1987 in Deutschlandsberg/Steiermark geboren und spielte zunächst Volleyball in der österreichischen Bundesliga. Es folgte ein Soziologie-Studium an der Karl-Franzens-Universität Graz und ab 2008 ein Schauspiel-Studium an der Kunstuniversität Graz und der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Von 2013 bis 2015 war er Ensemblemitglied am Luzerner Theater, wo er u. a. in „Schmutzige Schöpfung – Making of Frankenstein“, „The Black Rider“, „Antigone“ und „Die lächerliche Finsternis“ zu sehen war. Clemens Maria Riegler wechselt mit der Spielzeit 2015.2016 als festes Ensemblemitglied ans Schauspielhaus Graz. Evamaria Salcher 1975 Auspacken 2015 Umpacken 2075 Einpacken Evamaria Salcher, geboren in Wien, absolvierte ein Schauspielstudium am Konservatorium der Stadt Wien. Ihr erstes Festengagement führte sie 2000 ans Staatstheater Saarbrücken, danach ans Nationaltheater Mannheim und ans Staatschauspiel Dresden, wo sie u. a. die Nora in „Nora“ und die Lady Milford in „Kabale und Liebe“ gab. Von 2010 bis 2015 war sie als freie Schauspielerin in Film und Theater u. a. in Heidelberg, Lübeck, Würzburg, Bozen, Bonn, Essen, Stuttgart, Berlin und Luzern tätig. Evamaria Salcher ist ab der Spielzeit 2015.2016 festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Andri Schenardi 1998 Ich bin Teil der Loveboat-Crew auf dem Urnersee. Mein Sommer der Ewigkeit. 2001 Kauf eines Astrologiebuches im Berliner Bahnhof Friedrichstrasse. Mein Osterspaziergang. 2010 Vier Tage im Engadin. Mein Zauberberg. Andri Schenardi wurde in Altdorf im Kanton Uri geboren und absolvierte seine Schauspielhausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste. Sein erstes festes Engagement führte ab 2007 ans Konzert Theater Bern, wo er u. a. mit den Regisseuren Erich Sidler, Philipp Becker, Matthias Kaschig, Markus Bothe oder Mathias Schönsee zusammenarbeitete. Er spielte diverse Hauptrollen der klassischen und modernen Theaterliteratur, u. a. den Conférencier in „Cabaret“, den Andri in „Andorra“, den Hamlet, Pinocchio, Volpone oder Cyrano de Bergerac. Seit der Saison 2014.2015 ist er als freier Schauspieler tätig. Andri Schenardi ist in der Spielzeit 2015.2016 Gast am Schauspielhaus Graz. Tamara Semzov 1999 bin ich von der Ukraine nach Deutschland gezogen. 2007 stand ich zum ersten Mal auf einer Bühne. 2014 war einfach ein super Jahr für mich! Tamara Semzov wurde 1992 in Charkow in der Ukraine geboren. Sie studierte Schauspiel an der Kunstuniversität in Graz und schloss die Ausbildung 2015 ab. Schon während des Studiums war sie am Schauspielhaus Graz zu sehen: in der Koproduktion mit der KUG „Gott ist ein DJ“ in der Regie von Katrin Hiller sowie in „Katzelmacher“ (Regie: Nina Mattenklotz). Außerdem arbeitete sie mit Regisseur Peter Konwitschny („Faust“). Tamara Semzov wird aber der Saison 2015.2016 festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. 39 Franz Solar 1962 * 1987 <3 2001 Odyssee im Weltraum Franz Solar wurde in Graz geboren und studierte an der Schauspielschule Krauss in Wien. Danach trat er Engagements u. a. am Theaterbrett, an der Volksoper, am Theater der Jugend, an der Kammeroper sowie am Theater an der Wien sowie Fixengagements an der Württembergischen Landesbühne Esslingen und den Städtischen Bühnen Freiburg/Breisgau, am Staatsschauspiel Stuttgart sowie bei den Salzburger Festspielen. Seit 1995 ist Franz Solar fixes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz und gab zuletzt den Woyzeck in Georg Büchners „Woyzeck“ (Regie: Oliver Frljić). Margarethe Tiesel 1987 <3 1989 Geburt des 1. Kindes 1991 Geburt des 2. Kindes Margarethe Tiesel, geboren 1959 in Wien, absolvierte ein Schauspielstudium am Mozarteum Salzburg. Es folgten feste Engagements in Deutschland u. a. am Stadttheater Dortmund sowie Gastauftritte im deutschsprachigen Raum, u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Kampnagel Hamburg, bei den Salzburger Festspielen, am Schauspielhaus Wien, in der Josefstadt sowie am Schauspielhaus Graz (u. a. „Enron“ und „Ivanov“). Seit den 1980ern wirkt sie vermehrt in Film- und Fernsehproduktionen mit, u. a. als Hauptdarstellerin in Ulrich Seidls „Paradies: Liebe“ oder zuletzt in „Das ewige Leben“ nach Wolf Haas. Margarethe Tiesel kommt in der Spielzeit 2015.2016 als Gast ans Schauspielhaus Graz. Silvana Veit 11. September 1973 Militärputsch in Chile, Salvador Allende kommt ums Leben und eine brutale Militärdiktatur übernimmt die Macht im Land, viele Chilenen flüchten nach Wien und bekommen Asyl dort. Meine Eltern lernen sich in einem südamerikanischen Tanzlokal im vierten Wiener Bezirk kennen. 7. Juli 2007 Interrail durch Europa. Reisen, Freunde, Musik, Menschen, Bier, selbstgedrehte Zigaretten, Liebe, Theater. Berlin, Wörter, Spanien, Paris, Ungarn, Polen. Ich bekomme eine Idee davon, wie und was ich leben will! 8. April 2011 Ich werde am Mozarteum angenommen und studiere Schauspiel! Silvana Veit, geboren 1989 in Wien, spielte schon während ihrer Schulzeit Theater. Sie studierte zunächst Politikwissenschaften und spanische Literatur in Wien und anschließend Schauspiel am Mozarteum in Salzburg. In ihrem letzten Studienjahr wirkte sie am Deutschen Nationaltheater Weimar mit, u. a. in „Schuld und Sühne“ (Regie: Thomas Dannemann) und „Der Schwarze Bär“ (Regie: Enrico Stolzenburger) und war 2014 bei den Salzburger Festspielen in der Oper „Trovatore“ (Regie: Alvis Hermanis) zu sehen. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Silvana Veit festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. Susanne Konstanze Weber 2000 Mein erstes Stück in Graz – Das Pulverfass, Regie - Dimiter Gottscheff. Erster Probentag und ich treffe Sandy Lopičić – der Balkan kracht in mein Leben! 2002 & 2004 Juhu – Das deutsch-bosnische Bündnis vermehrt sich – Geburt von Lenny und Lana-Mae 2006 Erster gemeinsamer Urlaub zu zweit (!): Wir geben unser ganzes Geld aus und fliegen auf die Malediven zum Tauchen – ich treffe meinen ersten Hai! 40 Susanne Konstanze Weber wuchs in Würzburg in Deutschland auf und studierte Schauspiel in Bochum. Danach war sie am Schauspielhaus Bochum und beim Theater Hollandia in Rotterdam engagiert, bevor sie 2000 ans Schauspielhaus Graz wechselte. Hier hat sie u. a. mit Leander Haussmann, Johan Simons, Dimiter Gotscheff, Volker Lösch, Matthias Fontheim, Georg Schmiedleitner, Alexander Kubelka oder Franz Wittenbrink zusammengearbeitet. 2010 entschied sie sich für eine Theaterpause und studierte „Mündliche Kommunikation und Rhetorik“, das sie seit 2012 an der FH JOANNEUM unterrichtet. Mit der Spielzeit 2015.2016 kommt Susanne Konstanze Weber als festes Ensemblemitglied zurück ans Schauspielhaus Graz. Franz Xaver Zach 1954 Geburt 2000 Geburt der ersten Tochter 2003 Geburt der zweiten Tochter Franz Xaver Zach wurde 1954 in Wien geboren, wuchs in den USA, Australien und Österreich auf. Sein Studium absolvierte am Max Reinhardt Seminar und ging danach u. a. ans Staatstheater Stuttgart, ans Schauspielhaus Bochum ans Düsseldorfer Schauspielhaus, ans Schauspielhaus Bochum und war als freischaffender Schauspieler und Regisseur (u. a. in Wien, New York, Frankfurt, Oberhausen und bei den Salzburger Festspielen) tätig. Seit Herbst 2009 ist Franz Xaver Zach festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Graz. KURZBIOGRAFIEN DER NEUEN DRAMATURGINNEN UND DRAMATURGEN Karla Mäder – Leitende Dramaturgin Geboren 1972, wuchs sie auf der Insel Rügen an der Ostsee und in Ostberlin auf. Nach der Schulzeit verbrachte sie nach dem Fall der Mauer mit einem Stipendium der USamerikanischen Regierung als eine von fünf ostdeutschen Schülerinnen und Schülern ein Austauschjahr an einer Highschool in Oregon. Nach ihrer Rückkehr nahm sie 1992 das Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Freien Universität und der Theaterwissenschaften / Kulturellen Kommunikation an der HumboldtUniversität Berlin auf. Ihre erste Stelle am Theater bekleidete sie von 1997 bis 2000 als Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel, danach wechselte sie in die Dramaturgie und war sieben Jahre lang Schauspieldramaturgin in der Hansestadt Lübeck. 2007 ging sie in gleicher Funktion in die Schweiz ans Stadttheater Bern, wo sie in den vergangenen drei Spielzeiten mit Iris Laufenberg zusammenarbeitete. Neben der dramaturgischen Tätigkeit am Theater unterrichtete sie an der Deutschen Schülerakademie, an der Pädagogischen Hochschule Bern sowie am Institut für Theaterwissenschaft der Berner Uni. Elisabeth Geyer – Dramaturgin Elisabeth Geyer wurde 1980 geboren und studierte, nach einem Auslandsjahr an einer USamerikanischen High-School, Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Komparatistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität Wien und Universität „Roma Tre“. Nach ihrem Studium absolvierte sie diverse Praktika, Hospitanzen und Assistenzen u. a. beim MUMOK – Museum für Moderne Kunst, in der ZIB-Redaktion des ORF, am Burgtheater und am Theater an der Wien. Seit 2007 ist sie in der Dramaturgie des Volkstheaters tätig, zunächst als Assistentin, dann als Produktionsdramaturgin, seit 2012 als 41 Dramaturgin. Sie hat u. a. mit Thomas Schulte-Michels, Milos Lolic, Elias Perrig und Michael Schottenberg zusammengearbeitet. Seit 2009 ist sie Ko-Kuratorin des Volkstheater-Festivals „Die Besten aus dem Osten!“ für neue Dramatik aus Ost- und Zentraleuropa und ist daneben als Übersetzerin aus dem Englischen und als Operndramaturgin am Theater an der Wien tätig. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Elisabeth Geyer feste Dramaturgin am Schauspielhaus Graz. Jan Stephan Schmieding – Dramaturg Jan Stephan Schmieding wurde 1975 in Oberhausen/Rheinland geboren. Während seines Anglistik-, Politik- und Geschichtsstudiums an der Universität Bonn inszenierte er mehrfach Shakespeare im englischen Original, arbeitete als freier Journalist und absolvierte Regieund Dramaturgie-Assistenzen bei Roberto Ciulli am Theater an der Ruhr in Mülheim. 2005 ging er, nach drei Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Düsseldorf und Münster, als Regieassistent ans Schauspielhaus Zürich. Von 2007 bis 2011 arbeitete er als Produktionsleiter für die Salzburger Festspiele und inszenierte als freier Regisseur am Theater Bonn. Seit 2012 war er als Schauspieldramaturg am Konzert Theater Bern tätig, wo er einmal im Jahr als Regisseur arbeitete. Außerdem ist er als Lektor, Übersetzer und GastDozent an der Hochschule der Künste in Bern tätig. Jan Stephan Schmieding wechselt mit der Spielzeit 2015.2016 als Dramaturg ans Schauspielhaus Graz, wo er auch Regiearbeiten verwirklichen wird. Jennifer Weiss – Assistentin Dramaturgie Jennifer Weiss, geboren 1990 in Wien, absolvierte ein Masterstudium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und ein Bachelorstudium der Romanistik (Französisch). Sie sammelte Erfahrungen im Medien- und Kulturbetrieb u. a. durch ein Forschungspraktikum im Filmarchiv Austria und stage audiovisuel im Institut Francais d ́Autriche (u. a. Organisation des FFF 2012), wie auch als Mitarbeiterin bei diversen Festivals (Viennale, Wiener Festwochen, Impulstanz, Literatur für junge LeserInnen). Am Burgtheater Wien war sie Dramaturgiehospitantin für „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek (Inszenierung: Michael Thalheimer) und Angehörige des Projekts „Die, should sea be fallen in“ mit Versatorium, Refugee Protest Camp Vienna und Drama Forum von uniT. Sie ist Mitbegründerin und Übersetzungsmitglied des Versatorium Wien. Ab der Spielzeit 2015.2016 ist Jennifer Weiss Dramaturgieassistentin am Schauspielhaus Graz. 42 KURZBIOGRAFIEN DER NEUEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER Frank Holldack – Ausstattungsleiter Frank Holldack, Diplom-Bühnen- & Kostümbildner, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Während seines Studiums war er Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes und Ausstattungsassistent am Staatstheater Stuttgart. Nach einer 2jährigen Anstellung als Senior Designer bei der dänischen Designfirma „Built Identity Aps“ in Kopenhagen, arbeitet er seit 2009 als freischaffender Bühnenbildner und Designer und übernahm von 2013 bis 2015 die Produktionsleitung am Konzert Theater Bern. Mit der Saison 2015/16 wird Frank Holldack als Ausstattungsleiter an das Schauspielhaus Graz wechseln. Viola Novak – Leitung Vermittlung Viola Novak absolvierte ein Diplom- und Sonderschullehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Wien. Ihre Spiel- und Theaterpädagogikausbildung folgte an der Pädagogischen Hochschule Graz, die sie als diplomierte Theaterpädagogin abschloss. Novak spielte viele Jahre im Theater am Ortweinplatz bei der Gruppe Sogma. Als Theaterpädagogin war sie in der Vergangenheit am Schauspielhaus Graz, an der NMS Klex, an der Klusemann Schule, im Vinzitel und an der Pädagogischen Hochschule Graz tätig. Ab der Spielzeit 2015.2016 übernimmt Viola Novak die Leitung der Vermittlungsabteilung am Schauspielhaus Graz. Georg Kandolf – Künstlerischer Betriebsdirektor und Chefdisponent Konzertmeister im Ennstaler Jugendorchester, Tourneen nach Italien, Deutschland und Holland, Mitglied des Ennstaler Kammerorchesters und mehrfacher Preisträger bei internationalen Musikwettbewerben. Präsenzdienst als Geiger bei der Gardemusik Wien. 1999 Beginn des Studiums der Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz. Ab 2005 PR- und Sales Mitarbeiter für die XiTrust GmbH. Von 2007.2008 bis zur Spielzeit 2012.2013 war Georg Kandolf Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros und der Statisterie am Schauspielhaus Graz, mit der Spielzeit 2013.2014 wechselte er ans Konzert Theater Bern und wird nun in der Funktion des Betriebsdirektors an seine ehemalige Wirkungsstätte in Graz zurückkehren. 43