31 . 12 . 85 Nr . L 377 / 1 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften II (Nicht veröffentlichungsbedürftige Rechtsakte) RAT ENTSCHEIDUNG DES RATES vom 20 . Dezember 1985 zur Verabschiedung des Jahresberichts über die Wirtschaftslage in der Gemeinschaft und zur Festlegung wirtschaftspolitischer Leitlinien für 1986 ( 85 / 619 / EWG ) DER RAT DER EUROPAISCHEN GEMEINSCHAFTEN — HAT FOLGENDE ENTSCHEIDUNG ERLASSEN : Artikel 1 gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft , gestützt auf die Entscheidung 74 / 120 / EWG des Rates vom 18 . Februar 1974 zur Erreichung eines hohen Grades an Konvergenz der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ( ! ), in der Fassung der Entscheidung 75 / 787 / EWG ( 2 ), insbesondere auf Arti­ kel 4 , Der Rat verabschiedet hiermit den Jahresbericht über die Wirtschaftslage sowie die von der Gemeinschaft einzuhalten­ den wirtschaftspolitischen Leitlinien , die in Teil I des beige­ fügten Berichts enthalten sind ; er legt die wirtschaftspoliti­ schen Leitlinien fest , die von den Mitgliedstaaten zu befolgen sind und die sich in Teil II des beigefügten Berichts fin­ den . Artikel 2 auf Vorschlag der Kommission , nach Stellungnahme des Europäischen Parlaments ( 3 ), Diese Entscheidung ist an die Mitgliedstaaten gerichtet . Geschehen zu Brüssel am 20 . Dezember 1985 . Im Namen des Rates nach Stellungnahme des Wirtschafts- und Sozialausschus­ ses ( 4 ) — (>) (2) ( 3) (4) ABl . ABl . ABl . ABl . Nr . Nr . Nr . Nr . Der Präsident R. KRIEPS L L C C 63 vom 5 . 3 . 330 vom 24 . 345 vom 31 . 344 vom 31 . 1974 , S. 16 . 12 . 1975 , S. 52 . 12 . 1985 . 12 . 1985 . Nr . L 377 / 2 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 JAHRESWIRTSCHAFTSBERICHT 1985 / 86 INHALT Teil I — Die wirtschaftliche Lage in der Gemeinschaft Seite Einleitung und Zusammenfassung 3 I. Wirtschaftsenrwicklung und Konvergenz 7 LI . 1.2 . I.3 . Die gegenwärtige Wirtschaftslage und die Aussichten für Europa Ungleichgewichte und Konvergenz in der EG-Wirtschaft Einige Risikofaktoren der mittelfristigen Wirtschaftsentwicklung 7 12 13 II . Eine kooperative Strategie für ein beschäftigungswirksameres Wachstum 14 II . 1 . 11 . 2 . 11 . 3 . Hintergrund und Größenordnungen Notwendigkeit eines beschäftigungswirksameren Wachstums Arbeit , Kapital und Technologie 14 16 18 11 . 4 . II.5 . Löhne , Gewinne und Arbeitsplätze Eine kooperative mittelfristige Wachstumsstrategie 20 22 III . Wirtschaftspolitik im Rahmen einer kooperativen Wachstumsstrategie 26 ULI . Öffentliche Finanzen 26 III . 1.1 . Der öffentliche Sektor 26 III . 1.2 . III . 1.3 . III . 1.4 . III . 2 . III . 3 . III . 3.1 . III . 3 . 2 . Steuerpolitik im Dienst des Wirtschaftswachstums Die Bedeutung der Staatsverschuldung Der Haushalt der Europäischen Gemeinschaften Geldpolitik und Europäisches Währungssystem Anpassungsfähigkeit der Märkte und sektorale Politik Verbesserung des Binnenmarktes Infrastrukturvorhaben von europäischem Interesse und Finanzierung der Infra­ 27 28 29 31 35 35 struktur 37 III . 3 . 3 . III . 3 . 4 . III . 3 . 5 . III . 3 . 6 . Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes Spezifische Beschäftigungsprogramme Bildung , Ausbildung und Technologie Sektorale Wirtschaftspolitik , Technologie und Unternehmen 38 40 41 42 IV . Europäische Interessen im Rahmen der Weltwirtschaft 43 IV . 1 . IV . 2 . IV . 3 . IV . 4 . Das Welthandelssystem Verbesserung des internationalen Währungssystems Europäischer Wirtschaftsraum Internationale Zusammenarbeit bei der Anpassung der Weltwirtschaft 43 44 45 46 V. Schlußfolgerungen : Ziel , Instrumente und Methode 47 Teil II — Die Wirtschaftspolitik in den Mitgliedsländern Belgien 50 Dänemark 51 Bundesrepublik Deutschland 53 Griechenland 56 Frankreich 58 Irland 60 Italien 62 Luxemburg 65 Niederlande 66 Vereinigtes Königreich 68 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 Nr . L 377 / 3 ANHANG TEIL I DIE EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT EINLEITUNG UND ZUSAMMENFASSUNG 1. Der vorliegende Jahreswirtschaftsbericht für 1985— 1986 , der den Gemeinschaftsorganen hiermit nach dem üblichen Verfahren vorgelegt wird , baut auf dem Bericht auf, den der Rat im letzten Jahr verab­ schiedete und dessen Hauptthema die Notwendigkeit einer substantiellen und dauerhaften Verbesserung der Beschäftigungslage war . Er verstärkt dessen Trag­ weite noch , indem er eine kooperative Strategie vorschlägt , die angemessene Beiträge der Gemein­ schaft , der Regierungen der Mitgliedstaaten sowie der Sozialpartner vorsieht . Diese Strategie wäre um so wirksamer , wenn sie sich auf eine internationale aus ergibt sich : Das Problem der Arbeitslosigkeit kann nur gelöst werden , wenn die Relation zwischen Wachstum und Beschäftigung deudich verbessert wird . 4. die seit Ende der 70er Jahre in Gang gekommene Mäßigung des Anstiegs der Reallöhne schon wesent­ lich dazu beigetragen hat , das Wachstum potentiell beschäftigungswirksamer zu machen . Allerdings reichten die Wachstumsraten der letzten Jahre nicht aus , um den erforderlichen Beschäftigungszuwachs zu erreichen . Es ist daher notwendig , das Wachstum in Europa weiter zu stärken und noch beschäftigungs­ wirksamer zu gestalten . Zusammenarbeit stützen könnte . 2. Es sollte allerdings keineswegs übersehen werden , daß Die Länder der Gemeinschaft haben auch 1984 / 85 wirtschaftspolitische Fortschritte erzielt : 5. — Die seit zweieinhalb Jahren andauernde gemäßigte wirtschaftliche Erholung hat sich fortgesetzt ; — bei der Wiedergewinnung der Preisstabilität konn­ ten erhebliche Fortschritte erzielt werden ; lichst gut zu erfüllen . 5.1 . Allerdings ist es hierzu auch notwendig, daß sich die Rentabilität der arbeitsplatzschaffenden Investitionen Diese Erfolge sind jedoch weder Anlaß zur Selbstge­ fälligkeit noch Grund für die Hoffnung , daß sich das Kernproblem der Gemeinschaft , die Arbeitslosigkeit , im Zuge der weiteren Entwicklung von selbst lösen wird . In der Tat , alle mittel- und längerfristigen Wachstums- und Beschäftigungsprognosen kommen zu dem Ergebnis , daß bei unveränderten Politiken und weiterhin günstig entwickelt und daß ausreichende Nachfrageperspektiven vorhanden sind . Arbeitsplatz­ schaffende Investitionen sind weitgehend kapazitäts­ erweiternde Investitionen ; sie brauchen eine günstige Nachfrageperspektive , und sie setzen für eine gewisse Zeit die Fortsetzung eines nur mäßigen Anstiegs der Reallöhne voraus , der hinter dem Produktivitätsfort­ schritt zurückbleibt . Durch einen zu schnellen Anstieg Verhaltensweisen keinerlei Aussicht besteht , die Wachstumsrate in der Gemeinschaft mittelfristig über eine Größenordnung von 2,5 % hinaus zu erhöhen . Hieraus würde sich ergeben , daß die Arbeitslosigkeit in diesem Jahrzehnt nicht mehr nennenswert abgebaut werden könnte . Ungeordnet verlaufende Anpassungs­ prozesse in den USA , ein neuerlicher Anstieg der Realzinsen und eine Verschärfung der Schuldenpro­ bleme der Entwicklungsländer können diese Perspek­ der Löhne würde die Rentabilität beeinträchtigt und arbeitsplatzvernichtende Rationalisierungsinvestitio­ nen würden ohne Notwendigkeit gefördert . Diese Feststellung beinhaltet übrigens in keiner Weise , daß damit der technische Fortschritt weniger vorangetrie­ ben würde : Arbeitsplatzschaffende Investitionen sind ebenfalls Träger des technischen Fortschritts . Aber wegen des unzureichenden Kapitalstocks und wegen seiner hohen Arbeitslosenquote braucht Europa für einige Jahre ein neues Gleichgewicht zwischen Erwei­ terungs- und Rationalisierungsinvestitionen . tive noch erheblich verdüstern . Die scheinbare Unabänderlichkeit der Perspektive anhaltend hoher Arbeitslosigkeit hat zu einem weit­ verbreiteten wirtschaftspolitischen Pessimismus ge­ führt . Gälten immer noch die Beziehungen zwischen Wachstum und Beschäftigung, wie sie in den sechziger Jahren herrschten , so wären mittelfristige Wachs­ tumsraten von mehr als 6 % notwendig , um die zu einem schrittweisen , aber deutlichen Abbau der Arbeitslosigkeit erforderliche Beschäftigungszunah­ me von 1 bis 1,5 % pro Jahr zu erzielen . Ein solches Wachstum liegt gegenwärtig außer Reichweite . Hier­ Auf makroökonomischer Ebene kommt es vor allem darauf an , in den nächsten Jahren erheblich mehr arbeitsplatzschaffende Investitionen zu realisieren . Dies ist vor allem eine Aufgabe der Unternehmer. — Budget- und außenwirtschaftliche Ungleichge­ wichte konnten weiter abgebaut werden . 3. Damit dies erreicht werden kann , sind eine Reihe von makro-und mikroökonomischen Bedingungen mög­ 5.2 . Die Kombination von mäßigem Reallohnanstieg und Gewährleistung einer angemessenen Nachfrageent­ wicklung ist also ein wichtiges Element , um die Rentabilität zu verbessern und um das Wachstum zu stärken und beschäftigungswirksamer zu machen . Lohnmäßigung allein bringt nicht , oder nur sehr langsam , den gewünschten Beschäftigungseffekt. Nachfrageexpansion allein birgt wegen der unzurei­ Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 4 5.3 . 31 . 12 . 85 chenden Produktionskapazitäten das Risiko in sich , in erhöhter Inflation und / oder Staatsverschuldung zu verpuffen , ohne den gewünschten Beschäftigungsef­ fekt zu bringen . Deshalb ist die Kombination von beidem notwendig . zentriert . Wichtige Voraussetzungen für ein beschäf­ tigungswirksameres Wachstum liegen auch im mikro­ Was die Aufrechterhaltung des mäßigen Reallohnan­ stiegs betrifft — der in vielen Ländern in den letzten Jahren schon erreicht wurde — sind die Sozialpartner und insbesondere die Gewerkschaften gefordert. Die mäßige Lohnentwicklung sollte so lange anhalten , bis die Arbeitslosenquote deutlich und dauerhaft sinkt , danach kann sich die Reallohnentwicklung wieder an im Lichte der gemachten Erfahrungen auch geprüft werden , welcher Beschäftigungsbeitrag über größere Lohndifferenzierung und über eine kostenniveauneu­ trale Neugestaltung und Verkürzung der Arbeitszeit erzielt werden kann . Auch müssen die Regierungen und die Gemeinschaft prüfen , ob bestehende Rechts­ ökonomischen Bereich . Die Maßnahmen zur Verbes­ serung der Anpassungsfähigkeit der Märkte — und nicht nur des Arbeitsmarktes allein — müssen ver­ stärkt werden . Im Bereich des Arbeitsmarktes sollte vorschriften nicht das Funktionieren der Märkte und die Gründung neuer, insbesondere kleiner und mittle­ den Produktivitäszuwachs annähern . rer Unternehmen , behindern . 5.4 . Was die Gewährleistung einer angemessenen Nach­ frageentwicklung betrifft , so ist dies eine Aufgabe der Regierungen . Sie stellt sich so lange , bis sich der Wichtig für den Erfolg der Diskussion über die Anpassungsfähigkeit der Märkte ist der Geist , in dem diese Diskussion geführt wird . Das Ziel der Flexibili­ tätsbemühungen ist nicht der Abbau der sozialen Errungenschaften , sondern die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen . Deswegen müssen wirtschaftliche Effizienz und Aufrechterhaltung und Fortentwicklung der wesentlichen sozialen Errungenschaften so weit wie irgend möglich vereinbar gemacht werden . Prozeß durch kräftige Investitionstätigkeit und einen angemessenen Anstieg des privaten Verbrauchs selbst trägt . 5.5 . Was Europa braucht , ist also eine Doppelstrategie von mäßigem Anstieg der Reallöhne und Nachfragestüt­ zung. In der Tat spielt die flankierende Nachfragestüt­ zung für den Erfolg der Strategie und für die soziale Akzeptanz der Lohnmäßigung eine entscheidende Rolle . Dies gilt jedenfalls in der Übergangsphase , in der unvermeidlicherweise die 7. Die zentrale Strategie des mäßigen Reallohnanstiegs Konsumentenkraft bei gleichzeitiger Gewährleistung einer angemessenen zunächst langsamer wächst und andererseits die Gesamtnachfrage durch zusätzliche kapazitätsschaf­ Nachfrageentwicklung macht es erforderlich , die Geld- und Haushaltspolitik der Mitgliedstaaten nach folgenden Prinzipien zu führen : fende Investitionen der Unternehmen noch nicht genügend ansteigt . Nur wenn die Lohnmäßigung von einer ausreichenden Gesamtnachfrage begleitet wird , kann man darauf vertrauen , daß der Prozeß der Stärkung der Rentabi­ lität und der Umstrukturierung der Nachfrage ( relativ 7.1 . mehr Investitionen und relativ weniger Konsum ) ausreichend schnell und in tragbarer Weise abläuft und nicht in Form einer deflatorischen Roßkur , die müssen in den meisten Ländern der Gemeinschaft weiter vermindert werden . Dies gewährleistet die Geldpolitik am besten in der Weise, daß sie im den sozialen Konsensus erheblich belastet . Nur so Rahmen des Europäischen Währungssystems ( EWS ) erhält die Lohnmäßigung ihren beschäftigungspoliti­ weiterhin schen Sinn . 5.6 . stitionen und erneutem Einbau von technischem Fort­ schritt . stabilitätsorientierten nominalen tik besteht für die Zinssätze in der Gemeinschaft ein erhebliches Senkungspotential auf gesunder Basis . Dies gilt insbesondere , wenn der Dollarkurs weiter fällt . Wenn es gelingt , diese Möglichkeit mit der gebotenen Vorsicht und im Rahmen des EWS koor­ diniert zu nutzen , so ergibt sich ein nicht zu vernach­ lässigender zusätzlicher Impuls für die Unternehmens­ investitionen und eine deutliche Entlastung für die Staatshaushalte . Dies ist ein positiver Effekt , der allen duktivität nicht mehr weiter fortsetzt . Zusammen mit es zu einem „circulus virtuosus" zwischen technischem Fortschritt , Kapitalproduktivität , Rentabilität , Inve­ einen Rahmen vorgibt . Im Rahmen einer solchen Geldpoli­ Auf diese Weise wird auch erreicht , daß sich die langjährige Tendenz zur Abnahme der Kapitalpro­ zunehmender Beschäftigung , steigender Nachfrage und einem wachsenden Vertrauen in die künftige Entwicklung ist dies der wirksamste Stimulator für die Investitionsneigung . Mit den höheren Investitionen wird gleichzeitig auch ein wachsender technischer Fortschritt in den Produktionsapparat eingebaut und dies wird sich wiederum positiv auf Arbeits- und Kapitalproduktivität auswirken ; Rentabilität und Investitionsneigung steigen also weiter . Somit kommt Die Geldpolitik muß weiterhin den Stabilitätsrahmen aufrechterhalten . Die hier vorgeschlagene Doppel­ strategie darf also nicht zu einer Beschleunigung der Inflation führen . Im Gegenteil : Die Inflationsraten Ländern zugute kommt . 7.2 . Die Haushaltspolitik muß die Strategie des beschäfti­ gungswirksamen Wachstums unter folgenden Ge­ sichtspunkten fördern . Makroökonomisch muß sie weiterhin die Konsolidie­ 6. Die in diesem Jahreswirtschaftsbericht vorgeschlage­ ne Strategie ist jedoch nicht nur makroönomisch rungsziele absichern , d . h ., in den Ländern mit noch zu hoher bzw . zu rasch wachsender Staatsverschul­ 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften In Anbetracht der Bedeutung eines günstigen interna­ tionalen Umfeldes für Wachstum und Beschäftigung dung müssen die Defizite weiter zurückgeführt wer­ den . Gleichzeitig muß die Haushaltspolitik die Nach­ frage dort , wo Handlungsspielräume vorhanden sind , abstützen , und zwar um so mehr als die Politik der in der Gemeinschaft sollte die Gemeinschaft weiterhin eine Verbesserung des internationalen Handels- und des Währungssystems anstreben. Sie muß auch gemeinsam mit anderen Ländern darauf hinarbeiten, das Problem der Verschuldung der Entwicklungslän­ Lohnmäßigung in einer Übergangsphase zu gewissen Nachfrageausfällen führt . Zudem sollte die Haus­ haltspolitik weiter damit fortfahren , die Ausgabensei­ te der öffentlichen Budgets umzustrukturieren , Sub­ ventionen verstärkt und gezielt abzubauen und die öffentlichen Investitionen zu steigern ; insbesondere der zu mildern und das Wachstum des Welthandels aufrechtzuerhalten , wenn sich in den USA die unver­ meidlichen Anpassungen vollziehen . im Bereich der Infrastruktur , des Umweltschutzes und der Stadterneuerung hat sich in den letzten Jahren ein Die hier angesprochenen Beiträge der Gemeinschaft entsprechen zahlreichen Entschließungen des Euro­ erheblicher Nachholbedarf aufgestaut , der mit den unausgelasteten Kapazitäten der Bauwirtschaft befrie­ digt werden könnte . päischen Parlaments . 9. Wie auch immer sich das internationale Umfeld Außerdem sollte die Haushaltspolitik weitere ange­ botsfördernde Maßnahmen ergreifen — die meist zugleich auch Nachfragewirkungen haben — und die bessere Entwicklung der relativen Faktorpreise durch Senkung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträ­ gen absichern , und zwar , wo es immer geht , zu Lasten entwickelt , stellt die Durchführung der oben darge­ stellten Politik eine Notwendigkeit dar . Selbstver­ ständlich würde der Erfolg der gemeinschaftlichen Strategie seinerseits das internationale Umfeld merk­ lich verbessern . Unter Berücksichtigung einer plau­ siblen Unsicherheitsmarge bezüglich der internationa­ des Staatshaushalts . Auch mikroökonomische Maß­ len Entwicklung kann es mit Hilfe einer solchen Strategie gelingen , die gesamtwirtschaftliche Wachs­ tumsrate in Europa von gegenwärtig 2,5 % im Durch­ schnitt der nächsten Jahre auf 3 bis 3,5 % zu steigern und gleichzeitig das Wachstum wesentlich beschäfti­ gungswirksamer zu machen . Damit einhergehen wür­ de ein durchschnittlicher jährlicher Beschäftigungsan­ stieg von 1 bis 1,5 % . Dies eröffnet die Perspektive eines Abbaus der Arbeitslosigkeit bis auf etwa 7 % im nahmen zur Förderung der Beschäftigung ( Arbeitsbe­ schaffungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Förde­ rung der beruflichen Bildung) sollten wo möglich realisiert werden . 8. Nr. L 377 / 5 Der Erfolg der vorgeschlagenen Strategie hängt davon ab , daß sie zwischen den Ländern koordiniert im Rahmen der Gemeinschaft durchgeführt wird . Das wirtschaftliche Potential der Gemeinschaft wird durch die Verwirklichung des großen Binnenmarktes einschließlich der Liberalisierung der Finanzmärkte und durch die Förderung des technischen Fortschritts , wie von der Kommission vorgeschlagen , beträchtlich verstärkt . Die Verwirklichung des Binnenmarktes steht im Mittelpunkt der Gemeinschaft ; sie erhöht die Angebotsdynamik und erlaubt gleichzeitig ein anhal­ tendes Nachfragewachstum . Damit fügte sie sich direkt in die kooperative makroökonomische Strate­ gie ein . Die Förderung des technischen Fortschritts ist Jahr 1990 . 10 . Eine solche Entwicklung ist jedoch nur möglich , wenn alle Beteiligten — Gemeinschaft , nationale Regierun­ gen , Arbeitgeber und Gewerkschaften — voll an der Umsetzung der vorgeschlagenen Strategie mitarbei­ ten . entscheidend , um die Position der Gemeinschaft unter 10.1 . Diese Gesamtstrategie ist ein „Angebot" an Regierun­ gen und Sozialpartner zur gemeinsamen Lösung des wichtigsten Problems der Gemeinschaft , der Arbeits­ losigkeit . Allerdings liefert diese Strategie nur einen allgemeinen Rahmen , innerhalb dessen vieles der Diskussion mit den Regierungen sowie mit und zwi­ den am höchsten entwickelten Wirtschaftsnationen der Welt zu sichern und zu fördern . Zudem sollten die schen den Sozialpartnern überlassen bleiben muß. Dieser allgemeine Rahmen sollte auch die Beteiligten Sektoren , für die die Gemeinschaft unmittelbar zumindest dazu anregen , ihre jeweilige Position zu überdenken . Außer dieser Strategie ist zur Zeit kein wirtschaftspolitischer Ansatz ersichtlich , der die Per­ spektive eröffnet , die Arbeitslosigkeit bis zum Ende des Jahrzehnts deutlich zu verringern . Es ist daher eine zuständig ist , besser am Markt orientiert werden . Bei alledem muß der sozialen Dimension voll Rechnung getragen werden . Die Verwirklichung großer Infrastrukturprojekte im Verkehrs- und Fernmeldewesen sowie im Umwelt­ vordringliche Aufgabe, über eine breite Diskussion die Möglichkeit zu schaffen , diese kooperative Strategie in die Tat umzusetzen . schutz sowie eine verbesserte Nutzung des technolo­ gischen Potentials würden zu einer Verbesserung der Funktionsweise des Binnenmarktes beitragen . Die beschleunigte Durchführung der zahlreichen , schon verfügbaren und volkswirtschaftlich rentablen Vor­ haben würde die wirtschaftliche Dynamik erhöhen und zum Erfolg der vorgeschlagenen Strategie beitra­ gen . 10.2 . Erste Sondierungsgespräche , die die Kommission mit dem Europäischen Gewerkschaftsbund ( EGB ) und dem Zusammenschluß der europäischen Arbeitgeber­ und Industrieverbände ( UNICE ) geführt hat , waren ermutigend . Sie haben gezeigt , daß für diesen Ansatz Interesse und Gesprächsbereitschaft bestehen . Dieser Nr . L 377 / 6 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Dialog sollte weitergeführt werden ( a ). Selbstver­ ständlich muß der soziale Dialog auch auf nationaler Ebene verstärkt werden . Je größere Fortschritte in diesem Dialog auf allen Ebenen gemacht werden , desto leichter wird es auch für die Regierungen der Auch in Deutschland ist noch über viele Jahre hinweg ein Wachstum von etwa 3,5 % und eine Zunahme der Beschäftigung von etwa 1 ,5 % pro Jahr notwendig, damit die Arbeitslosenquote dauerhaft sinkt . Dies liegt im deutschen Interesse und in dem der Gemein­ Mitgliedstaaten und für die Gemeinschaft selbst , ihren eigenen Beitrag zu leisten . schaft . 10.3 . Die Strategie sollte Zug um Zug in die Realität umgesetzt werden . Dies gilt innerhalb eines jeden Landes im Zusammenspiel zwischen Regierungen , Gewerkschaften und Arbeitgebern . Jeder liefert seinen Beitrag , und in jährlichen Abständen sind die Ergeb­ nisse zu prüfen und die notwendigen weiteren Schritte zu beraten . Dieses Vorgehen muß über mehrere Jahre hinweg wiederholt werden . Dies gilt aber auch zwi­ schen den Ländern der Gemeinschaft und auf interna­ tionaler Ebene . Alle müssen entsprechend ihrem Handlungsspielraum tätig werden . 11 . 31 . 12 . 85 Die koordinierte Umsetzung der Strategie in den Mitgliedsländern sollte einen Prozeß gegenseitiger Verstärkung von Angebot , Nachfrage und Beschäfti­ gung auslösen und aufrechterhalten . In dieser Hin­ sicht ist die für 1986 für Deutschland vorausgeschätz­ te Entwicklung von großem Interesse . Das Wachstum könnte über 3 % liegen und die Beschäftigung um mehr als 1 % zunehmen ; die Arbeitslosenquote wür­ de , wenn auch zunächst nur langsam , abnehmen . Die günstige Preisentwicklung hielte an . Es ergäbe sich ein bedeutender Leistungsbilanzüberschuß und ein trotz Steuerreform deutlich weiter sinkendes Staatsdefizit . Hier zeichnet sich eine positive Kettenreaktion zwi­ schen Preisstabilität , mehr Wachstum und Beschäfti­ gung und mehr fiskalischem und außenwirtschaftli­ chem Handlungsspielraum ab , der auch genutzt wer­ den sollte : Höhere öffentliche Investitionen 1986 , Vorziehen der für 1988 geplanten Steuerreform auf 1987 . Dies erscheint erforderlich , damit sich diese günstige Entwicklung auch 1987 und in den folgenden Jahren fortsetzt . ( a ) Die Kommission wird daher den Europäischen Gewerkschafts­ bund ( EGB ) und die Union der Industrien der Europäischen Gemeinschaft ( UNICE ) um eine schriftliche Stellungnahme zu ihrem Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts bitten . Sie wird diese Stellungnahmen dem Rat , dem Parlament und dem Wirtschafts- und Sozialausschuß übermitteln , damit sie bei der weiteren Diskussion berücksichtigt werden können . 11.1 . In den anderen Ländern ist ein solcher Handlungs­ spielraum noch nicht gegeben . Allerdings zeichnet sich in einigen dieser Länder die Möglichkeit ab , daß mit etwas zeitlichem Abstand zu Deutschland eine solche positive Kettenreaktion von mehr Wachstum und Beschäftigung zu mehr fiskalischem und außen­ wirtschaftlichem Handlungsspielraum entsteht . Dä­ nemark , die Niederlande , das Vereinigte Königreich und Frankreich sind Kandidaten für eine solche Entwicklung, die sich um so schneller vollziehen kann , je günstiger die Entwicklung in Deutschland verläuft und je besser das Verhalten der Sozialpartner den Erfordernissen der Strategie entspricht. Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden , damit die erwähnte positive Kettenreaktion möglichst rasch auch auf diese Gruppe von Ländern übergreift . Dies würde auch die Lage in der dritten Gruppe von Ländern, in der bisher noch kein Handlungsspielraum in Sicht ist , erheblich verbessern . 11.2 . Die unterschiedliche Situation in den Mitgliedslän­ dern beeinträchtigt natürlich die rasche Entfaltungs­ möglichkeit der vorgeschlagenen , kooperativen Stra­ tegie . Hier könnte der Beitrag der Gemeinschaft einen gewissen Ausgleich schaffen . Hierbei muß nicht nur an die beschleunigte Verwirklichung des Binnenmark­ tes, sondern vor allem auch an die dazugehörigen großen Projekte von gemeinschaftlichem Interesse im Bereich der Verkehrs- und Fernmeldeinfrastruktur und im Umweltschutz gedacht werden . Je stärker sich Regierungen und Sozialpartner für die Verwirkli­ chung der Gesamtstrategie engagieren , desto größer wird die Chance , daß der Gemeinschaftsbeitrag auch makroökonomisch signifikative Größenordnungen erreichen kann . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 Nr . L 377 / 7 I. WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG UND KONVERGENZ I. 1 . Die gegenwärtige Wirtschaftslage und die Aussichten für Europa werden . Damit wird deutlich , wie unzureichend das bisher Erreichte ist ; dieser Bericht geht davon aus , daß weitere Fortschritte nur schwer zu erreichen sein werden , falls sich Der derzeitige wirtschaftliche Aufschwung in Europa dauert seit etwa zweieinhalb Jahren . Die Ausgangssituation war von strukturellen , über einen langen Zeitraum aufgebauten Ungleichgewichten geprägt , nämlich durch erhebliche Haus­ haltsdefizite , eine hohe und andauernde Inflation , ein schwa­ ches Wachstum sowie einer höchst unbefriedigenden Lage am Arbeitsmarkt . Die Wirtschaftspolitik hat folglich in großem Umfang angebotspolitische Erwägungen berück­ die Wirtschaftspolitik und Verhaltensweisen nicht ändern . sichtigt. Überdies war das Ausmaß der Ungleichgewichte in Gegenüber dem verhältnismäßig geringen Wachstum in Europa war der Konjunkturverlauf in der Weltwirtschaft viel ausgeprägter . In den Vereinigten Staaten stiegen 1984 die gesamtwirtschaftliche Produktion ( + 6,8 % ) und mehr noch die Einfuhren ( + 30 % ) außergewöhnlich stark . Da auch die japanischen Einfuhren rasch zunahmen ( + 10,7 % ), hat sich der gesamte Welthandel 1984 um 9,3 % erhöht . Im Jahr den Mitgliedstaaten der Gemeinschaft sehr unterschied­ 1985 dürfte sich das Wachstum des Welthandels auf ein lich . normaleres Tempo verlangsamen ( + 4,8 % ). Für 1986 wird eine ähnliche Dynamik erwartet . Allerdings bestehen in diesem Zusammenhang erhebliche Unsicherheitsfaktoren , auf die im nächsten Abschnitt kurz eingegangen wird . Die Vorausschätzung der Kommission geht ferner von einem langsameren , jedoch immer noch positiven Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion in den Vereinigten Staa­ Mitte 1985 lag das Bruttoinlandsprodukt ( BIP) der EG um etwa fünf Prozentpunkte über dem des vorigen Konjunktur­ gipfels ( 1980 ). Die Industrieproduktion , die stärker als die übrigen Wirtschaftsbereiche betroffen war , erreichte den konjunkturellen Höchststand von 1980 wieder imjuni 1985 . Nach den jüngsten Vorausschätzungen der Kommission ( ! ) dürfte sich der derzeitige Wachstumstrend 1986 mit einem Anstieg des BIP für die Gemeinschaft insgesamt von ungefähr 2,5 % fortsetzen ; dies übersteigt geringfügig die für 1985 erwartete Zuwachsrate . Die Wachstumsaussichten bleiben somit bescheiden . Immer­ hin gibt es aber in einigen Bereichen Anzeichen für Fortschrit­ te . Von vornherein war davon auszugehen , daß der Anpas­ sungsprozeß von einer Ausgangslage erfolgen würde , die durch das Zusammentreffen von akuten Ungleichgewichten mit einer weltweiten Rezession gekennzeichnet war ; deshalb konnten keine schnellen Fortschritte erzielt werden . Außer­ dem sind die Ungleichgewichte keineswegs in allen Mitglied­ staaten gleich groß . In den beiden vorhergehenden Jahresbe­ richten bestand die Grundüberlegung der Kommission darin , die Notwendigkeit besserer Angebotsbedingungen in den Mitgliedsländern zu unterstreichen , und zwar auf der Basis einer besseren Kontrolle der öffentlichen Haushalte . Dabei wurde als notwendig erachtet , den Anstieg der realen Arbeitskosten weiterhin unter dem Produktivitätsfortschritt zu halten . Die Erfahrungen in den einzelnen Mitgliedsländern weichen erheblich voneinander ab . Betrachtet man jedoch die durch­ schnittliche Entwicklung in der Gemeinschaft im vergange­ nen Jahr , so lassen sich gleichwohl einige ermutigende Anzeichen erkennen . Eine gewisse Reallohnmäßigung ist unverkennbar . Nach einem Jahrzehnt sinkender Beschäfti­ gung werden nunmehr in der Gemeinschaft wieder mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet . Im laufenden Jahr könnte die Beschäftigung um 0,4 % und 1986 um 0,5 % steigen ( Tabelle 1 ). Der weitaus größte Teil des Zuwachses rührte jedoch von einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung , insbesondere von Frauen , und von neu auf den Arbeitsmarkt kommenden Erwerbspersonen her . Damit aber das gegenwärtige Problem der Arbeitslosigkeit gelöst werden kann , muß der Beschäfti­ gungsanstieg mittelfristig verstärkt und anhaltend erhöht ( 1 ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , Europäische Wirtschaft , Beiheft A , Oktober 1985 . ten (+ 2,3% für 1985 , + 2,5 % für 1986 ) und einer kräftigeren Wachstumsrate von 4 bis 5 % in beiden Jahren in Japan aus . Es ist zu fragen , weshalb die europäische Wirtschaft nicht stärker auf die Beschleunigung des Welthandelswachstums von 1984 reagiert hat . Es ist in der Tat auffallend , daß die Ausfuhren der Gemeinschaft zwar 1984 um 7,7 % gestiegen waren , die Einfuhren jedoch mit 7,1 % fast ebenso rasch gewachsen sind , während die Inlandsnachfrage nur um 2 % expandierte . Im Endergebnis war der Nettobeitrag der Ausfuhr- und Einfuhrvolumina zum Wachstum somit äußerst gering . Sonderfaktoren wie Streiks im britischen Bergbau und in der deutschen Metallindustrie sowie eine relativ ausgeprägte Vorratsbildung mit generell hohem Importanteil mögen hierzu beigetragen haben . Die Inlands­ nachfrage wird sich 1986 wahrscheinlich weiter festigen , wenn auch sehr langsam . Dies wird durch die Ergebnisse der Unternehmens- und Verbraucherumfragen erhärtet . Der Indikator für das Ver­ trauen der Industrie hat sich für die EG insgesamt in den zwölf Monaten bis September 1985 nur sehr geringfügig verbessert . In der Bauwirtschaft ist das Vertrauen nach wie vor sehr gering . Das Vertrauen der Verbraucher hat sich 1983 von dem Tiefstand der vorangegangenen Rezessions­ jahre nur geringfügig erholt , ist jedoch seither unverändert geblieben . Die Restkomponente des zusammengesetzen Indi­ kators der Kommission für die wirtschaftliche Einschätzung ist der Aktienkursindex . Dieser Index hat sich als einziger im letzten Jahr deutlich erhöht . Der Anstieg des Aktienkursindex geht auch mit einer erfreu­ lichen Belebung der privaten Investitionen in der Industrie einher , der heute in Europa am raschesten wachsenden Nachfragekomponente . Nach einem dreijährigen Rückgang von 1981 bis 1983 setzte 1984 mit einem Anstieg der Industrieinvestitionen um real 7 % eine Erholung ein . Die ersten Ergebnisse der Unternehmensumfragen von 1985 ließen einen realen Anstieg um 9 % erwarten . Nach den jüngsten Umfragen wurde dieses Wachstum nach oben revidiert , und zwar auf 11 % . Innerhalb dieser Durch­ Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 8 31 . 12 . 85 gen . Damit kommt sie nahe an den 1979— 1980 verzeichne­ ten Höchststand des letzten Konjunkturzyklus von 84 % heran . Somit gerät die europäische Wirtschaft trotz der hohen Arbeitslosigkeit allmählich schon wieder in Kapazi­ schnittszahlen für die EG gibt es einige Beispiele für einen noch weit kräftigeren Aufschwung der Investitionen in der privaten Industrie . So wird in Dänemark die reale Wachs­ tumsrate sowohl für 1984 als auch für 1985 auf fast 40 % veranschlagt und in den Niederlanden in beiden Jahren auf über 20 % vorausgeschätzt . In Deutschland dürften sich die tätsengpässe . Wie erwähnt steigt mittlerweile die Gesamtbeschäftigung auch wieder geringfügig. In Dänemark und im Vereinigten Königreich erwartet man 1985 ein Beschäftigungswachstum von über 1 % . Angesichts der zu verzeichnenden Zunahme des Arbeitsangebots und der hohen Arbeitslosigkeit zu Beginn des Aufschwungs ist der Beschäftigungsanstieg jedoch eindeutig unbefriedigend . Investitionen der Industrie 1985 real um 13 % erhöhen . Von beträchtlicher Bedeutung ist jedoch , daß das Investi­ tionsniveau immer noch niedrig ist . 1985 wurde erst das Investitionsvolumen von 1 980 wieder erreicht . Damit liegt es immernoch rund 14 % unter dem Stand von 1973 . Es bedarf also eines nachhaltigen und substantiellen Anstiegs der Investitionen , wenn die Wachstumsrate des gesamtwirt­ schaftlichen Produktionspotentials steigen soll . Diese Ein­ schätzung wird auch durch die Entwicklung der Kapazitäts­ auslastung bestätigt . Trotz eines nur langsamen gesamtwirt­ schaftlichen Wachstums im letzten Jahr ist die Kapazitäts­ auslastung in der Industrie im Juli 1985 auf 82 % angestie­ Nachdem die Lage in Europa lange Zeit von einer bemer­ kenswerten Unfähigkeit zur Schaffung neuer Arbeitsplätze geprägt war , sind diese Anzeichen in der Tat erfreulich . Allerdings machen sie auch deutlich , daß die Voraussetzun­ gen für ein nachhaltiges , beschäftigungswirksames Wachs­ tum weiter verbessert werden müssen . TABELLE 1 Wichtige Wirtschaftsindikatoren , EG insgesamt ( 2 ), 1961 — 1986 BIP jeweilige Preise BIP BIP real Deflator Privater Verbrauch Deflator Finanzie­ Ein­ kommen je unselb­ ständig Arbeits­ rungs- Leistungs­ bilanz Beschäf­ tigten überschuß Geldmenge oder -defizit des Staates (M 2 / 3 ) H losigkeit ( in % der Erwerbsbe­ tätige völkerung) Verände­ in % des BIP Veränderung in % Erwerbs­ Verände­ rung in % % rung in % 1961—1970 9,0 4,6 4,2 3,7 8,8 0,4 - 0,4 10,2 2,1 0,2 1971—1980 13,4 2,9 10,2 10,1 13,6 - 2,8 14,4 4,2 0,2 1981 10,4 - 0,2 10,6 11 ,7 12,6 - 0,1 - 0,5 - 5,4 10,9 - 1,3 1982 10,7 0,5 10,1 9,8 10,6 - 0,6 - 5,6 10,7 7,6 9,2 1983 8,9 1,0 7,8 7,6 8,7 0,1 - 5,5 9,7 10,3 - 0,5 1984 8,0 2,2 5,7 6,2 6,7 0,1 - 5,4 8,7 10,8 0,2 ( 7,5 ) 2,3 ( 5,0 ) ( 5,2 ) ( 6,7 ) 0,3 - 4,8 7,2 ( 11,5 ) 0,0 Vorliegender Bericht (' ) 7,6 2,3 5,1 5,2 6,3 0,5 - 5,2 8,4 11,2 0,4 1986 ( l ) 6,7 2,5 4,1 3,9 5,4 0,6 - 4,8 6,7 11,1 0,5 - 1,4 1985 Letzter Bericht (') Vorausschätzungen der Kommissionsdienststellen auf der Basis heutiger Politiken , September 1985 . ( 2 ) EG-Durchschnitt berechnet mit aktuellen BIP-Gewichten auf Basis von Kaufkraftparitäten . ( 3 ) Jahresendwert ( jährliche Wachstumsrate ). Anmerkung: Die prozentualen Veränderungen sind als Jahresraten angegeben . TABELLE 2 Weltweite Wareneinfuhr (reale Zunahme in % ) \ 1981 1982 1983 1984 1985 1986 EG - 2,9 2,4 2,3 7,1 5,0 5,3 US 6,6 0,1 11,8 29,9 10,0 6,6 Japan - 2,4 - 0,6 0,3 10,7 3,0 4,7 OPEC 27,4 5,5 - 8,2 - 9,0 - 10,9 - 4,0 Sonstige Entwicklungsländer 3,5 - 5,2 - 1,2 6,0 4,0 4,5 Welt 2,5 - 0,1 2,2 9,3 4,8 4,8 Quelle: Kommissionsdienststellen . Nr . L 377 / 9 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 TABELLE 3 Entwicklung der Nachfragekomponenten , EG insgesamt (reale Zunahme in ° 1982 1983 1984 1985 Privater Verbrauch 0,5 1,1 1,0 1,7 Staatsverbrauch 1,1 1,6 1,2 1,2 - 1,6 0,0 2,3 1,6 Anlageinvestitionen 1986 2,7 1,1 3,7 ll Beitrag zur Veränderung des BIP durch : Inländische Endnachfrage (') ( 2 ) Vorratsveränderung (') Außenbeitrag (' ) 0,2 1,0 1,3 1,6 2,5 0,5 - 0,2 0,5 0,2 0,1 - 0,3 0,1 0,2 0,4 - 0,2 BIP 0,5 1,0 2,2 2,3 2,5 Ausfuhr 1,5 1,9 7,2 6,4 4,6 Einfuhr 2,6 1,5 6,6 5,0 5,3 i 1 ) Veränderung in % des BIP des Vorjahrs . ( 2 ) Ohne Lagerbestandsverwaltungen . Quelle : Kommissionsdienststellen . TABELLE 4 Vorausschätzung des Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts 1985 und 1986 1985 Nominales BIP Reales BIP 1986 BIP Preis­ Deflator Nominales BIP Reales BIP BIP Preis­ Deflator Belgien 6,7 1,9 4,7 6,2 1,7 4,4 Dänemark 6,3 5,4 3,2 4,4 2,3 2,3 3,9 Deutschland 2,1 5,4 3,5 Griechenland 19,3 7,0 8,7 11,0 6,0 4,5 1,9 17,1 16,8 1,0 1,2 5,7 5,8 2,5 6,1 7,5 2,7 1,7 2,1 8,1 9,5 4,2 2,3 6,4 3,0 9,1 3,4 5,5 7,0 1,9 2,3 2,7 1,3 2,0 2,0 2,2 1,9 15,7 3,9 5,0 6,6 5,0 1,0 4,8 7,6 2,3 5,1 6,7 2,5 4,1 Frankreich Irland Italien Luxemburg Niederlande Vereinigtes Königreich Europäische Gemeinschaft Quelle: Kommissionsdienststellen . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 10 31 . 12 . 85 SCHAUBILDER 1 BIS 4 Vergleichende Entwicklung der Volkswirtschaften der EG, der USA und Japans, 1980 — 1985 1 . Bruttoinlandsprodukt ( saisonbereinigt ) 2 . Industrieproduktion Gleitender Dreimonatsdurchschnitt ( saisonbereinigt ) 1975 = 100 1975 = 100 3 . Arbeitslosenquote 4 . Handelsbilanz fob/cif, in Milliarden ECU , gleitender Dreimonatsdurchschnitt (saisonbereinigt ) Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 Nr . L 377 / 11 SCHAUBILDER 5 BIS 8 Vergleichende Entwicklung der Volkswirtschaften der EG , der USA und Japans , 1980 - 1985 5 . Verbraucherpreise 6-Monatsveränderung , saisonbereinigt , Jahresraten 6 . Wechselkurse Index von Sonderziehungsrechten , je Währungseinheit März 1979 = 100 7 . Langfristige Zinssätze 8 . Kurzfristige Zinssätze Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 12 31 . 12 . 85 haben ihre ohnehin schon unterdurchschnittlichen Infla­ Der nun schon zweieinhalb Jahre andauernde wirtschaftliche Aufschwung in Europa dürfte 1 986 bei einem Wachsturn von etwa 2,5 % anhalten . Die privaten Industrieinvestitionen haben sich zwar deutlich belebt, allerdings von einem sehr niedrigen Ausgangsniveau . In jüngster Zeit hat die Beschäf­ tigung zu steigen begonnen . In einigen Ländern stößt die Wirtschaft trotz anhaltender, unannehmbar hoher Arbeits­ losigkeit allmählich an Kapazitätsgrenzen . Dies zeigt, daß eine nachhaltige Zunahme der kapazitätserweiternden Inve­ stitionen notwendig ist. tionsraten auf ein sehr niedriges Niveau reduziert . Im Vereinigten Königreich , in Irland und Italien sanken die Inflationsraten von 1980 bis 1985 um gut 10 Prozentpunkte und in Frankreich um über 6 Punkte . Auch Dänemark hat beachtliche Fortschritte bei der Stabilisierung des Preis­ niveaus erzielt . Griechenland weist in dieser Hinsicht keine Fortschritte auf. Der Leistungsbilanzsaldo der Gemeinschaft ist zwischen 1980 und 1985 von einem hohen Defizit in einen geringen Überschuß umgeschwungen . Zwischen den einzelnen Mit­ gliedsländern bestehen jedoch noch beträchtliche Unter­ schiede . Angesichts des sehr hohen Leistungsbilanzdefizits der Vereinigten Staaten ist die Gemeinschaft in dieser I. 2 . Ungleichgewichte und Konvergenz in der EG-Wirt­ schaft Die wirtschaftliche Situation im Jahr 1985 kann mit der des Jahres 1980 verglichen werden — die dazwischen liegende Zeitspanne umfaßt einen Konjunkturzyklus . 1980 war wie auch 1985 ein Jahr , in dem schon seit etwa zweieinhalb Jahren ein mäßiger Wirtschaftsaufschwung andauerte . Der Kapazitätsauslastungsgrad der Industrie lag in beiden Jahren etwa gleich hoch . In Tabelle 5 werden einige wichtige makroökonomische Kennziffern wiedergegeben . Hinsicht außerdem nach wie vor verwundbar . Am ein­ drucksvollsten waren die Anpassungsleistungen in Belgien und Irland, die ihre Leistungsbilanzposition während dieser fünf Jahre um 5 % bzw . 9 % des BIP verbessern und damit ihr zuvor alarmierend hohes außenwirtschaftliches Defizit beseitigen oder stark vermindern konnten . Auch Frankreich und Italien haben bedeutende Anpassungserfolge bei der Reduzierung ihrer hohen Außendefizite erzielt ,- auch wenn das italienische Defizit in letzter Zeit wieder zunimmt . Auf In den vier größeren Mitgliedstaaten ist die Arbeitslosenquo­ te um 4 bis 6 Prozentpunkte gestiegen . Von den kleineren Ländern hatten Belgien , die Niederlande und Irland eine überdurchschnittlich starke Zunahme der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen . Sofern man hier von einer konvergenten Ent­ der anderen Seite haben sich die Überschüsse in Deutschland wicklung sprechen kann , ist die Ähnlichkeit im Anstieg der EG-Durchschnitt deutlich höher als 1980 ( 5,2 % des BIP und den Niederlanden weiter vergrößert . Trotz energischer Anstrengungen zur Haushaltskonsolidie­ rung sind die staatlichen Haushaltsdefizite 1985 im Arbeitslosigkeit bemerkenswert . Diese Entwicklung bleibt ganz und gar unannehmbar . gegenüber 3,5 % ). Außerdem ist auch hier die Divergenz zwischen den einzelnen Ländern immer noch recht groß . Vier Länder ( Belgien , Griechenland , Irland und Italien ) haben Defizite von etwa 10 % des BIP oder mehr. Belgien und Irland konnten ihr Defizit trotz erheblicher Anstrengungen während der fünfJahre nicht reduzieren , auch wenn in letzter Zeit gewisse Verbesserungen erreicht wurden . In Griechen­ land und Italien haben die Haushaltsdefizite sogar noch zugenommen . Deutschland hat sein Defizit auf 1,2 % des BIP oder weniger reduziert , während Luxemburg einen Obgleich die Beschäftigung im vergangenen Jahr leicht zugenommen hat , ist in keinem Land mit Ausnahme Däne­ marks die Beschäftigung heute höher als zu Beginn des Jahrzehnts . Somit haben praktisch alle Länder der Gemein­ schaft mit vergleichbar ernsten Arbeitsmarktproblemen zu kämpfen . Bei der Preisstabilisierung wurde eine deutliche und erfreuli­ che Konvergenz erreicht . Deutschland und die Niederlande Überschuß ausweist . TABELLE 5 Ungleichgewichts- und Divergenzindikatoren 1980 und 1985 Arbeitslosigkeit BIP-Deflator Leistungsbilanz % °/o % des BIP 1980 1985 1980 1985 1980 9,1 6,7 3,3 3,9 8,2 4,3 17,7 12,2 14,2 20,6 7,8 19,8 4,7 3,9 2,1 17,1 5,7 6,1 8,1 4,2 2,3 5,5 - 4,5 - 3,7 - 1,8 0,3 - 1,4 - 12,0 - 2,5 Vereinigtes Königreich 6,4 8,2 7,1 0,7 6,2 6,0 13,8 9,1 8,4 8,3 10,7 17,1 12,6 1,7 13,2 12,0 - 1,5 1,8 4,5 1,1 - EUR 10 5,8 11,2 12,6 5,1 - 1,3 0,5 - 3,5 Belgien Dänemark Deutschland Griechenland Frankreich Irland Italien Luxemburg Niederlande Quelle: Kommissionsdienststellen . 5,7 1985 Haushaltsdefizit % des BIP - 0,6 3,4 2,1 5,2 0,5 3,3 1,7 1980 - 9,9 3,3 3,1 5,4 0,3 11,8 8,4 0,8 4,0 3,4 Öffentliche Verschuldung % des BIP 1980 1985 - 8,6 2,9 1,2 12,5 3,2 11,5 13,6 2,1 - 5,9 - 3,3 76,1 33,5 32,6 27,7 25,0 85,9 93,9 13,6 45,9 59,7 116,0 68,6 42,6 54,5 35,9 124,3 120,4 15,6 72,3 59,7 - 5,2 50,5 64,3 1985 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 13 Frankreich , das Vereinigte Königreich und Dänemark neh­ men gegenwärtig eine Mittelstellung mit Defiziten von etwas Wirtschaft auf etwaige internationale Störungen reagiert . In der Tat hat die Weltwirtschaft im letzten Jahrzehnt eine mehr als 3 % des BIP ein . Reihe massiver Schocks erlebt: Ölpreissteigerungen, starke Von 1980 bis 1985 ist die öffentliche Verschuldung prak­ tisch in allen Ländern deutlich gewachsen . Das Niveau ist jedoch sehr unterschiedlich . Brutto gesehen ist die öffentliche Verschuldung in Deutschland , Frankreich und dem Verei­ nigten Königreich relativ niedrig (40 % , 30 % bzw . 60 % des BIP ). In Belgien , Irland und Italien ist sie dagegen weit Wechselkurs- und Zinsausschläge , Schuldenkrisen . In den nächsten Jahren dürften die potentiellen externen Störquel­ len hauptsächlich in der Art und Weise zu suchen sein , wie das amerikanische außenwirtschaftliche Defizit und das damit zusammenhängende Haushaltsdefizit sowie die Wech­ selkursungleichgewichte korrigiert werden , sowie in einem Wiederaufleben der Schuldenkrise . Ein deutlicher Rückgang höher (weit über 100 % des BIP). Die Zinslasten in diesen der Ölpreise würde positive und negative Auswirkungen Ländern erreichen nunmehr 20 bis 25 % der gesamten laufenden Staatsausgaben , was etwa 10 % des BIP ent­ spricht . Einige ungefähre Größenordnungen der möglichen Auswir­ haben . kungen solcher externer Einflüsse sind in T abelle 6 wieder­ Praktisch keinem Land ist es gelungen, einen sehr hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern. Sie ist das ernsteste Ungleichgewicht der europäischen Volkswirtschaf­ ten geworden. Die übrigen Ungleichgewichte stellen sich wie folgt dar: — Deutschland hat im großen und ganzen eine befriedigen­ de Position erreicht, jedoch steigen die Leistungsbilanz­ überschüsse zunehmend; — Frankreich und dem Vereinigten Königreich ist es gelun­ gen, der Lösung dieser Ungleichgewichte näher zu kom­ men; — Italien hat in bezug auf Inflationsabbau und Zahlungsbi­ lanzgißichgewicht beträchtliche Fortschritte gemacht, sieht sich bei den öffentlichen Finanzen immer noch vor gegeben . Es sollte gleichwohl hervorgehoben werden , daß man grundsätzlich über eine breite Palette unterschiedlicher Schätzungen diskutieren könnte , je nachdem , welche Annah­ men über die jeweiligen Umstände und welche Reaktionen sowohl der privaten Märkte als auch der Wirtschaftspolitik zugrundegelegt werden . Das allgemeine Bild , das sich dabei für das gesamtwirtschaft­ liche Produktionsniveau in der EG ergibt, läßt erkennen , daß die berücksichtigten potentiellen Störfaktoren sowohl mit negativen als auch mit positiven Risiken verbunden sind; allerdings überwiegen offenbar die negativen Risiken . Die Inflationsrate würde sich jedoch deutlich vermindern . Es ist kein Einflußfaktor zu erkennen , der den Preisanstieg signifi­ kant verstärken könnte . einem ernsten Problem; — in den anderen Ländern ist die Lage recht uneinheitlich, mit Erfolgen in bestimmten Bereichen und Problemen in anderen . Am umfassendsten konnte Dänemark seine Lage verbessern . Griechenland hat in den meisten Berei­ chen mit ernsten Problemen zu kämpfen . Die Einschätzungen der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage der Vereinigten Staaten und die mittelfristig zu erwartenden Entwicklungen sind sehr unterschiedlich . Die Unsicherheit über das künftige US-Wachstum , das amerikanische Haus­ halts- und Außenwirtschaftsdefizit sowie der Zins- und Dollarkursentwicklung ist zugegebenermaßen groß . Da gesi­ cherte Informationen fehlen , kann man nur von stilisierten Annahmen ausgehen . So würden beispielsweise eine als substantiell zu bezeichnende Verringerung des Haushaltsde­ I. 3 . Einige Risikofaktoren der mittelfristigen Wirtschafts­ entwicklung fizits oder ein kräftiger Rückgang des Devisenkurses ( um die in der Tabelle 6 angegebenen Größenordnungen ) die gesamt­ wirtschaftliche Produktion in der EG innerhalb von drei Jahren kumulativ um 0,75 bis 1,25 Prozentpunkte verrin­ Unter der Annahme , daß von der übrigen Welt kein desta­ bilisierender Einfluß auf die europäische Wirtschaft ausge­ hen wird und daß die Wirtschaftspolitik und das wirtschaft­ liche Verhalten in der Gemeinschaft im großen und ganzen unverändert bleiben , erwartet die Kommission auf mittlere Sicht im EG-Durchschnitt bis zum Ende dieses Jahrzehnts eine recht stetige Wachstumrate des Sozialprodukts von etwa 2,5 % pro Jahr. Die Inflationsrate könnte sich bei durch­ schnittlich etwa 4 % stabilisieren , so daß das nominale BIP um knapp 7 % pro Jahr wachsen würde . Die Arbeitslosigkeit würde nicht deutlich zurückgehen . Das zentrale Beschäfti­ gungsproblem in der europäischen Wirtschaft bliebe also ungelöst . Es besteht kaum Hoffnung , daß es bis zum Ende des Jahrzehnts gemildert werden kann . Die Annahme einer stabilen Entwicklung der Weltwirtschaft könnte sich jedoch als falsch herausstellen . Bevor auf die EG-internen Ziele und Politiken eingegangen wird , muß daher untersucht werden , wie empfindlich die europäische gern . Für sich genommen würde daher jeder dieser Faktoren einen geringen , jedoch keineswegs unbedeutenden Rückschlag für den Aufschwung in Europa bedeuten . Zusammengenommen wären die Auswirkungen allerdings beträchtlich . Bei diesen Schätzungen wurde bereits eine gewisse Abkoppe­ lung der europäischen Zinsen von denen der Vereinigten Staaten ( im Sinne relativ niedrigerer Zinsen in Europa ) berücksichtigt . Die Größenordnung dieses Spielraums läßt sich schwer beurteilen . Nimmt man jedoch an , daß die europäischen Zinsen um zusätzliche 2 Prozentpunkte gesenkt werden könnten , beispielsweise als Reaktion auf eine sehr starke Abwertung des Dollars, könnte es zu einer ausgleichenden Belebung der Wirtschaftstätigkeit in Europa um kumuliert etwa zweidrittel Prozentpunkte innerhalb von drei Jahren kommen . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 14 TABELLE 6 Auswirkungen von Veränderungen der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf die Wirtschaft (in Prozent ' Auswirkungen auf die EG , kumulatives Gesamtergebnis nach drei Jahren auf das Niveau der Produktion der Preise des nominalen BIP US-Haushaltsrestriktionen von 1 % des BIP jährlich , kumulati­ ves Ergebnis nach drei Jahren - 3/4 - '/2 - 1V4 Dollarabwertung um 20 % ( 1 ) - iv4 -2 V2 - 3 3/4 US-Haushaltsrestriktionen und Devisenkursrückgang zusam­ -2 men -3 - 5 Monetäre Bedingungen , die ei­ nen Rückgang der europäischen Realzinsen um 2 % erlauben + 2/3 Olpreis-Rückgang von 20 % be­ züglich des Niveaus von 1985 + 2/ 3 + 2/3 -1 - V3 31 . 12 . 85 würden allerdings Einkommenseinbußen erleiden . West­ europa fördert einen wesentlichen Teil eines Ol- und Gasbe­ darfs selbst ( gemessen an der Förderung des Vereinigten Königreichs, der Niederlande und Norwegens im Verhältnis zu der Nachfrage von EG und European Free Trade Association ( EFTA )). Die Ausfuhren in die Länder der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) würden sich abschwächen . Die inflationsdämpfenden Auswirkungen eines substantiel­ len Rückgangs des Dollarkurses wären beträchtlich (Vermin­ derung des EG-Preisniveaus nach drei Jahren um 2,5 % bei einem Kursrückgang gegenüber der ECU um 20 % ). Auch der 20% ige Ölpreisrückgang hätte beträchtliche, wenn auch geringere preissenkende Auswirkungen . Eine der wichtigsten Fragen , die sich aus diesen Szenarien ergeben , betrifft die Beurteilung der möglichen Reaktionen auf eine gleichzeitige Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit und des Preisauftriebs in der EG . In einigen der erörterten Fälle würde sich die nominale Gesamtnachfrage erheblich verringern . Dann müßten ausgleichende wirtschaftspoliti­ sche Maßnahmen in Betracht gezogen werden , vor allem in Ländern , die beim Abbau der Inflation bereits weit fortge­ schritten sind ( vgl . die entsprechenden wirtschaftspolitischen ^ ! ) Gegenüber ECU und Yen . Abschnitte in diesem Bericht ). Quelle: Schätzungen der Kommissionsdienststellen . Ein wesentlicher Rückgang ( 20 % ) des Ölpreises würde sich Potentielle Störungen in der Weltwirtschaft in der überschau­ baren Zukunft (Anpassungen in den USA, möglicher Ölpreisrückgang) lassen einen weiteren Rückgang der Infla­ günstig auf die konjunturelle Wirtschaftstätigkeit in der EG auswirken (die fiskalischen Aspekte einer derartigen Ent­ wicklung werden in dem Abschnitt III . 1.2 behandelt ). Der entsprechende kumulative Effekt wird nach drei Jahren auf zweidrittel Prozent des BIP geschätzt , doch ist die Unsicher­ heitsmarge hierbei groß . Das Realeinkommen der Unterneh­ men und privaten Haushalte würde von besseren Terms of tion in der EG als möglich erscheinen. Für das Niveau der gesamtwirtschaftlichen Produktion bestehen verschiedene Risiken, in Form negativer und positiver Einflüsse, die von der übrigen Welt ausgehen könnten; die Gefahr negativer Einflüsse scheint zu überwiegen. Falls von den außenwirt­ schaftlichen Gegebenheiten gleichzeitig preissenkende und real kontraktive Einflüsse auf die EG ausgehen sollten, Trade profitieren, wodurch die Investitionen und der private würde sich die Frage stellen, ob die nominale Nachfrage Verbrauch angeregt würden . Die Öl- und Gaserzeuger angemessen ist. II . EINE KOOPERATIVE STRATEGIE FÜR EIN BESCHAFTIGUNGSWIRKSAMERES WACHSTUM II . 1 . Hintergrund und Größenordnungen Hauptthema dieses Berichtes ist die Notwendigkeit , das Wirtschaftswachstum nicht nur zu beleben , sondern gleich­ zeitig so auszurichten , daß es allmählich neue Arbeitsplätze in beträchtlicher Zahl entstehen läßt und uns damit der Lösung des Problems der Arbeislosigkeit einen Schritt näher­ bringt ( 1 ). Zunächst sollen daher die mittelfristigen Aussich­ ten für Europa unter der Annahme , daß es zu keinen erheblichen Änderungen des internationalen Umfelds , der derzeitigen Politik und Verhaltensweisen kommt , skizziert werden . Untersucht werden soll damit , wie sich gesamtwirt­ schaftliche Produktion , Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in Europa entwickeln könnten , falls auf makroökonomi­ scher Ebene die jüngsten Entwicklungen anhalten . Derartige Projektionen sind zwar schwer zu erstellen , andererseits (') Abgesehen von dem im März 1984 verabschiedeten „Plan für den wirtschaftlichen Wiederaufschwung Europas" hat das Europäi­ sche Parlament wiederholt beschäftigungswirksame Investi­ tionsanstrengungen befürwortet ( siehe Resolution vom 16 . April 1985 , Absatz 4 , ABl . Nr . C 122 vom 20 . 5 . 1985 , S. 57 ). jedoch ein notwendiges Hilfsmittel zur Beurteilung der Wirtschaftspolitik . Unter Beachtung des begrenzten Informationsgehalts von Szenarien , die auf Modellrechnungen aufbauen , sind die derzeitigen Politiken und wirtschaftlichen Tendenzen in der ersten Spalte von Tabelle 7 in Form einer „Basishypothese " charakterisiert . In diesem rein illustrativen Ausgangsfall würde sich das Wachstum des BIP in der EG insgesamt bis zum Ende dieses Jahrzehnts bei etwa 2,5 % stabilisieren . Die Inflation würde weiter bis auf eine Rate von etwas über 4 % zurückgehen , so daß das Wachstum des nominalen BIP zwischen 6,5 und 7 % im Jahr ausmachen würde . Die Haushaltsdefizite würden weiter reduziert und die Geldmen­ ge in der Nähe ihrer derzeitigen Zuwachsrate bleiben . Die Arbeitsproduktivität könnte mit etwas über 2 % im Jahr ungefähr im gleichen Maße zunehmen wie im letzten Jahr­ zehnt . Die Reallöhne würden sjch um etwas weniger als 2 % erhöhen , so daß eine bescheidene Verbesserung des Einkom­ mens aus Unternehmertätigkeit und Vermögen als Anteil am Volkseinkommen möglich würde . Die Investitionen nähmen rascher zu als das BIP — etwa um 5 % jährlich — , was eine 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften gewisse Reaktion auf die Verlangsamung der technologi­ schen Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit und auf den Umstrukturierungsbedarf in der Wirtschaft wäre . Unter diesen Umständen würde sich die Rentabilität des Anlagekapitals nicht sehr wesentlich erhöhen . Namentlich die Arbeitskosten im Verhältnis zum Ertrag des Realkapitals würden sich nicht erheblich verändern . Die Beschäftigung würde zwar stärker zunehmen als in der jüngsten Vergan­ genheit , in der die Zahl der Arbeitsplätze stagnierte oder sank , der Anstieg bliebe aber in bescheidenen Grenzen und würde möglicherweise noch nicht einmal 0,5 % pro Jahr ausmachen . In diesem Fall würde die Arbeitslosigkeit nur sehr geringfügig, etwa auf 10,5 % bis 1990 , sinken . Die Ergebnisse dieser Basisprojektion sind zwar enttäu­ schend , sie sind jedoch keineswegs wirklichkeitsfremd , wenn man bedenkt , daß es in Europa heute immer noch nicht sicher ist , ob sich die Arbeitslosigkeit bei einer gesamtwirt­ schaftlichen Wachstumsrate von etwa 2,5 % schon stabili­ siert hat . Die Basisprojektion macht jedenfalls deutlich , daß Nr. L 377 / 15 höchstwahrscheinlich wirtschaftspolitische Kurskorrekturen eingeführt und beibehalten werden und ein Wandel der Verhaltensweisen eintreten müssen , wenn der Wachstums­ pfad von Produktion und Beschäftigung deutlich verbessert werden soll . Da sich die Haushaltslage in der Basisprojektion verbessert , könnte es naheliegen , die Finanzpolitik wieder erheblich expanisiver zu gestalten . Die Kommission und der Rat sind zwar nicht dieser Auffassung, doch dürfte es von Nutzen sein aufzuzeigen , was eine derartige Politik mittelfristig bedeuten würde . Die zweite Spalte von Tabelle 7 veranschaulicht die wirt­ schaftlichen Auswirkungen einer „ expansiven Fiskalpolitik " , bei der das Ziel in einer signifikanten Reduktion der Arbeitslosigkeit auf 8,5 % bis 1990 besteht . In diesem einfachen Fall soll dies mit Hilfe einer budgetären Expansion ohne Beachtung sonstiger Nebenbedingungen und bei einem internationalen Umfeld wie in der Basisprojektion erreicht werden . TABELLE 7 Illustrative Größenordnungen eines Basisszenarios und alternativer wirtschaftspolitischer Szenarien, EG insgesamt , 1986— 1990 (jährliche durchschnittliche Wachtumsraten) Basisszenario BIP , reales Wachstum BIP-Deflator BIP , nominal Investitionen Beschäftigung Arbeitslosenquote ( 1 ) Arbeitsproduktivität Reale Lohnkosten Gewinnanteil am Volkseinkommen Haushaltssaldo ( 2 ) Zinssatz ( 3 ) Expansive Fiskalpolitik 2,5 4,2 6,7 5,0 0,4 10,4 2,2 1,7 3,4 5,4 8,8 1,1 - 3,8 - 0,8 10,9 5,1 0,8 8,5 2,6 2,5 - 7,1 12,5 Kooperatives Wachstums­ szenario 3,5 3,7 7,2 6,6 1,1 7,0 2,4 1,0 3,8 - 4,0 8,3 (EG-Szenario ohne internationale Kooperation) ( 3,2 ) (4,0 ) ( 7,2 ) ( 5,9 ) ( 1,0 ) ( 7,4 ) ( 2,2 ) ( 1,0 ) ( 3,3 ) ( - 4,4 ) ( 9,4 ) (') In % der Erwerbspersonen am Ende des Zeitraums . ( 2 ) In % des BIP am Ende des Zeitraums . ( 3 ) Langfristiger Zinssatz am Ende des Zeitraums . Quelle: Schätzungen der Kommissionsdienststellen . Anmerkungen — Das „Basisszenario" geht von der derzeitigen Haushalts- und Geldpolitik in der Gemeinschaft , keinen budgetären Anpassungen in den Vereinigten Staaten und einer normalen Entwicklung des Welthandels aus . — Bei dem Szenario „expansive Fiskalpolitik" wird das Haushaltsdefizit in der EG in dem Maße vergrößert , das notwendig ist, um bis 1990 eine Arbeitslosenquote von 8,5% zu erreichen . Die übrigen Variablen reagieren endogen ; das internationale Umfeld bleibt im Vergleich zum Basisszenario unverändert . — Das „kooperative Wachstumsszenario" schließt für die Gemeinschaft einen mäßigen Anstieg der Reallöhne ein , bis sich ein signifikanter Rückgang der Arbeitslosigkeit ( 1988—1989) ergeben hat. Die Reallohnentwicklung nähert sich dann stufenweise der Produktivitätsentwicklung pro Beschäftigten an . Haushalts- und Geldpolitik halten das nominale BIP in der Nähe des Basisszenarios . Außerhalb der EG reduzieren die USA ihr Haushaltsdefizit , was durch expansive Maßnahmen in Japan und einigen anderen Ländern ausgeglichen wird . Der Dollar schwächt sich gegenüber der ECU und noch deutlicher gegenüber dem Yen ab . Dieses Szenario ist in Abschnitt II . 5 beschrieben . — Das „EG-Szenario ohne internationale Kooperation" geht von gleichen Annahmen bezüglich der wirtschaftspolitischen Maßnahmen in der Gemeinschaft wie im „kooperativen Wachstumsszenario" aus . "Das internationale Umfeld bleibt demgegenüber im Vergleich zum Basisszenario unverändert. Nr . L 377 / 16 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Die Berechnungen zeigen , daß die europäische Wirtschaft das Beschäftigungsziel ( 8,5 % Arbeitslosigkeit ) nur um den Preis eines immer schneller wachsenden Haushaltsdefizits erreichen würde , das sich für die- EG insgesamt von 4,8 % des BIP im Jahre 1985 auf 7,1 % im Jahre 1990 erhöhen würde . Zwar erhöht sich das Wachstum , doch würde sich auch die Inflation von 4,5 % im Jahre 1985 auf 7,1 % im Jahre 1990 beschleunigen . Daher endet der Zeitraum mit einer Kombination aus zunehmender Inflation und wachsen­ der öffentlicher Schuldenlast bei einer eher mäßigen Verrin­ gerung der Arbeitslosigkeit . Die Schwungkraft , die die zunehmende Inflation und die wachsende öffentliche Schul­ denlast am Ende des Zeitraums erreichen , läßt weitere schädliche Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Grö­ ßen erwarten . Mit anderen Worten , diese Politik wäre nicht länger durchzuhalten und müßte in ihr Gegenteil verkehrt werden . Eine flankierende Stabilisierungspolitik würde sich als unvermeidlich erweisen und die Arbeitslosenquote erneut ansteigen lassen . 31 . 12 . 85 Nach den Krisenjahren 1974— 1975 und dem Aufschwung von 1976 ( dieser Zeitraum wurde wegen der großen Insta­ bilität für die Schätzergebnisse aus der Betrachtung ausge­ schlossen ) ergab sich von 1977 bis 1985 eine neue Beziehung (Gerade 62). Dies zeigt die Verschiebung der Kurve nach links : Ein gegebenes Wirtschaftswachstum ging mit einer höheren Zunahme der Beschäftigung einher. Da jedoch das Wirtschaftswachstum in diesem Zeitraum gering war — die durchschnittliche Wachstumsrate betrug 1,8 % — , stagnier­ te die Beschäftigung . Der Anstieg der Erwerbsbevölkerung schlug sich unter diesen Bedingungen in höherer Arbeitslo­ sigkeit nieder. Sollte sich die neu herausgebildete Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum und Beschäftigung als stabil erweisen , so würden jährliche gesamtwirtschaftliche Wachs­ tumsraten von 3,5 % bis 4,5 % ausreichen , um den für eine Senkung der Arbeitslosigkeit erforderlichen Anstieg der Beschäftigung zu erreichen . Schaubild 9 zeigt auch die Beziehung zwischen Beschäftigung und Wachstum , wie sie sich aus den drei Szenarien der Diese beiden Szenarien können als nützliche Bezugsgrundla­ gen für die Entwicklung einer praktikablen Strategie verstan­ den werden . Weder ein Andauern der derzeitigen Situation noch eine isolierte expansive Nachfragepolitik enthalten die notwendigen Bestandteile , mit denen die gewünschte Verbesserung der Wirtschaftsentwicklung erreicht werden könnte . Mittelfristige Simulationen bestätigen, daß weder ein Szena­ rium auf der Basis unveränderter Politiken und Verhaltens­ weisen noch eine isolierte expansive Fiskalpolitik das Pro­ duktionswachstum nachhaltig beschleunigen und dauerhaft Arbeitsplätze schaffen . Sie erhärten die Ergebnisse anderer Analysen, die zeigen, daß weder eine spontane Entwicklung noch eine budgetäre Expansionspolitik das Problem lösen würde . II . 2 . Notwendigkeit eines beschäftigungswirksameren Wachstums Tabelle 7 ergibt . So liegen die jahresdurchschnittlichen Wachstumsraten von Bruttoinlandsprodukt und Beschäfti­ gung des Basisszenariums von 1986 bis 1990 praktisch auf der Geraden R2 . Das heißt , daß bei unveränderten Politiken und Verhaltensweisen die Konstellation „geringes Wirt­ schaftswachstum — bescheidene Beschäftigungszunahme" ( Punkt D ) gut mit dem Verhältnis übereinstimmen würde , das in den letzten Jahren zu verzeichnen war. Das Szenarium mit isolierter fiskalpolitischer Expansion zeigt demgegen­ über ein stärkeres Wirtschaftswachstum ; die Beschäftigung würde ungefähr entsprechend der Beziehung R2 steigen ( Punkt E ). Der dem kooperativen Wachstumsszenarium entsprechende Punkt (F) liegt schließlich über dem gegenwär­ tigen Verhältnis : Das Wachstum wäre nicht nur deutlich höher , es wäre auch beschäftigungswirksamer . Dieser dritte Fall wird in Abschnitt II . 5 im einzelnen dargestellt . Mehrere Faktoren können dazu' beitragen , daß das Wachs­ tum beschäftigungswirksamer wird : 1 . Ein langsamer Anstieg der realen Lohnkosten je Beschäf­ tigten in Verbindung mit einem angemessenen Wachs­ tum der Nachfrage ; Wie die gegenwärtigen Entwicklungstendenzen des Bevöke­ rungsaufbaus und des Erwerbsverhaltens zeigen , müßte die Beschäftigung jährlich um 1 bis 1,5 % steigen , wollte man die Arbeitslosenquote von ihrer jetzigen Höhe (etwa 11 % ) bis zum Jahre 1990 auf rund 7 % absenken . 2 . fortgesetzte Bemühungen , die Anpassungsfähigkeit auf allen Märkten ( Arbeit , Güter , Dienstleistungen , Kapital ) Schaubild 9 veranschaulicht die Beziehung zwischen den Wachstumsraten von Beschäftigung und gesamtwirtschaft­ 3 . auf dem Arbeitsmarkt : Kostenniveauneutrale Neugestal­ tung und Verkürzung der Arbeitszeit ; licher Produktion in der Gemeinschaft und in den USA . zu verbessern ; 4 . Lohnunterschiede , die stärker dem Bedarf an Arbeits­ Das Verhältnis beider Größen , das in der Gemeinschaft zwischen 1961 und 1973 beobachtet werden konnte ( Gerade Rl ), zeigt , daß trotz kräftigen Wirtschaftswachstums ( jah­ kräften in den jeweiligen Branchen , Regionen und Qualifikationen entsprechen . resdurchschnittlich 4,6 % ) die Beschäftigung nur geringfügig zugenommen hat ( im Jahresdurchschnitt um 0,2 % ). Wäre die damals bestehende Beziehung auch heute noch gültig , so wäre eine durchschnittliche Wachstumsrate des Sozialpro­ dukts von mehr als 6 % erforderlich , um die angestrebte Zunahme der Beschäftigung zu erreichen . Wachstumsraten dieser Größenordnung dürften derzeit nicht erreichbar sein . Ein von diesen Grundsätzen geleiteter Anpassungsprozeß kann sowohl ein beschäftigungswirksameres Wachstum ermöglichen , als auch für die Zukunft die Grundlagen für eine befriedigendere wirtschaftliche Dynamik legen , indem Freilich war das in dem Schaubild zum Ausdruck kommende Ein weiteres wesentliches Element — das sei an dieser Stelle kapitalintensive Wachstum der sechziger Jahre mit dem langsamen Anstieg der Erwerbsbevölkerung jener Jahre gut vereinbar , ermöglichte es doch , die Arbeitslosenquote sehr niedrig zu halten (2 bis 2,5 % ). ebenfalls betont — stellt eine kräftigere und dauerhafte er die Rentabilität der Produktion von Gütern und Dienst­ leistungen wiederherstellt . Zunahme der Investitionen dar . Es wurde bereits darauf hingewiesen , daß die Wirtschaft trotz bescheidenen Wachs­ tums bereits wieder an Kapazitätsengpässe zu stoßen 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 17 beginnt . Abgesehen vom unzureichenden Niveau der Investi­ tionstätigkeit ( die Investitionsquote ist zwischen 1970 und 1985 um fünf Prozentpunkte gesunken ), dürfte nach den beiden Energiepreisschocks auch der existierende Kapital­ stock zum Teil veraltet und ineffizient sein . Soll der Anpas­ sungsprozeß neue Arbeitsplätze schaffen , muß er von Bedin­ gungen ausgehen , die zusätzliche Investitionen begünsti­ erforderlichen Investitionen und sonstigen Ausgaben um so eher tätigen , je eher sie mit wachsenden und rentablen gen . bereit , wenn Umternehmen und Gewerkschaften zusammen­ Schließlich ist es mindestens ebenso wichtig, einen sozialen Rahmen zu schaffen und zu bewahren , in dem die als notwendig erachteten Veränderungen akzeptiert und geför­ dert werden . Dazu müssen Unternehmen , Regierungen , Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften wesentliche Beiträge leisten . Die Unternehmen müssen die notwendigen arbeits­ platzschaffenden Investitionen vornehmen . Sie werden die Märkten rechnen können . Die Gewerkschaften werden insgesamt einen mäßigen Anstieg der Reallöhne um so eher akzeptieren , wenn sie davon ausgehen können , daß diese Zurückhaltung mehr Wachstum und Beschäftigung gewähr­ leistet . Die Regierungen sind umso eher zu Steuerkürzungen arbeiten , um die volkswirtschaftliche Produktionskapazität und damit auch die Steuerbasis zu verbessern . Diese Fragen werden in den Abschnitten II . 3 und II . 4 dieses Berichtes näher untersucht . Anschließend werden in Abschnitt II . 5 Vorschläge unterbreitet , wie die beschriebe­ nen Probleme mit einem umfassenden Ansatz bewältigt werden können . SCHAUBILD 9 Relationen zwischen Wachstum und Beschäftigung (') l 1 ) Die Geraden R 1 , R 2 und R 3 fassen die beobachteten Beziehungen von Wachstum des BIP und der Gesamtbeschäftigung zusammen . Ihre Längen wurden auf die extremen Beobachtungen begrenzt ; nur R 2 wurde als gestrichelte Linie verlängert , damit besser zum Ausdruck kommt , wie sich die Relation zwischen Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in Europa darstellte , falls die Relation R 2 stabil bliebe . Die Angaben für die Punkte D , E und F sind aus Tabelle 7 übernommen . A = Durchschnitt 1961 - 1973 : + 4,6 % BIP ; + 0,2% Beschäftigung; B = Durchschnitt 1977 - 1985 : + 1,8 % BIP ; - 0,03 % Beschäftigung ; C = Durchschnitt 1966 - 1958 : + 2,9 % BIP ; + 1,9 % Beschäftigung ; D = Basisszenario : + 2,5 % BIP ; + 0,4 % Beschäftigung ; E = Fiskalpolitisches Expansionsszenario : + 3,4 % BIP ; + 0,8 % Beschäftigung ; F = Kooperatives Wachstumsszenario : + 3,5 % BIP ; + 1,1 % Beschäftigung . Die offensichtlich günstige Position der Linie R 3 für die Vereinigten Staaten ist von demographischen Faktoren beeinflußt . Die Erwerbsbevölkerung hat dort jährlich um mehr als 2 % zugenommen . In den Jahren von 1960 bis 1970 war die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten jeweils höher als in Europa . Erst seit 1980 ist die Arbeitslosigkeit in Europa höher . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 18 31 . 12 . 85 Seit 25 Jahren ist die Bilanz der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Gemeinschaft durchweg unbefriedigend. Das kapital­ intensive Wachstum der sechziger Jahre war jedoch in jener Periode durchaus angemessen, die die geringe Beschäfti­ gungszunahme mit einem schwachen Anstieg der Erwerbs­ bevölkerung einherging. Die Arbeitslosigkeit blieb deshalb niedrig. Die Verhältnisse haben sich jedoch geändert, und angesichts der bescheidenen Wachstumsaussichten muß der Trend der Arbeitslosigkeit dringend umgekehrt werden . Es geht darum, ein höheres und zugleich beschäftigungswirksa­ meres wirtschaftliches Wachstum zu erzielen . Die wichtig­ sten wirtschaftspolitischen Maßnahmen , die ergriffen wer­ sind zwar schwierig zu gewinnen ; statistische Schätzungen den müssen, um dieses Ziel zu erreichen, sind klar erkannt den Trend der Kapitalproduktivität ( Output je Einheit des Kapitalstocks ) zu entnehmen . Sie hat in den Vereinigten Staaten während der sechziger Jahre mäßig zugenommen und danach abgenommen . In Europa ist die Kapitalproduk­ tivität während der gesamten Periode 1960— 1985 deutlich zurückgegangen . Mit anderen Worten , die Kapitalintensität ( d.h . der je Beschäftigten aufgewandte Kapitalbetrag) hat in Europa parallel zu dem Trend der Arbeitsproduktivität stark zugenommen , während in den USA beide Größen weniger stark gewachsen sind . Somit ist ein Vergleich des Anstiegs der Arbeitskosten mit dem der Arbeitsproduktivität irreführend , worden. Im wesentlichen verbinden sie einen mäßigen Lohnanstieg mit einer angemessenen Stützung der Nachfrage und müssen von einer größeren Anpassungsfähigkeit auf allen Märkten begleitet sein . Die der kooperativen Verwirk­ lichung dieser Politik dienenden Bedingungen müssen jetzt näher betrachtet werden . II . 3 . Arbeit, Kapital und Technologie für die Industrie und das Verarbeitende Gewerbe sowie Ergebnisse von Unternehmensfragen bestätigen jedoch diese Vermutung . Sie wird auch durch einen Vergleich mit den Vereinigten Staaten , wo Arbeit und Kapital ausgewogener eingesetzt werden als in Europa , gestützt . Konventionelle Produktivitätsanalysen erscheinen großen­ teils von Europa aus gesehen auf trügerische Weise als beruhigend . Wie Schaubild 10 zeigt , hat sich die Arbeitspro­ duktivität in Europa weit stärker erhöht als in den Vereinig­ ten Staaten . Dem Schaubild sind auch Informationen über Vieles spricht dafür , daß die Kombination von Kapital und weil die gestiegene Arbeitsproduktivität großenteils aus dem Arbeit im europäischen Produktionsprozeß zum Nachteil des Arbeitseinsatzes verzerrt ist . Daß die Beschäftigung sta­ gniert , läßt sich nicht bestreiten . Es gibt auch mehr und mehr Anzeichen dafür , daß Kapital in zunehmendem Maße zur Einsparung von Arbeitskräften und nicht primär zur Kapa­ zitätserweiterung eingesetzt wird . Exakte Informationen wachsenden Gewicht arbeitssparender Rationalisierungsin­ vestitionen resultiert . Wenn höheres Produktivitätswachs­ tum aus abnehmender Beschäftigung herrührt oder die Beschäftigung langsamer wächst als die Erwerbsbevölke­ rung , erntet die Erwerbsbevölkerung als Ganzes nicht die Früchte dieser scheinbaren Produktivitätsgewinne. SCHAUBILD 10 Produktivität von Kapital und Arbeit sowie Kapitalintensität in den vier großen Mitgliedsländern und den Vereinigten Staaten , 1960-1985 Index 1 960 = 100 Arbeitsproduktivität : Output je Arbeitseinheit ; Kapitalproduktivität : Output je Einheit des Kapitalstocks ; Kapitalintensität : Kapitalstock je Arbeitseinheit . Quelle: Kommissionsdienststellen . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Ein erhöhter Kapitaleinsatz je Beschäftigten gilt natürlich als erstrebenswert , und die Erfahrungen der sechziger Jahre zeigen , daß die zunehmende Ausstattung der Arbeitsplätze mit Sachkapital zu einem recht befriedigenden Wachstum des Sozialprodukts und der Produktion je Beschäftigten geführt hat . Es stellt sich deshalb die Frage , weshalb die Kapitalak­ kumulation in Europa besonders nach 1970 nicht zu mehr Beschäftigung geführt hat . Zweifellos hat die Energiever­ teuerung den Nettowert des vorhandenen Kapitalstocks vermindert . Eine restriktive Politik zur Inflationsbekämp­ fung hatte darüber hinaus eine Unterauslastung von Kapa­ zitäten zur Folge . Längerfristig gesehen liegt ein weiterer wichtiger Grund darin , daß sich gleichzeitig mit diesen Tendenzen die Renta­ bilität des investierten Kapitals nachhaltig verschlechtert hat und daß es im Zusammenhang damit zu einer ausgeprägten Erhöhung der realen Vergütung für den Faktor Arbeit im Verhältnis zum Kapital gekommen ist ( siehe Schaubild 11 ). Es gibt noch drei weitere Faktoren , die zu einer Erklärung beitragen können . Erstens handelt es sich um Arbeitsmarkt­ rigiditäten , die ein angemessenes Funktionieren des Arbeits­ marktes angesichts steigender Arbeitskosten möglicherweise behindert haben . Zweitens wurde durch wirtschaftspoliti­ sche Maßnahmen die Arbeit bewußt stärker besteuert , vor allem über die Beiträge zur Sozialversicherung . So sind die Lohnnebenkosten in der Gemeinschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten um etwa einen halben Prozentpunkt pro Jahr gestiegen . Drittens haben die notwendige Eindämmung der Inflation und die notwendige nicht-monetäre Finanzie­ rung der Haushaltsdefizite zu hohen Realzinsen in der Gemeinschaft geführt . Zusammen haben diese Faktoren bewirkt , daß sich die Rentabilität der Investitionen stetig verschlechtert hat . Wie die Schaubilder 11 und 12 zeigen , besteht eine enge Beziehung zwischen der Rentabilität und der Zunahme des Kapitalstocks . Die relativ höheren realen Kosten der Beschäftigung und die geringere Rentabilität des Sachkapitals haben arbeitsplatz­ schaffende oder kapazitätserweiternde Investitionen im Ver­ hältnis zu den kapitalintensiveren Produktionsverfahren immer weniger attraktiv gemacht . Insgesamt deuten die rückläufige Kapitalproduktivität und die sinkenden Erträge in Europa auf einen ausgeprägten Rückgang der Effizienz der europäischen Investitionen hin , der möglicherweise noch Nr . L 377 / 19 lange andauern wird . Die Folgerung daraus lautet , daß die neuen Investitionen die Produktionskapazitäten nicht in dem erforderlichen Maße erweitert haben . Insgesamt haben in Europa arbeitsparende Investitionen ein übermäßig großes Gewicht gehabt ; wegen schwacher Renta­ bilität sieht sich die Wirtschaft andererseits unzureichenden Erweiterungsinvestitionen gegenüber . Angesichts der gerin­ gen Effizienz ist das Gefälle zwischen dem Grenzenrag des Kapitals und dem Realzins zu groß . Seit den frühen achtziger Jahren haben sich diese Tendenzen etwas geändert . Das trendmäßige Wachstum der realen Lohnkosten hat sich von 1983 bis 1985 auf 1,0 % jährlich verlangsamt , gegenüber 2,1 % im Zeitraum 1974 bis 1982 und 4,4 % zwischen 1961 und 1973 . Es wird davon ausgegangen , daß die Ertragsrate des Bruttokapitalstocks im Vergleich zu ihrem Tiefpunkt zu Beginn der 80er Jahre im Anschluß an den zweiten Ölschock etwas angestiegen ist , doch ist es noch ein langer Weg, bis das in den 60er Jahren verzeichnete Niveau — damals wuchs der Kapitalstock rascher — wieder erreicht ist . Die Investitionen weisen seit 1984 und 1985 wieder nach oben , allerdings von einer sehr niedrigen Ausgangsbasis aus . Der Kapazitätsauslastungsgrad in der Industrie ist anderer­ seits , wie schon erwähnt , im Laufe der letzten 12 Monate von 79 % Mitte 1984 auf 82 % im Jahre 1985 weiter angestie­ gen . Wenn die Wachstumsrate des Produktionspotentials in der europäischen Wirtschaft signifikant gesteigert werden soll , müssen angesichts dieser Angebotsbeschränkungen umfangreiche Investitionen unternommen werden , und zwar weg von arbeitsparenden und hin zu kapazitätserweiternden Investitionen . Dies wiederum bedeutet , daß die jüngste Verbesserung der relativen Vergütung des Sachkapitals im Vergleich zur Arbeit noch eine ganze Reihe von Jahren anhalten muß . Eine solche Entwicklung würde selbstver­ ständlich als Teil eines sozialen Konsenses bereitwilliger akzeptiert werden , wenn sich der Eindruck verstärken würde , daß die Wirtschaft sich auf einem günstigeren Wachstumspfad bewegt und mehr Arbeitsplätze schafft . Dabei stellt sich die Frage einer unter Berücksichtigung des geringen Anstiegs der Reallöhne angemessenen Entwicklung der Nachfrage . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 20 31 . 12 . 85 SCHAUB LDER 11 UND 12 11 . Relative Vergütung von Arbeit und Kapital ( Konstante Preise — Index 1960 = 100 ) 12. Rentabilität und Wachstum des Kapitalstocks ( Konstante Preise ) (') Einkommen aus unselbständiger Arbeit je beschäftigten Arbeitnehmer einschließlich eines unterstellten Arbeitseinkommens der Selbständigen , das gleich dem Einkommen der unselbständig Beschäftigten ist . ( 2 ) Netto-Betriebsüberschuß ohne unterstellte Arbeitseinkommen der Selbständigen in Prozent des Bruttokapitalstocks . ( 3 ) Relative Vergütung von Arbeit und Kapital = Arbeitseinkommen je Beschäftigten / Nettorentabilität des Bruttokapitalstocks . ( 4 ) Gleitende Dreijahresdurchschnitte . In diesem Zusammenhang spielen die technologische Inno­ vation und ganz allgemein die Zunahme des technischen Fortschritts eine besonders wichtige Rolle . Es gibt heute Anzeichen dafür , daß das Tempo des technischen Fort­ schritts in Europa in den siebziger Jahren nachgelassen hat . Entgegen manchen Annahmen hat dies der Beschäftigungs­ situation eher geschadet als genützt . Während der Prozeß des technischen Fortschritts zwangsläufig mit der Beseitigung überholter Arbeitsplätze verbunden ist , schafft er auch neue Arbeitsplätze in Industriezweigen , die die neuen Technolo­ gien entwickeln und anwenden . Manche der besonders wichtigen technologischen Entwicklungen der letzten Zeit , z . B. in der Informationstechnologie , haben einen starken kapitalsparenden und arbeitsplatzschaffenden Effekt . Tem­ po und Art des technischen Fortschritts hängen jedoch auch Die Wirtschaftsstruktur ist allzusehr zugunsten kapitalinten­ sivierender und arbeitsparender Investitionen und zuungun­ sten kapazitätserweiternder Investitionen verzerrt worden. Dies ist offenbar in nicht unbeträchtlichem Maße auf unangemessene Tendenzen bei den relativen Faktorkosten zurückzuführen, wobei die rückläufige Rentabilität mit schwachen Gesamtinvestitionen und die steigenden Arbeits­ kosten mit stagnierender Beschäftigung einhergegangen sind. Wenn die relativen Faktorkosten angemessener wären, könnten fortgeschrittene Technologien durchaus dazu bei­ tragen, ein höheres gesamtwirtschaftliches Produktionspo­ tential- und Beschäftigungswachstum zu erreichen . II . 4 . Löhne , Gewinne und Arbeitsplätze von den relativen Faktorkosten ab . Wenn die Reallöhne im Vergleich zur Rentabilität des Anlagekapitals zu stark stei­ gen , könnte man erwarten , daß Anreize für arbeitsparende Innovationen geschaffen werden . Ein angemesseneres Ver­ hältnis zwischen den realten Arbeitskosten und der Rentabi­ lität des Anlagekapitals hilft , derartige Verzerrungen zu vermeiden . Solange sich die Effizienz der Investitionen und Arbeitsverfahren durch eine Weiterentwicklung des techni­ schen Wissenstands erhöht , wird es weniger notwendig sein , den Reallohnanstieg zu verlangsamen , um ein bestimmtes Beschäftigungsziel zu erreichen . Der EG-Ausschuß für Wirtschaftspolitik hat im vergangenen Jahr eine Untersuchung darüber abgeschlossen , ob sich die Rentabilität des Anlagekapitals in der Gemeinschaft auf einem angemessenen Niveau befindet (*). Der Ausschuß hat festgestellt , daß der Ertrag des investierten Kapitals , der der aussagekräftigste Indikator der Rentabilität ( 1 ) Ausschuß für Wirtschaftspolitik der Europäischen Gemeinschaf­ ten , „Ertragslage und Rentabilität in der Gemeinschaft", Bericht an Rat und Kommission , Mai 1985 . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften ist , in den sechziger und siebziger Jahren in der Gemeinschaft zurückgegangen ist . Im Jahre 1984 dürfte sich der Nettoer­ trag des Nettokapitalstocks im EG-Durchschnitt auf 4,2 % ( Schaubild 14 ) gegenüber 11 % in den sechziger Jahren Nr . L 377 / 21 natürlich schwerwiegende Probleme im Rahmen zentralisier­ ter Tarifverhandlungen . Das Problem eines angemessenen Verhältnisses zwischen zentralisierten und dezentralisierten dem war die — von Land zu Land unterschiedliche — Verhandlungen ist eine wichtige Frage im Dialog zwischen den Sozialpartnern . Hinweise auf die Bedeutung intersekto­ raler Reallohnflexibilität für die Schaffung von Arbeitsplät­ zen enthält eine kürzlich erschienene Studie ('). Solche Beispiele sind zwar mit Vorsicht zu interpretieren ; fest steht jedoch , daß in den EG-Ländern eine relativ geringe Real­ lohnflexibilität , sowohl intersektoral als auch im makroöko­ nomischen Durchschnitt , mit zunehmender Arbeitslosigkeit einhergegangen ist . Ertragserholung sehr schwach , wenn man sie mit den in Zeiten rascheren Wachstums in Europa beobachteten Sach­ renditen vergleicht . Äußerst wichtig ist , daß ein breiterer Konsens darüber erzielt belaufen haben ( auf der Basis der Definitionen , die in Schaubild 14 angewandt wurden ). In den letzten Jahren ist der Ertragsrückgang offenbar aber zum Stillstand gekom­ men , da die Zuwachsrate der Reallöhne im Zeitraum 1983— 1985 auf 1 % im Jahresdurchschnitt zurückging , während sie im Zeitraum 1974— 1982 noch 2,1 % und im Zeitraum 1961 — 1973 noch 4,4 % betragen hatte . Trotz­ Der Anteil der Löhne am Volkseinkommen ist in Europa wieder in die Nähe seines zu Beginn der siebziger Jahre registrierten Standes zurückgegangen , während der Anteil der Gewinne entsprechend gestiegen ist . Diese Änderung in der Einkommensverteilung spiegelt jedoch gerade nur den Wandel im Einsatzverhältnis von Kapital und Arbeit wider . Hieraus erklärt sich , warum der Ertrag des Sachkapitals kaum gestiegen ist und warum in Europa folglich noch immer ein Rentabilitätsproblem existiert . Bei der Messung der Rentabilität des Anlagekapitals beste­ hen zwar große statistische Schwierigkeiten . Es stehen jedoch einige andere Kriterien zur Beurteilung des Gewinn- und Lohnniveaus zur Verfügung , vor allem im Hinblick auf die Investitions- und Beschäftigungslage einer Volkswirtschaft . Ein schneller Reallohnanstieg in den siebziger Jahren hat zu einer Investitionsschwäche , verbunden mit einer ungünstigen Struktur der Investitionen , beigetragen . In der überwiegenden Mehrzahl der Mitgliedstaaten ist die Rentabilität des Anlagekapitals in den meisten Sektoren nach Ansicht des Ausschusses für Wirtschaftspolitik vermutlich noch immer zu niedrig , als daß man eine ausreichende Zunahme der Investitionen und der Beschäftigung erwarten könnte . Anhaltende Lohnmäßigung kombiniert mit ange­ messenem Nachfragewachstum würde natürlich den gewünschten Gesamtanstieg der Rentabilität bewirken . Dänemark liefert zur Zeit ein Beispiel dafür , daß Beschäfti­ gung und Investitionstätigkeit auf Reallohnmäßigung und deutlich höhere Rentabilität sehr positiv reagieren , wobei — in einer kleinen offenen Volkswirtschaft — der Exportan­ stieg den notwendigen Nachfrageimpuls lieferte . wird , wie diese schwierigen Probleme von Löhnen , Gewin­ nen und Beschäftigung in den nächsten Jahren in der Gemeinschaft zu behandeln sind . Die europäischen Länder müssen zweifellos Lösungen finden , die auf ihre spezifischen politischen und sozialen Traditionen zugeschnitten sind , dabei aber gleichzeitig die Faktoren berücksichtigen , die anderswo Erfolge im Beschäftigungsbereich ermöglicht haben . In diesem Zusammenhang könnten neue Methoden der Lohnfestsetzung untersucht werden , beispielsweise eine stärkere Berücksichtigung gewinn-, bonus- oder leistungsbe­ zogener Lohnkomponenten . In einem Lohnsystem , das einige dieser Merkmale aufwiese , hätten die Arbeitnehmer eine gewisse Garantie dafür, daß das Pendel nicht übermäßig zugunsten der Erträge der Anteilseigner ausschlägt . Außer­ dem wären Arbeitgeber angesichts flexiblerer Arbeitskosten eher bereit , mehr Arbeitskräfte einzustellen . In Anbetracht der Tatsache , daß die Investitionen und die Rentabilität eine Zeitlang zunehmen müssen , könnte es auch von Nutzen sein , wenn die Arbeitnehmer in größerem Umfang an der Kapi­ talbildung beteiligt würden . Mit Hilfe einer Lohnmäßigung konnte in den letzten Jahren der Rückgang der Rentabilität des Anlagekapitals zum Stillstand gebracht werden . Für ein stärkeres Investitions­ und Beschäftigungswachstum ist die Rentabilität trotzdem immer noch zu niedrig. Die Reallohnflexibilität ist in der EG sowohl im makroökonomischen Durchschnitt als auch zwi­ Eine Anpassung wäre deshalb einige Jahre lang angezeigt . So könnte es durchaus notwendig sein , daß die Reallöhne auch in den nächsten Jahren nur sehr schwach ansteigen , so daß sie unter dem Anstieg der Arbeitsproduktivität liegen . Diese Entwicklung sollte sich so lange fortsetzen bis die Arbeitslo­ sigkeit deutlich gefallen ist . Dies müßte jedoch durch eine geeignete Nachfragepolitik begleitet werden und zunehmend von privaten Investitionen getragen werden . schen den einzelnen Sektoren ebenfalls recht gering, und dies steht offensichtlich im Zusammenhang mit der schwachen Beschäftigungsneigung der Wirtschaft. Deshalb muß die in den meisten Mitgliedstaaten seit etwa vier Jahren zu verzeich­ nende Reallohnmäßigung noch einige Jahre lang beibehalten werden, bis sich die Arbeitslosigkeit wesentlich und anhal­ tend vermindert hat. Die Unternehmen müßten ihrerseits sicherstellen, daß die notwendigen Investitionen erfolgen . Im Rahmen dieser Konzertierung zwischen den Sozialpartnern sind inbesonderefolgende Problemkreise zu behandeln: i) die Ausgestaltung von Nachfragepolitiken der Regierungen, die mit den langsamen Anstieg der Reallöhne einhergeht; ii) die Entscheidung in bezug auf das Tempo der Anpassung der relativen Faktorpreise und der Erreichung der Beschäfti­ gungsziele; iii) die Möglichkeit neuer Arten der Lohnfin­ dung, die rascher zu einem hohen Beschäftigungsstand führen . Eine wichtige Rolle bei der Ausweitung der Beschäftigung spielt auch die Frage der Lohndifferenzierung und der Flexibilität in der Reallohnentwicklung . Hierbei stellen sich ( 1 ) Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick­ lung ( OECD ), „Labour market flexibility and external price shocks", ESD Working Paper No . 24 , September 1985 . Nr . L 377 / 22 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften II . 5 . Eine kooperative mittelfristige Wachstumsstrategie Bisher wurde in diesem Abschnitt des Berichts versucht , Bausteine für eine Strategie zu entwickeln , die ein kräftiges und beschäftigungswirksames Wachstum ermöglichen soll . Das Fazit aus diesen Überlegungen lautet , daß ein solches Ergebnis in hohem Maße von einigen wenigen , aber beson­ ders bedeutsamen Voraussetzungen abhängt , die in eine kooperative Strategie eingebettet werden müssen . In diesem Zusammenhang sind die von verschiedenen Seiten zu leisten­ den Beiträge zur Verbesserung der Rentabilität des Anlage­ kapitals und zur Stützung der gesamtwirtschaftlichen Nach­ frage besonders zu betonen . Nur so können die Investitionen realisiert werden , die für ein beschäftigungswirksameres Wachstum notwendig sind . Im Rahmen dieses kooperativen Ansatzes muß die Mäßigung des Anstiegs der realen Arbeitskosten , die — nach einer Periode starker Erhöhungen — in den letzten Jahren in den meisten Ländern eingetreten ist , weiter fortgesetzt werden . Die Länder , die diese Lohnmäßigung noch nicht im erfor­ derlichen Ausmaß erreicht haben , müssen sich darum bemü­ hen . Im Zusammenhang hiermit ist es notwendig , daß sich die relative Vergütung von Arbeit und Kapital ausgewogen entwickelt . Mittelfristig gesehen wird ein Rückgang der Arbeitskosten im Vergleich zur Nettorentabilität des Anla­ gekapitals allmählich die Zusammensetzung der Investitio­ nen verändern und so die — heute für übertrieben gehaltene — Tendenz zur Kapitalintensivierung und Freisetzung von Arbeitskräften umkehren . Auf kürzere Sicht wird ein gemäßigter Anstieg der Reallöhne tendenziell die Rentabilität der Unternehmen erhöhen . Da die Lohneinkommen einen derart großen Teil des inländi­ schen Gesamteinkommens ausmachen , wird dies jedoch wahrscheinlich einen gewissen restriktiven Effekt auf die Nachfrage haben . Angesichts einer Ausgangssituation , in der bereits einige Kapazitätsengpässe erkennbar werden , ist der Zusammenhang zwischen der erwarteten künftigen Rentabi­ lität der Investitionen und der Ausgaben der Unternehmen für kapazitätserweiternde Neuinvestitionen von Bedeutung . In dem Umfang , in dem sich jedoch die Nachfrage im Zuge der Lohnmäßigung mehr abschwächt als die Unternehmen aus höheren Gewinnen mehr investieren , sind Maßnahmen der Regierungen zur Stützung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage erforderlich , um den erwünschten Beschäfti­ gungseffekt zu erreichen . Eine entscheidende Rolle spielt die Art und Weise , wie der Arbeitsmarkt reagieren wird . Hier zeigt sich , daß die Anpas­ sungsfähigkeit und das Funktionieren der Arbeitsmärkte in Europa Probleme aufwerfen . Die Dauer der Beschäftigungs­ verhältnisse und die Kündigungsbedingungen , eine flexiblere Ausgestaltung der Arbeitszeit , eine angemessene Berufsaus­ bildung , eine Lohndifferenzierung , die den Erfordernissen des Arbeitsmarktes in verschiedenen Sektoren , Regionen und Qualifikationen gerecht wird , und der Anstieg der Lohn­ nebenkosten müssen mit dem Ziel überdacht werden , den Arbeitsmarkt effizienter zu gestalten ohne den sozialen Schutz der Arbeitnehmer in Frage zu stellen . Die obengenannten Elemente bilden den Kern des Ansatzes . Ein wichtiges Charakteristikum ist dabei , daß die Gesamt­ nachfrage eine wichtige unterstützende Aufgabe im Wachs­ tumsprozeß hat , ihn jedoch nicht anführt . 31 . 12 . 85 Die Umsetzung dieser Wachstumsstrategie erfordert zu­ nächst Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Gewerk­ schaften darüber , daß die in letzter Zeit verzeichnete Mäßi­ gung der Reallöhne solange beizubehalten ist , bis die Arbeits­ losigkeit deutlich abgenommen hat. Im Zusammenhang mit dem Komplex Löhne-Gewinne-Investitionen-Beschäftigung wäre zu prüfen , ob eine flexiblere und höhere gewinnbezo­ gene Lohnkomponente hilfreich sein könnte . Dies würde zur Förderung der Beschäftigung insofern beitragen , als die Arbeitskosten dann in geringerem Maße Fixkosten wären . Auch würde in der gegenwärtigen Lage eine Vergrößerung der Selbstfinanzierungsmöglichkeiten die Belebung der Inve­ stitionen fördern . Die Gemeinschaft könnte einer kooperativen Strategie dadurch Impulse verleihen , daß sie Maßnahmen zur Verbes­ serung der Angebotsseite einleitet , was gleichzeitig auch Nachfrageeffekte hätte . Dies könnte in Initiativen für neue Entscheidungsverfahren bestehen , um die Vollendung des Binnenmarktes zu beschleunigen , in der Entwicklung eines Programms europäischer Infrastruktur- und Umweltschutz­ vorhaben , in raschen Fortschritten bei der vorgeschlagenen Europäischen Technologiegemeinschaft und Initiativen zur Eröffnung einer neuen Runde zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen ( GATT ), um die Liberalisierung des Handels voranzutreiben . Ein rascher Abbau spezifischer Branchensubventionen und innergemeinschaftlicher Schutz­ maßnahmen seitens der Regierungen würde die Möglichkeit von Steuersenkungen eröffnen . Von den Arbeitgeberverbän­ den würde eine positive Reaktion auf diese Maßnahmen erwartet . Die Arbeitgeberverbände könnten auch dafür sorgen , daß eine Reihe bedeutender europäischer Infrastruk­ turvorhaben und eine beschleunigte Öffnung des europäi­ schen Binnenmarktes vom privaten Sektor unterstützt wird . Sie könnten sich dazu verpflichten , ihre Investitions- und Beschäftigungspläne im Hinblick auf die erwartete Trend­ veränderung in der Lohn / Gewinn-Relation bei den sich verstärkt bietenden Marktchancen vordringlich anzupas­ sen . Auf der Nachfrageseite würde von den Regierungen die Aufrechterhaltung eines mittelfristig ausreichenden Nachfra­ geniveaus erwartet , damit das Angebot reagiert , vor allem durch Schaffung neuer Arbeitsplätze . Sollte sich die Nach­ frage , z . B. wegen der vorgeschlagenen Lohnmäßigung oder internationaler Preis- oder Nachfrageschocks , abschwächen , dann könnten die Regierungen Spielraum für wirtschaftspo­ litische Maßnahmen ausschöpfen . Im Jahre 1986 könnte eine kooperative Strategie in der Form eingeleitet werden , daß, wo dies möglich ist , öffentliche Infrastrukturprogramme und Steuersenkungen vorgezogen werden , während man sich weitere steuerliche Maßnahmen je nach den Fortschritten , die mit der Gesamtstrategie erzielt werden , für 1987 und 1988 vorbehalten könnte . Die makroökonomischen Effekte, die von der hier skizzier­ ten Politik erwartet werden , lassen sich kurz anhand einer stilisierten Modellsimulation zusammenfassen , wie sie in Abschnitt II . 1 bereits vorgestellt wurde . Hier wurde ein „ kooperatives Wachstumsszenarium " formu­ liert , bei dem davon ausgegangen wird , daß die Gemein­ schaftsländer gemeinsam eine stetige Lohnmäßigungspolitik 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften betreiben . In der Simulation wird bezüglich der Geld- und Finanzpolitik unterstellt , daß die nominale Gesamtnachfrage in der Nähe ihres ursprünglichen Basiswachstumspfads gehalten wird . Eine Verringerung der Inflation und der Lohnkosten trägt zu einem schnelleren Anstieg der realen Geldmenge bei . Was das internationale Umfeld betrifft , so wird angenommen , daß die Vereinigten Staaten ihr Haus­ haltsdefizit verringern und daß Japan und die übrige Welt einige kompensierende expansive Maßnahmen ergreifen . Das Vorgehen der Vereinigten Staaten ermöglicht insbeson­ dere in Europa eine Senkung der Nominal- und Realzinsen , die den privaten Investitionen direkt Impulse verleiht und gleichzeitig die Last des öffentlichen Schuldendienstes ver­ mindert . Eine gemäßigte Ausweitung der öffentlichen Inve­ stitionen und gewisse Steuersenkungen werden ( vor allem dank des Effekts , den ein kräftigeres Wachstum auf die Haushaltseinnahmen hat , und angesichts niedrigerer Zinsen ) mit einer angemessenen Begrenzung der Haushaltsdefizite vereinbar . Im Falle einer ungünstigeren Annahme bezüglich des internationalen Umfeldes werden zusätzlich nachfrage­ stützende Maßnahmen notwendig, um die gewünschte Ver­ ringerung der Arbeitslosigkeit zu erreichen . Die Ergebnisse einer solchen , intern und international koor­ dinierten Strategie werden in der dritten Spalte in Tabelle 7 sowie in Schaubild 13 dargestellt . Sie führt zu dem wesentlichen Ergebnis , daß bei ihrer Realisierung in den Jahren 1986 bis 1990 mit einer gesamt­ wirtschaftlichen Wachstumsrate von 3,5 % zu rechnen ist Nr . L 377 / 23 Die Arbeitsproduktivität steigt im Durchschnitt nur wenig rascher als in der Basishypothese , obwohl sich das Wachstum viel stärker , nämlich von 2,5 auf 3,5 % beschleunigt . Dies liegt an einer schrittweisen , aber umfassenden Verschiebung im Einsatzverhältnis von Arbeit und Kapital in der Volks­ wirtschaft . Ein schnelleres Wachstum und eine schrittweise Veränderung im Arbeit / Kapital-Einsatzverhältnis bewirken eine Zunahme der Beschäftigung und einen Rückgang der Arbeitslosigkeit . Die makroökonomischen Modellsimulationen beziehen weder die detaillierten sektoralen Entwicklungen der Pro­ duktivität ein , noch beschreiben sie diese. Ein solcher Anstieg der Produktivität wird jedoch möglicherweise wie folgt aussehen : Bei denjenigen , die bereits einen Arbeitsplatz haben , kann man davon ausgehen , daß sie über angemessene Fertigkeiten verfügen . Ihre Produktivität ist also hoch , und sie könnte in Verbindung mit den erwarteten neuen Investi­ tionen durchaus noch steigen . Von denjenigen , die erst einen Arbeitsplatz erhalten , werden die jüngeren weitgehend unqualifiziert sein und eine Ausbildungszeit benötigen . Wäh­ rend dieser Zeit wird ihr Produktivitätsbeitrag zweifellos niedrig sein . Das gleiche gilt für Langzeitarbeitslose . Zusammenfassend ergibt sich also aus dieser Simulation: Die europäische Wirtschaft könnte beim Erfüllen der Ausgangs­ bedingungen auf einen Wachstumspfad gebracht werden , der einige Merkmale eines „circulus virtuosus" aufweist . Gestiegene Rentabilität und Nachfragestützung führen zu und daß dabei die Beschäftigung durchschnittlich um 1,1 % pro Jahr zunimmt . Im letzten Projektionsjahr ergibt sich ein Wirtschaftswachstum von 3,5 % und die Beschäftigung steigt um 1,5 % . Dies reduziert die Arbeitslosenquote im Jahre 1990 auf 7 % . Diese Entwicklung kann über das Jahr 1990 hinaus anhalten und eröffnet somit die Perspektive einer weiteren substantiellen Verringerung der Arbeitslosig­ einem Wachstum von Investitionen und Produktion , das ausreichend neue Arbeitsplätze schafft , um die Arbeitslosig­ keit zu reduzieren . Stärkeres Wachstum , höhere Beschäfti­ keit . nehmen zinssenkend wirkt . Die unterstellte Politik einer von der Nachfrageseite her unterstützten Lohnzurückhaltung senkt die Inflationsrate und erhöht die Unternehmensrentabilität . Dies wiederum läßt die privaten Investitionen durchschnittlich mit über 6,5 % wachsen ; dieser Anstieg reicht über den Simulations­ zeitraum hin aus , Kapazitätsengpässe zu vermeiden . Das Defizit der öffentlichen Haushalte , gemessen in Prozent des BIP , unterscheidet sich wenig von dem der Basishypo­ these . Berücksichtigt man den spürbaren Anstieg der Produktions­ kapazität während dieser Anpassungsphase , so ist die durch­ schnittliche Wachstumsrate von 3,5 % keinesfalls als beson­ ders hoch anzusehen . gung und geringere Arbeitslosigkeit tragen ihrerseits über höhere Einnahmen und geringere rezessionsbedingte Ausga­ ben zum Abbau öffentlicher Defizite bei , was wiederum in Verbindung mit einer höheren Eigenfinanzierung der Unter­ Schließlich gibt es noch eine Reihe anderer Faktoren , die in dem Szenarium nicht enthalten sind , die aber eine weitere Steigerung der Wirtschaftsleistung bewirken könnten . Hier­ zu gehören verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Angebotsseite , die in den letzten Jahren in vielen Ländern getroffen worden sind , allerdings erst nach langer Zeit Früchte tragen . Eine verbesserte Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung einer kostenneutra­ len Umgestaltung und Verkürzung der Arbeitszeit sowie eine beschleunigte Verwirklichung- des EG-Binnenmarktes , wie sie jetzt vorgeschlagen wird , würde das Beschäftigungs­ wachstum erhöhen . Ferner könnten niedrigere Olpreise ( siehe Abschnitt 1.3 ) die globale Wirtschaftstätigkeit ganz allgemein günstig beeinflussen . Nr . L 377 / 24 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften SCHAUBILD 13 Illustrative Größenordnungen einer Basishypothese und alternativer wirtschaftspolitischer Strategien , EG insgesamt , 1985 - 1990 BIP , real BIP-Deflator BIP , nominal Arbeitslosenquote 31 . 12 . 85 Nr . L 377 / 25 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 SCHAUBILD 13 (Fortsetzung) Haushaltsdefizit Langfristige Zinsen Investitionsquote ( Brutto ) (') Reallohn pro Kopf ( jährliche Wachstumsraten ) ( 1 ; In v . H. des BIP zu Marktpreisen . Quelle: Eurostat , Kommissionsdienststellen . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 26 Der Erfolg der Strategie hängt somit in starkem Maße von einem sich gegenseitig abstützenden Vorgehen der wichtig­ sten Partner — Arbeitgeber , Gewerkschaften und Regierun­ gen — ab . Erforderlich ist die Bereitschaft , dafür zu sorgen , daß einerseits die gewünschte Angebotsreaktion eintritt und andererseits die nominale Nachfrage ausreicht , um dieses Angebot aufzunehmen . Den Sozialpartnern und den Regierungen wird eine Strategie zur Diskussion vorgeschlagen, die darauf abzielt, die Beschäftigungszunahme mittelfristig wesentlich zu steigern und die Arbeitslosigkeit erheblich zu vermindern . Wird diese Strategie verfolgt, dann wäre es denkbar, daß die Arbeits­ losigkeit bis 1 990 auf etwa 7 % zurückgeht. In diesem Fall 31 . 12 . 85 würde sich auch die gesamtwirtschaftliche Produktion beträchtlich erhöhen. Die Schlüsselfaktoren, nämlich eine zeitweise Mäßigung der realen Arbeitskosten, die Flexibilität der relativen Faktorkosten und eine Unterstützung der nominalen Nachfrage, sind in hohem Grade interdependent. In vielen Bereichen werden aber auch umfangreiche Verbes­ serungen in der Funktionsweise der Arbeits-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalmärkte und insbesondere am EG-Binnenmarkt einen wichtigen Beitrag leisten. Die Basis für Realisierung, Erfolg und Glaubwürdigkeit der Anpas­ sungsstrategie bildetjedoch die Bereitschaft aller Beteiligten, dafür zu sorgen, daß die notwendigen Voraussetzungen gegeben sind. Vorgesehen ist eine schrittweise Verwirk­ lichung, die 1986 beginnen und sich über mehrere Jahre erstrecken soll. III . WIRTSCHAFTSPOLITIK IM RAHMEN EINER KOOPERATIVEN WACHSTUMS­ STRATEGIE III . 1 . Öffentliche Finanzen Jahre 1985 von etwa 55 % in Dänemark -und den Nieder­ landen bis zu 41 % im Vereinigten Königreich und 35 % in III . 1.1 . Der öffentliche Sektor Griechenland . Der letztjährige Jahreswirtschaftsbericht sprach sich dafür aus , das Anwachsen des Anteils der öffentlichen Ausgaben und Steuern am Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Gemeinschaft umzukehren . Jüngste Schätzungen der Kom­ mission deuten darauf hin , daß sich der bisherige Trend nunmehr abflacht , wenn nicht sogar umkehrt . Für 1 986 wird mit einem Anstieg der realen Staatsausgaben um weniger als 1 % gerechnet . Der Anteil der gesamten öffentlichen Ausga­ ben am BIP wird in der EG den Schätzungen zufolge zunächst von 51,9 % im Jahre 1984 auf 51,5 % im Jahre 1985 leicht Die langfristigen Zusammenhänge zwischen dem Umfang der öffentlichen Ausgaben sowie den Steuern , dem Wirt­ schaftswachstum und der Beschäftigung sind äußerst kom­ plex , doch können drei Kausalzusammenhänge unterschie­ den werden, die potentielle Gefahren für die Wirtschaftsent­ wicklung darstellen . und 1986 deutlicher auf 50,8 % sinken . Dabei dürfte die kostet , und dem , was dieser Arbeitnehmer schließlich als Nettoeinkommen erhält . Höhere Arbeitskosten verringern tendenziell die Nachfrage nach Arbeitskräften und damit die Beschäftigung in der Privatwirtschaft . Soweit niedrigere Nettoeinkommen die Lohnempfänger veranlassen , zum Aus­ gleich hierfür höhere Löhne zu fordern , entsteht außerdem Gesamtsteuerbelastung ebenfalls zurückgehen , wenn auch aufgrund budgetärer Überlegungen ( Haushaltskonsolidie­ rung) nur geringfügig . Die Abgabenquote erreichte 1984 insgesamt 46,4 % ; für 1985 wird eine Ziffer von 46,3 % und für 1986 von 46,0 % erwartet . Mit steigender steuerlicher Belastung der Arbeitseinkommen vergrößert sich auch der Unterschied oder die „Kluft" zwischen dem , was ein Arbeitnehmer die Unternehmen ein inflationärer Druck . Dies verschlechtert wiederum die Wegen der institutionellen Unterschiede in Struktur und Umfang des öffentlichen Sektors sind solche stark aggregier­ ten Daten mit Vorsicht zu interpretieren , zumal bei Länder­ vergleichen . In Tabelle 8 werden einige Globalgrößen für die EG und die USA gegenübergestellt ; sie zeigen sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede zwischen den beiden Wirtschaftsräumen . So machen beispielsweise die Ver­ brauchsausgaben des Staates in beiden Fällen etwa 19 % des BIP aus . Auch die direkte Einkommensteuerbelastung ist mit etwa 13,5 % des BIP ähnlich . Das höhere Niveau der öffentlichen Investitionen in Europa ist zweifellos Aus­ druck einer stärkeren staatlichen Beteiligung bei bestimm­ ten Dienstleistungen , zum Beispiel im Verkehrs- und Gesundheitswesen . Auffällige Unterschiede bestehen in der Größenordnung der laufenden Übertragungen des Staates , was den größeren Anteil des Staates im Gesundheitswesen und in der sozialen Sicherung widerspiegelt . Die Beiträge zur Sozialversicherung sind deshalb in Europa als Prozent des BIP entsprechend höher als in den USA . Hinter der durch­ schnittlichen Abgabenbelastung in der Gemeinschaft ver­ birgt sich allerdings ein weites Spektrum : Es reichte z . B. im Beschäftigungsaussichten weiter , wenn diese Inflation bekämpft werden muß . Die höhere Besteuerung der Lohn­ einkommen erklärt unter anderem auch den stärkeren Anstieg der Arbeitskosten verglichen mit den Kapitalkosten und folglich die in den siebziger Jahren beobachtete Verschie­ bung des Verhältnisses zwischen Kapital und Arbeit zugun­ sten des Kapitals , von der in diesem Bericht bereits die Rede war . Diese „Kluft" hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten in den meisten europäischen Ländern im Vergleich zur Ent­ wicklung in den Vereinigten Staaten und Japan stark vergrö­ ßert : So erhöhte sich beispielsweise der Unterschied zwischen Brutto- und Nettolöhnen , ausgedrückt als Prozentsatz der Nettolöhne, in den vier größeren EG-Ländern in den Jahren von 1960 bis 1983 durchschnittlich von 36 auf 60 % , in den Vereinigten Staaten in der gleichen Zeit jedoch nur von 29 auf 37% . Ein zweiter Kausalzusammenhang hängt mit der Leistungs­ fähigkeit und dem Wert der öffentlichen Dienstleistungen und Übertragungen zusammen . Sind die Arbeitnehmer mit dem Gegenwert der öffentlichen Dienstleistungen und Über­ Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 Nr . L 377 / 27 gert , wird das Wachstum des Produktionspotentials redu­ tragungen in etwa zufrieden , so sind sie eher bereit , die damit verbundene steuerliche Belastung hinzunehmen . Ineffiziente und über Gebühr ausgedehnte Transfersysteme untergraben allerdings einen solchen Konsens und führen damit zu einem höheren Lohndruck mit negativen Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung. ziert . Sind auch der zeitliche Ablauf und die Art der endgültigen Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Leistungsfähig­ keit höchst ungewiß , so spricht doch einiges dafür , daß das rasche Anwachsen der öffentlichen Ausgaben und die Ver­ änderungen in der Zusammensetzung der Ausgaben in Europa zusammen mit der Entwicklung der Steuerlast die Wirtschaftsentwicklung längerfristig durchaus nachteilig Ein dritter Kausalzusammenhang besteht , wenn die laufen­ den öffentlichen Ausgaben eher durch Schuldenaufnahme als durch Steuern finanziert werden . Dabei sollte , bei der gegebenen Notwendigkeit eine antiinflationäre Politik mit makroökonomischen Mitteln zu verfolgen , eine monetäre Finanzierung nicht erfolgen . Die Wirtschaftsentwicklung beeinflußt hat . Daß sich manche dieser Tendenzen in der Gemeinschaft allmählich wieder umkehren , zeigt , daß man diese Zusammenhänge erkennt . Dieser Prozeß sollte weiter gefördert werden . würde dann insbesondere durch höhere Zinsen beeinträch­ tigt werden . Insoweit dies die privaten Investitionen verrin­ TABELLE 8 Umfang und Struktur der Staatsausgaben und -einnahmen sowie der Staatsverschuldung in den USA und der EG (in % oder % des BIP) Vereinigte Staaten von Amerika 1970 1982 Europäische Gemeinschaft 1970 1982 1985 A. Staatsausgaben, insgesamt 32.8 37,6 37,9 51.2 51,7 1 . Staatliche Investitionen 2,5 1,5 4,2 3,0 2,8 - 0,5 - 0,3 0,8 1,0 1,1 19,2 18.7 15,3 19.3 19,2 4 . Subventionen 0,5 0,5 1,8 2,3 2,4 5 . Zinszahlungen 2,3 4,5 2,0 4.7 5,3 6 . Laufende Übertragungen 8,3 12,4 13.8 20,9 20,9 B. Staatseinnahmen, insgesamt 31,0 33,6 38.2 45,8 46.5 9,5 8,5 13,9 13,5 13,7 13.9 13,6 10.3 13,0 13,4 4,7 6,8 11,0 15.4 15.6 2,9 4,7 2,9 3,8 3,8 2 . Netto-Vermögensübertragungen 3 . Staatlicher Verbrauch , insgesamt 1 . Indirekte Steuern 2 . Direkte Steuern 3 . Sozialversicherungsbeiträge 4 . Sonstige laufende Einnahmen 1971 C. Staatsverschuldung 1 . Bruttostaatsverschuldung 2 . Nettostaatsverschuldung 26 , 1 (») 1982 28,5 (1 ) 1971 1982 1985 47,8 57,5 64.3 14,7 (2 ) 26,3 0 ) 33.4 D. Anteil des Staates an der Gesamtbeschäftigung ( % ) E. Finanzierungssaldo des Staates (in % des BIP) P 18,1 16,7 13,7 17,5 1,8 - 3,9 0,3 - 5,6 - - 5,3 0 ) Bundesregierung . 0 ) Durchschnitt für EUR 5 ( D , F , I , UK , DK ). ( 3 ) Geschätzter Saldo für 1985 für die USA : — 3,7 % des BIP . Es ist anzunehmen, daß die wirtschaftliche Leistungsfähig­ keit sowohl vom Umfang als auch von der Struktur des öffentlichen Sektors beeinflußt wird. Unerwünschte Folgen können sich aus dem Unterschied zwischen Brutto - und Nettoeinkommen, einer nachlassenden sozialen Akzeptanz der Steuerbelastung und den Auswirkungen der öffentlichen Verschuldung auf die Investitionen ergeben . Es gibt Anzei­ chen dafür, das es sich hierbei um reale Probleme handelt. Daß sich diese Tendenzen allmählich umkehren, ist zu begrüßen . III . 1.2 . Steuerpolitik im Dienst des Wirtschaftswachstums Die Steuerpolitik kann auf verschiedene Weise zu einer Strategie stärkeren und beschäftigungswirksameren Wachs­ tums beitragen . Hierbei stellt sich die Frage , ob eine solche Strategie durch zusätzliche Investitionsanreize und -Subventionen gefördert werden könnte . Diese Frage wurde im letzten Jahr in den Nr . L 377 / 28 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 zuständigen Gremien der Gemeinschaft ausführlich erörtert . Zölle oder Steuern auf Ölprodukte würde nichtsdestoweni­ Nach vorherrschender Meinung ist der Versuch , Wachstum durch vermehrte spezifische Investitionsbeihilfen anzuregen , ger zu einer größeren Flexibilität in den öffentlichen Haus­ halten beitragen und somit den Spielraum für eine Beschäf­ tigungspolitik und Investitionsstrategie , wie sie hier vorge­ schlagen wird , schaffen . eher enttäuschend verlaufen . Zwar ist heute ein starker Investitionsschub als Teil der Wachstumsstrategie erforder­ lich , doch neigt man eher zu der Ansicht , daß eine Investi­ tionssteigerung mittels spezifischer Investitionsanreize die Gefahr einer Verstärkung der Tendenz zu kapitalintensiven und arbeitskräftesparenden Investitionen heraufbeschwört . Aufgrund der schlechten Beschäftigungslage in Europa kann es notwendig sein , auf breiter Basis bessere Voraussetzungen für die Wirtschaftsexpansion zu schaffen . Mögliche Steuer­ erleichterungen sollten daher in erster Linie zur Senkung der Arbeitskosten genutzt werden , um so die Rentabilität der privaten Investitionen zu steigern , damit ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen arbeitsintensiven und arbeitskräftespa­ renden Investitionen erreicht wird . Hiermit hängt die Frage zusammen , ob raschere Fortschritte bei der Kürzung sowohl der Subventionen als auch der Steuern in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen gemacht werden könnten , sofern das Haushaltsdefizit des Staates dies zuläßt . Einige überzeugende Gründe sprechen dafür . So würde dies dazu beitragen , Mittel aus den stagnierenden oder schrumpfenden Wirtschaftszweigen in produktivere und wachsende Wirtschaftszweige umzulenken . In diesem Bereich hat die Europäische Gemeinschaft selbst eine beträchtliche Verantwortung — in der Wettbewerbspolitik im allgemeinen sowie in einigen Sektoren im besonderen ( siehe weiter unten Abschnitte über Landwirtschaft , Stahl und Schiffbau ). Eine sich gegenseitig verstärkende Aktion von Gemeinschaft und Mitgliedstaaten ist nötig , um eine Reihe von Steuern und ausgewählte Subventionen rasch zu verringern und so der Wirtschaftsstrategie ein weiteres dynamisches Element hinzufügen zu können . Ähnliche Vorstellungen — jedoch eindeutig im Rahmen einzelstaatlicher Zuständigkeit — sind in bestimmten Steuer­ reformansätzen zu erkennen . Beispiele hierfür gibt es zur Zeit im Vereinigten Königreich , in Dänemark und anderen Ländern . Hierbei wird erwogen , die vorhandenen Steuersysteme durch Streichung zahlreicher Steuerabzüge Die Steuerpolitik kann auf verschiedene Weise zu einer Strategie für stärkeres und beschäftigungswirksameres Wachstum beitragen : i) durch Verlagerung des Schwerpunk­ tes weg von spezifischen steuerlichen Investitionsanreizen, was zur Förderung von Beschäftigung und Unternehmens­ rentabilität beitragen wird; ii) durch Einschränkung indu­ striespezifischer Subventionen, gekoppelt mit allgemeinen Steuersenkungen; iii) durch Senkung anderer spezifischer Steuerabzüge in Verbindung mit niedrigeren Steuersätzen; iv) im Falle sinkender Energiepreise könnten höhere Zölle oder Steuern auf Energieprodukte Spielraum für beschäfti­ gungswirksame Maßnahmen schaffen . III . 1.3 . Die Bedeutung der Staatsverschuldung Schwankungen der Haushaltsdefizite und der Staatsverschul­ dung können erhebliche Auswirkungen auf die Angebots­ und Nachfragebedingungen der Wirtschaft haben . Diese Effekte sind jedoch nicht ohne weiteres zu definieren . Steigende Staatsverschuldung führt tendenziell zu einer Erhöhung der Zinsen und — bei unveränderten sonstigen Bedingungen — zu einem Druck auf die privaten Investitio­ nen . Dieser Zinseffekt ist jedoch nicht unbedingt ausschlag­ gebend , da unter bestimmten Voraussetzungen Schwankun­ gen des Haushaltsdefizits sogar einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten können . Führt eine geeignete Wirtschaftspolitik zu einer Vergrößerung des gesamtwirt­ schaftlichen Produktionspotentials, so kann ein zeitweiser Anstieg der Kreditaufnahme die Nachfrage in einer Weise steigern , die in etwa der vermehrten Steuerkraft der Volks­ wirtschaft entspricht . In diesem Fall wächst die strukturelle öffentliche Verschuldung — ausgedrückt etwa als mittelfri­ stiger Wert der Staatsschuld in Prozent des BIP — unter Umständen nicht an . und -vorteile insbesondere bei der Einkommensteuer zu vereinfachen , so daß die Basissteuersätze einnahmenneutral gesenkt werden können . Dadurch wird auf den Märkten eine preiseffizientere Ressourcenallokation gefördert . Auf diese Weise wird auch ein Beitrag zur Vermeidung von Verzerrun­ gen geleistet , wie sie im letzten Jahrzehnt nur allzu deutlich zu erkennen waren . Welches Ausmaß an Staatsverschuldung als angemessen betrachtet werden könnte , hängt in hohem Maße von den jeweiligen wirtschaftlichen Umständen ab . Bei einer sehr hohen Staatsverschuldung — etwa 100 % des BIP oder mehr wie zur Zeit in Belgien , Irland und Italien — werden durch übermäßige Kreditaufnahme und die entsprechenden Schul­ denlasten offensichtlich ernste wirtschaftliche Probleme ver­ ursacht . Die Zinszahlungen für die Staatsschuld können Schließlich wirft die Möglichkeit eines starken Rückgangs der Erdölpreise Fragen auf, die die Besteuerung von Energie , Arbeit und Kapital betreffen . Das angestrebte beschäfti­ mehr als 10 % des BIP und 20 bis 25 % der öffentlichen gungswirksamere Wachstum läßt sich leichter erreichen , wenn die Besteuerung der Arbeitseinkommen gesenkt wird . Ausgaben ausmachen . Der Zinssatz steht unter den Bedin­ gungen einer nicht inflationären Geldpolitik unter starkem Aufwärtsdruck . Wenn das mit einem Anstieg der Schulden­ last verbundene Risiko ein gewisses Ausmaß erreicht , wird Ein deutliches, längerfristiges Sinken der Ölpreise könnte die der Inlandszins dieses Landes letzten Endes einen beträchtli­ Fortschritte gefährden , die gegenwärtig zur Sicherung der Versorgung gemacht werden und die die Wirtschaft weniger anfällig gegenüber importierten Preis- und Versorgungs­ schocks machen . Der langfristige Gleichgewichtspreis läßt sich natürlich nur schwer vorhersagen . Eine Erhöhung der chen Risikozuschlag aufweisen . Darin spiegelt sich unmittel­ bar wider, wie die Märkte das finanzielle Problem einschät­ zen . Auch können Einkommensverteilungsprobieme zwi­ schen Besitzern festverzinslicher Wertpapiere und Lohnemp­ fängern entstehen . Eine ganze Reihe von Argumenten , die 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 29 das Wirtschaftswachstum , die Währungsstabilität und die Einkommensverteilung betreffen , sprechen daher für ein Einschreiten zur Umkehrung eines Trends , der immer weni­ ger aufrechterhalten werden kann . zur Vermeidung eines übermäßigen Rückgangs der Steuerbemessungsgrundlage . Unter diesen Umständen sind Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen zum Ausgleich solcher Ausfälle wenig sinnvoll . Was den erforderlichen Anpassungsprozeß betrifft , so zeigen bestimmte Beispiele , daß umfassende Stabilisierungspro­ gramme , auch kurzfristig nicht unbedingt mit hohen Kosten oder Konjunktureinbrüchen verbunden sein müssen . So hat iii ) die Entwicklung der Lohneinkommen hat erhebliche Rückwirkungen sowohl auf die Angebots- als auch auf die Nachfrageseite der Wirtschaft . Bei unzureichender Rentabilität und hoher Arbeitslosigkeit trägt Zurück­ haltung bei den Löhnen zur Schaffung und Ausweitung von rentablen Produktionskapazitäten bei . Sie vergrö­ insbesondere Dänemark die staatliche Kreditaufnahme dra­ stisch reduziert : Noch 1982 waren es 9 % des BIP ( d . h . ähnlich hoch oder etwas niedriger als die derzeitigen Defizite Belgiens , Griechenlands , Irlands und Italiens); für 1986 werden weniger als 2 % des BIP vorausgeschätzt . Dabei dürfte die dänische Wirtschaft ( von 1981 bis 1986 ) um 15 % wachsen , während die EG im gleichen Zeitraum wahrschein­ lich lediglich ein durchschnittliches Wachstum von 8 % aufzuweisen hat. Auch die Beschäftigung in Dänemark nahm während dieser Zeitspanne erheblich schneller zu als in den übrigen EG-Ländern . In anderen EG-Ländern ist die Schuldenlast zur Zeit niedri­ ger . Die Bruttoverschuldung in Deutschland pendelt sich gegenwärtig bei 42,5 % des BIP ein . In Frankreich steigt sie zur Zeit , ist aber mit 36 % des BIP weiterhin niedriger . Höher liegt die Verschuldung 1985 mit 60 % im Vereinigten Königreich ; sie ist dort aber seit 1983 gesunken . Demnach verfügen diese Länder möglicherweise über einen gewissen Spielraum , in dem man die Entwicklung der Staatsverschul­ dung als Anteil am BIP je nach der wirtschaftspolitischen Strategie variieren könnte . Falls man in den nächsten Jahren einen gewissen temporären Anstieg der Staatsverschuldung zuließe , müßte jedoch streng darauf geachtet werden , daß dies a ) Teil einer kombinierten Angebots- und Nachfrage­ strategie ist , die den Pfad der tatsächlichen und potentiellen Produktion deutlich anhebt und daß sich b ) der Anstieg der Staatsverschuldung in den Grenzen einer soliden mittelfristi­ gen Finanzplanung bewegt . Diese Bedingungen dürften leichter zu erfüllen sein , wenn folgende Kriterien beachtet ßert die Steuerkraft und rechtfertigt bei einigermaßen ausgeglichenen Staatsfinanzen Senkungen der Steuersät­ ze . Die Lohnmäßigung selbst kann allerdings vorüber­ gehend zu einer Nachfrageschwäche führen ; auch in diesem Fall sollten daher flankierende Maßnahmen zur Stützung der Nachfrage ergriffen werden . Eine Verschuldungsstrategie ist ein wichtiger Bestandteil sowohl der Angebots- als auch der Nachfragepolitik . Sie läßt sich nicht immer einfach definieren . Es gibt Beispiele in der Gemeinschaft, in denen das Anwachsen der Staatsschuld eindeutig beunruhigt und daher nunmehr in geordnete Bahnen gelenkt werden muß (Italien, Belgiefl, Irland). In anderen Ländern ist die staatliche Schuldenlast im allgemei­ nen niedriger, in einigen Fällen ist sie beinahe stabilisiert worden . Ob hier eine Nutzung des Spielraums für eine gewisse Ausdehnung der Staatsverschuldung während einer Anpassungsphase gerechtfertigt ist, um die Volkswirtschaft aufeinen höheren Wachstumspfad zu bringen, hängt von der jeweiligen Konstellation von Angebots- und Nachfragebe­ dingungen ab. Wird das Angebotspotential durch Lohnzu­ rückhaltung und mikroökonomische Maßnahmen zur Stär­ kung der Märkte tatsächlich verbessert und ist die Nachfrage — beispielsweise wegen niedriger Lohnabschlüsse oder inter­ nationaler Einflüsse — zeitweise schwach, kann ein vorüber­ gehender Anstieg der Staatsverschuldung ein nützliches Element im Rahmen einer breiter angelegten Wachstums­ strategie sein . werden : III . 1.4 . Der Haushalt der Europäischen Gemeinschaften i ) Auf der Angebotsseite sollten der steigenden Staatsver­ schuldungwenn möglich produktive , potentialsteigende Investitionen gegenüberstehen , und zwar entweder in Auf europäischer Ebene entwickelt sich eine zusätzliche öffentliche Finanzierungsquelle . Mit Einnahmen und Ausga­ Form öffentlicher Investitionen mit volkswirtschaftli­ ben von etwa 1 % des BIP ist der Haushalt der Gemeinschaft chen Erträgen oder — im Falle von Steuersenkungen — zwar zugegebenermaßen kein allzu wichtiger Faktor , er spielt jedoch bei der Strukturanpassung eine größere Rolle . Mit der in Form privater Investitionen , die das Wachstum und die künftige Steuerkraft der Volkswirtschaft erhöhen . Von solchen Steuerermäßigungen sollte man sich posi­ tive Anreize für die Arbeits- und Kapitalmärkte verspre­ chen können . Auf diese Weise könnte ein „circulus virtuosus" zusammenhängender Entwicklungen in Gang gesetzt werden . Mit einer Erhöhung der produk­ tiven Kapazität würde die Besteuerungsgrundlage erhöht ; deshalb könnten die Steuersätze verringert werden , was wiederum wachstumsstimulierend wirkt , und dies sogar bei unveränderten Budgetdefiziten ; ii ) auf der Nachfrageseite wären expansive Haushaltsmaß­ nahmen gerechtfertigt , wenn ein unzureichendes Wachstum der Nachfrage korrigiert werden muß . Im Falle weiterer inflationsdämpfender Wirkungen auf die europäische Wirtschaft aufgrund eines rückläufigen Dollarkurses oder fallender Rohstoffpreise mag es wün­ schenswert sein , die Nachfrage zu stützen , insbesondere Erweiterung der Gemeinschaft werden die gesamten Eigen­ mittel des Haushalts ab 1986 im Zuge der Anhebung des Höchstsatzes der abzuführenden Mehrwertsteuer von 1,0 auf 1,4 % steigen . Gleichzeitig werden verstärkte Anstren­ gungen unternommen , um den hohen Anteil der Ausgaben für Agrarpreisstützungen am Gemeinschaftshaushalt einzu­ schränken . Die politischen Prioritäten des erweiterten Gemeinschafts­ haushalts sind die Förderung der Strukturverbesserungen und der Konvergenz der Wirtschaft der Gemeinschaft . Dies geht aus Tabelle 9 eindeutig hervor . Die Zahlen für 1986 wurden dem vorläufigen Haushaltsentwurf entnommen . In mehreren seiner schneller wachsenden Aufgabenbereiche trägt der Haushalt dazu bei , die Auswirkungen der Öffnung der Gemeinschaftsmärkte auszugleichen und die Umstruktu­ rierung der in Schwierigkeiten geratenen Regionen oder Sektoren zu unterstützen . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 30 TABELLE 9 Haushalt der Europäischen Gemeinschaften 1984 - 1986 — Vorentwurf der Kommission (in Millionen ECU) 1984 EUR 10 1985 EUR 10 1986 EUR 12 18 126 19 691 20 688 667 687 946 87 105 236 Sozialfonds 1 212 1 410 2 399 Regionalfonds 1 413 1 610 2 600 10 10 151 Ausgaben ( Zahlungsermächtigungen ) Politikbereiche Landwirtschaft — Abteilung Garantie Landwirtschaft — Abteilung Ausrichtung Fischerei Integrierte Mittelmeerprogramme Verkehr 505 (") 36 74 Energie und Industrie 659 (*) 130 105 Forschung und Innovation Nahrungsmittelhilfe Entwicklungshilfe 533 570 673 737 772 954 527 531 697 2 733 2 881 5 527 27 208 28 433 35 050 1984 EUR 10 1985 EUR 10 1986 EUR 12 Agrarabschöpfungen 2 435 2 106 2 699 Zölle 7 961 8 596 9 700 14 594 15 198 22 184 Sonderbeiträge 596 2 247 204 Verschiedenes 466 286 263 26 052 28 433 35 050 Mehrwertsteuerhöchstsatz 1,00 1,00 1,40 Tatsächlicher Mehrwertsteuersatz 1,00 1,00 1 »34 ( 3 ) Anteil des Gesamthaushalts am BIP 0,94 0,85 1,10 Sonstige Ausgaben einschließlich Erstattungen an Mitgliedstaaten ZUSAMMEN Einnahmen Mehrwertsteuer ( MwSt .) ZUSAMMEN Zur Ergänzung : (') Einschließlich 471 Millionen ECU Sondermaßnahmen im Vereinigten Königreich und Deutsch­ land . ( 2 ) Einschließlich 456 Millionen ECU Sondermaßnahmen im Vereinigten Königreich und Deutsch­ land . ( 3 ) Außer Deutschland 1,31 und im Vereinigten Königreich 0,82 . Quelle: 1984 — Haushaltsberechnung ; 1985 / 86 Vorentwurf für den Haushaltsplan 1986 , von der Kommission am 14 . Juni 1985 verabschiedet . Der Ausgabenanstieg im Jahr 1986 ist teilweise auf den Beitritt Spaniens und Portugals zurückzuführen , spiegelt aber auch eine Zunahme der Ausgaben für andere Mitglied­ staaten wider . Dies trifft insbesondere für den Regionalfonds zu , der gemäß der neuen , ab 1985 geltenden Verordnung den Anteil der Ausgaben erhöht , die gezielter den Regionen mit den schwerwiegendsten Problemen zugute kommen . Die Ausgaben für die integrierten Mittelmeerprogramme , mit denen den Mittelmeerregionen geholfen werden soll , die Folgen der Erweiterung der Gemeinschaft zu bewältigen , werden 1986 erstmals einen nennenswerten Betrag ausma­ chen . Auch die Ausgaben für die Verkehrsinfrastrukturvor­ haben , den Sozialfonds ( Umschulung und Vorhaben zur Schaffung von Arbeitsplätzen ), die Forschung und Innova­ tion sowie die Entwicklungshilfe werden 1986 mehr Bedeu­ tung erlangen . Ungefähr 50 % der Mehrausgaben für 1986 resultieren aus dem Beitritt Spaniens und Portugals . Dieser Teil wird jedoch aus den Eigenmitteln , die von den neuen Mitgliedstaaten geleistet werden , gedeckt . Der verbleibende Teil des Anstiegs rührt aus einem beträchtlichen Ausgaben­ 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften anstieg her und deckt Verpflichtungen ab , die aus der Zeit von vor 1986 stammen sowie neuen Ursprungs sind . Vorrangige Aufgaben des ab 1 986 mit mehr eigenen Mitteln ausgestatteten Gemeinschaftshaushalts sind: i) die effektivere Eindämmung der Agrarausgaben; ii) die Bereitstellung zunehmender Mittel für die Struktur­ verbesserung und die Konvergenz der Wirtschaft der Gemeinschaft. Nr . L 377 / 31 Schließlich ist der reale Kapitalertrag die Schlüsselgröße bei den Investitionsentscheidungen . Schaubild 14 zeigt jedoch deutlich , daß die gegenwärtigen Verzerrungen zwischen den Kosten des Kapitals und der Rentabilität des Anlagekapitals hauptsächlich auf den Verfall der Rentabilität im Verlauf der siebziger Jahre und nicht so sehr auf den jüngsten Anstieg der Realzinsen zurückzuführen sind . Natürlich trüge ein Real­ zinsrückgang um 1 bis 2 Prozentpunkte zur Stärkung der Investitionen bei , jedoch würde er es bei weitem nicht ermöglichen , die Spanne zwischen Realzinsen und Rentabi­ lität des Anlagekapitals wieder herzustellen , wie sie zu Vollbeschäftigungszeiten in den 60er Jahren vorherrschte und wie sie auch noch teilweise in der zweiten Hälfte der 70er Jahre zu verzeichnen war . III . 2 . Geldpolitik und Europäisches Währungssystem ( EWS ) In den vergangenen Jahren kam es zu einem zunehmenden Konsens über die Notwendigkeit , stabile monetäre Rahmen­ bedingungen zu schaffen , sowie über die Rolle , welche die Geldpolitik in diesem Rahmen zu spielen hat . Dieser Konsens steht im Gegensatz zu den erheblichen Divergenzen in den nationalen Geldpolitiken , wie sie in den siebziger Jahren herrschten . Da das Europäische Währungssystem die teil­ nehmenden Länder der Wechselkursdisziplin unterwirft , erwies es sich als ein wesentlicher Faktor für die Kohärenz der Geldpolitiken und für die Verfolgung eines gemeinsamen Stabilitätsziels . Dieser Konsens ist wertvoll , er muß erhalten bleiben . Tatsächlich sollte die Geldwertstabilität aus mehre­ ren Gründen einen integralen Bestandteil einer Strategie zur Rückkehr zu einem dauerhaften und beschäftigungswirksa­ meren Wachstum darstellen . Zunächst erzeugt die Geldwertstabilität ein günstiges Umfeld für ein kooperatives Verhalten der am Wirtschaftsgeschehen Beteiligten , und sie vermindert insbesondere die Rechtferti­ gungsgründe für Indexierungsmechanismen ; einige dieser Mechanismen stammen aus Zeiten mit hohen Inflationsraten und verzögern die notwendigen Preis- und Kostenanpassun­ gen . Sie haben zu den gegenwärtigen gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichten beigetragen . Zweitens führen dauerhaft niedrige Inflationserwartungen dazu , daß die Zinssätze ihre Aufgabe , auf den Kapitalmärk­ ten einen Marktausgleich herbeizuführen , besser erfüllen können . Reale Kapitalkosten , die künstlich niedrig oder gar negativ gehalten werden , wie es in einigen Ländern im Verlauf der siebziger Jahre der Fall war , spiegeln die relative Knappheit des Faktors Kapital schlecht wider , führen zu einem verschwenderischen Umgang mit der knappen Erspar­ nis und zu einem Wachstum , das weniger Arbeitsplätze schafft . Die mit zu hohen öffentlichen Defiziten einhergehen­ den überhöhten Realzinsen ( sie liegen in solchen Fällen über der gesamtwirtschaftlichen Trendwachstumsrate ) haben erhebliche strukturelle Konsequenzen . Es ist jedoch unerläß­ lich , daß die Realzinsen eine ausreichende Höhe haben , um die notwendigen Ersparnisse anzuziehen , damit nicht nur die in einigen Fällen noch zu hohen öffentlichen Defizite inner­ halb und außerhalb der Gemeinschaft abgebaut , sondern auch die erforderlichen Investitionen finanziert werden . Daraus hinaus findet die für diese Länder angezeigte Politik des kontinuierlichen Abbaus der öffentlichen Defizite eine wesentliche Begründung darin , daß sie mittelfristig zu einer Senkung der Realzinsen beiträgt . Auf dem Wege zu einer Zone interner und externer Wäh­ rungsstabilität in Europa sind damit erhebliche Fortschritte erzielt worden . Dies zeigt sich darin , daß die Inflationsraten in der Gemeinschaft nach unten konvergieren ( siehe Tabelle 5 dieses Jahresberichts ). Außerdem sind seit März 1983 die Leitkurse fast aller am EWS teilnehmenden Währungen unverändert geblieben . Die Anpassung der Parität der italie­ nischen Lira , die im Juli 1985 auf einstimmigen Beschluß der Partner vorgenommen wurde , war von begrenztem Umfang . Die Stabilität der nominalen und realen Wechselkurse der EWS-Länder steht in scharfem Gegensatz zu den oft starken Schwankungen , die vor dem Inkrafttreten des EWS zu verzeichnen waren und noch immer bei anderen Währungen zu verzeichnen sind . Zum Ausdruck kommt diese Stabilität selbstverständlich auch in geringen Wechselkursveränderun­ gen zwischen der ECU und ihren Hauptkomponenten . Wie das Vordringen der privaten ECU als Schuldenaufnahme­ und Anlageinstrument und ihre zunehmende Verwendung für Handelsgeschäfte zeigt , entspricht diese Stabilität einem Bedarf bei priavten Marktteilnehmern . Voraussetzung einer Konsolidierung und einer Verbesserung dieser Ergebnisse ist , daß die einzelnen Länder eine Geldpolitik verfolgen , die das gemeinsame Stabilitätsziel anstrebt, jedoch auf den jeweils noch bestehenden Anpassungsbedarf zugeschnitten ist . Eine Reihe von Ländern — insbesondere die Bundesrepublik Deutschland , Frankreich , Italien und das Vereinigte König­ reich — verfolgen interne , normative Ziele für die Auswei­ tung der monetären Aggregate oder der Kreditvergabe . Die Länder, deren Inflationsrate überhöht ist, sollten zur Unter­ stützung des Stabilisierungsprozesses weiterhin eine schritt­ weise Verminderung der Geldmengen- und Kreditzuwachs­ rate anstreben . Die Länder mit niedrigeren Inflationsraten und -erwartungen sollten die monetäre Expansion — unter Wahrung der erreichten Stabilität — mittelfristig an der Entwicklung der Produktionskapazitäten orientieren, um so einen angemessenen Spielraum für das reale Wachstum zu schaffen . Die Wirtschaftstätigkeit würde dadurch auf Dauer gestützt . In diesen Ländern muß bei der Festsetzung der Geldmengenziele weitgehend dem Urteil über die Entwick­ lung des Produktionspotentials , besonders über die Effekte der anderweitigen angebotspolitischen Maßnahmen sowie über die ohne inflationäre Spannungen mögliche Erhöhung der Kapazitätsausnutzung , Rechnung getragen werden . Wenn die anderweitigen angebotspolitischen Maßnahmen zu einer Zunahme des Produktionspotentials führen , dann geht eine solche Strategie Hand in Hand mit einer gesunden Finanzierung des in diesem Falle erwünschten Anstiegs der Nachfrage . Nr . L 377 / 32 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Die Veränderungen , die sich gegenwärtig auf den Finanz­ märkten vollziehen , und insbesondere die Verbreitung finan­ zieller Innovationen , die zu einer Instabilität der Geldnach­ frage führen könnten , erschweren mitunter Politiken , deren Zwischenziele das Wachstum monetärer oder Kreditaggre­ gate sind . Verfolgen die Währungsbehörden der EWS-Län­ der jedoch entschieden eine Politik , die den vorgenannten Kriterien entspricht , dann wird — wie die Erfahrung gezeigt hat — der Wechselkursmechanismus stabilisiert und seine makroökonomischen Wirkungen werden verstärkt . Quanti­ tative Zwischenziele der Geldpolitik und das Wechselkurs­ ziel verstärken und ergänzen sich so gegenseitig in den EWS-Ländern . Auch im Vereinigten Königreich wird übri­ gens dem Wechselkurs des Pfund Sterling neben den quanti­ tativen Zwischenzielen mehr und mehr Beachtung geschenkt. 31 . 12 . 85 Inflationsrate allein schon einen zusätzlichen realen Wachs­ tumsspielraum schaffen . Angesichts der derzeitigen Instabi­ lität des internationalen Währungssystems bleibt es eine Voraussetzung für eine dauerhafte Stabilität, daß die mone­ täre Expansion stets unter Kontrolle gehalten wird. Es bleibt jedoch wünschenswert , daß diese Instabilität des Systems besser gelöst wird , wie dies der jüngsten Erklärung der Finanzminister der fünf größten Industrieländer entspricht . Eine solche Lösung sollte dazu beitragen , die Faktoren zu entschärfen , die eine Senkung der Zinsen in Europa hemmen könnten . Im Konvergenzprozeß spielt die Stabilität der bilateralen Wechselkurse innerhalb des EWS eine wesentliche Rolle . Auf der einen Seite unterstützt diese Stabilität in den Ländern mit Öffnungsgrad gegenüber dem Ausland aufweisen, bleibt das den höchsten Inflationsraten den internen Stabilisierungs­ prozeß . Dank der verstärkten Konvergenz der Inflationsra­ ten und in Anbetracht der Anpassung der Lira-Parität vom wichtigste Zwischenziel der Leitkurs ihrer Währungen inner­ halb des Systems. Interne Zwischenziele der Geldpolitik Juli 1985 bleibt außerdem für diese Länder der Anstieg der mit dem Inflationsgefälle gegenüber den Partnern gewichte­ haben in diesen Ländern gegebenenfalls einen weniger bindenden Charakter . Die Behörden müssen allerdings dar­ auf achten , daß die interne Geldschöpfung mit der Preissta­ bilität und einer auf Dauer tragbaren außenwirtschaftlichen ten nominalen effektiven Wechselkurs (d . h . der realen Wechselkurse ) moderat . Dies illustriert den Stabilisierungs­ effekt eines Wechselkursmechanismus, in dem feste, aber In den anderen EWS-Ländern , die einen noch größeren Position vereinbar bleibt . Ein ausgeprägter Rückgang des Dollarkurses und die damit einhergehende Verbesserung der Terms of Trade würde die Aufgabe der Geldpolitik bei der Verfolgung des Stabilitäts­ ziels erleichtern . Bei gleicher Geldmengenexpansion würde eine , durch externe Faktoren bewirkte , raschere Senkung der anpassungsfähige Paritäten vorgesehen sind . Auf der ande­ ren Seite trägt die zusätzlich gewonnene Wettbewerbsfähig­ keit der Länder mit niedrigeren Inflationsraten dazu bei , ihnen eine günstige externe Position und dadurch einen größeren Spielraum für das reale Wachstum zu verschaffen . Diese Betrachtungen schließen jedoch eine Neufestsetzung der Leitkurse aufgrund von fundamentalen Ungleichgewich­ ten keinesfalls aus . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 377 / 33 SCHAUBILD 14 Entwicklung von Reallohn , Kapitalrentabilität und Realzins in der Gemeinschaft (' ) ( 2 ) (') Das obige Schaubild wurde dem Bericht zur Ertragslage und Rentabilität in der Gemeinschaft des Ausschusses für Wirtschaftspolitik entnommen („Ertragslage und Rentabilität in der Gemeinschaft", Bericht an Rat und Kommission , Mai 1985 ). Das Schaubild illustriert die Entwicklung der Rentabilität , wie sie vorstehend in den Schaubildern 1 1 und 12 anhand unterschiedlicher Definitionen dargestellt wurde . ( 2 ) Gemeinschaftsdurchschnitt : Gewichtung mit dem BIP und den Kaufkraftparitäten des Jahres 1975 . ( 3 ) Mit dem BIP-Deflator bereinigt . (4 ) Nettobetriebsüberschuß des Unternehmenssektors (ohne Wohnungssektor ) als Prozent des dazugehö­ rigen Kapitalstocks ( linke Skala ). Angesichts der bekannten statistischen Probleme empfiehlt sich eine gewisse Vorsicht bei der Beurteilung des Niveaus dieser Kurve ; die Analyse sollte sich vielmehr auf den Verlauf beziehen . Quelle: DIW , Berlin , im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft ( Bonn ). Fortschreibung und Gemeinschaftsdurchschnitt durch die Kommissionsdienststellen . ( s ) Zinsskala für Staatstitel mit dem Verbraucherpreisindex deflationiert ( linke Skala ). In den letzten Jahren wurde der Zusammenhalt des EWS , der sicher auch zeitweilig durch externe Faktoren begünstigt worden ist , hauptsächlich durch folgende Faktoren gewähr­ Maßgebend für den Handlungsspielraum der Geldpolitik leistet : den breiten Konsens über die Prioritäten und die Zwischen- und Endziele . Was die externe Seite betrifft , so Orientierung der Wirtschaftspolitik in allen ihren Bereichen , die verstärkte Konvergenz in den Ergebnissen sowie die enge Koordinierung der Geld- und Währungspolitik . Um einen befriedigenden Grad an Konvergenz zu erzielen , sind aller­ dings noch große Fortschritte notwendig . In dieser Hinsicht müssen einige Länder noch bedeutende Anstrengungen in der Haushalts- und Einkommenspolitik unternehmen , um die überhöhte Last zu erleichtern , die die Geldpolitik im Stabi­ lisierungsprozeß trägt . Diese Anstrengungen werden umso eher Erfolg haben , je kräftiger das Wachstum in der sind die kurzfristigen Zinsen in Europa der Entwicklung in den USA nicht voll gefolgt ; dies gilt für den Anstieg in den ersten sechs Monaten des Jahres 1984 und den starken Rückgang während der darauffolgenden 12 Monate . Im Durchschnitt der Gemeinschaft sind die kurzfristigen Zinsen zwischen Dezember 1983 und Juli 1985 gleichmäßiger , aber etwas weniger stark als in den Vereinigten Staaten zurück­ gegangen ( um 1,1 Prozentpunkte gegenüber 1,7 Prozent­ punkte in den USA ). Die vorsichtige Steuerung der kurzfri­ stigen Zinsen in Europa , die nach dem internen Stabilisie­ rungsbedarf und nach dem Gewicht der externen Faktoren Gemeinschaft ausfällt . sind vor allem die Zinsen auf den internationalen Märkten und die Freiheitsgrade bei der Verfolgung der geldpolitischen Nr . L 377 / 34 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 differenziert wurde sowie eine günstigere Entwicklung im Bereich der Zahlungsbilanz- und Haushaltsdefizite verstär­ ken in Europa die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftspolitik . Dies hat zu einer beträchtlichen Senkung der langfristigen Nominalzinsen ( um 1,7 Prozentpunkte ) beigetragen , die zwischen Dezember 1983 und Juli 1985 in Europa stärker ausgefallen ist als in den Vereinigten Staaten . der Geldpolitik in einem Umfeld von allgemein hohen Staatsdefiziten und starken Spannungen auf den internatio­ nalen Kapitalmärkten , vor allem in den Vereinigten Staaten . Der schrittweise Abbau der Realzinsen , der erwünscht Auch wenn bis März 1985 die Dollarstärke den Rückgang der kurzfristigen Zinsen in Europa gehemmt hat , hat sich die den . Situation seither geändert und es hat sich ein Handlungsspiel­ raum für Zinssenkungen ergeben . Dieser wird jetzt in den EG-Ländern mit den niedrigsten Inflationsraten genutzt . In Deutschland ist seit März 1985 der Geldmarktzins um 1,6 Punkte auf 4,5 % p . a . reduziert worden , dies ist das niedrigste Niveau seit Ende 1978 . Ein günstiges internatio­ nales Umfeld würde es erlauben , diesen Spielraum noch mehr auszunutzen . In den Ländern , die noch einen großen Stabi­ lisierungsbedarf haben und in denen die Geldpolitik weiter zum Konvergenzprozeß beitragen muß , könnte die Senkung der Nominalzinsen jedoch weiter an den Rückgang der Inflation gekoppelt bleiben . In dem Ausmaß , in dem diese differenzierte , den internen geldpolitischen Zielsetzungen in den einzelnen Ländern entsprechende Steuerung der Zinsen dazu führt , daß ein geeignetes Zinsdifferential im EWS aufrechterhalten bleibt , verstärkt sie auch trotz weiter beste­ hender Divergenzen in fundamentalen Faktoren die Stabilität des Wechselkursmechanismus und seinen inneren Zusam­ menhalt gegenüber externen Schocks . In den Ländern der Gemeinschaft sind die langfristigen Realzinsen , annäherungsweise gemessen als Differenz zwi­ schen dem Nominalzins und dem Anstieg der Verbraucher­ preise , zwischen 1981 und 1984 im Durchschnitt um 4,5 Prozentpunkte gestiegen . Diese Erhöhung war besonders in den Ländern spürbar , in denen sie Anfang der 80er Jahre nahe bei Null lagen oder sogar negativ waren . In den Ländern mit niedrigen Inflationsraten sind sie demgegenüber nur um rund zwei Punkte gestiegen . In Zeiten raschen Inflations­ rückgangs oder bei im historischen Vergleich geringer Infla­ tion wird der reale Zinssatz vermutlich überschätzt , wenn er an der Differenz zwischen Nominalzins und laufender Rate der Preissteigerung gemessen wird ; dies gilt jedenfalls im Vergleich zu einer Meßgröße , die von den mittelfristigen Inflationserwartungen ausgeht , welche vermutlich über der gegenwärtigen Inflationsrate liegen . Im Gegensatz dazu übersteigt in den Ländern mit noch hohen Inflationsraten , aber guten und glaubwürdigen Fortschritten bei der Infla­ tionsbekämpfung der mittelfristig erwartete Realzins den anhand der laufenden Inflationsrate gemessenen Realzins . Die Inflationserwartungen spielen eine wesentliche Rolle bei der Bildung der Nominalzinsen . Dies verstärkt in jedem Fall die Argumente zugunsten einer Geldpolitik , die dauerhaft und glaubwürdig die Preisstabilität zum Ziel hat . Solch eine Politik trägt dazu bei , laufende und erwartete Inflationsraten auf deren niedrigstem Niveau einander anzunähern ; dies führt zu einer größeren Rationalität bei der Zinsbildung und schafft günstige Bedingungen für ihre allmähliche und dau­ erhafte Senkung . In der Gemeinschaft ist die Konvergenz der Realzinsen nach oben ein Zeichen für die nunmehr gemeinsame Orientierung scheint , muß aber auf gesunder Basis erfolgen . Er wird in erster Linie davon abhängen , daß der Desinflationsprozeß fortschreitet und glaubwürdig bleibt , und daß die finanziel­ len Ungleichgewichte , vor allem die öffentlichen Defizite innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft, beseitigt wer­ Die Verwirklichung eines freien Kapital Verkehrs innerhalb der Gemeinschaft und Anstrengungen , die eine bessere Konvergenz der Wirtschaftspolitik bezüglich eines höheren Wachstums zur Folge haben , würden gleichzeitig die Ver­ vollkommnung des Europäischen Währungssystems ermög­ lichen , was zur Schaffung eines europäischen Raumes in monetärer und finanzieller Hinsicht notwendig ist . Eine Liberalisierung würde die Entwicklung eines dynamischen und attraktiven Finanzmarktes in Europa begünstigen und damit zu einer besseren Lenkung der Ersparnisse beitra­ gen . Seit Errichtung des EWS im März 1979 hat das Ziel der Liberalisierung des Kapitalverkehrs noch an Bedeutung gewonnen . In dem Maße , in dem die Beschränkungen des Kapitalverkehrs die Autonomie der Geldpolitik künstlich erhöhen , vermindern sie nämlich den disziplinierenden Effekt des Wechselkursmechanismus und könnten folglich den Konvergenzprozeß bremsen . Wie das Angleichen der Realzinsen auf einem höheren Niveau zeigt , führt jedoch die zunehmende Konvergenz der Geldpolitiken und das allmäh­ liche Verschwinden der Geldillusion bei den Wirtschaftssub­ jekten dazu , daß der Handlungsspielraum im Zinsbereich weitgehend unausgenutzt , wenn nicht inexistent , bleibt . Im Ausmaß , in dem die Divergenzen verschwinden , verlieren also die Beschränkungen des freien Kapitalverkehrs nach und nach ihren Nutzen . Dies spricht dafür, diese Restriktionen allmählich zu beseitigen , wobei vermieden werden sollte , daß in der Anpassungsphase die Stabilität des Wechselkursme­ chanismus in Frage gestellt wird . Seit Beginn des Jahres 1984 haben sich schrittweise günstige Rahmenbedingungen für eine Verstärkung des Wechselkurs­ verbundes herausgebildet . Verschiedene Faktoren haben dazu beigetragen : Die befriedigende Konvergenz der Geld­ politiken , das steigende Vertrauen in den Rückgang der Inflation , eine aufgeschlossenere Einstellung zu der Zweck­ mäßigkeit , den Weg zur Liberalisierung des Kapitalverkehrs im Interesse des EWS fortzuführen , sowie auch die Robust­ heit der im März 1983 vereinbarten Paritäten gegenüber außenwirtschaftlich bedingten monetären Einflüssen . Aus­ druck diese neuen Haltung war die Zustimmung des Mini­ sterrats und der Zentralbanken der Gemeinschaft im Jahr 1985 zu ersten technischen Maßnahmen , die die Verwen­ dung der ECU im Wechselkursverbund ein wenig ausdeh­ nen . Die Möglichkeit der Haltung von ECU beim Euro­ päischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit ( EFWZ ) ist sogar für Dritte im Prinzip eröffnet worden . Die zuständigen Gemeinschaftsorgane sind übereingekom­ men , die Möglichkeiten und die Bedingungen für einen weiteren Fortschritt auf dem Gebiet der Währungspolitik 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften laufend zu überprüfen . Der Rat der Finanzminister hat die Gültigkeit des Endziels einer Wirtschafts- und Währungsuni­ on bestätigt . Die Weiterentwicklung des EWS — dessen Stärkung bereits ein eigenständiges Ziel darstellt — soll sich ebenfalls in diese Perspektive einbetten . Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die Fragen hin­ sichtlich der Ausdehnung der internationalen Rolle der ECU , sowohl im offiziellen wie im privaten Gebrauch und die Teilnahme der Mitgliedswährungen am Wechselkursver­ bund zu gleichen Bedingungen . Die Schaffung einer Zone interner und externer Stabilität ist Bestandteil der Strategie, die auf ein dauerhaftes und beschäftigungswirksameres Wachstum abzielt. Indem sie die Unsicherheit über die Zukunftsentwicklung des realen Geld­ werts reduziert, schafft die Stabilität die Rahmenbedingun­ gen, die ein kooperatives Verhalten der Wirtschaftssubjekte begünstigen. Die Stabilisierung der Inflationserwartungen trägt im übrigen zur rationalen Bestimmung der Kapital­ marktzinsen bei, die eine wesentliche Rolle bei der optimalen Lenkung des knappen Faktors „ Ersparnis " spielen . Im Bereich der Stabilität sind im Laufe der letzten Jahre ermutigende Fortschritte erzielt worden . Voraussetzung für eine Konsolidierung und Verbesserung dieser Ergebnisse ist eine Geldpolitik, die auf Dauer das gemeinsame Stabilitäts­ ziel verfolgt, gegenwärtig aberje nach dem noch bestehenden Stabilitätsbedarf differenziert vorgehen muß. In einigen Ländern muß die Geldpolitik auch weiterhin den Stabilisie­ rungsprozeß dadurch unterstützen, daß sie auf eine Vermin­ derung der Geldmengenexpansion abzielt und eine Senkung der kurzfristigen Zinsen an Erfolge bei der Inflationsbe­ kämpfung koppelt. Der innere Zusammenhalt des europäi­ schen Währungssystems sollte durch weitere Fortschritte in allen Bereichen der Politik gestärkt werden, um die manch­ mal überhohen Belastungen einer geldpolitischen Stabilisie­ rung zu reduzieren . In anderen Ländern sollte die Geldpolitik weiter den für eine Zinssenkung verfügbaren Spielraum nutzten und — unter Wahrung der erreichten Stabilität — die Liquidität bereitstellen, die notwendig ist ', um ein reales Wachstum zu erzielen, das der mittelfristigen Entwicklung der Produktionskapazitäten entspricht. Es ist daher wün­ schenswert, daß die jüngsten Fortschritte im Bereich der internationalen währungspolitischen Zusammenarbeit dazu beitragen, die externen Faktoren zu entschärfen, was eine Senkung der Realzinsen ermöglichen würde und damit Investitionen in Anlagekapital im Vergleich zu reinen Finanz­ anlagen anregen würde. In Europa würde die Durchführung von Geldpolitiken, die den oben erwähnten Orientierungen entspräche, nicht nur dazu führen, den internen Zusammen­ halt der Gemeinschaft im monetären Bereich zu verstärken, sondern auch noch das Interesse an neuen Fortschritten beim Aufbau des EWS steigern . Dazu würden insbesondere Maß­ nahmen zur Liberalisierung des Kapitalverkehrs und zur Entwicklung der ECU gehören . III . 3 . Anpassungsfähigkeit der Märkte und sektorale Politik III . 3.1 . Verbesserung des Binnenmarktes Die Erreichung eines großen Binnenmarktes , wie sie von der Kommission im Weißbuch vom Juni 1985 vorgeschlagen wurde , stellt eine starke Unterstützung für die Realisierung Nr . L 377 / 35 der kooperativen Wachstumsstrategie für mehr Beschäfti­ gung insoweit dar, als sie ein rentables und effektives Angebotswachstum unterstützt . Ein größerer Markt bietet den Unternehmen Gelegenheit , ihre Produktion auszuweiten und „economies of scale" zu nutzen . Die daraus resultieren­ den Kostensenkungen führen zu niedrigeren Preisen , wodurch die Nachfrage gestärkt wird . Ein rascheres Wachs­ tum sowohl der Nachfrage , als auch der Produktion schlagen sich in einem Produktivitätsanstieg nieder, der seinerseits zur Folge hat , daß neue Investitionsmöglichkeiten genutzt und Arbeitsplätze geschaffen werden . Die Vorteile , die eine bessere Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit mit sich bringen , werden sich auch in einem Anstieg des längerfristigen Gleichgewichtswechselkurses der Wirtschaft und in günsti­ geren Terms of Trade zeigen . Eine trendmäßige Abschwä­ chung sowohl der Inlands- als auch der Einfuhrpreise wiederum bedeutet, daß eine bestimmte Expansion der nominalen Nachfrage eine höhere Realnachfrage zur Folge hat . Auch dies wird sich günstig auf Produktion und Beschäftigung auswirken . In der Volkswirtschaft setzt damit ein „circulus virtuosus" wirtschaftlichen Wachstums ein , der der Erfahrung der Gemeinschaft während der 60er Jahre nicht unähnlich ist . Gleichzeitig würde die Förderung eines erhöhten Wettbe­ werbs auf den Märkten unwirksam sein , wenn die Vollen­ dung des internen Marktes durch strukturelle und soziale Ungleichgewichte verhindert würde . Wenn der interne Markt in einem Umfeld eines dynamischen und gleichmäßi­ gen Wachstums verwirklicht ist , werden regionale und sektorale Ungleichgewichte besser gelöst werden . In dieser Weise ist auch der sozialen Aufgabe der Gemeinschaft und den strukturellen Problemen in diesem Zusammenhang am besten Rechnung zu tragen . Dies erfordert die Entwicklung von miteinander verbundenen , europaweiten Politikmaß­ nahmen sowie die Stärkung des vorhandenen nationalen und gemeinschaftlichen Instrumentariums wie z . B. des Europäi­ schen Sozialfonds und des Europäischen Regionalfonds . Ein Erfolg der ergriffenen Anpassungsmaßnahmen sowie die Erreichung von Vollbeschäftigung und von sozialen Vortei­ len aufgrund eines verbesserten internen Marktes werden ein beträchtliches Maß an Kooperation zwischen den Sozialpart­ nern und Regierungen im Hinblick auf die Entwicklung dieser Maßnahmen und die Beeinflussung von Verhaltens­ weisen , die mit der wachsenden Integration der Wirtschaft Europas verbunden sind , erfordern . Unter den Politikern , den Unternehmern und den Gewerk­ schaften ist der Konsens über die Bedeutung einer Verbesse­ rung des Binnenmarktes der Gemeinschaft wesentlich größer geworden . Auf seiner Brüsseler Tagung vom März 1985 hat der Europäische Rat „Maßnahmen zur Verwirklichung eines effizienten Binnenmarktes bis zum Jahre 1992 verlangt , wodurch ein günstigeres Umfeld für die Förderung der Unternehmen , des Wettbewerbs und des Handels geschaffen wird ". Die Kommission hat daraufhin für die Mailänder Tagung des Europäischen Rates im Juni 1985 ein Weißbuch unter dem Titel „Vollendung des Binnenmarktes" (') veröf­ fentlicht . Es enthält ein detailliertes Programm , in dem mehr als 300 Gesetzgebungsmaßnahmen gefordert werden , die in der Regel vor 1990 zu ergreifen sind . (') Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Vollendung des Binnenmarktes", ( KOM(85 ) 310 ), Juni 1985 . Nr . L 377 / 36 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Da die Vorschläge insgesamt äußerst komplex und weitrei­ chend sind , hat die Kommission besonderen Wert auf Möglichkeiten gelegt , wie man die administrative und legis­ lative Belastung , die die Erreichung des Ziels mit sich bringt , erleichtern kann . Hierzu wird ein integriertes und ausgewo­ genes Bündel von Maßnahmen vorgeschlagen : i ) maximale Anwendung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung der nationalen technischen Normen und minimaler Umfang der Harmonisierungsgesetzgebung auf EG-Ebene ; ii ) maxi­ male Entlastung des Rates von technischen Fragen durch verstärkte Nutzung der existierenden Übertragungsbefug­ nisse ; iii ) vermehrter Rückgriff auf Mehrheitsabstimmungen bei Beschlüssen der Gemeinschaft betreffend den Binnen­ markt . Obwohl die verschiedenen Elemente des Maßnah­ menbündels als Ganzes gesehen werden sollten , können einige Beispiele gleichwohl die Substanz des Vorschlags veranschaulichen . Was die technischen Normen für Industriegüter , für Erzeug­ nisse der Nahrungsmittelindustrie und im Bauwesen angeht , so wird vorgeschlagen , die Gesetzesharmonisierung ( Rats­ richtlinien nach Artikel 100 der Römischen Verträge) künftig auf wesentliche Gesundheits- und Sicherheitserfordernisse zu beschränken . Der Wettbewerb im öffentlichen Auftragswesen soll in den Sektoren , die bereits unter EG-Richtlinien fallen , durch vermehrte vorherige Information und öffentliche Auftrags­ ausschreibungen verbessert werden . Bestehende Beschrän­ kungen bei den öffentlichen Aufträgen für Dienstleistungen im Vergleich zum Warenverkehr sollten aufgehoben werden . Für die vier großen Sektoren Energie , Verkehr , Wasser und Fernmeldewesen , für die noch keine Richtlinien gelten , sollen Vorschläge vorgelegt werden . Im Verkehrswesen werden umfangreiche Aktionen vorge­ schlagen , um den freien Verkehr von Dienstleistungen zu gewährleisten . 31 . 12 . 85 den Mitgliedstaaten und ein einheitliches Netz finanzieller Dienstleistungen im Kredit-, Versicherungs- und Börsenwe­ sen notwendig ist . Eine solche Integration bringt direkte und indirekte Vorteile mit sich . Die unmittelbaren Vorteile bestehen in niedrigeren Finanzierungskosten für Kreditnehmer und darin , daß die Sparer Zugang zu höherverzinslichen Anlagen erhalten . Die durch die finanzielle Integration bewirkte Vergrößerung des Marktes veranlaßt die Finanzinstitute zu verstärkter Spezia­ lisierung ; sie schafft zusätzlichen Wettbewerb und ermög­ licht einen effizienteren Transfer von Spargeldern in Sachin­ vestitionen . Was die indirekten Vorteile betrifft , so verstärkt die größere Liberalisierung der Finanzmärkte die Disziplin in der Wirt­ schaftspolitik und leistet damit einen Beitrag zur Preis­ niveaustabilität und zur Stärkung des EWS . Ein zweiter indirekter Vorteil würde darin bestehen , die Abhängigkeit der europäischen Volkswirtschaften vom US-Dollar zu ver­ ringern . Dies dürfte der Fall sein , wenn die europäischen Kapitalmärkte stärker integriert wären . Dadurch wäre Euro­ pa in gewissem Umfang gegen Schocks von außen abgesi­ chert . Drittens behindern Kapitalverkehrskontrollen in gewissem Maße den freien Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr dadurch , daß sie die Kosten der damit zusammenhängenden finanziellen Transfers , deren Recht­ mäßigkeit überprüft werden muß , erhöhen . Viertens ist der Nutzen von Kapitalverkehrskontrollen in bezug auf größere währungspolitische Unabhängigkeit durch die implizit mit der EWS-Mitgliedschaft verbundene Verpflichtung zur Koordinierung der Währungspolitik wesentlich geringer geworden . Eine finanzielle Integration sollte in ausgewoge­ ner Weise an vier Fronten angestrebt werden : i ) schrittweiser Abbau der noch vorhandenen Kapitalverkehrskontrollen ; ii ) freier Verkehr von finanziellen Dienstleistungen ; iii) Rationalisierung der inländischen Finanzmärkte ; iv ) Förde­ rung der Verwendung der ECU auf den Kredit- und Kapi­ talmärkten . Bei den Dienstleistungen herkömmlicher Art , wie Banken und Versicherungen , und bei neueren Dienstleistungsfor­ men , wie Informations- und Datenverarbeitung , rechnerge­ stützte Marketing- und Vertriebsdienste sowie audiovisuelle Dienstleistungen einschließlich Satellitenfunk , vollzieht sich gegenwärtig eine beispiellose technologische Entwicklung . Viele dieser am raschesten wachsenden Zweige der Wirt­ schaft haben wenig Chancen auf internationale Wettbe­ werbsfähigkeit , wenn sie sich nicht in einem weiten , offenen Markt entwickeln können . Was die Finanzmärkte betrifft , so steht die Verbesserung des Binnenmarktes für finanzielle Dienstleistungen in direktem Zusammenhang mit den Zielen , das Funktionieren der inländischen Finanzmärkte zu verbessern , die Konvergenz der makroökonomischen Politiken zu erhöhen und das Europäische Währungssystem zu stärken . Die Kommission hat dem Rat im April 1983 eine Mitteilung über die finanzielle Integration ( J ) unterbreitet , in der hervorgehoben wird , daß eine Liberalisierung des Kapitalverkehrs zwischen ( 1 ) Kommission der E uropäischen Gemeinschaften , „Mitteilung der Kommission an den Rat vom 20 . April 1983 über finanzielle Integration", Europäische Wirtschaft Nr . 18 , November 1983 . Gegenwärtig werden die Kapitalbewegungen mit zwei Rats­ richtlinien in vier Gruppen ( Listen A bis D ) eingeteilt . Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet , Transaktionen der Liste A (einschließlich Direktinvestitionen und Immobilienerwerb) und der Liste B ( Operationen mit börsennotierten Wertpa­ pieren) ohne Bedingungen zu liberalisieren . Transaktionen der Liste C ( andere Portfolioinvestitionen und langfristige Kredite ) werden unter bestimmten Bedingungen liberalisiert . Keine Liberalisierungspflicht besteht für Transaktionen der Liste D ( Depositen bei Finanzvermittlern und andere kurz­ fristige monetäre Operationen ). Der tatsächlich erreichte Grad an Liberalisierung des Kapitalverkehrs ist in den einzelnen Gemeinschaftsländern recht verschieden . Eine Reihe von Mitgliedstaaten hat praktisch alle in den Listen C und D aufgeführten Transaktionen liberalisiert . Drei Mit­ gliedstaaten (Frankreich , Italien und Irland ) mußten demge­ genüber die im Vertrag vorgesehenen Schutzklauseln in Anspruch nehmen , um eigentlich bedingungslos liberalisierte Transaktionen einschränken zu können . Im Dezember 1984 hat die Kommission diese Abweichungen überprüft und sie für einen begrenzten Anwendungsbereich befristet erneuert ( ABl . Nr. L 8 vom 10 . 1 . 1985 ). Außerdem untersucht die Kommission gemeinsam mit dem währungspolitischen Aus­ schuß gegenwärtig eine neue Richtlinie , die die Verpflichtun­ 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 37 gen der Mitgliedstaaten im Hinblick auf eine Liberalisierung gewisser in Liste C enthaltener Transaktionen erweitert . logien zu fördern ('). Er könnte zudem ein zunehmend wichtiger werdendes Element der Entwicklung der Nach­ frage und der Wirtschaftstätigkeit werden . Die Einrichtung eines effizienten Netzes von Finanzdienst­ leistungen in den Bereichen Kredit , Versicherung ( außer Lebensversicherung) und Börse kann dadurch unterstützt werden , daß die Niederlassungsfreiheit und eine von Diskri­ minierungen freie grenzüberschreitende Erbringung finan­ zieller Dienstleistungen garantiert werden . Im Bereich der Telekommunikation sind Gremien zur Kon­ Die Rationalisierung der einheimischen Finanzmärkte sollte mit der Aufhebung der Kontrollen des Kapital- und Dienst­ leistungsverkehrs Hand in Hand gehen . Zur Harmonisierung der nationalen Vorschriften über die Tätigkeit der Finanz­ vermittler wurde zwar einiges getan , doch sollte den regula­ tiven und allokativen Aspekten der inländischen Finanz­ märkte größere Bedeutung beigemessen werden . einstimmung erzielt werden könnte , um für Europa wichtige Infrastrukturprojekte in diesem Bereich konzipieren zu kön­ zertierung von Kommission , Mitgliedstaaten , Industrie und nationalen Postverwaltungen geschaffen worden . Die bishe­ rigen Bemühungen führten dort zu einer Präzisierung der gemeinsamen Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Telekommunikationsnetzen und -diensten und der grund­ legenden Ziele , über die innerhalb der Gemeinschaft Uber­ nen . Dies geschieht insbesondere im Fall der Bereitstellung zen­ traler Teile eines grenzüberschreitenden Telekommunika­ tionsnetzes als Grundlage künftiger integrierter Breitband­ kommunikation ( IBC — „integrated broadband communica­ tions"), die 1995 zur Verfügung stehen könnte . Unternehmen und Institutionen der Gemeinschaft haben die Euromärkte benutzt , um die Nachteile enger nationaler Märkte zu vermeiden . In letzter Zeit , wo die Verwendung des Dollar ein großes Risiko mit sich bringt , hat der Markt zunehmend auf die ECU zurückgegriffen , die gegenüber den Mitgliedswährungen nur geringfügig schwankt und keinen rein nationalen Kontrollen unterliegt . Die ECU ist deshalb für Kapitaltransfers innerhalb der Gemeinschaft gut geeig­ net . Auf seiner Mailänder Tagung vom Juni 1985 hat der Europäische Rat das Weißbuch der Kommission über die Vervollkommnung des Binnenmarktes begrüßt und den Rat beauftragt, ein Arbeitsprogramm zu erstellen, mit dem das Binnenmarktziel bis spätestens 1 992 erreicht werden kann . Die Wege, auf denen dieses Ziel erreicht werden kann, sind: i) Aufhebung physischer Beschränkungen; ii) Aufhebung fiskalischer Hemmnisse; iii) Aufhebung technischer Hemm­ nisse (insbesondere für neue Technologien); iv) Schaffung eines freien Marktes für finanzielle und Transportdienstlei­ stungen; v) liberalisiertes Niederlassungsrechtfürfreie Beru­ fe; vi) Liberalisierung des Kapitalverkehrs . Die Integration und Modernisierung der europäischen Finanzmärkte sollte durch die Rationalisierung der heimischen Finanzmärkte und die Förderung der ECU auf den Kredit- und Kapitalmärkten verfolgt werden . Dieser Prozeß wird durch das dynamischere Wachstum erleichtert werden, was durch die allgemeine wirtschaftspolitische Strategie gefördert wird. Dadurch wird die soziale Dimension mit anderen spezifischen Maßnahmen weiter verstärkt. Die für dieses Projekt erforderlichen Investitionen werden auf 3 Milliarden ECU geschätzt . Zur Zeit werden Studien zur detallierten Projektspezifikation angefertigt . Die Verwirk­ lichung dieses Vorhabens setzt jedoch ein gegenseitiges Einvernehmen der zuständigen öffentlichen Instanzen und Postverwaltungen voraus . Die Kommission wird Vorschläge bezüglich der Nutzung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung ( EFRE ) machen , um zur Modernisierung der Telekommunikation in den benachteiligten Regionen der Gemeinschaft beizutra­ gen . Für das Transportwesen liefert das von der Kommission vorgeschlagene mittelfristige Infrastrukturprogramm bereits einen Rahmen für die Entwicklung von drei Verkehrsnetzen von gemeinschaftlichem Interesse : Straße , Schiene und Bin­ nenwasserstraßen . Es handelt sich um Investitionen von über 20 Milliarden ECU . Dieses Programm umfaßt sowohl kleine und mittelgroße Projekte , von denen einige bereits begonnen wurden und von der Gemeinschaft über den EFRE und die Europäische Investitionsbank ( EIB ) sowie spezifische Kre­ dite für die Unterstützung der Verkehrsinfrastruktur im gemeinschaftlichen Interesse ( Haushaltsposition 5 8 1 ) finanziell unterstützt werden , als auch einige große Vorha­ ben . Die Finanzierung dieser Projekte wird natürlich von der jeweiligen Größe und Art der Investitionen abhängen. Viele der kleineren Projekte dürften bereits in den nationalen staatlichen Investitionsprogrammen berücksichtigt sein und von Gemeinschaftsmitteln unterstützt werden . Für die Groß­ projekte muß die Finanzierung noch gesichert werden . III . 3.2 . Infrastrukturvorhaben von europäischem Interesse und Finanzierung der Infrastruktur Die Erweiterung des Binnenmarktes erfordert auch die Verfügbarkeit einer entsprechenden Infrastruktur . Die Kom­ mission hat in ihrem Programm für 1985 die Vorteile herausgestellt , die mit einer koordinierten Strategie für die Infrastruktur verbunden wären . Ein solcher Ansatz würde erheblich zu dem Ziel beitragen , den Binnenmarkt zu vereinheitlichen , die industrielle Wettbewerbsfähigkeit zu stärken , die Randregionen zu integrieren und neue Techno­ Hinzu kommen zwei Großvorhaben , zum einen die Hochge­ schwindigkeitsstrecke Paris—Köln , deren Kosten auf unge­ fähr 3 Milliarden ECU veranschlagt worden sind . Eine „überstaatliche Gruppe" ist eingesetzt worden , um die Anforderungen , die Zuständigkeiten der betreffenden Par­ teien und den etwaigen Finanzierungsplan zu präzisieren . Der endgültige Bericht wird im März 1986 erwartet . Zum ( 1 ) Die Notwendigkeit beschäftigungsfördernder Infrastrukturinve­ stitionen in den Bereichen Verkehr , Telekommunikation und Umweltschutz wurde in mehreren Entschließungen des Parla­ ments betont . ( ABl . Nr . C 122 vom 20 . 5 . 1985 , S. 59 , Absatz F und Dok . B2-103 / 85 , Absatz 1 Buchstabe a )). Nr . L 377 / 38 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften anderen handelt es sich um die Verkehrsverbindung unter dem Ärmelkanal , deren Kosten je nach Art des Vorhabens zwischen 3 und 9 Milliarden ECU schwanken . Im April 1985 haben die französische und die britische Regierung Leitlinien veröffentlicht , damit interessierte Projektträger bis zum 31 . Oktober 1985 einen Vorschlag zur Finanzierung , Durch­ führung und Nutzung des Projekts vorlegen können . Diese Arbeiten könnten somit Ende 1986 beginnen ; die Fertigstel­ lung ist für 1992 / 93 vorgesehen . Längerfristig werden weitere Vorhaben im Straßen- und Eisenbahnverkehr ins Auge gefaßt , insbesondere die Auto­ bahnverbindung nach Skandinavien über Dänemark und die Ostseemeerengen , die Verbindung zwischen Venedig und München mit den entsprechenden Alpentunneln und derglei­ chen . Im Bereich des Umweltschutzes ist ein Investitions­ programm notwendig , um die Lebensqualität zu verbessern und um die Grundlage für zukünftiges Wirtschaftswachstum zu bewahren . Die Schäden , die durch Luftverschmutzung hervorgerufen werden , können nur durch erhebliche Investi­ tionen in Großfeuerungsanlagen vermindert werden . In vielen Mitgliedsländern sind Investitionen in die Abwas­ seraufbereitung für eine Verbesserung der Wasserqualität entscheidend . Die Abfallaufbereitung und deren Wiederver­ wendung würde sowohl die Umweltqualität verbessern als auch die Rohstoffabhängigkeit der Gemeinschaft verringern . Derartige Investitionen , die zu der Entwicklung von neuen Produkten führen , würden nicht nur die Lebensqualität 31 . 12 . 85 schaft die administrativen und gesetzlichen Rahmenbedin­ gungen für Infrastrukturinvestitionen verbessern und verein­ fachen kann . Neben der herkömmlichen Art der Infrastrukturfinanzierung sind neue Finanzierungsformen denkbar , bei denen vor allem die von den Projektträgern geforderten Sicherheiten reduziert werden oder sich diese Sicherheiten auf die Vermögenswerte des Vorhabens statt auf die des Projektträgers stützen ( Formel des Typs „Projektfinanzierung" oder vorrangige Abtretung der Einnahmen ). Da die für diesen Investitionstyp notwendige Finanzierungsplanung eine Kombination aus Kapitalbildung , Inanspruchnahme von Anleihemärkten und Bankdarlehen in unterschiedlichem Verhältnis erfordert , sollte die Beteiligung der Gemeinschaft neue und herkömm­ liche Finanzierungstechniken miteinander verbinden . Drittländern schaffen . Mehrere große Infrastrukturvorhaben von gemeinschaft­ lichem Interesse, vor allem in den Bereichen der grenzüber­ schreitenden Verkehrswege, der Telekommunikation und des Umweltschutzes, stellen ein beträchtliches wirtschaft­ liches Potential dar. Für die Gesamtwirtschaft würde es sich um zwar bescheidene aber nützliche Beiträge zum Wachstum handeln . Die Gemeinschaft sollte Fortschritte bei der Ver­ wirklichung der Vorhaben unter anderem durch die Erleich­ terung administrativer und steuerlicher Voraussetzungen und durch den Ausbau ihrer eigenen Finanzinstrumente fördern und damit in den nächsten fünfJahren ein nützliches dynamisches Element zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinschaft beisteuern. Insgesamt würde somit das mittelfristig in Erwägung zu ziehende Infrastrukturprogramm ein Investitionsvolumen III . 3.3 . Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes verbessern , sondern auch Märkte für neue Produkte in von 30 bis 45 Milliarden ECU über einen Zeitraum von 5 bis 7 Jahren darstellen . Diese Infrastrukturvorhaben haben selbstverständlich nicht alle das gleiche Entwicklungsniveau erreicht . Die Gemein­ schaft kann die größeren Projekte auf verschiedene Weise erleichtern : Indem sie die bereits unterbreiteten Vorschläge unterstützt ; indem sie die administrativen und steuerlichen Voraussetzungen erleichtert ; indem sie die Initiative für die Zusammenführung der Interessenten ergreift ; indem sie die erforderlichen Durchführbarkeitsstudien finanziert . Gleichzeitig hat die Kommission geprüft , wie sie die Palette der ihr zur Verfügung stehenden Finanzinstrumente einset­ zen oder anpassen kann und auf welche Weise die Gemein­ Da die Bedingungen für eine Zunahme der Beschäftigung in der Volkswirtschaft dringend verbessert werden müssen , widmen sich die Regierungen und die Sozialpartner gegen­ wärtig verstärkt der Aufgabe , den Arbeitsmarkt effizienter zu gestalten . Dies heißt , daß der europäische Arbeitsmarkt an den Strukturwandel , vor allem an die Einführung neuer Technologien , und an die Konkurrenz seitens der Vereinig­ ten Staaten und Japans sowie auch seitens der Schwellenlän­ der angepaßt werden muß . Im letzten Jahreswirtschaftsbericht hat die Kommission Beispiele von Arbeitsmarktregulierungen aufgezeigt , die inef­ fizient oder so konzipiert waren , daß sie der Beschäftigung abträglich waren . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 39 TABELLE 10 Investitionsfinanzierung der Europäischen Gemeinschaft durch Aufnahme von Anleihen auf den Kapitalmärkten und Weiterverleihung der Mittel (in Millionen ECU} ( 1985 ) 1983 1984 4 256 5 013 EGKS 778 825 Euratom 366 186 1 212 1 181 6 612 7 206 7 400 bis 7 700 1 938 2 850 2 700 bis 2 900 1 263 1 860 1 900 bis 2 100 Infrastruktur 2 241 2 344 2 250 bis 2 300 Energie 2 433 2 012 2 450 bis 2 500 6 612 7 206 7 400 bis 7 700 Schätzwert Kreditgewährung nach Institution oder Kreditmechanismus Europäische Investitionsbank : Kommission : Neues Gemeinschaftsinstrument ZUSAMMEN Kreditgewährung nach Sektor oder Zielbereich Privatindustrie : davon : Globaldarlehen an mittelständische Unternehmen ZUSAMMEN Quelle: Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament über die Anleihe- und Darlehenstätigkeit der Gemeinschaft im Jahre 1984“, ( KOM(85 ) 213 endg .), Mai 1985 . Die Kommission verlangte , man solle die Arbeitsmarktregu­ lierungen überprüfen , um sowohl mehr Chancengleichheit beim Zugang zur Beschäftigung als auch einen effizienteren Einsatz der Arbeitskräfte in den Unternehmen zu gewährlei­ sten . Die Regierungen einiger Mitgliedstaaten haben in letzter Zeit eine Reihe von Maßnahmen ergriffen in der Absicht , die Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes zu verbessern . So wurden beispielsweise in Deutschland neue Bestimmungen erlassen , die vermehrt befristete Arbeitsverträge ermöglichen und die Teilzeitarbeit fördern . In Frankreich hat man die Der Ausschuß für Wirtschaftspolitik untersucht gegenwärtig diese Frage , und zwar in Verbindung mit Problemen des Arbeitsmarktes und anderer Märkte . Dabei wird nicht nur auf die oben erörterte Frage der Löhne und Lohnnebenko­ sten , sondern auch auf das Problem der Arbeitsmarktregu­ lierungen , der Mobilität , der Ausbildung und einer flexible­ ren Nutzung der Arbeitszeit hingewiesen . In Verbindung mit den Mitgliedstaaten und den Sozialpart­ nern nimmt die Kommission zur Zeit eine umfassende Prüfung der Rechtsvorschriften und Tarifvereinbarungen in diesen Bereichen vor . Eine Gruppe von Sachverständigen untersucht die Einstellung der Sozialpartner und der Regie­ rungen zum Problem der Arbeitsmarktflexibilität . Eine Mitteilung an den Rat wird erarbeitet . Verantwortlich für die Anpassungsfähigkeit des Arbeits­ marktes sind in erster Linie die Sozialpartner . In den Fällen , wo staatliche Regelungen eine große Rollen spielen , sollten spezifische Vorschläge zu ihrer Änderung — vor allem bezüglich der Dauer der Beschäftigung oder der Kündigungs­ bedingungen — uneingeschränkt mit den Sozialpartnern diskutiert werden . Die Regierungen sollten auch überprüfen , inwieweit sie selbst das Funktionieren des Arbeitsmarktes durch komplizierte Verwaltungsvorschriften , die sie den Arbeitgebern auferlegen , behindern . Regelungen über befristete Verträge gelockert , um die Einstellung von Langzeitarbeitslosen zu fördern , und es wurden Maßnahmen zugunsten der Teilzeitarbeit getroffen . In Italien wurden die Regeln , die die Wahlmöglichkeit der Arbeitgeber bei der Einstellung von Arbeitskräften ein­ schränken , gelockert. Ein anderer wichtiger Faktor , der die Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes behindert , sind Unzulänglichkeiten bei den Arbeitsämtern und den Ausbildungsstellen angesichts der derzeitigen und künftigen Erfordernisse des Arbeits­ marktes . Zur Behebung dieser Defizite ist eine Zusammen­ arbeit von Vertretern der Regierungen mit den Sozialpart­ nern auf lokaler , regionaler und nationaler Ebene erforder­ lich . Die Kommission führt zur Zeit ein Programm von Konsultationen durch , um ein solches zukunftsorientiertes Arbeitsmarktmanagement in der Gemeinschaft zu fördern . Die Regierungen sollten ihrerseits prüfen , ob die Struktur und Organisation ihrer Arbeitsverwaltungen den sich schnell ändernden Anforderungen des Marktes gewachsen sind . Zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit des Arbeits­ marktes gehört auch eine Umgestaltung der bisherigen Arbeitsrahmenbedingungen , vor allem der Arbeitszeit , und zwar in einer Weise , die weitestgehend kostenniveauneutral ist . Die Umgestaltung und Verkürzung der Arbeitszeit kann so konzipiert werden , daß sie maximale Beschäftigungseffek Nr . L 377 / 40 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften te erbringt und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit und die sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer wahrt . Tariflich vereinbarte Arbeitszeitverkürzungen in Frankreich , Belgien , den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland sind oft mit einer Neueinteilung der Arbeitsstunden einhergegan­ gen , die einen effizienteren Einsatz der Produktionsanlagen , insbesondere technisch fortgeschrittener Maschinen auf expansiven Märkten , ermöglicht . Die traditionellen Abgren­ zungen zwischen täglicher Vollzeitarbeit , Schichtarbeit in ihren verschiedenen Formen , Teilzeitarbeit während bestimmter Zeiträume , Uberstundenarbeit usw . haben sich etwas verwischt . Neben der herkömmlichen Vollzeitarbeit in einer Standard-Arbeitswoche , die für die Mehrheit der Beschäftigten nach wie vor gilt , gibt es mehr und mehr sogenannte flexiblere Arbeitsverträge , die sowohl den Wün­ schen der Arbeitnehmer als auch den Erfordernissen der Produktion gerecht werden können . Im Industriesektor haben solche Maßnahmen dazu beigetragen , Arbeitsplätze zu erhalten , die sonst verlorengegangen wären . Im Dienstlei­ stungssektor ist die Zunahme der Beschäftigung durch diese Maßnahmen verstärkt worden . In einigen Bereichen , zum Beispiel im Einzelhandel , könnte die Zahl der Beschäftigten trotz eines schrumpfenden Arbeitsvolumens steigen , da die Teilzeitarbeit an Bedeutung gewinnt . Im Rahmen des Tarifabschlusses in der deutschen Metallin­ dustrie , mit dem die durchschnittliche wöchentliche Arbeits­ zeit von 40 auf 38,5 Stunden verkürzt wurde , haben rund 70 % der Unternehmen Vereinbarungen zur Beibehaltung der Maschineneinsatzzeit abgeschlossen . Bei den Betriebs­ vereinbarungen gibt es verschiedene Formen . In Frankreich haben mehr als 500 Unternehmen , zumeist im Rahmen von Solidaritätsverträgen , die Arbeits- und Produktionszeit im Einvernehmen mit den Gewerkschaften neu organisiert . Das Ergebnis war oft eine wesentlich höhere Auslastung der Anlagen . In Belgien und den Niederlanden gab es ebenfalls zahlreiche Neuerungen in der Arbeitszeitregelung . Eine kürzlich für die Kommission angestellte Erhebung hat erbracht , daß ein großer Teil der Arbeitskräfte bereit wäre , neue Arbeitszeitregelungen in Erwägung zu ziehen . Eine Verbesserung der Anpassungsfähigkeit des Arbeits­ marktes bildet ein wichtiges Element einer Strategie zur Förderung eines beschäftigungswirksameren Wachstums . Dieses allgemeine Konzept hat in der Praxis viele Einzel­ aspekte, beispielsweise die neben den Löhnen geltenden Beschäftigungsbedingungen, die Gestaltung und Verkürzung der Arbeitszeit und die Anpassung der Fertigkeiten und des Arbeitsmusters an die neuen Technologien . Dieser Aspekt sollte jedoch vor der Notwendigkeit gesehen werden, daß Kostenerhöhungen zu vermeiden sind. Die Regierungen haben zu prüfen, ob Rechtsvorschriften das Funktionieren des Arbeitsmarktes behindern . Den Sozialpartnern obliegt die entscheidende Rolle bei der Aushandlung günstiger Bedingungen für eine Strategie beschäftigungswirksamen Wachstums . Das allgemeine Ziel ist es, nach einem verbes­ serten Funktionieren des Arbeitsmarktes zu suchen, das mit einem Maximum an wirtschaftlicher Effizienz und mit sozialen Werten wie Gerechtigkeit und Sicherheit vereinbar ist. III . 3.4 . Spezifische Beschäftigungsprogramme Der Prozeß des Abbaus der Arbeitslosigkeit mit Hilfe makroökonomischer Maßnahmen der Wirtschaftspolitik 31 . 12 . 85 wird sich über mehrere Jahre erstrecken . In der Zwischenzeit müssen daher nach wie vor spezifische Beschäftigungsmaß­ nahmen getroffen werden . Besonders gravierend ist die hohe Arbeitslosigkeit in alten Industriegebieten mit schrumpfen­ der Beschäftigung und in unterentwickelten Gebieten , die niemals eine sich selbst tragende Industriealisierung erreicht haben . Ihre Auswirkungen zeigen sich auch in der sehr hohen Jugendarbeitslosigkeit (die Arbeitslosenquote ist bei Jugend­ lichen dreimal so hoch wie bei Erwachsenen) und in der steigenden Anzahl von Langzeitarbeitslosen ( 39 % aller Arbeitslosen sind länger als 1 Jahr ohne Arbeitsplatz ). Die Kommission hat bereits in ihrer Mitteilung zur Langzeit­ arbeitslosigkeit von 1984 (*) Leitlinien für vorübergehende Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vorgeschlagen . Sie hat damals unterstrichen , daß befristete Beschäftigungspro­ gramme in Zusammenarbeit mit den lokalen und regionalen Behörden aufgestellt und damit auf die jeweiligen Bedürf­ nisse zugeschnitten werden müssen . Derartige befristete Beschäftigungsmaßnahmen müssen öffentlich finanziert werden , doch sind daran oft auch Einrichtungen auf freiwil­ liger Basis oder nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtete Unternehmen beteiligt . Die Nettofinanzkosten für die Staats­ haushalte sind in der Regel gering, da ein hoher Prozentsatz der Arbeitslosen , die in befristete Beschäftigungsprogramme einbezogen werden , bereits Arbeitslosengeld oder eine ande­ re Form sozialer Unterstützung erhält . Viele Mitgliedstaaten haben solche befristeten Beschäfti­ gungsprogramme speziell für besondere Gruppen von Arbeitslosen entwickelt . In Deutschland beispielsweise sind Alt Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ( ABM ), die bis zu 1 Jahr lang laufen , für schwer vermittelbare Arbeitslose gedacht , die Arbeitslosengeld beziehen . Die Regierung trägt 60 bis 100 % der Kosten . In Frankreich können Jugendliche zwi­ schen 18 und 21 Jahren im Rahmen der „TUC-Programme (Travaux d'Utilite Collective — Arbeitsplätze mit Nutzen für die Gemeinschaft) und über „Solidaritätsverträge" zwischen den lokalen Behörden und Organisationen ohne Erwerbs­ charakter einen gemeinnützigen Arbeitsplatz erhalten . Hier­ zu gehört auch eine Berufsausbildung, wobei die Regierung einen Beitrag zu den Kosten leistet. Im Vereinigten König­ reich ist das „ Community Program " für erwachsene Langzeitarbeitslose gedacht. Die Regierung zahlt einen Lohnzuschuß . Von diesen verschiedenen Programmen pro­ fitieren im Jahre 1985 in jedem der drei genannten Länder etwa 100 000 Personen . Ganz allgemein haben derartige Programme eine Reihe von Vorteilen gegenüber anderen öffentlichen Arbeitsbeschaf­ fungsmaßnahmen ( begrenzte Substitutionseffekte , gezieltere demographische und geographische Ausrichtung und gerin­ gere Kosten für den Haushalt). Trotzdem können sie zur Lösung des Problems der Arbeitslosigkeit nur einen relativ geringen Beitrag leisten . Die Produktivität dieser Arbeits­ plätze ist wahrscheinlich verhältnismäßig gering und die langfristigen Beschäftigungsaussichten der Teilnehmer wer­ den kaum gebessert , da ihnen hier nur wenig Berufsausbil­ dung vermittelt wird . Eine andere spezifische Maßnahme in einer Reihe von Mitgliedstaaten besteht darin , Arbeitslose , die sich selbstän­ dig machen wollen , zu unterstützen . Im allgemeinen geben i 1 ) Kommission der Europäischen (jemeinscharten , „Maisnahmen zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit", ( KOM(84 ) 484 endg .), 1984 . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften solche Maßnahmen den Arbeitslosen unter bestimmten Nr . L 377 / 41 Voraussetzungen die Möglichkeit , ihr Arbeitslosengeld in einen Pauschalbetrag zu kapitalisieren oder es , während sie als Selbständige arbeiten , weiter zu beziehen oder auch mehr fast 500 000 . Die Mitgliedstaaten unternehmen auch große Anstrengungen , um den Jugendlichen während der Schulzeit die Grundbegriffe der neuen Informationstechno­ logien zu vermitteln und den Lehrplan — selbst in nichttech­ beides miteinander zu kombinieren . In Frankreich zum nischen Fächern — stärker auf das Berufsleben auszurichten . Beispiel gewährt die Regierung Arbeitslosen , die sich selb­ ständig machen , eine Unterstützung . Im Vereinigten König­ reich und in Irland erhalten Arbeitslose , die auch einen gewissen Betrag an eigenen Mitteln aufbringen können , eine wöchentliche Zahlung . In den Niederlanden kann in der Politiken im Bereich der Beschäftigung von Jugendlichen sowie Ausbildungsprobleme sind kürzlich in einem Memo­ Anlaufzeit ein Darlehen und eine Einkommenszulage bis zur Höhe der Sozialhilfe gewährt werden . In den meisten Fällen sind die Zahlungen davon abhängig , daß die Betreffenden eine bestimmte Zeit lang arbeitslos gewesen sind , oder sie sind auf den maximalen Zeitraum des Bezugs von Arbeits­ losengeld begrenzt (gewöhnlich 12 Monate ). Ortliche Behörden und Nichtregierungsorganisationen spie­ len bei der Entwicklung kleiner Unternehmen auf lokaler Ebene eine entscheidende Rolle . In einer Mitteilung (') hat die Kommission kürzlich auf die wesentliche Bedeutung eines unterstützenden Umfeldes hingewiesen , das die Errichtung von Unternehmen und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern und durch Information , Beratung und Hilfe erleich­ tern kann . Eine grundlegende Lösung des Problems der Arbeitslosigkeit ist eine Aufgabe, die viele Jahre in Anspruch nehmen wird. Deshalb müssen raschere Lösungen gefunden werden, um der stärksten Konzentration der Arbeitslosigkeit, beispiels­ weise unter Jugendlichen und in wirtschaftlich schwachen Räumen, abzuhelfen . In mehreren Ländern sind für solche Gruppen und Gebiete Programmefür eine relativ kostengün­ stige Beschäftigung mit gemeinnützigen Tätigkeiten durch­ geführt worden. Ferner gibt es Programme, die Arbeitslosen einen Anreiz bieten sollen, sich selbständig zu machen . Derartige Programme müssen mit Hilfe öffentlicher und privater örtlicher Organisationen ( Wirtschaftsunternehmen und Einrichtungen ohne Erwerbscharakter) rasch getestet und weiterentwickelt werden . III . 3.5 . Bildung, Ausbildung und Technologie Tempo und Ausmaß des technologischen Wandels lassen einen neuen und dringenden Bedarf vor allem an einer beträchtlichen Anzahl von Fachleuten und an einer Umschu­ lung von Erwachsenen entstehen , deren Arbeitsplätze von diesem Wandel betroffen sind . Dieser Druck hat — zusam­ men mit dem starken Anstieg der Zahl von Jugendlichen , der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit und der anhaltenden randum der Kommission untersucht worden ( 2 ). Die Kommission bietet im Rahmen ihres Arbeitsprogramms „Neue Informationstechnologien und Schulsysteme" ( 3 ) technische Unterstützung im Bereich der neuen Informa­ tionstechnologien und der Lehrpläne , bei der Lehrerausbil­ dung und auf dem Gebiet der Software und der Geräteaus­ stattungen . Ein Parallelprogramm läuft im Bereich der Berufsbildung ( 4 ). Nach den im April erlassenen neuen Leitlinien für die Bewirtschaftung des Europäischen Sozialfonds mißt die Kommission Ausbildungsprogrammen im Zusammenhang mit der Einführung neuer Technologien Priorität bei . Im Juli 1985 hat die Kommission Vorschläge für ein neues Programm der Gemeinschaft zur Aus- und Weiterbildung im Technologiebereich — COMETT — veröffentlicht ( 5 ). Die­ ses Programm soll in gemeinschaftlichem Rahmen die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft bei der fortgeschrittenen Ausbildung in neuen Technologien fördern . Es soll verhindern helfen , daß die Wettbewerbsfä­ higkeit der Industrie der Gemeinschaft durch Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften beeinträchtigt wird , und durch gemeinsame Ausbildungsprogramme auf dem Gebiet spezialisierter Fertigkeiten „economies of scale" ermögli­ chen . Das Programm , das 1986 anlaufen soll , umfaßt: i ) Mittel für ein Gemeinschaftsnetz von Ausbildungspartner­ schaften Hochschule — Wirtschaft ; ii ) Zuschüsse an Studen­ ten , Akademiker , Manager , Gewerkschaftler usw . für Prak­ tika an Universitäten oder in Unternehmen in anderen Mitgliedstaaten ; iii ) gemeinsame Ausbildungsvorhaben von Unternehmen und Hochschulen aus verschiedenen Mitglied­ staaten mit dem Ziel , den Mangel an spezifischen Fachkräf­ ten zu beheben ; iv) gemeinsame Entwicklungsarbeit für ein Europäisches Technologie-Fernunterrichtssystem . Sie wird ergänzend dazu noch 1985 eine Mitteilung vorlegen , wo die Gemeinschaft , vor allem durch den Einsatz von Datenverar­ beitung , den Zugang zu Bildung und Ausbildung erleichtern und die Kosten / Nutzenrelation in diesem Bereich verbessern kann . Umstrukturierung der Industrie in der Gemeinschaft — bereits wesentliche Veränderungen in den Bildungs- und Ausbildungspolitiken der Mitgliedstaaten bewirkt . Eine eindrucksvolle Entwicklung war beispielsweise die rasche Ausweitung der Jugendausbildungsprogramme in den letzten Jahren . Im Rahmen des deutschen Dualsystems stehen jetzt pro Jahr rund 700 000 Lehrstellen zur Verfü­ gung ; das „Youth Training Scheme" des Vereinigten König­ reichs erfaßt jeweils mehr als 300 000 Teilnehmer , und in Frankreich erreicht die Zahl der Ausbildungsplätze , die mit Spezialmaßnahmen der Regierung unterstützt werden , nun­ ( J ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Gemein­ schaftsaktion zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit — Beitrag der örtlichen Beschäftigungsinitiativen", ( KOM(83 ) 662 endg .), 1983 . Tempo und Ausmaß des technologischen Wandels lassen einen neuen und dringenden Bedarf an technologischer Aufgeschlossenheit der arbeitenden Bevölkerung auf allen ( 2 ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Internationa­ les Jahr der Jugend", ( KOM(85 ) 247 endg .), Juli 1985 . ( 3 ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Neue Infor­ mationstechnologien und Schulsysteme in den Europäischen Gemeinschaften", ( KOM(84 ) 722 endg .), Juni 1984 . ( 4 ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Berufsbildung und neue Informationstechnologien", ( KOM(85 ) 167 endg .), April 1985 . ( 5 ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Aktionspro­ gramm der Gemeinschaften zur Aus- und Weiterbildung im Technologiebereich", ( KOM(85 ) 431 endg .), Juli 1985 . Nr . L 377 / 42 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 Ebenen entstehen . Angesichts dieser Erfordernisse und des Problems der hohen Arbeitslosigkeit, vor allem unter den Jugendlichen, werden entscheidende Veränderungen in den Bildungs- und Ausbildungspolitiken der Mitgliedstaaten vorgenommen . Wie jüngste Vorschläge der Kommission zur Stahl, Schiffbau und Energiepolitik : Die Gemeinschaftspoli­ Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft bei Rechnung tragen . der Ausbildung in neuen Technologien in der Gemeinschaft zeigen, kann die Gemeinschaft zu diesem Prozeß beitra­ gen . tik in den Sektoren Stahl und Schiffbau zielt auf Umstruktu­ rierungen ab , die mit einem stärker marktorientierten Ansatz in Einklang stehen und gleichzeitig den sozialen Auswirkun­ gen der rasch abnehmenden Bedeutung dieser Industrien Die jüngsten Entscheidungen der Kommission im Stahlbe­ reich machen diesen allgemeinen Ansatz deutlich ( 2 ). Ziel dieser Entscheidungen ist der weitere Abbau von Kapazitäten im Rahmen einer stärker am Markt ausgerichteten Politik und die gleichzeitige Verstärkung der Maßnahmen zur Linderung der sozialen Folgen der Umstrukturierung . So Technologie und werden alle Investitions- und Betriebsbeihilfen nach Jah­ Die Anpassung und die Verbesserung der Industriestruktu­ ren , die technologische Entwicklung und die Gründung neuer Unternehmen gehören zu den Hauptzielen der dere staatliche Beihilfen werden nur für Umweltschutzpro­ III . 3.6 . Sektorale Wirtschaftspolitik, Unternehmen Gemeinschaftspolitik . Bezüglich der mit Überkapazitäten konfrontierten Sektoren hat die Kommission Vorschläge in mehreren Bereichen vorgelegt . Landwirtschaft: Die auf den Märkten einiger landwirtschaft­ licher Erzeugnisse aufgetretenen Schwierigkeiten ( insbeson­ dere die Produktionsüberschüsse ) haben in den letzten Jahren zu wesentlichen Änderungen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP ) geführt . Für wichtige Erzeugnisse wurden „Garantieschwellen" ein­ geführt , für Milch auch Quoten ; damit sind die vorher unbegrenzten Stützungsgarantien begrenzt worden . Was die Agrarpreisentscheidungen für 1985— 1986 anbetrifft , schlug die Kommission ein Festhalten an ihrer zurückhaltenden Preispolitik vor . Der Rat ist diesen Vorschlägen in großen Teilen nicht gefolgt , insbesondere bei Getreide und Raps , wo die Kommission eine nominale Preissenkung von 3,6 % vorschlug und der Rat zu keiner Einigung kam . Für diese Produkte mußte die Kommission folglich in eigener Verant­ wortung besondere Maßnahmen ergreifen . Die neue , 1984 und 1985 beschlossene Strukturpolitik vermeidet es , zur Erzeugung von Uberschußprodukten zu ermutigen . Im Ein­ klang mit diesen Schritten zur Anpassung von Angebot und Nachfrage nach Agrarerzeugnissen hat die Kommission ein Grünbuch veröffentlicht , das verschiedene Optionen über die Perspektiven für die GAP ( J ) aufzeigt und die Notwen­ digkeit einer stärker marktorientierten Preispolitik hervor­ hebt . Die Stützung der bäuerlichen Einkommen , die bisher von der Preispolitik wahrgenommen wird , könnte künftig in zunehmendem Maße durch produktionsneutrale Einkom­ menshilfe gesichert werden . Um die notwendige Anpassung der europäischen Landwirt­ schaft zu unterstützen , plädiert das Grünbuch für Maßnah­ men zur erleichterten Strukturanpassung , zur Umstellung auf wirtschaftliche alternative Produktionen sowie zur Schaf­ fung von zusätzlichem Einkommen bzw . zu alternativer Beschäftigung für Bauern . resende 1985 ausgesetzt ; das derzeitige Mindestpreissystem für Stahlerzeugnisse entfällt und die Produktionsquotenrege­ lung wird über einen Dreijahreszeitraum auslaufen . Beson­ gramme , Forschung und Entwicklung sowie Betriebsstille­ gungen weiterhin zulässig sein . Gleichzeitig sind zunehmende und besser koordinierte Aus­ gaben für regionale und soziale Programme in Gebieten vorgesehen , die unter einem anhaltenden industriellen Nie­ dergang leiden . Im Jahr 1985 hat die Kommission eine Studie über die Aussichten für die Energiewirtschaft bis zum Ende des Jahrhunderts veröffentlicht ; daran anschließend hat sie neue Ziele für die Energiepolitik der Gemeinschaft für 1995 vorgeschlagen ( 3 ). Diese Ziele sollen sicherstellen , daß die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinschaft auf längere Sicht nicht durch neue Energieprobleme untergraben wird . Die Kommission legte außerdem eine Untersuchung vor , die der Umstrukturierung des Sektors Ölraffinerien in der Gemeinschaft gewidmet ist ; darin legte sie besonderes Gewicht auf die Frage , wie sich die Lieferungen von verar­ beiteten Ölprodukten aus dem Mittleren Osten und aus Nordafrika auswirken . Technologie: Der wirtschaftliche Wohlstand Europas beruht traditionsgemäß auf einer Industrie mit hohem Know-how und hoher Wertschöpfung . Seine Führungsposition wurde aber in zahlreichen Bereichen der Technologie mehr und mehr untergraben , da es neuen Konkurrenten gelungen ist , viele bedeutsame Neuerungen schneller durchzusetzen . Der Anteil der Zehnergemeinschaft an den Ausfuhren von Spit­ zentechnologieerzeugnissen der Industriestaaten der Welt ( OECD ) ist von 58 % im Jahre 1963 auf 43 % im Jahre 1983 gesunken ; der Anteil der USA ging im gleichen Zeitraum von 27 % auf 21 % zurück , während sich der Japans von 5 % auf 23 % erhöht hat . Die auf eine Umkehr dieser Tendenzen gerichteten Bemü­ hungen haben sich in Europa in den letzten Jahren allmählich konkretisiert , insbesondere durch die Konzipierung und Verwirklichung weitreichender Forschungs- und Entwick­ lungsprogramme der Gemeinschaft wie das Europäische Strategische Programm für Forschung und Entwicklung auf ( 2 ) Kommission der Europaischen Gemeinscharten , „Die Organisa­ tion des Stahlmarktes nach 1985", ( KOM(85 ) 382 endg .), Juli 1985 . ( J ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Perspektiven für die gemeinsame Agrarpolitik", ( KOM(85 ) 333 endg .), Juli 1985 . ( 3 ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Energiepoiiti­ sche Ziele der Gemeinschaft für 1995", ( KOM(85 ) 245 ), 1985 . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften dem Gebiet der Informationstechnologien ( ESPRIT ) oder das Programm für technologische Grundlagenforschung und Anwendung neuer Technologien ( BRITE ). Im Telekommu­ nikationssektor , dem eine Schlüsselfunktion zur Verstär­ kung der Wettbewerbsfähigkeit in der Weltwirtschaft zukommt , hat der Europäische Rat im Juli 1985 der Konzeptionsphase des Programms RACE („Research in Advanced Communication for Europe") zugestimmt . Die Maßnahmen im Technologiebereich werden durch Schritte ergänzt , die den europaweiten Markt schaffen sollen , der erforderlich ist , um die Investitionen für Spitzen­ technologieprodukte zu amortisieren ( einheitliche Normen , Öffnung öffentlicher Ausschreibungen , usw .). Auf seiner Tagung in Mailand im Juni 1985 gab der Europäische Rat diesen Bemühungen einen neuen Impuls , indem er die Mitteilung der Kommission über die Stärkung der technologischen Zusammenarbeit in Europa (') billigte und das von der französischen Regierung vorgeschlagene EUREKA-Projekt unterstützte . Die Mitteilung der Kommission an den Europäischen Rat „Auf dem Weg zu einer Technologiegemeinschaft" führt die Palette der zu befolgenden organisatorischen Methoden sowie mögliche wichtige Bereiche technologischer Fortschrit­ te auf, in denen die Gemeinschaft ihre Anstrengungen jetzt fortsetzen sollte . Die allgemeinen Ziele sind a ) die optimale Nutzung der Gemeinschaftsdimension eines Binnenmarktes und des entsprechenden Netzes von Forschungseinrichtun­ gen ; b ) die Förderung der bestmöglichen Synergie zwischen den Anstrengungen der Mitgliedstaaten und denen der Gemeinschaft , möglicherweise mit Hilfe eines zusätzlichen Beitrags der Gemeinschaft und der Beteiligung von Drittlän­ dern . Gründung neuer Unternehmen und Vereinfachung bestehen­ der Regelungen : In mehreren Ländern der Gemeinschaft sind jüngst Maßnahmen vorgeschlagen oder ergriffen worden , um Reglementierungen abzubauen und um damit die Kosten für Kleinunternehmen , insbesondere bei der Unternehmens­ gründung , zu verringern . Es sollte festgehalten werden , daß in der Gemeinschaft während der letzten Jahre die meisten Arbeitsplätze in neuen Unternehmen geschaffen worden sind . Klein- und Mittelbetriebe tragen daher wesentlich zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Zukunft bei . Die Überprüfung bestehender Regelungen bedeutet nicht , daß alle Vorschriften in Frage gestellt werden sollten . Es ist vielmehr eine Frage der Vereinfachung und der Absicherung , daß die Art und Weise ihrer Anwendung kein Hindernis für die Beschäftigung darstellt . ; 1 ) Kommission der Europäischen Gemeinscharten , „Memorandum für eine Technologiegemeinschaft", ( KOM(85 ) 350 endg .), Juni 1985 . Nr . L 377 / 43 Auf Gemeinschaftsebene prüft der Ausschuß für Wirtschafts­ politik parallel zu seinen Arbeiten über die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt die Flexibilität der Waren- und Dienst­ leistungsmärkte , einschließlich der Auswirkungen von Vor­ schriften auf die Unternehmen sowie andere Aspekte der staatlichen Intervention . Die Kommission beabsichtigt , vor Jahresende 1985 , eine Mitteilung über die Reform der die Unternehmen betreffenden Vorschriften und die Förderung eines dynamischen Sektors kleiner upd mittlerer Unterneh­ men vorzulegen . Die kleinen und mittleren Unternehmungen sind in besonde­ rem Maße von den ihnen gesetzten Rahmenbedingungen abhängig , insbesondere was Steuern und Sozialabgaben betrifft . Für diese Unternehmen ist der Zugang zu den Kapitalmärkten im allgemeinen enger als für die großen Kapitalgesellschaften ; sie sind daher in ihrer Investitionspo­ litik besonders auf die Möglichkeiten der Eigenfinanzierung angewiesen . In den meisten Mitgliedstaaten berücksichtigt die Einkommensteuergesetzgebung nicht diese Merkmale kleiner und mittlerer Unternehmungen . Sie hat damit dazu beigetragen , die Gründung neuer Unternehmungen zu beein­ trächtigen und das Wachstum existierender Unternehmun­ gen zu verlangsamen . Deshalb ist es angezeigt, daß die Einkommensteuergesetzgebung in den Mitgliedstaaten auf ihre Wirkung auf die kleinen und mittleren Unternehmungen überprüft wird und daß gegebenenfalls , sowohl in der Definition der Bemessungsgrundlage als auch in der Ausge­ staltung der Tarife, Vorkehrungen getroffen werden , um das Beschäftigungspotential der kleinen und mittleren Unterneh­ mungen zu stärken . Was die Unterscheidung zwischen privatem und öffendi­ chem Sektor anbelangt , so besteht eine der interessanten Folgen des technischen Fortschritts darin , daß einige Berei­ che nicht mehr als herkömmliche „natürliche" Monopole anzusehen sein dürften . Ein Beispiel ist das Fernmeldewesen , wo im Vereinigten Königreich eine Privatisierung und De­ regulierung stattgefunden hat (parallele oder ähnliche Ent­ wicklungen sind in den USA und Japan zu verzeichnen ) und wo auch in Deutschland die Diskussion über die Rolle der Bundespost auf dem Telekommunikationsmarkt begonnen hat . Die Kommission hat spezifische Vorschläge verabschiedet, die entweder eine Verringerung der Produktionskapazitäten in Sektoren wie Stahl und Schiffbau oder verstärkte Produk­ tionskontrolle in der Landwirtschaft beinhalten . Sie hat auch Vorschläge für die Gründung einer „ Technologiegemein­ schaft" unterbreitet. Hand in Hand mit diesen sektoralen Zielen gehen die zahlreichen Einzelinitiativen zur Verbesse­ rung der europäischen Rahmenbedingungen für die Grün­ dung und den Ausbau von Unternehmen . IV . EUROPÄISCHE INTERESSEN IM RAHMEN DER WELTWIRTSCHAFT IV . 1 . Das Welthandelssystem Hinweise dafür, daß sich Protektionismus als Instrument der Das Gedeihen der europäischen Wirtschaft hängt in hohem Maße von einem offenen Welthandelssystem ab . In der Wirtschaftstheorie und -praxis gibt es sehr überzeugende allgemeinen Wirtschaftspolitik nicht bezahlt macht . Die Abschirmung begrenzter Interessengruppen unter den Erzeu­ gern bietet kurzfristig Schutz für ihr Einkommen und ihre Beschäftigung . Dagegen machen sich selbst auf kurze Sicht Nr . L 377 / 44 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 andere , nachteilige Auswirkungen des Protektionismus bemerkbar , während die langfristigen negativen Auswirkun­ gen sogar noch unvorteilhafter sind . Protektionismus hat den Effekt steigender Verbraucherpreise und der Verminderung der Realeinkommen sowie der realen Verbrauchsnachfrage und damit auch der gesamtwirtschaftlichen Produktion und der Beschäftigung . Handelt es sich bei den geschützten Waren und Dienstleistungen um Vorleistungen , die in die Produktion anderer Wirtschaftszweige eingehen , wie dies Zusätzlich sind einige beunruhigende Entwicklungen in Richtung auf protektionistische Maßnahmen im Kongreß aufgetaucht , die allerdings im allgemeinen von der Regierung abgelehnt worden sind . Japan könnte zur Verminderung des protektionistischen Drucks sowohl in den USA als auch in der EG hilfreich beitragen , wenn es sein erklärtes Ziel , den Zugang zum japanischen Markt für Einfuhrgüter , insbeson­ dere gewerbliche Waren , zu erleichtern , rasch und nachhaltig in die Tat umsetzen würde . Das US-Defizit und der japani­ häufig der Fall ist , dann büßen auch diese Wirtschaftszweige auf den Weltmärkten an Wettbewerbsfähigkeit ein . Sie sche Überschuß können jedoch nicht allein durch handels­ verlieren Aufträge und müssen Arbeitskräfte entlassen , es sei denn , ihre Währung wird zum Ausgleich abgewertet . Bei einer Abwertung sinkt jedoch der Lebensstandard , und das Inflationsproblem verschlimmert sich noch , so daß die halb setzt sich die Gemeinschaft für eine auf internationaler Ebene stärker koordinierte Wechselkurs- und makroökono­ makroökonomische Politik restriktiver werden muß und damit zu einer erneuten Abschwächung der realen Nachfrage und der Produktion führt . Als Alternative hierzu müssen Industriezweige mit nichtkonkurrenzfähigen Inputs aus geschützten Sektoren versuchen , diesen Nachteil durch Sub­ stitution dieser Inputs ( z . B. Kunststoff anstelle von Stahl­ bauteilen ) oder durch Verlagerung ihrer Investitionen in andere Länder zu umgehen , in denen diese Inputs wettbe­ werbsfähig sind ( z . B. investieren einige Biotechnologie-Fir­ men der EG außerhalb der Gemeinschaft , um sich die für ihre Fertigungen benötigten Agrarerzeugnisse dort billiger zu verschaffen ). Diese allgemeinen Argumente sind in offiziellen Dokumenten der EG ( 1 ) sowie anderer Stellen , beispielsweise der OECD ( 2 ), ausführlicher dargelegt worden . politische Maßnahmen hinlänglich korrigiert werden . Des­ mische Politik ein . Dieser Standpunkt wird vom Ergebnis des Treffens der Finanzminister und Zentralbankgouverneure der Gruppe der Fünf im September 1985 unterstützt; bei diesem Treffen wurde die Bedeutung der Aufrechterhaltung eines angemessenen Nachfrageniveaus und die gemeinsame Verantwortung sowohl für den Abbau der weltweiten Lei­ stungsbilanzungleichgewichte als auch für die Abwehr pro­ tektionistischer Tendenzen unterstrichen . Die Gemeinschaft befürwortet auch die Teilnahme einer möglichst großen Zahl von Schwellenländern an einer neuen GATT-Runde . Mehrere Länder dieser Gruppe haben ein­ drucksvolle Erfolge auf den Ausfuhrmärkten errungen , gleichzeitig jedoch ihre eigenen Märkte durch äußerst hohe Schranken geschützt . Weitere Liberalisierungsmaßnahmen dieser Länder wären die notwendige Gegenleistung für ihren erklärten Wunsch , in einer neuen Handelsrunde verbesserte Aus diesen Gründen ist die EG für eine neue Runde multilateraler Handelsgespräche . Vorbereitende Diskussio­ nen fanden im Laufe des Jahres 1985 statt . Es wird erwartet , daß der grundsätzliche Beschluß über die Aufnahme von Verhandlungen demnächst gefaßt wird . Die Liberalisierung des Handels und der Abbau des Protek­ Zugangsbedingungen zu den Weltmärkten zugestanden zu bekommen . Schließlich hat die EG ihre Bereitschaft erklärt , bei einer neuen Runde auch über den Dienstleistungsverkehr zu sprechen , und sie sucht aktiv nach einer Grundlage für eine Einigung in dieser Frage mit den Entwicklungsländern , die zum Teil GATT-Verhandlungen in diesem Bereich mit Skepsis oder Ablehnung begegnen . tionismus können natürlich für die betroffenen Industrie­ zweige und für die arbeitende Bevölkerung, deren Arbeits­ plätze möglicherweise bedroht sind , während gleichzeitig aussichtsreiche alternative Beschäftigungsmöglichkeiten feh­ len , mit Schwierigkeiten verbunden sein . Daher muß man sich auf ein ausgewogenes Bündel von Handelsliberalisie­ rungsmaßnahmen einigen , da andernfalls die Anpassungsko­ sten ungerecht auf die einzelnen Welthandelspartner verteilt sein könnten . Die Gemeinschaft hat in der Erklärung des Rates vom 19 . März 1985 ihre Haltung zu einer neuen multilateralen GATT-Runde erstmals dargelegt und anschließend am 8 . Juli ihre Gedanken zu den Verhandlungsthemen und Hauptzielen der Gemeinschaft dem GATT schriftlich über­ mittelt . Die innerhalb von OECD und GATT eingegangenen Verpflichtungen , keine weiteren protektionistischen Maß­ nahmen zu ergreifen und die bestehenden abzubauen , sollten in die Praxis umgesetzt werden , ohne erst eine neue Verhand­ lungsrunde abzuwarten . In diesem Zusammenhang ist es wichtig festzustellen , daß einige protektionistische Maßnah­ men ( z . B. bei Stahlerzeugnissen ) nach dem Gipfel von Williamsburg von den Vereinigten Staaten ergriffen wurden . ( 1 ) Ausschuß für Wirtschaftspolitik der Kommission der Europäi­ schen Gemeinschaften , „ Stellungnahme zum Protektionismus", Europäische Wirtschaft Nr . 19 , März 1984 . ( 2 ) OECD , „Costs of Protectionism ", 1985 . Die Gemeinschaft befürwortet nachdrücklich eine neue Runde multilateraler Handelsgespräche. In Verbindung mit einer verbesserten Funktionsweise des Weltwährungssystems wäre dies der am besten geeignete Rahmen für eine globale Überprüfung der handelspolitischen Optionen, die unbe­ dingt vorgenommen werden muß, wenn die Bedrohungen des multilateralen Handelssystems abgewendet werden sol­ len . IV . 2 . Verbesserung des internationalen Währungssystems Die internationale Währungsszene ist weiterhin von höchst instabilen Devisenkursentwicklungen gekennzeichnet . So­ wohl der US-Dollar als auch das Pfund Sterling schwankten nominal und real in der ersten Jahreshälfte sehr stark . Noch schädlicher für die Weltwirtschaft insgesamt ist vermutlich jedoch , daß die Wechselkurse der wichtigsten Währungen dazu tendieren , sich nach und nach immer weiter von dem Niveau zu entfernen , das als ihr langfristiger „Gleichge­ wichtskurs" betrachtet werden könnte . In den sechs Jahren vom ersten Quartal 1979 bis zum ersten Quartal 1985 hat der US-Dollar , gewichtet mit den Außenhandelsanteilen , real 63 % an Wert gewonnen ; allerdings ist zu berücksichtigen , daß der Dollar am Ausgangspunkt unterbewertet war . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Diese anhaltenden Verlagerungen haben zu einer Wechsel­ kursstruktur geführt , die mit einer stabilen Struktur des internationalen Handels und der Kapitalströme unvereinbar und auf mittlere oder lange Sicht deshalb nicht aufrechtzu­ erhalten ist . Überdies bewirken die infolge der Überbewer­ tung des US-Dollar hohen Marktanteile der Einfuhren in den Vereinigten Staaten , daß sich ein gewaltiger protektionisti­ scher Druck aufstaut , der nunmehr das im Rahmen des GATT errichtete und in der Nachkriegszeit entwickelte liberale Welthandelssystem ernstlich zu unterminieren droht . Vor einem solchen Hintergrund ist es bedauerlich , daß die Zehnergruppe ( der führenden Industrieländer ), die 1983 auf der Gipfelkonferenz von Williamsburg damit beauftragt wurde , nach Mitteln und Wegen zur Verbesserung der Funktionsweise des internationalen Währungssystems zu suchen , nicht in der Lage war , sich auf ein konkretes und umfassenderes Programm zur Bewältigung des Problems der instabilen Wechselkurse zu einigen . In Folge der Einigung der Fünfergruppe vom 22 . September 1 985 scheint nun jedoch in gewissem Umfang Einverständnis über die schädlichen Aus­ wirkungen von Fehlentwicklungen der Wechselkurse und über den gegenwärtigen Spielraum für abgestimmte Maß­ nahmen zur Beeinflussung der Wechselkurse und anderer Nr . L 377 / 45 laterale Überwachung der Wechselkurs-, Geld- und Wirt­ schaftspolitik der wichtigsten Länder wie der Vereinigten Staaten und Japans ( sowie der einzelnen EG-Mitgliedstaa­ ten ) mit Blickrichtung auf besser abgestimmte Politiken begrüßen . Wie bereits erwähnt , erwachsen dem Welthan­ delssystem ernste Probleme aus der Fehlanpassung der Wechselkurse , die wiederum auf eine unzulängliche interne und internationale Koordinierung der Währungs- und Finanzpolitik zurückzuführen sind . Die internationale Instabilität und Fehlanpassung der Wech­ selkurse hat zu einer offensichtlich nicht aufrechtzuerhalten­ den Struktur des Handels und der Kapitalströme geführt. Bislang konnte sich die Zehnergruppe lediglich auf beschei­ dene prozedurale Vorschläge zur Verbesserung des Systems einigen. Es ist äußerst schwierig, die durch die Wechselkurs­ turbulenzen verursachten Probleme allein mit der Handels­ politik aufzufangen. Deshalb drängt die Gemeinschaft par­ allel zu der neuen GATT-Runde auf Fortschritte bei der Verbesserung des internationalen Währungssystems . Das Treffen der Fünfergruppe im September 1 985 stellt hinsicht­ lich der Koordination von Wechselkursen und wirtschaftli­ cher Globalpolitik einen Schritt in die richtige Richtung dar. zentraler ökonomischer Größen in Hinblick auf die Korrek­ tur wichtiger Ungleichgewichte der Weltwirtschaft zu beste­ hen . Das Hauptaugenmerk des im April veröffentlichten Berichts der Zehnergruppe ( J ) richtete sich darauf, daß die multilate­ ralen Überwachungsverfahren verbessert werden müssen , um eine bessere Koordinierung und wechselseitige Konsi­ stenz zwischen der Politik der führenden Industrieländer zu erreichen . Ob die in dem Bericht der Gruppe empfohlenen prozeduralen Änderungen in dieser Hinsicht zu nennenswer­ ten Verbesserungen führen werden , bleibt abzuwarten . Vielleicht ist die Zeit für die Einführung eines Systems von „Zielzonen" für die Wechselkurse , bei dem jeweils interve­ niert werden müßte , wenn die Grenzen dieser Zonen erreicht werden , noch nicht reif. Gleichwohl kann es von Nutzen sein , sich ernsthaft mit der Frage auseinanderzusetzen , ob nicht eine Zwischenstufe mit „ Richtzonen " in der Weise IV . 3 . Europäischer Wirtschaftsraum Die EG exportiert mehr in die übrigen westeuropäischen Länder ( 26 % der gesamten EG-Ausfuhren ohne den inner­ gemeinschaftlichen Handel ) als in irgendeine andere Region der Welt . Anfang 1984 haben die EG und die EFTA die letzten Zölle und mengenmäßigen Beschränkungen zwischen den beiden Blöcken abgeschafft . Daran schloß sich im April letzten Jahres eine gemeinsame Erklärung an , in der der politische Wille zum Ausdruck gebracht wurde , die Zusam­ menarbeit zwischen EG und EFTA auszudehnen , und zwar „mit dem Ziel , einen dynamischen europäischen Wirtschafts­ raum zu schaffen". 1985 wurden in einem gemeinsamen Kommunique der Kommission und der EFTA-Länder die politischen Bereiche genannt , mit deren Hilfe diese Beziehun­ gen in Zukunft weiter ausgebaut werden sollten . Die Kom­ vorgesehen werden könnte , daß bei Überschreiten der Gren­ mission veröffentlicht eine Mitteilung, in der im einzelnen dargelegt wurde , wie dies ihrer Ansicht nach geschehen zen Konsultationen anstelle von Zentralbankinterventionen könnte ( 2 ). ausgelöst würden . Das Treffen der Gruppe der Fünf vom September 1985 stellt einen gewissen Fortschritt dar . Zum ersten Mal seit mehreren Jahren ist es zu einer Übereinstim­ mung über die wünschenswerte Richtung des Wechselkurses des Dollars und zu einer Bereitschaft gekommen , zu diesem Zweck , falls nützlich , zusammenzuarbeiten . Die Gemeinschaft jedenfalls ist überzeugt , daß die Existenz des in den EWS-Regeln verkörperten Wechselkurszwangs zu einer stärkeren Konvergenz der Politik und der wirtschaftli­ chen Ergebnisse der Mitglieder beigetragen hat . Die Institu­ tionen , die in einem eng verflochtenen Wirtschaftsraum wie der Europäischen Gemeinschaft angemessen und wirksam sind , können jedoch nicht ohne weiteres auf eine größere und stärker differenzierte Ländergruppe übertragen werden . Der Beseitigung einer Reihe technischer und verwaltungsmä­ ßiger Hindernisse für die Intensivierung der Handelsbezie­ hungen durch Vereinfachung der Grenzformalitäten und Ursprungsregeln , wechselseitige Zusammenarbeit bei techni­ schen Standards und Vorschriften , gegenseitige Anerken­ nung von Testergebnissen und Bescheinigungen sollte höch­ ste Priorität eingeräumt werden . Weitere Bereiche , in denen die Zusammenarbeit verstärkt werden sollte , sind Forschung und Entwicklung , der Handel mit landwirtschaftlichen Verarbeitungserzeugnissen , das öffentliche Beschaffungswesen , die Grenzkontrollen im Rei­ severkehr , Verkehrsprojekte und -politik , Umweltschutzpo­ litik sowie wirtschaftliche und monetäre Konsultationen . Die Gleichwohl würde die Gemeinschaft eine wirksamere multi­ Gemeinschaft hat kürzlich Initiativen in mehreren dieser (') Internationaler Währungsfonds , Ergänzung zum Bericht der Gruppe der Zehn , „The Functioning of the International Mone­ tary System", IMF Survey , Juli 1985 . ( 2 ) Kommission der Europäischen Gemeinschaften , „Die Gemein­ schaft und die EFTA-Länder", ( KOM(85 ) 206 endg .), Mai 1985 . Nr . L 377 / 46 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Bereiche ergriffen . So hat sie beispielsweise angeregt , daß die neuen Programme zur Schaffung einer europäischen Tech­ nologiegemeinschaft auch anderen westeuropäischen Län­ dern zur Teilnahme offenstehen sollten . Der Rat ist dabei , den Europäischen Fonds für Währungspolitische Zusam­ menarbeit zu ermächtigen , bestimmten , nicht der Gemein­ schaft angehörenden Zentralbanken den Status von „Dritt­ haltern" offizieller ECU-Reserven einzuräumen . Von dieser Regelung könnten einige EFTA-Länder Gebrauch machen . Einige dieser Länder haben bereits damit begonnen , ECU-Guthaben aus privaten Transaktionen als Teil ihrer Devisenreserven zu halten . Bei der Öffnung des Handels zwischen EG und EFTA-Län­ dern ist man gut vorangekommen . Auf beiden Seiten ist man sich nunmehr darin einig, daß auf diesen Errungenschaften weiter aufgebaut werden soll. Die Gemeinschaft ist unter Berücksichtigung ihrer eigenen Anstrengungen zur Vollen­ dung des Binnenmarktes und zur Vertiefung der wirtschaft­ lichen Zusammenarbeit bestrebt, den EFTA-Ländern eine enge Beteiligung an den wirtschaftlichen Integrationsprozeß Europas zu ermöglichen . Dabei sollten selbstverständlich auch weiterhin die unterschiedlichen institutionellen Struk­ turen und Ziele von EG und EFTA respektiert werden . Die EFTA-Länder könnten eingeladen werden, an der Durchfüh­ rung der kooperativen Wachstumsstrategie mitzuarbeiten . Die gegenwärtigen Verhandlungen zur Anpassung des Frei­ handelsabkommens zwischen der Gemeinschaft und den EFTA-Ländern sind aufgrund des Beitritts Spaniens und Portugals notwendig geworden und haben eine weitere Festigung und Ausweitung des Freihandelssystems in West­ europa zum Ziel. IV . 4 . Internationale Zusammenarbeit bei der Anpassung der Weltwirtschaft Wie bereits erwähnt , muß die Wirtschaft der Vereinigten Staaten mittelfristig gesehen eine größere Korrektur ihres weiter steigenden Leistungsbilanzdefizits vornehmen . Un­ klar ist jedoch vorerst noch , wann und in welchem Ausmaß diese Korrektur vorgenommen wird und wie sie herbeige­ führt werden soll . Zu dem Anpassungsprozeß werden zwei­ fellos Haushaltsrestriktionen und eine Konjunkturverlangsa­ mung sowie eine Abschwächung des Dollarkurses beitra­ gen . Die Aussicht auf eine gewisse Anpassung in den Vereinigten Staaten und deren mögliche Wirkungen werfen wichtige Fragen für die internationale wirtschaftliche Zusammenar­ 31 . 12 . 85 Wirtschaft auf einem angemessenen Wachstumspfad zu halten . Wenn dies der Fall wäre , würde sich auch die Frage stellen , ob die EG im Alleingang oder im Einvernehmen mit einer größeren Anzahl von Ländern vorgehen würde . Falls die Europäische Gemeinschaft im Alleingang versuchen sollte , ihren Wachstumspfad abzustützen , während die übrigen Regionen der Welt untätig zusehen würden , wie eine Konjunkturverlangsamung in den USA ihre eigenen Wachs­ tumsraten nach unten drückt , könnte dies für die EG ein substantielles Leistungsbilanzdefizit zur Folge haben . Bis zu einem gewissen Grad könnte die EG eine Reduzierung des Leistungsbilanzüberschusses oder sogar ein temporäres Defi­ zit verkraften . Jedoch kann die EG auf keinen Fall ein Defizit in der Größenordnung desjenigen der USA zulassen . Das massive Außendefizit der USA ist für die EG kein nach­ ahmenswertes Beispiel . Auf der anderen Seite gäbe es für die EG Gründe , darauf zu drängen , daß sich eine möglichst große Anzahl von Ländern an den weltweiten Anpassungen beteiligt . In diesem Zusam­ menhang ist die Position Japans von besonderer Bedeutung. Japan hat den größten Überschuß eines einzelnen Landes als Gegenstück zu dem US-Defizit . Gegenüber der EG hat Japan ebenfalls ernste Probleme , und zwar aufgrund einer unaus­ gewogenen Handelsstruktur . Eine internationale kooperati­ ve Aktion zur Abstützung der Weltkonjunktur sollte einen überdurchschnittlich großen Beitrag Japans sowohl in Form einer Aufwertung seines Wechselkurses als auch einer Aus­ weitung seiner Inlandsnachfrage umfassen . Falls dieser Bei­ trag sichergestellt wäre , wäre es durchaus möglich , die weltweite kooperative Aktion weiter auszudehnen . Die Europäische Gemeinschaft könnte den EFTA-Ländern nahe­ legen , sich der Initiative der EG anzuschließen . Japan und die Schwellenländer im pazifischen Raum könnten ebenfalls einen nützlichen Beitrag als Gegenleistung zum Abbau des US-Außendefizits leisten . Die Vereinigten Staaten wiederum könnten am meisten durch eine Senkung ihrer Zinssätze dazu beitragen , was für die Wachstumsmöglichkeiten der hoch­ verschuldeten Entwicklungsländer vor allem in Lateinameri­ ka von besonders großer Bedeutung wäre . Die Vermeidung einer Situation , in der ein Anpassungspro­ zeß in den USA zu einer ausgeprägten und allgemeinen Abschwächung des Welthandels führt , ist ein wesentlicher Faktor , damit der Anpassungsprozeß in den Entwicklungs­ ländern weiterhin in geordneten Bahnen abläuft . Dies wurde auch in dem jüngsten Weltentwicklungsbericht der Weltbank unterstrichen (*). beit auf. Das Ziel bestünde offensichtlich darin , die notwen­ digen Anpassungen mit einem Mindestmaß an Konjunktur­ rückschlägen in den Vereinigten Staaten selbst ( was offen­ kundig im eigenen Interesse der Vereinigten Staaten läge ), aber auch in der gesamten Weltwirtschaft zu erreichen . Eine unkoordinierte Anpassung mit unweigerlichen Handelsbe­ schränkungen würde ohne Zweifel der Weltwirtschaft größ­ ten Schaden zufügen . Vom Gesichtspunkt der Vereinigten Staaten aus betrachtet wird das Niveau der inländischen Wirtschaftstätigkeit , bei dem eine bestimmte Zahlungsbilanzkorrektur erreicht wer­ den kann , um so höher sein , je höher auch das Niveau der Wirtschaftstätigkeit in der übrigen Welt ist . Vom europäi­ schen Standpunkt aus könnte es notwendig sein , wirtschafts­ politische Maßnahmen zu ergreifen , um die europäische Die Weltbank legt vor allem „positive" und „negative" Hypothesen für die Entwicklungsländer und die Industrie­ länder dar , die weitgehend mit den obigen Schlußfolgerun­ gen ( Abschnitt II . 2 ) hinsichtlich der potentiellen Vorteile einer kooperativen Wachstumsstrategie übereinstimmen . Die Einfuhrkapazität der Entwicklungsländer wird wesent­ lich davon beeinflußt , ob sie unter günstigen oder ungünsti­ gen Bedingungen in bezug auf Welthandelswachstum , Terms of Trade und Zinsniveau operieren müssen . Für die Jahre von 1985 bis 1990 wird für die Einfuhren der Entwicklungslän­ der eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 9,3 % im Falle der positiven Hypothese und von 2,5 % im (') Weltbank , Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwick­ lung ( IBRD ), „Weltentwicklungsbericht 1985 ", Juli 1985 . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Falle der negativen Hypothese vorausgeschätzt . Die Bela­ stung durch den Schuldendienst würde sich für die Entwick­ lungsländer auf der Grundlage der negativen Hypothese auf 28 % erhöhen ; die Spanne würde somit von der Möglichkeit , daß das Schuldenproblem unter Kontrolle gebracht wird , bis zu einer weiteren Zuspitzung der bisherigen Situation zu Nr . L 377 / 47 Die Aussiebt auf eine umfangreiche binnen- und außenwirt­ schaftliche Anpassung der US-Wirtschaft in den nächsten Welt auf einem angemessenen Wachstumspfad gehalten werden soll. Die Europäische Gemeinschaft sollte während dieses Zeitraums ihrer Verantwortung als große Wirtschafts­ region für die Erhaltung ihres eigenen, binnenwirtschaftlich bedingten Wachstums gerecht werden. Wichtig ist aber auch, daß Japan einen derartigen umfassenden Anpassungsprozeli der Weltwirtschaft unterstützt, da sich andernfalls für die Außenwirtschaftsbilanz der EG unannehmbare Risiken erge­ ben könnten . Ohne eine angemessene globale Kooperation bestünde auch eine große Gefahr, daß der schwache Erho­ lungsprozeß der verschuldeten Entwicklungsländer gestoppt Jahren wirft die Frage auf, wie die Wirtschaft der übrigen wird . einer echten Krise reichen . Im letzteren Fall wäre die Gefahr für die Stabilität der Weltwirtschaft erheblich . V. SCHLUSSFOLGERUNGEN : ZIEL , INSTRUMENTE UND METHODE Im vorliegenden Bericht schlägt die Kommission dem Rat , dem Parlament und den Sozialpartnern die Leitlinien für eine kooperative Wachstumsstrategie vor , die auf eine entschei­ dende Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Gemeinschaft bis zum Jahre 1990 abzielt . Die Durchführung dieser Strategie ist notwendig , wenn die Arbeitslosigkeit ohne Wiederaufleben der Inflation verringert werden soll . Sie wird positive Ergebnisse bringen , wie immer auch die internationale wirtschaftliche Entwicklung verläuft . Selbst­ verständlich wird ein günstiges Umfeld den Erfolg erleich­ tern . Die Gemeinschaft wird ein Signal mit erheblicher Tragweite setzen , wenn sie sich für eine kooperative Wachs­ tumsstrategie entscheidet . Dies gilt vor allem angesichts der Unsicherheit , die die gegenwärtige weltwirtschaftliche Ent­ wicklung charakterisiert und die aus den weiterhin bestehen­ den finanziellen Ungleichgewichten in den Vereinigten Staa­ ten sowie der kritischen Situation einiger großer , hochver­ schuldeter Entwicklungsländer herrührt . Der Vorschlag kann wie folgt zusammengefaßt werden : Ziel : Die Gemeinschaft sollte sich klare Ziele für ihre Wirtschafts­ politik setzen . In diesem Bericht schlägt die Kommission eine kooperative Strategie vor , um ein anhaltendes Wirtschafts­ wachstum von 3,5 % pro Jahr für die Jahre 1986 bis 1990 zu erreichen . Dadurch würde eine Steigerung der Beschäftigung von 1 ,5 % pro Jahr ermöglicht , wobei die Arbeitslosenquote bis auf 7 % im Jahre 1990 sinken könnte . Das Wachstum würde sich als beschäftigungswirksamer erweisen und somit auch mit einer Stabilisierung der öffentlichen Haushalte sowie einer Reduzierung der Inflationsrate vereinbar sein . Ein derartiges Ergebnis wird aber nur dann realisierbar sein , wenn alle Partner den in der Strategie geforderten Beitrag leisten und wenn sich die internationale Zusammenarbeit zufriedenstellend entwickelt . Instrumente : jedoch auch Spielraum für ein rascheres reales Wachstum bleibt . Höheres Wachstum wird auch dadurch erzielbar , daß man die Möglichkeiten ausschöpft , die sich aus der internationalen monetären Entwicklung ergeben und dies für einen weiteren Rückgang der Zinsen in Europa nutzt . — Eine Haushaltspolitik , die mikroökonomisch ein beschäftigungswirksameres Wachstum fördert . Makro­ ökonomisch gesehen bestünde ein erstes Ziel darin , die gegenwärtigen Ungleichgewichte zu korrigieren und gleichzeitig , soweit dafür Spielraum besteht , die Ange­ bots- und Nachfragebedingungen zu verbessern . Da­ durch soll die Europäische Volkswirtschaft auf dem Pfad eines „circulus virtuosus" von Investitionen , Wirtschafts­ wachstum und Schaffung neuer Arbeitsplätze vorange­ bracht werden . Im Rahmen der kooperativen Wachs­ tumsstrategie wären Steuerermäßigungen und höhere Infrastrukturinvestitionen einige der wesentlichen anzu­ strebenden Maßnahmen . — Ein mäßiger Anstieg der Reallöhne , um die Rentabilität des Anlagekapitals zu erhöhen . In Verbindung mit der Nachfragestützung wird dies auf gesamtwirtschaftlicher Ebene ein Klima schaffen , das gleichzeitig mehr und beschäftigungswirksamere Investitionen auslöst . — Initiativen zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes , sowie zur kostenniveauneutralen Neu­ gestaltung und Verkürzung der Arbeitszeit sollten eben­ falls zu einem höheren Beschäftigungszuwachs je Pro­ zentpunkt des Wachstums beitragen . — Eine verbesserte und umfassendere Politik , um den Binnenmarkt der Gemeinschaft zu verwirklichen; Libera­ lisierung der inländischen Finanzmärkte sowie eine stär­ Kein Instrument allein reicht aus , um dieses Ziel zu erreichen . ker marktwirtschaftlich orientierte Politik bei staatlichen Jedoch fügt sich eine ganze Reihe politischer Initiativen aus letzter Zeit in die kooperative Wachstumsstrategie ein . Ihre Verwirklichung muß aber beschleunigt und noch dynami­ scher gestaltet werden , um einen hinreichenden Wandel im gesamtwirtschaftlichen Wachstumspfad zu bewirken . Die wichtigsten Elemente können wie folgt zusammengefaßt Eingriffen in der Gemeinschaft , allerdings immer unter Berücksichtigung der sozialen Dimension . werden : — Eine Geldpolitik , die so angelegt ist , daß bei der Infla­ tionsbekämpfung weitere Fortschritte erzielt werden , — Höhere Investitionen in das wirtschaftliche Potential in Europa im weitesten Sinne , angefangen bei großen Projekten von gemeinschaftlichem Interesse im Verkehrs­ und Fernmeldewesen , über Umweltschutzmaßnahmen bis hin zu einer besseren Nutzung des technologischen Potentials Europas . Nr . L 377 / 48 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 — Eine internationale Politik , bei der die Gemeinschaft für sowie höhere öffentliche Investitionen auf einzelstaatlicher eine ständige Verbesserung des GATT-Handelssystems und des internationalen Währungssystems eintritt und und gemeinschaftlicher Ebene enthalten . Dieses Maßnah­ menbündel enthielte auch Vorschläge für eine international koordinierte Aktion , um die Dynamik des Wachstumspro­ zusammen mit anderen Ländern so zusammenarbeitet , daß das Wachstum des Welthandels gestärkt wird und die Verschuldungsprobleme der Entwicklungsländer gemil­ dert werden , während in den USA die unvermeidlichen zesses zu verstärken . Auch sind deutliche Fortschritte bei der Durchführung der im Weißbuch betreffend den Binnenmarkt enthaltenen Kommissionsvorschläge notwendig. Anpassungen stattfinden . Methode : Die Kommission vertritt die Auffassung , daß es zweckmäßig wäre , als Methode ein schrittweises Vorgehen in der Weise vorzusehen , daß die notwendigen Verpflichtungen am Anfang klar genug bestimmt werden , um der Strategie zu einem glaubwürdigen Start zu verhelfen und um den Dialog zwischen allen Beteiligten zustandezubringen . Die nachfol­ genden Schritte könnten nach einer Erfolgskontrolle entspre­ chend der Wirtschaftsentwicklung und der Bedeutung der Beiträge der einzelnen Beteiligten angepaßt werden . Schritt 1 : Bis Ende 1985 werden die Gemeinschaftsorgane und die Sozialpartner versuchen , ein Einvernehmen über die Zielsetzungen und die notwendigen Initiativen der koopera­ tiven Wachstumsstrategie zu erzielen . Schritt 2 : Ein erstes Maßnahmebündel wird im Jahr 1986 durchgeführt . Es würde vor allem makroökonomische Maß­ nahmen , Verpflichtungen der Sozialpartner im Hinblick auf Einkommensentwicklung und zu Arbeitsmarktanpassungen , Schritt 3 : Nach einer Erfolgskontrolle der Ergebnisse des zweiten Schrittes , würde ein zweites Maßnahmenbündel im Jahre 1987 zur Bestätigung und Vertiefung des beschäfti­ gungswirksamen Wachstums durchgeführt werden . Einige dieser Maßnahmen hängen von der wirtschaftlichen Ent­ wicklung in der Gemeinschaft und der Weltwirtschaft sowie davon ab , ob alle von der kooperativen Wachstumsstrategie Betroffenen einen angemessen Beitrag leisten . Der Jahres­ wirtschaftsbericht 1986— 1987 wird eine Bewertung in dieser Hinsicht beinhalten . Diese Darstellung ist absichtlich sehr schematisch und vieles muß der - Diskussion zwischen den Beteiligten vorbehalten bleiben . Der wesentliche Aspekt ist jedoch , daß dies nur eine Ausgangsbasis für das Überdenken eigener Positionen auf Seiten jedes Hauptbeteiligten — Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer — darstellen soll . Jeder Beteiligte ist aufgerufen , sich zu überlegen , wie seine gegenwärtige Posi­ tion in Richtung auf das Allgemeininteresse weiterentwickelt werden könnte , und zwar unter der Voraussetzung , daß die anderen Beteiligten auch bereit wären , ihre Position anzu­ passen . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Der Teil II dieses Berichtes enthält spezifische Richtlinien für die Wirtschaftspolitik der Mitgliedsländer . Wie bereits unterstrichen wurde , kann die vorstehend beschriebene Strategie nicht auf einmal realisiert werden , vielmehr sollte sie Zug um Zug in die Realität umgesetzt werden . Dabei wird eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen , Gewerk­ schaften und Arbeitgebern notwendig sein . Nr . L 377 / 49 Ländern auf jeden Fall weiterhin konsolidiert werden muß. Andererseits ist ein Blick auf die deutsche Entwicklung von besonderem Interesse . Hier könnte , entsprechend den im Deutschlandkapital vorgelegten Vorausschätzungen , das Wachstum 1986 bei 3,5 % liegen und die Beschäftigung um 1 ,3 % zunehmen . Die Preisentwicklung wird weiterhin gün­ stig verlaufen . Der Leistungsbilanzüberschuß wird sehr hoch bleiben ( 2% des BIP). Das Haushaltsdefizit des Staates Was die Nachfrageseite der Strategie anbelangt , so ist der Handlungsspielraum auf den beiden Hauptgebieten der makroökonomischen Politik durchaus unterschiedlich . Rela­ tiv befriedigend ist die Lage der Geldpolitik . Hier ist im Rahmen der stabilitätsorientierten und vom EWS weitge­ hend vorgegebenen Geldpolitik ein nicht unerhebliches Zins­ senkungspotential auszumachen und dies insbesondere , wenn sich der Dollar gegenüber der ECU weiterhin schwach entwickelt . Im Hinblick auf mögliche nachfragestützende , budgetäre Maßnahmen stellt die Umsetzung der Strategie des beschäf­ tigungsfördernden Wachstums auf der Ebene der Mitglied­ staaten spezifische Probleme . Da die Strategie nicht auf einmal verwirklicht werden kann , müssen die an die Länder gerichteten Empfehlungen realistisch und koordinierbar bleiben . Gleichzeitig mit dem mäßigen Lohnanstieg und der Erweiterung des fiskalpolitischen Handlungsspielraums mehr Wachstum und Beschäftigung lassen die Einnahmen .schneller wachsen , während die rezessionsbedingten Ausga­ ben zurückgehen - sollte die Nachfragestützung Zug um Zug erfolgen , und zwar solange bis es zu einer selbsttragen­ den Entwicklung von privater Investitionstätigkeit und aus­ reichendem privaten Konsum gekommen ist . In einigen Gemeinschaftsländern ( Italien , Belgien , Irland und Griechenland ) ist der relative Stand oder die Zunahme der öffentlichen Schuld immer noch so hoch , daß in diesen dürfte stärker als erwartet sinken ( von 1 ,2 % des BIP im Jahre 1985 auf 0,8% des BIP im Jahre 1986 ). In Deutschland zeichnet sich also eine positive Kettenreaktion zwischen Stabilität , mehr Wachstum und Beschäftigung sowie mehr fiskalischem und außenwirtschaftlichem Handlungsspiel­ raum ab . Dieser Manövrierspielraum sollte genutzt werden , damit das Wachstum über 1986 hinaus im Ausmaß von etwa 3,5 % jährlich verstetigt wird . Nur so kann die Arbeitslosig­ keit anhaltend gesenkt werden . Dies liegt im nationalen Interesse und in dem der Gemeinschaft . Dieses Vorgehen würde für Deutschland keine Wiederholung der Erfahrungen mit der „Lokomotiv-Theorie" von 1978 bedeuten . Die Geldpolitik bliebe vielmehr stabilitätsorientiert ; die gemein­ schaftsweite Anwendung der kooperativen Dimension der Strategie - zwischen den Regierungen und den Sozialpart­ nern - würde die Übertragung der positiven Kettenreaktion auf andere Mitgliedsländer erleichtern . In den anderen Ländern ist ein solcher budgetärer und / oder außenwirtschaftlicher Handlungsspielraum noch nicht gege­ ben . Allerdings zeichnet sich auch in einigen dieser Länder ( Dänemark , Frankreich , Niederlande , Vereinigtes König­ reich ) die Möglichkeit ab , daß in naher Zukunft eine solch positive Kettenreaktion wie derzeit in Deutschland entsteht. Eine solche Entwicklung wird sich um so schneller einstellen je konstruktiver die Sozialpartner an der Verwirklichung dieser Strategie mitwirken und je günstiger die Entwicklung in Deutschland verläuft . Nr . L 377 / 50 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 TEIL II DIE WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DEN MITGLIEDSLÄNDERN BELGIEN In Belgien hat sich die Wirtschaftstätigkeit 1985 wegen des raschen Wachstums der Investitionen und des höheren Wachstumsbeitrags der Außenwirtschaft leicht beschleunigt , obgleich sich der private Verbrauch nur zögernd entwickelte . Die 'Inflation hat sich weiter verlangsamt . Im Jahresverlauf ging die Arbeitslosenquote sehr leicht zurück , und das Finanzierungsdefizit des Staates ist um etwas mehr als einen Prozentpunkt des Bruttoinlandsprodukts gesunken . Die Position des belgischen Franc blieb fest , obgleich die Zins­ sätze stärker sanken als in den EWS-Partnerländern . Auch 1986 dürfte das Wachstum mäßig bleiben . Der Lei­ stungsbilanzüberschuß dürfte , vor allem wegen besserer Terms of trade , rasch zunehmen , aber der durch die Abwertung von 1982 erzielte Wettbewerbsvorteil wird wei­ ter schrumpfen . Der Anstieg der Verbraucherpreise wird sich dank des preisdämpfenden Einflusses der Weltmarktpreise weiter verlangsamen . Angesichts dieser Vorausschätzungen wird sich die Lage am Arbeitsmarkt nur sehr langsam verbessern . 1985 und 1986 einen Richtwert festgesetzt , der die Wettbe­ werbsfähigkeit auf dem durchschnittlichen Stand der Jahre 1982 bis 1984 halten soll . Dieser Richtwert wird auf der Basis der Pro-Kopf-Löhne in gemeinsamer Währung im Verhältnis zum gewichteten Durchschnitt der sieben wich­ tigsten Handelspartner Belgiens festgelegt . Bei einer ersten Beurteilung des gesetzlichen Richtwerts Anfang Juli gelangte die Regierung zu dem Schluß , daß der Richtwert 1985 eingehalten worden ist . Die Festsetzung eines Richtwerts für die Wettbewerbsfähig­ keit hat zwar den Vorzug , eine klare wirtschaftliche Priorität zu setzen , doch wird auf diese Weise das Problem der Konkurrenzfähigkeit auf eine einzige Dimension mit allen ihren Begrenzungen und Mängeln reduziert . Untersuchun­ gen , die sich stärker an die Tarifverträge der Jahre 1985 / 86 oder an andere Indikatoren anlehnen , lassen erkennen», daß der 1982 und 1983 erzielte Wettbewerbsgewinn seit 1984 wieder aufgezehrt wird. Eine Überprüfung der Situation würde sich anläßlich der zweiten Beurteilung des gesetzlichen Richtwerts Anfang 1986 empfehlen , wobei auch andere Faktoren ( wie die Entwicklung der Arbeitsproduktivität und Obgleich das Wachstum in den Jahren 1985 und 1986 mäßig bleiben wird , ist es ermutigend festzustellen , daß es im wesentlichen von den Ausfuhren und Investitionen getragen des effektiven Wechselkurses ) als die tatsächliche oder geschätzte Entwicklung der Löhne und Gehälter je Beschäf­ werden wird . Dies ist ein Beweis dafür , daß die beiden vorrangigen Ziele , die nach der ersten Phase der wirtschaft­ lichen Sanierungspolitik erreicht wurden ( Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und Sanierung der finanziellen Situation der Unternehmen ), auch wachstums­ wirksam sind . Angesichts des Umfangs der Ungleichgewich­ te , die im Laufe der siebziger Jahre entstanden sind , erscheint der Aufschwung jedoch noch unvollständig und ungesichert . Um das Erreichte zu sichern , müssen daher die Sanierungs­ anstrengungen in unverminderter Intensität fortgesetzt wer­ sollten . den . In den siebziger Jahren hat sich eine Divergenz zwischen dem Anstieg der Lohnkosten und der Produktivität entwickelt , die mit einer umfangreichen Vernichtung von Arbeitsplätzen im Verarbeitenden Gewerbe einherging . Am Ende der Periode , im Jahre 1981 , war die Gewinnquote im Vergleich zu den frühen siebziger Jahren stark gesunken , während sich das Verhältnis zwischen Kapitalrentabilität und Arbeitsent­ gelt spürbar verschlechtert hatte und die Investitionstätigkeit stark zurückgegangen war . Seither lassen bestimmte Ge­ winnindikatoren eine Erholung erkennen , doch hat sich das Verhältnis von Kapital- zu Arbeitsvergütung — abgesehen von einer sprunghaften Erhöhung in den Jahren 1982 und 1983 — kaum verbessert . Somit sind die Grundbedingungen für einen dauerhaften Aufschwung der Erweiterungsinvesti­ tionen nicht hinlänglich gegeben , während sich der Kapazi­ tätsauslastungsgrad bereits dem während des vorangegange­ nen Konjunkturzyklus erreichten Höchststand nähert . In diesem Zusammenhang sind die Bemühungen der Regierung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu beurteilen . Mit dem Gesetz zur Verbesserung der sozialen und wirt­ schaftlichen Lage vom 22 . Januar 1985 hat die Regierung für tigten in den Konkurrenzländern berücksichtigt werden Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ist um so wichtiger , als davon die Verbesserung der Beschäftigungslage und der öffentlichen Finanzen abhängt . Die neuen Tarifverträge für 1985 und 1986 wurden im Frühjahr abgeschlossen . Da die Sozialpartner aufgrund des Gesetzes zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage , das die Gewährung neuer Vergünstigungen verbietet , Produktivitätsfortschritte zur Besserung der Beschäftigung nutzen mußten , eröffnen diese Verträge Aussicht auf die Schaffung von Arbeitsplätzen für 1 ,5 % der von den Tarifverträgen erfaßten Beschäftigten . Die inländischen Möglichkeiten zur Konjunkturankurbelung sind durch die angespannte Lage der öffentlichen Finanzen begrenzt , und die Haushaltssanierung hängt eng von den Maßnahmen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ab . Die Beschlüsse vom März 1984 , die eine dreijährige generelle Dämpfung in der Entwicklung der verfügbaren Einkommen , namentlich die jährliche Abführung einer zweiprozentigen Indexierungstranche an den Staat , vorsehen , haben zur Folge , daß sich Lohnkosten und Lohneinkommen stärker auseinanderentwickeln , ohne daß sich aber die Lohnkosten verringern . Eine Korrektur der indirekten Lohnkosten , die zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit notwendig wäre , würde die Gesundung der öffentlichen Finanzen unmittelbar beeinträchtigen oder die Inlandsnachfrage schwächen, weil Ausgabenkürzungen vorgenommen werden müßten , wenn das Haushaltsdefizit aufgrund einer solchen Korrektur nicht steigen soll . Obwohl das Finanzierungsdefi­ zit des gesamten Sektors Staat von 1981 bis 1985 schon um fast vier Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts gesenkt worden ist — nämlich von 12,8% des Bruttoinlandspro­ dukts im Jahre 1981 auf 8,9% im Jahre 1985 — , bleibt es noch zu hoch . Wie wenig gesichert die bisherigen Erfolge Nr . L 377 / 51 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 sind , läßt sich daran ermessen , daß zwar die zinsbereinigten Ausgaben fühlbar verringert werden konnten , dagegen die Gesamtausgaben wegen der steigenden Zinsbelastung aus der Staatsschuld — sie erhöhte sich in der gleichen Zeit von 7,3% auf 10,9 % des Bruttoinlandsprodukts — nur knapp schnittliches Niveau der indirekten Steuern gekennzeichnet ist , bietet jedoch Spielraum zur Verminderung der Lohnko­ sten , sofern die Auswirkungen einer solchen Umschichtung nicht durch den Indexmechanismus zunichte gemacht wer­ den . Impulse von den Ausgaben könnten kurzfristig nur darin bestehen , daß durch eine verstärkte Ausgabenum­ schichtung die Beschäftigung gefördert wird . stabilisiert werden konnten . Dabei ist darauf hinzuweisen , daß die Mehreinnahmen auch auf ein erhöhtes Aufkommen aus der Körperschaftsteuer zurückzuführen sind , obgleich Bislang hat der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit seinen Niederschlag vor allem in Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sowie der Rentabilität den Unternehmen seit 1982 verschiedene Steuererleichterun­ gen gewährt worden sind ( Senkung des Höchstsatzes der Gewinnbesteuerung von 48% auf 45% , Abschaffung der sogenannten Solidaritätsabgabe , Steuerbefreiungen als Ge­ genleistung für Investitionen ). und Finanzstruktur der Unternehmen , insbesondere durch Lohnmäßigung, gefunden . Hinzu kamen ab 1984 die Reak­ tivierung von Programmen zur Beschäftigung von Arbeitslo­ Trotz aller Anstrengungen ist das Finanzierungsdefizit wegen des Teufelskreises von „Defizit-Zinsen und Vergrößerung sen im öffentlichen Sektor , wovon 1985 2,1 % der Erwerbs­ bevölkerung gegenüber 1,4% im Jahre 1983 betroffen waren , ferner Beihilfen für die Einstellung des ersten Arbeit­ nehmers und die Niederlassung von Arbeitslosen als Selb­ ständige sowie Maßnahmen zur Förderung der Arbeitsum­ des Defizits" nach wie vor zu hoch . Es kommt somit darauf an , daß die letzte Tranche des Programms vom 15 . März 1984 im Jahr 1986 vollständig durchgeführt wird und daß etwaige Ausgabenüberschreitungen oder Einnahmenaus­ fälle , vor allem soweit sie auf das im Juli verabschiedete Steuerentlastungsprogramm 1986 — 1989 zurückzuführen sind , im Rahmen des Gesamthaushalts ausgeglichen werden . Durch eine solche Ausgabenpolitik — und unter Berücksich­ tigung des spontanen Wachstums der Einnahmen — müßte der Nettofinanzierungssaldo des Staates ( Kassendefizit ) 1986 auf 9,6% des Bruttoinlandsprodukts — gegenüber 10,4 % im Jahre 1985 — begrenzt werden . Die beschlosse­ nen Steuererleichterungen , die das verfügbare Einkommen ab 1989 um 1,5% entlasten , werden eine noch strengere Finanzgebarung erfordern . Die Einnahmenstruktur , die durch ein hohes Niveau der Sozialabgaben und ein durch­ verteilung . In Anbetracht der steuerlichen Entlastungsmaßnahmen und der bestehenden direkten Beschäftigungsbeihilfen sowie der Notwendigkeit , das öffentliche Defizit zu verringern , hängen die Beschleunigung des Wachstums und die Erhöhung der Beschäftigung weitgehend von außenwirtschaftlichen Impul­ sen ab . Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit müßte daher vorrangiges Anliegen der Wirtschaftspolitik bleiben . Eine kooperative Gemeinschaftsaktion würde außerdem den beschleunigten Abbau des öffentlichen Defizits erleichtern und es ermöglichen , den gegenwärtig fehlenden Handlungs­ spielraum rascher zu schaffen . TABELLE 11 Belgien : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 — 1986 Nominales BIP Reales BIP BIP Deflator Ver­ braucher- preis Ein­ kommen Arbeitslose Finanzie­ je unselb­ ständig Leistungs­ rungs- Geldmenge ( in % der Beschäf­ bilanz überschuß des Staates ( M2)('J Erwerbs­ tigung Beschäf­ personen ) ( 4 ) tigren Verände Verände­ Veränderung in % % des BIP 1961—1970 8,5 4,9 3,4 3,1 7,8 0,6 - 1,5 1971—1980 % rung in % rung in % 2,2 0,6 5,5 0,3 8,6 10,3 5,8 11,2 ( 10,3 ) - 2,0 10,5 3,1 7,1 7,1 11,9 - 0,2 1981 4,2 - 1,2 5,4 8,6 7,7 - 4,5 - 5,0 - 12,8 1982 8,3 1,1 7,1 7,6 7,9 - 3,4 - 11,0 5,7 13,1 ( 12,1 ) - 1,3 1983 6,3 0,4 5,9 7,5 6,7 - 0,7 7,0 1984 (>) 1985 ( 2 ) 1986 ( 2 ) 7,0 1,7 5,3 6,2 6,2 - 0,3 - 11,7 - 9,9 - 1,6 0,4 6,7 1,9 4,7 4,9 5,7 0,6 6,0 6,2 1,7 4,4 3,2 4,2 2,0 - 8,6 - 7,4 14,4 14,5 13,8 13,4 (!) (2) (3) (4) 6,1 5,5 ( 13,3 ) ( 13,3 ) ( 12,4 ) ( 12,2 ) 0,4 0,3 Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . Jahresende . Eurostat-Konzept ; zwischen Klammern : Inländerkonzept . DANEMARK In Dänemark hat die Wirtschaftstätigkeit 1985 weiter expan­ diert ; das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts wird auf annähernd 2,5 % geschätzt , was einen Rückgang gegen­ über dem im Vorjahr verzeichneten Wachstum von fast 4% bedeutet , aber dem mittelfristigen Jahresdurchschnitt ent­ spricht . Während die Gesamtproduktion 1984 von der Nr . L 377 / 52 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften ausgezeichneten Ernte Impulse erhielt , ist die Zuwachsrate 1985 durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren verlangsamt worden . Vor allem die Inlandsnachfrage war weniger lebhaft : Die Schwäche des privaten Verbrauchs und des Wohnungsbaus wurde durch den anhaltend raschen Anstieg der privaten Unternehmensinvestitionen ausgegli­ chen . Kräftig blieben die Einfuhren von Investitionsgütern und bestimmten Verbrauchsgütern . Obwohl sich die indu­ strielle Wettbewerbsfähigkeit infolge der strikten Einkom­ menspolitik verbessert hat , haben sich die Ausfuhren , die die gegenwärtige Phase wirtschaftlicher Expansion ausgelöst hatten , wegen des schwächeren Wachstums der Auslands­ märkte verlangsamt . Die Folge war ein weiterhin großes Leistungsbilanzdefizit , unter anderem wegen hoher Zinszah­ lungen an das Ausland . Positive Entwicklungen waren die weitere Abschwächung der Inflation bei rückläufigen inlän­ dischen Kosten und der Rückgang der Arbeitslosenquote um fast einen Prozentpunkt , der darauf zurückzuführen ist , daß die Beschäftigung im Privatsektor rascher zunahm als das Arbeitsangebot . Das Defizit des Gesamtstaates hat sich auf rund 3 % des Bruttoinlandsprodukts verringert , da die realen Ausgaben unverändert geblieben und die laufenden Einnah­ men im Einklang mit dem Bruttoinlandsprodukt gestiegen sind . 31 . 12 . 85 Die einkommenspolitischen Maßnahmen vom März impli­ zieren eine Anhebung der Nominallöhne um jährlich 2% . Zusammen mit einer Verminderung der indirekten Arbeits­ kosten um 1,5 % der Lohnsumme ab Oktober 1985 und mit Begrenzungen für andere Formen von Einkommenserhöhun­ gen dürfte dies die Inflation verlangsamen und die Kapital­ rentabilität verbessern . Wegen eines größeren potentiellen Output — der seinerseits höheren industriellen Investitionen zu verdanken ist — und eines verbesserten Einsatzverhältnis­ ses zwischen Kapital und Arbeit kann auch mit einem günstigen Beschäftigungseffekt gerechnet werden . Relativ rasche Veränderungen im Produktangebot und in den Marktgegebenheiten verlangen jedoch einen hohen Grad an Anpassungsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt . Mehr und mehr kommt es darauf an , früher erworbene Fertigkeiten an den technologischen Fortschritt anzupassen und Arbeitsmarkt­ vorschriften zu überprüfen , um Hindernisse zu beseitigen , die das in der Volkswirtschaft vorhandene Potential zur Schaffung von Arbeitsplätzen beeinträchtigen könnten . Es sind verschiedene Maßnahmen getroffen worden , um Lang­ zeitarbeitslose und andere Gruppen -von Erwerbslosen wie­ der in den Arbeitsprozeß einzugliedern . Die dringende Notwendigkeit , die Zahlungsbilanz weiter zu verbessern , bildet nach wie vor einen entscheidenden Faktor Im Jahre 1986 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um mehr als 3 % wachsen . Obwohl sich die Inlandsnachfrage voraus­ sichtlich in nahezu gleichem Tempo wie 1985 erhöhen wird , dürften Veränderungen in der Nachfragestruktur sowie Importsubstitutionen zu einer Verlangsamung der Einfuhren führen . Der private Verbrauch dürfte steigen , vor allem aufgrund der wachsenden Beschäftigung ; im Staatsver­ brauch dagegen wird sich die strikte Haushaltspolitik nieder­ schlagen . Die konjunkturempfindlichen Investitionen dürf­ ten von niedrigeren Finanzierungskosten und höherer Ren­ tabilität profitieren , während bei den diskretionären Kom­ ponenten , insbesondere im Energiebereich , ein Rückgang einsetzen dürfte . Die relative Verminderung der inländischen Kosten , die in einer niedrigeren Inflationsrate zum Ausdruck kommt , dürfte dazu beitragen , daß gewerbliche Erzeugnisse weitere Marktanteile gewinnen können . Die Arbeitslosigkeit dürfte im Vergleich zum Vorjahr weiter abnehmen . für die Währungs- und Haushaltspolitik . Anpassungen könnten erforderlich sein , falls die Inlandsnachfrage , vor allem der private Verbrauch , von dem mit einem besseren Zahlungsbilanzgleichgewicht zu vereinbarenden Trend ab­ weicht . Die Wiederherstellung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts muß ein wesentliches Ziel bleiben , doch würde sich der diesbezügliche Spielraum der Behörden vergrößern , wenn die Auslandsnachfrage durch ein koope­ ratives Vorgehen der Gemeinschaft gestützt würde. Die Zunahme der Geldmenge hat sich 1984 abgeschwächt und ist 1985 , ebenso wie die Vergabe von Bankkrediten , weiter zurückgegangen . Als Reaktion auf die erwartete Inflationsverlangsamung und auf wachsende private Kapital­ zuflüsse sind die Zinssätze erheblich gesunken . Das Gefälle zwischen inländischen und ausländischen Zinsen hat sich infolgedessen verkleinert , und dies könnte die Neigung der Industrie , sich im Ausland zu verschulden , verringern . Um eine stärker marktorientierte Steuerung der Inlandsliquidität Außenwirtschaftliche Zwänge und eine strikte Haushaltspo­ zu ermöglichen , wurde das System zur Überwachung des litik könnten zur Folge haben , daß das tatsächliche Wachs­ Inlandskredits Mitte des Jahres geändert und ein neues System von Zuwachsreserven eingeführt . An die Stelle des bisherigen Systems zur Begrenzung der Kreditfazilitäten der Banken bei der Nationalbank ist im August eine flexiblere Steuerung der Liquidität und der kurzfristigen Zinssätze auf der Basis kurzfristiger Einlagenzertifikate , die von der Natio­ nalbank emittiert und nur unter Banken gehandelt werden , tum im Zeitraum 1984 — 1986 etwas hinter dem Potential zurückbleibt . Die seit 1982 betriebene Wirtschaftspolitik zielt darauf ab , die Zahlungsbilanz und den Staatshaushalt bis 1988 beziehungsweise 1990 wieder ins Gleichgewicht zu bringen ; obwohl die Erreichung dieser Ziele auch weitge­ hend von einer kräftigen Expansion der Weltnachfrage abhängt , sind bereits erhebliche Fortschritte erzielt worden . Die in den letzten Jahren betriebene Lohndämpfung hat die Relation zwischen Arbeits- und Kapitalkosten verändert und die Rentabilität erhöht ; gleichzeitig hat eine strikte Haus­ haltspolitik den Kreditbedarf des Staates verringert . Gerin­ gere Inflationserwartungen haben eine Senkung der Nomi­ nalzinsen begünstigt . Vor diesem Hintergrund hat das gestärkte Unternehmensvertrauen die Erhöhung des produk­ tiven Kapitalstocks — bei gleichzeitig steigender Beschäfti­ gung im Privatsektor — gefördert . Das Ergebnis war ein besseres Gleichgewicht bei den inländischen makro-ökono­ mischen Bedingungen , während das Zahlungsbilanzziel noch nicht erreicht werden konnte . getreten . Ein niedriger Anteil der öffentlichen Ausgaben am Bruttoin­ landsprodukt würde dazu beitragen , die monetären Zwänge zu vermindern und das Wachstumspotential der Volkswirt­ schaften zu fördern . Der Haushaltsentwurf für 1986 liegt auf der Linie der von der Regierung verabschiedeten mittelfristi­ gen Strategie und entspricht einer aus der Sicht der Gemein­ schaft angemessenen Orientierung . Die Ausgaben werden sich an der für 1985 festgelegten Höchstgrenze stabilisieren , wodurch sich ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt verringert , und die Besteuerung dürfte mehr oder weniger im Einklang mit dem nominalen Bruttoinlandsprodukt zunehmen . Unter Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 diesen Umständen wird sich das Defizit des Zentralstaates auf etwa 3 % des Bruttoinlandsprodukts und das des Gesamtstaates auf 1 % vermindern . Die relative Kürzung der Gesamtausgaben , bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt , macht es notwendig , die Finanzmittel immer wieder nach bestimmten Prioritäten auf die verschiedenen Ausgabenarten neu zu verteilen . Die Gesamtbesteuerung bleibt relativ gesehen mehr oder weniger unverändert , da die Verminde­ rung der indirekten Arbeitskosten durch eine Erhöhung der Körperschaftsteuern finanziert wird , die angesichts der ver­ Nr . L 377 / 53 besserten Wettbewerbsfähigkeit die Rentabilität nicht beein­ trächtigen dürfte . Außerdem ist für 1987 eine Einkommen­ steuerreform geplant. Sie soll durch Senkung der Grenzsteu­ ersätze und Abbau von steuerlichen Vorschriften , die der Sparneigung abträglich sind , dem steuerinduzierten Entspa­ ren entgegenwirken . In ihrer Wirkung auf den Haushalt dürften sich die geplanten Steueränderungeri ausgleichen , doch könnten sie die Inlandsnachfrage durchaus expansiv beeinflussen . Solche denkbaren Auswirkungen dürfen nicht außer acht gelassen werden . TABELLE 12 Dänemark : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 — 1986 Nominales BIP Reales BIP BIP Deflator Ver­ braucher- preis Ein­ kommen je unselb­ ständig Arbeitslose Finanzie­ Leistungs­ rungs- Geldmenge bilanz überschuß des Staates ( M2 )( J ) Beschäf­ ( in % der Erwerbs­ personen ) Verände­ 1961—1970 11,2 4,5 1971—1980 % des BIP 5,8 10,6 - 2,2 10,1 11,5 - 2,9 12,2 2,3 6,4 9,6 1981 9,1 - 0,9 10,1 12,0 9,2 - 3,0 1982 14,6 11,0 11,5 - 4,1 10,3 3,0 2,0 11,3 1983 8,1 7,1 6,4 - 2,2 1984 9,9 5,8 6,6 6,4 3,9 1986 0 ) 5,4 4,2 1,7 4,9 3,7 - 3,2 1985 3,9 2,3 3,2 1,3 0,9 - 6,9 - 9,3 - 7,4 - 4,6 - 3,4 - 2,7 - 2,9 - 0,7 ' 2,2 2,4 tigung (3) tigten Veränderung in % Beschäf­ Verände­ rung in % % 10,2 11,3 9,6 11,8 25,5 17,0 1,1 3,8 11,0 7,5 rung in % 9,2 9,8 10,4 10,0 9,1 8,6 1,1 0,7 - 1,3 0,3 0,5 2,2 2,0 1,6 (') Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . ( 2 ) Jahresende . ( 3 ) Inländerkonzept . BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND In der Bundesrepublik Deutschland ist die wirtschaftliche Entwicklung 1985 durch spürbare Fortschritte gekennzeich­ net : Das wirtschaftliche Wachstum hat sich im Verlauf des Jahres verstärkt , der Anstieg der Verbraucherpreise ging weiter zurück und die Beschäftigtenzahl nahm stärker zu als allgemein erwartet worden war . Die Neuverschuldung der Gebietskörperschaften wurde nochmals spürbar gesenkt . Der Leistungsbilanzüberschuß hat allerdings eine neue Rekordhöhe erreicht . Im Jahre 1985 dürfte das gesamtwirtschaftliche Wachstum bei 2,25 % liegen und damit nicht ganz die ursprüngliche Schätzung der Bundesregierung laut dem letzten Jahreswirt­ schaftsbericht 2,5 % erreichen . Dies muß allerdings vor dem Hintergrund der rückläufigen Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal gesehen werden und der hauptsächlich eine Folge des witterungsbedingt verstärkten Einbruchs der Bau­ tätigkeit . Vom zweiten Quartal 1985 an stieg das reale Bruttoinlandsprodukt deutlich . Zwar gingen weiterhin erhebliche Wachstumsimpulse vom Auslandsgeschäft aus , doch trug auch die inländische Nachfrage , vor allem nach Investitionsgütern , zunehmend zum Wachstum bei . Die konjunkturelle Belebung hat auch auf den Arbeitsmarkt ausgestrahlt . Die deutlich nach oben revidierten Beschäftig­ tenzahlen zeigen , daß bereits zur Jahresmitte 1985 rund 155 000 Personen mehr beschäftigt waren als vor Jahresfrist, wozu auch die Arbeitszeitverkürzungen einen gewissen Bei­ trag geleistet haben . Der Beschäftigtenanstieg in der Industrie und im Dienstleistungsgewerbe hat somit den Personalabbau im Baugewerbe mehr als kompensiert . Wenn trotzdem die Arbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum um rund 55 000 zugenommen hat , so liegt dies neben der demografischen Komponente vor allem auch daran , daß die Erwerbsquoten wieder steigen . Die Arbeitslosenquote bleibt daher 1985 auf demselben hohen Niveau wie 1984 ( 8,4% ). Die Preisberuhigung ist auf den Wettbewerb und zu einem maßgebenden Teil auf die günstige Entwicklung der Lohn­ stückkosten zurückzuführen ; hierdurch wurde der zu Jahres­ anfang von den Importpreisen ausgehende Inflationsimpuls mehr als ausgeglichen . Der Anstieg der Verbraucherpreise wird 1985 im Jahresdurchschnitt etwa 2% betragen , gegen­ über 2,5% im Jahre 1984 . Der Leistungsbilanzüberschuß mit erwarteten 2,1 % des BIP wird 1985 mehr als doppelt so hoch wie 1984 sein ; er Nr . L 377 / 54 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften resultiert aus einem erheblich gestiegenen Überschuß in der Handelsbilanz , während das Defizit in den Dienstleistungen und in der Übertragungsbilanz nahezu unverändert bleibt . Der konjunkturelle Aufschwung wird sich 1986 fortsetzen ; die Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts dürfte 3,5 % erreichen . Dieser Vorjahresvergleich verdeckt allerdings die konjunkturelle Dynamik im Jahresverlauf. Hinter der für europäische Verhältnisse relativ hohen Jahreswachstumsrate von 3,5% steht nämlich ein recht hoher statistischer Über­ hang ; er ergibt sich wegen des erwarteten kräftigen Wachs­ tums im zweiten Halbjahr 1985 . Vom vierten Quartal 1985 bis zum vierten Quartal 1986 wird die Zunahme nicht mehr als 2,5% betragen . Das Wachstum wird 1986 vorwiegend von der inländischen Nachfrage getragen werden . Eine Schlüsselrolle fällt dabei dem privaten Konsum zu . Das reale verfügbare Einkommen der privaten Haushalte wird 1986 einmal wegen der noch­ mals niedrigeren Inflationsrate — hauptsächlich dank rück­ läufiger DM-Importpreise — spürbar zunehmen . Einen beachtlichen Beitrag zur Besserung der finanziellen Situation der privaten Haushalte leistet außerdem die zum Jahresan­ fang 1986 anstehende erste Stufe der Steuersenkung , die hauptsächlich den Familien Vorteile bringen wird . Schließ­ lich wird das Einkommen der privaten Haushalte dank zunehmender Beschäftigung steigen . Die Kommissions­ dienststellen schätzen , daß 1986 rund 330 000 Personen mehr beschäftigt sein werden als 1985 , trotzdem wird die Arbeitslosenquote nur geringfügig von 8,4% auf 8% sin­ ken . Die Ausrüstungsinvestitionen werden 1986 voraussichtlich nur wenig an Dynamik einbüßen ( knapp 9 % Zuwachs nach 11 % in 1985 ). Bei den Bauinvestitionen dürfte sich 1986 — nach dem Einbruch beim Wohnungsbau in 1985 — wieder ein leichter realer Anstieg ergeben . Insgesamt werden daher die realen Anlageinvestitionen 1986 um knapp 5% zuneh­ men , nach einem Rückgang von rund 1 % in 1985 . Das Exportwachstum wird sich 1986 abflachen . Dank preislicher und technologischer Wettbewerbsfähigkeit wird der Anstieg des deutschen Exportvolumens jedoch auch 1986 noch etwas über der Zunahme des Welthandelsvolu­ mens liegen . Wesentlich stärker werden 1986 jedoch die realen Importe steigen . Die für nächstes Jahr erwartete höhere wirtschaftliche Wachstumsrate läßt nämlich ein Konjunkturgefälle zwischen der Bundesrepublik und den anderen Mitgliedstaaten , wie auch zu den Vereinigten Staaten entstehen . Nach den Erfahrungen aus den vorange­ gangen Konjunkturzyklen führt eine solche Entwicklung mit nur kurzer Verzögerung zu einem spürbaren Ansteigen der Importe . Die Bundesrepublik leistet damit auch einen nen­ nenswerten Wachstumsbeitrag für die anderen Länder . Der Leistungsbilanzüberschuß wird dennoch mit einer Größen­ ordnung von 2% des BIP nahezu unverändert bleiben . In den vergangenen drei Jahren sind erhebliche Fortschritte bei der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte erzielt worden . Das Defizit der Gebietskörperschaften ( in der Abgrenzung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ), 1982 bei rund 60 Milliarden Deutsche Mark , wird 1985 weniger als halb so groß sein . Der Konsolidierungskurs hat anfangs die gesamtwirtschaftliche Nachfrage negativ tan­ giert . Die Erwartungen haben sich jedoch stabilisiert und inzwischen kommen auch die positiven Effekte dieser Stra­ 31 . 12 . 85 tegie stärker zum Tragen . Durch die Einschränkung der öffentlichen Ausgaben und der Neuverschuldung hat sich ein größerer Spielraum für Steuer- und Zinssenkungen eröffnet als dies sonst der Fall gewesen wäre . Diesen Spielraum gilt es konsequent zu nutzen . Die erste Stufe der Steuersenkung im Jahre 1986 im Umfang von rund 0,5% des Bruttoinlands­ produkts ist daher zu begrüßen . Trotzdem werden die Steuereinnahmen 1986 . kaum schwächer steigen als 1985 . Die gesamten staatlichen Einnahmen werden sogar wegen des spürbar höheren Aufkommens der Sozialversicherungs­ beiträge — hauptsächlich eine Folge des Beschäftigtenan­ stiegs — etwas stärker zunehmen als 1985 . Das staatliche Defizit sinkt deutlich rascher als zunächst erwartet worden war . So wird nach der aktuellen Kommissionsprognose das Haushaltsdefizit in 1986 trotz der Steuerreform nur 0,8% des Bruttoinlandsprodukts betragen , gegenüber 1,2% in 1985 . Das von der Kommission für 1986 als angemessen angesehene Defizit des Zentralstaats (Bund und Länder) in Höhe von rund 40 Milliarden Deutsche Mark wird — ohne zusätzliche Ausgaben — um einige Milliarden Deutsche Mark unterschritten . Das stärkere Wachstum und die steigende Beschäftigung eröffnen für den öffentlichen Sektor insgesamt einen Hand­ lungsspielraum , der im Jahre 1986 im wesentlichen für mehr öffentliche Investitionen genutzt werden sollte . Die von der Bundesregierung bereits beschlossene Verbesserung der Abschreibungsbedingungen für Wirtschaftsgebäude stellt einen ersten Schritt in diese Richtung dar. Darüber hinaus sollte das Programm zur Stadterneuerung , dessen Bundeszu­ schuß von 300 Millionen Deutsche Mark bereits auf je eine Milliarde Deutsche Mark in 1986 und 1987 aufgestockt wurde , abgerundet werden , indem Länder und Gemeinden ihren Finanzierungsbeitrag anteilig erhöhen . Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt , daß eine Vielzahl von unterstüt­ zungswürdigen Projekten im Bereich der Lebensumweltver­ besserung und Stadtsanierung entscheidungsreif vorliegen . Da diese Gelder in Form von Zuschüssen vergeben werden , ist der durch sie ausgelöste Gesamteffekt wesentlich größer . Außerdem bietet sich die Möglichkeit , die Zuschüsse unter struktur- und regionalpolitischen Gesichtspunkten ( z . B. regionale Arbeitslosenquote) zu staffeln , um so vor allem in Problemgebieten größere Beschäftigungswirkungen zu erzie­ len . Auch scheint es angebracht , die Mittel für das Europäi­ sche Wiederaufbauprogramm ( ERP ) speziell zur Förderung von Umweltschutzinvestitionen ( zum Beispiel Kläranlagen ) im Jahre 1987 weiter anzuheben . Diese spezifischen Maß­ nahmen zur Erhöhung der Beschäftigung und zur Stützung der Baukonjunktur erscheinen volkswirtschaftlich angezeigt , da sie auf einen dringenden , in den letzten Jahren vernach­ lässigten Bedarf ausgerichtet sind , der auch künftig groß sein wird . Wegen der derzeit großen Produktionsreserven in der Bauwirtschaft besteht nicht die Gefahr , daß durch solche Maßnahmen der strukturelle Anpassungsprozeß in der Bau­ wirtschaft behindert wird . Eine Umorientierung von Res­ sourcen aus dem strukturell schrumpfenden Wohnungsneu­ bau in derartige Aktivitäten erscheint daher auch in mittel­ fristiger Sicht gerechtfertigt . Außerdem sollten baldmöglichst die Angebotsbedingungen über gezielte Änderungen des Steuersystems verbessert wer­ den . Dabei sind auch die Steuern zu nennen , die nur unwesentlich zu den gesamten Staatseinnahmen beitragen , die aber die Effizienz des Kapitalmarkts beeinträchtigen , wie die Börsenumsatzsteuer und die Gesellschaftssteuer ( Gesamt­ 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften aufkommen beider Steuern knapp 0,5% der gesamten Steuereinnahmen des Bundes ). Von der Kommission sind hierzu bereits wiederholt Vorschläge unterbreitet worden . Nachdem das Steuerentlastungsgesetz mit einer zweistufigen Steuersenkung in 1986 und 1988 in Kraft getreten ist , kommt es darauf an , die darüber hinaus vorgesehene Steuerreform in ihrer Grobstruktur so bald wie möglich vorzustellen . In diesem Zusammenhang sollten auch über einen verbindli­ chen und gezielten Abbau von Subventionen der fiskalische Handlungsspielraum vergrößert und die Angebotsbedingun­ gen weiter verbessert werden . Mit einer solchen Perspektive kann zur Verstetigung der Erwartungen bei Unternehmen und Verbrauchern beigetragen und die Investitionsdynamik gestärkt werden . Sollte sich die wirtschaftliche Entwicklung wider Erwarten spürbar abschwächen , wären situationsge­ recht die Rahmenbedingungen auf der Angebots- und Nach­ frageseite zu verstärken . Diese Entwicklung im Bereich der öffentlichen Finanzen ist ein eindrucksvolles Beispiel für die positive Kettenreaktion , die von mehr Wachstum und Beschäftigung ausgelöst wird . Durch die Wechselwirkung von stärkerem Wachstum und größerem finanzpolitischem Spielraum entsteht ein „circulus virtuosus", wodurch letztlich die Wirtschaft auf einen steti­ gen Wachstumspfad verbunden mit steigender Beschäftigung geführt wird . Der Geldpolitik ist es in den vergangenen drei Jahren gelungen , die Preissteigerungsrate und — was ebenso wichtig ist — die Inflationserwartungen deutlich zu reduzieren . Das hierdurch geschaffene Vertrauen in die Deutsche Mark hat es ermöglicht , die Zinsen in beachtlichem Umfang vom US-Ni­ veau abzukoppeln . Seit dem Frühjahr 1985 ist der geldpoli­ tische Spielraum eher noch größer geworden , da der Kurs des US-Dollar seither — wenn auch mit Unterbrechungen — sinkt . Die Geldpolitik sollte das entstehende Zinssenkungs­ potential im Rahmen des Stabilitätsziels weiterhin voll ausschöpfen . In dem Maße wie das Wachstumspotential im Zuge höherer Investitionen und einer flexibleren Nutzungs­ dauer der Anlagen steigt , wird sich dabei ein zusätzlicher Spielraum für einem stabilitätskonformen Anstieg der Geld­ menge ergeben . Der in Gang gekommene Investitionsaufschwung muß sich weiter dynamisch entfalten . Da der Kapitalstock in vielen Bereichen überaltert ist , müssen die realen Bruttoanlageinve­ stitionen über mehrere Jahre hinweg deutlich steigen . Nur so kann die Modernisierung und vor allem die zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze notwendige Erweiterung des Kapi­ talstocks in hinreichendem Maße gelingen . Der zunehmende Bedarf an Erweiterungsinvestitionen wird durch die deutlich höhere Kapazitätsauslastung belegt ; bereits zur Jahresmitte 1985 waren die Produktionskapazitäten in der Industrie nur einen Prozentpunkt niedriger ausgelastet als am vorangegan­ genen konjunkturellen Höhepunkt zu Jahresanfang 1980 . In den letzten Jahren trug eine moderate Lohnpolitik erheb­ lich dazu bei , daß sich die finanzielle Situation der Unter­ nehmen wieder verbessert hat . Während der Anteil der Gewinne an der Wertschöpfung wieder das Niveau zu Anfang der siebziger Jahre erreicht hat , ist allerdings die Rentabilität des Anlagekapitals in vielen Bereichen immer noch zu gering. Dies unterstreicht die Notwendigkeit , den Kapitalstock effizienter und beschäftigungswirksamer zu nutzen . Nr . L 377 / 55 Der wieder stärkere Produktivitätsanstieg ermöglicht 1986 deutliche Reallohnerhöhungen . Der Anstieg der realen Löh­ ne pro Kopf sollte allerdings im Interesse der Beschäftigung weiter unterhalb des gesamtwirtschaftlichen Produktivitäts­ zuwachses bleiben . Dank der ersten Stufe der Steuerreform und der weiteren Erfolge bei der Inflationsbekämpfung ( 1985 vorwiegend aufgrund rückläufiger Importpreise ) ver­ bleibt auch bei einer gemäßigten Lohnrunde noch eine spürbare Besserung der realen Nettoeinkommen . Eine Stei­ gerung der Realeinkommen pro Kopf ist in der wirtschaftli­ chen Situation des Jahres 1986 nicht nur möglich , sondern innerhalb gewisser Grenzen auch wünschenswert , da der private Konsum einen Ausgleich für den langsamer wachsen­ den Export schaffen soll und damit im nächsten Jahr eine wichtige Konjunkturstütze darstellen wird , wobei dies aller­ dings nicht zu Lasten des Investitionswachstums gehen darf. In den 1986 anstehenden Tarifverhandlungen könnte auch überlegt werden , ob als Gegenleistung für weiterhin mode­ rate Lohnabschlüsse nicht ausdrücklich die Einstellung zusätzlicher Arbeitskräfte verabredet wird . Von einer sol­ chen Verabredung könnte eine Signalwirkung in Richtung zusätzlicher Beschäftigung ausgehen . Eine beschäftigungswirksameres Wachstum könnte auch gefördert werden , wenn die Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden als dies heute noch in den meisten Unternehmen der Fall ist , womit auch Arbeitszeitverkürzungen erleichtert würden . Die bisher gesammelten Erfahrungen in der Metall­ und der Druckindustrie , wo im letzten Jahr die Tarifparteien eine Arbeitszeitverkürzung in Kombination mit flexibleren Arbeitszeiten vereinbart haben , sind durchaus ermutigend . Darüber hinaus hat eine aktuelle Umfrage , die im Auftrag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften bei einem repräsentativen Querschnitt von europäischen Arbeitneh­ mern durchgeführt wurde , gezeigt , daß in der Bundesrepu­ blik ebenso wie in den meisten anderen Mitgliedsländern in hohem Maße eine Bereitschaft vorhanden ist , neue Arbeits­ zeitsysteme zu akzeptieren . Ein Drittel der Arbeitnehmer würde es zum Beispiel vorziehen , zu unregelmäßigen und teilweise ungünstigen Zeiten ( zum Beispiel abends bis 22.00 Uhr und einmal pro Monat am Sonnabend ) zu arbeiten , wenn als Gegenleistung die Jahresarbeitszeit um rund 5% gekürzt würde . Außerdem würde des rund jeder sechste der derzeit Vollzeitbeschäftigten begrüßen — bei unverändertem Stundenlohn — nur rund 30 Stunden pro Woche zu arbeiten . Diese Arbeitszeitwünsche lassen sich mit der betrieblichen Realität meist nur in Einklang bringen , wenn der gesamte Arbeitsablauf flexibler gestaltet wird . Nur so kann bei individuell kürzeren Arbeitszeiten die Betriebszeit der Maschinen und Ausrüstungen unverändert bleiben oder sogar noch steigen . Hierdurch entstehen zusätzliche Beschäf­ tigungsmöglichkeiten . Die neuen gesetzlichen Rahmenbedin­ gungen für Zeitverträge und Teilzeitarbeit sollten von den Tarifparteien genutzt werden , um das in den Belegschaften offensichtlich vorhandene erhebliche Flexibilisierungspoten­ tial in sozial verträglicher Form besser auszuschöpfen . Gerade im Dienstleistungssektor könnte möglicherweise ein beachtlicher Beschäftigungsanstieg erzielt werden , wenn flexiblere Arbeitszeitregelungen einhergingen mit Änderun­ gen in den Betriebszeiten . An der Zweckmäßigkeit solcher Maßnahmen ändert auch nichts , daß aufgrund attraktiverer Arbeitszeiten bisher nicht erwerbstätige Personen auf den Arbeitsmarkt drängen und damit die Zahl der registrierten Arbeitslosen weniger stark zurückgeht . Nr . L 377 / 56 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Besonders wichtig bleibt in den nächsten Jahren , die beruf­ lichen Ausbildungschancen der Schulabgänger weiter zu verbessern und nach der Ausbildung die Weiterbeschäftigung — selbst wenn zunächst nur in einer Variante von Teil­ zeitarbeit — zu gewährleisten . Ein Weg hierzu liegt darin , die Vorruhestandsregelung — zumindest begrenzt bis 1988 — finanziell attraktiver zu gestalten , um die Inanspruchnahme gerade in den nächsten Jahren , die noch durch eine erhebliche Zunahme des Erwerbspersonenpotentials gekennzeichnet sind , zu erhöhen . Die wirtschaftlichen Aussichten für 1986 sind insgesamt positiv . Trotzdem bleiben zwei erhebliche Ungleichgewichte bestehen, der Leistungsbilanzüberschuß und vor allem die Arbeitslosigkeit . Der Staat sollte seinen wiedergewonnenen finanzpolitischen Spielraum voll nutzen , nicht nur um einer möglichen konjunkturellen Abflachung in 1987 rechtzeitig entgegenzuwirken , sondern auch um die angesprochene positive Kettenreaktion von mehr Wachstum , Beschäftigung und größerem finanzpolitischem Spielraum in Gang zu halten . Wenn man die Arbeitslosigkeit spürbar verringern will , geht kein Weg an einem mittelfristigen Wachstum in etwa derselben Stärke wie für 1986 erwartet mit einem Beschäftigungsansteig von durchschnittlich 1,5% pro Jahr vorbei . Aufgrund des sich dabei ergebenden höheren Import­ bedarfs würde die Bundesrepublik auch einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Beschäftigungsprobleme in den Partnerländern zu lindern . TABELLE 13 Bundesrepublik Deutschland : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 — 1986 Nominales Reales BIP BIP BIP Deflator Ver­ braucher- preis Ein­ kommen je unselb­ ständig Arbeitslose Finanzie­ Leistungs­ rungs- Geldmenge ( in % der Beschäf­ bilanz überschuß M 3 (3) Erwerbs­ tigung Beschäf­ des Staates personen ) tigten Verände­ Verände­ % des BIP Veränderung in % rung in % % 10,4 9,8 0,8 0,2 2,7 - 0,1 - 0,7 - 1,7 1961—1970 8,4 4,5 3,7 2,7 8,5 0,7 0,4 1971—1980 8,2 2,7 5,3 5,1 0,6 2,0 1981 0,2 4,0 6,2 - 1,0 4,7 - 0,6 4,4 4,8 0,5 - 3,7 - 3,3 5,0 1982 4,2 3,7 8,5 5,2 4,2 7,1 6,8 1983 4,6 1,2 3,3 3,2 3,9 0,7 - 2,5 5,3 1984 4,5 2,6 1,9 2,5 3,2 1,0 - 1,9 1985 (') 4,4 2,3 2,1 2,1 3,2 - 1,2 1986 ( 2 ) 5,4 3,5 1,9 1,5 3,8 2,1 2,0 4,7 5,0 4,8 8,4 8,4 - 0,8 8,4 8,0 rung in % - 1,5 0,0 0,6 1,3 (') Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . ( 2 ) Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . ( 3 ) Jahresende . GRIECHENLAND In Griechenland wurde die Inlandsnachfrage auch 1985 durch den immer noch lebhaften Anstieg der öffentlichen Ausgaben und die weitere Zunahme des Fremdenverkehrs unterstützt . Dagegen hat sich der Beitrag der Handelsbilanz unter dem doppelten Einfluß einer deutlichen Verlangsa­ mung des Ausfuhranstiegs — der 1984 außergewöhnlich stark war — und einer deutlichen Belebung der Einfuhren stark verringert . Die Wachstumsrate für 1985 dürfte dem­ nach bei etwa 2% liegen . Die griechische Wirtschaft ist im übrigen auch weiterhin von erheblichen Ungleichgewichten gekennzeichnet . Der Anstieg der Verbraucherpreise hat nur vorübergehend nachgelassen und könnte im Jahresdurch­ schnitt wieder auf 19% steigen . Die Unternehmensinvesti­ tionen bewegen sich nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau , ohne daß eine Tendenz zur Besserung zu erkennen Griechenland 8,5% des Bruttoinlandsprodukts erreichen wäre . Die starke Zunahme des Überschusses aus dem Fremdenverkehr reichte schließlich nicht aus , um die Ver­ Unternehmensinvestitionen an der inländischen Verwen­ dung ständig zurückging. Die Wirtschaft bewegte sich somit schlechterung der übrigen Posten der Leistungsbilanz auszu­ gleichen , deren Defizit nach den Definitionen der Bank von lung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts in Ermange­ könnte . Angesichts dieser Entwicklung, die auf eine anhaltende Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft hindeutete , haben die Behörden am 11 . Oktober 1985 beschlossen , die Drachme um 15% abzuwerten und eine Depotpflicht auf einen beträchtlichen Bruchteil der Importe einzuführen . Gleichzeitig wurde eine Reihe von zusätzlichen Maßnahmen angekündigt , die das Ziel verfol­ gen , die Wirtschaft auf den Weg der Anpassungen zu bringen , die für eine Belebung des Wachstums auf gesunder Grundlage notwendig sind . Es war unter anderem besonders besorgniserregend , daß die Auslandsverschuldung die Ten­ denz hatte rasch zuzunehmen , während der Anteil der auf einen „circulus vitiosus" hin , in dem die Wiederherstel­ 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften lung ausreichender Investitionen zur Steigerung der Produk­ tionskapazität und Wettbewerbsfähigkeit immer schwieriger wurde . Vorrangiges Ziel der Wirtschaftspolitik mußte es Nr . L 377 / 57 Notwendige Voraussetzung hierfür war ein möglichst Ausgabengebarung bei den Verwaltungsausgaben , ein­ schließlich Löhne , und zu einer merklichen Verringerung der Subventionen zwingen . Letzteres erfordert unter anderem eine angemessene Anpassung der öffentlichen Tarife und der sonstigen staatlich kontrollierten Preise , die trotz hoher Inflationsraten künstlich niedrig gehalten worden waren; hierfür ist eine erste Serie von Maßnahmen bereits ergriffen worden . Gleichwohl wird eine Erhöhung der Steuerbela­ stung notwendig sein , und zwar nicht nur mittels einer wie im Regierungsprogramm vorgesehenen verstärkten Bekämp­ fung der Steuerflucht , sondern auch durch Steuererhöhun­ rascher Abbau der Inflation , denn nur so kann die Wettbe­ gen . somit sein , diesen Teufelskreis schnellstens zu durchbrechen . Dazu mußte sie nicht nur versuchen , die Notwendigkeit einer Verbesserung der Zahlungsbilanz zu berücksichtigen , son­ dern auch so rasch wie möglich den Anteil der produktiven Investitionen auf das für künftiges Wachstum benötigte Maß zu vergrößern . werbsfähigkeit auf Dauer wiederhergestellt werden und sich das Investitions- und Sparverhalten wieder normalisieren . Zur Erreichung dieses Ziels waren sehr große Anstrengungen erforderlich — die angekündigten Maßnahmen zeigen , daß die Behörden dazu entschlossen sind — , um nachhaltig auf die zwei wesentlichen inflationsträchtigen Faktoren , nämlich die Kostendynamik und das öffentliche Defizit , einzuwir­ ken . Zunächst einmal mußte der nominale Lohnanstieg im Ver­ gleich zu den noch 1985 beobachteten 20 % stark vermindert werden . Mit diesem Ziel war es unvereinbar , das alte Indexsystem beizubehalten , da es nicht nur den Nachteil hatte , daß ein sehr erheblicher Teil des vorangegangenen Preisauftriebs automatisch direkt oder indirekt auf die Kosten durchschlug und folglich nur einen sehr langsamen Abbau der Inflation zuließ , sondern auch den , daß bei der Anpassung der Löhne in einem geringen Maß der Produkti­ vitätsentwicklung in den verschiedenen Wirtschaftszweigen Rechnung getragen wurde . Es wurde daher beschlossen , dieses System in einem wesentlichen Punkt zu ändern und die Anpassung der Löhne ab sofort an die Entwicklung nicht mehr der festgestellten , sondern der vorgesehenen Inflation anzubinden , wobei die Wirkungen der „importierten Infla­ tion" nicht berücksichtigt werden sollen . Außerdem wurde beschlossen , die Verdienste , die über einen bestimmten Betrag hinausgehen , für vier Monate einzufrieren . Diese Maßnahmen sollten es ermöglichen , die Verlangsamung des Preisauftriebs zu beschleunigen und die Sanierung der sehr schlechten finanziellen Situation der Unternehmen einzulei­ ten . Der Rückgang des Preisauftriebs und die Wiederherstel­ lung der Rentabilität der Unternehmen , die mit diesen Maßnahmen erreicht werden sollen , sind eine wesentliche Voraussetzung für ein neues gleichgewichtiges Wachstum . Außerdem müßte ein erster Schritt zur Verringerung des öffentlichen Defizits getan werden , das , unter anderem wegen unzureichender Ergiebigkeit des Steuersystems , 1985 noch deutlich über dem sehr hohen Stand der Vorjahre liegen wird . Durch Kürzungen müßte 1986 darauf hingearbeitet werden , den Finanzierungsbedarf des öffentlichen Sektors um 4 % des Bruttoinlandsprodukts zu vermindern und den Nettofinanzierungssaldo des Staatshaushalts auf 9 % dessel­ ben BIP zu senken . In Anbetracht der stark ansteigenden Zinslasten und der Notwendigkeit , die Investitionsanstren­ gungen im öffentlichen Sektor auf einem ausreichenden Niveau zu halten , werden diese Ziele zu einer sehr strengen Diese Anstrengungen zum Abbau der Inflation dürften die Zunahme der Kreditnachfrage merklich verringern , ohne daß die Geldpolitik jedoch auf zusätzliche restriktive Maß­ nahmen zur Festigung des derzeitigen Trends positiver Realzinsen verzichten kann , um eine stabile Sparentwicklung zu fördern und vor allem die 1 985 eingeleitete Unterbringung von Staatspapieren beim Publikum zu fördern . Dank dieser verschiedenen Maßnahmen müßte es möglich sein , die Wirtschaft entschiedener auf den Weg der Sanierung zu bringen , der für ihren späteren Aufschwung unumgäng­ lich ist . Dennoch müßten sie durch weitere Initiativen ergänzt werden , um die Belebung der privaten Investitionen zu beschleunigen . Dazu müßten unter anderem die Preiskon­ trollen überall dort in geeigneter Weise gelockert werden , wo nicht die Gefahr besteht , daß dadurch die gegenüber markt­ beherrschenden Stellungen notwendige Wachsamkeit nach­ läßt . Diese Politik könnte schon 1986 zu positiven Ergebnissen führen . So würde sich eine Verlangsamung der Inlandsnach­ frage zugunsten des Außenbeitrags anbahnen , wobei sich allerdings eine merkliche Verringerung des Wachstums nicht vermeiden lassen würde . Außerdem dürfte es zu einer Belebung der privaten Investitionen kommen , was sich in einem allmählich wieder zunehmendem Anteil der Investitio­ nen an der Inlandsnachfrage niederschlagen würde . Der Anstieg der Verbraucherpreise könnte im Jahresdurchschnitt bei etwa 21 % liegen , was im Jahresverlauf eine erheblich niedrigere Rate implizieren würde . Angesichts der günstigen Aussichten für die internationale Wirtschaftslage dürfte schließlich das Leistungsbilanzdefizit — in Prozent des Bruttoinlandsprodukts — eine deutlich rückläufige Tendenz zeigen . Diese Ergebnisse werden indessen nur einen ersten Schritt auf dem Weg der notwendigen Anpassungen darstel­ len , was erfordert , daß die Sanierungspolitik über mehrere Jahre beibehalten wird . Dadurch wird es möglich , nach einer unvermeidlichen Phase der Verlangsamung wieder zu einem kräftigeren Wachstum zu gelangen . Aufgrund dieser Aussichten kann keine rasche Besserung der Beschäftigungslage erwartet werden , die letzten Endes von einer schrittweisen Ausdehnung der Investitionsbelebung und folglich als Hauptvoraussetzung von der Fortführung der Stabilisierungspolitik abhängt . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 58 31 . 12 . 85 TABELLE 14 Griechenland : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 - 1986 Ein­ Nominales BIP Reales BIP BIP Deflator Ver­ braucher- preis kommen je unselb­ ständig Arbeitslose Finanzie­ Leistungs­ rungs- Geldmenge ( in % der Beschäf­ bilanz überschuß des Staates M 2 (3) Erwerbs­ tigung Beschäf­ personen ) tigten Verände­ Veränderung in % % des BIP rung Verände % rung in % in % 1961 - 1970 11,0 7,6 3,1 2,5 9,8 - 3,1 17,6 - 0,7 1971-1980 19,1 4,7 13,8 13,6 18,3 - 2,7 23,8 1981 18,9 24,4 20,2 - 0,3 19,3 23,4 21,8 - 0,1 24,6 20,5 26,8 0,3 19,8 19,5 19,7 2,6 19,9 18,1 21,3 20,9 1,7 18,9 19,1 20,0 18,1 0,1 18,0 21,5 13,8 - 0,2 - 3,9 - 4,7 - 4,0 — 6,6 - 4,5 0,6 4,8 1982 1983 1984 1985 ( x ) 1986 ( 2 ) 23,0 - 11,1 34,3 4,1 - 29,1 5,8 7,9 8,1 - 1,0 8,3 0,8 9,3 - 0,1 8,5 8,9 9,9 13,4 20,3 29,4 27,0 - 11,0 20,0 - 1,0 - 0,2 0 ) Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . ( 2 ) Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . ( 3 ) Jahresende . FRANKREICH In Frankreich unterlag die Inlandsnachfrage auch 1985 einer strengen Kontrolle , und ihre Zunahme hielt sich , trotz einer leichten Beschleunigung im Jahresverlauf, in ähnlich engen Grenzen wie 1984 . Der Verbrauch der privaten Haushalte war insgesamt gesehen etwas lebhafter ; dagegen haben sich die Investitionen der Industrieunternehmen kräftig erholt , so daß bei den Gesamtinvestitionen , die während mehrerer Jahre gesunken waren , eine , wenn auch geringfügige , Zunahme zu verzeichnen war . Das Wachstum der Ausfuhren lag wegen der schwächeren Dynamik des Welthandels deutlich unter der Rate von 1984 ; der Anstieg der Einfuhren hielt sich in engen Grenzen . Der Außenbeitrag hat sich daher nochmals leicht erhöht , und das Bruttoinlandsprodukt ist — obwohl von der Agrarproduktion kein oder gar ein leicht negativer Wachstumsbeitrag kam — ungefähr um 1 % gewachsen . Dank der nachgebenden Einfuhrpreise für Ener­ gie und Rohstoffe und der Abschwächung des Dollarkurses seit dem zweiten Quartal könnte sich das Handelsbilanzde­ fizit erneut verringern . Die Leistungsbilanz dürfte daher nahezu ausgeglichen sein . Nach einer Unterbrechung in den ersten Monaten des Jahres hat sich die Verlangsamung des Preisanstiegs wieder durchgesetzt : Im Jahresverlauf dürften die Verbraucherpreise um weniger als 5% steigen . Dank der seit 1983 betriebenen Stabilisierungspolitik hat die Volkswirtschaft also weitere Fortschritte auf dem Weg zur Wiederherstellung der Gleichgewichte erzielt . Indessen müs­ sen diese Fortschritte noch konsolidiert werden . Eine Besei­ Marktanteilsgewinne importierter gewerblicher Waren und die Marktanteilsverluste beim Export der gleichen Waren , die nach der Verbesserung von 1983— 1984 in letzter Zeit zu beobachten sind , zeigen nämlich eindeutig, daß die Wettbe­ werbsposition der Wirtschaft fragil bleibt . Eine strikte Wirtschaftspolitik ist daher weiterhin unerläßlich und bildet gleichzeitig die Voraussetzung für das durch die Gemein­ schaftsstrategie angestrebte kräftigere Wachstum , denn die gegenwärtigen Sanierungsbemühungen zielen auch darauf ab , durch Verbesserung der Unternehmensrentabilität die Investitionen zu fördern und dadurch auch die Wettbewerbs­ fähigkeit der Wirtschaft dauerhaft zu stärken . Es handelt sich hier um eine von der Wirtschaftspolitik seit 1983 befolgte langfristige Strategie , die nicht nur eine entsprechende Lohnentwicklung, sondern darüber hinaus auch — zuweilen einschneidende — Anpassungen des Personalbestands erfor­ dert . Angesichts der sich bei der Investitionstätigkeit abzeich­ nenden Beschleunigung dürfte indessen der Zeitpunkt nicht mehr weit entfernt sein , in dem sich die regressiven Beschäf­ tigungstendenzen umzukehren beginnen . Im übrigen hat diese Strategie schon gewisse Ergebnisse gebracht , denn in den im Wettbewerb stehenden Industriezweigen , denen entscheidende Bedeutung zukommt, hat sich die Investitions­ tendenz bereits signifikant verändert . Solange die Produk­ tionskapazitäten nicht ausreichend ausgeweitet worden sind , würde eine Verstärkung der Nachfrage der privaten Haus­ halte unerwünschte Zahlungsbilanzeffekte haben. Vorsicht ist in dieser Hinsicht um so mehr geboten , weil die Erholung tigung des Inflationsgefälles gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner ist als solches noch nicht ausreichend . Zusätzlich muß auch auf Dauer ein deutlicher Leistungsbi­ der industriellen Investitionen den Marktanteil der Einfuh­ lanzüberschuß erzielt werden , damit die Auslandsverschul­ dung schrittweise abgebaut werden kann . Die raschen Die erforderliche Stabilitätspolitik verlangt daher in erster Linie die Fortführung einer stabilitäts- und beschäftigungs­ ren zumindest vorübergehend noch vergrößern könnte . 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften orientierten Lohnpolitik . Dies bedeutet , daß die Zuwachs­ rate der Pro-Kopf-Löhne auch weiterhin die angestrebte Zuwachsrate der Verbraucherpreise nicht übersteigen darf und folglich deutlich unter 1 % pro Quartal liegen muß . Wie in den vorangegangenen zwei Jahren wird diese Norm wahrscheinlich sowohl im öffentlichen wie auch im privaten Sektor respektiert werden . Eine solche mäßige Lohnentwick­ lung erscheint um so eher angezeigt , als sich Ende 1985 , wenn die Lohnverhandlungen für 1986 beginnen , der Preis­ auftrieb stark verlangsamt haben wird . Angesichts des nachlassenden Kostendrucks und der damit zusammenhän­ genden Abschwächung der Inflationserwartungen könnte auch eine weitere Lockerung der Preisreglementierung erwo­ gen werden , ohne daß deshalb die Erreichung des Preisziels gefährdet würde . Diese Lockerungen könnten zumindest die Freigabe der Preise für die Industrieerzeugnisse vorsehen , bei denen aufgrund starker ausländischer Konkurrenz keine anomalen Preisbewegungen zu befürchten sind . Nr . L 377 / 59 Wenn die Lohnerhöhungen und das öffentliche Defizit in den vorgesehenen Grenzen bleiben , kann die Geldpolitik die Verlangsamung der Preisentwicklung in der Wirtschaft weiter unterstützen , indem sie parallel zu den Fortschritten bei der Inflationsbekämpfung die Nominalzinsen senkt und für das Wachstum der Geldmenge M 2 einen niedrigeren Zielkorridor als für 1985 festlegt . Unter diesen Umständen könnte sich die Ausweitung der Inlandsnachfrage leicht verstärken , so daß das Bruttoinlandsprodukt etwa 2% erreichen könnte , obwohl der Außenbeitrag infolge der voraussichtlichen Einfuhr­ beschleunigung zurückgehen dürfte . Die Terms of trade dürften sich hingegen verbessern , so daß die Handelsbilanz wieder ins Gleichgewicht kommen dürfte und das Leistungs­ bilanzgleichgewicht in etwa erhalten bleibt . Gleichzeitig dürfte sich der Anstieg der Verbraucherpreise erneut , und zwar verstärkt durch den Rückgang des Dollarkurses , ver­ langsamen und im Jahresdurchschnitt unter 4% betragen . Die öffentlichen Finanzen müssen sich weiter in dem strikten , 1983 festgelegten Rahmen bewegen , um einen übermäßigen Druck des Haushaltsdefizits auf den Kapitalmarkt zu vermei­ den . Daher müssen der Nettofinanzierungssaldo des Staats­ haushalts und der Finanzierungsbedarf des Staates weiter nahe bei 3 % des Bruttoinlandsprodukts liegen , wie dies übrigens in dem am 18 . September 1985 verabschiedeten Haushaltsentwurf für 1986 vorgesehen ist . Zwischen diesem Zwang zur Stabilisierung der Salden und einer Verminde­ rung des Steuerdrucks , wie er durch die jüngste Ermäßigung der Einkommensteuer angestrebt wird , könnten sich indes­ sen Konflikte ergeben . Die Sozialversicherung , in der sich die Finanzlage in einigen Sparten — in der Renten- und in der Arbeitslosenversicherung — durch die allmähliche Verschie­ bung im Verhältnis von Leistungsempfängern zu Beitrags­ Die Kehrseite dieser Sanierungsanstrengungen besteht zwangsläufig darin, daß die Beschäftigung zunächst noch rückläufig ist und die Arbeitslosigkeit noch etwas zunimmt. Diese Entwicklung könnte jedoch 1986 mit dem Abschluß der wichtigsten industriellen Umstrukturierungen , den Fort­ schritten bei der Anpassung der Reallöhne , der Erholung der Investitionen und der langsameren Zunahme der Erwerbsbe­ völkerung zum Stillstand kommen . Der Anstieg der Arbeits­ losigkeit hat sich schon 1985 erheblich verlangsamt , was sich allerdings teilweise aus dem Erfolg der Teilzeitbeschäftigung zahlern verschlechtert , steht nämlich unter dem imperativen hungen ; sie könnte gleichzeitig eine allgemeinere Entwick­ lung in Richtung auf flexiblere Bedingungen für die Einglie­ derung von Jugendlichen in das Berufsleben einleiten . Ganz allgemein dürfte die Beschäftigung in ihrer Gesamtheit durch Zwang, ihr finanzielles Gleichgewicht aufrechtzuerhalten . Es ist daher nicht auszuschließen , daß die Sozialbeiträge früher oder später angehoben werden müssen , um ein Defizit in diesen Systemen zu vermeiden . Auf alle Fälle muß die Ausgabengebarung auf den verschiedenen Ausgabenebenen äußerst strikt bleiben , um den realen Anstieg der Gesamt­ ausgaben etwas unter die reale Wachstumsrate zu drücken , weil die Zinszahlungen und die Sozialtransfers zwangsläufig erheblich schneller zunehmen werden . Die zinsbereinigten Ausgaben des Staates dürfen sich daher real nicht erhöhen . Dies bedeutet , daß die für vorrangige Aktionen in den Bereichen „Sicherheit", „Beschäftigung", „Ausbildung und Forschung" notwendige Ausgabenmarge durch Verringe­ rung des realen Gewichts der anderen Ausgabenkategorien geschaffen werden muß . Diese Politik beinhaltet außerdem , daß die Gesamtzahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst nicht weiter steigt und daß - alle Elemente zusammenge­ nommen - bei den Lohn- und Gehaltsanpassungen kein Raum für eine Erhöhung der Kaufkraft bleibt . erklärt , die von Gemeinden und anderen öffentlichen Kör­ perschaften im Rahmen der staatlichen Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung , vor allem von Jugendlichen , angeboten wird . Die Schaffung eines Systems gemeinnütziger Arbeiten ist die letzte Maßnahme im Rahmen dieser Bemü­ die neuen Maßnahmen auf dem Gebiet der Berufsausbildung und durch Anpassungen der Arbeitsgesetzgebung und der Arbeitszeit gefördert werden . Die Wirtschaftspolitik wird den Zielen der kooperativen Wachstumsstrategie der Gemeinschaft am besten gerecht werden , wenn sie der Wiederherstellung der Bedingungen für ein ausgewogenes Wachstum Priorität einräumt und sich dabei bemüht , die vorübergehend negativen Beschäftigungs­ wirkungen dieser Sanierungspolitik durch spezifische Maß­ nahmen zu mildern . Falls die günstige Entwicklung im internationalen Umfeld anhält , könnte ab 1987 eine stärkere Expansion der Inlandsnachfrage zugelassen werden , wobei die verfügbare Marge aber in erster Linie den Unternehmens­ investitionen , die noch einen erheblichen Nachholbedarf haben , zugute kommen müßte . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 60 31 . 12 . 85 TABELLE 15 Frankreich : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 - 1986 Ein­ Nominales BIP Reales BIP BIP Deflator Ver- . braucher­ preis kommen Arbeitslose Finanzie­ je unselb­ ständig Leistungs­ rungs- Geldmenge ( in % der Beschäf­ bilanz überschuß des Staates M 2 (3) Erwerbs­ tigung Beschäf­ personen ) ( 4 ) tigten Verände­ Verände­ % des BIP Veränderung in % 0,6 - 0,1 0,9 3,8 - 1,4 - 1,8 11,4 14,5 - 2,9 - 2,7 ( 8,8 ) - 0,7 - 0,8 9,4 10,9 - 1,7 8,1 - 0,7 8,8 9,9 ( 9,0 ) ( 9,9 ) - 0,6 7,3 - 3,1 - 2,8 10,8 11,2 8,3 7,8 8,7 5,7 5,8 5,9 - 0,5 - 3,2 5,8 - 1,0 3,9 4,0 4,5 - 0,3 - 3,3 4,9 10,7 ( 10,7 ) 11,0 ( 10,9 ) 4,3 9,4 0,2 0,4 3,6 9,5 13,8 - 0,4 12,1 0,2 11,9 12,9 14,5 1982 14,8 1,8 12,8 10,9 1983 10,9 1,0 1984 8,7 1,6 9,8 7,0 1985 (») 7,0 1,2 1986 ( 2 ) 5,8 1,9 10,2 5,6 1971-1980 13,4 1981 (!) (2 ) (3) (4) rung in % 12,7 14,8 4,4 9,5 1961-1970 % rung in % 0,4 - 1,0 - 0,7 Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . Jahresende . Bis einschließlich 1980 : M 2 . Zwischen Klammern : Konzept des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften ( Eurostat ). IRLAND In Irland bleiben 1985 die strukturellen Unterschiede , die für bilanz weist zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einen die makroökonomische Entwicklung seit Beginn der Erho­ lung im Jahre 1983 typisch waren , bestehen . Die Ausfuhren steigen trotz des abgeschwächten Wachstums der Auslands­ märkte kräftig an . Die Inlandsnachfrage blieb dagegen wegen der Einflüsse von mehreren Faktoren schwach , deren kumulative Wirkungen die gesamte Wirtschaftstätigkeit noch eine Zeitlang dämpfen dürfte . Dazu zählen insbeson­ dere der immer noch relativ geringe Anteil inländischer Ressourcen an wichtigen Exportkategorien , die Auswirkun­ gen weiterer fiskalischer Anpassungen und der Einfluß auf die Gesamtinvestitionen infolge des Auslaufes von Großpro­ jekten des öffentlichten Sektors , wodurch die kräftige Neu­ belebung der privaten Anlageinvestitionen kompensiert wird . Die Vorteile der raschen Ausfuhrexpanison werden ferner durch umfangreiche Netto-Abflüsse bei den Fak­ toreinkommen geschmälert ( 1985 : 11 % des BIP ), die haupt­ sächlich durch die Zinszahlungen auf die öffentliche Aus­ landsschuld und durch Gewinnabführung irischer Niederlas­ sungen ausländischer Firmen verursacht wurden . Infolgedes­ sen liegt das Wachstum des realen Bruttosozialprodukts ( BSP ) als korrekte Meßgröße für die der Volkswirtschaft tatsächlich zur Verfügung stehenden Ressourcen , um einen vollen Prozentpunkt niedriger als die entsprechende BIP-Zahl , die auf ungefähr 2,5% geschätzt ist . Vor diesem Hintergrund ist die Arbeitslosenquote im Laufe des Jahres weiter , wenn auch langsamer , auf den bisher noch nie registrierten Stand von 17% gestiegen . Auf anderen Gebie­ ten wurden aber bessere Ergebnisse erzielt . So konnte eine deutliche Lohnmäßigung erreicht werden . Die Inflationsrate , die 1981 noch 20% betragen hatte , dürfte 1985 auf etwa 5 % fallen . Das Leistungsbilanzdefizit in Prozent des BIP bescheidenen Überschuß aus . Die voraussichtlich nur geringe Überschreitung des auf 11,5 % des BIP festgesetzten Kredit­ konnte während dieses Zeitraums ebenfalls um etwa 11 Prozentpunkte deutlich vermindert werden und die Handels­ bedarfs des Schatzamts sollte im Lichte der etwas höheren Ersparnis im vergangenen Jahr gesehen werden . Dennoch ist die Haushaltskonsolidierung in den letzten zwei Jahren nicht vorangekommen , so daß die Staatsschuld , die beinahe zur Hälfte gegenüber Gebietsfremden besteht, von Jahr zu Jahr weiter beträchtlich zunimmt und am Jahresende 120% des BIP erreichen könnte . Außerdem weist die Leistungsbilanz trotz der Reduzierung des Defizits angesichts der relativ geringen Inlandsnachfrage immer noch ein ziemlich hohes Defizit auf. Unter der Voraussetzung , daß die Haushaltskonsolidierung entsprechend dem mittelfristigen Wirtschaftsplan der Regie­ rung „Building on Reality" wieder Fortschritte erzielt , sind die Wachstumsaussichten für 1986 mit einem realen BIP-Wachstum von fast 2,5% mehr oder weniger die gleichen wie für das laufende Jahr, auch wenn sich die Gewichte etwas zugunsten einer stärkeren Inlandsnachfrage verschieben dürften . Trotzdem kann mit einem weiteren Abbau des Leistungsbilanzdefizits gerechnet werden , und der Trend in der Inflationsrate dürfte weiter zurückgehen . Die Beschäftigung dürfte weiterhin bescheiden zunehmen , doch wird die Arbeitslosenquote wahrscheinlich immer noch etwa 17% betragen . Im Vergleich zu den beträchtlichen Erfolgen der Behörden in einigen Bereichen fallen die Fortschritte bei der Verbesserung der Arbeitsmarktbedingungen recht bescheiden aus . Zu den üblichen zyklischen und strukturellen Faktoren kamen noch demographische Einflüsse hinzu . Das Angebot an Arbeits­ 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften kräften dürfte in den nächsten Jahren — selbst wenn es eine deutliche Netto-Abwanderung geben sollte — um rund 1 % pro Jahr zunehmen . Um die Arbeitslosigkeit überhaupt vermindern zu können , muß die Beschäftigung jährlich erheblich stärker ausgeweitet werden . Ein solches Ziel verlangt eine grundlegende Anpassung der Volkswirtschaft , um damit Anreize für den Unternehmergeist , die Innovatio­ nen und die Investitionen zu geben , die mittelfristig gesehen für ein kräftiges , beschäftigungswirksames Wachstum not­ wendig sind . Zu diesem Zweck sollten die Behörden bestrebt sein , gleichzeitg Fortschritte in drei Bereichen zu erzielen : Bei der Sanierung der öffentlichen Finanzen , bei der Verbesse­ rung der Arbeitsmarktsteuerung und bei der Gestaltung einer im Hinblick auf Beschäftigung und Volkseinkommen wirk­ sameren Industriepolitik . Die anhaltend hohen öffentlichen Defizite hatten nicht nur eine rasche Zunahme der Auslandsverschuldung ( Ende 1984 : beinahe 50% des BIP ) und damit der Zinsbelastung ( 1981 : 2 % des BIP , 1984 : 4,5 % ) zur Folge , sondern auch in Anbetracht der relativ schmalen Steuerbasis eine außerge­ wöhnlich hohe persönliche Besteuerung . Mehr als 40 % der Einkommensteuerpflichtigen fallen in die beiden höchsten Steuerklassen ( 48 bzw . 60% ). In „Building on Reality" wird vorgeschlagen , den Kreditbedarf des Schatzamts und das laufende Haushaltsdefizit bis 1987 auf 9,8% bzw . 5% des BSP ( d . h . im Vergleich zu 1985 um jeweils mehr als 3 Prozentpunkte ) zu vermindern und gleichzeitig die Besteue­ rung , ausgedrückt in % des BSP , auf ihrem Stand von 1984 festzuhalten . Somit werden wesentliche Ungleichgewichte auch nach 1987 weiterbestehen . Diese Ziele sind als ein Minimum anzusehen . Die Behörden sollten daher im Jahre 1986 bestrebt sein , so weit wie möglich auf dem Weg zu den für 1987 gesteckten Zielen voranzukommen . Um die halbe Strecke bis zu diesen Zielen zurücklegen zu können , müßte das Finanzierungsdefizit des öffentlichen Sektors im Vergleich zu den wahrscheinlichen Ist-Werten für 1985 um etwa 1,5 Prozentpunkte des Brutto­ inlandsprodukts verringert werden , was angesichts der noch recht ausgeprägten Stagnation bei den Staatseinnahmen ein ehrgeiziges Ziel ist . Obwohl der erwartete Rückgang der internationalen Zinssätze und des Dollarkurses die Belastung aus dem Schuldendienst im Jahre 1986 wohl etwas vermin­ dern wird , scheint ein erheblicher Abbau des Finanzierungs­ defizits des öffentlichen Sektors angesichts der auf eine Begrenzung der Steuereinnahmen gerichteten Faktoren nur dann möglich , wenn das Ausgabenvolumen mit Ausnahme der Zinsausgaben erheblich verringert wird ; dazu zählen die strikte Begrenzung des Anstiegs der Lohnsumme im öffent­ lichen Dienst sowie die zweite und letzte Phase der Abschaf­ fung von Verbrauchersubventionen . Man sollte die im Haushaltsplan vom Januar 1985 eingeleitete Reform des Steuersystems weiterführen , um weitere Anreize zu bieten und die Unternehmen zu fördern . Eine größere Anstrengung bei der Verringerung der Einkommensteuerlast erscheint wünschenswert ; ein Erfolg auf diesem Gebiet muß aber davon abhängen , wie weit die Ausgaben vermindert werden können . Durch eine Umstrukturierung des Systems der Transferzahlungen an die privaten Haushalte könnten ent­ sprechende Ressourcen in Relation der Prioritäten verfügbar gemacht werden und die Ausgaben in Bereiche gelenkt werden , in denen ein echter Bedarf besteht . Es ist fraglich , ob es im Rahmen dieser Haushaltsziele möglich ist , den Real­ Nr . L 377 / 61 wert der Sozialleistungen — diese sind seit 1981 um 4 Prozentpunkte auf geschätzte 19 % des BIP in 1985 gestiegen — beizubehalten . Die Geldpolitik muß die von dem hohen öffentlichen Defizit ausgehenden Zwänge lindern . Die Verringerung des Lei­ stungsbilanzdefizits vermindert die Einflüsse , die von der Auslandsfinanzierung des Defizits des öffentlichen Sektors ausgehen . Trotz einer gedrückten Kreditnachfrage des priva­ ten Sektors , die die jüngste Verringerung der Bedeutung mengenmäßiger Kreditkontrollen erleichterte , könnte die Kreditnachfrage des Schatzamts im Ausland auf einem ähnlich hohen Niveau wie 1985 zu einem außergewöhnlich starken Wachstum des Geldangebots beitragen . In bezug auf die Zinspolitik müssen die Behörden ein Gleichgewicht zwischen dem Nutzen für die Wirtschaft aus der Senkung der internationalen Zinsen und der Aufrechterhaltung eines kräftigen Stroms an Ersparnissen von den Nicht-Banken zum Schatzamt finden . Angesichts der Nachfrage , die vom öffent­ lichen Sektor auf das Bankensystem zukommt , wird es auch notwendig sein , die Zinspolitik zur Eindämmung der priva­ ten Kreditnachfrage einzusetzen . Die Vermeidung kurzfristi­ ger Schwankungen der inländischen Zinsraten ist unbedingt notwendig . Die Aussichten einer mittelfristig hohen Arbeitslosigkeit waren der Hauptgrund für Regierungsinitiativen auf dem Arbeitsmarkt . Vor allem die Ausbildungsprogramme für Jugendliche werden jetzt stark ausgeweitet . Man hat ein soziales Beschäftigungsprogramm eingeführt , um 10 000 Langzeitarbeitslosen ein Jahr lang eine Teilzeitarbeit im Rahmen kommunaler Projekte zu bieten . Der Spielraum für derartige Programme ist allerdings begrenzt , sowohl durch die Kosten als auch die Tatsache , daß die Beschäftigungs­ möglichkeiten teilweise wegen mangelnder Zustimmung der Gewerkschaften nur recht zögernd wahrgenommen werden . Staatshilfen zur Unternehmensgründung ( Enterprise Allo­ wance Scheme ) dagegen , die Arbeitslosen bei der Gründung eines eigenen Geschäfts helfen sollen , waren viel erfolgrei­ cher . Sie wurden stark in Anspruch genommen und verzeich­ neten nur relativ wenige Fehlschläge : Lohnkostenzuschüsse ( Employment Incentive Scheme ), mit denen die Einstellung zusätzlicher Arbeitskräfte subventioniert wird , werden eben­ falls verstärkt in Anspruch genommen , doch läßt sich ihr Erfolg deshalb schwerer beurteilen , weil mancher Arbeitge­ ber vielleicht ohnehin mehr Arbeitskräfte eingestellt hätte . Insgesamt gesehen ist in Anbetracht der in jüngster Zeit stark gestiegenen Anzahl von Programmen und der daran beteilig­ ten Stellen eine verstärkte Koordinierung der Arbeitsmarkt­ politik erforderlich . Eine bisher wichtige Entwicklung zur Förderung der Anpas­ sungsfähigkeit des Arbeitsmarkts bestand darin , daß die Lohnabschlüsse sowohl zeitlich als auch ihrem Umfang nach noch stärker differenziert worden sind . Zusätzlich sollten Überlegungen hinsichtlich des Verhältnisses zwischen der Höhe der Arbeitslosenunterstützung und den Nettoeinkom­ men nach Steuern angestellt werden . Kurzfristige Soziallei­ stungen werden zwar teilweise besteuert , doch hätten ener­ gischere Maßnahmen zur Senkung der persönlichen Steuern , vor allem für Bezieher niedriger Einkommen , kombiniert mit einer Kürzung der Sozialtransfers , vielleicht einen größeren Effekt . Jedoch wird eine Korrektur des längerfristigen Trends der fortschreitenden Kapitalintensivierung nicht leicht zu bewerkstelligen sein ; aber vieles deutet darauf hin , 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 62 daß großzügige Investitionsreize , die schon viele kapitalin­ tensive Produktionen gefördert haben , bedeutende Auswir­ kungen hatten . Da Irland wahrscheinlich noch eine Zeitlang von ausländischen Investitionen abhängig ist , könnte es schwierig sein , diese Anreize zu verringern ; doch könnte man sie in Übereinstimmung mit dem Weißbuch der Industriepo­ litik gezielter einsetzen , um die Schaffung von mehr Arbeits­ plätzen zu gewährleisten . Gegenwärtig ist es sinnvoll , in der Produktions- und Beschäftigungswachstums im Verarbeiten­ den Gewerbe in einer Erholung und Expansion der inländi­ schen Unternehmen . Voraussetzungen dafür sind allerdings eine dauerhafte Lohnmäßigung, damit Gewinne entstehen können , die wiederum Investitionen auslösen und die Wett­ bewerbsfähigkeit wahren , sowie ein in bezug auf die Besteue­ Bereich des Verarbeitenden Gewerbes anzustreben . Letztlich rung und das Zinsniveau angemessenes Umfeld für die Unternehmen . Eine derartige Lohnmäßigung in Verbindung mit Haushaltsbeschränkungen ist nicht nur aus der Sicht Irlands dringend nötig , sondern würde auch im Einklang mit einer konsistenten , beschäftigungsintensiveren Wachstums­ jedoch liegen die besten Aussichten für eine breitere Basis des strategie der Gemeinschaft stehen . Industriepolitik mit Nachdruck eine Verbesserung der Liefe­ rungen zwischen dem ausländischen und dem inländischen TABELLE 16 Irland : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 — 1986 Ein­ Nominales BIP Reales BIP BIP Deflator je unselb­ ständig preis Arbeitslose Finanzie­ kommen Ver­ braucher- Leistungs­ rungs- bilanz überschuß des Staates Beschäf­ Geldmenge (M 3 ) ( 3 ) ( in % der Beschäf­ Erwerbs­ tigung personen ) tigten i Verände­ Veränderung in % % des BIP - 2,3 - 2,7 10,4 - 8,1 7,0 - 5,7 - 2,0 18,5 21,5 13,5 5,6 10,1 6,6 9,8 1961—1970 1971—1980 9,9 4,2 5,5 4,6 9,9 19,5 4,6 14,2 13,8 18,0 1981 21,2 1,8 18,2 21,2 19,6 1982 16,9 0,8 15,9 15,9 15,7 1983 10,4 0,8 10,4 8,3 9,3 1984 11,3 4,4 6,6 9,6 8,7 2,5 6,1 7,5 2,3 5,0 8,5 5,7 5,3 1985 (») 1986 ( 2 ) rung % in % 4,6 14,1 9,9 6,3 5,1 3,3 - 13,2 13,8 11,8 10,1 11,5 10,4 4,5 7,4 10,6 12,8 14,6 16,1 17,1 17,4 Verände­ rung in % 0,0 1,0 - 0,9 0,2 - 2,0 - 0,9 - 0,3 0,6 ( ! ) Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . ( 2 ) Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . ( 3 ) Jahresende . ITALIEN In Italien erhielt die private Nachfrage im ersten Halbjahr 1985 neue Impulse von der ungebrochenen Dynamik der Einkommensentwicklung, der Ausweitung des Haushaltsde­ fizits und dem hieraus resultierenden beschleunigten Wachs­ tum der monetären Aggregate , während die Nachfrage der Unternehmen noch durch die günstige Gewinnentwicklung stimuliert wurde . Diese Faktoren haben zusammen dazu geführt , daß sich das Konjunkturgefälle zum Rest der Gemeinschaft vergrößert hat . Zusammen mit einer nachlas­ senden Wettbewerbsfähigkeit bewirkte die kräftige Expan­ sion der Inlandsnachfrage , daß sich der Anstieg der Einfuh­ ren deutlich beschleunigte und das Wachstum der Ausfuhren sich etwas verlangsamte . Trotz des stark negativen Außen­ beitrags dürfte das Bruttoinlandsprodukt etwa mit der gleichen Rate gewachsen sein wie 1984 . Die weiterhin kräftige Nachfrage und die Dollarhausse im ersten Halbjahr haben indessen die Verlangsamung des Preisauftriebs vor­ übergehend unterbrochen , der sich im Jahresdurchschnitt bei einer Rate 9% anstelle der angestrebten 7% stabilisieren dürfte . Die Verschlechterung des realen Außenbeitrags wur­ de nicht einmal teilweise durch günstige Entwicklungen bei anderen zahlungsbilanzrelevanten Faktoren kompensiert und ist daher voll auf die Leistungsbilanz durchgeschlagen , deren Defizit für das gesamte Jahr 1,7% des Bruttoinlands­ produkts erreichen könnte . Nachdem der Lira-Wechselkurs bereits im Februar-März und im Juli zwei Schwächeanfälle erlitten hatte , wurde aufgrund dieser tiefgreifenden Ungleichgewichte der Leitkurs der Lira innerhalb des Euro­ päischen Währungssystems am 20 . Juli neu festgelegt . Die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Ländern des Europäischen Währungssystems und die Verbesserung der Terms of Trade — dank des Rückgangs des Dollarkurses und des Erdölpreises — haben im zweiten Halbjahr zu einer gewissen Verbesserung der Zahlungsbilanz geführt . Diese Verbesserung kann sich jedoch nur dann verstärken , wenn die für das derzeitige Ungleichgewicht verantwortlichen Entwicklungen rasch korrigiert werden . So könnte eine anhaltend hohe Inflation den Wechselkursvorteil aufzehren , noch bevor er voll auf die realen Handelsströme durchgeschlagen ist . Daher müssen grundlegende Maßnah­ men getroffen werden , um das Wachstum der Inlandsnach­ 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften frage zu verlangsamen und um darüber hinaus die Inflations­ mechanismen zu beseitigen , welche die Instabilität der Wirtschaft zu einer Dauererscheinung werden lassen und dadurch die Entwicklung ihrer produktiven Kapazitäten behindern . Aufgrund dieser Sachlage hatte das außenwirt­ schaftliche Gleichgewicht stets einen prekären Charakter ; die auf mittlere Sicht schwerwiegende Konsequenz dieser Situa­ tion war aber die durch die sinkende Kapitalrentabilität verursachte Verlangsamung der Produktivinvestitionen . Der hieraus resultierende Abbau von Arbeitskräften , vor allem in den im Wettbewerb stehenden Sektoren , hat auch in der Phase zunehmender Investitionen in den Jahren 1984— 1985 angehalten . Es ist daher unerläßlich , daß die Wirtschaftspo­ litik diese Fehlentwicklung von Grund auf korrigiert , indem sie eine Reihe institutioneller Automatismen überprüft , die die Flexibilität von Lohnkosten und öffentlichen Ausgaben behindern und deshalb der dauerhaften Wiederherstellung der makroökonomischen Gleichgewichte im Wege stehen . Ohne energische Maßnahmen in dieser Richtung wäre die Währungspolitik zwangsläufig mit widersprüchlichen Erfor­ dernissen konfrontiert , die es ausschließen würden , daß die erforderlichen Fortschritte bei der Wiederherstellung der Gleichgewichte erzielt werden und daß darüber hinaus die produktiven Investitionen auf Dauer ein Niveau erreichen , das für den schrittweisen Abbau der Arbeitslosigkeit aus­ reicht . Der Überprüfung der Lohnanpassungsmechanismen kommt in diesem Zusammenhang entscheidende Bedeutung zu , weil sie nicht nur eine maßvollere Kostenentwicklung in den im Wettbewerb stehenden Sektoren , sondern auch eine bessere Beherrschung eines großen Teils der öffentlichen Ausgaben bewirken kann . Obgleich das 1975 eingeführte undifferen­ zierte Indexierungssystem im Jahre 1983 angepaßt worden Nr . L 377 / 63 gleichzeitig das Risiko neuer Verzerrungen zwischen der Entwicklung der Reallöhne und derjenigen der Produktivität vermindern , indem den Verhandlungen ein größerer Spiel­ raum gegeben wird . Es könnte gegebenenfalls sogar Verzer­ rungen , die in der Vergangenheit entstanden sind , korrigie­ ren . Die Revision der Lohnanpassungsmechanismen wird jedoch nur dann zu den gewünschten Ergebnissen führen , wenn sehr energische Anstrengungen unternommen werden , um den enormen inflationären Druck der öffentlichen Finanzen nicht nur einzudämmen , sondern zu verringern . Entgegen den anfänglichen Vorausschätzungen ist beim Defizit des Schatzamts 1985 nämlich noch keine Wende zum Besseren eingetreten . Es hat sogar weiter steigende Tendenz gegen­ über einem Niveau , das schon heute angesichts einer Ver­ schuldung von fast 100% des Bruttoinlandsprodukts eine rasche Zunahme der Schuldenlasten nach sich zieht . Die Grundzüge der erforderlichen Politik sind in einem Plan zur Sanierung der öffentlichen Finanzen bis zum Jahre 1990 dargelegt worden , der darauf abzielt , die Belastung der Wirtschaft durch die öffentlichen Finanzen schrittweise zu reduzieren , indem der relative Anteil der Steuern und Abgaben und das reale Gewicht der zinsbereinigten laufen­ den Ausgaben sehr nahe bei ihren derzeitigen Niveaus stabilisiert werden . Die Erreichung dieser beiden Ziele würde es erlauben , das Defizit des Schatzamts von 15,7% des Bruttoinlandprodukts im Jahre 1985 auf 7 bis 8% im Jahre 1990 zurückzuführen und damit das laufende Defizit nahezu vollständig abzubauen , allerdings unter der Annahme , daß das Wachstum bis Ende des Jahrzehnts im Jahresdurch­ schnitt 3 % beträgt und die Inflation schon bald auf eine Jahresrate von 4% sinkt . ist , bestehen seine wesentlichen Nachteile weiter: Es behin­ dert die Bekämpfung der Kosteninflation , da ein sehr großer • Teil des Preisanstiegs in der Vergangenheit automatisch auf die Lohnsumme durchschlägt ; es zwingt zur Kompensierung seiner einkommensnivellierenden Effekte durch differenzier­ te Lohnerhöhungen , die zusammengenommen nicht mit der erwünschten Verlangsamung des nominalen Kostenanstiegs zu vereinbaren sind , und es hat letzten Endes dazu geführt , daß die Reallöhne wenigstens bis 1983 schneller steigen als die Produktivität gestiegen ist . Die Hauptschwierigkeit dieser Strategie liegt in der Stabili­ sierung des realen Zuwachses der zinsbereinigten laufenden Ausgaben , zumal ein bedeutender Teil dieser Ausgaben dezentralisiert getätigt wird . Diese Strategie impliziert näm­ lich , daß die Kaufkraft der Lohn- und Gehaltssumme im öffentlichen Dienst auf Dauer stabilisiert wird — d . h . die Anpassungsmechanismen , insbesondere die Indexbindung und die Laufbahnautomatik , müssen entsprechend geändert werden — und daß die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst nur im unbedingt erforderlichen Umfang erhöht wird . Dies bedeutet auch , daß als Ausgleich für die wachsende reale Es scheint sich eine Einigung zwischen den Sozialpartnern über den Verzicht auf diesen Mechanismus abzuzeichnen — der bereits von den Arbeitgebern der Privatindustrie für Anfang 1986 aufgekündigt wurde — , ohne daß jedoch erwogen wird , völlig auf einen automatischen Inflations­ schutz der Löhne zu verzichten . Man könnte sich auf ein Lohnfindungssystem zu bewegen , bei dem eine Indexbin­ dung in der abgeschwächten Form einer halbjährlichen Anpassung für einen erheblich niedrigeren Lohnbetrag fort­ bestehen würde , und bei dem die übrigen Elemente der Lohnanpassung auf der Ebene der Wirtschaftssektoren oder Unternehmen nicht mehr wie bisher alls drei Jahre , sondern in wesentlich kürzeren Zeitabständen festgesetzt würden . Eine allgemeine Anwendung eines solchen Systems würde die Starrheiten der geltenden Regelung erheblich mildern und seine größten Nachteile ausmerzen . Es könnte raschere Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung ermöglichen und Rentenlast die Haushaltskosten der öffentlichen Dienstlei­ stungen dadurch vermindert werden , daß die Kostenbeteili­ gung der Leistungsempfänger angemessen heraufgesetzt wird . Schließlich muß auch dafür gesorgt werden , daß das überproportionale Wachstum der Ausgaben für Renten nach Möglichkeit begrenzt wird . Der Entwurf des Haushaltsge­ setzes für 1986 , der vom Parlament am 30 . September vorgelegt wurde , enthält eine Reihe von Maßnahmen , die einige dieser Erfordernisse bereits berücksichtigen und es erlauben werden , dem Ziel der Stabilisierung der realen zinsbereinigten Ausgaben näherzukommen . Im Entwurf des Haushaltsgesetzes sind Entlastungen bei der Einkommensteuer — Revision der Steuersätze zur Vermei­ dung inflationsbedingter Steuererhöhungen — und ab 1987 die Abschaffung der Steuer auf investierte Gewinne sowie Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 64 31 . 12 . 85 eine Ermäßigung der Erbschaftsteuer vorgesehen . Daneben sollen aber die Sozialversicherungsbeiträge kräftig erhöht werden . Insgesamt dürfte die Steuer- und Abgabenbelastung rung erzielt würden . Parallel dazu könnte sich der Anstieg der Verbraucherpreise erheblich , auf ungefähr 6,5 % im Jahres­ durchschnitt , verlangsamen und am Jahresende den Gemein­ annähernd auf dem Niveau von 1985 bleiben , so daß das Ziel schaftsdurchschnitt erreichen . für das Defizit des Schatzamts im Jahre 1986 — 110 000 Milliarden Lire , d . h . 14,8 % des Bruttoinlandsprodukts — möglicherweise nicht ereicht werden kann . Dieses Ziel , das gegenüber dem für 1985 erwarteten Haushaltsergebnis eine Verbesserung um weniger als einen Prozentpunkt bedeutet , Die energischen Bemühungen um eine bessere Kontrolle der Kosten und des Haushaltsdefizits , die die wichtigste Voraus­ setzung für die Rückkehr zu einem stabileren Wachstum bildet — das wiederum eine Ausweitung der Produktionska­ pazitäten zur Erhöhung der Beschäftigung impliziert — , müßten voll in eine kooperative Wachstumsstrategie einbe­ zogen werden . Um den Zielen dieser Strategie voll zu entsprechen , müßten diese Bemühungen möglichst durch direkte und kurzfristig wirkende Maßnahmen zur Verringe­ rung der Arbeitslosigkeit ergänzt werden . Auch wenn die Arbeitslosigkeit heute nicht mehr sehr spürbar steigt , da sich die Zunahme der Erwerbsbevölkerung tendenziell verlang­ samt , ist ihr Ausmaß doch noch besorgniserregend , so daß die gezielten Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosig­ keit intensiviert werden sollten ; hier seien eine größere Anpassungsmöglichkeit des Arbeitsmarktes , die Anpassung der beruflichen Ausbildung und Umschulung oder Maßnah­ men zur direkten Förderung der Beschäftigung in den süditalienischen Regionen genannt . Darüber hinaus müßten im Rahmen der begrenzten Haushaltsmittel auch Maßnah­ men zur Förderung der Forschung, des technologischen Fortschritts und zur Umstellung der Energiewirtschaft getroffen werden , um auf diese Weise die Produktionsstruk­ turen und folglich die mittelfristigen Wachstumsaussichten muß als ein Minimum gelten angesichts der imperativen Notwendigkeit , den relativen Verschuldungsstand späte­ stens 1990 zu stabilisieren . Deshalb muß unbedingt sicher­ gestellt werden , daß dieses Defizit auf keinen Fall überschrit­ ten wird , indem — mangels spontaner Mehreinnahmen — zusätzliche Einsparungen vorgenommen werden . Diese lohn- und haushaltspolitischen Orientierungsdaten müßten von einer Geldpolitik sekundiert werden , die weiter­ hin auf eine Begrenzung des Geldmengenwachstums ausge­ richtet ist , um die M 2-Liquiditätsquote der Wirtschaft , die 1985 gestiegen ist , spätestens zum Jahresende 1986 zu stabilisieren . Dies würde zu einer gewissen Verlangsamung der Inlandsnachfrage führen , die in erster Linie den Ver­ brauch tangieren sollte . Der reale Außenbeitrag würde wieder einen positiven Wachstumsbeitrag liefern , so daß das Bruttosozialprodukt mit einer Rate von ungefähr 2,5% wachsen könnte und — unter anderem infolge besserer Terms of trade — Fortschritte in der Leistungsbilanzsanie­ zu verbessern . TABELLE 17 Italien : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 — 1986 Nominales Reales BIP BIP BIP Deflator Ver­ braucher- preis Ein­ kommen je unselb­ ständig Arbeitslose Finanzie­ Leistungs­ rungs- Geldmenge ( in % der Beschäf­ bilanz überschuß des Staates (M 2 ) ( 3 ) Erwerbs­ tigung Beschäf­ personen ) ( 4 ) tigten Verände­ Veränderung in % 1961—1970 10,5 5,7 4,5 1971—1980 18,3 18,5 3,1 0,2 14,7 1981 1982 17,2 1983 13,6 1984 13,6 1985 (>) 11,0 2,6 2,7 1986 ( 2 ) 9,5 2,7 (J) (2) (3) (4 ) % des BIP 18,3 3,8 14,6 19,2 - 0,5 17,8 - 1,2 15,0 Verände­ % rung in % rung in % - 2,3 - 8,0 13,3 5,2 - 0,4 18,4 1,8 - 0,2 19,5 0,5 21,9 - 2,3 - 11,7 10,0 6,0 8,8 17,1 17,3 - 1,6 - 12,7 14,9 16,0 0,2 - 12,4 10,7 11,1 12,1 - 0,9 - 13,5 8,1 8,6 10,2 - 1,7 - 13,6 6,6 6,5 7,6 - 1,1 - 12,8 18,0 12,3 12,1 12,1 8,5 10,7 0,5 8,7 ( 10,5 ) - 0,2 9,9 ( 10,8 ) 0,1 10,4 ( 12,0 ) 10,9 ( 12,6 ) 11,2 ( 13,1 ) 0,4 Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . Jahresende . Zwischen Klammern : Eurostat-Konzept . 0,2 0,3 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 65 LUXEMBURG In Luxemburg hat sich das Wirtschaftswachstum 1985 abgeflacht , da sich das Wachstum der Stahlproduktion nach der sehr starken Zunahme im Vorjahr nunmehr verlang­ samte . Dank der anhaltend kräftigen Nachfrage nach ande­ ren Erzeugnissen haben jedoch die Ausfuhren noch leicht zugenommen . Die Inlandsnachfrage hat sich infolge einer Belebung des privaten Verbrauchs und der Unternehmensin­ vestitionen deutlich verbessert , doch waren die Investitionen des öffentlichen Sektors und die Wohnungsbauinvestitionen real rückläufig . Insgesamt dürfte das Wachstum des BIP etwa 1,7% erreichen . Der Verbraucherpreisauftrieb ( 3,2% im Durchschnitt ) hat sich deutlich verlangsamt . Auch 1986 dürfte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts recht gering bleiben und kaum über 1 ,5 % hinausgehen . Eine Stabilisierung der Produktion in der Stahlindustrie sollte durch einen noch lebhafteren Anstieg in den übrigen Wirt­ schaftszweigen mehr als wettgemacht werden . Die dynami­ schere Entwicklung des privaten Verbrauchs und das weitere Wachstum der Investitionen , hauptsächlich der privaten Investitionen , dürften die Inlandsnachfrage abstützen , die in vergleichbarem Maße wie im Vorjahr zunehmen dürfte . Der Anstieg der Verbraucherpreise wird sich im Laufe des Jahres voraussichtlich weiter verlangsamen . Die finanzielle Lage der Stahlunternehmen hat sich nach drei Jahren beträchtlicher Anstrengungen gebessert . Die Konso­ lidierung der Rentabilität dieses Sektors wird für den Staats­ haushalt 1986 noch wesentliche Belastungen mit sich brin­ gen , doch darf sie die Bemühungen um eine Diversifizierung der luxemburgischen Wirtschaft durch Ausbau und Moder­ nisierung der bestehenden Unternehmen und Ansiedlung neuer Industrien nicht behindern . die gegenüber der internationalen Konkurrenz sehr empfind­ lich sind . Dies könnte die Anziehungskraft des Landes für neue Unternehmen mindern und die industrielle Diversifizie­ rung behindern , zumal die Lohnkosten in den Nachbarlän­ dern weiterhin nur mäßig steigen dürften . Ein Nachlassen der Sanierungsanstrengungen würde die Wettbewerbsfähig­ keit der Unternehmen gefährden . Im Gegensatz dazu dürfte sich die Beteiligung an einer kooperativen Wachstumsstrate­ gie und eine maßvolle Einkommensentwicklung günstig auf die Exportaussichten auswirken . Im Vergleich zu den übrigen EG-Ländern hielt sich die Arbeitslosigkeit , insbesondere dank der spezifischen Be­ schäftigungsprogramme für die Stahlarbeiter , in engen Gren­ zen . Nach wie vor bestehen jedoch Ungleichgewichte bei der beruflichen Eignung der Arbeiter , die durch den weiteren Ausbau der Berufsberatung und Berufsausbildung der Jugendlichen behoben werden könnten . Indem verschiedene Wege der innerbetrieblichen Ausbildung attraktiver gemacht werden und die Arbeitszeit flexibler gestaltet wird , könnte auch dem Bedarf der einzelnen Unternehmen besser Rech­ nung getragen werden . Der voraussichtliche Einnahmenanstieg zusammen mit einer weiterhin strikten Ausgabengebarung dürften die Vorausset­ zungen dafür schaffen , daß der Haushaltsüberschuß 1986 auf dem Stand des Vorjahres , nämlich bei 2 % des Bruttoin­ landsprodukts , gehalten werden kann . Wenn diese Haus­ haltsorientierung 1986 eingehalten wird , bestünde ein Spiel­ raum für die Aufstockung der Reserven der Investitionsfonds sowie — in Fortführung der im Haushaltsentwurf 1986 beschlossenen Steuerermäßigungen — für eine weitere Sen­ kung des Steuerdrucks in den nächsten Jahren . Auf diese Zur Erreichung dieser Ziele braucht die Umstrukturierungs­ politik ein investitionsfreundliches Wirtschaftsklima , was Weise würden den öffentlichen Stellen auch die Finanzmittel eine ausreichende Rentabilität der Unternehmen voraussetzt . insbesondere für den Straßenbau und das Fernmeldewesen , In diesem Zusammenhang spielt die Lohnentwicklung eine entscheidende Rolle . Die Aufhebung der Maßnahmen zur Lohnmäßigung in der Stahlindustrie , die Wiedereinführung der Lohnindexierung und die Gewährung außertariflicher Vergünstigungen könnten auf andere Sektoren übergreifen , benötigen . Neben den unmittelbaren Vorteilen , die diese Investitionen vor allem für die industrielle Umstrukturierung mit sich bringen , würden diese Programme auch die Beschäf­ tigung in der Bauwirtschaft , die sich zur Zeit einem Nach­ fragerückgang gegenübersieht , beträchtlich unterstützen . zur Verfügung stehen , die sie für die geplanten Investitionen , 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr . L 377 / 66 TABELLE 18 Luxemburg: Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 — 1986 Nominales BIP Reales BIP Ver­ braucher- BIP Deflator preis Ein­ kommen je unselb­ ständig Arbeitslose Finanzie­ Leistungs­ rungs- Geldmenge bilanz überschuß (M2 ) P ) Beschäf­ des Staates (in % der Erwerbs­ personen ) I Verände­ 1961—1970 7,6 1971—1980 9,6 1981 4,2 1982 % des BIP % 6,7 7,4 6,3 2,5 6,7 10,5 21,5 7,0 7,8 9,0 32,0 9,9 - 2,6 0,3 9,6 10,5 6,0 40,8 1983 6,1 - 2,2 8,5 9,1 6,6 31,0 1984 (») 1985 ( 2 ) 9,2 3,2 5,8 6,7 4,2 33,2 6,0 1,7 4,2 4,9 32,1 1986 ( 2 ) 6,4 1,3 5,0 3,7 3,5 5,6 30,8 3,6 3,1 3,8 tigung (4) tigten Veränderung in Beschäf­ rung in % Verände % rung in % 1,8 2,2 0,1 0,6 0,3 - 2,3 - 1,4 0,0 1,5 2,1 1,9 1,0 1,3 - 0,6 \ 1,2 1,5 1,7 1,7 1,6 0,6 - 0,3 0,5 0,6 0,4 (') Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . ( 2 ) Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik. ( 3 ) Jahresende . ( 4 ) Eurostat-Konzept . NIEDERLANDE In den Niederlanden ist die Wirtschaft 1985 in ähnlichem der steigenden Beschäftigung beschleunigen . Wegen der Tempo wie im Vorjahr gewachsen . Das Bruttoinlandspro­ dukt stieg real um etwa 2 % , was im wesentlichen der recht dynamischen Entwicklung der Ausfuhren zu verdanken war . Die Inlandsnachfrage expandierte dagegen langsamer , vor allem wegen der schwachen Wohnungsbaunachfrage und des Rückgangs der öffentlichen Investitionen und ungeachtet der Belebung des privaten Verbrauchs . Die maßvolle Entwick­ lung der Lohnkosten in den Vorjahren hatte zur Verbesse­ rung der Unternehmensgewinne beigetragen , wodurch wie­ derum die seit Anfang 1984 zu beobachtende starke Bele­ bung der privaten Ausrüstungsinvestitionen begünstigt wur­ de ; in der Bauwirtschaft dagegen nehmen die Investitionen vorläufig nur sehr wenig zu . Insgesamt liegen die Unterneh­ verbesserten Unternehmensrentabilität und des höheren Auslastungsrads der Produktionskapazitäten dürften die Erweiterungsinvestitionen der Unternehmen , namentlich in der Exportindustrie , zunehmen . Hingegen wird im Woh­ nungsbau und bei den öffentlichen Investitionen erneut ein leichter Rückgang eintreten . Die Inflationsrate wird auf ein sehr niedriges Niveau sinken , weil der Rückgang der Ein­ fuhrpreise den beschleunigten Anstieg der Lohnrückkosten weitgehend ausgleichen dürfte . Aufgrund der Verbesserung der Terms of trade wird sich der Leistungsbilanzüberschuß beträchtlich erhöhen und könnte 5 % des Bruttoinlandspro­ dukts übersteigen . Die Zahl der Beschäftigten im Verarbei­ tenden Gewerbe könnte im zweiten aufeinanderfolgenden mensinvestitionen noch unter dem Niveau vom Ende der Jahr leicht zunehmen . siebziger Jahre ( 1983 — 1985 10,0 % des Bruttoinlandspro­ duktsgegenüber 11,3% 1977— 1979 ). Die Arbeitslosenzahl nahm im Jahresdurchschnitt ab und die Arbeitslosenquote sank von 14,2% im Jahre 1984 auf 13,5% der Erwerbsbe­ völkerung . Der Anstieg der Verbraucherpreise blieb sehr mäßig . Der Leistungsbilanzüberschuß erhöhte sich auf 4,4 % des Bruttoinlandsprodukts . Wegen der niedrigen Inflations­ rate und des noch hohen Finanzierungsbedarfs des Staates — 8 % des Nettovolkseinkommens — verzichtete die Geldpoli­ tik darauf, die aus dem Zahlungsbilanzüberschuß resultie­ rende Liquiditätsausweitung vollständig zu kompensieren . 1986 dürfte sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts kaum beschleunigen und wieder etwa 2% erreichen . Die Ausfuhren werden weiter — wenn auch in etwas langsame­ rem Tempo — zunehmen . Die Inlandsnachfrage wird sich insgesamt dynamischer entwickeln . Der private Verbrauch wird sich infolge der tarifvertraglichen Lohnerhöhungen und Die Verringerung des Haushaltsdefizits und der Abgabenbe­ lastung , die Verbesserung der Unternehmensrentabilität und die Anpassung der Arbeitszeit sowie die Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten waren in den letzten Jahren die Hauptziele der Wirtschaftspolitik . Angesichts des Umfangs der Probleme sind die bisher erzielten Ergebnisse aber noch unzureichend . Die Industrieunternehmen konnten ihre Rentabilität spürbar verbessern und folglich auch ihre Investitionen steigern . Die Dämpfung des Lohnkostenanstiegs , teilweise erreicht durch Verringerung der Sozialversicherungsbeiträge , verbesserte die finanzielle Situation der Unternehmen und ihre Wettbe­ werbsfähigkeit . Auch das nunmehr erreichte Rentabilitätsni­ veau der Unternehmen läßt es indessen angezeigt erscheinen , daß die Reallöhne weiterhin nur sehr maßvoll steigen . Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 Nr . L 377 / 67 In dieser Hinsicht sind die Aussichten für 1986 recht die Beschäftigungsprogramme für Jugendliche verstärkt wer­ ermutigend . Während in den Tarifverträgen von 1982 der Lohnanstieg von den Sozialpartnern streng begrenzt wurde , werden die laufenden dezentralisierten Verhandlungen für die einzelnen Wirtschaftszweige und Unternehmen insge­ samt einen stärkeren Lohnanstieg nach sich ziehen . Es sollte ein allgemeiner Konsens über die Hauptpunkte der Tarifver­ träge angestrebt und gewahrt werden , damit es nicht zu allzu starken Abweichungen zwischen Lohnerhöhungen und Pro­ duktivitätsfortschritten kommt , die mit der Wahrung der Wettbewerbsposition unvereinbar wären . den . Die Dezentralisierung der Tarifverhandlungen dürfte außer­ dem eine stärkere Differenzierung der Löhne nach Wirt­ schaftszweigen ermöglichen , die wiederum die Mobilität der Arbeitskräfte fördern würde . Diese Entwicklung würde die Anpassung der Lohnstruktur beschleunigen und die Tendenz zu überhöhten Rationalisierungsinvestitionen bremsen . Im Laufe der achtziger Jahre wurden zahlreiche spezifische Maßnahmen mit dem Ziel der Bekämpfung der Arbeitslosig­ keit getroffen : Herabsetzung der Mindestlöhne , Verringe­ rung der Abgabenbelastung und Erleichterungen für die Gewährung von Arbeitslosenunterstützung , Ausdehnung der Teilzeitarbeit , Verkürzung der Arbeitszeit und kompen­ sierende Einstellungen ohne Erhöhung der Lohnkosten . Die wachsende Flexibilität der Nachfrage am Arbeitsmarkt und die Differenzierung der Löhne , die durch die auf Branchen­ oder Unternehmensebene ausgehandelten Tarifverträge erreicht wurde , verbessern das günstige Klima für die Einstellung von Arbeitskräften zusätzlich . Während diese Politik noch bis vor kurzem nicht die gewünschten Beschäf­ tigungseffekte erzielte , ist im Laufe des Jahres 1985 eine Besserung eingetreten . Dank der Belebung der Wirtschafts­ tätigkeit und der genannten Maßnahmen ist nämlich die Beschäftigung genügend gestiegen , um die Arbeitslosigkeit etwas zu verringern . Um jugendlichen Arbeitslosen den Zugang zum Arbeitsmarkt , der häufig an der unangemesse­ nen Berufsbildung scheitert , zu erleichtern , sollten überdies Die Sanierung der öffentlichen Finanzen hat Fortschritte gemacht . Von 1982 bis 1985 wurde der Umfang des öffentlichen Sektors erheblich reduziert und das Netto-Kas­ sendefizit des Staates von 10% des Nettovolkseinkommens auf 8% verringert . Im gleichen Zeitraum wurde die Bela­ stung durch Steuern und Sozialversicherungsabgaben um rund 1 % des Nettovolkseinkommens gesenkt . Der Defizit­ abbau ist nicht nur den erheblichen Sanierungsbemühungen auf der Ausgabenseite zu verdanken , die übrigens zum Teil durch unvorhergesehene Mehrausgaben für Sozialaufgaben und den Schuldendienst zunichte gemacht wurden , sondern auch höheren Einnahmen aus der Erdgasförderung. Der ab 1986 zu erwartende deutliche Rückgang der Erdgaseinnah­ men dürfte den Abbau des Haushaltsdefizits noch erschwe­ ren . Selbst wenn die in der Koalitionsvereinbarung vorgese­ henen Einsparungen realisiert werden , bietet der Haushalts­ entwurf für 1986 weniger Spielraum für eine weitere fühlbare Verringerung des Nettofinanzierungssaldos . Es müßte aber sichergestellt werden , daß das Kassendefizit des Staates 1986 unter 8 % des Nettovolkseinkommens bleibt . Unter den gegenwärtigen Umständen sollte indessen die Haushaltssa­ nierung vorübergehend verlangsamt werden , damit nicht die Steuerbelastung erhöht oder andere Maßnahmen getroffen werden müssen , die die Erholung der Unternehmensinvesti­ tionen und des privaten Verbrauchs beeinträchtigen könn­ ten . Ein von den Investitionen und Ausfuhren getragenes höheres Wachstum könnte den finanziellen Spielraum schaf­ fen , damit die Kaufkraft der Haushalte , namentlich durch Senkung der Sozialversicherungsbeiträge oder der direkten Steuern , erhöht werden kann , ohne daß längerfristig die erwünschte Stabilisierung der rasch wachsenden Zinsbela­ stung gefährdet wird . Dies würde zu einer Lösung des Dilemmas des Leistungsbilanzüberschusses hinführen , das unter den gegenwärtigen Umständen nicht allein durch eine Lockerung der Haushaltspolitik gelöst werden kann . TABELLE 19 Niederlande : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 — 1986 Ein­ Nominales BIP Reales BIP BIP Deflator Ver­ braucher- preis kommen je unselb­ ständig Arbeitslose Finanzie­ Leistungs­ bilanz Beschäf­ rungs- ' Überschuß ( in % der Geldmenge (M 2 ) ( 3 ) des Staates Erwerbs­ personen ) Verände Verände­ % des BIP tigung (4) tigten Veränderung in % Beschäf­ rung in % % 1,0 1,2 4,5 0,2 8,8 - 1,5 11,7 - 2,5 rung in % 1961—1970 10,6 5,2 5,2 4,1 10,6 0,0 - 0,8 1971—1980 2,9 7,7 7,8 10,7 1,3 - 1,5 - 0,6 5,4 6,3 3,6 2,1 - 5,5 1982 10,8 4,8 4,5 - 1,8 6,5 5,3 5,6 2,8 - 7,1 9,1 10,8 5,3 7,6 1983 2,5 0,6 1,9 2,8 3,4 2,9 - 6,5 10,5 14,0 - 2,0 1984 (*) 1985 ( 2 ) 1986 ( 2 ) 4,3 4,5 3,0 1,7 2,6 2,6 0,6 4,1 - 6,3 7,7 14,2 2,1 2,3 2,4 1,4 4,5 8,0 13,2 2,0 1,0 1,1 2,5 4,5 - 5,9 - 6,5 6,5 13,0 - 0,5 0,4 0,6 1981 0 ) Schätzungen der Kommissionsdienststeilen vom Oktober 1985 . ( 2 ) Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . ( 3 ) Jahresende . ( 4 ) Eurostat-Konzept . Nr . L 377 / 68 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 31 . 12 . 85 VEREINIGTES KÖNIGREICH Der wirtschaftliche Aufschwung im Vereinigten Königreich , der 1981 begann , hat schon länger gedauert und war etwas kräftiger als in den übrigen Gemeinschaftsländern . Seit Anfang 1983 wird die wirtschaftliche Belebung von einer Zunahme der Beschäftigung begleitet ; diese reichte allerdings nicht aus , die Zahl der Arbeitslosen zu verringern . Die jährliche Inflationsrate schien sich 1983 und 1984 bei etwa 5 % zu stabilisieren ; diese Inflationsentwicklung wurde dann jedoch Anfang 1985 durch eine kräftige Abwertung des Pfund Sterling in Gefahr gebracht , die hauptsächlich auf Besorgnisse wegen des Bergarbeiterstreiks und der Ölpreise sowie Zweifel an der Entschlossenheit der Regierung , staat­ liche Ausgaben und Kreditaufnahme unter Kontrolle zu halten , zurückzuführen ist . Die Behörden reagierten darauf, indem sie die Zinsen energisch erhöhten und bekräftigten , an der beschlossenen strikten Haushaltspolitik festhalten zu wollen . In der Folge erholte sich das Pfund Sterling wieder , so daß nunmehr die Inflationsaussichten für das nächste Jahr besser sind . Der höhere Wechselkurs des Pfund Sterling , vor allem im Verhältnis zu den anderen europäischen Währun­ gen , hat jedoch zusammen mit Lohnstückkosten , die im Vereinigten Königreich merklich schneller gestiegen sind als in den Hauptkonkurrenzländern , die Wettbewerbsposition der heimischen Hersteller und damit die Exportaussichten für 1986 verschlechtert . Dies trägt dazu bei , daß für 1986 ein geringeres Wachstum des realen BIP erwartet wird , wobei Wachstumsimpulse vor allem vom privaten Verbrauch aus­ gehen dürften . 1985 wird das Wachstum des realen BIP wohl nahezu 3,5 % betragen . Dieser Anstieg ist allerdings durch die Auswirkun­ gen des im März dieses Jahres beendeten Bergarbeiterstreiks verzerrt und würde bei Bereinigung um diese Verzerrung zwischen 2,5 % und 3 % liegen . Seit Ende des Streiks sind die Olimporte zurückgegangen und auch andere Einfuhren nehmen langsamer als 1984 zu , während die Ausfuhren bei einem lebhaften Welthandel Marktanteilsgewinne verzeich­ nen , so daß der Außenbeitrag einen wesentlichen Beitrag zum BIP-Wachstum leistet . Die realen verfügbaren Einkommen steigen , infolge eines anhaltenden Anstiegs der Durch­ schnittsverdienste , der im Haushalt vom März 1985 enthal­ tenen Steuersenkungen und der Beendigung des Streiks im Bergbau ziemlich rasch an , doch wird die Zunahme des privaten Verbrauchs durch eine erhöhte Sparquote , die ihrerseits wahrscheinlich auf eine etwas stärkere Inflation und auf höhere Zinsen zurückzuführen ist , gedämpft . Trotz anhaltend kräftiger Unternehmensinvestitionen ( vor allem im ersten Quartal , als manche Ausgaben vorgezogen wur­ den , um in den Genuß günstiger Steuerregelungen zu kom­ men ) dürften niedrigere Investitionen des öffentlichen Sek­ tors im Wohnungsbau den insgesamt geringsten Anstieg der Anlageinvestitionen seit der Rezession von 1980— 1981 zur Folge haben . Die Beschäftigung nimmt weiter zu . Bis vor kurzem hat dies den Anstieg der Arbeitslosigkeit lediglich verlangsamt , da viele der neu Beschäftigten vorher nicht als arbeitslos gezählt waren , aber seit dem Sommer scheint die Arbeitslosigkeit nicht mehr anzusteigen . Im Jahre 1986 dürfte sich die Struktur der Nachfrage deutlich von den Exporten zum privaten Verbrauch hin verschieben . Bei einer anhaltenden beträchtlichen Steigerung der Nomi­ nallöhne ( um vermutlich etwa 7% ) wird der erwartete Rückgang bei den Verbraucherpreisen , der hauptsächlich ein Ergebnis gedrückter Importpreise aufgrund der diesjährigen Pfund-Sterling-Aufwertung ist , die realen Einkommen der Haushalte erhöhen und zusammen mit einem möglichen Rückgang der Sparquote eine raschere Zunahme des privaten Verbrauchs bewirken . Dieser Zuwachs könnte durch eine Senkung der persönlichen Steuern noch verstärkt werden , da die Vorausschätzung für die Entwicklung der öffentlichen Finanzen auf der Basis der letzten mittelfristigen Finanzpla­ nung ( MTFS ) auf einen gewissen Spielraum für eine Locke­ rung der Besteuerung oder eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben ( fiskalische Anpassung) hindeutet . Dem kräftige­ ren privaten Verbrauch dürfte allerdings ein schwacher öffentlicher Verbrauch und ein langsameres Wachstum der Ausfuhren als Folge der Verschlechterung der Wettbewerbs­ fähigkeit gegenüberstehen . Alles in allem wird sich das Wachstum des BIP wohl verlangsamen und etwa 2% betragen . Die Erwartungen hinsichtlich der Arbeitslosigkeit sind etwas besser , wobei der Arbeitsmarkt vor allem durch die bereits im Haushalt 1985 angekündigten Maßnahmen zur Ausweitung der Ausbildungsmöglichkeiten Jugendlicher und gemeinnütziger Arbeitsprogramme für Langzeitarbeits­ lose entlastet werden sollte . Mit der Haushaltspolitik soll erreicht werden , daß die Ausgaben des Gesamtstaates und der Kreditbedarf des öffentlichen Sektors ( PSBR ) nach dem Überschießen in 1984 / 85 hauptsächlich infolge der Zusatzkosten im Zusam­ menhang mit dem Bergarbeiterstreik wieder langsamer als das BIP steigen . Die Erreichung der Ziele der mittelfristigen Finanzplanung kann von der Entwicklung der Einkommen im Offendichen Dienst und der Sozialleistungen sowie von einem möglichen Rückgang der Einnahmen aus der Nord­ seeöl-Förderung gefährdet werden . Diese Risiken dürften jedoch im laufenden und nächsten Haushaltsjahr durch die Haushaltsreserve für unabsehbare Ausgaben , die im Haus­ haltsplan 1985 aufgestockt wurde , weitgehend gedeckt sein . Nimmt man alles zusammen , so kann man immer noch davon ausgehen , daß der für 1986 / 87 offiziell geplante Kreditbedarf des öffentlichen Sektors von 7,5 Milliarden Pfund Sterling Spielraum für eine gewisse fiskalische Anpas­ sung läßt , die in den Haushalt des nächsten Jahres eingear­ beitet werden sollte ; allerdings ist die Höhe dieser Anpassung sehr ungewiß , so daß sie durchaus niedriger ausfallen könnte , als es der letzten offiziellen Planung entspricht ( 3,5 Milliarden Pfund Sterling ). Angesichts der schwächeren Export- und Investitionstrends , die sich vor allem bei einer Abschwächung der Weltwirt­ schaft fortsetzen könnten , besteht für zwei bis drei Jahre die Gefahr eines langsameren Wachstums im Vereinigten König­ reich , wodurch ein merklicher Abbau der Arbeitslosigkeit unwahrscheinlich würde . Unter diesen Umständen sollte jeder Handlungsspielraum für eine Unterstützung der Wirt­ schaft mit Hilfe der Fiskal- und Zinspolitik voll ausgenutzt werden . Es ist hierbei von Belang , daß die Gesamtsituation des Vereinigten Königreichs auf dem Gebiet des Haushalts und der öffentlichen Verschuldung jetzt relativ gefestigt ist . Allerdings hängt das Ausmaß , in welchem die Fiskalpolitik 31 . 12 . 85 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften zur Stärkung der Wirtschaftstätigkeit eingesetzt werden kann , auch von der Inflationsrate ab . Die in den ersten Monaten dieses Jahres verzeichnete Beschleunigung bei den Einzelhandelspreisen war eine vorübergehende Entwick­ lung , die sich aus einer Abschwächung des Wechselkurses und aus dem damit zusammenhängenden Zinsanstieg ergab und die sich seitdem wieder deutlich abgeschwächt hat . Obwohl mit einer verbesserten Inflationsbekämpfung für 1986 gerechnet werden kann , die durch rückläufige Import­ preiseunterstützt wird , dürfte es bei dem heimischen Kosten­ druck in Ermangelung einer Lohnmäßigung , die zu einer Verringerung des Lohnanstiegs von gegenwärtig 7 bis 8 % führt , schwerfallen , die jährliche Inflationsrate längerfristig unter 5% ( die Durchschnittsrate seit 1983 ) zu senken . Bei der Ausschöpfung des fiskalpolitischen Spielraums sollte den Maßnahmen Vorrang eingeräumt werden , die sich günstig auf die Angebotsseite und die Schaffung von Beschäf­ tigungsmöglichkeiten auswirken . Bisher war es das steuerpo­ litische Hauptanliegen der derzeitigen Regierung , die Steuer­ belastung durch die persönlichen Einkommensteuern zu vermindern , um dadurch mehr Anreize zur Erwerbstätigkeit und für Unternehmen zu schaffen . Dies ist zwar ein langfri­ stig ausgerichteter Ansatz , er kann aber bereits eine der Ursachen des Beschäftigungsanstiegs seit 1983 sein , der sich hauptsächlich durch Personen , die erstmals oder wieder erwerbstätig werden , zustande kam . Eine weitere Senkung der Einkommensteuer wäre vor allem in Form einer Erhö­ hung der Freibeträge zu begrüßen , da das Zusammenwirken von Steuer- und Sozialversicherungssystemen in einigen Fällen noch immer zu hohen effektiven Grenzsteuersätzen bei Beziehern niedriger Einkommen führt . Es ist zu hoffen , daß derartige Anomalien mit der zur Zeit diskutierten Reform des Sozialversicherungssystems beseitigt werden . Die im Juni dieses Jahres in einem Grünbuch veröffentlichten Vorschläge für eine umfassende Reform verweisen besonders auf die Notwendigkeit , die verschiedenen Sozialleistungen zu inte­ grieren und auf die Bedürftigsten zu konzentrieren . Im Jahre 1986 , in welchem der private Verbrauch in jedem Falle mit einer hohen Wachstumsrate (3 bis 4% ) zunehmen dürfte , wäre es wie üblich angezeigt , neben der Einkommen­ steuersenkung auch andere Wege zur Ausnutzung des fiska­ lischen Handlungsspielraums in Erwägung zu ziehen . So könnte man beispielsweise Beschäftigung und Inflation auch dadurch günstig beeinflussen , daß man die Sozialbeiträge senkt und dadurch die Kosten der Beschäftigung für die Unternehmen vermindert . Außerdem spricht vieles dafür , einen Teil des Spielraums zur Finanzierung öffentlicher Infrastrukturinvestitionen , von denen einige relativ arbeits­ intensiv sind , zu verwenden . Der Zustand einiger Infrastruk­ turen ist Anfang dieses Jahres in einer Reihe von Berichten erwähnt worden , die von einzelnen Ministerien im Rahmen des Nationalen Rates für Wirtschaftsentwicklung aufgestellt wurden . In Anbetracht der anscheinend bestehenden Mängel sollte die Situation nochmals genau geprüft werden , wenn die Ausgabenpläne überarbeitet werden . Die monetäre Entwicklung hat im vergangenen Jahr Anlaß zu gewisser Besorgnis gegeben . Die verschiedenen Indikato­ ren für die monetäre Entwicklung , insbesondere die montä­ ren Aggregate und der Wechselkurs , haben oft abweichende Informationen geliefert . Im Januar , als das Geldmengen­ Nr . L 377 / 69 Wachstum mehr oder weniger zufriedenstellend verlief, geriet der Kurs des Pfund Sterling unter beträchtlichen Druck , und die Basiszinsen der Banken , die Ende 1984 unter 10% gefallen waren , wurden auf 14% angehoben . In den letzten Monaten jedoch lag die Zuwachsrate der Geldmenge in ihrer weiten Abgrenzung , Sterling M 3 , trotz hoher ( nominaler und realer ) Zinsen weit über dem in der letzten mittelfristigen Finanzplanung für 1985 / 86 festgelegten Zielkorridor von 5 bis 9 % . Seit März haben die Zinsen leicht nachgegeben , doch ist zu hoffen , daß weitere Senkungen bei gleichzeitiger Wahrung von inflationssenkenden Währungsbedingungen erreicht werden . Trotz des Zinsrückgangs im Jahre 1985 ist das Zinsgefälle gegenüber anderen Ländern groß geblieben , und die Kurs­ schwankungen des Pfund Sterling waren zeitweise sprung­ haft . In den 12 Monaten seit Juli 1984 ist der gewichtete Index des Kurses des Pfund Sterling zunächst um mehr als 10% gefallen und dann wieder um mehr als 15 % gestiegen . Derartige Bewegungen können unerwünschte Auswirkungen auf die Preise und auf die Ressourcen-Allokation haben und Unsicherheiten verursachen . Besonders deutlich wurde dies sowohl im vorhergehenden als auch im laufenden Haushalts­ jahr bei der Höhe des Steueraufkommens aus der Ölförde­ rung, die sowohl vom Dollar-Ölpreis als auch vom Pfund / Dollar-Wechselkurs abhängt . Dies ist ein Beispiel dafür , welche Vorteile es bringen könnte , wenn man durch volle Beteiligung am EWS ein Überschießen des Wechselkurses vermeiden würde . Angesichts der größeren Konvergenz , die nunmehr in der Wirtschaftspolitik der Mitgliedsländer erreicht ist , sollte man einen solchen Schritt erneut in Erwägung ziehen . Es wird damit gerechnet , daß die Förderung von Nordseeöl und -gas 1985 und 1986 mit rund 6 bis 7 % des gesamten BIP und mehr als 20% der Warenausfuhr ihren Höhepunkt erreicht . Auch wenn die Ölförderung viel langsamer zurück­ gehen sollte , als sie bisher angestiegen ist (vor 10 Jahren war die Förderung verschwindend gering), wird sich die Volks­ wirtschaft an diese wichtige Veränderung der Situation anpassen müssen . Der unmittelbarste Effekt auf die Wirt­ schaftspolitik dürfte von den Steuereinnahmen aus der Ölförderung ausgehen , die im laufenden Haushaltsjahr auf 9 % der Einnahmen des Gesamtstaates veranschlagt werden . Offiziellen Projektionen zufolge wird sich dieser Anteil bis 1988 / 89 etwa halbieren . Die Verminderung des Öl-Über­ schusses in der Zahlungsbilanz muß durch Verbesserung in anderen Bereichen kompensiert werden . Die anhaltende Verbesserung der Dienstleistungsbilanz wird hierzu beitra­ gen , doch könnte jede weitere Verschlechterung der Nicht­ öl-Handelsbilanz (deren Saldo von einem kleinen Überschuß im Jahr 1981 in ein beträchtliches , auf nahezu 3% des BIP geschätztes Defizit im Jahre 1985 umgeschlagen ist ) ein erhebliches Ungleichgewicht verursachen . Eine Stärkung der Leistung der nicht mit Erdölförderung beschäftigten Wirt­ schaft , die seit dem Beginn des Aufschwungs im Jahr 1981 im Durchschnitt um weniger als 2,5 % im Jahr gewachsen ist , ist deshalb von zentraler Bedeutung. Die Maßnahmen , die in den letzten Jahren auf der Angebots­ seite getroffen wurden , wie zum Beispiel die Änderungen bei den persönlichen Steuern , haben zusammen mit der höheren Nr . L 377 / 70 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Wachstumsrate zu einem beträchlichen Anstieg der Anzahl der Beschäftigten geführt ( mehr als 600 000 oder fast 3 % zwischen dem ersten Quartal 1983 und dem ersten Quartal 1985 ). Weitere Maßnahmen im Bereich des Arbeitsmarkts befinden sich in Vorbereitung . Es ist zu hoffen , daß bei weiter zunehmender Beschäftigung die zusätzlichen Arbeits­ plätze zunehmend durch Arbeitslose besetzt werden und weniger als bisher mit Personen , die neu in den Arbeitsmarkt eintreten . Der beträchtliche Produktivitätsanstieg zu Anfang der achtziger Jahre hat sich jetzt verlangsamt und dadurch eine raschere Erhöhung der Lohnstückkosten bewirkt , die wiederum die internationale Wettbewerbsposition der Unternehmen schwächen und den Aufwärtstrend der Unter­ nehmensrentabilität umkehren könnte . Wenn man ( vor 31 . 12 . 85 allem angesichts der Tatsache, daß das Öl eine geringere Rolle spielt ) das Investitionswachstum stützen und damit die Kapazität der Wirtschaft ausweiten , d . h . die Beschäfti­ gungsmöglichkeiten verbessern will , dann muß eine weitere Korrektur der relativen Faktoreinkommen zur Verbesserung der Kapitalerträge erfolgen . Das erfordert , daß der Anstieg der Reallöhne , der über mehrere Jahre hinweg erheblich über denjenigen der anderen Mitgliedstaaten lag , jetzt wesentlich niedriger ausfallen muß. Eine bessere Verständigung zwi­ schen den Sozialpartnern über diese und andere Fragen und ein besseres Funktionieren des Arbeitsmarktes würden näm­ lich die Einführung einer Gesamtstrategie erheblich erleich­ tern , die mittelfristig zu einer bedeutsamen Verringerung der Arbeitslosigkeit beitragen würde . TABELLE 20 Vereinigtes Königreich : Wichtige Wirtschaftsdaten , 1961 - 1986 Ein­ Nominales BIP Reales BIP (3) (3) BIP Deflator Ver­ braucher- preis kommen je unselb­ ständig Arbeitslose Finanzie­ Leistungs­ rungs- Geldmenge bilanz überschuß n Beschäf­ des Staates ( in % der Erwerbs­ personen ) Verände­ 1961 - 1970 7,1 2,8 1971-1980 1,9 - 1,1 11,7 1982 16,2 10,4 9,1 4,2 14,0 1,9 1983 8,6 1984 1985 (») 1986 ( 2 ) 1981 (') (2) (3) (4) (5) % des BIP tigung (5) tigten Veränderung in % Beschäf­ Verände­ rung in % % rung in % 1,9 4,0 3,9 7,1 0,0 - 0,6 16,0 - 0,6 - 3,1 13,5 2,7 - 3,1 14,6 9,2 0,2 0,2 - 3,9 7,1 13,3 11,2 8,3 5,9 14,5 8,8 1,7 10,6 10,6 - 1,4 3,3 5,1 5,1 8,8 1,1 10,3 11,5 - 0,8 6,2 1,8 4,4 5,1 5,5 0,3 - 2,3 - 3,6 - 3,8 9,6 11,8 1,5 9,1 3,4 5,5 5,3 7,7 1,1 - 3,3 11,3 12,0 1,1 7,0 2,0 4,8 4,3 7,1 0,9 - 2,8 8,6 11,7 0,9 Schätzungen der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 . Vorausschätzung der Kommissionsdienststellen vom Oktober 1985 unter Zugrundelegung der derzeitigen Politik . BIP zu Marktpreisen entsprechend dem Angabenkonzept . Pfund Sterling M 3 , Jahresende . Eurostat-Konzept .