Ö1 macht Schule. Ein Projekt von Stromsparen mit IT Viel heiße Luft oder effizientere Energienutzung? Ö1 Radiokolleg Gestaltung: Mariann Unterluggauer Sendedaten: 6.12.2010, 7.12.2010, 9.12.2010 Länge: 3 mal 13 Minuten Fragen und Antworten Teil 1 1. Woran kann man leicht bemerken, dass die Zahl an elektrischen Verbrauchern in Haushalten zugenommen hat? Die Anzahl an Steckdosen ist massiv gestiegen. 2. Wie groß ist der Anteil von Computern und Kommunikationselektronik am Gesamtenergieverbrauch? Relativ gering, im Bereich der EU nur 1% vom Gesamtstromverbrauch; noch etwas weniger ist der Anteil am Gesamtenergieverbrauch. 3. Kann man überhaupt Energie sparen? Indem weniger Geräte betrieben werden kann Energie gespart werden. Wenn aber zum Beispiel bei Autos der Antrieb von Benzin- auf Elektroantrieb umgestellt wird, wird keine Energie gespart, sondern im Idealfall in einen „saubereren“ Bereich verschoben. Elektrische Energie kann durch „grüne“ Methoden 2 CO -neutral gewonnen werden. 4. Worin liegt das Energiesparpotenzial in Haushalten? Großgeräte wurden bereits optimiert, Kleingeräte verbrauchen noch zu viel Energie. Energieeinsparungen werden leicht durch die größere Anzahl an Geräten zunichte gemacht, ebenso wie die Anwendung neuer Technologien, zum Beispiel bei Fernsehern – die obendrein immer größere Bildschirmdiagonalen aufweisen, die noch mehr Strom benötigen. 5. Wo wird in Haushalten überraschenderweise viel Energie verschwendet? Durch den unüberlegten Einsatz von Wasserkochern und Kaffeemaschinen, sowie durch die „Always-On“ Philosophie: Geräte bleiben immer eingeschaltet. Darüber hinaus ist auch der Standby-Betrieb Ursache für Energieverschwendung, was aber differenziert gesehen werden muss: Oft ist es günstiger, Geräte „schlafen“ zu lassen, als sie neu hochzustarten. © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Lothar Bodingbauer Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 1 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von Teil 2 1. Was versteht man unter Technologie-Paternalismus? Die Bevormundung des Menschen durch die Technik. Beispielsweise kann der Einsatz von Bewegungsmeldern zur Steuerung von Lampen oder Bildschirmhelligkeiten für das Energiesparen kontraproduktiv sein, da die Handlungen von Menschen im Konflikt mit den „guten Absichten“ der programmierten Technik stehen. 2. Was versteht man unter Smart Grid? Es geht dabei nicht unbedingt um das Energiesparen, sondern um die Verlagerung und effizientere Nutzung von Energie. Durch die Digitalisierung von Stromnetzen und die Aufrüstung von Haushalten mit digitalen Messgeräten (Smart Metering) kann der Stromverbrauch dann verlagert werden, wenn es für Stromversorger oder Verbraucher günstiger ist. 3. Warum ist Spitzenlast teuer? Elektrische Energie muss in dem Moment „erzeugt“ werden, indem sie gebraucht wird. Es müssen für Spitzenzeiten Reserven vorgehalten werden, die sofort zur Verfügung stehen. Umgekehrt darf auch nicht zu viel Elektrizität „erzeugt“ werden, da auch in diesem Fall die Stromnetze zusammenbrechen würden. 4. Wer profitiert von Smart Grids und Smart Metering? Nach Aussagen der Interviewpartner vor allem die Energieversorgungsunternehmen und lokalen Stromversorger, da die elektrische Energie besser verteilt werden kann. Es können jedoch auch die Verbraucher profitieren, wenn Dynamische Stromtarife angeboten werden, die Strom etwa in den Nachtstunden billiger machen. 5. Gibt es bei Smart Grids und Smart Metering Probleme für Verbraucher? Das Problem für die Verbraucher besteht darin, dass sie den Stromlieferanten Einblick in ihren Lebenswandel bieten müssen. Bei Zahlungsverzug könnten Haushalte unmittelbar und leicht vom Netz genommen werden – wenn das bei vielen Haushalten passiert, absichtlich oder durch Fehler in der Software, kann das Stromnetz durch Überproduktion von elektrischer Energie zusammenbrechen. © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Lothar Bodingbauer Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 2 Ö1 macht Schule. Ein Projekt von Teil 3 1. Was versteht man unter „Green IT“? Darunter versteht man die Energieversorgung von Computern und Informationstechnologien mit sauberer, nachhaltiger Energie, die effizient genützt wird, und bei Erzeugung und Verwendung eine 2 geringe CO -Bilanz aufweist. 2. Was ist das Moore’sche Gesetz? Man versteht darunter die Steigerung der Leistung von Mikroprozessoren. Das Gesetz stammt aus den 1970er Jahren und beinhaltet die Beobachtung, dass sich die Rechenleistung von Computern alle 18 Monate verdoppelt. Man könnte damit eigentlich Energie sparen, die Einsparung wird jedoch meist dafür verwendet, die Computer schneller zu machen. 3. Kann man mit dem Betrieb von Computern überhaupt Energie sparen? Technologien und Geräte müssen mit Energie versorgt werden, Computer können helfen, dass der Energieverbrauch geringer ausfällt. Da aber Computer selbst Energie verbrauchen, ist die Frage, welcher Effekt „gewinnt“. Die heutige Einschätzung ist, dass man 15% des Weltenergieverbrauchs durch IT senken könnte, man aber durch diese IT wieder um 3% mehr Energie braucht – in Summe also eine positive Bilanz mit dem Faktor 5:1 4. Was versteht man unter Cloud Computing? Rechenzeit wird billig über Internet dort eingekauft, wo sie billig zur Verfügung steht. Man kann damit die Infrastruktur und den Energieverbrauch vor Ort gering halten, muss aber in die Gesamtbilanz auch alle Netzwerkkosten und den Energieverbrauch der Herstellung und des Betriebs des Netzwerkes rechnen sodass die Bilanz nicht eindeutig positiv ausfällt. Obendrein sind Datenschutz und Gefahr des Missbrauchs ungleich größere Themen, als wenn alle IT-Aufgaben lokal gelöst werden. 5. Wird sich die „Grüne Informationstechnologie“ (Green IT) durchsetzen? Nach Ansicht des französischen Informationstechnologen Charles Proian bewegt sich das Gesamtkonzept zwar in die richtige Richtung, aber nur zentimeterweise. Insgesamt wäre aber die „Grüne Informationstechnologie“ schon ein Geschäft geworden, dem sich niemand mehr entziehen könne. © Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Lothar Bodingbauer Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 3