Somatoforme Schmerzstörung Internistischer Rückblick 2010 Notfall an Bord eines Linienflugzeugs 4 2011 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 1 Infoveranstaltung für Ärzte Neufassung der UVV „Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“ Mittwoch, 13. April 2011, 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr Die Themen: Ort: DGUV Vorschrift 2 - Entwicklung und Struktur DGUV Vorschrift 2 - Umsetzung in der Praxis Aktuelle rechtliche Veränderungen in der arbeitsmedizinischen Praxis Neue FeV, Neue Gefahrstoff-Verordnung Aktuelles für die betriebsärztliche Praxis Aktuelles/Podiumsdiskussion Intercity Hotel Magdeburg Bahnhofstraße 69 39104 Magdeburg (unmittelbar am Hauptbahnhof Magdeburg) Die Veranstaltung ist gebührenfrei. Zertifizierung: Für die Veranstaltung sind Fortbildungspunkte bei der Landesärztekammer Sachsen-Anhalt beantragt. Leitung: Dr. med. Martina Reymann, VBG - Ihre gesetzliche Unfallversicherung, Bezirksverwaltung Erfurt 2 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Anmeldung: Tel.: 0361 2236 160, Fax: 0361 2236 414, e-Mail: [email protected] Anmeldung ist unbedingt erforderlich, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt Körperschaft des öffentlichen Rechts / www.aeksa.de Inhaltsverzeichnis: 5 6 9 9 Gegen Resistenzen in Kliniken und Köpfen Ärztliche Weiterbildung in Sachsen-Anhalt Aktuelles zur Fortbildungszertifizierung Achtung Überprüfung! 17 Position der Bundesärztekammer zur PID Welchen Einfluss hat die Arbeit langfristig auf die Gesundheit? Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert Prostatakarzinomzentrum Deutsche Krebshilfe fördert Projekt mit 500.000 € Strahlentherapie bei Krebs Erfolgreiches Jahr 2010 für junge Medizinerinnen der Hautklinik Positive Entwicklung der Organspende in den DSO-Regionen Die ROTE LISTE® 2011 erscheint im April Habilitationsverfahren von Oberarzt Dr. med. Z. Halloul abgeschlossen Dr. med. Wieland K. Schulze ab 01. Januar 2011 zum Chefarzt berufen Ratgeber Krebserkrankung 18 20 27 68 78 82 Schlichtungsverfahren aus Sachsen-Anhalt Das internistische Jahr 2010 - Vorträge Notfall an Bord eines Linienflugzeugs Die Zuständigkeit der Ethik-Kommissionen 200 Jahre Hochschulchirurgie Das Kehr-Symposium 31 Somatoforme Schmerzstörung: Betrachtungen aus dem Blickwinkel einer interdisziplinären Schmerzambulanz 71 Mitteilungen der KV 74 75 Das innere Auge Der Saalekreis 76 84 85 86 Leipziger Buchmesse Woyzeck Welten-Segler Gartenreichsommer 2011 88 88 89 90 Neuer Professor für Medizinische Soziologie berufen Professor für Orthopädie berufen Neue Professorin für Anatomie trat ihren Dienst an Geburtstage 10 10 11 12 13 14 15 16 16 16 Fortbildung im Mittelteil Titel: Josip Generalic: Das Mädchen fängt die Schmetterlinge Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 3 Saisonbeginn im Max-Klinger-Haus Ab dem 1. April ist das Max-Klinger-Haus in Großjena wieder für den Publikumsverkehr geöffnet. Das einstige Wochenendhaus des berühmten Leipziger Grafikers, Malers und Bildhauers Max Klinger (1857-1920) in Großjena beherbergt heute eine Dauerausstellung zum Leben und Werk des Künstlers. Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausstellung steht das Verhältnis von Max Klinger und dem Schweizer Maler und Graphiker Arnold Böcklin (1827-1901). Unter anderem wartet das Klinger-Haus mit vier meisterhaften Radierungen auf, die Klinger nach der Vorlage Arnold Böcklins geschaffen hat. Dabei sind es meist die düsteren und gespensterhaften Bildthemen, die Klinger inspiriert hat. Zweifellos war Arnold Böcklin Klingers Vorbild. Mehrere seiner Bilder setzte er in Reproduktionsradierungen um, was seine Verehrung für den Künstler deutlich zum Ausdruck bringt. Zudem widmete Klinger seinen zehnten Zyklus “Eine Liebe”, in dem das tragische Schicksal einer zeitgenössischen Frau geschildert wird, dem Symbolisten Böcklin. Das Widmungsblatt und weitere Blätter aus diesem Zyklus werden erstmals im Max-Klinger-Haus zu sehen sein. Ob Böcklin bei seinem Besuch in Leipzig 1894 Max Klinger auch in seinem Wochenendhaus in Großjena besucht hat, ist ungewiss. Eine Reise wert wäre Das Max-Klinger-Haus ist täglich außer das idyllisch inmitten der Weinberge über der Unstrut liegende Haus Klingers sicherlich gewesen. Das einfühlsam gestaltete Museum und die spektakuläre montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Aussicht von Klingers in unmittelbarer Nähe des Hauses gelegener Grabstätte Weitere Informationen unter www.museumnaumburg.de auf die nahe Domstadt Naumburg lohnt die Reise auch heute noch. w w w. s u r g e r y- a r t. c o m 4 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Editorial Gegen Resistenzen in Kliniken und Köpfen Ignaz Semmelweis hatte es noch vergleichsweise leicht: Gründliche Handdesinfektion genügte, um aus dem Assistenzarzt an einer Klinik mit katastrophalen Sterberaten den „Retter der Mütter“ werden zu lassen - ungewaschene Studentenhände nach der Leichensektion hatten junge Mütter gleich reihenweise mit Kindbettfieber infiziert. Im Jahr 2011 ist mit Semmelweis’ Chlorkalk nichts mehr auszurichten. Defizite sind reichlich auszumachen: „Vernachlässigung oftmals grundlegender Hygienemaßnahmen (wie z. B. Händewaschen) des Personals in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, aber auch der Bevölkerung insgesamt“ gehört dazu. Semmelweis lässt grüßen! Dabei müssten zumindest alle Ärztinnen und Ärzte wissen, wie es besser geht. Denn in Sachen Hygiene ist schon lange kein Arzt mehr ohne Aufsicht und Reglement: Seit Urzeiten gibt es Hygieneverordnungen, in den Krankenhäusern sind Hygienebeauftragte benannt, auch die Praxen niedergelassener Kollegen sind ins Netz der Hygienekontrollen einbezogen. Fundierte Vorschriften zur Hygiene sind wichtig, nutzen jedoch nichts, wenn sie nicht penibel umgesetzt werden. Hygiene muss „gelebt werden“ – nur formale Anforderungen des Gesetzgebers abzuhaken, reicht nicht aus. Doch lässt sich das Hygiene- programm im hochverdichteten Arbeitsalltag eines Krankenhauses tatsächlich umsetzen - oder ist alles nur lästige Pflicht, die in der täglichen Hetze nur Zeit kostet? Auch die Reinigung und Pflege von Instrumenten und Endoskopen lässt sich nicht en passant erledigen; hier braucht es gut ausgebildete und entsprechend bezahlte Fachkräfte. Schnell wird deutlich, dass es für mehr Hygiene mit einem Appell, einem Plakat im Flur und einer Fortbildungsstunde nicht getan ist. einstellen, die resistente Erreger ins Krankenhaus tragen können. Am Ende werden die Akteure des Gesundheitswesens, allen voran Kliniken und auch niedergelassene Ärzte, weitaus mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Denn was wir brauchen, ist nicht nur Ausbildung und bessere Zusammenarbeit aller Beteiligten, sondern vor allem Platz und Zeit für Hygiene im Alltag - nicht aber noch mehr Hygiene-Bürokratie. Viele Zeitgenossen wollten lange nicht wahrhaben, was ihnen Ignaz Semmelweis vor über 150 Jahren zur Hygiene ins Stammbuch schrieb. Auf Resistenzen traf Semmelweis vor allem in den Köpfen seiner Kollegen. Diesmal ist niemand mehr auf Mutmaßungen zum Sinn hygienischer Maßnahmen angewiesen, die Fakten liegen schon klar geordnet auf dem Tisch. Es gibt also keinen Grund, die Verbesserung der Hygiene in unserem Gesundheitswesen nicht anzugehen - weitere Resistenzen können wir uns nicht leisten. Für Ignaz Semmelweis reichte es noch aus, eine überschaubare Menge Studenten zum Händewaschen zu motivieren, um Krankheitserreger einzudämmen. Der nun anstehende Kampf gegen resistente Keime ist ungleich schwieriger. Ärztinnen und Ärzten pauschal leichtfertigen Umgang mit Antibiotika vorzuwerfen, greift zu kurz. Denn angesichts immer mehr immer älterer Kranker müssen sich z.B. Kliniken auch auf immer mehr resistenzgeminderte Patienten Viele Patientinnen und Patienten haben zudem mittlerweile eine verhängnisvolle Erwartungshaltung entwickelt, die oft schon bei einem banalen Infekt vehement nach dem Antibiotikum verlangt. Spätestens bei den riesigen Mengen Antibiotika, die in der Fleischproduktion regelhaft verwendet werden, wird die Lage vollends unübersichtlich. Dr. Theodor Windhorst Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe Leicht geänderter Nachdruck a. d. Westfälischen Ärzteblatt (2011)3 mit frdl. Gen. d. Red. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 5 Mitteilungen aus der Kammer Ärztliche Weiterbildung in Sachsen-Anhalt Monatlich möchten wir an dieser Stelle die Ärztinnen und Ärzte benennen, die erfolgreich ihre Facharztprüfung an der Ärztekammer Sachsen-Anhalt abgelegt haben. Im Monat Februar konnten wir folgende Ärztinnen und Ärzte zum Erwerb des Facharztes beglückwünschen: Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. med. Thomas Lorenz, Halberstadt Facharzt für Allgemeinmedizin Dr. med. Karl Georg Freiherr Schoultz von Ascheraden, Naumburg (Saale) Facharzt für Plastische Chirurgie Dr. med. Simone Preiß, Magdeburg Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin Marcus Fritsche, Bernburg (Saale) Dr. med. Michaela Fuchs, Oschersleben (Bode) Facharzt für Innere Medizin Natalia Baram, Halle (Saale) Nancy Bauer, Wernigerode Dr. med. Michaela Seemann, Genthin Matthias Weickert, Landsberg Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie Jörg-Friedrich Hirte, Genthin Dr. med. Dr. rer. nat. Christoph Jacobi, Magdeburg Neu erteilte Weiterbildungsbefugnisse gemäß der Weiterbildungsordnung vom 16.04.2005 (siehe auch im Internet unter www.aeksa.de) Facharztbezeichnungen: Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. med. Sven Dünkel 18 Monate, davon 12 Monate ambulant und 6 Monate stationär Ambulantes Zentrum (MVZ) am Klinikum Burgenlandkreis GmbH Orthopädische Praxis Humboldtstraße 31 06618 Naumburg (Saale) Thoraxchirurgie Dr. med. Claus May 24 Monate Basisweiterbildung Chirurgie im Verbund mit Dipl.-Med. Jörgen Bretschneider, Dr. med. Thomas Kühnast und Dr. med. Ingo Böttcher und 24 Monate Thoraxchirurgie Asklepios Klinik Weißenfels Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie Naumburger Straße 76 06667 Weißenfels 6 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Humangenetik Prof. Dr. med. Martin Zenker 60 Monate Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg/Med. Fakultät Institut für Humangenetik Leipziger Straße 44 39120 Magdeburg Innere und Allgemeinmedizin Dipl.-Med. Angela Zimmermann 12 Monate Arztpraxis Pflaumenallee 10 06901 Kemberg Innere Medizin und Gastroenterologie Dr. med. Martin Frost 36 Monate Basisweiterbildung Innere Medizin und Allgemeinmedizin im Verbund mit Dr. med. Frank Schmidt und 30 Monate Innere Medizin und Gastroenterologie einschl. 6 Monate internistische Intensivmedizin Krankenhaus Köthen GmbH Klinik für Innere Medizin II Hallesche Straße 29 06366 Köthen (Anhalt) Kinder- und Jugendmedizin Dr. med. Rainer Genseke 54 Monate Altmark-Klinikum gGmbH Krankenhaus Gardelegen Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Ernst-von-Bergmann-Straße 22 39638 Gardelegen Zusatzbezeichnungen: Diabetologie Dipl.-Med. Christiane Girschick 12 Monate Paracelsus Harz-Klinik Paracelsusstraße 1 06507 Bad Suderode Dr. med. Ingo Schiche 12 Monate Paul Gerhardt Diakonie Krankenhaus und Pflege GmbH Paul-Gerhardt-Straße 42-45 06886 Lutherstadt Wittenberg Medikamentöse Tumortherapie Dr. med. Dieter Lampe 12 Monate Asklepios Klinik Weißenfels Frauenklinik Naumburger Straße 76 06667 Weißenfels Sozialmedizin Dr. med. Jürgen Schwamborn 12 Monate Paracelsus Harz-Klinik Paracelsusstraße 1 06507 Bad Suderode Erloschene Weiterbildungsbefugnisse: Für die Unterstützung der Kammerarbeit im Rahmen der Weiterbildung möchten wir nachfolgenden Ärzten herzlich danken: Dr. med. Jörg Mangold, Harz-Klinikum Wernigerode-Blankenburg GmbH, Befugnis für Notfallmedizin endete am 31.01.2011 Kristina Hopf, Krankenhaus MarthaMaria Halle-Dölau gGmbH, Halle (Saale), Befugnis für Innere Medizin endete am 31.12.2010 Dr. med. Jürgen Müller, Asklepios Klinik Weißenfels, Befugnis für Thoraxchirurgie endete am 08.02.2011, Übertragung der Befugnis an Dr. med. Claus May zum 09.02.2011 Hermann Kaufmann, Arztpraxis in Ballenstedt, Befugnis für Allgemeinmedizin endete am 31.12.2010 Dr. med. Tilman Unger, MEDIGREIF Bördekrankenhaus gGmbH, Oschersleben, Befugnis für Innere Medizin endete am 31.10.2010 Neu zugelassene Weiterbildungsstätten: Paracelsus Harz-Klinik Paracelsusstraße 1 06507 Bad Suderode zugelassen für Diabetologie Klinikum Magdeburg gGmbH Birkenallee 34 39130 Magdeburg Klinik für Anästhesiologie zugelassen für Palliativmedizin Online-Befragung zur Evaluation der Weiterbildung Achtung - Terminänderung! Wie die Bundesärztekammer mitteilte, wird die 2. Befragung zur Evaluation der Weiterbildung auf den 1. Juni 2011 verschoben, da aufgrund von Änderungen im Prozessablauf eine komplette Überarbeitung des Webportals erforderlich ist. Befragung der Weiterbildungsbefugten: 01. Juni 2011-31. Juli 2011 Befragung der Weiterbildungsassistenten: 01. Juni 2011-31. August 2011 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 7 Mitteilungen aus der Kammer Referat „Ausbildung zur/zum Medizinischen Fachangestellten“ informiert Anmeldung zur Zwischenprüfung Die Zwischenprüfung findet am 05.07.2011, 14.00 Uhr, statt. Wir erinnern an die rechtzeitige Anmeldung der Auszubildenden Termin 30.04.2011 Bitte beachten Sie: Sollte Ihre Auszubildende zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres noch unter die Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes fallen, überprüfen Sie bitte, ob die Kopie der Bescheinigung der Nachuntersuchung der Kammer vorgelegt wurde. Ist dies nicht der Fall, muss diese bei der Anmeldung zur Zwischenprüfung unbedingt mit vorgelegt werden. Ohne diese Bescheinigung ist eine Zulassung zur Zwischenprüfung nicht möglich! Primärausbildung Die Grundvoraussetzung für die Ausbildung einer Medizinischen Fachangestellten ist das Vorhandensein einer Fachkraft. Fachkraft im Sinne der Berufsausbildung ist, wer den Abschluss als Sprechstundenschwester, Krankenschwester, Gesundheits- und Krankenpfleger, Arzthelferin (mit Arzthelferinnenbrief) oder Medizinische Fachangestellte nachweisen kann. Bei Vorhandensein von 1 Arzt + 1 Fachkraft können bis zu 2 Auszubildende/ Umschülerinnen 1 Arzt + 2 Fachkräften können bis zu 3 Auszubildende/ Umschülerinnen 1 Arzt + 3 Fachkräften können bis zu 4 Auszubildende/ Umschülerinnen insgesamt ausgebildet werden. Ist keine Fachkraft in der Praxis beschäftigt, kann keine Ausbildung erfolgen. Haben Sie eine Mitarbeiterin, die bereits viele Jahre in Ihrer Praxis tätig ist, jedoch keinen Berufsabschluss besitzt, ist eine Ausbildung evtl. möglich. In diesem Fall halten Sie bitte Rücksprache mit den Mitarbeitern des Referates Medizinische Fachangestellte. Zulässige Besonderheiten Bestimmte Berufsgruppen (Aufzählung ist in den Unterlagen enthalten) sowie Abiturientinnen haben die Möglichkeit, den Ausbildungsvertrag um 6 Monate vor Abschluss des Vertrages zu kürzen. Diese Vereinbarung muss vor Abschluss des Vertrages getroffen werden. Es besteht aber die Möglichkeit, den Ausbildungsvertrag über 3 Jahre abzuschließen und dann einen Antrag auf Zulassung zur vorzeitigen Abschlussprüfung zu stellen, wenn die dazu erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Die Unterlagen können ab sofort von der Ärztekammer abgefordert werden. Wer wird Arzthelferin/Medizinische Fachangestellte des Jahres 2011? Deutschland sucht die Arzthelferin/Medizinische Fachangestellte des Jahres 2011. „Arzthelferin Exklusiv“, der führende Beratungsbrief für das Praxis-Team, ist auf der Suche nach der idealen Arzthelferin bzw. Medizinischen Fachangestellten. Bundesweit können Ärzte, Kolleginnen und Patienten ihre Vorschläge bis 30. April 2011 einreichen. „Arzthelferin/Medizinische Fachangestellte sind für Patienten wichtige Ansprechpartner und prägen mit ihrem Fachkönnen und ihrer Freundlichkeit zum Großteil das Praxisklima“, betont Heidrun Polegek, Chefredakteurin des Beratungsbriefs „Arzthelferin Exklusiv“. „Trotzdem stehen sie in der Öffentlichkeit meist im Hintergrund, und das, obwohl sie einen der härtesten Jobs der Welt haben. Im August kommen Fachjuroren zur Bewertung der eingereichten Vorschläge anhand dieser Kriterien zusammen: Fachwissen, Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen, Menschlichkeit, Umgang mit Patienten, Souveränität, Hilfsbereitschaft, Teamfähigkeit, Belastbarkeit , Flexibilität. 8 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Wer meint, die ideale Arzthelferin zu kennen, kann seinen Vorschlag mit diesen Angaben beim PKV Informationszentrum einreichen: Eigener Name und Anschrift, Name der Kollegin, Name und Anschrift der Praxis, Gründe, warum die Kollegin „Arzthelferin 2011“ werden soll unter Berücksichtigung der oben genannten Kriterien. Die Fachjury kürt im August aus allen Einsendungen die 3 qualifiziertesten und beliebtesten Kolleginnen. Sie werden zum „Deutschen Arzthelferinnen-Tag 2011“ nach München eingeladen, wo sie sich mit einem kurzen Vortrag im Plenum vorstellen. Wer sich „Arzthelferin 2011“ nennen kann, entscheiden dann die Teilnehmerinnen des Kongresses. Vorschläge für die „Arzthelferin des Jahres 2011“ sind möglich per Brief an PKV Informationszentrum, Heidrun Polegek, Residenzstraße 24, 80333 München, per Fax an 089 4522809-50 oder im Internet: www. arzthelferin-exklusiv.de Aktuelles zur Fortbildungszertifizierung Stand des individuellen Punktekontostandes EIV - ein einheitliches Verfahren zur elektronischen Erfassung und Verteilung von Fortbildungspunkten Am 31. Dezember 2010 mussten alle Fachärzte, die seit dem 1.1.2006 oder früher in einer Hochschulklinik oder in einem Krankenhaus tätig sind, das einen Versorgungsauftrag mit den Verbänden der Krankenkassen abgeschlossen hat, ihrem Arbeitgeber (Ärztlichen Direktor) den Nachweis, dass sie regelmäßig an Fortbildungen teilgenommen haben, vorlegen. Der Nachweis erfolgte über ein von den Ärztekammern ausgestelltes Fortbildungszertifikat, das erteilt wird, wenn der Erwerb von mindestens 250 Fortbildungspunkten in einem Zeitraum von fünf Jahren belegt werden kann. Das betraf ca. 1500 Fachärzte in Sachsen-Anhalt. Für 78% aller Fachärzte, die in einem Krankenhaus tätig sind, konnte die Ärztekammer das Zertifikat ausstellen. Nach wie vor erreichen die Ärztekammer viele Anfragen zur Problematik der Fortbildungspflicht von Fachärzten im Krankenhaus. Wir möchten in diesem Zusammenhang auf die Internetseiten des „Gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen“ verweisen. Unter der Adresse www.g-ba.de/institution/sys/faq/zur-faq-kategorie/24/ finden sie eine Zusammenstellung der wichtigsten Fragestellungen zum Themenbereich Fortbildung im Krankenhaus. Die Ärztekammer führt seit 2005 für jede Kollegin und jeden Kollegen, die dem zugestimmt haben, ein Punktekonto mit den bereits erworbenen Fortbildungspunkten. Diese Konten sind im Regelfall auf dem aktuellen Stand und können auf der Homepage der Ärztekammer im Kapitel „Onlineservice“ jederzeit eingesehen werden. Verzögerungen bei der Aktualisierung können sich ergeben, wenn die erworbenen Fortbildungspunkte nicht über den elektronischen Informationsverteiler (EIV) an die Ärztekammer gemeldet wurden. In diesen Fällen senden Sie uns bitte Ihre Einzelbescheinigungen zu. Sie werden dann manuell in das Punktekonto eingearbeitet. Verwenden Sie bitte immer Ihre Barcode-Etiketten, wenn Sie an Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen und kleben Sie diese in die ausliegenden Teilnehmerlisten ein. Zusätzlich empfehlen wir Ihnen, sich eine Einzelbescheinigung ausstellen zu lassen, diese dient Ihnen als Nachweis, falls es einmal Probleme mit der Online-Punkteerfassung geben sollte. Aus gegebenem Anlass möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass handschriftliche Eintragungen in den Anwesenheitslisten bei der Registrierung der Punkte nicht berücksichtigt werden können. Abschließend unsere Bitte an die Veranstalter, nehmen Sie keine Änderungen auf den von der Ärztekammer zugesandten Anwesenheitslisten vor. Sollten sich Änderungen des Veranstaltungsdatums, des Themas oder des Veranstaltungsortes ergeben, teilen Sie uns dies rechtzeitig mit, damit wir Ihnen die geänderten Formulare vor Veranstaltungsbeginn zusenden können. Geschieht dies nicht, ist eine Zuordnung der Fortbildungspunkte zu den Teilnehmern nicht möglich. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte per Fax oder Mail an die Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung der Ärztekammer Sachsen-Anhalt: Fax 0391 60547750 Mail: [email protected] | Prof. J. Gedschold, P. Jonzeck Achtung Überprüfung! Aus gegebenem Anlass sieht sich die Ärztekammer Sachsen-Anhalt in der Pflicht, die bisherigen Promotionsarbeiten ihrer Mitglieder stichpunktartig zu überprüfen. Bitte halten Sie hierfür ihre Originalarbeiten und ein digitalisiertes Exemplar bereit. Nähere Hinweise hierzu finden Sie auf Seite 10 dieser Ausgabe. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 9 Presse Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes im vergangenen Jahr, wonach die Präimplantationsdiagnostik (PID) mittels Gewinnung und Untersuchung nicht mehr totipotenter Zellen rechtlich zulässig sei, liege es nun am Gesetzgeber, für die PID einen neuen rechtlichen Rahmen zu setzen. Die Bundesärztekammer hat sich intensiv mit der bevorstehenden Gesetzesentscheidung befasst, sagte Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer und Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer. Er verwies auf ein Memorandum, in dem eine gemeinsame Arbeitsgruppe des Vorstandes und des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer Vorschläge zur Ausgestaltung einer möglichen gesetzlichen Regelung erarbeitet hat. „Das Papier wurde vom Vorstand der Bundesärztekammer in seiner FebruarSitzung verabschiedet“, erklärte Schulze. Im Kern zeige das Memorandum medizinische, ethische sowie rechtliche Argumente für eine begrenzte Zulassung der PID auf. „Demnach sollte es Ziel des Indikationsmodells sein, Paaren mit hohem genetischem Risiko zu einer Schwangerschaft mit einem von dieser genetischen Erkrankung unbelasteten Embryo zu verhelfen. Die ethische Abwägung spricht für eine Zulassung der PID in bestimmten Grenzen und unter kontrollierten Voraussetzungen“, so Prof. Dr. Schulze. Die Bundesärztekammer wolle mit diesem Papier der gesetzlichen Regelung weder vorgreifen, noch diese beeinflussen. „Die Ärzteschaft will Verantwortung übernehmen. Bei den Landesärztekammern angesiedelte PID-Kommissionen könnten vorab prüfen, ob die jeweils geplante PID den rechtlichen und standesrechtlichen Vorgaben entspricht“, sagte Prof. Dr. Schulze. Die vollständige Fassung des Memorandums finden Sie im Internet unter www. baek.de 10 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Welchen Einfluss hat die Arbeit langfristig auf die Gesundheit? Arbeit, Alter und Gesundheit: Mehrjährige bundesweite Studie gestartet Die lidA-Studie (leben in der Arbeit – lidA) beschäftigt sich mit dem Thema Arbeit, Alter und Gesundheit. Stellvertretend für alle sozialversicherungspflichtig Erwerbstätigen der Jahrgänge 1959 und 1965 werden seit Februar 2011 bundesweit rund 6.600 Personen befragt. Untersucht werden soll der langfristige Einfluss von Arbeit auf die Gesundheit älter werdender Erwerbstätiger. Das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg führt gemeinsam mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen diese Studie durch. Im Februar 2011 startete die Befragung, die von infas organisiert und durchgeführt wird. Weitere Informationen zur Studie unter www.lidastudie.de. Fortsetzung: Achtung Überprüfung April April! Ihre Ärztekammer fotolia.de Position der Bundesärztekammer zur PID Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert Prostatakarzinomzentrum am Sana Ohre-Klinikum Die Klinik für Urologie, Kinderurologie und Uroonkologie hat sich erfolgreich in einem aufwändigen Verfahren den strengen Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und der internationalen Qualitätsnorm DIN ISO 9001 der Zertifizierung gestellt. Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. hat damit der dritten Klinik in Sachsen-Anhalt den Titel: „Prostatakarzinomzentrum“ verliehen. Das Zertifkat wurde in einem festlichen Akt in Anwesenheit des Landrates des Bördekreises Thomas Webel am 9. März 2011 im Sana Ohre-Klinikum übergeben. und Uroonkologie in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Zentrum“, so Dr. Jens Schick, Generalbevollmächtigter der Sana Kliniken AG, Region Ost. „Wir beglückwünschen das Sana OhreKlinikum zum erreichten Zertifikat. Das Klinikum verfügt konzernweit als einzige Klinik über ein zertifiziertes Prostatakarzinomzentrum“. Mit den erlangten Qualitätssiegeln, wie „Babyfreundliches Krankenhaus“, „Ausgezeichnet für Kinder“ und „Zerti- fiziertes Prostatakarzinomzentrum“ hat das Sana Ohre-Klinikum erneut seinen hohen Qualitätsstandard bewiesen. Das Sana Ohre-Klinikum versorgt jährlich ca. 14.000 stationäre und ca. 20.000 ambulante Patienten. Mit 550 Mitarbeitern zählt das Klinikum zu einem der wichtigen Arbeitgeber der Region. Seit 2007 gehört das Sana Ohre-Klinikum zur Sana Kliniken AG, einer der führenden privaten Klinikbetreiber Deutschlands. I Pi Sana-OhreKlinikum Das neue Zentrum unter Leitung von Privatdozent Dr. med. Frank Reiher betreut Prostatakarzinompatienten in allen Stadien fächerübergreifend, von der Diagnostik bis zur Therapie. Kernpunkte sind prä- und posttherapeutische Konferenzen. „Die Netzwerkbildung war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum zertifizierten Zentrum“, so Chefarzt Dr. Reiher. „Aus diesem Grunde haben wir die Zusatzbezeichnung Interdisziplinäres Prostatakarzinomzentrum gewählt. Zum Prostatakarzinomzentrum gehören alle an der Behandlung von Prostatakrebspatienten beteiligten Experten des klinischen und niedergelassenen Bereiches. Jeder Patient erhält so die besten Chancen im Hinblick auf das Behandlungsergebnis und die Lebensqualität.“ Die Klinik für Urologie, Kinderurologie und Uroonkologie bietet das gesamte Spektrum der Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane einschließlich der großen Tumorchirurgie. „Mit über 1.800 Fällen im Jahr ist die Klinik für Urologie, Kinderurologie Behandlungsteam, v.l.n.r.: Dr. med. Ralf Czernicki, PD Dr. med. habil Frank Reiher, Dr. med. Per Friedrichsen, Kaweh Diako www.akdae.de: Drug Safety Mail www.akdae.de: Neue Arzneimittel Vermissen Sie unsere Hinweise der Arzneimittelkommission? Wir verweisen auf unsere Internetseite www.aerzteblatt-sachsen-anhalt.de Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 11 Presse Deutsche Krebshilfe fördert Projekt mit 500.000 Euro Dr. med. Annette Krummenerl 12 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Patienten übertragen. „Ziel ist es, Möglichkeiten und Wege aufzuzeigen, unter welchen Bedingungen ältere Patienten verstärkt in klinische Studien eingeschlossen werden können“, sagt Dr. Annette Krummenerl, die das Forschungsprojekt am KKS koordiniert. Das Projekt trägt den Titel: „Entscheidungsfindung zur Teilnahme älterer Patienten mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom an klinischen Studien -Prätherapeutisches und Postoperatives geriatrisches Assessment, Studienmotivation bei Prüfärzten und Patienten“. Der Kurztitel lautet “AMOTE – Assessment and MOTivation of the Elderly”. Dabei kooperiert das KKS Halle mit dem Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Medizinischen Fakultät (Prof. Dr. Haerting), der bundesweiten Arbeitsgruppe „Geriatrische Onkologie“ innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO, PD Dr. Wedding) und der Studienleitung der PETACC-6-Studie (Prof. Dr. Schmoll, Klinik für Innere Medizin IV, Martin-Luther-Universität). Es handelt sich um ein aus zwei Teilen bestehendes Begleitforschungsprojekt zur PETACC-6-Studie zum lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom. Einerseits geht es um die Beurteilung des Einflusses der Begleitfaktoren und -erkrankungen auf die Therapie und damit letztlich auf das Überleben von Patienten über 70 Jahren mit fortgeschrittenem Rektumkarzinom. Dabei sollen sowohl die Daten von Patienten im Rahmen der PETACC-6-Studie als auch von Patienten ohne Studienteilnahme analysiert werden. Zum anderen soll mittels Telefon- und Onlinebefragungen unter dem Prüfpersonal (welches die PETACC-6-Studie durchführt) und den Patienten geklärt werden, welche Gründe gegen den Einschluss von älteren Patienten in klinische Studien vorgebracht werden beziehungsweise welche Ursachen zum Abbruch der Studienteilnahme führen. Die Daten werden altersbezogen erfasst und miteinander verglichen, um Erkenntnisse für die Planung zukünftiger Studien zu gewinnen I Pi UKH fotolia.de Das Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität erhält eine Förderung in Höhe von 500.000 Euro von der Deutschen Krebshilfe. Im Rahmen eines Forschungsprojektes sollen Kriterien für die Verbesserung der Aussagekraft von klinischen Studien – und damit der späteren klinischen Anwendung – durch den Einschluss älterer Patienten erarbeitet werden. Damit, so dessen Geschäftsführer Dr. Jörg Steighardt, sei es erstmals gelungen, Mittel dieser Größenordnung in ein vom KKS initiiertes Projekt einzuwerben. Ältere Patienten weisen im Vergleich zu jüngeren Patienten häufiger Begleiterkrankungen auf und erfüllen dadurch in Deutschland oft nicht die eng gefassten Einschlusskriterien für klinische Studien. Deshalb entspricht die Altersverteilung der Patienten in klinischen Prüfungen häufig nicht der Altersverteilung von Tumorpatienten in der medizinischen Versorgung. Somit lassen sich die in klinischen Studien gewonnenen Erkenntnisse nicht oder nur eingeschränkt auf ältere Strahlentherapie bei Krebs Tumorstammzellen gezielt ausschalten Bei Krebs sind ausschließlich bestimmte Zellen für die Ausbreitung der Erkrankung verantwortlich: die sogenannten Tumorstammzellen. Eine Strahlentherapie kann sie dauerhaft ausschalten. Für den Behandlungserfolg ist es jedoch wichtig, die Anzahl der Stammzellen im Tumor zu kennen, um die Strahlendosis darauf abstimmen zu können. Eine neue Nachweismethode könnte hierfür die Voraussetzungen schaffen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich aktueller Forschungsergebnisse hin. fotolia.de Nicht alle Krebszellen bergen das gleiche Risiko. So sind nur Tumorstammzellen in der Lage, ein erneutes Tumorwachstum nach Behandlung auszulösen und Tochtergeschwülste zu bilden. Deshalb sind sie äußerst gefährlich. Eine einzige Zelle kann einen Rückfall auslösen. „Die Strahlentherapie ist ein sehr effektives Verfahren, um Tumorstammzellen abzutöten und eine Rückkehr der Erkrankung zu verhindern“, erklärt Professor Dr. med. Rita EngenhartCabillic, DEGRO-Präsidentin und Leiterin der Klinik für Strahlentherapie an der Universität Marburg. Die heutige Chemotherapie erreicht dies meist nicht. Sie verkleinert Tumoren, indem sie vor allem Nicht-Stammzellen bekämpft. Sie ist insofern weniger erfolgreich, als die Stammzellen überleben und weiterhin Metastasen bilden können. „Doch auch die Strahlentherapie stößt immer wieder an ihre Grenzen. So werden auch bei einer zu niedrigen Dosis nicht alle Stammzellen vernichtet“, berichtet Professor Dr. med. Michael Baumann, der am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden zum Thema Tumorstammzellen forscht. Deshalb versuchen Wissenschaftler derzeit, Tumorstammzellen nachzuweisen und ihre Anzahl zu bestimmen. Denn davon hängt die Wahl der optimalen Strahlendosis ab. Mit einer neuen Methode könnte dies jetzt gelingen. Dafür färbt der Arzt einen Gewebeschnitt des operativ entfernten Tumors an. Dabei werden die Stammzellen an einem Molekül auf der Zelloberfläche erkannt, dem sogenannten CD44-Molekül. „Eine aktuelle Studie aus den Niederlanden an Patienten mit Kehlkopftumoren zeigt, dass mit der Anzahl der Stammzellen auch die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv nach der Bestrahlung steigt. Patienten mit wenigen Stammzellen konnten dagegen geheilt werden“, so Baumann. Dass die Studie wichtige Auswirkungen auf die Therapie hat, meint auch DEGRO-Präsidentin Engenhart-Cabillic: „Künftig können wir möglicherweise nach einer Probeentnahme aus dem Tumor die Zahl der Stammzellen prüfen und die Strahlentherapie danach ausrichten.” Bei einigen Patienten könne es sinnvoll sein, die Strahlendosis anzuheben, um die Heilungschancen zu verbessern. Andere benötigen vielleicht eine geringere Strahlendosis als bisher für notwendig erachtet. Die Strahlentherapie werde die Chemotherapie jedoch nicht ersetzen. Im Gegenteil: „Beide Verfahren können sich gut ergänzen. So gibt es Substanzen, die Tumorzellen für eine Strahlentherapie empfänglicher machen. Setzt man solche Medikamente gezielt ein, könnten sie in Zukunft den Ausgang einer Strahlentherapie positiv beeinflussen“, sagt Engenhart-Cabillic. Noch handelt es sich hierbei jedoch weitgehend um konzeptionelle Überlegungen. Ob diese sich in der Praxis bewähren, müsse zunächst in klinischen Studien untersucht werden. I Pi DEGRO Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 13 Presse „Mit diesen Auszeichnungen haben die jungen Ärztinnen Zeichen gegen zwei weit verbreitete Behauptungen gesetzt: dass die Facharztausbildung mit einer parallelen Forschungstätigkeit nicht kombinierbar ist und dass wissenschaftliche Forschung keinen Platz in städtischen Kliniken findet.“ Prof. Zouboulis v.l.n.r.: Vassiliki Zampeli, Dr. Anja Jung und Aikaterini I. Liakou Erfolgreiches Jahr 2010 für junge Medizinerinnen der Hautklinik Nachdem die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie/Immunologisches Zentrum des Städtischen Klinikums Dessau die Auszeichnung „Deutschland Land der Ideen – Ausgewählter Ort“ für ihre Forschung auf dem Gebiet der Stammzellen im Jahr 2009 erhalten hat, war 2010 ein erfolgreiches Jahr für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Nicht weniger als vier hohe wissenschaftliche Auszeichnungen gingen an junge Ärztinnen der Klinik. Prof. Dr. Christos C. Zouboulis, Chefarzt und Leiter der Forschungslabore der Klinik, zeigte sich besonders stolz über die Erfolge seiner jungen Mitarbeiterinnen, denen nach ihren jeweiligen Preisverleihungen auch von Verwaltungsdirektorin Gabriele Süßmilch, dem Ärztlichen Direktor Dr. Joachim Zagrodnick und Pflegedienstleiter Daniel Behrendt offiziell gratuliert wurde. „Mit diesen Auszeichnungen haben die jungen Ärztinnen Zeichen gegen zwei weit verbreitete Behauptungen gesetzt: dass die Facharztausbildung mit einer parallelen Forschungstätigkeit nicht kombinierbar ist und dass wissenschaftliche Forschung keinen Platz in städtischen Kliniken findet“, sagte Prof. Zouboulis. Dr. Anja Jung, Ärztin in Weiterbildung, erhielt im Oktober im schwedischen Göteborg das Michael-Hornstein-Stipendium für Deutsche Bewerber der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) anlässlich des 19. Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Dermato- 14 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 logie und Venerologie. Dr. Jung bekam mit ihrer Bewerbung und der Qualität ihrer wissenschaftlichen Publikationen die höchste Bewertungsnote von allen Kandidaten aus deutschen Universitäts- und städtischen Kliniken und hat damit den Stipendiumzuschlag erhalten. Der Schwerpunkt der Forschungsarbeit von Dr. Anja Jung liegt bei Autoimmunkrankheiten der Haut und den kutanen Mastzellen. Die aus Stendal stammende Ärztin war bereits 2009 von der Norddeutschen Dermatologischen Gesellschaft mit einem Posterpreis für ihre Arbeit „Aggressive systemische Mastozytose mit Beteiligung der langen Röhrenknochen: erfolgreiche Behandlung mit Imatinib“ und von der Dermatologischen Gesellschaft Sachen-Anhalt mit dem Preis für die beste Kasuistik der Jahrestagung prämiert. Die EADV hat im Rahmen des verliehenen Stipendiums Dr. Anja Jung zu ihrem Mitglied genannt. Den mit 3 000 Euro dotierten Preis des Alumni-Vereins der Bildungsgesellschaft Griechenlands erhielt im vergangenen Jahr Aikaterini I. Liakou, Ärztin in Weiterbildung und Doktorandin der Klinik. Der Preis wird durch die Bildungsgesellschaft Griechenlands zur Förderung einer wissenschaftlichen Karriere verliehen. Die aus Athen stammende Ärztin wurde für ihre hoch benoteten gymnasialen und universitären Leistungen ausgezeichnet. Liakou ist bereits Stipen- diatin des durch die EU geförderten Erasmus-Programms. Ihre wissenschaftlichen Interessen liegen auf der Erforschung des Einflusses verschiedener Zellen der Haut auf die Psoriasis, einer der häufigsten Hautkrankheiten, und auf die Beteiligung von anaeroben Bakterien an der Entwicklung der Hidradenitis suppurativa/Akne inversa. An Dr. Evgenia Makrantonaki, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie, ging der Lierac-Dermatologie-Forschungspreis in Kooperation mit der Französischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie. Dr. Makrantonaki erhielt den mit 8 500 Euro dotierten Preis für ihr Forschungsprojekt „Einfluss der Hormonreduktion auf die UV-induzierte Alterung der Haut bei Europäern und Asiaten“ auf der Jahrestagung der Französischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie im Dezember in Paris. Die aus Thessaloniki, Griechenland, stammende Ärztin befindet sich trotz ihres junges Altes auf dem Weg zur Habilitation und wurde bereits mehrmals für ihre wissenschaftlichen Leistungen während ihrer Dissertation und der anschließenden Facharztausbildung am Städtischen Klinikum Dessau mit wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet. Sie ist Trägerin des Tiburtius-Preises 2007 der Berliner Universitäten und sie hat den Hermal Förderpreis Dermatologie 2006, den William Cunliffe Scientific Award 2006, den Research on Skin Dryness Award 2008 und den Beauty Care Prize 2009 der Arbeitsgemeinschaft kosmetische Dermatologie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft erhalten. Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Makrantonaki sind die molekulare Hautalterung und der Einfluss der Hormone sowie die Entwicklung induzierter postembryonaler Stammzellen aus Zellen der Haut. Das Quartett der Preisträgerinnen komplettiert Vassiliki Zampeli, Ärztin in Weiterbildung und Doktorandin der Klinik. Sie erhielt das mit 10 000 Euro dotierte Kurt und Eva Herrmann-Stipendium, das von der AlfredMarchionini-Stiftung zur Förderung der medizinischen Wissenschaft verliehen wird. Die aus Preveza, Griechenland, stammende Ärztin erhielt das Stipendium für weiterführende Arbeiten ihrer Dissertation mit dem Titel „Die adipogene Differenzierung humaner Fibroblasten der Haut“. Die Arbeit steht im Zusammenhang mit dem Projekt „Reprogrammierung humaner Hautstammzellen“ der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie/Immunologisches Zentrum des Städtischen Klinikums Dessau in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Molekulargenetik in Berlin, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Vassiliki Zampeli beschäftigt sich mit der Biologie der Hautzellen des Menschen und interessiert sich für die Funktion der Hautlipide und der häufigsten Hauterkrankung, der Akne. Flankierend zu diesen renommierten wissenschaftlichen Preisen konnte sich die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie/Immunologisches Zentrum des Städtischen Klinikums Dessau auf die erfolgreiche Arbeit der aus Kairo stammenden Ärztin Rana Elewa, der einzigen medizinischen Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Sachsen-Anhalt, auf dem Gebiet der Fette der menschlichen Haut als dermatologisch und kosmetologisch wichtige Modulatoren für Hautgesundheit und Krankheit freuen. Die kleine ägyptische Klinikgemeinde aus der Ain Shams-Universität von Kairo fand mit Prof. Dr. M. Badawy Abdel-Naser, der als renommierter Spezialist für die Vitiligo-Krankheit nach Dessau kam, um das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Nachweis der Wirkung von Talgdrüsenzellen auf die Proliferation und Pigmentsynthese von Melanozyten“ durchzuführen, erfreulichen Zuwachs. I Pi Städtisches Klinikum Dessau Positive Entwicklung der Organspende in den DSO-Regionen Die regionalen Jahresberichte der sieben DSO-Regionen zeigen einen Aufwärtstrend der Organspendezahlen. Mit insgesamt 1.296 Organspendern wurde ein bundesweiter Durchschnitt von 15,9 Organspendern pro Million Einwohner erreicht. In den Regionen Nord, Baden-Württemberg und vor allem in Mitte konnte eine Steigerung der Zahlen verzeichnet werden. Die weiteren DSO-Regionen erreichten die Ergebnisse des Vorjahres. Insgesamt 1.296 Organspender gab es im Jahr 2010 – davon allein 202 in der DSO-Region Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland), die mit einem Plus von 45,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr den höchsten Zuwachs erreichte. Die Regionen Nord (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, SchleswigHolstein) und Baden-Württemberg konnten die Zahl der Organspender um 11,5 Prozent bzw. 5,5 Prozent steigern. Den Bundesdurchschnitt führt weiterhin die Region Nord-Ost (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) mit 19 Organspendern pro Million Einwohner an. Ihr folgen die DSO-Regionen Mitte mit 18,2 und Ost (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) mit 17,7 Organspendern pro Million Einwohner. Bayern und NordrheinWestfalen liegen unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 15,9 Organspendern pro Million Einwohner, konnten die Vorjahreszahlen aber stabilisieren. I Pi DSO Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 15 Presse Universitätsklinikum Magdeburg Habilitationsverfahren von Oberarzt Dr. med. Z. Halloul abgeschlossen Die ROTE LISTE® 2011 erscheint im April • Buchform noch immer gefragt • Neu: Zusätzliche Angabe von ATC-Code Fast jeder kennt sie, in kaum einer Arztpraxis fehlt sie – die ROTE LISTE®. Bereits zum 51. Mal erscheint das Buch im April 2011. Als unverzichtbares Arbeitsmittel für die tägliche Praxis ist sie selbst in Zeiten des Internets ein Bestseller in Buchform. Jährlich erscheint das Werk, zu dem Ärzte und Apotheker stets dann greifen, wenn sie präzise Informationen zu Arzneimitteln benötigen. Nicht nur ein Arzneimittelverzeichnis Zusätzlich bietet die ROTE LISTE® zahlreiche weitere nützliche Hinweise. So finden sich beispielsweise Informationen zu Medikamenten im Zusammenhang mit Schwangerschaften, bei Alkoholkonsum oder im Straßenverkehr. Im Kapitel „Antidotarium“ sind die wichtigsten Stoffe aufgeführt, die bei Vergiftungen einzusetzen sind. Ob rechtliche und medizinische Hinweise zu Betäubungsmitteln, Impfempfehlungen oder Notfalldepots – die ROTE LISTE® informiert zu all diesen Themen. Auflage: 285.000 Seitenanzahl: 2.352 Präparateeinträge: 8.280 Darreichungsformen: 10.180 (davon 6.288 rezeptpflichtige) Preisangaben: 33.737 Die ROTE LISTE® 2011 Buchausgabe erhältlich ab April 2011 ISBN-13: 978-3939192503, Preis: € 78,00 E-Mail: [email protected] Internet: www.rote-liste.de 16 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Dr. med. Z. Halloul, Leiter des Arbeitsbereiches Gefäßchirurgie der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr. med. H. Lippert) hat am 3. Februar 2011 die Antrittsvorlesung im Rahmen seines Habilitationsverfahrens gehalten. Thema war die Bedeutung der „Mesenterialen Ischämie“. Es ordnet sich ein in die Gesamtthematik des Verfahrens, welches sich mit der Evaluierung von Schädigungsparametern zur peri- und postoperativen Beurteilung von Transplantatlebern beschäftigt. Mit der Verteidigung der Arbeit finden auch begleitende Forschungsarbeiten von Dr. Halloul in der Abteilung für Experimentelle Operative Medizin (Leiter: Prof. Dr. rer. nat. W. Halangk) ihren erfolgreichen Abschluss. Sana Ohre - Klinikum Haldensleben Dr. med. Wieland K. Schulze ab 01. Januar 2011 zum Chefarzt berufen Am 01. Januar 2011 trat Dr. med. Wieland K. Schulze die Nachfolge des langjährigen Chefarztes Herrn Dr. med. Hans-Joachim Presser an. Der 39-jährige gebürtige Ascherslebener studierte an der Universität Magdeburg und promovierte 2000. Die Facharztausbildung absolvierte Dr. Schulze von 1999 bis 2005 am Krankenhaus Altstadt mit der Promotion und erlangte die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin sowie die Zusatzbezeichnung Internistische Intensivmedizin. Seit 2005 war Herr Dr. Schulze als Oberarzt der Klinik für Kardiologie/Diabetologie im Zentrum für Innere der Klinikum Magdeburg gGmbH tätig, seit 2009 wirkte er in dieser Klinik als Leitender Oberarzt. Neben seiner beruflichen Tätigkeit im Klinikum ist er als Notarzt im Rettungsdienst, Magdeburg und seit 2002 als verantwortlicher Arzt im Katastrophenschutzzug des Landes Sachsen-Anhalt tätig. Seit 2007 ist Dr. Wieland K.Schulze leitender Notarzt der Landeshauptstadt und gehört seit 2009 dem Aufsichtsrat des Klinikums Magdeburg gGmbH an. Zusätzlich ist er als Oberstabsarzt der Reserve im Landeskommando Magdeburg als Sanitätsoffizier für zivil- und militärische Zusammenarbeit tätig. „Ich bin im Sana Ohre-Klinikum sehr warmherzig aufgenommen worden. Das Einleben in meine neue Tätigkeit als Chefarzt der Klinik für Innere Medizin wurde mir durch das hoch motivierte Team von Ärzten und Pflegekräften sehr leicht gemacht“, so Dr. Schulze. I Pi Sana Ohre-Klinikum Ratgeber Krebserkrankung Neue grüne Broschüre Ende 2010 wurde von der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft (SAKG) ein brandneuer „grüner“ Ratgeber Krebserkrankungen veröffentlicht. „Mit Leib und Seele leben. Was Krebserkrankte für sich tun können“ kann kostenfrei in der Geschäftsstelle der SAKG per Post (Paracelsusstraße 23, 06114 Halle (Saale)), telefonisch (0345 4788110) oder per E-Mail ([email protected]) angefordert werden. Die Broschüre informiert über Maßnahmen und Aktivitäten, die auch aus wissenschaftlicher Sicht empfehlenswert für die Förderung der persönlichen Lebensqualität bei Krebspatienten sind. Die zentralen Themen dieses Heftes sind Ernährung, Bewegung und Sport sowie die seelische Balance. Es werden hilfreiche Tipps gegeben, die auf die jeweiligen Krebserkrankungen abgestimmt sind. Zum Beispiel bei einer Darmkrebserkrankung wird eine besondere Ernährung, bestehend aus einer leichten Vollkost, empfohlen. Aber auch Appetitlosigkeit und Geschmacksverlust, die durchaus während einer Krebserkrankung auftreten können, werden in diesem Ratgeber ausführlich erörtert. Geeignete Sportarten und Trainingsmethoden in der Krebsnachsorge sind weitere wichtige Punkte, die in dieser Broschüre eingehend besprochen werden. Ein Leben mit der Diagnose Krebs erfordert einen strukturierten, aber auch entlasteten Alltag, der durch verschiedene Entspannungsverfahren und Körperübungen erreicht werden kann. Neben altbekannten Verfahren wie Meditation oder autogenes Training, werden fernöstliche Techniken vorgestellt. So können Yoga und Qigong, insbesondere in belastenden Situationen, beruhigend auf seelische und körperliche Prozesse einwirken. Diese Broschüre soll Krebserkrankten helfen, ein Stück weit ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und etwas für sich und ihren Körper zu tun. I Pi Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft 15. Offene Europäische Fechtmeisterschaften der Medizin-Berufe a. W. am Samstag, 11. Juni 2011 in Dillingen/Saar - Sporthalle West (am Eisstadion) Startberechtigt sind alle Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker sowie sonstige Angehörige der Medizinberufe und die Studierenden und Azubi der entsprechenden Fächer mit gültigem Sportpass. örtlicher Organisator: Dr. med. Hans-Wilhelm Deutscher Illtalstraße 58 66571 Eppelborn-Bubach Tel.: (06881) 7026 Fax: (06881) 897399 E-Mail: [email protected] oder [email protected] Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 17 Schlichtungsverfahren aus Sachsen-Anhalt im Jahr 2010 Antragsentwicklung Norddeutsche Schlichtungsstelle 2007 - 2010 2010 waren mit 4005 neuen Fällen in der Gesamtbetrachtung des gesamten norddeutschen Zuständigkeitsbereiches, der sich auf die 9 norddeutschen Landesärztekammerbereiche Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen erstreckt, nach einem signifikanten Anstieg 2007/2008 im Vergleich zu 2008 (4010) und 2009 (4004) fast gleich bleibende Antragszahlen zu verzeichnen. Antragsentwicklung in Sachsen-Anhalt Die Antragsentwicklung der letzten Jahre seit 2005 im Kammerbereich Sachsen-Anhalt zeigt bei gleich hohem Niveau 2005 bis 2008 ein abgesenktes Niveau für 2009 und 2010 bei ca. 270 Anträgen pro Jahr (2010: 273 Anträge). Entscheidungen in Sachsen-Anhalt 2010 Im Jahre 2010 wurden 183 Verfahren aus dem Kammerbereich Sachsen-Anhalt mit einer Entscheidung über die geltend gemachten Schadenersatzansprüche abgeschlossen. Der Prozentsatz der begründeten Ansprüche (Behandlungsbzw. Aufklärungsfehler und Kausalität bejaht) lag 2010 im Kammerbereich Sachsen-Anhalt bei 34,4 % (2009: 21,6 %). Die häufigsten Krankheiten, die 2010 aus Sachsen-Anhalt zu der Anrufung der Schlichtungsstelle führten, waren Arthrosen (Hüft- und Kniegelenk), Verletzungen des Knies und Unterschenkels, gutartige Neubildungen, Verletzungen der Hüfte und des Oberschenkels, Krankheiten der Verdauungsorgane, ischämische Herzkrankheiten sowie sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens. 18 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Blick auf die Versorgungsebenen Die Auswertung der Behandlungsorte (Versorgungsebenen) zeigt, dass die Fälle überwiegend aus dem Klinikbereich (74 %) stammen (2009: 76 %), während der niedergelassene Bereich mit lediglich 26 % (2009: 24 %) beteiligt war. Insgesamt handelte es sich in den 183 entschiedenen Fällen um 226 Antragsgegner (Ärzte, Abteilungen), von denen 168 im Krankenhausbereich und 58 im niedergelassenen Bereich anzusiedeln waren. Die Beteiligung der einzelnen Fachgebiete ist im Vergleich der Versorgungsebenen naturgemäß sehr unterschiedlich: Die Analyse der festgestellten ärztlichen Fehler zeigt Schwerpunkte bei Arthrosen, ischämische Herzkrankheiten, Krankheiten der Verdauungsorgane, zerebrovaskuläre Krankheiten, Krankheiten der Venen und der Gallenblase, Verletzungen des Abdomens, Verletzungen des Knies und Unterschenkels sowie der Knöchelregion und des Fußes. Die Fehlerarten sind im Klinikbereich und niedergelassenen Bereich unterschiedlich: Schwerpunkte im Klinikbereich gab es bei der operativen Therapie mit 13,1 % (Wahl der Operationsmethode, technische Durchführung und postoperatives Management), der bildgebenden Diagnostik 7,1 % (Fehlinterpretation und Übersehen von Frakturen sowie Mängel in der bildgebenden Verlaufskontrolle), bei der Diagnostik allgemein 6,6 % (Mängel bei Anamneseerhebung, klinischer Untersuchung, Zusatzuntersuchungen wie z. B. Labor etc.) und in der Indikationsstellung 3 %. Schwerpunkte im niedergelassenen Bereich lagen bei der Diagnostik allgemein mit 17,2 % (Mängel bei Anamneseerhebung, klinischer Untersuchung, Zusatzuntersuchungen wie z. B. Labor etc.), der bildgebenden Diagnostik 6,9 %, der operativen Therapie 4,1 % und der Indikation 3,4 %. Insgesamt ergibt sich bei Analyse der erhobenen Daten für den Kammerbereich Sachsen-Anhalt mit Ausnahme der Zunahme von Anträgen im niedergelassenen Bereich gegen Orthopäden (bei gleichzeitiger Abnahme im Klinikbereich) und des allgemein gestiegenen Prozentanteils der begründeten Ansprüche ein gegenüber den Vorjahren nicht signifikant unterschiedliches Bild. Rechtsanwalt Johann Neu Geschäftsführer Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern Hans-Böckler-Allee 3 30173 Hannover Tel: +49 511 380 2416 oder - 2420 Fax: +49 511 380 2406 [email protected] www.schlichtungsstelle.de Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 19 Das internistische Jahr 2010 Jahresrückblick des Zentrums für Innere Medizin des Universitätsklinikums Magdeburg am 15. Januar 2011 im Herrenkrug Parkhotel Magdeburg - Vorträge - Jahresrückblick 2010 der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten Mertens, P. R. In diesem naturgemäß sehr subjektiven Jahresrückblick auf das Jahr 2010 sind Aktivitäten der Klinik zusammengefasst, erweitert um einige highlights der jeweiligen Fachdisziplin. Nephrologie Durch die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) wurde im Jahr 2010 eine bundesweite Initiative koordiniert, die als Thema die kooperative Patientenversorgung durch Hausärzte/Internisten und Nephrologen bei vorliegender Nierenfunktionsstörung hatte. In drei abgestimmten Vorträgen wurde der interaktive Versorgungscharakter zwischen hausärztlich/internistischen Kollegen und Nephrologen herausgearbeitet. Hintergrund ist die teils präventive, teils durch spezifische Intervention verbesserte Versorgung von Patienten mit Nierenfunktionsstörungen, die auf zwei Fortbildungsveranstaltungen in Sachsen-Anhalt, in Halle und Magdeburg, vermittelt wurden. Nach dem Bundesmantelvertrag 9.1.6 (konsiliarische Kooperation nach §3, Abs. 1) wird eine konsiliarische Mitbetreuung 20 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 unterhalb einer abgeschätzen (e)GFR von 60 ml/min bzw. bei Zutreffen einer der folgenden Punkte empfohlen: Proteinurie oder Mikroalbuminurie bei 2 Bestimmungen >20 mg/l bei Diabetikern bzw. >200 mg/l bei Nichtdiabetikern; Mikro- oder Makrohämaturie oder Erythrozyturie bei 2 Bestimmungen; arterielle Hypertonie mit RR >150/90 mmHg trotz dreifacher medikamentöser Kombinationstherapie; Verschlechterung der Nierenfunktion (Clearance) um mehr als 5 ml/min/Jahr; morphologische Nierenveränderungen oder nierenspezifische Komorbiditäten bei einer eGFR <60 ml/min. Betrachtet man die demographischen Daten hinsichtlich der Prävalenz einer chronischen Niereninsuffizienz, die aus den USA und Norwegen (jedoch nicht Deutschland) vorliegen, kann von einer eGFR <60 ml/min bei 10,3 bis 13,1% der Bevölkerung ausgegangen werden (Coresh et al, JAMA 2007). In Abbildung 1 ist schematisch aufgeführt, wie eine kooperative Patientenbetreuung aussehen könnte. Angegeben sind Maßnahmen, die durch den Nephrologen initiiert und zurückgemeldet werden sollten. Eine Vorstellungsfrequenz zwischen 2-jährlich nach der initialen Abklärung einer Nierenschädigung bis hin zu regelmäßig, eventuell wöchentlich, bei Prä-Dialysepatienten, ist hierbei angedacht. Eindrucksvoll zeigen sich positive Effekte einer Patientenschulung. In dieser kann eine Aufklärung hinsichtlich Ernährung/Diätregime, Lebensstil, nephrotoxischen Substanzen und Medikamenten sowie Risiken für das Fortschreiten einer Nierenerkrankung, mögliche Nierenersatzverfahren, Komplikationen chronischer Nierenkrankheiten und die medikamentösen Einflussfaktoren erfolgen (Wu et al., Nephrology Dialysis Transplantation 2009). Bei niereninsuffizienten Patienten tritt mit hoher Prävalenz eine Eisenmangelsituation auf, bedingt durch gastrointestinale (Mikro-)Blutungen, gehäufte Blutabnahmen sowie Verluste bei einer eventuell durchgeführten Dialysebehandlung. Die jährlichen Verluste addieren sich bis zu 3 g. Dies erfordert eine zusätzliche Eisensubstitution, neben der diätetischen, um die Gesamtkörpereisenreserven von 3 bis 5 g aufrecht zu erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie hat die Stadien des Eisenmangels in ihren neuen Leitlinien sehr gut zusammengefasst. Sie weist darauf hin, dass zur Bestimmung eines „signifikanten“ Eisenmangels bei Erythropoetin-substituierten Dialysepatienten der Anteil an hypochromen Erythrozyten als guter Indikator eingesetzt werden kann (Bovy et al., Nephrology Dialysis Transplantation 2007). Schwer gestaltet sich die Interpretation von Ferritinwerten, da bei entzündlichen Veränderungen des Körpers die Ferritinspiegel ansteigen. In 2010 wurden als Quelle erhöhter Serum-Ferritinwerte Monozyten und Makrophagen sowie proximale Tubuluszellen identifiziert (Cohen at al., Blood 2010). Die Steigerung der Serum-Ferritinspiegel stellt einen Versuch des Organismus dar, Eisenmoleküle im Blut abzufangen. Serumferritin ist nicht oder nur gering mit Eisen beladen. Das Abfangen von Eisen stellt eine Strategie zur Infektbekämpfung dar, da Bakterien zum Wachstum Eisen benötigen. Dies erklärt die Empfehlung, bei einem bestehenden Infekt keine Eisensubstitution durchzuführen. Bei Hämodialysepatienten liegen Daten zur 2-Jahres-Sterblichkeitswahrscheinlichkeit vor, die eine Korrelation mit Serum-Ferritin- und Transferrinsättigungs-Werten erkennen lassen. In einem Ferritinkonzentrationsbereich zwischen 200 und 1.200 ng/ml ist die 2-Jahres-Sterblichkeitswahrscheinlichkeit nicht erhöht, steigt jedoch unterhalb und oberhalb dieses Bereichs an (Kalantar-Zadeh et al., cJASN 2006). Die Höhe der Transferrinsättigung korrelierte eng mit der 2-Jahres-Sterblichkeit bei der Datenanalyse von über 58.000 Hämodialysepatienten. Am niedrigsten war die Sterblichkeit bei einer Sättigung zwischen 45 und 49,9 %, eine geringere oder höhere Transferrinsättigung waren jeweils mit ansteigenden Mortalitätsraten verbunden. Eine pharmakologische Innovation der letzten Jahre stellen „stabile“ Eisencarboxymaltose-Komplexe dar, die aufgrund des protrahierten Freisetzens von Eisen eine rasche intravenöse Applikation (z.B. über 15 min können bis zu 1.000 mg Abb. 1 Gerade nach Initiierung einer regelmäßigen Nierenersatztherapie wird die Interaktion zwischen Hausarzt und Nephrologen besonders intensiv sein. infundiert werden) ermöglichen. Mit diesen neuen Präparaten können die Körpereisenspeicher ohne regelmäßige intravenöse Zugänge sicher aufgefüllt werden. Weiterhin belegen kürzlich publizierte Studien, dass Patienten mit Herzinsuffizienz von einer Eisencarboxymaltose-Gabe profitieren können, da die klinischen Zeichen der Herzinsuffizienz sich signifikant verbesserten. Aktuelle klinische Studien untersuchen, welche Eisen-Dosisregime zur optimierten Blutbildung bei niereninsuffizienten Patienten eingesetzt werden sollen, wie dies die Langzeitwirksamkeit und den Verbrauch der Erythropoese-stimulierenden Agenzien beeinflusst. An diesen Studien nimmt die Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten in Magdeburg teil. Weitere Aktivitäten der Klinik betreffen die Behandlung von Patienten mit Leichtkettennephropathien, insbesondere der cast Nephropathie. In den letzten Jahren ist herausgearbeitet worden, dass bei Patienten mit fehlender Remission der Nierenfunktion und bestehender cast Nephropathie die Prognose signifikant schlechter ist als bei Patienten mit Wiederaufnahme der Nierenfunktion (Leung et al., Kidney Int., 2008). Als mögliche Therapieoption bei bioptisch gesicherter cast Nephropathie kann eine high-cut-off Dialysebehandlung durchgeführt werden. Diese soll bei eingeleiteter Chemotherapie durch Elimination von Leichtketten aus dem Blut die Erholung der Nierenfunktion verbessern (Hutchison et al., cJASN 2009). In einer multizentrischen Studie werden derzeit Patienten aufgenommen, um die Wirksamkeit einer solchen high-cut-off Dialysebehandlung systematisch zu untersuchen (Eulite-Studie). Hypertensiologie Die enge Korrelation eines erhöhten Blutdrucks mit der Schlaganfall-Inzidenz und damit einhergehenden Mortalität wurde in allen Altersklassen durch Studien bestätigt. Im Jahr 2010 gab es den interessanten Ansatz von Rothwell, der als Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 21 22 Neurologe die Blutdruckunterschiede zwischen zwei Visiten unter die Lupe nahm (Lancet, 2010). In seinen Analysen von Studiendaten zur Europäischen Carotis-Chirurgie (n=2.646) und des dänischen transient ischemia attack trials (n=2.269) wurden die Patienten hinsichtlich ihrer Blutdruckvariabilität in Dezilen (Standardabweichung des systolischen Blutdrucks innerhalb der ersten sieben Messungen) aufgeteilt. Als Ergebnis fand er eine hochsignifikante Vorhersage des Eintretens von Schlaganfällen durch die systolische Blutdruckvariabilität. Diese Signifikanz spiegelte das Risiko für einen eintretenden Schlaganfall deutlich eher wider als mittlere Blutdruckwerte. Überraschenderweise konnte Rothwell zudem feststellen, dass Medikamente Substanzklassenspezifisch Einfluss auf die Blutdruckvariabilitiät nehmen. Hierbei zeigten sich positive Effekte auf die Blutdruckvariabilität durch Kalziumantagonisten und Nichtschleifendiuretika, während Alpha- und Betablocker sowie ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blocker diesen positiven Einfluss nicht aufwiesen. Es wird von großem Interesse sein zu verfolgen, wie diese Effekte der Blutdruckvariabilität zukünftig bei der medikamentösen Therapie Eingang finden wird, zum Beispiel in Leitlinien. ein Vertriebsstopp für Rosiglitazon am 01.11.2010 durch das BfArM ausgesprochen. Pioglitazon bleibt als einziges Glitazon noch verfügbar, wird jedoch ab April 2011 durch die Kassen nicht mehr vergütet. Bei den Empfehlungen der DDG sind die DPP4-Inhibitoren und GLP1-Analoga jetzt mit in den Algorithmus aufgenommen worden. Bei gleichguten Effekten auf die Glykämie-Parameter weisen sie Vorteile hinsichtlich der zirkadianen Insulinsekretion auf, da eine Glukose-Abhängigkeit besteht. Vor allem vorteilhaft ist die fehlende Gewichtszunahme, ein günstigeres Lipidprofil und die geringe Wahrscheinlichkeit für Hypoglykämien. Diese Effekte konnten in zahlreichen klinischen Studien erhoben werden (Seck et al., 2010, Filozof et al., 2010). Nachteilig sind der höhere Preis der neuen Medikamente sowie die fehlenden Langzeitdaten bzw. Endpunktstudien. Erfreulicherweise ist die Zulassung eines neuen DPP-4-Hemmers mit Linagliptin in Aussicht, wobei eine vornehmlich hepatische Elimination und nur 5 % renale Elimination vorliegt. Hierdurch ergibt sich keine Kontraindikation bei Niereninsuffizienz. Eine Phase III-Studie zu dieser Medikation ist abgeschlossen, die Zulassung im 1. Halbjahr 2011 wird erwartet (Forst et al., Diabet Med 2010). Diabetologie Endokrinologie In 2010 ist als deutlicher Trend erkennbar, dass DPP4-Inhibitoren und GLP1- Analoga Eingang in die antidiabetische Therapie bei Typ II Diabetikern nehmen. Betrachtet man den Markanteil antihyperglykämischer Substanzen (ohne Insulin), fällt ein Rückgang der Verschreibung von Sulfonylharnstoffen von 5 % innerhalb der letzten 12 Monate auf, der Metformin-Umsatz beträgt 53 %, DPP4-Inhibitoren 8 %, GLP1-Analoga 2 %. Als Neuigkeiten aus der Praxisleitlinie 2010 der Deutschen Diabetesgesellschaft ist die Verwendung des HbA1c zur Diabetesdiagnose zu berichten. Erstmalig gibt es zudem evidenzbasierte Diagnosekriterien für den Gestationsdiabetes (HAPO-Studie). In einer publizierten Arbeit von Selvin et al. (NEJM, 2010) wurde die Wahrscheinlichkeit, einen Diabetes zu entwickeln, bzw. das kardiovaskuläre Risikoprofil, bei nicht-diabetischen Erwachsenen in Abhängigkeit von dem glykosylierten Hämoglobins bestimmt. Die Bedeutung des HbA1c für die Diagnosestellung wurde hier schon erkennbar, die aktuellen Leitlinien der DDG empfehlen bei HbA1c-Werten von >6,5% die Diagnose eines „Diabetes“ zu stellen, während unterhalb von 5,7% HbA1c die Diagnose „kein Diabetes“ gestellt werden kann. In dem HbA1cBereich zwischen 5,7 und 6,4% sollten Nüchternglukosebestimmung oder ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt werden. Abhängig von diesen Ergebnissen erfolgt dann eine weitere Einteilung. Zu beachten ist bei diesem Vorgehen, dass die HbA1c-Konzentration im Blut von einigen Einflussfaktoren abhängt, u.a. gestört sein kann bei Hämoglobinvarianten, Veränderungen der Erythrozytenlebensdauer, Urämie, hochdosierter Aspirin-Therapie, AscorbinsäureEinnahme, Schwangerschaft. Bedingt durch die kardiovaskulären Nebenwirkungen wurde In 2010 wurde in einer großen Studie der Frage nachgegangen, wie viel Testosteron ein Mann im Alter benötigt. Die klassischen Testosteronwirkungen auf Muskelmasse und Fettkomposition, den Knochenmineralgehalt, das Befinden, die Erythropoese und der Einfluss auf die metabolischen Parameter legen die Hypothese nahe, dass bei Männern über 60 Jahren mit Androgenmangel eine Substitution günstige Einflüsse haben könnte. In dieser Altersklasse liegt nachgewiesen bei 20 bis 35 % der Männer ein Androgenmangel vor. Nach den meisten Leitlinien wird bei einem Gesamttestosteron-Spiegel >12 nmol/l keine Substitutionsnotwendigkeit gesehen, während bei einem Gesamttestosteron von <8 nmol/l eine Substitution erfolgen sollte. Die klinische Präsentation der Patienten ist jeweils in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen. Kontraindikationen sind vielfältig, u. a. Karzinomerkrankungen der Prostata bzw. der Brust, Polyzythämie, Schlafapnoesyndrom, gravierende Herzinsuffizienz und höhergradige Harnwegsobstruktion. In einem Artikel von Basaria et al. (NEJM 2010) wurde bei 209 Männern >65 Jahren (im Mittel 74 Jahre) mit eingeschränkter Mobilität und verminderten Testosteronwerten (Gesamttestosteron 3,5 bis 12,1 nmol/l) oder mit einem freien Testosteron <173 pmol/l eine Testotsteronsubstitution durchgeführt. Als primärer Endpunkt wurde die Verbesserung der maximalen willkürlichen Muskelkraft nach 24 Wochen mittels Beinpresse und Fitnessgerät getestet. Sekundäre Endpunkte beinhalteten Armkraft, 50 m Gehgeschwindigkeit, Geschwindigkeit und Kraft beim Stuhlsteigen. Über 90 % der Applikationen wurden in beiden Gruppen eingehalten, wobei durch die Substitution bei den 106 Patienten in der Testosterongruppe ein Testosteronwert von 19,9 +/- 14 nmol/l erreicht wurde, während bei der Placebogruppe ein Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Spiegel von 10,1 + - 5,6 nmol/l vorlag. Die Studie musste frühzeitig wegen vermehrter vaskulärer Ereignisse in der Testosterongruppe beendet werden. 23 versus 5 kardiovaskuläre Ereignisse traten in der Testosterongruppe auf, wobei das höchste Risiko bei den höchsten Testosteronspiegeln vorlag. Sicherlich gibt es bei dieser Studie einige Kritikpunkte, die aufgeführt werden können. Es handelte sich um eine kleinere Studie mit geringer Ereigniszahl, das Risikoprofil der Studienpopulation war sehr hoch (64% der Teilnehmer hatten eine KHK) und die Testosterondosis war höher als üblicherweise verwendet. Zudem lag hinsichtlich der kardiovakulären Ereignisse keine strukturierte Datenerfassung vor. In dieser Zusammenstellung ist eine sehr persönliche Wichtung der Innovationen und Neuerungen enthalten. Festge- halten werden kann, dass sich einige Änderungen in den Diagnose- und Therapie-Ansätzen ergeben haben. Die Vorstellung der Jahresrückschau erfolgte im Rahmen einer Veranstaltung des Zentrums Innere Medizin der Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg im Januar 2011. Prof. Dr. med. Peter R. Mertens Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten Universitätsklinikum Magdeburg Leipziger Str. 44 39120 Magdeburg E-Mail: [email protected] Was gab es Neues in der Rheumatologie in 2010? Kekow, J. Die Rheumatologie befindet sich seit gut 10 Jahren in einem rasanten Umbruch. Das gilt im nichtoperativen Bereich insbesondere für die medikamentöse Behandlung entzündlicher Rheumaerkrankungen. Hier haben sich die sogenannten Biologicals, überwiegend monoklonale Antikörper, als effektive und sichere Behandlungsform etabliert. Recht antiquiert wirken hingegen die Klassifikationskritierien der rheumatoiden Arthritis als auch des Morbus Bechterew. Sie sind beide über 20 Jahre alt und berücksichtigen nicht den Fortschritt in der Labordiagnostik und in der Bildgebung. Dem haben sich in den vorangegangenen Jahren verschiedene US-amerikanische und europäische Expertengruppen angenommen und ihre Ergebnisse im letzten Jahr konsentiert. Bis dato galten die Klassifikationskriterien von 1987 für die rheumatoide Arthritis (RA) (früher auch chronische Polyarthritis oder Rheumatoidarthritis genannt). Sie fokussieren sehr auf der Klinik und berücksichtigen radiologische Veränderungen (Tabelle 1). Häufige Kritikpunkte waren Kriterien wie das Auftreten von Rheumaknoten und die radiologischen Veränderungen, die sich bei Neuerkrankten nur in der Minderzahl finden. Die Morgensteifigkeit ist für den Patienten ein oft im Vordergrund stehendes Handikap, wobei die Festlegung auf einen Zeitraum von mindestens einer Stunde in der Praxis eher als willkürlich gewählt erscheint. 2010 wurden die neuen Klassifikationskriterien der RA vorgestellt2. Es ist ein Gemeinschaftswerk der amerikanischen und europäischen Fachgesellschaften für Rheumatologie. Die neuen Kriterien nehmen die seit 2003 eingeführten Autoantikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (CCP) Tabelle 1: ACR-Kriterien der RA von 1987 (ACR: American College of Rheumatology) Tabelle 2: Die neuen Klassifikationskriterien der RA Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 23 Tabelle 3: Modifizierte New-York-Kriterien (NY) für den Morbus Bechterew (Ankylosierende Spondylits) Tabelle 4: ASAS Klasssifikationskriterien der axialen Spondyloarthritis (ASAS: ASsessment in Ankylosing Spondylitis) auf3. Sie besitzen eine wesentlich höhere Spezifität für die RA als die Rheumafaktoren4. In besonderer Weise werden auch serologische Entzündungszeichen aufgenommen. Tabelle 2 zeigt die neuen Dimensionen (A-D) und ihre Bewertung. Erreichen Symptome und Befunde einen Punktwert von 6 oder mehr, kann das Krankheitsbild als das einer RA klassifiziert werden. Die neuen Kriterien erfassen insbesondere Frühformen der RA. Hoch positive Antikörper liegen vor, wenn der Meßwert höher als das 3-fache des oberen Normwertes des Assays liegt. Die klinische Anwendung wird zeigen, ob diese Kriterien in der Praxis sinnvoll sind. Liegen typische radiogische Veränderungen vor, müssen die o.g. Dimensionen nicht zusätzlich berücksichtigt werden. wiesen werden. Hier spricht man vom prä-radiologischen Stadium der Erkrankung. Die neuen Klassifikationskriterien tragen dem Rechnung und formulieren einen neuen Krankheitsbegriff: Axiale Sypondyloarthritis6;7. Sie umfasst auch Patienten mit primär zugrunde liegenden Erkrankungen wie Psoriasis oder entzündliche Darmerkrankungen. Wesentlich ist eine positive Bildgebung (auch MRT) und ein weiterer pathologischer Befund, der für eine entzündliche Wirbelsäulenerkrankung spricht. Alternativ kann auch auf eine Bildgebung verzichtet werden, wenn der Patient HLA B27 positiv ist und 2 weitere Befunde aufweist (Tabelle 4). Auch hier muss die klinische Relevanz geprüft werden. In der nächsten Zeit gilt es auch, therapeutische Empfehlungen einschließlich nationaler Leitlinien anzupassen. Eine wichtige Frage ist dabei der frühe Einsatz der Biologicals, die bislang erst im späteren Krankheitsverlauf zum Einsatz kommen. 2010 wurden keine neuen Biologicals mit rheumatologischer Indikation eingeführt. Nicht unerwähnt soll aber eine neue Substanz zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose bleiben: Denosumab8. Dabei handelt es sich um das erste Biological auf diesem Indikationsgebiet. Der gegen RANKL, ein Osteoklasten stimmulierendes Peptid, gerichtete monoklonale Antikörper hat einen nachhaltigen antiresoptiven Effekt, der auch einen protektiven Effekt bei destruierenden Gelenkerkrankungen wie der RA bietet9. Das konnte in einer Phase-II-Studie gezeigt werden10. Ob dieser Antikörper auch Potential zur Behandlung der Spondyloarthritis hat, muss die weitere Forschung zeigen. Zusammenfassend wird mit neuen Klassifikationskriterien eine verbesserte, insbesondere frühere Diagnosestellung und Therapieeinleitung angestrebt. Labor und Bildgebung haben einen neuen Stellenwert erreicht. Klinische Studien werden diesem Rechnung tragen und werden Grundlage neuer evidenzbasierter Therapieleitlinien sein. Mit Einführung eines Antikörpers gegen RANKL ergibt sich das Potential, Osteoporose und destruierende Arthritis gleichzeitg zu behandeln. Literatur beim Verfasser Prof. Dr. med. Jörn Kekow Medigreif Fachkrankenhaus für Rheumatologie und Orthopädie Sophie-von Boetticher Str. 1 Die Klassifikationskriterien für Morbus Bechterew wurden 1984 vorgestellt (Tabelle 3)5. Sie fordern manifeste knöcherne Veränderungen im konventionellen Röntgenbild (Grad 2-4). Mit der Einführung der Magnetresonanztomographie (MRT) können jedoch Veränderungen wesentlich früher nachge- 24 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 39245 Vogelsang-Gommern E-Mail: [email protected] Therapierelevante Forschung in der Inneren Medizin Naumann, M. In den vergangenen Jahrzehnten wurden maßgebliche Fortschritte im Verständnis der molekularen Ursachen der Tumorentwicklung und bei der Identifizierung neuer therapeutischer Zielstrukturen erzielt. Augenmerk in der derzeitigen Therapieforschung besitzen insbesondere Moleküle, die für die Regulation posttranslationaler Modifikationen bei Proteinen verantwortlich sind. Proteine können durch funktionelle Gruppen, wie Acetylund Phosphatgruppen, oder durch kovalent-konjugierte Proteine (z.B. Sumo, NEDD8 und Ubiquitin) eine posttranslationale Modifikation (PTM) erfahren. Eine sehr häufige PTM stellt das Protein Ubiquitin dar, welches in einer Kette von mehreren Ubiquitinmolekülen (Polyubiquitinylierung) an Proteine gebunden wird. Bei einer bestimmten Verknüpfung der Ubiquitin-Moleküle über die Aminosäure Lysin-48 (K48-Polyubiquitinylierung) wird der Abbau des Zielproteins durch das 26S Proteasom initiiert. Therapeutika wie z.B. Bortezomib (Velcade) inhibieren diesen 26S Proteasomabhängigen Proteinabbau. Da die Akkumulation nicht abgebauter Proteine zum Zelltod (Apoptose) führt, stellt Bortezomib ein wichtiges Therapeutikum innerhalb der Krebstherapie dar. Gegenwärtig wird Bortezomib bei der Behandlung von Multiplen Myelomen und Mantelzelllymphomen eingesetzt. Nebenwirkungen, wie gastrointestinale Symptome, Thrombozytopenie, periphere Neuropathie und Fatigue treten jedoch häufig auf und zudem entwickeln Patienten auch eine Bortezomib-Resistenz (Nalepa et al., 2006). Zur Verbesserung der Behandlung sind Therapeutika mit einer höheren Spezifität wünschenswert. Auf molekularer Ebene sind Regulatorproteine, die für die Regulation der vielfältigen PTMs verantwortlich sind, ideale Kandidaten für therapeutische Zielstrukturen. Aktuelle Beispiele aus der Therapieforschung werden hierzu im Folgenden vorgestellt. Der pharmakologische Inhibitor MLN4924 (Millenium Pharmaceuticals Inc.) ist ein Beispiel für ein potentiell neues Therapeutikum, das spezifisch ein Regulatorprotein (NEDD8-activating enzyme, NAE) inhibiert. NAE ist innerhalb einer Enzymkaskade als erstes Enzym (E1) an der effizienten Übertragung von NEDD8 an Zielproteine beteiligt. MLN4924 wird gegenwärtig von der Fa. Millenium in mehreren klinischen Studien der Phase I erprobt. Experimentelle Analysen zeigten, dass MLN4924 den Zellzyklus arretiert und Zellen in die Apoptose zwingt (Soucy et al., 2009). Durch eine Enzymkaskade (E1-E3) reguliert, wird NEDD8 z.B. an Cullin-Moleküle gebunden und ist für deren Aktivität maßgeblich. Culline sind integrale Komponenten von Cullin-RING-Ligasen (CRL), die für die Ubiquitinylierung unterschiedlicher Zielproteine verantwortlich sind. Die Aktivität von NAE und CRL ist essentiell für die Regulation von NF-κB, einem wichtigen Transkriptionsfaktor bei Entzündungsprozessen und der Apoptose. Ein Hauptgrund für die chemotherapeutische Resistenz und das Überleben von Tumorzellen ist bedingt durch die Aktivierung des NF-κB-Systems, welches Signalprozesse der Apoptose inhibiert und die Transkription von anti-apoptotischen Genen induziert. Die zelluläre Lokalisation und Aktivität von NF-κB wird durch den Inhibitor IκBα reguliert. Die Stimulus- und CRL-abhängige Ubiquitinylierung (K-48) von IκBα führt zu dessen Abbau und der Aktivierung von NF-κB (Abb. 1). Die MLN4924-vermittelte Inhibition von NAE inhibiert den Abbau des NF-κB Inhibitors IκBα und ermöglicht eine frühzeitige Apoptose. In weiteren experimentellen Untersuchungen führte die MLN4924 Behandlung von Mäusen, in denen subkutan Tumorzellen (Xenograft) aus humanen diffusen B-ZellLymphomen (DLBCL, Non-Hodgkin Lymphom) transplan- Abbildung 1: NEDD8-aktivierendes Enzym (NAE) als therapeutische Zielstruktur tiert wurden, zur Regression des Tumorvolumens. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass MLN4924 die Apoptose durch weitere molekulare Mechanismen abhängig von der Art des Lymphoms induzieren kann (Milhollen et al., 2010). Die selektive Wirkung von MLN4924 gegenüber NAE verspricht als Therapeutikum möglicherweise geringe Nebenwirkungen. Ein weiteres Beispiel für neue therapeutische Zielstrukturen sind Proteine, die als Inhibitoren der Apoptose (c-IAP, XIAP) beschrieben sind. Alterationen in diesen Molekülen sind in einigen Tumorerkrankungen prävalent sowie assoziiert mit Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 25 Krankheitsprogression, schlechter Prognose und Chemoresistenz. In Nierenzellkarzinomen wurde eine erhöhte XIAP und eine verringerte Expression von SMAC/DIABOLO beschrieben. SMAC/DIABOLO-Moleküle sind endogene Regulatoren der c-IAP/XIAP Expression (Bilim et al., 2008). SMAC-Mimetika, die das SMAC/DIABOLO Protein bezüglich ihrer Funktion imitieren, besitzen großes Potential in der Krebstherapie Anwendung zu finden. Auf molekularer Ebene ist c-IAP1 Stimulus-abhängig für die Polyubiquitinylierung von Komponenten im NF-κB System verantwortlich (Broemer et al., 2010) und blockiert die Apoptose (Abb. 2). Unterschiedliche Inhibitoren werden derzeit als SMACMimetika von der pharmazeutischen Industrie (z.B. Novartis, TetraLogic Pharmaceuticals, Ascenta Therapeutics, Human Genome Sciences) in der klinischen Phase I untersucht (Tab. 1). Neben den SMAC-Mimetika sind weitere therapeutischrelevante Inhibitoren in der klinischen Prüfung. Dazu zählen pflanzliche Isoflavone (Phenoxodiol, Fucoxanthin) (Miura. et al., 2009). Phenoxodiol wird zurzeit in der klinischen Phase III bei der Behandlung von Karzinomen evaluiert und scheint die Sensitivität für die Chemotherapie von chemoresistenten Karzinomen zu erhöhen. Fucoxanthin wird gegenwärtig präklinisch bezüglich der Behandlung von T-Zell Leukämien analysiert. Literatur beim Verfasser Prof. Dr. rer. nat. Michael Naumann Institut für Experimentelle Innere Medizin Otto-von-Guericke-Universität Leipziger Str. 44 39120 Magdeburg Abbildung 2: Inhibitoren der Apoptose (IAPs) als therapeutische Zielstruktur Zusammenfassung Neue therapeutische Zielstrukturen, wie das NEDD8aktivierende Enzym (NAE) und die Inhibitoren der Apoptose (c-IAP, XIAP), die an der Regulation von Proteinmodifikationen beteiligt sind, stellen vielversprechende Kandidaten für zukünftige Therapeutika in der Krebstherapie dar und befinden sich derzeit in der klinischen Prüfung (Phasen I bis II). Weitergehende Untersuchungen zur zellulären Kontrolle von Proteinmodifikationen durch kovalent-konjugierte Proteine, eröffnen zukünftig Optionen für die Identifizierung weiterer therapeutisch-relevanter Inhibitoren. E-Mail: [email protected] Organisation Therapeutikum Anwendung klinische Phase Novartis Pharmaceuticals LCL161 fortgeschrittene solide Tumore Phase I TetraLogic Pharmaceuticals TL32711 solide Tumore und Lymphome Phase I Ascenta Therapeutics AT-406 fortgeschrittene solide Tumore und Lymphome Phase I Human Genome Sciences HGS1029 fortgeschrittene solide Tumore und Lymphome Phase I Tabelle 1: IAP Antagonisten in klinischen Studien 26 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Notfall an Bord eines Linienflugzeugs Was dürfen wir erwarten, was sollten wir tun? © Photographer: Jens Görlich - © CGI: MO CGI GbR - © conditions: worldwide, unlimited, no advertising Jürgen Graf, Uwe Stüben Die zivile Luftfahrt hat in den letzten fünf Jahrzehnten technisch, infrastrukturell und logistisch eine atemberaubende Entwicklung genommen, wodurch sich auch die Wahrnehmung kontinentaler und interkontinentaler Flugreisen in den industrialisierten Ländern fundamental verändert hat: von einem kostspieligen Abenteuer für einige wenige Wagemutige (und Wohlhabende) in den 1940er oder 1950er Jahren hat sich die Luftfahrt zu einem alltäglichen Verkehrsmittel für nahezu alle Bevölkerungsteile entwickelt. Gegenwärtig werden durch die zivile Luftfahrt mehr als zwei Milliarden Passagiere pro Jahr transportiert, mit kontinuierlich steigender Tendenz. Obwohl die zivile Luftfahrt operationell für die Passagiere als außerordentlich sicher betrachtet werden kann, kommt es an Bord von Verkehrsflugzeugen immer wieder zu medizinischen Zwischen- und Notfällen, die einen oder mehrere der Passagiere betreffen. Ärzte, die an Bord eines Flugzeuges einen Notfall betreut haben, beschreiben dies oft als besondere Herausforderung, obwohl sie in ihrer eigenen Praxis, Klinik oder im ärztlichen Notdienst vergleichbare medizinische Fälle und Patienten jederzeit souverän betreuen. Dies liegt sicherlich auch an den besonderen Umgebungsbedingungen: Flugzeuge sind eng, laut und isoliert, d.h. das Stethoskop als diagnostisches Werkzeug ist zwar oft vorhanden, meist aber faktisch unbrauchbar, einen Passagier bzw. Patienten vernünftig zu untersuchen oder gar in eine liegende Position zu verbringen, gestaltet sich wegen der räumlichen Gegebenheiten äußerst schwierig und zusätzliche Hilfe oder Expertise hinzuzuziehen beschränkt sich auf die mitreisenden Passagiere oder ein Telefonat mittels Satellitentelefon. Hinzu kommen mitunter sprachliche Barrieren und die Unsicherheit hinsichtlich haftungsrechtlicher Aspekte. Viele der Befürchtungen und Verunsicherungen von Ärzten an Bord beruhen auf Missverständnissen und unzureichenden Kenntnissen hinsichtlich dessen, was an Bord eines Flugzeuges erwartet werden darf und was geleistet werden kann – und was nicht. Im Folgenden werden deshalb die besonderen Rahmenbedingungen der zivilen Luftfahrt, die medizinische Ausstattung an Bord sowie die sich daraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten kurz dargestellt. Besonderheiten der Umgebung Düsenstrahl-getriebene Verkehrsflugzeuge bewegen sich in einer Reiseflughöhe von etwa 32.000 bis 42.000 Fuß (entsprechend ca. 10.000 bis 14.000 m) mit einer Außentemperatur zwischen -52 und -60°C, weshalb eine isolierende Druckkabine notwendig ist. Aus verschiedenen Gründen entspricht der Kabinendruck in der zivilen Luftfahrt mindestens dem Luftdruck in 8.000 Fuß Höhe, d.h. 753 hPa, und nicht dem Luftdruck auf Meeresspiegelniveau (1.013 hPa). Die Abnahme des Luftdrucks zwingt uns einige physiologische Besonderheiten in der Flugmedizin zu beachten, die direkt mit den physikalischen Gesetzmäßigkeiten nach Boyle-Mariotte, Dalton und auch Henry in Zusammenhang stehen. Das Gasgesetz nach Boyle-Mariotte besagt, dass sich Gase bzw. Gasgemische in ihrem Volumen umgekehrt zum Umgebungsluftdruck verhalten. D.h., die Abnahme des Umgebungsluftdrucks führt zur Ausdehnung gas- oder lufthaltiger Kompartimente, wie z.B. der Nasennebenhöhlen und Stirnhöhlen, aber auch von artifiziellen Lufteinschlüssen wie z.B. nach Abdominaloperation oder intrakraniellem Eingriff. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 27 Das Dalton’sche Gesetz beschreibt den Zusammenhang des Gasdrucks von Gasgemischen in Abhängigkeit des Luftdrucks. Entsprechend reduziert sich der Gasdruck des Sauerstoffs (Sauerstoffpartialdruck) bei abnehmendem Umgebungsluftdruck in Reiseflughöhe um etwa 25 %. D.h., ein Passagier mit einem arteriellen Sauerstoffpartialdruck (pO2) von 100 mmHg am Boden wird in Reiseflughöhe einen pO2 von ca. 75 mmHg aufweisen, wohingegen ein Patient mit einer chronischen Lungenerkrankung und einem pO2 von 60 mmHg am Boden in Reiseflughöhe auf einen kritischen pO2 von 45 mmHg abfallen wird. In diesem Fall ist eine Flugreisetauglichkeit nur mit zusätzlicher Sauerstoffapplikation während der gesamten Flugzeit gegeben. Das Gasgesetz nach Henry (‚Die Konzentration eines Gases in einer Flüssigkeit ist direkt proportional zum Partialdruck des entsprechenden Gases über der Flüssigkeit.‘) ist für die zivile Luftfahrt eher von nachgeordneter Bedeutung, allerdings für die Tauchmedizin von herausragender Bedeutung. Im Vergleich zum Meeresspiegel ist die Luftfeuchtigkeit mit etwa 10-20 % deutlich niedriger, wobei die dichter besetzte Economy Class eine höhere Luftfeuchtigkeit aufweist, als z.B. die First Class oder das Cockpit (ca. 6 %). Die Temperatur in den verschiedenen Kabinenbereichen und dem Frachtraum wird durch Klimaanlagen, die den Abstrom der Triebwerke ansaugen, herunter kühlen und durch spezielle Filter leiten, geregelt. Die Triebwerke und Luftströme verursachen kontinuierlich einen gewissen Geräuschpegel und häufig treten Vibrationen sowie gelegentlich Turbulenzen auf. Keinerlei Haftung an Bord von Verkehrsflugzeugen im Rahmen der ärztlichen Nothilfe Der Aspekt der Haftung ist häufig, vor allem auch in Bezug auf die US-amerikanische Gesetzgebung und mögliche Schadensersatzansprüche, als Entschuldigung für die eigene Zurückhaltung bei der Ausübung ärztlicher Hilfe an Bord angeführt worden. Seit 1998 ergänzt der US Aviation Liable Act diesbezüglich die Gesetzgebung, bekannt geworden als ‚Good Samaritan Law‘: mit Ausnahme von grober Fahrlässigkeit oder vorsätzlich schädigenden Handlungen (gross negligence or wilful misconduct) besteht keine Haftung für den Helfenden (49 USC 44701. Aviation Medical Assistance Act of 1998). In vielen Ländern (neben §323c StGB in Deutschland z.B. auch Frankreich und Australien) gilt allerdings, dass im Notfall von einem Erwachsenen Hilfe geleistet werden muss. Die World Medical Association unterstreicht diese Verpflichtung und die besondere Verantwortung des ärztlichen Berufsstandes im Rahmen von medizinischen Notfällen (www.wma.net). Um helfenden Ärzten an Bord der Lufthansa-Flotte jegliche rechtliche Unsicherheit zu nehmen, wird eine entsprechende Enthaftungserklärung ausgehändigt. Dies darf aller- 28 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 dings nicht als medizinische Handlung ‚im Auftrag der Lufthansa AG‘ (oder einer anderen Fluggesellschaft mit ähnlichem Vorgehen) missverstanden werden. Sollte ein helfender Arzt finanzielle Ansprüche aus seiner Hilfeleistung herleiten (Liquidation der ärztlichen Leistung), so sind diese gegenüber dem erkrankten Passagier und nicht gegenüber der Fluggesellschaft geltend zu machen. Medizinische Zwischenfälle und Notfälle an Bord – welche Fälle sind häufig? Die Häufigkeit medizinischer Zwischenfälle bzw. Notfälle an Bord kann nur abgeschätzt werden, internationale Register existieren nicht. Die diesbezüglich zuverlässigsten Schätzungen liegen zwischen einem medizinischen Zwischenfall pro 10.000 bis 40.000 beförderter Passagiere, unabhängig von der Streckenlänge oder Flugzeit. Hierunter befinden sich durchaus auch dramatische Notfälle, wie z.B. der Fallbericht eines Spannungs-Pneumothorax, der mittels eines Metallkleiderbügels, einer Wasserflasche und eines Urinkatheters von einem mitreisenden Orthopäden erfolgreich behandelt wurde. Auch wird immer wieder von Geburten, Reanimationen und auch Todesfällen an Bord berichtetet, wenngleich der größte Teil der medizinischen Notfälle sich weit weniger dramatisch darstellt. Der Medizinische Dienst der Lufthansa führt seit vielen Jahren ein Register, in dem die einzelnen Zwischen- und Notfälle nicht nur aufgenommen, sondern auch analysiert werden. Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der medizinischen Zwischenfälle und Notfälle an Bord im Verhältnis zu den Passagierzahlen aber auch zu den geflogenen Sitzkilometern überproportional – auf zuletzt etwa 2.900 Zwischenfälle im Jahr 2009 – gestiegen. Im Wesentlichen handelt es sich um Beschwerden, wie Schwindel, Kollaps, Atemnot, Brustschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoen, Kopfschmerzen aber auch Lähmungserscheinungen oder Koliken (Abbildung 1). Bei der Flotte der Deutschen Lufthansa AG wurde im Jahr 2009 etwa ein medizinischer Zwischenfall pro 20.000 Flugreisende registriert, wobei ca. 70 % aller Notfälle sich auf Interkontinentalflügen ereigneten. In mehr als 80 % aller Fälle Abbildung 1: Klassifizierung der Symptome bzw. Diagnosen anhand von etwa 2.900 medizinischen Zwischenfällen an Bord der Lufthansa im Jahr 2009. Unfälle: vor allem herabfallendes Gepäck aus den Gepäckablagen im Deckenbereich. war ein Arzt oder eine andere medizinische Fachkraft wie Rettungsassistenten oder Krankenpflegekräfte an Bord. Diesen wird unaufgefordert durch die Flugbegleiter die medizinische Notfallausstattung an Bord zur Verfügung gestellt. Medizinische Ausstattung an Bord – am Beispiel der Flotte der Deutschen Lufthansa AG Die medizinische Ausstattung an Bord von Linien- oder Charterflugzeugen orientiert sich an den Empfehlungen verschiedener Luftfahrtverbände, wie z.B. der IATA, ICAO oder EASA (7). Gesetzlich bindend sind allerdings die nationalen Regulierungsbehörden – in Deutschland das Luftfahrtbundesamt (LBA) – weshalb die medizinische Ausstattung an Bord international uneinheitlich ist. Überdies halten einige Fluggesellschaften, wie z.B. auch die Deutsche Lufthansa AG, wesentlich umfangreichere medizinische Ausstattung an Bord vor, als dies national festgelegt oder international empfohlen wird. Die medizinische Ausstattung der Lufthansa-Flotte gliedert sich in ein Flugbegleiter-Kit, mehrere First Aid Kits und ein Doctor’s Kit je Flugzeug. Zusätzlich sind noch ein halbautomatischer Defibrillator und Sauerstoff an Bord (Abbildung 2). Das Flugbegleiter-Kit enthält u.a. Pflaster, Schmerzmittel, Nasentropfen und Nikotinpflaster. Die First Aid Kits sind entsprechend internationaler Vorgaben im Flugzeug verteilt und enthalten vor allem Verbandsmittel, wie man es von einem Verbandskasten gewöhnt ist (Abbildung 3, Tabelle 1). Im Doctor’s Kit finden sich alle Hilfsmittel und Medikamente, die für die ärztliche Soforthilfe benötigt werden. Der modulare Aufbau mit durchsichtigen Taschen und beiliegender Packliste erleichtert die Orientierung (Abbildung 4, Tabelle 2, Tabelle 3). Neben den medizinischen Hilfsmitteln und den Medikamenten finden sich auch die Enthaftungserklärung und ein spezielles Notfallprotokoll im Doctor’s Kit. Die Ausstattung der Flotte der Deutschen Lufthansa AG orientiert sich an einem eigenständigen medizinischen Sicherheitskonzept, welches weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus geht. Neben der Ausstattung an Bord gehören hierzu auch ein spezifisches Training der Crew, die Analyse aller medizinischen Zwischenfälle, das Programm ‚Arzt an Bord‘ und die, derzeit noch auf das Satellitentelefon beschränkte, Telemedizin. Abbildung 2: Zusatzsauerstoff an Bord, unabhängig von der Sauerstoffversorgung für Notfälle im Deckenbereich über jedem Sitz. Abbildung 3: First Aid Kit an Bord aller Lufthansa-Maschinen. Je nach Muster sind vier bis sechs First Aid Kits beladen. Ärztliches Verhalten im Notfall an Bord Naturgemäß unterscheidet sich die eigentliche ärztliche Handlungsweise an Bord eines Flugzeuges nicht von der üblichen Notfallversorgung. Es ist allerdings zu bedenken, dass jegliche Handlung an einem isolierten Ort stattfindet, die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf vorhandenes Wissen und Ausstattung beschränkt sind und sich die Umgebungsbedingungen erheblich vom sonst üblichen Arbeitsumfeld unterscheiden. Dies ist häufig auch den Abbildung 4: Doctor‘s Kit an Bord aller Lufthansa-Maschinen. Modularer Aufbau in durchsichtigen Taschen mit den Modulen Diagnostik, Infusion, Blasenkatheter, Intubation, Absaugung, Beatmung, sowie dem Ampullen-Set (gelbe Kunststofftasche). Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 29 betroffenen Passagieren und Mitreisenden bewusst, weshalb eine ruhige und kompetente Handlungsweise zur Stabilisierung der Gesamtsituation an Bord unabdingbar ist. Bei Bewusstseinsstörungen oder vital bedrohlich erscheinenden Erkrankungszuständen sollte die Crew in jedem Fall darauf aufmerksam gemacht werden, damit für den betroffenen Passagier eine adäquate Lagerungsmöglichkeit gefunden wird, die auch weiterführende Notfallmaßnahmen erlaubt. Aufgrund der räumlichen Enge sind eine respiratorische Unterstützung mittels Ambu®-Beutel und Gesichtsmaske oder Wiederbelebungsmaßnahmen z.B. ausschließlich im Galley-Bereich am auf dem Boden liegenden Passagier vernünftig möglich. Neben den beschriebenen medizinischen Hilfsmitteln steht an Bord in der Regel auch ein Satellitentelefon zur Verfügung. Hiermit kann der Kontakt zu einer 24-stündig besetzten Einsatzzentrale hergestellt werden, die jederzeit auch eine telefonische ärztliche Beratung bzw. Unterstützung ermöglicht. In Abhängigkeit von der (Verdachts-) Diagnose, der Schwere der Erkrankung, der medizinischen Unterstützung bzw. Expertise an Bord und der Flugstrecke, kann eine Zwischenlandung notwendig erscheinen. Hierüber berät der Kapitän Die Entscheidung für oder gegen eine Zwischenlandung wird ausschließlich durch den Kapitän getroffen und verantwortet. Dieser hat neben dem erkrankten Passagier vor allem für die Sicherheit der bisweilen mehr als 300 anderen Passagiere und der gesamten Crew zu sorgen, was durchaus auch zu individualmedizinisch schwer verständlichen Entscheidungen führen kann. Literatur bei den Verfassern Korrespondenzanschriften: Professor Dr. med. Jürgen Graf Leitender Arzt Passenger Medical Care Medical Operation Center Medizinischer Dienst Deutsche Lufthansa AG Lufthansa Basis, Tor 21 60546 Frankfurt am Main Fon 069 696-83340 Fax 069 696-83677 E-Mail : [email protected] Professor Dr. med. Uwe Stüben Leitender Arzt Medizinischer Dienst Deutsche Lufthansa AG Lufthansa Basis, Tor 21 60546 Frankfurt am Main Die erwähnten Tabellen finden Sie auf unserer Internetseite: www. aerzteblatt-sachsen-anhalt.de. Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 6/2010, Seite 356 ff. des Hessischen Ärzteblattes. Wir danken der Redaktion und den Autoren für die freundliche Nachdruckerlaubnis. Zusammenfassung Die demographische Entwicklung der Industriegesellschaften setzt sich auch bei den Flugreisenden fort: die Passagiere werden zusehends älter und unternehmen Langstreckenflüge auch mit erheblichen kardiovaskulären, metabolischen und pulmonalen Komorbiditäten. Überdies werden die Flugzeuge größer und die non-stop absolvierten Flugstrecken länger. Es ist davon auszugehen, dass die Anzahl der medizinischen Zwischenfälle an Bord weiter steigen wird, weshalb die Fluggesellschaften entsprechende medizinische Sicherheitskonzepte zur Versorgung betroffener Passagiere vorhalten sollten. 30 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Notfälle an Bord eines Flugzeuges stellen für jeden Arzt – aber auch für alle anderen Beteiligten – eine Ausnahmesituation dar. Ärztinnen und Ärzte können sich allerdings darauf vorbereiten: die Kenntnis der besonderen physiologischen Rahmenbedingungen erkrankter Passagiere gehört ebenso dazu, wie die Rechtssicherheit für das eigene Handeln und die Gewissheit, die notwendige medizinische Ausstattung an Bord des Flugzeuges vorzufinden. Informationen hierzu bekommen Ärzte im Allgemeinen bei den Fluggesellschaften. Um noch mehr Informationen zu erhalten, können sie sich bei der Lufthansa auch für das ‚Arzt an Bord‘ Programm melden. © Photographer: Jens Görlich - © CGI: MO CGI GbR - © conditions: worldwide, unlimited, no advertising Neben den medizinischen Hilfsmitteln steht an Bord in der Regel auch ein Satellitentelefon zur Verfügung. mit dem anwesenden Arzt. Im Zweifel sollte jeder in der Flugmedizin unerfahrene Arzt spätestens jetzt die Gelegenheit eines Telefonats mit einem in flugbetrieblichen Aspekten erfahrenen Arzt suchen, da neben der technischen Möglichkeit einer Landung auf einem Flugplatz natürlich auch die zu erwartende medizinische Infrastruktur bekannt sein muss. Es nutzt dem kreislaufstabilen Patienten mit Symptomen eines Schlaganfalles schließlich nur ein Versorgungszentrum, wo ein craniales CT zur Differentialdiagnostik Blutung oder Ischämie für die weitere Therapieplanung zur Verfügung steht. Fachartikel Somatoforme Schmerzstörung: Betrachtungen aus dem Blickwinkel einer interdisziplinären Schmerzambulanz Brinkers, M., Pfau, G., Hoffmeyer, D. Dr. med. Michael Brinkers 1. Einleitung 2. Blickwinkel des Psychiaters Seit jeher besteht in den somatischen Fächern das Problem, dass Patienten über somatische Symptome klagen, für die sich in der Medizin trotz aufwändigster Untersuchungen kein organisches Korrelat finden lässt, das diese Beschwerden hinreichend erklären würde. Mit der Einführung der ICD-10 kam als neue Kategorie die Gruppe der „somatoformen Störungen“ hinzu, durch die man hoffte, diesen Umstand besser beschreiben und verschlüsseln zu können (siehe Abb. 1). Das Unbehagen, das sich aber mit dieser neuen ICD-Gruppe einschlich, basiert auf zwei Umständen (siehe Abb. 2): 1. Somatische Symptome ohne organische Ursache sind nur ein Problem der somatischen Fächer. Die somatoformen Störungen sind aber Teil der psychiatrischen Klassifikation, obwohl die Psychiater seit jeher mit dem Umstand vertraut sind, dass körperliche Symptome keine körperliche Ursache haben, da sie von psychischen Störungen verursacht werden (z.B. Bauchschmerzen bei Depressionen) F 45 somatoforme Störungen Das Charakteristikum ist die wiederholte Darbietung körperli- 2. Gerade in der Psychiatrie war die Vorgabe für die ICD-10 cher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen Forderungen Störungen, rein phänomenologisch (also jenseits von Ursachen- nach medizinischen Untersuchungen trotz wiederholter nega- theorien) zu definieren. Es wird nun aber mit den somatoformen tiver Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, dass die Symptome Störungen eine Dichotomie eingeführt (mit und ohne organische nicht körperlich begründbar sind. Ursache), die dieser Vorgabe entgegensteht. Sind aber irgendwelche körperlichen Symptome vorhanden, dann erklären sie nicht die Art und das Ausmaß der Symptome Abb. 2: Probleme bei der Einordnung der somatoformen Störungen als psychiatrische Diagnose oder das Leiden und die innerliche Beteiligung des Patienten. Abb. 1: Definition der somatoformen Störung nach ICD-10 Aus psychiatrischer Sicht ist die somatoforme Störung nur eine von mehreren Möglichkeiten, warum körperlich empfundene Symptome keine organische Ursache haben oder nicht ausreichen, das Leiden zu erklären. Dabei ist neben somatoformen Störungen zunächst an Depressionen und Angststörungen zu denken. Keinesfalls ist die somatoforme Störung ein Oberbegriff für psychisch verursachte körperliche Symptome. Eine solche Auffassung ist durch die ICD-10-Vorgaben nicht gesichert. Das grüne Buch der ICD-10-Ausgabe ist eindeutig und geht soweit zu definieren, dass es während einer depressiven Phase keine somatoformen Symptome gibt. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 31 Fachartikel Damit ist „somatoform“ eine Restkategorie, die nur dann diagnostiziert werden darf, wenn mindestens die Diagnose einer Depression bzw. einer Angststörung ausgeschlossen ist. Als Psychiater in einer Schmerzambulanz lässt sich daher sagen: Werden von allen nicht organisch erklärbaren Beschwerden diejenigen abgezogen, die eine Depression, Konversionsstörung oder Angststörung als Ursache der Beschwerden haben, bleibt eine kleine Gruppe, bei denen die Diagnose „somatoform“ zu diskutieren ist. Der Begriff der Komorbidität hilft hier ebenfalls nicht weiter, da er eine allein zeitliche Beschreibung des Zusammentreffens zweier Störungen bedeutet. Er sagt nichts über die Beziehung der beiden Störungen aus (siehe Abb. 3). Für Interessenten am Thema „Komorbidität“ sei dazu auf den hervorragenden Artikel von Brieger und Marneros hingewiesen. a) kausale Beziehung: AIDS und Enzephalopathie b) wechselseitige Beziehung: Depressionen führen gehäuft zu Angststörungen und umgekehrt c) gemeinschaftlicher ätiologischer Faktor: Delir und Korsakow-Syndrom bei Alkoholabhängigkeit d) Komplexe zugrundeliegende Faktoren: bio-psycho-soziales Modell e) überlappende Syndrome: Dysthymia und Depression f) Komorbidität durch Hypostasierung Abb. 3: Möglichkeiten der Beziehung zweier Störungen, die in ein und demselben Zeitraum vorhanden sind (mit Beispielen); nach Brieger und Marneros 3. Betrachtungen der somatischen Fächer aus dem Blickwinkel des Psychiaters einer interdisziplinären Schmerzambulanz Diese folgenden Betrachtungen gelten grundsätzlich für die Gruppe der somatoformen Störungen. Sie gelten aber im Besonderen für die Untergruppe der „somatoformen Schmerzstörung“, die häufigste der somatoformen Störungen. Es bestehen drei Merkmale der somatoformen Störung: • Organisch unerklärt (was der Patient nicht wahrhaben will) • Psychosoziale Komponente • Diskrepanz: Organische Ursachen erklären nicht das Leiden 32 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 3.1 Organisch unerklärt Der Bereich „unerklärte Symptome“ hat viele Aspekte, mehr Aspekte als nur den der somatoformen Störung. Nach Kroenke ist der Bereich der organisch unerklärten Symptome groß: 1. Dazu gehören die Patienten mit körperlichen Symptomen, die für eine bestimmte körperliche Erkrankung sprechen (z.B. Brustschmerz bei KHK), ohne dass sie diese körperliche Erkrankung haben (z.B. Angststörung). 2.Funktionelle Syndrome wie Fibromyalgiesyndrom, Chronic Fatigue Syndrom und Interstitielle Zystitis sind bisher nur wenig erklärt. Auch Kapfhammer vermutet, dass diese Störungen sich eher keiner dezidierten ICD10-Nummer zuordnen lassen werden, auch nicht den somatoformen Störungen. Es wird dabei eher von „Somatisierungssyndromen“ gesprochen. 3. Symptom als Diagnose Etwa die Hälfte aller von den Patienten berichteten Beschwerden sowohl in der Allgemeinarztpraxis als auch etwa in chirurgischen Kliniken werden vom Arzt vermerkt, aber laut Krankenakten nicht auf eine Ursache zurückgeführt (Kopfschmerzen bei Appendektomie oder auch Rückenschmerzen, Ermüdbarkeit, Bauchschmerzen). Diese drei Gruppen zählen noch nicht zu den somatoformen Störungen. Gleichwohl gibt es eine Gruppe von Patienten, die einzelne Symptome wie die der 3. Gruppe gezielt berichten, deswegen den Arzt aufsuchen und deren Beschwerden chronisch werden können. Dabei kann es wiederholt zu diagnostischen oder invasiven Maßnahmen kommen, deren Ergebnis aber frustran ist. Dies wiederum führt zur weiteren Chronifizierung und emotionalen Belastung des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Es ist deswegen wichtig, diese Patienten zu identifizieren, um so die genannten Folgen zu vermeiden. Dabei hilft es nicht, bei fehlenden organischen Ursachen eines Symptoms, diesen Umstand sofort mit nur einer einzig denkbaren psychiatrischen Diagnose (somatoform) zu belegen. Dies gilt vor allem für das Einzel-Symptom Schmerz. Chronischer Schmerz und somatoforme Schmerzstörungen sind nicht dasselbe. So gibt es etwa Patienten mit Bauchschmerzen bei Depression, die sich ebenfalls nicht organisch klären lassen. Hier gilt das unter 2. Gesagte. Oder anders: Somatische Symptome kommen bei vielen psychischen Störungen vor; von Depressionen über Angststörungen bis somatoforme Störungen. Erst sind die anderen psychiatrischen Diagnosen als Ursache von Beschwerden auszuschließen. Was bleibt also bei so häufig vorkommenden ungeklärten Symptomen zu tun? Dabei bietet sich das Vorgehen wie in dem im Weiteren dargestellten Algorithmus an (siehe Abb. 4). ALGORITHMUS: Zu 3.2.2 Organische Störungen werden durch die Therapie nicht auf somatoforme Störungen reduziert. In die Schmerzambulanz kommen hinreichend auch Tumorpatienten. Sie können, gerade auch wenn die Behandlungsdauer sich trotz der Chemotherapie hinauszögert, eine Neurose oder eine entsprechende reaktive Entwicklung haben. So kann es dazu kommen, dass die Patienten immer mehr Probleme mit dem Vorhandensein des Tumors bekommen – psychosozial wie psychisch. Dies geschieht erst recht, wenn der Tumorschmerz in keiner Weise separat gezielt angegangen wird, sondern auf sein Verschwinden durch die Behandlung des Tumors gehofft wird. Zur Interpretation dieser Situation existieren derzeit 2 Modelle: a) Die organischen Veränderungen werden durch die bisherige Therapie (z.B. Chemotherapie) kleiner. Schmerzen werden allerdings nicht behandelt. Nun kommen die psychosozialen Probleme, die evtl. auch schon vor der Veränderung bestanden haben, hinzu und stehen irgendwann ganz im Vordergrund der Beschwerden. So verlängern sich womöglich auch die Schmerzen, für die aufgrund der Chemotherapie kein organisches Korrelat mehr vorhanden ist. Abb. 4: Vom Symptom zur Diagnose am Beispiel der Brustschmerzen. Algorithmus für die Diagnosestellung der „somatoformen Schmerzstörung“ So bleibt nach sorgfältiger Diagnostik festzuhalten, dass nur ein sehr geringer Teil der Patienten mit chronischen Schmerzen unter einer somatoformen Störung leidet. Dies steht bisherigen Daten entgegen, die beispielsweise eine Häufigkeit von einem Drittel oder gar 100% aller Patienten mit chronischen Schmerzen annehmen. b) Die Schmerzen werden auch beim Tumor oder anderen akuten organischen Prozessen nicht adäquat behandelt. So kann es zur Entstehung eines Schmerzgedächtnisses kommen. Schließlich kommt es durch die lange Dauer der Therapie ebenfalls auch zu psychosozialen Problemen, die irgendwann im Vordergrund stehen können (siehe Abb. 5). 3.2 Diskrepanz Aus den organisch ungeklärten Symptomen ergibt sich eine Diskrepanz zum Leiden. Dabei sind drei Varianten möglich: 3.2.1 Keine körperlichen Symptome. Dies wurde unter 3.1 bereits beschrieben. 3.2.2 Wenige Symptome, die zur Erklärung der Beschwerden nicht ausreichen. Neben den unter 3.1 genannten funktionellen Störungen gehören hierzu die Modekrankheiten wie MCS (Multiple chemical sensitivity). 3.2.3 Hysterische Erlebnisverarbeitung, weil das Leiden zu stark angegeben wird. Abb. 5: Chronische Schmerzen/andauernde Schmerzen als Form des ausgebildeten Schmerzgedächtnisses. Zunächst besteht über die psychischen wie psychosozialen Bedingungen um das Individuum herum eine Vulnerabilität/Diathese für den entsprechenden Umgang mit Schmerzen. Durch Nichtbehandlung der Ursache kommt es dann zur Ausbildung des Schmerzgedächtnisses. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 65 Fachartikel Beiden Modellen sind die pychosozialen Beeinträchtigungen gemeinsam, die schließlich klinisch in den Vordergrund treten. Außerdem wird angenommen, dass bei a) die Schmerzen nur durch den Tumor hervorgerufen werden; daher verschwinden sie auch durch die Behandlung des Tumors, also die Chemotherapie. Durch die Chemotherapie werden die organischen Veränderungen des Tumors kleiner und erfüllen schließlich das Kriterium für „somatoform“. In diesem Fall kann das (bisher nicht behandelte Schmerz-) Leiden durch organische Veränderungen nicht hinreichend erklärt werden. Diese Interpretation ist falsch. Mit den organischen Veränderungen, die die Beschwerden nicht erklären, sind in der ICD-10 keinesfalls ernstzunehmende Veränderungen durch die Therapie (z.B. Chemotherapie) gemeint. Vielmehr geht es darum, dass auch bei bester Untersuchung noch keine eindeutige körperliche Diagnose zu stellen ist. So bleiben die Veränderungen bei Tumor, Traumata, Bandscheibenprolaps als Schmerzursache erheblich. Durch eine nicht rechtzeitige oder verzögerte adäquate Schmerzreduktion kann es dabei zur Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses kommen. Dies ist ein physiologischer Prozess, der sowohl das Weiterbestehen der Schmerzen erklären kann, als auch als das eigentliche Behandlungsziel anzusehen ist (siehe Abb. 5). Behandelt wird in der Therapie chronischer Schmerzen also nicht die konkrete Peripherie, sondern der zentral wahrgenommene Schmerz einer (ehemals) peripheren Ursache. Durch das Schmerzgedächtnis (siehe Abb. 6) besteht der Schmerz – abgekoppelt von der Peripherie - oft auch nach der (erfolgreichen) Behandlung der Peripherie weiter. So ist dies schon bei anderen Erkrankungen wie dem Phantomschmerz hinlänglich und plastisch bekannt. Behandelt wird also nicht die Peripherie sondern die durch (psycho-)physiologische Mechanismen im ZNS niedergelegte Schmerzwahrnehmung. Dabei sieht die ICD-10 eindeutig vor, dass in solchen Fällen die Diagnose „somatoforme Schmerzstörung“ nicht gestellt werden darf. Dies bedeutet insgesamt, dass Patienten mit ernstzunehmenden organischen oder physiologischen Veränderungen als Schmerzursache diese Schmerzen niemals - auch im weiteren Verlauf ihrer Erkrankung – als eine „somatoforme Schmerzstörung“ eingeordnet werden können. Dies ist eine zu organische Sichtweise und widerspricht dem immer wieder zitierten bio-psycho-sozialen Modell. Ursprünglich organische Erkrankungen (Tumor, Bandscheibenvorfall etc.), die neben der somatischen Therapie des Grundleidens nicht auch von Anfang an schmerztherapeutisch adäquat behandelt werden, sind somit kein Beispiel für somatoforme Schmerzstörungen. Zu 3.2.3 Diese 3. Interpretation beruht auf der Annahme, dass es für organisch verursachte Leiden immer ein erlaubtes Maß an zu klagendem Leiden gibt oder geben darf. Die Hysterie wird aber ausgenommen; sie ist nicht Teil des Verständnisses von „somatoform“. Die ICD-10 weist entsprechend ausdrücklich daraufhin, dass „das Hauptproblem (..) die Differenzierung“ der somatoformen Schmerzstörung „von der histrionischen Verarbeitung organisch verursachter Schmerzen“ ist. Diese Möglichkeit als Interpretation der Leitlinie „Diskrepanz zwischen organischen Veränderungen und Leiden“ ist daher hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Sie existiert nicht. Die Diskrepanz ist als Kennzeichen einer somatoformen Schmerzstörung nicht empfehlenswert, da es zu viele andere Möglichkeiten gibt. 3.3 Psychosoziale Komponente Abb. 6: Veränderungen an der Schmerzbahn durch unbehandelten/andauernden Schmerz 66 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Die psychosoziale Komponente wird als Bestandteil der somatoformen Störung angesehen (siehe Abb. 7). Diese kommt aber erst als zusätzlich bestätigendes Element bei der Diagnosestellung hinzu. Sie ist nicht der Grund, warum der Patient eine somatoforme Störung hat. Auch Patienten mit Tumorschmerzen haben beispielsweise durchgehend psychosoziale Komponenten, aber keine somatoformen Störungen. Schwierig ist bisher die Abgrenzung zur Konversionsstörung. Faktoren für die Entstehung einer somatoformen Störung: emotionale Ablehnung seitens der Eltern • körperliche Misshandlung seitens der Eltern • ständige Auseinandersetzungen zwischen den Elternteilen • frühe Trennungserlebnisse durch Scheidung oder Tod eines Elternteils • Übernahme früher Verantwortung • Sündenbock- bzw. Vermittlerrolle • ausgeprägte Leistungsorientierung • im Erwachsenenalter geringe Qualität der Partnerbeziehung • geringes Verständnis des Partners für die Schmerzsymptomatik Abb. 7: Faktoren für die Entstehung einer somatoformen Störung Die Schmerzambulanz des Universitätsklinikums Magdeburg A.ö.R. lädt zur folgenden interdisziplinären Schmerzkonferenz ein: 18.04.2011 Konferenz • Dissertation: Lebensqualität und subjektive Belastung Frau Schwedhelm Ort: Schmerzambulanz/Haus 39 Zeit: 15 Uhr Zusammenfassung • Die somatoforme Störung ist ein Problem des Grenzbereichs Psychiatrie/somatische Fächer. • In die Psychiatrie gehört der Begriff nur als Randbegriff. In den somatischen Fächern bekommt der Begriff der „Psyche“ nun ein Gesicht. Aber er wird nicht korrekt gebraucht, weil er für die Gruppe aller Symptome mit nicht nachweisbarer organischer Ursache synonym verwendet wird. • Somatoforme Störungen sind die verbleibende Menge aller Symptome, die nicht vollständig erklärt werden können - weder durch eine somatische noch eine psychiatrische Diagnose. • Die Klärung der Diagnose „somatoform“ hat auch eine praktische Bedeutung. Es besteht Konsens darüber, dass somatoforme Störungen nicht mit Opioiden behandelt werden sollten. Wenn aber die meisten dieser Diagnosen falsch positiv sind, lohnt sich also bei persistierenden Schmerzen ein Therapieversuch mit Opioiden. • Erst wenn die Diagnose „somatoform“ diagnostisch eindeutig ist, lohnt sich auch eine Therapie – vorzugsweise eine Psychotherapie. Die Konferenzen werden von der Ärztekammer Sachsen-Anhalt für die Erlangung des Fortbildungsdiploms mit 4 Punkten gewertet. Anmeldung erwünscht: OA Dr. med. Hoffmeyer Leiter der Schmerzambulanz Tel.: 0391 67 13 350/13320, Fax: 67 13 971 Literatur beim Verfasser Korrespondenzanschrift: Dr. M. Brinkers FA für Psychiatrie und Psychotherapie Schmerzambulanz der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie der Otto-von-Guericke-Universität Haus 39 Leipziger Straße 44 39120 Magdeburg Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 67 Die Zuständigkeit der Ethik-Kommissionen in Sachsen-Anhalt nach dem Medizinproduktegesetz (MPG) 1. Ausgangslage Durch das Gesetz zur Änderung medizinproduktrechtlicher Vorschriften vom 29.07.2009 (sog. 4. MPG-Novelle)2, in Kraft seit dem 21.03.2010, wurde das Medizinprodukterecht an die grundsätzlichen und formalen Anforderungen der klinischen Prüfungen bei Arzneimitteln angeglichen. Dies brachte einige grundlegende Änderungen des „Ob“ und „Wie“ klinischer Prüfungen von Medizinprodukten und der Leistungsbewertung bestimmter In-vitro-Diagnostika mit sich3. Klinische Prüfungen von Medizinprodukten und Leistungsbewertungen von In-vitro-Diagnostika dürfen auf Grundlage des Medizinproduktegesetzes in der geltenden Fassung nur begonnen werden, wenn die zuständige EthikKommission das Forschungsprotokoll zustimmend bewertet und die zuständige Bundesoberbehörde die Prüfung genehmigt hat, § 20 Abs. 1 S. 1 iVm. § 24 S. 1 MPG neuer Fassung (MPG n.F.). Bislang war nach § 20 Abs. 7 MPG alter Fassung (MPG a.F.) das zustimmende Votum einer (privaten oder öffentlich-rechtlichen) Ethik-Kommission ausreichend, welche beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) registriert war4. Da die bloße Registrierung jedoch keinen Qualitätsnachweis und damit auch keinen Sicherheitsgewinn für die Patienten gebracht hat, wurde sie abgeschafft5. In Sachsen-Anhalt bestehen derzeit Ethik-Kommissionen bei den medizinischen Fakultäten, der Ärztekammer und dem Landesamt für Verbraucherschutz des Landes Sachsen-Anhalt. Schließlich ist die Möglichkeit nach § 20 Abs. 7 MPG a.F. entfallen, mit der klinischen Prüfung zu beginnen, sofern die zuständige Bundesoberbehörde nach Ablauf einer 60-Tagesfrist nach Anzeige der klinischen Prüfung keine gegenteilige Entscheidung mitgeteilt hat. Damit folgt auch für den Bereich des Medizinprodukterechts, was im Bereich des AMG durch die 12. Novelle des Arzneimittelrechts im Jahre 20046 eingetreten war – die Rolle der Ethik-Kommission wandelt sich von einem berufsrechtlichen Beratungsgremium zu einer Patientenschutzinstitution mit Behördencharakter7. Die zuständige EthikKommission nimmt die Bewertung im Rahmen eines Verwaltungsverfahrens vor und ihre positive Entscheidung stellt ausweislich der amtlichen Begründung zum 4. Medizinprodukteänderungsgesetz einen Verwaltungsakt iSd. § 35 VwVfG dar8. Den Ethik-Kommissionen werden auf diese Weise, wie zuvor bereits durch die 12. Novelle des Arzneimittelrechts, hoheitliche Aufgaben zugewiesen. Ihre Entscheidungen stellen mithin hoheitliches Handeln dar und begründen eine nachhaltige rechtliche Verantwortung und 68 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Thorben Wengert, pixelio.de Müller, S. Verantwortlichkeit der Ethik-Kommissionen9. Die obligatorische, bindende Entscheidung der zuständigen EthikKommission greift in Grundrechte der forschenden Personen, der Prüfungsteilnehmerinnen und Prüfungsteilnehmer und der Sponsoren ein10. Nach der AMG-Novelle ist infolge der Änderung eine Verschiebung von der Einrichtung zur Selbstkontrolle der Wissenschaft hin zu einer Landesbehörde eingetreten, sodass 2008 bereits drei der Ethik-Kommissionen bei Landesregierungen angesiedelt waren11. Zuletzt hat das Bundesland Berlin mit Gesetz vom 03.03.2010 die Zuständigkeit der Ethik-Kommission des Landes Berlin auf den Bereich der klinischen Prüfungen von Medizinprodukten und Leistungsbewertungsprüfungen von In-vitroDiagnostika nach den §§ 19-24 MPG n.F. erweitert.12 Hier soll der Frage nachgegangen werden, welche Anforderungen an die Zuständigkeit der Ethik-Kommissionen im Land Sachsen-Anhalt zu stellen sind. 2.„Bildung nach Landesrecht“ Die Ausgestaltung der Ethik-Kommission wird gem. § 22 Abs. 1 S. 1 MPG n.F. dem Landesrecht übertragen. Nach § 22 Abs. 1 S. 4 MPG wird das Nähere zur Bildung, Zusammensetzung und Finanzierung der Ethik-Kommission durch Landesrecht bestimmt. Die bundesgesetzlich abschließende Regelung führen die Länder bzw. Landesbehörden nach Art. 83 Grundgesetz (GG) in eigener Angelegenheit aus.13 Soweit die Länder aber zur Ausführung der Bundesgesetze zuständig sind, besteht eine verfassungsrechtliche Pflicht der Länder, die Bundesgesetze auszuführen.14 Das MPG enthält damit die Pflicht für die Länder, selbst entsprechende Regelungen zu treffen. Landesrecht in diesem Sinne sind sowohl formelle Gesetze, als auch materielles Landesrecht, wie etwa von der Als Landesregierung genehmigte Ärzteordnungen.15 zuständig ist diejenige nach Landesrecht gebildete EthikKommission anzusehen, welche das Landesrecht für den Vollzug der §§ 19-24 MPG n.F. für zuständig erklärt. Die „Zuständigkeit“ kann in diesem Zusammenhang eine doppelte Bedeutung haben: Zum einen um die Frage zu klären, welche Ethik-Kommission bei multizentrischen Studien die „federführende Kommission“ ist und zum anderen welche der Ethik-Kommissionen im Land zuständig ist. Für die erste Frage erklärt § 22 Abs. 1 S. 1 und 2 MPG n.F., dass der Antrag bei der für den Hauptprüfer oder Leiter der klinischen Prüfung zuständigen unabhängigen EthikKommission zu stellen ist, wobei bei multizentrischen klinischen Prüfungen ein Votum genügt. Bundesweit sind die Ethik-Kommissionen mehrheitlich in den Heilberufsgesetzen der Länder verortet. In den jeweiligen Heilberufsgesetzen findet sich eine entsprechende Satzungsbefugnis für die Ärztekammern (und Universitäten) und zugleich wird der Gegenstand der Satzung im Einzelnen angegeben, zu dem etwa auch die Zuständigkeit gehört.16 a) Regelung in Sachsen-Anhalt In Sachsen-Anhalt wurde durch das Hochschulmedizinge- setz des Landes Sachsen-Anhalt (HMG LSA) vom 12.08.2005, in Kraft getreten am 1. Januar 2006, mit § 1 Abs. 4 HMG LSA den Medizinischen Fakultäten der Universitäten die Aufgabe zugewiesen, Ethik-Kommissionen zu bilden. Das Nähere ist gem. § 1 Abs. 4 HMG LSA durch Ordnungen der Medizinischen Fakultäten zu regeln, die dem für Hochschulen zuständigen Ministerium anzuzeigen sind. Entsprechend dieser Vorgabe bestehen die Ethik-Kommission der Ottovon-Guericke-Universität an der Medizinischen Fakultät und am Universitätsklinikum Magdeburg sowie die EthikKommission der Medizinischen Fakultät der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg. In den jeweils aktuellen Satzungen findet sich die Aufgabenzuweisung für klinische Prüfungen nach dem MPG.17 Daneben enthält das Gesetz über die Kammern für Heilberufe Sachsen-Anhalt (KGHB - LSA) vom 13.07.199418 in § 5 Abs. 2 Nr. 1 KGHB-LSA die Regelung, dass die Ärztekammer eine Ethik-Kommission errichtet, die insbesondere bei der Prüfung von Medizinprodukten zuständig ist. Auf dieser Grundlage hat die Kammerversammlung der Ärztekammer des Landes Sachsen-Anhalt am 08.04.2006 eine Satzung zu Errichtung einer Ethik-Kommission beschlossen, welche durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt am 07.02.2007 genehmigt wurde. Dieses Nebeneinander der Ethik-Kommissionen an den Universitäten und der Landesärztekammer existiert aus der Zeit vor der Änderung des MPG durch das das 4. Medizinprodukteänderungsgesetz. Eine explizite Aufgabenzuweisung für den Vollzug der §§ 19-24 MPG n.F. findet sich im Landesrecht hingegen nicht. b) Zuständigkeit nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) Aufgrund der Nähe zum Arzneimittelrecht und der vom Bundesgesetzgeber ausdrücklich intendierten Anpassung des MPG an das AMG, bietet sich ein Vergleich der landesrechtlichen Normierungen zur Zuständigkeit der EthikKommissionen für den Vollzug der §§ 40, 42 AMG an. Nach den §§ 40 Abs. 1, 42 Abs. 1 AMG dürfen klinische Prüfungen von Arzneimitteln nur durchgeführt werden, wenn „die nach Landesrecht zuständige Ethik-Kommission“ diese zustimmend bewertet hat. Dabei muss es sich um eine nach Landesrecht errichtete Ethik-Kommission handeln. Der Landtag von Sachsen-Anhalt hat im Gesundheitsdienstgesetz19 (GDA LSA) vom 21. November 1997 in § 27c das für das Arzneimittelwesen zuständige Ministerium dazu ermächtigt, die Einzelheiten für Ethik-Kommissionen im Benehmen mit dem für Wissenschaft zuständigen Ministerium zu regeln. Auf dieser Grundlage hat das Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt die Verordnung über Ethik-Kommissionen zur Bewertung klinischer Prüfungen von Arzneimitteln (Ethik-Kom-VO LSA)20 erlassen. Diese enthält in § 1 S. 1 die Errichtung einer EthikKommission beim Landesamt für Verbraucherschutz, die gem. § 1 S. 2, Abs. 2 Ethik-Kom-VO LSA für die Bewertung klinischer Prüfungen von Arzneimitteln beim Menschen zuständig ist, die in Einrichtungen außerhalb der Universi- Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 69 täten und Universitätskliniken durchgeführt werden. Im Bereich der Universitäten und Universitätskliniken sind hierfür nach § 5 Abs. 1 die bestehenden Ethik-Kommissionen gemäß § 1 Abs. 4 HMG LSA zuständig. Damit ist der Bereich der klinischen Prüfung von Arzneimitteln sowohl die sachliche, als auch die örtliche Zuständigkeit der Ethik-Kommissionen in Sachsen-Anhalt umfassend normiert. c) Notwendigkeit einer Regelung Nicht zuletzt der Vergleich zeigt, dass die sachliche und örtliche Zuständigkeit der Ethik-Kommissionen für den Vollzug der §§ 19-24 MPG n.F. de lege lata nicht hinreichend geregelt ist. Insbesondere für die Universitäten und Universitätskliniken besteht keine hinreichend bestimmte Rechtsgrundlage, die den an den Universitäten bestehenden Ethik-Kommissionen die Zuständigkeit für den Vollzug der §§ 19-24 MPG n.F. zuweist. Vielmehr enthalten erst die Satzungen der Ethik-Kommissionen der Universitäten die Aufgabe, klinische Prüfungen von Medizinprodukten zu bewerten. Die Zuweisung dieser Aufgabe bedarf indes einer gesetzlichen Grundlage, die bislang nicht gegeben ist. Bereits im sog. Facharztbeschluss hat das Bundesverfassungsgericht im Jahre 1972 festgestellt, dass Regelungen des ärztlichen Standesrechtes, die den Kreis „eigener“ Angelegenheiten überschreiten und auch Dritte in ihren Rechten betreffen, nicht die erforderliche legislatorische Kraft besitzen. Sie müssen vom Gesetzgeber selbst getroffen werden.21 Mit der Änderung des Medizinproduktegesetzes nimmt die Ethik-Kommission aber nunmehr nicht nur eine Beratung der Ärzteschaft wahr, sondern handelt auch zum Schutz der Allgemeinheit, insbesondere der Probanden und Patienten, vor den Gefahren, die mit der klinischen Prüfung von Medizinprodukten verbunden sind. Dadurch soll die Qualität der Arbeit verbessert und angeglichen werden.22 Die Aufgabe der Ethik-Kommission erfasst gem. § 22 Abs. 2 MPG n.F. im Wesentlichen die Prüfung der rechtlichen und ethischen Aspekte. Adressat der Bewertung ist nicht allein der prüfende Arzt, sondern primär der Sponsor, der nach § 22 Abs. 1 MPG n.F. die erforderliche zustimmende Bewertung bei der EthikKommission beantragt. Diese dient der Vorlage im Genehmigungsverfahren bei der Bundesoberbehörde zur Kenntnis. Schließlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass nach § 41 Nr. 4 MPG n.F. unter Strafe gestellt, entgegen § 20 Abs. 1 S. 1 MPG n.F. mit einer klinischen Prüfung zu beginnen, ohne dass die zuständige Ethik-Kommission diese nach Maßgabe des § 22 MPG n.F. zustimmend bewertet und die zuständige Bundesoberbehörde diese nach Maßgabe des § 22a MPG n.F. genehmigt hat. Daher bedarf es der Zustimmung einer Kommission, die nach Landesrecht ausdrücklich sachlich und örtlich zur Bewertung einer klinischen Prüfung von Medizinprodukten für zuständig erklärt wird. 70 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 3.Fazit Durch die 4. MPG-Novelle wurde das Medizinprodukterecht an die grundsätzlichen und formalen Anforderungen der klinischen Prüfungen bei Arzneimitteln angeglichen. Nach den §§ 20 Abs. 1 S. 1 iVm. 24 S. 1 MPG n.F. bedarf es bei klinische Prüfungen von Medizinprodukten und Leistungsbewertungen von In-vitro-Diagnostika der zustimmenden Bewertung der zuständigen Ethik-Kommission. In Sachsen-Anhalt ist die sachliche und örtliche Zuständigkeit der Ethik-Kommissionen für den Vollzug der §§ 19-24 MPG n.F. jedoch nicht hinreichend geregelt. Obgleich durch die derzeitige Lage wohl keine offensichtliche Verletzung der sachlichen Zuständigkeit gegeben ist, weshalb nicht von einer Nichtigkeit der Bewertungen auszugehen ist,23 ist der Landesgesetzgeber dennoch aufgerufen, die Bewertung der nach Landesrecht zu bildenden EthikKommissionen de lege ferenda auf eine hinreichend bestimmte gesetzliche Grundlage zu stellen.24 Diese Notwendigkeit ergibt sich nicht nur aus der verfassungsrechtlich gebotenen Aufgabe entsprechende Regelungen für den Bereich der landeseigenen Aufgabenwahrnehmung iSd. Art. 83 GG zu treffen, sondern auch aus der Tatsache, dass es nach § 41 Nr. 4 MPG n.F. unter Strafe gestellt ist, entgegen § 20 Abs. 1 S. 1MPG n.F. mit einer klinischen Prüfung zu beginnen, ohne dass die zuständige Ethik-Kommission diese nach Maßgabe des § 22 MPG n.F. zustimmend bewertet und die zuständige Bundesoberbehörde diese nach Maßgabe des § 22a MPG n.F. genehmigt hat. Dabei wird zu diskutieren sein, ob die Zuständigkeit für Universitäten und Universitätskliniken bei den Ethik-Kommissionen der Medizinischen Fakultäten verbleiben soll, oder ob, wie zuletzt in Berlin, die Wahrnehmung der Aufgaben nach den §§ 19-24 MPG n.F. der Ethik-Kommission des Landes übertragen werden soll. Da die Ethik-Kommissionen an den medizinischen Fakultäten bereits die Bewertung klinischer Prüfungen nach dem AMG vornehmen und damit auf bestehende Strukturen zurückgegriffen werden kann, erscheint es denkbar, die Bewertung klinischer Prüfungen nach dem MPG im universitären Bereich den Ethik-Kommissionen der medizinischen Fakultäten zu übertragen, bzw. bei diesen zu belassen, damit diese die Forscher und Ärzte in ihrem Umfeld beurteilen.25 Der Beitrag gibt die persönliche Auffassung des Autors wieder. Literatur beim Verfasser Korrespondenzanschrift: Sebastian Müller Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Juristischer Bereich der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsvergleichung und Medizinrecht Prof. Dr. Hans Lilie Universitätsplatz 6, 06108 Halle (Saale) [email protected] Tel./Fax: 0345 / 55 - 23112 / 27070 Mitteilungen der KV Bedarfsplanung in der vertragsärztlichen Versorgung (189. Fortschreibung) 1. Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in SachsenAnhalt hat am 15.02.2011 gemäß § 103 Abs. 1 SGB V in folgenden Planungsbereichen (identisch mit den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien Städten per 30.06.2007) und bei folgenden Fachgruppen eine Überversorgung festgestellt und deshalb bzw. aufgrund seines Beschlusses vom 06.10.2005 Zulassungsbeschränkungen angeordnet: Planungsbereich Altmarkkreis Salzwedel Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Anhalt-Zerbst Fachgruppen: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Aschersleben-Staßfurt Fachgruppen: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Bernburg Fachgruppen: Anästhesisten, fachärztlich tätige Internisten, Kinderärzte, Nervenärzte, Psychotherapeuten, Radiologen Planungsbereich Bördekreis Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Kinderärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen Planungsbereich Burgenlandkreis Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Dessau, Stadt / Bitterfeld Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Halberstadt Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Halle Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Psychotherapeuten, Radiologen Planungsbereich Jerichower Land Fachgruppen: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Köthen Fachgruppen: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Magdeburg Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen Planungsbereich Mansfelder Land Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Merseburg-Querfurt Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen Planungsbereich Ohrekreis Fachgruppen: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Quedlinburg Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Saalkreis Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Hautärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Sangerhausen Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Kinderärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Schönebeck Fachgruppen: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Stendal Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Weißenfels Fachgruppen: Anästhesisten, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Wernigerode Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Nervenärzte, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Planungsbereich Wittenberg Fachgruppen: Anästhesisten, Augenärzte, Chirurgen, fachärztlich tätige Internisten, Frauenärzte, Hautärzte, Kinderärzte, Orthopäden, Psychotherapeuten, Radiologen, Urologen Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 71 2. Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in SachsenAnhalt hat am 15.02.2011 gemäß § 103 Abs. 3 SGB V in folgenden Planungsbereichen und bei folgenden Fachgruppen keine Überversorgung mehr festgestellt und deshalb die folgenden Planungsbereiche für die betreffenden Fachgruppen entsperrt: Planungsbereich Aschersleben-Staßfurt: Planungsbereich Bernburg: Planungsbereich Halberstadt: Planungsbereich Halle (Saale): Planungsbereich Köthen: Planungsbereich Magdeburg: Planungsbereich Mansfelder Land: Planungsbereich Merseburg-Querfurt: Planungsbereich Ohrekreis: Planungsbereich Sangerhausen: Planungsbereich Schönebeck: Planungsbereich Weißenfels: Planungsbereich Wernigerode: Planungsbereich Wittenberg: Augenärzte und HNO-Ärzte Chirurgen, HNO-Ärzte, Hautärzte, Orthopäden und Urologen Nervenärzte Orthopäden, Urologen und Hausärzte Augenärzte und Hautärzte Nervenärzte und Urologen Hautärzte Urologen Augenärzte Nervenärzte Augenärzte und Hautärzte Augenärzte Orthopäden Nervenärzte Die Entsperrung erfolgt gemäß § 23 der Bedarfsplanungs-RichtlinieÄrzte mit der Auflage an die Zulassungsgremien, dass - im Planungsbereich Aschersleben-Staßfurt in den Fachgruppen Augen- und HNO-Ärzte, im Planungsbereich Bernburg in den Fachgruppen Chirurgen, HNO-Ärzte, Hautärzte, Orthopäden und Urologen, im Planungsbereich Halberstadt Fachgruppe Nervenärzte, im Planungsbereich Halle Fachgruppe Orthopäden, im Planungsbereich Köthen Fachgruppe Augen- und Hautärzte, im Planungsbereich Magdeburg Fachgruppe Nervenärzte, im Planungsbereich Mansfelder Land Fachgruppe Hautärzte, im Planungsbereich Merseburg-Querfurt Fachgruppe Urologen, im Planungsbereich Ohrekreis Fachgruppe Augenärzte, im Planungsbereich Sangerhausen Fachgruppe Nervenärzte, im Planungsbereich Schönebeck Fachgruppen Augen- und Hautärzte, im Planungsbereich Weißenfels Fachgruppe Augenärzte, im Planungsbereich Wernigerode Fachgruppe Orthopäden und im Planungsbereich Wittenberg, Fachgruppe Nervenärzte nur je eine Zulassung, - in den Planungsbereichen Halle und Magdeburg, Fachgruppe Urologen, je zwei Zulassungen und - im Planungsbereich Halle Fachgruppe Hausärzte neun Zulassungen erfolgen dürfen. Über die Beendigung bestehender Zulassungs- und Leistungsbeschränkungen von Job-Sharing-Gemeinschaftspartnern und die Beendigung bestehender Leistungsbegrenzungen bei im JobSharing-Verfahren angestellten Ärzten ist unter Berücksichtigung der sich aus § 23 Absätze 2, 2a und 4 Bedarfsplanungsrichtlinie-Ärzte ergebenden Reihenfolge - beginnend mit der ältesten hierzu ergangenen Entscheidung - von Amts wegen bis zur Ausschöpfung der nach Satz 1 möglichen Anzahl von Zulassungen vorrangig vor Anträgen auf (Neu)Zulassung zu entscheiden. Da bestehende Jobsharingverhältnisse im Planungsbereich Halle bei Orthopäden 2,5 Vertragsarztstellen, bei Urologen 1,25 Vertragsarztstellen und bei Hausärzten 2,5 Vertragsarztstellen entsprechen und bei den übrigen im vorangehenden Absatz erfolgten Entsperrungen keine Jobsharingverhältnisse bestehen, können neue Zulassungen im folgenden Umfang erfolgen: - je eine neue Zulassung bei Augen- und HNO-Ärzten im Planungsbereich Aschersleben-Staßfurt, bei Chirurgen, HNO-Ärzten, Hautärzten, Orthopäden und Urologen im Planungsbereich Bernburg, bei Nervenärzten im Planungsbereich Halberstadt, bei Urologen im Planungsbereich Halle, bei Augen- und Hautärzten im Planungsbereich Köthen, bei Nervenärzten im Planungsbereich Magdeburg, bei Hautärzten im Planungsbereich Mansfelder Land, bei Urologen im Planungsbereich Merseburg-Querfurt, bei Augenärzten im Planungsbereich Ohrekreis, bei Nervenärzten im Planungsbereich 72 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 - - Sangerhausen, bei Augen- und Hautärzten im Planungsbereich Schönebeck, bei Augenärzten im Planungsbereich Weißenfels, bei Orthopäden im Planungsbereich Wernigerode und bei Nervenärzten im Planungsbereich Wittenberg, zwei neue Zulassungen bei Urologen im Planungsbereich Magdeburg, sechs neue Zulassungen bei Hausärzten im Planungsbereich Halle. Unter mehreren Bewerbern haben die Zulassungsgremien nach pflichtgemäßem Ermessen unter Berücksichtigung der beruflichen Eignung, der Dauer der bisherigen ärztlichen Tätigkeit, dem Approbationsalter und der Dauer der Eintragung in die Warteliste gem. § 103 Abs. 5 Satz 1 SGB V zu entscheiden. Bei der Auswahl unter mehreren geeigneten Bewerbern soll die räumliche Wahl des Vertragsarztsitzes und ihre Beurteilung in Hinblick auf die bestmögliche Versorgung der Versicherten berücksichtigt werden. Über Zulassungsanträge (vollständig, mit den erforderlichen Unterlagen nach § 18 Ärzte-ZV) entscheidet das Zulassungsgremium erstmalig nach Ablauf der Bewerbungsfrist vom 07.03.2011 bis zum 27.04.2011. Zulassungsanträge und die erforderlichen Unterlagen nach § 18 Ärzte-ZV sind bei der Geschäftsstelle des Zulassungsausschusses Sachsen-Anhalt, Doctor-Eisenbart-Ring 2, 39120 Magdeburg einzureichen. Bedarfsplanung Psychotherapeuten Auf Grund der von den übrigen Fachgruppen abweichenden Berücksichtigung der Psychotherapeuten in der Bedarfsplanung hat der Landesausschuss trotz Anordnung von Zulassungsbeschränkungen für die Fachgruppe der Psychotherapeuten am 15.02.2011 folgende Zulassungsmöglichkeiten festgestellt: Planungsbereich Anzahl ärztliche Psychotherapeuten Altmarkkreis Salzwedel 2 Anhalt-Zerbst 1 Aschersleben-Staßfurt 3 Bernburg 2 Bördekreis 2 Burgenlandkreis 2 Dessau-Bitterfeld 5 Halberstadt 2 Jerichower Land 2 Köthen 2 Magdeburg 5 Mansfelder Land 2 Merseburg-Quefurt 4 Ohrekreis 1 Quedlinburg 1 Saalkreis 2 Sangerhausen 1 Schönebeck 3 Stendal 2 Weißenfels 3 Wernigerode 1 Wittenberg 2 Anzahl nur Kinder und Jugendliche betreuende Psychotherapeuten 1 1 2 Die Kassenärztliche Vereinigung schreibt folgende Vertragsarztsitze aus: Fachgebiet: Psychologische Psychotherapie (halber Versorgungsauftrag) Einzelpraxis Halle Praxisform: Praxisort: Fachgebiet: Aktualisierung der ehemaligen Aufhebungsbeschlüsse Planungsbereich Bernburg Fachgruppe: Augenärzte Der Aufhebungsbeschluss der 138. Fortschreibung wird dahingehend geändert, dass nunmehr zwei Zulassungen erfolgen können. Planungsbereich Bördekreis Fachgruppe: Hausärzte Der Aufhebungsbeschluss der 179. Fortschreibung wird dahingehend geändert, dass nunmehr drei Zulassungen erfolgen können. Planungsbereich Burgenlandkreis Fachgruppe: Hausärzte Der Aufhebungsbeschluss der 124. Fortschreibung wird dahingehend geändert, dass nunmehr zweiundzwanzig Zulassungen erfolgen können. Praxisform: Praxisort: Frauenheilkunde und Geburtshilfe Einzelpraxis Wittenberg Fachgebiet: Praxisform: Praxisort: Innere Medizin Einzelpraxis Magdeburg Fachgebiet: Praxisform: Planungsbereich: Anästhesiologie Einzelpraxis Bernburg Fachgebiet: Praxisform: Praxisort: Chirurgie 0,5 Versorgungsauftrag 0,5 Versorgungsauftrag (1437) Gemeinschaftspraxis Magdeburg Fachgebiet: Praxisform: Praxisort: Orthopädie Gemeinschaftspraxis Schönebeck Planungsbereich Halberstadt Fachgruppe: Hausärzte Der Aufhebungsbeschluss der 114. Fortschreibung wird dahingehend geändert, dass nunmehr sechzehn Zulassungen erfolgen können. Planungsbereich Magdeburg Fachgruppe: Hausärzte Der Aufhebungsbeschluss der 185. Fortschreibung wird dahingehend geändert, dass nunmehr fünfzehn Zulassungen erfolgen können. Planungsbereich Schönebeck Fachgruppe: Hausärzte Der Aufhebungsbeschluss der 186. Fortschreibung wird dahingehend geändert, dass nunmehr sechs Zulassungen erfolgen können. Planungsbereich Weißenfels Fachgruppe: Hausärzte Der Aufhebungsbeschluss der 188. Fortschreibung wird dahingehend geändert, dass nunmehr fünf Zulassungen erfolgen können. Bewerbungen richten Sie bitte an: Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt, Abt. Zulassungswesen, Postfach 1664, 39006 Magdeburg Die Ausschreibung endet am 25. dieses Monats. Wir weisen darauf hin, dass sich die in der Warteliste eingetragenen Ärzte ebenfalls um den Vertragsarztsitz bewerben müssen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen Sachsen-Anhalt im Hause der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, Postfach 1664, 39006 Magdeburg, Telefon (0391) 6276461, Fax: (0391) 6278459. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 73 Service | Für Sie gelesen Oliver Sacks Das innere Auge Neue Fallgeschichten Rowohlt Verlag Reinbek 2011, a. d. Englischen v. Hainer Kober, gebunden, Schutzumschl., 6 Handzeichnungen des Autors, ISBN 978-3-498-06408-2, 282 S., € 19,95 Sehenden Auges nichts sehen – darunter wird man erst einmal eine Metapher vermuten, z. B. für politisch oder ökologisch desaströse Entwicklungen, denen kein Einhalt geboten wird. In diesem Buch aber ist es wörtlich gemeint. Die Strukturen des Sehorgans Auge sind unbeschadet. Und doch kommt kein Bild an. Oliver Sacks ist inzwischen fast 80 Jahre alt. 2007 erlitt er das Schicksal eines Netzhautmelanoms. Er berichtet in einem seiner Buchkapitel unter der Überschrift „Augenträgheit“ in Form eines Tagebuchs über seine persönlich wahrgenommenen Symptome, über die moderne und effiziente Therapie ohne Enukleation des Auges und natürlich über seine Ängste und funktionellen Einbußen. Er kann dies ganz ausgezeichnet, auch unter dem Bewusstsein, dass seine Erkrankung einen Vorbehalt gegenüber der Zukunft darstellt. Man mag, was er da so vorlegt, als populärwissenschaftliche medizinische Literatur bezeichnen. Es ist aber doch ein bisschen mehr. Der Autor, ein Brite in New York, ist schließlich praktizierender Neurologe und Hochschullehrer mit Forschervergangenheit, ein fleißiger Schriftsteller zudem. Die Neugier und das Schreibtalent sind ihm geblieben, auch sein guter Ruf als Helfer in der Not bei komplexen und aussichtslos erscheinenden neurologischen Krankheitsbildern. Offen und ohne einen Anflug von Exhibitionismus nennt er dabei auch seine Unzulänglichkeiten und Obsessionen. 74 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Die Gliederung des Buches in sieben Abschnitte, deren Überschriften sich erst beim Lesen erschließen, ist eine notwendige Maßnahme wider den Erzählfluss des Oliver Sacks, der Umbrüche und Pausen gut verträgt. Zu groß ist sein Verlangen, aus dem reichen Speicher seines einschlägigen Wissens aus Theorie und Praxis möglichst viel freizugeben. Die romantische Wissenschaft nannte es der russische Gelehrte Alexander Lurija, den Stoff beim Individuum zu lassen und dessen Geschichte zu erzählen. Da steht jemand früh auf, alles ist wie sonst, nur das Lesenkönnen ist weg. Das Schreiben ist geblieben. Die Niederschrift kann aber nach Absetzen des Stifts nicht mehr gelesen werden. Das äußere Auge funktioniert. Nur gibt es in der Kaskade der Mechanismen, die aus der Buchstabenfolge eine Bedeutung fabrizieren, offensichtlich eine Unterbrechung. Eine mildere Spielart dieser Alexie ist in Form der Legasthenie schon eher geläufig. 5 – 10% der Bevölkerung sollen davon betroffen sein. Was wir heute vom inneren Auge wissen, beruht auf den Forschungsergebnissen der vergangenen Generationen mit einem Jahrhundertschritt von der Autopsie der Toten zu den PET- und MRT-Techniken an den Lebenden. Oliver Sacks weiß diesen enormen Fortschritt zu würdigen. Er weiß auch, wie Betroffene mit ihren Handicaps umgehen, teilt die Bewältigungsstrategien seiner Patienten und Korrespondenten mit. Er besucht sie in ihrer Häuslichkeit und begleitet sie auf der Straße und im Supermarkt, immer mehr Lernender als Lehrer. Eine besondere Faszination übt auf ihn die Prosopagnosie aus, die Unfähigkeit, Gesichter wieder zu erkennen, kurz Gesichtsblindheit genannt. Das Gesicht des Gegenüber nicht einem Namen zuordnen zu können – das kann peinlich werden, lustig nur in Ausnahmefällen. Die vielzitierte Plastizität des Hirns kann dieses Defizit nicht ausgleichen. Da sind individuelle Techniken gefragt, Stimme, Haltung, Gang, Brille, Bart oder der begleitende Hund, anhand dessen besonderen Merkmalen man sein Herrchen erkennt. Gekoppelt ist die Gesichtsblindheit oft mit einer topographischen Orientierungsschwäche. Das aus der Hand Gelegte fällt vom Rand der Welt ins Nichts. Auch Handschriften haben ihr Gesicht – und werden nicht erkannt, auch nicht die eigene. Die Zahl der unterschiedlichen Grades Betroffen ist nicht unerheblich. Es ist also eine Form der Höflichkeit, sein Namensschild auf Kongressen und anderen Meetings offen zu tragen. Eine weitere, vom Autor in diesem Buch sehr interessant beschriebene Funktion des Sehens ist die Stereoskopie. Fast jeder zehnte Mitmensch habe da Probleme, bewusst oder unbe- wusst. In einem Dschungel der Reize voller Täuschung und Betrug ist Tiefensehen unentbehrlich, schon um Tarnungen zu erkennen. Das kann man wörtlich oder auch im übertragenen Sinne sehen. Als kleiner Trost bei vielfältigen Nachteilen bliebe dem mit solchem Mangel Versehenen der Verlust der Höhenangst. Oliver Sacks führt den Leser in diesem Buch durch die gesamte Welt des Sehens und seiner Spielarten und Abartigkeiten jenseits der Refraktion. Es ist von Anfang bis Ende mit vielfältigen wissenschaftlichen und selbst erlebten oder erfahrenen Exkursionen versehen, die einen großen Teil des Druckvolumens als Fußnoten einnehmen. Der Lesefluss wird durch diese Paralleltexte immer wieder gebremst. Zum Schluss gerät der Neurologe vollends in die Philosophie der Wahrnehmungen. Denken wir in Bildern? Wenn ja, wie denkt dann der Blinde? Kann man mit der Zunge sehen? Das Buch regt sebst zum Denken an und ist damit unterhaltsam. Seine Zielgruppen dürften u. a. alle Personen sein, die professionell mit dem Sehen und seinem zerebralen Hintergrund zu tun haben oder sich aus anderen Beweggründen dafür interessieren. Betroffene und ihr Umfeld dürften dazu zählen. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein brauchbares Namens- und Sachregister tragen dazu bei, es als gutes Sachbuch zur Lektüre empfehlen zu können. I F.T.A. Erle, Magdeburg Katrin Greiner/Janos Stekovics Der Saalekreis Herausgegeben vom Landkreis Saalekreis 240 Seiten, 353 Farbfotografien, gebunden, Schutzumschlag 23 x 31 cm, ISBN 978-3-89923-266-0, 28,00 EUR Flaches weites Land, verwunschene Flusstäler, zerklüftete raue Schluchten – der Saalekreis, der sich wie ein Ring um die kreisfreie Stadt Halle (Saale) schließt, bietet unzählige Entdeckungen für den, der sich mit offenen Sinnen aufmacht, all die Schönheiten zu erkunden. Neben seinen besonderen landschaftlichen Reizen zeigt der so gegensätzliche Landstrich auch eine Fülle an spannenden historischen Zeugnissen. Hier, zwischen Merseburg und Petersberg, zwischen Querfurt und Wettin, zwischen Löbejün und Bad Lauchstädt, erstreckt sich eine der am reichsten von deutscher Geschichte geprägten Gegenden! Hier wirkten Grafen, Markgrafen, Könige und gar Kaiser, hier residierten, regierten, liebten und kämpften sie. Hier prägten Bischöfe wie Thilo von Trotha Politik, Kultur und Baugeschichte, hier berichten noch heute nicht nur Schloss und Dom in der Kreisstadt, sondern auch mächtige Burgen, stille Kirchen und Herrenhäuser von der an klangvollen Namen und wichtigen Ereignissen reichen Historie. Heute verbinden sich im Saalekreis Tradition und Moderne, werden die Kostbarkeiten aus der Vergangenheit liebevoll bewahrt und berichten futuristisch anmutende Industriekomplexe vom Fleiß und Ideenreichtum der Menschen, die hier leben. Ein äußerst anschaulicher, aufwendig gestalteter Text-Bildband mit bestechend schönen Aufnahmen und detailreichen Luftbildern, die dem Betrachter vollkommen neue Blickwinkel präsentieren. Kurzum: ein reiches Buch, reich im Inhalt, reich in seiner stilistischen Ausformung, vielschichtig und vielgestaltig. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 75 Der Preis der Leipziger Buchmesse ging im Jahr 2011 an: Belletristik: Clemens J. Setz: „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ (Suhrkamp Verlag) Sachbuch/Essayistik: Henning Ritter: „Notizhefte“ (Berlin Verlag) Übersetzung: Aus dem Russischen neu übersetzt und kommentiert von Barbara Conrad: Lew Tolstoi „Krieg und Frieden“ (Carl Hanser Verlag) 76 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Die Jury: „Täuschende Nachbarn, Prügelorgien der Kunst, verrückende Maschinen – diese Erzählungen locken den Leser in ein Labyrinth aus Zärtlichkeit, Gewalt, Liebe und Gemeinheit.“ Die Jury: „Wie wir durch die Vergangenheit unsere Gegenwart erschließen können, lehren die meisterhaften Aphorismen von Henning Ritter.“ Die Jury: „Barbara Conrad hat Tolstois eigenwilligen erzählerischen Duktus herausgearbeitet und in lebendige deutsche Prosa übertragen. Mit ihren kundigen Kommentaren summiert sich das zu einer zweifach glänzenden Leistung: als Übersetzung des Werkes und als Unterrichtung über die Epoche, in der es spielt.“ Empfehlungen der Redaktion Amy Hempel & Jim Shepard aus dem Amerikanischen von Clemens Meyer Dir zu Füßen Gedichte von Hunden Rogner & Bernhard, 160 Seiten, ISBN: 3807710671, 12,90 € Was haben die Golden Retriever, Langhaardackel, Pekinesen, Chow-Chows von John Irving, Edward Albee, Jennifer Allen, Lee Smith u.a. renommierten Schriftstellerinnen und Schriftstellern gemeinsam? Na? Genau! Die können bellen. Und sie schreiben Gedichte. Und was für welche! Clemens Meyer, der bunte Hund des deutschen Literaturbetriebs, hat sie ins Deutsche übersetzt. Hunde sind ehrlicher, treuer, anhänglicher und mutiger als die meisten unserer Zeitgenossen. Sie sind Balsam für unsere Seelen. Dieser Band belegt: Sie sind auch die besseren Lyriker. Sie kennen keine abgeschmackten Metaphern, keine platten Vergleiche, keine poetischen Drechseleien, keine überschäumenden Emotionen, kein manieriertes Vokabular, keine romantische Überhöhung der Natur und keine Todessehnsucht. Sie sind so authentisch, wie wir es gern wären. Karen Duve Anständig essen: Ein Selbstversuch Galiani, Berlin, 335 Seiten, ISBN: 9783869710280, 19,95 € Karen Duve wollte es wirklich wissen: Jeweils zwei Monate lang testet sie Ernährungsweisen mit moralischem Anspruch: Biologisch-organisch, vegetarisch, vegan und am Ende sogar frutarisch, also nur das, was die Pflanze freiwillig spendet. Parallel dazu setzt sie sich mit der dahinterstehenden Weltsicht auseinander - und liefert sich mit einem Freund die unausweichlichen Verbalduelle. Erst kurz vor der Veröffentlichung dieses Buches wird sie eine Lebensentscheidung treffen - die, wie sie sich weiter ernähren und weiter leben will. Schonungslos und mit der ihr eigenen knochentrockenen Komik setzt sie sich jenseits aller Ideologien mit der Frage auseinander: Wie viel gönne ich mir auf Kosten anderer? Leipziger Buchmesse begeisterte 163.000 Besucher Mit einem Spitzenergebnis ging die Leipziger Buchmesse zu Ende. 163.000 Besucher, davon etwa 45.000 Fachbesucher, kamen auf das Messegelände (2010: 157.000). Auf 67.000 Quadratmetern verschafften sie sich einen Überblick zu den Neuerscheinungen von 2.150 Ausstellern aus 36 Ländern. Rund 3.000 Journalisten berichteten vom internationalen Branchentreff der Autoren, Verlage, Fachbesucher und des lesefreudigen Publikums. Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe, blickt auf eine erfolgreiche Veranstaltung zurück: „Die Leipziger Buchmesse zieht von Jahr zu Jahr mehr Besucher an. Besonders erfreulich ist dabei, dass die bundesweite Ausstrahlung kontinuierlich zunimmt, wie auch das Interesse aus Österreich und der Schweiz. Dies haben ebenfalls die Aussteller positiv resümiert. Die Leipziger Buchmesse hat ihren Stellenwert als wichtige Marketingplattform für Verlage einmal mehr unter Beweis gestellt.“ Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 77 200 Jahre Hochschulchirurgie in Halle an der Saale (1811 – 2011) Dr. sc. med. Klaus-Peter Wenzel Im April 2011 können Mitarbeiter und Freunde der traditionsreichen Chirurgischen Universitätsklinik Halle sich an deren Gründungstag vor 200 Jahren erinnern. Aus diesem Anlass soll ein Streifzug durch die Historie dieser Einrichtung* unternommen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das Fach Chirurgie im Rahmen einer nur ex cathedra lehrenden Sammelprofessur für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe in den akademischen Gremien der halleschen Universität vertreten gewesen. Am 16.4.1811 wird der sächsische Theologe, Chirurg und Augenarzt Carl-Heinrich Dzondi (1770 – 1835) durch ein Dekret des Königs von Westfalen, Jerome Napoleon, zum ersten Ordentlichen Professor für Chirurgie an der wiedereröffneten Universität Halle ernannt. Der Ministerialbeamter, Justus Christoph Leist, beauftragt Dzondi per Verfügung mit der Leitung einer Chirurgischen Universitätsklinik in Halle. Mit diesem Verwaltungsakt erringt die Disziplin Chirurgie *Wenzel, K.-P.: 200 Jahre Hochschulchirurgie in Halle an der Saale. Halle 2011. Das Buch des Autors Klaus-Peter Wenzel ist im Februar 2011 im Projekte-Verlag erschienen. ISBN-13: 978-3862372782 78 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 innerhalb der halleschen Medizinischen Fakultät ihre gebührende Anerkennung. Untergebracht wird die Klinik im Westflügel der ehemaligen bischöflichen Residenz. Der 1818 veröffentlichte Rechenschaftsbericht zählt an ausgeführten Eingriffen Kataraktoperationen, Gliedmaßenamputationen und Gesichtsplastiken auf. Wünschenswerte Eingriffe in der Bauch-, Brust- und Schädelhöhle bleiben wegen fehlender Antiseptik /Aseptik sowie Anästhesie noch unerreichbar. Zur Korrektur eines ektropierten Unterlides erprobt er die Blepharoplastik mit einem Wangenlappen. Geschickt operiert er den Grauen Star mit einer von ihm entwickelten lanzettförmigen Starnadel. Nach dem 1814 errungenen Sieg der Preußen, Russen und Österreicher über die französischen Besatzungstruppen gerät Dzondi wegen der Gleichbehandlung von deutschen und französischen Verwundeten bei den preußischen Behörden bald in den Verdacht der Franzosenfreundlichkeit. Einige Fakultätskollegen unterstützen die Diffamierungen, so dass er 1817 von seinem Direktorat, nicht jedoch von seinem Ordinariat durch den preußischen Innenminister kommentarlos entbunden wird. Trotz jahrelanger Bemühungen erreicht Dzondi seine Rehabilitierung nicht. Als Leiter einer chirurgischen Privatklinik übt er noch den Beruf bis zu seinem Tod aus. Anerkennung erwirbt er unter den Kollegen mit seinem 1824 veröffentlichten „ Lehrbuch der Chirurgie bestimmt zu akademischen Vorlesungen und zum Selbstunterricht für Ärzte und Wundärzte “. Bereits vor Dzondis Amtsantritt kann sich in der Saalestadt die Geburtshilfe und Gynäkologie durch die Berufung des halleschen Geburtshelfers Carl Friedrich Senff (1776 – 1816) zum Außerordentlichen Professor der Medizin und Lehrer der Entbindungskunst aus der Vormundschaft der Chirurgen befreien. Als Dzondis Nachfolger tritt Carl-August Weinhold (1782 -1829) das Ordinariat und Direktorat an der hiesigen chirurgischen Klinik 1817 an. Trotz mangelhafter Leistungen in operativer Tätigkeit und Lehre, die ihm der preußische Ministerialgutachter Johann Nepomuk Rust (1775 – 1840) nach einer Visite in Halle 1824 attestiert, kann der preußische Leibarzt und Hofrat auf das Wohlwollen seines Königs vertrauen. Er bleibt bis zu seinem Tod in Amt und Würden. Sein Schüler Ernst Blasius kann sich unter ihm habilitieren. Der in der Abb. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Kustodie Chirurgenwelt bekannte Carl Wilhelm Wutzer (1789 – 1863) vermag während seiner kurzen halleschen Amtszeit von 1830 bis 1831 den durch Weinhold ramponierten Ruf der Klinik nicht entscheidend zu verbessern, da er bereits 1831 einen Ruf nach Bonn annimmt. Dies gelingt erst Ernst Blasius (1802 – 1875) während seines halleschen Direktorats von 1834 bis 1867. Die Klinik befindet sich seit 1821 in dem ehemaligen reformierten Gymnasium nördlich vom Dom an der Mühlpforte. Auch dieser neue Standort genügt bald nicht mehr den klinischen Erfordernissen. 1861 managt Blasius den Klinikumzug von der Mühlpforte auf den Dom­platz 4, wo bereits seit 1842 die Medizinische Klinik untergebracht ist. Das neue Domizil wird der halleschen Bevölkerung unter der Bezeichnung „Vereinigte medizinisch-chirurgische Klinik “ bekannt. Welche Operationen fallen in den von Blasius geführten Kliniken an? In einem Rechenschaftsbericht von 1832 finden sich Äußerungen zu Arterienligaturen, Fremdkörperentfernungen, Exzisionen von Lidkarzinomen und Exstirpation von Lippenkarzinomen, Amputationen. Ferner tauchen Bemerkungen zu Frakturen der Schlüsselbeins, des Vorderarms und der Patella, zu Luxationen des Humerus und der Finger auf. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen sein künftiger Nachfolger Richard Volkmann und der spätere Berner und Straßburger Ordinarius Georg-Albert Luecke (1829 – 1894). Blasius als Lehrer ist bei den Studenten beliebt gewesen. Bekannt wird er unter seinen Kollegen durch das 1830/32 erschienene „Handbuch der Akiurgie“ sowie durch die 1833 verlegten „Akiurgische Abbildungen“. Verdienste erwirbt er sich bei der erfolgreichen Anwendung der vor kurzem inaugurierten Äther- und Chloroformnarkose. In den 1860er Jahren zwingen Gelenkrheumatismus und Grauer Star ihn, um den vorzeitigen Ruhestand nachzusuchen. Dieser wird ihm 1867 von der vorgesetzten Behörde gewährt. Ohne dass sein Name mit einer Operationsmethode verbunden ist, schätzen die Kollegen am literarisch-produktiven Blasius dessen Beiträge zur plastischen Korrektur von Defekten der Nase, Lippen und Augenlider. Während der Amtszeit von Blasius löst sich in Halle die Augenheilkunde durch Karl-Alfred Graefe (1830 – 1899) von der Chirurgie. Etwa zur gleichen Zeit befreit sich die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde durch Hermann Schwartze (1837 – 1910) von der Vormundschaft der Internisten und Chirurgen. Das Selbständigwerden beider Disziplinen hat Blasius aus pekuniären Gründen nicht unterstützt. Sein Schüler Richard Volkmann (1830 – 1889) übernimmt von ihm Ordinariat und Direktorat an der Klinik für den Zeitraum 1867 bis 1889. Die am Domplatz 4 gelegene Einrichtung entspricht nicht mehr den Ansprüchen der Zeit. Volkmann setzt sich vehement für einen Neubau ein und kann diesen 1879 in der heutigen Magdeburger Straße einweihen. Volkmann besitzt für mehrere unfallchirurgische Verfahren die Erstautorenschaft; desgleichen tragen zahlreiche Instrumente und orthopädische Hilfsmittel seinen Namen. Sein größtes Verdienst besteht darin, dass die Antisepsis in den operativen Disziplinen im Deutschen Kaiserreich sich durchgesetzt hat. Dafür nutzt er seine Führerschaft in der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und seine Herausge- Neuer Operationssaal der Chirurgischen Klinik der Universität Halle/Saale berschaft im Zentralblatt für Chirurgie. Zu Volkmanns bekanntesten Schülern zählt der Bonner Ordinarius Max Schede (1844 – 1902), der Groninger Ordinarius HansRudolph Ranke (1849 -1887), der Freiburger Ordinarius Paul Kraske (1851 – 1930), der hallesche Unfallchirurg Maximilian Oberst (1849 – 1925), der Berliner Neurochirurg Fedor Krause (1857 – 1937). Dem Volkmann folgt in der Klinikleitung von 1889 bis 1913 der von der Kaiserfam­ilie protegierte Fritz Gustav Bramann (1854 – 1913), einem Schüler des Berliner Ordinarius Ernst von Bergmann (1836 – 1905). Letzterer entwickelt zusammen mit seinem Assistenten Curt Theodor Schimmelbusch (1860 – 1895) die Prinzipien und Methoden der Asepsis zur Verhütung der lebensbedrohlichen Hospitalinfektionen. So verwundert es nicht, dass Bramann in der Chirurgischen Universitätsklinik Halle, einer Hochburg der antiseptischen Wundbehandlung, bald nach seinem Amtsantritt das aseptische Regime durchsetzt. Durch seine Ruhe und sein enormes Arbeitspensum gewinnt der 1891 geadelte Bramann bald die Achtung seiner Kollegen. In der Klinik setzt er umfangreiche Rekonstruktionen durch. Gemeinsam mit dem halleschen Neurologen Anton Gabriel (1858 – 1933) entwickelt er den Balkenstich zur Behandlung des Hydrocephalus. Diese Methode wird wegen ausbleibender Langzeitergebnisse in den 1930er Jahren wieder aufgegeben. Zu seinen Schülern gehören der hallesche Chirurg und Neurochirurg Alexander Stieda (1875 – 1966), der Zwickauer Chirurg Heinrich Braun (1862 – 1934), der Münsteraner Chirurg Conrad Ramstedt (1867 – 1963). Nach Bramanns frühem Tod übernimmt Victor Schmieden (1874 – 1945) 1913 für sechs Jahre die Klinikleitung, bis er 1919 den Ruf an die neu begründetete Universität in Frankfurt a. Main annimmt. Mit dem Namen von Schmieden verbinden die Chirurgen die fortlaufende Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 79 OP-Team in den 1960-er Jahren OP-Saal um 1980 80 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Farbstoffs Indigokarmin die Chromozystoskopie, 1905 mit Alexander von Lichtenberg (1880 – 1949) mittels 2 bis 5%iger kolloidaler Silbernitratlösung (Kollargol*) die instrumentelle Urethrographie, Zystographie, Ureterographie und Vesikulographie entwickelt. Weiterhin vervollkommnet er die perineale Prostatektomie zur ischiorektalen Prostatektomie und erleichtert durch die Extraperitonea-lisierung der Harnblase Eingriffe an diesem Organ. 1910 publiziert er die transduodenale Drainage des Ductus hepaticus bei Plastik oder Naht des Ductus hepaticocholedochus. In Halle genießt Voelcker bei Studenten, Assistenten, Kollegen und Patienten als eleganter Operateur, anregender Lehrer und mitfühlender Arzt bald großes Ansehen. Als seine bekanntesten Schüler gelten der Homburger Chirurg Oskar Orth (1876 – 1958), sein Amtsnachfolger Werner Budde, der Düsseldorfer Urologe Hans Boeminghaus (1893 – 1979), der Mainzer Ordinarius Georg Brandt (1895 – 1968), der Greifswalder Ordinarius Johannes Volkmann (1889 – 1982). Unter dem Nazi-Regime gerät Voelcker bald in Kontroversen zu den neuen Machthabern. Als Hauptakteur bei der gegen ihn gerichteten Nadelstichpolitik erweist sich der Leiter der Röntgenabteilung der chirurgischen Klinik Friedrich-Wilhelm Wagner, ein Nazi-Parteigänger. Resigniert lässt sich Voelcker 1937 emeritieren. Sein ehemaliger Oberarzt Friedrich-Wilhelm Wagner (1899 – 1976) wird beauftragt, zunächst kommissarisch, dann hauptamtlich die Direktion der Klinik zu übernehmen. Nach dem 1945 erfolgenden Einmarsch der Amerikaner in Halle wird der zuletzt als Universitätsrektor amtierende Klinikdirektor Wagner von den Besatzungstruppen verhaftet und an seiner Stelle der hallesche Chirurg Werner Budde (1886 – 1960) mit der Klinikleitung beauftragt. Dieser nimmt das Ordinariat und Direktorat an der Klinik in den Aufbaujahren 1945 bis 1956 wahr. Neben der baulichen Rekonstruktion und Erweiterung der Einrichtung sieht der stets kränkliche Budde seine Hauptaufgabe darin, engagierte Schüler zu fördern mittels von den Behörden erstrittener Hospitationen, und sie auf diese Weise an die Standards der internationalen Chirurgie heranzuführen: den künftigen Leipziger Chirurgen Gerhard Rothe (1911 – 1978), den späteren Greifswalder und Berliner Ordinarius Hans-Joachim Serfling (1913 – 2004), den angehenden Leipziger Ordinarius für Orthopädie Peter-Friedrich Matzen (1909 – 1986), den Magdeburger Ordinarius für Urologie Gerhard-Wilhelm Heise (*1911), seinen künftigen Nachfolger Karl Ludwig Schober. Unter Budde verselbständigt sich die Orthopädie durch Peter-Friedrich Matzen. Während der Amtszeit von Budde erreicht in Halle die Neurochirurgie unter Serfling, die Thorax- und Herzchirurgie unter Rothe, die Kinderchirurgie unter Schober, die Urologie unter Heise ihren ersten Höhepunkt. Als der Schloffer-Schüler Franz Mörl (1899 – 1979) die Klinik von 1956 bis 1965 leitet, übernehmen erfahrene Oberärzte verantwortliche Positionen im Hochschul- und Gesundheitswesen der DDR. Die auftretenden Lücken vermag Mörl bald zu schließen. Die von seinem Amtsvorgänger eingeleitete Spezialisierung im Großfach Chirurgie setzt er konsequent fort, ohne die souveräne Leitung des Hauses aus der Fotos: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Kustodie Einstülpungsnaht bei der Enteroanastomose und die transpleurale Perikardektomie bei der Pericarditis constrictiva. Seine kurze hallesche Amtsdauer wird überschattet von den Ereignissen des I. Weltkrieges, wo er als beratender Chirurg wiederholt vom Heeresoberkomanndo zu Einsätzen angefordert wird. Von seinen halleschen Schülern bleiben in Erinnerung der Berliner Chirurg Fritz Härtel (1877 – 1940), der Erlanger Ordinarius Otto Goetze (1886 – 1955), der Berliner Ordinarius für Orthopädie Friedrich Loeffler (1885 -1967). 1919/37 dirigiert Fritz Voelcker (1872 – 1955) die Klinik. Als er am 1.10.1919 angesichts der schlechten Ernährungslage samt Kuh und Federvieh in Halle eintrifft, besitzt er als Uro-Chirurg in der Fachwelt bereits einen hervorragenden Ruf. Während seiner Heidelberger Lehrjahre hat er 1903 gemeinsam mit Eugen Joseph (1879 – 1933) mit Hilfe des Hand zu geben. Eine künstliche Niere und eine HerzLungen-Maschine werden im Laufe der Jahre installiert und erweitern das Operationsspektrum der Klinik. Zu Mörls bekanntesten Schülern gehören die Handchirurgin Leni Büchter (1916 – 2010), der Neurochirurg Kurt Hübner (1929 – 1975), der Unfallchirurg Eberhard Sander (*1922), der Thoraxchirurg Joachim-Hans Huth (*1923), die Urologen Heinz Rockstroh (1920 – 1981) und Kurt Hasselbacher (1927 – 1992), der Kardiochirurg Karl Ludwig Schober. Wissenschaftlich beschäftigt sich Mörl während seines halleschen Ordinariats u. a. mit der Prophylaxe und Therapie des Tetanus, die operative Behandlung des Mammakarzinoms. Assistenten schätzen das von ihm 1961/66 bearbeitete Hellersche „Handwerk des chirurgischen Stationsdienstes“ und das 1964/66 editierte „Lehrbuch der Unfallchirurgie “. Seinem Nachfolger Karl Ludwig Schober (1912 – 1999) kann er Ende 1965 eine wohlgeordnete Klinik übergeben. Am 1.1.1966 übernimmt der vielseitig ausgebildete und geprägte Schober die Leitung der Chirurgischen Universitätsklinik Halle. Während seiner Lehrjahre entwickelt Schober mit seinem Lehrer Kneise ein neues Verfahren zur Darstellung röntgenstrahlen-durchlässiger Blasensteine, die sog. Abrodilpfütze. 1939/41 verfasst er mit Kneise das in sechs Auflagen erscheinende Lehrbuch „Die Röntgenuntersuchung der Harnorgane“. Kriegsbedingt kann er sich erst 1954 habilitieren. Neben der Kinderchirurgie pflegt er als Oberarzt und Klinikchef besonders die Thorax- und Herzchirurgie. Internationale Anerkennung erzielt er bei der pulmonalen Embolektomie und durch seine Initiativen zum Nachbau der Herz-Lungen-Maschine durch den Physiker Fritz Struss (1912 – 1987) und den Mechaniker HansJoachim Rudolph. Durch diese Aktion beginnt in der damaligen devisenarmen DDR die offene Kardiochirurgie. Um die neuen herzchirurgischen Operationsmethoden in der DDR zu etablieren, strebt der kontaktfreudige und allseits verbindliche Schober mit den jährlich stattfindenden „ Arbeitssymposia über das Operieren mit der Herz-LungenMaschine“ einen Gedankenaustausch mit den in dieser Materie mehr erfahrenen westdeutschen und westeuropäischen Kardiochirurgen an. Die eingeladenen Gäste kommen immer gern in die Saalestadt. Zu Schobers bekanntesten Schülern zählen der Kardiochirurg Rainer Panzner (1930 – 1992), der Anästhesist Günter Baust (*1929), der Berliner Chirurg Franz Palkoska (*1933) und die sich später habilitierenden Heinz Neef (*1933) und Werner Fritz (*1932). Desgleichen kann der erfahrene, um die Einführung der AO-Verfahren bemühte Unfallchirurg Eberhard Sander seine Schüler Günther Hildebrandt (1934 – 1988), Sieghart Grafe (*1935) und Wieland Otto (*1942) zur Habilitation führen. Dasselbe gelingt dem Neurochirurgen Kurt Hübner mit Dieter Tertsch (1932 – 1992) und Winfried Burkert (*1939). Während des Direktorats von Schober erlangen die Anästhesiologie mit Günter Baust und die Urologie mit Heinz Rockstroh ihre Selbständigkeit. Die halleschen Urologen unter Führung von Heinz Rockstroh wagen 1966 die erste, wenn auch nicht erfolgreiche Nierentransplantation in der DDR. Nach seiner Emeritierung widmet sich Schober intensiv der Medizingeschichte. Die Kollegen schätzen seine 1978/84 im Zentralblatt der Chirurgie unter dem Titel „Vor etwa hundert Jahren“ erschienenen chirurgiehistorischen Miniaturen, seine Arbeit „Wege und Umwege zum Herzen“ und seine mit Martin Nagel und Günther Weiß erarbeitete Monografie „Theodor Billroth. Chirurg und Musiker“. Ihm folgt der Uebermuth-Schüler Joachim Reichmann (1923 -1991), der sich in seiner kurzen Amtsdauer 1977/83 zusammen mit Jürgen Krauß der regionalen zytostatischen Perfusion beim malignen Melanom widmet. Belastend für ihn gestaltet sich der Teilumzug der Klinik vom Campus Leninallee (heute Magdeburger Straße) nach dem Campus Ernst-Grube-Straße. 1983 übernimmt der langjährige Oberarzt und Inhaber des II. Lehrstuhls für Chirurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik Leipzig Albrecht Gläser (*1928) die Leitung der Klinik. Die bereits vorhandene Abteilung für Viszeralchirurgie baut er zu einem Tumorzentrum um. Gegen Ende seines Direktorats erlebt Gläser die Auflösung der Chirurgischen Universitätsklinik Halle und den Aufstieg der chirurgischen Subdisziplinen zu Ordinariaten und selbständigen Kliniken. Bis 1994 darf Gläser als Professor neuen Rechts noch die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie leiten, bis er aus Altersgründen emeritiert wird. Zu seinen Schülern zählen u.a. der auch von Panzner geförderte spätere Greifswalder/Karlsburger Kardiochirurg Hans-Georg Wollert (*1957) sowie der Thoraxchirurg Uwe Eichfeld (*1953). In den 1990er Jahren mausert sich die ehemalige Chirurgische Universitätsklinik Halle zum chirurgischen Zentrum des neu entstehenden Universitätsklinikums Halle mit dem Hauptsitz Ernst-GrubeStraße. Die Leitung der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie hat seit 1994 der Hannoveraner Endokrinochirurg Henning Dralle (*1950) inne. Die Klinik für Herzund Thoraxchirurgie entwickelt 1994/98 der Essener HansReinhard Zerkowski (*1954), der an der Einrichtung die ersten Herztransplantationen vornimmt, sowie seit 1998 der Würzburger Kardiochirurg Rolf-Edgar Silber (*1949). Die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie führt 1993/2007 der Hallenser Wieland Otto (*1942), ein Nachfolger ist bis heute noch nicht gefunden worden. Die Klinik für Kinderchirurgie bauen die Hallenser Werner Fritz (*1932) und Rainer Finke (*1951) auf. Der Hallenser Winfried Burkert (*1939) kann 1992/2006 mit der Klinik für Neurochirurgie die halleschen neurochirurgischen Traditionen fortführen. Ihm folgt der Erlanger Neurochirurg Christian Strauß. Die Entwicklung der halleschen Hochschulchirurgie haben besonders gefördert die Anästhesisten KarlHeinz Martin (1926 – 1980), Günter Baust (*1929), Joachim Radke (*1942) und Michael Bucher (*1967). Die Klinikmitarbeiter des chirurgischen Zentrums des UKH können mit Stolz das zweihundert-jährige Jubiläum ihrer Einrichtungen feiern. Korrespondenzanschrift: Dr. sc. med. Klaus-Peter Wenzel Kurt-Günther-Str. 4 04317 Leipzig Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 81 Das Kehr-Symposium Halberstadt und das Wirken des Halberstädter Chirurgen Johannes Kehr Dr. med. Frank Eder Karl Teibler: Porträt des Chirurgen Dr. Kehr, Halberstadt, Öl auf Leinwand, sign. unten rechts, datiert 1889, oben rechts im Bild beschriftet: „Dr. Hans Kehr, Halberstadt" (Bild in Privatbesitz) Otto Johannes (kurz: Hans) Kehr (1862 bis 1916) gilt als der Begründer der modernen Gallenchirurgie. Viele Jahre war er in Halberstadt tätig - die Stadt, die ihm viel bedeutete. In Erinnerung sind uns heute noch seine T-Drainage, außerdem der Kehr’sche Handgriff bei der Untersuchung des Gallenganges während der Operation und das Kehr’sche Zeichen, ein linksseitiger Schulterschmerz, der auf eine Milzruptur hinweist. Am 15. und 16. April 2011 soll erstmals in Halberstadt ein gastroenterologisch-viszeralchirurgisches Symposium zu Ehren des Chirurgen Hans Kehr durchgeführt werden. Es gliedert sich als Folgeveranstaltung der Kehr-Symposien ein, die 1988 ihren Ursprung in Thüringen fanden. In zweijährigen Abständen wurden abwechselnd in Oberhof und Suhl gastroenterologische Krankheitsbilder betrachtet und kontrovers zwischen Chirurgen und Gastroenterologen diskutiert. Die Veranstaltung soll nun nach Halberstadt, dem Hauptwirkungsort des Chirurgen Hans Kehr verlegt werden. Sie findet Unterstützung bei der Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung, der Thüringischen Gesellschaft für Chirurgie und der Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie. Das insgesamt 9. Kehr-Symposium soll das Kerngebiet des Schaffens von Hans Kehr aus der heutigen Moderne betrachten. Es geht um die Erkrankungen von Gallenblase und Gallenwegen. Eine besondere Ehrung soll der ehemalige Halberstädter in der Sondersitzung erfahren. Hier sind Vorträge zu seinem Leben in Thüringen, Halberstadt und Berlin vorgesehen. Doch wer war nun Otto Johannes Kehr und weshalb ist sein Wirken bis heute unvergessen? Titelblatt des Buches „Die in meiner Klinik geübte Technik der Gallensteinoperationen mit einem Hinweis auf die Indikation und die Dauererfolge.“ bearbeitet von Prof. Dr. Hans Kehr (Buch in Privatbesitz) 82 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Hans Kehr stammte aus der kleinen thüringischen Stadt Waltershausen. Dort wurde er am 27. April 1862 als fünftes von zehn Kindern des deutschen Reformpädagogen Karl Kehr und dessen Frau Pauline Kehr geboren. Er wuchs in Thüringen auf. Als sein Vater den Posten eines Direktors des damaligen Lehrerseminars in Halberstadt bekam, zog die Familie in die Domstadt. Dort legte Hans Kehr im Jahre 1881 seine Reifeprüfung ab und nahm im Anschluss daran das Medizinstudium auf, welches ihn von Jena über Halle und Freiburg im Breisgau nach Berlin brachte. In Berlin bestand er 1883 das Physikum, ging danach erneut nach Jena zurück und promovierte dort 1885. Nach Approbation 1886 assistierte er als junger Assistenzarzt in Gotha, Wien und Berlin, wobei er sein chirurgisches Wissen vor allem bei Prof. Theodor Billroth und Prof. Eduard Albert erhielt. Im August des Jahres 1888 ließ sich Hans Kehr dann als „Spezialarzt für Chirurgie und Orthopädie“ in Halberstadt nieder. Im Mai 1890 führte er an einer mittellosen Näherin die erste Gallenoperation in Halberstadt durch. Zu dieser Zeit war die Cholecystektomie erst in ihrem ersten Entwicklungsstadium angekommen. 1882 war die erste Cholecystektomie durch Carl Langenbuch in Berlin durchgeführt worden. Zum Zeitpunkt der Kehr’schen Operation waren in Deutschland ca. 30 Gallenoperationen durchgeführt worden, die meisten Patienten waren aber kurze Zeit später an den Folgen der Operationen verstorben. Kehrs Patientin überlebte den riskanten Eingriff und verhalf dem noch jungen Chirurgen zu seinem ersten Erfolg und einer entsprechenden chirurgischen Entwicklung. „Über zweihundert Mitwirkende der denkwürdigen ‚Meistersinger’-Aufführung zu Halberstadt 1910“. Hans Kehr (in der untersten Reihe vor dem Mittelportal des Stadttheaters) im Kreise der Bayreuthsänger, Chor und Orchester-Mitglieder, Statisten und Bühnenarbeiter. Bild: Köhler & Saemann Im Oktober 1890 gründete Hans Kehr gemeinsam mit seinem späteren Schwager, dem HNO-Arzt Dr. Richard Rhoden, eine erste Privatklinik im Lindenweg 25/26 in Halberstadt. Die Kapazität von anfangs 36 Betten wurde später auf 60 Betten erhöht. Innerhalb weniger Jahre konnte Hans Kehr neben chirurgischer Meisterschaft auf eine außerordentlich rege publizistische Tätigkeit zurückblicken. Er trat regelmäßig auf den Chirurgenkongressen in Berlin auf und berichtete über seine Ergebnisse bei Gallenoperationen sowie über Fehler und Gefahren bei diesen Eingriffen. 1894 referierte er auf dem Berliner Chirurgenkongress über Erfahrungen bei den ersten 700 Gallenoperationen. Diesen folgen bis 1916 weitere 2000 Eingriffe. Über die Zusammenarbeit zwischen Internisten und Chirurgen äußerte sich Hans Kehr folgendermaßen: „Der innere Mediziner und der Chirurg müssen sich in ihrer Tätigkeit gegenseitig ergänzen. Der Eine soll von dem Anderen lernen! Der Eine soll den Anderen in seiner Indikationsstellung kontrollieren. Mancher Chirurg braucht für seinen ‚Furor operativus’ einen Dämpfer und mancher innerer Kollege für sein geringes Interesse an den Fortschritten der Bauchchirurgie einen Antrieb“. 1903 begab sich Hans Kehr auf eine Vortrags- und Demonstrationsreise in die USA, wo er in Washington, Boston und Philadelphia sprach. Auf dem Chirurgenkongress in Washington fand er großen Beifall, auch seine dort durchgeführten Operationen fanden großen Anklang. Abwerbungen in die USA hielt er Stand, da er unbedingt in sein geliebtes Halberstadt zurückkehren wollte. Im Mai 1896 wird Otto Johannes Kehr zum Professor und im September 1905 zum Geheimen Sanitätsrat ernannt. Spektakulär sind sein Ruf an das Krankenbett des französischen Ministerpräsidenten Pierre-Marie Waldeck-Rousseau im Jahre 1904, die Operation der Tochter des bedeutenden Berliner Chirurgen Ernst von Bergmann 1907 sowie des Berliner Ordinarius für Chirurgie Otto Hildebrandt 1908. Neben der Liebe zur Chirurgie war Hans Kehr von einer tiefen Leidenschaft für Richard Wagner und seine Musik erfüllt. So träumte Kehr davon, in Halberstadt ein zweites „Bayreuth“ für Wagner-Opern zu errichten. Außerdem verfolgte er ein Konzept des sogenannten „Volkstheaters“, welches von ärmeren Volksschichten kostenlos besucht werden sollte. Mit viel Fleiß und Zielstrebigkeit wurden ab 1904 Wagner-Aufführungen in Halberstadt organisiert: 1904 zuerst „Siegfried“, dann „Tristan und Isolde“. 1905 erhielt Halberstadt ein neues schönes Stadttheater. Der Höhepunkt der nun alljährlich stattfindenden WagnerFestspiele sollten die „Meistersinger von Nürnberg“ im Jahre 1910 werden. Neben den besten Wagner-Interpreten zur damaligen Zeit verpflichtete Kehr auch 120 ausgewählte Sänger des Domgymnasiums, des Lehrerseminars und des Musikvereins der Stadt. Die Inszenierung war zwar ein durchschlagender Erfolg, endete allerdings mit einem großen finanziellen Defizit. Die Stadtverordnetenversammlung verweigerte in der Folge den erbetenen Zuschuss und damit die Absicherung der Fortführung von Wagner-Festspielen im Sinne eines Volkstheaters. Verbittert und enttäuscht über diese Situation verließ Hans Kehr im Oktober 1910 Halberstadt und siedelte nach Berlin um, wo er eine neue Privatklinik eröffnete. Am 20. Mai 1916 starb der dort an den Folgen einer Blutvergiftung, die er sich in Ausübung seiner operativen Tätigkeit zugezogen hatte. Seine letzte Ruhestätte hat Hans Kehr auf seinem Feriengrundstück in Gehl- Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 83 Kultur berg in Thüringen gefunden. Organisatorische Hinweise Auf dem Kehr-Symposium in Halberstadt sollen am 15. April 2011 in der Feststunde seine drei Wirkungsorte in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin näher beleuchtet und dokumentiert werden. Das wissenschaftliche Programm der Veranstaltung steht als PDF-Datei unter www.ameos.eu/ klinikum-halberstadt.html zum Download bereit. Verfasser Dr. med. Frank Eder Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. Frank Eder Organisationsbüro: Maria-Elisabeth Hartmann Telefon 03941 64-5317 Telefax 03941 64-5370 Veranstaltungsort: Hotel „Villa Heine“ Kehrstraße 1 38820 Halberstadt Veranstaltungszeit: Freitag, 15.04.2011 10.00 bis 18.30 Uhr Sonnabend, 16.04.2011 9.00 bis 12.00 Uhr Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie AMEOS Klinikum St. Salvator Halberstadt Woyzeck Schauspiel von Georg Büchner Premiere am 15. April 2011 im Anhaltinischen Theater Dessau Das Anhaltische Theater Dessau lädt am Freitag, 15. April um 19.30 Uhr zur Schauspielpremiere „Woyzeck“ von Georg Büchner in das Große Haus ein. Der einfache Soldat Woyzeck liebt, hat aber seiner Frau Marie und seinem Kind ansonsten nicht viel zu bieten. Er arbeitet Tag und Nacht, stets gehetzt schlägt er sich durch und liefert sich aus. Woyzeck tut bis zur Selbstauflösung alles und für jeden, wenn auch nur ein paar Groschen dabei herausspringen. Als jedoch ein schöner Tambourmajor seine Frau Marie begehrt und sie sich ihm hingibt, wird es Woyzeck zu viel … von Mord – alles Dinge, die uns berühren. Das Stück ist grell und spannend und fantasieanregend. Es bringt einen dazu, Angst um die Figuren zu bekommen und über das eigene Leben nachzudenken. Ich schätze mal, mehr kann man von einem Stück nicht verlangen.“ (Tom Waits) „Das Stück handelt von Wahnsinn und von Obsessionen, von Kindern und Weitere Termine Tickets und Informationen erhalten Sie unter: 84 15.4.11, 19.30 Uhr 12.5.11, 16.00 Uhr 17.4.11, 17.00 Uhr 13.5.11, 19.30 Uhr 30.4.11, 19.30 Uhr 01.7.11, 19.30 Uhr Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Theaterkasse Rathaus-Center Telefon: 0340 / 2400-258 Montag bis Samstag 9:30 bis 20 Uhr Theaterkasse - nur telefonisch Telefon: 0340 / 2511-333 Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr Mail: [email protected] Welten-Segler T. Lux Feininger zum 100. Geburtstag Werke von 1929 - 1942 Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg 15. Mai – 28. August 2011 Nach dem Auftakt in der Kunsthalle zu Kiel im Sommer 2010 zeigt die Feininger-Galerie die Ausstellung „WeltenSegler. T. Lux Feininger zum 100. Geburtstag“ und ehrt damit den jüngsten der drei Söhne Lyonel Feiningers, der heute in Massachusetts lebt. T. Lux Feininger wurde 1910 in Berlin geboren und kam schon mit 16 Jahren ans Bauhaus, wo er bei Oskar Schlemmer in der Bühnenklasse studierte. Bald wurde er Mitglied der legendären Bauhauskapelle und machte mit kühnen Fotografien vom Arbeiten und Leben am Bauhaus auf sich aufmerksam. Ab 1929 widmete er sich mit großer Energie der Malerei. 1932 verließ T. Lux Feininger Deutschland in Richtung Paris und siedelte noch vor seinen Eltern 1936 in die Vereinigten Staaten über. T. Lux Feininger hat überwiegend maritime Bilder gemalt, mit einer Genauigkeit, die manchmal an Kapitänsbilder denken lässt, zugleich erfüllt von einer farblichen und narrativen Spannung, die sie in die Nähe des magischen Realismus rückt. Zweifelsohne ließ sich T. Lux anfänglich von der Begeisterung seines Vaters für die Welt der Seefahrt anstecken. Wie auch der ältere Feininger oftmals den Blick rückwärts wandte und sich mit der Welt des 19. Jahrhunderts beschäftigte, so stammen die Segelschiffe auf den Bildern des Sohnes vielfach aus vergangenen Zeiten. Was den Spannungsreichtum und die hohe suggestive Wirkung der Werke ausmacht, ist wohl genau die Kombination aus den detailliert wiedergegebenen Schiffen und einer unwirklich träumerischen Atmosphäre. Die verrätselten Bildwelten, deren Kompositionen aus stürzenden Linien und waghalsigen Perspektiven sich auch von den Fotografien T. Lux Feiningers ableiten, entspringen mitunter literarischen Vorlagen, etwa den Erzählungen Joseph Conrads. Quellen der Inspiration waren auch Feiningers Reisen an die Ostsee oder in die Bretagne sowie seine Erfahrungen von Einsamkeit und Sehnsucht als Emigrant in Paris und New York. In Quedlinburg besteht darüber hinaus die reizvolle Möglichkeit, den Werken von T. Lux Feininger einige Arbeiten des Vaters gegenüberzustellen, was die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze zeigt. Die Ausstellung präsentiert ca. 60 Ölbilder, Zeichnungen und Fotografien aus T. Lux Feiningers früher künstlerischer Periode von der Zeit am Bauhaus bis zur Einberufung in die amerikanische Armee 1942. In Deutschland ist sein Werk bislang vor allem einem kleineren Kreis von Liebhabern bekannt, aus deren Sammlungen die Mehrzahl der nur sehr selten gezeigten Werke entliehen werden konnte. Die Ausstellung wird von Lotto Sachsen-Anhalt und der Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg gefördert. Es erscheint ein Katalog. Perle des Ozeans (Vollschiff), 1930, Öl auf Leinwand Piraten, 1930, Öl auf Leinwand Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 85 Gartenreichsommer 2011 Ein Fest der Sinne im UNESCO Weltkulturerbe Dessau Wörlitz Das Eröffnungskonzert gestaltet der amerikanische, achtzigjährige Pianist Norman Shetler. Shetler ist besonderes als Klavierbegleiter von Gesangssolisten wie Anneliese Rothenberger, Peter Schreier, Dietrich Fischer-Dieskau und Thomas Quasthoff, aber auch von Instrumentalsolisten wie Nathan Milstein und Heinrich Schiff bekannt geworden. Es erklingen Werke von Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann und Clara Wieck. Tickets und informationen www.gartenreichsommer.de Tel: 030 67 80 111 oder Hotline 0180 - 55 44 888 (14 Cent/ Min. aus dem dt. Festnetz) sowie an der Theaterkasse im RathausCenter Tel: 0340 2400 258 Montag bis Samstag 9:30 bis 20 Uhr sowie auch über die Theaterkasse - nur telefonisch 0340 2511 333 Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr Mail: [email protected] 86 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Zu den besonderen Höhepunkten zählen wieder der FürstFranz-Geburtstag am 6. August und die 13 Seekonzerte, bei denen die Zuschauer auf einer abendlichen Gondelfahrt ein stimmungsvolles Abendessen erwartet und sie die musikalischen Aufführungen an den Ufern der Seen erleben. In diesem Sommer bieten aber nicht nur die Seekonzerte das ultimative „Fest der Sinne“ mit einem Schmaus für Auge, Ohr und Gaumen. Auch das Brunchkonzert, das Gondelkonzert und weitere Veranstaltungen mit Musik oder Poesie in den Gärten laden zu kulinarischen Genüssen ein. Ein außergewöhnliches Erlebnis für die Besucher verspricht auch die Inszenierung „Landscape – Kritik der Liebe“: Im Glanz der Morgensonne oder des Abendrots erklingen im Park Luisium Barockmusik und Shakespeare-Sonette. Die Lautten Compagney Berlin, 2010 mit dem Echo-Preis ausgezeichnet, verzaubert mit virtuosen Klängen. Schauspieler und Tänzer des Anhaltischen Theaters lassen die leidenschaftlichen Gefühle der Fürstin Louise wieder lebendig werden. Die Gartenreich-Gastronomie verwöhnt an der Orangerie im Morgentau oder Laternenschein mit kulinarischen Köstlichkeiten. Das Publikum lustwandelt durch den Park, vorbei am Schloss, und genießt in dieser einzigartigen Atmosphäre ein einmaliges sinnliches Erlebnis. „Landscape – Kritik der Liebe“, Premiere am 2. Juni 2011 um 5.00 Uhr, morgens, entsteht in Kooperation mit der Kulturstiftung Dessau Wörlitz und wird von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Stadtsparkasse Dessau gefördert. Außerdem stehen wieder zahlreiche Musikveranstaltungen in den historischen Festsälen auf dem Programm, bei denen Foto: Cm Reimann GmbH Am 7. Mai wird der diesjährige Gartenreichsommer mit einem Konzert traditionell im Wörlitzer Schloss eröffnet. Den ganzen Sommer hindurch erwarten die Besucher bis zum 3. September vielfältige Veranstaltungen in den Schlössern des Gartenreichs sowie in den verschiedenen Parkanlagen im Raum Dessau-Roßlau und Wörlitz. sich die Musik mit der dortigen Architektur und Bauweise verbindet. Unter anderen ist das Publikum am 1. Juli zum Konzert „Sommerliches“ eingeladen, mit Christine Schornsheim am historischen Hammerflügel und Mayumi Hirasaki auf der Violine. Schornsheim zählt zu den international namhaften Spezialisten auf dem Gebiet der Alten Musik und ist als Solistin am Cembalo und Hammerflügel gleichermaßen gefragt wie als musikalischer Partner. Fotos: Heinz Fräßdorf/Kulturstiftung Dessau Wörlitz Insgesamt fünf Schlosskonzerte laden die Besucher des Gartenreichsommers 2011 in die Festsäle der Schlösser Mosigkau, Oranienbaum und Wörlitz ein. Auch die diesjährige Konzertsaison des Gartenreichsommers wird traditionell mit einem festlichen Abschlusskonzert im Galeriesaal des Schlosses Mosigkau ausklingen, welches erneut von Kindern und Jugendlichen der Internationalen Musikakademie für musikalisch Hochbegabte gestaltet wird. Die jungen Künstlerinnen und Künstler im Alter von sechs bis neunzehn Jahren, die alle bei nationalen wie auch internationalen Wettbewerben bereits erste Preise errungen haben, präsentieren ein anspruchsvolles kammermusikalisches Programm. Der Gartenreichsommer wird veranstaltet von der Kulturstiftung Dessau Wörlitz, dem Anhaltischen Theater Dessau, dem Ringhotel „Zum Stein“ und der Agentur Cm Reimann GmbH Concert Management Berlin. Ausführliche Informationen zum Programm finden Sie im Flyer „Gartenreichsommer 2011“, der an allen Kassen und Spielorten des Anhaltischen Theaters ausliegt. Auf einer abendlichen Gondelfahrt erwartet die Zuschauer auch in diesem Jahr ein stimmungsvolles Abendessen und musikalische Aufführungen an den Ufern der Seen. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 87 Personalia Neuer Professor für Medizinische Soziologie berufen Prof. Dr. med. Matthias Richter Soziale Faktoren spielen eine kritische Rolle in der Entwicklung von Gesundheit und Krankheit. Die sozialen Verhältnisse bestimmen nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Krankheit und vorzeitigem Tod, sie beeinflussen ebenso die Chancen für eine Erhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit. Die Medizinische Soziologie setzt an diesem Verhältnis – zwischen Medizin und Gesellschaft – an und untersucht die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Einflüsse sowie die Struktur und Funktion des medizinischen Versorgungssystems. Sie ist damit eine unverzichtbare Ergänzung zum biowissenschaftlichen Forschungsprogramm der Medizin. Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch Professor Dr. Matthias Richter, der seit dem 1. März 2011 Professor für Medizinische Soziologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg ist und das gleichnamige Institut leitet. Er arbeitete zuletzt am Institut für Sozialund Präventivmedizin der Universität Bern (Schweiz). „Mit der Berufung stärkt die Medizinische Fakultät mit „Epidemiologie-Rehabilitation-Pflege“ einen ihrer beiden Forschungsschwerpunkte“, sagt Professor Dr. Thomas Seufferlein, Prodekan Forschung der Medizinischen Fakultät. Der 39-jährige Matthias Richter stammt aus Lübeck und studierte an der Universität Bielefeld Soziologie und Psychologie. Dort erlangte er auch seinen Doktorgrad (2004) mit einer Arbeit über den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit. Das gesundheitliche Risikoverhalten von Kindern und Jugendlichen machte Professor Richter zum Thema seiner Habilitation, die er 2009 abschloss. Damit erlangte er auch die Lehrbefähigung. Seit Juli 2009 war Matthias Richter Assistenzprofessor für Medizinische Soziologie und Sozialepidemiologie an der Universität Bern. „Die MLU Halle-Wittenberg ist mit ihrer ergänzenden Fokussierung auf Gesundheits- und Pflegewissenschaften ein interessanter Standort, da sehr viele Kooperationsmöglichkeiten über Fächergrenzen hinweg möglich sind“, beschreibt er seinen Beweggrund, an die Martin-Luther-Universität zu wechseln. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Einfluss sozialer Determinanten für Gesundheit und Krankheit sowie der gesundheitlichen Entwicklung über den Lebenslauf, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Zu diesen sozialen Faktoren zählt Professor Richter beispielsweise Bildung und Wissen. Dabei soll auch eine Art „Pisa für Gesundheit“ in Form einer Befragung von Schülern in Sachsen-Anhalt durchgeführt werden. Einen weiteren Schwerpunkt möchte der Experte auf die Präventions- und Versorgungsforschung legen. „Ziel unserer Arbeit ist es, Anknüpfungspunkte zu finden, um die Gesundheit und das darauf bezogene Verhalten der Menschen zu verbessern.“ Dabei sieht er sein Fach auch als Berater der politischen und gesellschaftlichen Entscheider und als Schnittstelle zwischen Medizin und Gesellschaftswissenschaften. I Pi UKH Professor für Orthopädie berufen Prof. Dr. med. Karl-Stefan Delank 88 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Professor Dr. Karl-Stefan Delank ist seit dem 1. März 2011 Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Orthopädie. Bisher war der gebürtige Bochumer Leitender Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität Köln, an der er seit 2002 beschäftigt war. Er löste damit Professor Dr. Werner Hein ab, der in den Ruhestand gegangen war. Zwischenzeitlich hatte PD Dr. David Wohlrab die Klinik kommissarisch geleitet. Professor Delank sagt, dass ihm die Entscheidung für Halle leicht gefallen sei: „Zum einen besitzt die Klinik bereits heute national und international einen guten Ruf auf dem Gebiet der Endoprothetik und zum anderen bin ich überzeugt, dass der Standort ein großes Entwicklungspotenzial hat.“ Mit seiner Berufung fällt ihm auch die Aufgabe der Leitung des „Departments für Orthopädie, Unfallund Wiederherstellungs­chirurgie“ zu. Die Zusammenarbeit der Kliniken im Rahmen der Departmentstruktur stellt eine besondere Herausforderung dar. Professor Delank sieht hier eine einmalige Chance gemeinsam mit Dr. Holger Siekmann, komm. Direktor der Universitätsklinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Synergieeffekte zu nutzen, die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern und die ökonomische Be­ständigkeit beider Fächer zu sichern. Er werde neben der Fokussierung der Orthopädie auf die Endoprothetik – also den Einsatz neuer Hüft- Knie- und Schultergelenke – weitere Schwerpunkte in der Patientenversorgung etablieren. „Ich werde die Tumorchirurgie ausbauen“, sagte der Orthopäde. Neben den primären Knochenkrebser- krankungen wolle er auch den Blick auf die Chirurgie der Knochenmetastasen richten. Durch die verbesserten Behandlungs­möglichkeiten von Krebserkrankungen und der damit einher gehenden steigenden Lebenserwartung erhalte die Behandlung von Metastasen in den Knochen eine höhere klinische Bedeutung. In der Wirbelsäulenchirurgie sollen die Therapieverfahren individueller auf die Patienten zugeschnitten werden, damit die Operationsverfahren für die Patienten schonender eingesetzt werden können. „Das bringt langfristig bessere Ergebnisse für die Patienten“, begründet Professor Delank. Neben der differenzierteren Indikationsstellung möchte er minimal-invasive Verfahren in der Wirbelsäulenchirurgie etablieren. Dabei wird u. a. der Einsatz eines neuen OP-Navigationssystems helfen. Ingesamt wolle er die Kontakte mit den niedergelassenen Ärzten, unter anderem durch gemeinsame Weiterbildungen und feste Ansprechpartner in seiner Klinik, intensivieren. Im Bereich der Forschung möchte Professor Delank neben der Fortführung bestehender Forschungsprojekte der Klinik verstärkt das Ganglabor nutzen, das ausgebaut und künftig zudem auch für die klinische Anwendung intensiver genutzt werden soll. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Biomechanik, insbesondere die Biomechanik der Wirbelsäule, und die orthopädische Tumorchirurgie. An dem von ihm federführend mit etablierten internationalen Wirbelsäulenregister („Spine tango“) wird sich zukünftig auch die Hallenser Klinik aktiv beteiligen. Dabei können verschiedene Behandlungsmethoden mit großen Patientenzahlen dokumentiert und deren Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet werden. I Pi UKH Neue Professorin für Anatomie trat ihren Dienst an Prof. Dr. med. Heike Nave Die Anatomie ist die Lehre vom Aufbau der Organismen. Es werden Gestalt, Lage und Struktur von Körperteilen, Organen, Gewebe oder Zellen betrachtet. Davon wird künftig auch Professor Dr. Heike Nave den Studierenden in den vorklinischen Semestern des Medizinstudiums berichten und so die Grundlage bei den angehenden Ärzten legen, sich mit der Therapie und Diagnostik von Krankheiten zu beschäftigen. Frau Professor Nave trat am 1. März 2011 ihren Dienst als W2-Professorin für Anatomie im Institut für Anatomie und Zellbiologie (Direktor Professor Dr. Dr. Bernd Fischer) an. Sie war bisher Professorin für Anatomie der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Professorin hat sich für Halle und gegen einen Ruf nach Hamburg entschieden, weil die Rahmenbedingungen für ihre Forschungsvorhaben nirgends so gut wie an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg seien. „Das wissenschaftliche Umfeld stimmt in Halle“, sagt sie selbst und erklärt, dass sie bereits mit zahlreichen Kollegen anderer Fakultäten Kontakt aufgenommen hat, um gemeinsame Forschungsprojekte zu initiieren oder fortzuführen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Gebieten Immunologie und Endokrinologie. Sie beschäftigt sich dabei unter anderem mit den so genannten natürlichen Killerzellen. Diese gehören als Lymphozyten zum Immunsystem und sind in der Lage, abnormale Zellen wie Tumorzellen zu erkennen und abzutöten. Bei stark übergewichtigen Menschen ist diese Funktion allerdings eingeschränkt. „In einer Kooperation mit den Sportwissenschaftlern und Ernährungswissenschaftlern der Universität möchte ich ein Programm auf die Beine stellen, das übergewichtige Menschen zu sportlichen Aktivitäten animieren soll.“ Dabei soll überprüft werden, ob durch die Gewichtsreduktion eine Verbesserung des Immunsystems erreicht werden kann. Neben der Forschung liegt Professor Nave besonders die Ausbildung der Studierenden am Herzen. Für ihr Engagement auf diesem Gebiet wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. „Ich liebe die makroskopische Anatomie und möchte diese Begeisterung auch den Studierenden vermitteln.“ Sie selbst, die ursprünglich Chirurgin werden wollte, habe in der Anatomie ihren Traumberuf gefunden. I Pi UKH Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 89 Wir gratulieren zum 60. Geburtstag 01. 04. 01. 04. 01. 04. 04. 04. 05. 04. 05. 04. 07. 04. 08. 04. 10. 04. 12. 04. 14. 04. 16. 04. 18. 04. 21. 04. 24. 04. 27. 04. 29. 04. Dipl.-Med. Susanne Küllmei Magdeburg Dipl.-Med. Herbert Arnold Darlingerode Dr. med. Ursula Gärtner Magdeburg Dr. med. Hans-Peter John Kakerbeck Dr. med. Axel Kröning Dessau-Roßlau Dr. med. Gudrun Greilich Hohenwarthe Dr. med. Evelyn Staroske Magdeburg Priv.-Doz. Dr. med. Bernd Anger Schönebeck (Elbe) Dipl.-Med. Barbara Born Genthin Dipl.-Med. Dino Heibutzki Köthen (Anhalt) Dr. med. Werner Kuchheuser Magdeburg Evelyn Paulsen Genthin Regina Wende Magdeburg Dr. med. Ortlieb Böhm Tangerhütte Dr. med. Sabine Weber Halberstadt Priv.-Doz. Dr. med. Meinald Schultz Wolmirstedt Dr. med. Volker Schlegel Teuchern zum 65. Geburtstag 04. 04. 05. 04. 05. 04. 90 Dietmar Große Schönebeck (Elbe) Prof. Dr. Dr. Johannes Schubert Petersberg Gudrun Wosylus Magdeburg Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 20. 04. 21. 04. 26. 04. Dr. med. Dorothea Wilhelms Landsberg Dipl.-Med. Anke Großer Naumburg (Saale) Dr. med. Friedrich Schneeweiß Aschersleben zum 70. Geburtstag 01. 04. 01. 04. 07. 04. 10. 04. 13. 04. 13. 04. 17. 04. 17. 04. 19. 04. 23. 04. 24. 04. 24. 04. 25. 04. 25. 04. 26. 04. 27. 04. 27. 04. 30. 04. SR Gisela Grunert Bad Lauchstädt MR Dr. med. Peter Koch Osterfeld Dr. med. Beate Greve Calbe (Saale) Prof. Dr. med. habil. Bernd Freigang Magdeburg Dr. med. Diethard Bodsch Magdeburg SR Christa Berk Bad Dürrenberg Hinrich Schmedes Lutherstadt Eisleben Dr. med. Gerhard Salheiser Aschersleben Dr. med. Dieter Kasten Sülzetal MR Dr. med. Klaus Brüggemann Haldensleben Dr. med. Ute Müller Magdeburg Dr. med. Klaus Kresse Querfurt Manfred Wedekind Halle (Saale) Dr. med. Gerda Kaste Dessau-Roßlau Wilhelm Krutzsch Thalheim Hans Etter Gardelegen Dr. med. Dieter Schwinger Köthen (Anhalt) SR Dr. med. Gisela Thriene Magdeburg zum 75. Geburtstag zum 84. Geburtstag 12. 04. 14. 04. 14. 04. 15. 04. 15. 04. 19. 04. 23. 04. 24. 04. 28. 04. 30. 04. 16. 04. 20. 04. Dr. med. Jürgen Kutscher Köthen (Anhalt) Dr. med. Heinz-Günter Michael Magdeburg SR Dr. med. Hildegard Schröter Magdeburg Udo Helmstaedt Gardelegen SR Dr. med. Wolfgang Buerschaper Ballenstedt MR Dr. med. Brigitta Eilert Egeln Dr. med. Klaus Scharfe Dessau-Roßlau SR Dr. med. Gertrud Reger Mansfeld SR Hannelore Dieck Wernigerode Dr. med. Dietrich Rehbein Bad Suderode zum 80. Geburtstag 09. 04. 13. 04. 16. 04. 24. 04. 26. 04. Dr. med. Maria-Elisabeth Feldheim Magdeburg OMR Dr. med. Manfred Gleiche Magdeburg OMR Dr. med. Gisela John Wolfen Dr. med. Steffi Breiting Halle (Saale) MR Mechthild Greuel Halle (Saale) MR Dr. med. Helga Römer Halle (Saale) SR Dr. med. Franz Kunert Klostermansfeld zum 86. Geburtstag 21. 04. MR Dr. med. Ingeborg Pfeiffer Dessau-Roßlau zum 88. Geburtstag 01. 04. 13. 04. SR Dr. med. Gertrud Hinz Magdeburg Dr. med. Erich Schäffner Dessau-Roßlau zum 90. Geburtstag 17. 04. 22. 04. Prof. Dr. med. habil. Wolf Sturm Magdeburg SR Ursel Ziemann Magdeburg zum 91. Geburtstag 01. 04. Dr. med. Gertrud Müller Köthen (Anhalt) Wir wünschen Ihnen Gesundheit und viel Freude auf Ihrem weiteren Lebensweg. Ihre Ärzteblatt-Redaktion zum 82. Geburtstag 19. 04. Minnalotte Wolffgang Aschersleben Sollten Sie mit der Veröffentlichung Ihres Geburtstages nicht einverstanden sein, so bitten wir Sie, dies rechtzeitig der Ärztekammer bekanntzugeben. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 91 Frauenarztsitz mit Praxismieträumen altersbedingt abzugeben. Lage: Mitte Magdeburg Zuschriften bitte unter Chiffre-Nr. 302 an die Agentur Müller Marketing GmbH (Anzeigenannahme/-verwaltung) Dürerstr. 2, 39112 Magdeburg Wir suchen ständig Ärzte aller Fachgebiete, als Honorarärzte, zu besten Konditionen! Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gern! www.honorararztagentur.de Der Altmarkkreis Salzwedel (rd. 90.000 Einw./innen) sucht zum 01.07.2011 unbefristet eine/einen Ärztin/Arzt zur Festanstellung (Voll-/Teilzeit) für das Gesundheitsamt. Nähere Informationen finden Sie unter Ausschreibungen im Internet bei www.altma del.de. Fachliche Auskünfte erteilt der Leiter des Gesundheitsamtes, Herr Wiesner, Tel.-Nr. 03901/840570 sowie die Leiterin der Stabstelle Personal, Frau Jachmann, Tel.-Nr. 03901/840316. Ihre aussagekräftige Bewerbung senden Sie bitte an den Altmarkkreis Salzwedel, Stabstelle Personal, Karl-Marx-Straße 32, 29410 Salzwedel. Gutgehende hausärztlich internistische (Diabetologie)/allgemeinmedizinische Praxis im Mansfelder Land baldmöglichst aus Altersgründen abzugeben. Kontakt: Tel. 0171 - 71 27 391 Arzt/Ärztin für den Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes des Salzlandkreises zum nächstmöglichen Zeitpunkt gesucht. Die Vergütung erfolgt nach dem TVöD mit 40 Wochenstunden. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.salzlandkreis.de E-Mail [email protected] Das Klinikum Dorothea Christiane Erxleben Quedlinburg GmbH ist ein Akutkrankenhaus der Schwerpunktversorgung und Akademisches Lehrkrankenhaus der Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg. Wir suchen für die 16 Betten umfassende Intermediate Care Station zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/-n Oberärztin/-arzt für Innere Medizin Unternehmen der Salzlandkliniken GmbH Das Klinikum, Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät der Ottovon-Guericke-Universität Magdeburg, ist ein Krankenhaus der Basisversorgung mit 284 Betten. Die Lage unmittelbar südlich von Magdeburg mit sehr guter Verkehrsanbindung macht den Standort attraktiv. Wir suchen umgehend eine/einen Chefärztin/-arzt für den Fachbereich Orthopädie und Unfallchirurgie sowie eine/einen Fachärztin/-arzt Von den Bewerbern/Bewerberinnen erwarten wir die Erfüllung der Anforderung zur Umsetzung des Verletzungsartenverfahren und die Weiterbildungsbefugnis im Schwerpunkt “Unfallchirurgie” sowie eine Befähigung zum Durchgangsarzt. Besonderen Wert legen wir auf Führungsqualitäten, unternehmerisches Denken und Handeln sowie Bereitschaft zur kollegialen Kooperation. Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie verfügt derzeit über 38 Betten. Wir bieten: l einen zeitgemäßen Dienstvertrag, l eine interessante, verantwortungsvolle Tätigkeit, l ein angenehmes Arbeitsklima, l Unterstützung zur Fort- und Weiterbildung. Die gesamte Stellenausschreibung sowie weitere Informationen zum Anforderungsprofil und der Klinik finden Sie im Internet unter www.kh-sbk.de Über Ihr Interesse und eine aussagefähige Bewerbung würden wir uns sehr freuen; senden Sie diese bitte an die Geschäftsführung der Klinikum Schönebeck GmbH, Köthener Str. 13, 39218 Schönebeck. 92 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 möglichst mit der Zusatzbezeichnung internistische Intensivmedizin Innere Medizin Die 16 Betten umfassende Intermediate Care ist Teil der Klinik für Innere Medizin. Innerhalb der Klinik für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Kardiologie und Gastroenterologie werden u. a. zwei Linksherzkathetermessplätze betrieben. Die kardiologische Schwerpunktversorgung für den Landkreis Harz wird durch die Klinik für Innere Medizin abgedeckt. Wir bieten Ihnen, neben der Vergütung nach einem Haustarifvertrag: - arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersversorgung - großzügige Unterstützung von Fort- und Weiterbildung - Vergütung von Überstunden - Zusatzurlaub für geleistete Bereitschaftsdienste - Hilfe bei der Wohnungssuche Zum Klinikum Quedlinburg gehören die Kliniken für Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, Innere Medizin, Traumatologie, Orthopädie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Anästhesie und Intensivmedizin, Kinderheilkunde, Psychiatrie und Psychotherapie, Dermatologie, die Belegabteilungen Neurochirurgie, Mund-, Gesichts- und Kieferchirurgie sowie das Institut für Radiologie mit digitalisiertem Röntgen, DSA, CT, MR, das Institut für Pathologie, das Zentrallabor und das Institut für Mikrobiologie sowie die Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Für nähere Auskünfte steht Ihnen der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Herr Dr. Sven Fischer (Tel. 03946/909-7360), zur Verfügung. Ihre Bewerbung richten Sie bitte an das: Klinikum Dorothea Christiane Erxleben Quedlinburg GmbH Personalabteilung Ditfurter Weg 24 06484 Quedlinburg Fachärztliche Gutachter gesucht. Arbeiten Sie mit beim Marktführer in der Beratung der PKV, werden Sie Gutachter der IMB Consult. Wir suchen Untersuchungs- und Aktenlagengutachter aus Medizin und Zahnmedizin. Promotion und Facharztanerkennung erforderlich. Strikte Termineinhaltung, PCKenntnisse, soz.med. Erfahrung unabdingbar. weitere Info: www.IMB-Consult.de Die medinet-Aktiengesellschaft Alte Ölmühle ist eine Rehabilitationsfachklinik für Abhängigkeitserkrankungen in Magdeburg und führt eine moderne Kombinationstherapie - stationär, ganztägig ambulant und ambulant - durch. Wir suchen zum 1. August 2011 befristet für ein Jahr eine/n Arzt/Ärztin in Vollzeit (40 Std./Woche) oder Teilzeit (30 Std./Woche) für die medizinische Versorgung unserer Rehabilitanden. Interesse an dem Fachgebiet Suchttherapie und gute allgemeinmedizinische oder internistische Kenntnisse sind wünschenswert. Eine Weiterbildungsermächtigung für ein halbes Jahr Psychiatrie liegt vor. Wir bieten ein interessantes Arbeitsgebiet, ein gutes Arbeitsklima in einem multiprofessionellen und leistungsstarken Team, eine der Qualifikation entsprechende Vergütung und eine Tätigkeit in Normalschicht mit arbeitszeitlicher Gestaltungsmöglichkeit. Interne sowie externe Supervisionen finden regelmäßig statt. Anzeigenschluss für das Juniheft des Ärzteblattes Sachsen-Anhalt ist am 04. Mai 2011 Weitere Informationen über die Klinik können Sie unter www.fachklinik-alte-oelmuehle.de erfahren. seit 2010 Sie suchen eine neue berufliche Herausforderung? Wie wäre es mit einer neuen Tätigkeit als Berater/-in und Gutachter/-in der gesetzlichen Krankenkassen in Grundsatzfragen? In unserer Zentrale in Magdeburg ist zum nächstmöglichen Termin die Stelle der/des Leiterin/Leiters des Grundsatzreferates Hilfsmittel und orthopädische Versorgung neu zu besetzen. Ihre Hauptaufgaben sind: - Vertretung des Dienstes in Gremien und Arbeitsgruppen auf Landes- und Bundesebene - systematische Beratung der Krankenkassen - fachliche Anleitung der ärztlichen Gutachter und Pflegefachkräfte - wissenschaftliche Auswertung im Versorgungssegment sowie Qualitätsmanagement Wir erwarten: - Anerkennung als Facharzt/-ärztin für Orthopädie oder Physikalische und Rehabilitative Medizin/Zusatzbezeichnung Sportmedizin, wünschenswert wäre auch die Zusatzbezeichnung Sozialmedizin - mehrjährige fachärztliche Erfahrungen - überdurchschnittliches Engagement Wir bieten: - leistungsgerechte Vergütung nach unserem Tarifvertrag (MDK-T) - keine Wochenend- und Bereitschaftsdienste - fachspezifische Fortbildung Wenn Sie entscheidungsfreudig und flexibel sind, gern eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten und trotzdem teamorientiert sind, dann sollten Sie unbedingt mit uns Kontakt aufnehmen. Gern beantworten wir Ihre Fragen auch vorab telefonisch. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung, die Sie bitte bis zum 21.04.2011 an die folgende Adresse senden: Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Sachsen-Anhalt e. V. Abt. Personal Postfach 36 46, 39011 Magdeburg Tel.: (0391) 5661-113 oder E-Mail: [email protected] Ihre Bewerbungen oder Anfragen richten Sie bitte an: Chefarzt Dr. med. Lukas Forschner, medinet-AG Alte Ölmühle, Berliner Chaussee 66, 39114 Magdeburg. Tel. 0391 8104-201 E-Mail: [email protected] Sind Sie unser Trumpf? Oberärztin/Oberarzt im Zentrum für Innere Medizin Fachbereich Gastroenterologie/ Hepatologie (Chefarzt Dr. med. M. Repp MBA, Tel. 03447-52 2344) nuniversitäresLehrkrankenhausmit18.000stationärenund 26.000ambulantenPatientenproJahr nca.6.000Endoskopienjährlich nca.5.000Abdomensonographien/Endosonographien ninterdisziplinäresDarmkrebszentrum n2bettenführendeStationen nhervorragendetechnischeAusstattung nBetriebskindergarten Klinikum Altenburger Land GmbH Frau Katharina Götze Stabsstelle Ärztemanagement Am Waldessaum 10, 04600 Altenburg www.klinikum-altenburgerland.de katharina.goetze@ klinikum-altenburgerland.de Tel. 03447-52 1065 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 93 Fortbildung Im Rahmen unserer monatlichen Reihe Ärzteblatt Sachsen-Anhalt Offizielles Mitteilungsblatt der Ärztekammer Sachsen-Anhalt laden wir ein zum Vortrag von Herausgeber: Dr. rer. nat. Gereon Maurer-van Of, Bayer-Schering Pharma AG Leverkusen zum Thema „Kontrastmittel in der MRT Entwicklung, Stand und Ausblick“ Redaktion: „Klinische Radiologie und Differentialdiagnostik“ Zeit: Dienstag, 05.04.2011, 15.30 - 17.00 Uhr Ort: Städtisches Klinikum Dessau, Auenweg 38, 06847 Dessau-Roßlau, EG, Radiologie, Demonstrationsraum, Raum-Nr. 1.543 Leitung: Dr. Max v. Unger, [email protected] Professor Dr. ing. Marc Kachelrieß, Universität Erlangen zum Thema „Entwicklungen der Multislice-CT und Dosisaspekte moderner CT- Handhabung“ Zeit: Dienstag, 12.04.2011, 15.30 - 17.00 Uhr Ort: Städtisches Klinikum Dessau, Auenweg 38, 06847 Dessau-Roßlau, EG, Radiologie, Demonstrationsraum, Raum-Nr. 1.543 Leitung: Dr. Max v. Unger, [email protected] MUDr. Ivan Gomballa, Dr. med. Boris Pantchechnikov, Dessau zum Thema „Bildgebung und typische Befunde von Binnenschäden des Kniegelenkes“ Zeit: Dienstag, 03.05.2011, 15.30 - 17.00 Uhr Ort: Städtisches Klinikum Dessau, Auenweg 38, 06847 Dessau-Roßlau EG, Radiologie, Demonstrationsraum, Raum-Nr. 1.543 Leitung: Dr. Max v. Unger, [email protected] Anmeldung: [email protected] Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Sekretariat Tel. 0340/ 501 1880, Fax 1885, Die Veranstaltungen dieser Reihe sind mit 2 CMEPunkten der Kategorie A durch die Landesärztekammer Sachsen-Anhalt zertifiziert. 94 Impressum Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 Ärztekammer Sachsen-Anhalt Doctor-Eisenbart-Ring 2 39120 Magdeburg Telefon (03 91) 60 54-6 Telefax (03 91) 60 54-7000 E-Mail: [email protected] Engelhardt, H. Friebel, H., Dr. - Chefredakteur (v. i. S. P.) Lögler, H. (verantwortlich f. d. Fortbildungsteil) Reinecke, J. Wagner, C. Redaktionsbeirat: Bosselmann, H.-P., Dr. Brandstädter, W., Prof. Dr. Krause, W.-R., Dr. Schöning, R., Dr. Anschrift der Redaktion: Doctor-Eisenbart-Ring 2 39120 Magdeburg Telefon (03 91) 60 54-78 00 Telefax (03 91) 60 54-78 50 E-Mail: [email protected], [email protected], [email protected] Anzeigenannahme und -verwaltung Müller Marketing GmbH - Agentur für Marketing und Kommunikation Dürerstraße 2 39112 Magdeburg Telefon (03 91) 53 23 227 Telefax (03 91) 53 23 233 Anzeigenleitung: Petra Lesche z. Z. Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 01.01.2011 E-Mail: [email protected] Herstellung: dreihochdrei - Agentur für Mediendesign Dürerstraße 2 39112 Magdeburg Telefon (03 91) 53 23 232 Telefax (03 91) 53 23 233 Zuschriften redaktioneller Art bitten wir nur an die Redaktion zu richten. Für drucktechnische Fehler kann die Redaktion keine Ver­antwortung übernehmen. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. 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Diese Zeitschrift wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. ISSN 0938-9261 Praxisräume Magdeburg. Ehem. Zahnarztpraxis weiterzuvermieten. Pfeiffer Ärzte - Dialog 2011 am Mittwoch, 13. April, 17:00 bis 19:30 Uhr im Herrenkrug Parkhotel, Magdeburg mit folgenden Themen: Behandlungsspektrum der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie CA PD Dr. med. Follak (Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie) Operatives Spektrum der Thoraxchirurgischen Klinik CA PD Dr. med. Wertzel (Klinik für Thoraxchirurgie, Lungenklinik Lostau) Neues in der operativen Therapie benigner Schilddrüsenerkrankungen CA Dr. med. Pohle (Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie) Neues zum Reizdarmsyndrom CA Dipl.-Med. Weigel (Klinik für Innere Medizin) Im Anschluss stehen die Chefärzte beider Häuser für Fachgespräche zur Verfügung. Die Veranstaltung klingt mit einem Dinner-Buffet bei Musik aus. Anmeldungen: Internet: www.pfeiffer-dialog.de E-Mail: Telefon: 0391 - 286 04 72 Fax: [email protected] 0391 - 286 72 19 Weiterbildungspunkte für die Veranstaltung sind bei der Ärztekammer Sachsen-Anhalt beantragt. Geeignet für viele Fachrichtungen, 91 m², 2 BHZ a 15 m², 2 WC, ehem. Röntgen-Raum ca. 4 m², alles frisch renoviert. Sehr schöne Möblierung von Wartefläche, Rezeption, Aufenthaltsraum, Material-/Sterialraum kann preisgünstig übernommen werden. Zusätzlich 1 Keller. Sehr gepflegtes Haus mit hohem Sicherheitsstandard, EG, Einzugsbereich ca. 11.000 Einwohner. Zuschriften bitte unter Chiffre-Nr. 314 an die Agentur Müller Marketing GmbH (Anzeigenannahme/-verwaltung) Dürerstr. 2, 39112 Magdeburg Wir haben Kodierfachkräfte. Jetzt warten wir auf Sie! Wir suchen Sie als Ärztin/Arzt in Weiterbildung für Orthopädie und Unfallchirurgie/ Spezielle Unfallchirurgie strukturierte Weiterbildung übertarifliche Vergütung Entlastung von arztfremden Tätigkeiten Arbeiten in einem modernen Neubau Angebot einer Hospitation www.klinikum-burgenlandkreis.de Informationen erhalten Sie auf der Homepage der Klinik und von Chefarzt Dr. med. Pflug (Tel.: 03441/740310; E-Mail: [email protected]). Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4 95 96 Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 22 (2011) 4