Natürliche Killerzellen – Welche Rolle spielen Sie in der

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6. Februar 2013
Natürliche Killerzellen
–
Welche Rolle spielen Sie in der Immunabwehr ?
Dr. med. Volker von Baehr
Institut für Medizinische Diagnostik Berlin, Nicolaistraße 22, 12247 Berlin +49 3077001-220, [email protected]
Zelluläre Elemente des Immunsystems
Unspezifisches Immunsystem
Spezifisches Immunsystem
(angeboren, nicht lernfähig)
(erworben, lernfähig)
Monozyten
→ Gewebemakrophagen
Granulozyten
- Neutrophile (PMN)
- Eosinophile
- Basophile
Mastzellen
Natürliche Killerzellen
- T-Lymphozyten
- B-Lymphozyten
?
Was sind NK-Zellen ?
Lymphozytenähnliche Zellen des unspezifischen Immunsystems, die
veränderte körpereigene Zellen (Tumorzellen, virusinfizierte Zellen)
erkennen und abtöten können
Sie benötigen kein priming (Erstkontakt)
Sie haben keinen antigenspezifischen Rezeptor (nicht zur AntigenSelektion befähigt)
NK-Zellen haben Rezeptoren für:
IL-2, IL-12, IL-15, IL-18, IFN-α
α, IFN-γγ
NK-Zellen setzen proentzündliche Zytokine frei:
IFN-γγ, TNF-α
α, GM-CSF, IL-2
NK-Zellen haben die gleichen Effektormoleküle wie zytotoxische
T-Lymphozyten
Perforin, Granzyme, FAS-Ligand, TRAIL
10 – 30 % der Lymphozyten-ähnlichen Zellen im Blut
sind Natürliche Killerzellen
18
806
363
28
28
31
15,7
g
52
48
0,82
Was differenziert NK-Zellen und T-Lymphozyten ?
CD4-Helferzelle
CD3+
reife NK-Zelle
CD57++
CD4+
T
NK
CD16+
CD8-Lymphozyt
CD56(+)
CD3+
CD8+
T
Den NK-Zellen fehlt der
T-Zellrezeptor CD3.
NK-T-Zelle (ca. 5 %)
CD3+
CD8+
T
Merkmal der NK-Zellen:
CD16+
CD56+
Reifeprozess einer NK-Zellen
gereifte
NK-Zelle
unreife
NK-Zelle
CD57++
NK
NK
NK
CD16+
CD56++
CD16+
CD16+
CD56+
Rückgang der CD56-Expression
Zunahme der Granuladichte
CD56(+)
Zunahme der CD57-Expression
Die Anzahl der reifen CD57+ NK-Zellen ist bei Patienten mit
chronischen Infektionen erniedrigt.
... auch bei der chronischen Borreliose
Normalbefund
Normale Zahl an NK-Zellen, niedriger Anteil an reifen NK-Zellen
Chronische Infektion möglich
Erniedrigte NK-Zellen, dadurch bedingt niedrige Zahl an reifen NK-Zellen
Chronische Infektion möglich, DD: Immundefizit
Wie erkennen NK-Zellen die „Entartung“
ihrer Zielzelle?
... anders als CD8+ T-Lymphozyten
Wie machen es zytotoxischen T-Lymphozyten (CD3+/CD8+/CD28+) ?
essentielle kostimulierende
Moleküle
„Gesunde“
Körperzelle
CD80/86
CD28
CD8+
T-zytotoxisch
-spezifisch
keine Aktivierung, d.h.
Toleranz der körpereigenen Zelle
MHCI
Kein passender T-Zell-Rezeptor
für körpereigene Proteiner
Tumorzelle
CD80/86
CD28
CD8+
T-zytotoxisch
-spezifisch
MHCI
passender
T-Zell-Rezeptor für
das (neue)
Fremdantigen
Klonale
Expansion dieser
T-Zellspezifität
Zytokinproduktion
Zytotoxizität
Ein Problem entsteht, wenn sich die Tumorzellen der Kontrolle
durch CD8+ zytotox. T-Zellen durch fehlende
MHC-I-Expression entziehen !
Tumorzelle
CD80/86
CD28
CD8+
T-zytotoxisch
-spezifisch
keine Aktivierung, d.h.
Toleranz gegenüber der
körpereigenen Zelle
kein MHC-I
keine Präsentation des Tumorantigens
Auch Viren wie CMV und EBV nutzen diesen
„escape“ – Mechanismus.
Dann bleiben nur noch die NK-Zellen, denn:
eine fehlende MHC-I-Expression stellt für NK-Zellen
einen Angriffsreiz dar
„Duldung“ der normalen
MHC-I-exprimierenden
Wirtszelle, da der KIRRezeptor binden kann.
Bei fehlender MHC-I-Expression
„Angriff“ der (entarteten oder virusinfizierten) Zelle, da der KIRRezeptor nicht binden kann.
Angriff einer Tumorzelle durch zwei NK-Zellen
Wie eliminiert die NK-Zelle die
„entartete“ Zielzelle ?
NK-Zellen lösen über 2 unabhängige Wege die Apoptose
der Zielzelle aus
1. Perforin-/Granzyme-Weg
Granzyme
Perforin
IFN-γγ
Targetzelle
DNAAbbau
NK
DNAAbbau
NK
Antikörper
gegen das
Zielantigen
Perforineffekt öffnet Zellmembran
Granzyme wird internalisiert
und induziert in der Zielzelle die
Apoptose
Perforineffekt unter
zusätzlicher
Vermittlung eines Antikörpers
= ADCC
(antibody dependent cellular cytotoxicity)
2. Fas/ Fas-Ligand-Weg
FASLigand FAS
NK
DNAAbbau
„Todeskuss“
Induktion von Zellapoptose
Die Apoptose (altgr. apoptosis‚ abfallen‘) ist eine Form des programmierten Zelltods.
Es ist ein „Selbstmordprogramm“ über welches jede Körperzelle verfügt.
Das bedeutet, dass NK-Zellen ihre Zielzellen nicht
lysieren, sondern sie induzieren in der Zielzelle den
programmierten Zelltod (Apoptose).
Labordiagnostik rund um die NK-Zelle
Die Zahl der im Blut zirkulierenden NK-Zellen ist von
geringer Bedeutung
18
806
363
28
28
31
15,7
g
52
48
0,82
Bei der Labordiagnostik von NK-Zellen spielt
die Funktion der NK-Zellen die überragende Rolle
Indikationen für den NK-Zell-Zytotoxizitätstest:
- Kontrolle der NK-Zellfunktion bei Tumorerkrankungen
- Ausschluss eines primären oder sekundären NK-Zelldefektes
bei Patienten mit chronischen Infektionen
- CMV
- EBV,
- Borrelien?
- Chlamydien?
- Mykoplasmen?
- Mykobakterien?
Wie funktioniert der NK-Zell-Funktionstest
10 ml Heparinblut des
Patienten
Isolation der NK-Zellen
des Patienten
NK NK
NK
K562-Tumorzelle
(MHC-Klasse I negativ)
Färbung der Tumorzellen
mit dem lipophilen Membranfarbstoff Calcein
NK
NK
NK
„Pooling“ der TumorZellen mit den NK-Zellen
des Patienten
Start der Tumorzell-Apoptose
durch die NK-Zellen
des Patienten
Abtötung der Tumorzellen
in Abhängigkeit von der
NK-Zell-Funktion
Die zerstörten Tumorzellen
setzen den Farbstoff Calcein
frei
Nach Zentrifugation
wird der „freie“ Farbstoff im Überstand durch
Fluorometrie gemessen
Die Apoptose-Rate wird in %
angegeben
Welche Aussagen hat der NK-Zell-Zytotoxizitätstest ?
Wie ist die aktuelle NK-Zellfunktion ?
Welche NK-Zellfunktion kann bei optimaler Aktivierung
der vorhandenen NK-Zellen erreicht werden?
Aussagekraft des IL2-Wertes im NK-Zell-Zytotoxizitätstest
Patient A
NK-Zellfunktion: schlecht
Prognose für IS: schlecht
Patient B
NK-Zellfunktion: schlecht
Prognose für IS: gut
Patient C
NK-Zellfunktion: gut
Prognose für weitere IS: gut, wenn gewollt
Patient D
NK-Zellfunktion: sehr gut
IS nicht notwendig
Eine fehlende TH1-Unterstützung auf Grund einer TH2-Dominanz
macht eine Rekonstitution der NK-Zellfunktion schwieriger
A.K. 11.2.48, Colon-Ca
Ausgangsbefund
Folgebefund nach 10 Wochen immunstimulierender Therapie
Lässt sich mit einem Labortest seriös
vorhersagen, welche Präparate die NK-Zellen
eines Patienten aktivieren können?
... zumindest kann eine Aussage getroffen werden,
welche Präparate individuelle NK-Zellen aktivieren !
Untersucht wird die in vitro-Induktion des Aktivierungsmarkers CD69
auf NK-Zellen durch immunstimulierende Präparate
CD69
CD16
18-22 h
nur NK-Zellen in der
Zellkultur
(Basalwert)
CD56
NK
NK
NK-Zellen
+ Immunpräparate
+ Mitogenkontrolle
Zytofluorometrische
Analyse der CD69-Expression
Negativkontrolle
Positivkontrolle
Die Steigerung der Expression von CD69 auf den Patienten-NK-Zellen
im Vergleich zum Basalwert ist der Gradmesser für das individuell zu
erwartende Ansprechen auf die Therapie.
In diesem Fall zeigen Biobran und Curcumin einen deutlichen Effekt
Veränderung der NK-Zellen im Alter
Anzahl im Blut nimmt im Alter zu aber die Funktionalität nimmt ab
- Lysekapazität ↓ trotz unverändertem Perforingehalt der NK-Zellen
- Aktivierbarkeit (CD25 und CD71-Expression) nimmt ab
- Freisetzung von IFN-γ und Chemokinen nimmt ab
- Proliferationsfähigkeit nimmt ab
Widerspruch zur erhöhten Zahl ist durch verminderte Chemotaxis in das
Gewebe zu erklären.
Zusammenfassung
Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) unterscheiden sich von
zytotoxischen CD8+/CD28+ T-Lymphozyten dadurch, dass sie
veränderte körpereigene Zellen (Tumorzellen, virusinfizierte Zellen)
T-Zell-Rezeptor-unabhängig erkennen und abtöten.
NK-Zellen töten Zielzellen durch Induktion von Apoptose.
Ihre Zahl im Blut ist für die Immundefektdiagnostik wenig relevant.
(Ausnahme: Anteil an CD57++ reifen NK-Zellen)
Die Funktionsdiagnostik erfolgt mit dem NK-Zell-Funktionstest.
Die Testung von Präparaten ist nur an Hand der CD69-Aktivierung
möglich.
Im Alter nimmt die Funktion der NK-Zellen ab, die NK-Zellzahl im Blut
steigt (kompensatorisch) eher an.
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