Fachinformation 30 Zellulärer Immunstatus

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Fachinformation 30
Labor Diagnostik
Zellulärer Immunstatus / Lymphozytenphänotypisierung/
Durchflusszytometrie (FACS)
Immunstatus
Der Immunstatus gibt Auskunft über die absoluten und proportionalen Verhältnisse der Lymphozyten-Subpopulationen im peripheren Blut, er dient somit als Erweiterung der zellulären Differenzierung des großen
konventionellen Blutbildes.
Viele Erkrankungen stehen in direktem Zusammenhang mit Störungen im Immunsystem und gehen mit
Verschiebungen innerhalb der Lymphozytensubpopulationen einher.
Indikation:
- Primäre / Sekundäre Immundefekte
- Infektanfälligkeit
- Diagnostik und Therapie-Monitoring bei HIV-Infektion
- Infektion mit lymphotropen Erregern (bspw. EBV, CMV, T. gondii)
- Infektionen mit prolongiertem Verlauf
- Lymphozytose/Lymphopenie im peripheren Blutbild
- Tumorerkrankungen insbes. bei Therapie
- Monitoring von Autoimmunerkrankungen
- Iatrogene Immunsuppression (Immunsuppressiva, anti-CD20-Therapie)
- Überwachung einer Immunrekonstitution
Im Gegensatz zu den Untergruppen der Granulozyten (Eosinophile, Basophile, Neutrophile), die mittels
panoptischer Färbung nach Pappenheim und anschließender Mikroskopie klar zugeordnet werden können
(siehe Abb. 1 u. 2), lassen sich die Lymphozyten, bis auf Ausnahmen, so nicht näher einteilen. Hierzu dient
die Durchflusszytometrie, eine Methode, die es ermöglicht, Antigene auf der Zelloberfläche darzustellen und
somit die Zellen immunologisch zu zuordnen.
Leukozyten
Granulozyten
Basophile, Eosinophile, Neutrophile
Lymphozyten
T-Lymphozyten (CD3)
B-Lymphozyten (CD19)
Monozyten
NK-Zellen (CD16/56)
T-Helferzellen (CD4)
CD8 - positive T-Zellen
Abb. 1: Leukozyten-/Lymphozytenuntergruppen
M V Z für Laboratoriumsmedizin Koblenz – Mittelrhein
Dr. med. Dipl.-Chem. Rüdiger Walscheid • Axel Thuy • Dr. med. Martin Kirsch • Dr. med. Thomas Mertes
Laboratoriumsmedizin • Humangenetik • Mikrobiologie • Infektionsepidemiologie • Bluttransfusionswesen
Deutscher
Akkreditierungs
Rat
DAR
DAC-ML-0126-01-10
Akkreditiert nach
DIN EN ISO 15189
Viktoriastraße 39 • 56068 Koblenz • Tel: 0261 / 30 40 50 • Fax: 0261 / 30 40 5 -944 • www.labor-koblenz.com
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a) basophiler
b) eosinophiler
Granulozyt
Granulozyt
c) neutrophiler
Granulozyt
(Segmentkernig)
f) Lymphozyt
d) Monozyt
e) Lymphozyt
Abb. 2: Zelluläre Bestandteile des peripheren Blutes im mikroskopischen Bild
Die T-Lymphozyten (CD3 positiv) sind für die spezifische Abwehr notwendig, sie agieren insbes. bei viralen
Infektionen. Unterteilt werden sie klassisch in zwei Subpopulationen: T-Helferzellen (CD4 positiv) und
T-Suppressor/Zytotoxische T-Zellen (CD8 positiv). Hierbei handelt es sich z. T. um geschichtliche Begriffe, die
heute nicht mehr so ganz zutreffend sind. Das Verhältnis wird in Form der CD4/CD8-Ratio ausgedrückt. Mit
einer modernen 6-Farb-Messung gelingt auch die Darstellung von CD4/CD8-doppeltpositiven-Zellen. Diese
Markierung klassifiziert Vorstufen, die in der Regel im Lymphorgan anzutreffen und nur selten peripher
nachweisbar sind.
Die B-Zellen (CD19 positiv) sind für die (humorale) Antikörper-Antwort zuständig.
Die Fraktion der NK-Zellen (CD16/56 positiv) stellt die sog. unspezifische zelluläre Immunabwehr dar; sie
spielen insbes. in der viralen Abwehr und der Zerstörung von Tumorzellen eine Rolle.
Über den Aktivierungszustand der Lymphozyten informieren uns Antigene wie bspw. HLA-DR und CD38, die
erst bei Aktivierung/immunstimulierenden Ereignissen auf der Zelloberfläche erscheinen und im Gegensatz
zu den beschriebenen Markern nicht mit Konstanz exprimiert werden.
So wird bspw. die CD38 Coexpression insbes. zur Beurteilung der Aktivität von HIV-Infektion herangezogen.
Methode (Immunphänotypisierung)
Die einzelnen Subpopulationen lassen sich getrennt mit fluoreszenzmarkierten monoklonalen Antikörpern
bestimmen, die gegen linienspezifische Antigene auf der Oberfläche der Zellen gerichtet sind. Zur Vereinfachung/Klassifizierung wurden diese auf internationalen Workshops einem ‚Cluster of Differentiation’
(CD) zugeordnet. Die eigentliche Messung erfolgt mittels Laserlicht auf leistungsfähigen Durchflusszytometern
(FACS), wobei gleichzeitig auch die Eigenschaften, Zellgröße (FSC) und Granularität (SSC) miterfasst werden.
Die Auswertung erfolgt dann mittels einer immunologischen Gating-Strategie (CD45/SSC).
Die Analyse beinhaltet zusätzlich die Bestimmung eines großen Blutbildes (sog. dual-platform-Methode)
sowie eine eingehende Befundung.
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Abb. 3: Labor-Report BD FACSCanto II ™ 6-Farb-Panel /Aktivierungsmarker
Referenzwerte Immunstatus Erwachsene (für Kinder liegen gesonderte Werte vor)
Zelltyp
Oberflächenmarker
Referenzbereich in
%
absolut/μl
T-Lymphozyten
CD3+
59-85
720-2330
B-Zellen
CD19+
6.4-23
100-600
NK-Zellen
CD16/56+
5.6-31
80-600
T-Helferzellen
CD4+
29-61
500-1760
Suppressor-/Zytotox. T-Zellen
CD8+
11-38
CD4/CD8-Ratio
170-1050
0.9 - 3.6
T-Lymphozyten-Vorstufen
CD4+ u. CD8+
<4
Aktivierte T-Zellen
CD3/CD8/CD38+
< 25
CD3/CD8/HLA-DR+
< 20
Die Bewertung der im Befund mitgeteilten Ergebnisse sollte immer unter Berücksichtigung klinischer
Gesichtspunkte erfolgen. Klinische Verdachtsdiagnose daher bitte unbedingt auf Anforderungsschein
vermerken.
Über die ‚Funktionsfähigkeit’ der einzelnen Fraktionen/Populationen erlaubt der Test leider keine
Informationen. Hierfür existieren gesonderte Testverfahren.
HINWEIS: Sollte der klinische Verdacht auf eine lymphoproliferative Erkrankung/Lymphom bestehen,
so bitten wir um Anforderung einer Leukämie-/Lymphomtypisierung. Hierfür stellen wir Ihnen gerne
einen gesonderten Anforderungsbogen zur Verfügung, dem sie auch weitere durchflusszytometrische
Spezialuntersuchungen entnehmen können, die in unserem Labor durchgeführt werden. Bitte in Kombination
mit Überweisungsschein Muster 10 einsenden.
Material:
frisches EDTA-Blut 1 Röhrchen
Material muss spätestens 24 Std. nach Entnahme im Labor verarbeitet werden.
Analyse Mo-Fr; nicht an Feiertagen
Hinweise zur Abrechnung:
EBM
(1x32520, 1x32521, 1x32522, 1x32523, 1x32524, 2x32525, 1x32527)
72,30 €
Privat
GOÄ 1,15 (3x3696, 5x3697,1xA4003)
225,22 €
IGEL
GOÄ 1,0 (3x3696, 5x3697,1xA4003)
195,83 €
Ausblick: Die T-Zellfamilie wächst. So gewinnt die Bestimmung weiterer T-Zell-Untergruppen immer mehr
an Bedeutung. Hier eröffnet sich die Möglichkeit der Phänotypisierung sog. Regulatorischer T-Zellen (T-Reg).
Diese Zellfraktion dient der Aufrechterhaltung der Harmonie zwischen Immunsystem und körpereigenem
Gewebe. Sie fungiert im Rahmen der Immunregulation bspw. bei Autoimmunität, allergischen Erkrankungen
sowie bei Tumorerkrankungen.
Natürlich vorkommende T-Regs werden nicht durch einen einzelnen spezifischen Marker, sondern durch
Detektion mehrerer Antigene erfasst (CD4+, CD25++, FOXP3+, CD127low/-).
Literatur: - Manual Hämatologie, R. Fuchs et al., 21. Auflage 2011, S. 85-95 u. S. 115-116
- Bedeutung der Bestimmung der Lymphozyten-Subpopulationen in der Umweltmedizin;
Bundesgesundheitsblatt, 2006, 49: S. 468-484
M V Z für Laboratoriumsmedizin Koblenz – Mittelrhein
Dr. med. Dipl.-Chem. Rüdiger Walscheid • Axel Thuy • Dr. med. Martin Kirsch • Dr. med. Thomas Mertes
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Koblenz im August 2011
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