Eck.Punkt Kundenjournal des Landesbetriebs Liegenschaftsund Baubetreuung Rheinland-Pfalz Dezember | 2012 | 7. Jahrgang TO P T H E M E N Jahresrückblick | Kadettenbad | Lebenszykluskostenplanung | Energiecontrolling Eck.Punkt Dez | 2012 Sehr verehrte Leserinnen und Leser, ein interessantes, aber schwieriges Jahr geht zu Ende. Im Lande wird eingespart. Es werden Planungen gekippt, zurückgefahren oder verändert, es wird gezögert, geprüft und abgewogen. Das macht nicht nur den Nutzern, sondern auch dem Landesbetrieb LBB zu schaffen, zumal wir mit dem Konjunkturprogramm in den beiden Vorjahren auf ein Höchstmaß beim Durchsatz von Projekten eingestellt waren. Jetzt ist die Rolle rückwärts von uns gefordert, d. h. wir werden in unseren Ressourcen ganz anders beansprucht. Vieles, was zu tun ist, bedeutet zwar ebenfalls viel Aufwand, aber nicht unbedingt honorarrelevanten Aufwand: Mit Prüfen, Überarbeiten, Streichen, Neuaufstellen lässt sich schlecht Geld verdienen. Natürlich müssen auch Kapazitäten zurückgefahren, umdisponiert und anders ausgelastet werden. Das war der Grundtenor dieses Jahres 2012, und daran wird sich wohl in näherer Zukunft wenig ändern. Dennoch gibt es auch gute Nachrichten, wir haben Innovatives und Positives zu berichten. Neben einer Auswahl an interessanten abgeschlossenen Architekturprojekten – Kadettenbad in Diez, Kommunikationszentrum auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld, Medical Clinic auf der Airbase Spangdahlem – berichten wir über den Sanierungsbeginn an der fast zweitausendjährigen Porta Nigra in Trier. Auch gibt es einige interne Themen, von denen wir Sie als Kunden, Partner und Politiker in Kenntnis setzen Editorial LBB intern Jahresrückblick: Landesbetrieb LBB erfolgreich trotz schwierigem Fahrwasser Rundreise Dr. Barbaro: Vom einundzwanzigsten ins vierzehnte Jahrhundert und zurück Organisation: Neuer Beirat seit Herbst dieses Jahres Vergabe unterhalb EU-Schwellenwert: Spielraum für einheimische Architekten nutzen Referendare: Ausbildung künftiger Führungskräfte Immobilienverkäufe: Eurokrise kurbelt LBB-Immobilienmarkt an Mietberechnungsparameter: Risiken und Nebenwirkungen des Vermietergeschäfts Fortsetzungsreihe: Wie kommt Architektur vom Kopf aufs Papier? 02 3 6 7 8 9 10 12 14 wollen, z. B. Grundsatzfragen, die im Zusammenhang mit unserer Mieterermittlung diskutiert werden, welche Erkenntnisse Lebenszykluskostenbetrachtungen liefern oder welche Schritte im Energiemanagement derzeit mit fernauslesbaren Verbrauchsmess-Systemen unternommen werden. Außerdem gibt es als Special die Fortsetzung in der Reihe „Wie kommt Architektur vom Kopf aufs Papier?“ So wie wir dieses Jahr in partnerschaftlicher Zusammenarbeit gemeistert haben, möchten wir auch ins nächste Jahr gemeinsam mit Ihnen starten. Zunächst aber wünschen wir Ihnen alle Voraussetzungen für eine festliche Advents- und Weihnachtszeit und eine erholsame Zwischen-den-Jahren-Zeit. Holger Basten Dr. Petra Wriedt Geschäftsführer des Landesbetriebs LBB Stellvertretende Geschäftsführerin des Landesbetriebs LBB Baukultur Hospital Spangdahlem: Alles unter einem grünen Dach Kommunikationszentrum Umwelt-Campus Birkenfeld: Um eine Erfahrung mit Passivhäusern reicher Kadettenbad Diez: „Hoch lebe das edle Handwerk“ Porta Nigra: Zweitausend Jahre unter der Lupe Wirtschaftlichkeit Wirtschaftlichkeitsberechnungen: Lebenszykluskostenplanung im Trend Bauen, Energie, Umwelt Energiecontrolling: Nur was man weiß, kann man ändern Emissionsarmes Bauen: Eine Patentlösung gibt es nie Impressum Titelfoto: Kadettenbad, Schloss Oranienstein Diez. Blick in den Dachstuhl des rechten Seitenturmes Foto: Horst Goebel, Hünstetten-Görsroth 18 20 26 34 38 42 45 48 LBB intern Eck.Punkt Dez/2012 Landesbetrieb LBB erfolgreich trotz schwierigem Fahrwasser Rückblick auf das Geschäftsjahr 2012 und Ausblick auf 2013 Die Zeit der vielen großen Projekte und imageträchtigen Fertigstellungen scheint im Landesbetrieb LBB vorerst vorüber zu sein. Trotz eines positiven Jahresergebnisses 2011, das mit einem Plus von 7,6 Mio. Euro die Prognosen fast punktgenau erfüllte, sind darin auch schon die ersten Anzeichen einer Strukturanpassung zu erkennen, die durch die Schuldenbremse erforderlich wird. Während vor allem das Baumanagement der Niederlassungen betroffen ist, bleibt das Vermietungsgeschäft weitgehend stabil. Fortschritte gab es bei einer Reihe interner Organisationsprojekte. Auch konnten erfolgreich Altlasten abgebaut werden. Man ist zuversichtlich, noch 2012 jahrelange Rechtsstreitigkeiten beenden zu können. Hierfür müssen gebildete Rücklagen voraussichtlich nicht in voller Höhe in Anspruch genommen werden. Gut aufgestellt sind wir für die anstehenden großen Aufgaben im USBau, die bisher zügig vorangingen und somit effektiv bearbeitet werden konnten. Allerdings treten vermehrt extern verursachte Verzögerungen auf. Dennoch werden das US-Projekt in Weilerbach und das US-Schulbauprogramm ein struktursicheres Auftragspolster für die nächsten Jahre sein. Eine der Auswirkungen der Sparpolitik im Landesbereich und in Teilen des Bundesbaus wird nach Einschätzung der Geschäftsführung ein steigender Verwaltungs- und Prüfaufwand sein, während die honorarrelevanten Aufgaben zurückgehen. Die Erfahrung zeigt, dass – gerade bei engeren Haushalten – längere Planungs- und Genehmigungzeiten, wiederholte Überplanungen und Detailklärungen gefordert werden, bevor Projekte freigegeben werden. Diskutiert wird im Kontext mit einer Prüfung des Landesrechnungshofes die zukünftige Gestaltung der Verwaltungs- und Prüfverfahren im Umfeld des Landesbetriebs LBB. Auf Grundlage seiner Erfahrungen mit Projektverläufen, Projektrisiken und wegen des teilweise hohen Aufwandes unterstützt der Landesbetrieb LBB alle Vorschläge, die transparente, mit klaren Zuständigkeiten versehene, effektive und auch zeitgemäße Verwaltungsverfahren zum Ziel haben. LBB-intern werden zurzeit gezielt Effizienzverbesserungen in den Unterstützungsbereichen angegangen, nachdem in den vergangenen Jahren hauptsächlich die operativen Bereiche des Baumanagements reorganisiert wurden. Lesen Sie hierzu unser Interview vom 15. Oktober 2012 mit Holger Basten (LBBGeschäftsführer) und Dr. Petra Wriedt (stellvertretende LBB-Geschäftsführerin). Die Fragen stellte Sibylla Hege-Bettac (Eck.Punkt-Redakteurin). Eck.Punkt: 2011 war das Jahr der Fertigstellungen des Konjunkturprogramms. Ist 2012 das Jahr der Schuldenbremse? Holger Basten: Ich würde es mal anders formulieren: Wir sind mitten in den Umstellungen, viele Maßnahmen haben ihre Anlaufschwierigkeiten, im Landesbereich sind viele Projekte noch mal auf dem Prüfstand. Die US-Projekte laufen erst an. Eck.Punkt: Wie betroffen sind wir von den Auswirkungen der Schuldenbremse im Landesbereich? Holger Basten: Wir müssen uns, wie es gerade stattfindet, in den Baubereichen umsortieren, was uns personell viel Mühe macht und auch die Ergebnisse der Niederlassungen nicht unbedingt besser aussehen lässt. Eck.Punkt: Das heißt viel Arbeit, wenig Brot? Holger Basten: Wenn Maßnahmen länger geprüft und überplant werden, dauert es schlichtweg länger, bis etwas baureif ist. Das ist nachteilig für das Honorar. Auch gibt es weniger große Baumaßnahmen, die sich rechnen würden. Altlastenaufarbeitungen und „Kleinkram“ sind für die Niederlassungen keine Aufgabenmischung, die wirtschaftlich tragfähig ist, da wir auf HOAI-Erlöse angewiesen sind, um z. B. den Aufwand für die öffentlichen Bauherrenaufgaben zu erwirtschaften. Eck.Punkt: Wie gut sind wir darauf vorbereitet? Holger Basten: In Verbindung mit der Ertragslage im Immobilienmanagement, die trotz zurückgehender Neuvermietungen weiterhin stabil ist, und möglichen 3 Eck.Punkt Dez/2012 positiven Effekten aus der Beendigung von Rechtsstreitigkeiten im Baumanagement ist die wirtschaftliche Lage des Landesbetriebs LBB insgesamt weiterhin sehr stabil. Auch haben wir die vorhersehbaren erforderlichen Anpassungen in unserer mittelfristigen Planung schon berücksichtigt. Eck.Punkt: Wo war der Schwerpunkt der Investitionen in diesem Jahr, wenn man überhaupt davon sprechen kann? Holger Basten: Wir haben einige Neubauten fertiggestellt, wie z. B. die Physikalische Chemie und das Institut für Molekulare Biologie (zweiter Bauabschnitt) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz oder das Kommunikationszentrum für die Fachhochschule Trier auf dem Umweltcampus Birkenfeld mit einem Gesamtbauvolumen von rund 50 Mio. Euro. Daneben lag ein Schwerpunkt bei der Betreuung des Bestandes unserer Liegenschaften, aber auch bei der Instandhaltung für Bund und Land. Die geplante Instandhaltung hat auch an Bedeutung gewonnen, da Grundinstandsetzungen kaum noch auftreten. Eck.Punkt: Wie würden Sie das abgelaufene Jahr 2012 charakterisieren? Holger Basten: Nach meinem Empfinden haben wir uns viel mit Strukturen und Abläufen beschäftigt. Dies haben im Übrigen auch die externen Fachaufsichten und Prüfinstanzen so gehalten. Das steht im Gegensatz zum Vorjahr, in dem z. B. Kon-junktur-II-Projekte oder die Entwicklung großer US-Baumaßnahmen im Vorder-grund standen. Eck.Punkt: Wie sieht es denn genau mit den US-Projekten Klinikum Weilerbach und den Schulbauprojekten aus? 4 LBB intern Holger Basten: Da sind wir in den Aufbauphasen, die laufen nicht schlecht. Wir sind gut vorbereitet, sauber strukturiert und vorsichtig mit ungesicherten, voreiligen Zusagen. Wenn wir jetzt Stück für Stück in die Verantwortung gehen, haben wir sichergestellt, dass wir uns nur auf machbare Termine und Kosten sowie qualitativ gute Planungsunterlagen einlassen. Allerdings gibt es auch hier Verzögerungen, die wir nicht beeinflussen können, beispielsweise durch Entscheidungen des Bundes zur Offenlegung der Umweltverträglichkeitsprüfung im Zusammenhang mit dem Klinikum in Weilerbach. Obwohl wir mit der Einrichtung einer besonderen Organisationsform für das Schulbauprogramm schnell bei der Sache waren und fachlich gute Arbeit geleistet haben, müssen wir nunmehr auch dort Verzögerungen kompensieren. Eck.Punkt: Was kann das Immobilienmanagement berichten? Dr. Petra Wriedt: Das Hauptthema im Immobilienmanagement (IMA) war das gleiche wie im Vorjahr, nämlich die Umstrukturierung. Da geht es um die Frage: „Wie sieht sich das IMA im Verhältnis zu seinen Nutzern, durch welches Angebot kann ihnen zur Seite gestanden werden?“ Dies geht über das Thema Reinigungsleistung und Übernahme der Wartungsverträge hinaus. Was die Technik anbelangt, bekommen wir immer anspruchsvollere Anlagen, worauf nicht alle Nutzer personell eingerichtet sind. Deswegen gehen unsere Bestrebungen in die Richtung, auch den Betrieb der Gebäude zu übernehmen. Eck.Punkt: Ist das monetär wirklich relevant für den Landesbetrieb LBB? Dr. Petra Wriedt: Für uns ist es unterm Strich erst einmal ein Verlustgeschäft, das muss man klar sagen. Aber man kann davon ausgehen, dass es sich langfristig unterm Strich rechnen wird. Der Anfangsaufwand ist – angefangen von den Bestandsauf-nahmen bis zu den Ausschreibungen – enorm, aber es ist ein Plus, das wir dem Nutzer anbieten können. Auf der anderen Seite profitieren wir davon, dass unsere Gebäude und Anlagen sauber gewartet werden. Wenn der Betrieb heute nicht ordentlich läuft, dann regelt sich das alles über die Reparaturen – und dafür ist ja der Landesbetrieb LBB zuständig. Eck.Punkt: Wie weit sind wir mit dem Masterplan Instandhaltung, der aufgelegt wurde, um die im Land knapper werdenden Haushaltsmittel gerechter zu verteilen? Dr. Petra Wriedt: Für den LBB-eigenen Bau steht er weitestgehend. Für den Hochschulbereich läuft er an. Es musste dafür ein Datenverarbeitungsprogramm generiert werden, weil es sich um eine enorme Fülle von Einzeldaten handelt. Jetzt sind alle Maßnahmen gebäudescharf erfasst, mit einer Ampelbewertung versehen und mit den entsprechenden Budgets über die Jahre hinterlegt. Eck.Punkt: Wie kommen unsere betriebsinternen Effizienzprojekte voran? Holger Basten: Wie immer ist es nicht nur wichtig, wie Verbesserungsmaßnahmen in der Theorie konzipiert sind: Viel wichtiger ist, wie sie tatsächlich von den Kolleginnen und Kollegen umgesetzt werden. Im Falle des von uns im Vergabebereich eingeführten Generalmusterprozesses, der ein einheitliches verfahrenskonformes Vorgehen in allen Niederlassungen vor- LBB intern sieht, wollen wir dieses abschließend noch von der Innenrevision prüfen lassen. Danach kommen die nächsten Entwicklungsstufen. Vieles läuft auf eine Spezialisierung der Aufgabenerledigung hinaus, wie wir das z. B. in Teilbereichen umgesetzt haben – etwa bei Submissionen, den VOF-Verfahren, aber auch dem dezentralen VOL-Verfahren in Trier. Auch durch das verstärkt elektronisch ablaufende Vergabefahren sind Veränderungen vorprogrammiert, wie auch unser Reprocenter in Idar-Oberstein berichten kann. Veränderungen können deshalb nicht nur die operativen Bereiche betreffen, sondern machen auch vor den zentralen Diensten nicht halt. Wir müssen sehen, dass wir notwendige Organisationsentwicklungen schrittweise und vor allem niederlassungsübergreifend umsetzen. Dieses Thema wird im nächsten Jahr eine Schlüsselrolle spielen. Ähnliche Entwicklungen wie in den Vergabebereichen wird es auch in anderen Unterstützungsbereichen geben, etwa in der Datenverarbeitung oder den Personal- und Organisationsbereichen. Ein einheitlicher Landesbetrieb LBB wird auch landesweit einheitlich definieren, welche Aufgaben in unseren Unterstützungsbereichen absolute Priorität haben und wo wir gegebenenfalls externe Unterstützung benötigen. Eck.Punkt: Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit den Kunden und den Ressorts? Holger Basten: Die Zusammenarbeit ist im Grundsatz mit allen stabil und gut. Sie ist natürlich dadurch geprägt, dass eingespart wird. Und wir sind die an der Front, die das Einsparen häufig vertreten müssen. Auch deshalb ist es wichtig, bei laufenden Projekten die jeweiligen Rollen und Zuständigkeiten zu dokumentieren und auch einzufordern. Es ist klar zu kommuni- Eck.Punkt Dez/2012 zieren, was der Planungsbeitrag und Vorschlag des Landesbetriebs LBB ist und was externe Vorgaben sind. Unabhängig davon sind nach meiner Einschätzung die direkten Arbeitsbeziehungen der Beschäftigten des Landesbetriebes LBB mit unseren Kunden tragfähig und gut. Eck.Punkt: Wie läuft die Zusammenarbeit mit unseren Aufsichts- und anderen Gremien? Holger Basten: Auch die Zusammenarbeit zwischen den Organen des Landesbetriebs LBB ist traditionell gut, zielgerichtet und vertrauensvoll. Mit dem neugeschaffenen Beirat (s. Artikel Seite 7), der voraussichtlich zweimal im Jahr tagen wird, haben wir die Chance, Wissen über die Geschäftsgrundlage und den Auftrag des Landesbetriebs LBB zu vermitteln. Zwischen der Abteilung 5 des Ministeriums der Finanzen – Bauabteilung – und dem Landesbetrieb LBB stellen wir zum Teil fachliche Auffassungsunterschiede fest. Mietangebote werden seit Längerem nur unter Vorbehalt und mit Hinweis auf eine laufende Rechnungshofprüfung (s. Artikel Seite 12) angenommen. Eck.Punkt: Worauf muss sich der Landesbetrieb LBB gefasst machen? Holger Basten: Es ist normal, dass verschiedene, an komplexen Planungs- und Bauverfahren Beteiligte nicht nur unterschiedliche Interessen vertreten, sondern häufig auch unterschiedlicher Auffassung sind. Grundsätzlich stellt diese Diskussion, so sie denn auf sachlich tragfähigem Fundament steht, für den Landesbetrieb LBB eine große Chance dar. Wir nutzen die Gelegenheit, über die kaufmännischen Regeln, über die in- und externen Abläufe, aber auch über die im letzten Jahr bei uns umgesetzten Maßnahmen zur weiteren Effizienz- und Qualitätssteigerung zu informieren. In der vorgenannten Diskussion weiterhin von Bedeutung wird unser durchgängiges Berichtswesen über den kompletten Verlauf der großen Baumaßnahmen (A-Projekte) sein, ebenso unsere Aktivitäten im Energiemanagement zur Senkung der Nebenkosten einschließlich des laufenden Ausbaus der dazugehörigen Monitoring-Systeme, unser Konzept für die geplante mittelfristige Instandhaltung sowie unser Einsatz beim schrittweisen Ausbau der Betreiberleistung. Eck.Punkt: Wie sieht Ihr Fazit für das Geschäftsjahr 2012 aus? Holger Basten: In der inzwischen 13-jährigen Entwicklung des Landesbetriebs LBB war 2012 ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr mit einem wirtschaftlich guten Ergebnis. Operativ war die Arbeit erfolgreich, aber auf Grund der engeren finanziellen Spielräume aufwändiger. Natürlich wäre es schöner gewesen, mehr über das Planen, Bauen und das Managen von Liegenschaften zu diskutieren als über Verfahren und Zuständigkeiten. In vielen Bereichen des infrastrukturellen und des technischen Gebäudemanagements sind wir gut vorangekommen. Bei unseren Mietern und Kunden haben wir für Konzepte geworben, die Einsparungsmöglichkeiten oder Qualitätsverbesserungen aufzeigen. 5 Eck.Punkt Dez/2012 LBB intern Vom einundzwanzigsten ins vierzehnte Jahrhundert und zurück Dr. Salvatore Barbaro macht sich ein Bild von LBB-Baumaßnahmen Am 9. August 2012 besuchte der Finanzstaatssekretär und Verwaltungsratsvorsitzende des Landesbetriebs LBB, Dr. Salvatore Barbaro, mehrere Standorte im Norden von RheinlandPfalz, an denen der Landesbetrieb LBB aktuell baut oder kürzlich Maßnahmen abgeschlossen hat. Begleitet wurde er von Rolf Stephan (Referatsgruppenleiter Staatsbau im Ministerium der Finanzen) und LBB-Geschäftsführer Holger Basten. Vor Ort fanden sich daneben Vertreter der Presse, der Kommunal- und Landespolitik sowie die Verantwortlichen der beteiligten LBB-Niederlassungen ein. Auch Thomas Metz von der Generaldirektion Kulturelles Erbe ließ es sich nicht nehmen, die in sein Ressort fallenden Stationen zu begleiten. Das tagesfüllende Programm konnte bei bestem Sommerwetter absolviert werden. Besichtigung von Schloss Bürresheim in der Eifel. Personen von links; Rolf Stephan (Referatsgruppenleiter Staatsbau im Ministerium der Finanzen, MdF), Stefan Schuh (Sachbearbeiter Referatsgruppe Staatsbau, MdF), Holger Basten (Geschäftsführer des Landesbetriebs LBB), Christoph J. Schiewek (Projektmanager LBB-Niederlassung Koblenz), Dr. Adolf Weiland (MdL, CDU), Thomas Metz (Generaldirektor Kulturelles Erbe), Bernadette Bubach-Dörr (LBB-Niederlassungsleiterin Koblenz, verdeckt), Dr. Salvatore Barbaro (Staatssekretär im MdF und Verwaltungsratsvorsitzender des Landesbetriebs LBB) Wenn es auch nicht das Motto der Tagesexkursion war, eine Zeitreise durch die Jahrhunderte zu machen, so war die Tour doch so aufgestellt, dass dem Staatssekretär das technische Spektrum vor Augen geführt werden konnte, das der Landesbetrieb LBB mit seiner Tätigkeit abdeckt. Auch musste sich alles in einem Kilometer-Radius abspielen, der sich zwischen 8 und 18 Uhr bewältigen ließ. Entsprechend dem Aufgabenprofil des Landesbetriebs LBB kamen sowohl sehr spezifische Neubauten als auch denkmalgeschützte Altbauten auf das Programm. Besichtigt wurde zunächst ein Erweiterungsbau an die Betriebszentrale der Fernleitungsbetriebsgesellschaft mbH („Pipeline“) in Idar-Oberstein, ein daten- und kommuni- kationstechnisch hoch vernetztes Verwaltungsgebäude (LBB-Niederlassung IdarOberstein). Es folgte die Besichtigung des mit modernster Medizintechnik ausgestatteten Neubaus der Medical Clinic auf der Airbase Spangdahlem (LBB-Niederlassung Trier). Von dort ging es zum Schloss Bürresheim bei Mayen, das aus dem 14. Jahrhundert stammt. Hier führt der Landesbetrieb LBB aktuell eine Dachsanierung durch (LBB-Niederlassung Koblenz). Vor Ort war Schwindelfreiheit gefordert, denn der Weg führte über das in großer Höhe angebrachte Gerüst. Das reizvolle, in schöner Eifellandschaft gelegene Schloss ist bauhistorisch von größter Bedeutung, da es von Kriegen verschont geblieben und in großen Teilen ursprünglich erhalten 6 ist. Die nächste Station war das preußische Schloss Stolzenfels am Rhein bei Koblenz, das ab 1840 aufgebaut wurde und in das in den letzten Jahren Sanierungsgelder in Höhe von um die 18 Mio. Euro geflossen sind. Es befindet sich jetzt in der Vorbereitung zu einem dritten Sanierungsabschnitt (LBB-Niederlassung Koblenz). Die zuletzt besuchte Station war das „Arp Museum“ von Richard Meier, das als Neubau 2007 oberhalb des historischen Bahnhofs Rolandseck errichtet wurde, mit dem es über einen Bergstollen verbunden ist. Der Bahnhof stammt aus dem Jahr 1865 und war bis 2004 als Kulturgebäude saniert und hergerichtet worden (LBB-Niederlassung Koblenz). Geschäftsführer Holger Basten und die LBB intern Eck.Punkt Dez/2012 Neuer Beirat seit Herbst dieses Jahres Landesbetrieb LBB nutzt Expertise von Mitgliedern des rheinland-pfälzischen Landtags sowie seiner Partner aus dem Bau- und Planungsbereich beteiligten Niederlassungsleiter nahmen die Gelegenheit gerne wahr, an diesem Tag etwas vom Alltagsgeschäft des Landesbetriebs LBB zu präsentieren. Der Finanzstaatssekretär zeigte sich sehr beeindruckt von der Vielfalt der Aufgaben und dem großen fachlichen Spektrum, das im Landesbetrieb LBB beherrscht wird. Er war sich sicher: „Das Geld ist gut angelegt!“ /hbc Seit Ende Oktober dieses Jahres berät ein neues, baufachliches Expertengremium die Organe des Landesbetriebs LBB. Als fachkundiges Beratungsorgan soll sich der zweimal jährlich tagende Beirat mit allgemeinen Themen der Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft befassen und sich der Themen Naturschutz, Landschaftsschutz und Wasserwirtschaft annehmen. Er ist nicht weisungsbefugt, kann aber Empfehlungen aussprechen. An den Beiratssitzungen nimmt die LBB-Geschäftsleitung als Gast teil. „Bereits die erste konstituierende Sitzung war von konstruktivem, fachlichem Informationsaustausch geprägt. Ich freue mich, zukünftig die Expertise der Mitglieder des rheinland-pfälzischen Landtags sowie unserer Partner aus dem Bau- und Planungsbereich nutzen zu können“, so LBB-Geschäftsführer Holger Basten. Unter Vorsitz des Ministers der Finanzen, Dr. Carsten Kühl, sind folgende Mitglieder des rheinland-pfälzischen Landtags in dem Beirat vertreten: Christian Baldauf (CDU), Daniel Köbler (Bündnis 90/Die Grünen), Frank Puchtler (SPD), Astrid Schmitt (SPD), Gerd Schreiner (CDU), Thomas Wansch (SPD) sowie Dr. Adolf Weiland (CDU). Weitere Vertreter sind Frank Dupré (Präsident des rheinland-pfälzischen Baugewerbeverbandes), Karl-Wilhelm Faber (Vorsitzender des Landesverbandes Bauindustrie), Ralf Hellrich (Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammer), Wilhelmina Katzschmann (Vizepräsidentin der Ingenieurkammer), Rainer Richarts (Vorsitzender des Bauforums), Dr. Elena Wiezorek (Hauptgeschäftsführerin der Architektenkammer des Landes) sowie Richard Patzke (Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Industrie- und Handelskammer Rheinhessen). /ra 7 Eck.Punkt Dez/2012 LBB intern Spielraum für einheimische Architekten nutzen Architektenwettbewerbe auch unterhalb des EU-Schwellenwertes Ergebnis eines Fachgesprächs Anfang September zwischen den Bauverantwortlichen des Landes (siehe Foto) ist eine Vereinbarung, wonach der Landesbetrieb LBB kleinen Architekturbüros und jungen Büros am Markt vermehrten Zugang zu öffentlichen Aufträgen gewähren wird. Hierzu sollen beschränkte Architektenwettbewerbe auch unterhalb des EU-Schwellenwertes von 200.000 Euro Honorarsumme ausgelobt werden. „Mit der Unterstützung des Finanzministeriums werden wir unsere Spielräume im Sinne einer baukulturellen Vielfalt und der Mittelstandsförderung nutzen“, sagt LBBGeschäftsführer Holger Basten. Im Falle z. B. der Fachhochschul-Kita in Koblenz (Planung: sander.hofrichter architekten, Ludwigshafen, 2011) habe ein solcher beschränkter Architektenwettbewerb zu einem sehr schönen Ergebnis geführt. Kleinere Bauaufgaben, die der Landesbetrieb LBB sonst freihändig vergeben hätte, sollen künftig in geeigneten Fällen in Anlehnung an die Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW) ausgelobt werden. Dazu sollen in Zukunft drei bis fünf Teilnehmer zu einem Wettbewerb aufgefordert werden. Der Landesbetrieb LBB und die Architektenkammer diskutierten sowohl die rechtssichere Abwicklung der Verfahren als auch das Ziel, die Teilnahme an den Verfahren einem möglichst großen – der Bauaufgabe jedoch angemessenen – Bewerberkreis zu ermöglichen. 8 Fachgespräch zur Vergabepraxis bei Architektenleistungen des Landesbetriebs LBB. Teilnehmende von links nach rechts: Ernst Wolfgang Eichler (Vizepräsident der Architektenkammer), Gerold Reker (Präsident der Architektenkammer), Finanzminister Dr. Carsten Kühl, Manfred Müller (Vizepräsident der Architektenkammer), Dr. Elena Wiezorek (Hauptgeschäftsführerin der Architektenkammer), Dr. Salvatore Barbaro (Staatssekretär im Ministerium der Finanzen und Verwaltungsratsvorsitzender des Landesbetriebs LBB), Holger Basten (Geschäftsführer des Landesbetriebs LBB) Foto: Kristina Schäfer, Mainz; zur Verfügung gestellt durch die Architektenkammer Mainz Ein entsprechender Leitfaden, der Eignungskriterien neu formuliert und die Forderungen der Architektenkammer mit dem für den Landesbetrieb LBB wichtigen Aspekt der Rechtssicherheit verbindet, wird jetzt zwischen den Institutionen erarbeitet. Absolut wichtig für den Landesbetrieb LBB sei u. a. die Einhaltung des jeweiligen Kostendeckels, sagt Basten. „Die Entwürfe müssen so solide sein, dass sie die Einhaltung des vorgesehenen Maßnahmenbudgets sicherstellen können. Mehraufwendungen für schöne Architektur können wir uns bedauerlicherweise nicht leisten“, zeigt er die Grenzen des Vorhabens auf. /hbc Weitere Info: Deutsches Architektenblatt, DAB regional Hessen/Rheinland-Pfalz/ Saarland, Ausgabe 10, 2012, „Vergabeverfahren im Fokus“, Seite 18 LBB intern Eck.Punkt Dez/2012 Ausbildung künftiger Führungskräfte: Referendarabend in Mainz Einblicke in Management- und Fachwissen Ende Oktober dieses Jahres lud der diesjährige Referendar-Abschlussjahrgang die Vertreter verschiedener rheinland-pfälzischer Bauverwaltungen zum Referendarabend in die LBB-Niederlassung nach Mainz ein. Veranstaltungsziel waren der fachliche Austausch, der kollegiale Dank an alle, die sich in der Ausbildung engagieren, und nicht zuletzt die Möglichkeit für die Referendare, sich selbst vor ihren potenziellen späteren Arbeitgebern zu präsentieren: Zum einen durch Vorträge auf Basis einer Fachexkursion zu Architektur und Städtebau mit dem Schwerpunkt Stuttgart 21, zum anderen in persönlichen Gesprächen. LBB-Geschäftsführer Holger Basten, seines Zeichens auch Leiter des Prüfungsausschusses Hochbau am Oberprüfungsamt für den höheren technischen Verwaltungsdienst in Bonn, freute sich darüber, dass die Bedeutung der Referendarausbildung in den vergangenen Jahren wieder gestiegen ist und fachlich gute Leute wieder gefragt sind – was sich an der steigenden Absolventenzahl sowie der Marktnachfrage zeige. Unter den rund 70 Gästen waren Vertreter des Ministeriums der Finanzen, das auch die zuständige Zulassungsbehörde ist, des Landesrechnungshofs, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, der Struktur- und Genehmigungsdirektion, verschiedener Stadtund Kreisverwaltungen sowie der LBBNiederlassungen. Ausbildungsleiter Jochen Wecker dankte ihnen allen für ihr Engagement bei der Referendarausbildung: „Der heutige Teilnehmerkreis zeigt einmal Von links: LBB-Geschäftsführer Holger Basten, Ausbildungsleiter Jochen Wecker mit den Referendaren des Ausbildungsjahrgangs 2010-2012: Matthias Bächle, Sandra Kock, Janine Färber, Antje Niebergall, Tassya Rauch (nicht im Bild: Susanne Alt) Foto: Markus Ramp, Landesbetrieb LBB mehr, wie umfassend und vielschichtig die Ausbildung unserer Referendare ist. Der Einsatz lohnt sich – schließlich geht es darum, verantwortungsvolle Persönlichkeiten zu künftigen Führungskräften für die Bauverwaltung zu qualifizieren“, so Wecker. Die zurzeit 15 in der Ausbildung befindlichen Referendare aus den drei Fachrichtungen Hochbau, Maschinen- und Elektrotechnik sowie Städtebau durchlaufen während ihrer zweijährigen Ausbildungszeit rund zehn Stationen und vertiefen ihr Fachwissen in zahlreichen Seminaren und Lehrgängen. Referendarin Janine Färber, die mit vier weiteren Kolleginnen und einem Kollegen den Abend organisierte, bestätigt dies: „Die Ausbildung bietet viele unterschiedliche Einblicke in Verwaltungsstrukturen und deren Abläufe, darunter auch viele Spezialthemen. Diese reichen von baurechtlichem Fachwissen und Managementmethoden über die Abwicklung von Großprojekten oder Detaillösungen einer Fassadengestaltung bis hin zum Aufstieg auf eine rund 20 Meter hohe Feuerwehrdrehleiter.“ Ein gemütlicher Ausklang mit vielen Gesprächen zwischen Referendaren und Gästen rundete den gelungenen Abend ab. / ra 9 Eck.Punkt Dez/2012 LBB intern Eurokrise kurbelt LBB-Immobilienmarkt an Immobilienmanagement mit Verkäufen erfolgreich Vom steigenden Interesse an einer sicheren Geldanlage in Immobilien profitiert auch der Landesbetrieb LBB. Die Immobilienverkäufe laufen in diesem Jahr besser als im Vorjahr. Das für 2012 anvisierte Ziel, eine Verkaufssumme von 6 Mio. Euro umzusetzen, wird wahrscheinlich erreicht werden. Zum Stichtag 30.09.2012 waren Grundstücke und Gebäude im Wert von 3,5 Mio. Euro verkauft. Dem Verkaufserlös stehen Buchwerte von 2,3 Mio. Euro gegenüber, sodass der Bilanzgewinn bei derzeit 1,2 Mio. Euro liegt. Es bedarf nur noch einiger Abstimmungen, die Verkaufserlöse bis Jahresende zu realisieren – so etwa im Fall der Liegenschaften in Bad Kreuznach, wo zwar bereits Gebote vorliegen, die Bieterverfahren aber noch nicht abgeschlossen sind (Stand Oktober 2012). „Während wir 2012 im ganzen Jahr 11 Immobilien verkauft haben, konnten wir in diesem Jahr schon 16 Immobilienverkäufe abschließen mit einem Einnahmevolumen von 3,5 Mio. Euro“, resümiert Stefan Gärtner, Spartenleiter Immobilien in der LBB-Zentrale. Die Verkaufspreise bewegen sich dabei zwischen 1.000 und 1 Million Euro. Es handele sich dabei um so unterschiedliche Immobilien wie kleine Restgrundstücke von wenigen Quadratmetern, die aus Gründen der Flurbereinigung verkauft werden, über das große Tankstellengrundstück, das sich für Geschosswohnungsbau eignet, bis hin zu anderen Objekten, die unter ökonomischen Aspekten richtig interessant seien. Auch Liegenschaften, für die es in den ver- 10 Ansprechpartner für Immobilienverkäufe im Landesbetrieb LBB LBB-Zentrale, Mainz: Erwin Dillmann, E-Mail: [email protected] Heinz-Günter Sowart, E-Mail: [email protected] Beatrice Kahe, E-Mail: [email protected] gangenen Jahren keine Kaufinteressenten gab, gingen jetzt über den Tisch – beispielsweise das erwähnte Tankstellengelände in Mainz-Gonsenheim. Von Ackerbauflächen bis zu denkmalgeschützten Gebäuden hat der Landesbetrieb LBB ziemlich unterschiedliche Objekte im Angebot. Verkauft werden nur „übrige“ Grundstücke Schnell ist vom „Ausverkauf des Tafelsilbers“ die Rede. Der Landesbetrieb LBB verkauft jedoch nur solche Immobilien, die von der Landesverwaltung auch künftig nicht mehr benötigt werden. Mit 6 Mio. Euro bewegt sich das Verkaufsportfolio im Verhältnis zu den Neuinvestitionen im einstelligen Prozentbereich. Abgestoßen werden ausschließlich Objekte, die für die Landesverwaltung unzweckmäßig sind, beispielsweise aufgegebene Forstämter, bestimmte Denkmalobjekte, problematische Hanglagen o. ä. Außerdem werden Liegenschaften veräußert, bei denen nach gründlicher Standortanalyse feststeht, dass sie weder jetzt noch zukünftig sinnvoll in ein Flächenmanagement eingebunden werden können. „Wenn absehbar ist, LBB intern Eck.Punkt Dez/2012 dass eine Liegenschaft aufgegeben wird, wird zunächst geprüft, ob es Sinn macht, eine andere Behörde dort unterzubringen. Ist das nicht Fall, wird verkauft“, so die stellvertretende Geschäftsführerin Dr. Petra Wriedt. Durch die Strukturreformen bei den Polizei-, Kataster- und Finanzbehörden hatten wir im Landesbetrieb LBB alle Hände voll zu tun. Leerstand ist auch teuer Ein Gebäude zu behalten für den Fall, dass es vielleicht irgendwann doch noch genutzt werden kann, rechnet sich meist nicht, denn auch der Leerstand muss bewirtschaftet werden. Die Gebäude müssen bewacht, gegebenenfalls beheizt werden. Außen ist die Verkehrssicherung zu gewährleisten, Grünanlagen und Bäume sind zu pflegen, das Gebäude baulich abzusichern. Die Leerstandskosten sind manchmal so hoch, dass sich der Verkauf des Gebäudes selbst dann lohnt, wenn man es nur unter dem Verkehrswert veräußern kann. LBB-eigenes Competence Center macht Wertermittlungen Der Landesbetrieb LBB ist nach der Landeshaushaltsordnung (LHO) gehalten, mindestens zum Verkehrswert zu verkaufen. Die Verkehrswerte werden durch unser Competence Center Wertermittlung in der LBB-Niederlassung Mainz ermittelt. „Das sind objektive Gutachten. Sie werden nach der Wertermittlungsverordnung und den einschlägigen Richtlinien erstellt“, sagt Gärtner. Veröffentlichung in Internet und Fachpresse Unsere Verkaufsobjekte stellen wir auf der Website des Landesbetriebs LBB (www.LBBnet.de) und – das ist neu – bei Immoscout ein. Abhängig von der Bedeutung der Liegenschaft geben wir auch in der überregionale Presse bzw. Fachpresse (Immobilienzeitung) Anzeigen auf. Es gibt Angebote, die sich eher an Privatleute richten. Beispiele hierfür sind etwa Baugrundstücke für Einfamilienhäuser, die wir in Dienheim verkaufen. Bei gewichtigeren Verkäufen, z. B. von größeren Wohnkomplexen der Justizvollzugsanstalten, sind unsere Kunden eher institutionelle Anleger. /hbc Oben: Büro- und Wohngebäude, Winzingerstraße in Neustadt/Weinstraße – verkauft – Mitte: Beispiel für ein in Dienheim verkauftes Baugrundstück Unten: Verkauftes Tankstellen-Gelände, Elbestraße in Mainz-Gonsenheim 11 Eck.Punkt Dez/2012 LBB intern Risiken und Nebenwirkungen des Vermietungsgeschäfts Mietberechnungsparameter in der Diskussion In Zeiten der Schuldenbremse und knapper Kassen werden die Verteilungskämpfe schärfer. Das bekommen auch wir als Landesbetrieb LBB zu spüren, wenn zunehmend unsere Methodik der Mietpreisermittlung infrage gestellt wird. Auch der Rechnungshof befasst sich seit Längerem mit dem Mietberechnungsmodell, hat sich aber noch nicht abschließend dazu geäußert. So lange sind alle Mietabschlüsse vom Ministerium der Finanzen unter Vorbehalt gestellt. In dieser Situation hat das Immobilienmanagement, durchaus selbstkritisch, ein Gutachten mit dieser Thematik in Auftrag gegeben. Unabhängige Fachleute sollten sich mit der Fragestellung befassen, ob die im Landesbetrieb LBB praktizierte Berechnungsweise angemessen bzw. üblich ist. Das Ergebnis liegt jetzt vor. Es bestätigt im Wesentlichen die Vorgehensweise des Landesbetriebs LBB. Weiterführend schlagen die Gutachter vor, das Berechnungsmodell weiter zu differenzieren und spezifischer auf Nutzungs- und Gebäudearten auszurichten. Der Landesbetrieb LBB praktiziert sein Berechnungsmodell seit Einführung des Mieter-Vermieter-Modells in RheinlandPfalz unverändert. In Abstimmung mit dem Ministerium der Finanzen leitet sich unsere Mietwertbestimmung aus den Baukosten ab (Kostenmiete). Das Vermietungsgeschäft birgt vielerlei Risiken, die der Landesbetrieb LBB zu tragen hat, wie z. B. das Baukostenrisiko und das Zinsrisiko. Neubau, Instandhaltung und Bewirtschaftung der Gebäude müssen organi- 12 siert und finanziert werden. Daraus ermittelt der Landesbetrieb LBB nach den Methoden der Investitionsrechnung eine Miete. „Auf der Gegenseite, wo die nutzenden Ressorts, letzten Endes das Ministerium der Finanzen, die Mietmittel zur Verfügung stellt, gibt es naturgemäß ein andere Sichtweise der Dinge“, fasst Stefan Gärtner (Spartenleiter Immobilien in der LBB-Zentrale) die Meinungsverschiedenheit zusammen. Und er ergänzt: „Wir veranschlagen den Mietzins nach den gültigen Regularien, wie das seit vielen Jahren festgelegt ist. Im Übrigen waren die Zinssätze und die daraus resultierenden Mieten früher viel höher.“ Die Hauptparameter: Nutzungsdauer, Instandhaltung, Zinssatz Der Landesbetrieb LBB kalkuliert über einen Zeitraum von dreißig Jahren. Dabei hinterlegen wir einen Zinssatz, der unseren eigenen Finanzierungskonditionen entspricht, d. h. der Verzinsung unseres Gesellschafterdarlehens vom Land und unserer Bankdarlehen. Instandhaltungsaufwendungen, die für die Gebäude anfallen, leiten wir – bezogen auf das Gesamtportfolio – aus den tatsächlich entstehenden Instandhaltungskosten ab (Durchschnittswerte der letzten Jahre). Dies sind die drei Hauptparameter: die Nutzungsdauer, die Instandhaltung und der Zinssatz. Die Inflationsrate und die Mietsteigerungsrate sind eher nebensächlich. Damit wird, nach einem anerkannten dynamischen Berechnungsmodell der Finanzmathematik, eine Kapitalwert- berechnung durchgeführt. Die jetzige Diskussion dreht sich um die Frage, wie objektiv diese Berechnungsmethoden sind und ob sie an den realen Kosten ansetzen. Warum keine Marktmieten? Kostenmiete oder Marktmiete – das sind zwei unterschiedliche Ansätze. Bei Objekten, die auf dem Markt gängig sind, die man dort platzieren kann, können Vergleichsmieten auf dem Markt ermittelt werden. „In unserem Portfolio allerdings passen nur die wenigsten Objekte in diese Kategorie“, so Christian Müller vom Immobilienmanagement der LBB-Zentrale. Das Gros unserer Immobilien sind Sonderimmobilien, die speziell für einen Nutzerkreis gebaut oder hergerichtet werden. Polizeigebäude oder Justizvollzugsanstalten sind nicht marktgängig. „Das Vehikel Kostenmiete ist deswegen die einzige Möglichkeit, zu einem Mietpreis zu gelangen, wobei es natürlich große Ausstattungsunterschiede gibt“, so Müller und weiter: „Die Erkenntnis ist relativ trivial, führt aber merkwürdigerweise immer wieder zu Auseinandersetzungen.“ Ungeklärter Zustand – unternehmerisches Risiko Derzeit stehen alle Mietangebote der letzten eineinhalb Jahre des Landesbetriebs LBB unter Vorbehalt, denn das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes steht, wie erwähnt, noch aus. In Bezug auf den Jahresabschluss eine etwas missliche Situation, zumal sich der Vorbehalt auf eine Vielzahl von Immobilien und über LBB intern einen mehr als einjährigen Zeitraum erstreckt. Gärtner erklärt dazu: „Jedes Vermietungsgeschäft, das wir tätigen, ist mit dem Risiko behaftet, im schlechtesten Fall in Teilen nicht anerkannt zu werden. Wir sind interessiert daran, dass bald eine Klärung erfolgt und es wieder Handlungssicherheit gibt – sowohl für uns als auch für unsere Mieter.“ Gutachter: Risiko ist nicht überbewertet Das von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche GmbH angefertigte Gutachten ist für den Laien nicht einfach zu verstehen. „Es ist sehr fachspezifisch“, so Christian Müller. Die Quintessenz aber ist, dass das vom Landesbetrieb LBB angewendete Berechnungsmodell seine Berechtigung hat. Da es auch bei anderen Investoren und Anlegern der Branche Anwendung findet, gilt es als marktüblich. Die Grundparameter wie der Refinanzierungszeitraum von dreißig Jahren werden – bezogen auf unsere Immobilien und deren technische Ausstattung – als völlig zeitgemäß bewertet. „Das ist eine wichtige Erkenntnis“, meint Müller. „Ein Punkt, der uns allerdings bekannt war, ist besonders interessant“, fährt er fort: „Von den Gutachtern wurde festgehalten, dass das Thema ‚Risiko‘ in unserem Mietberechnungsmodell nicht überrepräsentiert ist“. Gerade dahingehend lauteten die ja Vorwürfe gegen den Landesbetrieb LBB, die verwendeten Zinzsätze seien so hoch, dass damit Risiken nicht noch zusätzlich abgedeckt werden müssten. Deloitte & Touche sagen demgegenüber, dass Investoren über ganz andere Stellschrauben verfügen, um Risiken abzupuffern. Mietfestlegung weitgehend ohne Berücksichtigung der Baukostenentwicklung Ein weiterer Punkt sind die Baukosten. Der Landesbetrieb LBB erstellt das Mietangebot auf Basis der Kostenberechnung in der HU – Bau –1. Wir fixieren also die Miete zu einem Zeitpunkt, wo die Baumaßnahme noch nicht erstellt ist, geschweige denn die Gewerke beauftragt oder Rechnungen bezahlt sind. Grund für diese Vorgehensweise ist das Haushaltsrecht: Es schreibt vor, dass Baukosten Eck.Punkt Dez/2012 nicht indexiert werden dürfen – sie müssen vorher festgeschrieben sein. Bekannt ist aber auch, dass von der Projektierung bis zur Fertigstellung ein langer Zeitraum vergeht, gerade in der öffentlichen Verwaltung. Baukostensteigerungen ab dem Zeitpunkt der Erstellung der HU – Bau – bis zur Realisierung können bei uns nicht mehr ausgesteuert oder an anderer Stelle kompensiert werden, und das umso weniger, je größer die Bausummen sind. „In der früheren Systematik, als es noch kein Mieter-Vermieter-Modell gab, hatte diese Festschreibung ihre Berechtigung. Für unsere heutigen Gegebenheiten muss man sie aber anzweifeln“, so Gärtner. Der Risikofaktor, der uns von unseren Kritikern in Form eines bestimmten Zinssatzes zugemessen wird, steht in keiner Relation zur realen Baukostenentwicklung. „Deshalb ist diese Feststellung von Deloitte so wichtig für uns. Die Gutachter schlagen dem Land vor, hier etwas nachzujustieren.“ Gutachten die bisherige Verfahrensweise. Nun stellt sich die Frage, ob man die von Deloitte vorgeschlagene Differenzierung (nach Objekten, Nutzungsart, Standort sowie nach der Art und Weise, wie Instandhaltungsmittel abfließen) umsetzen sollte, ob sie im täglichen Geschäft überhaupt umsetzbar ist. Gegenüber unserem etwas einfacheren, aber pragmatischen Modell nach dem bewährten Motto „keep it short and simple“ erscheint dieses Modell höchst aufwändig und kompliziert. „Jeden Parameter, der irgendwo angesetzt wird, kann man dann für sich infrage stellen und diskutieren“, äußert sich Gärtner skeptisch. „Auf die weitere Diskussion des Mietberechnungsmodells und des Gutachtens von Deloitte & Touche bin ich gespannt.“ /hbc 1 Haushaltsunterlage nach den Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Landes Rheinland-Pfalz Geschäftsrisiko Sonderkündigungsrecht Während gewerbliche Mietverträge i. d. R. zehn Jahre Laufzeit haben und nicht kurzfristig kündbar sind, können Mieter des Landesbetriebs LBB bei Verwaltungsumstrukturierungen ein Sonderkündigungsrecht in Anspruch nehmen. In Fällen, bei denen es sich um große Liegenschaften handelt, macht dies dem Landesbetrieb LBB unter Umständen schwer zu schaffen, weil die Refinanzierung über dreißig Jahre geplant ist. Beispielsweise wurde – bedingt durch die Polizeireform – die Bereitschaftspolizei Schifferstadt aufgegeben. „Das sind Gebäude, die sehr gut in Schuss sind und in die in den vergangenen Jahren viele Instandhaltungsmittel geflossen sind“, so Gärtner. „Die Kündigungsfristen sind zu kurz, als dass der Landesbetrieb LBB eine nahtlose Anschlussnutzung oder Vermarktung umsetzen könnte.“ Fazit des Landesbetriebs LBB aus dem Gutachten Das Immobilienmanagement des Landesbetriebs LBB sieht sich durch das DeloitteGutachten nicht unmittelbar veranlasst, an seinem Mietberechnungsmodell etwas zu ändern. Im Wesentlichen bestätigt das 13 Eck.Punkt Dez/2012 LBB intern Wie kommt Architektur vom Kopf aufs Papier? Der Entwurf In unserem letzten Eck.Punkt haben wir uns der Frage gewidmet, wie Architektenpläne entstehen. Sie haben erfahren, warum wir mit dem CAD-Programm ARRIBA CA3D arbeiten und wie CADProgramme funktionieren. Es handelt sich dabei um Rechenprogramme, die mathematisch genaue 2D-Pläne oder 3D-Modelle von Gebäuden erzeugen und die man durchaus auch kreativ einsetzen kann. Architekten und Bauzeichner arbeiten Hand in Hand. Von einem Planungsstadium zum andern verdichtet sich die dargestellte Information. Um Änderungen im Planungsfortschritt möglichst einfach einarbeiten zu können, werden die Informationen auf verschiedenen Zeichnungsebenen gespeichert, sogenannten Folien. Die Pläne werden über ein datenbankgestütztes Managementsystem (om/3) auf unseren Servern abgelegt. So viel zum Rückblick auf die letzte Ausgabe. Heute lassen wir Sie an einem Gespräch über den Entwurfsprozess teilnehmen. Erleben Sie selbst,wie aus Quadratmeterzahlen und Raumbedarfsanforderungen eine Gebäudekonzeption auf einem Grundstück entsteht. Entwurf vor Ort ist besser als Entwurf auf dem Papier Liegt das zu bebauende Grundstück nicht frei in der Landschaft, sondern in einem Ortszusammenhang, liefert die umgebende Bebauung erste Anhaltspunkte für eine mögliche Konzeption. Zunächst muss sich die Aufmerksamkeit auf die „Massen“ richten, also auf die reinen Baukörper. So 14 Testentwurf auf einem Grundstück für die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Neustadt Zeichnung: Sven Nickerl, LBB-Niederlassung Landau LBB intern Eck.Punkt Juni/2011 sieht das Architekt Thomas Seyler von der LBB-Niederlassung Landau, einer der erfolgreichsten Entwerfer im Landesbetrieb LBB. Er empfiehlt, sich nachts an dem Baugrundstück aufzuhalten: „Da ist es ruhiger. Alles Unwichtige – Verkehr, Werbetafeln, das Spiel von Sonne und Schatten usw. – ist ausgeblendet.“ Das „Sehen“ tritt gegenüber dem „Fühlen“ zurück. Fluchten und Räume, auch der Leerraum, in dem gebaut werden soll, lassen sich so besser wahrnehmen. Im Kopf hat Seyler dabei schon eine grobe Vorstellung, wie groß der Baukörper ungefähr sein wird – „was wichtig ist, denn man kommt auf diese Weise schon zu einer relativ präzisen Aussage“, ist erstaunlicherweise seine Erfahrung. Er empfiehlt auch, sich nicht nur der Baulücke zuzuwenden, sondern – diese im Rücken – die Aufmerksamkeit auf die umgebende Bebauung zu richten, denn seine Architektur muss später genau darauf antworten bzw. damit harmonieren. „Sie darf nicht dagegen arbeiten, sondern muss die vorhandene Situation ins Positive steigern. Damit erzielt man die beste Wirkung“, sagt er. „Die Situation umsetzen“, heißt dies in seiner Sprache. „Es ist wie beim Segeln: Man kann nicht ohne, nur mit dem Wind fahren“, versucht er einen Vergleich. Auch der sogenannte Funktionalismus ist in der modernen Architektur eine häufig angewandte Herangehensweise. Dabei wird die Charakteristik eines Gebäudes aus der Analyse der Aufgabe entwickelt. „Wenn man den Sinn einer Aufgabe im Kern erfasst und verstanden hat, kann man auch so zu einem absolut ausdrucksstarken Gebäude kommen“, sagt Seyler im 15 Eck.Punkt Dez/2012 Hinblick auf die neuere Architekturgeschichte. „Aber auch dies gelingt nur im Konsens mit dem Ort oder der Landschaft. Auch wenn ein Gebäude durchaus einmal die Rolle eines Solisten im Orchester spielen kann, bleibt es im Endeffekt aber immer Teil eines Konzertes, einer Musik“, erklärt er. Manchmal ist der Idealfall eines städtebaulichen Anlasses nicht gegeben. Man befindet sich z. B. in einem wenig definierten Stadtrandbereich, wo eine Vielzahl von „Anforderungen“ aufeinandertreffen (Wohnen, Gewerbe, Brachland, breite Straßen …). Sind auch großräumigere Landschaftsbezüge nicht herzustellen, kommt man – wie im Fall des Justizzentrums in Bad Kreuznach, das in einem aufgelassenen Kasernengelände gebaut werden soll – zu einer anderen Architekturaussage. Hier bietet sich mit einem nach außen geschlossenen und zu einem intimen Innenhof geöffneten Gebäude sozusagen ein „Städtebau nach innen“ an. Massenmodell zur ersten Visualisierung Auch wenn die allerersten Entwurfsideen klassischerweise noch mit dem B6-Stift als Handskizzen zu Papier gebracht werden, so ist doch irgendwann der Zeitpunkt gekommen, wo man ein dreidimensionales Arbeitsmodell zu Hilfe nimmt. „Massenmodell“ nennen die Architekten Modelle im Maßstab 1:1000 oder 1:500, bei denen vorerst nur Bauvolumina, nicht Gestaltungseinzelheiten eine Rolle spielen. Über Messzahlen aus den geforderten Hauptnutz- und Verkehrsflächen können diese Massen ungefähr berechnet werden. „Da kommt es nicht auf den halben Meter an. Bei 30, 40 Metern Gebäudelänge sieht man den in diesem Maßstab nicht“, so Bauzeichner Jonathan Valendzik. Diese „maßstabsgerechten Bauklötzchen“ werden z. B. auf Katasterpläne montiert, sodass ein umgebendes Stadtmodell entsteht. Der neue Baukörper wird so lange hin und her versetzt, bis eine stimmige Gesamtkonzeption erreicht ist bzw. bis geeignete Konzeptionsvarianten entstanden sind. Jetzt kann man bereits von einem Vorentwurf sprechen: Der Formungsprozess ist bereits sehr konkret geworden. 16 LBB intern Solche Animationen sind sehr aufwändig. Sie werden heute jedoch erwartet und die Ansprüche daran sind sehr hoch. Für die Präsentation und das Gespräch mit Kunden sind solche Darstellungen von zunehmender Wichtigkeit. Eine andere Möglichkeit sind Fotomontagen, bei denen das geplante Gebäude dreidimensional dargestellt und in die Baulücke moniert wird. Das Ergebnis kann man fast mit der Wirklichkeit verwechseln. Für Bauzeichner Sven Nickerl heißt „von Hand zeichnen“ in diesem Zusammenhang, etwas „mit der Computermaus zeichnen“, anstatt eine Funktion einzugeben und es das Programm rechnen zu lassen. Das Entwurfsteam Jonathan Valendzik, Sven Nickerl, Thomas Seyler in der LBB-Niederlassung Landau vor einem Modell Mit Bauklötzen am Bildschirm spielen Das Gleiche kann man heute am Computer erreichen. Unser CAD-Programm stellt dafür das Aufsatzmodul Diamo zur Verfügung. Dafür nimmt Seyler schon gerne Hilfe der jüngeren BauzeichnerKollegen in Anspruch. Mit dem CAD können dreidimensional aussehende Kubaturen erzeugt und auf dem Stadtgrundriss oder dem Grundstückslageplan beliebig verschoben oder im Raum gedreht werden. Auch Licht und Schatten können eingestellt werden. So kann der Architekt jede Perspektive, die er am realen Modell einnehmen kann, am Bildschirm entsprechend einstellen und sie sogar „fotografieren“. Später werden die Elemente mit Details bestückt wie Fenstern, Fassaden usw. Minutenschnell sind auch Varianten dazu erstellt. Wenn später noch Personen, Autos und Bäume einmontiert werden, entstehen fast schon fotorealistische Schnappschüsse, die sich bereits für erste Darstellungen und die weitere Diskussion eignen. Vor- und Nachteile des Entwerfens mit CAD CAD hat Vorteile, gerade wenn sehr viel herumprobiert werden muss – oder wenn z. B. im Falle einer Fassadenplanung sehr viele verschiedene Entwürfe notwendig sind, die eine große „Tiefenschärfe“ verlangen. „Mit Bleistift ist das Fleißarbeit. Mit CAD kann man Strukturen, Größenordnungen, Achsmaße ganz schnell variieren. In dieser Perfektion kriegt man das mit dem Bleistift gar nicht hin“, so Seyler. Für den CAD-Zeichner ist es mehr oder weniger nur „ein Knopfdruck“. „Auch würde man sicher nicht die Fülle der Varianten hinbekommen“, ergänzt Valendzik. „Allerdings“, meint Seyler, „zwingt das Medium CAD zu frühen Festlegungen.“ Das System frage Details ab, um deren Klärung man sich als Entwerfer normalerweise meist erst später bemühen würde, z. B. Dimensionen, Profilbreiten bei Fenstern oder Fassadenmaterialien, die man erst in Absprache mit einem Fassadenbauer getroffen hätte. „Mit CAD müssen Entscheidungen vorweg fallen“, so der Architekt zum Thema Entwerfen im CAD-Zeitalter. Außerdem werde durch CAD das intuitive, „genialische“ in der Architektur – er verweist auf Le Corbusier – zurückgedrängt. Möglicherweise werde das aber von jungen Leuten, die mit dem Medium aufwachsen, anders gesehen. Seiner Ansicht nach hat durch die genauen Abbildungsmöglichkeiten die „Oberfläche“ an Bedeutung gewonnen, was an der aktuellen Architektur ablesbar sei. LBB intern Eck.Punkt Dez/2012 Zwei Zeichner und ein Architekt zwischen Realität und Abbildung Die Hüllfläche macht heute die Architektur Vom Massenmodell zum richtigen Entwurf Der Entwurf wird heute allerdings nicht nur durch das Zeichnen mit CAD beeinflusst. Weitere wichtige neue Einflüsse entstehen auch dadurch, dass immer mehr Abschied genommen wird vom handwerklichen Bauen, bei dem Stein auf Stein gesetzt und mit Hammer und Nägeln gearbeitet wurde. Heute schalt man den Rohbau aus und hängt eine intelligente Fassade davor. Während die Grundrisse immer allgemeiner werden, gewinnt das „Wrapping“ – die Außenverpackung bzw. Verkleidung des Gebäudes – immer mehr an Bedeutung. Dies geschieht u. a. infolge der energetischen Anforderungen an die Hüllfläche. Bauteile werden in großem Stil fabrikmäßig vorgefertigt, z. B. geschosshohe Passivhaus-Wandteile. Eine weitere architektonische Konsequenz aus dem Energieeffizienzdenken: Gebäude müssen heute möglichst tief sein und dürfen wenig Vor- und Rücksprünge aufweisen, um das Volumen in ein günstiges Verhältnis zur Umfassungsfläche zu bringen. „Die Plastizität eines Gebäudes weicht der Materialität der Fassade“, bringt Seyler dies auf den Punkt. Er meint dies nicht abschätzig, sondern sieht darin eine spannende neue Forderung an die Architekten. Die glatten, kompakten, „abstrakten“ Baukörper nur mittels Rhythmisierung, Gliederung und Materialauswahl interessant zu gestalten, ist in der Tat nicht einfach. Ist die erste Vorentwurfsphase abgeschlossen, d. h. sind Modellvarianten festgelegt, müssen diese mit konkreten Grundrissen „aufgefüllt“ werden. Jetzt kommen die Bauzeichner richtig ins Spiel. Durch das CAD haben sie neben dem Architekten eine wichtige Funktion im Landesbetrieb LBB: Sie zeichnen und plotten nicht nur, sondern verwalten auch die gesamten Planungsdaten im Netz. Dadurch werden sie zum Anlaufpunkt aller Projektbeteiligten. Es wird nun im Maßstab 1:200 und 1:100 gearbeitet, wobei gelegentlich in noch größere Maßstäbe gezoomt wird – auch ein Vorteil des CAD. „Meist definieren wir ein Achsraster, z. B. wenn wir Büroräume konstruieren. Auf diesem Achsraster planen wir dann, d. h. wir setzen das Raumprogramm um“, so Valendzik. Dazu müssen die Bauzeichner Funktion, Anzahl und Größe berücksichtigen sowie die Abhängigkeiten der Räume, die im Raumprogramm beschrieben sind. für die Entwicklung des Gebäudes nach innen Freiheit. „Nur so können die Möglichkeiten und Chancen für das Gebäude entdeckt werden.“ Im Dialog entstehen mehr Ideen, da sind sie sich einig. Außerdem gelänge es leichter, sich von Entscheidungen wieder zu verabschieden, die sich nach einer Kette von Vorentscheidungen und Annahmen als falsch herausstellten oder zu Interessenkollisionen führten. „Sonst steht man da wie der Affe mit der Apfelsine, die er mit der Hand zwar packen, aber nicht durch die zu kleine Öffnung zu sich ziehen kann“, fällt Seyler wieder einer seiner bildhaften Vergleiche ein. Für entwerferisch tätige Architekten ist dies ein durchaus bekanntes Gefühl. /hbc Der Artikel entstand auf Grundlage eines Redaktionsgesprächs vom 9. Oktober 2012 mit Sven Nickerl (Bauzeichner), Thomas Seyler (Architekt) und Jonathan Valendzik (Bauzeichner) – alle LBB-Niederlassung Landau – und Sibylla Hege-Bettac (Redakteurin) Die Kommunikation macht‘s Der Prozess gelingt nur mit intensiver Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Im Falle von Seyler, Valendzik und Nickerl in der LBB-Niederlassung Landau funktioniert das ziemlich gut. „Sie arbeiten sehr selbstständig“, sagt Seyler über seine Kollegen. Er versucht seinerseits, möglichst exakte, dafür aber wenige Vorgaben zu machen. So legt er z. B. die Baufluchten und Abstände fest, lässt aber 17 Eck.Punkt Dez/2012 Baukultur Alles unter einem grünen Dach Weltklasseklinik auf der Airbase Spangdahlem nach vier Jahren Bauzeit fertiggestellt Am 7. September wurde die neue Medical Clinic auf dem Flugplatz Spangdahlem eingeweiht. Die amerikanischen Streitkräfte verfügen jetzt in Spangdahlem über eine moderne Klinik, in der alle Leistungen der ärztlichen Erstversorgung sichergestellt sind. In den 6.700 Quadratmeter großen Neubau wurden 21 Mio. Euro investiert. Mit einer „Ribbon Cutting Ceremony“ nahmen die amerikanischen Streitkräfte den neuen Klinikkomplex in Besitz. „It's truly a world-class clinic“, kommentierte Col. David Julazadeh, 52nd Fighter Wing Commander, bei der feierlichen Eröffnung vor mehr als 250 geladenen Gästen. Waren die Untersuchungsräume und ärztlichen Angebote bislang an zahlreichen Orten in Bitburg und Spangdahlem verteilt, können die ärztlichen Leistungen jetzt zentral in der neuen Klinik angeboten werden. Das Klinikgebäude verfügt über das erste extensiv begrünte Dach der gesamten Airbase. Die Dachbegrünung ist ein wichtiger Bestandteil der landespflegerischen Ausgleichsmaßnahme. Sie kompensiert die Bodenversiegelung der Baumaßnahme und dient der Wasserrückhaltung sowie dem Artenschutz als Biotop. Der Klinikneubau besteht aus einem zweiund dreigeschossigen Massivbau mit begrüntem Flachdach sowie einem Pultdach über dem mittleren Verbindungstrakt. Das Gesamtprojekt ist in drei Gebäudekomplexe aufgeteilt. 18 Bei der feierlichen „Ribbon Cutting Ceremony“ (von links nach rechts): Manfred Förster (LBB-Niederlassungsleiter Trier), Klaus Rodens (Bürgermeister Spangdahlem), Landrat Joachim Streit, Col. Pete Hemlinger (Commander USACE Europe District), Col. David J. Julazadeh (Commander 52nd Fighter Wing Spangdahlem), Col. Robert Bowersox (Commander 52nd Medical Group) Foto: Elvira Hommelsen, Landesbetrieb LBB Folgende Funktionsbereiche sind hier angeordnet: Allgemeinmedizin für Familien Medizinische Betreuung für Flugpersonal Untersuchungsbereiche Augenuntersuchungen Gesundheitsvorsorge Physiotherapie Radiologie Apotheke Labore Verwaltung Logistikräume Personalbereiche Die LBB-Niederlassung Trier wurde von den amerikanischen Streitkräften für die exzellente Planung des Medical Centers gewürdigt. Im Rahmen des Design-AwardProgamms 2010 wurde vom Headquarter der amerikanischen Airforce in Europa der Honor Award Concept Design verliehen. Ausgezeichnete Planung im wahrsten Sinne des Wortes. /gg Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 Das zweigeschossige Gebäude bietet Platz für verschiedene medizinische Abteilungen, von Familiengesundheit bis Physiotherapie Foto: Obermeyer, Wiesbaden Ausgezeichnete Planung im wahrsten Sinne des Wortes: Die LBB-Niederlassung Trier wurde für die exzellente Planung des Projektes vom Headquarter der amerikanischen Airforce in Europa ausgezeichnet Foto: Deltef Wessel, Landesbetrieb LBB Der Eingangsbereich der neuen Medical Clinic Foto: Obermeyer, Wiesbaden Bauherr/Auftraggeber Oberfinanzdirektion Koblenz, Abteilung Bundesbau Mainz US Army Corps of Engineers – Wiesbaden Humphreys Engineer Center, Med. Facilities Center of Expertise, Alexandria Health Facilities Division HQ USAF/SGMF, Global-Medical-Facilities Customer, Leesburg Pike Nutzer HQ USAFE/SGSF, Ramstein und Spangdahlem, Regional Health Facilities Officer 52nd MedGroup/SGSL Med. Logistics Bitburg Hospital, Local Medical Facilities Customer Base Civil Engineer Office 52 CES/CEC Spangdahlem Planung/Organisation Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, Niederlassung Trier Fachingenieure: Faust Consult, Obermeyer (Wiesbaden/München) Gebäudedaten Planungsphase: Januar 2007 bis April 2008 Bauphase: November 2008 bis Juli 2012 Einrichtung und Inbetriebnahme durch die US: Juli bis September 2012 Bruttorauminhalt: 40.400 Kubikmeter Nettogrundfläche: 6.700 Quadratmeter Kosten: circa 21 Mio. Euro Ausführende Firma Peter Gross Hoch- und Tiefbau GmbH & Co KG, Kaiserslautern 19 Eck.Punkt Dez/2012 Baukultur Um eine Erfahrung mit Passivhäusern reicher Kommunikationszentrum auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld in Betrieb Mit dem neuen Kommunikationszentrum auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld ist der Landesbetrieb LBB in seiner Passivhaus-Strategie ein gutes Stück vorangekommen: Er verfügt nun über eines der wenigen realisierten Beispiele eines Versammlungsgebäudes in Passivhausbauweise. Die Zertifizierung, ein bauteilgenaues Prüf- und Nachrechnungsverfahren, soll jetzt folgen. Beauftragt wird damit das Unternehmen eza! (www.eza-energieberatung.de). Städtebaulich definiert das Kommunikationszentrum den südlichen Abschluss des Campus neu. Bisher prägten vorwiegend parallel ausgerichtete, kammartig angeordnete Baukörper die Anlage, was von der ursprünglichen Nutzung als Militärhospital herrührt. Das Kommunikationszentrum gibt dem Campus einen sozialen Mittelpunkt, dem auch das großzügige, doppelgeschossige Foyer Rechnung trägt. Außerdem verbindet der Bau mit seinen zwei Geschossebenen zwei natürliche Geländeebenen. Energetisch ist das Gebäude so konzipiert, dass – primärenergetisch gerechnet – die Energiemenge für Beheizung, Kühlung, Beleuchtung und Verbrauchsstrom aus der Steckdose durch Fotovoltaik auf dem Dach kompensiert wird („Nullemissionshaus“). Eine hochwärmegedämmte Hülle, die Transmissionswärmeverluste mindert oder verhindert, und eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung auf der anderen Seite sind die Hauptkomponenten der Passivhaustechnik. 20 Prinzip 1: Kluge und frühe Baustoffwahl Sehr differenziert und planvoll ging man an die Baustoff- und Bauteilauswahl heran, immer die günstigste KostenNutzen-Relation im Auge behaltend. „Beim Bemühen, es möglichst gut zu machen, landet man beim Passivhaus schnell in einer Kostenfalle“, sagt Architekt Stefan Reuther vom Büro planungsgruppeDrei PartG. Man muss „das Geld an den richtigen Stellen ausgeben“, dies ist gerade beim Passivhausbau eine der wichtigsten Strategien. Sein Büro verfügt inzwischen über diese Erfahrung. Die Dämmstoffstärken betragen um die 30 Zentimeter in den Wänden und im Boden (teils unter, teils über der Bodenplatte). Foamglas kam aus Kostengründen bei der Bodenplatte nicht zum Einsatz, stattdessen für entsprechende Verkehrslasten zugelassenes Styrodur. Durchschnittlich 40 Zentimeter, gefällebedingt bis zu 50 Zentimeter Dämmung aus Polystyrol-Hartschaum befinden sich im Flachdach. Auch wurde das große Dach (Ausdehnung 41 mal 29 Meter) in mehrere Bereiche aufgeteilt, um das Anwachsen der Dämmstoffdicke zu den Seiten hin zu verringern. Die Fenster sind standardmäßig dreifachverglast. Aus Kostengründen kamen zwei verschiedene Produkte zum Einsatz: hochdämmende Kunststofffenster in den Nutzräumen und robustere Aluminiumkonstruktionen im Veranstaltungsbereich. Durch die farbgleiche Folierung der Kunststoffprofile – innen und außen – fällt kein Unterschied auf. Zugunsten großer Glas- Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 Links: Auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld wurde ein neues Kommunikationszentrum in Passivhausbauweise errichtet Unten: Das rund umlaufende weiße Fassadenband charakterisiert das Solitärgebäude (Süd-WestAnsicht). An seinem Standort vermittelt es zwischen zwei Geländeebenen. Ein Aufzug im Foyer des Gebäudes sorgt für eine barrierefreie Erschließung 21 Eck.Punkt Dez/2012 Blick in das große Foyer mit Saalzugang, Aufzug und Treppenaufgang sowie Galerie. Der vor dem Foyer liegende Außenbereich soll ebenfalls für Veranstaltungen hergerichtet werden. Das Foyer ist Teil der Magistrale, die den Campus erschließt 22 Baukultur Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 23 Eck.Punkt Dez/2012 Baukultur Der Multifunktionssaal, ebenerdig mit Bühne und Veranstaltungstechnik (Kino, Konzerte, Theater) fasst 420 Sitzplätze flächen und besserer Lichtausbeute wurde auf geringe Rahmenprofilstärken Wert gelegt. Kostengünstiger als PfostenRiegel-Konstruktionen waren konventionelle Fensterkonstruktionen unter lastabtragenden Stürzen. „Wir haben uns genau erkundigt, bis zu welcher Größe diese gefertigt werden können, und dieses Maß dann ausgereizt“, erklärt Reuther. Es gehört zu einem guten Kostenmanagement dazu, möglichst vieles frühzeitig in der Planung zu berücksichtigen. Forderungen an die Fassade waren, dass sie nicht nur in der Lage sein sollte, viel Dämmstoff aufzunehmen, sondern dass sie aus wiederverwendbaren Werkstoffen bestehen und aus Nachhaltigkeitsgründen zerlegbar sowie recyclingfähig sein sollte. Die Wahl fiel auf wärmebrückenoptimierte Holzträger (TYI). Dabei handelt es sich um doppel-T-förmige Träger, deren Stege aus wenige Millimeter starkem Hartfaserplattenmaterial bestehen. Diese wurden außen mit Holzweichfaserplatten beplankt. Die wetterseitige Außenschicht bilden hinterlüftete weißbeschichtete Aluminiumbleche, wofür hier auch gestalterische Gründe den Ausschlag gaben. „Nicht alle in Frage kommenden Fassadenmaterialien hätten in den von uns 24 benötigten Rundungsradien hergestellt werden können“, so Reuther. Die Wirkung, die das umlaufende Fassadenband erzeugt, war für den Architekten sehr wichtig. Prinzip 2: Maßvolle Wärmetechnik, kontrollierte Lüftung Heizungstechnisch hat man das Vorhandensein eines Fernwärmenetzes auf dem Campus genutzt. Alle Räume sind mit Heizkörpern ausgestattet, was auch den Vorteil einer individuellen Regelbarkeit hat. Auf die zentrale Einbringung der Restwärme über die Lüftungsanlage wurde aus diesen Komfortgründen verzichtet. Im Foyer sieht man auf circa 100 Quadratmetern Fläche allerdings nur einen Heizkörper. „Das Passivhaus benötigt ja nur eine Heizleistung von 10 bis 12 Watt pro Quadratmeter. Das bringen meist alleine schon die Leuchtmittel oder die aufgestellten PCs“, sagt Reuther und weiter: „Fehlbedienungen sind bei den geringen Heizlasten an den Heizkörpern nicht wirklich möglich.“ Im Gebäude installiert ist eine konventionelle Lüftungsanlage mit 90-prozentiger Blick in den Küchenbereich der Kita Wärmerückgewinnung, besser gesagt eine große und zwei kleinere, entsprechend den vorhandenen Hauptnutzungsarten Saal, Mehrzweckräume, Kita. Prinzip 3: Intelligente Kühlung Innovativ und richtungsweisend ist die Raumkühlung für den Veranstaltungssaal, die nur indirekt mit dem Passivhaus zu tun hat. Bei großen Veranstaltungsräumen mit bis zu 450 Personen Fassungsvermögen ist die Problematik des Wärmeeintrags bei Events besonders krass. Der Mensch erzeugt als Energiequelle gesehen schon 70, Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 Foyer, obere Eingangsebene 80 Watt pro Person. Bei voller Besetzung wird ungefähr so viel Wärme erzeugt wie von einer 40-Kilowatt-Gastherme – und das auch im Sommer, wenn keine Raumheizung benötigt wird. „Kühlung ist teuer. Man braucht mehr Energie, ein Gebäude im Sommer zu kühlen, als es im Winter zu heizen“, sagt Reuther. Die hier angewendete Technik nutzt das Prinzip, dass bei Verdampfung von Wasser sogenannte Verdunstungskälte entsteht. In einer Klimakammer der Abluft – vor dem Wärmetauscher der Lüftungsanlage – wird die Raumluft aus dem Saal „beregnet“: Das Wasser verdampft, die Abluft kühlt merklich ab. Diese Kühle kann dann mittels Wärmetauscher an die Zuluft abgegeben werden und kühlt also den Saal während einer Veranstaltung. /hbc Weitere Info über das Kommunikationszentrum: In den Ausgaben des Eck.Punkt vom Dezember 2011 und vom März 2012 Daten und Fakten Kommunikationszentrum Umwelt-Campus Birkenfeld Auftrag: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Bauherr: Landesbetrieb LBB Projektmanagement Immobilien: Stefan Gärtner, Yann Christophe Tusel, LBB-Zentrale Projektmanagement/Projektleitung Bau: Reinhard Pawletta (PM), Joachim Külzer (PL), LBB-Niederlassung Idar-Oberstein Planung und Fachbauleitung Hochbau: planungsgruppeDrei PartG, Mühltal bei Darmstadt, Stefan Reuther Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Stefan Groß, Seeheim-Jugenheim Fachplanung Heizung/Lüftung/Sanitär: Pfeil & Koch Ingenieurgesellschaft GmbH & Co. KG, Stuttgart Fachplanung Elektro: planungsgruppeDREI PartG, Sparte Elektro, Darmstadt Vorbeugender Brandschutz: IfB Ingenieurgesellschaft für Brandschutz mbH, Bad Kreuznach Schallschutz: Ing.-Büro Paul Pies, Boppard-Buchholz Bauvolumen: 897 Quadratmeter Hauptnutzfläche (HNF), 9.878 Kubikmeter umbauter Raum (BRI) Gesamtbaukosten einschließlich Baunebenkosten: 4,4 Mio. Euro (3,5 Mio. Euro wurden über das Konjunkturprogramm II der Bundes- und Landesregierung finanziert). Die geplanten Kosten konnten eingehalten werden. Bauzeit: August 2010 bis Mai 2012 Kunst am Bau: Fassadenintegriertes Kunstwerk/Lichtinstallation, Julia Phillips, Mühltal Alle Fotos: Jörg Heieck, Kaiserslautern 25 Eck.Punkt Dez/2012 Das sanierte Kadettenbad beim Schloss Oranienstein in Diez, Haupteingang, Südseite 26 Baukultur Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 „Hoch lebe das edle Handwerk“ Kadettenbad beim Schloss Oranienstein in Diez saniert Der Anblick dieses charmanten Gebäudes tut richtig gut. Es ist ein großes Glück, dass es erhalten werden konnte, nachdem Jahre zuvor Umnutzungs- sowie auch Abrisspläne gescheitert waren. Um 1900 für die Kadettenanstalt gebaut, war vor 30 Jahren die Nutzung als Hallenbad aufgegeben und damit auch der Bauunterhalt auf Sparflamme zurückgedreht worden. Nur noch als Lager genutzt, verfiel das Gebäude zusehends. Die Feuchteschäden im Innern hatten bis vor zweieinhalb Jahren, als man mit der Sanierung begann, ein bedenkliches Ausmaß angenommen. Wer heute das fein herausgeputzte, dezent beleuchtete Innere betritt, würde es anhand der Bilder aus der Bestandsaufnahme kaum wiedererkennen, so himmelweit ist der Unterschied. Das Kadettenbad ist wieder erstanden – nicht als Bad, aber als Kulturstätte, Seminar- und Veranstaltungshaus. Mit viel Engagement einzelner Personen, baufachlichem und denkmalschützerischem Know-how sowie Geld aus dem Konjunkturprogramm konnte dieses historisch bedeutsame und einmalige Schmuckstück zurückgewonnen werden – für die Kaserne Schloss Oranienstein und für die Allgemeinheit. „Hoch lebe das edle Handwerk“, diese Inschrift wurde auf einer Zinkfensterbank an den Dachgauben gefunden. Das Kadettenbad ist für die Öffentlichkeit im Zusammenhang mit Schloss und Museumsführungen zugänglich. Historie Schloss Oranienstein Das Schloss stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist einer der vier Stammsitze der niederländischen Monarchie. Es wird deswegen gern von niederländischen Touristen besucht. Im 18. Jahrhundert wurde es zum Barockschloss umgebaut. Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts befand sich im Schloss und in neu hinzukommenden weiteren Gebäuden eine preußische Kadettenanstalt, die Jugendliche auf eine militärische Laufbahn vorbereitete. 1962 wurde es von der Bundeswehr übernommen und in großem Stil renoviert. 1994 wurden weitere umfassende Renovierungsarbeiten durchgeführt. Heute beherbergt das Schloss das Sanitätskommando II. Architektonisch ein echtes Juwel Im Ensemble mit dem schön restaurierten königgelben Schloss und der einst durch Friedrich Ludwig von Sckell gestalteten Parkanlage sowie weiteren Gebäuden ist das Kadettenbad eine wirkliche Bereicherung. Es ist überraschend maßstäblich, was man bei dem Begriff Bad zunächst nicht erwartet (Außenmaße 26,50 mal 17,80 Meter). Vor hundert Jahren hatte man noch eine andere Vorstellung von einer Schwimmhalle. Sie diente Nachwuchsoffizieren eher zum Schwimmenlernen als zum Ausdauersport – ein Becken mit einer Größe von 13,50 mal 6,80 Metern wurde dafür als ausreichend angesehen. Die Kandidaten, die mit 12, 13 Jahren oft noch sehr jung waren, wurden mit der Angel an der Wasseroberfläche gehalten, wie ein Foto aus den zwanziger Jahren zeigt. Man errichtete im Stil der Zeit nicht ein sporthallenmäßiges Zweckgebäude, sondern konzipierte richtig aufwändige Architektur: Ein symmetrisches, sowohl längs als auch quer gegliedertes Gebäude, schiefergedeckte geschwungene Walmdächer, Natursteinmauern, Vor- und Rücksprünge, Sandsteingewände und -gesimse, Sprossenfenster und viele weitere hübsche Details wie z. B. die Blechrosetten an den Dachrinnen. Insgesamt ist es eine fast sakral anmutende dreischiffige Anlage. Großzügige, an den Jugendstil erinnernde, abgeflachte Mauerbögen grenzen die beiden Seitenschiffe gegenüber dem Mittelschiff ab. Darüber befinden sich belichtete Oberga- 27 Eck.Punkt Dez/2012 Zentralperspektive der ehemaligen Schwimmhalle, die zum Konferen- und Veranstaltungssaal umgenutzt wurde 28 Baukultur Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 29 Eck.Punkt Dez/2012 30 Baukultur Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 den in Form bogenförmiger Gauben. Sie sind in die Gewölbedecke des Mittelschiffs eingelassen. Den dominierenden Abschluss der Raumlängsachse bildet ein großes, fünfteiliges Bogenfenster. Engagement für die Baukunst der Jahrhundertwende Links: Restaurierte Spindeltreppe ins Dachgeschoss Rechts oben: Kadettenbad, Westfassade Kleines Bild: Untersicht in den Dachstuhl eines Zwiebelturms Fotos Seite 26-31: Horst Goebel, Hünstetten-Görsroth Bezogen auf die Gebäudesymmetrie findet Projekbearbeiter Werner Roth respektvolle Worte für seine Vorgänger, die das Gebäude um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert erstellt haben: „Da ist ein Unterschied von ein, zwei Zentimeter drin!“, kommentiert er die Exaktheit der symmetrischen Ausführung. „Das waren Baumeister in dieser Zeit!“, sagt auch Projektleiter Sieghardt Stendebach anerkennend über die alte Zunft. Den beiden Projektverantwortlichen von der LBBNiederlassung Diez hat diese Baustelle mit allem, was zu bedenken und zu koordinieren war, viel Arbeit, aber auch viel Freude gemacht. „Der Umgang mit historischer Bausubstanz ist immer eine Herausforderung. Ich freue mich, dass wir zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Nutzer hier eine nachhaltige, denkmalgerechte Sanierung unter wirtschaftlich vertretbaren Kosten realisieren konnten“, so der Projektmanager Bernd Schwaderlapp. Allen, die an der Sanierung beteiligt waren, ist diese besondere Passion anzumerken, mit der sie sich der Aufgabe widmeten. Neben den Mitarbeitern des Landesbetriebs LBB war dies vor allem Oberstabsfeldwebel Randolf Moser, der sich für den Erhalt des Gebäudes eingesetzt hat. Sieben Jahre lang hat er für dessen Instandsetzung gekämpft und geworben und schließlich die entscheidenden Personen an den Tisch gebracht. „Da war Herzblut drin“, sagt Moser, der von Seiten der Bundeswehr als Ansprechpartner des Landesbetriebs LBB fungierte. Alles war vorbereitet. Der Startschuss für die Sanierung kam aber erst mit dem Konjunkturprogramm. „Dann ging es relativ zügig. Es war eine super Teamleistung. Alle haben mitgezogen“, urteilt Moser über das Sanierungsprojekt. Die Gesamtbauzeit 31 Eck.Punkt Dez/2012 Baukultur betrug 27 Monate. Ein schönes Geschenk war für Moser, dass die Fertigstellung bis Ende September gelang und er seine private Abschiedsfeier dort stattfinden lassen konnte. Es war eine der ersten Veranstaltungen im neuen Kadettenbad. Gutachterliche Untersuchungen vorangestellt Kadettenbad vormaliger Zustand, Ostfassade Grundlage für die Sanierung war eine Schadenskartierung im Maßstab 1:50, die mehrere Ordner Pläne umfasste und eine Vielzahl an Schäden dokumentierte: am Mauerwerk, an der Dacheindeckung, den Dachstühlen, Dachgauben, am Außenund Innenputz sowie an den Fenstern und Türen. Für das Gebäude war es höchste Zeit. Erfahrungsgemäß ist Wassereintritt der Anfang vom Ende. Im Kadettenbad begannen schon Bäume zu sprießen. Auch Algen und Flechten begannen sich auszubreiten. Nicht nur der Putz bröckelte, teilweise war der Dachstuhl kaputt und es drohten Wände und Decken einzustürzen. Das Gebäude war wegen Baufälligkeit gesperrt. Sanierung von Grund auf Blick in die alte Schwimmhalle. Das Schwimmbecken existiert noch unter dem neuverlegten Boden Blick auf ein Seitenschiff. Moos und Flechten machen sich infolge Feuchtigkeitseinwirkungen breit 32 Zunächst wurde das ganze Gebäude freigegraben, isoliert und trockengelegt. Von oben wurde das Dach instandgesetzt. Teile vom Dachgebälk mussten ersetzt werden, insbesondere an den flach geneigten Pultdächern der Seitenschiffe. Die Eisenkonstruktion, an der das Gewölbe über dem Mittelschiff aufgehängt ist, war erstaunlicherweise noch voll funktionsfähig. Über dem Gewölbe – nur ein Putz auf Putzträger – wurde eine dicke Schicht Isofloc als Dämmung eingeblasen. Die Dacheindeckung in Moselschiefer wurde in deutscher Deckung komplett erneuert, wobei dieses Dach mit den spitz zulaufenden Turmdächern, Gauben, Kehlen und Graden den regionalen Handwerkern einiges Können abverlangte. Der Fassadenputz wurde entfernt und als Kalkputz neu aufgebracht. An einer Fläche wurde beispielhaft der Originalputz belassen und von der Denkmalpflege aufwändig restauriert. Auch Sandsteingesimse und -gewände wurden restauriert. Das Eingangsportal aus Holz wurde ebenso überholt wie die winzigen Gaubenfenster im Dachgeschoss. Die übrigen bauzeitlichen Eisensprossenfenster wurden ausgebaut, herge- Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 Daten und Fakten Auftrag: Wehrbereichsverwaltung (WBV) West, Wiesbaden, Irmhild Metzdorf-Mastinu OFD Koblenz, Abteilung Bundesbau, Mainz, Levent Özcan Projektkoordination, Projektmanagement (PM), Projektleitung (PL): LBB-Niederlassung Diez: Bernd Schwaderlapp (PM), Sieghard Stendebach (PL) Landesamt für Denkmalpflege: Generaldirektion Kulturelles Erbe Mainz, Dr. Alexandra Fink Kreisverwaltung Rhein-Lahn-Kreis, Abteilung Denkmalschutz, Katja Laupert Projektkoordination für den Nutzer: Randolf Moser, Jörg Geißel, Bundeswehrdienstleistungszentrum Koblenz Planung, Ausschreibung, Bauleitung: LBB-Niederlassung Diez: Werner Roth (Planung), Sieghard Stendebach (Projektleitung und Bauleitung Hochbau) Martin Hertlein (Bauleitung Hochbau), Gerd Korn (Bauleitung Elektro), Hans Jörg Klee (Bauleitung Heizung/Lüftung/Sanitär) Wolf Jess ( Bauleitung Tiefbau und Außenanlage) Externe Fachplaner und Gutachter: Stefan Klöckner, Restaurator, Biebergemünd-Kassel Ing.-Büro Saxler, Alflen (Tragwerksplanung und Schadensanalyse) Bruttorauminhalt: 3.972 Kubikmeter Bruttogrundfläche: 1.171 Quadratmeter Gesamtkosten: 2.240.000 Euro Die Maßnahme wurde gewerkeweise ausgeschrieben. Es waren vorwiegend Firmen aus der Region beschäftigt. richtet und wieder eingebaut. Um den Wärmedurchgang hier zu minimieren, hat man thermisch getrennte Stahlfenster mit Isolierverglasung innen vorgesetzt. Eines wurde von der Denkmalpflege beispielhaft in situ restauriert. Desgleichen die eiserne Wendeltreppe in den Dachraum: Sie wurde ausgebaut, sandgestrahlt, gestrichen und wieder eingebaut. Wenn neue Bauteile eingebracht wurden, wie z. B. die Stahl-Brandschutztüren im Entree, dann wurde sehr genau auf filigrane Profile geachtet. Auch sonst, wie etwa beim Wandputz und bei den Wandanstrichen, wurde auf eine denkmalschutzverträgliche Weise vorgegangen, was einem stimmigen Gesamteindruck sehr entgegen kommt. Weiterleben dank neuer Nutzung Durch ein Sichtfenster im Erdgeschoss kann man einen Blick in das alte gemauerte und geflieste Schwimmbecken werfen, das an der tiefsten Seite drei Meter tief ist. Es ist zugunsten einer besseren Nutzbarkeit des Gebäudes zugedeckt worden. Durch die aufliegende Bodenplatte hat sich ein Veranstaltungssaal von 162 Quadratmetern Größe ergeben. Dieser Saal hat eine architektonische Qualität, die man nicht alle Tage findet. Mit einem schalldämpfenden Teppichboden, einer schön ausgewählten Beleuchtung, Veranstaltungstechnik und sogar Internet ausgestattet, bietet er Raum für Vorträge, Seminare und Festveranstaltungen. Bestuhlt umfasst er 180 Sitzplätze. In den Seitenschiffen befinden sich neue sanitäre Anlagen sowie kleinere und größere Nebenräume, z. B. für Veranstaltungscatering. Die Nachfrage nach Buchungsterminen steigt seit Inbetriebnahme im September 2012 kontinuierlich, was deutlich zeigt, dass hier die richtigen Entscheidungen getroffen wurden. /hbc 33 Eck.Punkt Dez/2012 Baukultur Zweitausend Jahre Bestandsaufnahme für die Sanierung der Porta Nigra in Trier hat begonnen Die Porta Nigra, Wahrzeichen der Stadt Trier, hat eine Restaurierung nötig, was man auf den ersten Blick gar nicht vermutet. Da wackelt und bröckelt nichts, weder ist die Farbe verblichen noch sind Maßnahmen nach Energieeinsparverordnung vorzunehmen. Wie ein Fels in der Brandung steht sie im tosenden Verkehr und trotzt Wind und Wetter, den nicht enden wollenden Besucherströmen aus der ganzen Welt und den sich wandelnden Zeiten. Seit 1986 ist die Porta Nigra ebenso Teil des UNESCO-Welterbes Römische Baudenkmäler wie Dom und Liebfrauenkirche in Trier. Des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention. Die Porta Nigra ist das besterhaltene römische Stadttor Deutschlands. Doch die letzte Sanierung ist Jahrzehnte her und unaufhaltsam zeigen sich ernstzunehmende Spuren der wetter- und abgasbedingten Verwitterung. Zweitausendjährige Geschichte So majestätisch und eindrucksvoll wie heute hat die Porta Nigra nicht immer dagestanden. Im 11. Jahrhundert ließ sich angeblich der heilige Simeon darin einmauern. Später wurde sie in eine zweigeschossige Kirche umgebaut und erst auf Befehl Napoleons wieder freigestellt – den Rückbau beendeten die Preußen um 1815. Da man bei Baumaßnahmen nicht immer so pfleglich vorgegangen ist, haben allerlei Menschen und Geräte ihre Spuren auf den Steinen hinterlassen. Die ursprünglichen Klammern aus Metall wurden sogar gestohlen. Restaurierung beschlossen Was in den vergangenen Jahren noch zwischen den beteiligten Fachleuten besprochen wurde und als Projekt wenig greifbar im Raume stand, nimmt jetzt seinen (sichtbaren) Anfang. Das Vorhaben besitzt eine so große Wichtigkeit und Dimension, dass sogar die Leiterin der Bauabteilung im Finanzministerium, Renate Kreckel, am 12. Juli 2012 den Beginn der Arbeiten zum Anlass nahm, auf der Baustelle vorbeizusehen. An Marion Basten, die in der LBB-Niederlassung Trier für die Maßnahme zuständig ist, werden hohe Anforderungen gestellt: Sie darf nichts und niemanden bei der Koordination vergessen. Die Baustelle ist ein prominenter Ort. Experten aus sehr verschiedenen Fachrichtungen werden eingeschaltet. Zwölf bis fünfzehn Jahre wird es benötigen, ehe die „Porta“ in neuem Glanz erstrahlt. Bis dahin muss viel 34 Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 unter der Lupe Arbeit geleistet werden – welche genau, das wissen wir zum Teil heute noch gar nicht. Millionenschweres Sanierungsprogramm Der im Radio gesendete, als Aprilscherz gedachte Aufruf „putzt die Porta“ (eine Wurzelbürsten- und Seifenlaugenaktion), hatte vor Jahren in Trier einen Sturm der Entrüstung entfesselt. Wir haben daraus gelernt, dass es sehr ratsam ist, behutsam an die Sache heranzugehen und der Öffentlichkeit die Sorge zu nehmen, dass die „Porta“ nunmehr ihr schwarzes Gewand verliere. Der prognostizierte Sanierungsablauf, für den das Land viel Geld bereitstellen wird, wurde in verschiedene Vorarbeiten und Sanierungsabschnitte gegliedert, die überwiegend nacheinander abgearbeitet werden sollen. Seite 34: Porta Nigra, Aufmaß und Zeichnung durch den königlichen Kreisbauinspektor Trier, 1905 Oben: Die geodätische Bestandsaufnahme ist Voraussetzung für ein Sanierungs- und Restaurierungskonzept. Hier wird vom Hubsteiger aus fotografiert 35 Vorarbeiten, Bestandsaufnahme, Restaurierungskonzept und HU − Bau − bis 2015 Oben und Mitte: Mit modernster Aufnahme- und Vermessungstechnik werden hochpräzise, maßstabsgetreue Bilder und Pläne erzeugt Unten: Dr. Hartleitner reinigt ein Steinrelief 36 Vorhandene Taubenvergrämungseinrichtungen müssen demontiert und an deren Stelle vorübergehende Maßnahmen vorgedacht werden. Kabel und weitere Installationen sind zu entfernen. Für die Dauer der Bestandsaufnahme und Sanierung muss eine Beleuchtung installiert und eine Besucherinformation geschaffen werden, wobei diese ständig zu aktualisieren und an die Gegebenheiten anzupassen ist. Es müssen Abstimmungen mit der Stadt und dem Theater der Stadt getroffen werden. Die Führungen in historischen Kostümen sollen möglichst ungestört weiterlaufen; außerdem ist das Wahrzeichen regelmäßig, u. a. für die ADAC-Rallye, bei vielen Veranstaltern fest eingeplant. Es sind Abstimmungen mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe zu treffen, die das UNESCO-Denkmal für die Touristen zugänglich lassen will. Im Gemäuer leben verschiedene Fledermausarten. Sie dürfen weder dauerhaft noch vorübergehend gestört oder gar vertrieben werden. Abstimmungen mit den Naturschutzbehörden sind erforderlich. Es sind viele Fragen zu klären, beispielsweise: Welches Licht stört sie nicht? In welchen Spalten wohnen sie? Gibt es Kinderstuben, in denen die Kleinen aufgezogen werden? Im Mai 2012 wurde mit der geo-dätische Bestandsaufnahme von außen und innen begonnen. Projek-tiert ist diese bis ins Frühjahr 2013. Der Auftrag wurde nach einem europaweiten Auswahlverfahren an eine Bietergemeinschaft vergeben. Die Arbeiten werden von Gerüsten und von bis zu 45 Meter hohen Arbeitsbühnen gemacht. Mit Hilfe modernster elektronischer Vermessungsmethoden werden maßstabsgetreue hochpräzise – farbige, steingerechte, detailgenaue – Pläne und Bilder erzeugt. Ergänzend zu den Vermessungsarbeiten werden Bereiche mit besonderen Schmuckelementen in 3DScan-Technik aufgenommen. Dabei liefern die durch einen Streifenlichtscanner erzeugten dreidimensionalen Aufnahmen Abbildungen mit einer Genauigkeit im Millimeterbereich. Seit Juli 2012 bis Juli 2013 werden außen an den Musterflächen der Apsis Gerüste gestellt. Sie dienen der Kartierung, der Auswertung von Befunden und der Durchführung von Arbeitsproben. Restauratoren werden Bereiche in Augenschein nehmen, die seit Jahrzehnten nicht einsehbar waren. Erst danach wird bekannt sein, wo und wie viele Schäden es überhaupt gibt. Diese werden klassifiziert und den verschiedenen historischen Bauphasen zugeordnet. Seit Juni 2012 bis Herbst 2014 werden restauratorische Bestandsaufnahmen gemacht und Restaurierungskonzepte entwickelt. Die Bauforschung findet am Objekt und im Archiv statt. Baukultur Eck.Punkt Dez/2012 Daten und Fakten Extern Beteiligte (bisher feststehend): Ministerium der Finanzen, Referat 4521, Mainz; Sabine Groß, Stefan Schuh Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE): Festung Ehrenbreitstein, Koblenz; Generaldirektor Thomas Metz, Manfred Bullinger, Esther Klinkner Direktion Landesdenkmalpflege, Mainz; Dr. Joachim Glatz, Dr. Eduard Sebald, Reinhold Elenz Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Trier, Rheinisches Landesmuseum; Dr. Joachim Hupe Burgen, Schlösser, Altertümer, Koordination Trier; Ursula Geiben Dr. Hermann Fuchsberger, Büro für Bauforschung, Salzburg Bietergemeinschaft Messbildstelle GmbH – Gesellschaft für Photogrammetrie und Architekturvermessung mbH, Dresden & ArcTron; Dr. Andreas Bruschke, Martin Schaich Dr. Walter Hartleitner, Restaurator VDR, Planungsbüro für Naturstein und Denkmalpflege, Hofheim Deutsches Archäologische Institut, DAI, Architekturreferat, Berlin; Dr. Ulrike Wulf-Rheidt mit Kooperationspartner Hochschule Rhein-Main, Baugeschichte, Bauforschung, Wiesbaden Institut für Steinkonservierung e. V., ifs, Mainz; Dr. Michael Auras Landesbetrieb LBB, Projektmanagement, Projektleitung Niederlassung Trier: Klaus Marx (PM), Marion Basten (PL) Aufbauend auf der Bestandsaufnahme wird ein umfassendes Sanierungskonzept1 entwickelt und abgestimmt, das alle restauratorischen und weitere Maßnahmen enthält. Anschließend soll dieses in mehreren Abschnitten umgesetzt werden, sodass die Porta Nigra nie komplett eingerüstet sein wird. Mit Unterstützung der Landesdenkmalpflege und weiteren Beteiligten wird das Team der Restauratoren ein Restaurierungskonzept entwickeln. Darin wird es konkrete Lösungsvorschläge für zahlreiche verschiedene Schadensbilder geben. Danach geht es an die tatsächliche Restaurierung. Ab 2015/2016 sind folgende Sanierungsabschnitte geplant: Sanierung Torhaus, Sanierung Westturm, Sanierung Ostturm, Sanierung Apsis, Sanierung innen. Ob statische Maßnahmen erforderlich sind, weiß derzeit noch niemand. Wir hoffen es nicht. Das Dach der Porta Nigra stammt aus den 1950er-Jahren und ist nicht mehr dicht. Es muss erneuert werden. Hierbei sind gestalterische Fragen zu klären. Ein überzeugender Entwurf muss noch her, was schwierig wird, denn man hat sich an das grüne Dach der „Porta“ gewöhnt und kann sich kaum etwas anderes vorstellen. Viele Touristen glauben gar, es sei das römische. Die Ergebnisse dieser aufwändigen Bestandserhebung werden nebenbei in ein weiteres Projekt einfließen, mit dem sich der Landesbetrieb LBB beschäftigt: Es handelt sich um „MonArch“ (das an der Uni Passau entwickelte Monumenten-Archiv), eine grafische Datenbank mit projektspezifischer Partonomie2 und diversen Suchfunktionen. Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass ein Arbeitsplatz in luftiger Höhe nicht jedermanns Sache ist und dass es im antiken Bauwerk auch für den Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SIGEKO) nicht immer einfach sein wird, alle Regelwerke einzuhalten. Das Interesse an der „Porta“ ist riesig und man darf gespannt sein, wer sich noch alles meldet: Anfragen von Unternehmen, die das Geschehen mit ferngesteuerten Filmdrohnen aus der Luft beobachten wollen, bis hin zu solchen, die Ultraschallund Infrarotuntersuchungen für Forschung und Lehre durchführen wollen, gibt es bereits. /bc/mb 1 Ein Sanierungskonzept beinhaltet über Restaurierungen hinausgehende Maßnahmen, z. B. die Erneuerung der Beleuchtung 2 Der Baum einer Datenbank, mit dem die Inhalte nach Anwendungserfordernis strukturiert werden 37 Eck.Punkt Dez/2012 Wirtschaftlichkeit Lebenszykluskostenplanung im Trend Landesbetrieb LBB erweitert sein Know-how für Wirtschaftlichkeitsberechnungen LCC Früher sprach man vor allem über die Erstellungskosten eines Gebäudes. Heute ist das anders: Begrenzte Haushaltsmittel, steigende Preise, Nachhaltigkeitsforderungen zwingen zunehmend dazu, die Kosten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes in den Blickpunkt zu nehmen (LCC, life-cyclecosting). Dazu zählen neben den Instandhaltungskosten vor allem die Baunutzungskosten, die zu einem erheblichen Teil vom Energiepreis abhängig sind. Die Betriebsphase ist – auf die Lebensdauer eines Gebäudes gesehen – die längste Phase im Lebenszyklus eines Gebäudes. Im Hinblick auf diese Vollkosten können höhere Anfangsinvestitionen durchaus sinnvoll sein, um längerfristig Betriebsund Instandhaltungskosten einzusparen – wobei es stets gilt, zwischen dem technischen und dem wirtschaftlichen Optimum abzuwägen. In der Literatur wird oft von einem Verhältnis zwischen Herstellungs- und Nutzungskosten von 20 zu 80 Prozent ausgegangen, wobei man diese Zahlen nicht verallgemeinern sollte, da eine Lebenszykluskostenbetrachtung immer sehr gebäudeindividuell und im Übrigen abhängig von der gewählten Nutzungsdauer ist. Wichtig ist, dass die Interessensabwägung zwischen dem Landesbetrieb LBB als Gebäudeeigentümer und Investor sowie dem Ressort als Nutzer und Betreiber in einer Weise stattfindet, die sicherstellt, dass im Endeffekt immer die für das Land günstigste Variante zum Tragen kommt. 38 Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen stehen am Anfang Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sind für Einzelentscheidungen oder Gesamtplanungen immer schon erforderlich gewesen. Die öffentliche Hand ist durch den Haushaltsgrundsatz von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit (§ 7 BHO/LHO)1 dazu verpflichtet, die Bauverwaltung darüber hinaus durch die RBBau/RLBau2. Der Vorteil einer Wirtschaftlichkeitsberechnung als Teil der Lebenszykluskostenplanung (Wirtschaftlichkeitsberechnung LCC) ist, dass in einem sehr frühen Planungsstadium sehr viele Varianten durchgeprüft und erste verlässliche Kostenaussagen gemacht werden können, die dann über den Planungsprozess und den Betrieb kontinuierlich weiter verfolgt werden. „Das erleichtert beispielsweise die Entscheidung, was bei vorliegendem zusätzlichem Flächenbedarf einer Behörde die bessere Option ist: ein Neu- bzw. Erweiterungsbau oder die Umnutzung und Sanierung eines Leerstandsobjekts“, erläutert der Spezialist für Wirtschaftlichkeitsberechnungen Horst Kerth aus der LBBZentrale. Alle Kostenfaktoren, z. B. auch solche, die beim Bauen im laufenden Betrieb oder durch Auslagerung und Zwischenanmietung entstehen, fließen in die Lebenszykluskostenplanung ein. Natürlich gibt es bei der Entscheidung „Neubau oder Generalsanierung einer Bestandsliegenschaft“ neben den Kosten oft auch weitere Aspekte, die in eine Entscheidung einfließen, etwa Standortfragen, städtebauliche, kulturelle und politi- sche Aspekte. Diese müssen dann gegenüber dem Ergebnis der Kostenbetrachtung gewichtet werden. Wirtschaftlichkeitsberechnungen durch Externe Wenn Wirtschaftlichkeitsberechnungen LCC gefordert waren, wie im Fall des Landtaggebäudes in Mainz (im Eigentum des Landes) oder der Polizeidirektion in Landau (PD, LBB-eigenes Gebäude), hat sie der Landesbetrieb LBB bisher bei externen Fachbüros in Auftrag gegeben (z. B. Büro Prof. Rotermund, Höxter). Aus der Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Unterbringung der PD ergab sich, auf 50 Jahre gerechnet, dass die Neubauvariante die bessere Alternative ist. Aufbau von eigenem Know-how Demnächst verfügt der Landesbetrieb LBB über eine Software, die es ihm erlaubt, selbst Lebenszykluskostenberechnungen anzufertigen. Auch entsprechendes Fachpersonal ist da. Dann gehen im Landesbetrieb LBB erste Pilotprojekte mit Lebenszykluskostenberechnungen an den Start, z. B. für anstehende Maßnahmen an den selbst genutzten eigenen LBB-Dienststellen. Die vorliegenden Wirtschaftlichkeitsgutachten umfassen im Ergebnis zwar nur 20 bis 30 Seiten, „zu ihrer Erstellung werden aber relativ große Datenmengen benötigt, die eigentlich nur mittels Datenverarbeitung beherrscht werden können“, erklärt Kerth. Wirtschaftlichkeit Prozentuale Aufteilung der Barwerte der Lebenszykluskosten über einen Betrachtungszeitraum von 50 Jahren eines Mustergebäudes (kein konkretes Projekt) Eck.Punkt Dez/2012 Sinnvoll ist auch, die Lebenszykluskostenbetrachtung – vor allem wenn sie Teil einer Nachhaltigkeitszertifizierung ist – im Planungsfortschritt mit zunehmendem Detaillierungsgrad fortzuführen. Schon mit ersten feststehenden Berechnungsgrößen, wie man sie z B. für den Neubau anwendet, können sehr früh Tendenzen abgelesen werden. Und dies ist wichtig, denn die Einflussmöglichkeiten auf die Kosten bzw. Folgekosten sind naturgemäß am Anfang einer Projektplanung am größten und verringern sich mit jeder getroffenen Entscheidung. Betrachtungszeiträume machen einen Unterschied Herstellungskosten Kostengruppe 300 (Baukonstruktionen) 26,5 Prozent Herstellungskosten Kostengruppe 400 (Technische Anlagen) 6,1 Prozent Barwert unregelmäßige Instandsetzung Kostengruppe 300 17,6 Prozent Barwert unregelmäßige Instandsetzung Kostengruppe 400 4,8 Prozent Barwert regelmäßige Instandsetzung Kostengruppe 300 1,3 Prozent Barwert regelmäßige Instandsetzung Kostengruppe 400 6,5 Prozent Barwert Reinigung 23,2 Prozent Barwert Energie 7,4 Prozent Barwert Wasser und Abwasser 6,6 Prozent Was den Betrachtungszeitraum angeht, ist man in der Wahl relativ frei. So könnte der Landesbetrieb LBB bei seiner Lebenszykluskostenberechnung z. B. analog dem Refinanzierungszeitraum bei der Mietkostenberechnung auf einen Zeitraum von dreißig Jahren abstellen. „Im Zuge der Nachhaltigkeitszertifizierung, die jetzt im Bundesbau schon umgesetzt wird, wird eine Betrachtungsdauer von fünfzig Jahren zugrunde gelegt. Es gibt aber auch Lebenszyklusberechnungsmodelle, die einen anderen Zeitraum vorsehen, etwa von fünfundzwanzig oder dreißig Jahren oder gar bis zu einhundert Jahren“, erklärt Kerth dazu. Ein kurzer Betrachtungszeitraum hat den Vorteil, dass sich die Annahmen, die für die Zukunft getroffen werden, z. B. Energie- oder Baupreissteigerungen, besser einschätzen lassen. Der Nachteil einer Kurzzeitbetrachtung ist, dass sich der günstige Einfluss langlebige- 39 Eck.Punkt Dez/2012 Wirtschaftlichkeit Kumulierte Darstellung der nach Kostengruppen gegliederten Lebenszykluskosten über einen Betrachtungszeitraum von 50 Jahren eines Mustergebäudes (kein konkretes Projekt) 40 Wirtschaftlichkeit rer Bauteile, die nicht so häufig ausgetauscht werden müssen, weniger auswirkt. Was macht eine Wirtschaftlichkeitsberechnung aus? Angefangen von grob geplanten Gebäudestrukturen, Raumprogrammen und vorgesehener Gebäude- und Anlagentechnik kann sich die Wirtschaftlichkeitsberechnung über Details geplanter Bauteile, Baukonstruktionen, deren Wartungsintensität und Lebens- bzw. Nutzungsdauer bis in die Einzelheiten des laufenden Betriebs erstrecken. Darüber hinaus gehen Kapitalzinssätze und andere Faktoren in die Berechnungen ein. Je nach geplantem Genauigkeitsgrad kann die Berechnung mit unendlich vielen und detaillierten Grundparametern durchgeführt werden. So kann z. B. bei den zu erwartenden Preissteigerungen für Reinigungsleistungen differenziert werden zwischen den Preisen für die Boden- und die Fensterreinigung, wie es beim Landtag der Fall war und wo im Übrigen achtzehn unterschiedliche Parameter für den Gebäudebetrieb angesetzt worden waren. In unseren Berechnungen wird laut Kerth für alle Energiearten im Mittel von vier Prozent Kostensteigerung pro Jahr ausgegangen. Baukostensteigerungen werden im Schnitt mit zwei Prozent angesetzt. Eck.Punkt Dez/2012 Wirtschaftlichkeitsberechnung zugunsten der Neubau- oder der Bestandsvariante entschieden wird. Oder was geschieht, wenn es z. B. um eine denkmalgeschützte Immobilie geht, die unter funktionalen Gesichtspunkten mit einem Neubau nicht mithalten kann. Da unser Portfolio hauptsächlich aus Gebäuden den 1970er und 1980er Jahre besteht, werden Entscheidungen über Ersatzbeschaffungen zunehmend das laufende Geschäft bestimmen. „Diese Entscheidungen werden wir auf Basis solcher Lebenszykluskostenbetrachtungen treffen“, sagt Müller abschließend. /hbc Ansprechpartner: Horst Kerth, Telefon: 06131 20496-143, [email protected] 1 Bundeshaushaltsordnung/Landeshaushaltsordnung 2 Richtlinie für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes/Richtlinie für die Durchführung von Bauaufgaben des Landes Ausblick „Für mich wird es interessant werden, wie sich das in der Realität bei Projektentscheidungen, insbesondere angesichts der derzeitigen Haushaltssituation, entwickeln wird“, darauf ist Christian Müller, Portfoliomanager aus der LBB-Zentrale, gespannt. Ob je nach Aussage einer 41 Eck.Punkt Dez/2012 Bauen, Energie, Umwelt Nur was man weiß, kann man ändern Aufbau automatisierter Energie- und Medienverbrauchsdatenerfassung in LBB-Liegenschaften Mit einem landesweiten Energiecontrolling will der Landesbetrieb LBB den Energieverbrauch in seinen Liegenschaften drosseln. Nachdem bei den Hochschulen erste Fernauslesesysteme installiert wurden, startet jetzt der Aufbau des Energiecontrollings in anderen Liegenschaften mit hohem Energieverbrauch – allen voran in einigen Justizvollzugsanstalten und in den großen Polizeiliegenschaften. Nach der LBBinternen Energierichtlinie haben wir uns insbesondere im energetischen Bereich zum wirtschaftlichen Betrieb der Gebäude bzw. der gebäudetechnischen Anlagen verpflichtet. Liegen in einer Liegenschaft die Energiekosten oberhalb von 100.000 Euro pro Jahr, rechnet sich in der Regel der Einsatz eines solchen Energiecontrolling-Systems. Die Datenaufzeichnungen fließen in die zentrale Datenbank der Energiecontrolling-Software. In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Erkenntnisse zeitnah in operative Maßnahmen umgesetzt. Allgemein gilt, dass durch kontinuierliches Beobachten des Verbrauchs bis zu zehn Prozent Energie eingespart werden können. Der Landesbetriebs LBB rechnet hier mit vorsichtigen fünf Prozent pro Jahr. Wenn im nächsten Jahr die Systeme installiert werden und Daten zur Verfügung stehen, können ab 2014 neben Monatsauswertungen auch die ersten Jahresauswertungen durchgeführt werden. Sie sind nicht nur für uns, sondern insbesondere auch für den Nutzer von Interesse, da sie ihm aufzeigen, wo er einsparen kann. 42 Automatische, fernauslesbare Aufzeichnungen Zählersystem erfordert Planung und Ausschreibung Der Unterschied zu einer Gebäudeautomationsanlage ist grundsätzlicher Natur: Dort wird lediglich die Arbeitsweise einer Anlage innerhalb einer Liegenschaft visualisiert, wozu die Gebäudeautomation Daten nur kurzfristig vorhält und dann wieder überschreibt. Im Gegensatz dazu dokumentiert und sammelt das Energiecontrolling die Verbrauchsdaten in einer Datenbank über mehrere Jahre hinweg. Kontinuierlich werden die von den Zählern gemessenen Verbrauchsdaten per Internet-Kommunikation (TCP/IP-Protokoll) an ein zentrales System gemeldet, wobei der Zugang zum Internet auf verschiedene Weisen erfolgen kann. Sowohl der Nutzer als auch der Landesbetrieb LBB kann die Daten dann über einen Internetbrowser und eine Zugriffsverwaltung abrufen. Der Server für unser EnergiecontrollingSystem steht im Rechenzentrum der Uni Mainz. Dort ist eine spezielle Software installiert („Interwatt“), die in der Lage ist, die notwendigen Auswertungen gebäudescharf und klimabereinigt durchzuführen und Berichte zu liefern. Neben Standardauswertungen können auch selbst Auswertungen definiert werden. Zudem liefert das System Prognosen und bildet energetische Kennwerte. In den ausgewählten Liegenschaften werden derzeit die Zähler entsprechend nachgerüstet bzw. neu eingebaut und verkabelt. Das Fernauslesesystem basiert auf dem Standard M-Bus. Sogenannte Datenlogger, die im Normalfall Bestandteil des örtlichen Netzwerkes sind, lesen die Energieverbräuche aus den Zählern aus und senden sie über das Internet an den Energiecontrolling-Server weiter. Die jeweils gebäudespezifische Konzeption erfolgt durch das Competence Center Energiemanagement (CC EM) des Landesbetriebs LBB. Anschließend schreiben die technischen Sparten des Landesbetriebs LBB die notwendigen baulichen Leistungen aus, beauftragen sie und überwachen auch die Bauausführung. „Inzwischen haben wir in den LBB-Niederlassungen einen Stamm von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit dem Aufbau von ZählerFernauslesesystemen gut umgehen können“, erläutert Markus Hadamik, Leiter des zentralen Competence Centers Energiemanagement in Koblenz, das die Maßnahmen in den LBB-Niederlassungen steuert. „Wegen der Komplexität der ganzen Angelegenheit spielt das CC EM jedoch eine deutlich stärkere Rolle als sonst im Baumanagement“, berichtet Hadamik. In seinem Team befassen sich drei Mitarbeiter mit dem Projekt. Einer von ihnen ist Arno Weiler, ein Spezialist für Fernauslesesysteme mit vielen Jahren Berufserfahrung, den er aus der freien Wirtschaft gewonnen hat. Sind die Zählersysteme installiert, wird die Bauen, Energie, Umwelt Eck.Punkt Dez/2012 Überblick Klimageräte (PI Oppau) Polizeiinspektion (PI) Ludwigshafen-Oppau, Profil Klimageräte. Die PI verfügt über Klimageräte in der Wache und im EDV-Serverraum. Das Säulendiagramm zeigt den elektrischen Verbrauch der drei Geräte im Vergleich. Bei der Analyse hilft die Außentemperatur (als Linie mit rechter Skala) Das Energiecontrolling-Team des Landesbetriebs LBB bei der Überprüfung von gesendeten Daten in der Energiecontrolling Software, aufgenommen an der Uni Koblenz-Landau, Standort Koblenz, in der Wärmestation Gebäude M . Von links: Arno Weiler, Patrick Hellwig, Dirk Bertels 43 Eck.Punkt Dez/2012 Bauen, Energie, Umwelt Liegenschaften, die in Kürze mit Fernauslesesystemen ausgerüstet werden: Finanzamt Mainz Süd Polizeipräsidium Mainz Landtag Mainz OFD Koblenz JVA Koblenz JVA Trier JVA Frankenthal JSA Schifferstadt In Vorbereitung befinden sich die Bereitschaftspolizei (BePo) Mainz und das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Neustadt Bauvolumen: 2012: 500.000 Euro Software aktiviert und die Liegenschaft im System abgebildet. Dazu müssen die Stammdaten einer Liegenschaft (Liegenschafts- und Gebäudebezeichnungen o. ä.) eingegeben und die Zugangsberechtigung des Nutzers eingerichtet werden. Diese Dienstleistung erbringt der Landesbetrieb LBB vorerst noch unentgeltlich. Nutzerbeteiligung erwünscht In den meisten LBB-Liegenschaften sind die Nutzer noch selbst für die Betriebsführung zuständig. Sind Fernauslesesysteme installiert, werden an die Betriebsführenden neue Anforderungen gestellt. Über das Internet haben sie Zugriff auf das System und können sehen, welche Auswertungen dort eingestellt sind. Denen entnehmen sie dann die notwendigen Informationen, um sie in ihre Betriebsführung einfließen zu lassen. Wenn nötig, bietet der Landesbetrieb LBB den Nutzern Unterstützung im richtigen Umgang mit der Technik. „In der Regel sind die Verantwortlichen vor Ort technisch ausgebildet und können das. Sie zeigen außerdem Eigeninitiative und sind sehr engagiert“, berichtet Hadamik. Energieeffizienz spiele im Bewusstsein inzwischen eine große Rolle. „Es ist Grundanliegen des Landesbetriebs LBB, die Liegenschaften wirtschaftlich zu betreiben, auch wenn primär der Nutzer von den Energieeinsparungen profitiert und der Landesbetrieb LBB in Vorleistung tritt“, so die stellvertretende Geschäftsführerin Dr. Petra Wriedt. 44 Nutzung der Software auch ohne Fernauslesung möglich Arbeitshinweise für einheitliches Vorgehen im Landesbetrieb LBB Dort, wo noch keine automatische Fernauslesung installiert ist oder wo die Kosten für eine technische Nachrüstung durch einen sehr geringen Energieverbrauch nicht gerechtfertigt sind, bietet der Landesbetrieb LBB dem Nutzer die Möglichkeit, seine Verbrauchsdaten mit der gleichen Software manuell vor Ort zu erfassen. Dazu erstellt das System monatliche Ableselisten, die per E-Mail der zuständigen Person zugesandt werden. Die Zählerstände werden dann händisch am PC in die vom System vorbereiteten Eingabemasken eingepflegt. Diese Vorgehensweise macht andere, bisher geführte Listen überflüssig. Die Daten sind dann in systematisierter Form in der zentralen Datenbank der Energiecontrolling-Software vorhanden. Dieses Konzept ist z. B. für viele kleinere Liegenschaften des Finanzressorts von Bedeutung, nachdem dort ein langjähriges Energiecontracting mit Johnson Controls Inc. ausgelaufen ist. Als Arbeitserleichterung und um eine konsistente Vorgehensweise sicherzustellen, hat der Landesbetrieb LBB für die technischen Sparten aller Niederlassungen eine Arbeitshilfe1 erstellt, die den Aufbau der automatisierten Erfassungssysteme umfassend beschreibt. So sollen beispielsweise die Zähler durchgehend das gleiche Ableseintervall haben, für Strom z. B. alle 15 Minuten. „Wir können nicht überall sein. Die Hinweise dienen dazu, die Anforderungen in den Ausschreibungen präzise zu definieren“, erläutert Hadamik den Sinn der Arbeitshilfe und räumt ein, dass das Projekt weit komplexer ist als zunächst gedacht. „Die Vorstellung, dass sich auf der einen Seite ein Zähler befindet, der etwas meldet, auf der anderen Seite eine Intelligenz, die die Meldung empfängt, ist zu einfach. Im Detail steckt eine technische Tiefe, die wirklich nur noch dem Spezialisten zugänglich ist“, sagt Hadamik. „Hinzu kommt, dass sich diese Technik ständig weiterentwickelt.“ /hbc Ansprechpartner: Markus Hadamik, Telefon: 0261 9701-129, [email protected] 1 Hinweise zum Aufbau der automatisierten Erfassung von Energie- und Medienverbrauchsdaten in LBB-Liegenschaften (LBB-Energiecontrolling), August 2012 Bauen, Energie, Umwelt Eck.Punkt Dez/2012 Eine Patentlösung gibt es nie Landesbetrieb LBB nimmt emissionsarmes Bauen ernst Die Vielfalt chemischer Substanzen, die sich in Baustoffen befinden, ermöglicht eine große Bandbreite an technischen Lösungen und Konstruktionsweisen. Daneben besteht aber die Gefahr, dass diese Bauteile gesundheitskritische Stoffe freisetzen. Betroffen sind Alt-, aber auch zunehmend Neubauten. Der Landesbetrieb LBB hat schon einiges Lehrgeld bezahlt und verfügt inzwischen über einen Fundus an Erfahrungen im Umgang mit Störfällen. Die Haupterkenntnis lautet: Jeder Fall muss als Krisenfall mit höchstem Ernst behandelt und – bezüglich der Lage und der jeweiligen Umstände – als Einzelfall betrachtet werden. Treten Probleme auf, sind proaktives Handeln, hundertprozentige Transparenz, ein möglichst sachlicher Umgang mit der Problematik und – trotz eigener Expertise – die Inanspruchnahme unparteiischer Fachleute verschiedener Fachrichtungen die Mittel der Wahl. Nichts ist so schwierig in den Griff zu bekommen wie Angst, Argwohn und tatsächliche gesundheitliche Betroffenheit – und dies auf einem wissenschaftlich sowie technisch vielfach ungesicherten Terrain. Ist die Vertrauensbasis einmal verloren, ist es auch kaum möglich, sie mit fachlich abgesicherten bzw. begleiteten Maßnahmenkonzepten oder mit Kontrollmessungen nach erfolgter Sanierung wieder herzustellen. Dagegen helfen nur Offenheit sowie solidarischer Umgang mit den Besorgnissen der Personalräte, Belegschaften und Behördenleitungen, woran der Landesbetrieb LBB selbst das größte Interesse hat. Wir setzen alles daran, die Situation konstruktiv zu bewältigen, schon allein um Prozesse und langwierige gerichtliche Beweissicherungsverfahren zu vermeiden – beim Gebäude in der Südallee 3 in Trier, wo wir eine PCB-Sanierung durchgeführt haben, befinden wir uns im 7. Jahr der Beweissicherung. Es hat sich bewährt, mit einer Pilotsanierung an einem Teil des Gebäudes zu starten und diese der Komplettsanierung vorausgehen zu lassen. Die beste Vermeidungsstrategie ist jedoch eine möglichst gute Prävention durch frühzeitige und umfassende Gefährdungsabschätzung – dies gilt sowohl für den Um- als auch für den Neubau. Chemie in Baustoffen Mit den Erkenntnissen über die Lungengängigkeit von Asbest und künstlichen Mineralfasern (KMF) hat es angefangen. Heute rücken flüchtige organische Verbindungen – sogenannte VOCs (volatile organic compounds) – in den Vordergrund. Sie befinden sich in vielen Gegenständen des täglichen Lebens, also auch in Baustoffen. Beispielsweise sind sie Bestandteil von Fugendicht- und Spachtelmassen, Isolierungen, Klebern, Farben und Lacken. Außerdem befinden sie sich in Holzschutzanstrichen und Holzwerkstoffen, in Bodenbelägen, Teppichen, Tapeten, Wandund Deckenbekleidungen, in synthetischen Beschichtungen von Türen und Mobiliar. Man unterscheidet leicht-, mittel- und schwerflüchtige Substanzen. Zu letzteren zählen auch die PAKs (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) und PCBs (polychlorierte Biphenyle). Für circa 70 Prozent der Stoffe gibt es mittlerweile umfangreiche gesetzliche Vorschriften, Handlungsanweisungen und technische Richtlinien, die auch die Sanierung damit belasteter Bauteile umfassen. Ein Beispiel hierfür ist das Pentachlorphenol (PCP), das früher in Holzschutzmitteln enthalten war und nun für Innenräume verboten ist. Der Umgang mit den restlichen rund 30 Prozent der Stoffe ist dagegen vergleichsweise ungeregelt. Normierungsverfahren, um die sich Verbände, Ausschüsse und Behörden bemühen, sind bisher nicht zum Abschluss gekommen. Es gibt die sogenannte AGÖVListe der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e. V. (aktuelle Fassung vom 10.10.2008, www.agoef.de) die aus statistisch abgeleiteten Auffälligkeitswerten Orientierungswerte für Raumluft und Hausstaub vorgibt. Prüfbedingungen sind nicht Einbaubedingungen Bei all den oben genannten Baustoffen handelt es sich um bauaufsichtlich zugelassene Bauprodukte – andere dürfen gar nicht eingebaut werden. Aber selbst ein zertifiziertes Produkt eines namhaften Herstellers mit blauem Umweltengel schützt nicht davor, so die Erfahrung des Landesbetriebs LBB, dass von einem Baustoff im eingebauten Zustand doch Gesundheitsgefahren ausgehen. Kommt beispielsweise eine OSB-Platte, die mit einem Quadratmeter Größe in einer Prüfkammer von einem Kubikmeter Raumvolumen getestet und danach zugelassen wurde, in einem Gebäude gleichzei- 45 Eck.Punkt Dez/2012 Bauen, Energie, Umwelt Ansprechpartner im Landesbetrieb LBB für Gebäudeschadstoffe LBB-Niederlassung Trier: Walter Thewalt, E-Mail: [email protected] Heike Oschmann, E-Mail: [email protected] Darüber hinaus kann bei entsprechenden Fragestellungen das Expertengremium „Abfall- und Schadstoffmanagement“ kontaktiert werden, das von den Abfall- und Schadstoffbeauftragten der einzelnen LBB-Niederlassungen und dem Competence Center Schadstoffe der Niederlassung Koblenz gebildet wird: LBB-Niederlassung Koblenz: Klaus Bleser, E-Mail: [email protected] tig am Boden, an den Wänden und der Decke zum Einsatz, ist das Verhältnis von Platte zu Luftvolumen um den Faktor vier oder fünf höher als im Test. Guter Rat ist teuer „Dann wundern wir uns als Bauherr, wieso die Nutzer Tränen in die Augen bekommen, wenn sie sich in dem Gebäude aufhalten“, sagt Diplomingenieur Walter Thewalt von der LBB-Niederlassung Trier. Er beschäftigt sich seit mittlerweile 20 Jahren mit dem Thema Schadstoffe. In dieser Zeit hat er einige erforderlich gewordene Sanierungsmaßnahmen erlebt, darunter das Postgebäude Moltkestraße, das für die Kriminaldirektion in Trier grundinstandgesetzt wurde, oder der Anbau an das Forstgebäude in Saarburg. Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum in Bitburg, ein bei einem privaten Eigentümer angemietetes Gebäude. Auf alle drei Fälle wollen wir im Folgenden kurz eingehen. Beim Gebäude in der Moltkestraße wurden alle Schadstoffe entfernt und das Gebäude wurde mit einer hygienischen Grundlüftung ausgestattet. Vor Nutzung durchgeführte Raumluftmessungen auf VOCs zeigen, dass dies die optimale Vorgehensweise ist. Beim neuen Anbau an das Saarburger Forsthaus, das auf Wunsch der Nutzer ganz aus Holz gebaut worden war, emittierten die OSB-Platten Terpene, natürliche Lösungsmittel. Die Terpen-Innenraumrichtwerte wurden nicht nur grenzwertig, sondern erheblich überschritten. Und dies, obgleich die OSB-Platten von 46 Gipskartonplatten überdeckt waren. Die Lösung war der nachträgliche Einbau einer Be- und Entlüftungsanlage zur Verbesserung der Raumluftzustände. Im angemieteten Gebäude des DLR Bitburg gab es Probleme durch Bestandteile im Kleber des PVC-Bodens, den der Eigentümer hatte einbauen lassen. Viele der 100 Bediensteten klagten über Kopfweh und Befindlichkeitsstörungen. Neben der Unfallkasse Andernach und dem TÜV wurden vor Ort nacheinander verschiedene Gutachter für die drei Parteien, Landesbetrieb LBB, Nutzer und Vermieter tätig. Es kamen ein Arbeits- und ein Umweltmediziner zum Einsatz, die zu erstaunlich unterschiedlichen Auffassungen gelangten, was die Gefahrenbeurteilung betraf. Teilweise bestätigten die Fachleute einander ihre Feststellungen, teils wichen sie erheblich voneinander ab. Eine erste Pilotsanierung mit einem Gummikautschukboden fand statt. Der Hersteller garantierte gleichzeitig für den Boden, den Kleber und für die fachgerechte Ausführung. Dennoch scheiterte die Sanierung wieder an der Geruchsbelastung. Der Landesbetrieb LBB schaltete daraufhin ein Sachverständigenbüro für Innenraumschadstoffe aus Witten ein. Dieses schlug einen anderen geruchlich unauffälligen Boden (UPOFLOOR) vor. Erst damit war man dann im Pilotversuch erfolgreich. Ein Vergleich mit oder ohne Rückbau des Estrichs ergab einen deutlichen Hinweis darauf, dass es besser ist, mit dem PVC und dem Kleber auch den Estrich zu entfernen. Luftdichtigkeit ist ein Problem „Eingriffe, die den Lufthaushalt verändern, z. B. neue dichtere Fenster und Türen, können eine Situation verschlechtern, die vorher unproblematisch war. Weil der Frischluftaustausch dann fehlt, reichern sich die Emissionen an und werden geruchlich auffällig“, so Thewalt. Er plädiert von daher grundsätzlich für eine „hygienische Grundlüftung“, d. h. für den Einbau einer Lüftungsanlage wenigstens auf niedrigem Niveau. Leider besteht für Lüftungsanlagen immer die Gefahr, dass sie aus Einsparungsgründen als Erstes gestrichen werden. „Diese Lüftungsanlage würde uns über die ersten drei kritischen Jahre hinweghelfen“, sagt Thewalt. Wenig Zeit für Auslüftung Tatsächlich ist das Emissionsproblem am Anfang der Nutzungsphase am größten. Weil die Bauzeiten immer kürzer werden, können diese Stoffe nicht mehr genügend ausdünsten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Hersteller aus Gründen der Arbeitssicherheit im Produktions-/Verarbeitungsprozess von leichtflüchtigen auf mittel- und schwerflüchtige Substanzen umgestellt haben. Damit hat sich die Problematik noch mehr in die Nutzungsphase verlagert. Wirtschaftlich ist es schwierig, der Nutzung eine Leerstandsbzw. Auslüftungsphase voranzustellen. Im Sinne einer Qualitätskontrolle sollten zu Beginn einer Nutzung aber zumindest Raumluftprüfungen durchgeführt werden. Mit dem sogenannten VOC-Wert wird die Summe aller leichtflüchtigen organischen Substanzen gemessen. /hbc Bauen, Energie, Umwelt Eck.Punkt Dez/2012 Die sieben Hauptschadstoffe Asbest: Asbestzementplatten, Blumenkästen, Brandschutzklappen, Bremsbeläge, Dichtungen, Dichtungsschnüre, Farben, Filter, Fugenmassen, Fußbodenbeläge, Heizgeräte, Hitzeschutzhandschuhe, Isoliermaterialien, Kitte, Lacke, Leichtbauplatten (Promabest-Platten), Putze, Löschdecken, Nachtstromspeichergeräte, Wellplatten, Schutzbekleidung Künstliche Mineralfasern (KMF): Wärme- und Schalldämmungen von Dächern und Leichtbauwänden, Trittschallund Heizungsdämmungen, Deckenplatten für abgehängte Deckenkonstruktionen, Brandabschottungen Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Teerölprodukte: Carbolineum, Holzschutzmittel, teergetränkte Korkdämmplatten (Kühlraumbau/Dachdämmung), Holzpflaster in Werkstätten, schwarzer Kleber (Parkett/Bodenbeläge). Die wichtigste inhalative PAK-Quelle in Wohn- und Aufenthaltsräumen ist der Zigarettenrauch Polychlorierte Biphenyle (PCB): Fugendichtungsmassen/Leuchtenkondensatoren/Transformatorenöl Pentachlorphenol (PCP) und Lindan: Holzschutzmittel Formaldehyd: Verleimte Produkte aus Holzwerkstoffen, Korkplatten und ähnlichen Materialien (formaldehydhaltige Kleber), Spanplatten, Möbel, Dämmstoffe und Ausschäum-material (Formaldehyd-Harnstoff-Schäume), Anstrichstoffe, Farben, Lacke, Parkett-siegel (Formaldehyd im Konservierungs- oder Bindemittel), Glas- und Steinwolle, Fasermatten (formaldehydhaltige Bindemittel) 47 Eck.Punkt Dez/2012 Redaktion: Gabriele Grommes /gg Sibylla Hege-Bettac /hbc Markus Ramp /ra Brigitte Coen /bc Marion Basten /mb Redaktionsleitung: Sibylla Hege-Bettac V.i.S.d.P.: Sibylla Hege-Bettac Tel.: 0631 34099-128 [email protected] Herausgeber: Landesbetrieb Liegenschaftsund Baubetreuung Rheinland-Pfalz (Landesbetrieb LBB) Geschäftsleitung [email protected] Pressefragen beantwortet: Markus Ramp Leiter der Unternehmenskommunikation Tel.: 06131 20496-36 [email protected] Layout: ARTvonROTH.de, Kaiserslautern Druck: Kerker Druck GmbH, Kaiserslautern Redaktionsanschrift: Rheinstraße 4E 55116 Mainz Erscheinungsweise: zweimal/Jahr (Juni, Dezember) Auflage: 2.900 www.LBBnet.de Eck.Punkt Dez/2012