16 DIENSTAG, 21. SEPTEMBER 2010 HOCHKARÄTIGE MUSIK, REIZVOLLES AMBIENTE Feuilleton Kultur-Tipp Jazz-Duo „Goetheallee“ im Kunstverein Coburg — Das Duo „Goetheallee“ aus Dresden gibt am Samstag (25. September, 19.30 Uhr) ein Konzert im Coburger Kunstverein. Die Sängerin Lena Sundermeyer ist den Coburgern durch Auftritte mit ihrer Band im ausverkauften „Münchner Hofbräu“ und im „Schwarzen Bären“ bereits bekannt. Die Preisträgerin des Song Live Creative Wettbewerbs der Sängerakademie Hamburg 2008 überzeugte mit selbst komponierten, feinsinnigen Songs zwischen Jazz und Pop. Mit dem Duo „Goetheallee“ zeigt sich die talentierte junge Sängerin von einer ganz anderen Seite. Ihr Partner am Klavier ist der Jazzpianist, Hammondorganist und Komponist Jochen Aldinger. Seit 2004 ist er Dozent an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden. In seinem Spiel finden sich Einflüsse aus seiner Studienzeit am „Berklee College“ in Boston, der „Folkwang Hochschule“ Essen sowie der Dresdner Musikhochschule. Ein feines Gespür für Strukturen und Stimmengewichtung und ein besonderer Sinn für Melodik charakterisieren den Lena eigenständiSundermeyer gen und innovativen Klangästheten. Jochen Aldinger hat einen modernen Liederzyklus über zwölf Goethegedichte für Gesang und Klavier komponiert: Klassische Texte auf der einen Seite, im Jazz verwurzelte Musiker auf der anderen. Dieser Symbiose versuchen die Kompositionen nach Darstellung der Interpreten den Weg zu bereiten, „ohne der spontanen Gestaltung den Raum zu nehmen“. Wichtige Impulse aber liefern nicht zuletzt die Texte Goethes. Seinen Emotionen folgen die Musiker nach eigener Aussage in tiefer Verehrung. Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. fw KAMMERKONZERT AUF SCHLOSS ROSENAU Harmonisches Zusammenspiel Im Marmorsaal von Schloss Rosenau musizierte am Sonntag ein hochkarätiges Trio klangvolle Werke für Flöte, Viola und Harfe von Georg Friedrich Händel bis Claude Debussy. KONZERT VON UNSEREM MITARBEITER GERHARD DEUTSCHMANN Rödental — Ein Konzert in ungewöhnlicher Besetzung erlebten am Sonntag die Besucher eines Kammerkonzerts auf Schloss Rosenau. Im Marmorsaal waren dabei drei junge Musiker zu Gast, die bereits mehrfach mit Preisen bedacht wurden und solistisch wie auch in verschiedenen Ensembles tätig sind. Bislang noch ohne Namen für ihr Ensemble, beschlossen Stefanie Finke (Flöte), Valentin Eichler (Viola) und Antonia Schreiber (Harfe) nach dem erfolgreichen Konzert unter Beifall des Publikums spontan, sich künftig „Rosenau-Trio“ zu nennen. Die reizvolle Instrumentenkombination, für die Debussy einst eine Sonate (sein letztes Werk) schuf, regte eine Reihe weiterer Komponisten zu derartigem Schaffen an. Neben drei Originalwerken in Triobesetzung stellten sich die Künstler auch jeweils mit einem Solowerk vor. „Carmen“ als Zugabe Auch barocke Triosonaten eignen sich vorzüglich als Erweiterung der speziellen Literatur, wie das erste Werk des Abends bewies. Man hörte ein derartiges Werk von Jean-Marie Leclair in viersätziger Kirchensonatenform mit geschmeidig wie ausdrucksvoll von Flöte und Viola gespielten Melodiestimmen, welche vom geschickt und reaktionsschnell auf der Harfe versehenen Continuopart begleitet wurden. Antonia Schreiber erwies sich anschließend als überlegene Solistin in dem Konzert für Harfe B-Dur von Georg Friedrich Händel, das sie auswendig mit stupender Geläufigkeit wie auf einem Tasteninstrument temperamentvoll und griffsicher zum Erklingen brachte. Saubere Intonation wie überlegene Griffund Bogentechnik gelang anschließend Valentin Eichler als „Edelbratscher“ in der 1. Suite G-Dur von Johann Sebastian Filigrane Harfenkunst: Antonia Schreiber. Bach, wobei es sich um die oktavierte Fassung des im Original für Violoncello konzipierten Werks handelte. Auch er beherrschte das Werk auswendig und zeigte in allen sechs ohne Wiederholungen gespielten Sätzen reife Gestaltung. Nunmehr wieder im Trio vereint, erklangen als wahre Delikatesse die „Deux Interludes“ von Jacques Ibert, das erste mit expressiver, großbögiger Melodik und flexibler Dynamik, das zweite – spanisch angehaucht – in mitreißender motorischer Fotos: Jochen Berger Rhythmik und temperamentvoller Gestaltung. Nach der Pause gab es ein Werk des hierzulande wenig bekannten englischen Komponisten Sir Arnold Bax, dessen „Elegiac Trio“ schmerzlich-elegische, aufgewühlte Stimmung ausstrahlte und deren sich kreuzende Melodiebögen mit großer Intensität und differenzierter Ausdrucksskala wiedergegeben wurden. Stefanie Finke spielte sodann das wohl bekannteste Solostück für Flöte – „Syrinx“ von Claude Klangschönheit und AusdrucksDebussy dynamisch-agogisch kraft auf der Viola demonstrierte einfühlsam, mit warmem und Valentin Eichler. nuancenreichem Ton. Dessen uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu eingangs erwähnte „Sonate en Vorschau trio“ mit den Sätzen Pastorale, Interlude und Final – alle sehr Finale Das letzte Konzert der diesvielgestaltig und kontrastreich jährigen Veranstaltungsreihe im angelegt und eindrucksvoll wie- Marmorsaal von Schloss Rosenau dergegeben – bildete den ge- findet am Sonntag, 26. September wichtigen und nachhaltigen Ab- (19.30 Uhr), statt. Zu Gast sind Mitschluss des mit reichem Beifall glieder der Coburger Kammermuaufgenommenen Konzerts. sikvereinigung: Edgar Eichstädter, Als Dank und Zugabe spielte Birgit Eichstädter (Klarinette), Jodas sich nunmehr „Rosenau- hannes Donhauser (Fagott). Auf Trio“ nennende Ensemble noch dem Programm: Werke von Wolfeine klangprächtige Bearbeitung gang Amadeus Mozart, Robert des Zwischenspiels aus der Oper Stark, Rick Lasalle, Johann Strauß. „Carmen“ von Bizet. uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu Übrigens… …erlebt Detlev Glanerts Oper „Das Holzschiff“ zum Spielzeitauftakt am Samstag, 9. Oktober, ihre Uraufführung an der Staatsoper Nürnberg. Als Auftragswerk der Staatsoper entstand diese Oper nach dem gleichnamigen Roman von Hans Henny Jahnn. Der 1960 geborene Glanert ist seit 1993 („Der Spiegel des großen Kaisers“) bislang mit zwölf Opern hervorgetreten, die ihre Uraufführung zum Beispiel in Mannheim, Bremen und Frankfurt erlebten. Er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen deutschen Opernkomponisten. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet. ct Feuilleton Jochen Berger 09561/888-174 Fax 09561/888-199 E-Mail: [email protected] Kultur Dr. Carolin Herrmann 09561/888-175 Überzeugte mit souveräner Technik und warmem Ton: Stefanie Finke. Stadt schreibt Förderpreis Musik aus Coburg — Mit insgesamt 4500 Euro dotiert ist der Förderpreis der Stadt Coburg, der in diesem Jahr in der Sparte Musik ausgeschrieben wird. Bewerben können sich Sänger, Instrumentalisten, Komponisten oder Dirigenten, die „auf dem Gebiet der ernsten Musik besonders anerkennenswerte Leistungen erbracht haben“. Weil in diesem Jahr eine vorübergehende Haushaltssperre verhängt worden war, wird der Förderpreis mit Verspätung ausgeschrieben. Bis zum 20. Oktober können sich Kandidaten bewerben, die mindestens 14 und maximal 24 Jahre alt sind und einen persönlichen Bezug zu Coburg als Geburtsort, Wohnort oder Ausbildungsort haben. Eine fünfköpfige Jury entscheidet über die Vergabe. Vorgesehen ist ein erster Preis in Höhe von 2000 Euro, ein zweiter Preis in Höhe von 1500 Euro und ein mit 1000 Euro dotierter dritter Preis. Eine abweichende Festlegung der Preise bei einer Gesamthöhe von insgesamt 4500 Euro ist aber möglich. Verliehen werden die Förderpreise im Rahmen einer Matinee, die – so Albrecht Tauer von der Kulturabteilung der Stadt – am Sonntag, 21. November in der Aula des Gymnasiums Casimirianum stattfinden wird. Die Teilnahmeunterlagen können bei der Kulturabteilung der Stadt Coburg abgeholt oder angefordert werden: Stadt Coburg, Kulturabteilung, Pfarrgasse 4, Tel. 09561/892034 (als Download unter www.coburg.de/kultur). Preisträgerinnen des Jahres 2008 waren Nora Lentner (Gesang, 1. Preis), Jana Scheidmantel (Klavier, 2. Preis) und Roxana Schmid (Gesang, 2. Preis). ct „Güldener Herbst“ Meiningen — „Kontrapunkte“ lautet in diesem Jahr das Motto des Festivals „Güldener Herbst“. Vom 24. September bis 10.Oktober bietet der Veranstaltungsreigen Chor- und Instrumentalmusik. Eröffnet wird die Reihe mit dem Vokalensemble „Stimmwerck“ in der Weimarer Herderkirche. Weitere Stationen sind das Bachhaus Eisenach und die Kreuzkirche Suhl. Zum Abschluss gastiert das Festival am 10. Oktober in Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Vokalsolisten der Rheinischen Kantorei und „Das Kleine Konzerte“ unter Leitung von Hermann Max interpretieren Kostbarkeiten aus der Meininger Musikaliensammlung. ct Huldigung an Felix Draeseke in Wort und Musik JUBILÄUM Zum 175. Geburtstag des aus Coburg stammenden Komponisten ist eine Reihe von Veranstaltungen geplant. Coburg — Felix Draeseke zählt fraglos zu den interessantesten Musikerpersönlichkeiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als Komponist wie auch als Musikpublizist und als Pädagoge hat er immer wieder entscheidenden Einfluss auf die widerstreitenden stilistischen Strömungen genommen. Im Laufe seines Lebens wandelte sich Draeseke vom ultramodernen Vorkämpfer der sogenannten Neudeutschen Schule zum strikten Verfechter einer konservativen Musikästhetik. Fatale Bekanntheit erlangte seine Schrift „Die Konfusion in der Musik“ aus dem Jahr 1906. Zum 175. Geburtstag Draesekes organisisiert die internationale Draeseke-Gesellschaft gemeinsam mit der Stadt Coburg, dem Kunstverein Coburg und dem Rückertkreis Bad Rodach eine Reihe von Veranstaltungen. Draeseke wurde am 7. Oktober 1835 in Coburg geboren. Daran erinnert auch eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus am Co- burger Marktplatz. An seinem Geburtstag am 7. Oktober gibt es zunächst eine Orgelmatinee (11 Uhr), die Annerose Röder im Rathaussaal Sonneberg gestalten wird. Auf dem Programm: Werke von Draeseke und Streller. Am späten Nachmittag (17.30 Uhr) folgt im Coburger Kunstverein ein kleiner Empfang für den Sohn der Stadt. Ein Kammerkonzert findet dann am Freitag (8. Oktober, 17 Uhr) in der Aula des Casimirianums statt. Edgar Eichstädter (Klarinette), Bernhard Froster (Oboe), Andreas Hilf (Viola) und Antonio Grimaldi (Klavier) spielen Werke von Draeseke und Schumann. „Ich weiß der Lieder viele“ lautet das Motto eines Konzerts im Festsaal des ehemaligen Jagdschlosses. Zu erleben ist Friedrich Rückert in Vertonun- gen von Draeseke und Schumann. Gestaltet wird die musikalisch-literarische Serenade von Uta Helene und Udo-Rainer Follert. J.B. Felix Draeseke: Gedenkrelief am Geburtshaus am Coburger Markt. Foto: Jochen Berger