Psoriasis Biologika sind (gen)biotechnologisch hergestellte Medikamente, die sehr gezielt die Entzündung von Haut und Gelenken stoppen können. Das tun sie, indem sie die Kommunikation des Immunsystems verändern. Bei der „Entwicklung“ der Medikamente standen Moleküle des menschlichen Abwehrund Signalsystems Modell, wie zum Beispiel Antikörper und Rezeptoren auf Zelloberflächen. Die derzeit zugelassenen Biologika visieren zwei unterschiedliche Ziele im menschlichen Körper an: den Tumornekrosefaktor-alfa (TNFα) oder die Botenstoffe Interleukin 12 (IL-12) und Interleukin 23 (IL-23). TNF-alpha: Die Antikörper Adalimumab, Golimumab und Infliximab, sowie der lösliche TNF-alfa-Rezeptor Etanercept hindern den Entzündungsbotenstoff TNF-alfa daran, seine Botschaft weiterzugeben. Das Prinzip wird Biologika zur Behandlung von Psoriasis Biologika werden seit 11 Jahren bei der Psoriasis und der Pso-Arthritis eingesetzt. Hier ein kurzer Überblick über Wirkweise und Anwendung von Dr. Carola Göring. Foto: Pfizer Hausarzt Medizin Biologika – Wichtige Fakten zur Anwendung Substanzname Adalimumab Etanercept Medikamentenname Firma zugelassen gegen Humira® Abbott Plaque-Psoriasis® PsA Enbrel® Wyeth, jetzt Pfizer Plaque-Psoriasis PsA (ab 6. Lebensjahr) Injektion subkutan initial 80 mg, nach 1 Woche 40 mg alle 14 Tage 71 – 80 % der Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Pso erreichen PASI-Reduktion von mindestens 75 % nach 12 bis 16 Wochen Bis zu 9 % der Patienten Injektion subkutan 2 × 25 mg/Woche 1 × 50 mg/Woche 2 × 50 mg/Woche 34 % (2 × 25 mg) 38 % (1 × 50 mg) 49% (2 × 50 mg) erreichen PASI-Reduktion von mindestens 75 % nach 12 Wochen bei bis zu 6 % der Patienten Reaktionen an der Injektionsstelle, Infektionen (obere Atemwege) Reaktionen an der Injektionsstelle, Infektionen Ist zur Langzeittherapie geeignet. Das Risiko für Nebenwirkungen ist gut abschätzbar, da sehr viele Patienten mit Adalimumab behandelt wurden. Ist zur Langzeittherapie geeignet. Das Risiko für Nebenwirkungen ist gut abschätzbar, da sehr viele Patienten mit Etanercept behandelt wurden. Therapieempfehlung Anwendungsart Dosierung und An­ wendungshäufigkeit Wirkung Antikörper gegen den Wirkstoff Wichtige uner­ wünschte Neben­ wirkungen Beurteilung 46 Der Hausarzt 06/2014 Hausarzt Medizin Zytokinblockade genannt. TNF-alfa wird in Psoriasis-Plaques verstärkt produziert und ist für die Hauterscheinungen mitverantwortlich. Die TNF-alfaBlocker sind auch bei der Behandlung der Psoriasis-Arthritis wirksam. Interleukin 12 und 23: Der Antikörper Ustekinumab hemmt die Aktivität der Botenstoffe Interleukin 12 und Interleukin 23. Foto: Pfizer Erfolg, Nebenwirkungen, Risiken Biologika werden nur dann eingesetzt, wenn andere systemische Therapien oder auch die UV-Behandlung keinen Erfolg hatte, nicht vertragen wurde oder aus anderen medizinischen Gründen nicht möglich war. Biologika werden immer gespritzt oder als Infusion gegeben. Die Dosierungen und Behandlungsabstände sind von Substanz zu selbst gebildet werden. Diese neutraliSubstanz unterschiedlich (Tabelle). sierenden Antikörper können die WirDie Wirkung der Biologika wurde in verschiedenen klinischen Studien über- kung abschwächen oder zu Reaktionen an der Injektionsstelle führen. prüft. Als Maß der Wirkung wird der Da Biologika das körpereigene AbwehrPASI-Wert (Psoriasis Area and Severisystem schwächen können, muss vor ty Index) angegeben. Er berücksichtigt der Behandlung sicher Ausmaß und Schwegestellt sein, dass were der HautverändeIn den meisten Fällen der eine Tuberkulose rungen. In den meisten verbesserten Biologika noch andere schwere Biologika-Studien besdie Symptome deutlich. Infektionskrankheiten serten sich bei sehr vievorliegen. Während len Patienten die Symder Behandlung dürptome deutlich: der fen keine Impfungen PASI-Index reduziermit Lebendimpfstoffen durchgeführt te sich um mehr als 75%. Der Therapiewerden. Inzwischen bestätigen immer erfolg tritt meist innerhalb der ersten mehr Daten, dass auch eine LangzeitbeWochen auf. Die meisten Biologika sind handlung mit Biologika sicher ist – dies als Monotherapie gut wirksam, können gilt insbesondere für das Risiko Krebs aber auch mit anderen Therapien komund schwere Infektionen zu entwickeln. biniert werden. Auch ist die Therapie für den Patienten Es kann sein, dass während der Behandin der Regel gut durchführbar. lung Antikörper gegen das Biologikum Golimumab Infliximab Ustekinumab Simponi® Schering-Plough, jetzt MSD Remicade® Essex, jetzt MSD Plaque-Psoriasis PsA Stelara® Janssen-Cilag Plaque-Psoriasis (PsA noch nicht) Injektion subkutan 50 mg alle 4 Wochen Infusion 5 mg/kg KG an Woche 0, 2 und 6; dann alle acht Wochen Injektion subkutan 45 (90*) mg in Woche 0 und 4, dann alle 12 Wochen bei 51 % verringerten sich die Symptome der PsA um 20 % nach 14 Wochen 67 – 75 % der Patienten erreichen PASI-Reduktion von mindestens 75 % nach 4 – 12 Wochen Bei etwa 5 % ≥ 80 % der Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Pso vulgaris erreichen PASI-Reduktion von mindestens 75 %, erster Wirkeintritt nach 1 – 2 Wochen 10 – 30 % Reaktionen an der Injektionsstelle, Infektionen Infusionsreaktionen, schwere Infektionen, Auto­immun­phäno­mene Infektionen Vorteilhaft sind längere Injektionsintervalle, teilweise wirksam, auch wenn andere TNF-alfa-Antagonisten nicht mehr wirken. Ist zur Langzeittherapie geeignet. Das Risiko für Nebenwirkungen ist gut abschätzbar, da sehr viele Patienten mit Infliximab behandelt wurden. Ist zur Langzeittherapie geeignet. Bisher liegen „nur“ Erfahrungen bei einigen tausend Patienten vor. Die Beurteilung der Langzeitsicherheit ist noch nicht möglich. Nur PsA bei etwa 5 % * 90 mg bei Patienten >100 kg Körpergewicht | Quellen: S3 Leitlinie Psoriasis (http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-001.html), Fachinformationen der Hersteller Der Hausarzt 06/2014 47