HS | 3/2015 MEDIZIN Neues Biologikum gegen Psoriasis CHRISTA INGLIN | Die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Heilmittel, Swissmedic, hat im Februar 2015 dem Wirkstoff Secukinumab die Marktzulassung erteilt. Der neue Wirkstoff ist für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis-Plaque vorgesehen. Secukinumab gehört zu der Gruppe der Biologika. Der Wirkstoff Secukinumab greift als Antikörper in die Fehlsteuerung des Immunsystems ein. Wie die anderen in der Schweiz bereits für die Behandlung von Psoriasis zugelassenen Biologika, schaltet sich auch Secukinumab gezielt in körpereigene Entzündungsmechanismen ein. Während die anderen Biologika bei den Zytokinen TNF-alpha1 oder Interleukin IL-12/IL 23 ansetzen, neutralisiert Secukinumab selektiv das Zytokin Interleukin IL 17A. Dieses Protein findet sich in hoher Konzentration in der an Psoriasis erkrankten Haut. Das neue Medikament mit dem Wirkstoff Secukinumab ist in der Schweiz für die Behandlung erwachsener Personen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis Plaque2 zugelassen. Wie bei allen Behandlungen mit Biologika kann eine solche Therapie erst dann durch den Arzt verschrieben werden, wenn eine herkömmliche Therapie zuvor nicht gewirkt hat oder aus einem anderen Grund nicht angewendet werden kann. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehören unter anderem leichte bis mittelschwere Infektionen der oberen Atemwege. Secukinumab wird wie alle Biologika biotechnologisch hergestellt. Das Medikament mit dem Wirkstoff Secukinumab kann vom Patienten selbst subkutan unter die Haut gespritzt werden: In den ersten vier Wochen wird es einmal wöchentlich und anschliessend alle vier Wochen appliziert. Biologika und ihre Merkmale Die Abwehrzellen unseres Immunsystems kommunizieren miteinander unter anderem mittels sogenannter Zytokine. Zytokine sind in unserem Organismus natürlich vorkommende Botenstoffe. Sie helfen dem Immunsystem, Eindringlinge wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten zu bekämpfen. NEUES BIOLOGIKUM GEGEN PSORIASIS | 11 MEDIZIN Normalerweise wird die Produktion dieser Botenstoffe wieder gedrosselt, wenn die Infektion erfolgreich eliminiert ist. Im Fall der Psoriasis kommt es jedoch aus bisher unbekannten Gründen zu einer dauerhaft erhöhten Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine und damit zu einer chronischen Entzündungsreaktion. Die Biologika greifen in diese Fehlsteuerung des Immunsystems ein. Sie neutralisieren als Antikörper oder Fusionsproteine die Zytokine und hindern diese an der proentzündlichen Signalübertragung, damit der Entzündungsprozess gestoppt wird. Biologika werden biotechnologisch hergestellt. Es handelt sich dabei entweder um TNF-Blocker oder Interleukin-Hemmer. Auch Biologika behandeln wie alle bisher bekannten Therapien die Symptome und nicht die eigentliche Ursache der Psoriasis. Biologika bestehen aus Proteinen. Sie können deshalb nicht als Pille geschluckt werden, da die Magensäure die Eiweissstruktur und damit die Wirkung der Medikamente zerstören würde. Biologika werden deshalb je nach Wirkstoff entweder als Infusion direkt in das Blutsystem verabreicht (intravenös) oder unter die Haut (subkutan) gespritzt. HS | 3/2015 Voraussetzungen für eine Behandlung mit Biologika Biologika gehören zu den systemischen oder innerlichen Therapien. Eine Behandlung mit Biologika wird vom Arzt nur bei mittelschwerer oder schwerer Psoriasis verschrieben. Für die Beurteilung des Schweregrades gibt es verschiedene Methoden. Zudem muss in der Schweiz für alle Biologika zuvor bereits mindestens eine Lichttherapie (UVB, PUVA) oder eine herkömmliche systemische (innerliche) Therapie nicht gewirkt haben oder aus einem anderen Grund, zum Beispiel wegen Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen, nicht angewendet werden können. Zu diesen herkömmlichen systemischen Behandlungen gehören zum Beispiel Therapien mit Methotrexat, Cyclosporin oder Retinoiden. Wie finde ich die richtige Therapie Biologika werden – wie alle systemischen Therapien – nur nach eingehenden Abklärungen durch den Dermatologen verschrieben. Zu diesen Abklärungen gehört unter anderem die Prüfung, ob das Risiko von Tuberkulose oder Hepatitis B besteht. Diese Krankheiten können nämlich latent vorhanden sein und durch den Eingriff in das Immunsystem zum Ausbruch gebracht werden. Auch während der Behandlung mit Biologika sind regelmässige und genaue Un- 12 | NEUES BIOLOGIKUM GEGEN PSORIASIS HS | 3/2015 MEDIZIN tersuchungen wichtig, um allfällige Nebenwirkungen aus der Behandlung mit Biologika rechtzeitig zu erkennen. In jedem Fall ist es wichtig, dass die Patientin oder der Patient bei einer Therapie mit Biologika vom Dermatologen und vom Hausarzt gut betreut und begleitet wird und dass die gegenseitige Zusammenarbeit gut funktioniert. So ist eine optimale Überwachung und Betreuung der Patienten gewährleistet. Secukinumab ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper. Er ist zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis indiziert, die auf andere systemische Therapien einschliesslich Ciclosporin, Methotrexat oder PUVA nicht angesprochen haben, bei denen diese Therapien kontraindiziert sind oder die diese Therapien nicht tolerieren. Secukinumab bindet an Interleukin-17A Fussnoten 1 TNA-alpha (Tumor-Nekrose-Faktor alpha) ist ein entzündungsförderndes Zytokin. 2 Psoriasis Plaque ist eine andere Bezeichnung für Psoriasis vulgaris, die häufigste Form von Schuppenflechte (Psoriasis). Quellen – https://compendium.ch; Stand 15.3.2015 – www.psoriasis-netz.de/medikamente/ cosentyx/neues-psoriasis-medikamentcosentys.html; Stand 5.1.2015 – http://pharmavista.net/content/NewsMaker – www.netdoktor.at/therapie/biologika-therapie-psoriasis-8675 – www.pharmawiki.ch; Stand 15.3.2015 – medicos 3/2011, S. 18ff. «Viele Patienten werden unter Biologics weitgehend symptomfrei», Interview von Dr. med. Uwe Beise mit Prof. Dr. med. Nikhil Yawalkar – Hautsache 4/2013, «Vom Chromosom zum Wirkstoff – Biologika» und verhindert die Interaktion mit dem IL17-Rezeptor, der von unterschiedlichen Zelltypen wie z.B. Keratinozyten exprimiert wird. Durch die selektive Bindung wird die Freisetzung verschiedener Entzündungsmediatoren verhindert. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Infektionen der oberen Atemwege und Durchfall. Secukinumab erhöht das Risiko für Infektionskrankheiten. NEUES BIOLOGIKUM GEGEN PSORIASIS | 13