Aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im St. Josef-Hospital Bochum – Universitätsklinik – der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. C. Rieger Dendritische Zellen im Verlauf der RSV Infektion. Untersuchungen in einem Mausmodell. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Katharina Philippson aus Karaganda 2004 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: PD. Dr. med. J. Schwarze Koreferent: PD Dr. med. H.-W. Duchna Tag der mündlichen Prüfung: 30. November 2004 Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück. Lao-Tse Inhalt Verzeichnis der Abkürzungen ............................................................................ 5 1. Einleitung............................................................................................. 7 1.1. Die Rolle viraler Atemwegsinfektionen bei der Entstehung von allergischer Sensibilisierung und Asthma bronchiale ........................... 7 1.2 Dendritische Zellen als Initiatoren der spezifischen Immunantwort……………………….....................................................12 1.3 Rolle dendritischer Zellen bei Virusinfektion und allergischer Sensibilisierung……………………………………………………………14 1.4 2 Arbeitshypothese und Zielsetzung ..................................................... 16 Tiere, Material und Methoden............................................................ 17 2.1 Tiere................................................................................................... 17 2.2 Virus................................................................................................... 17 2.3 Materialien ......................................................................................... 17 2.3.1 Labormaterialien und Geräte ...................................................... 17 2.3.2 Reagenzien ................................................................................ 18 2.3.3 Antikörper ................................................................................... 20 2.4 PC-Software ...................................................................................... 20 2.5 Methoden........................................................................................... 20 2.5.1 Allergische Sensibilisierung der Mäuse ...................................... 20 2.5.2 RSV Infektion der Mäuse............................................................ 21 2.5.3 Gewinnung von Mononukleären Zellen ...................................... 21 2.5.4 Isolierung CD11c positiver Zellen nach dem Prinzip der magnetischen Zellsortierung....................................................... 22 2.5.5 Analytische Durchflußzytometrie ............................................... 24 2.5.6 Gemischte Lymphozytenreaktion................................................ 28 3 Ergebnisse ........................................................................................ 29 3.1 Durchflußzytometrische Untersuchung dendritischer Zellen im Verlauf der RSV Infektion............................................................................... 29 3.1.1 Während der RSV Infektion kommt es zur Zunahme von CD11c positiven, hoch MHC-II und CD86 exprimierenden Zellen in der Lunge.......................................................................................... 29 3 3.1.2 Die RSV Infektion führt nicht zu Veränderungen dendritischer Zellen in der Milz......................................................................... 30 3.2 Isolierung dendritischer Zellen nach dem Prinzip der magnetischen Zellsortierung über CD11c im AutoMacs ........................................... 33 3.2.1. Durch die AutoMacs Sortierung können dendritische Zellen von hoher Reinheit und Viabilität isoliert werden............................... 33 3.2.2 Die im AutoMacs isolierten dendritischen Zellen exprimieren CD11c, MHC II und CD86 auf ihrer Oberfläche. ........................ 35 3.2.3 Die im AutoMacs isolierten dendritischen Zellen sind potente TZell Stimulatoren......................................................................... 37 3.3 Phänotypischer und funktioneller Vergleich dendritischer Zellen der Lunge und Milz RSV infizierter BALB/c Mäuse .................................. 39 3.3.1 Dendritische Zellen der Lunge, nicht aber der Milz, zeigen eine hohe Expression von MHC-II und CD86 nach RSV Infektion ..... 40 3.3.2 Dendritische Zellen der Lunge haben nach RSV Infektion eine gesteigerte Fähigkeit, T-Zellen zu stimulieren ............................ 43 4. Diskussion ......................................................................................... 46 4.1 Phänotyp dendritischer Zellen im Verlauf der RSV Infektion ............. 47 4.2 Automatische magnetassoziierte Isolierung von dendritischen Zellen49 4.3 Dendritische Zellen aus Lunge und Milz RSV infizierter BALB/c Mäuse als Antigen präsentierende Zellen ..................................................... 53 4.4 Schlussfolgerungen ........................................................................... 54 5. Zusammenfassung............................................................................ 55 6. Literaturverzeichnis ........................................................................... 57 4 Verzeichnis der Abkürzungen: Abb. Abbildung APZ Antigen präsentierende Zelle(n) CD- Cluster of differentiation cpm counts per minute DZ dendritische Zelle(n) FACS Fluoreszent activated cell sorter FCS fetal calf serum FITC Fluorescein- isothiocyanat FSC Forward scatter g Gravitationskonstante GM-CSF Granulocyte macrophage colony stimulating factor h Stunde HBSS Hanks balanced salt solution, steril Ig Immunglobulin IL- Interleukin IFN Interferon MCh Metacholin MHC Major histocompatibility complex MIP macrophage inflammatory protein MLR mixed lymphocyte reaction MNZ Mononukleäre Zelle(n) NK Natürliche Killerzelle(n) NO Stickstoffmonoxid OVA Ovalbumin PBS Phosphate buffered saline PHA Phytohaemagglutinin PE Phycoerythrin PFU Plaque forming unit PG Prostaglandin PI Propidiumjodid RSV Respiratory syncytial virus SSC Sideward scatter 5 Tab. Tabelle Tc zytotoxische CD8+ T-Lymphozyten Th CD4+ T-Helfer-Lymphozyten TNF Tumor Nekrose Faktor VLA Very late antigen 6 1. Einleitung 1.1. Die Rolle viraler Atemwegsinfektionen bei der Entstehung von allergischer Sensibilisierung und Asthma bronchiale Virale Infektionen der Atemwege können bei Kindern wie bei Erwachsenen akute obstruktive Atemwegssymptome und Asthmaexazerbationen auslösen (Busse 1990, Cypcar 1992). Darüber hinaus werden Virusinfektionen im Kindesalter, besonders die RSV Bronchiolitis, als eine mögliche Ursache bei der Entstehung allergischer Sensibilisierung und Asthma bronchiale diskutiert (Sigurs et al 2000, Schauer et al 2002). Etwa 80% der Asthmaepisoden im Schulalter sind mit Virusinfektionen der oberen Atemwege assoziiert (Johnston et al 1995). Dabei sind Rhinoviren mit einem Anteil von 60% der häufigste Erreger in dieser Altersgruppe (Johnston et al 1996). Bei Säuglingen und Kleinkindern unter 2 Jahren sind Infektionen mit RSV mit einem Anteil von 50-60% am häufigsten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen wie obstruktive Bronchitis und Bronchiolitis assoziiert (Johnston 1999, McIntosh et al 1973). Andere Viren, die zu diesen Symptomen führen können sind Enteroviren, Coronaviren, Parainfluenza Viren und Adenoviren (Johnston et al 1996). Das Risiko, bei viralen Atemwegsinfektionen obstruktive Atemwegssymptome zu entwickeln, ist erhöht für tabakrauchexponierte Kinder, die kleine Atemwege mit verminderter Lungenfunktion haben und für Kinder mit Atopie (Duff et al 1993, Martinez et al. 1988, Martinez et al 1991, Martinez et al 1995, Martinez et al 1998). Epidemiologische Beobachtungen zeigen, dass Virusinfektionen der Atemwege nicht nur akute obstruktive Atemwegssymptome auslösen, sondern auch zum Auftreten allergischer Sensibilisierung und zur Entstehung von Asthma beitragen können. Bei Kindern aus Atopikerfamilien konnten 1-2 Monate nach einer viralen Atemwegsinfektion erhöhte IgE Spiegel als Ausdruck einer stattgefundenen allergischen Sensibilisierung gemessen werden (Frick et al 1979). Der Zusammenhang besonders zwischen der RSV Bronchiolitis und dem Auftreten von Asthma bronchiale im Kindesalter konnte in mehreren kontrollierten Längsschnittstudien gezeigt werden (Hall et al 1984, Pullan et al 1982, Sims et al 7 1978). In einer prospektiven Kohortenstudie waren zur Hospitalisierung führende RSV Infektionen im Säuglingsalter der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten von Asthma bronchiale und für die Entstehung einer allergischen Sensibilisierung in den ersten 3 Lebensjahren (Sigurs et al 1995). 23% der Kinder, die mit durchschnittlich 3,5 Monaten eine RSV Bronchiolitis hatten, entwickelten Asthma, verglichen mit 1% der Kinder aus der Kontrollgruppe. Bei 32% der an RSV Bronchiolitis erkrankten Kinder wurden spezifische IgE Antikörper im Serum als Ausdruck einer allergischen Sensibilisierung gegen Inhalationsantigene gemessen. Dies war nur bei 9% der Kinder aus der Kontrollgruppe der Fall. Das Risiko für die Entstehung von Asthma bronchiale und für die Entstehung einer allergischen Sensibilisierung war weiter erhöht für Kinder mit einer Familienanamnese mit Asthma oder Atopie. Auch bei einer Nachuntersuchung im 7. Lebensjahr war die Diagnose Asthma bronchiale signifikant häufiger in der Gruppe der Kinder, die als Säuglinge eine RSV Bronchiolitis durchgemacht hatten, als in der Kontrollgruppe (Sigurs et al 2000). Zu bemerken ist, dass in dieser Studie durch die Untersuchung von Kindern mit schweren RSV Infektionen, die zu einer Hospitalisierung führten, eine Selektion vorgenommen wurde. Ergebnisse aus der Tuscon Children´s Respiratory Study (Stein et al 1997), einer prospektiven Studie einer Geburtskohorte ohne diese Selektion zeigen, dass im Alter von 6 Jahren ein erhöhtes Risiko für obstruktive Atemwegssymptome besteht, wenn es in den ersten 3 Lebensjahren zu einer RSV Infektion gekommen ist. Zwar war die RSV Infektion in dieser Studie nicht mit einem erhöhten Risiko einer allergischen Sensibilisierung assoziiert, doch ist diese möglicherweise durch eine ungewöhnlich hohe Rate allergischer Sensibilisierung in dieser Kohorte unentdeckt geblieben. Insgesamt betrachtet sprechen die epidemiologischen Untersuchungen dafür, dass ein Zusammenhang zwischen Virusinfektion der Atemwege, der allergischen Sensibilisierung über die Atemwege und der Entstehung von Asthma bronchiale besteht. Um die zugrunde liegenden Mechanismen des Zusammenwirkens zwischen Virusinfektion, allergischer Sensibilisierung und Asthmaentstehung zu untersuchen, werden Tiermodelle herangezogen. In der Maus führt die akute RSV Infektion zu Atemwegshyperreaktivität nach MCh Provokation und zu einer Atemwegsentzündung, die mit einem Einstrom neutrophiler und eosinophiler Granulozyten einhergeht. Die MNZ der peribron8 chialen Lymphknoten produzieren vermehrt IFN-γ. Gleichzeitig ist die Produktion von IL-4 und IL-5 vermindert, was einer Th1-Immunreaktion entspricht (Schwarze et al 1997). Diese Veränderungen bilden sich, nachdem sie ihr Maximum am Tag 6 erreicht haben, wieder vollständig zurück. Am Tag 21 nach Infektion sind sie nicht mehr nachweisbar. Die durch RSV induzierte eosinophile Atemwegsentzündung und Atemwegshyperreaktivität wird von der Anwesenheit von IL-5 bestimmt. So bleibt bei IL-5-defizienten Mäusen die eosinophile Entzündung und Atemwegshyperreaktivität durch RSV aus. (Schwarze et al 1999). Zudem verhindert die Blockade der Einwanderung der eosinophilen Granulozyten durch anti-VLA-4 Antikörper die Entstehung von Atemwegshyperreaktivität. Dies läßt auf einen direkten Zusammenhang zwischen Eosinophilie und Atemwegshyperreaktivität schließen. Bei der Abwehr von Virusinfektionen sind T-Lymphozyten, insbesondere CD8+ Zellen, beteiligt. Ihre Rolle wurde in Depletionsversuchen untersucht (Schwarze et al 1999). Nach Depletion von CD8+ T-Lymphozyten kam es nicht zur Entstehung von Atemwegshyperreaktivität und Eosinophilie während der akuten RSV Infektion und die IL-5 und IFN-γ Produktion in den Atemwegen blieb aus. Gab man den CD8+ depletierten Mäusen IL-5, so stellten sich diese Folgen der akuten RSV Infektion wieder ein. Eine Depletion von CD4+ T-Lymphozyten hatte keinen Einfluss auf diese Konsequenzen der RSV Infektion. Diese Versuche zeigen, dass CD8+ T-Lymphozyten, ebenso wie IL-5, entscheidend sind für die Veränderungen in der Lunge während der akuten RSV Infektion. Welche Auswirkungen die RSV Infektion auf eine nachfolgende allergische Sensibilisierung und Atemwegsreaktivität hat, wurde von Schwarze und Mitarbeitern (Schwarze et al 1997) untersucht. Mäuse wurden nach der Akutphase der RSV Infektion (Tag 11) oder nach völligem Abklingen der Infektion (Tag 21) über 10 Tage einem OVA-Aerosol als Allergen ausgesetzt. In beiden Fällen kam es zu einer verstärkten Atemwegsreaktivität nach MCh Provokation sowie zu einer eosinophilen Entzündung in der Lunge. Anders als in der akuten Phase der RSV Infektion produzierten MNZ der peripheren Bronchiallymphknoten am Tag 21 Zytokine vom Th-2 Typ mit reduziertem IFN-γ und erhöhtem IL-4 Spiegel. Die OVA spezifischen IgE und IgG1 Spiegel im Serum waren im Vergleich zur Sensibilisierung ohne vorherige RSV Infektion nicht erhöht. Wurden Mäuse dagegen während der akuten Phase der RSV Infektion OVA ausgesetzt, führte dies zu einem Anstieg des 9 allergenspezifischen IgE Spiegels (Freihorst et al 1988, Leibovitz et al 1988). RSV schädigt während der akuten Infektion das Epithel der Atemwege. Das gleichzeitig über die Atemwege angebotene Allergen kann dann vermehrt resorbiert werden und zu einer stärkeren Sensibilisierung mit einem Anstieg des allergenspezifischen IgE Spiegels führen. Eine solche Epithelschädigung ist bei einer Sensibilisierung nach der Akutphase der RSV Infektion nicht mehr nachzuweisen. Hier kann also nicht von einer erhöhten Allergenabsorption als Ursache für die erfolgte höhere Sensibilisierung ausgegangen werden. Es ist viel mehr anzunehmen, dass durch die RSV Infektion eine Immunantwort ausgelöst wird, die auch zu einem späteren Zeitpunkt eine allergische Sensibilisierung mit allergischer Entzündung der Atemwege begünstigt. Die verstärkte Atemwegsreaktivität und Eosinophilie als Ausdruck einer gesteigerten allergischen Sensibilisierung nach RSV Infektion lassen sich in IL-5 defizienten Mäusen nicht beobachten. Substitution dieser Mäuse mit IL-5 allein während der akuten RSV Infektion führt zum Auftreten von Eosinophilie und Atemwegshyperreaktivität bei nachfolgender Sensibilisierung. Eine IL-5 Substitution allein während der Sensibilisierungsphase hat keine Auswirkung auf die Atemwegsreaktivität. Diese Erkenntnisse zeigen, dass IL-5 und möglicherweise eosinophile Granulozyten während der akuten RSV Infektion wegbereitend sind für die allergische Entzündung und Atemwegshyperreaktivität bei der nachfolgenden Sensibilisierung. Transferversuche haben gezeigt, dass CD8+ T-Lymphozyten für die Auswirkungen der RSV Infektion auf eine nachfolgende allergische Sensibilisierung und Atemwegsreaktivität entscheidend sind. (Schwarze et al 1999). CD8+ TZellen wurden aus peribronchialen Lymphknoten RSV infizierter Mäuse gewonnen und auf nicht infizierte Tiere übertragen. Nach der darauf folgenden Sensibilisierung entwickelten sich Atemwegshyperreaktivität und Lungeneosinophilie mit erhöhter IL-5 Konzentration. Ein Transfer von CD4+ T-Zellen führte nicht zu diesen Veränderungen. Das Ergebnis des Transfers war von dem Zeitpunkt nach RSV Infektion abhängig, an dem er durchgeführt wurde. Ein Transfer von T-Zellen 14 Tage nach RSV Infektion führte zu den beschriebenen Konsequenzen, wohingegen es bei einem T-Zell Transfer 7 Tage nach Infektion weder zu Atemwegshyperreaktivität, noch zu Lungeneosinophilie noch zu einem Anstieg der IL-5 Produktion nach allergischer Sensibilisierung kam. Diese Beobachtung legt nahe, dass während der akuten Infektion (Tag 7) eine Th-1 Immunantwort 10 überwiegt und IFN-γ produzierende, zytotoxische CD8+ T-Zellen übertragen werden, während nach Abklingen der Infektion (Tag 14) eine Th-2 Immunreaktion in den Vordergrund rückt und der Transfer von nicht zytotoxischen, IL-5 produzierenden CD8+ T-Zellen eine allergische Sensibilisierung mit eosinophiler Entzündung begünstigt. Aus den Untersuchungen an Tiermodellen lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die RSV Infektion im Mausmodell die Auswirkungen einer allergischen Sensibilisierung über die Atemwege begünstigen kann. Dies geschieht durch eine durch RSV induzierte CD8+ T-Zellantwort mit vermehrter IL-5 Bildung, die zu einer eosinophilen Entzündung und Atemwegs-hyperreaktivität führt (Abb.1). Abb. 1: Immunologische Interaktionen zwischen RSV Infektion und allergischer Sensibilisierung bei der Entstehung von Atemwegshyperreaktivität - eine Hypothese (Schwarze et al 2002) Andere Untersuchungen an Meerschweinchen und Mäusen haben gezeigt, dass nicht nur eine Virusinfektion der Atemwege die Auswirkungen einer nachfolgenden allergischen Sensibilisierung verstärken kann, sondern, dass auch eine allergische Entzündung der Atemwege die Folgen einer anschließenden Virusinfektion verstärkt (Robinson et al 1997, Peebles et al 2001). 11 1.2 Dendritische Zellen als Initiatoren der spezifischen Immunantwort Tiermodelle haben gezeigt, dass für die Folgen der RSV Infektion T-Lymphozyten verantwortlich sind. T-Zellen bedürfen zur Entfaltung ihrer Funktion einer Aktivierung durch Antigen präsentierende Zellen. Nur DZ sind als hochspezialisierte APZ in der Lage, mit naiven T-Zellen in Kontakt zu treten und deren Differenzierung auszulösen. DZ kommen in fast allen lymphoiden und nicht lymphoiden Organen vor und besitzen als professionelle APZ im Gegensatz zu anderen APZ (B-Zellen und Makrophagen) die einzigartige Fähigkeit, naive TZellen zu aktivieren. Diese Aktivierung naiver antigenspezifischer T-Zellen durch DZ ist der entscheidende erste Schritt der spezifischen Immunantwort. DZ sind in fast allen Geweben und Organen vorhanden und liegen dort als unreife Zellen vor. (Steinmann 1991). Diese unreifen Zellen haben nur eine schwache T-Zell stimulierende Aktivität, verfügen aber über eine hohe Phagozytosekapazität und sind auf Antigenaufnahme und –verarbeitung spezialisiert. Sie exprimieren verschiedene Rezeptoren zur Antigenaufnahme, z.B. Mannoserezeptor, Immunglobulin-rezeptoren und Complementrezeptoren (Sallusto et al 1995). Die Antigenaufnahme kann über Endozytose, Makropinozytose und Phagozytose erfolgen. Verglichen mit anderen APZ wie B-Zellen und Makrophagen sind DZ die effizientesten APZ (Masten et al 1999). Erst nach Antigenaufnahme oder Stimulation durch das umliegende Zytokinmilieu des jeweiligen infizierten Gewebes oder Organs reifen sie aus und sind dann in der Lage, T-Zellen optimal zu aktivieren und zur Proliferation anzuregen, wobei eine einzige DZ hunderte von naiven T-Zellen stimulieren kann. Dies geschieht in den T-Zell Regionen der Lymphknoten, wohin DZ über das afferente Lymphsystem nach Stimulation einwandern (Steinmann 1991, Banchereau et al 2000). Nach antigener Stimulation vermehren und differenzieren sich die T-Zellen unter Einfluss von IL-2. Die durch APZ aktivierten und differenzierten T-Effektorzellen verlassen die Lymphknoten über die efferente Lymphbahn und wandern zurück zum Ort der Entzündung. Reife DZ unterscheiden sich von unreifen durch spezifische Oberflächenmoleküle, die für die T-Zell Aktivierung notwendig sind (Cella et al 1997). Wichtig für die T-Zell Stimulierung ist die Präsentation von Antigenen auf MHC-I und MHC-II Molekülen, über die die Erkennung durch den spezifischen T-Zellrezeptor verläuft. Ausge12 reifte DZ exprimieren diese Moleküle vermehrt auf ihrer Oberfläche. Neben der T-Zellrezeptor-MHC Bindung muss die T-Zelle über weitere Signale, sog. costimulierende Moleküle aktiviert werden. Dazu gehören u. a. CD80 und CD86, die mit CD28 auf den T-Zellen interagieren. Man kann zwei T-Effektorzellgruppen unterscheiden. CD4+ und CD8+ T-Lymphozyten. Sowohl naive CD4+ als auch naive CD8+ Zellen erfahren bei ihrer Aktivierung auch eine Differenzierung. CD8+ Zellen entwickeln sich überwiegend zu IFN-γ produzierenden, zytotoxischen Tc1-Zellen, aber es treten auch IL-4 und IL-5 bildende, nicht zytotoxische Tc2- Zellen auf. Naive CD4+ Zellen können zu Th1, Th2- oder regulatorischen T-Zellen differenzieren. Diese sezernieren unterschiedliche Zytokine und induzieren damit unterschiedliche immunologische Prozesse. Th1 Zellen produzieren überwiegend IL-2, IFN-γ und TNF-β, um Makrophagen und zytotoxische T-Zellen zu aktivieren. Th2 Lymphozyten sezernieren IL-4, IL-5, IL6, IL-9, IL-10 und IL-13 und induzieren damit eine überwiegend humorale Immunantwort. Regulatorische T-Zellen bilden überwiegend IL-10 und hemmen Immunantworten. Die Entscheidung, was aus einer naiven CD4+ Zelle wird, fällt vermutlich bei ihrem ersten Kontakt mit dem Antigen, das von DZ präsentiert wird. Die Differenzierung ist abhängig vom Zytokinmilieu. Während IL-12, IFN-γ und IL-18 zur Th1 Differenzierung führen, induzieren IL-4 zusammen mit IL-6 eine Th2 Differenzierung. IL-10 bildende DZ induzieren regulatorische T-Zellen. Neuere Daten weisen auf eine Plastizität der DZ hin, die durch mikrobielle Signale (z.B. LPS über den Toll-like-Rezeptor 4) dazu gebracht werden, eine T-Zell Differenzierung auszulösen (Boonstra et al 2003). In der Lunge kommen DZ in großer Zahl vor, wo sie als unreife Zellen ihre Funktion als Wächter (sentinels) ausüben. Hier exprimieren sie MHC-II auf intermediärem Niveau und besitzen kaum costimulierende Moleküle. Funktionell sind sie darauf spezialisiert, Antigen aufzunehmen und sind nur in geringem Maße dazu in der Lage, naive T-Zellen zu aktivieren (Schon-Hegard et al 1991, Holt et al 1990). Ihr unreifer Zustand wird wahrscheinlich durch Mediatoren der Umgebung aufrechterhalten, wie (PG)E2, IL-10, und NO oder durch membranöse Liganden (Cadherin), die von Epithelzellen exprimiert werden (Stumbles et al 1998). Unter inflammatorischen Bedingungen ändert sich die Funktion der DZ dramatisch. Virale und bakterielle Antigene sowie Allergene führen zu einem Anstieg 13 der Anzahl DZ in der Lunge (Mc William et al 1995, Mc William et al 1996, Mc William et al 1998, Hamilton-Easton et al 1995). Gleichzeitig induzieren sie eine Aktivierung der DZ. Wahrscheinlich werden DZ durch verschiedene Chemokine ins Entzündungsgebiet „gelockt“, wobei MIP 3-α das wichtigste Chemokin zu sein scheint (Power et al 1997). Im Blut zirkulierende monozytäre Vorläufer der DZ wandern daraufhin ins Entzündungsgebiet, wo sie nach transepithelialer Migration den Phänotyp unreifer DZ annehmen. Durch Antigenaufnahme wird die Wanderung der DZ zu den peribronchialen Lymphknoten induziert und es kommt zur Expression costimulierender Faktoren wie CD80, CD86, die die Kontaktaufnahme zu T-Zellen und deren Aktivierung ermöglicht. Die Migration der DZ nach Antigenaufnahme erfolgt schnell. Innerhalb von 12 Stunden können DZ der Lunge in den T-Zell abhängigen Zonen der drainierenden Lymphknoten nachgewiesen werden (Lambrecht et al 2000a, Lambrecht et al 2000b, Havenith et al 1993). 3-4 Tage später verlassen antigenspezifische CD4+ und CD8+ Lymphozyten auf efferentem Weg die Lymphknoten, um über den Blutkreislauf an den Ort des Geschehens zu gelangen (Lambrecht et al 2000a, Hamilton-Easton et al 1995). 1.3 Rolle Dendritischer Zellen bei Virusinfektion und allergischer Sensibilisierung Dem Organismus stehen zur Abwehr von Krankheitserregern zwei sich einander ergänzende Systeme zur Verfügung: das unspezifische angeborene Immunsystem und das spezifische erworbene Immunsystem. Zum unspezifischen Immunsystem gehören phagozytierende Zellen, Natürliche Killerzellen, Komplement und Interferone. Diese sind in der Lage, eingedrungene Pathogene rasch zu erkennen, zu bekämpfen und körpereigene Immunzellen der erworbenen Abwehr zu aktivieren. Zellen des spezifischen Immunsystems sind Lymphozyten. Diese reagieren auf Pathogene mit der Aktivierung von zytotoxischen T-Zellen und von Th- Zellen. Letztere fördern die Bildung von spezifischen Antikörpern durch B-Zellen. Ein weiteres Kennzeichen dieses Systems ist das immunologische Gedächtnis. Beide Systeme sind durch komplexe Regulationsmechanismen eng miteinander verknüpft. Eine Schlüsselfunktion bei der Integration beider Systeme kommt den DZ zu. 14 Eine Virusinfektion setzt beide Systeme der Immunabwehr in Gang: virusinfizierte Epithelzellen und Fibroblasten produzieren IFN-α/β. Dieses stört die Virusreplikation, aktiviert die NK und induziert die Synthese von MHC-I. IFN-α/β wird nicht nur von virusinfizierten Zellen produziert. Es gibt in der Blutbahn einen Pool an IFN produzierenden Zellen, die an Orte viraler Replikation und inflammatorische Lymphknoten rekrutiert werden können (Kadowaki et al 2000). Diese sind in der Lage, T Zellen zur Produktion von IFN-γ und IL-10 anzuregen. Über ihre hohe IFN-α Produktion tragen sie zur Reifung und Migration der gewebsständigen DZ sowie zur Bildung antiviraler Effektor T-Zellen bei. Untersuchungen in der Maus haben gezeigt, dass DZ die zytotoxischen NK direkt aktivieren können. Dies geschieht durch Rezeptorinteraktionen (CD80, CD40L) und durch IFNα, IL-12, IL-15 und IL-18 Produktion. Zur spezifischen Abwehr viraler Infektionen sind zytotoxische CD8+ Lymphozyten und CD4+ Th-Zellen notwendig, deren T-Zellrezeptoren die auf MHC-I beziehungsweise MHC-II Molekülen präsentierten viralen Peptide erkennen. Allein DZ exprimieren die costimulierenden Moleküle, die zur Aktivierung naiver CD8+ und CD4+ T- Zellen notwendig sind. Für eine Reihe von Viren, darunter auch RSV, konnte gezeigt werden, dass sie DZ in vitro infizieren können. Eine Infektion der DZ selbst ist eine Möglichkeit, aber keine Voraussetzung für die DZ, virale Antigene auf MHC-I Molekülen zu präsentieren. Findet die Virusreplikation außerhalb der DZ statt, können diese Zellen Viruspartikel oder virusinfizierte apoptotische Zellen phagozytieren und diese exogenen Antigene durch Kreuzpräsentation (Albert et al 1998) auch über den MHC-I Weg und nicht nur auf MHC-II Molekülen präsentieren. DZ können auch Inhalationsantigene aufnehmen und den T Lymphozyten in dem drainierenden Lymphknoten präsentieren (Abbas et al 1996). Die über die Atemwege kommenden exogenen Allergene werden von APZ aufgenommen, verarbeitet und auf MHC-II Molekülen den CD4+ T-Zellen präsentiert. Eine Reihe von Untersuchungen in Tiermodellen hat gezeigt, dass DZ eine Allergensensibilisierung induzieren. So führen in vitro mit OVA gepulste DZ der Lunge nach intravenösem adaptiven Transfer zur Blildung von Th2 abhängigen Antikörpern gegen OVA (IgG1, IgE). Pulst man myloide DZ mit OVA und instilliert sie in die Trachea naiver Mäuse, so kommt es nach einer Aerosolexposition mit OVA Antigen 10-14 Tage später zu perivasculärer und peribronchialer eosi15 nophiler Entzündung (Lambrecht et al 2000). Eine alleinige kurze OVA-Inhalation bewirkt keine Sensibilisierung. DZ spielen als APZ bei der Induktion einer allergischen Immunreaktion eine zentrale Rolle. Ihr Funktionszustand wird durch Virusinfektionen beeinflusst. 2-5 Tage nach einer Influenzainfektion der Maus ließ sich ein nur kurz andauernder Einstrom von DZ in die Atemwege beobachten (Yamamoto et al, 2000). Bei gleichzeitiger Allergenexposition, die zu einer verstärkten Sensibilisierung und Atemwegshyperreaktivität führte, konnten MHC-II exprimierende DZ 5 Wochen lang in den Atemwegen nachgewiesen werden. Nach Allergenexposition ohne Virusinfektion war dies nicht der Fall. Es ist also möglich, dass die Virusinfektion den Einstrom von DZ in die Atemwege auslöst und ihre antigenpräsentierende Funktion, durch MHC-II Expression gekennzeichnet, hoch reguliert. So kann gleichzeitig vorhandenes Allergen effektiv präsentiert werden und z.B. eine Th2 Immunantwort auslösen, wie es bei der allergischen Sensibilisierung geschieht. 1.4 Arbeitshypothese und Zielsetzung DZ der Atemwege sind als APZ entscheidend an der Auslösung von Immunantworten gegen virale Atemwegsinfektionen sowie an der Induktion einer allergischen Sensibilisierung über die Atemwege beteiligt. Die verstärkte Atemwegssensibilisierung infolge einer RSV Infektion ist wahrscheinlich durch DZ ermöglicht, die während der RSV Infektion in die Lunge rekrutiert werden und T-Zellen zu Th2 Immunreaktion anregen. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung von DZ während der RSV Infektion im Mausmodell im Hinblick auf deren Zahl und Lokalisation, auf die Expression von MHC-II und costimulierenden Molekülen und insbesondere auf ihr Vermögen, T-Zellen zu aktivieren. Dazu wurden Mäuse intranasal mit RSV infiziert. MNZ aus Lunge und Milz infizierter Mäuse wurden auf die Expression von CD11c, MHC-II und CD86 untersucht. Um einen funktionellen Vergleich von DZ durchführen zu können, wurde eine Methode zur direkten Isolierung dieser Zellen aus Lunge und Milz etabliert. Die direkt isolierten DZ wurden in einer gemischten Lymphozytenkultur auf ihre T-Zell aktivierende Fähigkeit hin überprüft. 16 2 Tiere, Material und Methoden 2.1 Tiere BALB/c Mäuse, 15-17 g, weiblich H2 Haplotyp d Charles River C57/BL6, 15-17 g, weiblich H2 Haplotyp b Charles River Die Mäuse waren frei von spezifischen Pathogenen und wurden unter konstanten Bedingungen bei allergenfreier Kost in Mikroisolatoren gehalten. Es lag eine Tierversuchsgenehmigung des RegierungsPräsidiums Arnsberg vor. 2.2 Virus Humanes RSV Typ A (Long Strain) aus Ruhr-Universität Bochum HEp-2-Zellkulturen (Titer: 5x10^6 PFU/ml) Abteilung für Mol.& Med. Virologie 2.3 Materialien 2.3.1 Labormaterialien und Geräte Materialien 1 ml Feindosierungsspritze Alk Scherax, Hamburg 5 ml Rundbodenröhrchen, Polystyrol Falcon/BD, Heidelberg 10 ml serologische Pipette, steril Falcon/BD, Heidelberg 10 ml Einmalspritze B.Braun, Melsungen 20 ml Einmalspritze B.Braun, Melsungen 15 ml konische Röhrchen (Blue MaxTM Jr.) Falcon/BD, Heidelberg 50 ml konische Röhrchen (Blue MaxTM Jr.) Falcon/BD, Heidelberg G20-Nadel BD, Heidelberg G21-Nadel BD, Heidelberg G22-Nadel BD, Heidelberg 17 G23-Nadel BD, Heidelberg Glasstab Sigma-Aldrich GmbH Taufkirchen Metallnetz (100µm) Sigma-Aldrich-GmbH, Taufkirchen Petrischale 100x200mm Sigma-Aldrich GmbH Taufkirchen Pinzetten gerade, spitz, 115mm Oehmen, Essen Pinzetten gebogen, 115mm Oehmen, Essen Probenbehälter (Sample Chamber) Shandon Inc., Pittsburgh Scheren Oehmen, Essen Gerade, 105mm Gebogen, 105 mm Zählkammer nach Neubauer BD, Heidelberg Zählkammer nach Fuchs-Rosenthal BD, Heidelberg Zellkulturplatte (MICROTESTTM ) Falcon/BD, Heidelberg 96 Vertiefungen, Flachboden, mit Deckel Zellsieb 40µm BD, Heidelberg Geräte Auflichtmikroskop OLYMPUS, Japan (Umkehrmikroskop) CK2 AutoMacs Miltenyi Biotec GmbH, Bergisch-Gladbach 2.3.2 Beta-Counter (Liquid Scintillation) LKB-Wallak, Freiburg Brutschrank (CO2-Inkubator) Heraeus, Düsseldorf Durchflusszytometer FACScan® BD, Heidelberg Durchlichtmikroskop Zeiss, Jena Zellerntegerät (cell Harvester) Titertek, Oslo, Norwegen Zentrifuge (Omnifuge 2.0RS) Heraeus, Düsseldorf Reagenzien Albumin, Chicken egg (Reinheitsgrad V) Sigma-Aldrich GmbH, 18 Taufkirchen AlumInject Pierce Chemical, Rockford, IL β-Mercaptoethanol Sigma-Aldrich GmbH, Taufkirchen Collagenase Typ IA-S Sigma-Aldrich GmbH, Taufkirchen Ethanol absolut Merck, Darmstadt FCS Fetales Kälberserum Biochrom KG, Berlin Ficoll-Trennlösung (Dichte 1.090 g/ml) Biochrom KG, Berlin Hanks balanced salts (HBSS) Sigma-Aldrich GmbH, Taufkirchen ³H-Thymidin Amersham Pharmacia Biotec, Buckinghamshire, UK L-Glutamin Biochrom KG, Berlin PBS, steril Biochrom KG, Berlin Penicillin/Streptomycin Biochrom KG, Berlin Phytohaemagglutinin (PHA) Sigma-Aldrich GmbH, Taufkirchen Propidiumiodid (PI) Sigma-Aldrich GmbH Taufkirchen RPMI 1640-Flüssigmedium Biochrom KG, Berlin Türk´sche Lösung Fluka Chemie, Buchs, CH Kulturmedium: RPMI 440 ml FCS 50 ml L-Glutamin 5,0 ml Penicillin/Streptomycin 5,0 ml ß-Mercaptoethanol-Ausgangslösung 0,168 µl 19 2.3.3 Antikörper Anti-CD11c MicroBeads Miltenyi Biotec GmbH, Bergisch-Gladbach Anti-Maus CD11c FITC (HL3) BD, Heidelberg Anti-Maus CD3ε PE (CD3ε chain) BD, Heidelberg Anti-Maus CD86 PE (GL1) BD, Heidelberg Anti-Maus I-Ad PE (AMS-32.1) BD, Heidelberg Anti-Maus IgG 2b κ PE isotyp control BD, Heidelberg FcR-Blocking-Reagenz Miltenyi Biotec GmbH, Bergisch-Gladbach Hamster IgG 1, κ FITC isotyp control BD, Heidelberg (anti-TNP) 2.4 PC-Software PC-Software „GraphPad Prism“ GraphPad Software Incorporated, San Diego, USA PC-Software “SPSS” Regionales Rechenzentrum Köln FACS-Software Cellquest 2.5 Methoden 2.5.1 Allergische Sensibilisierung der Mäuse BD, Heidelberg Mäusen wurde 20µg OVA, in 2 mg Aluminiumhydroxid-Emulsion, in einem Gesamtvolumen von 100µl am Tag 0 und Tag 10 intraperitoneal injiziert. An den Tagen 21, 22 und 23 wurden sie für jeweils 20 min einem OVA Aerosol (1% in PBS) ausgesetzt (Airway Challenge). 20 2.5.2 RSV Infektion der Mäuse BALB/c Mäuse wurden mit 2,5%-iger Avertinlösung (0,015 ml/g Körpergewicht) intraperitoneal narkotisiert. Dann wurde 3x10^5 PFU RSV in 60µl PBS intranasal verabreicht. 2.5.3 Gewinnung von Mononukleären Zellen Zur Etablierung der Methode wurden MNZ aus der Milz sensibilisierter Tiere verwendet. Im Rahmen der Hauptversuche wurden MNZ aus Milz und Lunge RSV infizierter bzw. nicht infizierter Kontrolltiere an den Tagen 4, 6, 10, 14 und 21 gewonnen. Die Tiere wurden durch Genickbruch getötet. Nach Entnahme der Organe wurden diese unter sterilen Bedingungen verarbeitet. Die Milz wurde mit einer Schere grob zerschnitten und über ein mit 5 ml PBS angefeuchtetes Metallnetz (100 µm) mit einem Glasstab vorsichtig gerieben und mit weiteren 5 ml PBS aufgenommen. Die so gewonnene Zellsuspension (10ml) wurde auf 50 ml Falcon Röhrchen (pro Milz 2 Röhrchen) verteilt, mit sterilem PBS im Verhältnis 1:3 verdünnt und mit 10 ml Ficoll (Dichte 1.090 g/ml) unterschichtet. Die Lunge wurde in einer Petrischale fein zerschnitten und in 5 ml Kollagenaselösung (1,75 mg Kollagenase + 4,5 ml HBSS + 0,5 ml FCS) und weiteren 5 ml PBS aufgenommen. Die Zellen wurden dann 1 h im Brutschrank bei 37°C inkubiert. Es folgte eine erneute mechanische Zerkleinerung der Lungenpartikel mit einer Spritze. Nach 10 minütiger Zentrifugation bei 350 g wurde das Pellet mit 35 ml PBS resuspendiert und mit 10 ml Ficoll unterschichtet. Im Weiteren wurde für alle Organe gleich verfahren. Nach 20-minütiger Zentrifugation, ohne Bremse, bei 660g, hatten sich drei Phasen gebildet. Unten im Pellet die Erythrozyten, oben die Thrombozyten und schließlich die mittlere Schicht, die so genannte Interphase, in der die MNZ liegen. Diese Interphase wurde vorsichtig mit einer 10ml sterilen Pipette abgenommen und mit sterilem PBS 10 min lang bei 350g, dann 15 min lang bei 300g gewaschen. Es folgte eine Zellzahlbestimmung nach Anfärbung der Zellen mit Türk´scher Lösung (Verdünnungsfaktor: 10) in der Zählkammer nach Neubauer. Die so gewonnenen MNZ wurden dann für weitere Schritte verwendet. 21 2.5.4 Isolierung CD11c positiver Zellen nach dem Prinzip der magnetischen Zellsortierung Die automatische, Magnet assoziierte Zellsortierung (AutoMacs) ist eine computer-unterstützte Technik zur Zellisolierung, mit der schon kleinste Zellmengen aus heterogenen Zellpopulationen isoliert werden können. Die Oberflächenantigene der zu selektionierenden Zellen werden mit hochspezifischen paramagnetischen Antikörpern, so genannten Macs MicroBeads, markiert. Die MacsMicroBeads sind sehr kleine (Durchmesser ca. 50 nm) Molekülkomplexe aus Eisenoxid und Polysacchariden. Sie zersetzen sich in Kultur und beeinflussen weder Funktion noch Überlebensfähigkeit der Zellen. Auch deren Erscheinungsbild im Licht- und Fluoreszenzmikroskop bleiben unbeeinflusst. Die mit den MicroBeads markierten Zellen passieren eine Separierungssäule, die sich in einem starken, permanenten Magnetfeld befindet. Nur die magnetisch markierten Zellen bleiben an der Säule haften. Unmarkierte Zellen verlassen als negative Fraktion die Säule. Nach Abschalten des magnetischen Feldes werden die in der Säule verbliebenen Zellen als positive Fraktion eluiert. Abb. 2 Prinzip der Magnetischen Zellsortierung (AutoMacs, Benutzerhandbuch). Mit MicroBeads markierte Zellen bleiben an der Separierungssäule durch Wirkung des elektrischen Magnetfeldes haften und werden nach Abschalten desselben eluiert. 22 Im Rahmen dieser Arbeit wurden die mittels Dichtezentrifugation über Ficoll® isolierten MNZ in Puffer aufgenommen. Auf 1x10^8 Zellen wurden 100 µl Blockingreagenz (humanes IgG) zur Blockade von Fc-Rezeptoren und 100 µl antiCD11c-MicroBeads gegeben und die Zellen wurden in einem Gesamtinkubationsvolumen von 500 µl 15 min lang bei 4°-6°C inkubiert. Nach Zugabe der 10fachen Menge des Inkubationsvolumens an PBS wurde 10 min bei 350g zentrifugiert. Nach Verwerfen des Überstandes wurde das Zellpellet in mindestens 500 µl auf 1x10^7 Zellen PBS resuspendiert. Um die Vitalität der Zellen möglichst zu erhalten, wurde mit eisgekühlten Medien gearbeitet. Das AutoMacs-Gerät bietet verschiedene Sortierungsprogramme, die je nach zu selektierenden Zielzellen gewählt werden. Prinzipiell kann eine Sortierung über eine oder zwei Separierungssäulen mit variabler Geschwindigkeit laufen. Da es sich bei den CD11c positiven Zellen um sehr rare Zellen handelt, wurden die markierten Zellen im Programm der doppel-positiven Selektion (POSSELD) sortiert, um einen möglichst hohen Reinheitsgrad der markierten Zellen zu erreichen. Hierbei erfolgte die Sortierung über zwei Säulen. Markierte Zielzellen verblieben nach dem Durchlauf über die erste Selektionssäule im Gerät. Sie wurden zunächst in ein Reservoir eluiert und anschließend über eine zweite im Gerät befindliche Säule geleitet. Erst dann wurde die positive Fraktion eluiert. Die CD11c positiven und CD11c negativen Fraktionen wurden getrennt in zwei 15 ml Röhrchen aufgefangen. Die Zellzahl der positiven Fraktion wurde nach Anfärbung der Zellen mit Türk´scher Lösung in der Zählkammer nach FuchsRosenthal (für geringe Zellzahlen) bestimmt. Die Zellzahl der negativen Fraktion wurde nach Anfärbung der Zellen mit Türk´scher Lösung in der Zählkammer nach Neubauer bestimmt. Beide Fraktionen wurden in Kulturmedium aufgenommen. Die durch die AutoMacs Sortierung gewonnen Zellen wurden auf Reinheit und Viabilität geprüft. Die Reinheit wurde im Durchflußzytometer untersucht und als prozentueller Anteil positiver bzw. negativer Zellen in der positiven bzw. negativen Fraktion angegeben. Die Viabilität der Zellen wurde ebenfalls im Durchflußzytometer nach Markierung der Zellen mit PI untersucht. 23 2.5.5 Analytische Durchflußzytometrie (FACS) Das Durchflußzytometer dient der Analyse von Zellen über gleichzeitige Messung von Fluoreszenz- und Streulichtsignalen an einzelnen Zellen. Relative Zellgröße, Granularität, sowie drei verschiedene Fluoreszenzintensitäten können für mehrere tausend Zellen in weniger als einer Minute ermittelt werden. Über eine angeschlossene Datenauswertung werden die erhobenen Daten verarbeitet und die Ergebnisse ausgegeben. Die Probe – eine Zellsuspension in einer Konzentration von 0,5 bis 20 Millionen Zellen pro Milliliter – wird aus einem Reagenzröhrchen (Abb.3) über eine Stahlkapillare durch Überdruck in die Messküvette eingeführt. Die Messküvette besteht aus Quarzglas. Während die Zellen den Analysepunkt passieren, sind sie von einem Hüllstrom umgeben. Dieser dient dazu, den Probenstrom im Zentrum der Messküvette zu stabilisieren und so zu verengen, dass die Zellen hintereinander im „Gänsemarsch“ einzeln zum Analysepunkt gelangen (hydrodynamische Fokussierung). Der Analysepunkt ist die wichtigste Stelle im gesamten System. Er ist definiert als der Ort, an dem der Lichtstrahl (Laser) den Flüssigkeitsstrahl kreuzt. 24 Abb. 3 Prinzip der Durchflußzytometrie (Bedienungsanleitung des FACScan®). Zu analysierende Zellen werden durch Trägerflüssigkeit stabilisiert und gelangen zum Analysepunkt, wo Licht- und Flüssigkeitsstrahl sich kreuzen (hydrodynamische Fokussierung). Messung der Lichtstreuung Die Lichtstreuung ist definiert als ein physikalischer Prozess, bei dem ein Partikel (eine Zelle) mit dem einfallenden Lichtstrahl interagiert. Bei dieser Interaktion wird nur die Richtung, nicht die Wellenlänge des Lichts verändert. Zur Lichtstreuung tragen Zelleigenschaften bei wie - Zellgröße - Zellmembran - Zellkern und - Intrazelluläre granuläre Bestandteile. Darüber hinaus sind daran die Struktur der Membranoberfläche (rau oder glatt) und die Zellform beteiligt. Der größte Anteil des Lichtes wird in die Vorwärtsrichtung (d.h. entlang des einfallenden Lichtstrahles) gestreut. Dieses Licht wird Vorwärtsstreulicht (FSC) 25 bezeichnet. Es ist ein Maß hauptsächlich für die Zellgröße. Das im rechten Winkel zum einfallenden Lichtstrahl gestreute Licht hängt von der Zelldichte und der Granularität und nur zum geringen Teil von der Zellgröße ab. Dieses Licht wird als Rechtwinkelstreulicht (SSC) bezeichnet. Messung der Fluoreszenz Die Fluoreszenz ist definiert als das durch Strahlung angeregte Leuchten eines Stoffes. Und beruht auf Wechselwirkungsprozessen der Elektronen fluoreszierender Verbindungen mit (Laser)Lichtenergie. Als Anregungsquelle im FACScan dient ein Argon-Laser. Das von ihm emittierte Licht hat eine Wellenlänge von 488 nm. Eingesetzte Fluoreszenzfarbstoffe FITC und PE können einzeln eingesetzt oder aber auch gleichzeitig bei einer einzigen Wellenlänge angeregt werden. Grund ist die sich deutlich von einander unterscheidenden Gipfel der Emissionsmaxima bei sich überlappenden Absorptionsspektren. Signalverarbeitung Alle Signale werden mittels elektronischer Schaltungen gemessen und quantifiziert, die die Pulshöhe (Amplitude) bestimmen. Das bedeutet, dass die Signale in ihrer Höhe klassifiziert werden. Passiert eine Zelle den Analysepunkt, werden Signale vom FSC, SSC und Fluoreszenz(en) gemessen. Dies geschieht durch eine Kombination von Signalmessung und –verstärkung. Dabei werden Lichtsignale von Photodetektoren erfasst und in diesem proportionalen elektronischen Signale umgewandelt. Die Pulshöhe des gemessenen und verstärkten Signals, die analog zur Signalstärke ist, wird im Analog-Digital-Wandler in ein digitales und computergerechtes Signal umgewandelt. Datenauswertung In dieser Arbeit wurden die Daten mit dem Analyseprogramm Cellquest, aufgetragen als korrelierte Zweiparameterdarstellung (Dot Plot), ausgewertet (Abb.4). In dieser Darstellung wird ein Signalpaar (z.B. FSC und Fluoreszenz) gleichzeitig gezeigt. Die Intensitätsachsen der beiden Parameter werden gegeneinander aufgetragen. In der so gebildeten Matrix steht ein Punkt für eine bestimmte Zelle und zeigt deren Größe sowie deren assoziierte Fluoreszenz. 26 a) b) Abb. 4 Zweiparameterdarstellung im Durchflußzytometer (Dot Plot) am Beispiel einer CD11c Sortierung aus MNZ der Milz von Balb/c Mäusen vor Sortierung (a) und nach Sortierung im AutoMacs. Autofluoreszenz und Qualitätskontrolle Viele Zellen zeigen bei der Anregung mit 488 nm auch ohne Anfärbung eine gewisse Fluoreszenz. Dieses Phänomen wird als Autofluoreszenz bezeichnet. Dieses Fluoreszenzlicht emittieren ungefärbte Zellen aufgrund ihrer eigenen chemischen Zusammensetzung. Zur Qualitätssicherung wurde eine Probe mit einem unspezifischen Antikörper und entsprechendem Fluoreszenzfarbstoff (Autofluoreszenz und unspezifische Bindung) gemessen und als „negative Kontrolle“ bestimmt. Messungen, deren Intensität über den Werten der Kontrollmessung lag, galten als positiv. In dieser Arbeit wurden pro Probe 1x10^5 – 2x10^5 Zellen in 100 µl azidhaltigem PBS in ein Reagenzglas (FACS-Röhrchen) gegeben und mit den Fluoreszenzantikörpern für 15 Minuten bei 4°C inkubiert. Nach der Inkubation wurde die Probe mit 2 ml PBS aufgefüllt und dann für 5 Minuten zentrifugiert. Das Pellet wurde in 250 µl azidhaltigem PBS aufgenommen und weiter im Durchflußzytometer analysiert. 27 Die Antikörper wurden wie folgt dosiert: FITC PE CD11c 3 µl CD I-A 1,5µl CD3 1,5 µl CD 86 1,5 µl PI wurde unmittelbar vor der Messung der Probe hinzu gegeben. 2.5.6 Gemischte Lymphozytenreaktion Bei der allogenen gemischten Lymphozytenreaktion (mixed lymphocyte reaction, MLR) werden T-Zellen (Responderzellen) mit so genannten stimulierenden Zellen genetisch unterschiedlicher Individuen in vitro kultiviert. Das unterschiedliche MHC Muster wird von T-Zellen als andersartig erkannt. Die T-Zellen werden dazu angeregt zu proliferieren und zu Effektorzellen zu differenzieren. Als Ausdruck dieser Reaktion bilden sich mikroskopisch sichtbare, so genannte Cluster. Diese sind Ansammlungen von proliferierten T-Zellen, die sich um die stimulierende Zelle gruppieren. Stimulierende Zellen in dieser Arbeit waren isolierte CD11c positive Zellen aus BALB/c Mäusen. Als Responderzellen wurden MNZ aus C57/BL6 Mäusen eingesetzt. Die Responder- und Stimulatorzellen wurden in verschiedenen Mengen miteinander in einem Brutschrank mit 8% CO2 4 Tage kultiviert. Die Kultivierung erfolgte in dem beschriebenen Kulturmedium. MNZ aus Milz der C57/BL6 Mäuse wurden in der Konzentration 3x10^5 pro well eingesetzt. CD11c positive Zellen aus BALB/c-Mäusen wurden in den Konzentrationen 5x10^1, 5x10^2, 5x10^3 und 5x10^4 hinzugegeben. Um das spezifische Vermögen CD11c positiver Zellen, Lymphozyten zur Proliferation zu aktivieren, besser beurteilen zu können, wurden Kontrolkulturen mit PHA (1µg/ml) als unspezifischem Lymphozytenstimulator in jedem Experiment mitgeführt. Zur Quantifizierung der Responderzellproliferation wurde am Tag 4 der Inkubation 10 µCi/ml ³H-Thymidin (37 mbq, entsprechend 1 mCi/ml) in die Lymphozytenkultur gegeben. Diese radioaktive Base wird von den T-Zellen aufgenommen und für die DNA-Synthese bei der Zellteilung verwendet. 18 Stunden nach Gabe von ³H-Thymidin wurden die Zellen mit einem Zellerntegerät auf Filterpapier transferiert und in einem Beta-Counter analysiert. Die Radioaktivität, dargestellt als radioaktive Zerfallsereignisse pro Minute (cpm), wurde als Maß der Proliferation benutzt. 28 3 Ergebnisse 3.1 Durchflußzytometrische Untersuchung Dendritischer Zellen im Verlauf der RSV Infektion Ziel dieser Arbeit war es, das Verhalten Dendritischer Zellen während der RSV Infektion in der Maus zu untersuchen. Dazu wurden BALB/c Mäuse mit 3x10^5 PFU RSV intranasal infiziert. An den Tagen 4, 6, 10, 14 und 21 nach Infektion wurden MNZ aus Lunge und Milz gewonnen und durchflußzytometrisch auf die Expression von CD11c, MHC-II und CD86 untersucht. CD11c und MHC-II werden als Oberflächenmarker auf DZ gefunden. Zellen, die beide Molekule coexprimieren werden im folgenden als DZ bezeichnet. Reife DZ exprimieren MHC-II in hohem Maße und zusätzlich das costimulatorische Molekül CD86. Beide Moleküle sind für die Antigenpräsentation und Stimulation von T-Helfer Zellen wesentlich. 3.1.1 Während der RSV Infektion kommt es zur Zunahme von CD11c positiven, hoch MHC-II und CD86 exprimierenden Zellen in der Lunge Bei nicht infizierten Kontrolltieren machten CD11c+ Zellen 5,58±6,3% der MNZ der Lunge aus. Dieser Anteil blieb im Zeitverlauf unverändert. Bei RSV infizierten Tieren kam es zu einer signifikanten Zunahme der Zahl CD11c+ Zellen an den Tagen 10 und 14 (Abb.5). Der maximale Anstieg war am Tag 10 nach der Infektion zu verzeichnen. 13,97±1,5% der MNZ der Lunge waren CD11c positiv, etwa drei Mal so viel wie bei nicht infizierten Kontrolltieren. Auch nach Ablauf der Infektion, am Tag 21, war die Zahl CD11c+ Zellen gegenüber Kontrollen immer noch erhöht, erreichte aber nicht mehr das statistische Signifikanzniveau. Ähnlich verhielt es sich mit der Expression von MHC-II und CD86. In der Lunge nicht infizierter Kontrollmäuse trugen 31,8±2,1% aller CD11c+ Zellen MHC-II auf ihrer Oberfläche. Die Expression unterlag keinen signifikanten Schwankungen während des gesamten untersuchten Zeitraums. 29 An den Tagen 6, 10 und 14 nach RSV Infektion kam es zu einer signifikanten Zunahme der Zahl MHC-II exprimierender CD11c+ Zellen in der Lunge. Am Tag 6 nach Infektion war die MHC-II Expression auf 46,0±4,7% gestiegen. Am Tag 10 nach Infektion, an dem die maximale Zunahme von CD11c + Zellen in der Lunge beobachtet wurde, war auch der Anteil der MHC-II exprimierenden CD11c+ Zellen mit 49,7±1,9% am höchsten und blieb auch am Tag 14 nach Infektion signifikant erhöht. Bei nicht infizierten Kontrolltieren exprimierten 17,56±4,0% der CD11c positiven Zellen der Lunge CD86 auf ihrer Oberfläche, ohne Veränderungen im Zeitverlauf. Bei RSV infizierten Tieren kam es im Verlauf der Infektion zu einer statistisch signifikanten (p<0,05) Zunahme der CD86 Expression an den Tagen 6, 10 und 14. Am Tag 6 nach Infektion war der Anteil CD86 exprimierender CD11c+ Zellen 37,60±4,8%, steigerte sich dann auf sein Maximum am Tag 10 mit 59,01±2,2%, um am Tag 14 noch signifikant erhöht zu bleiben. Auch am Tag 21 nach Infektion blieb die Expression von MHC-II und CD86 erhöht, auch wenn dieser Unterschied keine statistische Signifikanz mehr erreichte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es während der RSV Infektion zu einem Anstieg der Zahl CD11c positiver Zellen in der Lunge kommt, der am Tag 10 maximal ist. Ein großer Teil der CD11c+ Zellen zeigt zu diesem Zeitpunkt eine hohe Expression von MHC-II und von CD86, was dafür spricht, daß es sich um ausgereifte DZ handelt. 3.1.2 Die RSV Infektion führt nicht zu Veränderungen Dendritischer Zellen in der Milz Die MNZ der Milz nicht infizierter Mäuse hatten einen Anteil von 3,97±1,0% an CD11c+ Zellen. Dieser Anteil blieb über den gesamten Beobachtungszeitraum unverändert. Auch in den Milzen RSV infizierter Mäuse kam es zu keinem Zeitpunkt der Infektion zu Veränderungen der Zahl CD11c+ Zellen (Abb.6) und die Expression von MHC II und CD86 auf CD11c+ Zellen blieb auf dem Niveau nicht infizierter Kontrollen (46,6±0,3% für MHC II und 22,67±0,6% für CD86). 30 25 CD11c+ gesamt % 20 * 15 * 10 5 0 0 4 6 10 14 21 Tag nach der RSV Infektion 15 CD11c+ MHC-II+ % 10 * * * 5 0 0 4 6 10 14 21 Tag nach der RSV Infektion 15 CD11c+ CD86+ 10 % * * * 5 0 0 4 6 10 14 21 Tag nach der RSV Infektion Abb. 5 Expression von CD11c, MHC-II und CD86 auf MNZ der Lunge während der RSV Infektion in der Maus. Dargestellt sind Mittelwerte ± Standardab- weichung des Prozentsatzes positiver Zellen aus 3 Versuchen mit je 4 Mäusen.* p<0,05 versus Tag 0 (nicht infizierte Kontrolltiere) 31 7.5 CD11c+ gesamt % 5.0 2.5 0.0 0 4 6 10 14 21 Tag nach der RSV Infetktion 7.5 CD11c+ MHC-II+ % 5.0 2.5 0.0 0 4 6 10 14 21 Tag nach der RSV Infektion 7.5 CD11c+ CD86+ % 5.0 2.5 0.0 0 4 6 10 14 21 Tag nach der RSV Infektion Abb. 6 Expression von CD11c, MHC-II und CD86 auf MNZ der Milz während der RSV Infektion in der Maus. Dargestellt sind Mittelwerte ± Standardab- weichung des Prozentsatzes positiver Zellen aus 3 Versuchen mit je 4 Mäusen. Tag 0 stellt nicht infizierte Kontrolltiere dar. 32 3.2 Isolierung Dendritischer Zellen nach dem Prinzip der magnetischen Zellsortierung über CD11c im AutoMacs Um ihre Fähigkeit, T-Zellen zu stimulieren, im Verlauf der RSV Infektion untersuchen zu können, mussten DZ isoliert werden. Zur Etablierung der Methode der Isolierung von DZ wurden Milzen sensibilisierter BALB/c Mäuse verwendet, da sie eine grössere Anzahl von DZ enthalten als Milzen von naiven oder RSV infizierten Tieren. Die Mäuse wurden zunächst systemisch mit OVA sensibilisiert und nach drei Wochen an drei aufeinander folgenden Tagen einem OVA Aerosol, als „challenge“ ausgesetzt. Aus der Milz sensibilisierter Tiere wurden MNZ gewonnen und nach dem Prinzip der magnetischen Zellsortierung über CD11c im AutoMacs sortiert. Zur Beurteilung der Qualität dieser Isolierungsmethode wurden verschiedene Kriterien herangezogen. Zellzahlbestimmungen (eingesetzte Zellen, Ausbeute, Zellverlust) dienten der Beschreibung der Effektivität des Sortierungsvorgangs. Der Reinheitsgrad der Sortierung wurde mit Hilfe durchflußzytometrischer Darstellung CD11c positiver Zellen in der isolierten Fraktion bestimmt. Der Anteil vitaler Zellen unter den isolierten Zellen wurde durch Anfärbung untergegangener Zellen mit PI bestimmt. Des Weiteren wurde die Expression von MHC II und CD86 auf den isolierten Zellen durchflußzytometrisch bestimmt. Die Funktion der isolierten Zellen als T-Zell Stimulatoren wurde in gemischten Lymphozytenkulturen überprüft. 3.2.1. Durch die AutoMacs Sortierung können Dendritische Zellen von hoher Reinheit und Viabilität isoliert werden Aus einer Milz sensibilisierter BALB/c Mäuse wurden durchschnittlich 8,9±2,9 x10^7 MNZ gewonnen. 1,94±0,9 x10^8 MNZ wurden mit den para-magnetischen CD11c Antikörpern inkubiert und für die Sortierung im AutoMacs eingesetzt (Tab.1). Die Anzahl der Zellen, die in der positiven Fraktion nach dem Sortierungsvorgang aufgefangen wurden, betrug 1,33±0,5 x10^6. Dies entsprach einer Ausbeute von 0,73±0,2% der eingesetzten MNZ. In der negativen Fraktion wurden 79,43±17,3% der eingesetzten Zellen aufgefangen. Die Differenz zwischen der Anzahl eingesetzter MNZ und der Summe der Zel33 len in der positiven und der negativen Fraktion wurde als Zellverlust während des Sortierungsvorganges berechnet. Dieser betrug 19,84±17,4% der zur Sortierung eingesetzten Zellen. Der Reinheitsgrad der isolierten Zellen, definiert als Prozentsatz CD11c+ Zellen in der positiven Fraktion, nahm von Versuch zu Versuch zu und erreichte ein Maximum von 90% - 97%. Die Untersuchung mit PI, welches nur Zellkerne abgestorbener Zellen im Durchflußzytometer sichtbar macht, ergab, dass 82,54 ±1,3% der isolierten CD11c+ Zellen den Sortierungsvorgang unbeschadet überstanden hatten. Tab.1 Zellzahlen während des Sortierungsvorgangs dendritischer Zellen im AutoMacs Versuchn Einge- Zellen in der Zellen in setzte positiven der % CD11c + MNZ Fraktion An- negativen Zellen in Anzahl zahl Fraktion der (Ausbeute) Anzahl positiven Zellverlust Reinheit: Fraktion 1 2 3 4 5 1,8x10^ 8,7x10^5 1,4x10^8 3,9x10^7 8 (0,48%) (77,77%) (21,75%) 3,1x10^ 1,9x10^6 1,6x10^8 1,5x10^8 8 (0,61%) (51,61%) (47,78%) 1,2x10^ 1,0x10^6 1,1x10^8 9,0x10^6 8 (0,83%) (91,60%) (07,57%) 2,6x10^ 1,9x10^6 2,5x10^8 8,1x10^6 8 (0,73%) (96,15%) (03,12%) 1,0x10^ 1,0x10^6 8,0x10^7 1,9x10^7 8 (1,00%) (80,00%) (19,00%) 1,33±0,5 1,48±0,5 0,45±0,6 x10^8 x10^6 x10^8 x10^8 100% (0,73±0,2%) (79,4±17,3 (19,8±17,4 %) %) Mittelwert 1,94±0,9 67% 78% 90% 96% 97% 85,6±12,9% 34 3.2.2 Die im AutoMacs isolierten Dendritischen Zellen exprimieren CD11c, MHC II und CD86 auf ihrer Oberfläche. Die im AutoMacs nach dem Prinzip der magnetischen Zellsortierung isolierten CD11c+ Zellen aus MNZ der Milz sensibilisierter BALB/c Mäuse wurden im Durchflußzytometer auf Größe, Granularität und auf die Expression von Oberflächenmolekülen MHC II, CD86 untersucht und mit unsortierten MNZ verglichen. In der gezeigten Untersuchung, die repräsentativ für alle anderen durchgeführten FACS Analysen ist, waren 97,0% aller isolierten Zellen CD11c positiv (Abb.7). Untersucht wurde die in Abb 7A eingezeichnete Population. Die Quadranten wurden so gesetzt, dass in der Isotypkontrolle 99% der Zellen sich im unteren linken Quadranten befanden. 70,77% der Zellen trugen neben dem CD11c auch das MHC-II (I-A) Antigen auf ihrer Oberfläche (Abb.7Bb). 13,39% der CD11c+ Zellen exprimierten CD86 auf ihrer Oberfläche (Abb.7Cb). Die Prüfung der isolierten Zellen auf die Expression von T- und B-Zell-Oberflächenmarker ergab keine nennenswerte Verunreinigung durch T- oder B-Zellen (nicht gezeigt). 35 Abb. 7 Durchflußzytometrische Analyse von DZ aus der Milz sensibilisierter BALB/c Mäuse vor (a) und nach (b) Sortierung. Größe, Granularität (A), Expression von MHC II (B), und CD86 (C). 36 3.2.3 Die im AutoMacs isolierten Dendritischen Zellen sind potente T-Zell Stimulatoren DZ sind definiert durch ihre einzigartige Fähigkeit, naive T-Zellen zu stimulieren und zur Proliferation anzuregen. In wieweit die im AutoMacs isolierten CD11c+ Zellen diese Fähigkeit besitzen, wurde in einer gemischten Lymphozytenkultur überprüft. CD11c+ Zellen wurden in steigender Konzentration zu je 3x10^5 Splenozyten aus C57/BL6 Mäusen gegeben und 4 Tage bei 37°C inkubiert. Als Kontrolle wurden CD11c negative Zellen als APZ in die allogene Lymphozytenkultur gegeben oder es wurde auf den Zusatz von APZ verzichtet. Als positive Kontrolle wurde PHA als unspezifisches T-Zell Stimulans eingesetzt. Die Proliferationsrate von T-Zellen wurde durch den Einbau von ³H-Thymidin quantifiziert. Nur in den Lymphozytenkulturen mit CD11c+ Zellen als APZ konnte bereits nach 12 Stunden Inkubationszeit die Anlagerung von Zellen (vermutlich T-Zellen) an die APZ beobachtet werden (Abb.8a). Nach 24 h bildeten diese als Ausdruck von Aktivierung und Proliferation mikroskopisch sichtbare, wolkenartige Komplexe, so genannte Cluster, aus (Abb.8b). Clusterfrei blieben dagegen die Lymphozytenkulturen mit CD11c negativen Zellen als APZ oder Kulturen, die völlig frei von APZ waren. Sehr ausgeprägte Clusterbildung konnte auch in den Lymphozytenkulturen nach Stimulation mit PHA beobachtet werden. Auch quantitativ konnte in Lymphozytenkulturen mit CD11c negativen Zellen als APZ nur eine sehr geringe Proliferationsaktivität gemessen werden (Abb.9). Diese war vergleichbar mit der Proliferationsrate der Kulturen ohne Zusatz von APZ (Medium). Im Gegensatz dazu führte die Zugabe des unspezifischen Stimulans PHA zu einer signifikanten Proliferation der T-Zellen (p<0,05). Auch in Kulturen mit CD11c + Zellen als APZ, wurde eine signifikante (p<0,05) Proliferationssteigerung gemessen, verglichen mit Kulturen ohne APZ. Das Ausmaß der Proliferation war abhängig von der eingesetzten Anzahl von APZ und war für 5x10^4 APZ höher als die durch das PHA ausgelöste Proliferation. 37 a) b) Abb. 8 Clusterbildung als Ausdruck für Kontaktaufnahme von Dendritischen Zellen ³H-Thymidininkorporation in cpm mit T-Zellen nach 12 Stunden (a) und nach 24 Stunden (b). 30000 * Medium PHA CD11c pos 20000 CD11c neg * 10000 0 0 * * 5x10^1 5x10^2 * 5x10^3 5x10^4 Anzahl APZ Abb. 9 T-Zell stimulierende Aktivität CD11c positiver Zellen in einer MLR. Dargestellt sind Mittelwerte ± Standardabweichung der cpm aus 4 Versuchen mit je 2 Mäusen. * p<0,05 versus CD11c negativ und Medium. Die Abhängigkeit der T-Zell Proliferation von der Zahl der eingesetzten DZ zeigte sich auch bei dem Vergleich des Reinheitsgrades der APZ. 5x10^4 APZ aus Isolierungen unterschiedlichen Reinheitsgrades wurden in der MLR mit jeweils 3x10^5 Splenozyten der C57/BL6 Mäuse 4 Tage lang bei 37°C inkubiert. Je höher der Reinheitsgrad einer Sortierung war, und damit der Anteil der CD11c+ Zellen unter den zugegebenen APZ, desto stärker war die messbare T-Zell Proliferation in der MLR (Abb.10). 38 ³H-Thymidininkorporation in cpm 30000 * * 20000 * Reinheit 30% Reinheit 90% Reinheit 96 Reinheit 97% 10000 * 0 R30 R90 R96 R97 Grad der Reinheit Abb. 10 Stimulatorische Aktivität Dendritischer Zellen in Abhängigkeit vom Reinheitsgrad der Sortierung. * p<0,05 3.3 Phänotypischer und funktioneller Vergleich Dendritischer Zellen der Lunge und Milz RSV infizierter BALB/c Mäuse Erste Ergebnisse dieser Arbeit haben gezeigt, dass es während der RSV Infektion zu einem Anstieg der Zahl von DZ in der Lunge, nicht aber in der Milz kommt. In der Lunge exprimieren DZ MHC-II und CD86 in hohem Maße, während es in der Milz nicht zu Änderungen der Expression dieser Moleküle kommt. Um den Einfluss der RSV Infektion auf die Fähigkeit pulmonaler APZ, T-Zellen zu stimulieren, zu untersuchen, wurden CD11c+ Zellen aus Lunge und zum Vergleich aus Milz RSV infizierter bzw. nicht infizierter BALB/c Mäuse am Tag 10 nach Infektion isoliert. Tag 10 nach Infektion wurde gewählt, weil zu diesem Zeitpunkt die höchste Zahl von DZ mit reifem Phänotyp (hohe MHC-II und CD86 Expression) in der Lunge beobachtet wurde. Die Isolierung erfolgte nach der etablierten Methode über CD11c im AutoMacs. Die isolierten Zellen wurden im Durchflußzytometer auf die Expression von CD11c, MHC-II und CD86 untersucht. Die Fähigkeit dieser APZ, T-Zellen zu stimulieren, wurde in gemischten Lymphozytenkulturen überprüft. 39 3.3.1 Dendritische Zellen der Lunge, nicht aber der Milz, zeigen eine hohe Expression von MHC-II und CD86 nach RSV Infektion CD11c+ Zellen der Lunge nicht infizierter BALB/c Mäuse zeigten sich im Durchflußzytometer als große Zellen mit hoher Granularität. 21,75% von Ihnen trugen MHC II auf ihrer Oberfläche, 11,76% CD86 (Abb.11). Auch pulmonale CD11c+ Zellen RSV infizierter BALB/c Mäuse, isoliert am Tag 10 nach Infektion, zeigten sich im Durchflußzytometer als große Zellen hoher Granularität. 60,73% von ihnen trugen MHC-II (I-A) auf ihrer Oberfläche. Das entsprach einer Verdreifachung des Prozentsatzes MHC-II positiver pulmonaler DZ nach RSV Infektion im Vergleich zu nicht infizierten Kontrollen. Der Prozentsatz an CD86 positiven Zellen steigerte sich um das 4-fache auf 49,42%. Die aus der Milz nicht infizierter BALB/c Mäuse isolierten DZ trugen in 70,96% MHC-II auf ihrer Oberfläche (Abb.12). 15,71% von ihnen exprimierten CD86. Diese Prozentsätze änderten sich nicht signifikant nach RSV Infektion (MHC II: 75,04%, CD86: 10,79%). Diese Ergebnisse entsprachen den Untersuchungen an MNZ im Verlauf der RSV Infektion (vgl. 3.1). 40 Abb. 11: Durchflußzytometrische Analyse dendritischer Zellen der Lunge am Tag 10 nach RSV Infektion (b) im Vergleich zu nicht infizierten Tieren (a). Größe, Granularität (A), Expression von MHC II (B) und CD86 (C). 41 Abb. 12 Durchflußzytometrische Analyse dendritischer Zellen der Milz am Tag 10 nach RSV Infektion (b) gegenüber nicht infizierten Tieren (a). Größe, Granularität (A), Expression von MHC II (B) und CD86 (C). 42 3.3.2 Dendritische Zellen der Lunge haben nach RSV Infektion eine gesteigerte Fähigkeit, T-Zellen zu stimulieren Zur Überprüfung ihrer T-Zell stimulierenden Funktion wurden die isolierten CD11c+ Zellen der Lunge und der Milz RSV infizierter und nicht infizierter BALB/c Mäuse in steigender Konzentration zu 3x10^5 Splenozyten allogener C57/BL6 Mäuse gegeben und über 4 Tage bei 37°C inkubiert. 18 Stunden nach Zugabe des ³H-Thymidins wurde die Radioaktivität der Zellen, die das ³HThymidin in ihre DNA eingebaut hatten, als Proliferationsrate in cpm gemessen. Kontrollansätze hatten CD11c negative Zellen als APZ, waren frei von APZ oder enthielten PHA. CD11c+ Zellen der Lunge nicht infizierter BALB/c Mäuse hatten die Fähigkeit, in Abhängigkeit von der eingesetzten Konzentration, eine deutliche Proliferation der T-Zellen in der MLR zu initiieren. Kulturen mit CD11c negativen Zellen als APZ oder Kulturen ohne jeglichen Zusatz von APZ zeigten kaum Proliferation. CD11c+ Zellen der Lunge RSV infizierter Tiere, isoliert am Tag 10 nach Infektion, waren ebenso in der Lage, T-Zellen in allogenen Lymphozytenkulturen zur Proliferation anzuregen. Auch hier ließ sich die Proliferation von den Kontrollen ohne APZ, mit CD11c negativen Zellen als APZ oder PHA als Stimulans abgrenzen (nicht gezeigt). Im direkten Vergleich von pulmonalen CD11c+ Zellen infizierter BALB/c Mäuse mit denen nicht infizierter Kontrollen, zeigten sich die CD11c+ Zellen infizierter Tiere als potentere T-Zell Stimulatoren (p<0,05). In einer Konzentration von 5x10^4 APZ pro Ansatz vermochten sie die Proliferation der allogenen T-Zellen um das Dreifache zu steigern (Abb.13). CD11c+ Zellen der Milz vermochten T-Zellen in erheblich höherem Maße zur Proliferation anzuregen als die CD11c+ Zellen der Lunge. Es bestand jedoch kein Unterschied zwischen CD11c+ Zellen RSV infizierter Tiere und nicht infizierter Kontrollen (Abb.14). In Kontrollkulturen ohne APZ oder mit CD11c negativen Zellen als APZ konnte kaum Proliferation gemessen werden (nicht gezeigt). 43 ³H-Thymidininkorporation in cpm 3000 * Lunge, nicht infizierte Kontrolle Lunge, RSV 2000 1000 0 5x10^2 5x10^3 5x10^4 Anzahl von CD11c+ Zellen Abb. 13 Allostimulatorische Kapazität der CD11c+ Zellen der Lunge am Tag 10 nach RSV Infektion gegenüber nicht infizierten Kontrollen in Abhängigkeit von der Zahl der eingesetzten APZ. * p<0,05. ³H-Thymidininkorporation in cpm 50000 Milz, nicht infizierte Kontrolle 40000 Milz, RSV 30000 20000 10000 0 5x10^2 5x10^3 5x10^4 Anzahl von CD11c+ Zellen Abb. 14 Allostimulatorische Kapazität der CD11c+ Zellen der Milz am Tag 10 nach RSV Infektion gegenüber nicht infizierten Kontrollen in Abhängigkeit von der Zahl der eingesetzten APZ. Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass es während der RSV Infektion in der Maus zu einem Anstieg der Zahl von CD11c+ Zellen in der Lunge, nicht aber in der Milz, kommt. Am Tag 10 nach Infektion ist dieser Anstieg maximal. Neben ihrer Anzahl verändert sich auch ihre Expression von 44 Oberflächenantigenen. Der Prozentsatz MHC-II und CD86 exprimierender DZ ist um ein Vielfaches erhöht. Auch in ihrer Funktion unterscheiden sich die CD11c+ Zellen der Lunge infizierter Tiere von denen nicht infizierter Kontrollen. Ihre Fähigkeit, T-Zellen zu stimulieren, ist um ein Vielfaches gesteigert. Bei CD11c+ Zellen der Milz sind entsprechende Unterschiede nicht zu beobachten. 45 4. Diskussion Viren, und insbesondere RSV, sind nicht nur wichtige Auslöser obstruktiver Atemwegserkrankungen im Säuglingsalter wie der obstruktiven Bronchitis und Bronchiolitis (Johnston 1999, McIntosh et al 1973), sie können auch bei Kindern wie bei Erwachsenen akute obstruktive Atemwegssymptome und Asthmaexazerbationen verursachen (Busse et al 1990, Cypcar et al 1992). Aus epidemiologischen Studien ist bekannt, dass Kinder in Folge einer RSV Bronchiolitis ein erhöhtes Risiko für eine allergische Sensibilisierung (Sigurs et al., 2000, Schauer et al. 2002) und für die Entstehung von Asthma bronchiale tragen (Hall et al 1984, Pullan et al 1982, Frick et al 1979). Tierexperimente stützen die Hypothese, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen viraler Atemwegsinfektion und Asthma bronchiale existiert und tragen wesentlich zur Klärung der zugrunde liegenden immunologischen Pathomechanismen bei. Von zentraler Bedeutung in diesem Zusammenhang scheinen die CD8+ T-Lymphozyten zu sein. Wahrscheinlich wird durch die RSV Infektion eine Immunreaktion ausgelöst, die IL-5 produzierende CD8+ T-Lymphozyten aktiviert, was zu einer eosinophilen Entzündungsreaktion der Atemwege und zu verstärkter Atemwegshyperreaktivität führt (Schwarze et al 1999, Schwarze et al 2000, Schwarze et al 2002). Bei der Induktion einer allergischen T-Zell Immunreaktion spielen DZ als APZ eine zentrale Rolle (Steinmann 1991). DZ leiten sich von Vorläuferzellen im Knochenmark ab und kommen in fast allen Organen vor (Steinmann, 1991). Dort haben sie ihre Funktion als Wächter (sentinels) des Immunsystems mit hoher Phagozytosekapazität. Exogene Faktoren, wie z.B. Pathogene und das umgebende Zytokinmilieu können ihre Funktion beeinflussen und lassen sie zu hochspezialisierten APZ ausreifen, die in der Lage sind, T-Zellen zur Aktivierung und Proliferation anzuregen. DZ in solcher Funktion exprimieren die für die T-Zell Aktivierung notwendigen Moleküle (Cella et al 1997): MHC-I und MHC-II, sowie CD80 und CD86. Im Gegensatz zu anderen APZ, wie B-Zellen und Makrophagen, verfügen allein DZ über die einzigartige Fähigkeit, naive T-Zellen zu stimulieren und zugleich die Immunreaktion durch Induktion von Th1, Th2 46 oder regulatorische T-Zellen zu lenken. Die Aktivierung der T-Zellen durch DZ findet in den T-Zell Regionen der Lymphknoten statt. Um die Rolle von DZ während der RSV Infektion zu verstehen, wurden sie in dieser Arbeit im Verlauf der Infektion charakterisiert. Im Rahmen der phänotypischen Untersuchung wurden MNZ aus Lunge und Milz von Mäusen gewonnen und durchflußzytometrisch auf die Expression von CD11c, einem Oberflächenmarker für murine DZ, und von MHC-II und CD86 untersucht. Eine funktionelle Charakterisierung der DZ ist nur mit isolierten Zellen möglich. Dazu wurde eine Isolierungsmethode durch magnetische Zellsortierung über paramagnetische Antikörper gegen das Oberflächenmolekül CD11c der DZ im AutoMacs etabliert. Die so isolierten DZ wurden in gemischten Lymphozytenkulturen, auf ihre T-Zell stimulierende Funktion hin überprüft. 4.1 Phänotyp dendritischer Zellen im Verlauf der RSV Infektion Um die Expression der Oberflächenantigene der DZ im Verlauf der RSV Infektion zu untersuchen, wurden MNZ an den Tagen 4, 6, 10, 14 und 21 nach Infektion aus Lunge und Milz der Tiere gewonnen. Die durchflußzytometrische Analyse zeigte, dass es im Verlauf der RSV Infektion zu einem Anstieg der Zahl CD11c positiver Zellen in der Lunge kam. Nach einem geringen, aber nicht signifikanten Anstieg CD11c positiver Zellen während der akuten Phase der Infektion (an den Tagen 4 und 6 nach Infektion) erreichte deren Zahl ein Maximum am Tag 10 nach Abklingen der akuten Infektion, zu Beginn der Genesungsphase. Dieser signifikante Anstieg war auch am Tag 14 nach Infektion noch zu beobachten, als klinische Zeichen einer Infektion nicht mehr vorhanden waren. Zu diesem Zeitpunkt ist auch keine RSV Replikation mehr messbar (Anderson, 1990). CD11c ist in MNZ ein Marker für DZ und Makrophagen. Sein Anstieg impliziert, dass es im Verlauf der RSV Infektion zu einem Einstrom oder zu einer lokalen Proliferation dieser Zellen in der Lunge gekommen ist. Während der RSV Infektion nimmt nicht nur die Zahl CD11c positiver Zellen zu, sondern es kommt parallel dazu auch zu einem Anstieg der Expression von MHC-II und CD86 auf der Oberfläche dieser Zellen. Hohe MHC-II Konzentrationen werden auf der Oberfläche von DZ gefunden (Cella et al 1997), wo MHC-II 47 für die Antigenpräsentation erforderlich ist und seine Expression mit der antigenpräsentierenden Funktion der DZ korreliert (Janeway et al 1997, Holt et al 1994, Inaba et al 1992, Masten and Limpscamp 1999). Die Zunahme von CD11c-MHC-II doppelt positiven Zellen in der Lunge nach RSV Infektion weist auf einen Anstieg der Zahl pulmonaler DZ hin . Ein weiteres, für die Kontaktaufnahme mit T-Zellen wichtiges Molekül ist das costimulierende CD 86. Auch für dieses Molekül wurde in dieser Arbeit ein signifikanter Anstieg von Tag 6 bis 14, parallel zum Anstieg der CD11c und der MHC-II Expression beobachtet. Die Expression von CD86 in dieser Zellpopulation lässt eine Ausreifung der pulmonalen DZ vermuten. Anstiege der Zahl CD86 exprimierender Zellen in der Lunge wurden zuvor bei Mäusen beobachtet, die nach systemischer Sensibilisierung dem spezifischen Allergen als Aerosol ausgesetzt waren (Gajewska et al 2001). Wahrscheinlich hat CD86 unter anderen akzessorischen Molekülen einen besonderen Stellenwert, da es richtungsweisend für die Polarisierung von T-Zellreaktionen zu sein scheint. In einer gemischten Lymphozytenkultur führt die Stimulierung der T-Zellen durch DZ, die nur CD86 als akzessorisches Molekül auf ihrer Oberfläche tragen (nach Blockade anderer costimulatorischer Moleküle durch Antikörper) zur Bildung von Th2 Zytokinen (Freeman et al 1995). Bei der RSV Infektion könnten CD86 tragende DZ die Aktivierung von Th2 und Tc2 Zellen bedingen. Die hier vorgestellten Ergebnisse stehen im Einklang mit anderen Untersuchungen, die einen Anstieg von DZ als Folge einer Infektion mit Sendai Virus bei Ratten (Mc William et al 1997), oder infolge Influenza A Infektion bei der Maus (Yamomoto et al 2000) beobachtet haben. Die Influenza A Infektion zog einen Anstieg von DZ während der akuten Phase der Infektion von Tag 2 bis Tag 7 mit einem Maximum am Tag 3 nach sich. Doch anders als bei der Influenza Infektion, ging in den hier vorliegenden Versuchsreihen die Zahl CD11c positiver Zellen in der Lunge bis zum Tag 21 nach der RSV Infektion nicht vollständig zurück. Über welche Mechanismen DZ bei RSV Infektion in die Lunge gelangen, wird nur zum Teil verstanden. Bisherige Untersuchungen weisen dem Zytokin GMCSF in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Das Wissen über GM-CSF als einem wichtigen Wachstums- und Differenzierungsfaktor für DZ wird bei der Generierung von DZ aus dem Knochenmark genutzt (Inaba et al 1992). Noah et al (1993) konnten zeigen, dass es im Rahmen der RSV Infektion 48 zur Ausschüttung von GM-CSF durch infizierte Epithelzellen kommt. Eine Überexpression von GM-CSF in der Lunge nach Gentransfer durch Adenoviren bei BALB/c Mäusen führt zu einem bemerkenswerten Anstieg der Zahl von DZ in der Lunge (Stämpfli et al 1998). Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sowie die genannten Untersuchungen legen die Vermutung nahe, dass RSV über die Ausschüttung inflammatorischer Zytokine durch infizierte Zellen zu einem Anstieg der Zahl an DZ in der Lunge führt. Ob es sich dabei um eine Vermehrung und Ausreifung ortsständiger Vorläuferzellen handelt oder ob es zu einer Einwanderung von APZ aus anderen peripheren Lymphorganen kommt, ist nicht geklärt. Anders als in der Lunge kommt es in der Milz während der RSV Infektion nicht zu Veränderungen der DZ. Während der gesamten Infektion bleibt die Zahl der DZ auf dem Niveau nicht infizierter Kontrollen. Auch die Expression von MHC-II und CD86 auf der Oberfläche der DZ bleibt unverändert. Diese Befunde weisen darauf hin, dass die RSV Infektion nur lokal in der Lunge zu Veränderungen in der Zusammensetzung der APZ führt, ohne dass sich die systemische Zusammensetzung in den lymphatischen Organen wie der Milz ändert. 4.2 Automatische magnetassoziierte Isolierung von dendritischen Zellen DZ kommen in fast allen Geweben vor. Doch sind sie dort in einer so kleinen Zahl vorhanden, dass lange Zeit der Zugang zu diesen Zellen und damit deren Untersuchung nicht möglich waren. Eine weitere Schwierigkeit in der Erforschung der DZ stellt der Mangel an DZ spezifischen Oberflächenmarkern dar. Aus dieser Problematik heraus ergab sich eine Definition für DZ, die sich aus mehreren Kriterien zusammensetzt. Klassischer Weise werden DZ identifiziert durch ihre ungewöhnliche Morphologie, gekennzeichnet durch große Zellen mit dendritischen Ausläufern, die hohe Expression an MHC-II Molekülen an ihrer Oberfläche, die hohe Expression des Integrins CD11c, aber vor allem durch ihre Funktion, mit naiven T-Zellen in Kontakt zu treten und diese zu aktivieren (Vremec and Shortman 1997, Inaba 1992, Bell et al 1999). Lange Zeit konnten DZ nicht isoliert und nur mittels Histochemie dargestellt werden. Für in vivo Untersuchungen bediente man sich der DZ, die aus Kno49 chenmarkzellen oder aus Monozyten des peripheren Blutes unter Zugabe von GM-CSF angezüchtet wurden (Inaba et al 1992). GM-CSF ist ein Wachstumsfaktor nicht nur für DZ, sondern auch für Granulozyten und Makrophagen. Deshalb müssen aus Knochenmarkzellen Lymphozyten und MHC-II tragende Zellen über Antikörper gegen CD4, CD8, B21-2 (anti MHC-II), B220/CD45 aussortiert werden. Während der Inkubation mit GM-CSF bilden sich Zellaggregate, die durch Zentrifugation von anderen Zellen wie Granulozyten und Makrophagen getrennt, die typische Morphologie und Phänotyp von DZ zeigen, die in einer MLR T-Zellen mit hoher Potenz stimulieren können. Durch diese aufwendige Methode gelingt eine Anreicherung von DZ mit einer Reinheit von 60-70%. Ungewiss bleibt, ob diese in vitro kultivierten Zellen in Morphologie, Phänotyp und Funktion den DZ in unterschiedlichen Organen in vivo entsprechen. Aufschluss darüber kann nur die Isolation von DZ direkt aus den Organen geben. In dieser Arbeit wurde die magnetische Zellisolierung mit dem AutoMacs etabliert. Die automatische Sortierung Dendritischer Zellen über CD11c mittels paramagnetischer Antikörper mit dem AutoMacs ist eine sehr schnelle Methode der Zellisolierung. Sie bedarf keiner Zugabe zellmanipulierender Antikörper, Zytokine oder langer Inkubationszeiten. Der automatische Ablauf garantiert eine standardisierte Zellisolation, bei der hohe Reinheitsgrade bis zu 97% erreicht werden. Die Zellen sind zu über 80% vital und können direkt für weitere Untersuchungen eingesetzt werden. Das Prinzip der magnetischen Zellsortierung existiert schon länger. Vremec und Mitarbeiter beschrieben eine Methode zur negativen Selektion von DZ aus MNZ der Milz. Über einen Dichtegradienten wurden Zellen geringer Dichte (3-5%) gewonnen. Diese wurden mit einem Depletions-Kit inkubiert. Über spezifische Antikörper (anti-CD3, anti-Thy-1.2, anti-CD4, anti F4/80) wurden T-, B- Zellen sowie Makrophagen gebunden und über magnetische Antikörper mit einem Magneten aussortiert (Vremec and Shortman 1997). Als Ergebnis blieben Zellen übrig, die morphologisch, phänotypisch und funktionell den DZ entsprachen mit einer Reinheit von 65% bis 95%. Eine direkte positive Selektion von DZ über magnetische Beads gegen CD11c gelang Gonzalez-Juarrero et al (2001). Die Sortierung erfolgte manuell über magnetische SuperMacs® Säulen. Ein weiterer Adhärenzschritt in einer 24Stunden-Kultur mit GM-CSF wurde dazwischengeschaltet, um die Makropha50 gen aus der gewonnenen Zellpopulation zu entfernen und DZ mit einer Reinheit von 80%-90% zu erhalten. Diese Methode eignete sich auch zur Isolierung von DZ aus der Lunge, hat aber den Nachteil der langen Inkubation. Schon eine Kultur über Nacht führt zur Ausreifung von DZ (Stumbles et al. 1998). Da es sich bei DZ um sehr rare Zellen handelt, wurden in dieser Arbeit für die Etablierung der Isolierungsmethode Mäuse sensibilisiert, um DZ in der Milz anzureichern. Eine allergische Sensibilisierung führt zur Einwanderung von DZ in die Milz (Steinman 1991). Aus zwei Milzen wurden 1,94 ±0,9x10^8 MNZ gewonnen und für die Sortierung eingesetzt. 0,73±0,2% dieser Zellen konnten als CD11c positive Zellen im AutoMacs isoliert werden. Während des Sortierungsvorgangs gingen 19,84±17,4% der Zellen verloren. Der Grund für die große Variabilität ist unklar. Zum einen wurde die Zellzählung in Zählkammern nach Neubauer und Fuchs-Rosenthal unter dem Mikroskop manuell durchgeführt. Bei Zellzählung mit dieser Methode ist eine Schwankungsbreite von bis zu 10% möglich. Mit verantwortlich für den relativ hohen Zellverlust ist möglicherweise der Sortierungsmodus, der einen Durchlauf der zu isolierenden Zellen über zwei Säulen beinhaltete. Dies steigert vermutlich die mechanische Zerstörung der Zellen. Die Reinheit der Sortierung, definiert als der Anteil der CD11c positiven Zellen an der positiven Fraktion, wurde durchflußzytometrisch bestimmt und lag bei geübter Handhabung zwischen 90% und 97%. Damit erzielte die Isolierung im AutoMacs ein besseres Reinheitsergebnis als die manuelle Sortierung über die Macs Säulen mit maximal 90% Reinheit und war der Methode mit indirekter Isolierung DZ, wo Reinheiten von 60 bis 80% erreicht wurden, überlegen. Berücksichtigt man den zeitlichen und materiellen Aufwand, den die letztgenannten Methoden erfordern, und durch Zusätze möglichen manipulierenden Einfluss auf die DZ, so stellt die automatische Zellsortierung im AutoMacs eine schnelle und qualitativ gute Alternative dar. Ein weiteres wichtiges Qualitätskriterium der Sortierungsmethode, das hier untersucht wurde, war die Viabilität der isolierten Zellen. Während der Anteil toten Zellmaterials, dargestellt mit Propidiumjodid, in der Ausgangs-zellpopulation vor der Sortierung 6,6% betrug, war er nach Sortierung in der CD11c negativen Fraktion 2,1% und in der CD11c positiven Fraktion mit 17,5% relativ hoch. Dieser vermehrte Zelluntergang in der CD11c positiven Fraktion lässt sich mög51 licherweise durch die Verwendung zweier Säulen bei der Sortierung erklären. Nach dem Durchlauf über die erste Säule wird bereits der überwiegende Teil der CD11c negativen Zellen eluiert, während CD11c positive Zellen zunächst in einem Reservoir aufgehoben und dann über eine zweite Säule gegeben werden. Das bedeutet eine doppelte mechanische Belastung für CD11c positive Zellen und damit einen höheren Grad an Zellschädigung bzw. Zelluntergang. Es ist auch möglich, dass die Zunahme PI positiver Zellen in der positiven Fraktion auf einer unspezifischen Bindung der MicroBeads an tote Zellen beruht, so dass diese auch positiv selektioniert werden. Inwiefern die MicroBeads die Zellen direkt schädigen ist unklar. Die im AutoMacs über CD11c isolierten DZ aus MNZ der Milz von sensibilisierten Mäusen sind CD11c positive, kleine Zellen mit geringer Granularität. 70,77% von ihnen exprimieren MHC II auf ihrer Oberfläche. MHC II wird in hoher Konzentration auf reifen DZ exprimiert und ist wichtig bei der Antigenpräsentation gegenüber T-Zellen. Das Molekül CD86 wird von 13,39% der DZ exprimiert. Die Prüfung der DZ auf die Expression von T- und B-Zellmarkern ergab, dass die Isolate keine nennenswerte Verunreinigung durch T- oder BZellen hatten. Neben ihrer typischen Morphologie und Expression bestimmter Oberflächenmarker werden DZ vor allem durch ihre Fähigkeit charakterisiert, in einer allogenen MLR als hochpotente APZ zu fungieren und naive T-Zellen zur Proliferation anzuregen. So wurden CD11c positive Zellen, nach Isolierung aus MNZ der Milz sensibilisierter Mäuse, auf ihre T-Zell stimulierende Funktion hin untersucht und mit CD11c negativen Zellen verglichen. Als ein erstes Zeichen der T-Zell Aktivierung kam es in der MLR zur Ausbildung sogenannter Cluster. Dabei handelt es sich um wolkenartige Komplexe, die Anlagerungen proliferierter T-Zellen an DZ darstellen. Auch qualitativ konnte die durch DZ induzierte Proliferation der T-Zellen durch die Messung des eingebauten ³H-Thymidins in die proliferierten T-Zellen erfasst werden. Schon in geringen Konzentrationen zeigten CD11c positive Zellen eine ausgeprägte antigenpräsentierende Kapazität und stimulierten T-Zellen zur Proliferation. Im Gegensatz dazu induzierten CD11c negative Zellen keine nennenswerte Proliferation von T-Zellen. 52 Eine mögliche Kritik an diesen Untersuchungen ist, dass in der MLR nicht isolierte naive T-Zellen, sondern MNZ der Milz eingesetzt wurden. Diese MNZ stammen jedoch aus naiven Tieren und proliferierten nicht in Kultur ohne Zugabe von APZ. Deshalb handelt es sich bei der beobachteten Proliferation aller Wahrscheinlichkeit nach um eine durch DZ induzierte Proliferation naiver allogener T-Zellen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Sortierung von DZ über das AutoMacs eine automatisierte und schnelle Methode der Zellisolation ist, die hohe Reinheitsgrade erreicht. Durch automatische Zugabe von Puffern, konstante Flussgeschwindigkeit und konstanten Druck bei der Passage der Zellen über die Sortierungssäulen ist die Methode standardisiert und verringert Schwankungen und statistische Fehler. Die Zellen sind nach der Sortierung zu 80% vital und können sofort in Experimenten eingesetzt werden. Die isolierten Zellen besitzen alle wichtigen Eigenschaften von DZ. Sie sind CD11c positiv, hoch MHC-II und CD86 exprimierend und zeigen sich als potente T-Zell Stimulatoren in der MLR. 4.3 Dendritische Zellen aus Lunge und Milz RSV infizierter BALB/c Mäuse als APZ Ergebnisse dieser Arbeit haben gezeigt, dass es am Tag 10 der RSV Infektion in der Maus zu einem Einstrom DZ in die Lunge, nicht aber in die Milz kommt. Zur Untersuchung ihrer Funktion wurden die DZ nach der in dieser Arbeit etablierten Methode isoliert. In einer gemischten Lymphozytenkultur wurden sie auf ihre Kapazität, T-Zellen zu stimulieren, geprüft. In einer gesunden Lunge finden sich vorwiegend unreife DZ. Dies sind CD11c positive Zellen, die eine niedrige Expression von MHC-II und CD86 zeigen. Über einen solchen DZ Typ in der Lunge naiver Mäuse berichteten auch andere Autoren (Masten and Limpscamp 1999, Gonzalez et al 2001). Am Tag 10 aus der Lunge RSV infizierter BALB/c Mäuse isolierte DZ zeigen eine dreifach höhere Expression von MHC-II und eine vierfach höhere Expression von CD86 auf ihrer Oberfläche, verglichen mit nicht infizierten Kontrollen. Dieser Phänotyp entspricht einem reifen DZ Typ. DZ, die am Tag 10 nach RSV Infektion aus der Milz infizierter Tiere isoliert wurden, unterschieden sich phä53 notypisch nicht von DZ nicht infizierter Kontrollen. DZ, isoliert aus Lungen nicht infizierter Tiere, zeigten eine schwache, im Vergleich zu CD11c negativen Zellen aber signifikante Stimulation der T-Zellen. DZ aus Lungen RSV infizierter Tiere induzierten eine erheblich stärkere T-Zell Proliferation. Auch dieser funktionelle Befund weist auf eine Ansammlung reifer DZ in der Lunge nach RSV Infektion hin. Ausschlaggebend für die verstärkte Fähigkeit pulmonaler DZ nach RSV Infektion, T-Zellen zur Proliferation anzuregen, könnte wiederum GM-CSF sein, das während der Infektion von den Epithelzellen sezerniert wird (Noah et al 1993). Für DZ der Lunge ist vorbeschrieben, dass GM-CSF nicht nur zu einer phänotypischen Ausreifung der DZ führt, sondern auch die T-Zell stimulierende Kapazität der DZ erhöht (Stumbles et al 1998). DZ aus der Milz führten zu einer T-Zell Proliferation, die unabhängig vom Infektionsstatus der Tiere war und die die Stimulation durch DZ der Lunge um das zehnfache übertraf. Dies steht im Einklang mit dem hohen Reifegrad der DZ der Milz. 4.4 Schlussfolgerungen Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass es in Folge der RSV Infektion zu einem vorübergehenden Anstieg der Zahl von DZ in der Lunge kommt. Dabei handelt es sich zu einem erheblichen Teil um ausgereifte DZ, die das Antigen präsentierende MHC-II und costimulierende CD86 hoch exprimieren und die über eine hohe T-Zell aktivierende Potenz verfügen. Bei diesen Veränderungen der DZ Population handelt es sich um einen lokalen, auf die Lunge beschränkten Prozess ohne systemische Veränderungen, wie Untersuchungen an DZ der Milz, einem Organ des zentralen lymphatischen Systems, gezeigt haben. Ob die Zunahme reifer DZ durch die Expansion ortsansässiger Vorläuferzellen oder durch Rekrutierung dieser Zellen, z.B. aus dem Knochenmark, bedingt ist, und ob die DZ in der Lunge oder schon vorher ausreifen, ist nicht geklärt. Es scheint möglich, dass es durch die Zunahme reifer pulmonaler DZ in Folge der RSV Infektion zu einer lokalen Antigenpräsentation in der Lunge kommt, die TZellantworten und in der Konsequenz Entzündungsreaktionen verstärkt. Ein solcher Mechanismus könnte zum einen zu überschießenden Entzündungsreaktionen führen, wie bei der Bronchiolitis, zum anderen könnte 54 es die Entstehung von allergischer Sensibilisierung und von obstruktiven Atemwegsveränderungen einleiten und fördern. 5. Zusammenfassung Zahlreiche epidemiologische Studien und Untersuchungen an Tiermodellen legen nahe, dass virale Infektionen der Atemwege nicht nur der wichtigste Auslöser von obstruktiven Atemwegssymptomen und Exazerbationen bestehenden Asthmas sind, sondern auch an der Entstehung von allergischer Sensibilisierung und Asthma bronchiale bei Kindern beteiligt sein können. Ursächlich dafür dürften durch das Virus induzierte T-Zell vermittelte Immunantworten sein, die zu Atemwegsentzündung führen und mit der Bildung von Th2 Zytokinen einhergehen. Entscheidend für die Auslösung von Immunantworten gegen Atemwegsviren sind dendritische Zellen, die als professionelle APZ virales Antigen präsentieren und durch Stimulation naiver T-Zellen Immunantworten einleiten. Die gleichen DZ sind auch für die Induktion einer allergischen Sensibilisierung wesentlich. Diese Arbeit untersucht deshalb, ob es im Verlauf der RSV Infektion zu Veränderungen der DZ der Lunge kommt, die Einfluss auf die Entstehung von allergischer Sensibilisierung und Asthma bronchiale haben könnten. MNZ aus Lunge und Milz RSV infizierter BALB/c Mäuse wurden im Durchflußzytometer auf die Expression von CD11c, einem DZ Marker und von MHC-II und CD86 als wichtige Moleküle der T-Zell Aktivierung, untersucht. Um DZ funktionell untersuchen zu können, wurde eine Methode der automatischen, direkten Isolierung DZ nach dem Prinzip der magnetischen Zellsortierung aus Milz und Lunge über CD11c etabliert. In Folge der RSV Infektion kommt es zu einem vorübergehenden Anstieg der Anzahl pulmonaler DZ. Diese haben zu einem grossen Teil einen reifen Phänotyp mit Expression von MHC-II und CD86 Molekülen. Die Fähigkeit dieser DZ als Antigen präsentierende Zellen T-Zellen zu aktivieren, ist um ein Vielfaches gesteigert. Bei diesen Veränderungen handelt es sich um einen lokalen, auf die Lunge beschränkten Prozess ohne entsprechende Veränderungen in der Milz, als einem Organ der systemischen Immunität. In wie weit die RSV induzierten Veränderungen der DZ die Entstehung von allergischer Sensibilisierung und 55 obstruktiven Atemwegssymptomen begünstigen, muss in weiteren Studien geklärt werden. 56 6. Literaturverzeichnis [1] Abbas A.K., Murphy S.M., Sher A. (1996). Functional diversity of helper T lymphocytes. Nature 383, 787-793. [2] Albert M.L., Pearce S.F.A., Francisco L.M., Sauter B., Roy P., Silverstein R.L., Bhardwaj N. (1998). 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Januar 1975 Geburtsort Karaganda Nationalität Deutsch Familienstand verheiratet Allgemeine Ausbildung 1981-1987 Grund- und Mittelschule in Karaganda 1987-1995 Gnadenthal-Gymnasium der Franziskanerinnen in Ingolstadt 1995-1996 Europäischer Studiengang am Zentrum für Internationale Bildung und Kulturaustausch in Bonn Medizinischer Werdegang 1996–1998 Studium der Humanmedizin an der Universität Ulm 1998-2000 Studium an der Ruhr-Universität Bochum 2000-2001 Studium an der National University of Ireland in Galway 2001-2003 Wiederaufnahme und Abschluss des Studiums in Bochum Seit 08 2003 Ärztin im Praktikum in der Abteilung Geburtshilfe und Gynäkologie am Prosper Hospital Recklinghausen, Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum Recklinghausen, den 4. Dezember 2004 72