2015.10.16. Leukozyten - Abwehrreaktion Abwehrmaßnahmen dienen der Erkennung, Elimination und Zerstörung von eingedrungenen Pathogenen und der Elimination entarteter oder zerstörter körpereigener Zellen. Leukozytenzahl: 6000 - 8000/µl Differentialblutbild Neutrophile Granulozyten 60-80 % Eosinophile Granulozyten 1-5 % Basophile Granulozyten 0-1% Lymphozyten 20-30 % Monozyten 2-6 % Entwicklung und Differenzierung der Blutzellen Pluripotente Stammzelle: Selbstvermehrung Differenzierung Hämatopoietische Wachstumsfaktoren: IL: Interleukine SCF: Stammzellfaktor CSF: kolonienstim. Fakt. Epo: Erythropoietin TPO: Thrombopoietin Androgene Schilddrüsenhormone Wachstumshormon ? 1 2015.10.16. Granulozyten (gesamt) 50 % zirkulieren im Blut 50 % im Interstitium 30 % im Knochenmark 20 % im peripheren Blut 50 % haften am Endothel Neutrophile Granulozyten 9-12 µm feine zytoplasmatische Granula (enthalten Enzyme) polymorphkernige Zellen Phagozytose Durch die vermehrte Ausschwemmung junger stabkerniger Neutrophiler verschiebt sich die Häufigkeitsverteilung von jungen Stabkernigen und älteren Segmentkernigen zugunsten der stabkernigen neutrophilen Granulozyten - man spricht von einer Linksverschiebung der Häufigkeitsverteilung. Basophile Granulozyten 8-11 µm Die groben Granula färben sich mit basischen Farbstoffen tief blauschwarz an. Sezernieren Heparin, Histamin, Proteasen Allergie + Mastzellen Eosinophile Granulozyten 10-15 µm Enthalten große Granula, die sich mit dem sauren Farbstoff Eosin rot anfärben Amöboid beweglich (Phagocytose) Allergische Reaktionen, Wurmerkrankung (Neurotoxin, Major Basic Protein) Lymphozyten 7-10 µm Sie spielen eine zentrale Rolle bei den spezifischen Abwehrfunktionen des Organismus (T- und B-Lymphozyten) CD = cluster of differentiation Plasmazelle Monozyten 12-20 µm feine Granula Wandern in die Gewebe aus und wandeln sich dort in Makrophagen Phagozytose, Antigenpresentation 2 2015.10.16. Das mononukleäre Phagozytensystem (Reticulo-endotheliales System = RES) Gehirn Mikroglia Lunge Alveolarmakrophagen Milz Monozyten im Blut Leber Kupffer-Zellen Niere Lymphknoten Vorläufer im Knochenmark Gelenke Synoviale Zellen Physiologische Barrieren (Äußere Abwehr) Tränen Schleimschicht Flimmerepithel Talgdrüsen Saures pH Peristaltik des Darmtrakts „eigene” Bakterien Haut 3 2015.10.16. Abwehrfunktion des Blutes (Innere Abwehr) 1. Angeborene unspezifische Abwehrmechanismen (angeborene Immunität) 2. Erworbene spezifische Abwehrmechanismen (erworbene Immunität) Antigene – Stoffe, die fähig sind, im Organismus eine angepasste Immunreaktion auszulösen. Epitope (Antigen-Determinante) AntigenDeterminante Haptene Antikörper (Immunglobuline) Antigen beide: 1. Humorale Komponenten 2. Zelluläre Komponenten Für einen effizienten Schutz gegen Krankheitserreger müssen alle Komponenten der Abwehr zusammenarbeiten. 1. Unspezifische humorale Abwehr KOMPLEMENTSYSTEM 20 Glykoproteine im Plasma (β-Globuline) -Proteasen -Strukturproteine „Klassischer” Weg - Antigen/Antikörper Komplex „Alternativer” Weg - Stoffe von Bakterien, Viren „Lektin-Weg” - Mannose auf Pathogenoberfläche 4 2015.10.16. MBL IgM/IgG Mannose-bindende Lektin (Akute-Phase-Proteine in der Leber) spontan aktiv wird bei einer Infektion zuerst aktiviert LYSOZYM Enzym (Muraminidase) im Körpersekreten zerstört Bakterienwand AKUTE-PHASE-PROTEINE Systemische Reaktion (Entzündung, Tumor) erhöht die Konzentration bestimmter Proteine im Blutplasma (Synthesesteigerung in der Leber). C-reaktives Protein (präzipitiert C-Polysaccharide von Pneumokokken) Komplementkomponenten Mannose-bindende Lektin Gerinnungsfaktoren (Prothrombin, Fibrinogen) Transportproteine 5 2015.10.16. INTERFERONE (gegen intrazelluläre Mikroorganismen) α - Interferon: Leukozyten β - Interferon: Fibroblasten - Deren Expression wird in der Wirtszelle durch intrazelluläre Mikroorganismen induziert. Sie werden sezerniert, binden an Interferonrezeptoren der Nachbarzellen und versetzen diese dadurch in einen „antiviralen Zustand”. - Hemmen die zelluläre Proteinsynthese und Wachstum - Aktivieren NK-Zellen Interferone hemmen auch das Wachstum körpereigener Zellen. Bakterielle Superinfektion (γ - Interferon: CD4+-TH1-Lymphozyten Immunmodulatorische Wirkung) 2. Unspezifische zelluläre Abwehr NATÜRLICHE KILLERZELLEN NK-Lymphozyten NK-Zellen sind Lymphozyten, die keinen antigenspezifischen Rezeptor exprimieren. NK-Zellen dienen der Bekämpfung infizierter Zellen, die entweder Naturgemäß kaum MHC-Moleküle exprimieren (Erythrozyten und Nervenzellen) oder von Viren befallen sind, die die Präsentation von MHC unterdrücken. Sie binden an ihre Zielzelle und attackieren sie mit dem Inhalt ihrer Vesikel (Perforin, Serinproteasen). 6 2015.10.16. PHAGOZYTOSE - Musterspezifität! Pathogen-associated molecular pattern (PAMP) Moleküle, die charakteristisch für ein breites Spektrum an Mikroorganismen sind : Zuckermolekülen Komponenten der Zellwand Lipopolysaccharide Peptide Nukleinsäuren auch Danger-associated molecular pattern (DAMP) PAMPs werden durch PatternRecognition Receptor (PRR) erkannt. (mustererkennende Rezeptoren) Sekretion der Zytokine IL-12 IL-4 TH1 „Aktivierung” der Makrophagen TH2 Proliferation der B-Lymphozyten OPSONISIERUNG Komplement Komponente, Immunglobuline Erhöht die Effektivität der Phagozytose Toll-like Rezeptoren (TLR) gehören zu den PRRs. Eine Aktivierung von TLRs führt über eine intrazelluläre Signaltransduktion zur Aktivierung einer Immunabwehr. Schritte der Phagozytose I. 1. Adhäsion Selektin Integrin 2. Diapedese 3. Migration (Chemotaxis) transiente Interaktion 1. 2. 3. 7 2015.10.16. Schritte der Phagozytose II. 4. Endozytose (Phagozytose, Pinozytose) PAMP, DAMP, Opsonisierung 5. Phagosom Bildung 6. Phagolysosom Bildung 7. Exozytose der Reste 4. 6. 5. 7. Im Phagolysosom Lysosomale Enzyme: Proteasen Peptidasen Oxidasen Desoxyribonukleasen Lipasen Reaktive Sauerstoffmetabolite (v.a. neutrophile Granulozyten): Superoxidanionen (O2.-) Wasserstoffperoxid (H2O2) - Katalyse durch Superoxiddismutase Hydroxylradikale (OH.) Hypochloridionen (OCl-) - Katalyse durch Myeloperoxidase „respiratory burst” Sie schädigen die Bakterienmembran und erleichtern so den Zugriff der lysosomalen Enzyme 8 2015.10.16. Antigenpräsentation Makrophagen – lokale Präsentation B-Lymphozyten – lösliche Antigene, Toxine Immunglobulinbildung Dendritische Zellen (zB. Langerhans-Zellen in der Haut) – Präsentation in den Lymphknoten – aktiviert T-Lymphozyten Histokompatibilitätsantigene (MHC - Major Histocompatibility Complex, MHC Proteine auch als HLA - Human Leukocyte Antigen) MHC-Klasse I. Alle kernhaltige Zellen MHC-Klasse II. Antigen presentierende Zellen -Makrophagen -B-Lymphozyten - Dendritische Zellen 9 2015.10.16. Entwicklung und Differenzierung der Blutzellen Pluripotente Stammzelle: Selbstvermehrung Differenzierung Hämatopoietische Wachstumsfaktoren: IL: Interleukine SCF: Stammzellfaktor CSF: kolonienstim. Fakt. Epo: Erythropoietin TPO: Thrombopoietin Androgene Schilddrüsenhormone Wachstumshormon ? Primäre lymphatische Organe: Knochenmark (B-Ly) Bursa Fabricii Thymus (T-Ly) Positive Selektion: T-Zellrezeptoren werden nach dem Zufallsprinzip umgeordnet. Sie erkennen körpereigene MHC-Moleküle ohne Antigenpeptid als „eigen”. Negative Selektion: T-Zellen, die die Kombination von MHC-Protein plus „Selbstpeptid” erkennen, werden durch Apoptose getötet. Sekundäre lymphatische Organe: Lymphknoten, Milz schleimhautassoziiertes Lymphgewebe 10 2015.10.16. Spezifische Abwehrmechanismen Die Zellen der adaptiven Immunabwehr sind in der Lage, spezifische Strukturen (Antigene) zu erkennen und gezielt zelluläre Abwehrmechanismen und molekulare Antikörper zu bilden. Nach der Infektion bleiben spezifische Antikörper und Gedächtniszellen erhalten, um bei erneutem Kontakt mit dem Krankheitserreger binnen kurzer Zeit eine angemessene Abwehrreaktion zu ermöglichen. 3. Spezifische humorale Abwehr B-Lymphozyten - Plasmazellen Klonale Selektion und Differenzierung von B-Lymphozyten Interaktion zwischen T-Helferzelle und der spezifischen BZelle stimuliert die B-Zell-Funktionen: - Proliferation der spezifischen B-Zelle (Klonale Expansion) - Differenzierung der Plasmazelle - „Antikörperswitch” von IgM zu anderen Ig-Klassen Immunglobuline (IgG, IgM, IgA, IgD, IgE) - Antikörper Bestimmt die Ig-Klassenzugehörigkeit Grundstruktur eines Immunglobulinmoleküls (IgG) 11 2015.10.16. Funktionen der Immunglobuline: IgG: 80% aller Immunglobuline im Plasma aktiviert das Komplementsystem Opsonisierung Sie können die Plazentaschranke leicht passieren. IgM: 7-10% der Immunglobuline der größte Antikörper tritt bei Erstimmunisierung zuerst auf aktiviert das Komplementsystem in monomerer Form bildet B-Zell-Rezeptoren IgD: an B-Lymphozyten (Antigenerkennung). IgA: IgA wird mit Speichel, Magen- und Darmsekreten ausgeschieden. IgE: allergische Reaktionen. Antikörpereffekte: Inaktivierung (Toxine) Immobilisierung (Bakterien) Agglutination (polymere Antikörper IgM) Opsonisierung Zytotoxizität (von NK-Zellen) Aktivierung des Komplementsystems Primärantwort Sekundärantwort 12 2015.10.16. 4. Spezifische zelluläre Abwehr T-Lymphozyten T-Effektor und T-Gedächtniszellen CD = cluster of differentiation T-Effektor: CD4 (T4) Zellen: T-Helferzellen sekretieren Zytokine - stimulieren Makrophagen: TH1durch freigesetztes Interferon γ - stimulieren B-Zellen durch Interleukin-4 Abgabe: TH2 kann „Klassenwechsel” der Immunglobuline auslösen CD8 (T8) Zellen: Zytotoxische T-Zellen erkennen und eliminieren körpereigene Zellen, die von Krankheitserregern befallen oder zu Tumorzellen entartet sind – Perforine lysieren die Zielzellen MHC Klasse II MHC Klasse I Histokompatibilitäts-Antigene: MHC-Klasse I. Alle kernhaltige Zellen MHC-Klasse II. Antigen presentierende Zellen 13 2015.10.16. T-Helferzellen Kostimulation: IL-12 Zytotoxische T-Zellen Kostimulation: IL-4 Perforine TH1 IL-2, IFNγ Stimulieren die Phagozyten TH2 IL-4 Eliminieren körpereigene Zellen, die von Krankheitserregern befallen oder zu Tumorzellen entartet sind. Proliferation der B-Lymphozyten Klassenwechsel der Antikörper Zytokine dienen der Verständigung zwischen den einzelnen Komponenten des Immunsystems und steuern die verschiedene Immunreaktionen. 14 2015.10.16. Immunisierung: Aktive Immunisierung: nach Gabe von Vakzinen (abgeschwächte, abgetötete bzw. nicht vermehrungsfähige Krankheitserreger oder inaktivierte Toxine). Passive Immunisierung: Antikörper werden direkt verabreicht. Immuntoleranz - Autoimmunität AIDS (Acquired immune deficiency syndrome) erworbene Immunschwächekrankheit Blutgruppensysteme Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war eine Bluttransfusion ein lebensgefährliches Lotteriespiel! Karl Landsteiner AB0 System 1930 Nobelpreis für Medizin Alexander S. Wiener (1940) Rhesussystem 15 2015.10.16. AB0-System BlutgruppenVércsoport Bezeichnung (fenotípus) (Phänotyp) () A (44%) B (10%) AB ( 4%) 0 (42%) Agglutinogene Agglutinogén (an den Erythrozyten) Genotyp A0 oder AA B0 oder BB AB 00 Antigen „A” A B A und B 0 (H) Agglutinine Agglutinin (im Plasma) (IgM) anti-B anti-A anti-A, anti-B Antigen „B” Polyvalente Antigene: Blutgruppe A Antigen „A” und „B” Blutgruppe B kein Antigen - große Polymere (oft Zuckermoleküle), die eng benachbart antigene Epitope aufweisen - Produktion von Antikörper braucht keine Kooperation mit TH-Zellen - bleibt der Antikörperswitch aus Blutgruppe AB Blutgruppe 0 16 2015.10.16. Aufbau der blutgruppenbestimmenden Glykolipide Antigene - Glykolipide AB0-System BlutgruppenVércsoport Bezeichnung (fenotípus) (Phänotyp) () A (44%) B (10%) AB ( 4%) 0 (42%) Agglutinogene Agglutinogén (an den Erythrozyten) Genotyp A0 oder AA B0 oder BB AB 00 Antigen „A” A B A und B 0 (H) Agglutinine Agglutinin (im Plasma) (IgM) anti-B anti-A anti-A, anti-B Antigen „B” Polyvalente Antigene: Blutgruppe A Antigen „A” und „B” Blutgruppe B kein Antigen - große Polymere (oft Zuckermoleküle), die eng benachbart antigene Epitope aufweisen - Produktion von Antikörper braucht keine Kooperation mit TH-Zellen - bleibt der Antikörperswitch aus Blutgruppe AB Blutgruppe 0 17 2015.10.16. Blutgruppenbestimmung Rhesus (Rh) -System Rh-Eigenschaften der Erythrozyten C,D,E,c,d,e Rh+ Rh- 85% 15% D-Antigene keine D-Antigene keine Antikörper keine Antikörper Antigene - Proteine 18 2015.10.16. Anti-D-Prophylaxe Durch die Gabe eines Anti-D-γ-Globulins unmittelbar nach der Geburt (Fehlgeburt) werden die Rh+ Erythrozyten im mütterlichen Blutkreislauf schnell zerstört, so daß der immunologische Apparat der Mutter nicht zur Antikörperbildung angeregt wird. Vor der Bluttransfusion, nach der Bestimmung von AB0- und Rh-Eigenschaften des Spenders und Empfängers: Bei der Major-Reaktion („große Kreuzprobe“) werden von Serum getrennte Erythrozyten des Spenders mit dem Blutserum des Empfängers vermischt. Bei der Minor-Reaktion („kleine Kreuzprobe“) werden die Erythrozyten des Empfängers mit dem Blutserum des Spenders vermischt. Diese Art der Kreuzprobe wird heute kaum noch angewendet, da es sich bei Blutkonserven meist um Erythrozyten-Konzentrate handelt. 19