Allergen-spezifisches IgG

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AUS DEM LABOR
R
Umstrittener Marker
Allergen-spezifisc
sches IgG:
gG:
os?
Fakt oder Mythos?
Die Zahl der Allergien steigt stetig und in den westlichen Ländern leiden heute schon bis ein Drittel der Bevölkerung an Allergien. Allergien entstehen durch eine Überreaktion des
gege
Immunsystems in der vor allem Immunglobulin E (IgE) gegen
wohl IgE in den
allergene Eiweiss-Strukturen gebildet. Obwohl
meisten Fällen das hauptverantwortliche Immunglobulin für
rgen-spe sches Imdie allergische Reaktion ist, auch Allergen-spezifi
rgischen Erkrankungen
munglobulin G (asIgG) in vielen allergischen
nachgewiesen.
owohl beim Menschen als auch
h in vielen
viele Maus-Modellen
Modellen ist IgG
in die TH2 vermittelte allergische
gische Reaktion involviert.
i
rt. Bei der
yposensibilisierung ist eine VerbessebesseToleranz-Induktion durch Hyposensibilisierung
on häufig mit einer Erhö
rung der klinischen Situation
Erhöhung des asIgG
verbunden. Hingegen wurde kürzlich gezeigt dass Effektor Zell
Zellen
ia asIgG aktiviert werden und so
wie Basophile oder Neutrophile via
schen Reaktion
Re
eim Menschen führen könzu einer anaphylaktischen
beim
urde, dass IgG m
nen. Obwohl in mehreren Studien ggezeigt wurde,
mit verktor Zellen interagieren kann, bleibt
leibt die Rolle des
schiedenen Effektor
thogenese von allergischen Immunantworten
Im
t
asIgG in der Pathogenese
oder
z-Induktion umstritten.
bei der Toleranz-Induktion
Dr. phil. nat.
Monique Vogel
Bern
Dr. phil. nat.
Michael P. Horn
Bern
S
Mögliche
che Rolle von asIgG in der Pathogenese
Patho
von
hma und allergischen
allergische Lungenkrankheiten
Asthma
Nebst
st IgE, welches zur Sensibilisie
Sensibilisierung auf das Allergen führt, werden bei einer Immunantwort gegen das Allergen meistens auch IgG
und IgA gebildet. Mehrere Studien haben
hab gezeigt, dass im Serum
von Patienten mit Asthma nebst erhö
erhöhten Mengen von IgE auch eröhtes IgG, inklus
höhtes
inklusive IgG4, nachgewiesen werden kann [1]. Speziell
genlavagen (Bro
in Lungenlavagen
(Bronchio-alveolar lavages, BAL) von Asthmaonnten erhöhte Mengen
M
Patienten konnten
von IgG gefunden werden [2].
40
Das Auftreten von asIgG ist direkt mit der Dauer und der Stärke
der Exposition gegenüber dem Allergen verbunden [3]. Allerdings
konnte bis jetzt noch keine Studie eine Korrelation zwischen asIgG
und erhöhtem Asthma-Risiko zeigen. Interessanterweise wurden
erhöhte IgG-Werte sogar eher in Zusammenhang mit einem milderen Krankheitsverlauf beschrieben [4]. Lau et al. zeigten zudem,
dass erhöhte Mengen von asIgG ohne IgE mit einem geringeren Risiko für asthmatische Symptome korrelieren kann. Andererseits haben sie aber auch gezeigt, dass asIgG keine schützende Rolle gegen
IgE-vermittelte Sensibilisierung hat [1].
Hohe Konzentrationen von IgG wurden vor allem in Individuen mit Hypersensitivitäts-Pneumonitis z.B. allergischer Alveolitis, Aspergillom und Aspergillose gezeigt [5]. Es handelt sich um
eine Überempfindlichkeits-Reaktion vom Typ III bei der die Patienten eine grosse Menge von Antigen-spezifischen Antikörpern im
Blut haben. Diese Antikörper werden z.B. mittels Präzipitin-Messung nachgewiesen und leisten einen wichtigen Beitrag in der Diagnostik der exogen-allergischen Alveolitis. Die klinische Bedeutung
der Konzentration von spezifischem IgG ist allerdings noch nicht
02 _ 2013 _ der informierte arzt
AUS DEM LABOR
definitiv geklärt und sowohl das Vorhandensein als auch das NichtVorhandensein dieser Antikörpern muss mit Vorsicht interpretiert
werden. Hohe spezifische IgG-Konzentrationen (bis 1000 mg/L)
können auch bei starker beruflicher Exposition auf ein Antigen
nachgewiesen werden ohne dass klare Symptome einer Hypersensitivitäts-Pneumonitis vorliegen.
AsIgG in der Immuntherapie
Die spezifische Immuntherapie (SIT) oder Hyposensibilisierung ist
bis jetzt die einzige kausale Therapie bei Typ I Überempfindlichkeit. Bei dieser Therapieform werden über längere Zeit ansteigende
Dosen des Allergens gespritzt oder als Tropfen verabreicht. Diese
Behandlung ist für gewisse Allergien mit den Symptomen Rhinitis,
Konjunktivitis, Asthma und vor allem bei Allergien auf Insektengift
wirksam. Die Erfolgsrate bei Heuschnupfen liegt bei bis zu 80% und
bei Insektengift-Allergien bei bis zu 90%. Die genauen Mechanismen, die zu der beobachteten verminderten Empfindlichkeit gegen
das Allergen führen, sind bis heute nicht vollständig bekannt. Einer
der möglichen Mechanismen ist die Produktion von IgG1 und vor
allem IgG4 Antikörper [6]. Durch den Einfluss vom anti-inflammatorischen Zytokin IL-10 ist die Menge an IgG4 nach den ersten
ht. Meh
drei Monaten der Behandlung am stärksten erhöht.
Mehrere HygG4 zu erklären.
pothesen wurden aufgestellt, um die Rolle von IgG4
G4 blo
Die am meisten verbreitete Hypothese ist dass asIgG4
blockierendee
ch
Antikörper sind, welche die Aktivierung der Effektor-Zellen durch
riIgE verhindern. Dies führt dazu, dass weniger pro-inflammatorithesche TH2 Zellen aktiviert werden und damit weniger IgE synthe38
tisiert wird [7]. Kürzlich hat eine Studie aber gezeigt dass nur 38%
der inhibitorischen Aktivität auf IgG4 beruht, und damit auch andere IgG-Subklassen hemmend sein müssen [8]. Zusätzlich wurde
örper nicht digezeigt, dass die Wirkung der hemmenden Antikörper
lenden Korrelatiorekt von deren Titer abhängt. Wegen dieser fehlenden
irksamkeit bleibt die
nen zwischen Serumtiter und der klinischen Wirksamkeit
Immunt
Rolle der blockierenden Antikörper in der Immuntherapie
immer
noch umstritten.
AsIgG bei der anaphylaktischen
en Reaktion
R
tion
Anaphylaxie ist eine systemische Hypers
Hypersensitivitätsreaktion
sreaktion mit
akuter Lebensbedrohung. Die häufigsten Beschw
Beschwerden betreffen
nd die Atmung. Ca. 15
völdie Haut, den Herz-Kreislauf und
15% der Bevölkerung erleiden mindestens einmal im Leben eine an
anaphylaktische
Mastzelle
Reaktion. In der Regel wird das Allergen von IgE auf Mastzellen
und Basophilen erkannt und dies verursacht die Freisetzung vo
von
toren wie zum Beispiel
ispiel Histamin und LeuL
verschiedenen Mediatoren
ann eine anaphyl
kotriene. Jedoch kann
anaphylaktische Reaktion auch durch
rden. Es wurde kürzlich gezeigt, dass die AktivieIgG ausgelöst werden.
philen Granulozyten durch IIgG sowohl
h notwenrung von neutrophilen
sreichend für das Auslösen einer Anaphylaxie ist
dig, als auch ausreichend
Maus-Mod
[9]. Diese Studie wurde in transgenen Maus-Modellen
mit einer
ch induzierten Anaphylaxie durchgeführt. Einerseits konnkünstlich
te bei „Schock-resistenten“ M
Mäusen durch die Verabreichung von
ophilen Granulozyten (von normalen
n
neutrophilen
Mäusen oder menschche Neutrophile) wieder eine anaphyla
liche
anaphylaktische Reaktion ausgelöst
normal Mäusen die anaphylakwerden. Andererseits konnte bei normalen
Schock-bedin Tod durch die Depletion
tische Reaktion und der Schock-bedingte
n Neutrophilen verhindert
v
von
werden.
Als Hauptmediator bei der IgG induzierten anaphylaktischen
rde PAF (platelet-activating
(platelet
Reaktion wurde
factor) und nicht Histamin
der informierte arzt _ 02 _ 2013
vermutet. So konnten in Mäusen auch PAF-Antagonisten
onisten aber
abe nicht
onisten) den Tod durch
Antihistaminika (Histamin Rezeptor-Antagonisten)
n. Es ist festzuhalten, dass
einen anaphylaktischen Schock verhindern.
die Maus-Experimente nicht 1:1 auf den Menschen übertragen weruf den menschlichen
m
den können, da auf
Zellen nicht dieselben IgG
Mäusez
miert sind.
Rezeptoren wie auf Mäusezellen
exprimiert
sch ist die Rolle von IgG
gG in d
Beim Menschen
der anaphylaktischen
alb immer noch u
tten. IgG-vermittelte
IgGReaktion deshalb
umstritten.
anaeaktionen wurden beim Menschen
enschen nie systematisch
phylaktische Reaktionen
en haben jedoch
jedoc gezeigt, dass
ss die Serum-Konzenuntersucht. Studien
d anaphylaktischen
chen Schocks zuz
tration von PAF mit der Schwere des
o Daten haben gez
sammenhängt. In vitro
gezeigt dass aktivierte humane
ozyten auch PAF synthetisieren
synthe
Neutrophile Granulozyten
können [9]. In
en Schocks wurden weder
wed Trypvielen Fällen von anaphylaktischen
unden. Solche Fälle
Fäll könnten
tase noch Allergen-spezifische IgE gefunden.
is auf einen IIgG-abhängigen Mechanismus
echanismus geben. Dieeinen Hinweis
auc aufgrund der kurzen
urzen Halbwertszeit
se Resultatee könnten aber auch
ase im Blut, respektive d
tsac dass das Alvon Tryptase
durch die Tatsache,
ezifisches IgE auf Mastzellen und B
lergen-spezifi
Basophilen gebunden
ustande kommen. AsIgG, welches während
währe einer Immuntheist, zustande
IgE-vermi
rapiee induziert wurde, kann eine IgE-vermittelte
Anaphylaxie vollndig unterdrücken, ohne dabei selbst anaphylaktisch zu wirken
ständig
0]. Dieser Schutzmechanismus geht aaber verloren, wenn die Men[10].
vo Antibiotika – erhöht wird. In
ge des Allergens – wie z.B. im Fall von
so
Neu
solchen Fällen kann asIgG an Neutrophile
Granulozyten und Makropha
ese zur Freisetzung von anaphylaktischen
krophagen binden und diese
Mediatoren aktivieren.
Zusammenfassend kön
können wir sagen, dass asIgG kein sinnvoller
stischer Marker be
diagnostischer
bei der allergischen Sofortreaktion ist, da die
Antik
Bedeutung dieser Antikörper
in der Pathogenese der Allergie noch
ie F
ungeklärt ist. Die
Fachkommission der Schweizerischen Gesellscha
gie und
u Immunologie (SGAI) lehnt die Bestimmung
schaft für Allergie
von asIgG
as
im Rahmen von Nahrungsmittel-Allergie-Abklärungen
klar ab, da asIgG-Antikörper auch bei gesunden Individuen als Epiphänom
phänomen nachgewiesen werden können [11].
Dr. phi
phil. nat. Monique Vogel
Dr. ph
phil. nat. Michael P. Horn
Universitätsinstitut für Immunologie, Inselspital,
Univ
Zentrum für Labormedizin, 3010 Bern
Ze
[email protected]
B Literatur
am Online-Beitrag unter: www.medinfo-verlag.ch
Take-Home Message
◆ Neben IgE, welches zur Sensibilisierung auf das Allergen führt, werden bei einer Immunantwort gegen das Allergen meistens auch IgG
und IgA gebildet
◆ Das Auftreten von Allergen-spezifischen IgG ist direkt mit der Dauer
und Stärke der Exposition gegenüber dem Allergen verbunden
◆ Eine Korrelation zwischen Allergen-spezifischem IgG und erhöhtem
Asthma-Risiko konnte nicht gezeigt werden
◆ Allergen-spezifisches IgG ist kein sinnvoller Marker bei der allergischen Sofortreaktion. Die Bestimmung von Allergen-spezifischen IgG
im Rahmen von Nahrungsmittel-Allergie-Abklärungen wird nicht empfohlen, da diese IgG-Antikörper auch bei Gesunden als Epiphänomen
nachgewiesen werden können
41
Literatur:
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