Aus der LWL-Klinik Hemer Hans-Prinzhorn Klinik Psychiatrie – Psychotherapie – Psychosomatik Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Ulrich Trenckmann Körperliche Folgeschäden bei alkoholabhängigen Patienten: die Bedeutung des störungsspezifischen Wissens Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Julieta Nejtschewa aus Burgas 2008 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Prof. Dr. med. U. Trenckmann Koreferent: Prof. Dr. med. W. Brüne Tag der mündlichen Prüfung: 04.11.2010 Zusammenfassung Die vorliegende explorative Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle die körperlichen Folgeschäden für Alkoholabhängige spielen. Die zugrunde liegende Überlegung entstand aus der klinischen Beobachtung, dass sogar schwere und bedrohliche alkoholassoziierte Erkrankungen von den Betroffenen bagatellisiert und verleugnet werden. So spielen diese eine überraschend geringe Rolle für die Änderung des Suchtverhaltens. Das störungsspezifische Wissen ist eine aktive Konstruktion des Individuums, die auf seine Erfahrung und Informationsstand basiert und von entscheidender Bedeutung ist, da es eine handlungssteuernde Funktion besitzt. Teil der Suchttherapie ist die Psychoedukation, bei der die Patienten Informationen, unter anderem über die möglichen somatischen Folgeerkrankungen bekommen. Es stellt sich die Frage, ob das Wissen darüber die Abstinenzmotivation verbessert. Diese Frage ist von Relevanz, da bisher noch nicht ausreichend kontrollierte Daten vorliegen und die Wirksamkeit der Psychoedukation unterschiedliche Ergebnisse aufweist. Das Wissen führt nicht direkt zum Handeln, es ist nur über Motivation möglich. Sinnvoll erscheint die Erwartungs-mal-Wert Theorie anzuwenden. Bekannt ist der Alkohol als positiver Anreiz. Das Erwartung*Wert Modell versteht die Angst vor körperlichen Folgeschäden als eine negative Wirkungserwartung. Der benutzte Fragebogen (FKSG) dient der Erfassung der E*W Items als Produkt von den Erwartungen der Alkoholpatienten, Folgeschäden zu bekommen und dem Wert, die Wichtigkeit, die sie diesen schenken. An der Untersuchung haben 156 Alkoholabhängige teilgenommen, die sich in vollstationärer Behandlung der Hans-Prinzhorn Klinik Hemer befanden. Außer dem FKSG wurden weitere Fragebögen zur Einschätzung ihrer Suchterkrankung (FSA, SESA, KAZ-35) und des psychischen Zustandes (BDI, BSI, HAKEMP) benutzt, eine ausführliche körperlichneurologische Untersuchung und Labor wurden durchgeführt. Es wurde eine Diskrepanz zwischen den medizinischen Befunden und den Angaben der Patienten über eigene und auf Alkohol attribuierte somatische Erkrankungen festgestellt. Die Ängste der befragten Personen waren vor psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen. Auch wenn sie einige innere Organe für wichtig hielten, haben sie kaum geglaubt, daran erkranken zu können, wenn sie weiter Alkohol konsumieren. Diesbezüglich waren deutliche Geschlechtsunterschiede festgestellt. Die Informationsvermittlungen müssen mehr an das Wissen der Patienten angepasst und grundsätzlich überdacht werden. Die Erwartungs-mal-Wert Theorie scheint hilfreich zu sein. Die vorliegenden Ergebnisse ermutigen dazu, diesem Thema in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Für meine Eltern Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................. 1 1 Einleitung ...................................................................................................................... 4 1.1 Historisches und Aktuelles zum Alkoholismus ....................................................... 4 1.2 Theoretischer Hintergrund...................................................................................... 7 1.2.1 Subjektive Krankheitstheorien........................................................................ 7 1.2.2 Alkoholwirkungserwartungen......................................................................... 8 1.2.3 Erwartungs-mal-Wert Thorie.........................................................................11 1.2.4 Alkoholassoziierte Folgeerkrankungen .........................................................13 1.2.5 Spezifische Laborbefunde..............................................................................24 1.2.6 Psychoedukation in der Behandlung Alkoholabhängiger................................26 2 Fragestellung ................................................................................................................29 3 Material und Methoden .................................................................................................32 3.1 Stichprobe.............................................................................................................32 3.2 Untersuchungsinstrumente ....................................................................................35 3.2.1 Fragebogen zur körperlichen und seelischen Gesundheit (FKSG) ..................35 3.2.2 Fragebogen zur Suchtanamnese (FSA) ..........................................................36 3.2.3 Skala zur Erfassung der Schwere der Alkoholabhängigkeit (SESA)...............36 3.2.4 Kurzfragebogen zur Erfassung der Abstinenzzuversicht (KAZ-35)................37 3.2.5 Beck-Depressions-Inventar (BDI)..................................................................37 3.2.6 Brief Symptom Inventory (BSI).....................................................................38 3.2.7 HAKEMP 90 (Handlungskontrolle nach Erfolg, Misserfolg und prospektiv) .39 3.2.8 Protokoll für die körperliche und neurologische Untersuchung ......................40 3.3 3.3.1 Fragebögen....................................................................................................41 3.3.2 Durchführung der körperlichen und der neurologischen Untersuchung ..........41 3.3.3 Laboruntersuchungen ....................................................................................45 3.4 4 Durchführung........................................................................................................41 Statistische Auswertung ........................................................................................46 Ergebnisse ....................................................................................................................49 4.1 FKSG Teil 1 und Teil 2.........................................................................................49 4.1.1 Ergebnisse der Mittelwerte ............................................................................49 4.1.2 Ergebnisse der Ranglisten..............................................................................50 1 4.1.3 Geschlechtsunterschiede................................................................................51 4.1.4 Ergebnisse der Reliabilitäts- und Faktorenanalyse .........................................52 4.2 4.2.1 FSA...............................................................................................................54 4.2.2 SESA ............................................................................................................56 4.2.3 KAZ-35.........................................................................................................56 4.3 5 Ergebnisse der suchtbezogenen Diagnostik ...........................................................54 Ergebnisse der psychopathologischen Skalen ........................................................57 4.3.1 BDI ...............................................................................................................57 4.3.2 GSI (BSI) ......................................................................................................57 4.3.3 HAKEMP......................................................................................................57 4.4 FKSG Teil 3..........................................................................................................58 4.5 Ergebnisse der körperlich-neurologischen Untersuchung und Laborbefunde.........58 4.6 Ergebnisse der t-Tests ...........................................................................................64 4.6.1 t-Tests mit der Gesamtskala E*W/48 .............................................................65 4.6.2 t-Tests mit den Faktorenwerten......................................................................65 4.7 Ergebnisse der Korrelationen ................................................................................68 4.8 Ergebnisse der Regressionen .................................................................................77 Diskussion ....................................................................................................................82 5.1 Bewertung der Ergebnisse des FKSG Teil 1 und 2 ................................................82 5.1.1 Geschlechtsunterschiede – Ergebnisse der t-Tests..........................................83 5.1.2 Faktorenanalyse.............................................................................................84 5.2 Bewertung der Ergebnisse der Suchtbezogenen Diagnostik ...................................85 5.3 Bewertungen der Ergebnisse der psychopathologischen Skalen.............................88 5.4 Bewertung der Ergebnisse des FKSG Teil 3 und Vergleich mit den Befunden der körperlich-neurologischen Untersuchung..........................................................................90 5.5 Bewertung der t-Tests und der Zusammenhangsanalysen ......................................93 5.5.1 Bewertung der t-Tests....................................................................................93 5.5.2 Bewertung der Korrelationen.........................................................................94 5.5.3 Bewertung der Regressionen .........................................................................96 5.6 Psychoedukation ...................................................................................................96 6 Literaturverzeichnis ....................................................................................................100 7 Anhang .......................................................................................................................110 7.1 Anhang A: FKSG - Mittelwerte ERWARTUNG .................................................110 2 7.2 Anhang B: FKSG – Mittelwerte WERT Gesamt/Männer/Frauen........................111 7.3 Anhang C: FKSG - Mittelwerte E*W.................................................................112 7.4 Anhang D: Rangfolge der Mittelwerte - ERWARTUNG ...................................113 7.5 Anhang E: Rangfolge der Mittelwerte – WERT ..................................................114 7.6 Anhang F: Rangfolge der Mittelwerte – E*W......................................................115 7.7 Anhang G: Häufigkeiten FKSG Teil 3 „Hatte ich schon“ ....................................116 7.8 Anhang H: Häufigkeiten FKSG Teil 3 „Habe ich vom Alkoholtrinken“ .............117 7.9 Anhang I: Regressionstabellen ............................................................................118 7.10 Anhang J: Kopien der Fragebögen.......................................................................120 3 1 Einleitung 1.1 Historisches und Aktuelles zum Alkoholismus Der Alkohol hat eine lange Geschichte – Babyloner, Ägypter, Griechen, Römer kannten ihn. 3000 v. Chr. gab es 70 verschiedene Sorten Bier. Die vielseitige Wirkung des Alkohols nutzte Asklepiados von Prusa bereits 120 v. Chr. – er empfahl erregten Phrenetikern zur Sedierung, aber auch den Melancholikern zur Stimmungsverbesserung, reinen Wein. In der medizinischen Schule von Salerno wurden aus Wein durch Destilation Alkoholkonzentrate für Heilzwecke hergestellt, die eine viel schnellere und stärkere hypnotische Wirkung zeigten. Der Rezeptar der Hoffmannstropfen sprach 1700 über die „gewaltige Kraft“ des Weins, „Sorge und Traurigkeit zu vertreiben“. In der Irrenabteilung der Berliner Charite nutzte der bekannte Psychiater Obermeier Alkohol, um melancholische Patienten „zu spontanen Bewegungen und Wechselgesprächen“ zu bringen. 1876 empfahl Wittlich, nach Misserfolgen von Morphin und Chloraldurat, das Bier als probates Mittel. Das Lupulin im Hopfen zählt bis heute als ein Beruhigungsmittel. Der erste Alkoholverbot der Menschheitsgeschichte datiert seit 800 n. Chr. Karl der Grosse, Kaiser des Römischen Reiches deutscher Nation befahl: „Kein Graf soll zu Gericht sitzen, außer nüchtern“. Die „Krise“ kündigte sich im 16. bis 17. Jh. an. Der Branntwein wurde erfunden, der Alkohol wurde haltbar, es gab Transportmöglichkeiten. Der beste Werbefeldzug war der Dreißigjährige Krieg, als der Alkohol zur Steigerung der Kampfbereitschaft genutzt wurde. Die ersten Abstinenzvereine entstanden im Jahr 1517 und waren der „St. ChristophOrden zur Abstellung des Fluchens und des Zutrinkens“ und der „Pfälzische Orden vom goldenen Ring“. 1600 gründete Landgraf Moriz von Hessen den „Temperenz – Orden“, der verlangte, „sich zwei Jahre nicht vollsaufen, nicht mehr als zwei mal sieben Ordensbecher täglich. Wein zu den Malzeiten, ansonsten gegen den Durst Wasser und nur Bier“ zu trinken. Trunkenheit wurde vom Staat mit Geldstrafen belegt. 150 Jahre später veränderten sich die Sitten – das Trinken wurde kontrolliert und gesittet in der „höfischen Gesellschaft“. 1650 wurden die sogen. „Trunksüchtigen“ gemeinsam mit Bettlern und Verbrechern in Anstalten eingesperrt, wo sie Zwangsarbeit für die Kosten der Unterbringung verrichten mussten. Der Philantrop und Sozialreformer Anthony Benezet schlug 1774 Alarm wegen der veränderten Trinksitten in Kolonialamerika. In der ersten amerikanischen Abhandlung über Alkoholismus 4 gab er dem Alkohol den Namen „das verhexende Gift“ im Gegensatz zu dem bis dahin verbreiteten „Geschenk des Gottes“. Er beschrieb unglückliche Trinker, die einer „Sklaverei“ beigetreten waren und notierte die Tendenz der Trinksucht zur Selbst-Akzelleration: „Drops beget dreams, and dreams beget more dreams, till they become to be without weight or measure“. Der Vater des Krankheitskonzeptes, der schottische Arzt Trotter, nahm 1780 an, dass die Begierde in der chemischen Struktur des Stoffes liegt. 1820 kam es zu einem rasanten Anstieg des Alkoholkonsums. 1900 lagen die pro Kopf Trinkmengen bei 10 Litern, genau wie heute. Die Alkoholindustrie, Bierautomaten, Eisenbahn und Alkoholhandel stiegen an. Die „Mäßigungsbewegung“ wurde die wichtigste bürgerliche Bewegung des 19. Jahrhunderts: 1885 – Blaukreuz, 1856 – Kreuzbund, 1889 – Guttempler. Alkoholkranke sollten nicht eingesperrt werden, sondern Hilfe bekommen, vom Alkohol wegzukommen. Es setzte sich zunehmend die Auffassung durch, dass Alkohol eine Krankheit und keine Sünde ist. Der schwedische Arzt Huss führte den Begriff „Alkoholismus“ für die Bezeichnung der vom Alkoholtrinken verursachten Nervenschädigungen, seit körperlichen 1793 die Folgeschäden Leberzirrhose und ein. seit Seit 1813 1787 das sind Delirium („Gehirnfieber“) als Folgeerkrankungen des Alkoholkonsums angesehen. Emil Kraepelin empfahl den Ethylalkohol „gänzlich zu verbieten“. 1914 gab es bereits 54 Anstalten in Deutschland, die erste war 1851 in Lintorf bei Düsseldorf geöffnet. In den Nachkriegsjahren bis 1956 gab es ein Verbot des Brennens von Korn zu Schnaps. Seit den 60er Jahren bis heute dauert aber der Boom in der Alkoholproduktion und dem Konsum an. 1968 wurde der Alkoholismus gesetzlich als Krankheit anerkannt. Seit 1991 gibt es auch ambulante Behandlungsmöglichkeiten für Alkoholkranke. Die Begriffe Alkoholabhängigkeit und Schädlicher Gebrauch Ein starker Wunsch oder ein Zwang, Alkohol zu konsumieren; Kontrollverlust bei seinem Gebrauch; körperliche Entzugssymptome nach Beendigung oder Reduktion des Konsums; Toleranzentwicklung zum Suchtmittel; Vernachlässigung eigener anderer Interessen und ein erhöhter Zeitaufwand für das Beschaffen des Suchtmittels oder um sich von dessen Gebrauch zu erholen; ein anhaltender Alkoholkonsum trotz des Auftretens von körperlichen, psychischen oder sozialen Folgeschäden, charakterisieren gemäß ICD-10, dem 1991 von der 5 WHO eingeführten internationalen System zur Klassifizierung von Krankheiten, die Abhängigkeitskriterien (Dilling, Mombour, Schmidt, 1993). Ein schädlicher Gebrauch (ICD-10) bzw. Missbrauch (DSM-IV) besteht, wenn eine „tatsächliche Schädigung der psychischen oder physischen Gesundheit des Konsumenten“ nachweisbar ist; wenn erhebliche Probleme im Haushalt, Familie, Schule und mit dem Gesetz als Folge des Konsums entstanden sind; wenn der Substanzkonsum in gefährlichen Situationen und trotz erheblicher sozialer und zwischenmenschlicher Probleme fortgesetzt wird. Aktuelle Entwicklung Weltweit haben rund 290 Millionen Menschen Suchtprobleme. In Deutschland sind es etwa 1,7 Millionen Menschen, bei denen eine Alkoholabhängigkeit besteht. Bei 2 Millionen betreiben einen schädlichen Gebrauch. Bei weiteren 9,5 Millionen Erwachsenen liegt ein „riskanter Alkoholkonsum“ vor. Der Pro-Kopf-Konsum reinen Alkohols pro Jahr liegt bei 10,1 Liter (Jahrbuch Sucht, 2008). 86% der Männer und Frauen zwischen 12 und 25 Jahren haben in ihrem Leben bereits Alkohol konsumiert. Die ersten Erfahrungen sind meist im Alter von 14 Jahren. 2008 sind 25 700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 20 Jahren wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär behandelt worden. Damit ist ein Anstieg von 11% gegenüber 2007 zu verzeichnen, im Vergleich zum Jahr 2000 ein Anstieg von 170%. Im Alter von 15 bis 20 Jahren wurden mehr männliche (64%), im Alter von 10 bis 15 Jahren mehr weibliche (53%) Patienten behandelt (Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr. 486). 97% der 16-19-jährigen haben mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol getrunken. Der exzessive Alkoholkonsum zählt als die dritthäufigste Todesursache. 42000 Menschen sterben im Jahr an den unmittelbaren und mittelbaren Alkoholfolgen. 2530% der Arbeitsunfälle haben als Ursache einen Alkoholkonsum. 7% der Straftaten werden in alkoholisiertem Zustand begangen. 30000 Neugeborene im Jahr weisen Zeichen einer alkoholbedingten Embryopathie auf. Laut WHO (Handlungsrahmen für eine Alkoholpolitik in der Europäischen Region, 2006) befinde sich der Alkoholkonsum in Nordeuropa „auf historisch hohem Niveau“ und nehme weiterhin zu; der Rückgang, der in den letzten Jahren in Südwesteuropa beobachtet wurde, neige sich seinem Ende zu. Auf Frauen entfallen 20 bis 35% des Gesamtverbrauchs in der 6 Europäischen Region und damit ist dieser Anteil der höchste in der Welt. Die erste große Studie über alkoholbedingte Morbidität und Mortalität hat deutlich gezeigt, dass Alkohol in viel größerem Ausmaß zu einer Invalidisierung als zu Mortalität führt – sie fand, dass 1,5% aller Todesfälle Folge des Alkoholkonsums waren, aber ganze 6% aller Lebensjahre infolge Beeinträchtigungen und Invalidität als Folge des Alkoholkonsums verloren gingen (Murray und Lopez, 1997). Die Suchtprobleme sind seit der Antike bekannt und haben trotz vielen neuen Wissens kaum an Virulenz verloren, so dass die Bemühungen für ihre erfolgreiche Behandlung andauern. Nach Angaben des Weltbank-Reports ist die Alkoholkrankheit nach der Major Depression die zweithäufigste psychiatrische Erkrankung. Aufgrund der Behinderungen, der dadurch verlorenen Jahre und der verkürzten Lebensdauer, zu denen diese Erkrankungen führen, werden sie in der Zukunft eine zunehmende Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund müssen Möglichkeiten der Kostenoptimierung im Versorgungssystem überprüft werden. Das betrifft sowohl die präventiven Maßnahmen als auch die „Sicherstellung rascher und angemessener Behandlungen sowie die Entwicklung innovativer und besser wirksamer Therapiestrategien“ (Gaebel und Müller-Spahn, 2006). 1.2 Theoretischer Hintergrund 1.2.1 Subjektive Krankheitstheorien Ein Interesse an der Erforschung des krankheitsspezifischen Wissens besteht seit Ende der achtziger Jahre. Das Konzept „Subjektive Theorien“ umfasst das Alltagswissen der Menschen, welches auf der Basis im Gedächtnis gespeicherter früheren Erfahrungen entsteht. Das Handeln der Menschen wird überwiegend von diesen subjektiven und nicht von den objektiven, wissenschaftlichen Theorien bestimmt. Beim Vorliegen einer ernsthaften Krankheit, die auch schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht, suchen die Menschen auf der kognitiven Ebene nach Erklärungen, bauen ein eigenes Verständnis und Annahmen über die Krankheit auf, bilden sich ein eigenes Modell über „das Wesen, die Entstehung und die Behandlung ihrer Erkrankung“ (Faller, 1990), d.h. sie bauen ein eigenes krankheitsbezogenes Wissen auf, welches eine „aktive Konstruktion des Individuums“ (Knuth and Cunningham, 1993) ist. Laien und Experten unterscheiden sich deutlich in ihren Vorstellungen über Krankheiten und deren körperlichen Ursachen. 7 Möglicherweise stimmt dieses Laienmodell nicht mit den objektiven, wissenschaftlichen Theorien überein, es ist für die Person aber wichtig oder richtig. Im psychiatrischen Bereich wird es „störungsspezifisches Wissen“ genannt. Durch neue Erfahrungen und Edukation können die subjektiven Krankheitstheorien verändert und infolgedessen der Umgang mit den Krankheiten oder derer Vorbeugung verbessert werden. So werden günstigere Bedingungen für eine erfolgreiche Therapie geschaffen. Krankheitstheorien können den Betroffenen helfen, ihre „Krankheit zu verarbeiten und zu bewältigen“ (Filipp und Aymanns, 1997). Unsere Bemühungen sind es zu verstehen, ob und wie dieses Wissen die Entscheidung Alkoholabhängiger zur Abstinenz steuern kann. In neuerer Zeit werden Krankheiten aus einer inneren Perspektive untersucht, d.h. es werden überwiegend die subjektive Bedeutung und die Erfahrungen der Betroffenen mit der Krankheit sowie ihre kognitiven Repräsentationen erfasst. Das bedeutet, dass der Zugang zu den Patienten stärker an ihnen, am „Subjekt“, an ihren Deutungen orientiert sein muss (Faltermaier, 1994). Die Patienten müssen Verantwortung für die Prävention und Behandlung ihrer Erkrankungen tragen. Die Krankheitstheorien besitzen in diesem Sinne auch eine handlungssteuernde und nicht nur begleitende Funktion, in dem sie die Eigenverantwortung beeinflussen. Eine effektive Patiententeilnahme an diesem Prozess erfordert Edukation und Motivation. In der Prävention sind zwei Bereiche entscheidend: die Änderung des eigenen gesundheitsorientierten Verhaltens und die Besserung des Gesundheitszustandes. Diese können mit Hilfe einer gut durchgeführten Edukation erreicht werden. Patienten mit guter Selbstwirksamkeitserwartung tun mehr dafür, dass ihr Gesundheitszustand positiv beeinflusst wird, als solche, bei denen diese Zuversicht nicht vorhanden ist. 1.2.2 Alkoholwirkungserwartungen Die Entscheidung Alkoholabhängiger, weiter oder wieder Alkohol zu konsumieren oder abstinent zu leben, wird stark von den Erwartungen, die die Patienten dem Alkohol und seinen Wirkungen zuschreiben, beeinflusst. Die Überzeugungen über die Effekte des Alkohols auf die Stimmung und die Gefühle korrelieren mit dem Alkoholkonsum und sind unmittelbar relevant für das Trinkverhalten. Die sofortige Befriedigung/Belohnung nach dem Trinken wird als eine Befreiung von der unzufriedenen Abstinenz erlebt und ist damit ein wichtiger Grund für das Trinken bei vielen 8 Menschen (Cooper et al., 1995). Alkohol hilft, sich von aversiven Zuständen (Stress, Frustrationen, Langeweile, Angst) zu befreien. Obwohl vermutet wird, dass positive und negative Affekte entgegengesetzt wirken, zeigten Diener und Emmons (1984), dass beide Affekte unabhängig voneinander sind, d.h. dass für das Vorliegen eines positiven Affekts nicht erforderlich ist, dass kein negativer Affekt existiert. Motive zum Trinken sind Steigerung der positiven Affekte, Reduzierung der negativen Affekte, Besserung des Selbstwertgefühls, soziale Erleichterung. Über eine lange Zeit scheinen die negativen Effekte durch die Funktionalität des Konsums kompensiert zu sein. Die sozialen Kontakte, der psychotrope Effekt, der Genuss führen zu einer ausgeprägten Ambivalenz. Die Betroffenen glauben, dass es schwierig ist, ohne Alkohol mit den Anforderungen des Lebens fertig zu werden. Alkohol erfüllt vollständig seine emotionsregulierende Wirkung, so dass problembezogene Bewältigungsversuche in ihrer Bedeutung zurücktreten oder ganz ausbleiben. Infolge der Schädigung des orbitofrontalen und dorsolateralen präfrontalen Kortex ist die rationale und emotionale Verhaltenskontrolle abgeschwächt oder sogar aufgehoben, die Verhaltensbewertung beeinträchtigt. Veränderungen in den temporalen Hirnbereichen begünstigen weitere Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen, die das Rückfallrisiko erhöhen (Pfefferbaum et al., 1998). Läsionen in der orbito-frontalen Hirnregion bei Alkoholabhängigen schwächen die emotionalen Reaktionen auf belohnende oder bestrafende Konsequenzen einer Handlung ab. Die negativen Konsequenzen des Alkoholkonsums werden nicht registriert und sind so nicht verhaltensrelevant – das Problemverhalten wird nicht verändert, es wird „konserviert“ (Sachse, Schlebusch, 2006). Dies führt zur wiederholten Ausführung von Handlungen, die von Belohnung oder Bestrafung kaum mehr beeinflusst werden. Stark beeinträchtigt wird die Fähigkeit, einmal gelernte Reaktionsweisen durch neue Verhaltensstrategien zu ersetzen. Die bei Alkoholabhängigen überwiegend im dorsolateralen präfrontalen Kortex beobachtete Dopamin-Funktionsstörung kann zur Störung des Arbeitsgedächtnisses und der Handlungsplanung führen (Laine et al. 2001). Beim Vorliegen einer frontalen Hirnatrophie können Motivationsstörungen und andere „negative“ Symptome entstehen. Die Bewertung langfristiger Ziele gegenüber den kurzfristigen positiven Wirkungen des Alkohols findet im dorsolateralen präfrontalen Kortex statt. Und gerade diese Gehirnteile werden bei einem chronischen Alkoholkonsum geschädigt. 9 Interessante Ergebnisse wurden bei dem Vergleich der pharmakologischen vs. kognitivpsychologischen Eigenschaften des Alkohols gefunden. Eine Einzeldosis (pharmakologische Eigenschaften) führt nicht zum Kontrollverlust, dafür aber die kognitiven Faktoren. Wenn einer Person mitgeteilt wird, dass sie Alkohol konsumiert hat, kommt es zu einer erhöhten Alkoholeinnahme, auch wenn sie in Wirklichkeit Placebo getrunken hat. Nur die Annahme, dass Alkohol konsumiert wird, bewirkt „vermehrtes Trinken, Abnahme von sozialer Angst, Zunahme von sexuellem Interesse und Aggression und Beeinträchtigung psychomotorischer Leistungen“ (Schmidt und Rist, 2006). Alkoholwirkungserwartungen wurden sogar bei Kindern beobachtet, lange bevor sie Alkohol konsumiert haben, was besagt, dass das Modellernen bei der Beobachtung der Eltern oder anderer Erwachsenen für die frühe Übernahme der Überzeugungen für die Alkoholwirkungserwartungen beiträgt. In ihrer Studie von 2004 verglichen Leigh und Stacy die Wirkung der positiven und negativen Erwartungen bei Personen in unterschiedlichem Alter. Sie hatten erwartet, dass sich die Alkoholwirkungserwartungen nach längerer Erfahrung mit Alkoholkonsum im Alter ändern. Sie stellten fest, dass die positiven Erwartungen bei Personen jünger als 35 und älter als 60 wirkungsvoller waren. In der Gruppe zwischen 36 und 60 Jahren zeigten positive und negative Erwartungen den gleichen Effekt. Cox und Klinger (2003) entwickelten ein Motivationsmodell für die Initiierung von Alkoholkonsum, bei welchem die Entscheidung zu trinken vom unmittelbaren situativen Kontext (Umfeld) sowie von den Wirkungen der antizipierten positiven und negativen Anreize bestimmt wird. Letztere stehen in Konkurrenz mit konkreten und antizipierten anderen Reizen. Wenn die erwartete affektive Veränderung vom Alkoholkonsum positiv ist, entscheiden sich die Personen zum Trinken und umgekehrt, wenn diese erwartete Veränderung weniger positiv ist, entscheiden sie sich, nicht zu trinken. Es wäre dann doch möglich, dass die Patienten den Alkohol meiden, wenn er zu einem negativen Reiz wird. Das Wissen, dass der Alkoholkonsum eine Leberzirrhose verursachen kann, scheint jedoch nicht ausreichend für eine Vermeidung des Alkohols zu sein. Wenn die Patienten gefragt werden, ob sie sie für eine schlimme Alkoholfolgeerkrankung halten, werden sie meist „ja“ sagen, vermutlich jedoch nur, weil sie sozial erwünschte Antworten geben wollen. Relevant scheint jedoch die persönliche Betroffenheit. Wie stark sie ist, hängt 10 davon ab, wie schlimm es für die Patienten ist, selber daran zu erkranken. Eine Krankheit als schlimm für sich erleben, scheint das Verhalten der Alkoholabhängigen aber auch wenig zu beeinflussen. Anzunehmen ist, dass, wenn die Patienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für sich erwarten, daran zu erkranken, sich ihre Entscheidung zum Trinken ändern kann. Der Alkohol wird dann zu einem negativen Anreiz, was zu einer Abstinenzentscheidung führt. Bei näherer Betrachtung ist das störungsspezifische Wissen eine Motivationsfrage. Welche Anreize bei der entsprechenden Person ihr Verhalten determinieren, ist Gegenstand der Motivationspsychologie, unter anderem der Erwartungs-mal-Wert Theorie. 1.2.3 Erwartungs-mal-Wert Thorie Motivation bestimmt die Ausrichtung unseres Handelns, organisiert es zu einem Ziel hin und bewahrt dieses Verhalten, bis dieses Ziel erreicht wird. Bei der Motivation handelt es sich um ein vielschichtiges Konstrukt. Rheinberg (2004) nennt folgende Komponente: Erwartungen, Werte, Selbstbilder, Willensprozesse, Affekte/Emotionen, neurohormonelle Prozesse. Er definiert Motivation als „eine aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand“. Zugleich wird auch eine aktivierende Ausrichtung, weg von einem negativ bewerteten Zielzustand mit eingeschlossen. Nach Rheinbergs Definition sind alle Handlungen, die ein Ziel haben, motiviertes Verhalten. Die Motivation als ein komplexes psychisches Geschehen umfasst die Wahrnehmung von inneren und äußeren Anreizen, die einen „Emotionswechsel bewirken oder einen möglichen zukünftigen Emotionszustand signalisieren“ (Schmalt und Sokolowsli, 2006). Dieser Emotionswechsel generiert das Ziel, welches das Handeln bestimmt. Das selbstmotivierende Behandlungsverhalten bei Alkoholabhängigen entsteht durch das Zusammenwirken von individuellen kognitiven Strukturen, krankheitsbezogenem Wissen und der Möglichkeit zur Verarbeitung von Informationen. Individuelle und soziale Verstärkung, die Wichtigkeit des erzielten Handlungsergebnisses, die dadurch entstehenden emotionalen Zustände spielen zusätzlich eine Rolle. Lewin hat die Entwicklung einer Erwartung-Wert-Theorie durch die Theorie der Vornahmehandlung eingeleitet (Schmalt und Sokolowski, 2006). Er sieht den motivationalen Impuls zur Realisierung einer Vornahme in einem „Spannungszustand“, der zu dieser 11 Realisierung drängt. Bei solchen Spannungszuständen spielen außer Vornahmen auch Bedürfnisse eine wichtige Rolle. Beide werden dann zu Anreizen, die die Person zu einer Handlung auffordern, d.h. der Sachverhalt besitzt einen „Aufforderungscharakter“, der dann verschwindet, wenn es zur Befriedigung des Bedürfnisses oder zur Erledigung der Vornahmen kommt. Danach werden keine Handlungen mehr veranlasst. In seinen späteren Arbeiten betrachtet Lewin die Bedürfnisse und den Aufforderungscharakter zusammen im Valenz-Begriff. Demnach wird die Valenz des Handlungsziels von den Bedürfnissen (der Bedürfnisspannung) und den Eigenschaften des Zielobjektes determiniert. Die Variable, die die Stärke der motivationalen Tendenz bestimmt, sieht Lewin in der psychologischen Entfernung zum Ziel, was hier als Hindernisse und Schwierigkeiten, das Ziel zu erreichen, zu verstehen ist. Diese kann als eine Erwartungsvariable betrachtet werden. Demzufolge nimmt die motivationale Tendenz mit einer wachsenden psychologischen Entfernung ab. Freud definierte den Leidensdruck und den dadurch entstandenen Heilungswunsch als „Motiv“, d.h. die „Triebkraft“ der Therapie. Der sekundäre Krankheitsgewinn ist nach seiner Auffassung eher die entscheidende „Gegenkraft“: „...aber die Triebkraft selbst muss bis zum Ende der Behandlung erhalten bleiben; jede Besserung ruft eine Verringerung derselben hervor“ (Freud, 1913). Die Konzeption von Freud erinnert an die Erwartungs-Wert-Modelle, ist aber sehr mechanisch. Um die Entscheidung, welches Ziel gewählt wird, zu erklären, entstanden die „Erwartungsmal-Wert-Theorien“, die einen wichtigen Platz in der modernen Motivationsforschung einnehmen. Zwei Variablen bestimmen die Wahl: Die Wert-Variable, „der Angelpunkt jeder Anreizmotivationstheorie“ (Heckhausen, 1989) und die Erwartung-Variable, die die Grundlage für die Erwartung-Wert-Theorien schaffen. Ihre Grundidee ist, dass bei der Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten jene bevorzugt wird, bei der das Produkt von erzielbarem Wert (Anreiz) und der subjektiven Wahrscheinlichkeit des Erreichens dieses Ziels (Erwartung), maximal ist. Das Produkt von beiden ist die Valenz, der „erwartete Wert“ (expected value). Anders ausgedrückt: „Unter Berücksichtigung seiner Erreichbarkeit wird ein Zielzustand angestrebt, der einen möglichst hohen Anreizwert hat.“ (Heckhausen, 2006). 12 1.2.4 Alkoholassoziierte Folgeerkrankungen Im Rahmen der Global Burden of Disease Study in Zusammenarbeit mit der WHO wurde 1997 ein Indikator erstellt – DALY (Disability Adjusted Life Years). 3,5% der globalen Belastung mit Krankheiten, 2,5% der durch frühzeitige Mortalität verlorenen Lebensjahre und 6% aller durch Behinderung verlorenen Lebensjahre zeigten, dass der Einfluss von Alkohol viel wichtiger auf Behinderungen, d.h. auf nichttödliche Krankheiten, als auf die Mortalität ist. Die Dosis-Wirkung-Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Gesamtmortalität kann mit einer J-förmigen Kurve demonstriert werden. Da sich der Alkohol als eine hydrophile und lipophile Substanz im gesamten Organismus verbreitet, gibt es kaum ein Organ, welches vom Alkohol nicht geschädigt werden kann. Einige schwere Folgeerkrankungen, wie das Malory-Weiss-Syndrom, die Zentrale pontine Myelinolyse, die Wernicke-Enzephalopathie, das Korsakow Syndrom, die hepatozerebrale Degeneration werden hier nicht erwähnt, da sie ein Ausschlusskriterium für die Teilnahme an der Studie dieser Arbeit waren. Die relevanten Folgeerkrankungen werden im Folgenden beschrieben. Gastrointestinaltrakt Alkohol schädigt den gesamten Gastrointestinaltrakt, angefangen bereits in der Mundhöhle. Die Xerostomie (Mundtrockenheit) ist Folge eines Mangels an Speichel in der Mundhöhle. Das führt häufig zu einer kompensatorischen Anschwellung der Glandula parotis („alkoholische Parotidose“). Fast 12% der Alkoholiker haben eine Vergrößerung dieser Drüse. Viel häufiger ist dies bei Patienten mit einer begleitenden Lebererkrankung zu treffen (Bode, 1999). Es ist bekannt, dass Alkoholiker häufiger an Stomatitis und Glossitis leiden. Häufige Ursache für die Glossodynie (Zungenbrennen) ist die chronische oder akute Alkoholwirkung auf die Schleimhaut. Zu den Veränderungen, die als alkoholbedingt angesehen werden, sind die Fäulnisprozesse der Zähne und die Veränderungen, die als „gum desease“ bekannt sind. Es werden häufiger Karies und Parodontitis beobachtet, dessen Ursache noch nicht ganz geklärt ist – vermutet werden eine direkte Schädigung durch die hohen Ethanolkonzentrationen, die lokale bakterielle Wirkung, die allgemein schlechte Mundhygiene der Alkoholiker. Als „Alcohol burn“ ist die weißlich belegte, wie „verbrannte“ Mundschleimhaut als Folge eines extremen 13 Alkoholkonsums bekannt. Weitere alkoholassoziierte Veränderungen sind die Mundwinkelrhagaden, die eine Folge der Mangelernährung sein können. Der Magen ist das erste Organ, in dem ein längerer Kontakt mit Alkohol stattfindet. Der firstpass Metabolismus ist in vivo am wahrscheinlichsten 5-10%. Auch kleine Mengen von Alkohol im Magen reichen für die Freisetzung von Entzündungsmediatoren und zu Mukosaschädigungen. Kompliziert durch eine Entzündung oder ein Einnisten von Bakterien, können sich eine Gastritis oder Ulzerationen der Schleimhaut bilden. Hämorrhagien können nach exzessivem Alkoholkonsum entstehen und durch eine eventuell bestehende Leberzirrhose und die dadurch verursachte portale Hypertonie begünstigt werden. Zu der alkoholischen Lebererkrankung zählen die alkoholische Fettleber, die alkoholische Steatohepatitis und die alkoholische Fibrose und Zirrhose. In Deutschland leiden ca. 6 Millionen Menschen an einer alkohlischen Lebererkrankung (DHS, 2008). Am häufigsten ist sie bei einem täglichen Alkoholkonsum von mehr als 20g bei Frauen und 40g bei Männern zu treffen. Das Trinkmuster und der Ernährungszustand spielen auch eine wichtige Rolle. Eine der frühesten pathologischen Manifestationen des Alkoholkonsums ist die Fettleber. Bei 90-100% führt ein chronischer Alkoholkonsum zum Auftreten einer Fettleber. Diese Veränderung der Leber ist metabolischer Natur und es werden keine entzündlichen Prozesse oder Immunreaktionen nachgewiesen. Die Laborbefunde zeigen keine Hinweise für eine Leberschädigung. Erhöht sein können die GGT, MCV und die Harnsäure. Die alkoholische Fettleber verläuft in der Regel symptomlos und ist bei Alkoholkarenz reversibel. Die alkoholische Steatohepatitis steht wahrscheinlich in keiner Verbindung mit einer Fettleber. Ungefähr 10-35% der starken Trinker entwickeln eine alkoholische Hepatitis. Ihre Symptome sind: Nausea, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Temperaturanstieg, Bauchschmerzen, Ikterus und manchmal auch eine mentale Beeinträchtigung. Die Transaminasen sind leicht bis mittelgradig erhöht, wobei stärker erhöht die GOT ist. Ein Quotient aus GOT/GPT>2 weist auf eine alkoholbedingten Lebererkrankung, insbesondere auf eine ASH, hin. Ca. 70% der an einer alkoholbedingten Hepatitis Erkrankten entwickeln eine Leberzirrhose. Die Leberzirrhose ist die vierte Todesursache bei Menschen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren (Mann et al., 2003). Nur 20% der Alkoholabhängigen entwickeln eine Leberzirrhose (Seitz und Homann, 2001), was mit genetischen Faktoren 14 erklärt werden könnte. Gewichtsreduktion, Lebervergrößerung mit derber Konsistenz, (Sub)Ikterus, Aszites, Gynäkomastie sind die Leitsymptome. Eine Komplikation der Leberzirrhose sind die Ösophagusvarizen. Bei der gleichen Alkoholmenge ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken höher bei Frauen als bei Männern (Mann et al., 2003). Das könnte mit der unterschiedlichen Absorption erklärt werden. Bei gleichen Mengen ist die BAK bei Frauen höher. Frauen bauen Alkohol langsamer ab. So ist die Leber einer höheren Blutalkoholkonzentration für längere Zeit exponiert (Frezza et al., 1990). Andere Faktoren für diesen Unterschied kann die Anwesenheit von Oestrogenen und die Größe der Leber bei Frauen sein (Ramchandani et al., 2001). Alkohol erhöht das Risiko für die akute und chronische Pankreatitis. Beide werden als unterschiedliche Stadien der gleichen Erkrankung angesehen. Zu einer klinisch manifesten Pankreatitis kommt es selten, obwohl bei Autopsien von Alkoholikern zweimal häufiger als bei Nichtalkoholikern eine diffuse Pankreasfibrose zu finden ist. Das bedeutet, dass sich die Symptome nur bei einer Minderheit der Erkrankten bemerkbar machen und es ist noch nicht klar, warum das so ist. 70% der chronischen Pankreatitiden werden auf den chronischen Alkoholkonsum zurückgeführt. Nur 10% aller alkoholinduzierten Pankreatitiden werden als akute Form klassifiziert. Es können 10 bis 20 Jahre vom Beginn des Alkoholkonsums bis zu dem ersten Ausbruch einer Pankreatitis vergehen. Ein früher Beginn wird bei Alkoholmengen über 200g/d vermutet. Gesichert ist ein Zusammenhang zwischen der Menge, nicht aber der Art des konsumierten Alkohols, und dem Risiko einer chronischen Pankreatitis. Eine Alkoholzufuhr von 50-120 Gramm Alkohol pro Tag bei Männern bzw. 30 Gramm pro Tag bei Frauen wird als kritisch angesehen. Die schädigende Alkoholwirkung auf das Pankreas kann sich bei einer proteinarmen Diät verstärken. Die Schmerzen sind typisch, im Oberbauch lokalisiert und zeigen häufig eine gürtelförmige Ausstrahlung nach links oder in die linke Schulter. Ein chronischer Alkoholkonsum führt zu Durchfall, Malabsorption, Malnutrition und Gewichtsverlust. Alkohol verursacht über eine direkte Wirkung auf den cAMP eine erhöhte Sekretion von Wasser und Mineralien im Dünndarm, was die oft beobachteten Durchfälle bei Alkoholikern erklären kann. Die Mukosa des Dünndarms wird morphologisch und funktionell geschädigt, was zu einer Malabsorption von Vitaminen (insbesondere Thiamin), aber auch 15 Aminosäuren und Fetten führen kann. Aufgrund der vermehrten Durchlässigkeit der Mukosa werden Endotoxine über das Pfortadersystem aufgenommen und der Leber zugeführt. Karzinombildung: 390 000 Menschen weltweit sind an alkoholbedingten Krebsformen erkrankt, was 3,6% aller Krebserkrankungen entspricht; davon sind 5,2 % Männer und 1,7% Frauen (Boffetta et al., 2006). Der Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Karzinome des Aerodigestivtraktes. Das erhöhte Karzinomrisiko kann auf den direkten, lokalen Kontakt, auf die Reduzierung der protektiven Funktion der Mukosa in diesen Regionen oder auch auf die alkoholbedingte Beeinträchtigung des Immunsystems zurückgeführt werden. Am wahrscheinlichsten besteht eine kausale Beziehung zwischen der Karzinombildung und Acetaldehyd (Baan, 2007). Nach einer Akkumulation von Acetaldehyd kann dieser über den Speichel in die Mukosazelle eindringen und an DNA binden. Für die alkoholbedingten Krebsformen ist eine deutliche Dosis-Wirkung Beziehung nachgewiesen worden. Es ist allerdings noch keine Trinkmenge festgestellt, unter der das Karzinomrisiko nicht erhöht wäre (Pöschl und Seitz, 2004). Ein täglicher Konsum von 50 Gramm Alkohol am Tag erhöht das Karzinomrisiko des oberen Aerodigestivtraktes auf das 23fache (Corrao et al., 2004). Auch ein moderater Alkoholkonsum kann das Risiko für Karzinome des oberen Aerodigestivtraktes, des Kolorektums (Pöschl und Seitz, 2004), für das hepatozelluläre Karzinom (Stickel et al, 2002) und für das Brustkarzinom bei Frauen erhöhen, wenn er mit genetischen Prädispositionen assoziiert ist. Eine weitere Ursache wird in den Interaktionen von Cytochrom P-4502E1 (CYP2E1) vermutet, welches Alkohol zu Acetaldehyd metabolisiert und im Metabolismus von mehreren Prokanzerogenen involviert ist (Pöschl und Seitz, 2004). Acetaldehyd steht in einem kausalen Zusammenhang mit dem Ösophaguskarzinom (Baan, 2007). Das alkoholassoziierte Risiko für das hepatozelluläre Karzinom ist zwischen 4,5 und 7,3-fach erhöht, wenn ein täglicher Alkoholkonsum von mehr als 80 Gramm besteht. Das hepatozelluläre Karzinom entsteht meistens nach bestehender Leberzirrhose. Die Hepatitis CZirrhose erhöht das Risiko einer Karzinombildung der Leber auf das 120fache bei Erkrankten, die 80 Gramm Alkohol am Tag konsumieren und 3fach, wenn sie abstinent leben (Seitz und Müller, 2007). 16 Es liegen noch keine Beweise vor, dass Alkohol selbst Karzinome verursacht, er wirkt eher kanzerogen, d.h. im Beisein der bekannten Kanzerogene begünstigt er die Bildung von Neoplasmen. Durch eine alkoholbedingt gesteigerte mikrosomale Enzyminduktion können mehr als 90% der Umweltkarzinogene endogen aktiviert werden und ihre Wirkung entfalten. Wenn auch der kanzerogene Effekt des Nikotins bei Rauchern berücksichtigt wird, und das sind zwei Drittel der Alkoholabhängigen, steigt das Risiko an einem Karzinom um das mehrfache. Beide Suchtmittel interagieren in einer multiplikativen Weise beim Karzinom des Larynx. Bei dem supraglottischen Karzinom spielt die tägliche Ethanoldosis eine entscheidende Rolle. Am häufigsten sind Männer zwischen 50 und 70 Jahren betroffen. Nach Einschätzungen könnten mehr als 80-90% dieser Karzinome durch Abstinenz von beiden Suchtmitteln vermieden werden. Der Dickdarm wurde als der Ort einer erhöhten alkoholbedingten Krebsbildung identifiziert. In 5 Studien konnte eine signifikante Korrelation zwischen kolorektalen Polypen, die eine Vorstufe des Karzinoms sein können, und Alkoholkonsum festgestellt. 8 Kohortenstudien (Cho et al., 2004) und eine Metaanalyse zeigten bei Patienten, die mehr als 50 Gramm Alkohol am Tag konsumieren, ein 1,4-fach erhöhtes Risiko für ein kolorektales Karzinom. Es existieren statistische Geschlechtsunterschiede für das Karzinom des Rectums und der Mundhöhle, wobei das alkoholbedingte Risiko bei Frauen höher ist. Mehrere Studien zeigten einen dosisabhängigen Zusammenhang zwischen dem chronischen Alkoholkonsum und dem Risiko für Brustkrebs (Baan et al., 2007). Der durch den Alkoholkonsum erhöhte Östradiolspiegel scheint eine Rolle zu spielen. Sogar kleine Mengen Alkohol erhöhen die Serumkonzentration von Östradiol um 30-40%. Eine Studie der Cancer Research UK schätzt ein, dass Alkohol die Ursache für 4% der Brustkrebsfälle in der entwickelten Welt ist und für 2000 Fälle jedes Jahr allein in England. Wenn, wie erwartet, der Alkoholismus bei Frauen ansteigt, wird sich entsprechend auch diese Zahl vergrößern. Zentrales und peripheres Nervensystem Alkohol zeigt unmittelbare und Langzeiteffekte auf das Gehirn und seine Funktionen. Acetaldehyd durchdringt die Bluthirnschranke. Bei seiner Metabolisierung entstehen O2Radikale, die eine wichtige Rolle für seine toxischen Wirkungen spielen (Gass, 1999). Er beeinflusst die Funktion der Membranproteine, z. B. der Transmitterrezeptoren. 17 Die Hirnatrophie führt überwiegend zu kognitiven Störungen. 40-70% der Alkoholabhängigen zeigen atrophische Veränderungen, die mit schlechten Ergebnissen in den psychologischen Tests korrelieren. Ventrikelvergrößerungen und Verbreitungen der Sulci werden bei bildgebenden Untersuchungsverfahren nachgewiesen (Fein et al., 2002). Die Atrophie umfasst typischerweise das Frontalhirn, es werden Veränderungen der weißen und der grauen Substanz festgestellt, die aber keinen Zelluntergang im Neokortex zur Folge haben. Bei erhaltenen Zellkörpern ist die Regeneration der Axone möglich, was eventuell die Reversibilität der Hirnatrophie erklären kann. Darauf kann die rasche Erholung der kognitiven Defizite während der Abstinenz zurückgeführt werden. Auch im anterioren Hippocampus und im temporalen Bereich sind atrophische Veränderungen beobachtet worden. Desweiteren sind Schädigungen des periventrikulären Grau (III Ventrikel, Aquädukt, Boden des IV Ventrikels) beschrieben. Die zentrale Handlungsplanung und das Arbeitsgedächtnis sind in Leidenschaft gezogen, exekutive und Gedächtnisstörungen bei Alkoholikern stehen in engem Zusammenhang mit der Dauer der Abhängigkeit (Laakso et al., 2002). Eine erhöhte Konzentration von Homocysteinsäure könnte eine Rolle für die Entwicklung der Hirnatrophie und der kognitiven Beeinträchtigungen spielen (Bleich et al., 2003). Bei einer Studie wurden sogar bei Patienten mit einer leichteren Beeinträchtigung der Leber, wie Fettleber, oder des Pankreas Auffälligkeiten beim Zahlen-Verbindungs-Test festgestellt. Diese standen in Zusammenhang mit erhöhten Werten von GGT oder Alpha-Amylase. Für alle vier Enzyme – GGT, GOT, GPT und AA - wurde eine signifikante Korrelation mit einer Hirnatrophie gefunden (Junghanns et al., 2004). Frauen zeigen bei vergleichbaren Trinkmengen eine ausgeprägtere Atrophie des linken Hippocampus. Bei fast einem Drittel der Alkoholiker kommt es zu Schädigungen des Kleinhirns. Hier ist auch eine Reduktion der weißen Substanz gefunden worden (Bakek et al., 1999). Es bilden sich Atrophien, die Veränderungen betreffen auch die Purkinje-Zellen des Kleinhirnwurms. Infolgedessen sind die Koordination und das Gleichgewicht beeinträchtigt. Es kommt zu dem typischen breitbeinigen Gang bei Alkoholpatienten. Nystagmus, Tremor, Dysmetrie, möglicherweise eine Dysarthrie können beobachtet werden. Als Ursachen werden ein Thiaminmangel oder die direkte toxische Wirkung angenommen. Bei der alkoholbedingten Polyneuropathie sind sensorische und motorische Symptome zu treffen. Zu den ersteren zählen die Hypästhesie und die Parästhesien, aber auch Schmerzen 18 und ein brennendes Gefühl in den Beinen. Häufig liegen eine reduzierte Muskelkraft und veränderte Reflexe vor sowie eine Gangataxie und Muskelkrämpfe. Auch die tiefe Sensibilität und die Vibrationsempfindung sind gestört. Die sensomotorischen Auffälligkeiten sind symmetrisch, distal betont und bei andauerndem Alkoholkonsum progredient. Bei der alkoholbedingten Polyneuropathie spielen sowohl die toxische Wirkung von Alkohol als auch der Vitaminmangel eine Rolle. Das Risiko für das Entstehen dieser Störung und ihr Ausprägungsgrad stehen in Zusammenhang mit der Dauer des Alkoholkonsums. In wieweit kleine Alkoholmengen zu einer Polyneuropathie führen können, ist nicht bekannt. Kardiovaskuläres System Erst in den letzten Jahren wurde die dosisabhängige Alkoholwirkung auf die Entstehung der Arteriellen Hypertonie belegt, die unabhängig von Geschlecht, Alter und Übergewicht ist. 1030% der Patienten, die einen „essentiellen“ Hypertonus haben, sind starke Alkoholkonsumenten. Bei einem Alkoholkonsum, der einen Grenzwert von 30 g Alkohol pro Tag überschreitet, führt ein weiterer Konsum von etwa 10 g pro Tag zu einer Blutdrucksteigerung von mindestens 2 mmHg systolisch und 1 mmHg diastolisch. Das Risiko für eine Hirnblutung oder ischämische Hirninfarkte, auch bei jungen Leuten, sind dosisabhängig und zeigen eine J-Kurve. Eine umfassendste Metaanalyse ergab auch für den durchschnittlichen Alkoholkonsum eine JKurve bei der KHK (Corrao et al., 2000). Eine Koronare Herzkrankheit ist sechsmal häufiger unter Alkoholpatienten zu treffen. Auch Herzrhythmusstörungen wie zum Beispiel ventrikuläre und supraventrikuläre Tachykardien oder Störungen der Erregungsleitung liegen häufig bei Patienten mit einem chronischen Alkoholkonsum vor. Diese entstehen sowohl während der Alkoholzufuhr als auch im Entzug. Eine direkte Wirkung auf das autonome Nervensystem oder auf die Erregungsleitung ist möglich. Das Trinkmuster spielt auch hier eine Rolle. Bei einem vermehrten chronischen Alkoholkonsum kann das Risiko für supraventrikuläre Tachykardien bis zu 5% erhöht werden. Auch ohne eine erkennbare Kardiomyopathie oder eine andere vorher bekannte Herzerkrankung, erst recht aber bei subklinischen Zeichen, ist das Risiko für Herzrhythmusstörungen deutlich erhöht. Bei Patienten unter 40 Jahren steht das Vorhofflimmern häufig in Zusammenhang mit einem starken Alkoholkonsum. Eine 19 vermehrte Katecholaminfreisetzung führt zu Herzrhythmusstörungen. Hier ist das „Holidayheart-Syndrom“ zu erwähnen. Alkoholische Kardiomyopathie. Der Begriff wird seit 1968 verwendet. Münzinger ist die erste Beschreibung einer alkoholischen Kardiomyopatie im Jahr 1873, das „Tübinger Weinherz“, zuzuschreiben. Der gleiche Mechanismus liegt sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Alkoholabhängigen vor. Alkohol ist toxisch für die quergestreifte Herzmuskel und verursacht eine Entzündung dieser mit der Folge präklinischer Auffälligkeiten des linken Ventrikels (Kajander et al., 2001). Bei fast 60% der diagnostizierten dilatativen Kardiomyopathien wird der chronische Alkoholkonsum als Ursache angesehen. 1-2% aller Patienten mit chronischem Alkoholkonsum entwickeln Symptome einer Herzinsuffizienz. Endokrines System Chronischer Alkoholkonsum führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Hormonhaushaltes im menschlichen Körper. Eine Veränderung der Hypophysenhormone und des Wachstumshormons (STH) kann beobachtet werden. Erhöhte Werte zeigt auch das Prolaktin. Bei alkoholabhängigen Frauen kann diese Erhöhung bis zu 2-4fach sein. Möglich ist, dass infolgedessen die gestörten Sexualfunktionen bei Alkoholabhängigen entstehen. Der chronische Alkoholkonsum verursacht Veränderungen der Konzentration des Parathormons und der Kalzium- und Magnesiumhomöostase, die abhängig von der Menge des getrunkenen Alkohols ist. Eine weitere Folgeerscheinung des chronischen Alkoholismus ist der basal erhöhte Kortisolspiegel im Serum und die verstärkte Ausscheidung von freiem Kortisol mit dem Urin. Ein klinisches Vollbild des alkoholinduzierten Pseudo-Cushing- Syndroms bei Alkoholpatienten ist selten, es werden einige der Symptome beobachtet (Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Osteoporose). Diese sowie die laborchemischen Veränderungen sind beim Pseudo-Cushing-Syndrom unter Abstinenz rückgängig. Die chronische Alkoholeinnahme und der Entzug verursachen eine chronische Stimulierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Infolgedessen entstehen eine Hypokaliämie und eine arterielle Hypertonie. Für die erstere sind eine Adynamie, Muskelschmerzen und Herzrhythmusstörungen charakteristisch. 20 Auch eine Beeinträchtigung der sexuellen Hormone ist beim chronischen Alkoholismus nachgewiesen worden. Es kommt zu einer Feminisierung der männlichen Personen und zu einer Maskulinisierung der weiblichen. Die häufigsten Symptome bei den Frauen sind Zyklusstörungen, reduzierte Fertilität, Verlust der sekundären Geschlechtsmerkmale mit einer Behaarung vom männlichen Typ (Hirsutismus) und bei den Männern - eine Feminisierung, Hemmung der Spermatogenese, abgeschwächte Libido und Gynäkomastie. Das Verhältnis zwischen Alkoholkonsum und Typ II-Diabetes zeigt eine U- oder J-Kurve, d.h. niedrige Alkoholmengen reduzieren und höhere Alkoholmengen steigern das Risiko (Rehm et al., 2003). Dies kann an der erhöhten Sensitivität des Insulins bei niedrigeren Dosen Alkohol am Tag, liegen. Alkoholismus kann auf der Basis einer chronischen Pankreatitis zu der Entwicklung eines sekundären Diabetes mellitus führen. Der Verlauf eines bereits bestehenden Diabetes zeigt sich bei einem chronischen Alkoholkonsums sehr kompliziert. Knochen, Muskeln und Haut Ein lange andauernder Alkoholkonsum erhöht das Risiko für die Beeinträchtigung des Knochensystems sogar im jüngeren Alter, indem er die Funktion der Osteoblasten bei einem gleichzeitigen Anstieg der Osteoklasten unterdrückt (Woitge et al., 1998). Bekannt ist, dass Alkohol die Expression von Proteinen beeinflusst, die die Knochenbildung unterstützen. Eine Osteopathie kann infolge eines Hyperkortisolismus bei dem Pseudo-Cushing Syndrom der Alkoholabhängigen entstehen. Auch der antiproliferative Effekt des Alkohols auf die Osteoblasten, der Hypogonadismus und die Veränderungen des Parathormons werden als weitere Ursachen für die Knochenschädigung in Betracht gezogen (Elmali et al., 2002). Alkohol erhöht den Spiegel eines spezifischen Interleukins (IL-6), welcher zur Entwicklung von Osteoporose infolge der Aktivierung der Osteoklasten beiträgt. Möglicherweise passiert das auch über eine Inhibition der Zellantwort auf den Insulin-like Wachstumsfaktor-1, welcher ein wichtiger Faktor für das Überleben der Osteoblasten in den Knochen ist (Turner et al, 1998). Es wird eingeschätzt, dass mehr als 50 Prozent der Alkoholpatienten eine Osteoporose und eine Osteopenie haben. Die alkoholbedingte Osteoporose scheint seltener bei Frauen zu sein. Es ist sogar festgestellt worden, dass Frauen, die kleine Mengen Alkohol konsumieren, eine höhere Knochenmasse aufweisen als die abstinenten. Beim Konsum von größeren Alkoholmengen ist das Verhältnis aber umgekehrt (Kogawa und Wada, 2005). 21 Bei alkoholabhängigen Personen kommt es oft zu Knochenfrakturen. Einerseits liegt das an der reduzierten Knochendichte, andererseits an der erhöhten Sturzneigung infolge der Koordinations- und Gangstörungen Weitere Folgeschäden betreffen das Muskelsystem des Körpers. Starker Konsum kann zu entzündlichen Veränderungen in den Muskeln führen, beim chronischen Alkoholkonsum kommt es zu einem Muskelschwund, meistens im Schulter- und Hüftbereich. Ca. 20% der Patienten mit einer akuten Rhabdomyolyse sind Alkoholiker (Estruch et al., 1998). Die typischen klinischen Hautmanifestationen bei bestehenden Leberschäden sind die SpiderNaevi, die Palmarerythem, Weißnägel und die Teleangiektasien. Die Spider-Naevi haben keinen Krankheitswert, es wird aber ein Zusammenhang zwischen ihnen und den Ösophagusvarizen vermutet. Caput medusae (periumbilikale Gefäßkollateralen) weist auf eine portale Hypertension hin. Überwiegend auf größeren Flächen im Bereich der lichtexponierten Hautbereiche bilden sich Teleangiektasien - livid-rötliche, netzförmige Gefäßneubildungen. Ein sicherer Zusammenhang besteht zwischen dem Alkoholkonsum und der Porphyria cutanea tarda (PCT) - Erytheme mit Blasenbildung, die im Bereich der lichtexponierten Körperteile entstehen. Die PCT gehört zu den hepatischen Porphyrien, sie manifestiert sich nach Alkoholkonsum, der die Porphyrinexkretion im Urin erhöht und eine Exazerbation auslöst. Rhinophym, Akne und die Rosazea sind weitere Veränderungen im Gesichtsbereich. Es steht noch offen, ob Alkohol zu einer Auslösung einer Schuppenflechte (Psoriasis) führt, allerdings wurde bei mehreren Studien eine schlechtere Prognose der bereits bestehenden Hauterkrankung nachgewiesen (Poikolainen, 1990), die sogar eine Dosisabhängigkeit zeigte. Typisch für das nummuläre, „münzenartige“ Ekzem sind papulo-vesikuläre oder schuppige, scharf begrenzte, juckende Herde auf der Haut, die am häufigsten auf den Armen oder dem Rumpf zu treffen sind. Ein direkter ätiopathogenetischer Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum ist nicht nachgewiesen worden, aber eine Häufung der Erkrankung bei Alkoholabhängigen. Hämatopoetisches System Alkohol beeinträchtigt die Produktion aller Blutzellen. Die Thrombozytopenie kann als eine der Ursachen für die häufig beobachteten Magenblutungen betrachtet werden. Auch die 22 Produktion und die Effektivität der Leukozyten werden reduziert, was in Kombination mit der herabgesetzten Zahl der T-Zellen die bekannte Anfälligkeit der Alkoholiker für infektiöse Krankheiten wie Tuberkulose, bakterielle Erkrankungen und Karzinome erklären kann. Am häufigsten werden eine Thrombozytopenie und eine Makrozytose mit einem erhöhten mittleren korpuskulären Volumen (MCV) der Erythrozyten beobachtet (Sun et al., 2005). Nicht der Ethanol, sondern sein Metabolit, der Acetaldehyd, ist toxisch für das Knochenmark und stört seine blutbildende Funktionen. Eine weitere, indirekte Wirkung auf das Blutbild übt Alkohol durch die Störung des Eisenstoffwechsels und durch die mangelnde Ernährung aus. Bei verstärkter Magensäuresekretion werden die Eisenionen schnell absorbiert, Eisen wird nicht in der Erythrozytopoese eingebaut. Nicht registrierte, geringe gastrointestinale Blutungen infolge der Läsionen der Schleimhaut, die bei der direkten Alkoholwirkung vorkommen, können eine Eisenmangelanämie verursachen. Die Thrombozyten haben bei Alkoholpatienten eine verkürzte Lebensdauer. Eine Leberzirrhose mit Milzbeteiligung kann eine Verkürzung der Überlebenszeit der Thrombozyten durch erhöhte Abbauprozesse verursachen. Als Folge entstehen Gerinnungsstörungen und eine erhöhte Blutungsgefahr. Im „weißen Blutbild“ können eine Granulozytopenie und eine Lymphozytopenie sowie eine Störung des Monozyten-Makrophagen-Systems vorkommen, was die erhöhte Infektanfälligkeit bei Alkoholpatienten erklären kann. Eine weitere Komplikation beim chronischen Alkoholkonsum ist die Gicht. Der renale Harnsäure-Clearance ist vermindert und der Purinnukleotidabbau verstärkt. Personen mit dem ALDH-Isoenzym I verbrauchen bei der Alkoholoxidation viel mehr ATP, was einen Anstieg der Harnsäure und damit die Entstehung der Gicht verursacht. Eine chronische Alkoholzufuhr kann auch eine Glomerulonephritis verursachen. Vitaminstoffwechsel Die Malabsorption, die Durchfälle, die mangelhafte Ernährung bei Alkoholabhängigen verursachen einen Mangel fast aller Vitamine und Mineralstoffe. Diese, sowie die direkte alkoholtoxische Wirkung auf die Folsäure, sind Ursachen für die oft beobachtete Anämie bei Alkoholikern (Seitz und Homann, 2001). Es entsteht ein Teufelskreis – bei Mangel an 23 Folsäure werden die Schleimhautzellen im Dünndarm geschädigt, was dann zu gestörter Absorption von Wasser und Nährstoffen, Glucose, Folat und Cyankobalamin führt. Die Resorption der Vitamine der B-Gruppe, der Vitamine D und E ist reduziert. Dies hat eine Störung des erythropoetischen Systems zur Folge. Vitamin A und E, die eine antikarzinogene Wirkung besitzen, sind reduziert. Vom Vitamin A-Mangel kann sich die Nachtblindheit ableiten und vom Vitamin D-Mangel die Brüchigkeit der Knochen. Der Mangel an wichtige Mineralien hat medizinische Konsequenzen, zum Beispiel die Hautveränderungen bei Zinkmangel und die Knochenveränderungen bei Calciummangel. Beim chronischen Alkoholkonsum kann eine Hyponartiämie vorkommen. Bei starker Ausprägung kann sie zu einer Verschiebung des freien Wassers in die Zellen führen, was als Folge ein Hirnödem und Verwirrtheitszustände haben kann. 1.2.5 Spezifische Laborbefunde Die Laborbefunde liefern objektive Beweise für einen problematischen Alkoholkonsum. Die Diagnosen der Lebererkrankungen stützen sich meistens auf die drei Leberenzyme: Gamma-Glutamyltransferase (GGT), Glutamat-pyruvat-transaminase (GPT) und Glutamatoxalacetat-transaminase (GOT). Gamma-Glutamyltransferase (GGT) ist bei fast 93% der hepatobiliären Erkrankungen erhöht. Sie ist somit der empfindlichste Indikator unter den Cholestaseenzymen und für den chronischen Alkoholmissbrauch. Bei dem Vorliegen einer alkoholbedingten Hepatitis oder einer Fettleber ist sie deutlich erhöht. GGT hat eine Spezifität von ca. 70%. Nicht alkoholbedingte Lebererkrankungen können zu einem Anstieg der GGT und so zu falschpositiven Befunden führen, z. B. bei Männern mit starkem Übergewicht (Stammfettsucht) oder bei erhöhter Kohlehydrateinnahme. Sie gilt als Prädiktor für residuale kognitive Funktionsbeeinträchtigungen bei Alkoholikern zu Beginn der Entgiftungsphase. Bei einem lange andauernden Alkoholkonsum zeigt die GGT sogar eine Tendenz zur Normalisierung. GGT ist der beste Indikator für exzessives Trinken. Sie ist aber in mehreren Körperorganen vertreten und kann auch bei anderen Suchtmitteln erhöht sein. Die Diagnose der Leberzirrhose beruht auf drei Leberenzyme – Gamma-Glutamyltransferase (GGT), Aspartat-Aminotransferase (AST) und Alanin-Aminotransferase (ALT). Eine Erkrankung der Leber ist sehr wahrscheinlich, wenn die AST-Werte zwei mal höher sind als 24 die ALT-Werte, was in unterschiedlichen Studien bei über 80 Prozent der Patienten mit einer alkoholbedingten Lebererkrankung festgestellt wurde (Marsano et al., 2003). Erhöhte GGTWerte weisen auf einen schweren Alkoholkonsum und auf eine Schädigung der Leber hin. Glutamat-pyruvat-transaminase (GPT) ist ein weitgehend leberspezifisches Enzym und hat somit eine diagnostische Bedeutung überwiegend bei den Lebererkrankungen. Die Spezifität der GPT liegt bei ca. 70%. Für eine differenzialdiagnostisch sinnvolle Bestimmung der GPT ist ihre Korrelation mit anderen Laborparametern, wie GGT, GOT, GLDH, AP, Bilirubin, wichtig. Eine Konstellation GPT>GOT weist auf eine leichtere Schädigung der Leber hin und die Konstellation GOT>GPT - auf eine Nekrose des Lebergewebes. Bei einer alkoholtoxischen Hepatitis liegt folgende Zusammensetzung der Leberenzyme vor: GGT>GPT>GOT. Für eine alkoholbedingte Leberzirrhose ist die Konstellation GGT>GOT>GPT typisch. Bei Spätformen kann die GPT im Normbereich liegen. Glutamat-oxalacetat-transaminase (GOT) kann bei Herzerkrankungen (Herzinfarkt) und bei Muskelerkrankungen (Muskeldystrophien), bei Schädigung der Skelettmuskulatur nach Injektionen oder chirurgischen Eingriffen oder bei Medikation von Kortikoiden, Phenothiazinen oder Anabolika erhöht sein. Ihre Spezifität liegt bei ca. 30-50%. Glutamat-dehydrogenase (GLDH): Sie ist in den Mitochondrien der Leberparenchymzellen lokalisiert und fast nahezu organspezifisch. Die Erhöhung der GLDH-Werte ist ein Hinweis für nekrotische Prozesse in den Leberzellen. Für eine exakte Diagnosestellung erwies sich der Quotient GOT+GPT/GLDH als sehr hilfreich. Wenn dieser Quotient höher als 50 ist, handelt es sich unter anderem um alkoholtoxische Hepatosen; wenn er zwischen 20 und 50 liegt - um nekrotisierende Schübe einer chronischen Hepatitis oder einer Leberzirrhose. Alkalische Phosphatase (AP): Eine leichte Erhöhung der AP ist bei der chronisch-aggressiven Hepatitis und eine stärkere, bei der Metastasenleber zu finden. Die AP ist von der GGT als sensitiverer Indikator weitgehend ersetzt worden. Alpha-Amylase und Lipase sind zwei Sekretenenzyme, die für die Diagnostik der Pankreatitis gleichwertig sind. Die Erhöhung der Lipase bleibt für zwei Wochen erhalten, während sich die Werte der Amylase nach einigen Tagen normalisieren. Bei der chronischen Pankreatitis sind die Enzymaktivitäten nur während eines akuten Schubes erhöht. Im weiteren Verlauf werden sie infolge der Fibrosierung und der exkretorischen Insuffizienz immer seltener und geringer. 25 Bilirubin: Bei einem Parenchymschaden der Leber oder bei Verschluss der ableitenden Gallenwege steigt der Anteil des „direkten“ Bilirubins. Wenn das Bilirubin eine extrahepatische Ursache hat, z. B. eine Hämolyse, erhöht sich das „indirekte“ Bilirubin. Mean corpuscular volume (MCV): Erhöhte MCV-Werte werden bei mindestens 50% der Alkoholabhängigen nachgewiesen. Eine Korrelation zwischen diesen Werten und der täglichen Alkoholmengen besteht nicht. Die Dauer des Alkoholkonsums und die totale Trinkmenge stehen aber in einer positiven Korrelation zu den erhöhten MCV-Werten (Tönnesen, 1986). Letztere steigen nach einem 4 bis 8-wöchigen exzessiven Alkoholkonsum. Infolge der langen Lebensdauer der Erythrozyten bildet sich der MCV-Wert langsam zurück. Durch seine Untersuchung kann man einen früheren Konsum auch nach längerer Abstinenz feststellen. So kann MCV ein Indikator für die Genesungsprozesse der abstinenten Patienten sein. Trotz der guten Spezifität ist die Sensibilität dieses Parameters zu niedrig, um ihn als einziger Indikator benutzen zu können. MCV ist bei einer Fettleber normal bis leicht, und bei einer Hepatitis, bzw. einer Leberzirrhose - normal bis deutlich erhöht. Hohe Werte bestehen auch bei Personen mit einer Retikulozytose, mit einem Mangel an Vitamin B12 und Folat, bei einer Einnahme von Antiepileptika. 1.2.6 Psychoedukation in der Behandlung Alkoholabhängiger In den neueren Therapieprogrammen für Suchterkrankungen nimmt die Informationsvermittlung (Psychoedukation), die das Wissen der Betroffenen über ihre Krankheit erweitern und verbessern soll, einen wichtigen Platz ein. Es gibt immer noch nur wenige und widersprüchliche Evaluationsstudien über ihre Inhalte, den praktischen Einsatz und die Bedeutung für die Abstinenzmotivation Alkoholabhängiger. Angesichts der verbreiteten Auswirkungen des Alkoholkonsums halten Larimer and Cronce (2002) die Entwicklung eines evaluierten Präventionsprogramms für dringend erforderlich. Sie überprüften Studien, die den Effekt von Therapiemethoden, die die Verhaltensänderung, z. B. die Reduktion der Alkoholmenge oder der negativen Konsequenzen, evaluieren. Nicht alle Untersuchungen sind randomisiert und methodologisch exakt aufgebaut gewesen. Es ist aber doch eine niedrige Evidenz für die Anwendung von Edukationsprogrammen festgestellt worden. Auf Skills basierende kognitiv-verhaltenstherapeutische und motivationale Interventionen zeigten eine viel größere Effektivität als die Informationsmaßnahmen. 26 Das Mesa Grande Projekt (Miller et al., 1994, 2003) überprüfte 89 Behandlungsmethoden in 361 Studien von 1953 bis 2001. Die Behandlungsformen wurden mit Punkten, den Summary of cumulative evidence scores (CES) bewertet, welcher als Produkt zwischen methodischer Qualität der Studie (MQS) und Effizienz der Behandlung (OLS) gerechnet wurde. Auch wenn dieses Ergebnis kritisch zu beurteilen ist, weil in den meisten Studien Personen ohne Alkoholabhängigkeit bei nichtklinischen Stichproben untersucht worden sind und es sich nur bei fünf Studien um Patienten mit Alkoholabhängigkeit gehandelt hat, stand die Psychoedukation in 39 Studien an letzter Stelle (CES = -343). Die Arbeitsgruppe von Holder et al. (1991) analysierte die Kosteneffektivität unterschiedlicher Behandlungsformen des Alkoholismus. Die Wirkung der Psychoeukation wurde in neun Studien untersucht. Trotz einiger Limitationen bei der Studienbewertung lag die Wirkungsstärke WEIn (weighed evidence index) bei -5 (< -1 = kein Beweis der Wirksamkeit). Schlechter waren nur die Gruppenpsychotherapie und die Residential Milieu Therapie. Auch bei Finney und Monahan (1996), die zur Vermeidung von methodischen Schwächen eine neue Bewertung der Studien vorgenommen hatten, stand die Psychoedukation in 141 Studien auf einer der letzten Stellen. Der Index (adjusted effectiveness Index - AEIn) war negativ (-11). Schlechter waren die Gruppentherapie, die Residential Milieu Therapie und die Konfrontationstherapie. Andreasson et al. (2003) fassten für das SBU (Swedish Council on Technology Assessment in Health Care) die Ergebnisse von 164 randomisiert-kontrollierten Studien im Bereich „psychosoziale Behandlungsmethoden“ zusammen. Dies geschah mit dem Ziel, „sowohl die effektivsten und, falls möglich, die kosteneffektivsten Interventionen“ zu untersuchen, sie fanden aber keine Studien vor, die sich mit der Wirkung der Psychoedukation befassen. Zwecks einer besseren Primärprävention des Alkoholismus werden viele edukative Maßnahmen in den Hochschulen durchgeführt. Auch von dort fehlen sichere Daten für ihre Effektivität. Es wurde vermutet, dass Studenten, die Alkohol missbrauchen, wenig über seine Folgeschäden wissen und dass die Information darüber zu einem reduzierten Konsum führen 27 kann. Bereits 1989 kritisierte Moskowitz, dass die bei den Studenten eingesetzten präventiven Formen auf schwachen oder fehlenden Theorien basieren und keine empirischen Beweise für ihre Effektivität gegeben waren. Nur in einer Studie (Kivlahan et al., 1990) wurde von einer Reduzierung des Alkoholkonsums und seiner negativen Konsequenzen berichtet. Sie verglich die Veränderungen des Suchtverhaltens in drei Gruppen. Bei einer der Gruppen wurde das Wissen in Form einer „Schulung für Informationen über Alkohol“ („Alcohol Information School, AIS) vermittelt und bei der anderen wurde ein Alkohl Skills Training Programm (ASTP) durchgeführt. Es wurde ein deutlicher Unterschied bei der Menge des nach dem achtwöchigen Edukationsprogramm konsumierten Alkohols festgestellt. Die Teilnehmer der Gruppe mit der AIS reduzierten in den darauf folgenden 12 Monaten ihren Konsum von 19,4 auf 12,7 Drinks in der Woche und die Gruppe mit dem ASTP von 14,8 auf 6,6. 2005-2006 wurde in Japan eine randomisiert-kontrollierte Studie mit 38 Studenten in der Untersuchungsgruppe und 33 in der Kontrollgruppe durchgeführt. Sie erhielten einmalig über 90 Minuten Informationen über Alkohol. Diese beinhalteten eine didaktische Lektüre in Form eines Videofilms und ein Informationsgespräch mit einem Ex-Alkoholiker. Außerdem wurde ihnen eine Broschüre über Alkohol und alkoholassoziierte Probleme ausgehändigt und es wurden Tests mit Alkoholpflaster durchgeführt. Der Pflaster-Test sollte die aversiven Wirkungen infolge der genetischen Grundlage für die Alkoholintoleranz (LDH2) bei Japanern demonstrieren. Bei der zweiten Testung war der Kenntnisstand über alkoholbezogene Gesundheitsprobleme signifikant gestiegen. Am wirkungsvollsten hat sich der Item „Infolge des Trinkens schrumpft das Gehirn“ erwiesen. Nicht signifikant war der Effekt beim erworbenen Wissen über die Alkoholwirkungen und beim Trinkverhalten bei den weiblichen Teilnehmerinnen. Auch der Alkoholpflaster-Test zeigte in dieser Untersuchung, im Unterschied zu anderen Studien, keine effektive Veränderungen des Trinkverhaltens. Das gleiche wurde für die über Video erhaltenen Informationen festgestellt (Geshi, 2007). 28 2 Fragestellung Bislang gibt es nur wenige Studien, die sich mit der Bedeutung des störungsspezifischen Wissens für die Abstinenzmotivation bei Alkoholabhängigen befassen. Diese explorative Arbeit beschäftigt sich mit dem Wissen der Patienten über die körperlichen Folgeschäden von Alkohol, z.B. welche Organe ihnen am wichtigsten sind, was sie über ihre Funktionen wissen, d. h. wie die Vorstellung von Laien über den menschlichen Körper ist und ob das Wissen darüber etwas am eigenen Verhalten verändern kann. Die zugrunde liegende Überlegung entsteht aus der klinischen Beobachtung und Erfahrung mit Alkoholabhängigen, die dazu tendieren, die bei ihnen vorliegenden schweren körperlichen Folgeschäden zu „ignorieren“, zu „bagatellisieren“, d. h. zu verleugnen. Diese manchmal schweren und bedrohlichen alkoholbedingten Folgeerkrankungen spielen offensichtlich eine überraschend geringe Rolle für die Änderung ihres Suchtverhaltens und somit für die Sorge um ihre Gesundheit, Lebensqualität und das eigene Überleben Im Theorieteil wurde u. a. ausgeführt, dass psychodedukative Maßnahmen nur mäßige Effekte in der Therapie aufweisen. Dies scheint davon abzuhängen, wie gut es gelingt, die entsprechenden Informationen zu „personalisieren“, d. h. an die Betroffenheit des einzelnen Patienten „anzudocken“. Reine Informationsveranstaltungen scheinen den Betroffenen zu viele Hintertüren offen zu lassen. Zwei mögliche „Fallen“ können bei Patienten zu einer Verharmlosung führen: 1.) Ich kann glauben, dass Alkohol z. B. die Milz schädigt, kann jedoch glauben (hoffen), dass dies im Wesentlichen die Milz anderer Personen betrifft, nicht jedoch die meine. 2.) Ich kann glauben, dass Alkohol durchaus auch meine Milz schädigt; ich kann jedoch der Meinung sein, dass die Milz für meine körperlichen Funktionen nicht wesentlich ist, Milzschäden demzufolge tolerierbar sind. Ein Pflichtteil und ein wichtiger Aspekt jeder modernen Suchttherapie ist die Information, die Aufklärung der Betroffenen über ihre Störung, aber in den meisten reinen Informationsveranstaltungen werden keine Überlegungen dieser Art angestellt. Für die meisten Therapeuten ist es subjektiv klar, dass Betroffene Informationen unmittelbar annehmen und lediglich auf einer Inhaltsebene aufgeklärt werden müssen, damit das so 29 erworbene Wissen verhaltenswirksam wird. Dem ist jedoch nicht so. Dies gilt im Übrigen nicht nur für den Alkoholismus sondern für alle Krankheiten, bei denen die Kooperation des Patienten und somit die verständliche Aufklärung über eine Krankheit für den Heilungserfolg wesentlich ist. Die beiden oben genannten „Fallen“ der Verleugnung lassen sich gut im Rahmen von Erwartungs*Wert-Modellen erklären. Frage 1 betrifft den Erwartungsfaktor. Eine Person fühlt sich nur dann persönlich gefährdet, wenn sie auch glaubt, dass ein bestimmter körperlicher Schaden nicht nur häufig bei Alkoholikern auftritt, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bei ihr selbst auftreten wird und auf Alkoholkonsum zurückgehen dürfte. Von großer Bedeutung ist also die Erwartung, selber von Folgeschäden betroffen zu werden und nicht nur zu wissen, dass prinzipiell eine solche Gefährdung besteht (für die anderen). In gewissem Sinne ließe sich hier von einer negativen Wirkungserwartung sprechen. Dies meint die subjektive Wahrscheinlichkeit, mit der meine persönliche Milz geschädigt wird, wenn ich weiter trinke. Die unmittelbar erlebten oder die erwarteten Wirkungen vom Alkohol sind meist positiv, wie Spannungsreduktion, Besserung der Stimmung, der Ängste oder der Selbstsicherheit, d.h. negatives Befinden wird reduziert und positives verstärkt. So stellt sich der Alkohol als ein positiver Anreiz dar. Wenn die Patienten erwarten, infolge ihren Alkoholkonsums an einer schweren Krankheit zu erkranken, wäre es vorstellbar, dass sie ihr Trinkverhalten verändern. Negative Erwartungen bez. körperlicher Folgeschäden haben lernpsychologisch im Übrigen den Nachteil, dass sie zeitlich erheblich verzögert und oft erst nach jahrelangem Konsum auftreten. Diese Bestrafung (im lerntheoretischen Sinne) ist somit weniger verhaltenswirksam als die Belohnung, die mit der Affektregulation einhergeht, weil sie nicht zeitlich kontingent erfolgt: Heutiger kritischer Alkoholkonsum wirkt sich erst Jahre später spürbar negativ aus, positive Alkoholwirkungen erfolgen in der Regel unmittelbar. Die zweite Frage bezieht sich auf den Wert-Aspekt: Selbst wenn ich sicher bin, dass meine Milz durch Alkohol geschädigt wird, muss ich diesen Umstand nicht zwingend auch für schlimm halten. Dies hängt davon ab, ob ich über die Funktion des Organs und seine Rolle in meiner Lebenserhaltung informiert bin. Für die weitaus meisten Personen dürfte dies nicht der Fall sein. Demzufolge können Organschäden, die Fachleute in Alarmzustand versetzen, von 30 Laien gelassen hingenommen werden. Ferner könnten hier durchaus auch Kosten-NutzenAbwägungen eine Rolle spielen. Wie viel wiegt der Erhalt der Milz (von der ich vielleicht nicht einmal genau weiß, wozu sie gut ist) gegenüber dem Verlust an Spaß auf, der mit Abstinenz verloren ginge. Der „Wert“ eines Organs oder einer Funktion hängt stark von folgenden Punkten ab: 1. Hält man das Organ/die Funktion für überlebenswichtig? 2. Hält man das Organ/die Funktion aus anderen Gründen für wichtig (kosmetisch, intellektuell, hedonistisch) bzw. den Verlust für peinlich/imageschädigend? Damit es verstanden werden kann, wie eine Person einen alkoholtoxischen Milzschaden bewertet und ob dies i. S. einer abstinenzfördernden Einstellung verhaltenswirksam ist, müssen demzufolge beide Aspekte gemessen werden: 1. Erwartung: Für wie wahrscheinlich halte ich es, dass meine Milz durch Alkohol geschädigt wird? 2. Wert: Für wie schlimm halte ich es, wenn meine Milz durch Alkohol geschädigt wird? Zunächst ist festzuhalten, dass es sinnvoll erscheint, mit einem E*W-Modell an diese Frage heranzugehen. Ein E*W-Modell versteht die Angst vor körperlichen Folgeschäden als eine negative Wirkungserwartung (negativer Anreiz). Ein hoher Wert auf einer der abhängigen Variablen bedeutet, dass eine Person die subjektive Einschätzung hat, dass ihr Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit (Erwartung) zu negativen Folgen führt, die die Person nicht wünscht (Wert). In dieser Arbeit wird demzufolge versucht, das Störungsspezifische Wissen von Alkoholikern über ein Erwartung*Wert-Modell zu messen. 31 3 Material und Methoden Im folgenden Kapitel wird die methodische Vorgehensweise der eigenen Untersuchung dargestellt. Dafür werden zunächst die Stichprobe (3.1) und die verwendeten Erhebungsmittel (3.2) beschrieben, anschließend die Durchführung der Untersuchung (3.3). 3.1 Stichprobe Gewinnung der Stichprobe und Ausschlusskriterien Die Datenerhebung für diese Arbeit wurde im Rahmen einer Studie im Zeitraum 2002-2003 auf der offenen Suchtstation der Hans-Prinzhorn-Klinik in Hemer durchgeführt. In die Untersuchung wurden 156 Patienten einbezogen. Alle befanden sich zum Untersuchungszeitpunkt Anamneseerhebung, in nach vollstationärer objektivem Behandlung und Untersuchungsbefund, erfüllten nach Krankheitsverlauf, Vorgeschichte und Aktenlage die Kriterien für die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit (ICD10: F10.2). Um eine einwandfreie Beantwortung der Fragen zu gewährleisten und eine Beeinflussung durch andere Störungen oder einen Abbruch der Untersuchung zu vermeiden, wurden folgende Ausschlusskriterien festgelegt: - schwere Entzugssymptomatik zum Untersuchungszeitpunkt - kognitive Beeinträchtigungen infolge hirnorganischer Alkoholfolgeschäden und kognitive Beeinträchtigungen anderer Genese - Multipler Substanzgebrauch oder Abhängigkeit sowie zeitgleicher Konsum anderer Suchtmittel (illegale Drogen, Opiate, Benzodiazepine), was in der Anamnese erfragt und mittels Drogenscreening nachgewiesen wurde. Wenn in der Vorgeschichte benzodiazepinoder opiathaltige Arzneimittel verordnet worden waren, mussten diese vor langer Zeit und von kurzer Dauer gewesen und zum Untersuchungszeitpunkt nicht mehr relevant sein - Komorbidität mit schweren psychiatrischen Erkrankungen (z. B. schwere Depression oder Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises) - Wesensänderungen 32 Die Alkoholabhängigkeit war die Hauptdiagnose. Die Nebendiagnosen – im somatischen oder psychischen Bereich – durften von milder Ausprägung sein. Die Teilnahme an der Untersuchung war freiwillig. Die Teilnehmer mussten Deutsch als Muttersprache sprechen oder ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache besitzen, um die Fragestellungen genau erfassen und die Fragebögen korrekt ausfüllen zu können. Die Dauer der Erkrankung, die Zahl der bisherigen Behandlungen und der soziale Status spielten keine Rolle bei der Auswahl der Patienten. Stichprobendaten Von den insgesamt 156 Probanden waren 98 Männer (62.8%) und 57 Frauen (36.5%), ein Proband machte keine Angabe über sein Geschlecht. Die Teilnehmer der Untersuchung waren zwischen 23 und 60 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Untersuchung lag das Alter der befragten Männer im Durchschnitt bei 43.64 Jahren (SD = 9.48). Das Durchschnittsalter der Frauen betrug 44.14 Jahre (SD = 7.18). Im Mittelwertvergleichstest (t-Test) konnten keine relevanten Unterschiede des Alters festgestellt werden (t (df = 143) = -.369, p > .05). Verheiratet oder mit einem Partner zusammen lebend waren 40 Männer und 21 Frauen; ledig, geschieden, getrennt lebend und verwitwet, also allein lebend, waren zum Untersuchungszeitpunkt 57 Männer und 35 Frauen. 54 Männer (55.7%) waren voll berufstätig und 3 (3.1%) teilzeit berufstätig. Voll berufstätig waren 14 Frauen (25.9%) und teilzeit berufstätig 10 (18.5%). Von den befragten Personen war eine Frau (1.9%) in Ausbildung und es gab in der Gruppe 3 Hausfrauen (3.7%). Rentner waren 3 Männer (3,1%) und 2 Frauen (3.7%). Arbeitslos zu sein gaben 37 Männer (38.1%) und 24 Frauen (44.4%) an. Suchtdiagnosen Die Diagnose „Alkoholabhängigkeit“ (ICD-10: F10.2) wurde bei 147 der befragten Patienten (94.2%) gestellt. Die Diagnose „Alkoholmissbrauch“ (ICD-10: F10.1) war bei 3 Patienten (1.9%) als Verdachtsdiagnose gestellt gewesen, sie wurden trotzdem in der Studie aufgenommen. Bei 6 Patienten (3.8%) fehlte die Suchtdiagnose. 33 Psychiatrische Komorbidität Achse I – Hauptdiagnose Erfasst wurden die Diagnosen F31 - F34 sowie F43.1 und F43.2 nach ICD-10. Für die Beurteilung der depressiven Symptome wurde das Beck-Depressions-Inventar (BDI; Beck et al., 1961) benutzt. Es wurde keine Trennung zwischen der primären Depression und den sekundären depressiven Symptomen, die bei den alkoholabhängigen Patienten als Folge der Abhängigkeit per se oder im Entzug entstehen, unternommen. 40 Patienten (25.6%) hatten neben der Suchtdiagnose keine Achse I-Diagnosen, was ein Viertel der Untersuchten ausmacht. Bei den restlichen 105 Personen bestanden zusätzlich psychiatrische Diagnosen. Bei 33 Patienten (21.2%) lag die Diagnose „Rezidivierende Depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome“ (F33.2) vor, gefolgt von der „Mittelgradigen depressiven Episode“ (F32.1) bei 25 Patienten (16.0%) und der „Schweren depressiven Episode ohne psychotische Symptome“ (F32.2) bei 21 (13.5%) Patienten. Bei 11 Patienten (7.1%) wurde bei der Untersuchung eine „Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode“ (F33.1) diagnostiziert. Bei nur einem Patienten (o.6%) lag eine „Schwere rezidivierende depressive Störung mit psychotischen Symptomen (F33.3) vor, bei der aber keine Beeinträchtigung des Realitätsbezuges zu beobachten war, welche die Teilnahme an der Untersuchung beeinträchtigen könnte. Eine Dysthymia (F34.1) bestand bei 7 Patienten (4.5%). Jeweils 2 Patienten (1.3%) zeigten die Symptome einer „Bipolaren affektiven Störung, gegenwärtig manische Episode ohne psychotische Symptome“ (F31.1) und einer „Anpassungsstörung – Längere depressive Reaktion“ (F43.21). Die Diagnosen von jeweils einem Patienten waren eine „Posttraumatische Belastungsstörung“ (F43.1) und eine „Leichte depressive Episode ohne somatische Symptome“ (F32.00). Achse II - Diagnosen Bei 26 Patienten (16.7%) waren die „Sonstigen spezifischen Persönlichkeitsstörungen“ zu treffen. Hierzu gehören laut ICD-10 (F60.8) die exzentrischen, haltlosen, narzisstischen, passiv-aggressiven, neurotischen und unreifen Persönlichkeitsstörungen. Unter den Persönlichkeitsstörungen in unserer Stichprobe, die mit F60.8 kodiert wurden, waren überwiegend narzisstische, unreife und haltlose Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert. Danach folgten die „Abhängige Persönlichkeitsstörung“ (F60.7) bei 13 Patienten (8.3%) und die „Ängstliche Persönlichkeitsstörung“ (F60.6) bei 9 Patienten (5.8%). Die „Anankastische 34 Persönlichkeitsstörung“ (F60.5) und die „Histrionische Persönlichkeitsstörung“ (F60.4) waren mit jeweils 6 Patienten (3.8%) vertreten. Auch der Anteil an Emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen war niedrig. Bei nur 3 Patienten (1.9%) wurde eine „Emotional instabile Persönlichkeitsstörung – impulsiver Typus“ (F60.30) und bei 5 Patienten (3.2%) eine „Emotional instabile Persönlichkeitsstörung – Borderline Typus“ (F60.31) festgestellt. 3.2 Untersuchungsinstrumente Die Untersuchungsinstrumente wurden so gewählt, dass ein Vergleich zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung möglich war. Es kamen Fragebögen (FKSG, FSA, SESA, KAZ-35, BDI, GSI und HAKEMP) zur Anwendung. Ein Protokoll für die objektive körperlichneurologische Untersuchung wurde ausgefüllt. Es wurden Laboruntersuchungen durchgeführt. Alle Fragebögen und das Protokoll für die körperlich-neurologische Untersuchung sind in Kopie im Anhang J zu finden. 3.2.1 Fragebogen zur körperlichen und seelischen Gesundheit (FKSG) Autoren: P. Schlebusch, J. Breil Der Fragebogen besteht aus drei Teilen. In allen drei Teilen sind unterschiedliche Körperorgane und –funktionen aufgezählt, die infolge des Alkoholkonsums beeinträchtigt werden können (insgesamt 48 Organe/Funktionen). Die drei Tile sind: Teil 1: Wert-Komponente. In diesem Teil wird gefragt, wie schlimm es für die Befragten ist, diese körperlichen Probleme zu haben; dies dient zur Operationalisierung des Wertes der Beeinträchtigungen für die Betroffenen. Die Beantwortung erfolgt in Form von Skalen von „1“ bis „10“, wobei die „1“ „überhaupt nicht schlimm“ und die „10“ - „sehr schlimm“ bedeutet. Alle 48 Fragen werden nach diesem Muster gestellt. Teil 2: Erwartungs-Komponente. In diesem Teil wird gefragt, wie stark Schädigungen der gleichen 48 Organe/Funktionen auftreten werden, wenn die Befragten weiter Alkohol konsumieren. Hierbei wird durch Unterstreichung hervorgehoben, dass es um die persönliche Einschätzung der eigenen Schädigungswahrscheinlichkeit geht. Die Beantwortung erfolgt 35 auch in Form von Skalen von „1“ bis „10“, wobei die „1“ „nicht geschädigt“ und die „10“ „schwer geschädigt“ bedeutet. Alle 48 Fragen werden nach diesem Muster gestellt. Teil 3: Wissen und Attribution. Der dritte Teil gibt Informationen über das Wissen der Befragten über ihre körperlichen Probleme, wobei sie angeben müssen, welche von den in den ersten zwei Teilen gefragten körperlichen Beeinträchtigungen bei ihnen bereits aufgetreten sind. Die Antworten bestehen aus zwei Unterteilen: „Hatte ich schon“ und „Habe ich vom Alkoholtrinken“. Für das Beantworten des ersten Teils dieser Fragen gibt es drei Möglichkeiten; „ja“, „nein“ oder „weiß nicht“ und für das zweite Teil zwei - „ja“ und „nein“. Der zweite Teil soll beantwortet nur werden, wenn im ersten Teil die Antwort „ja“ angekreuzt ist. 3.2.2 Fragebogen zur Suchtanamnese (FSA) Autoren: P. Schlebusch, J. Breil Der Fragebogen zur Suchtanamnese umfasst im ersten Teil die sozio-demographischen Angaben der Befragten wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Bildungsstand und Berufstätigkeit. Die nächsten Fragen geben Auskunft über die Häufigkeit des Konsums pro Woche, über die Menge des konsumierten Alkohols am Tag, das Trinkmuster, die Getränkesorten wie Bier, Wein oder Schnaps, die Krankheitseinsicht sowie die durchgeführten Entgiftungsbehandlungen und längeren Therapien. Befragt werden auch die Kontakte zu einer Selbsthilfegruppe oder einer Suchtberatungsstelle. Zum Schluss müssen die Patienten die Entzugssymptome angeben, die sie von sich kennen. Hier werden 10 vorgegebene Symptome erfragt: Zittern, erhöhter Puls, Schwitzen, Schlaflosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen, innere Unruhe, Angstzustände, vorübergehende Halluzinationen, Delirium und Krampfanfall. 3.2.3 Skala zur Erfassung der Schwere der Alkoholabhängigkeit (SESA) Autoren: Ulrich John, Ulfert Hapke, Hans-Jürgen Rumpf Diese Skala ist aus der „Lübecker Alkoholabhängigkeitsskala“ (LAS; John et al., 1992) hervorgegangen. Sie wird bei Personen im Alter von 18-64 Jahren angewendet, bei denen eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert worden ist. Anhand von Selbstaussagen der Patienten kann mit Hilfe dieses Fragebogens der Schweregrad, d. h. die quantitative Ausprägung einer Alkoholabhängigkeit, erfasst werden. Die 28 Items sind konsequent an den diagnostischen 36 Merkmalen des Alkoholabhängigkeitssyndroms (Edwards und Gross, 1976) ausgerichtet und erlauben die Einschätzung des Ausprägungsgrades durch folgende Subskalen: Einengung des Trinkverhaltens, Körperliche Entzugssymptome, Alkoholkonsum zur Vermeidung von Entzugssymptomen, Psychische Entzugssymptome (Verlangen), Toleranzsteigerung, Extreme Toleranzsteigerung und Toleranzumkehr. Die Items werden entweder mit „Nie“, „Seltener als einmal im Monat“, „Einmal pro Monat oder öfter“, „Einmal pro Woche oder öfter“, „Täglich“ (Punktwerte 0-4) oder mit „Ja“ oder „Nein“ (Punktwerte 0,1) beantwortet. Die Auswertung erfolgt sowohl auf Skalenebene als auch für den Gesamt-Testwert. Die Befragten werden nach den Normwert-Tabellen in eine Prozentskala eingeordnet. Es werden Normwerte für die Allgemeinbevölkerung und für Patienten in Entzugsbehandlung angegeben. 3.2.4 Kurzfragebogen zur Erfassung der Abstinenzzuversicht (KAZ-35) Der KAZ-35 (Körkel, Schindler 1996) ist ein Messinstrument mit 35 Items, die in vier Skalen untergeteilt sind. Der Fragebogen testet die Zuversicht alkoholabhängiger Personen, in ihre Abstinenz bedrohenden Situationen dem Alkohol widerstehen zu können. Die Überzeugung der Alkoholabhängigen, in der Lage zu sein, dies zu tun, spielt eine entscheidende Rolle bei ihrer Entscheidung zu trinken oder andere alternative Strategien in den gefährdenden Situationen zu nutzen, um abstinent zu bleiben. Der KAZ-35 ist die deutsche Version des SCQ-100 mit modifizierter Instruktion und wird bei Personen angewendet, die eine Abstinenz erreichen wollen. Die vier Kategorien, mit denen die Zuversicht, dem Alkohol zu widerstehen, erfasst wird, sind: „unangenehme Gefühle“ (10 Items); „Gedanken an das Austesten der eigenen Kontrollmöglichkeiten“ (10 Items); „sozialer Druck“ (9 Items) und „angenehme Gefühle“ (6 Items). Die Einschätzung der Zuversicht wird durch ankreuzen von Zahlen gemessen. Es bestehen 6 mögliche Antworten: 0 = „überhaupt nicht zuversichtlich“, 20 = „ich bin wenig zuversichtlich“, 40 = „ich bin einigermaßen zuversichtlich“, 60 = „ich bin ziemlich zuversichtlich“, 80 = „ich bin sehr zuversichtlich“ und 100 = „ich bin total zuversichtlich“.). 3.2.5 Beck-Depressions-Inventar (BDI) Deutsche Version: Hautzinger, Bailer, Worall und Keller (1995) Seit über 30 Jahren im angloamerikanischen Raum verwendet und in viele Sprachen übersetzt, erwies sich das BDI als ein konsistentes, zuverlässiges, valides und sensibles, d. h. 37 gut brauchbares Selbstbeurteilungsinstrument. Dem BDI liegt keine ätiologische Depressionstheorie zu Grunde. Es baut auf die klinische Beobachtung der Beschwerden depressiver Patienten. Sein Anwendungsziel ist die standardisierte Beschreibung und Schweregradbeurteilung depressiver Symptomatik (Intensität und wichtige Symptome) und ihre Veränderung durch Behandlungsmaßnahmen, es ist aber kein Diagnoseinstrument. Auch wenn es für Patienten mit einer Depression konzipiert ist, kann das BDI mit Erfolg auch für die Bestimmung depressiver Symptomatik bei anderen klinischen und nicht-klinischen Gruppen verwendet werden. Die Items des BDI umfassen affektive, kognitive und somatische Symptome, wobei die kognitiven Symptome dominieren. Erhöhtes Schlafbedürfnis, Gewicht und motorische Unruhe werden nicht berücksichtigt. Der Fragebogen ist im Alter von 16 bis 80 Jahren anwendbar. Das BDI besteht aus 21 Gruppen von Aussagen, die auf typische depressive Symptome hinweisen und folgende Bereiche umfassen: Traurige Stimmung; Pessimismus; Persönliches Versagen; Unzufriedenheit/Genussfähigkeit; Schuldgefühle; Strafbedürfnis; Selbsthass; Selbstanklagen/Minderwertigkeitsgefühl; Selbstmordimpulse; Weinen; Reizbarkeit; Rückzug und Isolation; Entschlussunfähigkeit; Negatives Körperbild; Arbeitsunfähigkeit; Schlafstörungen/Schlafqualität; Ermüdbarkeit; Appetitverlust; Gewichtsverlust; Hypochondrie; Libidoverlust. Die Punktwerte der von den Befragten angekreuzten Aussagen werden addiert. Der Summenwert drückt die Schwere der depressiven Symptomatik aus. Es können wenigstens 0 Punkte und höchstens 63 Punkte vergeben werden. Bei mehr als 26 Punkten liegt eine schwere Depression vor. 18 bis 25 Punkte weisen auf eine klinisch relevante Depression hin; 11 bis 17 Punkte auf eine milde bis mäßige Ausprägung einer Depression. Werte von weniger als 11 Punkten sind bei Depressionspatienten in Remission oder bei klinisch unauffälligen Kontrollpersonen zu finden. 3.2.6 Brief Symptom Inventory (BSI) Die SCL-90-R (SCL-90-R: störungsübergreifendes Symptom-Checkliste Selbstbeurteilungsinstrument 90 zur Items - Revised) ist Erfassung subjektiv der ein empfundenen Beeinträchtigung einer Person durch körperliche und psychische Symptome in den letzten sieben Tagen. Damit soll eine relevante Kurzinformation über den unmittelbaren Symptomzustand des Patienten erhalten werden können. 38 1973 entwickelte Leonard Derogatis die SCL - 90 (90 Items) als eine Weiterentwicklung der Hopkins-Symptom-Chek-List (HSCL) zur deskriptiven Erfassung von Unbehagen und Belastung (58 Items). Die SCL-90-R wurde von Derogatis 1977 veröffentlicht und war von fünf auf neun Skalen erweitert. 1995 ist die deutsche Normierung von Franke abgeschlossen worden und 2002 die zweite, neu normierte Auflage. Die neun Primärskalen umfassen die Bereiche Somatisierung, Zwanghaftigkeit, Unsicherheit im Sozialkontakt, Depressivität, Ängstlichkeit, Aggressivität/ Feindlichkeit, Phobische Angst, Paranoiodes Denken und Psychotizismus. Das BSI - Brief Symptom Inventory ist eine Kurzform der SCL-90-R. Die 53 Symptome sind verständlich, ohne psychopathologische Fachausdrücke formuliert. Es wird für die Erfassung des Symptombildes von Patienten mit psychischen und körperlichen Störungen genutzt, für Wiederholungsuntersuchungen und für den Vergleich von Patientengruppen. Das erklärt die weite Anwendung dieses Verfahrens bei klinischen Studien. Die SCL-90-R diskriminiert zwischen gesunden Patientengruppen und klinischen (Psychosen, Stichproben, aber Persönlichkeitsstörungen, auch innerhalb Abhängigkeit, klinischer Essstörungen, psychosomatische Störungen). Mit Hilfe einer fünfstufigen Intensitätsskala wird der Grad der subjektiv erlebten Beeinträchtigung eingeschätzt. Die Antworten sind: 0 - „überhaupt nicht“, 1 - „ein wenig“, 2 „ziemlich, 3 - „stark“ und 4 - „sehr stark“. Für diese Studie wurde lediglich der Wert GSI zur globalen Schwereeinschätzung auf Symptomebene herangezogen. Für weitere Details verweisen wir auf das Handbuch. 3.2.7 HAKEMP 90 (Handlungskontrolle nach Erfolg, Misserfolg und prospektiv) Autor J. Kuhl Ob eine Person die selbstregulatorischen Kompetenzen auch unter Stress einsetzen kann, hängt von ihrer Fähigkeit ab, Affekte zu regulieren. Unterschiede in der Affektkontrolle werden mit dem Konstrukt der Handlungs- vs. Lageorientierung bezeichnet. Sie können mit dem von J. Kuhl entwickelten Fragebogen HAKEMP 90 gemessen werden. Dieser Fragebogen ist eine gekürzte Fassung des HAKEMP 88. 39 Der Fragebogen besteht aus drei Skalen: Handlungsorientierung nach Misserfolg (HOM), Handlungsorientierung bei der Handlungsplanung (HOP) und Handlungsorientierung bei der Tätigkeitsausführung (HOT), die den Grad der entsprechenden Handlungskontrolle erfassen können. In der vorliegenden Arbeit wurden nur HOM und HOP benutzt. Der Fragebogen ist sowohl für Schüler als auch für Erwachsene geeignet. Zu jeder Skala gibt es 12 Situationsbeschreibungen und jeweils zwei Antwortmöglichkeiten - die eine spricht für lageorientiertes, die andere für handlungsorientiertes Verhalten. Mit der HOM-Skala werden generalisierte Leistungsdefizite nach Misserfolg („gelernte Hilflosigkeit“) deutlich. Es wird angenommen, dass diese Defizite mit der „Handlungskontrolle“, mit den Kognitionen über die innere und äußere Lage, die sich nach früheren Misserfolgserfahrungen eingestellt haben und weiterhin einen störenden Einfluss ausüben, in Zusammenhang stehen. HOP spiegelt „den Grad der Intention zur Ausführung von (freiwilligen) Aktivitäten und den Ausmaß der tatsächlichen Ausführung“ wider. 3.2.8 Protokoll für die körperliche und neurologische Untersuchung Bei allen Patienten wurden ein somatischer und ein neurologischer Status erhoben und in einem eigen ausgefertigten Protokollbogen dokumentiert. Bei der körperlichen Untersuchung wurden Symptome beachtet, die als häufigste klinische Manifestation der Alkoholwirkung bekannt sind. Diese sind im Untersuchungsbogen einzeln aufgezählt und wurden, wenn vorhanden, mit einer „1“ codiert, und wenn nicht - mit einer „0“. Es wurden insgesamt 95 einzelne Symptome registriert. Anschließend wurden die Befunde nach Körpersystemen zusammengefasst: Herz-KreislaufSystem, Magen-Darm-Trakt, Zentralnervensystem, Knochen-Muskel-System, Respiratorisches System, Haut, Endokrines System, Sensorisches System, Haematopoetisches System und Uro-Genital-Trakt. Nach der körperlich-neurologischen Untersuchung und der Auswertung der Laborbefunde wurde die Schwere der Beeinträchtigung eingeschätzt und die Diagnosen nach ICD-10 zusammengefasst. Der Schweregrad der Beeinträchtigungen wurde in 5 Stufen eingeteilt: „1“ = nicht beeinträchtigt; „2“ = leicht beeinträchtigt, „3“ = mäßig beeinträchtigt, „4“ = schwer beeinträchtigt, „5“ = dekompensiert. 40 3.3 Durchführung 3.3.1 Fragebögen Die Patienten wurden nach Aufnahme zunächst körperlich entgiftet. Dies dauerte ca. sieben Tage. Die Befragung fand statt, sobald die Entzugssymptome klinisch abgeklungen waren. In einem Einzelkontakt wurde den Patienten der Ablauf der Untersuchung ausführlich erklärt, wobei auf die Vertraulichkeit der erhobenen Daten und auf die Schweigepflicht hingewiesen wurde. Die Fragebögen wurden mit keinen Namen, sondern mit einem Zahlencode verzeichnet, der nur den Interviewern bekannt war, so dass die Anonymität gesichert werden konnte. Der Code wurde aus den Ziffern des Geburtstages, Geburtsmonats und des Geburtsjahres und den ersten Buchstaben des Vornamens und des Familiennamens zusammengesetzt. Die Patienten mussten nach einer Anleitung durch eine geschulte studentische Hilfskraft selbstständig mit den ausgehändigten Fragebögen (FKSG, FSA, BDI, SESA, KAZ-35, BSIGSI, HAKEMP) arbeiten und die Fragen ohne fremde Hilfe beantworten. Nach der Rückgabe wurden die Fragebögen von der studentischen Hilfskraft auf Vollständigkeit und Korrektheit kontrolliert. 3.3.2 Durchführung der körperlichen und der neurologischen Untersuchung Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems Bei der Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems wurden folgende Symptome beachtet: Hypertonie, Hypotonie, Arrhythmie, Herzgeräusche. Der Blutruck wurde unmittelbar vor der körperlichen Untersuchung an beiden Armen gemessen. Die Herzaktivität wurde auskultatorisch untersucht. Bei allen aufgenommenen Patienten wurde routinemäßig ein EKG durchgeführt, welches bei der Diagnosestellung berücksichtigt wurde. Untersuchung des Magen-Darm-Trakts Der Magen-Darm-Trakt wurde palpatorisch, perkutorisch und auskultatorisch untersucht. Inspiziert wurde die Mundhöhle als erste Kontaktstelle mit dem Alkohol, um eine Stomatitis, Glossitis oder Pharyngitis auszuschließen. Präkarzinosen oder Karzinombildungen im MundRachen-Bereich sind bei Suchtpatienten keine Seltenheit und umso wichtiger ist eine 41 sorgfältige Inspektion. Geachtet wurde auf eine Entzündung der Gl. Parotis und das Vorhandensein von Mundwinkelrhagaden. Bei der Inspektion der Lippen, der Zunge und Wangenschleimhaut wurde nach frischen oder alten Narben infolge Zungenbisse bei Krampfanfällen gesucht und es wurden Leukoplakien ausgeschlossen. In Anbetracht der Häufigkeit der Lebererkrankungen bei den Alkoholpatienten wurde die Leber palpatorisch Größe, Konsistenz, Dolenz - untersucht. Ein Druckschmerz im Bauchraum und palpable Resistenzen wurden ausgeschlossen. Auskultatorisch wurde die Peristaltik untersucht. Für eine präzisere Diagnosestellung wurden die anamnestisch angegebenen oder aktiv befragten subjektiven Symptome, z. B. gesteigerter Appetit oder Inappetenz, Teerstuhl, blutiges Erbrechen, Blut im Stuhl, Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen sowie die Laborbefunde, beachtet. Untersuchung des Zentralen und des Peripheren Nervensystems Die Hirnnervenfunktionen: Um eine Geruchsveränderung auszuschließen, wurden die Funktion des N. olfactorius geprüft. Bei der Untersuchung des N. opticus wurden das Gesichtsfeld und orientierend der Visus geprüft. Nach einer nächtlichen Amblyopie wurden die Patienten befragt. Die Funktion der Nn. oculomotorius, trochlearis und abducens, welche an der Augenmotorik beteiligt sind und über die die Akkomodation und die Pupillomotorik erfolgen, wurde überprüft, wobei die Beweglichkeit der Augenäpfel, die Größe, die Weite und die Form der Pupillen und ihre Reaktion auf Licht und Akkomodation getestet und beidseits verglichen wurden. Bei der Untersuchung musste festgestellt werden, ob ein Nystagmus vorliegt und welcher Art er ist - Spontannystagmus oder nach Provokationsproben, horizontal, vertikal oder rotatorisch und ob er lagebedingt auslösbar ist. Geprüft wurden die Funktionen des N. trigeminus, auch die motorischen Funktionen des N. facialis. Bei der Inspektion der Mundhöhle wurden auch die Funktionen des N. glossopharyngeus und des N. vagus geprüft, die motorisch und sensibel den Gaumen und den Rachen innervieren. Eine Asymmetrie der Gaumensegeln und des Zäpfchens, eine Heiserkeit, eine nasale Sprache mussten ausgeschlossen werden. Die Funktionen des N. hypoglossus wurden überprüft. Das Gehör der Patienten wurde im Gespräch durch das Verstehen von unterschiedlich lautem Sprechen und durch das Hören vom Fingerreiben vor dem Gehörgang jedes Ohres getrennt, eingeschätzt. 42 Bei der Inspektion des Oberkörpers wurde der Stand der Schulter, die Beweglichkeit des Kopfes und der Extremitäten, auch gegen Widerstand vonseiten des Untersuchers, geprüft, um eine Beeinträchtigung des N. accessorius auszuschließen. Untersucht wurden folgende Muskeleigenreflexe: der Bizepssehnenreflex (BSR), der Radiusperiostreflex (RPR), der Trizepssehnenreflex (TSR), der Patellarsehnenreflex (PSR) und der Achillessehnenreflex (ASR). Pathologische Reflexe wurden ausgeschlossen: Babinski-, Oppenheim- und Gordon-Reflex, Trömner-, Knips- und Rossolimo-Reflex, die Auskunft über eine gesteigerte Freisetzung bei Pyramidenbahnläsionen geben. Folgende Koordinationsproben wurden durchgeführt: der Rombergsche Stehversuch, der Finger-Nasen-Versuch, der Knie-Hacken-Versuch, der Seiltänzergang und der Blindgang. Es wurde auf eine Gangataxie und den typischen breitbeinigen Gang geachtet, die bei einer alkoholbedingten Polyneuropathie oder bei Störungen des Kleinhirns vorkommen. Auf eine Dys- bzw. Adiadochokinese wurde geachtet. Untersucht wurde die passive und aktive Beweglichkeit der Extremitäten und der Wirbelsäule. Gleichzeitig konnten die Muskelkraft, Muskeltonus und der Zustand der Gelenke überprüft werden. Ausgeschlossen werden musste der Tremor im Entzug (ein hochfrequenter, feinschlägiger Intentions- und Haltetremor Tremor von 7-10Hz, der überwiegend an den Händen, aber auch häufig an der Zunge und an den Augenlidern zu beobachten ist), der Intentionstremor und der Flapping-Tremor, welcher bei schweren Lebererkrankungen zu treffen ist. Als nächstes wurden die oberflächliche Sensibilität (Schmerzempfindlichkeit und die Temperaturempfindung) sowie die Tiefensensibilität (Vibrationsempfindung und Stereognosie) untersucht. Die reduzierte Vibrationsempfindung kann ein frühes Zeichen der alkoholischen Polyneuropathie sein. Bei einer ausgeprägten Nervenschädigung können distale schlaffe Paresen vorkommen. Meist sind die Nn. peronnaei betroffen, was zum gestörten Fersengang führt. Der Zehengang kann auch gestört sein, z. B. bei einer Störung der distalen Äste des N. ischiadicus. Deswegen sind Zehen- und Fersengang auch bei unserer Untersuchung durchgeführt worden. Eine Hypästhesie, eine Dysästhesie, Parästhesien oder eine Hyperpathie mussten ausgeschlossen werden. Bei alkoholbedingten Schäden sind diese Beeinträchtigungen häufiger an den Beinen als an den Armen festzustellen. 43 Untersuchung des Bewegungsapparates Inspiziert wurde zunächst allgemein die Körperhaltung, der Becken- und Schulterstand, die Form des Rückens und der Wirbelsäule. Die Beweglichkeit der Brust,- Lenden- und Halswirbelsäule wurde untersucht. Um Prozesse in den Wirbelkörpern oder eine Osteoporose auszuschließen, erfolgte eine Schmerzprovokation durch Druck und Klopfen auf die gesamte Wirbelsäule. Bei der Inspektion der Extremitäten wurde auf Muskelatrophie, auf Entzündungssymptome der Weichteile oder der Gelenke und auf ihre Beweglichkeit geachtet. Eine Inspektion des Schädels (Form, äußere Verletzungen, Frakturen) wurde durchgeführt. Untersuchung des Respiratorischen Systems Äußerlich wurde die Form des Thorax registriert. Angesichts der erhöhten Sturzgefahr bei den Alkoholpatienten und der reduzierten Schmerzempfindung bei einem höheren Alkoholkonsum mussten durch eine sorgfältige Inspektion und Palpation des Brustkorbs Rippenfrakturen und andere Verletzungen ausgeschlossen werden. Die Lungen wurden auskultatorisch und perkutorisch untersucht. Außer den im Kontakt objektivierbaren Symptomen, z. B. Orthopnoe, die bei einem Zwerchfellhochstand bei Aszites entstehen kann, Husten, Zyanose, wurden die Untersuchten anamnestisch nach nächtlicher Dyspnoe, Brustschmerzen und Haemoptysen gefragt. Untersuchung der Haut Bei einem chronischen Alkoholkonsum ist häufig eine Rötung des Gesichtes zu finden. Auch ein Ikterus, Ödeme und eine Zyanose wurden ausgeschlossen. Häufig kommt es bei Alkoholpatienten zu einer femininen Behaarung bei den Männern und zum Hirsutismus bei den Frauen, was Ausdruck des gestörten Hormonhaushalts ist. Danach und nach den typischen alkoholbedingten Hautveränderungen wie Spider-Naevi, Teleangiektasien, Rhinophym, Palmarerythem, Caput medusae wurde Ausschau gehalten. Ausgeschlossen werden mussten auch die im Theorieteil erwähnten Hauterkrankungen, für die ein Alkoholeinfluss vermutet wird: Porphyria cutanea tarda, Psoriasis, Rosacea und nummuläres Ekzem. 44 Untersuchung des Endokrinen Systems Bei der Einschätzung des Endokrinen Systems wurde auf das Vorliegen eines PseudoCushing-Syndroms geachtet mit dem für ihn typischen „Vollmondgesicht“ und dem erhöhten Stammfett. Auch die Veränderung der sekundären Geschlechtsmerkmale, z. B. Gynäkomastie, wurde bei der allgemeinen Inspektion des Körpers berücksichtigt. Veränderungen des Elektrolythaushaltes, der Knochen, des Blutdrucks, der sexuellen Funktionen oder das Bestehen eines Diabetes mellitus, die zu den endokrinen Funktionen gehören, wurden anamnestisch erfragt und durch die Laboruntersuchungen geprüft. 3.3.3 Laboruntersuchungen Mittels eines Drogenscreening wurde ein multipler Substanzkonsum ausgeschlossen. Für die Blutuntersuchungen wurde Blut von den Armvenen abgenommen. Das Blut wurde vom Personal (Ärzte oder Pflegepersonal) am ersten Tag nach der stationären Aufnahme, für die Bestimmung der Glucose im Serum im nüchternen Zustand, d. h. früh vor einer Nahrungseinnahme, abgenommen. Das Blutbild wurde vom eigenen Labor in der Klinik untersucht, bis zum 25.03.2003 auch die Enzyme. Zum 31.03.2003 beschloss die Bundesärztekammer die Umstellung der Enzymuntersuchungen auf die neuen IFCC-Methoden, die dem internationalen Standard entsprechen. Für folgende Parameter wurden neue Referenzbereiche eingeführt: GOT, GPT, GGT, LDH, AP, Lipase und Amylase. Für das Umrechnen von den alten in die neuen Werte gab es für jeden Parameter einen Umrechnungsfaktor. Die Bestimmung dieser Enzyme fand danach im Zentrallabor der Lungenklinik in Hemer statt. Bei der Zusammensetzung der Laboruntersuchungen wurden die typischen für den Alkoholismus Parameter berücksichtigt. Untersucht wurden: Leukozyten, Erythrozyten, Thrombozyten, Haemoglibin, Haematokrit, die Mittlere Korpuskuläre Haemoglobinkonzentration und das Mittlere korpuskuläre Erythrozytenvolumen. Auch eine Bestimmung der für die Leberfunktion aussagenden Enzyme: GammaGlutamyltransferase, Glutamat-Oxalazetat-Transaminase, Alanin-Amino-Transferase, Alkalische Phosphatase, Glutamatdehydrogenase sowie des Bilirubin wurde durchgeführt. Angesichts der häufigen Störungen des Lipidstoffwechsels bei Alkoholabhängigen wurden Cholesterin und Triglyzeride untersucht. 45 Auch Kreatinin und Elektrolyte (Natrium, Calcium und Kalium), die in der Entzugsphase meistens deutlich gestört sind, wurden berücksichtigt. 3.4 Statistische Auswertung Die statistische Auswertung der Daten wurde mit dem Statistical Program of Social Science (SPSS) for Windows (2004) durchgeführt. 1. Deskriptive Statistik Für die Beschreibung der Stichprobe wurden die Methoden der deskriptiven Statistik benutzt. Für die metrischen Daten wurden die Mittelwerte (M) und die Standardabweichung (SD) angegeben. Die relevanten Parameter wurden in Häufigkeiten und Prozentwerten dargestellt. Die Auswertung der Items des Fragebogens FKSG erfolgte in folgender Weise: Zunächst wurden die Mittelwerte der 48 Items der zwei Teile des FKSG (Teil 1 – Wert und Teil 2 – Erwartung) berechnet. Im nächsten Schritt wurde jeder einzelne Rohwert von Teil 1 (Wert) des FKSG mit dem entsprechenden Rohwert von Teil 2 (Erwartung) multipliziert und so in eine Erwartung*Wert-Variable (E*W) transformiert. z. B. Wert (Leber) x Erwartung (Leber) = Erwartung*Wert (Leber). Da die Mittelwerte bereits im ersten Schritt Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten, wurden aus ihnen Ranglisten für beide Geschlechter erstellt, auch wenn dies nur als grobe Einschätzung von Organ-/Funktionsgruppen betrachtet werden kann. 2. Datenreduktion und Reliabilitätsanalyse Aus den einzelnen Skalen (Wert, Erwartung und E*W) wurden Summenskalen gebildet. Zunächst wurden die fehlenden Variablen mit „0“ ersetzt, um einen zu großen Verlust von Fällen, bei denen einzelne Antworten fehlten, zu vermeiden. Dann wurden alle Wert-Items, Erwartung-Items und E*W-Items getrennt summiert und jede der drei Summenskalen durch die Anzahl der Variablen (48) dividiert. Für die folgenden statistischen Analysen wurde die so gebildete E*W-Skala (Gesamtskala E*W/48) benutzt, da diese als Produkt der ersten zwei Teile die subjektiv erlebte Angst vor Folgeschäden beschreibt. Die 48 Items der drei Skalen (Erwartung, Wert und E*W) wurden einer Reliabilitätsanalyse unterzogen (Skalenkonsistenz, Kennwert Cronbachs α). Dies geschah, um zu prüfen, ob es berechtigt ist, die Items zu Skalen zusammenzufassen. 46 3. Faktorenanalyse: Die Dimensionalität der E*W-Variablen wurde geprüft; anhand des Ergebnisses der Dimensionsprüfung wurden die Items zu Subskalen zusammengefasst. Mit fast allen resultierenden E*W-Variablen wurde hierzu eine Faktorenanalyse mit Hauptkomponentenanalyse und anschließender Varimax-Rotation berechnet. Ausgeschlossen wurden die Variablen zur Sexualität und zur Schädigung des Kindes im Mutterleib, da hier ein Geschlechtsbias zu verzeichnen war und entsprechend hohe fehlende Werte auftraten (z.B. wurde das Item zur Erektionsfähigkeit verständlicherweise von Frauen und das Item Kind im Mutterleib von Männern nicht beantwortet). Die Faktorenanalyse wurde dann mit dem sich auf 44 reduzierten Variablensatz durchgeführt. Da die Zahl der fehlenden Werte gering war, wurden fehlende Werte durch Mittelwerte ersetzt. Als Grenzwert für die Faktorenextraktion wurde standardmäßig ein Eigenwertkriterium von 1.0 festgelegt. 4. t-Test Die Wert-, Erwartung- und E*W-Variablen wurden statistisch auf Geschlechtsunterschiede geprüft. Es wurden t-Tests für unabhängige Stichproben benutzt. Um diverse Unterschiede zu prüfen, wurden mit den abhängigen Variablen (den 5 Faktoren und der Gesamtskala E*W/48) und mit allen unabhängigen Variablen t-Tests durchgeführt. Die Vergleichsgruppen der unabhängigen Variablen wurden entweder jeweils nach der Antwort „ja“ und „nein“ in zwei Gruppen geteilt, oder es wurde ein Mediansplit durchgeführt, um zwei Untersuchungsgruppen zu gewinnen. Den Auswertungen wurde ein α-Fehler Niveau von α = .05 zugrunde gelegt. Aufgrund des explorativen Charakters dieser Arbeit wurde auf eine multiple Testkorrektur zum Beispiel nach Bonferroni-Holmes verzichtet. 5. Korrelation Um den Zusammenhang zwischen den abhängigen Variablen (den 5 Faktoren und der Gesamtskala E*W/48) und allen unabhängigen Variablen zu bestimmen und um weitere Prädiktorvariablen für die Regressionsanalyse zu selegieren, wurden bivariate Korrelationen berechnet. 47 6. Regression Multiple schrittweise Regressionen versuchen, die Varianz einer abhängigen Variablen durch eine lineare Kombination von Prädiktorvariablen aufzuklären. Sechs solche Regressionen wurden durchgeführt. Als Prädiktorvariablen wurden alle unabhängigen Variablen aufgenommen, die im T-Test oder in einer Korrelation einen signifikanten Zusammenhang mit den abhängigen Variablen aufwiesen. 48 4 Ergebnisse Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung dargestellt. Das Kapitel gliedert sich in die Abschnitte: Ergebnisse der FKSG Teil 1 und Teil 2 (4.1), der suchtbezogenen Diagnostik (4.2), der psychopathologischen Skalen (4.3), des FKSG Teil 3 (4.4), der körperlichen und neurologischen Untersuchung (4.5), der T-Tests (4.6), der Korrelationen (4.7) und der Regressionen (4.8). Allen statistischen Auswertungen wurde ein α-Fehlerniveau von α = .05 zu Grunde gelegt. 4.1 FKSG Teil 1 und Teil 2 Im Folgenden werden zunächst die Ergebnisse der Mittelwerte der zwei Teile des FKSG (Wert und Erwartung) und ihres Produktes (Erwartung*Wert) (4.1.1) und die Ergebnisse der aus den Mittelwerten der Erwartung*Wert-Skala (E*W) erstellten Rangliste (4.1.2) dargestellt. Danach werden die Ergebnisse der Geschlechtsunterschiede der Wert-, Erwartung- und E*W-Variablen (4.1.3), die auf Signifikanz überprüft wurden, dargestellt. Zum Schluss werden die Ergebnisse der Reliabilitätsanalyse und der Faktorenanalyse gezeigt, die mit den E*W-Variablen durchgeführt wurden (4.1.4). 4.1.1 Ergebnisse der Mittelwerte Aus den Antworten der Fragen der drei Teile (Wert-, Erwartung- und E*W-Variablen) des FKSG wurden Mittelwerte für die einzelnen Teile gebildet. Die Mittelwerte der 48 Erwartung- und Wert-Variablen zeigten folgende Ergebnisse: während der Mittelwert der Erwartung-Variablen (siehe Anhang A) bei 7.17 (SD = 2.98) lag, rangierte der Mittelwert der Werr-Variablen (Siehe Anhang B) mit 8.45 (SD = 2.23) ca. einen Punktewert höher. Ausschließlich die Erwartung-Variable „Zeugungsfähigkeit“ zeigte einen höheren Mittelwert (M = 7.18; SD = 3.25) als die entsprechende Wert-Variable (M = 5.59; SD = 3.80). Der Mittelwert der E*W-Variablen lag bei 62.72 (SD = 31.87) (Siehe Anhang C). 49 Abbildung 1: Mittelwerte des Teils 1 und des Teils 2 des FKSG 4.1.2 Ergebnisse der Ranglisten Aus den Mittelwerten der zwei Teile des FKSG wurden Ranglisten der Erwartung- (siehe Anhang D) und der Wert-Variablen (siehe Anhang E), getrennt für Männer und Frauen, zusammengestellt. Hier wird nur die E*W-Skala als das Produkt von beiden, Wert und Erwartung, ausgeführt (siehe Anhang F). Für die E*W-Skala waren klare Unterschiede in den Rangfolgen bei Männern und Frauen deutlich. Bei Männern hatten die Variablen einen durchschnittlich hohen Wert, die für Gedächtnis (M = 74.12; SD = 30.34), Verstand (M = 72.91; SD = 34.25), für eine „starke“ Persönlichkeit (M = 72.89; SD = 29.77) stehen. Gefolgt wurden diese von psychischen Symptomen wie Antrieb (M = 66.11; SD = 28.41) und Stimmung (M = 65.93; SD = 31.25). Hoch in den E*W-Ranglisten der Frauen standen Stimmung (M = 77.30; SD = 25.93), Wertlosigkeit Innere (M = 77.06; SD = 27.52). (M = 75.25; SD = 29.05), Vorausschauend Unruhe Kognitive denken (M = 76.49; SD = 24.22) Variablen wie und Gedächtnis (M = 73.33; SD = 26.33), Logisches Denken (M = 72.91; SD = 28.39) waren auf den dann darauf folgenden Plätzen zu finden. Bei beiden Geschlechtern waren die mittleren und die unteren Rangplätze den inneren Organen vorbehalten. Ausschließlich die Leber war sowohl bei Männern (M = 75.66; SD = 29.96) als auch bei Frauen (M = 81.16; SD = 27.74) an zweiter Stelle (der gesamten Rangliste) zu finden. Im mittleren Bereich rangierten bei Männern das Herz (M = 68.51; SD = 31.50), die Bauchspeicheldrüse (M = 65.24; SD = 34.82), gefolgt von der Speiseröhre (M = 63.34; SD = 34.52), weiter unten war der Kehlkopf (M = 56.57; SD = 34.97). Bei Frauen lagen das Herz (M = 73,27; SD = 30.40) und die 50 Bauchspeicheldrüse (M = 71.74; SD = 31.89) im oberen Drittel der Rangliste, gefolgt von der Speiseröhre (M = 70.67; SD = 29.92). Knochen, Haut und Zähne lagen bei beiden Geschlechtern ganz unten in der Rangliste. 4.1.3 Geschlechtsunterschiede Die Erwartung-, Wert- und E*W- Variablen wurden mit Hilfe eines t-Tests für unabhängige Stichproben auf Geschlechtsunterschiede geprüft, wobei sich folgende signifikante Unterschiede ergaben: Erwartung: Von den 48 Items zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Variablen Gelenke (t (df = 119) = -2.03; p < .05), Schlaf (t (df = 138) = -2.59; p < .05), Unruhe (t (df = 147) = -2.66; p < .01) und Traurigkeit (t (df = 143) = -2.36; p < .05); alle Mittelwerte waren für Frauen höher. Wert: Von den 48 Items zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Variablen Hören (t (df = 151) = -2.01; p < .05), Haare (t (df = 150) = -4.69; p < .01), Zähne Sexuelles (t (df = 150) = -4.29; p < .01), Verlangen (t (df = 73) = 2.37; p < .05), Erektionsfähigkeit (t (df = 74) = 2.95; p < .01), (t (df = 116) = 2.67; p < .01), Leber (t (df = 148) = -2.04; p < .05), Zeugungsfähigkeit Ungeborenes Kind (t (df = 86) =-2.95; p < .01) und Halluzinationen (t (df = 148) = -2.21; p < .05). Männer zeigten bei allen sexuellen Funktionen höhere Mittelwerte, Frauen bei Hören, Haare, Zähne, Leber, ungeborenes Kind und Halluzinationen. E*W: Die 48 E*W-Variablen zeigten Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Traurigkeit ((t (df = 133) = -2.42; p < .05), Schlaf (t (df = 128) = -2.45; p < .05), Unruhe (t (df = 136) = -2.68; p < .01), Haare (t (df = 126) = -3.14; p < .01), Zähne (t (df = 127) = -2.10; p < .05) und Sexuelles Verlangen (t (df = 128) = 1.99; p < .05). Mit Ausnahme des sexuellen Verlangens waren alle Mittelwerte bei den Frauen höher als bei den Männern. 51 4.1.4 Ergebnisse der Reliabilitäts- und Faktorenanalyse Bei der Reliabilitätsanalyse der drei Skalen (Wert, Erwartung und E*W) ergab die Konsistenzprüfung der Wert-Skala des FKSG α = .9820. Für die Erwartung-Skala war α = .9846 und für die E*W-Skala war α = .9842. Die durchgeführte Faktorenanalyse erbrachte eine Faktorenlösung mit 5 Faktoren, die eine Varianz von insgesamt 78.49% aufklärten und einen Eigenwert größer 1 aufwiesen. Folgende 5 Faktoren wurden extrahiert: 1. Körperliche Robustheit/Kraft 2. Wohlfühlen/Aktiv sein 3. Kognition und Emotion 4. Alkoholikerschäden 5. Schlaf und Unruhe (Nervosität) Die nach der Varimax-Methode rotierte Hauptkomponenten-Matrix zeigte folgendes Ergebnis, welches in Tabelle 1 dargestellt ist: Tabelle 1 Ladungen der E*W-Items auf den fünf Faktoren Ladungen der E*W-Items auf den Faktoren Faktor 1 Körperliche Robustheit/Kraft Faktor 2 Wohlfühlen/ Aktiv sein Faktor 3 Kognition und Emotion Faktor 4 Alkoholikerschäden Faktor 5 Schlaf und Unruhe Item Ladung Item Ladung Item Ladung Item Ladung Item Ladung Galle .64 Geruch .73 Gedächtnis .62 Herz .68 Schlaf .65 Blase .68 Gelenke .63 Intelligenz .58 Kreislauf .61 Unruhe .74 Niere .69 Gehör .79 Persönlichkeit .66 Pankreas .64 Darm .67 Sehen .69 Antrieb .56 Leber .72 Blut .72 Geschmack .71 Planen .70 Magen .57 Immun .73 Haare .73 Log.Denken .67 Ösophag .63 Muskel .74 Zähne .70 Kreativität .67 Milz .58 Berührung .69 Knochen .61 Geist.Beweg. .70 Kehlkopf .60 Motorik .73 Haut .61 Räuml.Vorstell. .60 Halluzinationen .60 Nägel .69 Traurigkeit .57 Verstand .65 Zukunftsangst .68 Halluzinationen .52 Verstand .52 Wertlos fühlen .64 52 Die Zusammensetzung der Faktoren war teils recht eindeutig, teils schwieriger. Die auf einem Faktor ladenden Items erschienen heterogen, insbesondere auf den Faktoren 1, 2 und 4. Der erste Faktor beschrieb eine Mischung verschiedener innerer Organe und somatischer Beeinträchtigungen, wobei die am höchsten ladenden Items Muskeln, Immunsystem, Motorik und Blut betrafen. Dieser Faktor konnte als Zusammenfassung für „Körperliche Kraft/Robustheit“ als Indikator körperlicher Gesundheit verstanden werden. Hier war sicher weniger die tatsächliche Immunfunktion gemeint, als eine laienhafte Vorstellung von Kraft und Stärke. Der zweite Faktor vereinte höchstladende Items für sensorische Funktionen (Sehen, Schmecken, Hören) und für Merkmale, die eher die äußere Erscheinung und Attraktivität betreffen, wie Haare, Zähne, Beweglichkeit und Knochen. Dies schien einen eher MenschUmwelt-Interaktionsprozess zu betreffen, einen aktiven Austausch mit der sinnlichen Umwelt im Sinne von „Wohlfühlen und aktiv sein“. Der dritte Faktor zeigte recht deutlich eine Dominanz kognitiver und psychischer Aspekte: Die höchstladenden Items waren geistige Beweglichkeit, Planen, Logisches Denken und Zukunftsängste, so dass hier kognitive Aspekte dominierten. Hier fanden sich aber auch emotionale Prozesse, z. B. Traurigkeit. Die Bezeichnung „Kognition und Emotion“ schien hier passend. Der vierte Faktor vereinte Schädigungen des Magen-Darm- Trakts und des Herz-KreislaufSystems (Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse) und schwere kognitive Schäden (Halluzinationen und Verstand verlieren). Gemeinsam war diesen Aspekten, dass sie als „Alkoholiker-Image und Typische Folgeschäden“ aufgefasst werden können. Der 5. Faktor zeigte nur zwei Items mit hohen Ladungen, Schlafstörungen und innere Unruhe, also vegetative Funktionen oder besonders aversiv erlebte Entzugsäquivalente. Der Faktor wurde „Schlaf und Unruhe“ genannt. 53 4.2 Ergebnisse der suchtbezogenen Diagnostik Im Folgenden werden die Ergebnisse der suchtbezogenen Diagnostik (FSA, 4.2.1; SESA, 4.2.2; KAZ-35, 4.2.3) dargestellt und statistisch auf Geschlechtsunterschiede geprüft. 4.2.1 FSA Für abhängig hielten sich 86 Männer (88.7%) und 46 Frauen (80.7%). Jeweils 11 Männer (11.3%) und Frauen (19.3%) negierten die Frage nach Abhängigkeit. Ein Patient (0.6%) gab an, bereits in seinem ersten Lebensjahr alkoholisiert gewesen zu sein. Den ersten Vollrausch erlebte jeweils eine Person (0.7%) mit 4 bzw. 7 Jahren. Mit 14 Jahren waren es 10 Patienten (6.9%) mit 16 Jahren 23 (15.9%) und die größte Gruppe von 25 Patienten (17.2%) hatten ihren ersten Vollrausch mit 18 Jahren erlebt. 12 Patienten (8.3%) hatten ihren ersten Vollrausch mit 20 Jahren. Nach dem 26. Lebensjahr berichteten immer weniger Personen davon. Vom 26. bis zum 47. Lebensjahr war pro Lebensjahr jeweils ein Patient (0.7%) zu verzeichnen, mit einer Ausnahme von 3 (2.1%) Patienten, die ihren ersten Alkoholrausch im 40. Lebensjahr erfahren hatten. Art der alkoholischen Getränke und Trinkmuster: 55 Patienten (35.3%) gaben an, nur Bier zu trinken. Nur Wein konsumierten 22 Patienten (14.1%). Bier und Wein wurden von 12 Patienten (7.7%) getrunken; Bier und Schnaps von 19 (12.2%); nur Schnaps von 31 (19.9%) und die drei Getränkesorten - Bier, Wein und Schnaps von 22 Patienten (14.1%). Die Art der alkoholischen Getränke unterschied sich zwischen den Geschlechtern. 46 Männer (47.4%) gaben an, im letzten Jahr hauptsächlich Bier getrunken zu haben, was bei 9 Frauen (15.8%) der Fall war. 19 Frauen (33.3%) und 3 Männer (3.1%) haben überwiegend Wein oder Sekt getrunken. 12 Frauen (21.1%) versus 19 Männer (19.6%) tranken Schnaps. Die von den Patienten täglich getrunkenen Alkoholmengen wurden in Liter angegeben. Hieraus wurde die täglich konsumierte Menge Alkohol in Gramm berechnet, wobei für einen Liter Bier 36 g (ca. 4,5 Volumen-Prozent), für einen Liter Wein 85 g (ca. 12 VolumenProzent) und für einen Liter Schnaps 328 g (ca. 40 Volumen-Prozent) Alkohol angenommen wurde. Wurden mehrere Getränke genannt, wurde dies aufsummiert. Berechnet wurden so der durchschnittliche Tageskonsum und der maximale Tageskonsum in Gramm. Im Hinblick auf 54 den „Durchschnittlichen Tageskonsum in Gramm“ haben Männer (M = 241.26; SD = 238.56) höhere Werte als Frauen (M = 164.52; SD = 93.83). Ähnlich ist es bei der Variablen „Maximaler Tageskonsum in Gramm“. Der durchschnittliche Wert der Männer (M = 307.18; SD = 276.82) überstieg deutlich den der Frauen (M = 187.10; SD = 87.43). Ein t-Test ergab einen hochsignifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen in der Variable Durchschnittlicher Tageskonsum in Gramm (t (df = 134) = 2.79; p < .01) und in der Variable Maximaler Tageskonsum in Gramm (t (df = 119) = 3.84; p < .01). 59 Männer (62.1%) und 27 Frauen (47.4%) gaben an, täglich Alkohol zu konsumieren. Besuch komplementärer Einrichtungen 14 Männer (14.4%) und 15 Frauen (26.3%) haben bis zum Befragungszeitpunkt eine Suchtberatungsstelle aufgesucht, die restlichen 125 Patienten (81.2%) keine. 19 Männer (19.8%) und 19 Frauen (33.3%) hatten eine Selbsthilfegruppe kontaktiert. Zahl der Behandlungen 2 Männer (3.1%) und eine Frau (1.8%) befanden sich zum Untersuchungszeitpunkt zum ersten Mal in einer stationären Entgiftungsbehandlung. Ein Mann (1.0%) berichtete, bereits 30 Entgiftungen gehabt zu haben, was die größte Anzahl an Entgiftungen in der Gruppe darstellte. 42 Männer (43.8%) und 32 Frauen (56.1%) hatten bereits eine Entgiftung gehabt. 19 Männer (19.8%) und 11 Frauen (19.3%) gaben an zwei, 11 Männer (11.5%) und 7 Frauen (12.3%) drei Entgiftungen gehabt zu haben. Der durchschnittliche Wert der Entgiftungen war (M = 2.81, SD = 4.27). Sehr niedrig war der durchschnittliche Wert der längeren Therapien in der Vorgeschichte (M = 0.45, SD = 0.85). 67 Männer (69.8%) und 40 Frauen (71.4%) hatten bis zum Untersuchungszeitpunkt keine längere Therapie gehabt. An einer längeren Therapie hatten 17 Männer (17.7%) und 12 Frauen (21.4%) teilgenommen. 9 Männer (9.4%) und 3 Frauen (5.4%) berichteten von zwei; 3 Männer (3.1%) von drei längeren Therapien. Nur eine Frau (1.8%) hatte 6 Langzeittherapien gehabt. Im t-Test ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Entgiftungsbehandlungen Männern und Frauen (t (df = 133) = .99; p > .05) Langzeittherapien (t (df = 99) = .20; p > .05). 55 sowohl als auch für für die die Zahl der Zahl der Entzugssymptome Männer und Frauen zeigten im Entzug unterschiedliche Symptome. 74 Männer (77.1%) gaben als Entzugssymptom „Schwitzen“ an, gefolgt von „Innerer Unruhe“ bei 72 Männern (75.0%) und „Zittern“ und “Schlaflosigkeit“ bei jeweils 64 Männern (66.7%). 41 Frauen (71.9%) beklagten als Entzugssymptome „Innere Unruhe“, 35 Frauen (61.4%) berichteten von „Schwitzen“ und 32 (57.1%) von „Schlafstörungen“. Ein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen konnte im t-Test nur für die Variable „Summe der Entzugssymptome“ festgestellt werden (t (df = 131) = 2.13; p < .5); im Hinblick auf die Summe der Entzugssymptome hatten Frauen durchschnittlich (M = 3.80; SD = 2.19) niedrigere Werte als Männer (M = 4.64; SD = 2.60). 4.2.2 SESA Bei der „Extremen Toleranzsteigerung/Allgemeinbevölkerung“ und „Extremen Toleranzsteigerung/Entzug“ zeigten Männer durchschnittlich höhere Werte (M = 54.44; SD = 23.93) als Frauen (M = 46.73; SD = 16.51). Der t-Test ergab einen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern Toleranzsteigerung/Allgemeinbevölkerung“ in beiden Variablen: (t (df = 145) = 2.35; p < .05) und „Extreme „Extreme Toleranzsteigerung/Entzug“ (t (df = 142) = 2.70; p < .01). Die Frage über bestehende Abstinenzzeiten in den letzten zwei Jahren, die länger als eine Woche dauerten, wurde von 154 Patienten beantwortet; bei zwei Patienten fehlte die Antwort. 127 Personen (81.4%) haben die Frage bejaht. 27 Patienten (17.3%) gaben an, keine Abstinenzzeiten gehabt zu haben, die länger als eine Woche andauerten. 4.2.3 KAZ-35 Der durchschnittliche Wert der Kategorie „Unangenehme Gefühle“ betrug 68.43 (SD = 24.97), der Kategorie „Austestens der Trinkkontrolle“ 59.86 (SD = 34.17), der Kategorie „Sozialer Druck“ 75.68 (SD = 27.73) und der Kategorie „Angenehme Gefühle“ 81.00 (SD = 23.27). Der t-Test zeigte keine signifikanten Geschlechtsunterschiede: „Unangenehme Gefühle“ (t (df = 113) = 1.17; p > .05), „Austesten der Trinkkontrolle“ (t (df = 132) = -1.14; p > .05), 56 „Sozialer Druck“ (t (df = 113) = .264; p > .05) und „Angenehme Gefühle“ (t (df = 118) = -.80; p > .05). 4.3 Ergebnisse der psychopathologischen Skalen Im Folgenden werden die Ergebnisse der psychopathologischen Skalen (BDI, 4.3.1; GSI, 4.3.2; HAKEMP, 4.3.3) dargestellt. Die psychopathologischen Variablen wurden statistisch auf Geschlechtsunterschiede geprüft. 4.3.1 BDI Der durchschnittliche BDI-Wert lag bei 18.55 (SD = 11.74), was für das Vorliegen einer klinisch relevanten depressiven Störung spricht. Der t-Test zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Hinblick auf den BDI-Wert (t (df = 130) = -1.55; p > .05). 4.3.2 GSI (BSI) Der durchschnittliche GSI-Wert lag bei 40.00 (SD = 29.78). Dieser Mittelwert entsprach einem T-Wert von 67 (entnommen dem Handbuch zur Auswertung des BSI) (Franke, 2000) und zeigte somit im Vergleich zum Normwert (T-Wert pathologisch, wenn über 63) eine mäßige Erhöhung. Im t-Test wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt (t (df = 114) = -1.24; p > .05). 4.3.3 HAKEMP Der durchschnittliche HOM-Wert (Handlungsorientierung nach Misserfolg) lag bei Männern bei 1.95 (SD = 1.42) und war somit höher als bei Frauen 1.27 (SD = 1.29). Auch im Hinblick auf die HOP (Handlungsorientierung bei der Handlungsplanung) war der durchschnittliche Wert bei Männern 1.89 (SD = 1.67) höher als bei Frauen 1.29 (SD = 1.25). Im t-Test wurden signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen in diesen Variablen gefunden: HOM (t (df = 121) = 3.02; p < .01), HOP (t (df = 138) = 2.51; p =.01). 57 4.4 FKSG Teil 3 FKSG Teil 3 „Hatte ich schon – Habe ich vom Alkoholtrinken“ (Wissen und Attribution) Auf die Frage, welche Störungen die Teilnehmer schon gehabt hätten, wurden vor allem kognitiv-psychische Symptome angegeben. Sehr ausgeprägt war das bei der inneren Unruhe (81.4%), der Traurigkeit (76.3%), gefolgt vom geminderten Antrieb (71.2%), der Zukunftsangst (67.3%) und dem gestörten Schlaf (66.7%). Viel weniger Patienten gaben an, somatische Erkrankungen gehabt zu haben. 29% der Patienten glaubten, schon einmal Leberprobleme gehabt zu haben, 9.6% der Patienten wussten von ihrer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, 7.1% von Erkrankungen der Speiseröhre, 19.9% von Störungen der Beweglichkeit, die durch die Nerven gesteuert wird (siehe Anhang G). Die Frage, welche Schäden die Patienten auf Alkohol zurückführten, ergab erstaunlich niedrige Werte selbst bei Organen, die bekanntermaßen durch Alkohol geschädigt werden. Die psychischen Funktionen wurden mehr auf Alkohol zurückgeführt: Antriebsmangel (60.3%), innere Unruhe (60.3%), Schlafstörungen (54.5%). 32% der betroffenen Personen (die angaben, Leberschäden gehabt zu haben), glaubten, dass diese vom Alkohol kämen. Den Alkoholkonsum als Ursache für ihre Erkrankung sahen 9% der an der Bauchspeicheldrüse und 6.4% der an der Speiseröhre erkrankten Patienten an. 18.6% der Patienten, die angaben, dass ihre durch die peripheren Nerven gesteuerte Beweglichkeit gestört war, glaubten, dass dies infolge des Alkoholkonsums komme. Die maximale Attribution der Schäden auf Alkohol war in Bezug auf den Kreislauf zu finden (40.4%) (siehe Anhang H). 4.5 Ergebnisse der körperlich-neurologischen Untersuchung und Laborbefunde Im Folgenden werden die bei der nach dem Untersuchungsprotokoll erfolgten körperlichen Untersuchung festgestellten Symptome beschrieben, gegliedert nach Körpersystemen. Danach werden die Ergebnisse der Laboruntersuchungen berichtet. Zum Schluss werden die zusammengefassten Beeinträchtigungen der einzelnen Körpersysteme dargestellt. Die Beeinträchtigung der Körpersysteme und die Resultate der Laboruntersuchungen wurden mit Hilfe eines t-Tests statistisch auf Geschlechtsunterschiede geprüft. 58 Magen-Darm-Trakt: Eine Hepatomegalie wurde bei 85 Patienten (54.5%) festgestellt. Die Leber war bei 13 von ihnen (8.3%) schmerzhaft und bei 16 (10.3%) mit einer derben Konsistenz. Gürtelförmige Schmerzen, die zur Diagnostik einer Pankreatitis erfragt wurden, waren bei 2 Patienten (1.3%) nachzuweisen. Die Patienten waren in einem ausreichend guten Allgemeinzustand und unter Berücksichtigung der übrigen Parameter wurde keine akute Pankreatitis diagnostiziert. Druckschmerz im Epigastrium wurde von 17 Patienten (10.9%) angegeben. Der Appetit war bei 18 Personen (11.5%) reduziert, 5 (3.2%) gaben einen gesteigerten Appetit an. Übelkeit wurde von 3 Patienten (1.9%) und Erbrechen von einem Patienten (0.6%) angegeben. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, die Wahrscheinlichkeit aber, dass dies noch Entzugssymptome waren, war gering, da alle Patienten erst nach Abklingen der akuten Entzugssymptomatik untersucht wurden. Sodbrennen lag bei 10 Patienten (6.4%) vor. „Alcohol burn“ und Stomatitis konnte bei jeweils 2 Patienten (1.3%) festgestellt werden. 42 Patienten (26.2%), hatten einen sehr schlechten Zahnstatus. Glossodynie und Leukoplakie wurden bei keinem der Untersuchten gefunden. Mehr als die Hälfte der Patienten hatten eine Lebervergrößerung. Bei insgesamt 29 war die Leber dolent und/oder bereits in ihrer Konsistenz verändert, was für eine fortgeschrittene Beeinträchtigung spricht. Herz-Kreislauf und respiratorisches System: Eine arterielle Hypertonie lag bei 24 Patienten (15.4%) und eine Hypotonie – bei 10 Patienten (6.4%) vor. Eine Arrhythmie konnte bei 6 Patienten (3.8%) nachgewiesen werden, bei 7 (4.5%) Herzgeräusche und bei 3 (1.9%) ein dritter Herzton. Belastungsdyspnoe wurde von 20 Patienten (12.8%) und nächtliches Dyspnoe von 4 (2.6%) angegeben. Bei ihnen waren Herzerkrankungen in der Anamnese bekannt. 3 Patienten (1.9%) berichteten über Brustschmerzen. Über Husten klagten 15 Patienten (9.6%), alle von ihnen waren Raucher. Zentrales und peripheres Nervensystem: Zum Untersuchungszeitpunkt waren alle Patienten bewusstseinshell, allseitig orientiert und kooperativ. Bei einem Patienten (0.6%) lag eine leichte Störung des Kurzzeitgedächtnisses vor. Bei keinem von den Untersuchten waren Konfabulationen nachweisbar. Blickparesen oder ein spontaner, vertikaler oder rotatorischer Nystagmus waren bei keiner Person gegeben. Ein erschöpfbarer horizontaler Endstellnystagmus konnte bei 2 Patienten (1.3%) festgestellt werden. Eine Gangataxie lag bei 5 Patienten (3.2%) vor, der Romberg- 59 Test war bei 19 Untersuchten (12.2%) positiv, der Knie-Hacken-Versuch bei 17 (10.9%) und der Finger-Nase-Versuch bei 3 (1.9%). Eine Dysdiadochokinese wurde bei einem Patienten (0.6%) festgestellt, eine Dysmetrie bei 5 (3.2%). Bei 19 Patienten (12.2%) beobachteten wir einen Haltetremor und bei 9 (5.8%) einen Intentionstremor. Bei 23 Patienten (14.7%) handelte es sich um einen feinschlägigen Tremor. Ein grobschlägiger oder Flapping-Tremor wurde in unserer Untersuchungsgruppe nicht gefunden. Die Muskeleigenreflexe waren bei 44 Patienten (28.2%) abgeschwächt und bei 6 (3.8%) gesteigert. Bei den „pathologischen Reflexen“, die bei 5 Patienten (3.2%) gefunden wurden, handelte es sich um den Knips-Reflex und den Trömner-Reflex. Der Fersengang war bei 5 Patienten (3.2%) gestört und der Zehengang bei einem Patienten (0.6%). Bei der Prüfung der Sensibilität fanden wir bei 27 Patienten (17.3%) eine Hypästhesie, bei 3 Patienten (1.9%) eine Hyperästhesie und bei 6 (3.8%) eine Dysästhesie. Die Vibrationsempfindung war bei 27 Personen (17.3%) reduziert. Eine Hyperpathie wurde bei 3 Patienten (1.9%) beobachtet. Parästhesien waren bei 12 Patienten (7.7%) nachweisbar. Muskelatrophien wurden bei 9 Patienten (5.8%) objektiviert, eine reduzierte Muskelkraft bei 4 Patienten (2.6%). Haut, Knochen: Psoriatische Hautveränderungen stellten wir bei 2 Patienten (1.3%) fest. Spider-Naevi hatte ein Patient (0.6%). Teleangiektasien lagen bei 21 Personen (13.5%) vor, Rosazea bei 3 (1.9%). Hier wird das Palmarerythem erwähnt, auch wenn er keine eigentliche Hauterkrankung ist, aber bei der Inspektion der Haut festgestellt wird und eher für eine vorliegende Lebererkrankung spricht. Bei 6 Patienten (3.8%) in der Untersuchungsgruppe wurde ein Palmarerythem registriert. Ikterus der Haut sowie Sklerenikterus wurden bei keinem der Untersuchten nachgewiesen. Eine Akne hatten 7 Patienten (4.5%), ein Rhinophym 5 Patienten (3.2%), ein nummuläres Ekzem wurde bei einem Patienten (0.6%) gefunden. Eine Dupuytrensche Kontraktur lag bei 5 Patienten (3.2%) vor. Folgende Symptome, die unterschiedlichen Körpersystemen zuzuordnen sind, waren bei der Inspektion des Kopfes zu finden: Nachtblindheit wurde von 2 Patienten (1.3%) angegeben. Einen Hirsutismus haben wir bei einer Patientin (0.6%) beobachtet. Ein „Vollmondgesicht“ war bei 5 Patienten (3.2%) festzustellen. Eine Schwellung der Gl. parotis lag bei keinem der Untersuchten vor. Von einer bekannten Osteoporose mit andauernden aktuellen Beschwerden berichteten 3 Patienten (1.9%). Über eine Potenzstörung klagten 2 Personen (1.3%). 60 Laborbefunde Um dem Leser einen direkten Vergleich zu ermöglichen, sind im Folgenden die Normwerte der untersuchten Parameter dargestellt: Leukozyten - 4.0 – 10.0/nl Bilirubin ges. - 0.20 – 1.20 mg/dl Erythrozyten - 4.60 – 6.20/pl GGT 37 Grad - <60 U/l Haemoglobin - 14.0 – 18.0 g/dl GOT 37 Grad - <50 U/l Haematokrit - 43.0 – 49.0 Vol.% GPT 37 Grad - <50 U/l MCV - 85.0 – 95.0 fl GLDH - 4 U/l (m), 3 U/I (w) MCHC - 32.0 – 36.0 g/dl α – Amylase - 13 – 64U/l Thrombozyten - 150 – 350/nl Alk. Phosphatase - 38 – 126 U/l Blutzucker - 70 – 120 mg/dl Lipase - < 190 U/l Creatinin i. S. - 0.60 – 1.30 mg/dl Natrium - 136 – 145 mmol/l Cholesterin - < 200 mg/dl Kalium - 3.50 – 5.10 mmol/l Triglyzeride - 35-160 mg/dl Der Mittelwert der Erythrozytenzahl war 4.68 (SD = .50), des Haemoglobins 14.75 (SD = 1.42), des Haematokrits 43.12 (SD = 4.36) und des MCV 92.16 (SD = 5.50). Der Mittelwert von Bilirubin war mit 2.69 (SD = 19.02) fast zweimal höher als der Normwert und zeigte maximale Werte von bis zu 226 mg/dl. Der Mittelwert der GGT von 161.47 (SD = 235.26) war sehr stark erhöht. Es waren auch hier extreme Werte der GGT von 1440 U/l zu finden. Die Mittelwerte der GPT mit 51.31 (SD = 74.76) und der GOT mit 55.02 (SD = 67.59) waren nur leicht erhöht. Der t-Test zeigte signifikante Geschlechtsunterschiede bei den Variablen Kreatinin (t (df = 120) = 4.36; p < .01), Erythrozyten (t (df = 117) = 4.60; p < .01), Haemoglobin (t (df = 90) = 4.28; p < .01) und Haematokrit (t (df = 91) = 4.09; p < .01). Schwere der körperlichen Beeinträchtigungen Auf der Basis der objektiv festgestellten pathologischen körperlichen Untersuchungsbefunde und der Laborparameter wurde die Beeinträchtigung der Körpersysteme zusammengefasst. Diese wurde in fünf Gruppen eingeteilt und mit den Ziffern von 1 bis 5 verzeichnet: 1 = nicht 61 beeinträchtigt, 2 = leicht beeinträchtigt; 3 = mäßig beeinträchtigt; 4 = schwer beeinträchtigt und 5 = dekompensiert. Im Folgenden werden die Beeinträchtigungen der Körpersysteme dargestellt (Tabelle 2). Diese wurden statistisch auf Geschlechtsunterschiede geprüft. Tabelle 2 Beeinträchtigung der Körpersysteme Schwer beeinträchtigt Mäßig beeinträchtigt Leicht beeinträchtigt Herz-Kreislauf System 1.9% (N=3) 9.6% (N=15) 12.8% (N=20) Magen-Darm-Trakt 5.1% (N=8) 25.6% (N=40) 28.2% (N=44) 1.3% (N=2) 5.1% (N=8) Zentralnervensystem - Periph. Nervensystem 2.6% (N=4) 12.2% (N=19) 20.5% (N=32) Knochen-Muskel-Syst. 1.3% (N=2) 1.9% (N=3) 3.8% (N=6) Respirat. System 1.3% (N=2) 5.1% (N=8) 5.8% (N=9) Haut 1.9% (N=3) 1.9% (N=3) 12.8% (N=20) Endokrines System 1.9% (N=3) 1.9% (N=3) 5.8% (N=9) Sensorium - 3.8% (N=6) 3.8% (N=6) Haematopoet. System - 0.6% (N=1) 3.2% (N=5) 1.9% (N=3) 3.2% (N=5) 3.2% (N=5) Uro-genital Trakt Herz-Kreislauf-System: Eine schwere Beeinträchtigung dieses Systems zeigten 3 Patienten (1.9%), eine mäßige Beeinträchtigung 15 Patienten (9.6%). Leicht beeinträchtigt waren 20 der Untersuchten (12.8%) und nicht beeinträchtigt waren 109 Patienten (69.9%). Der Mittelwert lag bei 1.40 (SD = .76). Der t-Test ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen (t (df = 109) = .14; p > .05). Magen-Darm-Trakt: Schwer beeinträchtigt war der Verdauungstrakt bei 8 Patienten (5.1%). Eine mäßige Beeinträchtigung lag bei 40 der untersuchten Personen (25.6%) vor. Leicht beeinträchtigt waren 44 Patienten (28.2%) und keine Beeinträchtigung wurde bei 55 Patienten (35,3%) festgestellt. Der Mittelwert lag bei 2.01 (SD = .93). Der t-Test ergab keinen signifikanten Unterschied bei Männern und Frauen (t (df = 90) =-1.72; p > .05). Zentrales Nervensystem: Schwere Beeinträchtigungen waren hier nicht zu finden. Mäßig beeinträchtigt waren 2 Personen (1.3%) und leicht beeinträchtigt 8 Personen (5.1%). 137 Patienten (87.8%) hatten keine Beeinträchtigungen des ZNS. Der Mittelwert war 1.08 62 (SD = .32). Es lagen keine signifikanten Geschlechtsunterschiede vor (t (df = 144) = 1.41; p > .05). Peripheres Nervensystem: Die schwer beeinträchtigten Personen waren 4 (2.6%). Eine mäßige Beeinträchtigung hatten 19 Personen (12.2%) und eine leichte 32 Personen (20.5%). Der Mittelwert war 1.56 (SD = .82). Zwischen den Geschlechtern gab es keine signifikanten Unterschiede (t (df = 118) = .81; p > .05). Knochen-Muskel-System: Hier waren 2 Patienten (1.3%) schwer beeinträchtigt, 3 Patienten (1.9%) mäßig beeinträchtigt und 6 Patienten leicht beeinträchtigt (3.8%). 136 Patienten (87.2%) hatten keine Beeinträchtigungen dieses Systems. Der Mittelwert lag bei 1.12 (SD = .48). Signifikante Geschlechtsunterschiede konnten im t-Test nicht nachgewiesen werden (t (df = 77) = .89; p > .05). Respiratorisches System: Schwer beeinträchtigt waren 2 Patienten (1.3%). Eine mäßige Beeinträchtigung wurde bei 8 Patienten (5.1%) und eine leichte bei 9 Patienten (5.8%) festgestellt. Die größte Patientengruppe von 128 Patienten (82,1%) hatte keine Beeinträchtigung des Respiratorischen Systems. Der Mittelwert war 1.21 (SD = .60). Im tTest waren keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu finden (t (df = 97) =-.61; p > .05). Haut: Schwere und mäßige Beeinträchtigungen der Haut hatten jeweils 3 Patienten (1.9%). Leicht beeinträchtigt war sie bei 20 Patienten (12.8%). Bei 121 Patienten (77.6%) lagen keine Beeinträchtigungen der Haut vor. Der Mittelwert lag bei 1.24 (SD = .59). Im t-Test waren keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu finden (t (df = 110) = .87; p > .05). Endokrines System: Jeweils 3 Patienten (1.9%) zeigten eine schwere bzw. eine mäßige Beeinträchtigung. Leicht beeinträchtigt war das endokrine System bei 9 Personen (5.8%) und nicht beeinträchtigt bei 132 Patienten (84.6%). Der Mittelwert war 1.16 (SD = .55). Im t-Test waren keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu finden (t (df = 85) = 1.37; p > .05). 63 Sensorisches System: Eine mäßige bzw. eine leichte Beeinträchtigung dieses Systems wurde bei jeweils 6 Patienten (3.8%) gefunden. 135 Personen (86.5%) hatten keine Beeinträchtigungen. Der Mittelwert lag bei 1.12 (SD = .44). In der Variablen „Beeinträchtigung des sensorischen Systems“ lag ein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen vor (t (df = 55) = -2.43; p < .05). Haematopoetisches System: Eine mäßige Beeinträchtigung wurde bei einem Patienten (0.6%) festgestellt. Eine leichte Beeinträchtigung war bei 5 Personen (3.2%) vorhanden. Nicht beeinträchtigt war das Haematopoetische System bei 141 Patienten (90.4%). Der Mittelwert war 1.05 (SD = .24). Es lagen keine signifikanten Geschlechtsunterschiede vor (t (df = 107) = -.40; p > .05). Urogenitales System: 3 Patienten (1.9%) hatten eine schwere Beeinträchtigung dieses Systems. Jeweils 5 Personen (3.2%) zeigten eine mäßige bzw. eine leichte Störung des urogenitalen Traktes. 134 Patienten (85,9%) hatten keine Beeinträchtigungen. Der Mittelwert war 1.16 (SD = .57). Der t-Test zeigte keine signifikanten Geschlechtsunterschiede (t (df = 69) = -1.73; p > .05). Summe Beeinträchtigungen: Die Summe der Beeinträchtigungen ist ein Summenwert aus den oben genannten Einschätzungen der Schwere der Beeinträchtigung für jedes einzelne System. Für unsere Untersuchungsgruppe ergab sich ein Mittelwert von 14.12 (SD = 2.59). Die Geschlechtsunterschiede waren nicht signifikant (t (df = 98) = -1.63; p > .05). 4.6 Ergebnisse der t-Tests Aus allen E*W-Items wurde zur Datenreduktion eine Gesamtskala (E*W/48) gebildet, indem die Summe aller 48 E*W-Werte durch ihre Anzahl dividiert wurde. Im Folgenden werden die 13 signifikanten Befunde der t-Tests mit den sechs Skalen (5 Faktoren, siehe 4.1.4, und der Gesamtskala E*W/48) und mit allen unabhängigen Variablen (Geschlecht, Symptome der körperlichen und der neurologischen Untersuchung, Summe der Beeinträchtigungen, Laborbefunde, BDI, GSI, HAKEMP, FSA, SESA, KAZ-35) ausgeführt. Die Vergleichsgruppen der unabhängigen Variablen wurden entweder jeweils nach der Antwort 64 „ja“ und „nein“ in zwei Gruppen geteilt, oder es wurde ein Mediansplit durchgeführt, um zwei Untersuchungsgruppen zu gewinnen. 4.6.1 t-Tests mit der Gesamtskala E*W/48 Personen mit dem Entzugssymptom „Angst“ zeigten durchschnittlich höhere E*W-Werte (M = 65.90, SD = 21.44) als Personen ohne das Entzugssymptom „Angst“ (M = 56.41, SD = 25.83). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Personen mit und ohne Angst als Entzugssymptom (t (df = 139) = -2.46; p < .05). Durch ein Mediansplit wurden aus der unabhängigen Variablen „Durchschnittlicher Alkoholkonsum in Gramm“ zwei Untersuchungsgruppen gewonnen. Werte über 167.50 gehörten in der Kategorie „hoher Durchschnittskonsum“ und Werte unter 167.50 in der Kategorie „niedriger Durchschnittskonsum“. Personen mit einem hohen Durchschnittskonsum in Gramm zeigten durchschnittlich höhere E*W-Werte (M = 64.06, SD = 21.02) als Personen mit einem niedrigen Durchschnittskonsum (M = 55.42, SD = 26.58). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Personen, die einen höheren und einen niedrigeren Durchschnittskonsum hatten (t (df = 141) = 2.22; p < .05). 4.6.2 t-Tests mit den Faktorenwerten Faktor 1 Mit Hilfe eines Mediansplits wurden aus der unabhängigen Variablen „BDI“ zwei Untersuchungsgruppen erzeugt. Werte über 18.50 wiesen auf eine schwere depressive Ausprägung und Werte unter 18,50 auf eine weniger schwere depressive Symptomatik hin. Personen mit schwerer depressiver Symptomatik zeigten niedrigere Durchschnittswerte (M = -.20, SD = 1.04) auf dem Faktor „Körperliche Robustheit/Kraft“ als Personen mit weniger schwerer depressiven Symptomatik (M = .20, SD = .92). Ein signifikanter Unterschied konnte zwischen Personen mit ausgeprägter und weniger ausgeprägter depressiven Symptomatik festgestellt werden (t (df = 152) = -2.55; p < .05). Faktor 2 Personen, die „Delir“ als Entzugssymptom angegeben haben, zeigten einen durchschnittlich höheren E*W-Wert auf dem Faktor „Wohlfühlen/Aktiv sein“ (M = 51, SD = .86) als Personen 65 ohne das Entzugssymptom „Delir“ (M = -8.3E-02, SD = .98). Der t-Test zeigte einen marginal signifikanten Unterschied zwischen Personen mit und ohne Delir als Entzugssymptom (t (df = 12.11) = -2.17; p = .05). Personen mit dem Entzugssymptom „Schwitzen“ zeigten einen durchschnittlich niedrigen E*W-Wert (M = -.12, SD = 1.00) auf dem Faktor „Wohlfühlen/Aktiv sein“ als Personen, die Schwitzen als Entzugssymptom nicht hatten (M = .22, SD = .92). Im t-Test konnte einen signifikanten Unterschied zwischen Personen mit und ohne Schwitzen als Entzugssymptom gefunden werden (t (df = 86.16) = 2.02; p < .05). Aus der unabhängigen Variablen „GSI“ wurden durch einen Mediansplit zwei Untersuchungsgruppen gebildet. Werte über 36.06 wiesen auf hohe subjektiv erlebte Beeinträchtigung hin und Werte unter 36.06 auf eine niedrigere subjektiv erlebte Beeinträchtigung. Personen mit einer hohen subjektiv erlebten Beeinträchtigung zeigten durchschnittlich niedrigere E*W-Werte auf dem Faktor „Wohlfühlen/Aktiv sein“ (M = -.16, SD = .92) als Personen mit einer niedrigeren subjektiv erlebten Beeinträchtigung (M = .16, SD = 1.06). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Personen mit hoher und mit niedriger subjektiv erlebten Beeinträchtigung (t (df = 151) = 2.05; p < .05). Faktor 3 Personen mit einer schweren Depression (Mediansplit) zeigten durchschnittlich höhere E*WWerte (M = .20; SD = .97) auf dem Faktor „Kognition und Emotion“ als Patienten mit einer leichteren Depression (M = -.20; SD = .99). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Personen mit einer schweren und einer leichteren Depression (t (df = 154) = 2.54; p < .05). Personen mit einer hohen subjektiv erlebten psychischen Beeinträchtigung im GSI (Mediansplit) zeigten durchschnittlich höhere E*W-Werte (M = .24, SD = .96) auf dem Faktor „Kognition und Emotion“ als Personen mit einer niedrigeren subjektiv erlebten psychischen Beeinträchtigung (M = -.24, SD =. 99). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Personen mit einer hohen und einer niedrigen subjektiv erlebten psychischen Beeinträchtigung (t (df = 154) = 3.11; p < .01). Mit Hilfe eines Mediansplits wurden aus der unabhängigen Variablen „Gesamt Allgemeinbevölkerung“ (Prozentskala der SESA) zwei Gruppen gebildet. Werte über 75 wiesen auf eine schwer ausgeprägte Abhängigkeit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung 66 hin und Werte unter 75 auf eine niedrigere Ausprägung der Alkoholabhängigkeit. Personen mit einer schwer ausgeprägten Abhängigkeit zeigten durchschnittlich höhere E*W-Werte (M = .15, SD = .99) als Personen mit einer weniger ausgeprägten Abhängigkeit (M = -.16, SD = .99) im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Der t-Test ergab einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen (t (df = 151) = 2.00; p < .05). Faktor 4 Personen mit dem Entzugssymptom „Erhöhten Puls“ zeigten einen durchschnittlich höheren E*W-Wert (M = .17, SD = .76) auf dem Faktor „Alkoholikerschäden“ als Personen, die keinen „Erhöhten Puls“ als Entzugssymptom hatten (M = -.18, SD = 1.16). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Personen mit und ohne beschleunigten Puls als Entzugssymptom (t (df = 125) = -2.19; p < .05). Durch einen Mediansplit wurden aus der unabhängigen Variablen „Durchschnittlicher Tageskonsum in Gramm“ zwei Gruppen gebildet. Die Werte über 167 wiesen auf einen höheren durchschnittlichen Alkoholkonsum und Werte unter 167 auf einen niedrigeren durchschnittlichen Alkoholkonsum. Personen mit einem höheren Alkoholkonsum zeigten einen durchschnittlich höheren E*W-Wert (M = .23, SD = .80) als Personen mit einem niedrigeren Alkoholkonsum (M = -.19, SD = 1.13). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit einem höheren und mit einem niedrigeren durchschnittlichen Alkoholkonsum (t (df = 133) = 2.62, p = .01). Ebenfalls mit Hilfe eines Mediansplits wurden auch aus der unabhängigen Variablen „Maximaler Tageskonsum in Gramm“ zwei Untersuchungsgruppen gebildet – mit einem hohen maximalen Tageskonsum bei Werten über 216 und mit einem niedrigeren maximalen Tageskonsum bei Werten unter 216. Patienten mit einem hohen maximalen Tageskonsum in Gramm zeigten durchschnittlich höhere E*W-Werte (M = .24, SD = .82) als die Patienten mit einem niedrigeren maximalen Tageskonsum (M = -.20, SD = 1.12). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit einem hohen und mit einem niedrigen maximalen Tageskonsum in Gramm (t (df = 126) = 2.68, p < .01). Faktor 5 Frauen zeigten einen durchschnittlich höheren E*W-Wert (M = .30, SD = 99) auf dem Faktor „Schlaf und Unruhe“ als Männer (M = -.15, SD = .95). Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen (t (df = 134) = -2.80, p < .01). 67 4.7 Ergebnisse der Korrelationen Zwischen allen unabhängigen Variablen, inklusive den Variablen des Teils 3 des FKSG und den sechs abhängigen Variablen (E*W/48 und den fünf Faktoren) wurden Korrelationen berechnet. Hier werden nur die signifikanten Befunde ausgeführt. Gesamtskala E*W/48 Zwischen der Gesamtskala E*W/48 und der Angst als Entzugssymptom bestand eine positive signifikante Korrelation (r = .19, p < .05). Signifikant negativ war die Korrelation zwischen der Gesamtskala E*W/48 und den somatischen Symptomen Muskelatrophien (r = -.26, p < .01) und Geröteter Rachen (r = -.24, p < .01) (Tabelle3). Tabelle 3 Korrelationen zwischen den Testwerten der E*W-Skala und sämtlichen unabhängigen Variablen Unabhängige Variable E*W Entzugssymptom Angst .19* Muskelatrophien -.26** Geröteter Rachen -.24* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < 001 Tabelle 4 Korrelationen zwischen den Testwerten der E*W-Skala und den Attributionen diverser Körperschäden/funktionen auf Alkohol, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Habe ich vom Alkohol“) FKSG Teil 3 - Attribution E*W Geruchssinn .17* Beweglichkeit der Gelenke .18* Geschmackssinn .17* Haare .24** Zähne .21** Vorausschauend Denken .16* Logisches Denken .21** Kreativität .21** Geistige Beweglichkeit .23** Haut .18* Sexuelles Verlangen .21* Zeugungsfähigkeit .23** Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < 001 68 Mehrere Attributionen auf Alkohol und ein Bericht von Beeinträchtigungen des Darms korrelierten signifikant mit der Gesamtskala E*W/48. Zwischen dem Bericht über das somatische Symptom Darm und der Gesamtskala E*W/48 bestand eine signifikante Korrelation (r = .16, p < .05) (Tabellen 4 und 5). Tabelle 5 Korrelationen zwischen den Testwerten der E*W-Skala und den Berichten über Körperschäden, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Hatte ich schon“) FKSG Teil 3 - Bericht E*W Darm Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < 001 .16* Faktor 1 – „Körperliche Robustheit/Kraft“ Eine signifikante Korrelation bestand zwischen dem Faktor „Körperliche Robustheit/Kraft“ und den somatischen Symptomen Herzgeräusche (r = .24, p < .01) und Dritter Herzton (r = .19, p < .05) sowie der Kategorie „unangenehme Gefühle“ der KAZ-35 (r = .19, p < .05). Signifikant negativ war die Korrelation zwischen dem Faktor „Körperlicher Robustheit/Kraft“ und der Anzahl der Entgiftungen (r = -.19, p < .05) sowie der Anzahl der Langzeittherapien (r = -.18, p < .05), den durchschnittlichen Trinkmengen (r = -.17, p < .05) und den maximalen Trinkmengen (r = -.20, p < .05), der Depression (r = -.18, p < .05), dem psychischen Symptom Halluzinationen (r = -.16, p < .05) und den somatischen Symptomen Haemoptysen (r = -.20, p < .05) und reduzierte Muskelkraft (r = -.29, p < .01), den selbstkritischen Persönlichkeitszügen (r = -.24, p < .05). Eine negative signifikante Korrelation bestand auch zwischen dem Faktor „Körperliche Robustheit/Kraft“ und den verschiedenen Sorten und Mengen des getrunkenen Alkohols: Schnaps durchschnittlich in Gramm (r = -.17, p < .05), Wein maximal in Gramm (r = -.17, p < .05) und Schnaps maximal in Gramm (r = -.18, p < .05) (Tabelle 6). 69 Tabelle 6 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 1 („Körperliche Robustheit/Kraft“) und sämtlichen unabhängigen Variablen Unabhängige Variable Faktor 1 KAZ: unangenehme Gefühle .19* Herzgeräusche .24** Dritter Herzton .19* Anzahl Entgiftungen -.19* Anzahl längerer Therapien -.18* Entzugssymptom Halluzinationen -.16* selbstkritisch -.24* BDI -.18* Schnaps Durchschnitt Gramm -.17* Wein Maximum Gramm -.17* Schnaps Maximum Gramm -.18* Durchschnitt Tageskonsum Gramm -.17* Maximum Tageskonsum Gramm -.20* Reduzierte Muskelkraft -.29*** Haemoptysen -.20* Beeinträchtigung des endokrinen Systems -.19 Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < 001 Die Störung der Persönlichkeit (r = -.19, p < .05) und die Antriebsminderung (r = -.20, p < .05) als Attributionen korrelierten signifikant negativ mit dem Faktor „Körperliche Robustheit/Kraft“. Signifikant negativ korreliert mit dem Faktor „Körperliche Robustheit/Kraft“ das Wissen, d.h. die erlebten Beeinträchtigungen der Persönlichkeit (r = -.18, p < .05), des Antriebs (r = -.17, p < .05) und des Verstandes (r = -.18, p < .05); die Korrelation zwischen diesem Faktor und der angegebenen Störung der Zeugungsfähigkeit war positiv signifikant (r = .18, p < .05) (Tabellen 7 und 8). 70 Tabelle 7 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 1 („Körperliche Robustheit/Kraft“) und den Attributionen diverser Körperschäden/-funktionen auf Alkohol, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Habe ich vom Alkohol“) FKSG Teil 3 - Attribution Faktor 1 Persönlichkeit -.19* Antriebsminderung -.20* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < 001 Tabelle 8 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 1 („Körperliche Robustheit/Kraft“) und den Berichten über diverse Körperschäden/-funktionen, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Hatte ich schon“) FKSG Teil 3 - Bericht Faktor 1 Persönlichkeit -.18* Antriebsminderung -.17* Zeugungsfähigkeit .18* Den Verstand verlieren -.18* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < 001 Faktor 2 – „Wohlfühlen/Aktiv sein“ Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen diesem Faktor und den unabhängigen Variablen Akne (r = .21, p = .01), Leukozytenzahl (r = .21, p = .01) und Potenzstörungen (r = .17, p < .05) (Tabelle 9). Tabelle 9 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 2 („Wohlfühlen/Aktiv sein“) und sämtlichen unabhängigen Variablen Unabhängige Variable Faktor 2 Potenzstörungen .17* Akne .21* Leukozyten .21* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < 001 71 Eine signifikante positive Korrelation bestand zwischen diesem Faktor und den Attributionen für das Äußere (Haare, Nägel, Zähne), für die Leber und Galle sowie für die Zeugungsfähigkeit und das ungeborene Kind. Signifikant negativ korrelierte der Faktor „Wohlfühlen/Aktiv sein“ mit den erlebten Störungen des Gedächtnisses, des Schlafs und des Hörvermögens (Tabellen 10 und11). Tabelle 10 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 2 und den Attributionen diverser Körperschäden/-funktionen auf Alkohol, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Habe ich vom Alkohol“) FKSG Teil 3 - Attribution Faktor 2 Geschmackssinn .23** Haare .28*** Zähne .25** Räumliches Vorstellungsvermögen .18* Nägel .22** Zeugungsfähigkeit .21* Leber .21* Galle .17* Ungeborenes Kind .32** Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 Tabelle 11 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 2 und den Berichten über diverse Körperschäden/funktionen, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Hatte ich schon“) FKSG Teil 3 - Bericht Faktor 2 Hörfähigkeit -.16* Gedächtnis -.17* Nägel .19* Leber .18* Galle .19* Schlaf -.18* Ungeborenes Kind .23* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 72 Faktor 3 – „Kognition und Emotion“ Signifikant war die Korrelation zwischen dem Faktor „Kognition und Emotion“ und der depressiven Symptomatik (r = .22, p < .01), den allgemeinen psychischen Beeinträchtigungen (r = .21, p < .01), den somatischen Symptomen Hypotonie (r = .19, p < .05), Blut im Stuhl (r = .16, p < .05) und Palmarerythem (r = .16, p < .05) sowie den Laborparametern Kreatinin (r = .19, p < .05) und Kalium (r = .22, p = .01). Eine negative signifikante Korrelation bestand zwischen dem Faktor „Kognition und Emotion“ und der Zuversicht, dem Alkohol zu widerstehen bei unangenehmen Gefühlen (r = -.19, p < .05) und bei Austesten der Trinkkontrolle (r = -.19, p < .05), bei Handlungsorientierung nach Misserfolg (r = -.17, p < .05), den somatischen Symptomen Muskelatrophie (r = -.20, p < .05), Teleangiektasien (r = -.19, p < .05) und geröteter Rachen (r = -.24, p < .01) sowie den Laborparametern Triglyzeride (r = -.23, p < .01), Lipase (r = -.19, p < .05) und MCV (r = -.18, p < .05) (Tabelle 12). Tabelle 12 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 3 („Kognition/Emotion“) und sämtlichen unabhängigen Variablen Unabhängige Variable Faktor 3 BDI .22** GSI .21** Hypotonie .19* Blut im Stuhl .16* Palmarerythem .16* Kreatinin .19* Kalium .22** KAZ: unangenehme Gefühle -.19* KAZ: Austesten der Trinkkontrolle -.19* HOM -.17* Muskelatrophien -.20* Teleangiektasien -.19* Geröteter Rachen -.24** Triglyzeride -.23** Lipase -.19* MCV -.18* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 73 Zwischen dem Faktor „Kognition und Emotion“ und dem somatischen Symptom Darm und mehreren psychischen und kognitiven Symptomen als Berichte und Attributionen bestanden signifikante Korrelationen (Tabellen 13 und 14). Tabelle 13 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 3 („Kognition/Emotion“) und den Attributionen diverser Körperschäden/-funktionen auf Alkohol, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Habe ich vom Alkohol“) FKSG Teil 3 - Attribution Faktor 3 Gedächtnis .17* Antriebsminderung .24** Vorausschauend denken .38*** Logisches Denken .32*** Kreativität .28*** Geistige Beweglichkeit .29*** Sexuelles Verlangen .21** Darm .21** Schlaf .19* Innere Unruhe .29*** Schweissproduktion .18* Traurigkeit .23** Sich wertlos fühlen .19* Den Verstand verlieren .22** Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 Tabelle 14 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 3 („Kognition/Emotion“) und den Berichten über diverse Körperschäden/-funktionen, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Hatte ich schon“) FKSG Teil 3 - Bericht Faktor 3 Gedächtnis .18* Vorausschauend denken .35*** Logisches Denken .34*** Kreativität .32*** Geistige Beweglichkeit .25** Sexuelles Verlangen .16* Innere Unruhe .18* Traurigkeit .18* Sich wertlos fühlen .17* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 74 Faktor 4 – „Alkoholikerschäden“ Eine positive signifikante Korrelation bestand zwischen dem Faktor „Alkoholikerschäden“ und dem beschleunigten Puls als Entzugssymptom (r = .18, p < .05), der Zuversicht, dem Alkohol zu widerstehen bei angenehmen Gefühlen (r = .22, p < .01) und bei sozialem Druck (r = .17, p < .05) und dem Laborparameter MCV (r = .20, p < .05). Negativ signifikant zeigte sich die Korrelation zwischen dem Faktor „Alkoholikerschäden“ und der Abstinenzzeit in Wochen (r = -.16, p < .05), den somatischen Symptomen Rhinophym (r = -.22, p < .01), Akne (r = -.20, p < .05) und Osteoporose (r = -.28, p = .01). (Tabelle 15). Tabelle 15 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 4 („Alkoholikerschäden“) und sämtlichen unabhängigen Variablen Unabhängige Variable Faktor 4 Entzugssymptom Erhöhter Puls .18* KAZ: angenehme Gefühle .22** KAZ: sozialer Druck .17* MCV .20* Abstinenzzeit in Wochen -.16* Rhinophym -.22** Akne -.20* Osteoporose -.28** Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 Positiv signifikant war die Korrelation zwischen diesem Faktor und der Beeinträchtigung der Zähne als Bericht (r = .22, p < .01) und der Attribution Kreislauf (r = .17, p < .05). Die Korrelation zwischen dem Faktor „Alkoholikerschäden“ und dem somatischen Symptom „Beweglichkeit, gesteuert von den Nerven“ als Bericht war negativ (r = -.16, p < .05) (Tabellen 16 und 17). Tabelle 16 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 4 und den Attributionen diverser Körperschäden/-funktionen auf Alkohol, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Habe ich vom Alkohol“) FKSG Teil 3 - Attribution Faktor 4 Kreislauf .17* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 75 Tabelle 17 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 4 und den Berichten über diverse Körperschäden/funktionen, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Hatte ich schon“) FKSG Teil 3 - Bericht Faktor 4 Zähne .22** Beweglichkeit, gesteuert durch die Nerven -.16* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 Faktor 5 – „Schlaf und Unruhe“ Eine positive signifikante Korrelation bestand zwischen diesem Faktor und dem Geschlecht der untersuchten Personen (r = .22, p < .01), der allgemeinen psychischen Beeinträchtigung (r = .20, p < .05), den somatischen Symptomen Osteoporose (r = .18, p < .05) und reduzierter Muskeltonus (r = .18, p < .05) und dem Laborparameter GPT (r = .19, p < .05). Es zeigte sich eine negative signifikante Korrelation zwischen dem Faktor „Schlaf und Unruhe“ und der extremen Toleranzsteigerung/Allgemeinbevölkerung (r = -.22, p < .01), der extremen Toleranzsteigerung/Entzug (r = -.20, p < .05), der Handlungsorientierung nach Misserfolg (r = -.18, p < .05) und den somatischen Symptomen Dritter Herzton (r = -.21, p < .01) und Nachtblindheit (r = -.17, p < .05) (Tabelle 18). Tabelle 18 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 5 („Kognition/Emotion“) und sämtlichen unabhängigen Variablen Unabhängige Variable Faktor 5 Geschlecht .22** GSI .20* Osteoporose .18* Reduzierter Muskeltonus .18* GPT .19* Extreme Toleranzsteigerung/Allgemeinbevölkerung -.22** Extreme Toleranzsteigerung/Entzug -.20* HOM -.18* Dritter Herzton -.21** Nachtblindheit -.17* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 76 Die Bauchspeicheldrüse als Attribution (r = .16, p < .05) und als Bericht (r = .17, p < .05), die Leber (r = .17, p < .05) und den Verlust des Verstandes (r = .16, p < .05) als Berichte standen in positiver Korrelation mit dem Faktor 5 (Tabellen 19 und 20). Tabelle 19 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 5 und den Attributionen diverser Körperschäden/-funktionen auf Alkohol, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Habe ich vom Alkohol“) FKSG Teil 3 - Attribution Faktor 5 Bauchspeicheldrüse .16* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 Tabelle 20 Korrelationen zwischen den Testwerten des Faktors 5 und den Berichten über diverse Körperschäden/funktionen, gemessen mit dem FKSG Teil 3 („Hatte ich schon“) FKSG Teil 3 - Bericht Faktor 5 Bauchspeicheldrüse .17* Leber .17* Den Verstand verlieren .16* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 4.8 Ergebnisse der Regressionen Die bis jetzt dargelegten Unterschiede und Zusammenhänge reichten nicht aus, um endgültige Schlussfolgerungen ziehen zu können, wie diese die Angst vor alkoholbedingten Folgeschäden beeinflussen. Wie oben ersichtlich, waren die Korrelationen zwischen den unabhängigen Variablen und den sechs abhängigen Variablen insgesamt niedrig. Sie erreichten selten den Wert von .30 oder mehr. Die Mittelwertsunterschiede bei t-Tests waren zumeist niedrig, selbst wenn signifikant. Dies legte zunächst einmal nahe, dass es mit keiner der aufwendig erhobenen somatischen und psychologischen Variablen gelang, überzeugend hohe Zusammenhänge mit E*W-Werten aufzuzeigen. Die Varianz der abhängigen 77 Variablen war zwar durch einige Gruppenunterschiede signifikant zu beschreiben, es blieb jedoch offen, wie viel der Varianz letztlich aufgeklärt werden kann. Sechs Regressionen wurden durchgeführt. Als Prädiktorvariablen wurden alle unabhängigen Variablen aufgenommen, die im t-Test oder in einer Korrelation einen signifikanten Zusammenhang mit den abhängigen Variablen aufwiesen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden die Tabellen gekürzt (gekürzt wurden der R, RSQ-Ch, der F-Wert und die Signifikanz des F-Wertes). Alle hier geschilderten Werte waren signifikant. Die vollständigen Regressionstabellen befinden sich im Anhang I. Gesamtskala E*W/48: E*W/48 erbrachte eine Varianzaufklärung von nur 19% mit drei Prädiktoren. Alle anderen wurden aufgrund der sinkenden Interkorrelationen nicht in das Modell aufgenommen. Muskelatrophien als objektiver Befund und zwei Attributionsvariablen: „Schädigung der Haare habe ich vom Alkohol“ und „Störung der Zeugungsfähigkeit habe ich vom Alkohol“ bildeten das Modell (Tabelle 21). Tabelle 21 Regressionen mit den Testwerten der E*W-Skala und sämtlichen signifikanten unabhängigen Variablen im TTest und Korrelation. Beta: last step Variable R-SQ Beta T Sign. T Muskelatrophien .07 -.31 -3.73 .00*** Haare (Attribution) .17 .30 3.55 .00** Zeugungsfähigkeit (Attribution) .19 .19 2.27 .03* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01; *** = p < .001 Faktor 1 - „Körperliche Robustheit/Kraft“ Die Analysen für diesen Faktor zeigten zwei objektive körperliche Symptome (reduzierte Muskelkraft und Herzgeräusche) und zwei Selbstberichte über bereits erlebte Störungen der Zeugungsfähigkeit (hatte ich schon) und des Verstands (hatte ich schon). Diese beschrieben recht gute Einflussfaktoren für die beeinträchtigte Kraft und Robustheit im Laienverständnis, nämlich Faktoren, die einem naiven Robustheitskonzept entsprechen. Die Varianzaufklärung betrug 20% (Tabelle 22). 78 Tabelle 22 Regressionen mit den Testwerten des Faktors 1 und sämtlichen signifikanten unabhängigen Variablen im T-Test und Korrelation. Beta: last step Variable R-SQ Beta T Sign T Reduzierte Muskelkraft .08 -.29 -3.46 .00** Herzgeräusche .13 .24 2.95 .00** Zeugungsfähigkeit (Bericht) .18 .21 2.58 .01* Den Verstand verlieren (Bericht) .21 -.17 -2.05 .04* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01 Faktor 2 - „Wohlfühlen/Aktiv sein“ Die Varianzaufklärung durch vier Prädiktoren betrug 25%. Es waren kosmetische Variablen im objektiven Befund (Akne) und Attribution (Haare habe ich vom Alkohol) sowie ein Selbstbericht (Beeinträchtigung des Gedächtnisses hatte ich schon) und eine weitere Attribution (Schädigung des ungeborenen Kindes habe ich vom Alkoholtrinken) (Tabelle 23). Tabelle 23 Regressionen mit den Testwerten des Faktors 2 und sämtlichen signifikanten unabhängigen Variablen im T-Test und Korrelationen. Beta: last step Variable R-SQ Beta T Sign T Ungeborenes Kind - habe ich vom Alkohol .10 .26 2.57 .01* Akne .15 .24 2.40 .02* Haare - habe ich vom Alkohol .19 .25 2.43 .02* Gedächtnisstörung - hatte ich .25 -.24 -2.41 .02* Anmerkungen: * = p < .05 Faktor 3 - „Kognition und Emotion“ Hier wurde mit sechs Variablen eine Varianzaufklärung von etwa 32% erreicht. Eine Kombination von Attributionen (Beeinträchtigung des vorausschauenden Denkens habe ich vom Alkohol und Unruhe habe ich vom Alkohol) und objektiven Befunden (Triglyceride, MCV, Hypotonie und Muskelatrophien) bildeten das Modell (Tabelle 24). 79 Tabelle 24 Regressionen mit den Testwerten des Faktors 3 und sämtlichen signifikanten unabhängigen Variablen im T-Test und Korrelationen. Beta: last step Variable R-SQ Beta T Sign T Vorausschauend Denken – habe ich vom Alkohol .13 .21 2.56 .01* Triglyzeride .17 -.27 -3.51 .00** Unruhe- habe ich vom Alkohol .21 .24 2.88 .01* MCV .25 -.19 -2.52 .01* Hypotonie .29 .22 2.93 .00** Muskelatrophien .32 -.18 -2.25 .03* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01 Faktor 4 - „Alkoholikerschäden“ Dieser Faktor wurde durch objektive Befunde beeinflusst, die auch zu den typischen alkoholbedingten Folgeerkrankungen zählen (Rhinophym und MCV). Osteoporose hat ein negatives Beta-Gewicht. Die Varianzaufklärung betrug 24% (Tabelle 25). Tabelle 25 Regressionen mit den Testwerten des Faktors 4 und sämtlichen signifikanten unabhängigen Variablen im T-Test und Korrelationen. Beta: last step Variable R-SQ Beta T Sign T Osteoporose .08 -.25 -3.05 .00** Zähne - hatte ich schon .14 .24 3.10 .00** KAZ-angenehme Gefühle .18 .18 2.17 .03* Rhinophym .21 -.19 -2.37 .02* MCV .24 .17 2.14 .03* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01 Faktor 5 - „Schlaf und Unruhe“ Mit sieben Prädiktoren wurde eine mangelhafte Varianzaufklärung von 27% erreicht. Es waren objektive Befunde (Dritter Herzton, Nachtblindheit und reduzierter Muskeltonus), zwei Selbstberichte über durchgemachte Störungen (Verlust des Verstandes und Störung der Leber) sowie die Extreme Toleranzsteigerung/Allgemeinbevölkerung kombiniert (Tabelle 26). 80 Tabelle 26 Regressionen mit den Testwerten des Faktors 5 und sämtlichen signifikanten unabhängigen Variablen im T-Test und Korrelationen. Beta: last step R-SQ Beta T Sign T Dritter Herzton .09 -.20 -2.72 .00** Nachtblindheit .12 -.29 -3.66 .00** Verstand verlieren - hatte ich schon .16 .22 2.72 .01* Leber - hatte ich schon .20 .22 2.82 .01* Extreme Toleranzsteiger./Allgemeinbevölkerung .24 -.20 -2.58 .01* Reduzierter Muskeltonus .27 .17 2.24 .03* Anmerkungen: * = p < .05; ** = p < .01 81 5 Diskussion In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung interpretiert. Zunächst werden die Ergebnisse der zwei Teile des FKSG diskutiert (5.1), danach die Ergebnisse der suchtbezogenen und der psychopathologischen Diagnostik (5.2 und 5.3) und im Anschluss die Ergebnisse des Teils 3 des FKSG (5.4) und die Ergebnisse der Unterschieds- und Zusammenhangsanalysen (5.5). Darüber hinaus werden Anregungen für weitere Studien gegeben. 5.1 Bewertung der Ergebnisse des FKSG Teil 1 und 2 Dieser Fragebogen dient der Erfassung der E*W-Items, die das Produkt von den zwei Teilen (Erwartung und Wert) sind. Ein E*W-Modell versteht die Angst vor körperlichen Folgeschäden als eine negative Wirkungserwartung (negativer Anreiz). Ein hoher Wert auf einer der abhängigen Variablen bedeutet, dass eine Person die subjektive Einschätzung hat, dass ihr Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit (Erwartung) zu negativen Folgen führt, die die Person nicht wünscht (Wert). Bereits beim Vergleich der Mittelwerte der zwei Teile finden sich Unterschiede, aus denen sich ein Schluss über den Informationsstand der Patienten über die Konsequenzen ihres Alkoholkonsums (Folgeschäden) ziehen lässt. Beim Vergleich der Mittelwerte aller Variablen der zwei Teile des FKSG waren die Mittelwerte der Wert-Variablen mit einem Skalenpunkt höher als die der Erwartung-Variablen. Die niedrigeren Mittelwerte zeigen hier an, dass die Patienten durchaus glauben können, dass es schlimm und gefährlich ist, wenn die Leber oder das Herz erkranken, halten es aber für weniger wahrscheinlich, selber daran zu erkranken, wenn sie weiterhin Alkohol konsumieren. Die aus den Mittelwerten erstellten Rangfolgen der Items der drei Skalen (Erwartung, Wertund E*W-Skala) zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedliche Prioritäten bei der Bewertung der Relevanz der einzelnen Organe/Systeme/Funktionen aufweisen. In allen drei Skalen sind bei den Frauen die Symptome der „psychischen Gesundheit“ (Stimmung, Selbstwert, Unruhe, Antrieb, Verstand, Halluzinationen, Gedächtnis) führend, auch die vegetativen Symptome stehen ganz oben in den Ranglisten. Für Männer scheinen die 82 geistigen Funktionen, Gedächtnis, Selbstwert, Intelligenz, starke Persönlichkeit, Kontrolle der Zukunft, also die „männlichen Attribute“ wichtiger zu sein. Männer und Frauen messen den somatischen Folgeschäden nur eine relativ mittlere Bedeutung zu. Männer erwarten deutlich weniger, davon betroffen zu werden. Erstaunlicherweise halten sogar viele Personen einzelne Organe und/oder Funktionen für verzichtbar. Während zum Beispiel die Zeugungsfähigkeit bei der Erwartung-Rangliste in der Mitte zu finden ist, steht sie in der Wert-Rangliste an letzter Stelle. Dass Schädigungen des Kehlkopfes, der Speiseröhre oder der Knochen auch infolge des Alkoholtrinkens auftreten können, wird kaum erwartet, auch wenn diese in der Wert-Rangliste etwas höher geschätzt werden. Es scheint berechtigt, Erwartung und Wert getrennt zu messen und zu E*W zu verrechnen. Die in allen Ranglisten an erster Stelle vorkommende Variable „Ungeborenes Kind im Mutterleib“ ist schlecht zu interpretieren, da die Frage danach aus zwei geschlechtlich völlig unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet wird. Dies scheint eher einer allgemein moralischen Bewertung zu entsprechen. Es gibt Studien, bei denen festgestellt wurde, dass die persönlich erlittenen Alkoholfolgeerkrankungen zu der Entscheidung geführt haben, abstinent zu leben. Moos und Finney (1999) fanden bei einer Untersuchung folgende, zur Therapie motivierenden Faktoren: Schwere und Zahl der Abhängigkeitssymptome, Schwere der negativen Folgeschäden, depressive Stimmungslage und negative Lebensereignisse. Bei einer Studie von Wetterling et al. (2002) gaben 80,5% der Befragten an, wegen körperlicher Beschwerden in eine stationäre Entgiftungsbehandlung zu gehen. Es wurden aber keine signifikanten Gruppenunterschiede gefunden (stationäre Entgiftung, Ambulante Gruppe und Beratungsstelle). Demzufolge scheint die Motivation, in eine alkoholspezifische Behandlung zu gehen, nur geringfügig mit den Alkoholfolgeschäden in Zusammenhang zu stehen. Sie fanden bei den Patienten, die die ambulanten Möglichkeiten aufgesucht haben, meistens psychosoziale Probleme. 5.1.1 Geschlechtsunterschiede – Ergebnisse der t-Tests Die durchgeführte statistische Prüfung (t-Test) der Erwartung-, Wert-, und E*W-Variablen zeigte folgende Geschlechtsunterschiede: Frauen sind insgesamt mehr besorgt als Männer, 83 Folgeschäden zu bekommen, wenn sie weiter Alkohol konsumieren. Sie erwarten, eher psychische Störungen mit Traurigkeit, Schlafstörungen und Unruhezuständen oder Halluzinationen zu bekommen. Frauen scheint es wichtig zu sein, keine Beeinträchtigung ihres Aussehens (Haare, Zähne) und des Hörens zu erfahren und keinen Schaden dem ungeborenen Kind zuzufügen. Männer legen einen höheren Wert auf alle sexuellen Funktionen (Erektion, sexuelles Verlangen, Zeugungsfähigkeit). Was die inneren Organe betrifft, erwarten Frauen eher, dass ihr Alkoholkonsum eine Beeinträchtigung der Gelenke verursachen kann, dies scheint für sie aber nicht so wichtig zu sein. Umgekehrt, halten sie eine Erkrankung der Leber für wichtig, sie erwarten aber nicht, selber daran zu erkranken. Der Rest der inneren Organen/Funktionen spielt offensichtlich eine unbedeutende Rolle im Krankheitsverständnis der Frauen. Bei den Männern erscheint kein inneres Organ, weder in dem Erwartung- noch im Wertaspekt, was für ein schlechtes Wissen über die somatischen Folgeschäden vom Alkoholkonsum spricht. Die Priorität der psychischen Symptome, die wir bei dieser Arbeit gefunden haben, deutet darauf hin, dass die somatischen Symptome von den Alkoholabhängigen für nicht so gefährlich und/oder wichtig gehalten werden und viel weniger Angst machen als die erlebten psychischen Symptome. Motivierend für eine Abstinenz scheinen Schädigungen zu sein, die direkt und persönlich spürbar sind, und nicht solche, über die ein vergleichsweise abstraktes Wissen vorliegt. 5.1.2 Faktorenanalyse Mit den E*W-Variablen wurde eine Faktorenanalyse berechnet. Die Zusammensetzung der Faktoren war teils recht eindeutig, teils schwieriger, weil die auf einem Faktor ladenden Items heterogen erschienen. Wie im Ergebnisteil beschrieben, weicht die Faktorenstruktur erheblich von einer medizinischen oder fachlich zu begründenden Systematik ab. Das Urteil von Experten hätte sicher andere Resultate erbracht, die näher an Organsystemen oder Funktionseinheiten orientiert wären. Betrachtet man die aus den einzelnen Items resultierenden Faktoren und ihre Ladungen bei der Faktorenanalyse als Ausdruck latenter Beurteilungsdimensionen von medizinischen Laien, welche unsere Patienten meistens sind, so scheint es recht deutlich, dass hier andere Gruppierungsgesichtspunkte zur Anwendung gelangen. Laien sehen das Gemeinsame anscheinend eher auf Funktionsebenen, die globaler aufgrund ihrer Bedeutung für die Lebensqualität bestimmbar sind. 84 5.2 Bewertung der Ergebnisse der Suchtbezogenen Diagnostik Die meisten Patienten gaben an, ihren ersten Alkoholrausch mit 16 und mit 18 Jahren gehabt zu haben. Beeindruckend waren die Angaben über Alkoholrausch im Kindesalter. Das entspricht der allgemeinen Tendenz und den Mitteilungen über die Verlagerung der ersten Erfahrungen mit Alkohol und Beginn der Suchtentwicklung in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter (Soyka, 1998). Ein geringer Anteil (12 Patienten) waren zum Untersuchungszeitpunkt zwischen 23 und 30 Jahren alt. Bei dem angegebenen Beginn des Alkoholkonsums in unserer Patientengruppe würde dies bedeuten, dass die Patienten lange Zeit, nachdem sie Alkoholprobleme haben, Hilfe aufsuchen. Es kann mit einer mangelnden Motivation und Krankheitseinsicht oder mit einer Verleugnung erklärt werden, warum die Patienten in diesem Alter selten eine spezifische Behandlung aufsuchen. Nach Literaturangaben bieten die meisten Personen im Alter zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr bereits alkoholbedingte Probleme. Der Beginn der Alkoholabhängigkeit wird meist im Alter zwischen dem 23. und dem 33. Lebensjahr erwartet. Die Betroffenen suchen aber eine Behandlung erst nach dem 40. Lebensjahr (Schuckit, 2001). Auch in unserer Untersuchungsgruppe waren die meisten Patienten im Alter zwischen 36 und 52 Jahren. Nur 3 Patienten waren zwischen 61 und 63 Jahren alt. Das könnte an den zu erwartenden schweren Folgeschäden nach einem lange andauernden Alkoholkonsum liegen, die eine Behandlung in anderen medizinischen Fachbereichen benötigen, oder an der verkürzten Lebensdauer der Alkoholabhängigen in dieser Altersgruppe. Die Alkoholabhängigen sterben meistens zwischen ihrem 55. und 60. Lebensjahr (Schuckit, 2001). Nach Bühringer et al. (2000) ist die Lebenserwartung von alkoholabhängigen Frauen im Durchschnitt 20 Jahre und von männlichen Alkoholabhängigen um durchschnittlich 17 Jahre reduziert. John und Hanke (2002) kamen in ihrer Arbeit auf 73 717 alkoholbezogene Todesfälle in der Altersgruppe zwischen 37 und 64 Jahren 1997 in Deutschland. Auch wenn die vom Nikotin verursachten Todesfälle nicht sicher zu trennen waren, konnten die Autoren feststellen, dass 25% der Gesamtsterblichkeit bei Männern und 13% der Gesamtsterblichkeit bei Frauen auf Alkoholfolgeschäden zurückzuführen waren. Die meisten Patienten unserer Untersuchungsgruppe gaben an, nach 1996 abhängig geworden zu sein. Dies erscheint für ihr Alter und Alkoholanamnese nicht passend, der Beginn der Abhängigkeit wird früher vermutet. Es könnte angenommen werden, dass dies mit der 85 Enttabuisierung und eventuell mit einer besseren Aufklärung nach 1996 zusammenhängt. 31 Patienten haben die Frage nach der Abhängigkeit nicht beantwortet. Ein mangelndes Wissen über ihre Erkrankung oder eine Verleugnung könnten hier in Betracht gezogen werden. Sowohl der durchschnittliche als auch der maximale Tageskonsum von Alkohol, gemessen in Gramm, war bei den Männern der Untersuchungsgruppe, wie erwartet, deutlich höher als bei Frauen und überschritt bei beiden Gruppen erheblich die tolerablen Alkoholmengen und zeigte eine deutliche Signifikanz. Bezüglich der stationären Behandlungen hatten Männer mehr Entgiftungen und mehr als zwei Langzeittherapien als Frauen, der Unterschied war aber nicht signifikant. Bis zum Zeitpunkt der Befragung hatten die meisten Männer und Frauen eine, die zweitgrößte Gruppe beider Geschlechter zwei und die drittgrößte Gruppe drei Entgiftungsbehandlungen gehabt. So war es zu erwarten, dass der größte Teil der Befragten bei ihren stationären Behandlungen mit somatischen Folgeschäden bei sich selber oder bei anderen Patienten konfrontiert, bzw. informiert worden waren. Die Anzahl Patienten, die mehr Entgiftungen gehabt haben, nahm dann progressiv ab. Ein positiver Verlauf und eine gelungene Abstinenz als Grund dafür scheinen in Anbetracht der Rückfallquoten weniger wahrscheinlich zu sein. Ein negativer Verlauf mit schweren Folgeschäden, die entweder zu einer verkürzten Lebensdauer geführt haben oder stationäre Behandlungen in anderen medizinischen Fachbereichen (Internistischen oder neurologischen Abteilungen) benötigten, könnten die Ursache dafür sein. Es fällt der große Anteil der Patienten auf, die bis zur Befragung noch keine Langzeittherapie absolviert hatten. In beiden Gruppen sind das fast zwei Drittel der Untersuchten. In der Literatur ist zu finden, dass 25% der Alkoholabhängigen mindestens einmal pro Jahr in internistischen oder chirurgischen Kliniken aufgenommen werden, wo aber keine alkoholspezifische Behandlung durchgeführt werden kann. In psychiatrischen Kliniken werden nach Einschätzung von Wienberg (Zitiert bei Wetterling, 2002) nur 3% der Alkoholkranken eingewiesen. Führend bei den befragten zehn Entzugssymptomen waren sowohl bei Männern als auch bei Frauen die vegetativen Entzugssymptome. Die Männer klagten meistens über Schwitzen, 86 innere Unruhe, Zittern, Schlaflosigkeit und beschleunigten Puls. Bei den Frauen war die innere Unruhe führend, gefolgt von Schwitzen, Schlaflosigkeit, Zittern und Übelkeit. Halluzinationen, Delirium und Krampfanfälle, d.h. die „schweren“ Entzugssymptome, wurden viel häufiger von männlichen Patienten angegeben. Männer gaben fast 10mal so häufig an, Halluzinationen gehabt zu haben. Fast dreimal so häufig hatten Männer ein Delirium durchgemacht und viermal so häufig hatten Männer einen Krampfanfall im Entzug erlitten. Die Trinkmengen und Trinkmuster, die geschlechtliche Unterschiede zeigten, könnten hierbei eine Rolle spielen. Signifikant war der Unterschied zwischen Männern und Frauen nur für die Summe der Entzugssymptome mit einer höheren Belastung bei Männern. Die Zahlen in unserer Untersuchungsgruppe deuten auf eine bessere Teilnahme der Frauen an den angebotenen komplementären Möglichkeiten hin. Der Anteil der Patienten, die angegeben haben, in den letzten zwei Jahren Abstinenzzeiten, die länger als eine Woche waren, gehabt zu haben, war hoch. Nur 27 Patienten verneinten die Frage. Bei der zweiten Gruppe handelte es sich am wahrscheinlichsten von Patienten, die kaum Abstinenzfähigkeit besaßen, was für den Schweregrad der Alkoholabhängigkeit und für ein typisches Trinkmuster (Delta-Typ) spricht. Ein regelmäßiger Alkoholkonsum verändert wesentlich die Neuronenverbände des Belohnungssystems und des Stresssystems im Sinne des Modells der Allostase (Koob, LeMoal, 2001). Mit zunehmendem Substanzkonsum und dadurch entstehenden Gefühlsschwankungen verschiebt sich die homöostatische Schwelle, es entstehen allostatische Zustände als Ausdruck einer Abhängigkeit. Die Wirkung des Suchtmittels wird als weniger intensiv erlebt, die Entzugssymptome auf der psychischen Ebene aber als immer intensiver. Die Stabilität des Affektsystems kann durch Steigerung der Alkoholmengen wiederhergestellt werden. So bleibt die Belohnungsfunktion erhalten, aber die Belohnungsschwelle wird auf ein anderes Niveau verschoben. Es entsteht die Toleranz, die im Laufe der Suchtentwicklung immer mehr steigt. Signifikante Unterschiede wurden in unserer Arbeit für diese Extreme Toleranzsteigerung/Allgemeinbevölkerung und für die Extreme Toleranzsteigerung/ Entzug festgestellt, wobei Männer erheblich höhere durchschnittliche Werte hatten. Dies bekräftigt die registrierten höheren Trinkmengen und die Trinkmuster bei Männern. Am geringsten war die Zuversicht, dem Alkohol zu widerstehen für Situationen, in denen die Patienten mit dem Gedanken des „Austestens der Trinkkontrolle“ oder mit „negativen 87 Gefühlen“ konfrontiert waren. Sie glauben dann doch nicht, dass sie kontrolliert trinken können. Ihre Zuversicht, in Situationen, in denen sie einem „sozialen Druck“ ausgesetzt werden, abstinent zu bleiben, war hoch. Also glauben sie, dass sie zum Beispiel Einladungen zum gemeinsamen Trinken widerstehen können, was sich in der Realität häufig als nicht möglich erweist. Am zuversichtlichsten fühlten sich die Befragten in Situationen, in denen sie „positive Gefühle“ erwarteten. Es zeigten sich keine Geschlechtsunterschiede. 5.3 Bewertungen der Ergebnisse der psychopathologischen Skalen Bei den Alkoholabhängigen liegt häufig eine Komorbidität mit psychischen Erkrankungen vor. Meistens kommen Depressionen oder andere Achse I-Störungen und Persönlichkeitsstörungen vor. Die Komorbiditätsrate zwischen einer unipolaren Depression und Alkoholabhängigkeit ist groß. Das Risiko, zusätzlich an einer affektiven Störung zu erkranken, wird für Alkoholkonsumenten um das 1,5-fache erhöht geschätzt (Bott, Meyer, 2002). Bei 29.9% der Patienten, die in ihre Studie aufgenommen wurden, fanden Reker et al. (2004) eine depressive Störung. Während Entzugsbehandlungen und nach exzessivem Alkoholkonsum sind höhere Prävalenzraten für eine depressive Störung festgestellt worden als während Langzeitbehandlungen oder nach längerer Abstinenz (Soyka, Lieb, 2004; Driessen, 2001). In ihrer Studie mit 82 Alkoholabhängigen erfüllten vor der Entgiftungsbehandlung 62% der Patienten die diagnostischen Kriterien für eine Major Depression und danach nur noch 13%. Die Häufigkeit der Depressiven Störungen wurde in unserer Patientengruppe nicht nach dem Geschlecht der Untersuchten unterteilt. Für die Beurteilung der depressiven Symptome wurde das Beck-Depressions-Inventar benutzt. Es wurde keine Trennung zwischen der primären und der sekundären Depression, die bei den alkoholabhängigen Patienten als Folge der Abhängigkeit per se oder im Entzug entsteht, unternommen. In unserer Untersuchungsgruppe wurde die Diagnose Depression bei 58% der Patienten gestellt. Diese Zahl entspricht den zitierten Zahlen für die Häufigkeit der depressiven Störungen vor oder während des Entzugs, was bei dieser Arbeit der Fall war. 88 Sowohl bei Männern als auch bei Frauen finden sich depressive Störungen in der Vorgeschichte, die geeignete Prädiktoren für das Auftreten einer Alkoholabhängigkeit oder Alkoholmissbrach darstellen. Bei Frauen scheint die Depression im Vorfeld bestanden zu haben, Männer entwickeln dagegen eine Depression im Laufe der Suchterkrankung (MorhartKlute, Soyka, 2002). Bei 78% der Männer geht die Alkoholabhängigkeit der Erstmanifestation einer Depression voraus, bei Frauen hingegen nur bei 34%. Frauen, die abhängig geworden sind, werden prämorbid als „empfindlich, dependent“ beschrieben (Feuerlein et al., 1998). Dies bekräftigt die Befunde in unserer Untersuchungsgruppe und weist darauf hin, dass die erlebte, „gespürte“ depressive Störung viel wichtiger und als viel gefährlicher von den Suchtpatienten betrachtet wird. Die Mehrheit der Befragten scheinen depressive Symptome zu kennen und diese viel mehr zu befürchten, als die Beeinträchtigungen der inneren Organe, die noch nicht „gespürt“ wurden und nicht zum Gefühl der Hilflosigkeit führten. Der Zusammenhang zwischen einer dysthymen Störung und Alkoholmissbrauch scheint geringer als der Zusammenhang zwischen einer Major Depression und Alkoholabhängigkeit zu sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass alkoholabhängige Patienten an einer Dysthymie erkranken, wird auf 3,6%, an einer Depression auf 42% geschätzt (Soyka, Lieb, 2004). Eine Dysthymie wurde bei 4,5% der Patienten in unserer Untersuchungsgruppe festgestellt. In der Literatur wird häufig von der Komorbidität zwischen den Suchterkrankungen und der Dissozialen Persönlichkeitsstörung berichtet (Moggi, 2002). Entgegen dieser Erwartung, haben wir in unserer Untersuchungsgruppe keine Dissoziale Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Die häufigsten Achse-II Diagnosen waren die narzisstische, haltlose und unreife Persönlichkeitsstörung, gefolgt von der abhängigen und ängstlichen Persönlichkeitsstörung. Dies zu beachten, ist für eine erfolgreiche Therapie von entscheidender Bedeutung, da die Komplexität der Therapie einer Komorbidität häufig als den Therapieerfolg gefährdend anzusehen ist. Beide Gruppen waren psychisch deutlich beeinträchtigt, was das GSI zeigte. Männer zeigten sich handlungsorientierter bei Misserfolg und mehr prospektiv als Frauen (HAKEMP). Dies könnte erklären, warum Männer mehr Entgiftungsbehandlungen wahrgenommen haben. Dass es um eine dysfunktionale Handlungsorientierung geht und dass Männer viel häufiger die 89 Entgiftungsbehandlungen aufnehmen und abbrechen, weil sie glauben, sie bekommen das Problem allein in den Griff, könnte hier eine Rolle spielen. 5.4 Bewertung der Ergebnisse des FKSG Teil 3 und Vergleich mit den Befunden der körperlichneurologischen Untersuchung Dass die Motivationskraft tatsächlicher körperlicher Störungen gering ist, deckt sich auch durch die Beobachtung, dass Patienten nur selten durch auch teils weit fortgeschrittene körperliche Störungen zu Verhaltensänderungen zu bewegen sind. In einer klaren Diskrepanz stehen das von den Patienten angegebene „Wissen“, was sie für Beeinträchtigungen bereits gehabt haben und die objektiven Befunde bei der körperlichen Untersuchung. Ein Blick in die Ergebnisse zu den körperlichen Untersuchungen zeigt, dass in Wirklichkeit ca. 60% der Patienten objektivierbare Schädigungen des Verdauungstrakts hatten, wobei die Leber die größte Beteiligung aufwies. Es ist festzuhalten, dass die tatsächlichen Erkrankungen und die, von denen die Patienten glaubten, sie schon einmal gehabt zu haben, kaum zusammenhängen. Nur 29.5% gaben an, Störungen der Leber gehabt zu haben, 42.3% verneinten die Frage. Nur ein Drittel von denen, die angaben, eine Störung der Leber gehabt zu haben, betrachteten diese als Folgeschädigung vom Alkohol. Ähnliche Verhältnisse sind auch für die anderen objektiven, subjektiven und attribuierten Beeinträchtigungen zu finden. Körperliche Folgeschäden erreichen maximal Attribution von 40% auf den Kreislauf. Es überraschten die wenigen einzelnen Angaben über Potenzstörungen. Diese werden entweder verschwiegen oder aber nicht mit dem Alkohol in Zusammenhang gesetzt, zumal die Patienten sogar glauben, dass sie nach Alkoholkonsum stark, „männlich“ werden. An zweiter Stelle bei den Beeinträchtigungen der Körpersysteme steht das periphere Nervensystem. Abgeschwächte Reflexe der unteren Extremitäten, Sensibilitätsstörungen und gestörte Koordinationsproben wurden bei der neurologischen Untersuchung festgestellt. Es existieren verschiedene Literaturangaben, die sehr unterschiedliche Zahlen von 3% bis über 30% berichten (Feuerlein, 1989; Ammendola et al., 2000). Auch wenn 30% der Befragten der Untersuchungsgruppe angegeben haben, dass sie bereits an einer Polyneuropathie erkrankt 90 waren, was ähnlich mit der zu erwartenden Zahl ist, glaubte nur ein Viertel von ihnen, dass diese Störung eine Folge des Alkoholkonsums sein kann. Ausgeprägte Gangataxie, Dysmetrie und Dysiadochokinese, die für eine zentrale Beeinträchtigung, wie zum Beispiel auf eine Kleinhirnatrophie hinweisen, wurden in unserer Untersuchungsgruppe selten gefunden. Dies könnte so interpretiert werden, dass Patienten, die eine spezifische Suchtbehandlung aufsuchen, körperlich leicht bis mäßig beeinträchtigt sind, verleugnen die somatischen Folgeschäden und sind wenig informiert. Die schwer Beeinträchtigten resignieren und treten keine Behandlung mehr an oder sind in andere Einrichtungen untergebracht. Die Befunde verdeutlichen noch einmal welche Organe und Funktionen des Körpers von den Alkoholikern als gefährdet durch die Alkoholeinnahme betrachtet werden. Hier sind, abgesehen von den wenigen oben erwähnten Organschäden, die Störungen im psychischkognitiven Bereich führend. Die meistbeklagten gesundheitlichen Probleme bei den befragten Personen waren die innere Unruhe, die Traurigkeit, der Antrieb und die Zukunftsangst. Fast in der gleichen Reihenfolge wurden diese dem Alkohol zugeschrieben. Es fällt auf, dass nur solche Symptome angegeben werden, die auch unmittelbar spürbar sind. Alles andere wird kaum wahrgenommen und entsprechend auch nicht auf Alkohol zurückgeführt. Patienten scheinen also im Wesentlichen nicht adäquat über körperliche Folgeschäden informiert zu sein. Diese Diskrepanz ist sicher von hoher Bedeutung, wenn man annimmt, dass das Wissen über Folgeschäden die Therapiemotivation beeinflusst. Bei der Beurteilung der Beeinträchtigung wurden 11 Körpersysteme berücksichtigt: HerzKreislauf-System, Magen-Darm-Trakt, Zentrales Nervensystem, Peripheres Nervensystem, Knochen-Muskel-System, Respiratorisches System, Haut, Endokrines System, Sensorisches System, Hämatopoetisches System und Urogenital-Trakt. Der Schweregrad der Beeinträchtigungen wurde nach den objektiven Befunden der körperlichen Untersuchung und der Laboruntersuchungen bestimmt. Insgesamt waren 28 Patienten schwer, 100 Patienten mäßig und 154 Patienten leicht beeinträchtigt. Also hatte jeder Patient aus der Untersuchungsgruppe mindestens eine leichte Beeinträchtigung in einem Körpersystem. Das steht in Diskrepanz zu den Angaben der Patienten im dritten Teil des FKSG, bei denen nur wenige Personen körperliche Folgeschäden angaben, die auf Alkohol zurückzuführen seien. Die Beeinträchtigungen der Körpersysteme, die auf Grund der objektiven Untersuchung und der Laborbefunde bestimmt wurden, waren in fünf Kategorien eingeteilt: nicht beeinträchtigt, 91 leicht, mäßig, schwer beeinträchtigt und dekompensiert. An erster Stelle bei den leicht, mäßig und schwer ausgeprägten Beeinträchtigungen stand der Magen-Darm-Trakt, an zweiter Stelle das periphere Nervensystem. Die dritte Stelle bei den leichten und mäßigen Beeinträchtigungen besetzte das Herz-Kreislauf-System. Bei den schweren Beeinträchtigungen teilten sich die dritte Stelle die Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-System, das Endokrine System, die Haut und der Urogenital-Trakt. Ein signifikanter Unterschied für Männer und Frauen wurde nur bei dem Sensorischen System festgestellt, wobei Frauen höhere Mittelwerte zeigten, was schwer zu interpretieren ist. Für die Beeinträchtigung aller anderen Körpersysteme gab es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede. Dies bestätigt die mehrfach belegten Befunde, dass alkoholkranke Frauen schwerer betroffen sind. Es wird eine niedrigere Aktivität der Alkoholdehydrogenase im Magen von Frauen und einen geringeren First-pass-Metabolismus vermutet. Auch bei einem geringeren Wassergehalt im Körper von Frauen speichert der weibliche Körper höhere Alkoholkonzentrationen. Infolgedessen zeigen Frauen schwerere, häufigere und früher auftretende internistische und neurologische Folgeschäden als Männer bei äquivalenten oder sogar niedrigeren Trinkmengen (Thomasson, 2000). Laboruntersuchungen Alkoholmengen und Trinkmuster, assoziierte Mangelernährung und somatische Folgeschäden variieren stark bei den Alkoholabhängigen. Infolgedessen sind auch die Laborbefunde bei ihnen sehr unterschiedlich. Die Angaben z.B. über eine manifeste Anämie liegen zwischen 13 und 70%, die Angaben über Störungen der Erythrozytopoese zwischen 35 und 70% (Reiter et al., 1999). Insgesamt waren die Blutbildwerte in unserer Untersuchungsgruppe (Haemoglobin, Haematokrit und Erythrozyten) erniedrigt. Bei den Männern lagen sie noch im Normbereich, jedoch an der unteren Normgrenze. Bei den Frauen lagen alle drei Parameter unter der Normgrenze. Männer zeigen üblicherweise höhere Werte bei diesen Parametern. Mehr als 80% der Männer und 46% der Frauen mit einer Makrozytose sind Alkoholiker (Ballard, 1997). Als biologischer Marker für einen schweren Alkoholkonsum weist MCV eine höhere Spezifität als die GGT auf. Man geht von einem direkten toxischen Effekt auf die Erythroblasten aus, da eine Makrozytose erst 2 bis 4 Monate nach Abstinenz verschwindet. Andere Ursachen einer Erhöhung des MCV-Wertes können ein Vitamin B12- und Folatmangel, eine Lebererkrankung und Rauchen sein, die bei Alkoholabhängigen auch 92 häufig zu treffen sind. In Anbetracht der in der Literatur angegebenen Sensitivität (70-96%) und Spezifität (60-90%) von MCV überraschen die verhältnismäßig wenigen und niedrigen Normabweichungen in unserer Untersuchungsgruppe. Der Mittelwert von Bilirubin war in unserer Untersuchungsgruppe fast zwei Mal höher als der Normwert für diesen Parameter. Der Mittelwert der GGT war sehr stark erhöht. Angesichts der hohen Sensitivität der GGT und der möglichen Reduktion erst nach 2-5 Wochen war das auch so zu erwarten, weil die Bestimmung der GGT bei den untersuchten Personen gleich bei Aufnahme erfolgte. Die Mittelwerte der GPT, GOT und der Alkalischen Phosphatase waren nur leicht erhöht. Frauen zeigten infolge der bereits diskutierten niedrigeren Alkoholverträglichkeit trotz kleineren Trinkmengen die gleiche Tendenz bei den Laborwerten, wie die erheblich mehr trinkenden Männer. Außer den hoch signifikanten Unterschieden zwischen Männern und Frauen für die Blutbildparameter Erythrozyten, Haemoglobin, Haematokrit und Kreatinin, wurden keine weiteren Geschlechtsunterschiede gefunden. 5.5 Bewertung der t-Tests und der Zusammenhangsanalysen Wie bereits im Ergebnisteil dargestellt, wurde eine Datenreduktion durchgeführt. Wir unterscheiden eine Summenskala der E*W-Items (E*W/48) und fünf mittels einer Faktorenanalyse gebildeten E*W-Skalen (Faktoren), die eine Vorstellung von körperlichen Schäden aus der Sicht medizinischer Laien ermöglichen. Diese E*W-Skalen könnten als negativer Anreiz, Abschreckung, im weiteren Sinne als Angst in Bezug auf den Verlust von Robustheit, Wohlbefinden, gesunder Kognition/Emotion und dem Eintreten typischer Folgeschäden verstanden werden. 5.5.1 Bewertung der t-Tests Die Ergebnisse zeigen, Durchschnittskonsum den dass Angst als Abschreckungswert Entzugssymptom von und Folgeschäden ein bei höherer weiterem Alkoholkonsum verstärken. Es scheint doch so zu sein, dass größere Trinkmengen als schädlich vermutet werden. Die erlebte Angst im Entzug wird offensichtlich als sehr 93 unangenehm empfunden und bleibt in Erinnerung für die Patienten. Dies ist ein wahrgenommenes, gespürtes Symptom, was für Fachleute nicht von so einer großen Bedeutung ist, wie zum Beispiel das Delirium oder die Halluzinationen als eventuell beginnendes Delirium oder die Krampfanfälle. Für Personen mit stärker ausgeprägten Depressionssymptomen scheint ihrer Robustheit und Kraft keine große Bedeutung zuzukommen. Die für die schweren Depressionen typischen Symptome der Resignation, der Leere und Gefühllosigkeit könnten dies erklären. Die Patienten befürchten ein Delir zu erleiden. Das Schwitzen wird offensichtlich entweder nicht als Entzugssymptom verstanden oder nicht so bedrohlich erlebt. Patienten, die schwerer depressiv (BDI) und insgesamt psychisch belastet (GSI) sind, scheinen mehr um ihre kognitiven Fähigkeiten besorgt zu sein. Das gleiche gilt für die Stärke der Abhängigkeit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (SESA-Testscore). Personen, die einen höheren Alkoholkonsum (Durchschnittlicher und Maximaler Tageskonsum) aufwiesen, zeigen sich besorgt, die typischen Folgeschäden zu bekommen. Es kann angenommen werden, dass die Patienten doch erwarten, dass ein hoher Alkoholkonsum zu Folgeschäden führen kann. Der beschleunigte Puls als Entzugssymptom scheint die Angst vor Alkoholikerschäden zu verstärken, er wird gespürt und wahrscheinlich als lebensbedrohlich erlebt. Dass man an einer Herzstörung sterben kann ist allgegenwärtig bekannt. Das Herz rangierte auch bei den Ranglisten der Mittelwerte höher als andere innere Organe. Die vegetativen Symptome, wie Schlafstörungen und Unruhe, die auch Ausdruck einer depressiven Störung sein können, haben, wie bereits bei den anderen Untersuchungen ausgeführt, eine größere Bedeutung für die Frauen als für die Männer. 5.5.2 Bewertung der Korrelationen Die Angst als Entzugssymptom steht für die Betroffenen in positiver Korrelation und die somatischen Symptome dagegen in einer negativen Korrelation mit dem Abschreckungswert des Alkohols. Eine Ausnahme stellen hier erneut die Herzsymptome dar. Die somatischen Folgeschäden werden zum größten Teil nicht gespürt. Dass die Leber vergrößert ist oder die Laborparameter mehrfach erhöht sind, wird subjektiv nicht gemerkt. Eine viel wichtigere Rolle spielen hier die vom Alkohol verursacht geglaubten Störungen, die aber das Aussehen und die geistigen Funktionen betreffen. 94 Hohe Abstinenzzuversicht beim Umgang mit negativen Gefühlen scheint mit verstärkter Sorge um die körperliche Robustheit und Kraft einherzugehen. Dies scheint paradox, wäre aber dadurch zu erklären, dass am Anfang einer Therapie hohe Abstinenzzuversicht eher mit Verleugnung von Schwierigkeiten einhergeht. Alkoholbehandlungen in der Vorgeschichte sind mit niedrigerer Angst/Motivation aufgrund negativer Auswirkungen auf die Robustheit gekennzeichnet. Dies mag mit schlechter Prognose bei einer längeren Krankheitsgeschichte korrespondieren. Alle weiteren, negativ korrelierenden Variablen indizieren, dass stärker Beeinträchtigte zu niedrigerer Angst tendieren. Um sich wohl zu fühlen, tragen bei den Befragten das Aussehen und die Potenz bei. Eine Störung der Leber und der Galle werden doch als das Wohlbefinden störend verstanden. Für die Patienten scheinen die depressive Symptomatik und das Allgemeinbefinden sehr wichtig zu sein. Deshalb korreliert BDI und GSI positiv mit Faktor 3 (Kognition/Emotion). In solchen Situationen könnten die Abstinenzzuversicht und die Handlungsumsetzung nach Misserfolg gefährdet sein. Körperliche Symptome und Laborbefunde, die als alkoholspezifisch betrachtet werden können, werden widersprüchlich betrachtet und stehen teils in positiver teils in negativer Korrelation mit diesem Faktor. Die Attributionen stehen in einem signifikanten Zusammenhang zu Faktor 3 und betreffen mit Ausnahme des Darms und des sexuellen Verlangens ausschließlich kognitiv-psychische Variablen. Den Patienten, die Alkoholschäden befürchteten, scheint erneut ein Herzsymptom (erhöhter Puls als Entzugssymptom) wichtig zu sein. Es ist schwer zu interpretieren, warum die hohe Abstinenzzuversicht in positiver Korrelation mit der Angst vor Folgeschäden steht. Die Dauer der Abstinenz und ein typisches Alkoholikermerkmal (Rhinophym) korrelieren dagegen negativ. Nervosität und eine vegetative Dysbalance schienen geschlechtsabhängig zu sein. Die Personen können schnell entmutigt werden. Sie sehen sich durch Störungen der inneren Organe bedroht, aber die Annahme, dass diese von einem höheren Alkoholkonsum kommen könnten, scheint wenig akzeptabel zu sein. Handlungsorientierung kann hier dysfunktional sein, indem sie der Person internale Kontrolle fälschlich suggeriert. Daher bleibt der Wert für Angst vor vegetativer Dysbalance niedrig, wenn Handlungsorientierung hoch ist. 95 5.5.3 Bewertung der Regressionen Um die Varianzaufklärung einer abhängigen Variablen zu untersuchen, wurden multiple schrittweise Regressionen durchgeführt. Diese ergaben im günstigsten Fall ein gegenüber den Einzelkorrelationen und einzelnen t-Tests verbessertes Kausalmodell. Hier zeigte sich eine Reihe von Einzelergebnissen, die aufgrund der niedrigen Korrelationen und eher geringen Mittelwertsunterschiede nicht im Einzelnen überbewertet werden sollen. Interessant ist eben, dass tatsächliche körperliche Folgeschäden eine unerwartet niedrige Rolle spielen. Im Schnitt tragen sie kaum zur Varianzaufklärung der Summenskala E*W/48 und der 5 Faktoren bei. Die teils interessanten Einzelkorrelationen reichen in der Höhe und aufgrund von Interkorrelationen nicht aus, Modelle mit hoher Varianzaufklärung zu generieren. Grob ist zu sagen: Bei den Modellen spielen zumeist Attributionen (hatte ich vom Alkoholtrinken) eine gewichtigere Rolle, als die tatsächlichen medizinischen Befunde. Dies verwundert insofern nicht, als dass sich die tatsächlichen Befunde mit den Angaben der Patienten, was sie an Krankheiten schon alles hatten und was durch Alkohol verursacht sei, nicht ansatzweise deckt. In den Analysen schien es so zu sein, dass das Vorhandensein von Indikatoren für schwerere Störungen eher mit Verminderung von E*W-Werten zusammenhängt, d.h. je schwerer die Störung desto weniger wird diese reflektiert oder sie wird einfach verleugnet, was die Motivation zur Abstinenz deutlich verschlechtert. 5.6 Psychoedukation Bislang gibt es nur wenige Studien, die sich mit der Bedeutung des störungsspezifischen Wissens für die Abstinenzmotivation bei Alkoholabhängigen befassen. Das störungsspezifische Wissen ist notwendig, aber vielleicht doch nicht ausreichend, um das gesundheitsfördernde Verhalten zu verändern. Für die Vermittlung von störungsbezogenem Wissen in Behandlungseinrichtungen muss gesagt werden, dass es auch weiterhin nicht gesichert ist, ob dies eine effektive Therapiemaßnahme ist oder nicht. Generell entsteht in den letzten Jahren der Eindruck, dass Psychoedukation in allen möglichen Störungsbereichen zu schnell und unhinterfragt als wirksam angesehen wird, ohne dass dies empirisch untermauert wird. In jedem Fall zeigt diese Arbeit, dass die Beantwortung der Frage nach der Wirksamkeit von Aufklärungsmaßnahmen schon daran zu scheitern droht, dass wir nicht einmal gesichert sagen 96 können, ob störungsbezogenes Wissen überhaupt für die Patienten von Bedeutung ist und wie wir seine Bedeutung gegebenenfalls theoretisch erfassen können. Da das störungsspezifische Wissen den Patienten überwiegend in den Psychoedukationsgruppen vermittelt wird, sind in einigen Studien die dafür benutzten Inhalte, Form und Medien diskutiert worden. Meist haben sie sich als nicht hilfreich erwiesen und haben bei den Patienten kaum eine dauerhafte Änderung ihres Verhaltens bewirkt. Bei einer Metaanalyse sind Conner und Gunther (1996) zum Schluss gekommen, dass die edukativen Informationen, inklusive Filme, die eine populäre Interventionsstrategie sind, sich nicht als effektive Behandlungsform der Personen mit einer Alkoholabhängigkeit erwiesen. Sie fanden, dass die untersuchten Personen alkoholbedingte kognitive und Verhaltensdefizite zeigten. Bei normalen IQ-Werten sind bei den „entgifteten“ Alkoholikern Defizite bei den neuropsychologischen Tests für abstraktes Denken und für die Überprüfung von Hypothesen sowie bei den Problemlösefähigkeiten und bei den komplexen perzeptiv-motorischen Aufgaben festgestellt worden. Die Autoren empfehlen für diese Patienten spezielle Interventionsformen mit reduziertem und vereinfachtem Material. Bislang sind die Informationsveranstaltungen für Patienten im Wesentlichen an einem medizinischen Krankheitsmodell orientiert (Seidel und Elsner, 1993). Ein rein medizinisches Krankheitsmodell des Alkoholismus muss auf Grund der Heterogenität der beteiligten biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren kritisch überprüft werden (Miller, 1994). Die Selbstwirksamkeit der Patienten wird geschwächt, indem ihnen beigebracht wird, dass sie kaum Kontrolle über ihr Trinkverhalten hätten. Kritisiert wird auch die ungenügende Anpassung an das bisherige Wissen der Patienten. Die Informationsvermittlung muss an dieses Wissen und an den Bildungsstand der Patienten orientiert werden. Falls Vorwissen besteht, muss dieses nur erfrischt oder reorganisiert werden. Das Durchführen der Psychoedukation in Gruppen ist ökonomischer, aber es bestehen weniger Möglichkeiten, die individuellen Voraussetzungen eines jeden Patienten zu berücksichtigen. Auch scheinen zu viele Informationen auf einmal die Aufmerksamkeitsfähigkeit der Patienten und ihre Verarbeitungskapazität zu überfordern. 95% der Alkoholabhängigen haben kognitive Beeinträchtigungen (Mann, 1996), aufgrund dessen sie wenig von standardisierten Programmen profitieren können. Das Erlernen von neuem 97 Material ist bei ihnen erschwert. Es muss beachtet werden, dass es nicht immer zu einer Wiederherstellung der gestörten kognitiven Funktionen kommt. Es erscheint höchst plausibel, dass abstraktes Wissen nicht mit persönlicher Betroffenheit gleichzusetzen ist. Letzteres scheint, wenn überhaupt, die wirksamere Einflussgröße in Richtung Verhaltensänderung zu sein. Um die Patienten zu einer solchen Veränderung zu bewegen, müssen demzufolge zunächst ihre persönlichen Annahmen und Erwartungen, die für ihr Verhalten relevant sind, erkannt werden; vor diesem Hintergrund müssen ihnen Informationen vermittelt werden, die außer medizinischen Sachverhalten auch persönlichkeitsbezogene und kulturelle Aspekte einbeziehen sollten. Aus diesem Überblick kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass nicht die Edukation als Therapieform nicht hilfreich ist, sondern die Art und Weise wie sie angewendet wird. Die Informationsformen und Informationsinhalte sind nicht für die Patienten je nach ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten individuell zusammengesetzt. Allgemeine Informationen über Folgeerkrankungen bei Alkoholikern scheinen wenig wirksam zu sein. Wie wichtig nun Kenntnisse über individuelle Folgekrankheiten für die Motivation jedes einzelnen Patienten sind, ist hiermit jedoch nicht beantwortet. Wie das störungsspezifische Wissen den Patienten übermittelt wird, was den Betroffenen wichtig ist, ob die Erklärungen für Laien plausibel sind und wie mit diesen Informationen umgegangen wird, muss in der Zukunft noch ausführlich untersucht werden. Trotz biologischer Auffälligkeiten, die bei den Suchtpatienten belegt worden sind, kann der Rückfall auf individuelle Probleme des Betroffenen hinweisen und somit dem Patienten und seinem Therapeuten neue, persönlichere Therapieformen und Therapieinhalte ermöglichen. Meistens werden die Patienten nicht rückfällig, da sie sich für den Alkohol entschieden haben, sondern weil sie etwas gegen die unangenehme Situation gemacht haben, in der sie sich befanden. Dies würde bedeuten, dass die neuen Inhalte der Therapie sich grundsätzlich mit der Frage beschäftigen müssen, für die Bewältigung dieser Situationen neue Strategien zu erlernen. 98 Zusammenfassend sind folgende Schlussfolgerungen abzuleiten: 1. Die Suchtpatienten haben wenig Angst um die körperlichen Folgeschäden. Ihre Ängste bestehen eher vor kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen 2. Es gibt Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der Erwartungen und Wichtigkeit der möglichen Beeinträchtigungen der Gesundheit infolge eines chronischen Alkoholkonsums. Die Ängste von Männern und Frauen davor sind auch unterschiedlich. Männer tendieren generell zur Betonung kognitiver und kontrollbezogener Systeme, Frauen betonen psychische Folgeschäden. 3. Die „subjektive Krankheitstheorie“ der Alkoholabhängigen, ihre Attributionen stehen in Kontrast zu dem Wissen der Experten über die alkoholbedingten Folgeschäden 4. Die Informationsvermittlung, die offensichtlich nicht an das Wissen der Patienten angepasst ist, muss grundsätzlich überdacht werden Körperliche Störungen erklären, obwohl sie sehr ausführlich und sorgfältig untersucht wurden, nicht die Varianz der untersuchten Variablen. Sie scheinen zur Motivation der Patienten nach dieser ersten systematischen Studie mit einem E*W-Ansatz nicht viel beizutragen. Dennoch halten wir den E*W-Ansatz für viel versprechend. Fakt ist, dass sowohl die objektiven Befunde, die Attributionen und einige psychologische Variablen nur eine unbefriedigende Varianzaufklärung erbrachten. In weiteren Arbeiten sollte versucht werden, die Varianzaufklärung der Faktoren zu verbessern. 99 6 Literaturverzeichnis Ammendola, A., Gemini, D., Iannaccone, S., Argenzio, F., Ciccone, G., Ammendola, K.E., Serio, L., Ugolini, G., Bravaccio, F. (2000). Gender and peripheral neuropathy in chronic alcoholism: A clinical-electroneurographic study. Medical Council on Alcoholism 35: 368371 Andreasson, S., Öjehagen, A. (2003). Psychosocial Treatment for Alcohol Dependence in Berglund, M., Thelander, S., Jnsson, E. (Eds.). Treating Alcohol and Drug Abuse, An Evidence Based Review. Wiley-VCH Baan, R., Straif, K., Grosse, Y. (2007). 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Seasonal variation of biochemical indexes of bone turnover: results of a population-based study. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 83, 68-75 109 7 Anhang 7.1 Anhang A: FKSG - Mittelwerte ERWARTUNG Geruch Gelenke Hören Sehen Geschmack Haare Zähne Knochen Gedächtnis Intelligenz Persönlichkeit Antrieb Planen Log Denken Kreativität Geist. Beweglichk Räuml. Vorstellung Haut Nägel Erektion Sex Verlangen Zeugung Herz Kreislauf Bauchspeicheldrüse Leber Magen Speiseröhre Milz Galle Blase Niere Darm Blut Immunsystem Muskeln Nerven Berührung Nerven Bewegung Schlaf Unruhe Schweissproduktion Kehlkopf Ungeborenes Kind Traurigkeit Zukunftsängste Halluzinationen Verstand Wertlos GesamtM 5.79 6.41 5.40 6.15 6.38 5.30 6.23 6.15 7.97 7.75 8.00 8.14 8.00 7.77 7.45 7.77 7.17 6.71 5.85 7.09 6.48 7.18 7.52 7.77 7.35 8.35 7.60 7.18 7.15 7.00 6.29 7.42 7.29 7.24 7.22 6.85 7.08 7.55 7.65 8.10 6.90 6.28 8.65 7.90 8.04 7.60 7.70 7.93 GesamtSD 3.15 3.07 3.25 3.13 2.97 3.15 3.06 3.05 2.79 2.96 2.72 2,46 2.68 2.93 2.98 2.96 3.04 2.92 3.04 3.15 3.22 3.25 2.92 2.75 3.14 2.67 2.86 3.05 3.03 2.99 3.17 2.94 3.04 2.95 3.00 2.93 2.99 2.89 2.80 2.54 2.92 3.29 3.06 2.72 2.74 3.02 3.22 2.91 Ges.N 156 154 156 156 156 155 155 155 155 155 154 155 155 155 155 155 155 156 156 145 156 133 156 156 156 156 156 156 156 154 154 153 154 154 154 153 153 151 153 153 153 156 110 155 156 156 156 155 MännerM 5.66 6.08 5.23 5.93 6.37 4.99 6.13 6.01 7.96 7.69 7.94 7.88 7.86 7.64 7.34 7.69 7.23 6.46 5.73 7.07 6.52 7.30 7.43 7.59 7.24 8.40 7.47 7.03 7.14 6.93 6.54 7.52 7.23 7.26 7.07 6.74 6.80 7.57 7.27 7.78 6.95 6.21 8.34 7.56 7.88 7.68 7.69 7.67 110 MännerSD 2.98 3.10 3.31 3.24 3.01 3.30 3.22 3.17 2.80 2.99 2.86 2.66 2.83 3.02 3.18 3.02 2.99 2.96 3,02 3.07 3.18 3.34 2.86 2.85 3.19 2.61 2.91 3.14 2.93 3.03 3.16 2.92 3.08 2.88 2.98 3.02 3.04 2.80 2.92 2.73 2.93 3.21 3.25 2.94 2.87 2.87 3.10 3.07 MN 98 98 98 98 98 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 98 98 98 98 95 98 98 98 98 98 98 98 96 96 95 96 96 96 95 95 93 95 95 95 98 62 98 98 98 98 97 FrauenM 6.11 7.09 5.63 6.47 6.40 5.89 6.33 6.39 8.04 7.82 8.07 8.61 8.25 8.05 7.61 7.93 7.18 7.25 6.09 7.26 6.51 7.30 7.79 8.19 7.65 8.40 7.95 7.54 7.26 7.18 6.11 7.33 7.51 7.32 7.58 7.14 7.65 7.63 8.39 8.77 6.75 6.49 9.04 8.54 8.32 7.47 7.82 8.49 FrauenSD 3.38 2.87 3.18 2.92 2.96 2.78 2.76 2.88 2.80 2.93 2.56 2.02 2.41 2.79 2,65 2.88 3.07 2.72 3.11 3.25 3.26 3.34 2.92 2.42 2.99 2.62 2.66 2.79 3.16 2.95 3.14 2.97 2.92 2.99 2.93 2.70 2.75 2.96 2.33 1.87 2.90 3.40 2.77 2.15 2.54 3.31 3.34 2.43 FN 57 55 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 46 57 37 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 48 56 57 57 57 57 7.2 Anhang B: FKSG – Mittelwerte WERT Gesamt/Männer/Frauen Geruch Gelenke Hören Sehen Geschmack Haare Zähne Knochen Gedächtnis Intelligenz Persönlichkeit Antrieb Planen Log Denken Kreativ GeistBewegl räumlVorstell Haut Nägel Erektion Sex Verlangen Zeugung Herz Kreislauf Bauchspeichel Leber Magen Speiseröhre Milz Galle Blase Nieren Darm Blut Immunsystem Muskel Nerven Fühlen Nerv Bewegen Schlaf Unruhe Schwitz Kehlkopf Ungeb Kind Traurig Zukunftsangst Halluznation Verstand Wertlos Gesamt M Gesamt SD Ges N 7.34 8.69 8.49 8.99 8.21 6.47 7.85 8.69 9.21 9.17 9.03 8.32 8.71 8.92 8.08 9.10 8.20 7.45 6.67 8.34 7.85 5.59 9.03 8.21 8.82 9.08 8.45 8.76 8.43 8.13 8.62 8.86 8.69 8.83 8.93 8.61 8.60 9.06 8.06 8.29 7.84 8.97 9.18 8.66 8.56 9.23 9.47 9.05 2.79 2.02 2.31 2.10 2.23 3.13 2.53 2.06 1.61 1.84 1.78 1.91 1.79 1.80 2.34 1.68 2.35 2.45 2.63 2.56 2.70 3.80 2.09 2.25 2.17 1.97 2.17 2.18 2.40 2.45 2.28 2.27 2.20 2.08 2.14 2.26 2.12 1.97 2.19 2.01 2.45 2.28 2.39 1.93 2.30 2.22 2.02 1.87 155 155 155 155 155 156 155 156 156 156 156 156 156 156 156 156 156 155 155 144 154 137 154 155 155 155 155 155 155 156 156 155 156 156 155 156 156 155 156 156 155 155 124 154 154 154 154 153 Männer M Männer SD MN 7.20 8.74 8.23 8.78 8.09 5.74 7.27 8.59 9.15 9.07 8.97 8.24 8.65 8.92 8.24 8.96 8.45 7.30 6.47 8.84 8.32 6.11 9.00 8.31 8.72 8.92 8.39 8.63 8.38 8.27 8.65 8.79 8.61 8.84 8.92 8.59 8.48 9.04 7.95 8.09 7.79 8.81 8.70 8.53 8.66 9.03 9.36 9.09 2.96 2.16 2.62 2.40 2.42 3.30 2.74 2.33 1.78 2.03 1.87 2.08 2.00 2.03 2.31 1.95 2.31 2.52 2.75 2.23 2.61 3.72 2.17 2.27 2.29 2.05 2.28 2.35 2.52 2.44 2.38 2.38 2.40 2.19 2.20 2.32 2.29 2.09 2.18 2.13 2.16 2.44 2.99 2.06 2.27 2.47 2.22 1.92 97 97 97 97 97 98 98 98 98 98 98 98 98 98 98 98 98 97 97 97 97 96 97 97 97 97 97 97 97 98 98 97 98 98 98 98 98 98 98 98 98 97 71 96 96 96 96 95 111 Frauen M Frauen SD FrN 7.58 8.61 8.91 9.33 8.40 7.82 8.82 8.89 9.37 9.33 9.25 8.47 8.81 9.00 7.81 9.39 7.89 7.82 7.05 7.46 7.16 4.45 9.21 8.18 9.12 9.49 8.68 9.12 8.63 8.04 8.68 9.11 8.96 8.96 9.09 8.77 8.93 9.23 8.37 8.63 7.75 9.39 9.81 8.93 8.40 9.70 9.79 9.07 2.49 1.80 1.61 1.41 1.89 2.21 1.76 1.48 1.23 1.46 1.33 1.58 1.38 1.25 2.41 1.00 2.21 2.16 2.40 2.77 2.57 3.73 1.66 2.05 1.65 1.43 1.72 1.55 1.96 2.31 1.87 1.80 1.53 1.60 1.76 1.92 1.49 1.43 2.01 1.77 2.41 1.63 .88 1.62 2.39 1.27 1.21 1.69 57 57 57 57 57 57 56 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 46 56 40 56 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 56 57 57 56 57 57 57 57 53 57 57 57 57 57 7.3 Anhang C: FKSG - Mittelwerte E*W Geruch Gelenke Gehör Sehen Geschmack Haare Zähne Knochen Gedächtnis Intelligen Persönlichkeit Antrieb Planen Logisch Denken Kreativ geistBeweglich räumlVorstell Haut Nägel Erektion Sex Verlangen Zeugung Herz Kreislauf Pankreas Leber Magen Speiseröhre Milz Galle Blase Nieren Darm Blut Immunsystem Muskel Nerven Fühlen Nerven Bewegl Schlaf Unruhe Schweiß Kehlkopf Ungeb Kind Traurig Zukunftsangst Halluzinationen Verstand Wertlos GesamtM 45.1484 55.9608 47.7161 56.6387 53.9161 37.8378 50.2792 54.6129 74.2903 71.0000 73.1234 68.7742 70.6129 70.5419 61.5032 71.6645 60.5871 51.8645 41.7161 60.7183 51.9416 45.0846 69.7987 65.4581 67.2129 77.2000 66.3935 65.6323 63.0194 59.8961 55.8896 68.2105 65.2013 65.7922 66.0719 60.9542 63.0327 70.2333 64.2157 68.6993 56.0987 58.5355 82.6262 69.8235 70.6883 70.7013 73.7143 73.0789 GesamtSD 31.9240 31.3692 33.1460 33.0356 30.7835 32.0368 31.6980 32.0323 29.8407 31.5684 29.1492 27.2448 28.5760 30.9460 31.7796 31.2774 32.5636 31.0467 30.3064 33.4730 32.9561 37.0451 31.4857 29.6324 34.1192 29.7375 31.9676 33.2894 33.8617 33.1988 33.2920 32.4377 32.7095 31.7524 32.2342 31.7876 32.2542 31.7343 30.5149 28.5408 31.1624 35.3043 33.8748 29.9480 30.8394 33.3535 34.6666 31.4703 Ges N 155 153 155 155 155 155 154 155 155 155 154 155 155 155 155 155 155 155 155 142 154 130 154 155 155 155 155 155 155 154 154 152 154 154 153 153 153 150 153 153 152 155 107 153 154 154 154 152 Männer M 44.2990 53.5258 46.0825 54.0619 53.7835 32.1753 46.0619 52.5876 74.1237 71.0825 72.1340 66.1134 69.0825 69.6186 61.6082 70.0825 62.2165 49.0000 39.6907 63.7216 56.1134 48.3191 68.5052 64.5258 65.2371 75.6598 64.6701 63.3402 62.3093 59.8229 57.2708 68.7128 63.8333 65.7396 64.8438 59.5158 60.1263 70.2366 60.1789 64.6526 56.0737 56.5670 77.2034 65.9271 70.2292 70.5208 72.9063 71.4149 112 Männer SD 31.7520 31.9789 34.4213 34.8024 31.7645 32.1205 32,6174 33.3247 30.3361 32.4010 30.5204 28.4099 29.9731 32.2492 32.4861 32.2528 32.5612 31.2643 30.3072 33.0712 34.0312 37.4399 31.5010 30.8295 34.8203 29.9572 33.3656 34.5178 33.6134 33.6827 34.0190 32.7502 33.5141 32.1425 32.7765 32.5465 33.1211 31.5792 30.8889 29.6026 31.8267 34.9693 37.0078 31.2468 31.5386 32.6093 34.2514 32.9895 MN 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 97 94 97 97 97 97 97 97 97 96 96 94 96 96 96 95 95 93 95 95 95 97 59 96 96 96 96 94 FrauenM 47.2632 61.1273 49.9298 60.2632 54.2456 48.1228 56.6964 58.1579 75.2456 72.7018 74.7368 73.7719 73.3333 72.9123 61.2807 74.7544 58.8596 57.6316 45.6140 55.4545 45.6250 37.6571 73.2679 68.1754 71.7368 81.1579 70.4737 70.6667 65.3158 61.0000 54.5263 68.5263 68.6316 67.0175 69.3393 64.4035 68.9649 71.4643 72.0526 76.4912 54.3860 62.8947 89.2917 77.3036 71.2807 72.1404 76.3509 77.0351 FrauenSD 32.2881 29.5190 31.0155 29.4349 29.5890 29.4340 28.6331 29.9576 29.0519 30.5485 27.0261 24.6403 26.3278 28.3979 31.1126 29.7281 32.0543 29.6784 30.2789 33.1757 29.6884 35.0680 30.4048 26.4981 31.8896 27.7429 28.3443 29.9245 33.7841 32.0869 31.7170 31.2970 30.4787 30.4211 30.4209 29.7453 29.3853 31.1676 27.6466 24.2245 30.6103 35.3001 28.5582 25.9271 30.1400 34.0375 34.5054 27.5195 FN 57 55 57 57 57 57 56 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 44 56 35 56 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 56 57 57 57 57 48 56 57 57 57 57 7.4 Anhang D: Rangfolge der Mittelwerte ERWARTUNG M - Alle 1, Ungeborenes Kind 2. Leber 3. Antrieb 4. Innere Unruhe 5. Zukunftsängste 6. Voraussch. Denken 7. Gedächtnis 8. Persönlichkeit 9. Sich wertlos fühlen 10. Stimmung 11. Logisches Denken 12. Geistige Beweglichkeit 13. Kreislauf 14. Intelligenz 15. Den Verstand verlieren 16. Schlaf 17. Magen 18. Halluzinationen, Wahn 19.Nerven Beweg. steuern 20. Herz 21. Kreativität 22. Nieren 23. Bachspeicheldrüse 24. Darm 25. Blut 26. Immunsystem 27. Zeugungsfähigkeit 28. Speiseröhre 29. Räumliche Vorstellung 30. Milz 31. Erektionsfähigkeit 32. Nerven-Berührung 33. Galle 34. Schweißproduktion 35. Muskeln 36. Haut 37. Sexuelles Verlangen 38. Gelenke- Beweglichkeit 39. Geschmackssinn 40. Blasenfunktion 41. Kehlkopf 42. Zähne 43. Sehen 44. Knochen 45. Nägel 46. Geruchssinn 47. Hörfähigkeit 48. Haare M - Männer 1. Leber 2. Ungeborenes Kind 3. Persönlichkeit 4. Gedächtnis 5. Antrieb 6. Zukunftsängste 7. Voraussch. Denken 8. Innere Unruhe 9. Intelligenz 10. Geistige Beweglichkeit 11. Den Verstand verlieren 12. Halluzinationen, Wahn 13. Sich wertlos fühlen 14. Logisches Denken 15. Kreislauf 16.Nerven Beweg steuern 17. Stimmung 18. Nieren 19. Magen 20. Herz 21. Kreativität 22. Schlaf 23. Blut 24. Bauchspeicheldrüse 25. Räumliche Vorstellung 26. Darm 27. Zeugungsfähigkeit 28. Milz 29. Erektionsfähigkeit 30. Immunsystem 31. Speiseröhre 32. Schweißproduktion 33. Galle 34. Nerven - Berührung 35. Muskeln 36. Sexuelles Verlangen 37. Haut 38. Blasenfunktion 39. Geschmackssinn 40. Kehlkopf 41. Zähne 42. Gelenke - Beweglichkeit 43. Knochen 44. Sehen 45. Nägel 46. Geruchssinn 47. Hörfähigkeit 48. Haare 113 M - Frauen 1. Ungeborenes Kind 2. Innere Unruhe 3. Antrieb 4. Stimmung 5. Sich wertlos fühlen 6. Leber 7. Schlaf 8. Zukunftsängste 9. Voraussch. Denken 10. Kreislauf 11. Persönlichkeit 12. Logisches Denken 13. Gedächtnis 14. Magen 15. Geistige Beweglichkeit 16. Intelligenz 17. Den Verstand verlieren 18. Herz 19. Nerven - Berührung 20. Bauchspeicheldrüse 21.Nerven Beweg. steuern 22. Kreativität 23. Immunsystem 24. Speiseröhre 25. Darm 26. Halluzinationen, Wahn 27. Nieren 28. Blut 29. Zeugungsfähigkeit 30. Milz 31. Erektionsfähigkeit 32. Haut 33. Räumliche Vorstellung 34. Galle 35. Muskeln 36. Gelenke - Beweglichkeit 37. Schweißproduktion 38. Sexuelles Verlangen 39. Kehlkopf 40. Sehen 41. Geschmackssinn 42. Knochen 43. Zähne 44. Geruchssinn 45. Blasenfunktion 46. Nägel 47. Haare 48. Hörfähigkeit 7.5 Anhang E: Rangfolge der Mittelwerte – WERT M - Alle 1. Den Verstand verlieren 2. Halluzinationen/Wahn 3. Gedächtnis 4. Ungeborenes Kind 5. Intelligenz 6. Geistige Beweglichkeit 7. Leber 8. Nerven Beweg. steuern 9. Sich wertlos fühlen 10. Herz 11. Persönlichkeit 12. Sehen 13. Kehlkopf 14. Immunsystem 15. Logisches Denken 16. Nieren 17. Blut 18. Bauchspeicheldrüse 19. Speiseröhre 20. Voraussch. Denken 21. Gelenke Beweglichkeit 22. Knochen 23. Darm 24. Stimmung 25. Blasenfunktion 26. Muskeln 27. Nerven - Berührung 28. Zukunftsängste 29. Hörfähigkeit 30. Magen 31. Milz 32. Erektionsfähigkeit 33. Antrieb 34. Innere Unruhe 35. Geschmackssinn 36. Kreislauf 37. Räumliche Vorstellung 38. Galle 39. Kreativität 40. Schlaf 41. Zähne 42. Sexuelles Verlangen 43. Schweißproduktion 44. Haut 45. Geruchssinn 46. Nägel 47. Haare 48. Zeugungsfähigkeit M - Männer 1. Den Verstand verlieren 2. Gedächtnis 3. Sich wertlos fühlen 4. Intelligenz 5. Nerven Bewegung 6. Halluzinationen/Wahn 7. Herz 8. Persönlichkeit 9. Geistige Beweglichkeit 10. Leber 11. Immunsystem 12. Logisches Denken 13. Erektionsfähigkeit 14. Blut 15. Kehlkopf 16. Nieren 17. Sehen 18. Gelenke Beweglichk. 19. Bauchspeicheldrüse 20. Ungeborenes Kind 21. Zukunftsängste 22. Voraussch. Denken 23. Blasenfunktion 24. Speiseröhre 25. Darm 26. Knochen 27. Muskeln 28. Stimmung 29. Nerven Berührung 30. Räuml. Vorstellung 31. Magen 32. Milz 33. Sexuelles Verlangen 34. Kreislauf 35. Galle 36. Antrieb 37. Kreativität 38. Hörfähigkeit 39. Geschmackssinn 40. Innere Unruhe 41. Schlaf 42. Schweißproduktion 43. Haut 44. Zähne 45. Geruchssinn 46. Nägel 47. Zeugungsfähigkeit 48. Haare 114 M - Frauen 1. Ungeborenes Kind 2. Verstand verlieren 3. Halluzinationen/Wahn 4. Leber 5. Geistige Beweglichkeit 6. Kehlkopf 7. Gedächtnis 8. Sehen 9. Intelligenz 10. Persönlichkeit 11.NervenBeweg steuer 12. Herz 13. Bauchspeicheldrüse 14. Speiseröhre 15. Nieren 16. Immunsystem 17. Sich wertlos fühlen 18. Logisches Denken 19. Darm 20. Blut 21. Nerven Berührung 22. Stimmung 23. Hörfähigkeit 24. Knochen 25. Zähne 26. Voraussch. Denken 27. Muskeln 28. Magen 29. Blasenfunktion 30. Milz 31. Innere Unruhe 32. Gelenke Beweglichk. 33. Antrieb 34. Zukunftsängste 35. Geschmackssinn 36. Schlaf 37. Kreislauf 38. Galle 39. Räumliche Vorstellung 40. Haare 41. Haut 42. Kreativität 43. Schweißproduktion 44. Geruchssinn 45. Erektionsfähigkeit 46. Sexuelles Verlangen 47. Nägel 48. Zeugungsfähigkeit 7.6 Anhang F: Rangfolge der Mittelwerte – E*W M - Alle 1. Ungeborenes Kind 2. Leber 3. Gedächtnis 4. Den Verstand verlieren 5. Sich wertlos fühlen 6. Persönlichkeit 7. Intelligenz 8. Geistige Beweglichkeit 9. Halluzinationen/Wahn 10. Zukunftsängste 11. Voraussch. Denken 12. Logisches Denken 13.Nerven Bewegung 14. Stimmung 15. Herz 16. Antrieb 17. Innere Unruhe 18. Nieren 19. Bauchspeicheldrüse 20. Magen 21. Immunsystem 22. Blut 23. Speiseröhre 24. Kreislauf 25. Darm 26. Schlaf 27. Nerven Berührung 28. Milz 29. Kreativität 30. Muskeln 31. Erektionsfähigkeit 32. Räumliche Vorstellung 33. Galle 34. Kehlkopf 35. Sehen 36. Beweglichk. Gelenke 37. Blasenfunktion 38. Schweißproduktion 39. Knochen 40. Geschmackssinn 41. Sexuelles Verlangen 42. Haut 43. Zähne 44. Hörfähigkeit 45. Geruchssinn 46. Zeugungsfähigkeit 47. Nägel 48. Haare M - Männer 1. Ungeborenes Kind 2. Leber 3. Gedächtnis 4. Den Verstand verlieren 5. Persönlichkeit 6. Sich wertlos fühlen 7. Intelligenz 8. Halluzinationen/Wahn 9. Nerven Beweg. steuern 10. Zukunftsängste 11. Geistige Beweglichk 12. Logisches Denken 13. Voraussch. Denken 14. Nieren 15. Herz 16. Antrieb 17. Stimmung 18. Blut 19. Bauchspeicheldrüse 20. Immunsystem 21. Magen 22. Innere Unruhe 23. Kreislauf 24. Darm 25. Erektionsfähigkeit 26. Speiseröhre 27. Milz 28. Räumliche Vorstellung 29. Kreativität 30. Schlaf 31. Nerven Berührung 32. Galle 33. Muskeln 34. Blasenfunktion 35. Schweißproduktion 36. Kehlkopf 37. Sexuelles Verlangen 38. Sehen 39. Geschmackssinn 40. Gelenke Beweglichkeit 41. Knochen 42. Haut 43. Zeugungsfähigkeit 44. Hörfähigkeit 45. Zähne 46. Geruchssinn 47. Nägel 48. Haare 115 M - Frauen 1. Ungeborenes Kind 2. Leber 3. Stimmung 4. Sich wertlos fühlen 5. Innere Unruhe 6. Den Verstand verlieren 7. Gedächtnis 8. Geistige Beweglichkeit 9. Persönlichkeit 10. Antrieb 11. Voraussch. Denken 12. Herz 13. Logisches Denken 14. Intelligenz 15. Halluzinationen/Wahn 16. Schlaf 17. Bauchspeicheldrüse 18.Nerven Beweg. steuern 19. Zukunftsängste 20. Speiseröhre 21. Magen 22. Immunsystem 23. Nerven Berührung 24. Nieren 25. Darm 26. Kreislauf 27. Blut 28. Milz 29. Muskeln 30. Kehlkopf 31. Kreativität 32. Gelenke Beweglichkeit 33. Galle 34. Sehen 35. Räumliche Vorstellung 36. Knochen 37. Haut 38. Zähne 39. Erektionsfähigkeit 40. Blasenfunktion 41. Schweißproduktion 42. Geschmackssinn 43. Hörfähigkeit 44. Haare 45. Geruchssinn 46. Sexuelles Verlangen 47. Nägel 48. Zeugungsfähigkeit 7.7 Anhang G: Häufigkeiten FKSG Teil 3 „Hatte ich schon“ FKSG 3 Item Geruchssinn Beweglichkeit Gelenke Hörfähigkeit Sehen Geschmackssinn Haare Zähne Festigkeit der Knochen Gedächtnis Intelligenz Persönlichkeit Antrieb Vorausschauend Denken Logisches Denken Kreativität Geistige Beweglichkeit Räuml. Vorstellungsvermögen Haut Nägel Erektionsfähigkeit Sexuelles Verlangen Zeugungsfähigkeit Herz Kreislauf Bauchspeicheldrüse Leber Magen Speiseröhre Milz Galle Blase Nieren Darm/Verdauung Blut/Blutwerte Immunsystem Muskeln Berührung - Nerven Bewegung steuern - Nerven Schlaf Innere Unruhe Schweißproduktion Kehlkopf Ungeborenes Kind i Traurigkeit Zukunftsangst Halluzinationen / Wahn Den Verstand verlieren Nein (%) 76.9 62.8 74.4 49.4 67.3 59.0 50.0 66.0 37.8 62.2 32.7 21.2 48.7 50.6 49.4 50.6 66.7 53.2 68.6 55.1 47.4 43.6 60.9 39.1 64.7 42.3 46.2 75.0 65.4 69.9 73.1 72.4 61.5 42.3 69.2 76.3 67.3 60.9 28.8 12.2 38.5 84.6 59.0 13.5 21.8 81.4 73.7 116 Hatte ich schon Ja (%) 9.0 26.9 14.7 39.1 19.2 26.9 39.1 8.3 51.9 15.4 48.7 71.2 35.9 30.8 33.3 28.2 14.7 32.7 17.9 21.2 41.7 9.6 19.2 52.6 9.6 29.5 41.7 7.1 1.3 3.8 15.4 3.8 25.6 32.7 9.6 5.1 10.3 19.2 66.7 81.4 53.8 3.2 1.3 76.3 67.3 14.7 15.4 Weiß nicht (%) 12.8 9.0 9.0 9.6 11.5 12.2 9.0 25.0 9.6 21.2 16.0 5.1 12.8 16.0 15.4 19.2 16.7 12.2 12.2 12.8 9.0 30.1 18.6 6.4 24.4 24.4 10.9 16.7 32.1 25.0 10.3 22.4 11.5 21.8 19.9 17.9 21.2 18.6 3.2 4.5 6.4 10.3 5.1 5.8 8.3 3.2 10.3 7.8 Anhang H: Häufigkeiten FKSG Teil 3 „Habe ich vom Alkoholtrinken“ FKSG 3 Item Geruchssinn Beweglichkeit Gelenke Hörfähigkeit Sehen Geschmackssinn Haare Zähne Knochen Gedächtnis Intelligenz Persönlichkeit Antrieb Vorausschauend Denken Logisches Denken Kreativität Geistige Beweglichkeit Räuml. Vorstellungsvermögen Haut Nägel Erektionsfähigkeit Sexuelles Verlangen Zeugungsfähigkeit Herz Kreislauf Bauchspeicheldrüse Leber Magen Speiseröhre Milz Galle Blase Nieren Darm / Verdauung Blut / Blutwerte Immunsystem Muskeln Berührung - Nerven Bewegung - Nerven Schlaf Innere Unruhe Schweißproduktion Kehlkopf Ungeborenes Kind Traurigkeit Zukunftsangst Halluzinationen / Wahn Den Verstand verlieren Habe ich vom Alkoholtrinken Nein ( %) Ja (%) Nicht zutreffend( %) 8.3 6.4 85.3 15.4 13.5 71.2 13.5 4.5 82.1 24.4 19.2 56.4 5.8 17.9 76.3 14.1 16.0 69.9 21.2 19.9 58.3 7.7 3.2 89.1 7.1 46.2 46.8 3.8 16.0 79.5 5.8 46.2 48.1 12.2 60.3 26.3 6.4 33.3 60.3 5.1 29.5 64.7 10.3 27.6 62.2 5.1 26.3 68.6 3.8 14.1 82.1 7.1 28.8 64.1 11.5 9.0 79.5 6.4 17.3 67.9 14.1 30.1 55.1 8.3 5.1 71.8 9.0 12.8 78.2 15.4 40.4 44.2 16.0 9.0 73.7 9.6 32.7 57.1 17.9 37.8 44.2 17.9 6.4 74.4 17.3 1.3 80.8 17.3 3.2 78.8 21.8 9.6 67.9 18.6 1,3 79.5 21.8 17.9 59.0 12.8 34.0 52.6 18.6 8.3 72.4 14.7 5.1 78.8 18.6 8.3 73.1 14.1 18.6 66.0 16.0 54.5 27.6 23.7 60.3 14.1 16.0 48.7 34.6 19.9 .6 77.6 12.2 1.9 46.8 35.9 44.9 16.0 28.2 45.5 24.4 17.3 13.5 67.9 16.7 11.5 70.5 117 7.9 Anhang I: Regressionstabellen Variable R Muskel.258 atrophien Haare Habe ich .401 vom Alk Zeugungsf. Habe ich .441 vom Alk R-SQ R-SQ-Ch F Sign. F Beta T .067 .059 8.992 .161 .059 .194 .175 Sign. T .003 -.310 -3.733 .000 11.955 .000 .295 3.547 .001 11.955 .000 .185 2.272 .025 Regression Faktor 1 R-SQ R-SQCh Sign F Beta .288 .083 .075 10.839 .001 -.286 -3.458 .001 .366 .134 .120 9.231 .000 .243 2.951 .004 .425 .180 .160 8.656 .000 .213 2.577 .011 .457 .209 .182 7.716 .000 -.169 -2.048 .043 .288 .083 .075 10.839 .001 -.286 -3.458 .001 R R-SQ R-SQCh Ungeb. Kind: Habe ich vom Alkoholtrinken .315 .099 Akne .383 Variable Reduzierte Muskelkraft Herzgeräusche Zeugungsfähigkeit Hatte ich schon Den Verstand Verlieren – Hatte ich schon Reduzierte Muskelkraft R F T Sign T Regression Faktor 2 Haarehabe .434 ich vom Alkoh Gedächtnis.495 Hatte ich schon F Sign F Beta T Sign T .088 8.789 .004 .264 2.568 .012 .147 .125 6.801 .002 .238 2.395 .188 .157 6.027 .001 .253 2.428 .018 .245 .206 6.247 .000 -.243 -2.407 .018 118 .019 Regression Faktor 3 R Vorausschauend Denken habe .355 ich vom Alkoh .413 Triglyzeride UnruheHabe ich vom Alkoholtrinken MCV Hypotonie Muskelatrophi .457 .501 .539 .564 R-SQ R-SQCh Sign F Beta T Sign T .126 .119 18.637 .000 .213 2.561 .012 .171 .158 13.194 .000 -.265 -3.507 .001 .208 .190 11.147 .000 .237 2.883 .005 .251 .290 .318 .227 .262 .285 10.540 10.218 9.634 .000 .000 .000 -.194 .221 -.177 -2.517 2.932 -2.249 .013 .004 .026 F Regression Faktor 4 R Osteoporo Zähne-hatte ich schon KAZ-angen. Gefühle Rhinophym MCV .280 R-SQ .078 R-SQCh F Sign F Beta T Sign T .071 11.071 .001 -.246 -3.054 .003 .369 .136 .123 10.148 .000 .244 3.100 .002 .429 .184 .165 9.610 .000 .176 2.174 .032 .458 .488 .210 .238 .185 .208 8.446 7.861 .000 .000 -.192 .174 -2.372 2.138 .019 .034 Sign F Beta T Regression Faktor 5 Geschlecht Dritter Herzton Nachtblindh Verstand verl – hatte ich schon Leber- hatte ich schon Extr.Toleranz Steig/Allgbev Reduzierter Muskeltonus .050 R-SQCh .042 6.986 .009 .140 1.793 .075 .294 .086 .072 6.270 .003 -.209 -2.724 .007 .346 .120 .100 5.989 .001 -.292 -3.658 .000 .405 .164 .139 6.428 .000 .215 2.724 .007 .451 .203 .173 6.636 .000 .219 2.822 .006 .493 .243 .208 6.897 .000 -.198 -2.580 .011 .521 .271 .232 6.812 .000 .171 2.239 .027 R R-SQ .223 F 119 Sign T 7.10 Anhang J: Kopien der Fragebögen 120 DANK Herrn Prof. Trenckmann danke ich für seine motivierende Begleitung und die Möglichkeit, an der Hans-Prinzhorn-Klinik meine Promotion zu erstellen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei Herrn Dr. phil. P. Schlebusch bedanken, für seine wertvollen Hinweise, für die statistische Beratung und Betreuung in schwierigen Phasen. Tabellarischer Lebenslauf Name: Julieta Nejtschewa Geburtsdatum und Geburtsort: 23.02.1954, Burgas – Bulgarien Schulausbildung: 1960 – 1967 Besuch der Grundschule in Burgas 1967 – 1972 Deutschsprachiges Gymnasium in Burgas Studium und beruflicher Werdegang: 1972 – 1979 Medizinstudium in Sofia – Bulgarien 1979 – 1985 Allgemeinmedizinische Ambulanz – Städtisches Klinikum in Burgas 1985 – 1990 Assistenzärztin und dann Fachärztin für Neurologie, Neurologische Klinik Burgas, Bulgarien 1990 – 1992 Assistenzärztin für Psychiatrie – Städtisches Klinikum, Zwickau 1992 – 1993 Assistenzärztin und 1993 - 2002 Fachärztin für Psychiatrie - Asklepios Fachklinik Wiesenburg seit 2002 Fachärztin Hans-Prinzhorn-Klinik in Hemer 2003 Zusatzbezeichnung Psychotherapie seit 2006 Oberärztin Station für Psychiatrie und Psychotherapie, Hans-Prinzhorn Klinik, Hemer