Realitätsbezug von Informationsmodellen – Detaillierte Erwiderung auf Kritik Reinhard Schütte Institut für Produktion und Industrielles Informationsmanagement, Universität Essen Universitätsstraße 9, 45141 Essen, E-Mail: [email protected] 1 Einleitung ROLAND KASCHEK hat in seinem Beitrag „Schwachstellen einer Analyse des Modellbegriffs“1 meinen Beitrag „Zum Realitätsbezug von Informationsmodellen“2 einer pointierten Kritik unterzogen. Der Stellungnahme zu den einzelnen Kritikpunkten sollen drei Anmerkungen vorangestellt werden. Erstens wird ein kritischer 3 Diskurs 4 zu diesem Thema sehr begrüßt, da das Verständnis von Informationsmodellen5 Grundlagen der Modellierung betrifft. Zweitens wird die kritische Analyse von natürlichsprachlichen Texten, die eine Förderung der wissenschaftliche Rationalität 6 anstrebt und dem methodologischen Prinzip der „Kritischen Prüfung“ folgt, wie es etwa im Kritischen Rationalismus POPPERs 7 oder ALBERTs 8 verankert ist, geradezu begrüßt (insbesondere in Zeiten der Hinwendung zu ausschließlich praxisrelevanten Themen). Drittens hat KASCHEK mir – mehr oder weniger deutlich – vorgeworfen, ich hätte unwissenschaftlich gearbeitet („Ansichten äußert, die er nicht begründet“, „unreflektierte Adaption“, „unzureichende Definition“, Autoren kommen nicht zu Wort, werkuntreue Deutung) 9 und meine Ausführungen wären „(...) gründlich misslungen“10 . Angesichts der Schärfe der Kritik hält es der Verfasser für geboten, sich detailliert mit dem Beitrag von KASCHEK auseinander zu setzen, 11 ohne damit in einen personalisierten „Schlagabtausch“ eintreten zu wollen, den auch KASCHEK nicht anstrebt. 12 1 Kaschek (2000). 2 Schütte (1999a). 3 Kritisch wird als „streng beurteilend“ verstanden, vgl. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1995), S. 736. 4 Ein Diskurs ist in Anlehnung an HABERMAS die durch „Argumentation gekennzeichnete Form der Kommunikation“, vgl. Gethmann (1995a), S. 492. 5 Informationsmodelle werden als Artefakte verstanden, vgl. zu einer Analyse des Modellbegriffes, die ausgehend von einer etymologischen Analyse des Wortes „Modell“ über die Allgemeine Modelltheorie STACHOWIAKs bis hin zum Verständnis in Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und Informatik reicht, Schütte (1998), S. 40 ff. 6 Rationalität ist vor allem dann gegeben, wenn „gute Gründe“ für Aussagen angegeben werden können, vgl. zu dem hier unterstellten Rationalitätsverständnis beispielsweise Rescher (1993), S. 2, S. 5. Es sei betont, dass die Rationalitätsauffassungen in Abhängigkeit von der Wissenschaftsposition abweichen. Für einen Relativisten sind Rechtfertigungen relativ bezogen auf eine Gruppe. Der Realist hingegen lehnt jeden Bezug zu einer Ge meinschaft ab und sieht die Erfordernis einer Kopplung an eine Gemeinschaft nicht, vgl. Rorty (1988), S. 27. Vgl. auch Rescher (1997), S. 225 ff. 7 Vgl. exemplarisch Popper (1995). 8 Vgl. exemplarisch Albert (1990). 9 Vgl. Kaschek (2000), S. 11. 10 Kaschek (2000), S. 14. 11 Die Untergliederung von Kapitel zwei richtet sich an den Paragraphen in KASCHEKs Beitrag aus. Auf der dritten Gliederungsebene wird den in den einzelnen Absätzen formulierten Kritikpunkten entgegnet. 12 Vgl, Kaschek (2000), S. 11. -2- 2 Entgegnung auf die einzelnen Kritikpunkte 2.1 § 1 Vorwurf einer unwissenschaftlichen Arbeitsweise 13 Für den Vorwurf, in meinem Beitrag würde Sekundärliteratur verwendet14 und die besprochenen Autoren kämen nicht immer selbst zu Wort, 15 hat KASCHEK keine Beispiele genannt, so dass die Aussage als Behauptung unwidersprochen bleiben soll. Darüber hinaus ist es keinesfalls selbstverständlich, dass die besprochenen Autoren immer selbst zu Wort kommen müssen. Eine solche wissenschaftliche Norm, wie sie KASCHEK einfordert, geht erstens an der wissenschaftlichen Diskussion vorbei und wäre zweitens inhaltlich zumindest zu rechtfertigen. Der zweite Vorwurf, der Verfasser würde manchmal falsch interpretieren, wird zum einen mit dem Hinweis auf meine Interpretation STACHOWIAKs belegt: „(Schütte, d.Verf.) interpretiert manchmal falsch. Auf Seite 27 sagt Schütte beispielsweise in Bezug auf eine Äußerung Stachowiaks, dass: ‚Die Aussage zur Konstruktivität und des Pragmatismus andererseits führen zu erheblichen Problemen (...)“16 . Ein weiteres Beispiel für meine angebliche „Kunst der Fehlinterpretation“ führt KASCHEK mit der Definition eines Modells durch MCMENAMIM , PALMER an. Ich werde im Folgenden auf die beiden Vorwürfe eingehen. 2.1.1 Verhältnis von Pragmatismus und Abbildungsorientierung17 KASCHEK kritisiert die Aussage 18 von mir, dass die Allgemeine Modelltheorie (AMT) nicht in der Weise missverstanden werden darf, dass Modelle als rein naiv-realistische 19 Abbilder gedeutet werden: „(...) dass es Schütte nicht gelingt deutlich zu machen, worin die Gefahr besteht, die er abwenden möchte indem er davor warnt, Modelle als Abbilder der Realität zu verstehen.“20 ; „Dass in philosophischen Diskursen alle möglichen Gefahren ‚an die Wand gemalt’ werden können ist klar, beeindruckt aber die Praxis in der Regel nicht allzu sehr“. 21 13 Auch wenn KASCHEK mir nicht wörtlich eine unwissenschaftliche Arbeitsweise vorwirft, subsumiert der Verfas ser Aussagen wie „Er lässt die besprochenen Autoren nicht selbst zu Wort kommen, sondern verwendet Sekundärliteratur und interpretiert manchmal falsch“, Kaschek (2000), S. 11, darunter. 14 Vgl. Kaschek (2000), S. 11. 15 Vgl. Kaschek (2000), S. 11. 16 Kaschek (2000), S. 11. 17 Vgl. § 1, Absätze 2, 3 und 4 in Kaschek (2000), S. 11-12. Zu den Wörtern Abbild, Abbildung und Abbildtheorie vgl. die Ausführungen in Kapitel 2.2.1. 18 Aussagen entstammen ursprünglich der Logik und setzen sich aus einem Behauptungssatz und den für sie charakteristischen Verarbeitungsregeln zusammen. Sprachlich kann ein Ausdruck als Aussage aufgefasst werden, wenn „um ihn argumentiert werden kann“, Lorenz (1995d), S. 224. 19 Der naive Realismus geht davon aus, dass die „Gegenstände gerade ebenso, wie sie erfahren werden, auch sind, oder [...] es wird die Identität zwischen dem Gegenstand und der Abbildung behauptet,“ Gethmann (1995b), S. 503. Vgl. auch Albert (1987), S. 45. 20 Kaschek (2000), S. 11. Im vorliegenden Beitrag werden die wörtlichen Zitate aus KASCHEK (2000) ohne Korrekturen der Orthographie und der Interpunktion wiedergegeben. Das Wort Gefahr findet sich in meinem Beitrag nicht an der von KASCHEK genannten Stelle. Ich nutze statt dessen die Formulierung „erhebliche Probleme“. Ein Problem wird als subjektives Diskre panzempfinden zwischen einem aktuellen Ist- und einem erwünschten SollZustand verstanden. 21 Kaschek (2000), S. 11. Auf diese „polemisch anmutende“ Aussage sei nur kurz erwidert: Wenn KASCHEK Brüche in der Argumentationslogik für philosophische Spielerei hält, die in der Pra xis nicht von Bedeutung sind, sei dies als seine persönliche Meinung zur Kenntnis genommen. Der Verfasser kann diese Aussage nicht nachvollziehen, weil die Bedeutung der Ausführungen für die Praxis nicht Gegenstand des verfassten Artikels war. Zu- -3Bevor ich auf diese Aussage eingehe, sei kurz die Originalaussage von mir wiedergegeben: „Die Aussage zur Konstruktivität und des Pragmatismus einerseits sowie der Abbildungsorientierung andererseits führen zu erheblichen Problemen, die kurz untersucht werden sollen: - Die Nutzung der AMT darf nicht dazu verleiten, Modelle als Abbilder der Realität zu verstehen. Stachowiak versteht Modelle als Konstruktionen. - Die AMT verfängt sich durch die Verbindung von Abbildung und Pragmatismus in erheblichen Widersprüchen. Guthmann weist diesbezüglich auf zwei Aspekte hin. Erstens ist ein Arbeiten mit Modellen im Sinne der Abbildungsorientierung nur möglich, „wenn die Bewährungskriterien der notwendig zu fordernden Abbildung gegeben werden können“ [Guthmann (1996), S. 190]. Die Abbildungsorientierung bleibt quasi inhaltsleeres Postulat. Zweitens stellt eine rein mengentheoretische Beziehung zwischen Original und Modell bei wohlbestimmten Mengen‚[...] wohl in der Tat kein Problem (dar, d.Verf.)“ [Gutmann (1996), S. 190]. (...)“22 Meine Aussage bezog sich im ersten Spiegelstrich darauf, als Demarkationspunkt der Argumentation gegenüber der AMT nicht auf die Abbildungsorientierung im naiv-realistischen Sinn zu fokussieren. Statt dessen habe ich darauf hingewiesen, dass der pragmatischen Auffassung STACHOWIAKs23 Rechnung zu tragen ist. 24 Damit wurden die Deutung des Modellbegriffs und die Grundsatzposition von STACHOWIAK erläutert, um darauf aufbauend die Interpretationsmöglichkeiten dieser beiden Aussagen aufzuzeigen. Die isolierte Kritik von KASCHEK an meinem ersten Spiegelstrich wird daher der Argumentationsführung nicht gerecht. KASCHEK bemängelt meine Kritik an STACHOWIAKs AMT, weil ich zuvor doch gezeigt habe, dass STACHOWIAK Modelle als Konstruktionen versteht. Die mit einer Vermengung von Abbildungsorientierung und Pragmatismus 25 einhergehenden Probleme scheinen nicht deutlich geworden zu sein. Der Abbildungsbegriff hat eine lange Tradition und bezeichnet die Beziehung zwischen dem Abbild und dem Urbild, wobei das abgebildete Urbild zumeist die Realität sein soll (was insbesondere bei empirischen Wissenschaften plausibel erscheint). An dieser Stelle entzündet sich m.E. auch die Diskussion, wie ich bereits in meinem Artikel „Zum Realitätsbezug von Informationsmodellen“ dargelegt hatte: welche ontologische und erkenntnistheoretische Auffassung ist zu unterstellen, damit von einem Abbild sinnvollerweise gesprochen werden kann? Dem Pragmatismus als handlungstheoretischer Konzeption ist ein naiver Realismus fremd. Aufgrund der mit diesem Abbilddenken verbundenen Probleme, die ich unter den Unterabschnitten 3.1 meines Artikels zum „Realitätsbezug von Informationsmodellen“ ansatzweise zu zeigen versucht habe, 26 lehnen heute dem dürfte die Formulierung von ihm mehr eine rhetorische Floskel sein, die Semantik der Aussage im Kontext seiner Kritik bleibt unklar. 22 Schütte (1999a), S. 27. 23 Die Grundorientierung STACHOWIAK s ergibt sich u. a. aus Stachowiak (1973), S. 50 ff. 24 Damit erfolgt eine „faire“ Interpretation des Werks von STACHOWIAK, die KASCHEK in seinem Beitrag, vgl. Kaschek (2000), S. 11, einfordert. Wäre dieser pragmatische Hintergrund STACHOWIAKs bewusst ignoriert worden, so hätte sich der Verfasser dem Vorwurf ausgesetzt, einen „Popanz“ aufzubauen, der in der Diskussion leicht zu widerlegen ist. Genau diese Vorgehensweise wird jedoch als Verstoß gegen eine rationale Diskussion gewertet, vgl. beispielsweise O’Brien (1995), S. 459. 25 Der Pragmatismus ist eine „progressive, aktiv weltgestaltende philosophische Theorie“, Hochkeppel (1994), S. 273, und geht auf PIERCE und JAMES zurück. Es wird beim Pragmatismus zwar nicht die theoriebeladene Wahrnehmung geleugnet, allerdings wird die Handlung über die Er kenntnis gestellt. Zum Pragma tismus vgl. auch Lorenz (1995e), S. 325 ff. 26 Vgl. Schütte (1999a), S. 29-30. -4auch „aufgeklärte“27 Realisten die Rede von Abbildern als Wiederspiegelungen der Realität ab. Sie sprechen statt dessen von der Korrespondenz zur Realität. 28 Meine Kritik an der AMT bestand daher darin, dass die Rede von Abbildern und die Einnahme einer pragmatisch motivierten Erkenntnisposition sich widersprechen. Die Rede von Abbildungen, wenn de facto keine vorliegen (sich also dem Implizitheitsvorwurf bei metaphorischer Formulierung aussetzen) 29 , wirkt wenig überzeugend: Entweder die Konsequenzen der Abbildung werden akzeptiert, dann wird von pragmatischen Annahmen abgewichen, und die Modellierung ist einfach. Oder der Pragmatismus wird akzeptiert, dann ist die Abbildungsorientierung abzulehnen, und die Vorstellung von Modellen und Modellierung ist eine andere. 30 2.1.2 2. Vorwurf der Fehlinterpretation: Modellverständnis von McMenamin, Palmer31 Ein von mir in meinem Beitrag zum „Realitätsbezug von Informationsmodellen“ erwähntes Zitat von M CM ENAMIN, PALMER lautet: „Man erzeugt externe, anfaßbare Abbilder des abstrakten Wissens über die Essenz oder Inkarnation des Systems. Diese Abbilder nennen wir Systemmodelle“32 . Ich hatte diese Aussage als ein mögliches Modellverständnis dem Kapitel 2.1 „Modelle als Abbildungen“ untergeordnet, jedoch keine Bewertung der Definition vorgenommen. KASCHEK interpretiert daraufhin: „(...) sagen also ausdrücklich, dass ein Modell eine Darstellung, eine Repräsentation abstrakten Wissens und nicht wie Schütte fälschlicherweise behauptet ein Abbild der Realität sei.“33 Sofern das Wissen, was wir über die Welt besitzen, lediglich die Widerspiegelung der Strukturen der Welt ist (wir entdecken lediglich Strukturen und konstruieren keine), dann wäre meine Interpretation durchaus zulässig. Dann ist Wissen quasi analog mit dem, was die Strukturen der Welt sind. Es gibt dann keine subjektiven Verzerrungen, stattdessen ist das Modell identisch mit dem Wissen und dieses wiederum gibt nur die Strukturen der Welt wieder. Bei dieser Auffassung wäre das Modellverständnis der beiden zitierten Autoren dem Rubrum abbildungsorientierter Modellbegriff zuzuordnen. 34 Aber auch wenn eine andere Interpretation der Definition bevorzugt wird, stellt sich die Frage, was ein Abbild bei den Autoren sein soll. Damit erscheint es zulässig, die Definition den Ausführungen zu abbildungsorientierten Modellbegriffen zuzuordnen, da ich bei keinem der von mir zitierten Autoren irgendeine Intent ion unterstellt habe. In meinem Beitrag wurden bewusst Konsequenzen alternativer Deutungsversuche der Abbildungsorientierung aufgezeigt. Damit wurden mögliche logische Konsequenzen der Nutzung des Wortes Abbildung aufgezeigt. Es stellt sich die Frage, 27 Die Vokabel „aufgeklärt“ wird hier verwendet, um unterschiedliche realistische Positionen zusammen zu fassen, die sämtlich einen naiven Realismus ablehnen, wie etwa der kritische Realismus, vgl. Albert (1990); Popper (1995) oder der hypothetische Realismus in der evolutionären Erkenntnistheorie, vgl. Vollmer (1994). 28 Dieses manifestiert sich in der Korrespondenztheorie der Wahrheit, bei der die Korrespondenz nicht naiv-realistisch als Abbildung interpretiert wird. Zur Korrespondenztheorie der Wahrheit vgl. Puntel (1990), S. 339; Tarski (1992), S. 140 ff. Eine ganz andere Position nimmt der Pragmatismus ein, vgl. etwa James (1992), S. 35. 29 Vgl. hierzu den Beitrag „Zum Realitätsbezug von Informationsmodellen“ von Schütte (1999a), S. 30 ff. Diese Aussage präsupponiert ein bestimmtes Verständnis des Worts Abbildung, wie es insbesondere in Kapitel 2.2.1 skizziert wird. 30 Vgl. auch die in Kapitel 2.2.2 zu diskutierende Problematik der Bewährungs-(evaluations-)kriterien von Modellen. 31 Dieser Abschnitt bezieht sich auf den in §1, Absatz 5 formulierten Vorwurf. 32 McMenamin, Palmer (1988), S. 36. 33 Kaschek (2000), S. 12. 34 Die zugrundeliegenden Seiten, vgl. McMenamin, Palmer (1988), S. 36-37, geben durchaus Anlass zur obigen Interpretation, da „die beschränkte menschliche Fähigkeit, Konzepte zu erfassen, und das schlechte Gedächtnis“, McMenamin, Palmer (1988), S. 36, die Menschen dazu zwingen, Sachverhalte niederzuschreiben („Statt dessen schreibt man die Dinge nieder“, McMenamin, Palmer (1988), S. 36). -5wieso mir KASCHEK eine Fehlinterpretation unterstellt. Eine falsche Interpretation bedingt nicht nur, dass die Deutung nicht angemessen ist (im Vergleich zu alternativen Interpretationsweisen). Hinweise, wieso meine Interpretation falsch ist, können dem Kritik versuch von KASCHEK nicht entnommen werden. Die Vorteilhaftigkeit einer anderen Interpretation (beispielsweise in der von KASCHEK vorgetragenen Fassung) setzt Kriterien voraus, anhand derer Interpretationen bewertet werden. 2.1.3 Modelle werden i.d.R. als Abbildungen verstanden35 Der abbildungsorientierte Modellbegriff ist nach Einschätzung des Verfassers der am weitesten verbreitete, auch wenn KASCHEK dieses Aussage 36 kritisiert. 37 Aus drei Gründen ist der Verfasser zu dieser Einschätzung gekommen: ?? Erstens hat eine umfangreiche Analyse der Modelldefinitionen in der Literatur, die der Verfasser durchgeführt hat und auf die im Artikel auch hingewiesen wurde, gezeigt, dass mehrheitlich (im Sinne einer Literaturanalyse) der abbildungsorientierte Modellbegriff vertreten wird. 38 ?? Zweitens hat der Verfasser eine Quelle angegeben, 39 die zur gleichen Einschätzung gekommen ist. ?? Drittens haben eigene Erfahrungen auf Tagungen und Konferenzen im deutschsprachigen Raum gezeigt (u. a. auf der Modellierung 98, auf der auch KASCHEK anwesend war), dass es sich mindestens um ein sehr weit verbreitetes Modellverständnis handelt. Auf meine Aussage, „(...) ein Modell eine Abbildung der Realität darstellt“40 wendet KASCHEK ein, dass sie zweideutig ist. Es bliebe offen, ob ein Modell „[...] für die betreffende Abbildung stehe (aber von ihr verschieden sei). Sie kann aber auch meinen, dass es diese Abbildung sei.“41 Dem Einwand von KASCHEK ist zuzustimmen, da seine Interpretation durch meine Ausführungen nicht ausgeschlossen wird. Der Verfasser ist implizit davon ausgegangen, dass das Modell selbst das Abbild ist. Diese Einschätzung hat der Verfasser aus der o.g. Literaturanalyse gewonnen. 2.1.4 Charakter von Modellen vs. Auffassungen zum Modellbegriff42 KASCHEK schreibt des Weiteren, dass er nicht „(...) den Charakter von Modellen in der Informatik untersucht“43 hätte, sondern unterschiedliche Auffassungen des Modellbegriffs. 35 Dieser Abschnitt bezieht sich auf den in §1, Absatz 5 formulierten Vorwurf. 36 „Im Werturteil wird das Verhältnis eines Sachverhaltes zu Werten ausgedrückt“, Blasche (1996), S. 670. 37 Vgl. Kaschek (2000), S. 12. 38 Vgl. hierzu die bereits im Artikel „Zum Realitätsbezug von Informationsmodellen“, vgl. Schütte (1999a), S. 28, zitierte Quelle Schütte (1998), insbesondere S. 46, S. 51, S. 52 ff. 39 Görz et al. (1996), S. 3 ff. Die Quelle findet sich in der zitierten Quelle, Schütte (1998), S. 51. In diesem Zusammenhang ist auch auf Ortner (1997) hinzuweisen, dem keinesfalls der Begriff Modell unwichtig sein dürfte, schließlich ist er Methodischer Konstruktivist, sondern eher das Wort „Modell“. Daher hat er in seiner Einleitung, vgl. Ortner (1997), S. 11, für die Verwendung der Worte „Artefakte“ (für Abbildungen) und „Konstruktionen“ (für Modelle) plädiert. Daher wird die Aussage „In (Ortner, d. Verf.) wird er eher als untergeordneter Begriff behandelt“, Kaschek (1999), S. 31, als unberechtigt aufgefasst. 40 Schütte (1999a), S. 28. 41 Kaschek (2000), WS. 12. 42 Dieser Abschnitt bezieht sich auf den in §1, Absatz 6 formulierten Vorwurf. 43 Schütte (1999a), S. 26. -6Nach dem von mir in meinem Beitrag unterstellten Verständnis von Wort und Begriff ist der Begriff die Bedeutung eines Worts. Damit ist die Analyse von Auffassungen des Modellbegriffs, welche KASCHEK vorgenommen hat, nichts anderes, als die von unterschiedlichen Autoren angenommene Bedeutung von Modell (als Begriff) zu untersuchen. Warum sich KASCHEK gegen die Formulierung „Charakter von Modellen“ wehrt, 44 bleibt dann allerdings verborgen. 2.1.5 Zum Modellverständnis von LOCKEMANN und M AYR45 In einem weiteren Kritikpunkt wendet sich KASCHEK gegen die von mir formulierte Frage, welcher Realitätsbezug dem Modellverständnis von LOCKEMANN und MAYR zugrunde liege. KASCHEK behauptet, „dass der Bezug zur Realität, den ein Modellierer zwischen seinem Modell und der Realität durch sein Verhalten herstellt kein Bezug dieses Modells auf die Realität ist. Wie könnte er das auch sein, da ja das Modell eine Vorstellung ist und diese sich nicht aktiv auf etwas beziehen kann, schon gar nicht auf etwas, das völlig außerhalb ihrer Seinsphäre liegt. Der Bezug zur Realität [...] wird durch denjenigen hergestellt, der oder die sich ein Modell macht. In welcher Weise das die Einzelnen Modellierer tun, ob alle in derselben Weise verfahren, oder viele verschiedene Bezugsweisen auftreten das hat mit der Definition des Begriffs Modell nach Lockemann und Mayr nichts zu tun [...]“46 . Zunächst sei angemerkt, dass ich das Modellverständnis von LOCKEMANN und MAYR nicht mit einer Abbildungsorientierung gleichgesetzt habe. Diese Modelldefinition wurde bewusst inne rhalb des Kapitels zum konstruktionsorientierten Modellverständnis diskutiert. Auch gegen die Definition wurde nichts eingewendet, wie KASCHEK mir implizit unterstellt „(...) hat mit der Definition des Begriffs Modell nach Lockemann und Mayr nichts zu tun und kann daher auch nicht gegen diese Definition ins Feld geführt werden“ 47 . Allerdings habe ich gefragt, welche Beziehung zwischen Modell und Realität besteht, weil mein Artikel dem „Realitätsbezug von Informationsmodellen“ gewidmet war. Ich kann daher keinen Einwand erkennen, warum die Formulierung dieser Frage bereits ein Verstoß gegen eine angemessene 48 Diskussionskultur sein sollte. KASCHEK s Aussagen tragen wenig zur Klärung des Modellverständnisses von LOCKEMANN und MAYR bei. Warum stellt ein Modellierer den Bezug zur Realität durch sein Verhalten her? Welches Verhaltensverständnis unterstellt KASCHEK in seinem Beitrag? Ich kann nicht erkennen, wieso der Bezug zwischen einem Modell, sofern dieses eine Repräsentation ist, und dem Original durch das Verhalten des Modellierers hergestellt wird. Oder ist das Verhalten der Vorgang der Konstruktion eines Modells? Wenn eine Beziehung zwischen dem Modell und der Realität durch das Verhalten des Modellierers hergestellt wird, wieso existiert dann kein Bezug des Modells zur Realität? Wann liegt bei KASCHEK ein Bezug vor? Wie sind die zunächst gegensätzlich erscheinenden Aussagen, der Bezug des Modells zur Realität wird durch das Verhalten des Modellierers hergestellt und es kann keinen Bezug zwischen Modell und Realität geben, zu verstehen? KASCHEK betont, dass die Bezugnahme zur Realität durch einen Modellierer mö glicherweise bei vielen Modellierern gleich ist, ggf. aber auch nicht. In jedem der beiden Fälle „hat [dies nichts, d. Verf.] mit der Definition des Begriffs nach Lockemann und Mayr [...] zu tun“49 . Ich stimme dem weitgehend zu, habe allerdings auch an keiner Stelle die beiden Fälle als Anmerkungen zur Defi44 Dieses gilt umso mehr, wenn die von mir vorgenommene Differenzierung zwischen Worten und Begriffen beachtet wird. 45 Dieser Abschnitt bezieht sich auf den in §1, Absatz 7 formulierten Vorwurf. 46 Kaschek (2000), S. 12. 47 Kaschek (2000), S. 12-13. 48 Angemessen ist zumindest für den Verfasser eine Diskussionskultur, die von gegenseitiger intellektueller Neugier und gegenseitigem Respekt geprägt ist (gemäß dem Motto einer „herrschaftsfreien“ Kommunikation). 49 Kaschek (2000), S. 12. -7nition von LOCKEMANN und MAYR formuliert, so dass die Kritik KASCHEKs an meinen Aussagen verfehlt ist. 2.2 § 2 Abbildungsverständnis und Bedeutung in der AMT von STACHOWIAK In seinem zweiten Paragraphen widmet sich KASCHEK insbesondere zwei wichtigen Fragen. Erstens fragt er, was eine Abbildung ist. Zweitens wird der Zusammenhang zwischen einer Abbildungsorientierung und dem wissenschaftstheoretischen Konzept des Pragmatismus betrachtet. 2.2.1 Was ist eine Abbildung?50 Ausgangspunkt der Kritik von KASCHEK ist meine Formulierung „daß unter Abbildung eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen einem Modell als formalen Konstrukt und einer als real empfundenen Situation verstanden wird“51 . Er kritisiert erstens, dass ich mich nicht mit der Frage auseinandergesetzt habe, ob die von mir besprochenen Autoren diesem Abbildungsbegriff zustimmen. KASCHEK scheint entgangen zu sein, dass ich bewusst das vorgenannte Abbildungsverständnis als Annahme offen lege („Im folgenden soll als Demarkationspunkt der Argumentation der abbildungsorientierte Modellbegriff dienen, um diverse Kritikpunkte vorzubringen. Dabei wird zunächst unterstellt, dass unter einer Abbildung eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen einem Modell als formalen Konstrukt und einer als real empfundenen Situation verstanden wird.“52 ) Des Weiteren wurde darauf hingewiesen, 53 dass sich die Einschätzung des Modellverständnisses auf einer umfassenden Literaturanalyse sowie anderen Meinungen aus der Literatur ergeben hat. 54 Eine seriösere wissenschaftliche Einschätzung wäre nur dann möglich gewesen, wenn neben der Analyse der schriftlich vorliegenden Definitionen die Autoren angeschrieben oder interviewt worden wären. Diese Vorgehensweise würde jedoch sowohl wissenschaftliche Konventionen als auch das Zeitbudget des Autors sprengen. Der zweite Kritikpunkt betrifft die Verwendung der von mir nicht weiter erläuterten Begriffe „formales Konstrukt“ und „real empfundene Situation“. Gegen diese Kritik mag der Verfasser nichts einwenden, da nicht sämtliche Begriffe in ihrer Verwendung definiert werden können (andernfalls werden aus Artikeln ausschließlich unzählige Definitionsversuche). Die im Beitrag verwendeten Worte wurden für allgemein verständlich erachtet. Als formal dür ften Aussagen (als sprachliches Konstrukt) gelten, wenn sie mit Hilfe einer formalen Sprache erstellt werden. Die differenzierte Aussage „als real empfundene Situation“ zielt darauf ab, dass bei jeder Form der Wahrnehmung nur angenommen werden kann, dass der Inhalt der Wahrnehmung real ist. Daher kann „Realität“, „reales Problem“ etc. nur als subjektiv wahr genommene „Realität“ verstanden werden. 55 Der dritte Kritikpunkt von KASCHEK betrifft meine Interpretation des Worts Abbildung. 56 Eine Abbildung liegt vor, wenn es zu einer Menge X (oder Teilmenge) in eine Menge Y zu jedem x ? X mindestens ein y ? Y gibt. In der Mathematik werden i.d.R. formale Konstrukte auf formale Konstrukte abgebildet, während ich die Abbildungsbeziehung zwischen Realität und einem formalen Konstrukt analysiert habe. Damit wird aber die Intension des mathematischen Ab bildungsverständnisses richtig wiedergegeben, lediglich die Extensionalität des Begriffs wird ge genüber 50 Als Entgegnung auf § 2, Absatz 1 und 2 in Kaschek (2000), S. 13. 51 Schütte (1999a), S. 29. 52 Schütte (1999a), S. 29. 53 Vgl. Schütte (1999a), S. 28. 54 Vgl. Schütte (1999a), S. 28. 55 Vgl. Schütte (1998), Fußnote 15. 56 In der Mathematik wird das Wort Abbildung zumeist synonym zu dem der Funktion verwendet, vgl. Lorenz (1995b), S. 27; Malkevitch, Meyer (1974), S. 163 ff. -8der genuin empirielosen Mathematik auf die „Realität“ erweitert. Daher kann der Verfasser keinesfalls nachvollziehen, warum seine Deutung des Wortes Abbildung „mit einer Bedeutung, wie sie in der Mathematik (als einer in diesem Zusammenhang wohl einschlägigen Disziplin) üblich ist, nichts zu tun hat.“57 Neben der Mathematik wird von KASCHEK die Umgangssprache als Argument für mein angeblich verfehltes Abbildungsverständnis vorgebracht. 58 Der Terminus technicus „Abbildung“ kann in der Umgangssprache „als Darstellung (...) eines Gegenstands oder eines Sachverhaltes“59 verstanden werden. Sofern diese umgangssprachliche Deutung des Wortes angenommen wird, kann auch die Darstellung von realen Sachverhalten mit einer formalen Sprache als Abbildung bezeichnet werden. In einem vierten Kritikpunkt behauptet KASCHEK : „Da Schütte von der oben zitierten Definition (KASCHEK bezieht sich auf meine Aussage, dass ich unter einer „Abbildung eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen einem Modell als formalen Konstrukt“60 verstehe, d. Verf.) des Abbildungs begriffs ausgeht, die den Abbildungsvorgang, bzw. Zuordnungsvorgang nicht mit einschließt bleibt, so scheint es mir, ist in seiner Denkwelt kein Platz für einen Konstruktionsanteil in einem abbildungsorientierten Modellbegriff.“61 Die von mir vorgenommene Fokussierung auf die Beziehung zwischen dem Urbild und dem Ergebnis des Abbildvorgangs dürfte bei Kenntnis der deutschen Sprache unproblematisch sein. Die Substantivierung des Verbs „abbilden“ zu „Abbildung“ beinhaltet immer den Vorgang und das Ergebnis. Ich habe keinesfalls ausge schlossen, dass in der Denkwelt „des“ abbildungsorientierten Modellbegriffs der Vorgang der Abbildung eine Konstruktionsleistung sein kann. Vielmehr wurden unterschiedliche Probleme aufgezeigt, die sich aus abweichenden Abbildungsverständnissen ergeben können. 62 Sofern eine Konstruktionsleistung angenommen wird, würde das Subjekt etwas konstruieren, was trotzdem eine Abbildung der Realität darstellt. KASCHEK deutet diesbezüglich selbst auf den entscheidenden Aspekt hin. „Im vorigen Paragraphen ist als kennzeichnend für Abbildungen eine Ähnlichkeit des Urbildes und seines Abbildes festgehalten worden, die vom Urbild und nicht vom Ab bildungsvorgang, bzw. der Zuordnungsvorschrift zwischen Urbild und Abbild abhängt“63 . Sofern der Abbildungsvorgang selbst eine gedankliche Konstruktion des Modellierers erfordert, würde die Rede von der Strukturähnlichkeit zwischen Abbild und Urbild die Annahme bedingen, dass die Strukturen der Realität die geistigen Aktivitäten prägen. Ein fünfter Kritikpunkt von KASCHEK lautet: „Der Abbildungs- oder Zuordnungsvorgang kann aber durchaus in einer Konstruktionsleistung zustande kommen. Somit liegt auf dieser Ebene keine 57 Kaschek (2000), S. 13. 58 Dabei verzichtet KASCHEK auf eine Erläuterung dessen, was er unter Umgangssprache versteht. Dieses erachtet der Verfasser für unkritisch. Allerdings verwundert es, wenn KASCHEK eine Aussage „als real empfundene Situation“ für erklärungsbedürftig erachtet, das Wort „Umgangssprache“ aber nicht erläutert. Vor allem stellt sich für den Verfasser die Frage, von welchem umgangssprachlichen Verständnis des Wortes „Abbildung“ KASCHEK ausgeht, wenn er behauptet, ich würde ein falsches umgangssprachliches Verständnis von „Abbildung“ annehmen. 59 Lorenz (1995b), S. 27. Vgl. zu den sachverwandten Begriffen Abbild und Abbildtheorie Lorenz (1995a), S. 26; Lorenz (1995c), S. 27. 60 Schütte (1999a), S. 29. 61 Kaschek (2000), S. 13. 62 In Schütte (1999a), Abschnitt 3.1.1 wurden bewusst unterschiedliche Kritikpunkte gegen eine Nutzung des Terminus technicus „Abbildung“ vorgebracht. Die Kritik bestand bei der Forderung nach Homomorphie in einem Unbestimmtheitsvorwurf: Es wird von Homomorphie geredet, diese kann jedoch nicht geprüft werden. Sofern ledig lich eine Ähnlichkeitsforderung mit einer Abbildung gefordert wird, ergibt sich der Implizitheitsvorwurf, da dann Ähnlichkeitsmaßstäbe nicht formuliert werden. Damit habe ich bewusst zwei unterschiedliche Interpretationen des abbildungsorientierten Modellbegriffs antizipiert und nicht unreflektiert gegen eine von mir als Popanz aufgebaute Position argumentiert. 63 Kaschek (2000), S. 14. -9Veranlassung dazu (vor, d. Verf.) einen abbildungsorientierten Modellbegriff als mit neopragmatischen Ansichten unvereinbar einzuschätzen, wie Schütte das (..) mit Blick auf Stachowiak tut.“64 . Unabhängig von der Überlegung, wie hoch die Konstruktionsleistung des Subjekts ist, sind die daraus ge zogene Schlussfolgerungen entscheidend. Sofern eine Korrespondenz zu einem realen System ange nommen wird, ist eine realistische Erkenntnisposition anzunehmen. Diese steht jedoch im Widerspruch zu einer pragmatischen Auffassung (im Sinne einer philosophischen Grundrichtung und keiner vulgärsprachlichen Deutung). 65 Mein Vorwurf bezog sich darauf, dass realistische und pragmatische Grundpositionen i.d.R. nicht gleichermaßen eingenommen werden können. Auf der Metaebene kommt es zur Gefahr der Inkommensurabilität. 66 2.2.2 Die Rolle der Abbildung in STACHOWIAKs Allgemeiner Modelltheorie67 Aus dem im vorhergehenden Abschnitt formulierten Problem, dass die Konsistenz zwischen ontologischer und erkenntnistheoretischer Position sicherzustellen ist, ergeben sich mögliche Missinterpretationen KASCHEK s. Denn der „Rettungsversuch“ der STACHOWIAKschen Modelldefinition durch KASCHEK übersieht noch weitere Probleme eines „aufgeklärten“ Modellverständnisses. Die drei Hauptmerkmale von STACHOWIAKs Allgemeinem Modellbegriff sind nämlich weder gleichrangig noch unabhängig voneinander, wie KASCHEK dieses behauptet. 68 Ein Verzicht auf das Wort „Abbildung“ ist möglich, da Worte durch andere Worte ersetzt werden können, ohne dass die damit verbundene Intension wechselt. Allerdings geht es um die mit dem Wort „Abbildung“ verbundene Semant ik, 69 auf die STACHOWIAKs Modellbegriff nicht verzichten kann, da etwas (Modell) für etwas (Original) stehen soll. Wie soll aber etwas für etwas stehen, wenn wir das Original nicht subjektfrei kennen? Dann wird die Unterscheidung zwischen dem Original und dem Modell problematisch. Es kommt zu Schwie rigkeiten, die Beziehung zwischen dem Original und dem Modell ohne Bezug zum Sub jekt herzustellen. Wie KASCHEK auch immer die Beziehung zwischen Modell und Original bezeichnen möchte, die Annahme einer solchen Beziehung führt zwangsläufig in die von mir diskutierten Probleme. Daher kann keinesfalls die These vertreten werden, wie dies bei KASCHEK der Fall ist, dass die Abbildung nur eines von drei Merk- 64 Kaschek (2000), S. 13. 65 Dieses wird dadurch verstärkt, und auch dieses hat KASCHEK bei der Lektüre der Originalquelle STACHOWIAKs möglicherweise übersehen, dass STACHOWIAK unter Abbildung die Zuordnung von Attributen des Originals zu Attributen des Modells versteht, vgl. Stachowiak (1973), S. 132. Damit geht er von der Beziehung zwischen Mengen aus, wie es bereits im Zitat von GUTMANN zum Ausdruck gekommen ist. 66 Dieses wäre beispielsweise der Hinweis auf eine „Gefahr“, die KASCHEK von dem Verfasser einklagt (vgl. KASCHEK (2000), S. 11). Der Verfasser hat bereits an anderer Stelle solche Gefahren aufgezeigt, vgl. u. a. Schütte (1999b), S. 501 f. Die weit reichenden Konsequenzen eines solchen Modellverständnisses, zumindest wenn es logisch konsequent weitergedacht wird, sind auch anderer Stelle aufgezeigt worden, vgl. etwa Schütte (1998), S. 62, und die Beziehung zum Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung, vgl. ebenda, S. 177. Auch Reihlen (1997) und Bretzke (1980) zeigen die Bedeutung des Modellverständnisses für Vorgehensmodelle zur Modellie rung auf. 67 Als Entgegnung auf § 2, Absatz 3 in Kaschek (2000), S. 13-14. 68 „Wie ich oben in diesem Paragraphen zitiert habe behauptet Schütte, dass das Wort Abbildung die zentrale Rolle beim Modellbegriff Stachowiaks besitzt. Wie ich in meinem Beitrag ‚Was sind eigentlich Modelle?’ erläutert habe benennt Stachowiak 3 Hauptmerkmale des Allgemeinen Modellbegriffs, nämlich: Abbildungsmerkmal, Verkürzungsmerkmal und pragmatisches Merkmal. Stachowiaks Erklärung dieser Merkmale erlaubt es völlig auf das Wort Abbildung zu verzichten (...)“,Kaschek (2000), S. 13. 69 In diesem Punkt stimme ich KASCHEK zu, auch wenn seine Aussage, ich hätte diesen Sachverhalt nicht „ganz auf den Punkt gebracht“, nicht nachvollziehbar ist, da es in meiner Analyse nie um das Wort Abbildung, sondern nur um den damit verbundenen Begriff gegangen ist (wieso hätte ich sonst die Unterscheidung zwischen Wort und Begriff aus der Logischen Propädeutik übernehmen sollen?). Allerdings müssen wir uns bei unser Schreibweise bestimmter Wörter bedienen, mit Hilfe derer wir Inhalte kommunizieren. -10malen ist. Das Verkürzungsmerkmal und das pragmatische Merkmal stellen lediglich Konkretisierungen der durch die Abbildungsorientierung vorgegebenen „Modellwelt“ dar. Das Verkürzungsmerkmal unterstellt die Existenz eines Originals, das hinsichtlich seiner Komplexität bemessen werden kann, um zu einem – gegenüber dem Original – komplexitätsärmeren Modell zu gelangen. In dem Moment, in dem das Modell keine direkte Beziehung zu einem Original besitzt, wird das Verkürzungsmerkmal hinfällig. Verkürzung ist eine relative Größe, die als Bezugspunkte das Original und das Modell besitzt. Die beiden Bezugspunkte werden durch eine Beziehung (die Abbildung) beschrieben, so dass sich die Verkürzung unmittelbar auf die Ab bildung bezieht. Das pragmatische Merkmal relativiert die Abbildung, indem der Modellnutzer, der Ze itraum und gedankliche Überlegungen zu einem zum Original nicht vollständig identischen Abbild führen können. Dabei wird aber die Annahme einer strukturähnlichen Abbildung des Urbildes nicht aufgegeben, so dass das pragmatische Merkmal nur unter Beibehaltung der Strukturähnlichkeit zwischen Modell und Original zu betrachten ist. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass ohne die Beziehung zwischen Modell und Original, die bei STACHOWIAK und anderen Autoren mit Abbildung bezeichnet wird, die weiteren Merkmale des Allgemeinen Modellbegriffs in der AMT unanwendbar werden. Die von KASCHEK kritisierte Aussage, die Diskussionen um die Abbildung spiele bei Modellen eine überragende Rolle, dürfte vor diesem Hintergrund nachvollziehbar sein. Leider habe ic h es versäumt, die oben skizzierten Argumente in meinem Beitrag anzuführen. Das von STACHOWIAK als elementar bezeichnete Bewertungskriterium der Nützlichkeit eines Modells (wie der geneigte Leser bei einer pragmatischen Wissenschaftskonzeption ohnehin vermutet hätte), 70 kann in Widerspruch zur Forderung nach einer Be ziehung zwischen Original und Modell (unabhängig von der Benennung der Beziehung als Ab bildung) stehen. Hatte KASCHEK nicht zuvor immer eine Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Original und Modell als charakteristisch für Modelle (und Abbildungen) aufgefasst, 71 so steht nun die Nützlichkeit im Vordergrund. Es treten deutlich die sich auf Metaebene widersprechenden Positionen des Realismus und Pragmatismus auf. KASCHEK selbst betont, dass die Ähnlichkeit der Nützlichkeit von Modellen zumeist unterzuordnen ist. 72 Damit sind aber von einem Original unabhängige, nicht-ähnliche Darstellungen keine Modelle, sofern die ursprünglichen Charakterisie rungen für Modelle gültig sein sollen. 73 70 Dabei hatte sich der Verfasser bewusst auf GUTMANN bezogen, vgl. Gutmann (1996), der als methodischer Kulturalist, genau die Problematik zwischen Abbildung von etwas Vorgegebenem und der Nützlichkeit eines Modells in Frage stellt. Zum Methodischen Kulturalismus vgl. die Beiträge in Hartmann, Janich (1996). 71 Kaschek (2000), S. 13, S. 14. 72 Kaschek (2000), S. 14. 73 Vgl. zur Deutung der Abbildung eines abbildungsorientierten Modellbegriffs Kaschek (2000), S. 13, „urbildspezifische Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen Urbild und Abbild bestehen, wie es beim Verhältnis eines realistisch gemalten Bildes zu seinem Urbild oder einem Foto zum fotografierten Urbild der Fall ist.“ Vgl. auch Kaschek (2000), S. 14, § 14, 1. Satz. Auf der anderen Seite betont Kaschek (2000), S. 14: „Diese (die von Kaschek im Text genannten Beispiele zur möglichen Andersartigkeit von Sein und Schein) mögen genügen um die Andersartigkeit der Vorstellungen von der Realität zu illustrieren. Da Vorstellungen und mit ihnen in meiner Sichtweise die Modelle sich in den wesentlichen Eigenschaften der Dingen von diesen unterscheiden können sie nicht das Resultat der Anwendung von Abbildungen sein.“ -112.2.3 Die konstruktionsorientierte Modelldefinition von SCHÜTTE74 KASCHEK kritisiert, dass „trotz anders lautender Rhetorik Schüttes, wie man durch den Vergleich mit Stachowiaks Äußerungen feststellt, im wesentlichen eine Wiederholung der oben angegebenen Hauptmerkmale des Allgemeinen Modellbegriffs Stachowiaks (vorliegt, d.Verf.)“75 . Diese Aussage ist nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch aufgrund der polemischen Art und Weise („Rhetorik Schüttes“) abzulehnen. Die von KASCHEK angenommene Wiederholung liegt aus folgenden Gründen nur partiell vor. Zunächst sind die von STACHOWIAK genannten Merkmale in meiner Modelldefinition nicht enthalten, so dass der Wiederholungsvorwurf eine Behauptung bleibt. In der Definition des Verfassers wird keine Abbildung zwischen Ur- und Abbild gefordert, stattdessen wird von der Konstruktion eines Modellierers gesprochen. Damit werden das Verkürzungs- und das Abbildungsmerkmal hinfällig. 76 In der Modelldefinition wird explizit zwischen Modellersteller und –nutzer getrennt, während bei STACHOWIAK nur der Modellnutzer erwähnt wird. Die in der Modelldefinition enthaltene Formulierung „mit Hilfe einer Sprache“ findet sich bei STACHOWIAK an keiner Stelle. Auf die Nutzung von Sprachen zur Modellierung geht er bei den drei Hauptmerkmalen nicht ein. In der Modelldefinition wurde bewusst der Passus „(...) als relevant mit Hilfe einer Sprache deklariert“ aufgenommen, weil damit die Endogenität der Relevanz von Modellelementen deutlich gemacht wird. 77 Ich kann aus den vorgenannten Gründen nicht erkennen, wieso das kritisierte Modellverständnis eine Wiederholung von STACHOWIAKs Hauptmerkmalen ist, da kein einziges Element aus der AMT in seiner ursprünglichen Intention enthalten ist. Des Weiteren kritisiert KASCHEK , dass der Verfasser erstens „(...) im Unklaren gelassen [...] (habe, d.Verf.), was eine Konstruktion eines Modellierers ist und zweitens, weil seiner Ansicht zufolge das nicht die Konstruktion selbst, sondern ihr Ergebnis ist.“78 Das Wort Konstruktion bedeutet in der Umgangssprache „Entwurf“79 und angesichts des Kontextes, in dem sich meine Argumentation bewegte, dürfte der Bezug zu einem geistigen Entwurf sichtbar gewesen sein. Dabei entsteht ausgehend von diesem geistigen Entwurf ein Modell (insbesondere unter Nutzung einer Sprache). Meine Definition bezog somit sowohl den geistigen Akt der Erstellung des Modells als auch die Aufgabe der Repräsentation dieser gedanklichen Aktivität mit ein. Dass die Aussage des Verfassers „Ein Modell setzt sich somit aus der Konstruktion des Modellierers, dem Modellnutzer, einem Original, der Zeit und einer Sprache zusammen“80 bei KASCHEK Verwirrung auslöst, das ist der unglücklichen Formulierung des Verfassers zuzuschreiben. Allerdings ist ein Modell nur vorhanden, wenn das Ergebnis der Konstruktion mit Hilfe einer Sprache usw. verfasst wurde (dieses kann auch für interne Modelle gelten). Die Aussage, dass ein Modell die zuvor genannten Elemente aufweist, ist somit richtig. Es kann natürlich nur die „Konstruktion“ und nicht das „Ergebnis der Konstruktion“ Element des Modells sein, da sich das Modell von der Konstruktion doch gerade durch den Zusatz „Ergebnis (...)“ unterscheidet. Andernfalls wäre das Modell ein 74 Als Entgegnung auf § 2, Absatz 4 in Kaschek (2000), S. 14. 75 Kaschek (2000), S. 14. 76 Bei einer Abbildungsorientierung könnte zwar auch der Abbildungsvorgang als Vorgang mit einem „geringen Konstruktionsanteil“ angesehen werden, wie in Abschnitt 2.2.1 ausgeführt, allerdings würde die Konstruktion im Ergebnis immer noch zu einer Abbildung der Realität führen. Die im Abbildungsvorgang enthaltenen Konstruktionsleistung würde also keine verzerrte Wahrnehmung nach sich ziehen. 77 Vgl. hierzu Schütte (1998), S. 59; Schütte (1999b), S. 501 f., sowie die in den Quellen zitierten Literaturquellen, die sich mit der Optimalkomplexion von Entscheidungsmodellen beschäftigt haben. 78 Kaschek (2000), S. 14. 79 Vgl. Etymologisches Wörterbuch (1995), S. 710. 80 Schütte (1999a), S. 32. -12Element von sich selbst. Die Formulierung „setzt sich somit zusammen“ mag daher zwar unglücklich gewählt sein, aus logischer Perspektive betrachtet ist sie aber richtig. 81 2.3 §3 Was sind eigentlich Modelle? 82 Die Aussage, „(...) kennzeichnend für Abbildungen eine Ähnlichkeit des Urbildes und seines Abbildes festgehalten worden, die vom Urbild und nicht vom Abbildungsvorgang, bzw. der Zuordnungsvorschrift zwischen Urbild und Abbild abhängt“83 , und die danach von KASCHEK gezogenen Schlussfolgerungen belegen, wie wenig sinnvoll die Rede von Abbildungen im Kontext der Informationsmodellierung ist. Mit me inem Beitrag habe ich allerdings genau diese Problematik offengelegt (z. B. mit dem Implizitheitsvorwurf, der erkenntnistheoretischen Kritik). Daher stimme ich der Aussage KASCHEK s zu, „dass die Diskussion abbildungsorientierter Modellbegriffe erst sinnvoll möglich (ist, d. Verf.), nachdem man sich darüber geeinigt hat, was ein Modell ist und was eine Abbildung ist (genauer eigentlich, was ein abbildungsorientierter Modellbegriff ist)“84 . 2.4 §4 Prüfbarkeit der Strukturähnlichkeit zwischen Modell und Realität 85 Meine Aussage : „Es bleibt unklar, wie bei Annahme einer subjektiv wahrgenommenen Realität, die sich im Objektsystem widerspiegelt, die Strukturähnlichkeit zwischen Modell und Realität geprüft werden soll“ 86 wird von KASCHEK kritisiert: „Da nicht klar ist, wie Schütte wesentliche der in Rede stehenden Termini versteht kann man nicht recht nachvollziehen, ob bei Annahme einer subjektiv wahrgenommenen Realität (...) die Strukturähnlichkeit zwischen Modell und Realität nicht nachprüfbar ist“87 . Inwieweit die von mir verwendeten Termini nicht selbsterklärend sind oder ob die Lektüre der Literatur nicht ein Verständnis der verwendeten Begriffe ermöglicht hätte, sei nicht näher analysiert. KASCHEK bezweifelt nun, dass „in einem einigermaßen ‚harten’ Sinne“88 gezeigt werden kann, dass die Prüfung des Modells gegen die Realität unmöglich ist. 89 Die Zweifel von KASCHEK sind einfach zu entkräften, da er die Prüfung nur dann vornehmen kann, wenn er die subjektfreie 81 Dem Verfasser ist aber tatsächlich ein Fehler unterlaufen, den KASCHEK nicht kritisiert hat. Er schreibt „Das wesentliche Element der Modelldefinition ist die Konstruktion eines Modellierers. Sie bezieht sich auf das Ergebnis der gedanklichen Konstruktion eines Modellierers“, Schütte (1999a), S. 32. Der Bezug müsste zwischen Konstruktion und gedanklicher Konstruktion hergestellt werden, nicht zwischen der Konstruktion und dem Ergebnis der gedanklichen Konstruktion. 82 Als Entgegnung auf § 3, Absatz 1 und 2 in Kaschek (2000), S. 14. 83 Kaschek (2000), S. 14. 84 Kaschek (2000), S. 14. 85 Als Entgegnung auf § 4, Absatz 1 und 2 in Kaschek (2000), S. 15. 86 Schütte (1999a), S. 30. 87 Kaschke (2000), S. 15. 88 Kaschek (2000), S. 15. 89 Dabei unterstellt er mir nochmals mit der ihm eigenen Verbindlichkeit („Schütte argumentiert allerdings nicht gegen den (von ihm, ich erinnere daran, nicht definierten) abbildungsorientierten Modellbegriff, sondern teilt mit, dass er nicht weiß, wie geprüft werden kann, ob ein diesem Modellbegriff adäquates Modell zugrunde liegt“ (Kaschek (2000), S. 15), ich hätte den abbildungsorientierten Modellbegriff nicht definiert und könnte nicht sagen, wann ein Modell ein dem Modellbegriff adäquates Modell darstellt. Leider hat er übersehen, dass ich den Begriff auch deswegen ablehne, weil für ein abbildungsorientierten Modellbegriff die Existenz einer Abbildung konstituierend für die Existenz eines Modells ist. Damit geht es nicht um die Frage der Adäquanz im Sinne eines möglicherweise ordinal- oder intervallskalierten Bewertungskriteriums. Vielmehr ist eine Repräsentation nur dann ein Modell, wenn es eine strukturähnliche Abbildung ist (also ein nominalskaliertes Merkmal vorliegt). Das führt zu der „verblüffenden“ Situation, dass etwas keine Abbildung sein muß, trotzdem ein Modell sein und anhand der Nützlichkeit bewertet werden soll. -13Erkennbarkeit der Realität annimmt. Bei dieser Annahme eines naiven Realismus geht er davon aus, dass seine Erkenntnisse die Welt widerspiegeln. Dann prüft er das Modell in einem naiven Sinne gegen die Realität und die Ähnlichkeit zwischen Modell und Realität kann angenommen werden. Bei jeder aufgeklärten epistemologischen Position hingegen ist eine solche Prüfung bereits durch die epistemologischen Grundannahme logisch unmöglich. Verblüffend ist die Aussage von KASCHEK , dass meine Aussage „Die Strukturähnlichkeit entzieht sich jeder Prüfbarkeit, so dass der abbildungsorientierte Modellbegriff nicht mehr anwendbar ist“90 , „mit dem Rest (meiner, d.Verf.) Arbeit im Widerspruch (steht, d.Verf.), denn Schütte hat ja gerade diese Strukturähnlichkeit geprüft (zwar auf einer Meta-Ebene, aber immerhin) (...)“91 . Diese Aussage von KASCHEK ist nur eine Behauptung. Der Verfasser hat die Implikationen von Varianten des Modellbegriffs auf einer ontologischen und epistemologischen Ebene aufgezeigt. Dabei habe ich versucht zu zeigen, dass aufgrund der heute „akzeptierten“ Erkenntnispositionen der abbildungsorientierte Modellbegriff nicht aufrecht erhalten werden kann. Damit verstößt für den Verfasser der abbildungs orientierte Modellbegriff gegen die Erkenntnisse, die in der Wissenschaftstheorie allgemein akzeptiert sind. Allerdings räumt der Verfasser ein, dass es sich um Annahmen auf der Meta-Ebene handelt, die sich einer weiteren Prüfung entziehen. Wer einen naiven Realismus für vertretbar erachtet, der kann ein abbildungsorientiertes Modellverständnis annehmen. Der Verfasser hat dies niemals bestritten, lediglich die Sinnhaftigkeit der Annahme eines naiven Realismus. Der Verfasser hat vielmehr die Implikationen des abbildungsorientierten Modellbegriffs auf der Meta-Ebene abgelehnt, da ein kohärentes Aussagensystem bei der Rede von einer Abbildungsorientierung nur in Verbindung mit einem naiven Realismus möglich ist. Aus der Ablehnung eines naiven Realismus heraus wurde ein anderer Modellbegriff zugrundegelegt. 3 Abschließende Bemerkung Bei der Lektüre des Beitrags vo n KASCHEK hat sich mir die Frage gestellt, was ein geeigneter Diskussionsstil in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen ist. Diese wissenschaftsethische Fragestellung soll zwar an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. 90 Schütte (1999a), S. 31. 91 Kaschek (2000), S. 15. -14- 4 Literatur Albert, H.: Traktat der Kritischen Vernunft. 5. Aufl., Tübingen 1990. Albert, H.: Kritik der reinen Erkenntnislehre. Das Erkenntnisproblem in realistischer Perspektive. Tübingen 1987. Blasche, S.: Werturteil. In: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie 4. Hrsg.: J. Mittelstraß. Mannheim, Wien, Zürich, 1996, S. 669-670. Bretzke, W.R.: Zum Problembezug von Entscheidungsmodellen. Tübingen 1980. O’Brien, B.: Information Management Decisions - Briefings and Critical Thinking. London 1995. 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