Impulskontrolle bei Aggressivität und ADHS

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10.10.2008
Impulskontrolle bei Aggressivität und
ADHS
Manfred Döpfner
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und Jugendalters
&
Ausbildungsinstitut für Kinder
Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapie
am Klinikum der Universität zu Köln
kjppköln
akipköln
http://www.kjp-uni-koeln.de; http://www.akip.de
1
10.10.2008
© M. Döpfner
© M. Döpfner
2
10.10.2008
Impulsivität in der Schule ?
© M. Döpfner
Impulsivität in der Schule?
© M. Döpfner
3
10.10.2008
Symptomatik
© M. Döpfner
Hyperkinetische Störungen (HKS)
Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörungen (ADHS)
Kardinalsymptome
• Aufmerksamkeitsstörung
- Ablenkbarkeit
- Dauerkonzentration
• Impulsivität
- kognitiv
- motivational
- emotional
• Hyperaktivität
© M. Döpfner
4
10.10.2008
Diagnosekriterien HKS /ADHS (ICD-10 / DSM-IV):
1. Aufmerksamkeitsstörung
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Ist häufig unaufmerksam gegenüber Details oder macht Sorgfaltsfehler bei
Schularbeiten oder anderen Arbeiten/Tätigkeiten
Kann die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spiel häufig nicht aufrecht
erhalten
Scheint häufig nicht zu hören, was gesagt wird
Führt häufig Aufträge nicht durch oder erfüllt häufig Schularbeiten, oder andere
Pflichten oder Aufgaben am Arbeitsplatz nicht (nicht wegen oppositionellem Verhalten
oder weil Erklärungen nicht verstanden werden)
Kann Aufgaben und Aktivitäten nicht organisieren oder strukturieren
Vermeidet häufig oder hat einen starken Widerwillen gegen Aufgaben, die
geistiges Durchhaltevermögen erfordern (z.B. Hausaufgaben)
Wird häufig durch äußere Reize leicht abgelenkt
Verliert häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten
notwendig sind, z.B. Schulaufgaben, Bleistifte, Spielsachen oder Werkzeuge
Vergißt häufig Dinge im täglichen Ablauf
© M. Döpfner
Diagnosekriterien HKS /ADHS (ICD-10 / DSM-IV):
2. Hyperaktivität
1
Zappelt mit Händen oder Füßen oder windet sich auf
seinem Sitz
2
Verläßt seinen Platz während des Unterrichts oder in
anderen Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird
3
Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in
denen dies unpassend ist. (Bei Jugendlichen oder
Erwachsenen ist nur ein Gefühl innerer Unruhe vorhanden)
4
Ist häufig beim Spiel übermäßig laut oder hat
Schwierigkeiten sich leise zu beschäftigen
Schwierigkeiten,
5
Zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer
Aktivität, das durch die soziale Umgebung oder durch
Aufforderungen nicht durchgreifend beeinflußbar ist
© M. Döpfner
5
10.10.2008
Diagnosekriterien HKS /ADHS:
3. Impulsivität
1
Platzt häufig mit Antworten heraus, bevor Fragen zu Ende
gestellt sind
2
Kann häufig nicht in einer Reihe warten oder bei Spielen
oder Gruppensituationen warten, bis er/sie an der Reihe
ist
3
Unterbricht oder stört andere häufig (z.B. platzt in die
Unterhaltung oder Spiele anderer)
4
Redet häufig übermäßig viel, ohne angemessen auf
soziale Beschränkungen zu reagieren
Döpfner, Frölich & Lehmkuhl (2000). Hyperkinetische Störungen. Leitfaden Kinder und
Jugendpsychotherapie, Band 1. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
Symptomüberschneidung von ADHS und
SSV
Oppositionelles
Aggressives
Antisoziales Verhalten
Mangelnde Impulskontrolle
Motorische Unruhe
Aufmerksamkeitsstörung
© M. Döpfner
6
10.10.2008
Diagnosekriterien für Störung des Sozialverhaltens
(ICD-10 / DSM-IV): 1. Oppositionell-aggressives Verhalten
1
2
3
4
5
6
7
8
[Hat für das Entwicklungsalter ungewöhnlich häufige oder schwere
Wutausbrüche]
{Wird schnell wütend – DSM-IV}
Streitet häufig mit Erwachsenen
Widersetzt sich häufig aktiv den Anweisungen oder Regeln von
Erwachsenen oder weigert sich, diese zu befolgen
Ärgert andere häufig absichtlich.
Schiebt häufig die Schuld für eigene Fehler oder eigenes Fehlverhalten auf andere
Ist häufig reizbar oder lässt sich von anderen leicht ärgern
Ist häufig zornig und ärgert sich schnell
Ist häufig boshaft oder rachsüchtig
© M. Döpfner
Diagnosekriterien für Störung des Sozialverhaltens
(ICD-10 / DSM-IV): 2. Disssoziales Verhalten (1)
1
2
3
4
5
6
7
8
Bedroht, schikaniert oder schüchtert andere häufig ein
Beginnt häufig körperliche Auseinandersetzungen [nicht mit
Geschwistern]
Hat Waffen benutzt, die anderen schweren körperlichen Schaden
zufügen können [1x]
Ist körperlich grausam zu Menschen[1x]
Quält Tiere
Stiehlt in Konfrontation mit dem Opfer [1x]
Zwingt andere zu sexuellen Aktivitäten [1x]
Begeht vorsätzlich Brandstiftung mit der Absicht, schweren Schaden
anzurichten [1x]
© M. Döpfner
7
10.10.2008
Diagnosekriterien für Störung des Sozialverhaltens
(ICD-10 / DSM-IV): 2. Disssoziales Verhalten (2)
9
10
11
12
13
14
15
Zerstört vorsätzlich fremdes Eigentum (nicht durch Brandstiftung) [1x]
Bricht in fremde Wohnungen, Gebäude oder Autos ein [1x]
Lügt oft, um sich Güter/Vorteile zu verschaffen oder um
Verpflichtungen zu entgehen
Stiehlt Wertgegenstände ohne Konfrontation mit dem Opfer
Bleibt trotz elterlicher Verbote häufig nachts weg (Beginn vor 13)
IIst von Eltern/Ersatzperson
El
/E
mind.
i d 2 mall üb
über N
Nacht
h oder
d 1 mall lä
länger
als 1 Nacht weggelaufen
Schwänzt häufig die Schule (Beginn vor 13)
© M. Döpfner
Klassifikation
© M. Döpfner
8
10.10.2008
Klassifikation nach ICD-10
F91.3 Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des
F91.1
F91
1
F91.2
F91.3
Sozialverhaltens
Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen
Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen
Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem
Verhalten
Komorbidität
F90.1
F92.0
F92.8
Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung
Andere kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der
Emotionen
© M. Döpfner
Zweidimensionales Modell der SSV (Frick)
© M. Döpfner
9
10.10.2008
Klassifikation von Aggression
• expressive
p
Aggression
gg
• Funktion: Abbau von Wut
• instrumentelle Aggression
• Funktion: Vermeiden von Unangenehmem /
Erlangung von Vorteilen
© M. Döpfner
Diagnosen nach ICD-10
AufmerkHyperImpulsamkeitsaktivität
sivität
störung
situationsübergreifend
+
+
+
Störung des Sozialverhaltens
F 90.0 Einfache
Aufmerksamkeits- und
Hyperaktivitätsstörung
F 90.1
Hyperkinetische Störung
des Sozialverhaltens
Diagnosen nach DSM-IV
Aufmerksamkeitsstörung
+
Hyperaktivität /
Impulsivität
ADHS: Mischtyp
situationsübergreifend
Aufmerksamkeitsstörung
-
Hyperaktivität /
Impulsivität
ADHS V
ADHS:
Vorwiegend
i
d
unaufmerksamer Typ
situationsübergreifend
-
AufmerkHyperaktivität /
samkeitssituationsübergreifend
Impulsivität
störung
situationsübergreifend
ADHS: Vorwiegend
hyperaktiv-impulsiver Typ
© M. Döpfner
10
10.10.2008
HKS / ADHS
… ist nicht wie Masern oder Mumps (kategorial)
… sondern wie Bluthochdruck oder Übergewicht
(dimensional)
Man kann mehr oder weniger davon haben!
Die Grenzen sind fließend
Döpfner, Frölich & Lehmkuhl (2000). Hyperkinetische Störungen. Leitfaden Kinder und
Jugendpsychotherapie, Band 1. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
Merkmale von ADHS
… müssen schon vor der Einschulung auftreten
… müssen deutlich stärker sein als bei Kindern
gleichen Alters
… müssen deutlich stärker sein als bei Kindern
gleicher Intelligenz
… müssen in mehreren Lebensbereichen
auftreten (Familie, Schule)
… müssen Alltagsfunktionen beeinträchtigen
Döpfner, Frölich & Lehmkuhl (2000). Hyperkinetische Störungen. Leitfaden Kinder und
Jugendpsychotherapie, Band 1. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
11
10.10.2008
Problematische Situationen in der Familie
Hausaufgaben
Mutter telefoniert
Besuch kommt
Spiel mit anderen
Mahlzeiten
Aufträge erledigen
Zubettgehen
In der Öffentlichkeit
Waschen und Baden
Beim Fernsehen
Besuche bei Anderen
Im Auto
Kind spielt alleine
Mutter ist beschäftigt
Untersuchungsstichp.
Repräsentativstichp.
An- und Ausziehen
Wenn Vater daheim ist
0
10
20
30
40
50
60
% ausgeprägte Probleme
© M. Döpfner
Häufigkeit
© M. Döpfner
12
10.10.2008
Häufigkeit von ADHS -Symptomen in Kölner
Grundschulen (Lehrer-Urteil)
Unkonzentriert
Erhebung
g 2000;;
35 Grundschulen,
529 Schüler
nicht stillsitzen
impulsiv
Jungen
0
5
10
15
20
Mädchen
25
30
% häufig zutreffend
Döpfner, Weber & Plück (2006): Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen
(TRF). Unpublished manuscript, University Cologne.
© M. Döpfner
Symptome von Aufmerksamkeitsstörungen bei
4 – 17 Jährigen nach Elternurteil (N=700)
(8) Lässt sich leicht
ablenken
(1) Flüchtigkeitsfehler
(6) Vermeidet konzentr.
Tätigkeit
(2) Geringe
Daueraufmerksamkeit
(3) Hört nicht zu
(9) Vergesslich
(4) Beendet Aufgaben
nicht
(5) Unorganisiert
besonders
(7) Verliert Arbeitsmittel
0
5
weitgehend zutreffend
10
15
20
Anteil (%)
Döpfner et al.(2008). Diagnostik-System für Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach
ICD-10 und DSM-IV, DISYPS-II. Bern: Huber.
25
© M. Döpfner
13
10.10.2008
Symptome von Hyperaktivität bei
4 – 17 Jährigen nach Elternurteil (N=700)
(10) Zappelt
(16) ständig auf AchseDSM
(11) Steht auf
(12) kann sich nicht
ruhig beschäftigen
(13) Läuft ständig
herum
(15) durchgängige
Unruhe-ICD
besonders
(14) innere Unruhe
0
weitgehend zutreffend
5
10
15
20
Anteil (%)
Döpfner & Görtz-Dorten (2005). Diagnostik-System für Psychische Störungen im Kindes- und
Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV, DISYPS-II. Bern: Huber.
25
© M. Döpfner
Symptome von Impulsivität bei
4 – 17 Jährigen nach Elternurteil (N=700)
(20) Redet viel
(19) Stört andere
(18) Kann nicht warten
(17) Platzt heraus
besonders
0
5
weitgehend zutreffend
10
15
20
Anteil (%)
Döpfner & Görtz-Dorten (2005). Diagnostik-System für Psychische Störungen im Kindes- und
Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV, DISYPS-II. Bern: Huber.
25
© M. Döpfner
14
10.10.2008
Ursachen &
Verlauf
© M. Döpfner
Risiko- - und Schutzfaktoren
Makrosystem
• Gesellschaft und Kultur
Exosystem
• Soziale Umwelt
Mikrosystem
• Familie
Situationsfaktoren
• Kontext
• Anreiz
• Auslöser
Störungen
des
Sozialverhaltens
Individuum
• Persönlichkeit
• Temperament
• Biologische Faktoren
Urie Bronfenbrenner: Recent Advances in Research on the Ecology of Human Development, in: R.-K.
Silbereisen et al.: Development as Action in Context - Problem Behaviour and Normal Youth
Development, Berlin: Springer, 1986, S. 287 - 310.
© M. Döpfner
15
10.10.2008
Kontextvariablen, die elterliches
Erziehungsverhalten beeinflussen nach Patterson
Patterson et al. (1992) Antisocial boys. Eugene: Castalia Publishing Company
© M. Döpfner
Soziale Benachteiligung und Erziehungsverhalten
Patterson et al. (1992) Antisocial boys. Eugene: Castalia Publishing Company
© M. Döpfner
16
10.10.2008
Teufelskreis bei oppositionellem Verhalten
Aufforderung durch Eltern
Wiederholung der
Aufforderung
Nein
befolgt?
Nein
Nein
Eltern drohen
Nein
befolgt?
befolgt?
Ja
Ja
Andere Tätigkeit
Andere Tätigkeit
Eltern geben nach
Ja
Andere Tätigkeit
Andere Tätigkeit
Nein
Eltern hilflos
Eltern geben nach
Andere Tätigkeit
Eltern reagieren aggressiv
Döpfner, Schürmann & Frölich (2002). Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und
oppositionellem Problemverhalten (THOP). (3. Aufl.). Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags Union
© M. Döpfner
Problemlösedefizite bei aggressiven Kindern
Soziale Situation
Fehlwahrnehmung
Was ist passiert?
Entwicklung aggressiver
Lösungen
Was kannst Du tun? Was
noch?
Nichtbeachten von
Handlungskonsequenzen
Was wird passieren, wenn ...?
Erfolgserwartung für
gg
Handlung
g
aggressive
Was wird erfolgreich sein?
Kompetenzvertrauen für
aggressive Handlung
Was kannst Du gut?
Aggressive Handlung
Was wirst Du tun?
Döpfner, M. (1989). Soziale Informationsverarbeitung - ein Beitrag zur Differenzierung sozialer
Inkompetenzen. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 3, 1-8.
© M. Döpfner
17
10.10.2008
Jugend
Entwicklungspsychopathologische Pfade
nach Loeber
Dissoziale Gruppe
Delinquenz
Schulprobleme
Aggression
Kindheit
Oppositionelles
Trotzverhalten
Soziale Defizite
Probleme mit
Gleichaltrigen
Soziale
Isolation
ADHS
Geburt
Schwieriges
g Temperament
p
Prä- und perinatal Risikofaktoren
Störungsverlauf
© M. Döpfner
Patterson: Riskofaktoren für die Entwicklung
aggressiv-dissozialen Verhaltens
unauffällig
Zurückweisung
durch
Gleichaltrige
Oppositionellaggressives
Verhalten
Inkonsistente Erziehung
mangelnde Aufsicht
mangelnde Wärme
Hyperkinetische
Störung
Bindung an
deviante
Gleichaltrige
unauffällig
Delinquenz
Schulische
Misserfolge
Teilleistungsschwäche
Frühe
Kindheit
unauffällig
"Spätstarter"
Mittlere
Kindheit
Adoleszenz
Döpfner, 1997; modifiziert nach Patterson et al. 1989
© M. Döpfner
18
10.10.2008
Interventionsansätze
© M. Döpfner
Problembereiche bei aggressiv-dissozialen Kindern/Jugendlichen
Familie
Inkonsistente Erziehung
Mangelnde Kontrolle
Mangel
positiven Beziehungen
g an p
g
Familiäre Belastungen
Psychische Probleme der Eltern (Impuls.)
Problemlösedefizite
Kind /
Jugendliche(r)
mangelnde Impulskontrolle
mangelnde soziale Kompetenzen
Schulleistungsdefizite
Kindergarten /
Schule
Gleichaltrigengruppe
(vor-) schulische Misserfolge
Negative Lehrer-Kind-Beziehung
Ablehnung durch Gleichaltrige
deviante Gleichaltrige
Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M.
& Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer
© M. Döpfner
19
10.10.2008
Symptomzentrierte Interventionen bei aggressivdissozialen Kindern/Jugendlichen
Eltern-Kind-Training
familienzentriert
Eltern-Jugendlichen
Kommunikationstraining
Funktionelle Familientherapie
Problemlösetraining
patientenzentriert
Selbstkontrolltraining
Soziales Kompetenztraining
kindergarten- /
schulzentriert
Interventionen im
Kindergarten / in der Schule
gleichaltrigenzentriert
Interventionen in der Gleichaltrigengruppe
Döpfner, M. (2006). Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. In C. Reimer, Eckert, J., Hautzinger, M.
& Wilke, E. (Hrsg.), Psychotherapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen (3 Aufl.). Berlin: Springer
© M. Döpfner
Problembereiche ADHS
Unaufmerksamkeit
Hyperaktivität
Kind
Impulsivität
Komorbide Störungen
Funktionsbeeinträchtigung
Familie
Schule
Gleichaltrige
Erziehungs- und Beziehungsprobleme
Familiäre Belastungen, psychische Störungen der Eltern
Lernschwierigkeiten und Schulversagen
Negative Lehrer-Schüler-Beziehung
Negative Beziehung zu Gleichaltrigen
Erfordert multimodale Interventionen
Döpfner, Frölich & Lehmkuhl (2000). Hyperkinetische Störungen. Leitfaden Kinder und
Jugendpsychotherapie, Band 1. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
20
10.10.2008
Interventionen
Psychoedukation
Spieltraining
Patientenzentriert
Selbstinstruktionstraining
Selbstmanagement-Verfahren
Neurofeedback
Pharmakotherapie
Elternzentriert
(Vor)Schulzentriert
Psychoedukation
Eltern Kind Therapie
Eltern-Kind-Therapie
Psychoedukation
Interventionen in der Schule
Döpfner, Frölich & Lehmkuhl (2000). Hyperkinetische Störungen. Leitfaden Kinder und
Jugendpsychotherapie, Band 1. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
© M. Döpfner
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10.10.2008
Indikation multimodaler Therapie 1
Nicht veränderbare
oder das Kindeswohl unmittelbar
gefährdende psychosoziale
Bedingungen?
ja
Wechsel des beeinträchtigenden
Umfeldes (z.B. Schule / Familie) prüfen
ja
Behandlung der Substanzabhängigkeit
inklusive Entgiftung
nein
Substanzabhängigkeit?
nein
Ausgeprägte psychische
Störungen eines Elternteils /
oder ausgeprägte Störungen
der Partnerschaft?
nein /
ja
Komorbide Störung,
die zur Aufrechterhaltung
der aggressiv-dissozialen
S
Symptomatik
t
tik beiträgt?
b it ä t?
nein /
ja
Aggressives Verhalten
in der Familie und inkonsistentes
Erziehungsverhalten / mangelnde
Wärme?
Therapie des Elternteils / der
Partnerschaft / evtl. Maßnahmen der
Jugendhilfe
ja
ja
Primäre (zumindest parallele) Therapie
der komorbiden Störung
Elterntraining mit Interventionen in der
Familie; bei Jugendlichen Problemlöseund Kommunikationstraining mit
behavioraler Familientherapie;
ergänzend Selbstmanagement.
ja
Petermann, F., Döpfner, M., & Schmidt, M. H. (2001). Aggressiv dissoziale Störungen. Leitfaden Kinderund Jugendpsychotherapie, Band 3. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
Indikation multimodaler Therapie 2
nein /
ja
Aggressives Verhalten in
Kindergarten / Schule und
inkonsistentes pädagogisches
Verhalten / Störung der Erzieher-/
Lehrer-Kind-Beziehung?
ja
Interventionen in Kindergarten / Schule
unter Einbeziehung der Bezugspersonen
und der Gleichaltrigen (Streitschlichter);
ergänzend Selbstmanagement.
nein
Aggressiv-dissoziales
Verhalten im devianten
Gleichaltrigenverband?
ja
Interventionen zur Herauslösung des
Kindes / Jugendlichen aus dem
devianten Gleichaltrigenverband
einschließlich Selbstmanagement
nein
Mangelnde Empathie-,
Problemlöse-, Impulskontroll-,
soziale Fähigkeiten; mangelnde
moralische Urteilsbildung?
ja
Kognitiv-behaviorale Einzel- /
Gruppentherapie des Kindes /
Jugendlichen
nein
Komorbide Störung, die Folge
der aggressiv-dissozialen
Symptomatik ist?
ja
Therapie der komorbiden Störung
Petermann, F., Döpfner, M., & Schmidt, M. H. (2001). Aggressiv dissoziale Störungen. Leitfaden Kinderund Jugendpsychotherapie, Band 3. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
22
10.10.2008
Behandlungsalogrithmus : ADHS-Schulalter
deutsch: DGKJPP (2004); europäisch: Taylor et al. (2004); modifiziert
Psychoedukation, Beratung, Unterstützung des Patienten,
der Eltern und der Lehrer
sehr stark ausgeprägt,
situationsübergreifend,
behindernd?
nein
Symptomatik in der Schule?
ja
ja
Interventionen in der Schule;
kognitive Interventionen
ja
Eltern-Kind-Training;
Interventionen in der Familie;
kognitive Interventionen
nein /ja
Symptomatik in der Familie?
Pharmakotherapie
nein
ADHS-Symptomatik
ADHS
S
t
tik persistiert;
i ti t
und bislang keine Medikation?
ja
nein / ja
Komorbide Symptomatik?
ja
Therapie komorbider Symptomatik
Taylor, Doepfner, Sergeant, et al. (2004). Clinical guidelines for hyperkinetic disorder- first upgrade. European
Child & Adolescent Psychiatry, 13, supplement 1, I/7 - I/30
Döpfner & Lehmkuhl (2003). Hyperkinetische Störungen (F90). In Deutsche Gesellschaft für Kinder-und Jugendpsychiatrie und_Psychotherapie et al. (Hrsg.), Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen
im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter (2. Aufl., S. 237-249). Köln: Deutscher Ärzte Verlag.
© M. Döpfner
Behandlungsalogrithmus : ADHS-Vorschulalter
deutsch: DGKJPP (2004); europäisch: Taylor et al. (2004); modifiziert
Psychoedukation, Beratung, Unterstützung des Patienten,
der Eltern und der Erzieher
Ausgeprägte ADHS-Symptome
auch in Spielsituationen mit
Therapeuten?
nein
Symptomatik im Kindergarten?
ja
ja
Spieltraining: Aufbau von
intensivem Spielverhalten
p
Interventionen im Kindergarten
nein /ja
Symptomatik in der Familie?
ja
Eltern-Kind-Training;
Interventionen in der Familie;
j
ja
Ph
Pharmakotherapie
k th
i /
Platzierung in spezieller Einrichtung
nein
ADHS-Symptomatik persistiert
nein / ja
Komorbide Symptomatik?
ja
Therapie komorbider Symptomatik
Taylor, Doepfner, Sergeant, et al. (2004). Clinical guidelines for hyperkinetic disorder- first upgrade. European
Child & Adolescent Psychiatry, 13, supplement 1, I/7 - I/30
Döpfner & Lehmkuhl (2003). Hyperkinetische Störungen (F90). In Deutsche Gesellschaft für Kinder-und Jugendpsychiatrie und_Psychotherapie et al. (Hrsg.), Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen
im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter (2. Aufl., S. 237-249). Köln: Deutscher Ärzte Verlag.
© M. Döpfner
23
10.10.2008
Elterntraining und
Interventionen in der Familie
© M. Döpfner
THOP
Therapieprogramm
für Kinder mit
Hyperkinetischem
und Oppostionellem
Problemverhalten
PEP
Präventionsprogramm
für Kinder mit
Expansivem
Problemverhalten
W&T
Selbsthilfeprogramm
Wackelpeter &
Trotzkopf
24
10.10.2008
8 Grundprinzipien für Eltern
nTun Sie etwas für sich selbst!
nVersuchen Sie nicht, perfekt zu sein!
nStärken Sie die positive Beziehung zu Ihrem Kind!
nStellen Sie klare Regeln auf!
nLoben Sie Ihr Kind!
nSeien Sie konsequent!
nVersuchen Sie, die Probleme vorherzusehen!
nBehalten Sie die Übersicht!
© M. Döpfner
Wackelpeter & Trotzkopf
Anwendungsmöglichkeiten
z Im Selbsthilfemanual „Wackelpeter und Trotzkopf sind die
Interventionen ausführlicher und konkreter beschrieben.
z Anwendungsmöglichkeiten
Özur Information
Öals Selbsthilfeprogramm
Özur Beratung bei medikamentöser Therapie
Öim Rahmen von Verhaltenstherapie (mit THOP)
Wackelpeter & Trotzkopf ist das erste
Selbsthilfeprogramm, dessen Wirksamkeit empirisch
belegt ist
Döpfner, M., Schürmann, S., & Lehmkuhl, G. (2000). Wackelpeter & Trotzkopf. Hilfen bei
hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (2. überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz, Psychologie
© M. Döpfner
25
10.10.2008
Wackelpeter & Trotzkopf
Elternleitfaden
Das Problem unter die Lupe nehmen
1. Welche Probleme hat mein Kind?
2. Probleme, Belastungen und Stärken in unserer Familie?
3 Der Teufelskreis
3.
f
Sich wieder mögen lernen
4. Was mögen Sie an Ihrem Kind?
5. Die Spaß & Spiel - Zeit
Das kriegen wir geregelt! – Familienregeln formulieren und einhalten
6. Familienregeln
7 Geben Sie wirkungsvolle Aufforderungen
7.
8. Loben Sie Ihr Kind, wenn es Aufforderungen und Regeln befolgt
9. Setzen Sie natürliche Konsequenzen, wenn Ihr Kind Aufforderungen und
Regeln nicht befolgt
Döpfner, M., Schürmann, S., & Lehmkuhl, G. (2000). Wackelpeter & Trotzkopf. Hilfen bei
hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (2. überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz, Psychologie
© M. Döpfner
Wackelpeter & Trotzkopf
Elternleitfaden
Spielerisch, aber konsequent! – Möglichkeiten der Verhaltensänderung
10. Wenn Lob alleine nicht ausreicht: Der Punkte-Plan
11 Wie
11.
Wi man einen
i
P kt Pl verändert
Punkte-Plan
ä d und
db
beendet
d
12. Der Wettkampf um lachende Gesichter
Pannenhilfe bei neuen und hartnäckigen Problemen
13. Wenn neue Probleme auftauchen
14. Wenn sich Probleme nicht lösen lassen
Mit Memokarten als Hilfe zur konkreten Umsetzung
Döpfner, M., Schürmann, S., & Lehmkuhl, G. (2000). Wackelpeter & Trotzkopf. Hilfen bei
hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (2. überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz, Psychologie
© M. Döpfner
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10.10.2008
Klinik und Poliklin
nik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und JJugendalters der Unive
ersität zu Köln
Anwendungsbereiche von THOP
Hyperkinetische
Oppositionelle Hyperkinetische
Störung
Störung des
Verhaltensdes Sozialverhaltens
Sozialverhaltens
störung
Hyperkinetische
Störung
Alter: 3 - 12 Jahre
Setting: ambulant, (teil)stationär
Dauer: variabel (wenige Wochen bis viele Monate)
© M. Döpfner
Klinik und Poliklin
nik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und JJugendalters der Universität zu Köln
THOP: Struktur
THOP
Eltern-Kind
Programm
Kindzentrierte
Intervention
•Therapiegeschichten
•Spieltraining
•Selbstinstruktion
•Selbstmanagement
Interventionen
im Kindergarten /
in der Schule
Familienzentrierte
Intervention
© M. Döpfner
27
10.10.2008
Klinik und Poliklin
nik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und JJugendalters der Universität zu Köln
Therapiegeschichten
Klinik und Poliklinikk für Psychiatrie und P
Psychotherapie
des Kindes- und Ju
ugendalters der Univerrsität zu Köln
© M. Döpfner
Therapieprogramm für Kinder mit
hyperkinetischem und oppositionellem
Problemverhalten (THOP)
z familienzentrierte Interventionen
► Veränderung familiärer Bedingungen
► der Eltern-Kind-Interaktion
► Verminderung der Verhaltensauffälligkeiten in der Familie
z Patientenzentrierte / elternzentrierte Interventionen
► Beziehungsaufbau + Förderung von Änderungsmotivation
► Aufbau von Spielintensität / -ausdauer
► Aufbau von reflexivem u. konzentriertem Arbeitsverhalten
► Verminderung von Verhaltensauffälligkeiten
z KindergartenKindergarten / schulzentrierte Interventionen
► Veränderung der Interaktion mit dem Kind
► Verminderung der Verhaltensauffälligkeiten im
Kindergarten / in der
Schule
► Verbesserung der Kooperation zwischen Eltern und Schule
z Kombination mit Pharmakotherapie (optional)
© M. Döpfner
28
10.10.2008
Klinik und Poliklin
nik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und JJugendalters der Universität zu Köln
THOP: Ablauf
Diagnostik
3-4
Std.
Problemdefinition,
Störungskonzept,
Behandlungsplanung
mind.
3 Std.
spezfische Bausteine
variabel
Nachsorge
(booster sessions)
variabel
BeziehungsAufbau
- Eltern
- Kind
© M. Döpfner
Klinik und Poliklin
nik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und JJugendalters der Universität zu Köln
THOP: Ablauf einer typischen Sitzung
Gespräch über die Ereignisse seit der letzten Sitzung und
Bearbeitung der Problemliste.
Auswertungsgespräch über die Therapieaufgaben der
letzten Sitzungen.
Gespräch über die Ziele des Therapiebausteins
Erarbeitung der Intervention anhand des Elternleitfadens
Elternleitfadens.
Einüben der Intervention
Besprechung der Therapieaufgaben
© M. Döpfner
29
10.10.2008
Interventionen
im Kindergarten / in der Schule
© M. Döpfner
11 Grundprinzipien,
für Lehrerinnen und Lehrer
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
Behalten Sie die Übersicht!
Überprüfen Sie die Zusammensetzung der Klasse.
Überprüfen Sie die Organisation des Klassenzimmers.
Gestalten Sie den Unterricht möglichst
g
strukturiert und
abwechslungsreich.
Stärken Sie Ihre positive Beziehung zum Kind.
Sprechen Sie die Probleme an.
Stellen Sie klare Regeln auf.
Loben Sie das Kind häufig und unmittelbar.
Seien Sie konsequent.
Leiten Sie das Kind zur Selbstkontrolle an.
Halten Sie einen engen Kontakt zu den Eltern.
© M. Döpfner
30
10.10.2008
Interventionen im Kindergarten / in der Schule
Unterstützung einer Kooperation zwischen Eltern und Erziehern / Lehrern.
Überprüfung der Gruppen- / Klassenstruktur, Festlegen von Verhaltensregeln für die
ganze Gruppe / Klasse und entsprechende positive Konsequenzen bei
Regeleinhaltung sowie negative Konsequenzen bei Regelübertretung.
n Identifikation spezifischer Problemsituationen und Problemverhaltensweisen des
Kindes / Jugendlichen (Zielprobleme) im Kindergarten /in der Schule und Kontrolle
ihres Verlaufs.
n Analyse positiver und negativer Konsequenzen für angemessenes und für auffälliges
Verhalten gemeinsam mit dem Erzieher / Lehrer.
n
n
Petermann, F., Döpfner, M., & Schmidt, M. H. (2001). Aggressiv dissoziale Störungen. Leitfaden Kinderund Jugendpsychotherapie, Band 3. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
Interventionen im Kindergarten / in der Schule
n
Wenn negative Erzieher/Lehrer-Kind-Interaktionen dominieren, sollten zunächst
Interventionen zur Steigerung der positiven Aufmerksamkeit und Zuwendung der
Bezugspersonen zum Kind eingesetzt werden.
n
Erarbeitung von Möglichkeiten Aufforderungen wirkungsvoll zu stellen
stellen, Grenzen zu
setzen und dem Kind / Jugendlichen eine positive Rückmeldung zu geben, wenn
Aufforderungen und Grenzen beachtet werden.
n
Erarbeitung von angemessenen negativen Konsequenzen bei auffälligem Verhalten
des Kindes / Jugendlichen. Diese Konsequenzen sollten eng mit dem
Problemverhalten verknüpft sein und immer erfolgen, wenn das Problemverhalten
auftritt.
Petermann, F., Döpfner, M., & Schmidt, M. H. (2001). Aggressiv dissoziale Störungen.
Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 3. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
31
10.10.2008
Interventionen im Kindergarten / in der Schule
n
Anwendung von Token-Systemen, um angemessenes Verhalten in spezifischen
Situationen zu verstärken
n
Anwendung von Verstärker-Entzugs-Systemen (response cost), um besonders
häufiges Problemverhalten (z.B. ständiges Aufstehen im Unterricht, Stören anderer)
zu vermindern.
n
Anwendung von Auszeit (das Kind muss das Klassenzimmer /den Gruppenraum
verlassen) vor allem bei ausgeprägten Formen von oppositionellem Verhalten und
wenn negative Konsequenzen auf das Problemverhalten nicht hinreichend
erfolgreich sind.
Petermann, F., Döpfner, M., & Schmidt, M. H. (2001). Aggressiv dissoziale Störungen.
Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 3. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
Interventionen im Kindergarten / in der Schule
Im Jugendalter werden statt Token-Systemen therapeutische Verträge und
Selbstmanagement-Verfahren benutzt.
n Unterstützung des Kindes / Jugendlichen bei der angemes-senen Wahrnehmung
einer Konfliktsituation, der Entwicklung von Handlungsalternativen, der Beachtung
von Handlungs-konsequenzen sowie der Umsetzung von Problemlösungen (im
Rahmen des Unterrichtes, eines Streitschlichterprogrammes oder in der Einzelarbeit
mit dem Kind).
n Unterstützung des Kindes / Jugendlichen bei einer angemessen moralischen
Bewertung von eigenem Verhalten und dem anderer.
n Unterstützung des Kindes / Jugendlichen bei einer Kontrolle von emotionalen
Impulsen und dem angemessenen Ausdruck von Ärger und angemessener
Selbstbehauptung.
n
Petermann, F., Döpfner, M., & Schmidt, M. H. (2001). Aggressiv dissoziale Störungen.
Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 3. Göttingen: Hogrefe.
© M. Döpfner
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10.10.2008
Effekte organisierter Spiele in der Hofpause
Anzahl aggressiver Handlu
ungen
300
250
200
150
100
50
0
1
3
5
7
9
11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35
Tage
(Murphy et al. 1983)
© M. Döpfner
Interventionen in der Schule bei Kindern mit hyperkinetischen und
oppositionellen Verhaltensauffälligkeiten (Grundschule, 16 Lehrer)
3
Baseline
Treatment
2,5
2
1,5
1
0,5
,
0
t1
t2
t3
t4
t5
t6
t7
t8
t9 t10 t11 t12 t13 t14 t15 t16 t17 t18 t19
Intervention (n=25)
Kontrolle (n=17)
Frölich, Döpfner et al. (2005) Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Interventionen bei Schülern mit
expansiven Verhaltensstörung in einer Grundschule. Unpubliziertes Maniuskripz
© M. Döpfner
33
10.10.2008
Streitschlichtung: Leitfaden
1. Einleitung
● Begrüßen, Ziele verdeutlichen, Grundsätze benennen
● Schlichtungsprozess erklären
● Gesprächsregeln benennen, Gesprächsbeginn vereinbaren
2 Klärungen
2.
● Berichten
● Zusammenfassen
● Nachfragen
● Befindlichkeit ausdrücken
● Anteile am Konflikt artikulieren
3. Lösungen
● Lösungsmöglichkeiten überlegen
● Lösungsmöglichkeiten aufschreiben
● Lösungen auswählen und vereinbaren
4. Vereinbarungen
● Vereinbarungen aufschreiben
● Vereinbarungen unterschreiben
© M. Döpfner
Soziale Kompetenztrainingsund gleichaltrigenbezogene
Interventionen
© M. Döpfner
34
10.10.2008
THAV: Therapieprogramm für Kinder mit
aggressivem Verhalten
Görtz-Dorten & Döpfner (2007): Therapieprogramm für Kinder mit aggressivem Verhalten. Göttingen:
Hogrefe
© M. Döpfner
Therapieprogramm für aggressives Verhalten (THAV)
Erarbeitung real stattgefundener sozialer Konfliktsituationen
Patient beschreibt eigene Wahrnehmung,
entwickelt Handlungsalternativen,
bewertet sie und nennt Handlungsstrategien
Störungen
g in
jja
sozial-kognitiver
i lk
ii
Problemlösung?
nein
Patient beurteilt Ausmaß von Ärger
Intensiver Ärger?
ja
Problemlösetraining
Ärgerkontrolltraining
nein
Beobachtung des Verhaltens im Rollenspiel
Ineffektives
Verhalten?
ja
Soziales Kompetenztraining
nein
Beobachtung des Verhaltens in realer Situation
aggressives
Verhalten?
ja
Selbstmanagement und
Interventionen im natürlichen Umfeld
mit pos. / neg. Konsequenzen
© M. Döpfner
35
10.10.2008
THAV
Modul I: Diagnostik und Vorbereitungsphase
Bausteine 1– 3: Beziehungsaufbau, Motivationsaufbau,
Aufbau positiver Sichtweisen, Problemdefinition,
Entwicklung eines Störungskonzept
Modul II: Problemlösetraining
Bausteine 4– 6: kognitiv-emotionale Komponenten der Störung
Modul III: Ärgerkontrolltraining
Baustein 7:Impulskontrolle
Modul IV: Kompetenztraining
Baustein 8 – 11: situationsbezogene Einheiten mit starkem Anteil des Einübens
von sozial kompetentem Verhalten
Modul V: Abschluss
Baustein 12: Abschluss der Therapie
THAV
Modul I:
Diagnostik und
Vorbereitungsphase
Exploration
Rollenspiele
Der Max hat so komisch gegrinst als ich erzählt habe
ich bleibe Fan vom FC Köln, auch wenn sie absteigen
Der macht sich über mich lustig und lacht mich
aus und hat auch was gegen den FC.
Ich war stinke wütend auf den.
Ich hab ihn angebrüllt und gesagt: wenn Du noch weiter so doof
lachst, dann kriegst Du eine aufs Maul.
Er hat weiter gegrinst und ich hab ihm eine aufs Maul gegeben.
Dann hat der geheult und ist weggerannt.
Ich weiß nicht.
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
36
10.10.2008
THAV
Was ist passiert?
-
Ein Kind rempelt mich an.
-
Ein Junge guckt mich an.
-
Ein Kind rempelt mich an.
-
Ein Junge guckt mich an.
+ Was denkst Du?
= Was fühlst Du?
Ärgermacher:
g
- „Das hat es mit voller Absicht
gemacht!“
- „Der will mich provozieren!“
- Wut,, Ärger
g
Ärgerkiller:
-„Das hat er wahrscheinlich aus
Versehen getan!“
- „Vielleicht schaut er nur
zufällig in meine Richtung!“
- Wut, Ärger
- Ruhe
- Gelassenheit
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
Wutbrille
Wutbrille
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
37
10.10.2008
Ärgergedanken
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
Coolbrille
Coolbrille
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
38
10.10.2008
Ärgerkillergedanken
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
Ärgerthermometer
Ein Kind lacht über mich
Max sagt Hurensohn
Ein Kind schubst mich
Ein Kind schubst mich
Wenn ich glaube ein anderer
lacht über mich
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
39
10.10.2008
Detektivbogen
zur Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle
Ich bin mein eigener Detektiv und beobachte mich in
Situationen,in denen ich in Streit mit anderen gerate!
Was ist
passiert?
D
Datum
15.7.06
Tom hat mir in
der Schule mein
Heft
weggenommen.
Meine
G d k ?
Gedanken?
(Ärgermacher)
Der will mich
ärgern und mir das
Heft kaputt
machen.
Meine
Gefühle?
Ich war stocksauer!
Wie kann ich
das Problem
noch
sehen?
(Ärgerkiller)
Der will mir einen
Streich spielen.
Wenn die Stunde
beginnt gibt er es mir
zurück.
Welche
Gefühle
hätte ich
dann
gehabt?
Ich wäre etwas
unruhig.
Ärgerthermometer
t
(0-100)
Ich habe ihm in den
Bauch getreten.
80
Ärgerthermom
eter
(0-100)
20
Meine
Reaktion
Was hätte
ich anderes
tun können?
Ich hätte ihm gesagt:
“ Wenn die Stunde
beginnt, musst Du es
mir sowieso zurück
geben.“
Was ist
d
dann
passiert?
OK?
?
Er hat bei der
Lehrerin gepetzt
und ich hab Ärger
bekommen.
Nein.
Was wäre
dann wohl
passiert?
Zum
Stundenbeginn
hätte er es mir
wiedergegeben
OK?
Ja!
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
Ängstlich
Fröhlich
Traurig
Wütend
THAV
Übungen zur Emotionserkennung und Empathie
Hau´ ja ab,
sonst passiert
was!
Mein Freund hat
mir was tolles
geschenkt.
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
40
10.10.2008
Weißt Du, Biest, man darf alle seine Gefühle zeigen, auch
seine Wut. Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht alle
Verhaltensweisen. Man darf niemandem schaden oder
wehtun. Das ist echt total uncool! Außerdem redest
Du einem Ärgergedanken ein und behinderst einen,
sich in einer Situation zu überlegen, was man am
besten tun könnte, da im Kopf kein Platz mehr für
wichtige Überlegungen ist. Und das ist voll unfair. Du
musst noch gezähmt werden!
Los werde total wütend. Ärgere Dich richtig!
Fühl Dich schlecht und ungerecht behandelt.
Schlag zu, egal wenn Du danach sicher ganz
viel Ärger bekommst. Los mach schon! Klar
gibt es coolere Wege Streit zu beenden, aber
die verrate ich Dir nicht, denn Du bist mein
persönlicher Wut-Sklave! Über wen soll ich
sonst lachen. Ich herrsche über Dich und Du
machst gefälligst nur, was ich Dir sage. Ich
halte Dich schwach und willenlos. Und ich
werde
d d
dadurch
d
h iimmer größer,
öß
weil
il iich
h mich
i h von
Deiner Wut ernähre. Mit jedem Wutausbruch
fütterst Du mich...
Woran erkenne ich frühzeitig meinen Ärger
(das Biest), so dass ich meine Ärger-Polizei
rechtzeitig rufen kann?
Gedanken
Überzeugungen
Situationen
Körpersignale
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
THAV
einem falsche Tipps zu geben, so
dass man viel Ärger bekommt.
Es macht,dass es einem schlecht
geht und man keine Freunde findet.
Es stiftet einen an, andere Kinder zu
verprügeln
verprügeln.
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
41
10.10.2008
THAV
Das Biest ist voll gemein. Es macht,das es mir oft
schlecht geht. Es will der Bestimmer über mich
sein, aber das will ich nicht. Es gibt mir extra
falsche Tipps. Es soll mich in Ruhe lassen.
Es macht, dass ich ständig Ärger mit meinen Eltern
bekomme. Mit anderen Kindern hab ich viel Streit.
Niemand will mein Freund sein.
Ich fühl mich schlecht.
Ich bin stocksauer auf das Biest.
„Hau ab! Ich werde Dich besiegen. Du bekommst meine
Wut nicht mehr.“ Es soll seine Macht verlieren.
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
THAV
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
42
10.10.2008
THAV
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
THAV
Gelb: Freunde
Rot: „Feinde“
Blau: Hätte ich gerne als Freunde
Orange: Mag ich manchmal und
Institut
Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
manchmal
nicht
43
10.10.2008
THAV
Max
Max
Ich könnte Max androhen, ihn noch mal zu
verprügeln.
Ich könnte mich bei Max entschuldigen.
Ich könnte Max sagen, was mich so sauer
gemacht hat.
Max
Max
Ich könnte Max sagen, dass ich nichts mehr mit
ihm zu tun haben will.
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
THAV
Der Max hat so komisch gegrinst als ich erzählt habe
ich bleibe Fan vom FC Köln, auch wenn sie absteigen
Der macht sich über mich lustig
und lacht mich aus und hat auch
was gegen den FC
Typisch, der Rene ist auch
so ein Verlierertyp. Das
passt ja!
Ich war stinke wütend auf den
Schadenfreude
80
Ich hab ihn angebrüllt und
gesagt: wenn Du noch weiter so
doof lachst, dann kriegst Du eine
aufs Maul
20
Er hat weiter gegrinst und ich
hab ihm eine aufs Maul gegeben.
Dann hat der geheult und ist
weggerannt.
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
44
10.10.2008
THAV
Vielleicht hat er mich gar nicht ausgelacht. Und
wenn, es können ja nicht alle Fans vom FC sein.
Ich hätte mir sagen können: cool bleiben Junge; das müssen die ‚Spieler auf dem Spielfeld ja auch.
Fragen: Wie biste etwa kein Fan vom FC?
+
Sagen: Da kannste grinsen wie Du willst; gute Fans halten +
auch in schlechten Zeiten zu ihrem Club
Ich krieg das gut hin
Der hätte wahrscheinlich gesagt: Da haste recht;
aber freuen tu ich mich doch, wenn der FC absteigt.
O.K.
Das ist fair
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln
Pharmakotherapie bei
ADHS + SSV
© M. Döpfner
45
10.10.2008
Pharmakotherapie bei ADHS + SSV
z Pharmakotherapie mit MPH und mit Atomoxetin
kann auch oppositionell-aggressive Symptomatik
vermindern
z möglicherweise eher expressive Aggression (und
nicht instrumentelle)
z möglicherweise eher im höheren Dosierungsbereich
z Risperidon ist bei Minderjährigen mit
Intelligenzminderung / Autismus und aggressiven
Durchbrüchen erfolgreich und zugelassen
(Gewichtszunahme!!)
© M. Döpfner
Effekte von Methylphenidat mit modifizierter Freisetzung
(MPH-MF, Medikinet® retard) auf
ADHS-Symptomatik im Lehrerurteil (FBB-HKS)
2,5
MANOVA: sign. Interaktionseffekt
Behandlung X Messung (p<.001)
2
1,5
d=1.0
1
05
0,5
Placebo (n=42)
MPH-MF (n=43)
0
0
*
1
vergleichbare Effekte
• in allen Altersgruppen
• auf den Subskalen Hyperaktivität-Impulsvität
und Aufmerksamkeitsstörungen
*2
Behandlungswochen
*3
*
Döpfner, M. et al., (2003). Langzeitwirksames Methylphenidat bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit- /
Hyperaktivitätsstörungen. Eine multizentrische Studie. Nervenheilkunde 22, 85-92.
*4
sign. Unterschied
© M. Döpfner
46
10.10.2008
Effekte von Methylphenidat mit modifizierter Freisetzung
(MPH-MF, Medikinet® retard) auf
ADHS-Symptomatik im Elternurteil (FBB-HKS)
2,5
MANOVA: sign. Interaktionseffekt
Behandlung X Messung (p<.001)
2
1,5
d=1.0
1
Placebo (n=42)
05
0,5
MPH MF (n=43)
MPH-MF
Lehrer Placebo (n=42)
Lehrer MPH-MF (n=43)
0
0
1
intent to treat - Analyse
vergleichbare Effekte
• in
i allen
ll Alt
Altersgruppen
• auf den Subskalen Hyperaktivität-Impulsivität
und Aufmerksamkeitsstörungen
*2
Behandlungswochen
*3
*
*4
sign. Unterschied
Döpfner, M. et al., (2003). Langzeitwirksames Methylphenidat bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit- /
Hyperaktivitätsstörungen. Eine multizentrische Studie. Nervenheilkunde 22, 85-92.
© M. Döpfner
Effekte von Methylphenidat mit modifizierter Freisetzung
(MPH-MF, Medikinet® retard) auf
Oppositionelle Symptomatik im Lehrerurteil (FBB-SSV)
MANOVA: sign. Interaktionseffekt
Behandlung X Messung (p<.001)
15
10
d=1.0
5
Placebo (n=42)
MPH-MF (n=43)
0
0
*1
intent to treat - Analyse
*2
Behandlungswochen
*3
*
*4
sign. Unterschied
Döpfner, M. et al., (2003). Langzeitwirksames Methylphenidat bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit- /
Hyperaktivitätsstörungen. Eine multizentrische Studie. Nervenheilkunde 22, 85-92.
© M. Döpfner
47
10.10.2008
Effekte von Methylphenidat mit modifizierter Freisetzung
(MPH-MF, Medikinet® retard) auf
Oppositionelle Symptomatik im Elternurteil (FBB-SSV)
MANOVA: sign. Interaktionseffekt
Behandlung X Messung (p<.001)
20
15
d=0,4
10
5
Placebo (n=42)
MPH-MF (n=43)
Lehrer-Placebo (n=42)
Lehrer-MF (n=43)
0
0
intent to treat - Analyse
1
*2
Behandlungswochen
*3
*
sign. Unterschied
Döpfner, M. et al., (2003). Langzeitwirksames Methylphenidat bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit- /
Hyperaktivitätsstörungen. Eine multizentrische Studie. Nervenheilkunde 22, 85-92.
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psy
ychotherapie
des Kindes- und Jug
gendalters der Universität zu Köln
*4
© M. Döpfner
Danke
© M. Döpfner
48
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