Ist Prävention von ADHS möglich? Manfred Döpfner

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Ist Prävention von ADHS möglich?
Manfred Döpfner
Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) treten in der Regel
bereits im Kindergartenalter auf und sind über das gesamte Kindesalter hinweg bis
ins Jugendalter relativ stabil. Die Symptomatik kann zu erheblichen Einschränkungen
in der psychosozialen Anpassung und der Lebensqualität der Betroffenen führen und
einen erheblichen Leidensdruck bei den Betroffenen und ihren Bezugspersonen
auslösen. Die Behandlung ist aufwändig und langwierig. Daher stellt sich die Frage
ob durch präventive psychosoziale Interventionen die Entwicklung der Störung
frühzeitig begrenzt werden kann. Neben universellen Präventionsstrategien sind
selektive und indizierte Strategien der Prävention mögliche Ansatzpunkte. Der
Vortrag beschreibt die Entwicklung und Evaluation eines indizierten
Präventionsprogramms für Kinder mit expansivem Problemverhalten (PEP), das über
Trainingsgruppen für Eltern und für Erzieher(innen) zum Ziel hat, ADHS-Symptome
und aggressive Verhaltensweisen in der Familie und im Kindergarten gezielt zu
vermindern. In mehreren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten
Evaluationsstudien konnte die Wirksamkeit sowohl des kombinierten Eltern- und
Erziehertrainings als auch der beiden isoliert durchgeführten Trainings belegt
werden. Dabei wurden neben randomisierten Kontrollgruppenstudien auch Studien
zur Überprüfung der Alltagswirksamkeit durchgeführt. Daneben konnte gezeigt
werden, dass sich die erzielten Effekte stabilisieren.
Literatur
Hanisch, C., Freund-Braier, I., Hautmann, C., Jänen, N., Plück, J., Brix, G., Eichelberger, I. &
Döpfner, M. (2010). Detecting effects of the indicated Prevention programme for
Externalizing Problem behaviour (PEP) on child symptoms, parenting, and parental
quality of life in a randomised controlled trial. Behavioural and Cognitive
Psychotherapy, 38, 95-112.
Hanisch, C., Hautmann, C., Eichelberger, I., Plück, J. & Döpfner, M. (2010). Die klinische
Signifikanz des Präventionsprogramms für Expansives Problemverhalten (PEP) im
Langzeitverlauf.Verhaltenstherapie 20, 265-274.
Hanisch, C., Plück, J., Meyer, N., Brix, G., Freund-Braier, I., Hautmann, C. & Döpfner, M.
(2006). Kurzzeiteffekte des indizierten Präventionsprogramms für Expansives
Problemverhalten (PEP) auf das elterliche Erziehungsverhalten und auf das kindliche
Problemverhalten. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 35(2),
117-126.
Hautmann, C., Hanisch, C., Mayer, I., Plück, J. & Döpfner, M. (2008). Effectiveness of the
prevention program for externalizing problem behaviour (PEP) in children with
symptoms of attention-deficit/hyperactivity disorder and oppositional defiant disorder-generalization to the real world. Journal of Neural Transmission, 115(2), 363-370.
Hautmann, C., Hanisch, C., Mayer, I., Plück, J., Walter, D. & Döpfner, M. (2009). Does
parent management training for children with externalizing problem behavior in
routine care result in clinically significant changes? Psychotherapy Research, 19, 224
- 233.
Plück, J., Wieczorrek, E., Wolff Metternich, T. & Döpfner, M. (2006). Präventionsprogramm
für Expansives Problemverhalten (PEP). Ein Manual für Eltern- und Erziehergruppen.
Göttingen: Hogrefe.
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Oster-Seminar-Kongress in Brixen, 17. - 23.4.2011 – Vorträge Prof. Dr. M. Döpfner am 20./21.4.2011
Von Selbsthilfe über Psychoedukation zur Verhaltens- und Pharmakotherapie:
Adaptive multimodale Therapie des ADHS
Manfred Döpfner
Die multimodale Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsdefizit/ Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) gilt als Standard in der Behandlung dieser
psychischen Störung. Häufig wird dabei jedoch nicht so deutlich, welche
Komponenten der Behandlung darunter subsumiert werden und welche die
Indikationen für die einzelnen Komponenten sind. Behandlungsleitlinien von
pädiatrischen und kinder- und jugendpsychiatrischen Fachgesellschaften auf
nationaler und internationaler Ebene haben differenzialdiagnostische
Entscheidungsbäume vorgeschlagen, die helfen, einige der Unklarheiten zu
beseitigen. Häufig ist dabei ein adaptives Vorgehen sehr hilfreich, bei dem die
Behandlungsstrategien in Abhängigkeit von den Behandlungsergebnissen
miteinander kombiniert werden. Bei Patienten mit weniger stark ausgeprägter
Symptomatik sind mitunter niederschwellige Interventionen, wie angeleitete
Selbsthilfe oder Psychoedukation indiziert und ausreichend. Psychoedukation ist
auch die Grundlagen für intensivere verhaltenstherapeutische Interventionen und für
Pharmakotherapie bei stärkeren Symptomausprägungen. Die wissenschaftlichen
Studien zur Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungskomponenten und das
praktische Vorgehen bei der Umsetzung einer adaptiven multimodalen Therapie
stehen im Mittelpunkt des Vortrages.
Literatur
Döpfner, M., Frölich, J. & Lehmkuhl, G. (2000). Hyperkinetische Störungen.
Leitfaden Kinder und Jugendpsychotherapie, Band 1. Göttingen: Hogrefe.
Döpfner, M., Schürmann, S. & Frölich, J. (2007). Therapieprogramm für Kinder mit
hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP). (4. Aufl.).
Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags Union.
Döpfner, M., Schürmann, S. & Lehmkuhl, G. (2006). Wackelpeter & Trotzkopf. Hilfen
für Eltern bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (3. überarb.
Aufl.). Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags Union.
Döpfner, M., Lehmkuhl, G., Schepker, R. & Frölich, J. (2007). Hyperkinetische
Störungen (F90). In Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Psychosomatik und Psychotherapie, Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender
Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie Psychosomatik und
Psychotherapie & Berufsverband der Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Psychosomatik und Psychotherapie (Hrsg.), Leitlinien zur Diagnostik und
Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter
(3. überarb. und erw. Aufl., S. 239-254). Köln: Deutscher Ärzte Verlag.
Steinhausen, H.-C., Rothenberger, A. & Döpfner, M. (Hrsg.). (2010). Handbuch
ADHS. Grundlagen, Klinik, Therapie und Verlauf der AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung Stuttgart: Kohlhammer.
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Oster-Seminar-Kongress in Brixen, 17. - 23.4.2011 – Vorträge Prof. Dr. M. Döpfner am 20./21.4.2011
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