25. März bis 15. April 2011 Zyprischer frühling München Gasteig, Rosenheimer Straße 5 Zyprischer Frühling 2011 Kulturreihe vom 25. März bis zum 15. April 2011 Zypern, eine Sagenwelt voller Mythen und Legenden! Tatsächlich begegnen wir Mythen und Legenden überall auf der Welt. Alle haben etwas Gemeinsames; die Macht uns zu unterhalten und zu verzaubern. Auf der diesjährigen kulturellen Reise wird der Zuschauer die spannende Historie Zyperns erleben. Lassen Sie sich in den Bann der Magie der Insel ziehen! Wir wünschen Ihnen dabei viel Vergnügen! Botschaft der Republik Zypern, Kulturabteilung „Will dir den Frühling zeigen, der hundert Wunder hat. Der Frühling ist waldeigen und kommt nicht in die Stadt.“ Das hat Rainer Maria Rilke gedichtet, die Rechnung dabei allerdings ohne den Zyprischen Frühling gemacht. Denn der kommt heuer bereits zum 6. Mal in unsere Stadt, und zwar mitten hinein, in den Münchner Gasteig. Dort erwartet uns wieder ein erstklassiges Kulturprogramm, das von Bildender Kunst über musikalische Darbietungen bis zum Tanztheater reicht. Im Vordergrund stehen dabei Mythen, Legenden und Traditionen Zyperns, das aber keineswegs in historischer Rückschau, sondern vielmehr mit Blick auf ihre Bedeutung für die Gegenwart. So werden mittelalterliche Lieder von zeitgenössischen Komponisten neu interpretiert. Ebenso zeitgemäß präsentiert sich das ausführende Orchester, dessen Musiker aus ganz Europa stammen. Und schließlich spielt das Schauspiel „Othellos Revenge“ in einem modernen Militärcamp. Große Frühlingsgefühle wechseln also auch diesmal wieder mit aktuellen Themenstellungen. Sehr gerne habe ich daher erneut die Schirmherrschaft für den „Zyprischen Frühling“ in München übernommen und wünsche der Veranstaltungsreihe einen vollen Erfolg. Christian Ude, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München Veranstalter Botschaft der Republik Zypern Info www.botschaft-zypern.de, www.gasteig.de Kontakt [email protected] Der Fluss der Zeit Musikalischer Abend ................................................................ 4 – 6 Eröffnung Stavros Lantsias, Yiorgos Kaloudis, Andreas Polyzogopoulos 25. März 2011, Kleiner Konzertsaal, 20 Uhr Freier Eintritt Der Duft des Jasmins Lieder aus dem Mittelalter .................................. 7 – 9 Sonia Theodoridou & Orchestra Mobile Quintet 3. April 2011, Black Box, 20 Uhr Freier Eintritt Die Gärten der Aphrodite Kammermusik-Abend ................ 10 – 13 Europäische Meisterwerke inspiriert von Sagen und Mythen Athina Poullidou & Alexander Fröhlich, Nicolas Kyriakou & Iason Keramidis, Julietta Demetriades & Paul Cibis 12. April 2011, Kleiner Konzertsaal, 19 Uhr Freier Eintritt Othello’s Revenge Tanztheater ................................................................................... 14 – 16 Theatergruppe „Altitude North” Leeds, Regie George Rodosthenous 15. April 2011, Black Box, 20 Uhr Freier Eintritt I like to imagine what I hear and I follow… Rauminstallation ............................. 17 – 19 Michalis Papamichael, Giorgos Georgiou, Dia Theodorou 25. März bis 15. April 2011, Foyer Kleiner Konzertsaal Impressum Herausgeber Botschaft der Republik Zypern, Kulturabteilung, Wallstraße 27, 10179 Berlin Redaktion Georgea Solomontos Texte Giorgio Tzimurtas Layout Julia Langmaack Herstellung döringDRUCK, Druckerei und Verlag GmbH Der Fluss der Zeit Musikalischer Abend 25. März 2011 Kleiner Konzertsaal, 20 Uhr Die Geburt der Musik aus der Erinnerung Von Giorgio Tzimurtas Jenseits der Stile bewegt sich der zyprische Komponist Stavros Lantsias. Die Kritik nennt ihn einen „Klang-Magier“. In seinem Konzertprogramm „Der Fluss der Zeit“ befasst er sich mit Mythen und Legenden seiner Heimat sowie seines eigenen Lebens. Der Blick zurück ist seine Inspiration. „Mit meinen Melodien versuche ich, Erinnerungen zurückzuholen“, sagt der zyprische Komponist Stavros Lantsias. Eine vieldeutige Aussage – vor allem, wenn er sich dem Thema Mythen und Legenden widmet, wie in seinem Programm „Der Fluss der Zeit“. Mythen sind das traditionelle Gedächtnis einer Kultur. Für Lantsias geht es dabei nicht nur um die Bedeutung eines Mythos‘ für seine Heimat, sondern auch um sein persönliches Verhältnis zu ihm. Er sagt zudem: „Es verfolgen uns Mythen, die wir selbst geschaffen haben.“ So reiche die Vergangenheit in die Gegenwart, „sie verschmelzen und es entsteht eine treibende Kraft, voller Träume und Inspiration für die Zukunft.“ Dies führe zugleich zu einem Reifungsprozess. Und eben davon erzähle das Titelstück des 50-minütigen Konzertabends „Der Fluss der Zeit“. Stavros Lantsia Er habe dabei das Bild vor Augen, „wie die Zeit einem Fluss gleiche und unser Leben einem Boot, das unterwegs zum Meer ist, zur Unendlichkeit.“ Es sei „eine cineastische Komposition mit einem intensiven Charakter“, 4 | Eröffnung – Musikalischer Abend „Der Fluss der Zeit“ © L. Papanikolatos verrät Lantsias vor der Uraufführung in München. Er habe auch das Gefühl hineingebracht, von der „Vergangenheit gejagt zu werden.“ Im Kontrast dazu steht das Thema von „Growing Apart“. Ein Stück darüber, wie man sich „von den kindlichen und persönlichen Mythen, Träumen und Idealen entfernt und schließlich davon löst“. Als Ergänzung kann die Komposition „Rückkehr“ betrachtet werden. Es geht um „das Bedürfnis, manchmal zur kindlichen Unschuld zurückkehren zu wollen“, sagt Lantsias. Er fügt an: „Es ist eine innere Stimme, das Kind in mir.“ Lantsias’ Stücke werden oft als „Ethnojazz“ bezeichnet, was ihnen aber nur bedingt gerecht wird. Denn Lantsias hat einen ganz eigenen Ausdruck geschaffen. „Ich bewege mich trotz verschiedener Einflüsse jenseits der Stile“, sagt er. Er überrascht immer wieder mit seiner kompositorischen Vielseitigkeit. Die Kritik hat ihn sogar schon als „Klang-Magier“ bezeichnet. Lantsias selbst sagt über seine Musik: „Meine Absicht ist, dass sie ,wahrhaft’ ist. Hier liegt der Punkt der Kommunikation mit dem Zuhörer. Die Musik geht über den Stil und die Instrumente hinaus.“ Die Stücke des Münchner Konzertabends hat er eigens für den Zyprischen Frühling geschrieben. Eine Auftragsarbeit der Kulturabteilung der Botschaft Zyperns in Berlin, die als Veranstalter verantwortlich zeichnet. Als Musiker begleiten Lantsias, der selbst am Klavier sitzt: Yiorgos Kaloudis (Cello, Perkussion, Kretische Lyra) und Andreas Polyzogopoulos (Trompete, Flügelhorn). Das Ensemble schafft Klangsphären, die auch in die Welt der zyprischen Volksmythen führen. Dabei drücken die Kompositionen ebenso die emotionale Beziehung aus, die Lantsias zu den Legenden hat. „Mein Ausgangspunkt ist ein Bild, eine Erinnerung oder eine per- Yiorgos Kaloudis sönliche Bedeutung, die noch unvollständig war“, erklärt er. Von der wechselvollen Historie Zyperns handelt das Stück „Unbekanntes Land“. Er habe sich daran erinnert, wie er in der Schule überrascht gewesen sei, wieviele Herrscher und Eroberer es auf der Insel im Laufe der Jahrhunderte gegeben habe. Dabei sei besonders interessant, dass sich die griechische Identität auf Zypern erhalten habe. Der König, im Sinne einer mythischen Verdichtung und romantisierten Gestalt, sei für ihn die Symbolfigur für die Wahrung von Sprache und Kultur gewesen. In dem Stück gehe es um „KlangBilder einer anderen Epoche und damit auch eines Landes, das ich nie kennengelernt habe“, sagt Lantsias. Eröffnung – Musikalischer Abend „Der Fluss der Zeit“ | 5 Als Kind habe er die Leute oft vom Helden „Digenis Akritas“ sowie von der „Rigaina“ („Königin“) erzählen hören. Das habe ihn damals neugierig gemacht. Er begann, sich mit den Figuren zu beschäftigen. Eben in jene Tage habe er sich während der Arbeit an dem Programm für den Münchner Konzertabend zurückversetzt. Das Ergebnis: der „Walzer der Prinzessin“. Bei dem melodischen Stück habe er vermutlich Rigaina als „Idealbild der Frau vor Augen gehabt“. Ebenso geht es um die Legenden von den Versuchen jener Männer, die das Herz der Rigaina mit beeindruckenden Taten erobern wollten - dazu zählt auch Digenis Akritas. Bei ihm handelt es sich um den Protagonisten eines gleichnamigen byzantinischen Epos’ aus dem 12. Jahrhundert. Es ist das älteste überlieferte literarische Werk in mittelgriechischer Sprache. Von Digenis Akritas erzählen auch viele Volkslieder und Märchen Zyperns. Er ist der Legende nach ein Drachentöter und ein herausragender Krieger, der etliche Heldentaten begangen hat. Ein historisches Vorbild ist nicht belegt. Experten vermuten die Zeit zwischen dem späten 9. und frühen 11. Jahrhundert des byzantinischen Reiches als geschichtlichen Hintergrund der Dichtung. Digenis Akritas galt in der griechischsprachigen Literatur bis in die Moderne als Identifikationsfigur des Hellenentums – mit all seinen Konflikten. Der Fluss der Zeit Eröffnung 25. März 2011 Kleiner Konzertsaal, 20 Uhr Freier Eintritt Musikalischer Abend mit Stavros Lantsias, Yiorgos Kaloudis, Andreas Polyzogopoulos 6 | Eröffnung – Musikalischer Abend „Der Fluss der Zeit“ Andreas Polyzogopoulos „Als ich ein Kind war, glich Digenis Akritas in meiner Phantasie einem Comic-Superhelden“, sagt Lantsias. „Und die Rigaina war eine Art Symbol für Zypern: Sie wird als sehr schön und sehr begehrt beschrieben.“ Von Rigaina handelt auch „Soweit Deine Augen sehen können“. Der Titel ist durch jene Legende inspiriert, die von einem um die Hand Rigainas werbenden König erzählt. Er versprach, ihr das Land zu schenken, das sie um sich herum sehen konnte – soweit ihr Blick reichte. Rigaina ließ daraufhin einen Turm erbauen, um von ihm aus einen noch weiter reichenden Blick zu haben – die heutige Burg Kolossi. Das Stück handele davon, sagt Lantsias, „dass Männer denken, sie müssten alles geben, um die geliebte Frau für sich zu gewinnen.“ Und auch dies ist wiederum eine zeitlose Geschichte. Der Duft des Jasmins Lieder aus dem Mittelalter 3. April 2011 Black Box, 20 Uhr Doppelte Spiegelung der Tradition Von Giorgio Tzimurtas Der Konzertabend „Der Duft des Jasmins“ stellt eine Auswahl zyprischer Volkslieder mit modernem Arrangement vor – interpretiert von der Sopranistin Sonia Theodoridou. Ebenso werden Verwandlungen des Lieds „Der Jasmin“ präsentiert, das drei zeitgenössischen Komponisten als Grundlage für eigene Werke diente. Tradition trifft auf Klassik und Moderne – es entsteht eine doppelte musikalische Spiegelung. Dieses Erlebnis vermittelt der Konzertabend „Der Duft des Jasmins“. Die international gefeierte griechische Sopranistin Sonia Theodoridou singt zyprische Volkslieder. Das moderne Arrangement stammt von ihrem Ehemann, dem griechischen Dirigenten Theodoros Orfanides. Sonia Theodoridou Ebenso werden drei zeitgenössische Stücke auf der Grundlage des zuvor bereits von Theodoridou gesungenen Lieds „Der Jasmin“ vorgestellt. Sie stammen aus der Feder der Komponisten Stavros Lantsias, Vanias Apergis und Konstantia Gourzi. Das stets aufs neue verwandelte Lied „Der Jasmin“ ist zugleich das verbindende Motiv des musikalischen Abends. Es spielt das Orchestra Mobile Quintet mit Musikern aus verschiedenen Ländern Europas. So erhalten die Klänge und Melodien der Insel eine zusätzliche multikulturelle Note. Das Programm entstand eigens für den Zyprischen Frühling und setzt sich aus Auftragsarbeiten der Kulturabteilung der Botschaft Zyperns zusammen. Lieder aus dem Mittelalter „Der Duft des Jasmins“ | 7 Für die Klassik-Interpretin Theodoridou ist es „eine besondere Herausforderung, in ihrer hohen Stimmlage die Beschwingtheit und Schlichtheit der Lieder zu erhalten.“ Die Volkstümlichkeit solle zwar gewahrt werden, doch durch ihren klassischen Sopran entstehe während des Konzerts wiederum „etwas ganz Neues“. Die Lieder seien von herausragender Qualität, sagt sie. „Ich bin sicher, wenn Komponisten wie Schubert, Brahms oder Ravel sie bearbeitet hätten, dann wären daraus große Werke entstanden.“ Die Auswahl der 17 Lieder, deren Entstehung teilweise bis ins Mittelalter zurückreicht, haben Theodoridou und Orfanides selbst getroffen. Hierzu gehören unter anderem „Arodafnousa“, „Kokkini Triantafylia mou“ („Meine rote Rose“) oder „Agia Marina“ („Heilige Marina“) und „Stin skala pou anebeneis“ („Auf der Treppe, die du aufsteigst“). Alles Stücke, die bis heute auf Zypern gesungen werden. Für Theodoridou besteht die Schönheit der Lieder auch in ihrer Sprache, denn „der zyprische Dialekt ist dem Altgriechischen sehr nah“, erklärt sie. So verschränkt sich auch in diesem Sinne im bis heute lebendigen Volksliedgut die Vergangenheit mit der Gegenwart. Zypern hat eine wechselvolle Geschichte. Die vielen Fremdherrscher aus westlichen und östlichen Ländern haben auch in der Musik ihre Spuren hinterlassen. „Aber die Einflüsse sind gefiltert“, sagt Theodoridou. Die Lieder Ausführende Künstler Sonia Theodoridou Sopran Michalis Cholevas Ney, Saz, Tarhu Hugo Rodriguez Klarinette Yuval Hed Bratsche Mihaly Menelaos Zeke Klavier Florian Goltz Perkussion 8 | Lieder aus dem Mittelalter „Der Duft des Jasmins“ Theodoros Orfanides hätten nicht nur einen eigenen Charakter, sondern seien im Laufe der Jahrhunderte von zentraler Bedeutung für die Wahrung der Identität gewesen. „Mich haben die unglaublichen Melodien und Harmonien, ihre Vielfarbigkeit fasziniert“, sagt Orfanides. In seinem Arrangement für Klavier, Klarinette, Bratsche, Schlaginstrumente, Ney, Saz und Tarhu habe er einerseits den Charakter „der großen musikalischen Tradition Zyperns“ beibehalten wollen. Und andererseits sollen die Lieder mit der modernen Bearbeitung „frisch klingen“. Dabei habe er jedes Lied für sich betrachtet und dennoch eine verbindende klangliche Einheit geschaffen. Um Variationen und vor allem den Vorstoß zu etwas Neuem geht es auch bei den zeitgenössischen Werken auf der Grundlage des Volkslieds „Der Jasmin“. Die Komponisten Stavros Lantsias aus Zypern, Vanias Apergis aus Griechenland und die in Deutschland lebende Hellenin Konstantia Gourzi nehmen das melancholische Lied als Ausgangspunkt für eigene Kompositionen. „Es geht in meiner Abwandlung nicht um eine Neufassung. Ich versuche, zu meinem Klang vorzudringen“, sagt Lantsias. Er wollte das Lied, das zu seinen Lieblingsstücken gehört, soweit wie möglich „zu meinem eigenen machen“. Das Harmoniegerüst sei im Original manchmal abwesend und zudem wechselhaft. „Das war ein guter Anlass, meine eigenen Harmonien zu gestalten“. Dabei suchte er Akkorde, die zur Melodie passen und „interessante Tonleitern, auf denen ich meine Abwandlung vornahm“, erklärt er. Melodisch sei sein Stück aber nur manchmal. Als „abstrakt“ beschreibt Vanias Apergis seine Komposition. Die Melodie sei „eher am Ende wieder erkennbar“. Er nutze das Element des Zufälligen, sagt er. Seine Bearbeitung vergleicht er mit „der Reise ins Hirn von jemandem, der das Lied kennt“. Auch das Hineinwirken weiterer Gedanken bei der Person habe er verarbeitet. So entstehe ein „Soundtrack der Gedanken eines Menschen“. Mit Blick auf Zypern bedeute das Stück für ihn, dass es trotz aller politischen Schwierigkeiten in der Geschichte und in der Gegenwart, trotz der vielen Kriege und Fremdherrschaften „immer auch die Liebe gab und die neue Blüte“. Sonia Theodoridou singe bei seiner Komposition nicht den Text. „Ihre Stimme ist ein weiteres Instrument“, erklärt Apergis. Ebenso verhält es sich bei der Komposition von Konstantia Gourzi. Sie habe ihr einen improvisatorisch wirkenden Charakter verliehen, sagt sie. Dabei begegnen sich in bestimmten Momenten zwei Linien. Sie sei bei der Arbeit vom Gefühl der Sehnsucht ausgegangen, weil es vom Lied bei ihr hervorgerufen werde. Dabei meine sie nicht nur die Melodie. „Ich sehe es auch als Duft an“, verrät Gourzi über ihre Inspiration zum eigenen Werk. Und Sonia Theodoridou sagt über die Tatsache, dass sie keinen Text singe, sondern mit ihrer Stimme zum reinen Klangbild beitrage: „Da bin ich der Duft des Jasmins.“ Die Sopranistin Sonia Theodoridou wurde in Veria/Griechenland geboren. Sie studierte am griechischen National-Konservatorium Athen „Manolis Kalomiris“ in der Gesangsklasse von Keti Papalexopoulou, wo sie ihr Studium mit Auszeichnung („Exzellente und Außergewöhnliche Leistung“) abschloss. Anschließend erhielt sie ein Stipendium der „Maria Callas-Stiftung“, das ihr ein Aufbaustudium an der Musikhochschule Köln ermöglichte, später auch ein Privatstudium bei Vera Rosza in London. Daneben bildete sie sich auch im deutschen Liedrepertoire bei Elisabeth Schwarzkopf aus. Sonia Theodoridou trat in bedeutenden Opernhäusern Europas auf, unter anderen an der Oper Frankfurt, Staatsoper Berlin Unter den Linden, Deutsche Oper Berlin, Hamburgische Staatsoper, Nationaltheater München, Oper Stuttgart, Theatre Royal de la Monnaie Bruxelles, Theatre Chatelet de Paris, Teatro Communale di Firenze, Teatro La Fenice di Venezia, Theater Basel, Opera de Lyon, Opera de Montpellier, Festspiele Schwetzingen, Maifestspiele Wiesbaden, Amsterdam, Rotterdam, New York, Salt Lake City, Salzburg, Opera House Budapest, Vienna. Sie arbeitete mit diversen namhaften Dirigenten zusammen, wie zum Beispiel: Wolfgang Sawallisch, Zubin Mehta, Sir Neville Mariner, Antonio Pappano, Rene Jacobs, Christoph von Dohnanyi, Gerd Albrecht, Garry Bertini, Ivan Fischer, Marcello Viotti, Helmut Rilling, Andras Schiff, Frans Bruggen mit dem Orchester „Age of the Enlightenment“, Concerto Köln, Wiener Philharmonie. Seit 2010 ist sie Professorin für Gesang an der UdK Berlin. Lieder aus dem Mittelalter „Der Duft des Jasmins“ | 9 Die Gärten der Aphrodite Kammermusik-Abend 12. April 2011 Kleiner Konzertsaal, 19 Uhr Ewig leben die Göttermythen Von Giorgio Tzimurtas Der dreiteilige Kammermusik-Abend „Die Gärten der Aphrodite“ stellt Werke der europäischen Tradition vor, die einen engen Bezug zu Zypern haben. Ebenso werden neue Kompositionen uraufgeführt – inspiriert vom Wirken der „Unsterblichen“. Ob Aphrodite, Apollo oder Dionysos – mit den griechischen Göttersagen ist Zypern eng verbunden. Und somit auch mit Werken der klassischen Musik. Denn die Mythen rund um die „Unsterblichen” haben Komponisten über die Jahrhunderte immer wieder inspiriert – bis heute. Eine umfangreiche Auswahl dieser Werke stellt der KammermusikAbend „Die Gärten der Aphrodite” vor. Athina Poullidou Der Liebesgöttin ist im Programm, das im Auftrag der Kulturabteilung der Botschaft Zyperns entwickelt wurde, dabei ein besonderer Schwerpunkt gewidmet. Ebenso werden Werke aus dem klassischen Repertoire präsentiert, die einen Bezug zu der Insel haben. Auch neue Kompositionen werden uraufgeführt, die eigens für den Zyprischen Frühling entstanden. Der Konzertabend beginnt mit europäischen Meisterwerken der Musikgeschichte, die von Mythen und Sagen inspiriert sind. Interpreten sind die zyprische Pianistin Athina Poullidou, die diesen ersten Programmteil auch zusammengestellt hat, und der deutsche Violinist Alexander Fröhlich. „Wir beginnen mit der 10 | Kammermusik-Abend „ Die Gärten der Aphrodite“ Ouvertüre von Franz Schuberts ,Rosamunde’. Es ist ein sehr lebendiges Stück“, sagt Poullidou. „Wir stellen es in der Bearbeitung für Klavier und Geige vor.” Von Liebe und Macht sowie dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse handelt das „große romantische Schauspiel“ von Helmina von Chézy, zu dem Schubert die Bühnenmusik schrieb. Rosamunde ist die Prinzessin von Zypern. Doch wird ihr die Herrschaft von Fulgentius streitig gemacht. Seine Intrigen und seine Anschlagsversuche bleiben erfolglos. Rosamunde kann den Thron besteigen und den geliebten kretischen Prinzen Alfons heiraten. Die Musik Schuberts zu dem Bühnenwerk aus dem Jahr 1823 stehe zwischen Klassik und Romantik. Deshalb sei sie sowohl von Formstrenge als auch von emotionaler Aufgewühltheit bestimmt, erklärt Poullidou. Weiter geht es mit einem Auszug aus der fünfteiligen Suite „Duo concertante” von Igor Stravinsky. „Wir spielen die Ekloge und den Dithyramb”, sagt Poullidou. Der Dithyramb sei in der antiken Chorlyrik ein Hymnus auf Dionysos gewesen, dem Gott des Weines und des Rausches. Da in der zyprischen Stadt Paphos „Das Haus des Dionysos“ stehe, gebe es eine enge Verbindung zu der Insel. Beim „Haus des Dionysos“ handelt es sich um eines der römischen Gebäude aus dem 3. und 4. Jahrhundert, deren Mosaiken zum Weltkulturerbe der Unesco gehören. Auf einem der Kunstwerke ist der Triumphzug des Dionysos dargestellt. „Der Dithyramb beginnt ruhig und endet ekstatisch“, erklärt Poullidou. Anschließend stellen die Musiker drei Stücke vor, die der Liebe gewidmet sind, „also auch der Göttin Aphrodite“, sagt Poullidou. Fritz Kreislers „Liebesleid“ drücke die schmerzvolle Seite der Liebe aus. Das dynamische „Appassionato“ von Josef Suk thematisiere den Kampf um die Liebe und die Verzweiflung. Die „Romanze“ der zyprischen Komponistin Iason Keramidis und Nicolas Kyriakou Tassoula Christou behandle mit süßen Klängen die Liebe „in ihrer schönsten Form“, erläutert Poullidou. Im zweiten Teil des Kammermusik-Abends präsentiert das Akamas-Duo mit Nicolas Kyriakou (Gitarre) und Iason Keramidis (Violine) ein selbst konzipiertes Programm in zwei Abschnitten. Zunächst spielen die zwei zyprischen Musiker die Volkslieder „Der Jasmin“, „Weiße Rose“ und „Mein Basilikum“. Die drei zyprischen Liebeslieder mit dem PflanzenSymbol stehen als Einheit unter dem Titel „Die Gärten der Aphrodite“. Die originale Volksliedmelodie habe er „eher wenig verändert“, sagt Kyriakou. Nur stellenweise gebe es eine Variation. „Harmonisch aber erlaube ich mir einige neue Farben.“ Es folgt eine Uraufführung: die musikalische Umsetzung von Homerischen Götterhymnen. Die Kompositionen stammen von Kyriakou. Von den 33 Preisliedern, die zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert vor Christus entstanden, hat Kyriakou vier ausgesucht. „Es handelt sich um Hymnen an Gottheiten, die mit Zypern in Verbindung gebracht werden können: Aphrodite, Ares, Apollo und Dionysos“, erklärt Kyriakou. Über das Konzept sagt er: „Zuerst werde ich die Anfangsverse des jeweiligen Hymnus’ mit Kammermusik-Abend „ Die Gärten der Aphrodite“ | 11 Gitarrenbegleitung im Original rezitieren. Dann spielen wir das musikalische Portrait der Gottheit.“ Das Altgriechische, hebt Kyriakou hervor, „hat von sich aus einen Sprachrhythmus“. Dies sei der Verbindungspunkt zur Musik. „In der griechischen Antike bildeten Dichtung und Musik eine Einheit“, führt er aus. Die Homerischen Götterhymnen sind in Hexametern verfasst. Allerdings stammen die Preislieder nicht von Homer. Nach ihm benannt sind sie aufgrund der stilistischen und inhaltlichen Verwandtschaft mit den Epen Ilias und Odyssee. Die einzelnen Charaktere der Gottheiten musikalisch darzustellen, sei eine besondere Herausforderung gewesen, sagt Kyriakou. Mit der Gitarre erzeugt er die klangmalerische und motivische Atmosphäre. „Die Violine übernimmt den Part der Singstimme“, erklärt er. Den Anfang mache seine Komposition über Aphrodite. „Das Stück beginnt mit schnellen brodelnden Passagen. Sie sollen die Geburt der Göttin aus dem Schaum des Meeres vor der Westküste Zyperns darstellen.“ Durch Triller und Chromatik würden sehr enge Ton- Die Gärten der Aphrodite I. Europäische Meisterwerke, inspiriert von Sagen und Mythen Alexander Fröhlich Violine Athina Poullidou Klavier II. Homerische und andere Götterhymnen... Iason Keramidis Violine Nicolas Kyriakou Gitarre III. A Touch of Venus – Frauengestalten in der Musikgeschichte Julietta Demetriades Sopran Paul Cibis Klavier 12 | Kammermusik-Abend „ Die Gärten der Aphrodite“ räume entstehen, „die sich aber allmählich immer mehr ausweiten“. Im Moment des Erscheinens der Aphrodite höre man eine „wunderschöne Melodie, von wellenartigen Bewegungen begleitet“. Im Kontrast dazu steht das musikalische Portrait des Kriegsgottes Ares. Hier habe er sich die martialisch wirkenden rhythmischen Tänze im 12/8-Takt des Pontos-Gebietes zum Vorbild genommen. „Durch Perkussionseffekte auf der Gitarre soll der Eindruck eines Trommel-Ensembles entstehen“, ergänzt er. Bei der Darstellung Apollos, des Gottes der Künste, des Lichts und der Erkenntnis, werde „die Gitarre die Oberhand haben, weil ich an die altgriechische Kithara erinnern will“, sagt Kyriakou. Er stelle sich vor, wie der Gott unter einem Olivenbaum sitze und auf dem Saiteninstrument improvisiere. Schließlich erhält noch Dionysos mit seinem Gefolge Einzug. „Ich arbeite beim Komponieren stark mit Bildern. Beim Gott des Weines und Rausches sowie seinen Begleitern habe ich mir einen Tanzreigen vorgestellt“, sagt Kyriakou. Er habe hierfür eine Art Kalamatianos im typischen 7/8-Takt geschrieben. „Ab der Mitte wird der Tanz immer schneller und steigert sich zu einem ekstatischen Zustand. Ein Fest des Dionysos ist eben nie langweilig“, erklärt er. Bei den vier Götter-Portraits habe er auch klangliche Parameter aus der Antike verwendet, sagt Kyriakou. Niemand könne zwar mit Gewissheit sagen, wie die Musik damals geklungen habe. Doch versuche er, „eine archaische Farbgebung zu transportieren“. Insgesamt habe er eine stilistische Mischung erzeugt, die auch Anleihen aus der Moderne, etwa in der Manier von Béla Bartók und Igor Stravinsky aufweise. Unter dem Motto „A Touch of Venus – Frauengestalten in der Musikgeschichte“ steht der vorzuge, wie alle Frauen, dass Du mich kurz aber leidenschaftlich liebst.“ Julietta Demetriades dritte und abschließende Teil des Kammermusik-Abends. Die zyprische Sopranistin Julietta Demetriades singt Lieder und Arien des klassischen Repertoires. Ebenso stellt sie Stücke zweier zeitgenössischer zyprischer Komponisten vor. Am Klavier wird sie von Paul Cibis begleitet. „Es ist ein Mosaik von Stücken aus verschiedenen Epochen zu einem überzeitlichen Thema. Und jedes Werk hat seine ganz eigenen Herausforderungen“, sagt Demetriades über das von ihr zusammengestellte Programm. Zum Auftakt singt Demetriades „Air des Venus“ aus der Oper Thésée des französischen Barock-Komponisten Jean-Baptiste Lully. Es folgt „Was sagst Du?“ aus der komisch-mythologischen Operette „Die schöne Galathée“ von Franz von Suppè. Es schließen sich an: „Der Vollmond strahlt“ aus „Rosamunde“ von Franz Schubert, „Vieni o tu“ aus der Oper Caterina Cornaro von Gaetano Donizetti und das „Ave Maria“ aus Giuseppe Verdis Oper „Otello“. Ebenso singt Demetriades „A Touch of Venus“ von Kurt Weill und „Las locas por amor“ aus dem Werk „Poema en forma de Canciones“ von Joaquin Turina. Beim letzteren handelt es sich inhaltlich „um das Versprechen ewiger Liebe gegenüber Aphrodite“, erläutert Demetriades. Die Göttin antworte: „Ich be- Von der zyprischen Komponistin Sophia Serghi erklingt „Sappho’s Choice“. Serghi erklärt, das Werk behandle das Thema der Liebe, wie es sich in der Lyrik der antiken Dichterin Sappho darstelle. Besonders hervorgehoben sei die Rolle, die Sappho der zyprischen Gottheit Aphrodite für ihre Verse zukommen lasse. Es sei ein melodisches Stück. Und es ziele darauf ab, die in der Dichtung enthaltenen Gefühle auf eine „lakonische, schlichte, aber emotional reiche Art“ zu präsentieren. Zum Programm gehört auch die Arie „Pothos Pikros, Pathi Glytzia” („Bitteres Verlangen, süßes Leid”) des zyprischen Komponisten Christos Pittas. Sie stammt aus seinem Werk „Rime d’Amore”. Dabei handelt es sich um die Vertonung einer Sammlung von Liebesgedichten eines unbekannten Poeten aus dem 16. Jahrhundert im zyprischen Dialekt. Pittas erklärt: „Es ist ein außergewöhnliches Zeugnis der europäischen Strömung des Petrarcismus.” Dieser geht auf den italienischen frühneuzeitlichen Dichter Petrarca zurück und thematisiert die Liebesqualen des Mannes. Auch das bewirkt die Berührung der Aphrodite. Paul Cibis Kammermusik-Abend „ Die Gärten der Aphrodite“ | 13 Othello’s Revenge Tanztheater 15. April 2011 Black Box, 20 Uhr Kollision der Ur-Gefühle Von Giorgio Tzimurtas Als „Anatomie der Eifersucht“ bezeichnet der Regisseur George Rodosthenous sein Stück „Othellos Revenge“. Auf der Grundlage des berühmten Dramas von Shakespeare hat er eine Parabel auf das Leben in geschlossenen Gesellschaften geschaffen. Die Inszenierung vereint Sprache, Tanz und Musik zu einer neuen Einheit. Zugleich knüpft Rodosthenous an die griechische Tragödie an. Im Rahmen des Zyprischen Frühlings kann das Publikum die Uraufführung erleben. Liebe, Eifersucht, Hass und Vergeltung aus tiefer Enttäuschung – um diese Ur-Gefühle dreht sich Shakespeares Tragödie „Othello“. Ein überzeitliches Drama über die menschliche Natur. Auf dieser Grundlage hat der zyprische Regisseur und Choreograph George Rodosthenous eine moderne Variante des Stücks geschaffen: In „Othellos Revenge“ richtet er den Fokus auf die verhängnisvolle Kollision menschlicher Instinkte auf engem Raum. Eine Parabel auf das Leben in geschlossenen Gesellschaften, auf Verhaltensmuster in einem erdrückenden Umfeld. Rodosthenous vereint Sprache, Tanz, expressive Bewegung, Kampfkunst, Musik und Gesang in seiner Interpretation des Klassikers. Im faszinierenden Kontrast zu den breit gefächerten Ausdrucksformen steht das Stilmittel der Verknappung und Verdichtung. In mehrfacher Hinsicht. „Wir nehmen das Original von Shakespeare aus dem Jahr 1603 nur als 14 | „Othellos Revenge“ Tanztheater nach Shakespeares Othello Ausgangspunkt“, erklärt Rodosthenous. So seien viele Szenen und Passagen in der dramaturgischen Bearbeitung von Duska Radosavljevic gestrichen. Die Aufführung dauert rund eine Stunde. Und: Manche Tanzsolos ersetzen Monologe. „Der Ort der Handlung ist ein heutiges Militärlager. Das Bühnenbild ist schlicht. Um unterschiedliche Räume zu schaffen, spielen wir mit der Beleuchtung“, erläutert Rodosthenous. Ziel sei es, „eine klaustrophobische Situation zu schaffen“. Dabei wirken auch die Zuschauer mit. „In unserer ZimmertheaterVersion sitzen sie an allen vier Seiten um die Bühne herum, und zwar sehr dicht an den Darstellern“, sagt Rodosthenous. So werde der Theaterbesucher „mit verantwortlich für die beklemmende Atmosphäre“. Ebenso solle die „Innensicht ermöglicht werden“. Hierzu dienen auch Tanz und Bewegung der insgesamt sechs Schauspieler. Zum Beispiel, wenn sie die Seelenqual des kasernierten Lebens ausdrücken. Auch die Musik erfülle den Zweck, „die psychische Erschütterung“ zu vermitteln. Das Soldatencamp, sagt Rodosthenous, sei stellvertretend für jede Art von klar eingegrenztem Umfeld. „Es kann auch ein Symbol für den Arbeitsalltag im Büro sein.“ Auslöser der Handlung ist die tiefe Demütigung und Kränkung, die der Fähnrich Iago empfindet, weil er nicht in den Leutnantsrang befördert wurde. Othello, Gouverneur und Feldherr Venedigs auf Zypern, hat den unerfahrenen Cassio bevorzugt. Der von Hass erfüllte Iago sinnt auf Rache. Mit einer Intrige bringt er Othello dazu, dass er von einem Verhältnis seiner Frau Desdemona mit Cassio überzeugt ist. Othello erwürgt Desdemona, er erkennt sein Fehlurteil und erdolcht sich selbst. „Iago ist als Figur die Achse, um die sich alle anderen Charaktere wie Satelliten bewegen“, sagt Rodosthenous. In seiner Version sei dies stark herausgearbeitet. „Wir zeigen, wie Iago für Verwirrung sorgt, für Konflikte, auch mit sich selbst. Wir zeigen, wie er auf seine dunkle Reise geht, bei der er alles um sich herum zerstört“. Als „Anatomie der Eifersucht“ bezeichnet Rodosthenous seinen interpretatorischen Kernansatz. Iagos Neid gegenüber Cassio, Othellos Vertrauensverlust in Desdemona, die verschiedenen Formen der Liebe, die jeweiligen Wünsche und Sehnsüchte der einzelnen Figuren; ihre Gefühle, ungerecht behandelt oder verraten worden zu sein, der Drang nach Rache, die Bereitschaft zur Gewalt – „all das prallt aufeinander. Wir sehen, wie Beziehungen von Menschen sich in ihr Gegenteil verkehren. Das führt zur Tragödie“, beschreibt Rodosthenous die Grundsituation. Dabei wolle er zeigen „wie diese Instinkte in einer sehr geschlossenen Gesellschaft funktionieren“. Der neue Titel „Othellos Revenge“ soll die Akzentuierung der Rache in der Version von Rodosthenous verdeutlichen. Die Rache Iagos an Othello. Die Rache Othellos an Desdemona. Und die Rache, wie sie vom Zuschauer wahrgenommen wird. Zentral sei dabei, wie Iago es schafft, Othellos Sichtweise zu verändern, „so dass er nicht mehr die Realität erkennt, sondern jener folgt, die Iago ihm vorgibt“. Das Spiel mit der Wirklichkeit – es ist auch ein Stilmerkmal der Inszenierung. „Wir vermengen das Fantastische mit dem Reellen“, „Othellos Revenge“ Tanztheater nach Shakespeares Othello | 15 erklärt Rodosthenous. Das gelte vor allem mit Blick auf die Rolle der Desdemona, der einzigen Frau in der Männer-Welt des Militärcamps. „Man muss bedenken: Nicht nur Othello ist in sie verliebt, sondern auch der Edelmann Roderigo. Und vermutlich haben die Soldaten in ihrer Vorstellung eine Beziehung mit Desdemona“, sagt Rodosthenous. Diese Fantasien habe er aufgreifen wollen, um zu zeigen, „welche verschiedenen Schwierigkeiten das weibliche Element in dem Umfeld bedingt.“ Er hebe das Verhältnis der Soldaten „zur weiblichen Existenz, beziehungsweise zu ihrer Abwesenheit,“ hervor. Ebenso sei das Motiv des Exotischen wichtig. „Wir spielen auch mit der Tatsache, dass Othello ein Fremder in seiner Umgebung ist“, gibt Rodosthenous einen weiteren Einblick. Im Militärlager habe Othello die absolute Macht. Dabei sei es interessant zu sehen, in welcher Weise das akzeptiert wird und welche Konflikte dies verursache. Eine besondere Bedeutung hat der Aspekt des Exotischen durch seine Verbindung zum Ensemble von „Altitude North“ selbst. Die Darsteller stammen aus verschiedenen Ländern, arbeiten in England, „wo sie als Exoten wahrgenommen werden können“, erläutert Rodosthenous. Dasselbe gelte letztlich auch für die Situation der Uraufführung in englischer Sprache der international besetzten Gruppe in München. Othello´s Revenge George Rodosthenous Regie Demetris Zavros Musik Duska Radosavljevic Dramaturgie Darsteller Tom Colley Iago James Farrar Cassio Nick Korsa Othello Richard Collins Roderigo Lauren Garham Emilia Lucy Loader Desdemona Gesteigert werde dies dadurch, dass das Stück auf Zypern spiele. „Es bietet sich die Chance, etwas Exotisches zu zeigen“, sagt der Regisseur. Auch Rodosthenous wirkt fern ab seiner Heimat Zypern. Der Regisseur mit Doktortitel lehrt das Fach Musiktheater an der Fakultät für Schauspiel, Gesang, Tanz und Kulturwissenschaft der Universität Leeds. Er leitet als künstlerischer Direktor die Theatergruppe „Altitude North“ und ist freiberuflicher Komponist für die Bühne. Seine wissenschaftliche Aktivität ist breit angelegt. Rodosthenous forscht über die Rolle des Körpers in den Bereichen Schauspiel, Gesang und Tanz. Ebenso gilt sein Interesse der Rolle von Theaterstücken mit Live-Musik als interdisziplinärer Prozess. Zudem widmet er sich aktuellen Aspekten der griechischen Tragödie sowie dem britischen Musical. Die Vielfalt der Theaterformen – sie ist auch für die Othello-Inszenierung bestimmend, einer Auftragsarbeit und Produktion der Kulturabteilung der Botschaft Zyperns in Berlin. Die Musik, die zum Teil live gespielt ist, erfülle eine wichtige Funktion, „um die Handlung voranzubringen“, erläutert Rodosthenous. Außerdem sei sie eigens für „Othellos Revenge“ komponiert. Sie stammt aus der Feder des Zyprers Demetris Zavros, mit dem Rodosthenous bereits mehrfach zusammengearbeitet hat. Die Klänge von Klarinette, Trommel und Stimme beschreibt Rodosthenous als „kriegerisch und durch einen Ethnic-Charakter bestimmt“. Dass die Musik sich mit dem Tanz und dem Schauspiel zu einer neuen Einheit füge, sei auch eine Art „Rückkehr zu den Wurzeln“. Denn in der antiken griechischen Tragödie seien Tanz und Bewegung sowie Sprache und Musik gleichberechtigte Elemente der Gattung gewesen. Rodosthenous: „Das eine half dem anderen, intensiver zur Geltung zu kommen.“ Indem Rodosthenous an diese Tradition anknüpft, ist sein Othello auch in diesem Sinn ein überzeitliches Stück. 16 | „Othellos Revenge“ Tanztheater nach Shakespeares Othello I like to imagine what I hear and I follow ... Rauminstallation 25. März bis 15. April 2011 Foyer Kleiner Konzertsaal Wahrheit und Wege des Mythos’ Von Giorgio Tzimurtas Von den Erzählungen der Großmutter zur elektronischen Information: Die alten und neuen Wege der Überlieferung von Mythen thematisiert die Rauminstallation „I like to imagine what I hear and I follow…“. Mit ihrem Werk zeigen die drei zyprischen Künstler Michalis Papamichael, Dia Theodorou und Giorgos Georgiou zugleich, welche Bedeutung der Mythos heute haben kann – für die Gesellschaft und im individuellen Sinn. Mit der Großmutter fing meistens alles an. Sie erzählte den Enkelkindern die Mythen, Märchen, Sagen und Legenden. So lebten die Geschichten aus vergangenen Zeiten fort. Sie blieben Teil der Tradition. Und sie prägten den Sinn für die ganz persönlichen Mythen. Doch: Was früher mündlich oder auf Papier von Generation zu Generation überliefert wurde, gelangt heute auch digital durch Raum und Zeit. Die elektronischen Medien, sie sind zugleich der Ursprung neuer Mythen – und die Ursache gekappter Wurzeln. Michalis Papamichael Den alten und neuen Wegen des Mythos‘ widmet sich die Rauminstallation „I like to imagine what I hear and I follow…“ der drei zyprischen Künstler Michalis Papamichael, Dia Theodorou und Giorgos Georgiou. Dabei vermitteln sie in vieldeutiger Weise, in welchem Verhältnis Vergangenheit und Gegenwart zueinander stehen – und welche Rolle der Mythos dabei spielt. In München wird das Rauminstallation „I like to imagine what I hear and I follow…“ | 17 ist und auf unterschiedliche Weise weitertradiert wird. Von der Großmutter zum Bildschirm – „damit zeigen wir, wie sich die Vermittlungswege des Mythos‘ verändert haben“, sagt Papamichael. Zugleich werde die Entwicklung zurückverfolgt. So seien die papiernen Baumwurzeln am Boden auch ein Sinnbild für Holz als Material zur Herstellung eines Buches – einem traditionellen Medium der Weitergabe von Mythen. „Wir lassen das Papier wieder zum Baum werden“, erklärt Papamichael. Giorgos Georgiou Werk erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Arbeit entstand im Auftrag der Kulturabteilung der Botschaft Zyperns für den Zyprischen Frühling. „Der Mythos war einst Teil der Religion. Vom Christentum wurde für die neue Botschaft die mythische Erzählweise übernommen. Und auch heute spielen Mythen eine zentrale Rolle für die Gesellschaft“, sagt Theodorou. Die lineare historische Entwicklung, das Geflecht der kulturellen Tradition und die persönliche Sicht – diesen Bedeutungs- und Verbreitungsdimensionen des Mythos‘ verleihen die drei Künstler mit ihrer Rauminstallation einen symbolischen Ausdruck. An einer senkrechten Wand aus Holz ist eine Pappmaschee-Skulptur angebracht, die das Gesicht einer Großmutter mit Kopftuch zeigt. Von den Enden ihres Tuches aus entwickeln sich Baumwurzeln aus Papier. Auf der Grundfläche vermengen sie sich mit Kabeln. Diese kommen aus drei Boxen, auf denen Bildschirme stehen, im Dreieck angeordnet. Sie zeigen Interviews mit sechs Repräsentanten von Bereichen, in denen der Mythos von Bedeutung Heute wiederum seien in einer Gesellschaft, in der Computer und Telefone von zentraler Bedeutung sind, alle Informationen in den Kabelnetzwerken. Das Internet und andere Massenmedien – sie überliefern Mythen, bringen neue hervor, bewirken ebenso eine Abtrennung von der Tradition. Deshalb sind einige der Kabel und Papierwurzeln miteinander verflochten, andere wirken wie zerhackt. Das Konzept haben die drei Künstler gemeinsam entwickelt. Dabei hatte jeder seinen eigenen Ausgangspunkt mit seiner speziellen Kunst. Die Installation ist von Papamichael und Georgiou angefertigt worden. Die Interviews haben Papamichael und Theodorou entwickelt, geführt und aufgezeichnet. „Wir haben uns überlegt, wer sich mit Mythen beschäftigt“, berichtet Papamichael. Daraufhin seien fünf Filme entstanden, in denen sechs Personen über ihre Beziehung zum Mythos berichten sowie dessen Bedeutung für die Gesellschaft und für Zypern. Dabei handelt es sich um den berühmten Sänger und Komponisten Alkinoos Ioannidis, den Philosophen und Buchautor Dr. Klitos Ioannidis, den Ikonenmaler Yiannis Karamberidis, den Erzpriester, Philologen und Gymnasialdirektor Pater Kyriakos Rigas sowie die Darstellungskünstler Elena Agathokleous und Lukas Walewski. 18 | Rauminstallation „I like to imagine what I hear and I follow…“ „Wir wollten von Ihnen wissen, wie sie an der Weitergabe des Mythos‘ mitwirken. Außerdem sollte ihre eigene Biographie miteinbezogen werden. Ihre persönlichen Mythen sollten zur Geltung kommen“, erläutert Papamichael. Da die Bildschirme einander zugewandt sind, soll eine Begegnung, ein Dialog der Interviewten, ihrer Ansichten und Erfahrungen entstehen. Dabei geht es auch immer um die Definition des Mythos‘. Pater Kyriakos Rigas ist überzeugt, der Mythos sei „das Wesen der menschlichen Seele“. Und: Durch den Mythos sei „das ganze frühere Leben im Unterbewusstsein des Menschen verborgen, gespeichert, aufbewahrt.“ Elena Agathokleous spricht vom Mythos als „Muster“, Lukas Walewski von „klaren Botschaften“. Der Philosoph Klitos Ioannidis bezeichnet den Mythos als „archetypische Sprache“. Der Mythos berge „symbolisch und konzentriert die Wahrheiten des Menschen“. Dabei gebe es ebenso „die versteckten Wahrheiten“, die entschlüsselt werden müssen. Auch er ist der Auffassung, „dass der Mythos direkt und organisch mit der Seele des Menschen verbunden ist“. Wie eine Ergänzung hierzu wirkt, was der Ikonenmaler Yiannis Karamberidis erläutert: „Der Ort, an dem die Mythologie Einfluss nehmen will, liegt genau in der Phantasie des Menschen.“ Diese wiederum sei eine „Zwischenkraft“, die Herz und Verstand miteinander verbinde. Im Mythos würden Erkenntnisse durch die „Welt der Phantasie“ vermittelt. „Damit die entstandenen Bilder, die Gefühle und Bedeutungen die Bewusstseinsebene erhöhen oder zumindest erweitern. Das ist der Zweck der Mythologie“. Der Sänger und Komponist Alkinoos Ioannidis sagt: „Das menschliche Bedürfnis, Mythen zu schaffen und dann zu überliefern, entstammt seinem Zwang, die Wahrheit zu sagen. Es ist unmöglich, realistisch über die Giorgos Georgiou und Michalis Papamichael Wahrheit zu sprechen.“ Er rede „von der täglichen Mythologie, die der Mensch braucht, der sich stets auf den Mythos verlassen muss, um das Leben zu bewältigen (…).“ Für ihn steht fest: „Ohne den Mythos kannst Du dich unmöglich verlieben. Ohne den Mythos kannst du unmöglich Kinder zeugen. Ohne den Mythos kannst du unmöglich ein Lied oder ein Gedicht schreiben“. Während der Aufzeichnung der Interviews, stellt Papamichael heraus, sei dies auffällig gewesen: „Immer wieder wurde im Rückblick die eigene Großmutter erwähnt. Als diejenige, von der unsere Interviewpartner erstmals Mythen erzählt bekommen haben.“ Die Großmutter, mit ihr fing meistens alles an – sie ist ein Mythos für sich. I like to imagine what I hear and I follow … Rauminstallation 25. März bis 15. April 2011 Foyer Kleiner Konzertsaal Michalis Papamichael, Giorgos Georgiou, Dia Theodorou Rauminstallation „I like to imagine what I hear and I follow…“ | 19 neugierig auf uns? Wenn ja, dann senden Sie uns einfach eine E-Mail oder einen Brief und Sie werden immer über unsere aktuellen Veranstaltungen benachrichtigt. Kontakt Botschaft der Republik Zypern Kulturabteilung, Wallstraße 27, 10179 Berlin E-Mail [email protected]