29 | Herbst 09 klan punkte Eggner Trio Foto: Nancy Horowitz sound:files Doblinger Verlagsnachrichten d Jubiläumsausgabe zum Haydn -Jahr 2009 Haydn Year Anniversary Edition 2009 JOSEPH HAYDN SÄMTLICHE / COMPLETE Streichquartette String Quartets Urtext Edition (Reginald Barrett-Ayres & H. C. Robbins Landon) Jub i zum läumsa Ann Sond usgab er e iv at a ersary preis / E spe cial dition p €9 rice 9 ,00 13 Studienpartituren im Schuber, Format 17x24cm, broschiert 13 Study Scores in a box, size 17x24cm, paperback Die Stimmen sind separat, einzeln oder als Bandausgaben (13 Bände) erhältlich. The parts are available separately, individually or in 13 volumes. Stp. 750 ISMN M-012-19837-6 ISBN 978-3-900695-97-2 Weitere Informationen / More information: www.doblinger-musikverlag.at 29 | Herbst 09 klan punkte sound:files iinhalt klang:focus 40 sec zum 40er 4 Doblingers Beiträge zum klingenden Geburt Geburtstags-Panoptikum ptikum des RS ........................ Seite e4 RSO Wien .................................................................................. Eggner Trio Foto: Nancy Horowitz Doblinger Verlagsnachrichten d klang:echo klang: Innigkeit und Emphase CONTENTS Rauschender Erfolg für Erich Zeisl isl Requiem e ebraico mit den em Wiener Singverein S Wiener Philharmonikern und dem unter ........................... Seite 6 Tugan Sokhiev ................................................................................... Fluss der Erinnerung Eindrucksvolle Uraufführung g von Shihs K Klavierkonzert .......................... Seite 8 Requiem in Kiel ................................................................................ Hermann Hesse auff dem Weg in die Mailänder Scala cala Tristan Schulze begeistert istert mit sseinem neuen Orchesterwerk ................................................................................................................ ................. Seite 10 Mozart, umkreist mkreist und durchleuchtet Großer Erfolg olg für Helmut Schmidingers Zyklen für Streichquartett ............................................................................................... Seite 10 sound:focus 40 Secs for he 40th Birthday Doblinger’s Contributions to the Birthday Sound Cornucopia of the Vienna RSO ................................... Page 4 sound:echo Intimacy and Emphasis Resounding Success for Erich Zeisl’s Requiem ebraico with the Vienna Philharmonic ...................................... Page 6 Inspired Hope Impressive World Premiere of Shih’s Piano Concerto Requiem in Kiel .................................................................... Page 8 Hermann Hesse on his Way to the Milan Scala: Tristan Schulze ................................................................. Page 10 klang:splitter ................................................................................... Seite 13 klang:interpreten Mozart, encircled and X-rayed Helmut Schmidinger‘s Zyklen .................................... Page 12 „Gas geben!“ sound:splinters Renate Publig im Gespräch mit Christoph Eggner vom Eggner Trio ............................................................................ Seite 14 ................................................................. sound:performers Rising Stars: The Eggner Trio .................................... Page 13 Page 14 klang:pädagogik Pianinis, ganz groß sound:pedagogy Christian Diendorfer’s Pianinis Christian Diendorfers Klavierstücke für junge Leute, praktisch erprobt – und gelobt .............................................. Seite 16 sound:novelties klang:novitäten sound:dates ............................................................................. Seite 18 klang:daten ...................................................................................... Seite 18 klang:träger .................................................................................... ............................. Page 16 ................................................................. Page 18 ....................................................................... sound:carriers .................................................................. Page 18 Page 19 Seite 19 Impressum klang:punkte 29 (99 529), unverkäufliche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musikverlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Mag. Walter Weidringer. Für den Inhalt verantwortlich: Peter Pany. Beiträge von Mag. Claudia Böckle, Katharina Knessl, Renate Publig M. A., Mag. Walter Weidringer. Englische Übersetzungen: Mag. Nicolas Radulescu. Layout: Barbara Ployer (Konzept), Andrea Wimmer, Mira Valenta (Ausführung). Erscheinungsweise: Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen: INFO-Doblinger, Postfach 882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51, [email protected], www.doblinger-musikverlag.at klang:focus 40 sec zum 40er Doblingers Beiträge zum klingenden Geburtstags-Panoptikum des RSO Wien Von Walter Weidringer „Noch nie gab es eine derart umfassende, bunte und heterogene Sammlung österreichischer Stimmen des Zeitgenössischen für einen Klangkörper dieser Größenordnung“, heißt es stolz auf der Homepage von Österreich 1: Zum 40. Geburtstag des Radio-Symphonieorchesters Wien, jenes ebenso vielseitigen wie fulminanten Klangkörpers also, der sich seit 1969 in besonderem Maße für die vielfältige Musik der Gegenwart einsetzt, gratuliert eine Schar illustrer Komponisten auf ihre Weise – mit einem zu diesem Anlass ausgewählten, idealerweise 40 Sekunden langen Ausschnitt aus einem Orchesterwerk oder einer eigens komponierten Geburtstags-Miniatur. Das Ergebnis: ein schillerndes „Panoptikum bemerkenswerter Petitessen“, das in diesen Wo- Peter Androsch: Schneemusik engstem Raum das Wesentliche zusammenfasst: „Fritz Heinrich Klein, ein Schüler Alban Bergs, erfand, oder besser, entdeckte den ‚Mutterakkord’. Der Mutterakkord ist eine Zwölf-Ton-Reihe, welche alle möglichen elf Intervalle aufweist. Vom Mutterakkord gibt es zwei Formen, die den Grundgedanken der Allintervallreihe und der zwölf Töne beibehalten, nur durch Platzierung der Intervalle in umgekehrter Reihenfolge gewonnen werden.“ Aus diesem Material hat der Komponist eine Melodie in horizontaler Form gewonnen und diese dann in den Verlauf eines großen auskomponierten Ritardando eingebettet, welches sich über Veränderung der Takteinheiten, des Tempos, der Instrumentation und damit auch wechselnder Stimmungen vollzieht. Christian Diendorfer: Double Rainer Bischof: Invention über den Mutterakkord 40 SECS FOR THE 40TH BIRTHDAY Doblinger’s Contributions to the Birthday Sound Cornucopia of the Vienna RSO Herbert Lauermann: Phantasy on Me Paul Walter Fürst: Farbspiele http://oe1.orf.at/highlights/145025.html ‘Never before has there been such a comprehensive, colorful and heterogeneous collection of contemporary Austrian pieces written for an ensemble of such size,’ is the proud comment published on the Österreich 1 web site: a multitude of illustrious composers sends their individual greetings for the 40th birthday of the equal- chen und Monaten Stück für Stück für eine CD aufgenommen, zuvor schon in Appetit anregenden Häppchen auf Österreich 1 gesendet wird sowie auch online nachzuhören ist. Grund genug für uns, die zahlreichen prominenten Beiträge aus dem Doblinger-„Stall“ hier neu vorzustellen oder in Erinnerung zu rufen. Peter Androsch hat seinen Beitrag aus der Schneemusik destilliert, jenen konzertanten Auszügen aus seiner Oper Zeichner im Schnee (2000), mit welcher er dem 1926 mit 32 Jahren freiwillig aus dem Leben geschiedenen Maler und Grafiker Klemens Brosch ein bewegend-beklemmendes Denkmal gesetzt hat – in der irrealen Klangwelt von E-Gitarre, Keyboards und Schlagzeug. Rainer Bischof, seines Zeichens Philosoph und als Komponist zu rückhaltloser Expression drängender Dodekaphonier der alten Schule, hat eine Orchesterminiatur geschrieben, die quasi auf Christian Diendorfer (siehe auch Seite 16ff.) setzt sich in Double (1999) auf anregend-kritische Weise „mit unserer kommerziellen, radiophonen bzw. TV-Umwelt auseinander“. Das Werk „integriert die gesprochene menschliche Stimme, kurze Textpassagen und elektronische (Werbe-)Jingles wie ‚fremde Implantate’, die angenommen und abgestoßen werden und als Sprungbrett für verschiedene musikalische Transformationen dienen. Die kurzen Textmontagen sind einem Sprachkurs entnommen und befinden sich auf verschiedenen Ebenen von Verständlichkeit. Durch das ganze Stück zieht sich der Gedanke des ‚Klangdoubelns’ – der Orchesterklang versucht sich zeitweise als Elektronikklang zu maskieren oder als Stimmenimitator und begibt sich auch formal in die Nähe unseres unruhigen Medien-Konsums mit häufigem Programmwechsel. Somit entstehen wohl Seite 4 Pathos, Mut, Dynamik Herbert Lauermann zitiert für das Panoptikum aus seiner Phantasy on Me (1984/85), einem stark autobiographischen Werk, bei dem „subjektive Gefühlseruptionen und Spannungszustände von hoher Dramatik“, so das Bekenntnis des Komponisten, „wie Aufschreie aus meinem Ich“ kommen: „Die Gegenwart hat mich zu diesem Stück gezwungen.“ Auf ganz eigene Thomas Pernes: Gleichsam eine Sinfonie Christian Ofenbauer: Zwei Frankfurter Préludes noch einmal aufzuwärmen“. Der Erfolg bei Publikum und Kritik gab ihm freilich recht. Den dritten Satz, ein Scherzo, aus dem der als Geburtstagspräsent erklingende Ausschnitt stammt, beschreibt der Komponist so: „lärmend, manchmal ratlos, mit Tönen, die belustigen oder beunruhigen“. Kreative Unruhe vermochte auch Gerald Resch zu wecken, als er 2008 für die Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes Linz unter dem Titel Land die österreichische Bundeshymne fragmentierte und rhythmisch umbog, um ihr dadurch neue melodische und harmonische Möglichkeiten abzugewinnen: Bekenntnis und Dekonstruktion zugleich, wobei gerade diese 40 Sekunden selbstbezüglich auf die immer noch ungewiss erscheinende Zukunft des RSO Wien zu verweisen scheinen, für dessen Fortbestand im Rahmen einer Online-Petition seit März 2009 mehr als 30.000 Menschen eingetreten sind. Möge also niemals ein Requiem auf das RSO angestimmt werden müssen – ein Requiem betiteltes Klavierkonzert hat freilich Shih komponiert, ein Werk, zu dem Sie auf Seite 8f. Genaueres lesen können. Hochdynamisch und spannungsreich gibt sich der symphonische Ver- Shih: Requiem Gerald Resch: Land Wolfram Wagner: Symphonia Erich Urbanner: Multiphonie ly versatile and virtuoso Vienna Radio Symphony Orchestra, an orchestra which has decisively supported the so diverse music of our times since 1969 – in the form of an ideally 40 seconds-long excerpt from an orchestral work or of an original birthday miniature composed especially for this occasion. The result: a scintilla- ting ‘cornucopia of remarkable trifles’ which has in these weeks and months been recorded piece by piece for CD, is being broadcast in little appetizing packets on Österreich 1 and which can be listened to online. For more information on the composers and their works please contact us under [email protected]. Weise behandelt wiederum Christian Ofenbauer den großen Apparat in seinen Zwei Frankfurter Prèludes (1997/98): Nur 30 Takte umfasst deren ganz knapp gefasstes erstes, in dem sich fünf inhomogene Instrumentalgruppen aufeinander zu bewegen und das Geschehen sich dadurch verdichtet, dass alle Pausen überwuchert werden und verschwinden – bis das Stück genau in diesem Moment scharf abreißt. Die Webernsche Konzentration in die Vertikale zu drehen und ein inhaltlich abendfüllendes Werk auf wenige Sekunden zu komprimieren, war dabei Ofenbauers faszinierende Grundidee. Einer traditionsreichen (um nicht zu sagen: von überwältigender Tradition belasteten) Gattung stellte sich Thomas Pernes in seinem 1983 neu gefassten Werk Gleichsam eine Sinfonie – und war sich bewusst, ein „Wagnis“ einzugehen, „heute eine so hoch entwickelte Form lauf von Erich Urbanners Multiphonie (1998/99): Begegnung und Konfrontation unterschiedlichster Temperamente in einer selbst gewählten Dramaturgie zwischen großer Geste und zarten Nuancen, impressionistischem Kolorit und linearem Kontrapunkt, elementaren Rhythmen und strengen Figurationen – ein rasendes musikalisches „Manifest für das Leben mit großem Pathos und subtilen, kammermusikalisch-zärtlichen Akkorden“ (Kurier). Gegensätze zeigen und schließlich vereinen will auch Wolfram Wagner in seiner Symphonia (1998/99): Der Titel bedeutet jenen „Zusammenklang aus dem sich Welt und Welten bilden“, so der Komponist. Der Schluss des zweiten Satzes (In terra) entfacht Vielfalt, Spontaneität, Emotion – und in typisch Wagnerscher Manier auch unbändige rhythmische Kraft. http://oe1.orf.at/highlights/145025.html Fotos: Peter Kuba, Renate Publig (5), Archiv Doblinger, Didi Sattmann, Christian Heindl, Uta Köstler, Wolfgang Kozak auch mehrere Lesearten des Stückes und eine vielleicht eigene poetische Ebene von Fragen ohne Antworten.“ Den 1964 entstandenen Farbspielen von Paul Walter Fürst attestierte die Kritik „Geschmack, Eleganz, sehr viel Kultur“ sowie „Kontrastreichtum, plastische Gestaltung und wohltuende Kürze“ – Eigenschaften, die das Werk mit seinen klingenden Gegensätzen zwischen Licht und Dunkel, Oben und Unten, Lyrik und Groteske, Schärfe und Zartheit für den aktuellen Zweck prädestiniert erscheinen lassen. Kein Wunder, kennt doch der Komponist Fürst als früherer philharmonischer Bratscher das Orchester und seine Möglichkeiten buchstäblich in- und auswendig. Seite 5 klang:echo Innigkeit und Emphase Rauschender Erfolg für Erich Zeisl Requiem ebraico mit den Wiener Philharmonikern und dem Wiener Singverein unter Tugan Sokhiev „Schön ist’s zu danken dem Herrn, seinem Namen zu singen, höchster Gott“: So beginnt die von Bariton Adrian Eröd eigens für diese Art von später Heimholung Erich Zeisls in den Goldenen Saal des Wiener Musikvereins erstellte deutsche Fassung des 92. Psalms, den der Komponist seinem Requiem ebraico zugrunde gelegt hat. Die programmatische Entscheidung der Wiener Philharmoniker, die Reihe ihrer Abonnementkonzerte in dieser Saison nicht zuletzt auch mit Zeisls Hauptwerk zu eröffnen, ist jedoch keineswegs bloß als historische Geste zu verstehen, sondern bedeutet auch die Begeisterung für ein bewegendes Werk – nicht zuletzt seines trostreich-versöhnlichen Gehalts wegen. Fotos: Patrice Nin, Archiv „Erich Zeisls Botschaft tränenreicher Hoffnung“ „Erich Zeisl (1905–1959) gehört zu jenen österreichischen Komponisten der Zwischenkriegszeit, die 1938 durch rassische Verfolgung ins Exil getrieben und in ihrer Heimat trotz früher Erfolge weitgehend vergessen wurden. Wegbereiter der erst im Jahre 2005 einsetzenden Wiederentdeckung seines Œuvres war das 1944/45 entstandene ‚Requiem Ebraico (The 92nd Psalm)’. Es war aus Anlass von Zeisls 50. Todestag jetzt auch im ersten Philharmonischen Konzert der neuen Saison zu erleben. Und es erntete bei einem Publikum, das gegenüber Musik Seite 6 des 20. Jahrhunderts sonst eher zurückhaltend reagiert, einen rauschenden Erfolg. Ein durchaus verdienter Erfolg, zieht man seine solide handwerkliche Machart mit einer schulgerechten Schlussfuge, seinen klangvollen Chorsatz in klug disponierter Gegenüberstellung mit den Solopartien, seine transparente Orchesterbehandlung in Betracht. Die Tonsprache selbst changiert im Wesentlichen zwischen Johannes Brahms und Richard Strauss, zuweilen ergänzt durch orientalisch anmutende Melismatik. Das ist kein Zufall: Ursprünglich war das Werk für die Synagoge bestimmt. Später widmete sie Zeisl dem Andenken an seinen im KZ umgekommenen Vater und akzeptierte dabei bewusst den scheinbaren Widerspruch des Requiem-Gedankens zum Text des Psalms 92, wo er nach seinen Worten die Tröstung einer tränenreichen Hoffnung gefunden hatte. Die Wiedergabe dominierte der Wiener Singverein mit einer seiner Glanzleistungen, assistiert vom Solistenterzett Raimondi, Kulman und Eröd und sicher geführt von Tugan Sokhiev.“ (Gerhard Kramer, Wiener Zeitung, 7. Oktober 2009) Walter Dobner, von dem auch die lesenswerte Werkeinführung im Programmheft stammte, rief in seiner Kritik nicht nur die vielbeachtete Zeisl-Ausstellung zu dessen 100. Geburtstag im Jüdischen Museum Wien 2005 in Erinnerung, sondern auch die Tugan Sokhiev, 1977 in Ossetien geboren, studierte am St. Petersburger Konservatorium und ist nach einer Aufsehen erregenden, steilen Karriere seit September 2008 Chefdirigent des Orchestre national du Capitole de Toulouse. Als Einspringer für Zubin Mehta setzte er sich nun für Erich Zeisls Requiem ebraico ein. INTIMACY AND EMPHASIS Resounding Success for Erich Zeisl’s Requiem ebraico with the Vienna Philharmonic Mit seinem Requiem ebraico vermittelt Erich Zeisl auf bewegende Weise die Botschaft trauernder, aber hoffnungsvoller Versöhnung. Entstehungsumstände des Werks, das Zeisl in Los Angeles „im Auftrag des dort tätigen Rabbiners Jacob Sonderling geschrieben hat. Als er mitten in der Arbeit vom Tod seines Vaters und seiner Stiefmutter im NS-Vernichtungslager Treblinka erfuhr, gab er der Psalmvertonung den Charakter eines Requiems. Das erklärt den resignativen Tonfall des in einer imposanten Schlussfuge mündenden Werks, dem auch exotische Züge zu eigen sind. Zubin Mehta, der diesen Psalm immer wieder aufführt, hat sich das Werk gewünscht. Unerwartete persönliche Umstände zwangen ihn – erstmals in seiner 48-jährigen Zusammenarbeit mit den Philharmonikern –, die Leitung dieses ersten ‚Philharmonischen’ der Saison zurückzulegen. Eine Chance für den erst 32-jährigen Chefdirigenten des Orchestre Capitole de Toulouse, Tugan Sokhiev, der auch ständiger Dirigent am St. Petersburger Mariinskij Theater ist. Und hier, bei Zeisls knapp zwanzigminütigem Chor-Orchesteropus, nutzte er sie. Vor allem seine aus der Spannung des Werks gewonnene Tempodramaturgie überzeugte.“ (Die Presse, 5. Oktober 2009) Die Kronenzeitung titelte „Erich Zeisl entdeckt!“ und nahm sein „Emigrationswerk“ überhaupt „im Mittelpunkt des Konzerts“ wahr: „Klangsatt die Sprache, manches gemahnt an Mahler und Korn˙. ˙. gold. Bewegend!“ (OL, 5. Oktober nœ œ bœ nœ œ bœ # & # ˙. 2009) Und auch für den Kurier be˙. ## bœ nœ œ bœ nœ œ & n˙ . n˙ . ## nœ œ nœ deutete die Aufführung „eine Entde& # # œ bœ nœ ## nœ ˙. b˙ . & # ckung“, bei der die „exzellenten Phil˙ nœ ˙. # b˙ . ˙ & # harmoniker eine Lanze für den vor nœ ˙. b˙ . ˙ ? ## 50 Jahren verstorbenen, vom Nazi÷ ∑ ∑ ∑ ? ∑ ∑ ∑ Terror vertriebenen Erich Zeisl“ bra? ## ∑ ∑ ∑ chen. (P. Jarolin, 5. Oktober 2009) œ œœ ˙ # n n œœœœ Œ Œ b bn ˙˙˙˙ Œ œœœ Œ Œ & # f Wurden der gewohnt hervorragende œ n n œœœœ b bn ˙˙˙˙ œœœ Œ Œ ? ## Œ Œ Œ œ œ Wiener Singverein und die Solisten Il> > ˙. # ˙˙ n n œœœœ b bn ˙˙˙˙ .... ˙˙˙ ... ˙ & # ˙ . . ˙ dikó Raimondi, Elisabeth Kulman und n n œœœœ b bn ˙˙˙˙ ... ˙˙˙ ... ? # # n ˙˙œ . bœ œ ˙. ˙. nœ . bœ œ ˙. ˙. J > natürlich Adrian Eröd durchwegs > n >œ ˙. b˙ . ˙ ? ## mit Lob bedacht, war nicht zuletzt ˙. ˙. # œ b œ n œJ œJ Ljubiša Tošič auch vom Dirigenten & # bœ nœ Tugan Sokhiev beeindruckt: ,„Bei n˙ . # bœ b˙ . œ b œ b œ n œ œJ J & # Erich Zeisls Requiem Ebraico, einer ˙. ˙. # œ b œ n œJ œJ V # bœ nœ so opulenten wie melancholisch-intimen spätromantischen Musikas> > > > n>œ b >˙ n >œ œ b œ ? ## bœ bœ Œ soziation zur Holocausttragödie, œ œ n˙ . b ˙˙ .. b œœ œœ b n œœ œœ œœ œœ b œœ œœ n œœ œœ œ œ n ˙ . baute er mit den Wiener Philhar# @ @ & # . n ˙ œ œ . # b ˙˙ .. œ œ b œ œ n œœ œœ œ œ n ˙ monikern und dem Singverein eine & # b œœ œœ b n œœ œœ œ œ œ œ @ @ @ n ˙@. n b ˙˙ .. nœ œ nœ œ ˙ . B # # b @˙ eindringliche Klangarchitektur auf.“ @ @ > > > n>œ b >˙ n >œ œ b œ ? ## bœ b >œ Œ (8. Oktober 2009) W. W. nœ . rall. 72 a tempo Broad 395 Fl. Ob. Bb-Cl. F-Hr. C-Trp. Tromb. Sn.-Dr., Cymb. Cymb. Timp. Bls. Harp Organ Bar.-Solo av He er - lo is ist - soh my mein S. A He er - do is my ist mein noy, Rock, Hort, tzu my mein A He er - do is my ist mein noy, Rock, Hort, tzu my mein - do is my ist mein noy, Rock, Hort, tzu my mein - ri. Rock. Hort. Vl. I A He er right, do is my ist mein noy tzu Rock, my Hort, mein div. Vl. II div. Vla. Vc. D.-B. ? ## nœ . bœ œ bœ œ J ˙. ˙. ˙. ˙. A He Er - do is my ist mein ri. Rock. Hort. A He Er - do is my ist mein A is ist - do my mein A is ist - do my mein L'ha-gid ki yo - shor Lord To show that the Kün- den, dass Gott j œ B. noy, up recht, div. ri. Rock. Hort. j œ T. - bo. Rock. Hort. - A. A He er ‘Erich Zeisl (1905–1959) is one of the Austrian composers of the inter-war years who were driven into exile in 1938 by racist persecution and who were largely forgotten in their native country in spite of their early success. The “Requiem Ebraico (The 92nd Psalm)”, written in 1944/45, is the herald of the rediscovery of his oeuvre which started as late as 2005. For the occasion of the 50th anniversary of Zeisl’s death the work was performed at the first Philharmonic concert of the new season. And it celebrated a resounding success with an audience which traditionally is rather skeptical about 20th-century music. A certainly deserved success if one considers the work’s solid craftsmanship with a strict final fugue, its resonant choir writing in intelligent juxtaposition with the solo parts, its transparent orchestration. The tonal language itself hovers mainly between Johannes Brahms and Richard Strauss, sometimes complemented with oriental-seeming melismatics. This is no coincidence: at first, the work was meant for the synagogue. Later, Zeisl dedicated it to the memory of his father, who had died in the concentration camps, and, in doing so, consciously accepted the seeming discrepancy between the idea of a requiem and the text of psalm 92, in which he, according to his own words, had found the solace of a tearful hope. The performance was do˙. ˙ minated by the Vienna Singverein >œ >œ >œ ˙. œ 24 Œ Œ 43 ƒ with one of its masterly achie˙. >œ >œ >œ œ 2 ˙ 3 ˙. Œ Œ 4 4 ƒ > >œ >œ œ ˙ ˙. œ Œ Œ 24 ˙ vements, assisted by the three œ 43 ƒ 2 ˙ 3 œ ˙ ˙. ˙. 4 4 ˙. soloists Raimondi, Kulmann and ƒ œ ˙ ˙. ˙. ˙. 24 ˙ 43 ƒ Eröd under the confident baton of œ ˙ ˙ ˙. ˙. ˙. 2 3 4 4 ƒ Tugan Sokhiev.’ (Wiener Zeitung) 2 3 ∑ ∑ ∑ ∑ 4 4 ˙. ƒ 2 3 ∑ ∑ ˙. ˙. 4 4 @˙ . The Kronenzeitung had the head@ @ F ˙. ˙ œ ˙. 24 ∑ ∑ 43 line ‘Erich Zeisl discovered!’ and ƒ ˙ 2 3 ˙˙ .. Œ ˙˙˙ ∑ ∑ ∑ 4 4 ˙˙ .. n˙ perceived his ‘emigration work’ ƒ ˙˙ ˙. ˙˙ .. 24 ∑ ∑ ∑ Œ n ˙˙ 43 ˙ . to have been the ‘centerpiece of œœ ˙˙ . . . ˙ ˙ ˙ 24 ˙˙˙ 43 ˙˙˙ ... œœ n ˙˙ ˙˙˙ ... ˙˙˙ ... ˙ > ƒ œ ˙ ˙ the concert’: ‘the tonal language ˙˙˙ ... ˙˙˙ ... œœœ n ˙˙˙ 2 b ˙œ̇˙ n œ 3 ˙˙˙ ... 4 4 ˙. ˙. ˙. ˙. bœ nœ ˙. v replete with resonance; some of it œ ˙ ˙v ˙. ˙. ˙. 24 43 ƒ reminds one of Mahler and Korn> >œ >œ ˙. œ Œ Œ œ 2 ˙ 3 ˙. gold. Moving!’ For the Kurier, too, 4 4 ƒ the performance was ‘a discove> >œ œ >˙ ˙. œ Œ Œ 24 ˙ œ œ 43 > ƒ ry’. And not least the Standard >œ œ œ n >˙ >œ >œ œ œ 24 ˙ œ œ œ 43 œ J was impressed also by conductor J > ƒ Tugan Sokhiev: ‘In Erich Zeisl’s Re> œ œ >˙ œ œ œ 2 ˙ 3 > >œ >œ œ œ œ J J 4 4 œ ƒ quiem Ebraico, an equally opulent > ˙˙ ˙˙ .. ˙˙ .. b œœ ˙˙ œœ œœ œœ and melancholy-intimate late-ro2 3 @ @ @ @ @ @ 4 @ 4 @ ƒ > ˙˙ .. b œœ ˙˙ œœ œœ œœ 2 ˙˙ 3 ˙˙ .. mantic musical association to the 4 @ 4 @ @ @ @ @ @ @ ƒ @ >@ @ nb œœ ˙˙ œ œ œ œ 2 ˙˙ 3 tragedy of the Holocaust, he built 4 @ 4 œ@ @œ @ !J @ !œJ œ@ œ! @œ @ @ @ > ƒ œ >˙ œ œ œ œ œ 24 @˙ œ œ œ !J @ !J @œ 43 @œ @ @ @ @ @ a haunting sound-architecture ƒ > n>œ ˙. ˙. ˙. ˙. 2 bb œœ n œ 3 ˙ . ˙. ˙. 4 4 ˙. with the Vienna Philharmonic and ƒ the Singverein.’ - ri. Rock. Hort. L'ha-gid ki yo - shor To show that the Lord Kün- den, dass Gott D. 19 518 Seite 7 klang:echo Fluss der Erinnerung Eindrucksvolle Uraufführung von Shihs Klavierkonzert Requiem in Kiel „Sie sind schon länger künstlerisch ein Herz und eine Seele, Schöpfer und Medium: Selten jedenfalls“, so urteilten die Kieler Nachrichten vor der Uraufführung von Shihs Klavierkonzert Requiem, spüre man „so viel Übereinstimmung zwischen Komponist und Interpret wie zwischen dem Chinesen Shih und der serbischen Pianistin Anika Vavic. Mit Kiels GMD Georg Fritzsch die beiden in Kontakt, seit die Pianistin unter seinem Dirigat in Innsbruck Ravels Klavierkonzert spielte und Shih unter den Zuhörern weilte. ‚Dann wollten beide ein Klavierkonzert von mir haben. Ich mag aber eigentlich keine Klavierkonzerte – und habe mich entsprechend gequält’, schmunzelt Shih.“ Warum? Im Gespräch mit Eva Heußel erläuterte der Komponist seinen Standpunkt, aber auch seinen persönlichen Weg aus dieser Skepsis gegenüber einer historisch überfrachteten Gattung: „In den Köpfen des Publikums hat sich die feste Vorstellung eingenistet, dass ein Klavierkonzert ein groß besetztes, bombastisches Werk von mindestens drei Sätzen sein muss. Diese Vorstellung möchte ich aufbrechen. Ein modernes Klavierkonzert muss anders klingen. Ich möchte ganz andere Klangfarben. Mir schwebt da ein viel subtilerer Dialog von Klavier und Begleitung vor. Nach langem Suchen stieß ich auf das Gedicht ‚Weltende’ von Else LaskerSchüler, dessen Thematik und hohe Emotionalität mich sofort begeisterten, und das ich als Motto für mein Konzert gewählt habe. […] Wichtiger als eine gewisse Endzeitstimmung war für mich die Thematik der gestörten Kommunikation des lyrischen Ich mit seiner Umwelt. Gerade unsere heutige Welt empfinde ich als sehr aggressiv und unpersönlich, was oft aus einer Unzufriedenheit der einzelnen Menschen mit sich selbst resultiert.“ Hoffnung auf Verklärung Freilich hat Shih weder die Worte noch den Inhalt des Gedichts in Musik gesetzt, sondern reagiert vielmehr auf die Poesie. „Mein Klavierkonzert ist eine Art positive Antwort auf Else Lasker-Schüler. In meiner Interpretation sind das lyrische Ich und das Du, in dessen Liebe und Nähe sich das Ich im Gedicht vor der feindlichen, unpersönlichen Welt flüchtet, eins. Mir geht es um die Vereinigung des Ich mit sich selbst. Wenn das Ich mit sich selbst ins Reine gekommen ist, dann hat es, spirituell gesehen, eine höhere Ebene erreicht, und dann löst sich automatisch auch die Kommunikationsstörung mit der äußeren Welt auf. Es ist die Hoffnung auf eine Art Verklärung. Deswegen habe ich das Konzert mit Requiem überschrieben. Ein Requiem ist Ausdruck der Hoffnung, dass die Seele nach den Kämpfen des Lebens mit sich und der Welt Frieden geschlossen hat. […] In der Klavierstimme könnte man die Suche des Ich nach sich selbst sehen. Die Begleitung chaSeite 8 rakterisiert die Kommunikationsprobleme mit der äußeren Welt. Manchmal ‚versteht’ sie das Klavier, oft aber reagiert sie völlig unerwartet, schockiert das Soloinstrument sozusagen. Zum Schluss hin gibt es allerdings diese positive Entwicklung. Anfang und Schluss sind beide sehr leise. Der Schluss ist aber keinesfalls so düster und bedrohlich wie der Anfang. Bei der unaufhaltsamen, doch sehr kontrollierten Verdichtung der beginnenden Einzeltöne und der allmählich einsetzenden Paukenwirbel hatte ich das unheimliche Bild von Soldaten vor Augen, die in die Schlacht ziehen. Alle kämpfen gegen- und miteinander, und gleichzeitig ist jeder sehr einsam.“ Der Pianistin Anika Vavic sei, so war in den Kieler Nachrichten weiter zu lesen, „das fließende ‚Grübeln’ in ihrem Part viel Wert. Und sie schätzt die Freiheiten, die Shih seinen Interpreten grundsätzlich einräumt, obwohl er seine primär auf Emotionen zielenden Partituren in geradezu kalligraphischer Schönheit notiert, mit viereckigen Notenköpfen. ‚Er ist durch und durch ein Ästhet – auch beim Kochen, was er hervorragend kann’, analysiert Vavic Werk und Meister.“ (Christian Strekh, 12. September 2009) Positive Philosophie in Tönen Die Uraufführung bestätigte dann mit einem großen Erfolg bei Interpreten, Publikum und Kritik wieder einmal die emotionale Dringlichkeit und unmittelbare Wirkung von Shihs Musik: „Solch griffige Verklärungsformeln [wie in Straussens Tod und Verklärung, Anm.] sind Shihs Sache nicht. Der […] Komponist hat für Kiel ein Requiem erdacht, das auf Grundlage eines finster-expressiven Gedichts von Else LaskerSchüler eine letztlich hörbar ins Positive gewendete Philosophie in Tönen zeichnet. Schön, dass Eva Heußels Programmheft und Fritzschs Erläuterungen während des Bühnenumbaus so viel Verständnis für die amorph gekräuselten Streicher-Klang- Es ist ein Weinen in der Welt, Als ob der liebe Gott gestorben wär, Und der bleierne Schatten, der niederfällt, Lastet grabesschwer. Komm, wir wollen uns näher verbergen … Das Leben liegt in aller Herzen Wie in Särgen. Du! Wir wollen uns tief küssen – Es pocht eine Sehnsucht an die Welt, An der wir sterben müssen. Else Lasker-Schüler Ins Probegespräch vertieft: der Dirigent Georg Fritzsch, die Solistin Anika Vavic und Shih. INSPIRED HOPE Impressive World Premiere of Shih’s Piano Concerto Requiem in Kiel ‘In the heads of the audience there is rooted the firm notion that a piano concerto simply has to be a largely scored, bombastic work of at least three movements. I wanted to break open this conception,’ writes Shih about his new work. ‘After a long search I found the poem “Weltende” by Else LaskerSchüler, whose technique and high emotionality immediately inspired me and which I chose as a motto for my concerto. My piano concerto is a kind of a positive answer to Else Lasker-Schüler. This is why I have given it the title Requiem. A requiem is an expression of the hope that the soul has made its peace with itself and the world after the battles of life.’ The world premiere once again proved the emotional urgency and immediate effectiveness of Shih’s music in a resounding success with musicians, audience and critics: ‘…amorphous, ripply klangflächen of the strings, funereal murmurs in the basses, nervous timpani rolls and lonesome, hovering sound-veils in the piano… The remarkably contemporary piano concerto, freed of traditions and noisily capturing the attention, which gave the present composer Shih much cordial applause, developed its very special pull though the nimble intuition of Anika Vavic. The Serbian pianist gave the etude cascades of her virtuoso part, its treble-sparkling and bass-rumblings, its minimalistically circling patterns of movement much sense and sensibility.’ (Christian Strehk, Kieler Nachrichten, 13 September 2009) Die Pianistin Anika Vavic stammt aus Belgrad, lebt in Wien und reüssiert zwischen New York und St. Petersburg mit Solorecitals, Klavierkonzerten und als Kammermusikerin. Mit den Werken von Shih verbindet sie ein besonderes Naheverhältnis. Seite 9 Fotos: Fabian Dembski (2), Christine de Grancy flächen, das Grabes-Grummeln in den Bässen, die nervösen Paukenwirbel und die einsam schwebenden Tonschleier im Klavier wecken konnten. Seine ganz besondere Sogwirkung entwickelte das bemerkenswert heutige, traditionsbefreite, geräuschhaft die Aufmerksamkeit fesselnde Klavierkonzert, das dem anwesenden Komponisten Shih herzlichen Beifall eintrug, aber durch das Fingerspitzen-Gefühl von Anika Vavic. Die serbische Pianistin erfüllte die Etüden-Kaskaden ihres virtuosen Parts, das Diskant-Glitzern und Bass-Grollen, die minimalistisch kreiselnden Bewegungsmuster mit viel Sinn und Sinnlichkeit.“ (Christian Strehk, Kieler Nachrichten, 13. September 2009) W. W. klang:echo Fotos: Fondazione Hermann Hesse Montagnola, travelmilan.com, Archiv Hermann Hesse auf dem „Es gibt wenige deutschsprachige Schriftsteller, denen es gelang, Sprache zu Musik werden zu lassen. Hermann Hesse ist einer von ihnen. Wer Hesses Gedicht Zu einer Toccata von Bach kennt, weiß, dass er Musik nicht nur hörte, sondern dass er in ihr Dimensionen wahrnahm, die anderen verborgen blieben. Vom Tessin (wo Hesse über 40 Jahre lebte) nach Mailand ist es nicht weit. Die Mailänder Scala ist für mich das Symbol italienischer Musik schlechthin. Ich liebe Verdi, ich liebe Puccini, überbordende Emotionalität, Dramatik; den Kampf um Leben, Tod und Liebe. Stellen wir uns also vor, Hermann Hesse geht zum Bahnhof, setzt sich in einen Zug, fährt nach Mailand und geht dort in die Oper ...“ Bei einer so suggestiven Einladung an seine Hörerinnen und Hörer ist es kein Wunder, dass Tristan Schulze mit seinem neuen Orchesterwerk Hermann Hesse auf dem Weg in die Mailänder Scala bei der Uraufführung in Braunschweig unter der Leitung von Alexander Joel einen großen Erfolg bei Publikum und Kritik verbuchen konnte: „Im Auftrag des Staatsorchesters hat Schulze dieses Werk ohne viele schräge Töne, dafür mit Sinn für Orchesterklangfarben, poetischen Ausdruck und lebensfrohe Ironie geschrieben. Inspiriert von Hesses Roman Das Glasperlenspiel wehte eine exotische Wolke durch den Raum. Indisch anmutende Geigenklänge verbanden sich mit griechischen Tonleitern, schlichte Choräle mit romantischer Gefühlswucht. Am Schluss gab es sogar Opernmusik wie zu Rossinis Zeiten. Die verzahnten Rhythmen von Triangel, Glockenspiel, Vibrafon und Harfe – das ‚Glasperlenspiel’ – sorgten für mitreißende Bewegung und helle Klangfarben. Letztere wurden durch den warmen Klang der Streicher, vor allem der acht Celli, noch unterstützt. Musik, die nach Wunsch des Komponisten ‚Herz und Hirn’ berührte.“ (Felix Werthschulte, Braunschweiger Zeitung, 18. Juni 2009) Im Gespräch mit Christin Marstall gewährte der Komponist vor der Uraufführung interessante Einblicke in seine Werkstatt: „Hesses Glasperlenspiel mit seinen nachgesetzten drei Lebensläufen hat mich tief beeindruckt. Das Stück beginnt mit einer Reminiszenz des indischen Lebenslaufes in den 1. Violinen, un- Seite 10 Tristan Schulze begeist Hermann Hesse auf einem Spaziergang durch das Tessin terbrochen von dem, die Violinen zitierenden Vibraphon und acht solistisch spielenden Violoncelli. Es entspinnt sich ein Dialog zwischen Holzbläsern und flageolettspielenden Streichern, durchwegs in sehr hellen Farben. Ich habe versucht, mich der Idee des Glasperlenspiels und seiner Verbindung von Musik und Mathematik zu nähern. So gibt es eine kontinuierlich aufsteigende Reihe aller modalen (im Alten Griechenland bekannten) Skalen in der Reihenfolge phrygisch, äolisch (moll), dorisch, mixolydisch, ionisch (Dur) und lydisch, sich jeweils bei gleich bleibendem Grundton genau um ein Vorzeichen bewegend, ana- Weg in die Mailänder Scala tert mit seinem neuen Orchesterwerk Gewiss der Inbegriff des italienischen Opernhauses schlechthin: die Mailänder Scala log dem Quintenzirkel, der auf das von Pythagoras entdeckte Verhältnis von Oktaven (2:1) zu Quinten (3:2) zurückgeht. 7x die Oktav = 2x2x2x2x2x2x2 = 2 hoch 7 = 128; 12x die Quint = 1,5 hoch 12 = 129, 746. Die Differenz zwischen 129, 746 und 128, also 1, 746 ist das pythagoräische Komma, welches in der seit Bach etablierten wohltemperierten Stimmung gleichmäßig auf alle 12 Halbtöne der Oktav verteilt wird. Diese Sequenz der modalen Skalen beginnt in Takt 85, also nach genau 7x12 Takten, beginnend mit Harfe, Kontrabässen, Vibraphon und Glockenspiel, wobei das 2 Takte nach der Harfe einsetzende Vibraphon einen Polyrhythmus von 4:3 gegen die anderen Instrumente spielt. Nach dem bis auf Klarinetten und Blech kompletten Orchester spielt das Triangel ab Takt 124 einen Polyrhythmus von 5:12. Einem fast kindlich anmutenden Trio von Glockenspiel, Vibraphon und Harfe folgt ein Streicherchoral, jedoch in den vorab erwähnten ätherisch klingenden Flageoletten der Streicher. Es folgt eine Generalpause, man hat in der Oper Platz genommen, der Dirigent hebt den Taktstock und in freudiger Erwartung ist Stille …“ HERMANN HESSE ON HIS WAY TO THE MILAN SCALA ‘There are only few German-language writers who succeeded in transforming language into music. Hermann Hesse is one of them. Whoever knows Hesse’s poem Zu einer Toccata von Bach knows that he did not only hear music, but that he discerned dimensions in it hidden from others. It is not far from Ticino, Switzerland (where Hesse lived for more than 40 years) to Milan. For me, the Milan Scala is the symbol of Italian music par excellence. I love Verdi, I love Puccini, exuberant emotionality, drama; the battle for life, death and love. Let us imagine the following: Hermann Hesse goes to the train station, boards a train, travels to Milan and goes to the Opera there ...’ Tristan Schulze had a major success both with audience and critics with his new orchestral work, which was premiered at Braunschweig under the baton of Alexander Joel: ‘Commissioned by the State Orchestra, Schulze has written this work without many strident notes, but with a sense for orchestral colors, poetic expression and lively irony. Inspired by Hesse’s novel Das Glasperlenspiel an exotic cloud wafted through the hall. Indian-seeming violin sounds were combined with Greek scales, unostentatious chorales with romantic power of feeling. At the end we were even treated to operatic music as if from Rossini’s times. The interlocking rhythms of triangle, glockenspiel, vibraphone and harp – the “Glasperlenspiel” – were responsible for stirring movement and bright timbres. These were further supported by the warm sound of the strings, especially the eight cellos. Music which, as wished for by the composer, touched both “Heart and Brain”.’ (Felix Werthschulte, Braunschweiger Zeitung, June 18, 2009) Seite 11 klang:echo Mozart, umkreist und durchleuchtet Großer Erfolg für Helmut Schmidingers Zyklen für Streichquartett Foto: Renate Publig Helmut Schmidingers Streichquartett Zyklen, dem Mozarteum Quartett Salzburg gewidmet und von der Stadt Augsburg anlässlich des 58. Deutschen Mozartfestes in Auftrag gegeben, bezieht sich, dem Wunsch des Veranstalters entsprechend, direkt auf Mozart – aber ohne musikalische Zitate. Vielmehr hat der Komponist (als Mitarbeiter der Neuen Gesamtausgabe ein ausgewiesener Mozart-Kenner) seine Inspirationen aus der Struktur des Quartettschaffens seines großen Vorgängers im Ganzen abgeleitet, charakteristische Merkmale der Werkgruppen dingfest und zum Ausgangspunkt seiner eigenen Musik gemacht. Und diese stieß auf große Begeisterung bei Publikum und Kritik: „Es ist ein sehr österreichischer Abend im Augsburger Schaez- lerpalais mit dieser melancholisch verhinderten Sehnsucht nach Melodie. Unter berückenden Sordino-Streichern schwebt sie auch noch durch den langsamen Satz von Helmut Schmidingers Zyklen, der Uraufführung des Abends. Schmidinger ist in der österreichischen Musikszene in verschiedensten Gremien wie als Komponist höchst aktiv. Dass soviel Verwurzelung nicht immer von Schaden sein muss, stellte er in Augsburg unter Beweis – betont ist er Teil einer neuen Generation, für die das Experiment alles andere als Selbstzweck ist. In Zyklen verzichtet Schmidinger weitgehend auf avantgardistische Klangtechniken und hält die fünf Sätze ganz klassisch mit gleichmäßig ausgefeilter Motivarbeit und starkem Formzugriff zusammen. Aus einem einzelnen repetierten G im ersten Satz heraus steigert die Komposition sich über kaskadenhafte Ausbrüche in ein furioses Finale hinein – souverän bewältigt vom Mozarteum Quartett. Das Ergebnis ist eine mitreißende, im guten Sinn musikantische Quartettlänge, in der ebenso wie beim mittleren Haydn das Kämpferische – freilich an Bartók orientiert, ins Rhythmische gewendet – die Vorherrschaft der Melodie bestreitet und zerbricht. Der Titel Zyklen bezieht sich nun nicht nur darauf, dass die Komposition am Ende zu einem gehämmerten G zurückkehrt, sondern ist vor allem eine Hommage an Mozarts fünf Streichquartettzyklen (so die Zählung Schmidingers), mit deren Besonderheiten sich der Jungkomponist in je einem der Sätze auseinandersetzt.“ (Michael Stallknecht, Süddeutsche Zeitung, 25. Mai 2009) „Alles beginnt mit einem Pizzicato-Urknall und fährt in einem Einklang fort, in den die Stimmen – nach Seitensprüngen in Akkorde oder Dissonanzen – immer wieder zurückkehren. Neue Impulse bringen steten Wandel: Rhythmisierungen von grotesk bis groovy, kurze Loops, ein elegisches Auf und Ab, Zwiegespräch, Bordunbegleitung wie aus einer anderen Welt. Schließlich das Finale: erneut Einkehr zum vereinigenden Unisono. Insgesamt klasse.“ (Stephanie Knauer, Augsburger Allgemeine Zeitung, 19. Mai 2009) MOZART, ENCIRCLED AND X-RAYED ‘Helmut Schmidinger comes from a new generation for whom the experiment is everything but an end in itself. In “Zyklen”, Schmidinger for the most part renounces avant-garde sound techniques and unifies the five movements in a very classical way with consistently sophisticated motivical work and with a highly developed formal sense. Departing from one single, repeated G in the first movement the composition is built up by cascading eruptions into a furioso finale – confidently mastered by the Mozarteum Quartet. The result is a stirring, in a positive sense musically playful length of quartet in which, similarly to the middle years of Haydn – though oriented on Bartók, rhythm being paramount -, the melody’s predominance is challenged and broken. The title, “Zyklen”, does not only refer to the fact that Seite 12 the composition at the end returns to a hammered G, but is most importantly a reference to Mozart’s five string quartet cycles (as counted by Schmidinger), the main characteristics of each being dwelt on by the young composer in each of his movements.’ (Michael Stallknecht, Süddeutsche Zeitung, 25 May 2009) ‘Everything begins with a pizzicato big bang and continues in a unison into which the voices – after chord and dissonance escapades – return again and again. New impulses bring continuous change: rhythmicizations ranging from the grotesque to groovy, short loops, an elegiac up and down, dialogue, drone accompaniment as if from another world. At the end the finale: a new resolution into the unifying unison. In total: neat.’ (Stephanie Knauer, Augsburger Allgemeine Zeitung, 19 May 2009) klang:splitter Babinsky spielt SCHISKE Foto: Michael Publig Am 24. September gewährte die Pianistin Margarete Babinsky (siehe auch das Interview in der Frühjahrsausgabe unserer klang:punkte) im Barocksalon einen akustischen Einblick in das Klavier-Solowerk von Karl Schiske. Zahlreiche Gäste beehrten uns mit ihrer Anwesenheit, allen voran war die Familie Schiske. Das Publikum konnte einen aufregenden Abend mit spannenden Klavierwerken erleben, von der jungen sympathischen Künstlerin mit höchster Professionalität vorgetragen. Babinsky arbeitet derzeit an einer CD-Einspielung der Klavier-Solowerke von Karl Schiske bei Phoenix Edition, in dieser Konstellation sind unter anderem die Solo-Klavierwerke von Egon Wellesz erschienen. Geplant ist eine Doppel-CD, auf welcher auch Schiskes Konzert für Klavier und Orchester zu hören sein wird. DOBLINGER auf Facebook Alle FreudInnen des Verlages Doblinger, die über einen FacebookAccount verfügen, können sich nun auch dort als „Fans“ deklarieren und damit in den Genuss besonderer Online-Features kommen: Öffnen Sie die Seite www.facebook.com/Doblinger.Musikverlag und klicken Sie einfach auf den Button „Ein Fan werden“! ÖMZ vor dem Aus? Gegen das zu befürchtende Ende der Österreichischen Musikzeitschrift können Sie auf der Internetseite www.musikzeitschriftpetition.org eine Petition für den Fortbestand dieses unersetzlichen Mediums unterzeichnen. MICHAEL RADULESCU „Das Konzert [im Dom zu Bergamo am 30. Mai 2009] schloss mit einer Premiere: Epiphaniai, ein Werk von großer emotionaler Wirkung von Michael Radulescu, in der Fassung für Orgel und Schlagzeug, einem Werke, das [der Organist] Pier Damiano Peretti selbst beim großen Meister anregte. Den kolossalen Anfangsausbrüchen folgt ein langes und allmähliches Crescendo, in beängstigende Akkordmassen eingewoben, welche vom stetigen rhythmischen Spiel der vielfältigen Schlagzeuginstrumente des Enrico Pelliccioli begleitet wurden. Die klangliche Opulenz schlägt sodann in eine virtuose Kadenz der Orgel um, welche plötzlich unterbrochen wird und einem ‚demütigen’ und intimen Epilog weicht.“ (Stefano Cortesi, Eco di Bergamo, 3. Juni 2009) GERHARD SCHEDL Musiktheaterpreis Auf enormes Echo ist die Ausschreibung des Gerhard Schedl Musiktheaterpreises gestoßen: etwa 60 Einsendungen aus über 20 Ländern sind eingetroffen. Die prominent besetzte Jury wird Ende November zusammentreten; für Anfang Dezember 2009 ist die Bekanntgabe des oder der PreisträgerInnen geplant. Wir werden in unserer nächsten Ausgabe ausführlich berichten. Wiener auf der Seidenstraße: Klassik und Jazz in China Drei Doblinger-Autoren aus Wien vertiefen die guten Beziehungen des Verlags zu China: Im September gab Roland Batik ein Solokonzert und drei Duo-Vorstellungen gemeinsam mit der Pianistin Yuko Sakurai, wobei die beiden nicht nur mit Haydn und Mozart, sondern vor allem auch mit eigenen Stücken begeistern konnten, die sozusagen das Beste aus den beiden Welten Klassik und Jazz vereinen. Das bekannte Fingerstyle-Duo von Michael Langer und Sabine Ramusch absolvierte im November 2009 eine Konzerttournee in Huizhou, Shenzhen, Dongguan und Beijing. Dabei verstanden sie es nicht nur, das Konzertpublikum mit der musikalischen Welt des klassischen Gitarre-Repertoires zu beeindrucken, sondern primär mit dem unverwechselbaren Langer-Fingerstyle-Sound Furore zu machen. Dieser ist bekanntlich von Pop, Jazz und Klassik geprägt und wendet verschiedenste moderne Spieltechniken auf die Gitarre an. Schon im Mai hatte Michael Publig seine bei People’s Music Publishing House in Lizenz erschienene Reihe Jazzon!Classics für Klavier präsentiert. Die zweiwöchige Tournee umfasste sieben Städte und neun Konzerte / Workshops / Masterclasses. Dabei stieß das Konzept Klassik und Jazz gerade bei den bis dato eher traditionell erzogenen chinesischen Professoren und Studenten auf Offenheit und enormes Interesse. Seite 13 klang:interpreten „Gas geben!“ Bereits weit gereist ist das aus Oberösterreich stammende Eggner Trio: Der Musica Viva Sonderpreis brachte eine Konzerttournee durch Australien, als „Rising Stars“ traten die Eggners 2005/06 in den besten Konzertsälen der Welt auf. Renate Publig im Gespräch mit Christoph Eggner Rising Stars Sowohl einzeln als auch als Trio konnten die Eggners bei zahlreichen Wettbewerben, wie z.B. beim bereits erwähnten Internationalen Kammermusikwettbewerbs Melbourne mit Musica Viva Sonderpreis den Sieg davontragen. Wie wichtig ist die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen? „Für die persönliche Entwicklung junger Musiker absolut unerlässlich. Ein fixes Repertoire muss zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer guten Qualität abgeliefert werden. Und diese unglaubliche Situation an sich! So schlimm wie beim Wettbewerb wird’s nachher nie wieder! Das Ergebnis ist dabei fast sekundär. Wenn man das vor allem im Ensemble durchsteht, ist man schon ordentlich zusammengeschweißt!“ In der Saison 2005/06 vom Wiener Musikverein und Konzerthaus als „Rising Stars“ nominiert, bespielte das Trio namhafte Konzertstätten wie das Concertgebouw oder die Carnegie Hall. Die Erfahrung war toll, plötzlich spielt man in den besten Konzertsälen der Welt, die über eine hervorragende Akustik verfügen!“ Sowohl in Österreich als auch international ist das Trio gefragt, über kommende Auftritte kann man auf www.eggnertrio.at nachlesen. „Hat man bei einem Festival gespielt, kommt man meistens erst nach ein paar Jahren wieder dran, Festivals wollen möglichst eine Vielfalt an Musikern präsentieren. Die SchuSeite 14 bertiade Schwarzenberg, an die mein Dank geht, verfolgt eine andere Philosophie: Dort treten wir bereits das vierte Jahr in Folge auf, auf diese Art kann eine Tradition aufgebaut werden! In Australien und Neuseeland waren wir bereits zweimal auf Tournee und sind nun wieder eingeladen worden. Dort sind sowohl das Publikum als auch die Medien sehr offen für neue Wege. Wenn ein Zeitgenosse oder eine Uraufführung am Programm steht, ist das in den Rezensionen die Hauptattraktion!“ Wer die Wahl hat, ... Die Programmauswahl wird von den Brüdern gemeinsam getroffen. „Pro Jahr bieten wir vier Programme an. Eine stilistische Vielfalt ist uns dabei sehr wichtig, auch besondere Wünsche von Veranstaltern werden berücksichtigt.“ Lieblingskomponisten gibt es dabei nicht. „Die Komponisten sind so einzigartig in ihrer Aussage und Atmosphäre! Im Idealfall ist es der Komponist, dessen Werk man gerade erarbeitet. Wichtig ist uns aber vor allem die Aussage des einzelnen Stücks.“ Claus Christian Schuster vom Altenberg Trio, bei dem das Trio studiert und abgeschlossen hat, ist ein wichtiger Ansprechpartner geblieben. „Er hat so eine Weitsicht und Umsicht und kennt uns in- und auswendig! Dann gibt es seine fantastische Homepage mit den Beschreibungen der Klaviertrios, in denen man ein Spektrum in und um das Werk findet, wie es die Fachliteratur selten anbietet!“ Fotos: eggnertrio.at Geboren und aufgewachsen sind die drei Brüder in St. Florian. Dass Oberösterreich einen guten Nährboden für Musiker bietet, bestätigt Christoph Eggner: „Man ist vom Kindergarten übers Musikgymnasium bis zur Anton Bruckner Privatuniversität gut betreut, und es gibt ein fantastisches Musikschulnetz. In den Schulen hat das einen gewissen Dominoeffekt, wenn der eine was macht, dann möchte der andere auch…“ Eine Theorie, die auch für die Geschwister Christoph (Klavier), Georg (Violine) und Florian (Violoncello) zutrifft? „Die Frage der Instrumentenwahl hat jeder für sich selbst beantwortet, Florian, der Jüngste war dann allerdings schon der Startschuss fürs Triospiel. Mit elf konnte er Haydn-Trios mitspielen, ein Jahr später Mozart-Trios, wieder ein Jahr später Beethoven, und im vierten Jahr Schubert.“ 1997 fassten die Eggners den Entschluss, das Trio zum gemeinsamen Beruf zu machen. „Die Herausforderung besteht darin, in der Probenarbeit die Brüderlichkeit zu überwinden und sich auf das rein Musikalische zu konzentrieren. Doch im Konzert gibt es Augenblicke, wo alles anders ist als in der Probensituation. Das Schöne ist dann, wenn alle drei gleichzeitig so empfinden! In solchen Situationen kommt ganz stark zum Tragen, dass gleiches Fleisch und Blut musiziert.“ Die Eggners geben Gas – nicht nur auf dem Podium ... ... sondern zum Beispiel auch beim Segeln RISING STARS The Upper Austrian Eggner Trio is already widely traveled. In 2003, winning the Melbourne International Chamber Music Competition with the Musica Viva Special Award brought them a concert tour through Australia, and as ‘rising stars’ the three brothers were able to appear in the best concert halls of the world in the season of 2005/06. In 1997, Christoph (piano), Georg (violin) and Florian Eggner (cello) decided to make trio playing to their common profession. ‘The challenge rests in setting aside being brothers while rehearsing, and in concentrating on the pure musical aspects. But during the concerts there are moments in which everything is different from the rehearsals. It is beautiful when all three feel alike in the same moment!’ The trio is in high demand both in Austria (e.g. appearing at the Schubertiade Schwarzenberg for the fourth time in sequence) Ein besonderes Anliegen ist den Eggners die Pflege der zeitgenössischen Musik: „Jazz ist für uns eine von vielen heutigen adäquaten Musiksprachen. Es wäre allerdings zu banal zu sagen, wir suchen Trios, die aus dem Jazz kommen, oder die ein tonales Zentrum haben. Dass der Zuhörer das Werk „spüren“ kann, das ist für uns etwas ganz Erstrebenswertes! Zum Beispiel ist Werner Pirchner ein Komponist, der uns ständig begleitet. Jeder versteht die Tonsprache! Wir haben die Stücke auch in Australien gespielt, und die Leute waren begeistert!“ Auch die Doblinger-Komponisten Roland Batik, Iván Eröd und Jenö Takács findet man auf der umfangreichen Repertoireliste des Trios. Von der Qualität der Eggners kann man sich bereits auf drei CDs überzeugen, die vierte CD ist im Entstehen: „Auf der ersten CDs präsentierten wir uns mit Beethoven. Um nicht in eine Schiene gedrängt zu werden, haben wir für die zweite CD das 20. Jahrhundert gewählt, neben Schostakowitsch spielten wir Iván Eröds 2. Klaviertrio ein. Im Mendelssohn-Jahr haben wir dann den Jahresregenten gewürdigt. Das vierte Projekt mit Schwerpunkt Österreich wurde, wie auch schon die zweite CD, von Richard Winter/ Gramola ermöglicht. Wir haben drei Freunde, Sascha Peres, Gerrit Wunder und Johannes Berauer gebeten, ein Klaviertrio zu komponieren.“ Über das Klaviertrio von Johannes Berauer berichteten wir bereits in den klang:punkten Frühjahr 09! Blick in die Zukunft Christoph Eggner unterrichtet als Assistent von Oleg Maisenberg an der Musikuniversität in Wien. Wie werden Studenten an zeitgenössische Musik herangeführt? „Das Gros des Unterrichts ist natürlich klassische Literatur. Aber in den Diplomprüfungs- and internationally; the impressive list of venues can be found at www.eggnertrio.at. The three musicians are especially delighted with the – third! – invitation for a tour through Australia and New Zealand: ‘If a contemporary work or a world premiere is part of a program there, it invariably is the major highlight in the reviews!’ Contemporary music is a personal concern of the Eggners: ‘For us, jazz is one of many adequate musical languages of today. However, it would be much too trite to say that we are looking for trios with jazz roots or which have a tonal center. For us, it is desirable that the audience can “feel” the work!’ Thus, their repertoire includes among others the Doblinger composers Roland Batik, Iván Eröd (whose 2nd piano trio has been recorded on CD by the Eggners), Werner Pirchner and Jenö Takács. One can verify the trio’s quality on three CDs; the fourth is being produced right now: ‘We have asked three friends, Sascha Peres, Gerrit Wunder and Johannes Berauer, to write a piano trio.’ We have written about Berauer’s piano trio in this year’s spring issue! The three brothers wish to joyfully continue their piano trio playing as long as possible, as well as to continue to approach composers with requests for pieces. ‘It is an uncannily uplifting feeling to be able to contribute to music history a little bit!’ programmen ist es Pflicht, Werke von nach 1950 ins Programm zu nehmen. In einer eigenen Vorlesung von Peter Keuschnig setzen sich die Pianisten aktiv mit zeitgenössischer Musik auseinander, Keuschnig macht das ganz fantastisch! Oft ist es so, dass die Studenten von Kompositionskollegen gefragt werden, deren Stücke zu spielen oder aufzunehmen. Die Musikuniversität ist ja sehr international, und oft spielen Studenten Stücke von einem Komponisten aus dem eigenen Land, das ist sehr spannend!“ In der Freizeit ist den Eggners Abwechslung und eine gesunde Distanz zur rein musikalischen Arbeit wichtig: Mit Sport einen Ausgleich zu finden, andere Eindrücke im Theater oder in Ausstellungen sammeln. „Ich war jetzt zwei Wochen Bergsteigen in Salzburg, die Berge sind wunderbar, die Herausforderung, die Einschätzung, plötzlich ist man so klein, das ist für den Kopf unheimlich wichtig. Lesen und Beschäftigung mit Musik ist natürlich auch etwas Schönes, Musik zu hören, darüber zu lesen, Musik in allen stilistischen Bereichen auszukosten. Freizeit ist notwendig, um dann ordentlich Gas geben zu können. Wir haben gestern nach der Sommerpause die erste Probenarbeit gehabt, da ist dann eine ganz andere Sensibilität da. Das Besondere ist wieder stark im Vordergrund, dass das nichts Alltägliches ist, was wir da machen dürfen. Das macht einen irrsinnigen Spaß, nach der Sommerpause wieder voll durchzustarten!“ Was wünschen sich die drei Brüder, die bereits so viel erreicht haben? „Unser Hauptwunsch ist, so lange wie möglich mit Freude das Klaviertrio weiterzuführen, alle anderen Wünsche sind Folgewünsche. Wir möchten weiterhin Komponisten zu neuen Kompositionen anregen, weil es auch ein unheimlich erhebendes Gefühl ist, dadurch ein bisschen Musikgeschichte mitschreiben zu können!“ Seite 15 klang: pädagogik Pianinis, ganz groß Christian Diendorfers Klavierstücke für junge Leute, praktisch erprobt – und gelobt Anlässlich des Gesprächskonzerts im März 2009 studierten Wiener Klavierlehrer/-innen diverse zeitgenössische Stücke mit ihren Schüler/-innen ein. Für die klang:punkte berichten nun drei Lehrerinnen von ihren Erfahrungen mit der erfolgreichen Stücksammlung Pianinis von Christian Diendorfer. „Die Pianinis bieten anspruchsvolle Stücke zur Auseinandersetzung mit einer moderaten Tonsprache unseres Jahrhunderts, wobei sie den Bogen spannen von sehr einfachen, auch für Beinahe-Anfänger leicht zugänglichen Stücken bis zu fingertechnisch wie musikalisch anspruchsvollen Werken“, findet Regina Prachner. „Somit konnten sowohl Schüler/-innen im 2. Lernjahr als auch weiter fortgeschrittene Schüler/-innen damit betraut bzw. vertraut werden. Christian Diendorfer versteht es, neue Musik für junge Leute zu komponieren Seite 16 Insgesamt laden die vielfältigen, in aufsteigenden Schwierigkeitsgraden und unter verschiedenen technischen, thematischen und musikalischen Aspekten geschriebenen Stücke zur individuellen Zusammenstellung, Reihung und Kombination ein oder können einfach zur Behandlung eines gerade anstehenden anschlagsoder sonstigen technischen Problems gezielt eingesetzt werden. Der sparsame Einsatz dynamischer Vorgaben ist vom Komponisten durchaus intendiert, um dem Gestaltungswillen und dem individuellen Empfinden der jungen Interpreten freien Raum zu geben.“ „Schlangentanz erweist sich aufgrund der ständig wechselnden Vorzeichen als Leseübung, wobei der Einsatz von ‚fremden’ Klängen nicht nur den orientalischen Charakter des Stückes unterstreicht, sondern auch zu einer genauen Auseinandersetzung mit dem Notentext anregt. Darüber hinaus ist das Stück auch eine Anschlagsstudie, wobei nicht nur die Melodieführung in der linken Hand geübt wird, sondern auch das Experimentieren mit Registerunterschieden (z.B. Wiederholung mit Sordine), was dazu beiträgt, das Vorstellungsvermögen der Schüler/-innen anzuregen und zu entwickeln.“ (Regina Prachner) „Im Basar ist ein sehr lebendiges Musikstück, in welchem das bunte Treiben auf einem orientalischen Markt mit einfachsten Mitteln dargestellt wird und das sich somit auch für junge, noch weniger fortgeschrittene Schüler/-innen eignet. Die Kombination scharfer Staccatolinien mit liegenbleibenden (Fessel-)Noten in derselben Hand stellt eine gute Anschlagsübung dar, und es benötigt ‚ordentlich Energie’, um dem Charakter des Stückes gerecht zu werden.“ (Susanne Gosch) „Im Vordergrund des Herbststückes stehen die Auseinandersetzung mit dem Klang und die Vermittlung einer bestimmten Stimmung. Die spärlichen dynamischen Vorgaben laden dazu ein, selbst kreativ am Stück mitzugestalten und es – im Sinne der Rezeptionsästhetik – erst zu vervollkommnen. Dass das Herbststück daneben auch noch eine Reihe von technischen Aspekten bedient, ist der erfreuliche zweite Aspekt dieses Werkes. So stellt es – immer im Dienste der Klangmalerei – eine Pedalstudie sowie eine Übung für die Gleichmäßigkeit und den weichen Anschlag in der linken Hand dar. Eine gewisse Schwierigkeit ergab sich beim Auswendiglernen durch die sehr ähnlichen, aber doch ständig geringfügig sich ändernden Elemente und den ‚langen Atem’, den das Stück erfordert und an das Konzentrationsvermögen einer kleinen Schülerin eine gewisse Herausforderung darstellt. (Schlangentanz und Herbststück wurden von derselben Schülerin – im 2. Lernjahr – gespielt).“ (Regina Prachner) Christian Diendorfer: Pianinis – 01 346 CHRISTIAN DIENDORFER’S PIANINIS At the lecture-concert in March, 2009, Viennese piano pedagogues worked on numerous contemporary pieces with their pupils. Three teachers tell sound:files of their experiences with the collection of ‘Pianinis’ by Christian Diendorfer. The Pianinis are ambitious pieces meant to introduce a moderate music language of our century, running the gamut from very easy pieces which are easily accessible even to near-beginners up to technically and musically quite demanding works. Thus, both second-year pupils as well as further advanced pupils were able to experience them. In all, the varied pieces, which were written in ascending levels of difficulty and under various technical, thematic and musical aspects, invite to produce individual compilations, sequences and combinations, but they can just as well be used to specifically address a given problem of touch or technique. The sparing use of dynamic markings is expressly intended by the composer in order to give free sway to the creativity and individual sensibility of the young musicians. Anna Zednicek ist seit 1989 Klavierlehrerin an der Musikschule Hernals im 17. Wiener Gemeindebezirk Fotos: Renate Publig, Bechyna, Walter Unterberger, Privat „Alptraum und Happy End wurden von einer größeren Schülerin hintereinander gespielt, da sie thematisch gut zusammenpassen und in dieser Reihenfolge der beklemmende Alptraum durch das gefällige Happy End zu einem guten Ende geführt wird. Der Alptraum verlangt ausgeprägten Gestaltungswillen und lädt schon durch die ‚Tempo-rubato-Vorgabe’ zur Eigeninterpretation ein. Trillertechnik, Griffsicherheit der Akkorde bei differenziertem Anschlag und Lesegenauigkeit sind ebenso gefordert wie ein gewisser pianistischer Zugriff, ein unverkrampfter Zugang sowie Lockerheit und Souveränität in der Ausführung. Eine Ermutigung zum Loslassen und Aus-sich-Herausgehen, auch mit einem Schuss Mut zum Risiko. Happy End stellt nach dem aufwühlenden Alptraum ein versöhnliches, leichtfüßiges Stück dar, sowohl klanglich als auch spieltechnisch eine ‚Erholung’ für die Interpretin, wobei ein kleiner dramatisierender Mittelteil für die nötige Spannung sorgt, um auch innerhalb des Stückes dessen versöhnlichen Charakter zum Ausdruck zu bringen. Hier werden Anschlagskultur, egalitäres Spiel, das Hervorheben verschiedener Stimmen in einer Hand (z.B. 5.-Finger-Melodie), differenzierter Einsatz des Pedals sowie feine dynamische Abstufung perfektioniert.“ (Regina Prachner) „Zu Beginn des Pianodroms ist der/die Interpret/-in leicht dazu verleitet, ein zu schnelles Tempo zu wählen, was sich dann ab dem sechsten Takt deutlich bemerkbar macht; die richtige Tempowahl ist also entscheidend. In den ersten Takten von Pianodrom kommt eine Bewegung ins Rollen, die stetig und über große Strecken ostinatohaft und fast militärisch wirkt. Sie verlangt mit ihren Akzenten einen beinah „aggressiven“ Anschlag. Zweimal findet sie dann einen Ruhepunkt, um dann wieder in ihrer Beharrlichkeit weiter zu ziehen. Ein neckisches Ausklingen verlangt geduldiges Zählen der Pausen und Spannung halten bis nach der letzten Note.“ (Susanne Gosch) „Der Titel Clownerie ist in verschiedensten Altersgruppen gut greifbar und lässt sofort Bilder und Assoziationen entstehen, die eine gelungene Interpretation unterstützen können. Generell empfand ich die Titelwahl und die musikalische Umsetzung der Thematik in der Stückesammlung Pianinis als sehr geglückt und gerade auch für Jüngere ansprechend. In punkto Auswendiglernen birgt Clownerie einige Tücken in sich, da einzelne Phrasen und Passagen häufig in nur geringfügiger Variation wiederkehren; außerdem gibt der Komponist ein recht hohes Tempo vor, in welchem die Sechzehntel-Achtel-Kombination der rechten Hand im „Thema“ dennoch präzise ausgeführt werden soll (Gefahr des Zusammenrutschens).“ (Susanne Gosch) „Bei Fingerstress handelt es sich um ein anspruchsvolleres Stück für technisch fortgeschrittenere Schüler/-innen. Damit das Stück seinen stressigen Charakter erhält, muss es in einem flotten Tempo gespielt werden, ohne an Genauigkeit zu verlieren. Zusätzlich zu den fingertechnischen Aspekten des Stückes tragen die Wechsel der Taktzahlen zum Schwierigkeitsgrad bei.“ (Anna Zednicek) „Wie beim eigentlichen gesanglichen Rap, steht bei Rapping das wiederholte Spielen von gleichen Noten in verschiedenen Rhythmen im Vordergrund. Das Stück ist eine sehr gute Übung für den Fingerwechsel beim wiederholten Spielen einer Note. Zusätzlich fordert die unterschiedliche Betonung der sich wiederholenden Töne, dass sich der/die Schüler/-in auch sehr auf den Ausdruck Regina Prachner unterrichtet Klavier an der Musikschule Hernals im 17. Wiener Gemeindebezirk Susanne Gosch unterrichtet Klavier an der Musikschule Hansson-Zentrum im 10. Wiener Gemeindebezirk des Stückes konzentrieren muss. Beide Stücke Nr. 18 und Nr. 19 haben einen großen pädagogischen Wert und ich finde, sie sind eine sehr gute Ergänzung zu geläufigen Etüden. Dabei ist es von Vorteil, dass es nur wenige dynamische Vorgaben vom Komponisten gibt.“ (Anna Zednicek) „Die präzise rhythmische Ausführung in perkussiver Spielart sowie das Beachten aller Akzente gepaart mit technischen Aspekten – vordergründig Tonrepetitionen, aber auch OktavPendelbewegungen – fordern den Interpreten bzw. die Interpretin und verlangen eine gute Körperenergie und -spannung.“ (Susanne Gosch) C. B. Seite 17 klang:novitäten Notenneuerscheinungen zeitgenössischer Musik Roland BATIK: Blues in F (for Charly) Eines der beliebtesten Werke des Cross-Over-Pianisten, spiegelt es auf authentische Weise das Blues-Feeling wider und erlaubt dennoch durch die genaue Transkription auch klassischen Musikern den Zugang zu Blues und Jazz. Bestellnr.: 01 676 Johannes BERAUER: Klaviertrio Nr. 1 Das jazz-inspirierte Werk ist zwar nicht als Programmmusik gedacht, dennoch hat es einen außermusikalischen Inhalt, den der Komponist folgendermaßen beschreibt: „Es ist dies das Streben des Menschen nach Idealen und Vorstellungen des eigenen Lebens, das unvermeidliche Scheitern an diesen und die damit verbundenen emotionalen Höhen, Tiefen und Selbstzweifel“. Bestellnr.: 37 226 Rainer BISCHOF: Breueriana. Eine kleine musikalische „Schweinerei” über Verdi-Wagner für Violine solo Detektivisch veranlagte Opernfreunde werden in diesem kurzen (Encore-)Stück das eine oder andere bekannte Motiv wiederfinden. Bestellnr.: 33 008 Rainer BISCHOF: Liebesgeflüster. Duo für Violine und Violoncello Bestellnr.: 03 435 Rainer BISCHOF: Recuerdo für Alt- und Baritonsaxophon (1 Spieler) Bestellnr.: 05 479 Friedrich CERHA: Capriccio für Violine und Klavier (1950) Bestellnr.: 03 299 W I E N E R M E L A N G E – D O B L I N G E R’S S E R I E S OF VIENNESE STRING MUSIC Friedrich Cerha Gschwandtner Tänze FÜR FOR 2 VIOLINEN, VIOLA, KONTRABASS 2 VIOLINS, VIOLA, DOUBLE BASS PARTITUR & STIMMEN / SCORE & PARTS 06 243 Doblinger Friedrich CERHA: Gschwandtner Tänze Der „Gschwandtner“ war in den 1930er Jahren ein Etablissement in Wien, wo der Komponist damals Wiener Volksmusik gegeigt und dafür sogar eigene Wiener Tänze beigesteuert hat – eine erstaunliche Talentprobe des zur Entstehungszeit knapp 12-jährigen. Bestellnr.: 06 243 Johanna DODERER: 2. Klaviertrio (DWV 52) Das vielbeachtete Auftragswerk für „Haydn 2009“. „Die Einleitung meines Klaviertrios fängt harmlos an. Fast zu harmlos… Gegen Ende entpuppt sich diese Harmlosigkeit als der nackte Wahnsinn. Ein musikalisches Wortgefecht der einzelnen Stimmen. Ein rasender Schlagabtausch“ (Johanna Doderer) Bestellnr.: 37 225 Seite 18 BUCH: Studien zu Franz Schmidt XVI: DAS KLAVIERKONZERT IN ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND VON 1900-1945 (Schwerpunkt: Werke „für die linke Hand allein“ für Paul Wittgenstein) – Symposionsbericht 2007, herausgegeben von Carmen OTTNER. Franz Schmidt schrieb u. a. seine beiden Klavierkonzerte für den Pianisten Paul Wittgenstein, der im 1. Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Weitere Beiträge befassen sich mit Klavierkonzerten von Ferruccio Busoni, Hans Pfitzner, Arnold Schönberg, Josef Marx, Paul Hindemith und Ernst Krenek und behandeln die Entwicklung dieser Gattung vom 18. Jahrhundert bis 1945. Bestellnr.: 09 718 klang:träger Neue CD Erich ZEISL Requiem Ebraico (+Bernstein, Bloch, Schoenberg) Gabriella Pace – Sopran, Luisa Francesconi – Mezzosopran, Rodrigo Esteves – Bariton, São Paulo Symphony Orchestra and Chorus, Dirigent: John Neschling BIS CD-1650 „…Over the years the Swedish BIS label have made something of a speciality of interesting „anthology“ recordings. This particular disc is an excellent example if not one of their absolute best. (…) Two powerful choral works – both commissioned by the chief rabbi of Los Angeles Jakob Sonderling – frame a strongly differing pair of instrumental works. (…) Zeisl’s work is powerful and condensed, distilling the grief and loss he felt at receiving the news of the death of his father and many friends in Treblinka concentration camp. The initial commission came to set the 92nd Psalm. This is an essentially celebratory Psalm opening with the words “Tis good to give thanks unto the Lord”. Zeisl’s particular genius was to be able to find a way musically and spiritually in which he could both praise God and remember the dead. I find this fusion particularly powerful and moving. The work is performed with fervour and commitment with the important solo lines sung with great beauty. (...) Don’t dismiss this disc – I would consider the performances of those three works here now to be reference recordings.“ (Nick Barnard, www.musicweb-international.com, classic review, September 2009) klang:daten URAUFFÜHRUNGEN DEZEMBER 2009 – JUNI 2010 Helmut SCHMIDINGER: Metamorphosen über Joseph Haydn. Konzert für Violine und Orchester Hibiki Kobayashi – Violine, Österreichisch-Ungarische HaydnPhilharmonie, Dirigent: Adam Fischer 03. Dezember 2009 Tokyo, Suntory Hall Richard DÜNSER: Neues Werk (n. n.) für Klavier zu vier Händen und Streichquartett Artis-Qartett, Sivan Silver und Gil Garburg – Klavier 03. Dezember 2009 Wien, Musikverein – Brahms-Saal Helmut SCHMIDINGER: Bläseroktett Oktavian Ensemble 02. April 2010 Linz, Publikumsstudio ORF-Oberösterreich Erich URBANNER: Kammerkonzert für zwölf Instrumente Ensemble Kontrapunkte, Dirigent: Peter Keuschnig 12. April 2010 Wien, Musikverein – Brahms-Saal Norbert STERK: Saxophonkonzert Gerald Preinfalk – Saxophon, Ensemble Kontrapunkte, Dirigent: Peter Keuschnig 12. April 2010 Wien, Musikverein – Brahms-Saal Gernot WOLFGANG: Mr. Z. (in memoriam Joe Zawinul) für Bläserquintett und Klavier Chamber Music Palisades 13. April 2010 Pacific Palisades (USA), St. Matthews Parish Helmut SCHMIDINGER: Turbulenzen. Konzert für Violine, Violoncello und Streichorchester Christian Altenburger – Violine, Reinhard Latzko – Violoncello, Wiener Concert-Verein, Dirigent: Lior Shambadal GEBURTSTAGE 2010 15. 01.: Hannes RAFFASEDER 40 28. 01.: Hans Volker BLOCK 70 (gest. 1979) 01. 02.: Erik FREITAG 70 12. 02.: Herbert TACHEZI 80 13. 02.: Werner PIRCHNER 70 (gest. 2001) 15. 02.: Joseph KRONSTEINER 100 (gest. 1988) 18. 03.: Reinhard AMON 50 30. 03.: Gerhard DALLINGER 70 04. 04.: Fritz LEITERMEYER 85 (gest. 2006) 09. 04.: Franz PILLINGER 50 23. 04.: Rafael CATALÁ 50 26. 04.: Ernst TITTEL 100 (gest. 1969) 29. 04.: Otto M. ZYKAN 75 (gest. 2006) 11. 05.: Karl Maria KUBIZEK 85 (gest. 1995) 16. 05.: Horst EBENHÖH 80 21. 05.: Franz SCHÖGGL 80 (gest. 1982) 04. 06.: Alfred PRINZ 80 18. 06.: Herbert PAULMICHL 75 25. 06.: Kurt SCHWERTSIK 75 29. 06.: Christoph CECH 50 31. 07.: Martin BJELIK 70 06. 08.: Erwin Christian SCHOLZ 100 (gest. 1977) 19. 08.: Paul KONT 90 (gest. 2000) 13. 10.: Kurt ESTERMANN 50 16. 10.: Eugen BRIXEL (gest. 2000) 21. 10.: Egon WELLESZ 125 (gest. 1974) 31. 10.: Roland NEUWIRTH 60 29. 11.: SHIH 60 04. 12.: Günter KAHOWEZ 70 23. April 2010 Wels (Wh. 24. April 2010 Wien, Musikverein – Brahms-Saal) 22. 12.: Thomas Christian DAVID 85 (gest. 2006) Friedrich CERHA: Kammermusik für Orchester (mit konzertanter Oboe) GEBURTSTAGE 2011 (BIS JUNI) n. n. – Oboe, RSO Wien, Dirigent: Bertrand de Billy 12. Mai 2010 Wien, Musikverein – Großer Saal Peter PLANYAVSKY: Adagio…, Tocc Toccata… für Orgel solo ky – Orgel Peter Planyavsky 10 Essen-Kray, Alte Kirche 16. Mai 2010 h CERHA: Acht Bagatellen für Klarinette und Klavier Friedrich ai 2010 Salzburg (Aspekte) 28. Mai 02. 01.: Iván ERÖD 75 03. 01.: Herbert BLENDINGER 75 18. 01.: Thomas Herwig SCHULER 50 03. 02.: Jehan ALAIN 100 (gefallen 1940) 17. 02.: Friedrich CERHA 85 06. 03.: Howard Chandler Robbins LANDON 85 24. 03.: Christian OFENBAUER 50 26. 03.: Erich URBANNER 75 26. 03.: Rupert Gottfried FRIEBERGER 60 02. 04.: Gerald SCHWERTBERGER 70 07. 04.: Ferdinand NEGES 50 25. 04.: Paul Walter FÜRST 85 14. 05.: Viktor FORTIN 75 09. 06.: Donald JOHNS 85 19. 06.: Franz KORINGER 90 (gest. 2000) 19 26. 06.: Herwig REITER 70 26 Seite 19 WIR SORGEN DAFÜR, DASS MUSIK ETWAS WERT IST. Uns vertrauen mehr als 15.000 Komponisten und Textautoren die Verwaltung ihrer Musikrechte an. 4 Zu unseren Mitgliedern im Bereich zeitgenössische Musik zählen unter vielen anderen: Paul Angerer Rainer Bischof Martin Bjelik Friedrich Cerha Bernd Richard Deutsch Christian Diendorfer Richard Dünser Horst Ebenhöh Ivan Eröd Heinz Karl Gruber Herbert Lauermann Wolfgang Muthspiel Ludwig Nussbichler Christian Ofenbauer Hannes Raffaseder Gerald Resch Kurt Schwertsik Erich Urbanner Wolfram Wagner Herbert Willi … WIR TUN ETWAS FÜR DIE MUSIK. WWW.AKM.CO.AT Baumannstraße 10, 1030 Wien T +43 (0) 50717–0 F-DW 19199 E [email protected]