Zwischen den Baumstämmen : EM2N Architekten, Mathias Müller und Daniel Niggli : Quartierzentrum AussersihI, Zürich Autor(en): [s.n.] Objekttyp: Article Zeitschrift: Werk, Bauen + Wohnen Band (Jahr): 92 (2005) Heft 6: Beliebte Orte = Lieux prisés = Popular places PDF erstellt am: 21.08.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-68479 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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Das zweite Projekt ist bescheidener und zielt auf Vgl. auch das wetk-Material in diesem Heft. Angemessenheit mittels eines spielerischen Um¬ gangs mit seiner eigenen Tarnung. Das Hauptthema der Neubearbeitung wat wie EM2N Architekten, Mathias Müller und Daniel Vom offenen Teil des Aussersihler Parks aus, der als Bäckeranlage bekannt ist, verschwindet das Ge¬ üblich das Geld. Der m'-Preis von 720.- Fr. scheint auch für dieses zweite Projekt nicht ex¬ zu lassen, und um nach aussen das Motiv der Blätter der Laubbäume aufzunehmen. In den Öffnungen überlagern sich zwei oder drei Reihen Perforationen mit dem Fensterglas, damit das Lochmuster der äusseren Schicht auch im Innern präsent bleibt. Die Ausrichtung zum Park hin zeigt sich in trem niedrig. Vergleichbare Werte gibt es wenige. den dorthin gerichteten, grossen Fensteröffnun¬ gen mit den Perforationen im und den aufgemal¬ meinschaftszentrum fast im Hintergrund. Dun¬ kel zeichnet sich ein liegender Körper zwischen Ausgegeben wurde das Geld vor allem dort, wo es nicht sichtbar ist: zum Beispiel füt den Schutz ten Punkten auf dem Holz, wie in den Spiegelun¬ gen des Laubwerks auf dem Acrylglas. Den den Bäumen ab. Das parkseitige Erdgeschoss ist der Bäume um das Haus herum, die dank Baum¬ sicherung und Wurzelschutz alle erfolgreich er¬ ganz verglast, im Sommer wird das Fensterband sogar aufgeschoben. Die Figur mit dem nierenförmigen Grundriss entzieht sich, sobald man den Standpunkt wechselt, einer formalen Kategorisierung. Von der Seite erscheint sie turmartig hoch, als zwei Türme, die am Eingang zu dem dreigeschossigen Bau ineinander fliessen. Von halten sind, odet für die umfangreiche Haustech¬ nik (drei Monoblöcke für die Klimaregelung drängen sich im Untergeschoss). Die Entschei¬ dung für ein Haus mit kleinem Fussabdruck war denn auch die für ein hohes Gebäude mit relativ hinten dann, vom Schulhausplatz het, kompo¬ viel Oberfläche gemessen an der kleinen Grund¬ fläche. Viel Hülle hat dieser dreigeschossige Pavil¬ nieren die Schräge des Treppenaufgangs zum Dach mit der mit Punktmuster aufgemalten «4» lon zwischen den Bäumen nicht nur flächenmässig, sondern auch in Idee und Materialisierung. ein aufgefaltetes Origami mit zwei Dreiecken, und die über die treppenseitige Fassade gestreu¬ ten Fenster zeigen dem histotizistischen Schul¬ hausportal ein verspieltes Gegenüber. Die Architekten erzählen am liebsten die Ge¬ schichte der radikalen Veränderung vom ersten Projekt, mit dem sie 1999 den offenen Wettbe¬ werb gewonnen hatten, zum zweiten Projekt, das 2002-2003 kleiner und vor allem kostengünsti¬ ger entwickelt wurde. Das Wettbewerbsprojekt, mit seiner kristallinen Form, mit viel Glas und demzufolge mit absehbaren technischen Heraus¬ 48 werk, bauen + wohnen 6I2005 Lochungen hinter dem Laubwerk Die Hülle, von weit het eine Tarnung, entpuppt sich aus der Nähe als spielerisch sttukturierte Schicht. Dort, wo grosse Fenstetflächen sichtbar sind, legt sich ein Stück gebogenes Acrylglas in die Öffnungen der Holzverkleidung, damit diese äussere Schicht kontinuietlich bleibt und das Körperhafte der Figur betont. Die eigentlichen Fenster sind in die innere, tragende Schicht aus Kalksandsteinen gesetzt. Einzelne Bereiche der Hülle sind perforiert, um frische Luft nach innen i Bauten Kosten Fr 3 00 Mio exkl 10% Res (-10%) Kubatur 3466 m3 (-30%) Nettonutzfläche 630 m2 (-25%) Kosten Fr 4 96 Mio exkl 10% Res Kubatur 4927 m3 Nettonutzfläche 839 m2 Anfang allerdings macht die konkav-konvexe Grundrissfigur, die sich zum Park streckt und ihn werken, Orange im Treppenhaus und Hellblau in den Toiletten legt sich eine Farbschicht ausdrucks¬ an der Mitte des Baus, der ein übergrosser Baum¬ stamm mit Baumhöhlen sein könnte, zum Ein¬ stark und ohne grossen Aufwand erneuerbar über diese Innenräume mit Rohbau-Charakter. Sogar gang führt. Ein weiteres Zeichen, dass es sich hier um ein Park- und nicht um ein Stadthaus han¬ an der Schalldämmung wurde erst einmal ge¬ spart. Als nach der Bauabrechnung noch etwas - Geld übrig blieb, wurde eine hellgraue Akustikbeschichtung an die Betondecken gesptayt. Auch heisst der je nach Lichtsitu¬ Votschaltgeräte für die Beleuchtung gibt es keine, sondern lediglich im Gemeinschaftsraum drei delt, setzt die Farbe. «British Racing Green» den Namen haben die Architekten der Auto¬ industrie entliehen - ation zwischen Moosgrün, Braun und Anthrazit alternierende Ton, der im einen Licht wie eloxierres Aluminium schimmert und im andern Licht wie die dunklen Nadelbäume oder die Baum¬ stämme etscheint. Wenn die Farbe den Bau von aussen tarnt, so bewirkt sie innen das Gegenteil. Grasgrün im Res¬ taurant, Gelb und Gelbgrün in den oberen Stock¬ zum Spielen und nicht zum Flanieren wollte, wurde sie mit offenen Parkflächen statt Flanierwegen angepasst. Diese Offenheit witd nun durch das neue Gemeinschaftszentrum weiter betont, verdichtet, ohne sie zu ver¬ Die Bäckeranlage kämpfte immer wie¬ drängen. der mit unwillkommenen Gästen. Als vor zehn das die Baumgruppe Jahren einige Obdachlose im ehemaligen, damals Schaltkreise, die wahlweise einzeln oder kombi¬ niert die Ambiance für Mittagstisch, Disco odet Hochzeitsfeier schaffen. leer stehenden Musikpavillon Quattier bezogen, begann die Stadt als Gegenmassnahme mit Re¬ novationsarbeiten, bei denen mangels Vorsicht dann das elegant geschwungene Betondach kollabiette. Die Vorwärtsstrategie, nämlich mit einem Die Parkanlage in Zürich—Aussersihl, Ende des grösseren Neubau möglichst viele Leute anzuzie¬ vorletzten Jahrhunderts als klassizistischer Garten hen, scheint erfolgreicher als die der Vertreibung: Das Restaurant im Erdgeschoss ist vot allem bei angelegt, hat schon mehrere Neugestaltungen erlebt. Da das anliegende Arbeiterquartier Platz warmer Witterung - bestens besucht. Schüco SunControl Grosslamellen-Sonnenschutzsysteme v i» Uli: 4- ^Sfe ¦"__P >< rntf in in SBrte A .vAA. U___J_Li: -___p hr~ ^ I* *» 'X's : c .JANSEN 5CHUCG svf werk-Material ®Verlag Werk AC Begegnungszentren, 10.04/456 / CEuvre SA werk, bauen + wohnen 6 | 2005 Quartierzentrum Zürich Aussersihl Standort: Bauherrschaft: Bäckeranlage, 8004 Zürich Stadt Zürich, vertreten durch Amt ^&_j^3.*f für Hochbauten EM2N Architekten ETH/SIA Architekt: ¦"'¦ Mathias Müller Daniel Niggli, Mitarbeit: Barbara Frei Bauleitung: Jaeger Baumanagement GmbH, Zürich Bauingenieur: Tragwerk Bauingenieure GmbH, Affoltern a.A. Spezialisten: Haustechnik: Amstein + Walthert, Zürich Holzbauingenieur: Pirmin Jung Ingenieure Situation für Holzbau GmbH, Rain Projektentwicklung Gleich mehrere schwierige Rahmenbedingungen bildeten die Aus¬ in den bestehenden Baumgürtel einfügen sollte. Nach zähem poli¬ gangslage für die Projektierung des Gemeinschaftszentrum Ausser¬ sihl: Zum einen waren die politischen Lager für und wider soziokulturelle Infrastrukturen stark polarisiert, zum anderen drohte der tischem Ringen wurde das Budget des ursprünglichen Wettbewerbs¬ projektes von Fr. 5.4 Mio. auf Fr. 3.0 Mio. praktisch halbiert. Unter - Bauplatz eine der wenigen Grünflächen dieses Stadtteils durch eine offene Alkohol- und Drogenszene der öffentlichen Hand zu - entgleiten. Zudem steht der Park Bäckeranlage unter Denkmalschutz. Für den Wettbewerb formulierten wir deshalb strategische Thesen: Nicht das Gebäude allein ist das Quartierzentrum, sondern der gesamte Park! Dies hat zur Folge, dass sich das Gebäude wie ein 1. Beibehaltung der formulierten Grundsätze des Wettbewerbsprojektes wurde die ökonomische Beschneidung in einer Vorwärtsstrategie zum Ausgangspunkt für ein neues Projekt gemacht. Um genügend kritische städtebauliche Masse zu erhalten, entschlossen wir uns, möglichst viel Fläche zu bauen. Bei einer Kostenreduktion von 45% wird die Nutzfläche lediglich um 25% reduziert, was eine radikale Ökonomisierung der Baukosten bedeutet: Strategischer Gast verhält, eine Zufügung von Extra-Programm zum Park. 2. Alle Bäume bleiben erhalten! Das Haus begnügt sich mit dem Minimalismus. Residualraum zwischen den Wurzelschutzperimetern des Baum¬ bestandes. 3. Minimaler Fussabdruck! Um möglichst wenig wertvolle Raumprogramm Erdgeschoss: Restaurant mit Kinderraum Parkfläche zu konsumieren, entwickelt sich das Haus in die Höhe. unterteilbar 140 m2 Diese Überlegungen führten zu einem Stapelung des Programms und der Entwicklung eines 5-geschossigen Prototyps, welcher sich Sekretariat m2; UG: ä 40 (80 m2/6o 181 m2; m2); 2. OG: Technikräume 56 1. OG: Aktionsraum, drei Gruppenräume und m2, WC-Anlage 20 Personalgarderobe und Lager 60 nf; Dachterrasse: 40 'S _fca m "S_- --; Mi \ '! 1 m2 m2, 6I2005 werk, bauen + wohnen Quartierzentrum Zürich Aussersihl Konstruktion Alle Bedürfnisse und Wünsche wurden dem Ziel der Kosten¬ einsparung unterworfen. Technische Standards und sonstige 4 Umgebung Fr. 250000- 5 Baunebenkosten Fr. 214000.- Fr. Fr. 33 0002969000.- 9 Ausstattung liebgewonnene Komfortansprüche wurden hinterfragt (keine Trittschalldämmung, Böden Monobeton), und zusammen mit der 1-9 Anlagekosten total Materialisierung aller Gebäudeteile vereinfacht. Raum, Licht und Farbe sind die eigentlichen Hauptakteure im Innern. Ein punktuell 2 Gebäude 20 Baugrube Fr. 115000 veredelter Rohbau bietet so Raum für vielfältige Aktivitäten. Als Schnittstelle zum geschützten Park wurde eine Fassade aus vertika¬ 21 Rohbau Fr. 777 000 22 Rohbau 2 Fr. 23 Elektroanlagen Fr. 280000 158500 24 Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen Fr. 25 Sanitäranlagen Fr. len, teilweise perforierten Holzlatten entwickelt. Gebogene Plexiglas¬ scheiben betonen die Körperlichkeit des Volumens, während sich die Faltfenster des Restaurants im Erdgeschoss vollflächig öffnen lassen. Grundstück: Gebäudegrundfläche Bruttogeschossfläche bgf Rauminhalt SIA 116 GV Gebäudevolumen SIA 416 193000 75 000 26 Transportanlagen Fr. 52000 228 m2 27 Ausbau 1 Fr. 213000 66000 492000 Grundmengen nach SIA 416 (1993) SN 504 416 GGF 1 866 m2 28 Ausbau 2 Fr. 3357 m< 29 Honorare Fr. 3108 m3 Kennwerte Gebäudekosten Gebäude: Geschosszahl 1 UG, 1 EG, 2 OG, 0 DG UG Geschossflächen GF m Gebäudekosten BKP 2/m3 SIA 116 Fr. 2 Cebäudekosten BKP 2/m3 GV SIA 416 Fr. GF SIA 416 Fr. EG 228 m2 3 OGl 228 m2 5 Zürcher Baukostenindex OG2 (04/1998 228 m2 4 m2 AGF 40 m2 Bautermine Restaurant 181 m2 Wettbewerb Aktionsraum 140 m2 Planungsbeginn Gruppenräume Dachterrasse 160 m2 Baubeginn 40 m2 Bezug NF 2/m2 Gebäudekosten BKP DG Aussengeschossf lache Nutzflächen 178 1 720 778 2 04/2004 100) 794 107.6 1999 September 2002 November 2003 September 2004 10 Bauzeit Monate Anlagekosten nach BKP (1997) SN 506 500 (inkl. MwSt. ab 1999: 7-5%, ab 2001: 7-6%) Vorbereitungsarbeiten 1 2 Gebäude Fr. 52 000.- Fr. 2420000.- Siehe auch Beitrag in wbw 6 2005, | S. 48 ilder: Hannes Henz t t.f I $ ff:,l *f # • • *tf • ••* _ m J__L • •• _r ** _* ^Verlag Werk AG ¦ / werk, bauen + wohnen CEuvre SA u \ QUARTIERZENTRUM 6| 2005 werk, bauen + wohnen gnungszentren, 10 04/456 werk-Material Dach: Terrasse ^3 ""o. EG: 2. OG: Gruppenräume Restaurant D 1. UG j OG: Aktionsraum n F=JI Fassadenabwicklung 6I2005 erk, bauen + wohnen Quartierzentrum Zürich Aussersihl f f '--_ Gemeinschaftsraum (1. Treppenhaus OG) (1. OG) Wandaufbau Z-Protil Hoiz-Metallfenster Flachplatte Polycarbonat 8 mm Z-Profil gedämmte Holzkonstruktion Schalung auf Lüftungsflügel montiert ^ y^ s ,.-.- Querschnitt Toilette im UG 6j 2005 yj I i werk, bauen + wohnen Quartierzentrum Zürich Aussersihl Dachaufbau (extensive Dachbegrünung) Vegetationsschicht 6 cm Filtervlies Noppenspeicher/Dramagematte 2 cm Schutzvhes Wasserisolation Polymerbitumenfolie Wärmedämmung PU 20 cm 1 cm Dampfsperre Polymerbitumenfolie Betondecke 28 cm textiler Rollladen Z-Profil - Flachplatte Polycarbonat 8 mm Löcher in der Schalung Holz-Metallfenster - - d=g.4 cm Bodenaufbau Monobetondecke 36.5 cm, versiegelt Untersicht: Schalungsklasse 2, einheitliche Schaltafelrichtung Wandaufbau Massivholzverschalung N+K 22/140 mm, im Bereich der Fenster gelocht d g.4 cm Lattenrost 30/50 mm (Trapez) a o.5 m Lattenrost 30/50 mm (Trapez) a=0.65 m Unterdachfolie verschweisst Stander 60/140 mm a=0.65 m Wärmedämmung Mineralfasen6o mm Schiftung ca 20 mm Kalksandstein 150 mm ^y gedämmte Holzkonstruktion, Schalung auf Lüftungsflügel montiert J Bodenaufbau Hartbetonüberzug 4 cm, versiegelt Betondecke 35 cm, Schalungsklasse 2, einheitliche Schaltafelrichtung XX n Stahlwinkelkonsole, örtlich Aluminium-Faltschiebewand, nach aussen öffnend Bodenaufbau Hartbetonunterlagsboden 7 cm, versiegelt Wärmedämmung PU, alukaschiert 4 cm Betondecke 25 cm Abdichtung Perimeterdämmung XPS - 6|2005