660_722_BIOsp_0610.qxd 666 22.09.2010 10:18 Uhr Seite 666 MET H ODE N & AN WE N DU NGEN Zytologische Diagnostik Quantifizierung proliferierender T-Zellen in situ CHRISTIAN FLORIAN, UWE RITTER INSTITUT FÜR IMMUNOLOGIE DER UNIVERSITÄT REGENSBURG Das Thymidinanalogon 5-Bromo-2-desoxyuridin (BrdU) wird bei der Zellteilung in die DNA eingebaut. Die simultane Darstellung des eingebauten BrdU und zellspezifischer Oberflächenmoleküle durch fluoreszenzmarkierte Antikörper ermöglicht die exakte Charakterisierung der sich teilenden Zellen in situ. The thymidine analogue 5-bromo-2-deoxyuridine (BrdU) is incorporated into the DNA during cell proliferation. Simultaneous detection of incorporated BrdU and surface molecules by fluorescent labelled antibodies allows a characterization of proliferating cells in situ. ó Viele Immunologen beschäftigen sich mit der zentralen Frage, wie es zur Induktion einer antigenspezifischen Immunantwort kommt. Zur Beantwortung dieser wichtigen Frage werden unterschiedliche Modelle genutzt. Gerade Infektionsmodelle, bei denen A Versuchstiere die entsprechenden Pathogene erfolgreich abwehren, eignen sich hierbei besonders gut. Generell wird zur Eliminierung der Pathogene eine hoch spezialisierte zelluläre Immunantwort benötigt. Bei dieser Immunant- B ˚ Abb. 1: Quantifizierung proliferierender T-Zellen in situ. C57BL/6-Mäuse wurden mit Pathogenen (Leishmania major) subkutan infiziert. Die Analyse des drainierenden Lymphknotens der Haut erfolgte am Tag 6 nach der Infektion. A, BrdU (rot), CD4 (grün) und DNA (blau) (Details zur Färbung siehe [8]). Das Insert zeigt eine Vergrößerung der BrdU+/CD4+/DAPI+-Zelle. Die Aufteilung des Farbbildes in die entsprechenden Einzelkanäle (8-Bit-Graustufen) ist in A.I (DAPI), A.II (BrdU) und A.III (CD4) gezeigt. B, Das Dot-Plot-Diagramm zeigt die Intensität von CD4 und BrdU der in A dargestellten DAPI+-Zellen (der rote Kreis veranschaulicht die Lage der entsprechenden Zelle im Schnitt und im Dot-Plot-Diagramm). wort interagieren unterschiedlich spezialisierte Zelltypen in den sekundär lymphatischen Organen wie den Lymphknoten oder der Milz. Handelt es sich bei den Krankheitserregern um Parasiten, die sich in Fresszellen des Wirts gewissermaßen „verstecken“ können, so liegt es auf der Hand, dass die Zellen des Immunsystems keine leichte Aufgabe beim Aufspüren und Eliminieren dieser Pathogene haben [1]. Prinzipiell arbeiten drei sehr unterschiedliche Zelltypen zusammen, um eine effiziente Immunabwehr zu gewährleisten: (1) Makrophagen (Fresszellen), (2) Typ-1-T-Helfer(TH1)Zellen (CD4+, sezernieren Makrophagen-aktivierende Zytokine) und (3) professionell Antigen-präsentierende Zellen (unterstützen die Expansion von TH1-Zellen, welche die Antigene des Pathogens erkennen). Somit wird deutlich, dass Antigen-präsentierende Zellen zu Beginn einer T-Zell-vermittelten Immunantwort stehen. Diese Antigen-präsentierenden Zellen präsentieren den TH1-Zellen Pathogen-assoziierte Antigene, worauf diese antigenspezifischen TH1-Zellen klonal expandieren und zur Eliminierung der Pathogene in größerer Anzahl zur Verfügung stehen [2]. Für den Erfolg bzw. den Ausgang der Abwehrreaktion stellt diese antigenspezifische TH1-Antwort einen wichtigen Indikator dar. Wie oben bereits erwähnt, können Antigen-präsentierende Zellen eine klonale Expansion der TH1-Zellen induzieren. Dieser gezielt induzierten Zellteilung der entsprechenden TH1-Zelle geht eine Duplikation des Genoms voraus. Um die Duplikation des Genoms zu erreichen, werden unter anderem DNA-Bausteine wie Nukleotide benötigt. Fügt man dem jeweiligen experimentellen System ein entsprechend markiertes Nukleotid zu, so kann dessen Einbau verfolgt bzw. gemessen werden. Hierfür wurde lange Zeit das radioaktive Nukleotid [3H]-Thymidin verwendet. Die Quantifizierung des eingebauten [3H]-Thymidins in die DNA erfolgt dann durch Autoradiografen bzw. β-Counter [3]. Neben radioaktiv markierten Nukleotidanaloga werden auch nicht radioaktive DNABausteine wie das synthetische ThymidinBIOspektrum | 06.10 | 16. Jahrgang 660_722_BIOsp_0610.qxd 22.09.2010 10:18 Uhr Seite 667 667 analogon 5-Bromo-2-desoxyuridin (BrdU) verwendet. Wie [3H]Thymidin baut sich BrdU in der SPhase des Zellzyklus in die DNA der Zelle ein und kann dann durch spezifische Antikörper detektiert werden [4, 5]. Ein Nachteil dieser Technik ist die Tatsache, dass die DNA speziell behandelt werden muss, um die Bindung des Antikörpers an eingebautes BrdU zu ermöglichen. Verschiedene Methoden wie Behandlung mit Salzsäure, Hitze oder enzymatische Prozesse führen hier zum Ziel [6, 7]. Somit kann der Einbau von BrdU in die Zelle gemessen werden. Eine Aussage über den entsprechenden Zelltyp ist bei der gegebenen Einfachfärbung allerdings nicht möglich. Eine erweiterte Technik, die parallel zur BrdU-Detektion noch andere Oberflächenmarker darstellt, würde zusätzliche Informationen zum Zelltyp der BrdU-positiven Zelle liefern. Hierzu modifizierten wir den BrdU in situ Detection Kit (BD Bioscience, Heidelberg) [8]. Wir konnten zeigen, dass bestimmte Fluorochrome den zur DNA-Denaturierung notwendigen Hitzeschritt von 89 °C überstehen und spezifische Signale liefern. Somit kann die T-Zell-Proliferation direkt in sekundär lymphatischen Organen charakterisiert werden. Im Vergleich zu der konventionellen Methode, bei der Einzelzellsuspensionen mit dem entsprechenden Antigen restimuliert werden müssen, bietet dieser neue Ansatz entscheidende Vorteile: (1) Neben der Lokalisation der T-Zell-Expansion ist eine genaue Charakterisierung der Zellsubtypen möglich. (2) Die Proliferation der T-Zellen spiegelt den Status quo der Immunantwort im Organ wider. So kann bei entsprechender Färbung zwischen CD8+- und CD4+-T-Zellen differenziert werden [8]. Um diese Differenzierung auch statistisch abzusichern, werden die generierten Farbbilder mit einer entBIOspektrum | 06.10 | 16. Jahrgang sprechenden Software (TissueQuest™, TissueGnostics, Wien) verarbeitet. Hierzu müssen die Farbbilder in 8-Bit-GraustufenEinzelbilder aufgeteilt werden. Dies erfolgt standardisiert mit der Software ImageJ (http://rsbweb. nih.gov/ij). Die Auswertung der generierten Einzelbilder ergibt sich dann je nach Fragestellung. In Abbildung 1 ist dies exemplarisch veranschaulicht. Deutlich sind die BrdU-positiven Zellen zu erkennen. Betrachtet man die Färbung gegen das T-Zell-Epitop CD4, so erkennt man, dass einige der CD4-positiven T-Zellen auch positiv für BrdU sind (Abb. 1A, Pfeil und Insert). Nun ist es möglich, alle Zellen mit Zellkern per TissueQuestTM auszuwerten. Hierfür kann beispielsweise die DAPIFluoreszenz als Referenz verwendet werden. Vergleichbar mit gewöhnlichen FACS-Analysen ist somit eine Bezugspopulation definiert, die hinsichtlich verschiedener fluoreszenzmarkierter Epitope (BrdU und CD4) untersucht werden kann. Das Dot-Plot-Diagramm in Abbildung 1B zeigt, dass 25,65 Prozent (3,87 Prozent + 21,77 Prozent) der Zellen in dem Gesichtsfeld sich in Teilung befinden. Darüber hinaus ist die Aussage möglich, dass sich 29,39 Prozent der CD4+-T-Zellen – bezogen auf die Gesamtpopulation der ausgewerteten CD4+-TZellen (21,77 Prozent + 52,28 Prozent) – in Teilung befinden. Durch serielle Schnitte kann zudem festgestellt werden, ob sich die klonale T-ZellExpansion innerhalb eines sekundär lymphatischen Organs statistisch gleichmäßig über das Organ verteilt oder in definierten Bereichen stattfindet. Ein weiterer Vorteil dieser Technik liegt darin, dass einzelne Zellen aus dem Dot-PlotDiagramm direkt in den Schnitt zurückverfolgt werden können (Abb. 1, roter Kreis). Betrachtet man zudem die Fluoreszenzintensität, so sind Aussagen bezüglich der Markerdichte möglich. Somit erlauben sich Rückschlüsse aufgrund der Markerexpressionsdichte. Verwendet man hierbei weitere für die T-Zell-Aktivierung typische Marker, wie z. B. CD62L oder CD69, kann über deren Fluoreszenzintensität der Aktivierungszustand der sich teilenden Zelle bestimmt werden. Fazit Die hier vorgestellte Methode erlaubt die Identifikation der proliferierenden Zellen in situ. Somit bildet diese Anwendung eine hervorragende Ergänzung oder sogar Alternative zu bisherigen FACSAnalysen, bei denen wichtige Informationen über die Lokalisation der Zellen verloren gehen. Danksagung Diese Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (RI 1849/1-1) unterstützt. Dank gilt auch der Firma TissueGnostics (Wien, Österreich) für die Beratung und Bereitstellung einer TissueQuest™-Testversion. ó Literatur [1] Ritter U, Frischknecht F, van Zandbergen G (2009) Are neutrophils important host cells for Leishmania parasites? Trends Parasitol 25:505–510 [2] Ritter U, Osterloh A (2007) A new view on cutaneous dendritic cell subsets in experimental leishmaniasis. Med Microbiol Immunol 196:51–59 [3] Waldman FM, Chew K, Ljung BM et al. (1991) A comparison between bromodeoxyuridine and 3H thymidine labeling in human breast tumors. Mod Pathol 4:718–722 [4] Gage FH (2000) Mammalian neural stem cells. Science 287:1433–1438 [5] Gratzner HG (1982) Monoclonal antibody to 5-bromo- and 5-iododeoxyuridine: A new reagent for detection of DNA replication. Science 218:474–475 [6] Dover R, Patel K (1994) Improved methodology for detecting bromodeoxyuridine in cultured cells and tissue sections by immunocytochemistry. Histochemistry 102:383– 387 [7] McGinley JN, Knott KK, Thompson HJ (2000) Effect of fixation and epitope retrieval on BrdU indices in mammary carcinomas. J Histochem Cytochem 48:355–362 [8] Florian C, Barth T, Wege AK et al. (2010) An advanced approach for the characterization of dendritic cell-induced T cell proliferation in situ. Immunobiology 215:855–862 Christian Florian (links) und Uwe Ritter Korrespondenzadressen: PD Dr. Uwe Ritter Universität Regensburg Institut für Immunologie Franz-Josef-Strauss-Allee 11 D-93053 Regensburg Tel.: 0941-944-5464 Fax: 0941-944-5462 [email protected] Dr. Stefan Waltering BD Biosciences Tullastraße 8-12 D-69126 Heidelberg Tel.: 06221-305203 [email protected] www.bdbiosciences.com