Themenfeld: Infektion und Immunität DNA-Reparaturmechanismus optimiert einen Pfad der Immunabwehr Institut für Molekulare Strahlenbiologie äglich muss unser Immunsystem zahlreiche Krankheitserreger abwehren. Zu diesem Zweck produzieren die B-Zellen des Immunsystems spezifische Antikörper, die exakt auf ein bestimmtes Pathogen zugeschnitten sind. Wissenschaftler des GSF-Instituts für Molekulare Strahlenbiologie konnten nun erstmalig zeigen, dass ein molekularer Mechanismus, der normalerweise zur Reparatur schadhafter DNA-Abschnitte dient, Zellen des Immunsystems in die Lage versetzt, Antikörper in großer Vielfalt zu produzieren. Hypermutation – eine in Körperzellen millionenfach erhöhte natürliche Mutationsrate – wird durch das für B-Zellen spezifische Enzym AID ausgelöst. Es bewirkt, dass ein bestimmter DNA-Baustein (Base) in einen anderen umgewandelt wird. Diese „falsche“ Base wird anschließend aus der DNA ausgeschnitten, wodurch letztendlich eine Lücke entsteht. Den Forschern gelang es nun nachzuweisen, dass die folgenden Schritte der Hypermutation einen Mechanismus nutzen, der auch für die Reparatur schadhafter DNA zuständig ist: Ist die B-ZellDNA lückenhaft, wird ein Protein namens PCNA mit einem weiteren Protein, dem Ubiquitin, verknüpft – dieser Prozess aktiviert in der Folge bestimmte Notfall-Reparaturenzyme, die die Lücke auffüllen. In B-Zellen führt dies zu hohen Mutationsraten, da die aktivierten Notfallenzyme mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die ursprüngliche, sondern eine andere der vier möglichen Basen in die DNA einbauen – eine Punktmutation ist die Folge. Einige Punktmutationen bewirken, dass sich die Affinität der resultierenden Antikörper gegen- T 왎 36 DNA (Ig gene locus) hypermutation error-prone polymerase abasic site ubiquitin PCNA lg hypermutation über dem Pathogen erhöht, so dass sie dieses intensiv bekämpfen können. Die Ergebnisse zeigen, dass in den B-Zellen des Immunsystems der Pfad der PCNA-Ubiquitinierung so abgewandelt ist, dass hohe Mutationsraten in bestimmten Teilen der Antikörpergene auftreten. Dies ist zum einen positiv, weil die Antikörpervielfalt dadurch effizient gesteigert wird. Andererseits besteht auch das Risiko, dass unter Umständen unkontrollierte Mutationen an „falschen“ Genen zur Krebsentwicklung von B-Zellen beitragen. Literatur: 왎 Arakawa H. et al.: PLoS Biology 4, 1947-1956 (2006) Hiroshi Arakawa Institut für Molekulare Strahlenbiologie Telefon 0 89 / 31 87-40 77 [email protected]