DAAD-PROMOS – E R F A H R U N G S – B E R I C H T

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DAAD-PROMOS – E R F A H R U N G S – B E R I C H T
Medellín, Kolumbien: 01.02.2013 - 31.07.2013
Universidad de Antioquia
Musik und Spanisch für Lehramt an Gymnasien
Medellín, Antioquia
Medellín ist eine sehr aufstrebende Stadt im Departamento Antioquia, mit etwa 3 Millionen
Einwohnern. Die Antioqueños (Einwohner von Antioquia) sind vor allem für ihre große
Gastfreundlichkeit und ihre Geselligkeit bekannt und ich kann dies auch nur bestätigen.
Das Wetter ist das ganzes Jahr über warm, so dass man jeden Tag zwischen 18 und 30 Grad
Celsius hat. Dementsprechend wird Medellín auch „Die Stadt des ewigen Frühlings“ genannt.
Des Weiteren gilt Medellín als Stadt der Mode und ist hauptsächlich durch seine Textilindustrie
groß geworden. Vor allem wurde Medellín jedoch, in den 80‘ und 90‘ durch die
Drogenproblematik bekannt. Heutzutage kann man sich aber frei und sicher in der Stadt
bewegen, muss jedoch nachts in verschiedenen Vierteln aufpassen, dass man nicht alleine
unterwegs ist. Das tollste an der Stadt ist, dass sie sehr stark an sich arbeitet. Immer wieder
werden neue Parks oder kulturelle Angebote geschaffen. Mich persönlich beeindruckte das
enorme kulturelle Angebot. So gibt es viele Theater, Bars mit Livemusik und Konzerte! Es gibt
recht viele Bewohner von Medellín, die dadurch auch sehr stolz auf ihre Stadt sind.
Meine Fächer
- Fonologie und Fonetik: Ein 4-stündiges
Seminar mit einem sehr kompetenten
Professor. Wir erlernten Spanisch zu
transkribieren, mit sämtlichen Ausnahmen.
-Klavierunterricht bei Teresita Gomez: Ich
hatte das Glück bei einer sehr berühmten
Pianistin Klavierunterricht bekommen zu
haben. Sie ist bereits 70 Jahre alt und in ganz
Kolumbien hoch angesehen, da sie ihr
ganzes Leben lang bei vielen Musikprojekten
und Konzerten mitgewirkt hat. Sie konnte mir
sämtliche Stile und Gattungen der
Kolumbianischen Musik vermitteln und war
die beeindruckendste Persönlichkeit, die ich
kennengelernt habe.
- Acompañamiento y Transposición para
Guitarra: Hier erlernte ich verschiedene
Begleitmuster von Lateinamerikanischen
Rhythmen wie (Son, Bossa Nova, Milonga,
Bambuco,…)
Traditionelle „Silleta“ Blumengebilde beim Blumenfest
- Gehörblidung: Der Gehörbildungskurs unterschied sich nicht stark von einem in Deutschland,
nur dass wir mit Solmisation arbeiteten.
- Etnomúsica: Ein Fach über die traditionelle Musik in Kolumbien! Unbedingt zu empfehlen! Es
war sehr interessant die verschiedenen indigenen/traditionellen Musikstile Kolumbiens
kennenzulernen. Es gibt tatsächlich sehr viele davon!
Die Universidad de Antioquia
Die Universidad de Antioquia ist mit 37.000 Studenten die zweitgrößte Universität Kolumbiens.
Der Hauptsitz ist in Medellín, es gibt jedoch auch verschiedene regionale Sitze in dem ganzen
Departamento „Antioquia“. Laut offiziellem Ranking gilt die Universidad de Antioquia als drittbeste
Universität des Landes und hat einen besonders guten Ruf für Medizin. Der Campus in Medellín
ist sehr groß und eingeteilt in verschiedene Fakultäten.
Erste Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule:
Ich hatte bereits gehört, dass Medellín eine sehr aufstrebende Stadt sei und dass die Universidad
de Antioquia einen sehr guten Ruf habe. Über die offizielle Homepage www.udea.edu.co
informierte ich mich über Studienangebote und gelangte schließlich zu der Seite für Internationale
Beziehungen (Relaciones Internacionales) der Fakultät für Erziehungswissenschaften und der
Fakultät der Künste. Dort gibt es verschiedene Telefonnummern, mit denen ich dann Kontakt
aufnahm. Als wichtige Fragen galt es abzuklären: Gibt es die Möglichtkeit an der Universität zu
studieren, obwohl keine Hochschulpartnerschaft besteht? Wann ist Semesterbeginn (Dies variiert
von Fakultät zu Fakultät)? Welche Kosten kommen auf mich zu? Zu den Kosten kann ich sagen,
dass sie an der Universidad de Antioquia sehr gering sind, da es sich um eine stattliche
Universität handelt. Somit musste ich 10% des Kolumbianischen Mindestlohns (momentan etwa
25 Euro) pro Kreditpoint bezahlen.
Erste Wochen, Formalitäten, Behördengänge
Bereits vor der Ankunft in Medellín wurde mir eine „Parcera“ (Patin) per Email zugeteilt, die ersten
Kontakt mit mir aufnahm. Sie half mir mich auf dem Campus zurecht zu finden und begleitete
mich bei verschiedenen Formalitäten.
In Medellín angekommen wurde ich sowohl an der Fakultät der Künste, als auch an der Fakultät
für Erziehungswissenschaften sehr herzlich begrüßt, mir wurde direkt alles erklärt und man bot
mir verschiedene Fächer des Studienangebots an. Normalerweiße hätte ich an der Fakultät der
Künste zwei Wochen vor der Fakultät der Erziehungswissenschaft mit meinem Studium anfangen
müssen, jedoch wurde mir dann mitgeteilt, dass sich das Studium noch zwei Wochen verzögert,
da die Fakultät der Künste noch Renovierungsarbeiten zu erledigen hatte. Dies wurde mir erst vor
Ort mitgeteilt und das kann auch öfters mal passieren. Die offizielle Registrierung bei einem
Immigrationsamt in Kolumbien muss unbedingt innerhalb der ersten zwei Wochen durchgeführt
werden und ich kann nur empfehlen sie in Medellín zu machen und nicht in Bogotá! Auch ist man
nicht verpflichtet einen kolumbianischen Personalausweis zu beantragen und ich würde davon
auch abraten, weil er verhältnismäßig teuer ist (157.000 COP) und ich musste 3 Monate darauf
warten. Auch meinen Studentenausweis erhielt ich erst nach 2 Monaten, wie auch andere
Kommilitonen, jedoch hat man bis dahin dann mit einer Kopie der Reisespasses Zutritt zum
Unigelände. Bereits bei meinem ersten Treffen mit den Koodinatoren in der Universidad de
Antioquia hat man mich gewarnt, dass es zu heftigen Protesten auf dem Unicampus kommen
kann. Ein Woche darauf musste ich dann auch erleben, wie zehn revolutionäre, vermummte
Studenten eine Art Molotovcocktails auf dem Campus warfen. Dies geschah etwa 5 mal während
meines Studienaufenthalts. Es ist an sich nicht tragisch, da man weiß, dass man den
Hinterausgang zu nehmen hat, sobald die erste Bombe fliegt, jedoch ist es trotzdem
unangenehm. Es kommt dabei im Normalfall auch niemand zu Schaden, weil die Studenten die
Bomben auf den Boden werfen und nicht auf andere Personen.
Wohnsituation - und tipps
Direkt gegenüber von der Universität gibt es die Einrichtungen „Torres de la Fuente“, „Ciudadela
Sevilla“, „Paseo de Sevilla“, „Alfaro“ und „Turin“. Dies sind verschiedene Hochhäuser, wo sehr
viele Studenten untergebracht sind. Ich empfehle die ersten Tage in ein Hostel zu gehen und
dann direkt vor Ort nach einer WG zu suchen. Es hängen viele Zettel rund um die Anlagen, mit
verschiedenen Wohnungsangeboten bei denen man sich melden kann oder man kann mal bei
seinem Hochschulpaten nachfragen; im Normalfall haben diese auch noch Adressen. Ein Zimmer
in einer WG kostet Zwischen 300.000 und 500.000 COP je nach größe des Zimmers und der WG.
Manche Vermieter bieten die Zimmer mit „Alimentación“ (Verpflegung) an, d.h. man bezahlt ein
bisschen mehr, hat dann aber drei frisch gekochte Mahlzeiten jeden Tag. Ich habe 500.000 für
mein Zimmer inklusive Verpflegung bezahlt und habe in dem Apartment, wo es immer die
Mahlzeiten gab, viele Kolumbianer aus sämtlichen Regionen kennengelernt.
Das Viertel selbst ist recht Alternativ angehaucht, da es viele Studenten gibt. Mir und auch
keinem meiner Freunde ist dort nie etwas passiert von wegen ausrauben oder sonstiges. Des
Weiteren gibt es direkt neben den Wohnanlagen Freitagabends viele Parties.
Bibliotheken und Fachbereichs-Infos, freie/eingeschränkte Kurswahl
An der Universität gibt es eine sehr große Universitätsbibliothek, wo es eine Abteilung für Musik
und eine für Spanisch gibt. Die Fakultät der Künste hat jedoch des Weiteren noch eine eigene
Bibliothek mit vielen Partituren. In beiden Fakultäten hatte ich die volle Auswahl an Kursen. So
fragte man mich, was mich interessieren würde und man bot mir dann verschiedene Fächer an.
Arbeitsbereich in der Gastinstitution
In der Fakultät der Künste traf mich ein relativ schlechtes Semester, da gerade
Renovierungsarbeiten vorgenommen wurden. Dementsprechend war alles etwas chaotisch. Die
Überäume waren relativ schlecht isoliert, aber immerhin gab es ein ganzes Stockwerk mit
Übemöglichkeiten. Viele Räume, die ich an der Universität gesehen habe, hatten Fenster ohne
Glas, die lediglich durch ein Drahtnetz geschlossen waren. Demenstprechend gab es eine
dauerhafte Luftzirkulation, jedoch kann es auch störend sein, wenn draußen Lärm entsteht.
Durchführung des Forschungsvorhabens
In Kolumbien reizte mich vor allem die traditionelle Musik und ich hatte Glück eine sehr alte
Klavierprofessorin bekommen zu haben, die mir sehr viel über diese Musik vermitteln konnte, da
sie teilweise sogar die Komponisten persönlich kannte. Auch in anderen Fächern konnte ich sehr
viele neue Musikstile kennenlernen und war sehr glücklich mit der Wahl meiner Gastinstitution.
Leider hat jedoch die Universidad de Antioquia keinen Spanischkurs für Ausländer, was für
Anfänger sehr schlecht ist. Ich hatte durch mein Spanischstudium bereits alle Kurse bis
einschließlich B2.2 absolviert, weshalb dies nicht so schlimm für mich war.
Studentische Vergünstigungen,
Transportmittel
Da Medellín gerade sehr viel daransetzt
auch
klassisch-europäische Kultur in
der Stadt zu integrieren hat man als
Musikstudent freien Eintritt zu sämtlichen
Konzerten im Teatro Metropolitano. Sonst
gibt es an der Universität immer viele
Konzerte, Theatervorstellungen,
Tanzpräsentationen und vieles mehr. Also
Transportmittel ist die Metro ein großer
Vorteil in Medellín. Sie ist absolut sicher
und man ist sehr schnell unterwegs.
Momentan beginnen die Arbeiten für eine
Straßenbahn.
Metrogondel an der Station San Javier
Sehenwürdigkeiten, Kurztripps, Restaurants, Kneipen, Kinos, StudentInnenleben
Wer direkt bei der Universität wohnt (Estrato 3 oder weniger), der kann mit seiner
Stromabrechnung gratis in den Parque de Explora und ins Planetarium. Beides sind sehr
interessante Erlebnisse und direkt beim Planetarium gibt es eine große Leinwand, wo am
Wochenende immer Filme im Freilichtkino gezeigt werden. Als Kurztripps bieten sich „Guatapé/
Piedra del Peñol“, „Santa Fé de Antioquia“, wie auch sämtliche kleine Dörfer in der näheren
Region Antioquias an. Während der Woche gibt es ganz viele Sportangebote. So kann man zum
Beispiel Dienstags und Donnerstag um 19 Uhr nach „Niquia“ auf den „Polydeportivo“ und dort auf
einem großen Platz Aerobic mitmachen. Dasselbe gibt es am Stadion, wie auch Yoga im
Botanischen Garten. Wer abends gerne feiern geht, der kann in die „33“ oder ins Poblado. Wer
gerne Salsa tanzt kann ins „Tibiri Tabara“, ist jedoch etwas alternativer. Internationale Kinofilme
werden meist in Originalsprache gezeigt, mit spanischen Untertiteln.
Reisekosten/-Empfehlungen, Gepäcktipps, Diebstahlwarnungen, Auslands- und
Gepäckversicherungen
Ich habe meinen Hin- und Rückflug mit Iberia gebucht und dann noch eine
Umbuchngsversicherung mit dazugenommen. Die musste ich zwar nie benutzen, bietet sich
jedoch an, wenn man so lange weg ist. Als Handgepäck hatte ich meine Gitarre dabei und musste
deswegen noch einen zweiten Koffer
einchecken (60 Euro).
Leider bin ich einmal in dem
Departamento „Cordoba“ ausgeraubt
worden, im Rahmen des „Festival del
Porro“. Insgesamt habe ich „Cordoba“
als etwas instabil wahrgenommen. In
Medellín sollte man sich am „Parque
Berrío“ vor Taschendieben in acht
nehmen; Zwei meiner
kolumbianischen Freunde wurden dort
während meines Aufenthalts beklaut.
Sonst gibt es viele sichere Gegenden
in Medellín, man sollte jedoch
aufpassen, wenn man nachts alleine
unterwegs ist.
Kinder in traditionellen Trachten beim „Festival del Porro“
Als günstigste inner-kolumbianische Airline gibt es VivaColombia. Man muss genau darauf
achten, was man dazubucht, man kann jedoch bei allen Geschäften die ein ViaBaloto-Zeichen
haben die Flugtickets Bar bezahlen.
Finanzielle Aufwendungen
An reinen Mehrkosten hatte ich meinen Flug (ca. 1000 Euro), Auslandskrankenversicherung,
Visum (40 Euro), Kolumbianischer Personalausweis (nicht obligatorisch!), Studiengebühren an
der Universidad de Antioquia und Impfungen: Tollwut (nicht unbedingt nötig), Typhus, Gelbfieber
(Pflicht). Die Impfkosten können jedoch eingereicht werden bei der Krankenkasse; Da wurde bei
mir fast alles übernommen. Sonst ist das Leben in Medellín recht günstig. Wer traditionell Essen
gehen möchte bestellt oft ein Tagesmenue für etwa 6.000-10.000 COP.
Fazit
Ich hatte in Medellín wirklich die bisher beste Zeit meines Lebens. Dort habe ich so viel erlebt und
zwar wirklich alles: Unglaublich nette Menschen, tolle Parties, Kulturzusammenstöße, kulturelles
Nachtleben, viel gereist, ausgeraubt,…! Ein Erfahrung die mich selbst unglaublich weitergebracht
hat. An sich finde ich es nicht gut viel zu pauschalisieren, jedoch würde ich die Menschen in
Medellín vor allem als sehr extrovertiert und aufgeschlossen bezeichnen. Sie sind sehr
kontaktfreudig und Leben viel den Moment. Ich kann Kolumbien nur empfehlen, da es noch sehr
reich an eigener Kultur ist und die Regionen innerhalb Kolumbiens sich erneut sehr stark
kontrastieren und man dadurch völlig verschiedene Welten kennenlernen kann. Besonders für
Musiker und Musikliebhaber hat Kolumbien wirklich sehr viel zu bieten und man kommt garantiert
auf seine Kosten! Wer sich also von dem veralteten Ruf des „Drogenlandes“ nicht abschrecken
lässt wird eine geniale und überwältigende Zeit erleben!
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