Zum Minimalistischen Programm der

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Acta Universitatis Wratislaviensis No 3075
Studia Linguistica XXVI Wrocław 2008
ANNA PILARSKI
Uniwersytet Szczeciński
Zum Minimalistischen Programm
der Verknüpfung im Deutschen
und im Polnischen
1. Einleitung
Die Sätze sind grammatisch, wenn sie auf Grund bestimmter Regeln ableitbar
sind (vgl. Vater 1987: 110). Nach Chomsky (1965) beschreiben diese Regeln die
Kompetenz eines Muttersprachlers. Die Regeln manifestieren sich in der Fähigkeit, die Sätze einer Sprache als wohlgeformt oder abweichend zu erkennen und
sie erlauben dem Sprecher beliebig viele korrekte Strukturen aufzubauen. Sie sind
innerhalb einer Sprache weitgehend vorhersagbar und von dem Sprecher intuitiv
benutzt. Im Forschungsprogramm der generativen Grammatiktheorie sind sie als
genetisch determinierte kognitive Sprachfähigkeit aufzufassen (Chomsky 1981b,
1986b). So definiert Chomsky (1981b, 1986b) die Grammatiken natürlicher Sprachen als finite Regelsysteme, die nicht durch allgemeine Lernstrategien oder durch
induktive Verfahrensweisen zu erwerben sind, sondern an eine sprachspezifische
Komponente der menschlichen Kognition geknüpft sind (s. Priyamvada 1994: 4)1.
Die grammatischen Regeln als Prinzipien definiert, bilden nach Chomsky (1986b)
den sprachspezifischen biologisch vorgegebenen kognitiven Ausgangszustand
des Menschen (initial state), der in Abhängigkeit der sprachlichen Umgebung die
1
Ausgehend von der fundamentalen These der generativen Grammatiktheorie über die Autonomie der Syntax, ist die menschliche Kognition kein einheitliches System von kognitiven Prinzipien und Strategien, sondern sie besteht aus autonomen aufgabenspezifischen Modulen. Der entscheidende Unterschied zwischen dem menschlichen Lebewesen und anderen Lebewesen besteht
demnach darin, über welche Module sie verfügen, wie die Module strukturiert sind und wie sie
miteinander interagieren; vgl. Fanselow/Felix (1987: 173); Grewendorf (1988: 15–17). Die Strukturen einer Sprache werden von rein syntaktischer Regeln gesteuert; vgl. Fanselow/Felix (1987: 17,
66–67, 182–187).
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Grundlage des Erwerbs jeweiliger Sprache bildet. „Der Initialzustand wird idealerweise so charakterisiert, dass er bereits bestimmte prinzipielle Informationen
über Grammatik enthält, die allen natürlich-sprachlichen Grammatiken gemein
und daher universeller Natur sind“ (Priyamvada 1994: 5). Das Gesamtsystem dieser Prinzipien bezeichnet man als Universalgrammatik. Die Regeln der UG werden hier als Anweisungen für den sukzessiven Aufbau von Sätzen verstanden2.
Bei der Analyse oder Erzeugung eines Satzes wirken sie stets zusammen und in
ihrer Interaktion machen sie die Sprachfähigkeit aus. Sie steuern die syntaktischen
Prozesse, die durchgeführt werden müssen, bevor aus der mentalen Repräsentation eines Sachverhalts eine sprachliche Struktur entsteht. Somit sind sie als ein
Kontrollmechanismus der syntaktischen Verarbeitung anzusehen.
Im Fokus der Überlegungen steht im Folgenden die Frage: Wie kann der
Kontrollmechanismus schematisch dargestellt werden? Besteht er darin, dass man
entsprechende Segmente zusammenfügt: Merge und dann in ihrer Ausdrucksform
eine Volle Interpretation findet?
In diesem Artikel soll erwogen werden, auf welche Art und Weise die Verknüpfung (Merge) von einzelnen Elementen die Wohlgeformtheit eines Satzes
bestimmen, und inwieweit das Grundprinzip dieser Zusammenfügung von Segmenten auf die deutsche und polnische Satzstruktur einwirkt.
Um die theoretischen Voraussetzungen für das Verständnis der Operation
Merge bereitzustellen, erweist sich in diesem Artikel eine kurze Darstellung
der grundlegenden Eigenschaften der minimalistischen Syntaxtheorie (Chomsky 1995) als unerlässlich. Es geht aber nicht um die theoretische Erörterung der
einzelnen Begriffe, sondern um die Hervorhebung der neuen und ideenreichen
Lösungen zur Aufdeckung der syntaktischen Verarbeitung, die die minimalistische Theorie der Verknüpfung mit sich bringt. Beim Verstehen des Begriffs der
Verknüpfung können die Annahmen von funktionalen Kategorien wie z. B. Agreement und Tempus sowie der Transformation der Bewegung (Move α) nicht
ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund wird vorerst ein kurzer Blick auf in
der Prinzipien- und Parametertheorie zugrunde gelegte Konzept des X-bar-Schemas und darauf folgende Einführung von den funktionalen Kategorie INFL und
Transformation Move α geworfen werden.
2 Man geht davon aus, dass die Regeln universal sein müssen, um für alle tatsächlich bestehenden Sprachen gleich zu sein. Sie sollen alle zugelassenen Phrasenstrukturen erzeugen. Sie müssen aber so beschränkend formuliert werden, dass man nicht wohlgeformte Sätze blockieren kann.
Der Widerspruch zwischen der Einschränkung und der zugelassenen Variationsbreite für alle zugelassenen natürlichen Sprachen wird mit dem Parameterbegriff gelöst; vgl. Fanselow/Felix (1987:
139); Grewendorf (1996: 243). So entstand zu Beginn der achtziger Jahre die Prinzipien- und Parametertheorie (PPT) für diese Version der generativen Grammatik (s. Chomsky 1986; Schmidt 1995:
3–5). Die PPT wird als Umbruch bei den natürlichen Sprachverarbeitungsmechanismen betrachtet,
in deren Vordergrund das Konzept einer Grammatik steht, die so verallgemeinert ist, dass sie sämtliche natürliche Sprachen erfassen kann (s. LML 1999: 17).
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2. Schnittstellen der Prinzipien- und Parametertheorie
2.1. Das X-bar-Schema
Gemäß dem Prinzipien- und Parametermodell beruht die hierarchische syntaktische Struktur eines Satzes auf dem X-bar-Schema. Das X-bar-Schema beinhaltet
eine Generalisierung der wichtigsten Beschränkungen für den allgemeinen Strukturaufbau unkoordinierter Phrasen. „Jede Phrase ist geschichtet; auf jeder Schicht
gibt es einen Kopf, dazu vom Kopf geforderte Komplemente und frei hinzufügbare Adjunkte. Der Index des Kopfes ist immer um einen Grad niedriger als die
dominierende Kategorie“ (s. Vater 2000: 189).
(1) Das X-bar-Schema (nach Fanselow/Felix 1993: 54).
Die Kategorie „X“ steht hier für eine lexikalische Kategorie. Die X°-Kategorie
bildet den Ausgang einer Projektion und wird als Kopf einer Projektion bezeichnet3. Der Kopf überträgt (projiziert) seine kategorialen Eigenschaften nach oben
auf die ganze Phrase, bis die maximale Projektion erreicht wird (vgl. Dürscheid
1991: 53; Grewendorf 1995: 121 und 2002: 32)4.
2.2. Die funktionalen Kategorien
Aus der Analyse englischer Sätze resultierte, dass die Subjekt-NP und das Hilfsverb (Auxiliar) nicht innerhalb der Verbalphrase stehen können. Daraus rührte die
3 Mit der Einführung des Kopfprinzips formalisiert das X-bar-Schema die Beschreibung lexikalischer und funktionaler Kategorien. Als lexikalische Kategorie bestimmt der Kopf den Phrasentyp und als funktionale Kategorie enthält er grammatische Merkmale, wie z. B.: Tempus, Numerus,
Modus, Genus oder Person; vgl. Vater (1987: 126, 128), Grewendorf (1996: 199–201).
4 Die Erweiterung eines lexikalischen Ausdrucks ist nur im Rahmen der lexikalischen Homogenität möglich, d.h. die Erweiterung eines nominalen Kopfes führt immer zu einer komplexen
nominalen Kategorie und des verbalen Kopfes zu einer verbalen Kategorie. Die Komplexität der
Phrase wird durch die Anzahl der Komplemente (dieser Begriff wird von der Valenzgrammatik
übernommen) bestimmt, die von dem Kopf verlangt werden. Die Subkategorisierungsinformation,
verantwortlich für die Auswahl der Komplemente, ist im Lexikon enthalten; vgl. Dürscheid (1991:
55). Die Adjunkte sind frei hinzufügbare Konstituenten und sie ändern die syntaktische Struktur
des Satzes nicht. Daher wird für die durch einzelne Adjunkte erweiterten Zwischenebenen nur eine
einheitliche Projektionshöhe angesetzt; vgl. Vater (1987: 127).
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Integration der funktionalen Kategorien INFL (Flexion) als Kongruenzknoten im
X-bar-Schema her.
Der Satz wird als eine Projektionsebene von INFL (Flexionsphrase) schematisch dargestellt5:
(2)
Grundlegend ist hier die Überlegung, dass grammatische Merkmale, wie:
Kasus, Tempus, Modus, Person, Numerus oder Genus mit funktionalen Kategorien verknüpft werden. Die lexikalischen Kategorien werden hingegen mit
dem semantischen Inhalt verbunden. So ist dieser Annahme entsprechend, der
Kopf INFL der Träger der Kongruenzmerkmale im deutschen und im polnischen
Satz6.
(3)
Über die Einführung der funktionalen Kategorien wird eine Korrelation der
thematischen Eigenschaften des Verbs und des morphologischen Ausdrucks seiner Flexion aufgestellt. Dieser Gedanke wird an entsprechender Stelle genauer
ausgeführt werden.
5 Der Kopf INFL drückt die Kongruenz zwischen dem Subjekt und dem Prädikat aus. Er
ist eine eigenständige und strukturaufbauende Flexionskategorie, die sich zu einem komplexen
syntaktischen Gebilde ausdehnt (vgl. Fanselow/Felix 1993: 55–56, Grewendorf 1995: 125–126).
Er bringt die Finitheit in Form der grammatischen Merkmale wie z. B: Tempus, Modus und AgrMerkmale: Person, Numerus, Genus zum Ausdruck (vgl. Vater 1987: 126, 128, Grewendorf 1996:
199–201).
6 Die Serienbildung der INFL-Position im X-bar-Schema (im Deutschen am Ende und im
Polnischen zwischen der Spec-INFL-Position und der VP) wird von dem typologischen Unterschied
zwischen den beiden Sprachen (Deutsch: SOV, Polnisch: SVO) abgeleitet, s. Pilarski (2002: Kap.
III: 2).
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2.3. Move α
In der Prinzipien- und Parametertheorie konstituiert die Transformation der Bewegung Move α den Aufbau von syntaktischen Strukturen sowie die Strukturveränderungen7. Durch Move α sind die Schnittstellen der phonetischen Repräsentation PF und der semantischen Interpretation LF auf die Satzstruktur bezogen
(vgl. Grewendorf 2002: 15)8. Zuerst wird aus dem mentalen Lexikon eine lexikalisch-semantische Einheit gewählt. Im Lexikon befindet sich eine endliche Menge
von Kategorien, die durch phonetische, semantische und syntaktische Merkmale
repräsentiert werden9. Das Lexikon stellt das lexikalische Inventar zum Aufbau
von Strukturen bereit (s. Dürscheid 1999: 80–81). Die ausgewählte Einheit wird
auf das X-bar-Schema projiziert und durch die Transformation Move α erreicht
die Verarbeitung eine bestimmte Struktur (s. Mecner 1999: 121–122).
(4)
7 Somit sind in diesem Modell zwei Regeltypen von Relevanz: die strukturaufbauenden (mit
denen die Tiefenstruktur D-Struktur generiert wird) und die strukturverändernden Regeln (die die
Tiefenstruktur in die Oberflächenstruktur S-Struktur überführen). Move α bestimmt die Beziehung
zwischen D-Struktur und S-Struktur (s. Pilarski 2002: 16–18). Die Termini Tiefenstruktur und Oberflächenstruktur werden in den ersten Arbeiten der generativen Grammatik als zwei unterschiedliche
Ebenen verstanden. Sie dienten mehr einer semantischen und syntaktischen Interpretation. In den
früheren Modellen wie in der Standardtheorie (s. Chomsky 1965) wurde für fast jede syntaktische
Konstruktion eine eigene Transformationsregel angenommen, die diese Konstruktion aus einer gemeinsamen Tiefenstruktur in eine Oberflächenstruktur ableitete; vgl. Fanselow/Felix (1987: 76). In
der späteren Entwicklung der generativen Theorie wird eine Reduzierung von Repräsentationsebenen: der D-Struktur und der S-Struktur. Nur noch die Ebenen der PF und der LF werden als relevante
Schnittstellen zu Interpretationssystemen beibehalten.
8 Die Beziehung zur PF wird zusätzlich durch Regeln der phonologischen Komponente gekennzeichnet; vgl. Grewendorf (2002: 15). Die Ebenen der Phonetischen Form und der Logischen
Form sind eine spezielle symbolische Form, die dafür dient, die von der grammatischen Kompetenz
generierten Ausdrücke lesbar zu machen.
9 Im Lexikon sind Wörter enthalten mit der Information über ihre Bedeutung und Aussprache,
ihre interne Struktur, ihre Beziehung zu den anderen Wörtern und der grammatischen Rolle, die sie
bei der Bildung von Sätzen spielen: vgl. Mecner (1999: 117); Grewendorf (1996: 41). Natürlich gibt
es aber auch solche Eigenschaften (z. B. Zuweisung vom Nominativ oder Akkusativ), die nicht im
Lexikon spezifiziert werden müssen, sondern sich aus den strukturellen Informationen ergeben; vgl
Fanselow/Felix (1993: 86–87); Mecner (1999: 120).
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Bezogen auf das X-bar-Schema ermöglicht die Regel Move α die Ableitung
verschiedener Satztypen. Erst durch Bewegungen wandert das Verb in den deutschen Aussagesätzen an die Zweitposition und in den Entscheidungsfragesätzen
an die Erstposition. Die Perkolation des Verbs steht mit der Eigenschaften funktionaler Kategorien in Einklang. Die Regel Move α respektiert dabei die KategorieEbenen des X-bar-Schemas, wo ein klarer Unterschied zwischen X°- und XmaxKategorie festgestellt wird. Ein Kopf (=X°) kann nur zu einer ihn regierenden
Kopf-Position verschoben werden, und eine maximale Projektion nur einer XmaxKategorie hinzugefügt werden (s. Olsen 1991: 52; Grewendorf 1996: 224).
3. Die Verknüpfung im Minimalistischen Ansatz
Im Minimalistischen Ansatz geht Chomsky (1986a, 1995) von einer Generalisierten Transformation Merge (Verknüpfung) aus, die allein den Aufbau von syntaktischen Strukturen und Strukturveränderungen bestimmt (s. Dürscheid 1999:
82). Damit greift er auf das heuristische Kriterium Virtual conceptual necessity
(wirkliche konzeptuelle Notwendigkeit) der Minimalistischen Theorie zurück10.
Die Prinzipien der Ökonomie und Einfachheit gehören zu den grundlegenden
Eigenschaften der biologischen Verarbeitungsfähigkeit der Sätze (s. LML 1999:
154). Die minimalistische Idee verzichtet auf das X-bar-Schema. Im gewissen
Sinne bleibt sie aber mit dem der Prinzipien- und Parametertheorie kompatibel.
Sie bedient sich nämlich der lexikalischen und funktionalen Kategorien sowie
der Kopf-Konfigurationen. Die Regel Move α ist dabei als eine singuläre Substitutionsoperation im Rahmen einer Generalisierten Transformation anzusehen
(s. Chomsky 1995).
Die Generalisierte Transformation der Operation Verknüpfung (Merge) wird
wie folgt dargestellt: Gegeben sind zwei Bäume K und K’: Der in dem X-barSchema repräsentierter Phrasenmarker K wird in eine angezeigte leere Position
ø eines anderen Phrasenmarkers K’ eingesetzt, d.h. Merge nimmt K, fügt ø hinzu
und substituiert dann K’ für ø. Daraus resultieret ein neuer Phrasenmarker K*
(s. Grewendorf 2002: 117)11.
(5)
10 Virtual conceptual necessity hat zum Ziel die Teile der Universalgrammatik so zu beschränken, dass sie keine Redundanz enthält; s. Chomsky (1993).
11 Mit der Einsetzung der leeren Position ø handelt es sich um einen internen Mechanismus,
d.h. um einen rekonstruierten Schritt im internen Ablauf einer generalisierten Transformation; vgl.
Gerwendorf (2002: 117).
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Die Merge ist eine binäre Substitutionsoperation12. Sie besteht darin, dass
zwei Elemente des Lexikons zu einem neuen, komplexeren Element zusammengefügt werden.
(6)
Der Strukturaufbau wird dabei durch die Extensions-, Erweiterungsbedingung beschränkt. Nach ihm erfolgt die Erweiterung des zuletzt erzeugten Strukturbaumes immer an einer peripheren Position (vgl. Grewendorf 2002: 120). Der
resultierende Phrasenmarker K* enthält somit den ausgewählten Phrasenmarker
K als unmittelbaren Teilbaum. Der Baum K* ist als eine Menge anzusehen, die
aus unmittelbaren Teilkonstituenten und dem Kopf von einer dieser Teilkonstituenten besteht (vgl. Grewendorf 2002: 126).
Die Merge garantiert die Einsetzung des neuen Phrasenmarkers in einem strikten Zyklus. Die Projektion nimmt ihren Anfang von dem Kopf. Der Kopf ist das
initiale Element, das auf jeder Projektionsstufe als Etikett (Label) erscheint13.
Zuerst nimmt Merge zwei syntaktische Objekte α und β und fügt sie zu einer
Menge zusammen, so dass ein neues syntaktische Objekt K= {γ, {α, β}} gebildet
wird. Das γ ist das Etikett Label von K und α und β sind die Konstituenten von K
(vgl. Grewendorf 2002: 126). Die Verknüpfung führt solange zu einer Einsetzung,
bis eine maximale Projektion erreicht wird14.
12
Binarität ist die grundlegende Eigenschaft von Merge in dem Sinne von Generierung einer
dritten Struktur aus zwei unabhängigen Strukturen; vgl. Grewendorf (2002: 118, 119).
13 Die Tatsache, dass nur ein Element projiziert und den Kopf der Verknüpfung darstellt, ergibt sich aus dem endozentrischen Strukturaufbau der Phrase; vgl. Dürscheid (1991: 53); Grewendorf (1995: 121).
14 Eine Kategorie, die sich nicht weiter fortsetzt ist eine maximale Projektion. Es handelt sich
dabei nicht um inhärente, sondern um relationale Eigenschaften von Kategorien; vgl. Grewendorf
(2002: 128).
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Bildlich kann man den Satz (7) wie folgt in zwei Schritten ableiten:
(7) Miś kosztuje miód.
Stellt das Verb den Kopf einer Projektion dar, dann ist der erste Schritt eine
Verknüpfung von kosztuje / schmeckt und miód / den Honig wie: K= {kosztuje,
{kosztuje, miód}}
Der zweite Schritt ist eine Verknüpfung von dem Label K – {kosztuje, {kosztuje, miód}} und miś / der Bär, so dass eine Struktur wie (7b) entsteht.
Da an jeden Knoten die Information über den jeweiligen lexikalischen Kopf
der Konstruktion hinzufügen ist, wird als Resultat der Projektion die Etikett wie:
{kosztuje, {miś, {kosztuje, {kosztuje, miód}}}} gesehen15.
3.1. Verknüpfung als Adjunktion
In dem Satz (7) ist das Wort miód / Honig das Komplement und das Wort miś /
der Bär der Spezifikator des Kopfes kosztuje / schmeckt. Somit ist die Struktur
wie: {kosztuje, {miś, {kosztuje, {kosztuje, miód}}}} eine maximale Projektion,
denn die Projektionen von miś / der Bär und miód / Honig setzen sich nicht weiter
fort.
Werden aber weitere Elemente hinzugefügt, wobei den Kopf einer Projektion
das Verb bildet, so scheint das Resultat der Verknüpfung folgend beschriftet zu
sein:
15 Dabei gilt das Subjekt als Anzeiger für die Verbendung. Die Abstimmung der Endungen
erfolgt im Minimalistischen Ansatz durch die Operation Checking. Darauf wird an entsprechender
Stelle ausführlicher eingegangen.
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(8) Gruby miś zjada dużo miodu.
Der Satz wie in (8) kann durch beliebig viele Adjunkte (z. B. Attribute) erweitert werden:
(9) mały, gruby, puszysty, miękki, brązowy miś....
kleiner, dicker, flauschiger, weicher, brauner Bär...
Am Beispiel (9) sieht man, dass die Verknüpfung nicht zu einer neuen, projizierten Kategorie führt. Die Merge ist hier keine Einsetzung mehr, sondern eine
Adjunktion. Das konstruierte syntaktische Objekt ist als das geordnete Paar von
zwei oder mehreren Elementen anzusehen (s. Grewendorf 2002: 131)16. Die Adjunktion führt nicht zu einer neuen projizierenden Kategorie, sondern sie fügt linear neue Segmente an die bestehende Kategorie heran. Dabei wird der Kategorientyp des Objekts, an das die Adjunktion erfolgt, durch das adjungierte Element
nicht verändert.
In (7) wurde durch die Verknüpfung im Sinne der Substitution das syntaktische Objekt K= {kosztuje, {miś, {kosztuje, {kosztuje, miód}}}} gebildet. Das
Syntaktische Objekt β = miś / der Bär ist dabei die Konstituente, derer Kopf das
Verb γ: kosztuje / schmeckt ist. Wenn im Weiteren das Element α wie: α = mały /
16 Bei der Beschreibung der Adjunktion bleiben viele Fragen offen. In diesem Artikel geht es
um die Unterscheidung des Adjunktionssknotens von der projizierenden Kopfkategorie. Auf eine
genaue Charakteristik dieser Unterscheidung wird nicht eingegangen.
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kleiner an das β adjungiert wird, dann ergibt sich als Resultat der Adjunktionsverknüpfung das Objekt K= {α, β}.
(10)
Durch die Adjunktion von α an β entsteht das neue Objekt, das aber als Etikett
nicht mehr den Kopf von β als nächst projizierende Kategorie haben kann. Ist in
(10) γ: kosztuje / schmeckt das Etikett von β: miś / der Bär, dann hat die Adjunktion von α an β immer die Gestalt {γ, {α, β}}.
Die Adjunktion lässt die Projektion von β: miś / der Bär durch beliebig viele
neue Elemente, wie: gruby, puszysty, wełnisty, brązowy / dicker, flauschiger, wolliger, brauner erweitern.
(11)
Somit ergibt sich für den Satz in (12) die folgende Adjunktionsstruktur:
(12) Mały,... brązowy,..., n+1, miś kosztuje miód.
Kleiner,..., brauner,..., n+1, Bär schmeckt den Honig.
{< kosztuje, kosztuje,..., n+1,... > {mały,..., n+1,... miś, {kosztuje, {kosztuje, miód}}}}
{< schmeckt, schmeckt,..., n+1,... > {kleiner,..., n+1,...miś, {schmeckt, {schmeckt, miód}}}}
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3.2. Die konzeptuell notwendigen Repräsentationen
der Verknüpfung
Der wesentliche Vorteil des Merge-Ansatzes liegt vor allem darin, dass der formale
Mechanismus der sprachlichen Verarbeitung stark vereinfacht wurde, wodurch
alle klassifikatorischen Strukturbeschreibungen sowie die X-bar-theoretischen
Strukturen mit einer Vielzahl von Transformationen eliminiert wurden.
Nach Merge kennt die Repräsentation des Satzes lexikalische Merkmale und
mengentheoretische Objekte, die aus ihnen konstruiert werden können. Durch
Merge werden Elemente aus dem Lexikon (Enumeration) genommen und in die
Syntax (Verarbeitung) eingesetzt17. Soll dabei der Verknüpfungsprozess fortgesetzt werden, dann muss jeweils erneut ein Element aus dem Lexikon abgerufen werden (s. Grewendorf 2002: 117–136). Durch regelgeleitete Verarbeitung
von Merge in der Syntax entstehen verschiedene Konfigurationen lexikalischer
Elemente (vgl. Chomsky 1995: 219). Somit bringt Merge komplexe sprachliche
Ausdrücke, die durch entsprechende Strukturbeschreibungen dargestellt und spezifiziert werden (vgl. Grewendorf 2002: 14)18. Die Strukturbeschreibungen sind
als eine Kombination von Laut und Bedeutung anzusehen19. Jeder sprachliche
Ausdruck ist demnach ein Paar von Repräsentationen der Ebenen der Phonetischen Form (PF) und der semantischen Interpretation (LF). Alle Informationen
über die phonologischen Eigenschaften der lexikalischen Ausdrücke enthält die
PF-Komponente und über die semantischen Ergänzungen dieser Elemente, die
LF-Schnittstelle. Aus dem Zusammenspiel von den Ebenen der Phonetischen
(PF) und der Logischen Form (LF) ergibt sich für das syntaktische Objekt seine
Volle Interpretation 20.
17
Die lexikalischen Elemente werden schon bei der Auswahl aus dem Lexikon mit den semantischen und phonologischen Merkmalen sowie mit der Flexion versehen.
18 Die Strukturbeschreibungen enthalten Informationen über phonetische, semantische und
syntaktische Eigenschaften von Ausdrücken und werden zum Wiedergeben von Gedanken gebraucht.
19 In dem Sinne bilden sie den Input für die kognitive Fähigkeitssysteme, die einerseits die
Artikulation und andererseits die Interpretation und Intentionalität der Ausdrücke ermöglichen. Für
die Lautproduktion und Lautrezeption ist das artikulatorisch-perzeptuelle System (in seiner symbolischen Form als PF dargestellt) zuständig. Die propositionale Interpretation wird vom konzeptuellintentionalen System (LF) gelesen. Dies steht mit der konzeptuell notwendigen Eigenschaft des
Sprachsystems, nach der die notwendigen Komponenten durch unabhängige sensomotorische und
interpretative kognitive Systeme determiniert werden. Die entsprechenden Repräsentationen fungieren als Instruktionen für die beiden Systeme; vgl. Grewendorf (2002: 14–15).
20 Es kann vorkommen, dass ein Element auf der Oberfläche der Satzstruktur keine phonetische Form hat. Die Korrelation zwischen der phonologischen- und logischen Form bestimmt dennoch die Interpretation der nicht markierten Segmente.
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4. Verknüpfung und Move α
Die durch Merge entstandenen Ausdrücke bilden strukturierte Folgen lexikalischer Elemente, die als Komplexe von Merkmalen repräsentiert werden. Es
sind sowohl phonologische und semantische als auch flexive Merkmale, die einen Lexikoneintrag spezifizieren. Auf diese Weise wird eine scharfe Trennlinie
zwischen den thematischen Eigenschaften von Lexemen und den funktionalen,
d.h. morphologischen Kategorien gezogen. Im Hinblick auf die Ökonomie der
sprachlichen Verarbeitung wird eine flexive Kategorie als Morphem mit dem
abstrakten grammatischen Merkmal am funktionalen Kopf assoziiert (Select).
Hier erfolgt die Überprüfung (Checking) der Merkmale, d.h., es muss festgestellt
werden, ob das Lexikonelement mit den passenden Flexiven versehen wurde
(s. Chomsky 1995; Dürscheid 1999: 82–83)21. Zur Überprüfung der Merkmale
dient die Operation der Bewegung (Move α). Durch Move α wird ein Lexem zwecks
Überprüfung einer bestimmten Position im Satz hinzugefügt22. Streng genommen
ist die Move α nur ein Spezialfall von der Generalisierten Transformation. Sie ist
als eine einstellige Operation zu verstehen, bei der ein Phrasenmarker auf einen
anderen abgebildet ist23. Der angefügte Phrasenmarker stammt selbst aus dem
ausgewählten Phrasenmarker ab. Bei der Versetzung hinterlässt er eine Spur zu21
Stimmen die Merkmale nicht überein, dann bricht die Verarbeitung auf Grund des Prinzips der Vollständigen Interpretation an der semantischen Schnittstelle zusammen; vgl. Grewendorf
(2002: 156).
22 Die flektierten Lexikonelemente werden zusammen mit ihren abstrakten Flexionsmerkmalen zu den funktionalen Projektionen bewegt, die diese Merkmale tragen.
23 Die Merge als eine zweistellige Operation bildet zwei Strukturen auf eine dritte ab; vgl.
Grewendorf (2002: 118–119).
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rück (s. Grewendorf 2002: 119). Mit Hilfe von Move α wird somit die voraussagbare Beziehung zwischen verschiedenen strukturellen Positionen hergestellt vgl.
Grewendorf (1996: 227); vgl. Dürscheid (1991: 58).
4.1. Zulassungsbedingungen von Move α
Das ökonomietheoretische Postulat im Sinne von Chomsky (1986a, 1995) besagt, „dass grammatische Prozesse mit dem geringst möglichen Aufwand realisiert werden“ (Grewendorf 2002: 101). Im Hinblick darauf ist die ökonomischste
Variante der Strukturerzeugung eine lexikalische Einsetzung ohne jegliche Bewegungsoperationen (Greed-, d.h. Egoismusprinzip)24. Wenn aber die Notwendigkeit einer Bewegungsoperation besteht (die Überprüfung der Flexion erfolgt
durch funktionale Kategorien), dann ist sie als eine Art der Last-Resort-Phänomen
anzusehen, wonach eine syntaktische Bewegung so spät wie möglich erfolgen soll
(vgl. Grewendorf 2002: 101). Damit hängen zwei andere Ökonomieprinzipien zusammen: Kürzestes Bewegungsprinzip und Verzögerungsprinzip (Procrastinate).
Nach Möglichkeit soll die Bewegungsoperation so wenig Schritte wie möglich
enthalten und die Überprüfung der Merkmale soll unsichtbar (covert) für die PFKomponente bleiben. Die coverten Operationen sind relevant für die Überprüfung der morphologischen Merkmale an der LF-Schnittstelle, von der aus keine
lexikalischen Elemente mehr eingesetzt werden können (s. Mecner 2000: 9). Die
coverten Bewegungen haben rein semantische Effekte, die eine phonetische Interpretation ausschließen, d.h., es gibt keine phonologische Ausbuchstabierung der
Merkmale eines Lexikoneintrags25.
Soll die Operation Move α als rein struktureller Effekt des Ökonomieprinzips im deutschen und im polnischen Satz beibehalten werden, so muss aus den
sprachlichen Daten geschlossen werden, wann die Move α in den beiden Sprachen
gewährleistet ist.
Die empirischen Vorteile für die Bewegungsoperationen werden in diesem
Artikel am Beispiel der Verbflexion kurz erläutert26. Aufgrund der Beobachtung,
dass die thematischen Eigenschaften der Verben eine bestimmte Flexion bedingen, wodurch die Übereinstimmung (Agreement) mit dem grammatischen Subjekt ausgedrückt wird, soll für weitere Überlegungen grundlegend sein, dass die
24
Für ein syntaktisches Objekt ist es ökonomischer in situ zu bleiben als zu wandern.
Der lexikalische Vorrat einer Sprache wird an dem Spell-out-Punkt der Verarbeitung erschöpft. Ab diesem Punkt werden die phonologischen Komponenten von den semantischen getrennt.
26 Eine ausführliche Diskussion über die Flexion des Verbs und die strukturellen Versetzungsmöglichkeiten der thematischen Eigenschaften des Verbs erfolgt in diesem Artikel nicht. Es wird nur
auf einige der sprachlichen Phänomene hingewiesen, die zum besseren Verständnis der Angemessenheit von Move α beitragen können.
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Agr(eement)-Kategorien in Überprüfungsprozess einzubeziehen sind. Bei den finiten Verben tritt das Agr-Bündel im Satz obligatorisch auf.
(14) Franek zbiera jagody w lesie.
↑
↑
Frank pflückt Heidelbeeren im Wald ab.
↑
↑
(3. Pers., Sing.)
(3. Pers., Sing.)
Zosia zbierała jagody.
↑
↑
Sophie pflückte Heidelbeeren ab.
↑
↑
(3. Pers., Sing., Fem., Prät.)
(3. Pers., Sing., Prät.)
Bei der Betrachtung des verbalen Flexionsparadigmas des Polnischen wird
deutlich, dass am polnischen Verb die Morpheme für Person/Numerus, Genus,
Tempus, Modus und Aspekt als abgeleitete Formen markiert werden27. Am deutschen Verb werden die grammatischen Kategorien: Tempus, Modus, Person/Numerus angehängt. Oft fehlt der kategoriale Exponent für Person. Die 2. Person wird
aber im Deutschen durchgehend am Verb markiert (s. Pilarski 2002: Kap. II: 3).
(15) marzy – ł – a – m
T – G – N/P
ich träum –t - e
TP
marzy – ł – y – ście
T – G – N/P
ihr träum - t – et
T - P/N
Zusätzlich muss die Relation zwischen dem Hilfsverb (Auxiliar) und dem lexikalischen Verb berücksichtigt werden. Die Agreement-Markierungen finden am
Hilfsverb statt. Nur auf Hilfsverben werden auch die Versetzungsmöglichkeiten
aus der VP beschränkt.
(16) Ich habe Heidelbeeren im Wald abgepflückt.
↑
↑
(3. Pers., Sing.)
27
Der Verbalkomplex ist linear angeordnet. Die Reihenfolge der Kategorien Aspekt – Tempus
– Genus – Modus – Person/Numerus ist im Polnischen festgelegt (vgl. Pilarski 2002: Kap. 3). An
dieser Stelle sind die unterschiedlichen Paradigmen der polnischen Konjugation zu berücksichtigen.
Nach Nagórko (1998: 115–119) sind zwei Flexionsmuster bezüglich der Personalendungen von
Bedeutung. Eins reduziert die vielfältigen Unterschiede auf Stammsuffixe, woraus nur eine Konjugationsform resultiert (-ę/ -m, -sz, -ø, -my, -cie, -ą). Das zweite Paradigma unterscheidet je nach der
morphologischen Struktur des Verbs drei Arten der Konjugation: im Singular und im Plural für die
1. Person (-ę, -ę, -m; -emy, -imy, -my), für die 2. Person (-esz, -isz, -sz; -ecie, -icie, -cie) und für
die 3. Person (-e, -i, -ø; -ą, -ą, -ą). Die Unterscheidung der thematischen und affixialen Elemente
beim Verb gehört im Polnischen nicht zu den universalen Eigenschaften des Verbs oder auch deren
parametrisierten Optionen, sondern ist mit einer angenommenen Konvention für die morphologische Beschreibung des Verbs verbunden; vgl. Pilarski (2002: 48).
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Weiterhin findet man im Polnischen eine positive Offensichtlichkeit für eine
positionelle Trennung des grammatischen Merkmals Person (17a) vom finiten
Verb oder Doppelmarkierung der Kategorie Genus (17b)28. Auch die Kategorien:
Tempus und Modus scheinen im Polnischen nicht an einer gemeinsamen strukturellen Position aufzutreten (17c)29.
(17) (a) ... żeby-śmy wszyscy się lepiej poznali (Ahern 2006: 32).
... damit+P alle uns besser kennen lernen
... damit wir uns alle besser kennen lernen
(b) Ładną nie była nigdy.
Schön+G nicht war+G nie
Sie war nie schön gewesen.
(c) Gdybyś nie był taki jaki jesteś. (Wydrzyński 1978: 213).
Wenn+M+P nicht war+G so wie bist
Wenn du nicht so wärest wie du bist.
Czyż-by-m ci nic nie powiedział? (Montgomery (1990: 281).
Ob+M+P dir nichts nicht sagte
Hätte ich dir wirklich nichts gesagt?
Die Agreement-Kategorie drückt die Relation zwischen dem Subjekt und finiten Verb in Form der Flexion im deutschen und polnischen Satz. Die Stellung der
Agreement-Merkmale ist aber in der Satzstruktur unterschiedlich und kann sogar
unabhängig vom Verb erfolgen. Damit kommt man zu einem wichtigen Punkt der
minimalistischen Theorie, nämlich zum Konzept der Bewegungsoperation Move
α, wo die parametrischen Stellungsunterschiede der Agreement-Merkmale und
die damit zusammenhängenden Strukturveränderungen als Resultat der Transformation Move α beschrieben werden.
Aus Sicht des Prinzipien- und Parameterorientierten Ansatzes übernimmt dabei die minimalistische Theorie die Kategorien INFL und COMP(lementizer) als
funktionale Kategorien. Somit ist der lexikalische Gehalt der INFL- und COMPKategorie als Träger von Kongruenzflexion festgelegt30.
28
Für die Spaltung der Kategorie Numerus findet man im Deutschen und im Polnischen wenig Evidenz. Der Numerus wird nicht als ein einzelnes, grammatikalisches Morphem realisiert.
Angesichts der schwachen Klarheit im Deutschen für eine Trennung der Kategorien der Person und
des Numerus schlagen Bhatt/Schmidt (1993: 154) eine Klassifizierung und optionale Gruppierung
dieser Merkmale als zusammengehörige Merkmale vor. Sie bilden zusammen eine natürliche Klasse
und werden somit als eine Agr-Kategorie realisiert. Die Arg-Genus-Morphologie zeigt aber im parametrischen System des Polnischen die Offensichtlichkeit für eine Aufspaltung von Agr-Kategorie
mindestens in Agr-Genus und Agr-Person/Numerus.
29 Nach Schmidt (1995: 174) erscheinen Tempus-, Modus- und Aspektelemente im Deutschen
an einer gemeinsamen strukturellen Position.
30 Es wird angenommen, dass die maximale Projektion der Agr-Merkmale, d.h. INFL durch
COMP-Phrase subkategorisiert ist (s. Vater 1987). Somit wird die Kongruenz zwischen dem Subjekt
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(18) Smok lubi arbuzy.
Der Drache isst gern Wassermelone.
Wie aus den Abbildungen in (18) ersichtlich, müssen die Lexeme zwecks
Überprüfung der grammatischen Kongruenzmerkmale an die funktionalen Köpfe
bewegt werden (Move α)31.
und dem finiten Verb an funktionalen Köpfen INFL und COMP identifiziert wird. Wird das AgrElement an INFL° angehängt, ist die Merkmalüberprüfung in der Subjekt – finites Verb-Relation
gut möglich.
31 Das Verb wird an den funktionalen Kopf bewegt, weil dieser die Agreement-Merkmale
enthält.
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(19) (Ja) zawsze lubiłam pomidory.
Zufolge der Annahme von mehreren INFL-Kategorien32, werden Verb und
Flexionsmorpheme wie die morphologische Realisierung von Tempus-, Modus-,
Person-, Numerus- oder Genusmerkmalen separat in die syntaktische Struktur
32 Bei der Annahme, dass die finiten Merkmale unter dem funktionalen Knoten INFL generiert und durch die INFL auf die ganze Phrase übertragen werden, müssen einige Fragen zu der internen Struktur der INFL-Phrase (IP) überlegt werden. Bis heute ist die Diskussion über die interne
Struktur der funktionalen Kategorie IP nicht abgeschlossen. Die Unterscheidung der komplexen
Kategorie INFL wird als Split-INFL-Hypothese bezeichnet. Die verschiedenen empirischen Argumente für eine Split-INFL-Hypothese liefern Pollock (1989), Ouhalla (1991) und Chomsky (1991).
Pollock (1989) zeigt am Beispiel der Verbstellung und der Stellung der Negation und der Adverbien
im Englischen und Französichen, dass die einfache INFL-Analyse nicht ausreichend Positionen
bereitstellt, um bewegte verbale X°-Kategorien sowie XP-Kategorien aufzunehmen. Anhand vieler
Beispiele zeigt Pollock, dass es im Französischen neben der Verbbewegung zu der INFL eine kürzere Bewegung des Verbs in eine Zwischenposition zwischen der Negation und dem Adverb geben
muss. Um dafür einen X°-Landeplatz bereitzustellen, schlägt er eine Aufteilung des traditionellen
INFL-Knotens in drei maximale Projektionen vor: T(ense)P, Neg(ation)P und Agr(meent)P, wobei
Tense den oberen und Agr den unteren INFL-Kopf darstellt. Chomsky (1991) postuliert die Annahme von Agr-Objekt-Phrase und Agr-Subjekt-Phrase, Anhand der Evidenzdaten von verschiedenen
Sprachen, denen zufolge nicht nur Subjekte, sondern auch Objekte mit dem Verb kongruieren, stellt
er damit die Positionen bereit, um für den strukturellen Kasus (Nominativ, Akkusativ, Genitiv) bewegte XP-Kategorien aufzunehmen; vgl. Schmidt (1995: 153–159) und Lalande (1997: 111–120).
Von dieser Beobachtung ausgehend stellen die grammatischen Merkmale Person/Numerus, Genus
die separaten Köpfe mit jeweils einer in der Syntax gesonderten Projektion dar; vgl. Pilarski (2002:
Kap. III).
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eingesetzt und mit den abstrakten flexiven Merkmalen an funktionalen Köpfen
zusammengestellt und überprüft33.
Als Resultat von Move α wird jedes Flexionsaffix mit dem Flexionsmerkmal
assoziiert. Wenn die Merkmale vom lexikalischen Element und funktionalen Kopf
übereinstimmen, dann bildet die Verarbeitung die Flexionsform eines flektierten
Wortes. Als Effekt der Überprüfung kommen meistens morphologische Exponenten hervor34. Somit wird Agreement als Relation zwischen einer DP (Subjekt)
und dem finiten Verb als Flexion am Kopf ausgedrückt.
(20) (Ja) zawsze lubi-ł-a-m pomidory.
Ich m-o-cht-e immer Tomaten.
Chomsky (1986a, 1995; s.a. Bode 2003: 51–52) baut auf der Vorstellung,
dass die sichtbare (overte) Bewegung über eine starke Agreement-Kategorie zu
Stande kommt. Dabei wird sie im Minimalistischen Ansatz auf morphologische
Eigenschaften reduziert (s. Bode 2003: 51). Das Polnische ist stärker flektierend
als das Deutsche35. Zufolge dieser Tatsache erlaubt das Polnische im Gegensatz
33
Durch die Überprüfung (Checking) der Merkmale an funktionalen Köpfen wird das
Mirror Principle der Prinzipien- und Parametertheorie eliminiert, wodurch auch das Modell der
sprachlichen Verarbeitung stark vereinfacht wurde. Nach Mirror Principle: „Morphological derivations must directly reflect syntactic derivations (and vice versa)“ (Baker 1985: 375; 1988: 13; vgl.
Schmidt 1995: 80), bekommt das Verb seine morphologische Struktur im Laufe einer universellen
Linearisierung mit einer Versetzung zu den Flexionskategorien. Betrachtet man aber die deutsche
und polnische Sprache, die ein gleichzeitiges Auftreten von Präfigierung und Suffigierung bei der
V-Flexion oder eine unregelmäßige Morphologie (wie z. B. die Ablaute bei unregelmäßigen Verben
im Deutschen) aufweisen, ergibt sich daraus, dass die gleichförmige morphologische Linearisierung
nicht auf alle morphologischen Strukturen anwendbar sei; vgl. Schmidt (1995: 81).
34 Die Überprüfung der Merkmale funktionaler Köpfe führt aber nicht regelmäßig zu einer
phonologischen Ausbuchstabierung dieser Merkmale. Wenn die Merkmale durch unsichtbaren (coverten) Bewegungen geprüft werden, dann dürfen sie nicht mehr auf PF ausgelegt werden. Aus
minimalistischer Sicht sind nämlich die coverten Bewegungen „kostengünstiger“ als die overten;
s. Mecner (1999: 123).
35 Die starke Agr-Kategorie im Polnischen wird an den flexiven, phonologisch markierten
Endungen des Verbs zu erkennen; vgl. Pilarski (2002: Kap. 3. 2. 1.).
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zum Deutschen eine sichtbare Umstellung der Flexionskategorien. Die starke
Agr-Kategorie findet ihren Ausdruck in morphologischen Exponenten.
(21) COMP“
Das Greed-Ökonomieprinzip erlaubt dabei keine Vollverbanhebung, wenn
die Überprüfung der Merkmale durch andere auslösungsfähige Lexeme erfolgen kann, die entweder in situ am funktionalen Kopf generiert werden oder eine
kürzere Bewegung im Sinne des Kürzesten Bewegungsprinzips gebrauchen.
Somit rekurriert Move α auf die Möglichkeit, dass die lautliche Realisierung
eines Lexems in einer anderen Position der hierarchischen Satzstruktur erfolgen
kann als seine semantische Interpretation (s. Grewendorf 2002: 101).
Eine schwache Kategorie sollte die Anhebung der Lexeme zwecks der Überprüfung blockieren. Ein schwaches Merkmal verlagert die Überprüfung auf LF
(s. Mecner 2000: 9). Durch coverte Bewegung wird aber gewährleistet, dass die
grammatischen Merkmale der Verben überprüft werden können. Dies steht mit
dem Procrastinate- und dem Last-Resort-Ökonomieprinzip im Einklang.
(22) Das kleine Mädchen ritt alleine auf der Wiese.
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Ich ritt auf der Wiese.
Zur Überprüfung der Merkmale in (22) dient die unsichtbare (coverte) Operation. Dies wird durch die fehlende Flexion am Verb bestätigt.
Schlussfolgerungen
Die sprachlichen Ausdrücke werden vom Muttersprachler aufgrund seiner grammatischen Kompetenz generiert. Diese wird durch das Grundprinzip bestimmt,
das in diesem Artikel die minimalistische Theorie der Verknüpfung (Merge) bildet. Die verbale Intention des Spreches wird durch Merge in ein symbolisches
System umgeformt, das eine entsprechende artikulatorisch-motorische Reaktion
bewirkt. Als Resultat kennt die Repräsentation des Satzes lexikalische Merkmale
und mengentheoretische Objekte, die aus ihnen durch Merge konstruiert werden
können.
Entsteht eine sprachliche Struktur aus der mentalen Repräsentation eines
Sachverhalts, dann wird der Satz an der Schnittstelle zwischen dem internen Verarbeitungssystem und seiner externen Repräsentationsform durch Merge konstituiert. Merge bildet hier den Kontrollmechanismus, der die bestimmten syntaktischen Prozesse der Verarbeitung steuert. Indem sie die lexikalischen Elemente
in komplexe Strukturen zusammensetzt, kann die Merge als Grundlage der deutschen und polnischen Satzstruktur betrachtet werden.
Zuerst wird aus dem mentalen Lexikon eine lexikalisch-semantische Einheit
gewählt. Merge besteht darin, dass zwei Elemente des Lexikons zu einem neuen, komplexeren Element zusammengefügt werden. Im Fall der Ajunktion ist das
konstruierte syntaktische Objekt als das geordnete Paar von zwei oder mehreren
Elementen anzusehen.
In der Zusammenfügung von entsprechenden Segmenten erreicht Merge im
Polnischen und im Deutschen in ihrer Ausdrucksform eine Volle Interpretation.
Das geschieht dadurch, das die Generalisierte Transformation Merge als Ergebnis der Derivation einen komplexen sprachlichen Ausdruck mit einer Strukturbeschreibung hervorbringt, die eine Kombination aus PF-(Phonologische Form)und LF-(Logische Form)-Informationen enthält. Die PF-Komponente enthält alle
Informationen über die phonologischen Eigenschaften der lexikalischen Ausdrücke während die LF-Komponente die Daten über die semantischen Ergänzungen
dieser Elemente mit sich trägt.
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Die Strukturbeschreibungen, als eine Kombination von Laut und Bedeutung,
sind als Komplexe von Merkmalen (phonologischen, semantischen und flexiven
Merkmalen) repräsentiert.
Durch das Zusammenspiel von bestimmten Merkmalen werden im Minimalistischen Programm ökonomierelevant die grundlegenden Relationen im Satz
festgelegt. Der Zweck von diesem Zusammenspiel ist es, die Verarbeitung zur
vollen Interpretation in optimaler Weise, d.h. mit dem geringsten Aufwand und
minimalen Eigengesetzlichkeiten, zu leiten. Demzufolge ist die Zusammenfügung der Lexeme dadurch motiviert, dass die entsprechenden morphologischen
Eigenschaften eines Lexems mit den morphologischen Merkmalen der jeweiligen
Flexionsköpfe abgeglichen werden. Demnach setzt Merge bereits morphologisch
voll spezifizierte Lexikonselemente ein und überprüft ihre Flexion. Zur Überprüfung der Merkmale dient dabei die Operation Move α. Als Resultat der Überprüfung kommen in der Strukturbeschreibung nur interpretationsfähige Merkmale
vor. Sie bilden den Input für die kognitive Fähigkeitssysteme, die die Artikulation,
Interpretation und Intentionalität der Ausdrücke ermöglichen.
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