BG Steyr Der amerikanische Bürgerkrieg Bürgerkrieg, Amerikanischer (1861-1865), Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika (USA, die Union) und elf aus der Union ausgetretenen Südstaaten, die sich als Konföderierte Staaten von Amerika (CSA, die Konföderation) zusammengeschlossen hatten. Der Amerikanische Bürgerkrieg war der erste moderne Massenkrieg. Mit der Kapitulation der Südstaaten wurde die nationale Einheit der USA wieder hergestellt. Wichtigstes Ergebnis des äußerst erbittert geführten Krieges, der 620 000 Soldaten das Leben kostete, war die Abschaffung der Sklaverei. Fast vier Millionen schwarze Sklaven erlangten mit Kriegsende rechtliche Freiheit. Hintergrund Der Amerikanische Bürgerkrieg war Folge der tiefgreifenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Unterschiede zwischen dem Norden und Süden der USA. Der überwiegend agrarisch strukturierte Süden exportierte Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr in den Norden und nach Europa. Gleichzeitig war der Süden vom Norden abhängig in bezug auf Fertigwaren sowie Finanz- und Wirtschaftsdienstleistungen. Diese waren unerläßlich für den Handel. Fast vier Millionen schwarze Sklaven im Süden als Teil der (Land-)Arbeiterschaft vertieften die regionalen Unterschiede. Obgleich die sklavenhaltende Klasse der Plantagenbesitzer nur eine Minderheit der Südstaatenbevölkerung ausmachte, beherrschte sie Politik und Gesellschaft. Die Furcht vor Sklavenunruhen sicherte die Loyalität der nichtsklavenhaltenden Weißen gegenüber dem Wirtschafts- und Sozialsystem des Südens. Die Südstaaten zogen schließlich zur Erhaltung des Rechtes auf Sklavenbesitz in den Krieg. Der Regionalkonflikt Um den innerparteilichen Zusammenhalt nicht zu gefährden, versuchten die führenden Politiker der großen amerikanischen Parteien lange Zeit den zwischen Nord- und Südstaatlern in ihren Reihen schwelenden Konflikt herunterzuspielen. Mit der wachsenden Oppositionsbewegung im Norden gegen eine Ausdehnung der Sklaverei in die neu erworbenen Territorien wurde es jedoch immer schwieriger, diese Streitfrage totzuschweigen. Der Missouri-Kompromiß von 1820, in dem für die von den USA mit dem Kauf von Louisiana erworbenen Gebiete eine Grenzlinie (nördlicher Breitengrad 36°30') vereinbart wurde, nördlich derer die Sklaverei verboten sein sollte, konnte den Konflikt nur vorübergehend beruhigen. Als die US-Staatsgrenzen nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg nach Westen bis zum Pazifik verschoben wurden, brach er in verschärfter Form wieder auf. Der Kompromiß von 1850 sah Kaliforniens Aufnahme in die Union als sklavenloser Einzelstaat und die Schaffung zweier neuer Territorien (Utah und New Mexico) aus dem Bestand des im Krieg gegen Mexiko annektierten Landes vor. Der Grundsatz der Volkssouveränität sollte hier Anwendung finden, so daß die gesetzgebenden Versammlungen der beiden neuen Territorien selbst über die Handhabung der Sklavenfrage entscheiden könnten, wenn sie den Antrag auf Beitritt zur Union stellen würden. Das schwindende Gleichgewicht Ungeachtet des Kompromisses von 1850 dauerte der Konflikt an. Der Süden der USA war in eine Minderheitenposition geraten. Seine führenden Politiker sahen die Maßnahmen des US-Kongresses, den sie nicht länger beherrschten, mit wachsender Sorge. Der Nordosten der USA verlangte zur Förderung seines Industriewachstums die Einführung eines Schutzzolles, Bundessubventionen für den Frachtverkehr und intraregionale Modernisierungsmaßnahmen sowie ein solides Banken- und Währungssystem. Der Nordwesten forderte vom US-Kongreß kostenloses Siedlungsland und Bundeszuschüsse für seine Straßen und Wasserwege. Der Süden lehnte diese Forderungen als ungerechtfertigte Begünstigung der Nordstaaten ab. Die gleichzeitig immer schärfer werdende Kritik der Nordstaatler an der Sklaverei im Süden sorgte für eine Zunahme der Spannungen. Zahlreiche sklavereifreie Einzelstaaten verabschiedeten Gesetze über persönliche Freiheit mit dem Vorsatz, die Durchsetzung des Fugitive Slave Act zu unterlaufen. Die Südstaatler beunruhigte auch die wachsende Häufigkeit, mit der die Anhänger des „Freien Bodens“ in öffentliche Ämter des Nordens gewählt wurden. Dies waren Politiker, die mit der Forderung auftraten, keine weiteren Staaten in die Union aufzunehmen, in denen die Sklaverei erlaubt sei. BG Steyr Der Streit brach 1854 erneut offen auf, als der US-Kongreß ein Gesetz verabschiedete, mit dem zwei neue Territorien (Kansas und Nebraska) gebildet wurden. Auch deren Gesetzgebungskörperschaften sollten nach dem Grundsatz der Volkssouveränität über die Sklavenfrage selbst entscheiden können. Das Kansas-Nebraska-Gesetz löste durch seine Aushöhlung des MissouriKompromisses eine Protestwelle im Norden aus, die u. a. zur Gründung der Republikanischen Partei führte. Sie war gegen jede Ausdehnung der Sklaverei und wurde bis 1856 im Norden so stark, daß ihr Kandidat, John C. Frémont, die Wahl zum USPräsidenten nur knapp verfehlte. Zwischenzeitlich hatte im politischen Kampf um Kansas US-Präsident James Buchanan von der Demokratischen Partei beim US-Kongreß die Aufnahme von Kansas in die Union als neuer Einzelstaat mit Sklavenhaltung beantragt. Das brachte die Nordstaatler auf. Hinzu kam, daß der Oberste Gerichtshof der USA am 7. März 1857 im Dred-ScottVerfahren entschied, nach der US-Verfassung habe der US-Kongreß kein Recht, Sklavenhaltung in den Territorien zu untersagen. Die Sezessionskrise Vor den Präsidentschaftswahlen 1860 hatte eine Spaltung innerhalb der Gliederungen der Demokratischen Partei zur Nominierung von John C. Breckinridge, US-Bundesstaat Kentucky, durch den Südstaatenflügel der Partei geführt. Der Nordstaatenflügel nominierte Stephen Douglas. Die vor kurzem gegründete Constitutional Union Party war Ausdruck der in den Grenzstaaten immer noch starken Kompromißströmungen. Sie nominierte John Bell aus Tennessee. Die Republikanische Partei nominierte Abraham Lincoln mit einem Programm gegen die Ausweitung der Sklaverei; für Schutzzölle und Bundeszuschüsse für regionale Modernisierungsmaßnahmen. Die Spaltung der Demokratischen Partei garantierte praktisch Lincolns Wahlsieg. Der wiederum festigte im Süden die Überzeugung, die Unabhängigkeit anzustreben sei besser als eine weitere politische Isolierung innerhalb der Union. Bis März 1861, als Lincoln ins Amt eingeführt wurde, hatten sieben Staaten (South Carolina, Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana und Texas) Verordnungen zum Austritt aus der Union erlassen. Die Konföderierten Staaten von Amerika mit Jefferson Davis als Präsident waren gegründet. Bereits in seiner Antrittsrede machte Lincoln unmißverständlich deutlich, daß er den Sezessionsbestrebungen der Südstaaten nicht nachgeben würde. Die Union werde in jedem Fall am Bundesbesitz im Süden festhalten. Kriegsverlauf Am 12. April 1861 eröffnete Artillerie der Konföderation das Feuer, als Unionstruppen Fort Sumter, einen Militärstützpunkt der Union im Hafen von Charleston, South Carolina, mit Nachschub versorgen wollten. Drei Tage darauf forderte Lincoln Truppen zur Niederschlagung der Rebellion an. Daraufhin traten auch die US-Bundesstaaten Virginia, Arkansas, North Carolina und Tennessee aus der Union aus und der Konföderation bei. Nach Erfolgen bei den Schlachten von Bull Run am 21. Juli 1861 und am 29./30. August 1862 versuchten die Konföderierten unter General R. E. Lee, den Krieg zu verlagern, unterlagen aber bei Gettysburg (1.-3. Juli 1863). Am 4. Juli fiel Vicksburg. Damit brachten die Unionisten das gesamte Mississippital unter ihre Kontrolle. General U. S. Grant konnte mit seinen Truppen in der Schlacht von Chattanooga (23.-25. November 1863) mit dem wichtigsten Eisenbahnknotenpunkt das gesamte Nachschubnetz des Südens zerschlagen. Am 9. April 1865 mußte General Lee in Appomatax kapitulieren. Die letzten Truppen der Konföderierten ergaben sich am 26. Mai 1865. Krieg und auswärtige Beziehungen Zur Unterstreichung ihres Anspruchs auf Unabhängigkeit erwartete die Konföderation vom Ausland die diplomatische Anerkennung und Unterstützung, insbesondere seitens der beiden führenden Mächte Europas, Großbritanniens und Frankreichs. Diese Zuversicht beruhte im wesentlichen auf der Abhängigkeit der Textilindustrie dieser beiden Mächte von Baumwollimporten aus den Südstaaten. England z. B. importierte 75 Prozent der benötigten Baumwolle aus dem Süden. BG Steyr Angesichts der Bedrohung durch die Seeblockade der Union hoffte der Süden auf eine europäische Intervention zu seinen Gunsten. Als Großbritannien und Frankreich 1861 formell ihre Neutralität im Amerikanischen Bürgerkrieg erklärten, bedeutete dies die Anerkennung der Konföderation als einer kriegführenden Partei. Dieser Schritt ermutigte den Süden, während die Regierung Lincoln darauf sofort mit einer heftigen Protestnote reagierte. Andererseits willigte Großbritannien 1863 in das Verbot des Baues von Kriegsschiffen für die Konföderation auf britischen Werften ein. Die „Baumwolldiplomatie“ der Konföderation wurde auf verschiedene Weise untergraben. Vor Kriegsbeginn hatten die britischen Stoffproduzenten riesige Baumwollvorräte angelegt. Darüber hinaus bestanden zwischen Großbritannien und den Nordstaaten beiderseitig ertragreiche Handelsbeziehungen: Die Union erwarb Waffen und Industriegüter, Großbritannien Weizen aus dem Norden. Die Proklamation zur Sklavenbefreiung brachte die öffentliche Meinung im Ausland eindeutig auf die Seite der Union. Diese Tatsache und die nach 1863 deutlich veränderte strategische Lage verurteilten die Bestrebungen der Konföderation nach ausländischer Anerkennung und Intervention zum Scheitern. Das Ende der Sklaverei Gleich zu Kriegsbeginn machten Lincoln und der US-Kongreß klar, daß ihr einziges Ziel die Erhaltung der Oberhoheit der USVerfassung und Erhaltung der Union sei. Lincoln wußte genau, wie wichtig die Erhaltung der Unionsloyalität der Sklavereistaaten in den Grenzgebieten zur Konföderation war. Deshalb war der US-Präsident zunächst zurückhaltend in der Sklavereifrage. Aber auch er konnte sie nicht umgehen. Nicht nur flohen Sklaven zu den Unionslinien und beanspruchten dann ihre Freiheit; Sklavenarbeit war darüber hinaus von entscheidendem Gewicht für die konföderierten Kriegsanstrengungen. Umgekehrt konnten befreite Sklaven in die Unionsarmee aufgenommen werden. Etwa 186 000 schwarze Männer kämpften während des Krieges auf der Seite der Unionisten. Am 6. August 1861 verabschiedete der US-Kongreß das Konfiskationsgesetz, das die Beschlagnahme allen Eigentums einschließlich Sklaven vorsah, das „der Rebellion nützt“. Der Rechtsstatus solcher Sklaven blieb jedoch unklar; die Unionspolitik der ersten eineinhalb Kriegsjahre war in diesem Punkt unentschieden. Die vorläufige Proklamation zur Sklavenbefreiung verkündete Lincoln im September 1862. Sie setzte fest, daß per 1. Januar 1863 in denjenigen Einzelstaaten oder in deren Teilen, die immer noch an der Rebellion teilnähmen, die dortigen Sklaven „auf immer frei“ sein würden. Trotz dieser Fristsetzung zugunsten des Südens hielt Lincoln eine Rückkehr der Konföderierten Staaten in die Union für unwahrscheinlich. Ungeachtet dessen und teilweise zur Beruhigung einer skeptischen Öffentlichkeit im Norden hatte Lincoln deutlich gemacht, daß der Erhalt der Union, nicht die Abschaffung der Sklaverei, sein Hauptziel bleibe. Bei der späteren Veröffentlichung der eigentlichen Proklamation zur Sklavenbefreiung verteidigte sie Lincoln mit Gründen militärischer Notwendigkeit. Die Befreiung werde, so erklärte er, die Produktivkräfte der Konföderation schwächen und so das Kriegsende schneller herbeiführen. Tennessee und die unionsloyalen Sklavereistaaten waren von der Proklamation ausgenommen, wie auch festgelegte Gebiete in Louisiana, Virginia und West Virginia. (Der 13. Zusatz zur US-Verfassung, der die Sklaverei in den gesamten Vereinigten Staaten von Amerika abschaffte, wurde im Dezember 1865 ratifiziert.) Nachdem weite Teile von Tennessee, Louisiana und North Carolina an die Unionsarmeen gefallen waren, setzte Lincoln Militärgouverneure ein, die diese Staaten in die Union zurückführen sollten. Am 8. Dezember 1863 gab der US-Präsident die Proklamation zu Amnestie und Wiederaufbau bekannt. Mit Ausnahme hoher Offiziere, Politiker der Konföderation oder ihrer Einzelstaaten wurden alle Südstaatler amnestiert, die einen Schwur auf die US-Verfassung ablegten und darüber hinaus schworen, den US-Gesetzen und den Proklamationen zur Sklaverei aus der Kriegszeit zu folgen. Sobald zehn Prozent der Wählerschaft eines Staates mit Stand von 1860 diesen Bestimmungen entsprachen, konnte sich der betreffende Staat eine neue Verfassung geben, eine neue Staatsführung wählen und Abgeordnete in den US-Kongreß entsenden.