r 39 Bürgerkrieg und Rekonstruktion Als der Republikaner Abraham Lincoln 1860 zum Präsidenten gewählt wurde, eskalierte der Konflikt zwischen dem industrialisierten Norden und dem agrarischen Süden. Einige Staaten des Südens traten aus der Union aus und gründeten die Konföderierten Staaten von Amerika. Lincoln dagegen beharrte auf der unteilbaren Souveränität des Bundes. Der Systemgegensatz zwischen Nord- und Südstaaten wurde durch einen Krieg entschieden. Trotz seiner massiven Überlegenheit konnte sich der Norden erst nach langen, verlustreichen Kämpfen durchsetzen. Neben dem Erhalt der Union wurde dabei auch die Sklavenbefreiung zu einem Kriegsziel. Nach dem langen Krieg musste die Union rekonstruiert, d. h. wiederhergestellt werden. Die Südstaaten wurden gezwungen, die Sklaverei zu verbieten und Schwarze als gleichberechtigte Staatsbürger anzuerkennen. Dennoch wurden diese weiterhin diskriminiert. Verschärfung des Sklavenproblems und Sezession Der Missouri-Kompromiss von 1820 (vgl. S. 32) hatte zu keiner endgültigen Lösung der Sklavenfrage in den neuen Territorien geführt. Durch den Sieg über Mexiko hatte sich das Staatsgebiet enorm vergrößert und die Südstaaten sahen sich immer mehr in die Enge getrieben. So beantragte Kalifornien im Zuge einer nach den Goldfunden von 1848 einsetzenden Masseneinwanderung schon 1850 die Aufnahme in die Union als freier Staat, wodurch das politische Gleichgewicht zwischen sklavenhaltenden und sklavenfreien Staaten gefährdet war. Die daraufhin hoch schlagenden politischen Wogen sollten mit dem Kansas-Nebraska-Gesetz von 1854 wieder geglättet werden, das den Einwohnern im Nordwesten die Entscheidung freistellte, ob sie die Sklaverei einführen wollten, wodurch der alte Missouri-Kompromiss obsolet geworden wäre. In Kansas kam es daraufhin aber zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Gegnern und Befürwortern der Sklaverei. Zur Verschärfung des Problems trug ein Urteil des Supreme Court von 1857 bei: Der aus Missouri stammende Sklave Dred Scott hatte mit der Begründung, er sei durch einen Aufenthalt in Illinois und Wisconsin frei geworden, auf Freilassung geklagt. Der oberste Gerichtshof wies die Klage mit dem Argument ab, Schwarze seien keine Bürger der USA und hätten deswegen kein 40 r Bürgerkrieg und Rekonstruktion Klagerecht. Vielmehr seien sie durch die Verfassung geschütztes Eigentum, sodass auch Maßnahmen wie der Missouri-Kompromiss oder das KansasNebraska-Gesetz verfassungswidrig seien. Nach Auffassung des Gerichts unter Vorsitz eines Sklavenhalters hatte die Bevölkerung eines Staates grundsätzlich nicht das Recht, über Einführung oder Verbot der Sklaverei zu bestimmen. Die Tatsache, dass die Sklavenfrage immer weiter ins Zentrum der öffentlichen Auseinandersetzung rückte, wirkte sich auch auf das Parteiensystem aus: So trat bei den Präsidentschaftswahlen 1860 für die Demokratische Partei sowohl ein Kandidat für den Norden als auch einer für den Süden an. Aus ehemaligen Whigs und anderen Gegnern der Sklaverei hatten sich bereits 1854 die Republikaner formiert, die im Süden keine Basis hatten. Deren Wahlprogramm sah eine allmähliche Auflösung des Sklavensystems, die Förderung der Industrie durch Schutzzölle und die Verbesserung der Infrastruktur im Westen durch Vergabe öffentlichen Landes an Siedler vor. Ins Rennen um das Präsidentenamt wurde Abraham Lincoln aus Illinois geschickt, der die Sklaverei aus moralischen Gründen ablehnte, sich während des Wahlkampfes aber in Zurückhaltung übte. Obwohl die Republikaner in einigen Südstaaten nicht zur Wahl zugelassen wurden, erhielt Lincoln insgesamt ca. 40 Prozent der Wählerstimmen und damit die absolute Mehrheit im Wahlmännerkollegium. Bis auf New Jersey hatten die Republikaner alle Staaten des Nordens gewonnen. Wollte der Süden weiter eine eigenständige Politik verfolgen, so blieb ihm Abraham Lincoln, Präsident 1861–1865. nur die Abspaltung (Sezession). Noch vor Lincolns Amtsantritt am 4. März 1861 hatten – angeführt von South Carolina mit seinem Sklavenanteil von 58 Prozent – alle Staaten des Unteren Südens (Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana und Texas) ihren Austritt aus der Union erklärt und die Konföderierten Staaten von Amerika gegründet, deren Verfassung – angelehnt an die alten Konföderationsartikel – einen lockeren Staatenbund mit schwacher Zentralgewalt vorsah. Präsident wurde Jefferson Davis, ein reicher Baumwollpflanzer.