Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Die Vereinigten Staaten von Amerika Ein Werk von Camilo von Siebenthal (Berufsmatura 2005; Thema: USA 1917-1991) 11/20/2006 1 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Inhaltsverzeichnis Die USA 1917-1941 (Überblick) 4 Hintergründe 5 Die 20er Jahre: Aufbruch in die Konsumgesellschaft 5 Der Rückzug des Staates aus der Wirtschaft und Gesellschaft 6 Die „Roaring Twenties“ 6 Kunst und Kultur 7 Die Grosse Depression und ihre Überwindung 7 Börsenkrach und Wirtschaftskrise 7 Der New Deal: Ein Ausweg aus der Krise? 8 Westeuropa und die Weltwirtschaftskrise 9 Amerikanische Aussenpolitik in den 30er- Jahren: Die Überwindung der Neutralität 9 Die Welt nach 1945: Friedenssuche und Entstehung des Kalten Krieges 11 Neue Machtverhältnisse in der Welt 1945-1947 11 Die unterschiedlichen Ziele der Alliierten 11 Die Suche nach Kompromissen 12 Die Konferenz von Jalta 12 Die Gründung der Vereinten Nationen 12 Die Potsdamer Konferenz 13 Das Ende der europäischen Weltherrschaft 13 Deutschland und Italien 13 Frankreich und Grossbritannien 14 Europa als „dritte Kraft?“ 14 Der Kalte Krieg teilt die Welt 15 Beginn der Konfrontation 15 Die „Truman-Doktrin“ 15 Die Fronten verhärten sich 15 Der Marshallplan 15 Gründung des Kominform 16 Geteiltes Europa-geteilte Welt 16 Die erste Phase des Kalten Krieges: Vom Koreakrieg zur Kubakrise 16 Der Koreakrieg 16 11/20/2006 2 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Die Politik des Status quo und die Kubakrise 17 Die Gesellschaft der USA seit 1945 17 Licht und Schatten der Wohlstandsgesellschaft 17 Wohlstand und Angst 17 Die Kennedy- Johnson- Ära 18 New Frontiers and Great Society 18 Die Bürgerrechtsbewegung 18 Probleme der amerikanischen Gesellschaft in den 70er Jahren 19 Die USA zwischen sozialstaatlichen Engagement und Rückkehr zu den alten Werten 19 11/20/2006 3 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Die USA 1917-1941 (Überblick) Erst seit 1917 waren die USA am 1. Weltkrieg beteiligt; Trotzdem gingen sie als Siegermacht hervor. Sie waren es, die durch ihr enormes Militärpotential den Sieg der Alliierten herbeiführten, sie waren es, bei denen die europäischen Siegermächte hoch verschuldet waren. Auf der Pariser Friedenskonferenz sass zum ersten Mal ein amerikanischer Präsident an einem Verhandlungstisch, an dem besprochen werden sollte, wie man den Frieden in Zukunft bewahrt. Der Einfluss des amerikanischen Präsidenten war jedoch begrenzt, denn vor allem Frankreich und Grossbritannien bestanden auf eine harte Bestrafung der Mittelmächte und versuchten ihre Interessen durchzusetzen. Die Amerikaner hatten sich den Verlauf der Friedenskonferenz anders vorgestellt. Im eigenen Land wurden vermehrt Stimmen laut, die an den ersten amerikanischen Präsidenten Washington erinnerte: Was fremde Nationen betrifft, lautet unser Gebot: Wir wollen Handelsbeziehungen zu ihnen unterhalten, aber so wenig politische Beziehungen wie möglich...Europas oberste Interessen gehen uns nichts oder kaum etwas an. Entsprechend diesem Motto wandten sich die USA nach dem 1. Weltkrieg von Europa ab und gingen aussenpolitisch in eine Phase des „Isolationismus“ über. Damit ist aber nicht gemeint, dass sich die USA völlig absonderte. Ökonomisch blieben sie mit Europa verbunden und in den folgenden Jahrzehnten konnten sie ihren politisch und ökonomischen Einfluss im pazifischen Raum sogar ausbauen, um für ihre Wirtschaft Absatzmärkte zu sichern. Seit Anfang des 20. Jahrhundert ist die USA zur Weltmacht aufgestiegen. Sie waren das reichste Land auf der Welt. Sie waren der grösste Erzeuger von industriellen und landwirtschaftlichen Produkten. Nicht nur das; Sie waren auch die grössten Verbraucher von Rohstoffen und der grösste Exporteur. Zeitweise bestritten sie fast ein Fünftel des Welthandels. Aber der Reichtum war jetzt anders verteilt. Durch die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich das grundlegend geändert. Nun bestimmten Banken, Grossindustrie, Handel in den schnell wachsenden Grossstädten das Wirtschaftsleben. Folge: Als erstem Land der Welt war den USA durch Fliessband- und Massenproduktion der Schritt in die moderne Konsumgesellschaft gelungen. Wovon viele Europäer träumten, konnten viele Amerikaner nun haben. Das Schlagwort von den „Goldenen Zwanziger Jahren“ kam auf. Doch 1929 stockte die Konjunktur. Es kam zum grossen Börsenkrach und zur darauf folgenden lang anhaltenden Weltwirtschaftskrise. Diese Krise war die Frage auf: „Sollen wir an den Grundsätzen des Wirtschaftsliberalismus festhalten?“ Die Wahl Franklin Delano Roosevelts zum neuen Präsidenten bedeutete 1933 einen entscheidenden Wandel. Er war der Meinung, dass der Staat nicht zusehen dürfe wie die Gesellschaft alleine mit dem Elend fertig wird. Der Staat soll eingreifen. Mit seinem Reformprogramm „New Deal“ setzte er Massnahmen zur Kontrolle der 11/20/2006 4 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Banken, zur Unterstützung der Landwirtschaft und zur Hilfe für Arbeitslose durch; Grosse, staatlich finanzierte Projekte gleichzeitig den wirtschaftlichen Aufschwung bringen. Dieser Interventionsstaat war Amerikas Antwort auf die Weltwirtschaftskrise. Doch erst mit dem Eintritt in den 2. Weltkrieg, konnte die Krise überwunden werden. Dennoch hat der New Deal enorme Bedeutung gehabt: Die Amerikaner fügten damit den liberalen und demokratischen Traditionen ihres Landes die ersten Ansätze eines Wohlfahrtsstaates hinzu. Hintergründe Die 20er Jahre: Aufbruch in die Konsumgesellschaft Warum scheiterte Woodrow Wilson an der Pariser Friedenskonferenz? Er verstand sich als Schlichter zwischen den verfeindeten europäischen Nationen. Er wollte einen Frieden ohne Sieger und Verlierer auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts der Völker. Hervorgegangen ist das Selbstbestimmungsrecht aus der Französischen Revolution. Die Rechte einzelner wurden auf die Staaten übertragen. Das jeweilige Volk kann ihre Staatszugehörigkeit selbst bestimmen. Natürlich wird es auch selbst regiert. Die Europäischen Siegermächte aber, beharrten auf territorialen Sicherheitsgarantien. Vor allem die Franzosen fürchteten, Wilsons Friedenspläne würden zu ihren Lasten gehen. Jedenfalls konnte sich Wilson nicht durchsetzen. Die Westmächte forderten hohe Reparationen von Deutschland, da sie bei den USA hoch verschuldet waren. In Amerika gab es eine breite Strömung, die wollte, dass man sich aussenpolitisch zurückzieht. Als dann der Versailler Vertrag und der Völkerbundsatzung als ganzes Paket vorgelegt wurde, fand er nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Damit war Wilson mit seiner Völkerbundsidee gescheitert. Die USA traten der Pariser Friedensordnung nicht bei. Der Nachfolger Wilsons, Warren G. Harding, trat für eine Politik der Abkehr von Europa ein. Dieser sogenannte Isolationismus bedeutet aber nicht, dass sich die USA von der Aussenwelt abkapselten. Ein nationales Interesse bestand darin, dass die ehemaligen, europäischen Kriegspartner ihre Schulden zurückzahlen und die amerikanische Wirtschaft möglichst viel nach Europa exportieren konnten. Wirtschaftlich und finanziell blieb Amerika deshalb eng mit Europa verbunden. Aber noch wichtiger für die USA war es, eine Befriedigung im pazifisch-asiatischen Raum zu erlangen. Mit der „Politik der offenen Tür“ –der gleichberechtigten Möglichkeit für alle Industrienationen sich Absatzgebiete zu sichern –wollten sie den internationalen Handel ankurbeln und Märkte zurückgewinnen. Denn Japan hatte während des Weltkrieges ihren Einfluss in diesem Raum vergrössert. Um die Gefahr militärischer Konflikte zu begrenzen versuchten die USA das Wettrüsten zur See einzudämmen. 1921 gelang ihnen auf einer Abrüstungskonferenz in Washington erste Erfolge: - Fünf-Mächte-Pakt; USA, Grossbritannien, Japan, Frankreich und Italien verpflichteten sich die Kriegsmarine zu beschränken. 11/20/2006 5 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende - - Vier-Mächte-Abkommen; Die USA, Japan, Grossbritannien und Frankreich verpflichteten sich, ihre Rechte im Pazifik gegenseitig zu achten und sich über alle strittigen Fragen zunächst friedlich zu verständigen. Alle Partner erkannten die Unabhängigkeit Chinas an und bestätigten das Prinzip der „Politik der Offenen Tür“ in diesem Raum. 1927 regte der amerikanische Aussenminister Kellogg einen internationalen Pakt zur Ächtung des Krieges an. Auch der Französische Aussenminister beschäftigte sich mit diesem Thema. 62 Staaten unterzeichneten den Briand-Kellogg Pakt, nach welchem kriegerische Aggressionen international geächtet werden sollte. All diese Verträge sollten einen neuen Krieg verhindern, doch sie blieben ohne grosse Wirkung, denn man konnte sich nicht einigen, wie man mit einem aggressiven Friedensbrecher verfahren sollte. Der Rückzug des Staates aus der Wirtschaft und Gesellschaft Schon bald nach dem Kriegsende gelang es der USA schnell, von der Kriegsproduktion in die Friedensproduktion zu schalten. Es gab jedoch ein Problem: Die Inflationsgefahr. Während des Krieges exportierte man sehr viel nach Europa, darum stieg der Preis. Nach dem Krieg ging die Nachfrage zurück, denn die europäischen Länder waren alle hoch verschuldet. Somit sank die Produktion und das Einkommen in der USA. Betroffen von diesem Dilemma war vor allem die Landwirtschaft, die noch rund ein Viertel der Amerikaner beschäftigte. In dieser Zeit verkündete Präsident Harding folgende Devise: „Less government in business and more business in government.“ Konkret: Der Staat zog sich aus der Wirtschaft zurück. (moderne, liberale Wirtschaftstheorie) Der Staat senkte die Ausgaben, begünstigte die Firmen indem sie tiefe Steuersätze festlegte. Ausserdem gewährte sie hohe Schutzzölle, um die einheimische Wirtschaft vor billigen ausländischen Industrieprodukten zu schützen. Die „Roaring Twenties“ Die Stürmische Industrialisierung und der Konjunkturaufschwung während des Krieges hatten Amerika zu einem anderen Land gemacht: Die Bevölkerung war nun konsumfreudig und wohlstandsorientiert. Die Autoindustrie wurde zum wirtschaftlichen Hauptzweig, seit Henry Ford die Fliessbandproduktion für die Massenherstellung von Autos entwickelt hatte. Mit der Erfindung des Radios konnte auch erstmals gezielt Werbung gemacht werden. Dies führte zu noch mehr Konsum in der Bevölkerung. Die Amerikaner lebten auf Ratenzahlung. Viele lebten aber über ihre Verhältnisse. Die Industrie profitierte vom Massenkonsum. Somit stiegen auch wieder die Einkommen und es wurde noch mehr gekauft. 11/20/2006 6 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Doch würde der gewöhnliche Amerikaner machen, wenn der Markt (und somit auch die Zinsen für die Ratenzahlung steigen würde) zusammenbrach? Viele dachten nicht daran, für die meisten waren es die goldenen 20er Jahre. Doch nicht allen ging es so gut. Ungelernte Arbeiter und Schwarze fanden keine Unterstützung beim Staat und bei den Gewerkschaften. Kunst und Kultur Was denken wir heute von Europa aus, wenn wir an die 20er-Jahre in den USA denken? Dann fallen uns zuerst Chaplin-Filme, Hollywoodglanz und Jazzmusik ein. Tatsächlich machte Amerika zu dieser Zeit gewaltige Fortschritte in Kunst und Kultur. Seine Kunst fand erstmals internationale Annerkennung. Der Film wurde das Medium Amerikas. Die Amerikaner exportierten ihre Filme nicht nur selbst, sie konsumierten die Filme auch selber. 1929 gingen zwei von drei Amerikaner wöchentlich einmal ins Kino. Die amerikanische Musik gewann höchste Wertschätzung. Jetzt plötzlich interessierten sich auch Weisse für Jazz, der bislang der Schwarzen gewesen war. Von New Orleans trat der klassische Jazz seinen Siegeszug bis hinauf nach Chicago und zu den grossen Küstenstädten an. Selbst in der Kunst des Romans und der Theaterstücke brauchte Amerika bald nicht mehr hinter den Europäer zurückzustehen. Die Grosse Depression und ihre Überwindung Börsenkrach und Wirtschaftskrise Im Oktober 1929 kam es in New York zu einem schweren Börsenkrach. Innerhalb einer Woche fielen die Aktienkurse auf einen nie gekannten Tiefstand. Je mehr die Kurse sanken, desto mehr Leute wollten ihre Aktien verkaufen. Dadurch rutschten aber die Kurse noch weiter nach unten. Am 25. Oktober brach die Börse zusammen. Doch welche Ursachen hatte dieser Schwarze Freitag? Seit Mitte der 20er-Jahre waren die Kurse an den amerikanischen Börsen unaufhaltsam gestiegen. Dieser Boom hatte zur Folge, dass jeder sein Glück versuchen wollte. Obwohl bereits Anzeichen einer Überproduktion in der Landwirtschaft und der Automobilindustrie erste Warnzeichen für einen Einbruch der Konjunktur sichtbar wurden. Als Finanzexperten dem Spekulationsrausch ein Ende 11/20/2006 7 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende setzen wollten, bewirkten sie nur, dass alle Leute so schnell wie möglich ihre Aktien verkaufen wollten und somit der Einbruch der Börse nicht mehr aufzuhalten war. Die Folgen dieses grössten Börsenkrachs in der Geschichte waren katastrophal. Fast 10'000 Banken brachen zusammen, die Industrieproduktion schrumpfte um etwa zehn Prozent. Auch in der Automobilbranche produzierte man etwa 20 Prozent weniger. Dies hatte zur Folge, dass auch andere wichtige Wirtschaftszweige ausfielen. Somit kam es bald zu Massenentlassungen. Wer arbeitslos wurde, bekam in den USA keine Arbeitslosenunterstützung, denn eine solche Versicherung gab es nicht. Wer noch Arbeit hatte, konnte nur gerade das nötigste kaufen. Die sinkenden Preise hatten vor allem in der Landwirtschaft Folgen. Hunderttausende mussten 1929/30 ihre Farmen verlassen. Vier Jahre nach dem Börsenkrach hatten die USA fast 13 Millionen Arbeitslose, das war fast ein Viertel aller Erwerbstätigen. Der New Deal: Ein Ausweg aus der Krise? Wie sollte der amerikanische Staat auf diese Krise reagieren? Der amtierende Präsident Hoover hielt es als Verfechter der liberalen Wirtschaftstheorie nicht für die Aufgabe des Staates unterstützend in die Wirtschaft einzugreifen. Im Wahlkampfjahr 1932 sprach sich Franklin Delano Roosevelt, der Gegenkandidat Hoovers, dafür aus, dass der Staat eine ständige Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit hatte. Sein Plan war der sogenannte New Deal, eine Neuverteilung der Karten in der amerikanischen Gesellschaft. 1933 trat Roosevelt nach einem überwältigenden Wahlsieg sein Amt an. Obwohl er durch seine Krankheit an den Rollstuhl gefesselt war, strahlte er für die Mehrheit der Amerikaner Optimismus aus. Roosevelt hat die amerikanische Gesellschaft grundlegend geändert. Erstmals griff der Staat in Wirtschaft und Gesellschaft ein, um mit sozialen und wirtschaftspolitischen Reformen den Bedürftigen zu helfen. Dem liberalen Wirtschaftssystem wurden jetzt von staatlicher Seite Grenzen gesetzt und Schritte zum Aufbau eines Sozialstaates unternommen. Sozialstaat: Wohlfahrtsstaat, der durch seine Wirtschafts- und Sozialpolitik für das materielle Wohl und die soziale Sicherheit seiner Bürger sorgt. In den ersten beiden Jahren des New Deals standen Massnahmen im Vordergrund, mit denen die Zahl der Arbeitslosen gesenkt, den Not leidenden Farmer geholfen und das Bankwesen neu geordnet und staatlicher Kontrolle unterworfen werden sollten. Den Farmern wurde ein (geringes) Grundgehalt gesichert. Der Staat sorgte sich um junge Arbeitslose. Letztere fanden Arbeit bei staatlichen Projekten, wie zum Beispiel zur Aufforstung und Errichtung von Nationalparks. Mit finanziellen Zuschüssen wurden zahlreiche Städte und Gemeinden bei der Sanierung unterstützt. Das grösste Projekt war die Errichtung des TVA. (Tennessee Valley Authority) Man errichtete 30 Staudämme, die billige Energie lieferten und den Wasserhaushalt regulierten. In der Umgebung entstand ein riesiges Naherholungs- und Feriengebiet. Erste Ansätze einer Arbeitslosenversicherung wurden geschaffen. Die Position der Gewerkschaften wurde gegenüber den Unternehmungen zusätzlich gestärkt. Roosevelts Politik fand grosse Zustimmung bei der Masse des amerikanischen Volkes, 11/20/2006 8 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende zumal er es verstand, seine Erfolge bekannt zu machen. Wiederstand gegen den New Deal kam jedoch von der Grossindustrie, die ihre Schwierigkeiten den staatlichen Eingriffen in das Wirtschaftsleben und die zunehmende Zahl des Streiks nicht hinnehmen wollte. Die Grossindustrie klagte vor dem obersten Landesgericht und gewann; Denn Roosevelts Politik begünstigte nur einige soziale Schichten. Doch Franklin Delano Roosevelt hielt an seinem Kurs fest. Er wurde 1936 mit noch besserem Ergebnis zur zweiten Amtszeit gewählt. In seiner zweiten Amtsantrittrede klagte Roosevelt, dass noch immer ein Drittel der Nation schlecht behaust, schlecht gekleidet und schlecht ernährt sei. Die Auswirkungen der grossen Wirtschaftskrise waren also auch 1936 noch nicht überwunden. Roosevelt hat jedoch mit seinem New Deal ein wesentliches politisches Ziel erreicht: Viele Amerikaner fassten neues Vertrauen in den demokratischen Staat, der sich für die Wohlfahrt seiner Bürger verantwortlich fühlte; nicht zuletzt deshalb hatten radikalere Lösungsversuche zur Überwindung der Wirtschaftskrise in den USA keine Chance. Westeuropa und die Weltwirtschaftskrise Die Krise in den USA hatte sich rasch auf Europa ausgeweitet und dort fast alle Staaten in den Strudel der Grossen Depression gerissen. Depression: Nennt man eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs. Kennzeichen sind eine Abnahme der Produktion, Beschäftigung, Einkommen und Gewinne, steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Nachfrage nach Konsumgüter, auch Preisverfall und Massenelend. Die Suche nach einem Ausweg aus dem Niedergang der Weltwirtschaft fand aber ohne die USA statt. Denn die grösste Wirtschaftsmacht konzentrierte sich alleine darauf, ihre eigenen Wirtschaftsprobleme zu lösen. Amerikanische Aussenpolitik in den 30er- Jahren: Die Überwindung der Neutralität Hitlers aggressive Aussenpolitik nach 1933 verstärkte zunächst in den USA die Tendenzen sich aus allen politischen Verwicklungen in Europa herauszuhalten. Neutralitätsgesetze wurden erlassen und auch eingehalten. Erst als Japan 1937 in China einmarschierte, änderten die USA ihre isolationistische Haltung. Angesichts der zunehmenden Aggressionen forderte Roosevelt in der sogenannten Quarantäne Rede die Amerikaner zu einer Abkehr von der Neutralität auf: Friede, Freiheit und Sicherheit seien nur gesichert, wenn es den friedliebenden Völkern gelänge die internationalen Rechtsbrecher gemeinsam in eine „Quarantäne“ zu stecken. Der Kongress bewilligte Massnahmen zur Aufrüstung der Armee. Denn es wuchs die Einsicht, dass man sich gegen die expansionistische Machtpolitik Japans, Italiens und Deutschlands engagieren müsse. Mit jeder neuen Aggression, engagierten sich die USA Schritt für Schritt mehr: 11/20/2006 9 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Nach dem deutschen Sieg über Polen 1939 wurde das Ausfuhrverbot von Waffen aufgehoben. Die „Cash-and-Carry“- Regelung erlaubte es Grossbritannien, Waffen in den USA zu kaufen, allerdings mussten die Engländer diese auf eigenen Schiffen transportieren. Nach der Niederlage Frankreichs 1940 verabschiedete der Kongress den „Lend-Lease-Act“ (Leih- und Pachtgesetz); er erlaubte dem Präsidenten die Staaten zu unterstützen, deren Verteidigung er im Interesse der USA ansah. Damit hatte die USA ihre isolationistische Haltung endgültig aufgegeben und sich zu einer weltpolitischen Verantwortung bekannt. Als die Japaner am 7. Dezember 1941 überraschend den amerikanischen Militärstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii überfielen, erklärten die USA den Japanern und drei Tage später Deutschland und Italien den Krieg. Damit begann für die USA der Zweite Weltkrieg. Die Entwicklung der Industrieproduktion 1913 40 36 35 30 23 In Prozent 25 20 16 15 10 14 7 6 5 2 0 1 USA 36 Deutschland 16 Grossbritannien 14 Frankreich 7 Sowjetunion 6 Japan 2 Übrige Welt 23 USA Sowjetunion 11/20/2006 Deutschland Japan Grossbritannien Übrige Welt Frankreich 10 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Die Welt nach 1945: Friedenssuche und Entstehung des Kalten Krieges Neue Machtverhältnisse in der Welt 1945-1947 Wenn wir von heute aus auf die internationale Situation im Jahre 1945 schauen, so scheint uns selbstverständlich, dass die Hauptsiegermächte USA und Sowjetunion unmittelbar nach der Beendigung des Krieges in einen weltweiten Konflikt gerieten. Der Gegensatz der beiden Staaten war zu gross. Die USA, als ein marktwirtschaftlichkapitalistischer und die Sowjetunion als planwirtschaftlich-sozialistischer Staat. Zu gross ist der Unterschied zwischen Demokratie und Einparteienstaat. Der Westen hatte Angst vor einer kommunistischer Expansion und auf der anderen Seite hatte der Osten furcht vor kapitalistischer Einkreisung. Das vom Krieg geschwächte Europa stellte für beide Weltmächte USA und UDSSR eine Unsicherheitszone dar, die sie jeweils möglichst für sich absichern wollten. Die unterschiedlichen Ziele der Alliierten Wie sollte die neue Friedensordnung aussehen? Sicher war, dass es Fehler des Versailler Vertrages (nach 1.Weltkrieg) vermeiden sollte. Die Gestaltung einer solchen Friedensordnung hing aber davon ab, wie weit die jeweiligen Mächte ihre spezifischen Interessen in eine solche Friedensordnung einbringen konnten. Die Amerikaner verfolgten zwei Ziele: Aus Sicherheitspolitischen Gründen wollten sie den gesamten amerikanischen Kontinent und die beiden angrenzenden Ozeane kontrollieren; aus ökonomischen Gründen wollten sie einen offenen, freihändlerischen Weltmarkt, weil sie im internationalen Handel den besten Garanten für Wohlstand und damit für den Weltfrieden sahen. Grossbritannien und Frankreich sollten die Lage im kriegsverwüsteten Europa stabilisieren. Die Sowjetunion sollte in den Kreis der Weltmächte eingebunden werden, aber keinen Einfluss auf Westeuropa, im Mittelmeer und im Pazifik sowie in China gewinnen. Um einen freien Weltmarkt zu schaffen galt es für die USA Europa wiederaufzubauen und die Auflösung der alten europäischen Kolonialrechte anzustreben. Aus dieser amerikanischer Interessenlage heraus entstand das Friedenskonzept des Präsidenten Franklin Delano Roosevelt von der „Einen Welt“, in der „vier Freiheiten“ gelten sollten: Die Freiheit der Rede und Meinung, die Freiheit des Glaubens, die Freiheit von Not und die Freiheit von Furcht. Die Völker sollten ihre politischen Beziehungen nach dem Prinzip des Selbstbestimmungsrechts regeln. Eine Politik der „offenen Tür“ sollte Wohlstand durch den freien Weltmarkt sichern. Roosevelt war davon überzeugt, dass man von der alten Politik der Grossmächte, Interessensphären auszuhandeln, Abschied nehmen müsse. Die Briten hatten nur teilweise die gleiche Meinung. Im Gegensatz zu Roosevelt war Winston Churchill der Meinung, dass die Friedensordnung nicht ohne Abgrenzung von Interessensphären auskomme. Westen sowie Osten sollen klar abgegrenzt sein. Die sowjetische Politik war vor allem am Wiederaufbau ihres Landes interessiert. Und an der Sicherung ihrer Westgrenze interessiert. Die notwendigen Mittel für die Reparationen sollten vor allem von Deutschland, aber auch von den USA (Kredite) 11/20/2006 11 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende beschafft werden. Für die Sicherung der sowjetischen Westgrenze schien Josef Stalin ein Gürtel von benachbarten Staaten notwendig, in denen er über starke kommunistische Parteien die Politik beeinflussen konnte. Ihm war klar, dass die USA als wirtschaftlich stärkste Kraft aus dem Krieg hervorgehen würden. Um daraus keine Bedrohung für das eigene, wirtschaftlich geschwächte Land werden zu lassen wollte die Sowjetunion vor allem den direkten amerikanischen Einfluss in Europa möglichst begrenzen. Die Suche nach Kompromissen Noch während des Krieges zeigte sich auf einer Reihe von Konferenzen, dass es schwierig sein würde, die unterschiedlichen Interessen der Alliierten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. In der Atlantik-Charta hatten Roosevelt und Churchill 1941 die angestrebte Ordnung umrissen: Selbstbestimmungsrecht, Freiheit des Handels und der Meere, Gewaltverzicht und ein allgemeines Sicherheitssystem zur Wahrung des Weltfriedens. Alle Kriegsgegner Deutschlands und Japans schlossen sich der Charta an. Die Sowjetunion akzeptierte diese Bedingungen nicht und trat somit nicht bei. Angesichts dieser Interessenkonflikte, rückten die Amerikaner immer mehr von ihrer Forderung nach Selbstbestimmung ab. Auch beim Aufbau der UNO (United Nations Organization) kamen diese Interessenskonflikte vor; Die Sowjetunion war nicht bereit sich durch Mehrheitsbeschlüsse einengen zu lassen und forderte ein Vetorecht. Die Konferenz von Jalta Noch vor Kriegsende wollten sich Roosevelt, Churchill und Stalin Anfang 1945 treffen, um sich über die Friedensordnung zu einigen. Die Konferenz in Jalta glückte. Sie einigten sich im Aufbau der UNO, mit dem umstrittenen Vetorecht für die Grossmächte beschlossen wurde. Festgelegt wurde hier auch, dass Deutschland nicht vollständig aufgeteilt, sondern in alliierte Besatzungszonen aufgegliedert werden sollte. Sie wollten eine Kontrollbehörde in Berlin errichten. Sehr wichtige Probleme wurden in Jalta jedoch nicht gelöst: Der Verlauf der Grenzen Polens wurde nicht festgelegt. Die USA und Grossbritannien konnten das Recht auf Selbstbestimmung und die Sowjetunion die Anerkennung einer Anbindung Polens nicht durchsetzten. Offen blieb auch, was mit den Kolonialgebieten zukünftig geschehen würde. Man befürchtete das nach dem Krieg diese Probleme nicht nach dem gemeinsamen Friedensgedanken sondern nach der jeweiligen Machtlage entschieden würde. Die Gründung der Vereinten Nationen Im Juni 1945 unterzeichneten 50 Staaten die „Charta der Vereinten Nationen“; damit war die UNO gegründet. 11/20/2006 12 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Die Potsdamer Konferenz Als sich Churchill, Truman und Stalin das nächste Mal trafen, hatte sich die Machtlage sowie di Stimmung zwischen den Staaten geändert. Nach dem Tod von Roosevelt, wurde Harry S. Truman gewählt, bei dem man wusste, dass er der Kooperation mit Russland distanziert gegenüberstand. Dies bewirkte bei der Sowjetunion nach weiterem Misstrauen. Einen Tag vor der Konferenz führte man den ersten erfolgreichen Test einer Atombombe aus. Nun waren die Amerikaner nicht mehr von Russland abhängig, um den Krieg in Japan zu beenden. Nach der Kapitulation Deutschlands zog die USA die Lieferungen an die Sowjetunion nach dem Pacht-Leih-Gesetz eingestellt und weitere Kredite zurückgehalten. Auf der anderen Seite hatte die Sowjetunion begonnen, Polen zu sich zu ziehen. Das Misstrauen stieg und stieg. Je intensiver die Amerikaner auf das Selbstbestimmungsrecht beharrten (Polen), um so mehr sah die Sowjetunion darin eine Bedrohung ihres Sicherheitsbedürfnisses. Je massiver die Sowjetunion die Länder beeinflussten, in denen die rote Armee stand, um so mehr wurden die Amerikaner und Briten in ihrer Überzeugung bestärkt, dass die Sowjetunion das Selbstbestimmungsrecht generell ausschalten wollte und nur auf eine Gelegenheit wartete ihr Machtgebiet weiter nach Westen auszudehnen. Angesichts des wachsenden Misstrauens konnten in Potsdam keine weiteren Punkte geregelt werden. Bald zeigte sich auch ein neuer Stil in den Verhandlungen. Gegenseitige Vorhaltungen und Schuldzuweisungen führten zu ergebnislosen Konfrontationen. Das Ende der europäischen Weltherrschaft Deutschland und Italien Mit dem Kriegsende war Deutschland als Machtzentrum ausgeschieden. Zweimal hatten die Deutschen das deutsche Reich zur Weltmacht führen wollen. Zweimal führte dies zu einem Weltkrieg. Nach dem ersten Weltkrieg verloren sie grosse Gebiete und sie mussten hohe Reparationskosten bezahlen. Nach dem zweiten Weltkrieg zerbrach sogar die 1871 geschaffene Einheit wieder. Zukünftig soll das deutsche Reich so geschwächt werden, dass so etwas nie mehr passieren kann. Das deutsche Reich muss über viele Jahre ungeheure Reparationssummen leisten. Doch nicht nur das; als die Nazigreuel aufgedeckt wurden, war das Ansehen des deutschen Reichs auf der ganzen Welt zerstört. Im Süden Europas war ein anderer Plan gescheitert. Italien wollte mit dem „Mare Nostro“ Plan den Mittelmeerraum beherrschen. Aber auch Italien ging wirtschaftlich geschwächt und politisch gespalten aus der gescheiterten faschistischen Eroberungspolitik hervor. 11/20/2006 13 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Frankreich und Grossbritannien Frankreich und Grossbritannien gehörten zwar zu den Siegermächten, aber ihre nach dem Ersten Weltkrieg noch behauptete Weltstellung war nun endgültig verloren. Frankreichs Ansehen hatte durch die schnelle Niederlage 1940 gelitten, Konflikte um die Gestaltung der Wirtschafts- und Sozialordnung liessen das Land nicht zur Ruhe kommen. Grossbritannien war gegenüber der USA so hoch verschuldet, dass es schliesslich zahlungsunfähig wurde; die britische Politik musste sich als Gegenleistung für amerikanische Wirtschaftshilfe zunehmend den Zielen der USA anpassen. Nach dem ersten Weltkrieg war es beiden Ländern noch gelungen ihre Kolonialreiche weiter auszudehnen. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war aber auch das Ende des europäischen Imperialismus gekommen. Die Auflösung der Kolonialreiche hatte schon während des Krieges begonnen. Da die USA wirtschaftlich die Verwirklichung eines offenen Weltmarktes als eines ihrer wichtigsten Ziele ansahen, konnten Grossbritannien und Frankreich kaum auf amerikanische Hilfe bei der Behauptung ihrer Kolonialansprüche hoffen. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis sich diese beiden Länder von ihren Kolonialländern trennten. Die britische Regierung lernte dabei schneller als die französische. Mit der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 begann sie das Britische Empire in das „Commonwealth“ umzuwandeln, einen Verband von unabhängigen und gleichberechtigten Staaten. Die meisten Kolonien, die sich im Laufe der nächsten Jahre die Unabhängigkeit erkämpften, wurden seine Mitglieder. Frankreich wollte seinen Kolonialbesitz in Indochina behalten. Nach einem 8-jährigen Krieg verloren die Franzosen aber ihren Besitz. Europa als „dritte Kraft?“ Europa gab 1945 seine bisherige weltpolitische Rolle der USA und der Sowjetunion ab. Die USA und die Sowjetunion wollten jedoch einen möglichst raschen Wiederaufbau Europas. Die USA wollten Europa als wichtigen Handelspartner, die Sowjetunion brauchte Industriegüter für den eigenen Wiederaufbau. Im schnellen wirtschaftlichen Wiederaufbau lag deshalb für die europäischen Länder die Chance, zwischen den beiden Weltmächten eine eigenständige Rolle zu spielen. Dazu mussten sie aber zu einer Einheit gelangen. Diese Idee der Einigung wurde nach dem Krieg auch besprochen und mit der Hoffnung auf Europa als „dritte Kraft“ zwischen den Weltmächten verbunden. Da das Misstrauen zwischen den beiden Weltmächten seit 1945 kontinuierlich stieg, zeichnete sich immer mehr die Gefahr einer Spaltung Europas in zwei Blöcke ab. 11/20/2006 14 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Der Kalte Krieg teilt die Welt Beginn der Konfrontation Der amerikanische Diplomat George F. Kennan schätze die Sowjetunion 1945 als ein grundsätzlich aggressives Land ein, überall auf der Welt den Kommunismus unterstützt. Ihr oberstes Ziel sei eine Weltrevolution. Dagegen müsse die USA zusammen mit allen Westmächten kämpfen. Dieser Eindruck hatte auch Präsident Truman, der sagte, die Sowjetunion sei nur mit einer Politik der Stärke zu beeindrucken. Die USA war künftig nicht mehr gewillt eine Ausweitung des sowjetischen Einflussesegal, wo auf der Welt- hinzunehmen. Klar war, dass die Sowjetunion keine Freude hatte an dieser Eindämmungspolitik der USA. Eindämmungspolitik: Seit 1946 fand eine Eindämmung unter Präsident Truman gegen die sowjetische Ausdehnungspolitik statt. Die Eindämmungspolitik markiert den Anfang des kalten Krieges. Für die Sowjetunion war diese Eindämmungspolitik ein klares Zeichen von einem Abrücken der Kooperation. In ihren Augen stellte diese Politik den „Status quo“ in Frage, wie er auf den Konferenzen von Jalta und Potsdam festgelegt worden war. Aus Furcht, ihren Einflussbereich zu verlieren, beschleunigte die Sowjetunion die wirtschaftliche und gesellschaftliche Umgestaltung in den Ländern Osteuropas. Sie griff sogar über ihren Einflussbereich hinaus und verschärfte ihren politischen Druck. Die „Truman-Doktrin“ 1946/47 wütete in Griechenland ein Bürgerkrieg, zwischen kommunistischen Rebellen und der autoritär-konservativen Regierung. Für die Amerikaner war das ein weiterer Beleg, dass die Sowjetunion in ihrer aggressiven Aussenpolitik gestoppt werden müsse. Im März 1947 verkündete Präsident Truman, dass die USA Griechenland und allen anderen Mittelmeer-Anliegerstaaten militärische und wirtschaftliche Hilfe zukommen lassen wollten. Die vereinigten Staaten müssten allen „freien Völkern“ helfen. Jedes Volk auf der Welt müsse jetzt zwischen den zwei verschiedenen Lebensarten wählen, einer freien westlichen und einer unfreien östlichen Lebensweise. Die Fronten verhärten sich Der Marshallplan Die USA wollte einen möglichst schnellen Aufbau Deutschlands, um die Wirtschaft in Europa anzukurbeln. Anfang Juni 1947 hielt Aussenminister Marshall in der berühmten amerikanischen Harvard Universität eine Rede, in der er ein wirtschaftliches Hilfsprogramm für Europa ankündigte. Auch die Sowjetunion war bei den Verhandlungen dabei. Sie allerdings lehnten den Marshallplan ab, da für sie 11/20/2006 15 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende dieser nur ein Instrument der Truman-Doktrin war. Klar war, dass nun alle osteuropäischen Staaten zur Ablehnung des Hilfsprogramms gezwungen wurden. Gründung des Kominform Nun ging die Sowjetunion zur Politik der offenen Konfrontation über. Sie griff die Idee von „zwei Lebensweisen“ auf, interpretierte sie aber in ihrem Sinne: Die Welt seit in zwei Hälften geteilt, in ein fortschrittliches, kommunistisches und in ein imperialistisches Lager. (friedliche Koexistenz) Durch ein Zusammenschluss aller kommunistischen Parteien auf der Welt soll man sich vor der aggressiven Politik der USA schützen. Die Führung dieser Parteien hatte die KPDSU. Entsprechend wurde die Gründung eines Kommunistischen Informationsbüros, abgekürzt „Kominform“ genannt, beschlossen. Schnell war klar, die Kominform ist ein Instrument zur Durchsetzung der politischen Linie der KPDSU bei den andere kommunistischen Parteien der Welt war. Auf Druck des Kominforms mussten alle kommunistischen Parteien Streiks gegen den Marshallplan organisieren. 1947 war der Beginn des kalten Krieges. Geteiltes Europa-geteilte Welt Zwei Ereignisse des Jahres 1948 gaben Anlass zur militärischen Blockbildung: der gewaltsame Sturz der bürgerlich-demokratischen Regierung in der Tschechoslowakei und die sowjetische Blockade in Berlin. Daraufhin wurde 1949 das militärische Bündnis der „Nordatlantischen Verteidigungsorganisation (NATO) gegründet. Als 1955 die BDR zur NATO übertrat, bildeten die östlichen Staaten den „Warschauer Pakt“. Die Blockbildung blieb jedoch nicht nur auf Europa beschränkt. Mit dem Sieg der Kommunisten in China und der Entwicklung einer sowjetischen Atombombe im Jahr 1949 wuchs in den westlichen Ländern die Angst vor einer weltweiten Bedrohung durch den Kommunismus. Eine universale Eindämmung sollte dieser Bedrohung begegnen. Die USA machte mit allen unabhängigen Staaten militärische Bündnisse um den Kommunismus in Schach zu halten. Die weltweite Blockade wurde von einer beschleunigten Aufrüstung begleitet. Nach dem Verlust des Atombombenmonopols entwickelten die USA die Wasserstoffbombe. Die Gefahr eines atomaren Vernichtungskrieges bestand. Die erste Phase des Kalten Krieges: Vom Koreakrieg zur Kubakrise Viele Menschen glaubten, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der bisherige kalte Krieg zu einem heissen Krieg in Europa eskalieren würde. Doch nicht in Europa, sondern 1950 in Korea und 12 Jahre später in Kuba drohte die Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion in einen „heissen“ Krieg umzuschlagen. Der Koreakrieg Seit 1945 war Korea im Norden von der Sowjetunion und im Süden von den Amerikaner besetzt. Im Süden entstand unter dem Schutz der USA die „Republik 11/20/2006 16 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Korea“ und im Norden die „Demokratische Volksrepublik Korea“ unter kommunistischer Führung. 1950 griffen nordkoreanische Truppen den Süden an. Im Auftrag der UNO griffen amerikanische Soldaten ein. Dabei kam es fast zu einem Krieg mit der Volksrepublik China, die Nordkorea unterstützte. Ein amerikanischer Kommandeur erwog sogar den Einsatz von Atombomben, diese lehnte Truman jedoch ab. Ein dritter Weltkrieg schien nahe. Vor diesem Risiko schreckten aber beide Lager im Osten und im Westen zurück. 1953 wurde der ursprüngliche Zustand der Teilung wiederhergestellt. Die Politik des Status quo und die Kubakrise Die Konfrontationspolitik der beiden Weltmächte war an ihre Grenzen gestossen. Jeder Konflikt könnte einen dritten Weltkrieg auslösen. Die einzige Chance, unterhalb der Kriegsschwelle wieder neue Bewegungsfreiheit zu gewinnen, bestand im Abbau der Konfrontation. 1955 trafen sich erstmals wieder Vertreter der USA, Frankreich, Grossbritannien und der Sowjetunion in Genf. Die Gespräche blieben aber ohne konkretes Ergebnis. Die beiden Weltmächte standen sich immer noch feindselig gegenüber. Jedoch respektierten sie nun gegenseitig ihre Einflusssphären. Die USA griffen nicht 1953 beim Aufstand in der DDR, nicht 1956 in Polen und Ungarn und auch nicht beim Bau der Mauer in Berlin 1961 ein. Die Sowjetunion dagegen mischte sich nicht in amerikanische Interventionen in Südamerika (1954 in Guatemala, 1956 in Panama) ein und vermied auch eine direkte Konfrontation in Vietnam. 1962 jedoch begann die Sowjetunion auf der Insel Kuba Raketenbasen einzurichten. Dort hatte sich sozusagen vor der Haustür der USA unter Fidel Castro ein sozialistisches System entwickelt. Mit den Raketenstellungen sahen die USA den Status quo gefährdet. Die USA forderte den Abzug der Raketen. Gleichzeitig erstellten sie eine Seeblockade um Kuba. Die Gefahr eines Atomkrieges vor Augen, gab die sowjetische Führung nach und zog ihre Raketen wieder ab. Die Gesellschaft der USA seit 1945 Licht und Schatten der Wohlstandsgesellschaft Im Gegensatz zu der Situation fast aller Staaten in Europa bedeutete das Ende des Zweiten Weltkrieges für die USA in vielen Bereichen keinen tiefen Einschnitt. Probleme des Wiederaufbaus stellten sich nicht, der militärische Sieg war mit geringen Verlusten bezahlt worden, die Umstellung von Kriegs- auf Friedensproduktion gelang schneller und reibungsloser, als allgemein erwartet worden war. Wohlstand und Angst Präsident Truman knüpfte deshalb innen-, wirtschafts- und sozialpolitisch dort an, wo sein Vorgänger Roosevelt mit seinem New Deal vor dem Krieg stehen geblieben war; beim Ausbau der Wohlstandsgesellschaft. Sein sozialpolitisches Programm sah die Erweiterung der Sozialversicherung und eine gesetzliche Regelung der Arbeitslosenunterstützung vor. 11/20/2006 17 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Die 20er Jahre führten die USA in die Konsumgesellschaft. Die 50er Jahre war der Aufbruch in die „Überflussgesellschaft“. Neue Symbole der Gesellschaft waren Fernseher und teure Reisen. Auch die Wirtschaft änderte sich in der USA. In vielen Fabriken wurden die Fliessbänder von Robotern abgelöst. Es gab immer mehr und vor allem immer grössere Konzerne. Trotzt des grossen Reichtums war die Landbevölkerung immer noch von Armut betroffen. Viele Farmer und Industriearbeiter hatten keinen Anteil am wachsenden Wohlstand. Nicht nur Farmer, vor allem auch Schwarze traf die Arbeitslosigkeit. 1953 löste General Dwight D. Eisenhower –während des Zweiten Weltkrieges Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa- Truman ab Er hielt grundsätzlich an der Politik Trumans fest. Die Kennedy- Johnson- Ära New Frontiers and Great Society Im Oktober 1957 meldete die Sowjetunion den erfolgreichen Start des ersten künstlichen Erdsatelliten „Sputnik“. Für Amerika war das ein Schock. Man war sich sicher, die Vorherrschaft im technischen Bereich zu haben. 1960 wählte die Bevölkerung den jungen John F. Kennedy. Durch ihn konnte die USA den Schock überwinden. Er gab den jungen Menschen Zuversicht, die Gesellschaft zu ändern. Er wollte das Krankenversicherungssystem ausbauen, höhere Sozialleistungen für Bedürftigte, Sanierung der Grossstädte, Förderung rückständiger Gebiete mit hoher Arbeitslosenquote und eine Erweiterung des Bildungssystems für die Armen. Mit diesem Ansätzen wollte er die Amerikaner zu einer gerechten Gesellschaft machen und ihnen den Weg zu den „New Frontiers“ (neue Grenzen) zeigen. 1963 wurde John F. Kennedy ermordet. Viele seiner Programme konnte er nicht realisieren, doch er hatte dem Volk eines gegeben: Zuversicht. Sein Nachfolger Lyndon B. Johnson führte das Reformprogramm in vielen Punkten weiter und baute es zu einem Konzept der „Great Society“ aus. Während seiner Amtszeit stiegen die Sozialleistungen um etwa 10 Millionen USD. 1964 lebten in den USA etwa 35 Millionen Menschen an der Armutsgrenze, vier Jahre später waren es zehn Millionen weniger. Johnsons Amtszeit kann als die reformbewegteste Phase der amerikanischen Innenpolitik seit den Tagen des New Deal angesehen werden. Und dennoch war der „Krieg gegen die Armut“ –wie Johnson selber sein Reformprogramm nannte –kein genialer Feldzug. Insgesamt bewilligte der Kongress nur etwa 1 Prozent des Bruttosozialproduktes für die sozialen Hilfsmassnahmen. Wegen des kostspieligen Krieges in Vietnam wurden die finanziellen Mittel knapp. Der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King klagte: „Die great society fiel auf dem vietnamesischen Schlachtfeld.“ Die Bürgerrechtsbewegung Als die Amerikaner sich über das Thema Nationalsozialismus und Rassenwahn Gedanken machten, stellten sich viele Amerikaner die Frage, wie es eigentlich im eigenen Land mit dem Thema Gleichberechtigung aussehe. 11/20/2006 18 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende 1896 gab das oberste Bundesgericht folgende Formel bekannt: „separate but equal“ (=getrennt, aber gleich) Dieses Gesetzt reichte nicht aus um die Rassentrennung zu überwinden. Im Gegenteil, sie wurden vor allem in den Südstaaten noch mehr diskriminiert. Präsident Truman versuchte sich für die Rechte der Schwarzen einzusetzen. Viel erreicht hat er dabei aber nicht. 1954 hob das Oberste Bundesgericht das alte Urteil auf und forderte von der Regierung gesetzliche Massnahmen für die rechtliche Gleichstellung in allen öffentlichen Bereichen. Aber nur wenige Bundesstaaten änderten ihre Politik. Johnson bereitete Gesetze vor und konnte sie durch den Kongress bringen. Das Bürgerrechtsgesetzt verbot die ungleiche Behandlung von Schwarzen in öffentlichen Einrichtungen. Dennoch blieben die Gesetze hinter den Erwartungen der Schwarzen zurück. Jetzt setzen sich Wortführer der Schwarzen durch. Zum Beispiel Malcom X: „Ich bin kein Amerikaner –ich bin eines ihrer 22 Millionen Opfer!“ In der ersten Hälfte der 70er Jahre liessen diese Spannungen jedoch nach. Es entstand eine schwarze Mittelschicht. Langsam breitete diese sich aus, bis zu den Südstaaten. Probleme der amerikanischen Gesellschaft in den 70er Jahren Der Vietnamkrieg hatte die amerikanische Gesellschaft erschüttert und eine grosse Vertrauenslücke zwischen Volk und Regierung gebildet. Die ständigen Halbwahrheiten der Regierung, die ansteigende Inflation, die Dollarschwäche und die Grausamkeiten , die amerikanische Journalisten vom Kampf der US-Soldaten gegen unbewaffnete Zivilisten über den Fernsehbildschirm meldeten, führten zu einer starken Antikriegsbewegung. 1973 erschütterte der Watergate –Skandal die Öffentlichkeit. Was war geschehen? Die Zeitung „Washington-Post“ hatte herausgefunden, dass Berater des Präsidenten während des Wahlkampfes in das Wahlkampfzentrum der gegnerischen Partei, der Demokraten, eingebrochen waren, um dort (in den Watergate- Appartements in Washington) eine Abhöranlage zu installieren. Nixon kam dem Amtsenthebungsverfahren („Impeachement“) zuvor und trat 1974 zurück. Dieser Skandal führte zu einer schweren Glaubwürdigkeitskrise des amerikanischen Regierungssystems. Die Macht des Präsidenten war zu gross. Seit Watergate kontrolliert der Kongress den Präsidenten wieder mehr. Dieser Watergate –Skandal hat aber auch gezeigt, dass die Medien als „vierte“ Gewalt gilt. Die USA zwischen sozialstaatlichen Engagement und Rückkehr zu den alten Werten Zur Rettung Amerikas verkündete Präsident Ronald Reagan 1980 nach seinem Wahlsieg über Carter ein Programm der „nationalen Erneuerung“, die nur durch eine Rückkehr zu den „alten Werten“ erreicht werden könne. Er rief die Bevölkerung auf, durch Eigeninitiative und Eigenverantwortung ihr Schicksal selber zu bestimmen und nicht immer auf die Unterstützung des Staates zurückgreifen. Mit seiner Politik begünstigte Reagan aber nur die Reichen. Die Arbeitslosigkeit ging nicht zurück. Aber auch sein Nachfolger Bush änderte den Kurs nicht. Aussenpolitisch war die USA unter diesen beiden Präsidenten zur gesetzten 11/20/2006 19 Lernender.ch - Das Infoportal für Lernende Streitmacht Nummer 1 geworden, doch innenpolitisch war die USA instabil. In mehreren Städten kam es zu gewaltsamen Streiks. Ursache: soziales Elend. Wieder war die USA in einer Krise. Soll man wieder mit sozialen Staatsprojekten den Aufschwung erzwingen oder soll man durch Rückbesinnung auf die alten Werte wieder zur Ruhe kommen? Im Wahlkampfjahr 1992 gewann der demokratische Gegenkandidat Bushs Bill Clinton. Sein Motto war: „time for change“ 11/20/2006 20