Text & Fotos: Philipp Dickmann & Martin Hallmann Der Rubin-Prachtgurami Parosphromenus ornaticauda Das Rubinprachtguramimännchen, Parosphromenus ornaticauda, balzt in typischer Kopf-oben-Stellung das Weibchen an. Foto: M. Hallmann Schwarzwasserbach in Sarawak. Foto: M. Hallmann 22 Prachtguramis sind klein bleibende Labyrinthfische, die im Vergleich zu Kampffischen höhere Anforderungen an die Rahmenbedingungen bei der Haltung stellen. Der aquaristischen Verbreitung sind daher gewisse Grenzen gesetzt. Die Arten werden aber selbst in der IGL (Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische) nur von wenigen Spezialisten gepflegt und erfolgreich vermehrt. Prachtguramis stammen aus den Schwarzwasserbächen Südostasiens, und haben sich einen Lebensraum mit sehr weichem und mäßig saurem bis sehr saurem Wasser erschlossen.Dieser Gewässertyp ist vom Vorhandensein von Torfwäldern oder -sümpfen abhängig. STECKBRIEF Parosphromenus ornaticauda Rubinprachtgurami Foto: M. Hallmann ˘ Unterordnung: Anabantoidei ˘ Gattung: Parosphromenus Bleeker, 1877 ˘ Art: P. ornaticauda Kottelat, 1991 ˘ Synonyme: Keine ˘ Deutscher Name: Rubinprachtgurami ˘ Herkunft: Indonesien: Borneo, Kalimantan ˘ Größe: Bis zu 4 cm Länge. ˘ Verhalten: Innerartlich sind die Männchen unverträglich, zwischenartlich sind sie sehr friedlich. ˘ Haltung: Ein Aquarium ab 50 cm Länge genügt, versteckreich eingerichtet, für eine kleine Gruppe. Nur mit kleinen und friedlichen Fischen – nie mit anderen Prachtguramis – vergesellschaften! ˘ Wasser: pH-Wert zwischen 3,4 und 5,4, Härte 1 bis 5 °dGH, 0 °KH (!), Temperatur um 24 °C. ˘ Fütterung: Nimmt fast ausschließlich Lebend- und Gefrierfutter an! ˘ Vermehrung: Schwierig (s. Text); paarweise zur Zucht ansetzen. Die Eltern nach dem Freischwimmen der Jungen umsetzen. Salinenkrebsnauplien sind nur frisch geschlüpft als Erstfutter geeignet. Die Gattung Parosphromenus Prof. Dr. Peter Finke Die wirklich prachtvollen kleinen Fische dieser Gattung gehören zu den in ihrer Existenz am meisten bedrohten Labyrinthfischen. Sie leben nämlich hauptsächlich in Urwaldbächen Südostasiens (vor allem Malaysia, Indonesien, Borneo), die sehr saures, fast mineralstofffreies, durch Huminstoffe tief gefärbtes Wasser führen. Und die fast nicht zu stoppende Urwaldvernichtung in diesen Ländern, deren Hintergrund die dort herrschende Armut, aber auch Rücksichtslosigkeit und Unkenntnis sind, zerstört mit den Wäldern diese Biotope in rasender Eile. Lange Zeit kannte man nur eine Art, Parosphromenus deissneri. Erst fast hundert Jahre später kam mit P. paludicola eine zweite Art hinzu. Ab den siebziger und achtziger Jahren ging es dann Schlag auf Schlag. An dieser Entdeckungsgeschichte der letzten Jahrzehnte haben einige Enthusiasten der IGL einen hohen Anteil. Namen wie Dr. Foersch, Linke, Neugebauer und andere sind mit ihr auf Dauer verbunden. Heute kennen wir 18 Arten oder Formen. Leider müssen wir befürchten, dass gar nicht mehr alle Arten gefunden werden, bevor sie aussterben. „Paros“ sind bunte Zwerge mit hochinteressantem Verhalten, aber für das gewöhnliche Gesellschaftsaquarium sind sie nicht geeignet. Sie lieben kleine, dunkle, höhlen- und versteckreiche Aquarien ohne unruhige Gesellschaft, sehr mineralarmes, nahezu „destilliertes“ Wasser (andernfalls entwickeln sich die Eier nicht) und sie fressen nur kleines Lebendfutter. Deshalb sind diese Fische im Zoohandel kaum erhältlich. Aber: Es gibt im IGL-Forum eine Abteilung Parosphromenus, in der Paro-Freunde miteinander kommunizieren können. Lesen Sie mit und schreiben Sie mit! Seit Mitte 2005 existiert darüber hinaus eine Arbeitsgruppe, in der sich die Paro-Spezialisten zusammengeschlossen haben, um das Aussterben dieser fantastischen Fische wenigstens in unseren Aquarien aufzuhalten (s. „Der Makropode online“ 2005, Heft 7/8). Dafür suchen wir auch noch weitere Mitstreiter. Wer Interesse an Paros hat, sollte sich daher unbedingt bei mir melden; jede Zuschrift ist willkommen: Hyperlink „mailto: [email protected]“ Eine der Prachtfärbung der P. ornaticauda ähnelnde Farbverteilung und Zeichnung zeigt nur Nagys Prachtgurami, P. nagyi, von Cherating). Nagys Prachtgurami zeigt aber die für die P. bintan-Gruppe typische Kopf-unten-Balzstellung. Foto: M. Hallmann ˘ Anmerkungen: Junge Fische erwerben! Eine Vergesellschaftung ist problematisch. Zu P. bintan & P. deissneri siehe auch Aquarium live Heft 52002, S. 46-54, zu P. filamentosus Heft 6-2000, S. 38-41, und zu P. nagyi Heft 2-1999, S. 22-29. IGL-Kontakt/IGL-Geschäftsführer: Bernd Bussler, Max-Zelck-Str. 15, D-22459 Hamburg, [email protected] 23 Kleine Aquarien zur Pflege von Zwerglabyrinthfischen können durchaus dekorativ sein. Das englische Wort „peat-swamp“, wörtlich übersetzt „Torf-Schwamm“, beschreibt den Charakter des Hochmoors als Wasserspeicher anschaulich. Beim Weg des Wassers durch das Bodensubstrat wird ein Cocktail aus Tanninen, Fulvo-, Gerbsäuren sowie weiteren Keime hemmenden und färbenden Stoffen ans Wasser abgegeben. Torfsümpfe werden – wie überall – auch in Asien großräumig trocken gelegt und zu Kulturland gewandelt. Durch das Verschwinden des sauren Schwarzwassers sind diese spezialisierten Kleinfische extrem vom Aussterben bedroht. Aus der Spezialisierung auf diesen Gewässertyp ergeben sich Anforderungen an die Wasserqualität. Diese sind zur Erhaltung und vor allem zur Vermehrung zwingend einzuhalten. Ein weiterer „Knackpunkt“ bei der Pflege sind die hohen Ansprüche an die Ernährung. Prachtguramis nehmen generell fast ausschließlich Lebendfutter an. Nachdem der Vorstellung und Beschreibung von Prachtguramis in der Vergangenheit besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wird dieser Bericht neben dem Rubin-Prachtgurami selbst auch die erforderlichen Rahmenbedingungen zur dauerhaften Erhaltung und zur erfolgreichen Vermehrung beschreiben. Foto: M. Hallmann Wie empfindlich Prachtguramis sein können dokumentiert dieses Bild. Durch einen Transportfehler, einem Säuresturz im Wasser mit einem pH-Wert unter 4 wurden die Kiemendeckel dieses Prachguramimännchens stark verätzt. Foto: Dr. J. Schmidt Herkunft Parosphromenus ornaticauda wurde 1991 von Dr. Kottelat als neuer Prachtgurami aus dem Kapuas-Flusssystem in Westkalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, beschrieben. Horst Linke, Norbert Neugebauer und Ingrid Baer gelang kurz darauf, von einem Fundort bei Anjungan erstmals leben- 24 Die Weibchen der Prachguramis wirken wesentlich blasser als die Männchen. Hier ein Parosphromenus ornaticauda-Weibchen in der Normalfärbung mit den typischen beiden Längsstreifen, also außerhalb von Balz- oder Fortpflanzungsstimmung. Foto: Dr. J. Schmidt tiert. Im Sommer 2002 wurde P. ornaticauda von Fa. Glaser, leider ohne genaue Fundortangabe, in größerer Stückzahl eingeführt. In der Folge waren sie auch bei weiteren Händlern erhältlich. Eine Gelegenheit für engagierte Züchter, es mit diese kleinen Farbwundern zu versuchen. Aussehen Zur Balz färbt sich auch das Weibchen dunkler, die Längsstreifenzeichnung bleibt dabei aber sichtbar. de Fische dieser Art mitzu bringen. Häufig sind reisende Aquarianer, die solche kleine Raritäten in den Heimatgewässern fangen, sie lebend heim Foto: Dr. J. Schmidt bringen und somit der Aquaristik zugänglich machen. Nur sehr selten wurde danach dieser kleine Prachtgurami wieder impor- Der rote Fleck in der Schwanzflosse gab dem Fisch seinen deutschen Namen. Foto: G. Kopic Das Rubinprachtguramimännchen vor seiner Höhle. Die Art P. ornaticauda ist nach unseren Erfahrungen sehr homogen in Gestalt und Färbung. Es sind bisher keine deutlich abweichende Fundortvarianten bekannt. Lediglich die in der Literatur angegebenen Längenmaße sind für die über den Handel eingeführten Fische unzutreffend. Die Prachtguramis der ersten Lebendeinfuhr erreichten nach Angabe von Horst Linke und anderen Autoren eine maximale Körperlänge von 2,5 cm. Nach einer Mitteilung von Dr. Peter Bayer erreichen die von Olivier Perrin mitgebrachten P. ornaticauda ebenfalls nur diese geringe Körpergröße. Es sind folglich doch zwei gravierend unterschiedlich groß werdende Varianten bekannt, da die Fische aus dem Handel in beiden Geschlechtern 3,5 cm Körperlänge erreichten, bei P. Dickmann sogar bis 4 cm. Die einmalige Prachtfärbung der männlichen P. ornaticauda ist den Farbbildern zu entnehmen. Sie weicht von der aller sonstigen PrachtguramiTypen deutlich ab. Auch der Körperquerschnitt ist – im Gegensatz zum deutlich hochformatigen Querschnitt sonstiger Prachtguramis – annähernd kreisrund. Foto: G. Kopic 25 unter den gleichen Bedingungen erhalten und auch vermehren, so dass man von ähnlichen Ansprüchen der Fische ausgehen kann. Die F1-Fische (Nachzuchten der Wildfänge von O. Perrin) und die eigenen Nachzuchten stellten das Wachstum mit etwa 25 mm ein. Damit bleibt der Zwerg-Prachtgurami P. parvulus der kleinste Vertreter seiner Gattung. Beide Arten bilden eine, von allen sonstigen Formengruppen der Prachtguramis deutlich abweichende eigene Gruppe, die als P. ornaticaudaGruppe benannt wird. Geschlechtsunterschiede Zur Balz verlässt das Männchen seine Höhle, um gezielt Weibchen anzuschwimmen und zu versuchen, sie durch Führungsschwimmen in seine Höhle zu locken. Foto: Dr. J. Schmidt Ausgewachsene männliche RubinPrachtguramis und auch Zwerg-Prachtguramis besitzen bei Wohlbefinden eine zweigeteilte Körperzeichnung. Sie zeigen eine rot-orangefarbene obere Körperhälfte, die untere wird dunkelgrau bis schwarz. Auch männliche P. nagyi zeigen diese ungewöhnliche zweigeteilten Körperfärbung bei der Balz und lassen sich anhand dieses cha- den irisierenden weißen Flossensäumen des Männchens zu unterscheiden. Dies ist ebenfalls sehr ungewöhnlich und trifft nur für P. ornaticauda und P. parvulus zu. Bei allen anderen Prachtguramiarten zeigt das Weibchen bei der Balz und während des Laichens eine einfarbig helle Färbung. Diese ist komplementär zur dunklen, meist längsgestreiften Körper- bzw. Flossenfärbung der Männchen. Bei beiden Vertretern der P. ornaticauda-Gruppe werden, die üblicherweise bei Prachtguramis zur Balz und Laichakt sichtbar werdenden, senkrechten Augenstreifen ("Sexy Eyes") nicht gezeigt. Bei nicht ausgefärbten Fischen, und so werden sie uns im Händlerbecken meist begegnen, ist die Unterscheidung der Geschlechter generell nicht einfach. Die Weibchen zeigen eine etwas kürzere After- und Rückenflossen, einen pummeligeren Körperbau und niemals weiße Flossensäume. Sind die Fische verschreckt bzw. ohne Färbung, sollte man bei der Geschlechtsbestimmung von den irisierenden Flossensäumen der Männchen leiten lassen. Lebensraum Laichendes Paar in der Höhle. Ein naher Verwandter Nur zu einer bekannten Art, dem ebenfalls aus Kalimantan (Borneo) stammenden Zwerg-Prachtgurami, Parosphromenus parvulus, lässt sich ein enges Verwandschaftsverhältnis erkennen. Er zeigt ebensfalls die gleichen starken Abweichungen gegenüber den sonstigen hochrückigen Prachtguramis. Die nahe Verwandschaft zu P. ornaticauda zeigt sich durch die gleichartigen Prachtfärbungen, die bei beiden Geschlechtern hellen Rücken und dunkle Körperunterseiten zeigen. Allerdings ist P. parvulus gut zu unterscheiden, da der Habitus etwas weniger torpedoförmig und die Flossenzeichnungen deutlich anders sind. Martin Hallmann konnte P. parvulus 26 Foto: G. Kopic rakteristischen Merkmals von der P. bintan-harveyi-allani-Gruppe klar unterscheiden. After- und Rückenflosse von P. ornaticauda sind tiefschwarz gefärbt und zeigen breite, weiß bis fast ultraviolett irisierende Säume. Die ebenfalls weiß gesäumte Schwanzflosse zeigt die namensgebende (ornaticauda = Schwanzfleck) rote Flamme auf schwarzem Grund. Vermutlich stammt daher der Händlername Rubin-Prachtgurami. Beim P. ornaticauda-Weibchen erscheint in Balzstimmung zunächst eine helle, streifenlose Färbung. Beim Laichen wird jedoch eine, der Prachtfärbung des Männchens ähnliche, kräftige, zweigeteilte Zeichnung gezeigt. Die Geschlechter sind dann nur an der stärkeren roten Färbung und Der Rubin-Prachtgurami, P. ornaticauda, lebt in Schwarzwasserbächen und -flüssen. Die Art kommt endemisch in Borneo im Kapuas-Flusslaufgebiet vor. Um den Lebensraum der Prachtguramis zu verstehen, schauen wir uns den Querschnitt eines solchen Bachs im Detail an: Der Bodengrund des Bachbetts (strömender Bereich) besteht aus feinem Laterit-Sand, gelegentlich finden sich größere Steine oder Gehölz. Der Uferbereich besteht typischerweise aus einem von Pflanzenwurzeln befestigten Konglomerat aus Sand, Torf und Humus. Unterspülte Wurzeln der großen Uferpflanzen bilden höhlenartige Überhänge. Unterwasserpflanzen sind eher selten, in Überschwemmungsbereichen sind gelegentlich Cryptocorynen anzutreffen, ansonsten Gräser und Laubanschwemmungen. Parosphromenus-Arten siedeln an ruhigen, tieferen Uferabschnitten, in Deckung von Wassermoospolstern, Wurzelgeflechten von Bäumen oder unterhalb der überhängenden Grasnarbe. Bevorzugt werden leicht sonnenbeschienene Bereiche der ansonsten meist beschatteten Bäche. Die Lee-Bereiche etwa in der Innenkurve des Bachlaufs oder andere strömungsgeschützte Bereiche sind offenbar beliebte Aufenthaltsorte. Die Dichte an Arten und Individuen ist in diesen Gewässerabschnitten häufig extrem hoch. Hier leben verschiedenste Arten Rasboren, Barben, Welse, Halbschnäb- Das Weibchen nimmt die Eier vom Bauch des Männchens, um sie anschließend an die Höhlendecke zu kleben. ler, Grundeln, Dornaugen, klein bleibende Saugschmerlen-ähnliche (Parhomaloptera), schaumnestbauende und maulbrütende Kampffische. Meist sind es klein bleibende Arten, darunter viele beliebte Aquarienfische. Daneben sind in hoher Dichte Garnelen, Frösche, Kaulquappen sowie Schwimmkrebse zu finden. Die Nahrungsgrundlage für das Gros der Spezies sind sicherlich vor allem die Larvenstadien von Insekten und Krebstieren. Weiterhin gehen auch verschiedene Jäger wie Hechtköpfe, Luciocephalus sp., Schlangenkopffische, Channa sp., Grundeln, Elotris sp., Welse, Schildkröten und Schlangen ins Netz. Sehr ungewöhnlich ist, dass P. ornaticauda in direkter Nachbarschaft zu einem weiteren Prachtgurami, P. anjunganensis, gefangen wurde. Auch P. parvulus lebt im „Rehbach“ in Palangan syntop mit einer, den großen Prachtguramis zuzuordnenden, unbeschriebenen Art, P. sp. aus „Palangan. Offensichtlich leben die Arten jedoch nicht in direkter Konkurrenz. Es scheint, dass beide Arten der P. ornaticauda-Gruppe eine spezielle Ökonische erschlossen haben. Flachere Bereiche der Bachläufe sind das bevorzugte Habitat, während die anderen Prachtguramiarten tiefere Bereiche, bis 1,50 m Wassertiefe, besiedeln. Letztere sind dem Schwimmen im gering strömenden Freiwasser besser angepasst, hier werden sie einen gewissen Schutz vor Oberflächenjägern genießen und nur geringen Temperaturschwankungen ausgesetzt sein. Die spezifische Körperform von P. ornaticauda erleichtert jedoch die Bewegung in strömungsarmen, dicht verkrauteten Bereichen. Sie wirkt nicht Foto: G. Kopic ideal für den Aufenthalt im Freiwasser, daher scheint P. ornaticauda zur Besiedlung der für Paros sonst üblichen Habitate nicht prädestiniert. Im Aquarium erkennt man tatsächlich die besonders starke Bindung von P. ornaticauda ans Substrat. Nur zur Futteraufnahme und zur Balz wird die Deckung verlassen. Die Art muss sich aber auch höheren Temperaturschwankungen angepasst haben und ähnelt somit bezüglich der Einnischung den Vertretern der Gruppe der kleinen, roten, Schaumnester bauenden Kampffische um Betta coccina. Sie benötigen für Haltung und erfolgreiche Vermehrung ähnliche Rahmenbedingungen. Der Rubin-Prachtgurami besiedelt also stärker die seichte, verkrautete Grasschicht des Ufers. Diese für Prachtguramis ungewöhnliche Einnischung wurde in einer mündlichen Mitteilung von Dr. Ulrich Schliewen (Naturkundemuseum München, Kenner des Biotops) bestätigt. Da es sich für Parosphromenus um einen eher untypischen Lebensraum handelt, wurde diese Nische bisher kaum genauer untersucht. Haltung Parosphromenus ornaticauda ist in den Haltungsansprüchen keinesfalls deutlich schwieriger als andere Arten. Zwingend erforderlich ist zur Haltung von Prachtguramis ein ruhiger Standort des Aquariums, ebenso braucht der Pfleger eine gewisse Gelassenheit, da die Fische anfangs sehr scheu sein können. Aus der Beschreibung der Biotope lassen sich nun die wesentlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgversprechende Haltung ableiten. Wir bieten den Fischen ein nicht zu hohes LITERATUR Auch das Männchen klebt Eier ans Höhlendach. (Höhe 20 cm), kleines bis mittelgroßes Aquarium, mit klarem, sauberem Wasser, mit den Wasserwerten: 1 bis 3 °KH, pH-Wert 4,5 bis 6, bei einer Temperatur von 23 bis 26 ° C. Erstaunlicherweise ist reines Schwarzwasser nicht zwingend erforderlich, keimarm und nicht dauerhaft zu warm sollte es jedoch sein. Eine leichte Wasserumwälzung durch einen luftbetriebenen Schaumstofffilter oder eine Durchlüftung hilft die Wasserqualität zu sichern. Hierbei ist zu beachten, dass Prachtguramis starke Strömungen nicht mögen, daher ist der schwache Filterauslauf der Blubberfilter an der Wasseroberfläche optimal. Ein Teilwasserwechsel von circa 25 % des Inhalts mit gleichartigem Wasser alle drei bis vier Wochen ist zu empfehlen. Größere Aquarien können natürlich mit Bodengrund und Bepflanzung eingerichtet werden. Foto: G. Kopic Eine relativ sparsame Einrichtung mit einer Steinplatte als Bodengrund, einer Auflage von einigen abgestorbenen Eichen- oder Rotbuchenblättern sowie eine Moorkienwurzel haben sich bewährt. Die Wurzel kann mit Javamoos oder Javafarn durchaus dekorativ bepflanzt werden. Eine Schwimmpflanzendecke vermittelt den scheuen Fischen Sicherheit. Als Unterstand und als potenzielle Bruthöhle werden Bambusröhren, halbe Kokusnussschalen oder ähnliches eingebracht. Die tote organische Masse bewirkt eine mäßige Ansäuerung und Pufferung des weichen und damit labilen Wassers gegen pH-Wert-Schwankungen. Eine nicht zu starke Beleuchtung hat sich als vorteilhaft erwiesen. Legt man keinen Wert auf die Vermehrung der Prachtguramis, so empfiehlt sich eine Vergesellschaftung geradezu, da sie den Verstecke liebenden Fischen Rubinprachtguramimännchen zeigen sich fast ständig in Prachtfärbung. Foto: M. Hallmann 28 Dickmann P. 1994. Beobachtungen des Verhaltens von Parosphromenuns anjunganaensis und von Prachtguramis allgemein. Der Makropode 16(11/12), 99-100. Dickmann P. 1998. Wie gefährdet sind verschiedene Labyrinthfische? Waldschadensbericht Südostasien. Der Makropode 20 (9/10), 110. Dickmann P. 1998. Wie gefährdet sind verschiedene Labyrinthfischarten II? Der Makropode 20 (11/12), 140. Dickmann P. 1999. In wieweit sind stark vom Aussterben gefährdete Arten durch Zuchtprogramme der IGL/CIL/IAA abgedeckt? Der Makropode 21(11/12), 128-130. Finke, p. [email protected] Foersch, W. 1974. Beobachtungen bei der Zucht von Parosphromenus deissneri. DATZ 27(10 & 11), 338-343, 372-374. Hallmann, M. 2001. Malaysia 2000. Der Makropode 23(3/4), 46-50. Kopic, G. Günter Kopic’s Internetseiten www.guenter-kopic.de die Scheu nimmt. Schwimmen weniger zurückhaltende Fische im freien Wasser, werden auch Prachtguramis zunehmend ihre Verstecke verlassen und im Vordergrund des Aquariums erscheinen und sich nicht mehr durch ein Herantreten des Betrachters erschrecken lassen. Erst, wenn die Begleitfische sich verstecken, ergreifen auch unsere Parosphromenus die Flucht. Die Gesellschaft schnell schwimmender, friedlicher Fische als Gefahrenanzeiger wird sicherlich auch im Biotop für die Parosphromenus ein wichtiger Schutzfaktor sein. Durch die passende Vergesellschaftung erfüllen wir uns einen wichtigen Wunsch, die sonst zu scheuen Prachtguramis nun als Aquarienfische beobachten zu können. Natürlich eignen sich nicht alle kleinen Fische zur Vergesellschaftung. Sie sollten möglichst noch kleiner sein, nicht zu hektisch und die den Prachtguramis zuträglichen Wasserwerte vertragen. Weiterhin müssen die eher zurückhaltenden Prachtguramis ausreichend an Futter gelangen können. Kleine, ruhige Bärblinge oder junge, rote Kampffische sind gute Begleitfische. Eine geringe Anzahl von etwa fünf Fischen ist erfahrungsgemäß besser als ein großer Schwarm. Die Paros müssen eben die „Hauptfische“ des Aquariums sein. Es lassen sich durchaus auch P. bintan und P. ornaticauda in einem größeren Gesellschaftsaquarium gemeinsam mit friedlichen, kleinen schaumnest- bauenden Kampffischen wie Betta persephone pflegen. In sehr großen Aquarien gehen die Prachtguramis verloren. Prachtguramis dürfen nicht zu Beifischen „degradiert“ werden, dann werden sie vielfach die Ausfärbung und das reizvolle Balzverhalten vermissen lassen. Ein kleines Artaquarium oder eine Vergesellschaftung mit wenigen kleinen Beifischen ist die beste Alternative. Solche Aquarien können eine äußerst harmonische Wirkung auf den Betrachter ausüben. Ernährung Die optimale Fütterung der Fische scheint eine zentrale Bedingung für einen Zuchterfolg zu sein. Während Jungfische mit Artemia-Nauplien nicht schwierig aufzuziehen sind und auch halbwüchsige Fische keine Mängel bei ausschließlicher Fütterung mit Artemien zeigen, muss beim Zuchtversuch mehr Aufwand getrieben werden. Ansonsten werden die Weibchen keinen oder nur einen geringen Laichansatz bilden. Geeignete Futtermittel sind nur kleine, lebende Futtertiere wie Schwarze, Weiße und notfalls auch Rote Mückenlarven oder Moina-Krebschen. Futter aus dem Tümpel und Tubifex werden ebenfalls gerne genommen. Tubifex sterben jedoch im für die Zucht sauren Wasser sehr schnell ab und verunreinigen dann das Wasser erheblich. Wer Parosphronemus erfolgreich pflegen und vermehren möchte, sollte sich Moina – die kleinen japanischen Wasserflöhe – besorgen. Ansätze sind bei Vereinen und im Handel erhältlich; es ist relativ einfach, mittels Hefefütterung genügend Futterkrebse zu produzieren. Dieser Kleinkrebs enthält, im Gegensatz zu Daphnia, offenbar genug Nährstoffe, um kleine Labyrinther wie Prachtguramis und Kampffische aufzuziehen und zu erhalten. Paar des nahe verwandten Zwergprachtguramis, Parosphromenus parvulus, bei der Balz. Foto: M. Hallmann Um einen ausreichenden Laichansatz des Weibchens „anzufüttern“ kann es sinnvoll sein, das Weibchen bei reichlicher Fütterung eine Woche vor dem Männchen einzusetzen oder in Gesellschaft einer Gruppe zu füttern. Auch hat es sich gezeigt, dass eine Fütterung jeden zweiten Tag einen besseren Laichansatz bringt, da die Fische dann offensichtlich mehr Futter aufnehmen. Aufgrund des Vergleichs musste festgestellt werden, dass sowohl P. ornaticauda als auch P. parvulus bei der Auswahl des Laichsubstrats wählerisch sind. Während sämtliche größeren Vertreter der Gattung in den Kopic’schen Tonhöhlen, Tonröhren, 1/4 Kokosnussschalen oder schwarzen Filmdosen laichen, ist P. ornaticauda sehr anspruchsvoll. Bei den ersten Zuchtversuchen konnten immer wieder Eier im Java- moospolstern und sogar an der Frontscheibe klebend entdeckt werden. Zeitweilig wurde auch einfach unter Laubblättern gelaicht. Verkrautungen aus dichtem Laub und Gras oder Wurzeln werden analog zum natürlichen Lebensraum aufgesucht. Die Eier wurden durch das Männchen bewacht, aber häufig umgebettet, dabei gingen offensichtlich sehr viele, der ohnehin wenigen, Larven verloren. Dass die Brutstätte nicht optimal war, zeigte sich durch die sehr geringe Anzahl der Nachkommen. Nach bescheidenen Nachzuchterfolgen kam der Erfolg durch einen Tipp von Bernd Bussler zur optimalen Bruthöhle: etwa 10 cm lange und 12 mm enge, auf dem Boden liegende Kunststoffröhrchen. Von den Fischen werden Röhren mit einer verschlossenen Seite bevorzugt angenommen. Die PVC-Rohre werden als Elektro-Leerrohre mit 1,5 cm Außendurchmesser angeboten. Kunststoff- Mit den sogenannten „sexy eyes“ einem senkrechten Balken durch die Iris zeigen Prachtguramis dem Geschlechtspartner die Paarungswilligkeit an. Text text text text text text text text text text text text text text text Höhlen als Brutstätte 29 Text text text text text text text text text text text text text text text röhren stehen im Habitat sicherlich nicht zur Verfügung, entsprechen aber offensichtlich den Eigenschaften einer günstigen Brutstätte. Die Höhle muss aus einem engen Spalt bestehen, in dem die Umschlingung und ein Drehen der Fischkörper eben noch möglich ist. Eine solche Höhle bietet vermutlich zudem beste Versteckmöglichkeiten und optimale Verteidigungschancen. Sie bietet Schutz vor Fressfeinden, Laichräubern und konkurrierenden Artgenossen. Im Habitat werden umgeknickte Schilfstängel, Bambusröhren oder ähnliche, enge Höhlungen besetzt. Nach dem Laichen steht das Männchen, den Kopf aus der Röhre streckend, im Höhleneingang. 30 Wasserparameter zur Zucht Wir haben positive Erfahrungen mit weichem Wasser mit Werten um pHWert 5-6, bei 0-1 °KH und 1-3 °dGH gemacht. Auf geringfügig höhere Werte wird nicht negativ reagiert. Am besten verwendet man mit Torf oder Laub aufbereitetes Regenwasser oder verschnittenes destilliertes Wasser. Zusätzlich kann Eichen- und Torfextrakt genutzt werden. Die Wassertemperatur sollte zwischen 24 und 26 °C liegen. Zur Zucht hat sich eine kurzfristige Temperaturerhöhung auf 30-32 °C, bei guter Sauerstoffversorgung, offensichtlich als positiv erwiesen. Die hohe Temperatur wurde nicht willentlich erreicht, sondern war durch die Hitzewellen des Sommers 2002 bedingt. Diese überraschend hohen Temperaturen können in den flachen „Pfützen“ der Lebensräume bei Sonneneinstrahlung schnell auftreten. Sehr hohe Temperaturen bedeuten jedoch auch bei Prachtguramis sprichwörtlich das „Spiel mit dem Feuer“. Während ihre sexuelle Aktivität bei knapp über 30 °C maximal ist,ist die Belastung für den Organismus der Fische sicherlich hoch. Auch laufen biologische Prozesse – die Sauerstoffarmut im Aquarium verursachen können – rapide ab und können zum Verlust der Fische führen. Bei den kleinen und damit labilen Wassermengen muss der Aquarianer sehr umsichtig sein. Ansatz zur Vermehrung Es können durchaus 20 bis 40 l-Artaquarien verwendet werden, welche wie unter dem Punkt Haltung geschildert eingerichtet werden. Es sollte möglichst nur ein Paar eingesetzt werden. Im Idealfall wurden die Fische zuvor in größerer Gruppe oder passender Gesellschaft gehalten. Durch die Konkurrenz gehen sie sehr gut ans Futter und die Weibchen sind laichreif. Schon nach einem oder zwei Tagen wird man bei guter Fütterung das Männchen bei der Balz in prächtiger Färbung beobachten können. Wichtig sind ausreichend Versteckmöglichkeiten für das Weibchen zu schaffen und dafür Sorge zu tragen, dass es genug Futter bekommt. Jahrelang bereitete die Nachzucht aber prinzipiell große Probleme, Nachzuchten mit ein bis drei Jungtieren waren schon ein Erfolg. Neben der angemessenen Fütterung sind noch weitere Rahmenbedingungen förderlich oder sogar notwendig: – Strömungsreduzierung: Gute Erfahrungen als Auslöser des Balzens und Laichens wurden durch zeitweiliges Abstellen des Filters gemacht. – Teilwasserwechsel mit kühlem, weichem Wasser scheinen ebenfalls sexuell zu stimulieren – wie auch bei anderen Labyrinthfischen. Der vielfach beschriebene Effekt entsteht durch die Veränderung der Wasserparameter und Aufheizung. Verwendet werden kann 20 °C kühles Klarwasser mit pH-Wert um 5,5. Dies simuliert die typische saisonale Veränderung im Biotop, wenn nach längerfristigen Regenfällen die Schwarzwasserbäche die Ufer überfluten. In der folgenden Periode trocknen diese Schwemmwiesen teilweise wieder ein, wobei eine erhebliche Erwärmung des flachen, fast stehenden Wassers feststellbar ist. Im heißen Sommer 2002 wurde einmal knapp 30-32 °C im Wasser gemessen. Bei diesen hohen Temperaturen gelang es, innerhalb kürzester Zeit mehrfach bis 60 Jungfische zu erzielen. – Wechsel von Phasen mit schwacher Fütterung (Moina sp.) zu kräftiger und gehaltvoller Kost (Weiße Mückenlarven). Balz, Laichakt und Brutpflege In besonderer Weise versuchen Männchen bei der Balz und Kommentkämpfen durch Größe und Leuchtkraft zu beeindrucken. Man sollte sich die Wirkung des hier beschriebenen Effekts im colafarbenen Schwarzwasser, bei annähernd einachsiger, senkrechter Lichteinstrahlung der steil stehenden Tropensonne vorstellen: Der Körper des Männchen wird bei der Balz und bei Imponierkämpfen häufig in schräge Schwimmlage in Kopf-oben-Stellung positioniert. Hierdurch werden die leuchtenden, weißen Flossensäume des Männchen effektiv „in Szene“, sprich in Reflektion, gesetzt. Bei senkrechter Lichteinstrahlung im Schwarzwasser ist der in normaler Schwimmhaltung befindliche Fisch gut getarnt, da er weder von oben noch von seitlich gut zu erkennen ist. Durch eine Drehung der irisierenden Farbflächen der gespreizten Flossen in die Sonne, gibt das Männchen nur für einen kurzen Moment seine Tarnung auf. Im Habitat für das Weibchen und im Aquarium auch für den Beobachter ein beeindruckendes Schauspiel. Manchmal beschränkt sich das Männchen nicht nur auf die geschilderte Schräglage bei gleichzeitigem Flossenspreizen. Häufig saust es „wie wild“ kreisförmig oder im Zick-zack um das wie erstarrt wirkende Weibchen. Parosphromenus ornaticauda zeigt nach bisherigen Beobachtungen als einziger Prachtgurami diesen Balztanz. Dieser läuft in einem beeindruckenden Tempo ab, so dass mitunter Kollisionen vorkommen können. Nach dieser beeindruckenden Balz, die durchaus zwei bis drei Tage dauern kann, folgt das Weibchen dem Männchen in die Bruthöhle. Hier werden beim typischen Umschlingen der Partner bis zu 25 Eier gelaicht und an die Höhlendecke geheftet. Das Männchen bewacht die Brut bis zum Freischwimmen, bei 25 °C bis zu neun Tage lang. Die Pflege des Männchens, welche im Wesentlichen im Zufächeln von sauerstoffreicherem Wasser und gelegentlichem Umbetten des Laichs oder der Larven besteht, scheint unerlässlich zu sein. Gelege, welche vor Freischwimmen der Brut entfernt wurden, entwickelten sich, unter sonst identischen Bedingungen, schlechter oder gar nicht. Die beste Ausbeute bei der Aufzucht ergibt sich durch Entfernen der Brutröhre unmittelbar vor Freischwimmen der Jungfische und Überführung in identisches Wasser. Die Larven haften extrem fest, so dass die Röhre dem Aquarium entnommen werden kann. Ebenso können natürlich die Elternfische umgesetzt werden. Der Aquarianer muss hier ein wenig experimentieren. Ein Sonderling unter den Prachtguramis Parosphromenus ornaticauda weicht deutlich von anderen Prachtguramis ab; nur zu P. parvulus lässt sich eine nähere Verwandtschaft erkennen. Neben den schon erwähnten Abweichungen in Erscheinungsbild und Färbung scheinen uns auch das abweichende Balzverhalten mit der Kopf-oben-Haltung und das spezielle Schwimmverhalten bemerkenswert. Interessierte und engagierte Aquarianer sollten es mit der Pflege dieser kleinen Juwelen versuchen. Wer bereit ist, den Anforderungen der Prachtguramis mit einem kleinen 20 bis 40 l fassenden Art- oder Artenaquarium nachzukommen, wird mit einem wahren Feuerwerk an Farben und interessanten Verhaltensweisen belohnt werden. Die Vermehrung und Erhaltungszucht gilt als hohe Schule der speziellen Aquaristik. Tatsächlich sollte sie bei entsprechender Gestaltung der Aquarien auch ohne große Mühe gelingen können.