PASSIVHAUS MACHT SCHULE Montessorivolksschule in Aufkirchen mit Turnhalle und Hausmeisterwohnung Bauherr: Montessoriverein Erding e.V., D - 85435 Erding Architekten: Walbrunn Grotz Vallentin Loibl Architekten, D - 85461 Emling Haustechnik: Ingenieurbüro Lackenbauer, D - 83278 Traunstein Tragwerkplanung: G. Jochum, D - 82239 Alling 1) ENTWURF Einen Lebensraum für Kinder zu schaffen, dieses Ziel haben sich die Architekten bei der Planung der neuen Montessori Grund- und Hauptschule in Aufkirchen gesetzt. Der Entwurf zeigt ein aus dem Boden wachsendes zweigeschossiges Gebäude mit geschwungenem Gründach und organisch geformtem Grundriss. Das lichtdurchflutete, freundliche Gebäude lädt die Kinder aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ein, sich im Schulalltag und auch in der Freizeit wohl zu fühlen. Trotz der architektonisch anspruchsvollen Gestaltung muss sich das Gebäude den Gesetzen der Wirtschaftlichkeit unterordnen und sich exakt an die Finanzierungsvorgaben der Regierung halten. Die reinen Baukosten werden etwa 5 Mio. Euro betragen. In diesem Rahmen wird auch eine energiesparende Bauweise in Passivhausqualität umgesetzt. Haupteingang Das markante Dach fügt sich harmonisch in die Geländeform ein, die unterschiedlichen Raumhöhen gehen durch die Wölbungen stufenlos ineinander über. Durch die komplette Form entstehen im Verhältnis zum umbauten Raum geringe Außenflächen, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt und zudem Energie spart. Ansicht von Südwesten Durch das bis zum Boden reichende Dach entstehen nur zwei Außenfassaden. Die Südostseite öffnet sich zu Eingangsbereich und Pausenhof, die Nordwestseite zeigt in die freie Landschaft. Der Eingang der Schule wird mit einer durch die Fassade geschobene Rotunde und einer Leitwand markiert, die den Zuweg begleitet. Hinter dem Eingang öffnet sich die bis unter das Dach reichende Aula. Der angrenzende Speiseraum fungiert auch als Schülercafe. Die Aula kann über mobile Trennwände in die Turnhalle und den runden Mehrzweckraum erweitert werden. Bei großen Veranstaltungen wird die halbgeschossig nach unten versetzte Turnhalle durch eine mobile Zuschauertribüne, die von der Aulaebene auf die Turnhallenebene reicht, umfunktioniert. Unmittelbar an die Aula schließt sich der Klassentrakt an. Er beherbergt im Erdgeschoss die sechs Hauptschulklassen mit Fachräumen und im Obergeschoss die vier Grundschulklassen mit Fachräumen und Verwaltungsbereich. Diese Flexibilität und die zahlreichen Oberlichter in Dach und Zwischendecken schaffen einen durchlässigen Raumeindruck mit vielfältigen Sicht- und Lichtbeziehungen. Die Vernetzung von Innen und Außen entspricht wie viele Details den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik, mit der sich die Architekten durch Hospitationen in Grund- und Hauptschule intensiv auseinandergesetzt haben. Innenraumansicht Aula 2) KOSTENDECKELUNG DES GEFÖRDERTEN SCHULBAUS Der Montessoriverein hat durch eine geänderte Gesetzeslage die Möglichkeit bekommen, einen vom Freistaat Bayern geförderten Schulneubau realisieren zu können. Die Förderung erfolgt wie beim staatlichen Schulbau und umfasst damit 80 % der Baukosten. Die restlichen 20% sind dabei von dem Träger selber aufzubringen. Die Regierung fördert bei einem zu genehmigenden Raumprogramm die Nutzungen mit einem festgelegten Kostenansatz. Dieser Kostenansatz orientiert sich dabei an einem Mindeststandard von konventionell erstellten Schulneubauten. Voraussetzung ist dabei eine Vergabe- und Abrechnungspraxis wie bei anderen öffentlichen Bauten auch (öffentliche europaweite Ausschreibung, VOB-gerechter Planungs- und Bauablauf). Nachdem der Montessoriverein nicht mehr als die 20% Eigenanteil finanzieren kann, war eine Kostendeckelung in Höhe der förderfähigen Kosten bindend für die Planung und Umsetzung des Neubaus. Der Passivhausstandard war somit zu den Kosten eines konventionellen Baues zu realisieren. Eventuell entstehende Mehrkosten waren durch Einsparungen zu kompensieren. 3) DAS ENERGETISCHE KONZEPT Die Montessorivolksschule in Aufkirchen ist voraussichtlich die erste zertifizierte Passivhausschule in Deutschland, die als Neubau verwirklicht wird. Die kompakte Außenhülle wird hochwärmegedämmt unter verwendung von passivhaustauglicher Verglasung und Passivhausfenster. Die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung versorgt das Schulgebäude und die Turnhalle mit der nötigen Frischluft. 3.1) Zonierung und Kompaktheit als Aspekte des Passivhausstandards Nur bei einem sehr kompakten Baukörper sind große Gebäude energieeffizient und kostengünstig zu realisieren. Mehr als zwei Geschosse waren an diesem Standort städtebaulich nicht vertretbar, da das Grundstück am Ortsrand einer kleinen Gemeinde liegt. Beim Entwurf wurde von Anfang an mit einer zweibündigen Anlage, die einen tiefen Baukörper erzeugt, gearbeitet. Sich daraus üblicherweise ergebende Nachteile in der Belichtung wurden jedoch von Anfang an kompensiert bzw. aufgefangen durch eine großzügige Dachverglasung (Sheds) in den Kernbereichen (über dem Flur OG – siehe auch Baustellenfoto Flur OG). Durch die Oberlichtsheds mit den darunter liegenden Lufträumen wird nicht nur ein lichtdurchfluteter Bereich geschaffen, sondern auch eigene räumliche Qualitäten geschaffen (Schule auch als Ort der Selbstbesinnung). Innenraumansicht Klassentrakt Flurbereich OG Eine konsequente Zonierung war hierfür Grundvoraussetzung. Der Baukörper muss dazu eine prinzipielle Nord-Südausrichtung aufweisen, um den Haupträumen den Großteil der solaren Gewinnen zukommen zu lassen und untergeordnete Räume nach Norden orientieren zu können. Bei einer Tiefe von ca. 20 bis 28 Metern wurde folgende Zonierung vorgesehen: Südseite: Mittelzone: Nordseite: Klassenräume, Mehrzweckraum, Aula Erschließung, Neben- und Abstellräume Fachräume, Verwaltung Alle Klassenräume erhielten eine direkte Verbindung zum Schulgarten, da auch die Klassenräume im Obergeschoss über Rettungstreppen einen jeweils eigenen Zugang nach unten bekamen. Die Außentreppen sind zudem auch Teil des Brandschutzkonzeptes und somit eine sehr vorteilhafte Lösung. Die gleiche Situation findet sich im Obergeschoss auch in den Fachräumen für Zeichnen und Musik und dem Raum für Mittagsbetreuung. Um die Kompaktheit zu erhöhen lagert die Einfachturnhalle mit der Längsseite direkt an der Aula an. Die Verbindung mit der Aula (große Öffnung mit einer mobilen Trennwand) gibt vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, wie größere gemeinsame Veranstaltungen, Schulfeste, Aufführungen. All dies sind Elemente, die die Montessoripädagogik unterstützen. 3.3) Abstimmung von tragender Konstruktion und Außenhülle Die Art der Bauweise für die tragende Innenkonstruktion wurde sehr früh zu Gunsten eines Massivbaues entschieden. Die Anforderungen an den Schallschutz und den Brandschutz sind mit einem Massivbauweise besser bzw. kostengünstiger zu lösen. Auch der Vorteil einer großen Speichermasse ist für das energetische Konzept und das Innenraumklima (Winter und besonders im Sommer) wichtig. Neben der Ausführung des Kellers mit wasserundurchlässigem Beton, sind alle Innenwände und die Decken in Sichtbeton ausgeführt. Dadurch wirkt das Gebäude klar und entmaterialisiert, unnötige Zugaben werden vermieden. Im Hinblick auf die Unterhaltskosten wird sich diese Ausführung als sparsame Lösung erweisen. Stahlbeton als Sichtbeton Stahlbetonskellet vom Kran Die Außenhülle war von Anfang an als Holzbau geplant, da hierbei der Wärmeschutz besser und kostengünstiger herzustellen ist. Die Vorfertigung schafft dabei noch einen Zeitvorteil. Soweit möglich wird Holz nicht nur bei der Fassade sondern auch im Innenausbau eingesetzt. Die Kombination von Stahlbeton mit Holz schafft dabei eine heimelige Atmosphäre. Aufstellen der Holzbauelemente Dach Durch den Einsatz der Mischbauweise werden die jeweiligen Vorteile von Beton und Holz bestmöglich ausgenutzt. Die Innenwände sind weitgehend tragend ausgebildet und schaffen mit den tragenden Außenwänden in Holzbauweise ein Grundgerüst. Auf eine Sekundärkonstruktion wird bewusst verzichtet, um ein möglichst weit spannendes Dachtragwerk zu erhalten. Diese großen Spannweiten führen zu einer sehr effektiven Konstruktionen. Die Zwischenräume der Dachträger werden mit Zellulose gedämmt. Die statische Höhe schafft Raum für die beim Passivhausstandard benötigte Wärmedämmung. Nachdem die horizontalen Flächen den größten Anteil an der Außenhülle stellen (Dach- und Bodenflächen), konnte so kostengünstig ein hervorragender Wärmeschutz hergestellt werden. 3.4) Die Anforderungen an die einzelnen Bauteile der Außenhülle Der Wärmeschutz der Außenhülle wird maßgeblich durch die guten Dämmwerte des Daches bestimmt. Weiterhin wurde eine Perimeterdämmung unter der Bodenplatte vorgesehen, um den Bodenaufbau unter bauphysikalischen Gesichtspunkten zu optimieren. Es wird eine 3-fach Verglasung eingesetzt. Der hohe finanzielle Aufwand der Verglasung resultiert allerdings aus den Sicherheitsanforderungen für den Schulbau, die auch bei einer 2-fach-Verglasung anfallen. Auch die Belange der Verschattung sind zu berücksichtigen. Eine genaue Untersuchung der umgebenden Bäume und Bebauung, die Ausführung der Leibungen etc. wurde vorgenommen, um die solaren Gewinne festzulegen. Als Fenster werden passivhaustaugliche Fensterkonstruktionen verwendet werden, die einen gedämmten Rahmen aufweisen. Für den Nachweis als zertifiziertes Passivhaus gilt es allerdings Fensterkonstruktionen mit einem stärkeren Rahmen (von ca. 12 cm Stärke) zu verwenden. Die passivhaustauglichen Fenster sind auch bauphysikalisch vorzuziehen, da dabei jeglicher Tauwasseranfall auf der Innenseite vermieden werden kann. Fensteranschluss/Pressleistenkonstruktion im Sockelbereich Die Festverglasungen in der Pfosten-Riegel-Konstruktion werden ebenfalls mit einem passivhaustauglichen System hergestellt, die ein gedämmtes Profil aufweisen. Eine perfekt hergestellte Luftdichtigkeit ist Voraussetzung für den Passivhausstandard. Für den Holzbau ist sie zudem eine Qualitätskontrolle für die Vermeidung von Konvektionsschäden. Beim erfolgten Luftdichtigkeitstest (Die Ausbauarbeiten waren noch nicht begonnen, Fenster und Verglasung waren schon eingebaut) ist folgender Werte erreicht worden: n50 = 0,09 1/h (bezogen auf das tatsächliche Innenraumvolumen) Der auch für ein Passivhaus gute Wert für die Luftdichtigkeit, erklärt sich zum einen aus den großvolumigen Räumen, zum anderen allerdings auch aus der konsequenten Detailplanung und Bauleitung, die neben den gestalterischen Aspekten auch technische Seiten der Ausführung berücksichtigt. Nach dem PHPP ergibt sich somit ein Heizwärmebedarf von 11,2 KWh/m²a. Bei der gewählten Bauweise war ein absolut wärmebrückenfreies Bauen nicht realisierbar. So schaffen die Stahlbetonwände an ihren Auflagerstellen an die Bodenplatte Wärmebrücken, die Berechnungsverfahren berücksichtigt werden müssen. Weiterhin gibt es statisch hochbelastete Bereiche im Bereich von Auflagern, die große Brettschichtholzquerschnitte nötig machen. Dort wurde durch eine Überdämmung Abhilfe geschaffen. Der Fensteranschluss ist im Wandbereich ohne jegliche Wärmebrücke möglich, im Bereich der Pfosten-Riegel-Konstruktion ergeben sich etwas schlechtere Werte, die allerdings in der Gesamtbilanz berücksichtigt wurden. Der Aufwand für wärmebrückenfreies Bauen, sollte bei einem größeren (und damit auch kompakten Gebäude) in einem sinnvollen und (vor allem bauphysikalisch nötigen) Maße betrieben werden, da der Kosten-Nutzenaspekt auch hierbei ständig mitspielt. Folgende Bauteil-Aufbauten werden realisiert: Außenwände: Aufbau von innen nach außen: 1. Anstrich 2. Gipsfaserplatten, 15 mm 3. OSB-Platte (luftdichte Ebene), 22 mm 4. Sperrholzplatten mit 4 cm Stärke mit Dämmung/Zellulose WGL 040, 220 bis 280 mm 5. Unterdeckplatte(winddichte Ebene), 16 mm 6. Luftlattung, 60 mm 7. Holzschalung, 24 mm mittlere u-Wert: 0,18 W/m²K Der mittlere u-Wert hat damit bei einem Wert der für ein besseres Niedrigenergiehaus im Wohnungsbau angesetzt wird. Dach: 1. Trägerplatte mit Holzlattung, 65 mm 2. Luftlattung, 60 mm 3. OSB- Platten (luftdichte Ebene), 25 mm 4. Feuchtadaptive Dampfbremse 5. Holzstegträger mit Dämmung/Zellulose WGL 040, 401 mm 6. OSB-Platte, 25 mm 7. Notabdichtung als PVC-Bahn 8. EPDM-Abdichtung 9. Schutzmatte 10. Begrünung, 100 mm mittlere u-Wert: 0,10 W/m²K Boden: 1. Linoleum mit Kleber, 5 mm 2. Zementestrich 60 mm 3. Trennlage 4. Dämmung - expandiertes Polystyrol WGL 040, 120 mm 5. Feuchtigkeitssperre 6. Bodenplatte Stahlbeton, 300 mm 7. PE-Folie 2-fach 8. Perimeterdämmung – extrudiertes Polystyrol wlg040, 120 mm 9. Sauberkeitsschicht, 50 mm mittlere u-Wert: 0,14 W/m²K Verglasung: 3-fach – Verglasung g-Wert: 53 % nach DIN u-Wert: 0,70 W/m²k nach DIN Fensterkonstruktionen: Wärmegedämmte Fensterprofile - Öffnungsflügel: u-Wert: 0,78 W/m²K Wärmegedämmte Profile - Klemmkonstruktion: u-Wert: 0,80 W/m²K 3.5) Abstimmung mit der Haustechnik Die im Passivhausstandard prinzipiell notwendige kontrollierte Lüftung, ist besonders im Schulbau schon in der Entwurfsphase zu berücksichtigen, da erhebliche Dimensionen der Leitungen vorliegen. Diese Anforderungen mussten konzeptionell eingebunden werden. Alle Räume werden über den Kernbereich haustechnisch angebunden. Der horizontale Verzug der Leitungen findet in der Installationsebenen über den abgehängten Decken der Kernzone des Gebäudes statt. Die Nutzungen der Nebenräume (Abstell- und Sanitärräume) lassen die niedrigeren lichten Höhen zu. Weiterhin liegen hier alle Räume, die eine Abluftleitung brauchen, konzentriert. 4) DAS HAUSTECHNISCHE KONZEPT 4.1) Lüftung im Schulbau Fenster auf ! - Dieser Weckruf dürfte vielen noch aus der eigenen Schulzeit in Erinnerung sein. Kein Wunder, bei 30 Personen und mehr in einem Raum, in dem kein kontinuierlicher Luftaustausch stattfindet. Doch trotz persönlicher Erfahrungen und deren wissenschaftlicher Bestätigung [z.B. SIA 1992] ist in Schulneubauten die herkömmliche Fensterlüftung noch immer Stand der Technik. Die Vorbehalte gegenüber den Klimaanlagen der Vergangenheit sind nachvollziehbar. Sie beruhen einerseits auf den hohen Investitions- und Betriebskosten und andererseits auf den schlechten Erfahrungen mit dem hygienischen Betrieb der Klimaanlagen. Doch die Randbedingungen haben sich geändert: Hocheffizient gedämmte und verglaste Gebäude ermöglichen eine wesentliche Vereinfachung der Heizungstechnik und verbessern bei sorgfältiger Planung auch den sommerlichen Wärmeschutz. Auch die Lüftungstechnik hat mit passivhaustauglichen Komponenten einen wesentlichen Qualitätssprung erreicht. Dies ermöglicht bei sorgfältiger Planung weniger, dafür aber bessere Haustechnik, die sich in der Erstinvestition nahezu kostengleich und im weiteren Betrieb der Anlage sogar kostenmindernd auswirkt. Dies bestätigt die Kostenverfolgung dieses Projektes. Der Schulneubau im Passivhausstandard kostet nicht mehr als vergleichbare Schulneubauten und wird ohne zusätzliche Förderung im Rahmen der kostengedeckelten Schulbaurichtlinien finanziert. 4.2) Auslegung der Lüftungsanlage Im Bereich von Aufenthaltsräumen ohne besondere Freisetzung von Arbeitsstoffen ist ein hygienischer Höchstwert von 1500ppm CO2 anzustreben, und eine maximale Arbeitsplatzkonzentration [MAK] von 5000ppm zwingend einzuhalten [DIN 1946]. Herkömmliche Fensterlüftung hält die MAK-Forderung ein, überschreitet den hygienischen Grenzwert aber während 70% der Schulzeit [SIA, 1992]. Die dauerhafte Überschreitung des hygienischen Grenzwerts kann nur mit einer mechanischen Lüftungsanlage sichergestellt werden. Der erforderliche personenbezogene Außenluftstrom beträgt 15 m³/h [SIA, 1992]. 4.3) Lüftungstechnik Die Lüftungsanlage wird nicht als vollwertige Klimaanlage, sondern als „Ersatzluftanlage“ ausgelegt. Es kann mit der Anlage weder Luftfeuchtigkeit noch Raumtemperatur geregelt werden. Die Zuglufttemperatur wird auf mindestens 16°C begrenzt. Der Außenluftstrom wird von 30 m³/(h*Person) [DIN1946-2] auf 15 m³/(h*Person) reduziert. Eine Stoßlüftungsmöglichkeit über die Fenster ist bei dieser Anlagenauslegung erforderlich. 4.4) Gesamtluftmengen Aufgrund der Berücksichtigung der Gleichzeitigkeit bei der Belegung der Klassenzimmer kann die Gesamtluftmenge zur Anlagenauslegung deutlich vermindert werden. Im normalen Schulbetrieb ist die Lüftungsanlage auf 5.840 m³/h ausgelegt. Die Anlagen werden mit der Maximalluftmenge von 8.180 m³/h dimensioniert. Außerhalb der Schulzeit, sowie in den Ferien wird die Luftmenge deutlich reduziert, hier werden 2.160 bzw. 1.080 m³/h angesetzt. Die Abluftmenge wird der Zuluftmenge stufenlos angepasst. Aufgrund der Berücksichtigung der Gleichzeitigkeit bei der Belegung der Klassenzimmer schwankt die Luftmenge in den Ablufträumen während des Schulbetriebs zwischen 100% und 140%. Zuluft- und Abluftkanäle für das Gesamtgebäude im Erdreich 4.5) Sonderräume Sonderanlagen wie Chemikalienabzüge und Küchenhauben werden nicht an die Zentrallüftung angeschlossen, sondern direkt über Dach geführt. In der Küche sind drei Kochstellen mit freihängenden Ablufthauben ausgestattet. Ebenso wird der Hausmeisterraum mit einer Ablufthaube versehen. Die Ablufthaube des Hausmeisters wird aufgrund der höheren Leistungsanforderung als Energiesparhaube ausgeführt. Die Luft wird zentral über ein Abluftgerät abgesaugt. Die abgesaugte Luft wird über ein Zuluftgerät durch vortemperierte Zuluft ersetzt. 4.6) Lüftungsinstallation Alle Klassenzimmer, Fachräume und Büros, sowie das Lehrerzimmer, Mehrzweckraum und Turnhalle werden mit Zuluft versorgt. Die Regelung der Luftmenge erfolgt über raumweise angeordnete Volumenstromregler, die über einen Mehrstufenschalter je Raum oder Zone dezentral geschaltet werden können. Jedem Volumenstromregler ist ein Schalldämpfer nachgeschaltet. Alle innenliegende Räume, Sanitärbereiche und Garderoben werden der Abluftzone zugeordnet. Alle Ablufträume werden mit Decken-Lufteinlässen ausgestattet. Je nach Luftmenge erfolgt die Absaugung mit Tellerventilen oder Kasten-Lufteinlässen. Überschüssige Zuluft aus den Klassen und Fachräumen strömt über Überströmöffnungen mit L30 Qualität in den Hauptflur ab und wird im OG-Aula zentral abgesaugt. Installationen im „Brückenbereich“ der Flure Installationen im Nischenbereich der Klassenzimmer Lüftungsleitungen im Mittelzonenbereich Die Lüftungszentrale des Gebäudes ist im Untergeschoss angeordnet. Die Zentrale umfasst Zu- und Abluftgerät zur Innenaufstellung mit Wärmerückgewinnung durch einen Kondensationsrotor mit einem Durchmesser von1800 mm. Die Rückwärmzahl beträgt bei 5840 m³/h zuluftseitig 86 %, abluftseitig 74%. Als Ventilatoren werden EC-Ventilatoren verwendet. Die spezifische Stromaufnahme beträgt weniger als 0,4 W/m³h. 4.7) Energiekonzept Heizung Wärmeerzeugung: Block-Heiz-Kraft-Werk (BHKW) mit Gasbrennwertkessel: Die Heizzentrale befindet sich gemeinsam mit der Lüftungsanlage im Untergeschoss. Die Wärmebedarfsberechnung ergibt einen Normwärmebedarf von 76 kW. In der Wärmebedarfsberechnung werden keinerlei Wärmegewinne berücksichtigt. Mit Berücksichtigung von externen (direkte und diffuse Solarstrahlung) und internen Gewinnen (Schüler, Technik, Beleuchtung) kann bei Einhaltung des Passivhausstandards gemäß PHPP eine Heizleistung von weniger als 60 kW erreicht werden. Zum Einsatz kommt eine platzsparende, wandhängende Gas-Brennwerttherme mit einer Leistung von 60 kWth. Zusätzlich ist eine Kleinst-BHKW-Anlage mit 5,0 kWel und 12 kWth vorgesehen. Die zur Verfügung stehende Heizleistung beträgt somit 72 kWth und wird ausreichen das Gebäude zu beheizen. Die Heizgeräte sind so bemessen, dass die Nutzräume auch bei Außentemperaturen von -16°C auf 20°C beheizt werden können. Die Leistung reicht jedoch nicht aus um das Gebäude nach erheblicher Auskühlung wieder aufzuheizen. Im Passivhaus ist es deshalb üblich auf Nacht-, Wochenend- und Ferienabsenkung zu verzichten. Hierdurch der Gasleistungspreis gering gehalten werden. Die Betriebskosten werden minimiert. BHKW-Technik: Das BHKW hat im Vergleich zu einer konventionellen Versorgung sowohl energetische als auch ökologische Vorteile. So kann durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme ein erheblicher Beitrag zur CO2-Reduzierung geleistet werden. Die Primärenergieeinsparung beträgt bis zu 36%. Die Anlage erfüllt die Emissionswerte ½-TA-Luft. Die höheren Investitionskosten können, erfahrungsgemäß in relativ kurzen Zeiträumen amortisiert werden und liegen i.a. unterhalb der Anlagenlebensdauer. Das BHKW soll mit Erdgas H betrieben werden. Von einer mit Rapsöl bzw. Rapsmethylesther (RME) betriebenen Anlage wird abgeraten, da diese keine wesentlichen ökologischen Vorteile zu gasbefeuerten Anlagen bietet. Darüber hinaus sind bei RME-Anlagen höhere Investitions- und betriebsgebundene Kosten erforderlich, z.B. für einen Erdtank, so wie doppelt so häufige Wartungszyklen. Die Wirtschaftlichkeit wird hierdurch erheblich verschlechtert. Die BHKW-Anlage deckt den wärmeseitigen Grundlastbedarf, für Heizwärme, als auch Warmwasser. Ausgehend von einer Laufzeit von ca. 5100 h/a beträgt der Deckungsanteil der BHKW-Anlage an der Wärmeversorgung zwischen 70% und 80%. Durch einen zusätzlichen Heizungspufferspeicher mit einem Volumen von 2m³ wird ein „takten“ des BHKW`s und ein Zuschalten der Brennwerttherme vermindert. Im Sommer dient die Abwärme zur Erwärmung des benötigten Brauchwarmwassers. Die Anlage wird wärmegeführt gefahren. Sollte die Wärmeleistung von BHKW und Puffer nicht mehr ausreichen wird die GasBrennwert-Therme von der BHKW-Steuerung angefordert bzw. freigegeben. Die Brennwerttherme wird in Abhängigkeit vom benötigten Wärmebedarf gefahren. Bei dem vorgesehenen Gerät ist eine stetige Verringerung der Leistung bis zu 20% möglich. Die BW-Therme wird so dimensioniert, dass auch bei einem Ausfall der BHKW-Anlage volle Redundanz hinsichtlich der Wärmeversorgung auch an kalten Tagen gewährleistet werden kann. Das Abgas wird über Dach geführt. Die Kaminanlage hat der Brandschutzanforderung F90 zu entsprechen. Jede Anlage erhält einen separaten Kaminzug. Das Abgas der Brennwerttherme wird mit einem Luftabgassystem (LAS) D=150mm direkt über Dach geführt. Die erforderliche Verbrennungsluft für das BHKW wird aus dem UG angesaugt und in den Aufstellraum geführt. Die Anlage wird raumluftabhängig betrieben. Den höchsten wirtschaftlichen Nutzen beim Betrieb eines BHKWs erreicht man bei vollständiger Wärmeabnahme und gleichzeitiger Nutzung des erzeugten Stroms innerhalb der Liegenschaft. Der wirtschaftliche Vorteil wird durch die „Gewinne“ (= Verminderung der hohen Strombezugskosten) aus der Eigenstromerzeugung ermöglicht. Aufgrund der steuerlichen Vorteile für KWK-Anlagen beim Erdgas können niedrige Wärmepreise, auch unter Berücksichtigung der regelmäßig anfallenden Wartungsintervalle (ca. alle 3.500h) erreicht werden. Die elektrische Grundleistung (= Mindestbedarf) für die gesamte Liegenschaft wird voraussichtlich zwischen 2,5 und 3,5 KWel liegen. Dies entspricht bei Betrieb des BHKWs einem elektrischen Deckungsanteil von 50% bis 70% (bei voller Wärmenutzung/-Speicherung). Eine Minderung der elektrischen Anschlussleistung und der Erschließungskosten ist aufgrund der fehlenden Redundanz nicht möglich. Das BHKW wird im Netzparallelbetrieb gefahren, eine Notstromversorgung ist aus technischen Gründen (Asynchrongenerator) mit diesem Anlagentyp nicht möglich. Darüber hinaus ist eine Notstromfunktion auch seitens der Steuerungs- und Elektrotechnik äußerst aufwendig und kostspielig. Installation Die Wärmeverteilung für die statische Heizung im Schulhauptgebäude erfolgt über einen Heizkreis (VL/RL: 70°/50°C). Je 5 weitere Heizkreise sind für die Luftheizung der Turnhalle und der Rotunde, Bibliothek, Lehrerraum, Küche vorgesehen. Die Heizmitteltemperaturen werden außentemperaturabhängig gleitend geregelt. Die Heizungspumpen werden über Drehzahlregelung den wechselnden Lastzuständen angepasst. Die Verrohrung in der Zentrale und den Verteilleitungen wird aus schwarzen Stahlrohren, verschweißt und mit alukaschierten Mineralfaserschalen gedämmt ausgeführt. Im Sichtbereich (Zentrale, bzw. Haupttrassen) werden die Rohrleitungen mit einer Aluminium-Blechverkleidung ummantelt. Die Haupttrasse verläuft durchgehend an der Flurdecke des Erdgeschosses, verkleidet mit einer bauseitigen Abhängung. Installationen im Mittelzonenbereich Heizköpertypen Sofern erforderlich sind in den Räumen raumhohe Röhrenradiatoren vorgesehen. Der Anschluss erfolgt von oben. In der Aula kommen Fensterbankkonvektoren zum Einsatz mit Anschluss von unten. Die Raumtemperaturregelung erfolgt mittels Thermostatventilen mit Fernversteller. 5) Zusammenfassung und Ausblick Die Montessoripädagogik versucht im Unterricht, aber auch darüber hinaus, den sinnvollen Umgang mit der Natur zu vermitteln. Die Schüler sollten gerade dies bei einem Schulneubau im Gebäude unmittelbar erleben können. So wurde von Bauherrenseite ein Gebäude mit einem hohen ökologischen und energetischen Standard gewünscht. Mit dem Bau der ersten zertifizierten Passivhausschule in Deutschland wird ein hoher energetischer Standard kostengünstig realisiert. Viele Aspekte des Passivhausstandards kommen der Schulnutzung sehr entgegen. Insbesondere sind dabei die kontrollierte Lüftung (Lufthygiene) und auch die hochwärmegedämmten Verglasungen (behagliche Nutzung von lichtdurchfluteten Bereichen) zu sehen. Wenn man verfolgt, wie gerade in Schulen die Unterhaltskosten für die Betreiber einen erheblichen Kostenaufwand bedeuten, und mittlerweile viele Gebäude energetisch nachgebessert werden, zeigt sich die Passivhausbauweise auch in dieser Hinsicht als ökonomisch bessere Lösung im Vergleich zu konventionell erstellten Schulen. Wenn von Anfang an in der Planung der Passivhausstandard berücksichtigt wird, halten sich die Mehrkosten in überschaubaren Grenzen. Wichtig ist allerdings, dass entwurfsrelevanten Aspekte wie Kompaktheit der Außenhülle und eine konsequente Zonierung umgesetzt werden. Ein erhöhter Planungsaufwand ist erforderlich und zu berücksichtigen. Das Passivhausinstitut in Darmstadt (Dienstleistungsgesellschaft mbH) ist von Anfang in die Planung einbezogen worden, da das Gebäude als Passivhaus zertifiziert werden sollte. Die Voraussetzungen für eine abgestimmte und optimierte energetische Planung war so gegeben. Eine Schule als Passivhaus ist aus unserer Sicht ein Erfolgsmodell und wir würden uns wünschen, in Zukunft viele Nachahmer zu finden. Blick über das Dach